Seite 1-36 (pdf, 5,7 Mb) - Trafikantenzeitung
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Pfeifen & Cigarren Journal<br />
Strambach<br />
Letze Bastion der Wiener<br />
Meerschaumpfeifenkunst<br />
Vor rund einem Jahrhundert waren auf<br />
Wiener Boden etwa 100 Firmen mit der<br />
Herstellung von Pfeifen und Kleinkunstobjekten<br />
aus Meerschaum beschäftigt.<br />
– Heute hält die Firma Strambach im<br />
sechsten Wiener Gemeindebezirk in der<br />
Sandwirtgasse als einziges einschlägig<br />
tätiges Unternehmen die Tradition der<br />
Wiener Meerschaumpfeifenherstellung<br />
hoch..<br />
1904 gegründet, setzte Strambach von Anfang<br />
an auf die Produktion moderner Rauchgeräte,<br />
wobei das Sortiment bis heute im wesentlichen<br />
unverändert geblieben ist: Cigarren- und Zigarettenspitze,<br />
Meerschaumeinsätze für Calabasch-<br />
Pfeifen sowie kurze Meerschaumpfeifen ganz im<br />
Stile der englischen Bruyéreholzpfeifen.<br />
Mit diesen betont schlichten Linien wurden die<br />
Meerschaumpfeifen, die im 19. Jahrhundert zum<br />
Kunst- und Sammelobjekt hochstilisiert wurden,<br />
wieder ihrem eigentlichen Zweck zugeführt:<br />
dem Rauchgerät, dem aber selbst heute noch so<br />
mancher Pfeifenfreak mit gewisser Reserviertheit<br />
gegenübersteht. Nicht zuletzt deshalb, weil die<br />
„weiße Göttin” als kapriziöse Respektsperson,<br />
als Sonntagspfeife, gilt, der man mit der nötigen<br />
Ehrfurcht begegnen muß und die man nur mit<br />
Zwirnhandschuhen anfassen sollte.<br />
Wer beim Pfeifenkauf allerdings einmal über den<br />
Bruyèreholzschatten springt und sich für eine<br />
Meerschaumpfeife entscheidet, der wird aufgrund<br />
der sich ihm offenbarenden Vorteile die Vorurteile<br />
bald abbauen.<br />
Die hohe Absorptionsfähigkeit des Materials<br />
garantiert einen trockenen Rauchgenuß. Die der<br />
Meerschaumpfeife nachgesagte Zerbrechlichkeit<br />
vor allem im Holm-Mundstückbereich ist durch<br />
die Verwendung bruchfester Materialien für<br />
den Zapfen längst stark gemildert worden. Das<br />
Einrauchritual zur Krustenbildung im Pfeifenkopf<br />
entfällt – die Gefahr des Durchbrennens ist auf<br />
Null reduziert.<br />
In der Wiener Sandwirtgasse bei der Firma<br />
Strambach kennt man zwei Qualitätskategorien:<br />
die Meerschaum- und die Blockmeerschaumpfeifen.<br />
Bis 1956 wurden aus dem aus einer Tiefe von<br />
20 bis 80 Metern geförderten wasserhaltigen<br />
Magnesiumsilikat namens „Meerschaum”<br />
– wofür die levantinische Handelsbezeichnung<br />
„Mertschcavon” Pate gestanden sein dürfte – nur<br />
Blockmeerschaumpfeifen geformt.<br />
Dann verfeinerte Robert Strambach die sogenannte<br />
22 trafikantenzeitung 2/07<br />
„Massa-Meerschaumpfeifenherstellung”. Und<br />
zwar in der Art, daß man im Gegensatz zu dem in<br />
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Ruhla<br />
(Thüringen) erfundenen Verfahren, bei welchem<br />
dem gemahlenen Rohstoff Füll- und Bindemittel<br />
beigegeben werden, bei Strambach auf solche<br />
Zusatzstoffe verzichtet. „Und wegen der Homogenität<br />
des Materials – wir verwenden nur reinen<br />
Meerschaum – können wir für unsere Produkte<br />
auch auf den Zusatz „Massa” verzichten”, erklärt<br />
Edith Corrieri-Strambach, die den Betrieb in der<br />
dritten Generation führt, für das Design<br />
der Pfeifenkollektion<br />
verantwortlich zeichnet<br />
und stolz darauf ist,<br />
ein stets qualitativ<br />
gleichmäßiges und<br />
fehlerfreies Produkt<br />
anbieten zu können, das<br />
bloß etwas dichter und<br />
etwas schwerer als der<br />
natürliche Meerschaum<br />
ist.<br />
Der letzten Bastion<br />
der Wiener Meerschaumpfeifenmacherkunst<br />
setzte<br />
der Amerikaner Gary<br />
B. Schrier in seinem<br />
Buch „The history of<br />
the Calabash Pipe“ ein<br />
Denkmal. Eine<br />
Dokumentation über<br />
jene meerschaumgefütterte<br />
Pfeife, für deren<br />
Formgebung Flaschenkürbisse<br />
speziell<br />
aufgezogen werden.<br />
Die Calabasch-Meerschaumpfeife<br />
wird<br />
von vielen Rauchern<br />
ihrer optimalen Eigenschaften<br />
wegen sehr<br />
geschätzt: Der Meerschaumeinsatz sichert die<br />
optimale Entfaltung des Tabakgeschmacks. Und<br />
durch die Luftkammer im Kürbis und den langen<br />
Weg zum Mund wird der Rauch gekühlt und<br />
gereinigt. Calabaschraucher bekommen also garantiert<br />
keinen bitteren Pfeifensaft, das Pfeifenöl,<br />
zu schmecken, sollten aber zu einem kräftigeren<br />
Tabak greifen, weil ihm – bedingt durch die Pfeifenkonstruktion<br />
– nicht nur die Schärfe, sondern<br />
auch ein wenig von der Geschmackintensität<br />
genommen wird.<br />
Peter HAUER<br />
Kontakt:<br />
Firma Strambach<br />
1060 Wien, Sandwirtgasse 6<br />
Tel: (01) 59 76 680<br />
Fax: (01) 59 76 6804<br />
Mail: office@strambach.at<br />
Web: www.strambach.at<br />
Edith Corrieri-Strambach kann den Merrschaumpfeifenrauchern „ein stets<br />
qualitativ gleichmäßiges und fehlerfreies Produkt“ offerieren