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Kurzfassung Vorlesung 19 - Theoretische Physik 1 ...

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<strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong> III (Elektrodynamik)<br />

Prof. Dr. Th. Feldmann<br />

22. Juni 2013<br />

Kurzzusammenfassung – <strong>Vorlesung</strong> <strong>19</strong> vom 21.6.2013<br />

Wellengleichung der Elektrodynamik und Galileo-Trafos<br />

• Betrachte elementare Lösungen der Wellengleichung,<br />

( )<br />

1 ∂ 2<br />

□U =<br />

c 2 ∂t − ∆ U(⃗x, t) = 0 ⇒ U(⃗x, t) ∝ e i⃗ k·⃗x−iωt<br />

2<br />

mit ω = kc (1)<br />

• Vom transformierten System aus betrachtet, ist ⃗x = ⃗x ′ − ⃗vt und t = t ′ , also<br />

Û(⃗x ′ , t ′ ) ∝ e i⃗ k·⃗x ′ −i(ω+⃗v·⃗k) t ′ (2)<br />

Damit gilt<br />

⎛ ( ) ⎞<br />

2 (<br />

)<br />

□ ′ Û(⃗x ′ , t ′ ⃗v · ⃗k<br />

) ∝ ⎝− k + + k 2 ⎠<br />

(⃗v · ⃗k) (⃗v · ⃗k) 2<br />

Û = − 2 k + Û ≠ 0 (3)<br />

c<br />

c c 2<br />

Die Dispersionsrelation im transformierten Bezugsystem lautet entsprechend<br />

ω ′ = ω + ⃗v · ⃗k = ⃗ k · (⃗e k c + ⃗v)<br />

d.h. effektive Ausbreitungsrichtung/-geschwindigkeit aus ⃗v ′ ≡ ⃗e k c + ⃗v.<br />

• Damit sind Maxwell-Gleichungen offensichtlich nicht invariant under Galileo-Trafos.<br />

(außer ⃗v ⊥ ⃗ k, und im Grenzfall ⃗ k → 0 oder v/c → 0)<br />

Mögliche logische Alternativen:<br />

• Maxwell-Gleichungen sind inkorrekt — unplausibel, weil erfolgreiche Beschreibung<br />

aller elektromagnetischen Phänomene . . .<br />

• Es gibt doch ausgezeichnetes Bezugsystem — aber Widerspruch zum Experiment . . .<br />

1


• Galileo-Transformationen beschreiben nur approximative Symmetrie der Natur, im<br />

statischen Fall (k = 0) bzw. für kleine Geschwindigkeiten v/c → 0.<br />

Obwohl nicht intuitiv, ist letzte Option doch die einzige logisch und empirisch haltbare<br />

Folgerung. Daraus resultiert dann Einsteins (in der damaligen Zeit radikaler) Ansatz für<br />

ein neues Relativitätsprinzip:<br />

(a) Alle Bezugsysteme sind gleichberechtigt.<br />

(b) Der physikalische Raum ist isotrop (alle Richtungen gleichberechtigt) und invariant<br />

unter Raumspiegelungen (Parität).<br />

(c) Der leere Raum ist homogen (beliebiger Koordinatenursprung).<br />

Der absolute Zeitbegriff wird aufgegeben, d.h. Uhren können zunächst nur miteinander<br />

verglichen werden, wenn sie sich am gleichen Ort befinden.<br />

Was sind die Konsequenzen?<br />

• Betrachte 2 Koordinatensysteme K und K ′ , die zur Zeit t = t ′ = 0 den Ursprung<br />

am gleichen Ort haben, ⃗x = ⃗x ′ = ⃗0. K ′ bewegen sich relativ zu K mit konstanter<br />

Geschwindigkeit v in x-Richtung, so dass x ′ (x = vt, t) = 0<br />

• Wegen der Homogenität des Raumes muss die gesuchte Transformationen zwischen<br />

den Orts- und Zeitkoordinaten von K und K ′ linear sein → Ansatz:<br />

x ′ = x ′ (x, t) = γ(v) (x ( − vt) mit γ(0) = 1 ,<br />

t ′ = t ′ (x, t) = µ(v) t − δ(v) v x )<br />

mit µ(0) = 1, δ(0) endlich (4)<br />

c 2<br />

Neu: Dimensionlose Koeffizienten, die von Relativgeschwindigkeit v abhängen können.<br />

