Seite 1-32 (pdf, 4,7 Mb) - Trafikantenzeitung
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Im Gespräch<br />
aufgefordert, mehr Beweglichkeit<br />
zu zeigen. – sei es, was<br />
die Rahmenbedingungen des<br />
Monopolgesetzes anlangt, sei es<br />
hinsichtlich des Nebenartikelkatalogs.<br />
Ist die MVG ein<br />
zu strenger Gralshüter?<br />
Nein, weil wir hüten ja das Gesetz<br />
und den Geist des Gesetzes – und<br />
den hütet niemand anderer in einer<br />
so unabhängigen Stellung wie wir,<br />
denn alle anderen sind aus<br />
ökonomischen oder standespolitischen<br />
Überlegungen her parteiisch.<br />
Wir müssen die Balance halten,<br />
wobei ich zumindest für mich in Anspruch<br />
nehme, der bisher seit 1996<br />
beweglichste Monopolstellenleiter<br />
zu sein.<br />
Im Papier des Finanzministeriums<br />
ist bezüglich der Nebenartikelerweiterungen<br />
bloß von<br />
„bestimmten nichtalkoholischen<br />
Getränken“ die Rede. Was wird<br />
im Endeffekt erlaubt sein, kann<br />
der Trafikant auch Kaffe oder<br />
Tee ausschenken?<br />
Ich kenne einen Antrag des Bundesgremiums,<br />
mit dem das ausgeschlossen<br />
wird.<br />
Mag. Dr. Fritz Simhandl:<br />
„Die Nebenartikelerweiterung um antialkoholische<br />
Getränke ist nun einmal paktiert und wir werden das<br />
sehr konservativ vollziehen, was heißt, daß wir den<br />
Fachgeschäftscharakter in den Vordergrund stellen<br />
und nicht jede Kubatur und Größe zulassen werden...“<br />
ist. Gutscheine sind ja bloß Geld in<br />
einer anderen Aggregatsform, das<br />
noch dazu leicht handhabbar ist<br />
und mit dem man – wie etwa bei<br />
den Telefonwertkarten – durchaus<br />
respektable Deckungsbeiträge<br />
erwirtschaften kann.<br />
Wie jedes Ding, so haben<br />
nach Meinung vieler, auch die<br />
nikotinhaltigen Tabakersatzprodukte<br />
zwei <strong>Seite</strong>n. Als ihre<br />
Schattenseite wird genannt, daß<br />
der Trafikant damit ein Produkt<br />
verkauft, mit dem er a la longue<br />
Kunden verliert. Sehen Sie auch<br />
diese Gefahr?<br />
Die Produkte, die wir da im Auge<br />
haben, sind ja alles keine Raucherentwöhnungsprodukte.<br />
Weil diese<br />
wären ja medizinisch indiziert und<br />
blieben den Apotheken vorbehalten.<br />
Was in den Trafiken angeboten<br />
werden soll, das ist der Nikotingenuß<br />
zwischendurch in rauchfreien<br />
Zonen. Wer das verwendet, läßt ja<br />
nicht von der Zigarette ab. Es ist<br />
also ein sehr nahe am Kernbereich<br />
„Rauchen“ liegendes Produkt, dem<br />
in Zeiten immer mehr ausufernder<br />
Rauchverbote steigende Bedeutung<br />
zukommt.<br />
Die jetzige Nebenartikelerweiterung um<br />
das Anbieten antialkoholischer Getränke<br />
ist sicherlich nicht der große Wurf,. Wer<br />
hier aktiv werden will, muß Platz für eine<br />
Kühlvitrine haben, Geld in die Anschaffung<br />
oder Miete einer solchen investieren,<br />
befindet sich mit den Artikeln in einem<br />
Diskontpreisumfeld zu den Handelsketten<br />
und spricht vor allem eine Zielgruppe an,<br />
die nicht mit jener der Trafikanten ident<br />
ist – nämlich die Jugendlichen. Absolute<br />
Schwarzseher glauben darin sogar eine<br />
Gefährdung des Monopols zu erkennen, weil<br />
das Wildern in den Regalen der Supermärkte<br />
deren Begehrlichkeit wecken<br />
könnte, im Gegenzug Zigaretten ins Angebot<br />
zu nehmen. Kann man mit dieser Lösung also<br />
glücklich sein?<br />
Es ist nun einmal so paktiert und wir werden das<br />
