Seite 1-36 (pdf, 5 Mb) - Trafikantenzeitung

Seite 1-36 (pdf, 5 Mb) - Trafikantenzeitung Seite 1-36 (pdf, 5 Mb) - Trafikantenzeitung

trafikantenzeitung.at
von trafikantenzeitung.at Mehr von diesem Publisher
28.09.2014 Aufrufe

Pfeifen & Cigarren Journal D ie dauerhafte Akzeptanz eines Tabaks hängt letztendlich davon ab, ob der Verbraucher Gefallen an dessen Geruch und Geschmack findet, denn nur dann – wenn dies der Fall ist – wird er sich immer wieder für dieses Produkt entscheiden: Diese Rezeptur für einen nunmehr bereits 50 Jahre währenden Erfolg als Hersteller von Tabakwaren ist die einzige, die „Planta“ nicht im Tresor verborgen hält und preisgibt. Die Basistabak-Mischungsverhältnisse für die einzelnen Tabakmarken sowie die Casing-, Casingflavour- und Topflavour-Zusammensetzungsniederschriften sind hingegen absolute Betriebsgeheimnisse einer jeden Tabakmanufaktur und ihr eigentliches Kapital. Es ist eine Melange von Wohlgerüchen, die uns das sonst von anderen Werkshallenrundgängen her bekannte Rattern und Scheppern der Maschinen und Förderbänder fast vergessen läßt. Auf der Suche nach dem Quell dieser Düfte sind wir vor einer Regalwand mit Plastikkanistern angelangt, in denen Flüssigkeiten in allen Farbschattierungen vorrätig gehalten werden. „Diese Aromen sind konzentrierte Zubereitungen von Geruchs- und Geschmacksstoffen, die ausschließlich dazu bestimmt sind, Tabak – wie übrigens Lebensmitteln auch – einen besonderen Geruch oder Geschmack zu verleihen. Somit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg eines Produkts auf dem Markt“, klärt uns Michael Klein – zusammen mit Dr. Ellen Stiller, der Tochter des Planta- Tabakmanufakturgründers Dr. Manfred Obermann, für Forschung und Entwicklung zuständig – über den farbenfrohen Inhalt mit den Etiketten „Orange“, „Black & Bourbon“, „Mango & Vanilla“... auf. Etwas abseits stehen Fässer, aus deren Beschriftung wir uns zunächst keinen Reim machen können. „Das sind Zusatzstoffe, die dem Tabak zur Beeinflussung seiner Beschaffenheit oder zur Erzielung bestimmter Eigenschaften zugesetzt und vor allem im Casing eingesetzt werden. Unser Vis-a-Vis deutet die drei Fragezeichen richtig, die dieser Fachterminus in unseren Gesichtern hinterlassen hat, und setzt auch sogleich zur Erklärung an: „Das Casing – auch Tabaksoße ge- 20 trafikantenzeitung 10/2006 Für den Markterfolg eines Tabaks sind Mischungsbild, Geruch, Geschmack und Raumnote entscheidend. Um positive Sinneswahrnehmungen zu erzielen, die das Tabakrauchen erst zu einem Genußerlebnis werden lassen, stehen den Masterblendern in den Tabakmanufakturen Aromen und Zusatzstoffe zur Verfügung, wie sie übrigens auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung finden.

