Seite 1-32 (pdf, 4,7 Mb) - Trafikantenzeitung
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Das große Interview<br />
ja niemandem in den Mund legen, aber da<br />
müssen sie selbst etwas tun – etwa, daß sie<br />
14 Tage keine Ware lagernd haben. Allerdings<br />
frage ich mich, wieso es die Zigarettenindustrie<br />
zustande bringt, noch vor dem 1. Jänner zu<br />
reagieren, die Cigarrengroßhändler aber<br />
nicht.<br />
Getränke: bloß ein<br />
Mascherl um das Paket...<br />
Ein weiterer Punkt des Trafikanten-Hilfspakets<br />
ist die Erweiterung des Nebenartikelsortiments<br />
um nicht-alkoholische<br />
Getränke. Die Monopolverwaltung sagt, daß<br />
laut einem Antrag des Bundesgremiums<br />
davon Tee und Kaffee ausgeschlossen<br />
bleiben sollen. Also<br />
fokussiert man sich auf Mineralwasser,<br />
Cola- und Energy-Drinks.<br />
Produkte die im Supermarkt-<br />
Umfeld wesentlich billiger zu<br />
haben sind und für deren<br />
Präsentation die Anschaffung<br />
einer Kühlvitrine nötig ist, für die<br />
viele Trafikanten gar keinen Platz<br />
haben. Was soll das also bringen?<br />
Tee und Kaffee anzubieten, ist nicht<br />
unsere Intention, zumal die Trafikanten<br />
bei einer offenen Ausschank diverse<br />
gesundheitspolitische Vorschriften<br />
beachten müßten. Es geht um nicht-alkoholische<br />
Getränke in der Maximaleinheit<br />
von 0,5 Liter in Pet oder Dose<br />
– keineswegs Mehrweg-gebinde<br />
– gekühlt. Wir bewegen uns also<br />
in einem Impuls- und Mitnahmeartikelsegment,<br />
wo kein Lebensmittelinspektor aktiv werden kann.<br />
Es ist ein Selbstläufer, wenn der Trafikant einen<br />
entsprechenden Kundenkreis hat. Und wer glaubt,<br />
keine Umsätze daraus lukrieren zu können, muß<br />
diese Produkte ebenso wenig führen wie die des<br />
Fresh-and-Sweet-Angebots. Das ist und war ja<br />
nicht als ein Rettungsanker für die Trafikanten<br />
gedacht, sondern ist ein Mascherl um das Paket.<br />
Sie sind der Frage nach dem Erfolg in einem<br />
Diskontumfeld ausgewichen...<br />
Das ist der falsche Ansatz, Herr Hauer. Der Trafikant<br />
muß lernen zwischen Impuls- und Bevorratungskauf<br />
zu unterscheiden. Und bei den 0,5-Liter-<br />
Dosen ist er in keinem Preisgefecht drinnen.<br />
Freunde, wir werden in allen<br />
Bereichen breiter…<br />
Geschäftslokale um, weil wir werden breiter. Das<br />
betrifft sowohl die Zigaretten und Cigarren wie<br />
auch die Zeitschriften und die Nebenartikel. Wer<br />
hier auf einer Verkaufsfläche von drei oder fünf<br />
Quadratmetern – auch welchen Gründen auch<br />
immer – beharrt, der ist halt von einem Teil des<br />
Geschäftsfeldes ausgeschlossen. Die Ausrede<br />
„Weil ich aus Platzgründen nicht kann, darf<br />
niemand anderer“ lasse ich nicht gelten.<br />
Die Investitionslust vieler Trafikanten zügeln<br />
aber die für sie unsicheren Zeiten…<br />
…Darauf kann ich nur sagen: „halb voll und halb<br />
leer“. Wir haben allein im heurigen Jahr 1 Million<br />
Euro zinsenfreier Kredite nur für Baumaßnahm<br />
zur Verfügung gestellt. Die einen sagen sich halt:<br />
BGO Peter Trinkl:<br />
Es muß keiner sterben<br />
– außer er gibt selbst<br />
auf...<br />
Ich muß mich bewegen, sonst bin ich tot. Und die<br />
anderen meinen: Die Zukunft ist ungewiß und ich<br />
kann nicht.<br />
Kein „Giftbuden“-Image! –<br />
Kinder: Kunden von morgen<br />