sehr konservativ vollziehen. Und wer da mitmacht,<br />
das kann ja letztendlich jeder für sich entscheiden<br />
– genauso wie beim Fresh-and-Sweet-Angebot.<br />
Sie sagten „konservativ vollziehen“ Das<br />
heißt?<br />
Konservativ heißt, daß wir den Fachgeschäftscharakter<br />
in den Vordergrund stellen und nicht<br />
jede Kubatur und Größe zulassen werden. Und<br />
nach einem Jahr wird man dann auch einen Überblick<br />
über die Deckungsbeiträge haben.<br />
22 trafikantenzeitung 1/2008<br />
Wie schon angedeutet: In der Nebenartikelerweiterung<br />
glauben manche das Darbieten<br />
einer Angriffsfläche für das Monopol zu<br />
erkennen. Wenn man sich schon so weit<br />
vorwagt, wäre es dann nicht gleich sinnvoll,<br />
den Nebenartikelkatalog ersatzlos zu<br />
streichen und so dem Trafikanten einen in<br />
einem vernünftigen Verhältnis zur Angebotsfläche<br />
stehenden Nebenartikelfreiraum zu<br />
schaffen, in dem er – den regionalen<br />
Bedürfnissen und denen seines Kundenumfelds<br />
entsprechend – disponieren kann?<br />
Derartiges hat noch nie jemand laut beantragt.<br />
Es gab bloß einmal einen Antrag, so und so viele<br />
Quadratmeter freizugeben, wo man von Grillkohle<br />
bis zum Schnitzel alles verkaufen kann. In einer<br />
solchen Forderung sehe ich – weil man damit in<br />
Summe alle anderen Handelssparten konkurrenziert<br />
– ein weit größeres Bedrohungsszenario für<br />
das Monopol als mit der jetzigen Erweiterung.<br />
Die Pre-Paid-Produkte sollen um Gutscheine,<br />
Bons und Wertkarten auch für<br />
Handelsprodukte und Dienstleistungen<br />
erweitert werden. Woran ist da konkret<br />
gedacht, wobei viele Kritiker unter den<br />
Trafikanten schon jetzt über eine Gutscheinangebotsübersättigung<br />
klagen?<br />
Das ist eine Sache, die keinen Platz und keine<br />
Vorfinanzierung erfordert und selbsterklärend<br />
Themenwechsel: Solidaritätsfonds. Dazu<br />
sind nun Richtlinien zu erlassen. Wer wird<br />
in den Genuß von wieviel aufgrund welcher<br />
Kriterien kommen?<br />
Das werden das Bundesgremium, die Monopolverwaltung<br />
und das Finanzministerium auszuarbeiten<br />
haben. Unter welchen Kriterien und wieviel<br />
– das wird der Hauptansatzpunkt sein, den<br />
die Standesvertretung zu formulieren hat. Das<br />
hat sie ja bereits für den ersten Solidaritätsfonds<br />
(AT/JTI, WKO, tob) getan und die Benchmarks<br />
somit vorgegeben. Ob diese für den zweiten<br />
gleichbleiben, wo viel mehr ökonomische Potenz<br />
dahinter ist und ungleich mehr Anspruchberechtigte<br />
anfallen dürften, wird sich weisen. Vom Gesetz<br />
her ist es ja so, daß gegen Ende Februar die<br />
ersten Mittel in den Fonds einfließen. Das<br />
Bundesgremium wird also seine Interessen<br />
– auch im gesamtösterreichischen Ausgleich und<br />
dem Ausgleich von Fachgeschäften und Verkaufsstellen<br />
sowie den einzelnen Bundesländern<br />
– einbringen. Die Monopolverwaltung macht<br />
deshalb mit und ist nicht zuletzt Quasi-Fondsgeschäftsstelle,<br />
weil wir über ein flächendeckendes<br />
Datenmaterial verfügen. Wir wissen, wie sich<br />
die Umsätze pro Standort entwickeln, wir wissen<br />
wie bei jedem die Handelsspanne aussieht – das<br />
kann unser System alles errechnen. Wir kennen<br />
die Standorte, wissen über die ganze Genese und<br />
die Verhältnisse – ist das eine Millionen-Trafik<br />
oder eine ganz kleine. Aus diesen sachpolitischen