Fantasy Sience Fiction Leseprobe "Delia - Zwischen den Welten"

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Leseprobe © Roger Kappeler, www.rogerkappeler.ch wollten sie in die große weite Welt hinausziehen und Abenteuer erleben. Sie wollten den Puls des Lebens spüren, das unbeschreibliche Gefühl von Freiheit auskosten, anstatt wie die meisten ihrer Mitmenschen apathisch vor sich hin zu vegetieren und sich dem tristen Schicksal eines anonymen Großstadtlebens zu ergeben. Der erste Schritt dazu war, die englische Sprache zu erlernen, und so paukten Delia und Sancho Tag für Tag. Wenn sie nicht gerade lernten oder sich mit irgendwelchen schlecht bezahlten Jobs abmühten, um sich einigermaßen über Wasser halten zu können, investierten die beiden mit Feuereifer jede freie Minute in die Planung ihrer geheimen Flucht. Ihr unermüdlicher Antrieb, um den großen Traum Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen, war eine nicht in Worte zu fassende Sehnsucht nach einem besseren Leben. Und nun, mit 28 Jahren auf dem Buckel, war es endlich so weit. Das Geld für die überlebensnotwendige Ausrüstung sowie einen halbwegs vertrauenswürdigen Schlepperdienst war zusammengespart, die Angehörigen über das waghalsige Vorhaben informiert. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Grenzwächter in einer routinemäßigen Aktion den Jeep gestürmt hatten, war eigentlich alles wie am Schnürchen gelaufen. Dann ging es plötzlich blitzschnell. Ein Polizist riss ruckartig die große Wolldecke vom Laderaum des schrottreifen Geländefahrzeugs hinunter und brüllte die ängstlich zusammengekauerten Flüchtlinge im grellen Schein der Taschenlampe an. „Aussteigen, und keine falsche Bewegung!“ 8
Leseprobe © Roger Kappeler, www.rogerkappeler.ch Aus dem Gebüsch rings um das Auto hörte man die unheilvollen Klickgeräusche von Maschinenpistolen, die soeben geladen wurden. Sancho umklammerte fest die Hand seiner Freundin Delia und flüsterte ihr zu: „Zwei von uns können unmöglich fliehen, aber einer allein kann es schaffen. Geh du, während ich versuche, die Polizisten abzulenken.“ „Nein“, antwortete Delia mit zitternder Stimme, „wir gehören zusammen. Entweder wir fliehen gemeinsam oder …“ „… vergiss es, sie werden uns schnappen“, beendete Sancho den Satz. „Aber eines Tages werden wir wieder zusammen sein, und zwar in Freiheit, das verspreche ich dir.“ Er überlegte kurz, bevor er hastig weitersprach: „Warte auf mein Zeichen, dann spring auf der linken Seite des Jeeps hinaus und renne immer nordwärts. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Tue es für uns beide.“ Die beiden schauten sich noch ein allerletztes Mal tief in die Augen. Es fühlte sich so an, als ob sich in diesem dramatischen Moment alles wie in Zeitlupe abspielen würde. „Bist du bereit, meine Blume?“, hakte Sancho nach, denn die Zeit drängte. Delia zögerte einen Augenblick, doch dann spürte sie ganz deutlich, wie sie von einem unbeschreiblich erhabenen Gefühl durchflutet wurde, das ihr buchstäblich Flügel verlieh. Da wusste sie in ihrem Herzen, dass sie gehen musste. Es gab keinen Weg mehr zurück ins alte Leben, das Tor war energetisch verschlossen. Vor ihrem geistigen Auge tat sich plötzlich ein neuer, heller Pfad auf. Delia spürte die gewaltige Energie einer ungewissen, aber glorreichen Zukunft bis tief ins Innerste. 9
Seite 2 und 3: Leseprobe © Roger Kappeler, www.ro

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