Seite 1-32 (pdf, 4,7 Mb) - Trafikantenzeitung
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Das große Interview<br />
Trafikanten vor allem in Grenznähe zu gründen,<br />
denen diese Einfuhrsperre nur bedingt genützt<br />
hätte. Diese Lösung wurde mit dem Finanzministerium<br />
diskutiert, wobei ich in die Diskussion<br />
eingebracht habe, diese Einfuhrbeschränkung auf<br />
gesundheitspolitische und nicht auf steuerpolitische<br />
Beine zu stellen, was den Vorteil hat,<br />
daß für die Kontrolle nicht der personell unterbesetzte<br />
Zoll, sondern die Polizei zuständig ist.<br />
Bei der Schlußverhandlung ist uns eine Handelsspannenverhandlung<br />
direkt angeboten worden.<br />
Ein Angebot, dem ich entgegengesetzt habe,<br />
daß mit ihm der Westen belohnt würde und jene<br />
Trafiken, die Verkaufseinbrüche haben, zwar eine<br />
ein wenig höhere Handelsspanne erhalten, allerdings<br />
wären in den Fonds gerade so viel Mittel<br />
geflossen, die für eine Dotierung von 7 Millionen<br />
pro Jahr gereicht hätten, was also<br />
20 Millionen über den Zeitraum von<br />
3 Jahren bedeutet hätte. Und so<br />
einigten wir uns schließlich darauf,<br />
daß der Fonds mit einer Berechnungssumme<br />
von 35 Millionen<br />
jährlich von den Trafikanten gefüllt<br />
wird, weil er mit Geldern ihres<br />
Handelsspannenanteils bestückt<br />
wird. Und daher können auch die<br />
Trafikanten bestimmen, was mit<br />
dem Fonds geschieht und wie<br />
er verteilt wird. Das scheint mir<br />
deshalb wichtig, weil es hätte ja<br />
auch so laufen können, daß der<br />
Fonds von der Industrie gespeist<br />
wird und dann hätte diese über<br />
ihn bestimmt. Und damit trägt das<br />
Kompromißergebnis sowohl die<br />
Handschrift des Bundesgremiums<br />
wie auch des Finanzministeriums.<br />
Industrie: Abschieben,<br />
verweigern, verweisen…<br />
Die Industrie beklagt, daß sie in die<br />
Verhandlungen nicht eingebunden war.<br />
Warum hat man sie sich nicht zu<br />
Verbündeten gemacht?<br />
Die Industrie ist in Salzburg am 31. August zur<br />
konstruktiven Mitarbeit aufgefordert worden. Das<br />
Ergebnis, für das sie ein Monat Zeit hatte, war<br />
kein konstruktives, sondern ein Abschieben,<br />
teilweises Verweigern unter der Devise „Die<br />
Trafikanten verdienen ohnedies genug“ und<br />
Verweisen auf ausländische Modelle wie in<br />
Frankreich. Wir haben also nicht das Gefühl<br />
gehabt, daß die Industrie an einer Zusammenarbeit<br />
zur Lösung dieses Problems interessiert<br />
sei, weil sie anscheinend von Anfang an Angst<br />
davor gehabt hat, daß eine solche ihr Geld<br />
kostet. Sie konnte sich auch nicht darauf einigen,<br />
eine Arbeitsgruppe zu bilden, wo ein Mann die<br />
Industrie vertritt. Und ich war nicht bereit, mir in<br />
eine Problemlösungsgruppe, die noch dazu unter<br />
Zeitdruck arbeitet, weitere Probleme, nämlich die<br />
der Industrie, hereinzuholen. Das haben wir dann<br />
trafikantenzeitung 1/2008<br />
auch so formuliert und gesagt: Freunde, ihr wollt<br />
oder könnt uns nicht helfen, daher werden wir<br />
das Thema weiterhin selbst in der Hand behalten<br />
und euch gegebenenfalls informieren. Die Lösung<br />
für den Solidaritätsfonds in seiner jetzigen Form<br />
ist uns erst am Verhandlungstag im Ministerium<br />
auf den Tisch gelegt worden. Wir haben in den<br />
Gesprächen natürlich ins Treffen geführt, daß ein<br />
solcher Fonds auch aus dem Steuertopf finanziert<br />
werden könnte, zumal ja über ein Jahrzehnt lang<br />
Monopolverwaltungsgebühren kassiert wurden<br />
und werden. Nur hat hier ein Teil der Industrie den<br />
Fehler gemacht, sich einerseits an den Staatssekretär<br />
Matznetter mit Forderungen zu wenden und<br />
andererseits in Zeitungsberichten zu lancieren,<br />
welche Gewinne sie in Österreich machen. Und so<br />
hat dann der Herr Matznetter auch gemeint, daß<br />