• Aus dem Verhalten unter Spiegelung erhalten wir Einschränkung der v-Abhängigket:<br />

x → −x ,<br />

v → −v<br />

!<br />

⇒<br />

x ′ → −x ′ und t ′ unverändert<br />

Das heisst<br />

!<br />

−x ′ = −γ(v)(x − vt) = γ(−v)(−x + vt) ⇒ γ(v) = γ(−v) , (5)<br />

(<br />

t ′ = µ(v) t − δ(v) vx ) (<br />

!<br />

= µ(−v) t − δ(−v) (−v)(−x) )<br />

(6)<br />

c 2 c 2<br />

D.h. γ(−v) = γ(v), µ(−v) = µ(v), δ(−v) = δ(v) sind gerade Funktionen von v.<br />

• Weiterhin muss die inverse Transformation dem Fall v → (−v) entsprechen, also<br />

(<br />

(<br />

x ′′ = γ(x ′ + vt ′ ) = γ γ(x − vt) + vµ t − δ vx ))<br />

c 2<br />

2


=<br />

)<br />

(γ 2 − δγµ v2<br />

x + ( vµγ − vγ 2) t = ! x (7)<br />

c 2<br />

woraus folgt, dass (mit γ(0) = 1)<br />

µ(v) = γ(v) und γ 2 (<br />

1 − δ v2<br />

c 2 )<br />

= 1 ⇔ µ(v) = γ(v) =<br />

Bis auf δ(v) sind somit schon alle Koeffizienten bestimmt.<br />

√<br />

1<br />

(8)<br />

1 − δ(v) v2<br />

c 2<br />

• Prüfe wieder Transformation des Phasenfaktors in elmg. Welle nach:<br />

k ′ x ′ − ω ′ t ′ = k ′ γ(x − vt) − ω ′ γ(t − δ vx ((k<br />

c ) = γ ′ + δ v )<br />

)<br />

ω ′<br />

x − (ω ′ + k ′ v) t<br />

((<br />

2 c c<br />

ω ′ =ck<br />

= ′<br />

γ 1 + δ v ) (<br />

k ′ x − 1 + v ) )<br />

ω ′ t ≡ kx − ωt (9)<br />

c<br />

c<br />

Offensichtlich muss δ ≡ 1 sein, damit die Dispersionsrelation ω = ck erhalten bleibt.<br />

Lorentz-Transformationen<br />

Aufgabe des absoluten Zeitbegriffs ermöglicht Konstanz der Lichtgeschwindigkeit c. Instrinsische<br />

Eigengschaft von Raum und Zeit (Symmetrietransformation zwischen bewegten<br />

Bezugsystemen). Medium für die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen ist die (leere)<br />

Raum-Zeit selbst (kein Äther). Relativistische Phänomene werden relevant, wenn<br />

• v/c ∼ O(1) (z.B. Teilchenbeschleuniger, elmg. Wellen, kosmische Höhenstrahlung)<br />

• große Präzision angestrebt (z.B. magnetisches Moment von Elektronen/Myonen)<br />

Das obige Beispiel einer Koordinatentransformation wird “Lorentz-Boost” genannt,<br />

x ′ =<br />

x − vt √<br />

1 − v2 /c 2 , t′ = t − vx/c2 √<br />

1 − v2 /c 2<br />

• Für c → ∞ ergeben sich wieder Galileo-Trafos.<br />

• Wir hatten am Beispiel der elmg. Wellen gesehen, dass Richtungen ⊥ zu ⃗v nicht<br />

beeinflusst werden, also für obiges Beispiel y ′ = y und z ′ = z.<br />

• Lorentz-Boosts in beliebige Richtungen erhalten wir durch Kombination mit gewöhnlichen<br />

Rotationen im 3D-Raum (Euler-Winkel).<br />

Zentrale Eigenschaft der Lorentz-Transformationen (Rotationen und Boosts)<br />

s 2 ≡ c 2 t 2 − ⃗x 2 = const. (10)<br />

• Für Rotationen trivial, wegen Invarianz von ⃗x 2 und t = t ′ .<br />

3


• Für Boost (1D),<br />

(s ′ ) 2 = c 2 (t ′ ) 2 − (x ′ ) 2 = c 2 γ 2 (t − vx/c 2 ) − γ 2 (x − vt) 2<br />

= (c2 − v 2 ) t 2 − (1 − v 2 /c 2 ) x 2<br />

1 − v 2 /c 2 = c 2 t 2 − x 2 = s 2 √<br />

(11)<br />

• Relativistische Schreibweise:<br />

( ) ct<br />

s 2 = x µ x µ = (ct, −⃗x)<br />

⃗x<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

1 0 0 0<br />

= (ct, x, y, z) ⎜ 0 −1 0 0<br />

⎟ ⎜<br />

⎝ 0 0 −1 0 ⎠ ⎝<br />

0 0 0 −1<br />

ct<br />

x<br />

y<br />

z<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ ≡ xµ g µν x ν (12)<br />

g heisst “Metrischer Tensor” bzw. hier speziell Lorentz- oder Minkowski-Metrik. 1<br />

