Seite 1-32 (pdf, 4,7 Mb) - Trafikantenzeitung
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Im Gespräch<br />
also keine Ausnahmen. Es gibt Regeln, die sind<br />
transparent und die werden auch veröffentlicht.<br />
Sollten dennoch Kosten erwachsen, sind die<br />
sicher mit den Zinsen mehr als abdeckbar. Ich<br />
denke da etwa an eine Halbtagskraft bei der<br />
Monopolverwaltung.<br />
Es wird gemunkelt, daß das Bundesgremium<br />
über das Maßnahmenpaket nicht zuletzt<br />
deshalb erleichtert war, weil der Streik/die<br />
Demonstration nicht die nötige Unterstützung<br />
für eine Zurschaustellung der Einigkeit der<br />
Branche gefunden hätte. Stimmt das?<br />
Die Anmeldungen für den Streik waren blamabel,<br />
haben sich aber mit meinen Erwartungen gedeckt.<br />
Es wäre ja „mein“ dritter Streik gewesen. Die<br />
Solidarität unter den Trafikanten war immer eine<br />
geringe, ist eine geringe - und ich war froh, diese<br />
Karte nicht ausspielen zu müssen.<br />
Wie viel ist „blamabel“?<br />
Meiner Einschätzung nach wären wir mit 1.500<br />
Leuten dort gestanden. Und das ist bei fast 8.000<br />
Trafikanten plus Mitarbeitern relativ wenig.<br />
Als einer der ersten Trafikanten-Partner<br />
ist Lotto/Toto vom Solidaritätszug abgesprungen<br />
und hätte am 26. November die<br />
Leitungen offen gehalten. Jetzt applaudieren<br />
die österreichischen Lotterien dem<br />
Trafikanten-Paket. Ist das nicht etwas<br />
wenig? Und warum soll ausschließich<br />
die Tabakwirtschaft ein Solidaritätsopfer<br />
bringen, von dem offensichtlich die übrigen<br />
Handelspartner befreit sind?<br />
Aus der Geschichte heraus ist es ja so, daß die<br />
Annahmestellen nur knapp über der Hälfte bei<br />
den Trafiken liegen. Das heißt, wir sind für einen<br />
solchen Vertrieb – und das gilt auch für die<br />
Zeitungen und die anderen Warengruppen, auf<br />
die wir nicht das Monopol haben – durch jede<br />
andere Branche ersetzbar. Natürlich werden wir<br />
uns die Solidarität unserer Partner merken.<br />
Noch eine Frage zum Schluß: Zwischen dem<br />
Bundesgremium und der Monopolverwaltung<br />
gibt es in strukturpolitischen Fragen<br />
unterschiedliche Auffassungen. Woran<br />
scheiden sich die Geister?<br />
Sie scheiden sich einmal an den Fragen: Was ist<br />
Nahverorgung, was ist Flächendeckung? Da hat<br />
die Monopolverwaltung doch eine relativ<br />
antiquierte Sicht der Dinge wie auch hinsichtlich<br />
der Lebensfähigkeit. Und aus dieser unterschiedlichen<br />
Sicht ergibt sich auch eine unterschiedliche<br />
darüber, wie die Strukturen ausschauen könnten.<br />
Die Monopolverwaltung versucht allerdings<br />
in letzter Zeit, ein paar unserer Sichtweisen<br />
anzunehmen, oder besser gesagt: Gefahren zu<br />
erkennen – vor allem hinsichtlich der Grenzregionen.<br />
Das wird sich einschleifen, einschleifen<br />
müssen – es wird nur noch eine Zeit dauern.<br />
„Über uns, die Industrie, ist<br />
drüber gefahren worden, uns<br />
die Industrie, hat niemand<br />
gefragt – und das, obwohl<br />
wir sehr wohl eine Antwort<br />
parat gehabt hätten: Die<br />
Verlängerung der 25-Stück-<br />
Regel unter den gleichen gesundheitspolitischen<br />
Vorzeichen wie jetzt die<br />
200-Stück-Einfuhrbeschränkung<br />
erlassen worden ist. Und dann<br />
Stefan Fitz, Austria Tabak/JTI-Generaldirektor<br />
„Mit Atombomben<br />
auf Tontauben<br />
geschossen...“<br />
Austria Tabak/JTI hat auf die Presse-<br />
Präsentation des sogenannten Trafikanten-<br />
Pakets ungewöhnlich scharf reagiert, es<br />
