Ein alter Hut – aber nicht aus der Mode! - EZ Powersteering
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Lenksportaufgabe<br />
<strong>Ein</strong>e mo<strong>der</strong>ne, elektronische Servolenkung im Oldtimer nachrüsten <strong>–</strong> Segen<br />
o<strong>der</strong> Sakrileg? Wir haben uns die Umbauten einer holländischen Firma<br />
angesehen und ließen uns überzeugen. Nach dem <strong>der</strong>zeitigen Stand <strong>der</strong> Dinge<br />
könnten wohl bald etliche Klassiker mit <strong>der</strong> Lenkhilfe unterwegs sein<br />
Die Segnungen mo<strong>der</strong>ner Kfz-Elektronik<br />
erschließen sich für den Oldtimer-<br />
Liebh<strong>aber</strong> <strong>nicht</strong> unbedingt. Wer braucht<br />
etwa in einem Adenauer-Mercedes <strong>aus</strong><br />
den Fünzigern schon ABS, ESP, Lichtwarnsummer<br />
o<strong>der</strong> Regensensor? Es geht im<br />
Klassiker schließlich gerade um das unverfälschte,<br />
ungedämpfte Fahrerlebnis: Mechanik<br />
statt Elektronik <strong>–</strong> das ist <strong>der</strong> Reiz.<br />
Doch dabei kann man schon mal arg ins<br />
Schwitzen geraten: Beispielsweise beim<br />
Kurbeln an <strong>der</strong> verteufelt schwergängigen<br />
Lenkung, die gerne doch ein wenig kom-<br />
56 OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
Kompakter Lenkersknecht: Mehr als die<br />
Lenksäule muss <strong>nicht</strong> get<strong>aus</strong>cht werden<br />
Gerade schwere Fahrzeuge <strong>der</strong> Fünfziger und<br />
Sechziger kommen für den Umbau in Frage<br />
Keine große Sache: Roger Reijngoud (rechts) erläutert das mo<strong>der</strong>ne <strong>EZ</strong>-<br />
Servo-System, hinten wartet schon <strong>der</strong> Jaguar Mk II auf seine Lenkhilfe<br />
fortabler funktionieren dürfte. Die beste<br />
Ehefrau von allen weigert sich ohnehin<br />
von jeher beharrlich, in „dem Lkw“ selbst<br />
das Steuer zu übernehmen: alles viel zu<br />
schwergängig!<br />
Hier kann mo<strong>der</strong>ne Technologie elegant<br />
Abhilfe schaffen: Die holländische Firma<br />
<strong>EZ</strong> Electric Power Steering bietet für Oldtimer<br />
den Umbau auf eine elektronische<br />
Servolenkung an. Für den erwähnten<br />
Adenauer-Mercedes gibt’s das Ganze bereits<br />
als fertig konfektionierten <strong>Ein</strong>b<strong>aus</strong>atz<br />
<strong>–</strong> und die Probefahrt in einem 300 Coupé<br />
mit leichtgängiger und exakter Lenkung<br />
war ein echtes Vergnügen!<br />
Die elektronische Servounterstützung<br />
ist dabei we<strong>der</strong> eine gewagte Garagen-<br />
Bastelei noch eine sensationelle Weltneuheit:<br />
„Wir verwenden bei unseren Umbauten<br />
fertig entwickelte und voll <strong>aus</strong>gereifte<br />
Großserientechnik“, erklärt Roger<br />
Reijngoud, einer <strong>der</strong> <strong>EZ</strong>-Geschäftsführer.<br />
„Im Neuwagenbau <strong>–</strong> also in <strong>der</strong> Großserie<br />
<strong>–</strong> ist diese platzsparende Technologie bereits<br />
etabliert und funktioniert zuverlässig.<br />
Die spezielle Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ung für uns ist<br />
vielmehr das Anpassen <strong>der</strong> Lenksäule, be-<br />
Müssen originale Lenksäulen angepasst werden,<br />
stehen genug Aufschweißhülsen zur Verfügung<br />
ziehungsweise die Unterbringung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />
Komponenten in Fahrzeugen, die<br />
hierfür nie konstruiert waren.“<br />
Das System <strong>der</strong> elektrischen Lenkung ist<br />
schnell erklärt: Die Lenksäule ist zweigeteilt,<br />
an <strong>der</strong> Trennstelle ist sie mit einem<br />
Torsionsstab überbrückt, auf welchem ein<br />
Sensor platziert ist. Verwindet sich <strong>der</strong><br />
Stab nun bei Lenkbewegungen, gibt <strong>der</strong><br />
Sensor dies als elektronisches Signal an<br />
ein Steuergerät weiter. <strong>Ein</strong> weiterer Anschluss<br />
kommt vom Tachometer zu dieser<br />
„Blackbox“. Sie ist an einen Elektromotor<br />
