trafik a nten zeitung Mai/2013
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im blickpunkt<br />
die Märkte in Deutschland und<br />
Großbritannien bestimmt. Eine<br />
Stange wird in Kaliningrad um<br />
zwei Euro hergestellt und um 20<br />
Euro als Schmuggelware in den<br />
EU-Mitgliedstaaten verkauft.<br />
Das ging sogar so weit, dass sie<br />
in Deutschland im Jahr 2009 zu<br />
den offiziell meistgerauchten<br />
Zigaretten gehörte! Das hat natürlich<br />
auch für den Schmuggel<br />
Konsequenzen. Plötzlich tauchten<br />
auch noch gefälschte Jin<br />
Lings auf, die noch billiger als<br />
der Originalschmuggel waren.<br />
Da schlugen dann alle Gesundheitsbehörden<br />
Alarm. Untersuchungen<br />
des zolleigenen Systems<br />
TIZIAN (Tabakinhaltsstoff- und<br />
Zigarettenanalyse) in Deutschland<br />
ergaben dann vergangenes<br />
Jahr desaströse Ergebnisse: Man<br />
fand Spuren von Rattenkot,<br />
Metallsplitter, Plastikanteile, Federn,<br />
Mäuseteile, Holz, Milben<br />
(lebende und tote), Schimmelsporen,<br />
Pestizide und viele andere<br />
Schadstoffe in den gefakten<br />
Zigaretten. „Zu erklären ist das<br />
mit den besonders schlechten<br />
Produktionsbedingungen, unter<br />
denen die Schmuggelware hergestellt<br />
wird. Der Tabak wird<br />
einfach auf den Boden geleert<br />
und von dort weg verarbeitet“,<br />
erklärt Mag. Alice Schogger von<br />
der Ombudsstelle Nichtraucherschutz<br />
im Gesundheitsministerium<br />
in Wien. Wie allerdings<br />
verschredderte CD-Partikel in<br />
die Schmuggelzigaretten kamen,<br />
ist unklar. „Raucht man diese<br />
Fälschungen, inhaliert man reinen<br />
Müll. Rauchen ist an sich<br />
schon schädlich, doch solche<br />
Schrottzigaretten übertreffen<br />
einfach alles. Es wäre gut, wenn<br />
sich das jene Konsume<strong>nten</strong>, die<br />
billig rauchen wollen, vor Augen<br />
halten“, warnt Schogger.<br />
Aber nicht nur diese drastischen<br />
<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2013</strong><br />
und medial griffigen Beispiele<br />
sollen zur Einsicht mahnen, sondern<br />
vor allem die Tatsache, dass<br />
in allen Schmuggelzigaretten aus<br />
China und Russland Schadstoffe<br />
weit über Gebühr enthalten sind.<br />
Britische Untersuchungen fanden<br />
in gefälschten Zigaretten<br />
beispielsweise fünfmal so viel<br />
Cadmium wie in der Originalmarke.<br />
Das Schwermetall kann<br />
die Lunge schwer schädigen und<br />
steht auch in Zusammenhang<br />
mit Nierenleiden. Man entdeckte<br />
in Fälschungen auch sechsmal<br />
so viel Blei wie in Originalzigaretten.<br />
Blei wird für Organ- und<br />
Nervenschäden verantwortlich<br />
gemacht. Dem nicht genug,<br />
enthielten sie auch hohe Dosen<br />
von Arsen, das die Gefahr für Leber-,<br />
Lungen- und andere Krebsarten<br />
erhöht. Auch der Teergehalt<br />
war um 160 Prozent, Nikotin<br />
um 80 Prozent und Kohlenmonoxid<br />
um 133 Prozent höher als<br />
in Markenzigaretten. Was man<br />
nun wirklich am Schwarzmarkt<br />
erhält und eventuell aus Großbritannien<br />
und Deutschland mit<br />
Eine gebrauchte, alte Maschine, billigster Rohtabak, Hülsen<br />
und ein diskretes Plätzchen – fertig ist die illegale Fabrik<br />
Mag. Alice Schogger vom Gesundheitsministerium warnt<br />
dringend vor gefälschten Zigaretten<br />
nach Österreich bringt, entzieht<br />
sich der Kontrolle. Generell findet<br />
man die Jin Ling in Österreich<br />
aber seltener.<br />
Zusatzstoffe täuschen<br />
„Es gibt in den Markenzigaretten<br />
viele legale Zusatzstoffe wie<br />
Schokolade, Zucker, Menthol,<br />
Tee, Vanille, Honig usw., die, in<br />
Lebensmitteln verwendet, harmlos<br />
sind. In Kombination mit dem<br />
Verbrennungsprozess im Tabak<br />
wirken sie allerdings schädlich<br />
für den Körper“, erklärt Alice<br />
Schogger. Menthol beispielsweise<br />
lindert beim Rauchen das<br />
natürliche Kratzen im Hals, Kakao<br />
erweitert die Bronchien und<br />
Raucher können dadurch tiefer<br />
inhalieren. Ein abstoßend klingender<br />
Stoff wie Salpeter bewirkt,<br />
dass die Zigarette nicht ausgeht.<br />
Glyzerin lässt den Tabak nicht so<br />
schnell austrocknen. Ammoniak<br />
ermöglicht, dass das Gehirn Nikotin<br />
stärker aufnimmt und sich<br />
beim Raucher die beruhigende<br />
Wirkung schneller einstellt.<br />
Pflanzliche Inhaltsstoffe und von<br />
Pflanzen aufgenommene Umweltgifte<br />
sind zusätzlich immer<br />
im Tabak enthalten. „In internationalen<br />
Untersuchungen fand<br />
man fast 4.000 verschiedene Zusätze<br />
in legal hergestellten Markenzigaretten“,<br />
weiß Nichtraucherschutz-Expertin<br />
Schogger.<br />
Da muss jemand schon ein grenzenloser<br />
Optimist sein, wenn<br />
darüber hinaus noch der Genuss<br />
einer unkontrollierten Zigarettenfälschung<br />
reizt.<br />
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