als kontraproduktiven Pyrrhussieg<br />
kommentiert und bedauert, nicht in die<br />
Verhandlungen miteingebunden worden zu<br />
sein. Wäre dies der Fall gewesen, wie hätte<br />
ihr Vorschlag ausgesehen?<br />
„Zum jetzigen Zeitpunkt weiß<br />
niemand, ob ein Solidaritätsfonds<br />
überhaupt gebraucht<br />
wird, wenn die 200-Stück-<br />
Regelung entsprechend<br />
kontrolliert wird...“<br />
Lassen sie mich einen kurzen Anamnese-Rückblick<br />
voranstellen, um die Zusammenhänge aufzuzeigen:<br />
Slowenien hat Mitte Juli 2007 die 64-Euro-Hürde<br />
genommen. Und seit 1. Jänner gilt die 25-Stück-<br />
Regelung nur noch für Grenzübertritte aus Ungarn<br />
und der Slowakei, für die Tschechische Republik ist<br />
sie obsolet geworden. Damals beim den Beitrittsvertragsverhandlungen<br />
– 2003/im Mai 2004 – hat<br />
man geglaubt, daß sich die<br />
Preisniveaus innerhalb der<br />
Übergangsfristen angleichen<br />
werden. 2005 gingen dann<br />
in Österreich aufgrund einer<br />
Steuererhöhung die Preise um<br />
gleich 30 Cent in die Höhe.<br />
Damit sind die Überlegungen<br />
hinfällig geworden, daß sich<br />
eine Preisniveauangleichung<br />
aus einem Stehen-Bleiben<br />
der Preise in Österreich und<br />
einer Hinauf-Entwicklung der Preise in den neuen<br />
EU-Mitgliedssaaten ergibt. Dieses Problem hätte<br />
man mit einer Verlängerung der 25-Stück-Regelung<br />
für Packungen mit fremdsprachigen Warnhinweisen<br />
in den Griff bekommen können. Jetzt ist eine solche<br />
200-Stück-Einfuhrbeschränkung beschlossen worden,<br />
wobei die daraus resultierende Entwicklung keine<br />
vorhersehbare ist. Diese hätte man während ein paar<br />
Monaten Beobachtungszeit ausloten sollen. Schließlich<br />
weiß ja zum jetzigen Zeitpunkt niemand, ob ein<br />
Solidaritätsfonds überhaupt gebraucht wird, wenn<br />
diese 200-Stück-Regelung entsprechend kontrolliert<br />
wird. Den Trafikanten an der Südgrenze zu Slowenien,<br />
die durch den überraschenden Schlußstrich unter die<br />
Übergangsfrist in Probleme geschlittert sind, haben<br />
wir als einziges Industrieunternehmen Geld unter<br />
dem Titel einer Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Und<br />
jetzt wird man sehen, wie sich die Situation an der<br />
Grenze zur Tschechischen Republik entwickeln wird.<br />
Die 200-Stück-Begrenzung ist nicht so gut wie die<br />
25-Stück-Regelung, aber immer noch besser als die<br />
Freigabe für die EU-Richtmenge von 800 Stück.<br />
Andere Staaten sind mit diesem Problem ja schon<br />
früher konfrontiert worden. In Frankreich etwa hat der<br />
Staat aus den Tabaksteuereinnahmen den Problemtrafiken<br />
an der Grenze den Einnahmenausfall bezahlt.<br />
Das wäre auch Modell – mit dem Vorteil, daß mit ihm<br />
Preisschübe hintangehalten<br />
würden.<br />
Sie hatten also konkrete<br />
Vorschläge in der<br />
Schreibtischschublade.<br />
Warum sind sie nicht<br />
gehört worden?<br />
Wir haben jedenfalls im<br />
letzten halben Jahr mehrfach<br />
konstruktive Vorschläge<br />
gemacht. Warum wir nicht zum entscheidenden<br />
Termin eingeladen waren, das müßten Sie die Herren<br />
im Finanzministerium fragen. Daß die Verhandlungspartner<br />
das Ergebnis umgehend und ohne ein Feedback<br />
einzuholen als wunderbare Lösung verkauft<br />
haben, obwohl es nicht einmal die Bezeichnung<br />
Lösung verdient, ist nicht die feine Art. Was da<br />
passiert ist, entbehrt jeglicher Logik. Wir haben dann<br />
umgehend auf die Problematik der uns wenig durch-<br />
12 trafikantenzeitung 1/2008