Aromenindustrie-Firmen. Aus deren Essenzen werden vom Tabakhersteller dann die endgültigen Aromen komponiert. Diese sind also – wie es Michael Klein ausdrückt – „komplexe Mischungen“, die neben einer Vielzahl von aromatisierenden Bestandteilen auch weitere Stoffe enthalten – zum Beispiel Trägerstoffe oder Lösungsmittel, die alle einer gesetzlichen Regelung unterliegen. Dieser folgend, ergibt sich eine Einteilung der Aromastoffe in natürliche, naturidentische und künstliche Aromastoffe, Aromenextrakte, Reaktionsaromen und Raucharomen. Ein Beispiel bringt wieder ein wenig Ordnung ins vom „Fachchinesisch“ überforderte Oberstübchen: „Der Extrakt aus Vanilleschoten ist ein natürliches Aroma. Synthetisches Vanillin – ein Geschmacksstoff, der chemisch genauso in den Vanilleschoten vornannt – wird direkt auf den noch ungeschnittenen Rohtabak aufgetragen und muß vor der Weiterverarbeitung des Tabaks einige Zeit auf diesen einwirken. Dadurch kann es in das Blatt einziehen. Es ist dann in den Tabak eingebunden und dadurch nicht so leicht flüchtig. Durch das Casing kann übrigens auch beim Austausch eines Rohtabaks das Beibehalten der gewohnten Geschmacksqualität gewährleistet werden. Weiters können minderwertigere Tabake aufgewertet, bzw. geschmackliche Fehler – wie etwa Schärfe oder bittere Noten – ausgeglichen werden. Gleichzeitig können dem Tabak mit dem Casing aber auch schon spezielle Geschmacksnoten beigefügt werden. Dazu stehen verschiedene Stoffe zur Verfügung, wie Fruchtkonzentrate, Gewürze, Lakritze, Kaffee, Tee, Kakao, Honig, Ahornsirup, Melasse, Zucker und schließlich auch Kochsalz.“ Aber damit noch nicht genug: „Eine weitere Möglichkeit, dem Tabak Aromen und Zusatzstoffe beizufügen, ist das Topflavour“, erfahren wir und bekommen auch sofort die Übersetzung nachgeliefert: Das englische Wort „flavour“ bedeutet Aroma, „top“ heißt so viel wie „obendrauf“. Das Topflavour ist also ein Aromengemisch, das am Ende des Verarbeitungsprozesses auf den geschnittenen Tabak aufgesprüht wird. Es gibt der Mischung ihren endgültigen Geschmack und ist auch für den Geruch entscheidend. Und schließlich bekommen wir noch zu hören, daß zusätzlich zu den Aromen dem Tabak auch getrocknete Früchte und Pflanzenteile, Wein, Likör und Süßholz völlig legal beigefügt werden dürfen. Grundsätzlich verboten sind hingegen unter anderem Campher und Campheröl, Cumarin. Safrol und Waldmeister. Die Vormischung der Einzelaromen aus ihren Grundstoffen erfolgt übrigens durch verschiedene Image Der etwas andere Pfeifentabak Image ist ein neuartiger Pfeifentabak, hergestellt ohne Zusatzstoffe. Er enthält also keinen Zucker, kein Feuchthaltemittel, keine Aromen und kein Konservierungsstoffe. Bloß Wasser wird bei der Produktion verwendet und später durch Trocknung wieder entzogen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Sollte der Tabak, der seinen charakteristischen Geschmack von verschiedenen Virginia-Graden und einem Anteil doppelt fermentierten Tabaks erhält, dem Pfeifenraucher im Geschmack zu scharf sein, kann Abhilfe geschaffen werden. Und zwar mit einem saugfähigem und geruchs- wie auch geschmacksneutralen Stück Papier, das man befeuchtet und einige Stunden auf den Tabak legt – oder auch unter Zuhilfenahme eines Humidors. Der Lohn für diese kleine Mühe ist ein reiner Tabak geschmack, was den „Image“ übrigens auch zum idealen Basistabak für das Mischen mit anderen Pfeifentabaken macht. 50 Gramm: 6 Euro kommt – ist ein naturidentisches Aroma. Synthetisches Äthylvanillin kommt so in der Natur nicht vor und ist deswegen ein künstliches Aroma.“ Apropos „Oberstübchen“. Dieses hat sehr viel mit dem zu tun, was Michael Klein den „sensorischen Einfluß der Aromen und Zusatzstoffe auf den Tabak“ nennt. Damit ist gemeint, daß der Mensch eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensoren besitzt, die über Nervenstrukturen eine durch einen Eindruck ausgelöste Erregung zwecks Auswertung zum entsprechenden Zentrum im Gehirn leiten. Was dieser Exkurs ins Medizinische mit der Entwicklung und Produktion von Tabakspezialitäten zu tun hat, sollten wir gleich erfahren: „Man unterscheidet beim Menschen fünf bis acht Sinne, von denen vier beim Tabakrauchen von Bedeutung sind: Gesichtssinn. Geruchssinn, Geschmackssinn und Tastsinn“, doziert Michael Klein zunächst unbeirrt weiter – nimmt mit dem nächsten Satz aber elegant die Kurve und ist wieder voll beim Thema, von dem er sich nicht wirklich je entfernt hat: Wird vom Kunden die Tabakverpackung geöffnet, wird mit dem sich offenbarenden Mischungsbildzuerst der Gesichtssinn angesprochen. Ob dieses als sympathisch wird, hängt von Kontrast. Farbe, Schnittbild, aber auch dem Glanz ab. Die meisten dieser Eigenschaften erreicht man natürlich durch die Auswahl der Tabake in den entsprechenden Schnittbreiten und Farben. Den Glanz jedoch kann man mit bestimmten Zusatzstoffen verbessern. Als nächstes wird dem Verbraucher der Geruch des Tabaks bewußt. Der Geruchssinn gehört zum Warnsystem des „Homo sapiens“. Üble Gerüche werden also sofort abgelehnt, weil damit im Unterbewußtsein ein 10/2006 trafikantenzeitung 21

