28.09.2014 Aufrufe

trafik a nten zeitung Mai/2013

trafik a nten zeitung Mai/2013

trafik a nten zeitung Mai/2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

im blickpunkt<br />

die Märkte in Deutschland und<br />

Großbritannien bestimmt. Eine<br />

Stange wird in Kaliningrad um<br />

zwei Euro hergestellt und um 20<br />

Euro als Schmuggelware in den<br />

EU-Mitgliedstaaten verkauft.<br />

Das ging sogar so weit, dass sie<br />

in Deutschland im Jahr 2009 zu<br />

den offiziell meistgerauchten<br />

Zigaretten gehörte! Das hat natürlich<br />

auch für den Schmuggel<br />

Konsequenzen. Plötzlich tauchten<br />

auch noch gefälschte Jin<br />

Lings auf, die noch billiger als<br />

der Originalschmuggel waren.<br />

Da schlugen dann alle Gesundheitsbehörden<br />

Alarm. Untersuchungen<br />

des zolleigenen Systems<br />

TIZIAN (Tabakinhaltsstoff- und<br />

Zigarettenanalyse) in Deutschland<br />

ergaben dann vergangenes<br />

Jahr desaströse Ergebnisse: Man<br />

fand Spuren von Rattenkot,<br />

Metallsplitter, Plastikanteile, Federn,<br />

Mäuseteile, Holz, Milben<br />

(lebende und tote), Schimmelsporen,<br />

Pestizide und viele andere<br />

Schadstoffe in den gefakten<br />

Zigaretten. „Zu erklären ist das<br />

mit den besonders schlechten<br />

Produktionsbedingungen, unter<br />

denen die Schmuggelware hergestellt<br />

wird. Der Tabak wird<br />

einfach auf den Boden geleert<br />

und von dort weg verarbeitet“,<br />

erklärt Mag. Alice Schogger von<br />

der Ombudsstelle Nichtraucherschutz<br />

im Gesundheitsministerium<br />

in Wien. Wie allerdings<br />

verschredderte CD-Partikel in<br />

die Schmuggelzigaretten kamen,<br />

ist unklar. „Raucht man diese<br />

Fälschungen, inhaliert man reinen<br />

Müll. Rauchen ist an sich<br />

schon schädlich, doch solche<br />

Schrottzigaretten übertreffen<br />

einfach alles. Es wäre gut, wenn<br />

sich das jene Konsume<strong>nten</strong>, die<br />

billig rauchen wollen, vor Augen<br />

halten“, warnt Schogger.<br />

Aber nicht nur diese drastischen<br />

<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>Mai</strong>/<strong>2013</strong><br />

und medial griffigen Beispiele<br />

sollen zur Einsicht mahnen, sondern<br />

vor allem die Tatsache, dass<br />

in allen Schmuggelzigaretten aus<br />

China und Russland Schadstoffe<br />

weit über Gebühr enthalten sind.<br />

Britische Untersuchungen fanden<br />

in gefälschten Zigaretten<br />

beispielsweise fünfmal so viel<br />

Cadmium wie in der Originalmarke.<br />

Das Schwermetall kann<br />

die Lunge schwer schädigen und<br />

steht auch in Zusammenhang<br />

mit Nierenleiden. Man entdeckte<br />

in Fälschungen auch sechsmal<br />

so viel Blei wie in Originalzigaretten.<br />

Blei wird für Organ- und<br />

Nervenschäden verantwortlich<br />

gemacht. Dem nicht genug,<br />

enthielten sie auch hohe Dosen<br />

von Arsen, das die Gefahr für Leber-,<br />

Lungen- und andere Krebsarten<br />

erhöht. Auch der Teergehalt<br />

war um 160 Prozent, Nikotin<br />

um 80 Prozent und Kohlenmonoxid<br />

um 133 Prozent höher als<br />

in Markenzigaretten. Was man<br />

nun wirklich am Schwarzmarkt<br />

erhält und eventuell aus Großbritannien<br />

und Deutschland mit<br />

Eine gebrauchte, alte Maschine, billigster Rohtabak, Hülsen<br />

und ein diskretes Plätzchen – fertig ist die illegale Fabrik<br />

Mag. Alice Schogger vom Gesundheitsministerium warnt<br />

dringend vor gefälschten Zigaretten<br />

nach Österreich bringt, entzieht<br />

sich der Kontrolle. Generell findet<br />

man die Jin Ling in Österreich<br />

aber seltener.<br />

Zusatzstoffe täuschen<br />

„Es gibt in den Markenzigaretten<br />

viele legale Zusatzstoffe wie<br />

Schokolade, Zucker, Menthol,<br />

Tee, Vanille, Honig usw., die, in<br />

Lebensmitteln verwendet, harmlos<br />

sind. In Kombination mit dem<br />

Verbrennungsprozess im Tabak<br />

wirken sie allerdings schädlich<br />

für den Körper“, erklärt Alice<br />

Schogger. Menthol beispielsweise<br />

lindert beim Rauchen das<br />

natürliche Kratzen im Hals, Kakao<br />

erweitert die Bronchien und<br />

Raucher können dadurch tiefer<br />

inhalieren. Ein abstoßend klingender<br />

Stoff wie Salpeter bewirkt,<br />

dass die Zigarette nicht ausgeht.<br />

Glyzerin lässt den Tabak nicht so<br />

schnell austrocknen. Ammoniak<br />

ermöglicht, dass das Gehirn Nikotin<br />

stärker aufnimmt und sich<br />

beim Raucher die beruhigende<br />

Wirkung schneller einstellt.<br />

Pflanzliche Inhaltsstoffe und von<br />

Pflanzen aufgenommene Umweltgifte<br />

sind zusätzlich immer<br />

im Tabak enthalten. „In internationalen<br />

Untersuchungen fand<br />

man fast 4.000 verschiedene Zusätze<br />

in legal hergestellten Markenzigaretten“,<br />

weiß Nichtraucherschutz-Expertin<br />

Schogger.<br />

Da muss jemand schon ein grenzenloser<br />

Optimist sein, wenn<br />

darüber hinaus noch der Genuss<br />

einer unkontrollierten Zigarettenfälschung<br />

reizt.<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!