40 Jahre Landkreis Fürth

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01.11.2012 Aufrufe

Entwicklung des Vereinslebens Am Beispiel des BLSV-Sportkreises Fürth Die 1970er Jahre waren die Zeit, in der die Vereine im Landkreis groß wurden. Abgeschieden vom Tourismus, ohne den heutigen Freizeitstress, boten sie ihren Bürgern Sportlichkeit sowie Geselligkeit und waren sehr gut besucht. Mit der Gebietsreform 1972 hatte sich auch der Bayerische Landes-Sportverband neu strukturiert. Organisatorisch wurden die Bezirke und Kreise den politischen Grenzen angepasst. Der Sportkreis Fürth ist seither für die Stadt Fürth und den Landkreis Fürth zuständig. Protokolle aus der damaligen Zeit gibt es leider nicht. Bekannt ist nur, dass es zum Zeitpunkt der Neustrukturierung 67 Sportvereine gegeben hat, bei denen 13,4 Prozent der Bevölkerung als Mitglieder eingetragen waren. Gesicherte Daten stehen dem BLSV erst ab 1992 zur Verfügung. Damals waren es 109 Vereine mit 51.226 Mitgliedern. Im Mai 2012 zählte der Sportkreis Fürth 119 Vereine mit 45.059 Mitgliedern, was etwa 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. An diesen Zahlen kann man ablesen, dass entgegen dem BLSV als Ganzes die Mitgliederzahlen in der Region stagnieren, in Fürth sogar rückläufig sind. Vor allem für die 25- bis 50-Jährigen hat Vereins- treue keine große Bedeutung mehr. Musterbeispiele für positive Entwicklungen bei den Sportstätten dagegen gibt es viele. Der SV Burggrafenhof beispielsweise hat sich mit Hilfe der Stadt Langenzenn und des BLSV zu einem Schmuckstück entwickelt. 2006 wurden hier ein neu gebautes Sportheim und 2010 eine moderne Sporthalle ein- Entwicklung des Vereinslebens 89 geweiht. 22.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben die Vereinsmitglieder in die 1,5 Millionen Euro teuren Gebäude investiert. Der Verein war 1985 mit 67 Mitgliedern gegründet worden. 1997 trat das 500te Mitglied ein, 2001 stieg die Zahl auf 637. Mittlerweile hat sich der Mitgliedsstand bei 550 Mitgliedern eingepegelt. Der SV Burggrafenhof bietet seinen Mitgliedern Vereinsfeste und ein eigenes Vereinsheft an, das 1994 erstmals erschien. Trotzdem vermisst Albert Goos, langjähriges Vereinsmitglied und seit zehn Jahren erster Vorsitzender des Vereins, das Engagement der Anfangsjahre. „Früher waren wir eine feste Anlaufstelle für Sport, Feiern aber auch für gegenseitige Unterstützung. Dieser Zusammenhalt ist über die Jahre verloren gegangen.“ Auch wenn die Bindungskraft der Vereine in den Altersgruppen 25 bis 50 nachgelassen hat und der gefühlte Zusammenhalt unter den Vereinsmitgliedern zurückgegangen ist, so ist das Interesse an Vereinen, speziell Sportvereinen, im Landkreis nach wie vor ungebrochen. Eine repräsentative Schülerumfrage des Präventionsvereins 1-2-3 aus dem Jahr 2011 hat ergeben, dass fast 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Landkreis Fürth in einem Sportverein angemeldet sind. Hier erfahren die Jugendlichen Respekt, Anerkennung und können sich selbst verwirklichen. Das Vereinsleben im Landkreis Fürth ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Gemeinde- und Gemeinschaftslebens.

Die Stunde der Heimatvereine Identitätsstiftendes Ehrenamt Seit dem Jahr 1972 haben sich die Strukturen im Landkreis Fürth wesentlich verändert. Die Gemeinden des Knoblauchlandes im Norden von Fürth und Nürnberg haben den Landkreis Fürth verlassen. Als Ausgleich kamen die Stadt Stein und die Gemeinde Wilhermsdorf zum Landkreis Fürth. Nach Abschluss der Gebietsreform blieben von vormals etwa 30 eigenständigen Gemeinden noch 14 übrig. Alle anderen hatten ihre Selbstverwaltung und damit wichtige örtliche Strukturen verloren. So entstanden Lücken, die es wieder zu füllen galt. Im Gegensatz zu dem meist regen Vereinsleben in den größeren Gemeinden gab es in den kleinen oft nur die Freiwilligen Feuerwehren und Gesangsvereine. Der Wunsch nach einem breiteren, kulturellen Angebot wurde im Landkreis immer stärker. Kulturämter, die auf diese Bedürfnisse reagieren hätten können, gab es aber nur in den Städten. Der damalige Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh, der ehemalige Kreisheimatpfleger Helmut Mahr und die Bürgermeister erkannten diese Problematik. Mit viel Überzeugungskraft konnten sie die Wiederbelebung und Neugründung zahlreicher Heimatvereine, Ortsvereine, Theatergruppen, Musikvereine und anderer Vereine anregen. Bis dahin gab es nur in Cadolzburg und in LangenzennHeimatvereine. Die Stunde der Heimatvereine Die Heimatvereine übernahmen an Stelle der fehlenden Kulturämter ehrenamtlich die Brauchtumspflege, kulturelle Angebote, Ortsverschönerungen und vieles weitere, was von den etablierten Vereinen nicht abgedeckt werden konnte. Oft gaben diese Vereinsgründungen aus den 1970er Jahren der Bevölkerung einen Teil des durch die Gebietsreform verlorenen Selbstbewusstseins zurück. Man konnte sich wieder mit seiner Ortschaft, mit eigenen Themen und Bedürfnissen befassen. Zahlreiche Initiativen wurden ins Leben gerufen, neue Ideen entstanden und die Lücken im dörflichen Leben wurden geschlossen. So entstand im gesamten Landkreis ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen mit unterschiedlichster Ausrichtung und Bedeutung. Die Tradition der Zelt- und Wirtshauskirchweihen blieb von den Reformen unberührt. Die Kirchweih ist auch heute noch der unbestrittene Höhepunkt im Gemeindeleben und wird in so gut wie jedem Ort im Landkreis gefeiert. Dazu gehören typische, mittelfränkische Bräuche wie der Betzentanz. Dabei tanzen Kärwabuam und Kärwamadla um den Kärwabaum. Die Tänzer geben während des Drehers oder Walzers einen Blumenstrauß von Paar zu Paar, bis abrupt die Musik abbricht. Nun hat der Kärwabua, der den Strauß hält, ein Kärwa-Liedla zu singen. Setzt die Musik wieder ein, wird der Strauß weitergegeben. Irgendwann klingelt schließlich der vorab eingestellte Wecker und derjenige, der den Strauß gerade hält, ist nun stolzer Gewinner des Betzen, eines Schafes. In einigen Orten ist es auch noch üblich, die Kärwa in einem Sarg (meist ist das eine große Holzkiste) zu beerdigen oder die Kärwasau (einen mit Ruß verschmierten Kärwabua) am Ende des Festes durchs Dorf zu treiben. 91