Aromenindustrie-Firmen. Aus deren Essenzen<br />

werden vom Tabakhersteller dann<br />

die endgültigen Aromen komponiert.<br />

Diese sind also – wie es Michael Klein<br />

ausdrückt – „komplexe Mischungen“,<br />

die neben einer Vielzahl von aromatisierenden<br />

Bestandteilen auch weitere<br />

Stoffe enthalten – zum Beispiel Trägerstoffe<br />

oder Lösungsmittel, die alle einer<br />

gesetzlichen Regelung unterliegen.<br />

Dieser folgend, ergibt sich eine Einteilung<br />

der Aromastoffe in natürliche,<br />

naturidentische und künstliche Aromastoffe,<br />

Aromenextrakte, Reaktionsaromen<br />

und Raucharomen.<br />

Ein Beispiel bringt wieder ein wenig<br />

Ordnung ins vom „Fachchinesisch“<br />

überforderte Oberstübchen:<br />

„Der Extrakt aus Vanilleschoten ist ein<br />

natürliches Aroma. Synthetisches Vanillin<br />

– ein Geschmacksstoff, der chemisch<br />

genauso in den Vanilleschoten vornannt<br />

– wird direkt auf den noch ungeschnittenen<br />

Rohtabak aufgetragen und<br />

muß vor der Weiterverarbeitung des<br />

Tabaks einige Zeit auf diesen einwirken.<br />

Dadurch kann es in das Blatt einziehen.<br />

Es ist dann in den Tabak eingebunden<br />

und dadurch nicht so leicht flüchtig.<br />

Durch das Casing kann übrigens auch<br />

beim Austausch eines Rohtabaks das<br />

Beibehalten der gewohnten Geschmacksqualität<br />

gewährleistet werden. Weiters<br />

können minderwertigere Tabake aufgewertet,<br />

bzw. geschmackliche Fehler – wie<br />

etwa Schärfe oder bittere Noten – ausgeglichen<br />

werden. Gleichzeitig können<br />

dem Tabak mit dem Casing aber auch<br />

schon spezielle Geschmacksnoten beigefügt<br />

werden. Dazu stehen verschiedene<br />

Stoffe zur Verfügung, wie Fruchtkonzentrate,<br />

Gewürze, Lakritze, Kaffee, Tee,<br />

Kakao, Honig, Ahornsirup, Melasse,<br />

Zucker und schließlich auch Kochsalz.“<br />

Aber damit noch nicht<br />

genug: „Eine weitere<br />

Möglichkeit, dem Tabak<br />

Aromen und Zusatzstoffe<br />

beizufügen, ist das Topflavour“,<br />

erfahren wir und<br />

bekommen auch sofort<br />

die Übersetzung nachgeliefert:<br />

Das englische<br />

Wort „flavour“ bedeutet<br />

Aroma, „top“ heißt so viel<br />

wie „obendrauf“. Das Topflavour<br />

ist also ein<br />

Aromengemisch, das am<br />

Ende des Verarbeitungsprozesses<br />

auf den geschnittenen<br />

Tabak aufgesprüht<br />

wird. Es gibt der Mischung<br />

ihren endgültigen Geschmack<br />

und ist auch für<br />

den Geruch entscheidend.<br />

Und schließlich bekommen<br />

wir noch zu hören,<br />

daß zusätzlich zu den<br />

Aromen dem Tabak auch<br />

getrocknete Früchte und<br />

Pflanzenteile, Wein, Likör<br />

und Süßholz völlig legal<br />

beigefügt werden dürfen.<br />

Grundsätzlich verboten<br />

sind hingegen unter<br />

anderem Campher und<br />

Campheröl, Cumarin.<br />

Safrol und Waldmeister.<br />

Die Vormischung der<br />

Einzelaromen aus ihren<br />

Grundstoffen erfolgt übrigens<br />

durch verschiedene<br />

Image<br />

Der etwas andere Pfeifentabak<br />

Image ist ein neuartiger Pfeifentabak, hergestellt ohne<br />