Warum beschränkt man sich auf antialkoholische<br />
Getränke und hat nicht alkoholische<br />
Spezereien, die ja zum derzeit<br />
hochaktuellen Thema des Cross-Over<br />
– Cigarre/Getränk – passen würden, in diese<br />
Überlegungen miteinbezogen?<br />
Dazu so viel: Wie groß ist dieser Markt? – Und<br />
dort bin ich überdies echt im Diskonterbereich!<br />
Und wollen wir uns wirklich – ich sage es jetzt<br />
brutal – das Image der „Giftbude“ umhängen.<br />
Dann darf kein Unter-18-Jähriger mehr in eine<br />
Trafik, aber das ist die Kunde der Zukunft.<br />
…Das einzige, wo ich den Jugendlichen ausschließe,<br />
ist der Tabak. Im übrigen will ich, daß<br />
sich schon das Kind an den Gang in die Trafik<br />
gewöhnt und sich dort seine Micky-Maus oder<br />
ein andere Heft kauft. Das trägt zur Bewußtseinsbildung<br />
von klein auf bei: Ich bin der nette,<br />
freundliche Kaufmann. Etwas Besseres kann mir<br />
doch gar nicht passieren.<br />
Paket kann 1000 von 1000<br />
gefährdeten Trafikanten retten<br />
Wie viele Trafikanten von den durch das<br />
Fallen der 25-Stück-Regelung 1.000 gefährdeten<br />
werden trotz des Trafikanten-Pakets<br />
die Rollbalken für immer herunter lassen<br />
müssen?<br />
Grundsätzlich ist das Trafikanten-Paket<br />
so bestückt, daß keiner sterben muß<br />
– ausgenommen: Er gibt selbst auf,<br />
auch gedanklich. Dem kann ich nicht<br />
helfen, wenn er bereits blutleer ist,<br />
also keine Eigenkapital und/oder keine<br />
Ambitionen hat. Ich überzeugt, daß das<br />
Paket von den 1000 Trafikanten 1000<br />
retten könnte, wenn sie es wollen.<br />
Gibt es für den Fall, daß das Trafikanten-Paket<br />
nicht den<br />
gewünschten Erfolg bringt – das<br />
wird man nach etwa einem halben<br />
Jahr merken - eine Option auf-<br />
Nachbesserungsoption?<br />
Das Paket ist in der Quantität und<br />
Qualität beschlossen. Als Freiraum<br />
bleibt uns, im Rahmen des Fonds<br />
die Zumutbarkeiten zu verändern, also etwa<br />
den kleinen stärker zu helfen. Bis 20 Prozent<br />
Umsatzeinbruch kann ich über den Fonds locker<br />
federn, bei 30 Prozent tue ich mir schon ein<br />
bißchen schwer. Da wird man die Spitzen kappen<br />
und die Zumutbarkeit hinaufschrauben müssen.<br />
Wie stark ist dieser Fonds gegen mißbräuchliche<br />
Inanspruchnahme abgesichert?<br />
Ich kenne alle in letzter Zeit aus Mitgliederkreisen<br />
geäußerten diesbezüglichen Argumente. Aber, um<br />
den einen oder anderen Schmarotzer auszuschließen,<br />
müßte ich um den Fonds eine Riesenbürokratie<br />
aufbauen. Also nehme ich, um schnell<br />
helfen zu können, in Kauf, daß der eine oder<br />
andere ungerechtfertigt daraus Nutzen zieht.<br />
Die Fonds-Hauptarbeit<br />
erledigt der Computer…<br />
Aber er muß vorab in eine Kühlvitrine investieren<br />
und für diese einen Platz finden…<br />
…Es genügt ein Kühlschrank unter dem Pult<br />
oder im Lager. Und außerdem predige ich seit<br />
15 Jahren. Freunde, schaut euch um größere<br />
Im Zuge der Jugendschutz-Alterskennung<br />
am Automaten hat es immer wieder<br />
geheißen: Die Jugendlichen sind nicht<br />
unsere Zielgruppe…<br />
Mit einer schmalen Bürokratie, die wie viel<br />
kosten wird?<br />
Dieser Fonds wird unentgeltlich besetzt und soll<br />
so ablaufen, daß dem Computer die Hauptarbeit<br />
zufällt. Es soll keine Ermessensspielräume geben,<br />
1/2008 trafikantenzeitung 11