Die Stunde der Heimatvereine<br />

Identitätsstiftendes Ehrenamt<br />

Seit dem Jahr 1972 haben sich die Strukturen im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> wesentlich verändert. Die Gemeinden<br />

des Knoblauchlandes im Norden von <strong>Fürth</strong> und<br />

Nürnberg haben den <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong> verlassen.<br />

Als Ausgleich kamen die Stadt Stein und die Gemeinde<br />

Wilhermsdorf zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Fürth</strong>. Nach<br />

Abschluss der Gebietsreform blieben von vormals<br />

etwa 30 eigenständigen Gemeinden noch 14 übrig.<br />

Alle anderen hatten ihre Selbstverwaltung und<br />

damit wichtige örtliche Strukturen verloren. So<br />

entstanden Lücken, die es wieder zu füllen galt.<br />

Im Gegensatz zu dem meist regen Vereinsleben in<br />

den größeren Gemeinden gab es in den kleinen oft<br />

nur die Freiwilligen Feuerwehren und Gesangsvereine.<br />

Der Wunsch nach einem breiteren, kulturellen<br />

Angebot wurde im <strong>Landkreis</strong> immer stärker.<br />

Kulturämter, die auf diese Bedürfnisse reagieren<br />

hätten können, gab es aber nur in den Städten.<br />

Der damalige Landrat Dr. Dietrich Sommerschuh,<br />

der ehemalige Kreisheimatpfleger Helmut Mahr<br />

und die Bürgermeister erkannten<br />

diese Problematik.<br />

Mit viel Überzeugungskraft<br />

konnten sie die<br />

Wiederbelebung und<br />

Neugründung zahlreicher<br />

Heimatvereine,<br />

Ortsvereine, Theatergruppen,<br />

Musikvereine<br />

und anderer Vereine<br />

anregen. Bis dahin gab<br />

es nur in Cadolzburg<br />

und in LangenzennHeimatvereine.<br />

Die Stunde der Heimatvereine<br />

Die Heimatvereine übernahmen an Stelle der fehlenden<br />

Kulturämter ehrenamtlich die Brauchtumspflege,<br />

kulturelle Angebote, Ortsverschönerungen<br />

und vieles weitere, was von den etablierten Vereinen<br />

nicht abgedeckt werden konnte. Oft gaben diese<br />

Vereinsgründungen aus den 1970er <strong>Jahre</strong>n der<br />

Bevölkerung einen Teil des durch die Gebietsreform<br />

verlorenen Selbstbewusstseins zurück. Man konnte<br />

sich wieder mit seiner Ortschaft, mit eigenen Themen<br />

und Bedürfnissen befassen. Zahlreiche Initiativen<br />

wurden ins Leben gerufen, neue Ideen entstanden<br />

und die Lücken im dörflichen Leben wurden<br />

geschlossen. So entstand im gesamten <strong>Landkreis</strong><br />

ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen mit<br />

unterschiedlichster Ausrichtung und Bedeutung.<br />

Die Tradition der Zelt- und Wirtshauskirchweihen<br />

blieb von den Reformen unberührt. Die Kirchweih<br />

ist auch heute noch der unbestrittene Höhepunkt<br />

im Gemeindeleben und wird in so gut wie jedem<br />

Ort im <strong>Landkreis</strong> gefeiert. Dazu gehören typische,<br />

mittelfränkische Bräuche wie der Betzentanz. Dabei<br />

tanzen Kärwabuam und Kärwamadla um den<br />

Kärwabaum. Die Tänzer geben während des Drehers<br />

oder Walzers einen Blumenstrauß von Paar<br />

zu Paar, bis abrupt die Musik abbricht. Nun hat der<br />

Kärwabua, der den Strauß hält, ein Kärwa-Liedla zu<br />

singen. Setzt die Musik wieder ein, wird der Strauß<br />

weitergegeben. Irgendwann klingelt schließlich der<br />

vorab eingestellte Wecker und derjenige, der den<br />

Strauß gerade hält, ist nun stolzer Gewinner des<br />

Betzen, eines Schafes. In einigen Orten ist es auch<br />

noch üblich, die Kärwa in einem Sarg (meist ist das<br />

eine große Holzkiste) zu beerdigen oder die Kärwasau<br />

(einen mit Ruß verschmierten Kärwabua) am<br />

Ende des Festes durchs Dorf zu treiben.<br />

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