Matrixschreibweise für Lorentz-Transformationen<br />

• Lorentz-Transformationen parametrisiert durch Matrix (bzw. Tensor) Λ, so dass<br />

x µ → x ′µ = Λ µ νx ν (13)<br />

Dann<br />

s 2 = g αβ x α x β !<br />

= g µν x ′µ x ′ν = g µν (Λ µ αx α ) ( Λ ν βx β)<br />

⇒ g αβ = (Λ T ) α µ g µν Λ ν β bzw. g = Λ T gΛ<br />

Lorentz-Trafos lassen also gerade die Minkowski-Metrik invariant.<br />

( )<br />

1 −v/c<br />

• In unserem Beispiel: Λ = γ<br />

, so dass<br />

−v/c 1<br />

Λ T ( 1 0<br />

0 −1<br />

= γ 2 ( 1 − v 2 /c 2 0<br />

0 v 2 /c 2 − 1<br />

) ( ) ( 1 −v/c 1 −v/c<br />

Λ = γ 2 −v/c<br />

) (<br />

1<br />

)<br />

v/c −1<br />

1 0 √<br />

=<br />

0 −1<br />

)<br />

Rapidität<br />

Man kann Lorentz-Boosts eleganter schreiben, wenn man die sog. “Rapidität” einführt,<br />

tanh η ≡ v c<br />

(analog zu tan θ = y/x für Rotationen) (14)<br />

1 Vgl. “Euklidische Metrik”: ⃗x 2 = x i δ ij x j mit positiv definiter Matrix δ ij = (1) ij , so dass ⃗x 2 > 0.<br />

Einheitsmatrix ist invariant unter Rotationen im R 3 , T T 1T = 1.<br />

4


• Aus cosh 2 η − sinh 2 η = cosh 2 η(1 − tanh 2 η) = 1 folgt<br />

cosh η =<br />

1<br />

√<br />

1 − v2 /c 2 = γ , sinh η = tanh η cosh η = v c γ . (15)<br />

Damit lassen sich L-Boosts in x-Richtung parametrisieren durch 2<br />

Λ =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

cosh η − sinh η 0 0<br />

− sinh η cosh η 0 0<br />

0 0 1 0<br />

0 0 0 1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ (16)<br />

• Die Hintereinanderausführung von Lorentz-Boosts ergibt demnach<br />

( ) ( ) ( )<br />

cosh η3 − sinh η 3<br />

cosh η2 − sinh η<br />

=<br />

2 cosh η1 − sinh η 1<br />

− sinh η 3 cosh η 3<br />

(<br />

− sinh η 2 cosh η 2 − sinh η<br />

) 1 cosh η 1<br />

cosh(η1 + η<br />

=<br />

2 ) − sinh(η 1 + η 2 )<br />

(17)<br />

− sinh(η 1 + η 2 ) cosh(η 1 + η 2 )<br />

D.h. Rapiditäten (nicht Geschwindigkeiten) werden einfach addiert!<br />

• Kompositionsverhalten der Geschwindigkeiten ergibt sich daraus als<br />

v 3<br />

c<br />

= tanh η 3 = sinh(η 1 + η 2 )<br />

cosh(η 1 + η 2 ) = sinh η 1 cosh η 2 + sinh η 2 cosh η 1<br />

cosh η 1 cosh η 2 + sinh η 1 + sinh η 2<br />

=<br />

sinh η 1 cosh η 2 + sinh η 2 cosh η 1<br />

= (v 1 + v 2 )/c<br />

(18)<br />

(1 + tanh η 1 tanh η 2 ) cosh η 1 cosh η 2 1 + v 1 v 2 /c 2<br />

– Für kleine v 1 oder v 2 ergibt sich wieder der nicht-relativistische Limes √<br />

– Für positive v 1 , v 2 ist v 3 < v 1 + v 2 .<br />

– Speziell für v 1 = c und v 2 endlich ergibt sich<br />

v 3<br />

c = 1 + v 2/c<br />

1 + v 2 /c = 1<br />

d.h. Lichtgeschwindigkeit bleibt konstant. √<br />

Im Teilchenbild heisst das, das sich Photonen immer mit Lichtgeschwindigkeit<br />

bewegen. – Es gibt keine L-Transformation zu System, in dem Photonen ruhen!<br />

2 vgl. Λ =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1 0 0 0<br />

0 cos θ − sin θ 0<br />

0 sin θ cos θ 0<br />

0 0 0 1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ für Rotationen um ⃗e 3<br />

5

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