Zusatzstoffe. Er enthält also keinen Zucker, kein Feuchthaltemittel,<br />

keine Aromen und kein Konservierungsstoffe.<br />

Bloß Wasser wird bei der Produktion verwendet und<br />

später durch Trocknung wieder entzogen, um Schimmelbildung<br />

zu vermeiden. Sollte der Tabak, der seinen<br />

charakteristischen Geschmack von verschiedenen<br />

Virginia-Graden und einem Anteil doppelt fermentierten<br />

Tabaks erhält, dem Pfeifenraucher im Geschmack zu<br />

scharf sein, kann Abhilfe geschaffen werden. Und zwar<br />

mit einem saugfähigem und geruchs- wie auch<br />

geschmacksneutralen Stück Papier, das man<br />

befeuchtet und<br />

einige Stunden auf<br />

den Tabak legt –<br />

oder auch unter<br />

Zuhilfenahme eines<br />

Humidors. Der Lohn<br />

für diese kleine Mühe<br />

ist ein reiner Tabak<br />

geschmack, was den<br />

„Image“ übrigens<br />

auch zum idealen<br />

Basistabak für das<br />

Mischen mit anderen<br />

Pfeifentabaken<br />

macht.<br />

50 Gramm: 6 Euro<br />

kommt – ist ein naturidentisches<br />

Aroma. Synthetisches Äthylvanillin<br />

kommt so in der Natur nicht vor und ist<br />

deswegen ein künstliches Aroma.“<br />

Apropos „Oberstübchen“. Dieses hat<br />

sehr viel mit dem zu tun, was Michael<br />

Klein den „sensorischen Einfluß der<br />

Aromen und Zusatzstoffe auf den Tabak“<br />

nennt. Damit ist gemeint, daß der<br />

Mensch eine Vielzahl von unterschiedlichen<br />

Sensoren besitzt, die über<br />

Nervenstrukturen eine durch einen Eindruck<br />

ausgelöste Erregung zwecks Auswertung<br />

zum entsprechenden Zentrum<br />

im Gehirn leiten.<br />

Was dieser Exkurs ins Medizinische<br />

mit der Entwicklung und Produktion<br />

von Tabakspezialitäten zu tun hat,<br />

sollten wir gleich erfahren:<br />

„Man unterscheidet beim Menschen<br />

fünf bis acht Sinne, von denen vier beim<br />

Tabakrauchen von Bedeutung sind:<br />

Gesichtssinn. Geruchssinn,<br />

Geschmackssinn<br />

und Tastsinn“,<br />

doziert Michael Klein zunächst<br />

unbeirrt weiter –<br />

nimmt mit dem nächsten<br />

Satz aber elegant die<br />

Kurve und ist wieder voll<br />

beim Thema, von dem er<br />

sich nicht wirklich je<br />

entfernt hat:<br />

Wird vom Kunden die<br />

Tabakverpackung geöffnet,<br />

wird mit dem sich offenbarenden<br />

Mischungsbildzuerst<br />

der Gesichtssinn<br />

angesprochen. Ob dieses<br />

als sympathisch wird,<br />

hängt von Kontrast.<br />

Farbe, Schnittbild, aber<br />

auch dem Glanz ab. Die<br />

meisten dieser Eigenschaften<br />

erreicht man<br />

natürlich durch die Auswahl<br />

der Tabake in den<br />

entsprechenden Schnittbreiten<br />

und Farben. Den<br />

Glanz jedoch kann man<br />

mit bestimmten Zusatzstoffen<br />

verbessern.<br />

Als nächstes wird dem<br />

Verbraucher der Geruch<br />

des Tabaks bewußt. Der<br />

Geruchssinn gehört zum<br />

Warnsystem des „Homo<br />

sapiens“. Üble Gerüche<br />

werden also sofort abgelehnt,<br />

weil damit im<br />

Unterbewußtsein ein<br />

10/2006 trafikantenzeitung 21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!