Komm. Rat Peter Rudolf Trinkl:<br />
Das Ergebnis trägt – wie jeder<br />
Kompromiß – die Handschrift<br />
beider Verhandlungspartner...<br />
die Industrie die 10 Prozent Handelsspannenerhöhung<br />
locker bezahlen kann. Das hat er ja<br />
dann auch in der Pressekonferenz behauptet, wo<br />
ich ihm widersprechen mußte. So viel zur<br />
Industrie. Mehr kann ich nicht dazu sagen: Sie<br />
wollten nicht, sie konnten nicht – wie auch<br />
immer!<br />
Den Weg zur 25-Stück-<br />
Regelung verbaut…<br />
Die 200-Stück-Einfuhrbeschränkung ist<br />
genau so wenig eu-konform wie es eine<br />
Verlängerung der 25-Stück-Regelung<br />
gewesen wäre. Und die letztere wäre ebenso<br />
gesundheitspolitisch zu argumentieren<br />
gewesen wie die Rückkehr auf die Zoll-<br />
Einfuhrbestimmungen vor der rotweißroten<br />
EU-Vollmitgliedschaft. Eine Rückkehr, von<br />
der übrigens nicht nur Einreisende aus den<br />
neuen EU-Mitgliedsländern betroffen sind,<br />
sondern auch aus Italien, Spanien, Frankreich<br />
usw. Warum hat man sich, wenn man<br />
schon auf Konfrontationskurs mit der EU<br />
geht, für diesen Weg entschieden?<br />
Zunächst, mich kümmern die Verfahren, welche<br />
die Republik Österreich mit der EU auszufechten<br />
hat, relativ wenig. Noch dazu braucht so ein<br />
Verfahren drei Jahre. Man hat hier mit der<br />
gesundheitspolitischen Argumentation eine neue<br />
Begründung suchen müssen, weil man den doch<br />
sehr naiven Weg gegangen ist, bei EU-Steuerkommissar<br />
Kovács anzufragen, ob man nicht die<br />
25-Stück-Regelung verlängern kann. Und mit<br />
diesem Fehlversuch hat man sich eigentlich die<br />
Beibehaltung der 25-Stück-Regelung verbaut, weil<br />
dann wäre es ja ein Justament gewesen. Auf der<br />
anderen <strong>Seite</strong> bin ich mit der 200-Stück-Regelung<br />
nicht so unglücklich, weil die Kontrolle nicht mehr<br />
beim Zoll, sondern bei der Polizei liegt. Außerdem<br />
gilt sie für jedermann, nicht nur für die österreichischen<br />
Staatsbürger, und gegenüber jedem<br />
Land. Bei einem Zwischenstand der Gespräche<br />
waren wir sogar bei einer Null-<br />
Lösung, der nach keine Zigarette<br />
ohne deutschsprachige Aufschrift<br />
mehr von Privatpersonen eingeführt<br />
werden hätte können. Aber dann<br />
hätten wir mit sämtlichen Staaten<br />
des Zollabkommens ein Problem<br />
bekommen. Und was die Befristung<br />
auf drei Jahre anlangt, so ist die<br />
Chance, daß die neuen EU-Mitgliedsstaaten<br />
die Preise schneller<br />
bewegen als wir unsere, eine ziemlich<br />
große. Jetzt gibt es mit Jahresbeginn<br />
eine Preisanpassung, die es<br />
sowieso gegeben hätte – und dann<br />
sollte eigentlich die nächsten zwei,<br />
drei Jahre Ruhe sein.<br />
Exzessive Hinterlandkontrollen<br />
werden uns alsbald – wie<br />
schon England vor etwa zwei<br />
Jahren – einen Brief aus Brüssel bescheren,<br />
solche Kontrollen zu unterlassen. Wie<br />
wirkungsvoll ist also die 200-Stück-Keule<br />
wirklich?<br />
Was die von Ihnen angesprochenen exzessiven<br />
Kontrollen anlangt, so muß man dazu wissen, daß<br />
diese in Großbritannien vom Zoll ausgegangen<br />
sind. Wir aber laufen mit bei den Personenkontrollen<br />
mit. Und solche sind a) von der EU nicht<br />
verboten und b) hat zum Beispiel Niederösterreichs<br />
Landeshauptmann Pröll zugesagt, daß<br />
sich sein Bundesland diesbezüglich sehr engagiert<br />
erweisen werde – und das käme auch uns zugute.<br />
Die Eier legende Woll-<br />
milchsau gibt es nicht…<br />
Die Schmuggler diesseits der Grenze und<br />
der Schwarzmarkt jenseits dieser stehen<br />
alsbald sicher mit Markenfälschungen mit<br />
deutschsprachigen Warnhinweisen bereit,<br />
meint etwa die Deutsche Tabakzeitung.<br />
Treibt man also nicht die Konsumenten, für<br />
die geiz geil ist, mit der Ein-Stangen-Lösung<br />
mit fremdsprachigen Warnaufdrucken dem<br />
illegalen Zigarettenhandel zu?