gekoppelt, <strong>der</strong> nun die Lenkbewegung<br />
unterstützt. Somit ist diese Unterstützung<br />
last- und geschwindigkeitsabhängig, denn<br />
die unterschiedliche Verwindung des Torsionsstabs<br />
wird durch Blackbox und Sensor<br />
unmittelbar an den Elektromotor weitergegeben,<br />
<strong>der</strong> seine Drehzahl entsprechend<br />
anpasst. Geht bei Gerade<strong>aus</strong>fahrt<br />
kein Signal vom Sensor am Torsionsstab<br />
ab, so ruht auch die Servolenkung.<br />
Roger Reijngoud erklärt den Vorteil <strong>der</strong><br />
lastabhängigen Funktion: „Die Pumpen<br />
<strong>der</strong> hydraulischen Servolenkungen wurden<br />
in allem Betriebszuständen vom Mo-<br />
Unterschiedliche Entwicklungsstufen eines<br />
Lenksäulenh<strong>alter</strong>s <strong>–</strong> das Endprodukt liegt oben<br />
Servolenkung nachrüsten TIPPS UND TECHNIK<br />
Katalogware: Die elektronischen Servolenkungen, die <strong>EZ</strong>powersteering<br />
einbaut, entstammen <strong>der</strong> Serienproduktion diverser Neufahrzeuge<br />
tor angetrieben. Dieses Zusatzaggregat<br />
kostete natürlich Leistung; gut vier PS können<br />
so verloren gehen. Zudem arbeitet die<br />
Servopumpe mit Flüssigkeit, kann also<br />
auch undicht werden, <strong>nicht</strong> zuletzt gibt es<br />
ja auch noch einen Keilriemen, <strong>der</strong> <strong>alter</strong>n<br />
o<strong>der</strong> reißen kann. Wenn die hydraulische<br />
Servolenkung <strong>aus</strong>fällt, bedeutet dies immer<br />
ein Sicherheitsrisiko, da sich das<br />
Fahrzeug dann erheblich schwerer lenken<br />
lässt. Bei <strong>der</strong> nachgerüsteten Elektronischen<br />
spielt dies keine Rolle.“<br />
In <strong>der</strong> Tat sind die Sicherheitsreserven<br />
<strong>nicht</strong> von <strong>der</strong> Hand zu weisen: Außer <strong>der</strong><br />
Lenksäule wird kein Teil <strong>der</strong> Kraftübertragung<br />
verän<strong>der</strong>t, so dass bei einem Ausfall<br />
des Systems die Lenkung einfach wie vor<br />
dem Umbau funktioniert. Und da <strong>der</strong> <strong>EZ</strong>-<br />
Umbau elektronisch gesteuert wird, kann<br />
man ihn mittels eines zwischengeschalteten<br />
Potentiometers via Drehknopf am Armaturenbrett<br />
im Wirkungsgrad dosieren<br />
und <strong>–</strong> falls gewünscht <strong>–</strong> auch ganz einfach<br />
abschalten: <strong>Ein</strong> Kippsch<strong>alter</strong>, <strong>der</strong> die<br />
Stromzufuhr unterbricht, genügt!<br />
Der <strong>Ein</strong>griff in die Originalsubstanz des<br />
Fahrzeugs ist also überschaubar, vor allem<br />
Die geteilten Säulen entstehen <strong>aus</strong> Vollmaterial<br />
<strong>–</strong> die Rohlinge passen bei fast allen Fahrzeugen<br />
OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
57
Haube auf: Im Motorraum des Jaguar wird nach dem Umbau kein Unterschied zu sehen sein. Alles Wesentliche spielt sich im Verborgenen ab <strong>–</strong> auch<br />
im Innenraum. Als erstes wird die originale Lenksäule demontiert, im Bild rechts liegt sie über dem schon fertig konfektionierten <strong>EZ</strong>-Umb<strong>aus</strong>atz<br />
Vor Ort: Die <strong>EZ</strong>-Lenkung wird an den gleichen<br />
Punkten wie das Serienexemplar verschraubt<br />
lässt sich <strong>der</strong> Umbau in aller Regel ohne<br />
Weiteres rückgängig machen: Nur in den<br />
seltensten Fällen müssen wirklich Originalteile<br />
vom Auto verwendet werden. Roger<br />
Reijgoud: „Beim <strong>Ein</strong>bau unserer Systeme<br />
verarbeiten wir überwiegend Lensäulenrohlinge,<br />
an <strong>der</strong>en Enden wir die zu<br />
Lenkrad und Lenkgetriebe passenden Anschlüsse<br />
einarbeiten lassen. Die Säulen<br />
<strong>der</strong> Autos sind in Durchmesser und Mate-<br />
58 OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
Die Verkabelung inklusive Lenkstocksch<strong>alter</strong><br />
ist fast noch <strong>der</strong> größte Montageaufwand<br />
Sitzt, passt und hat keine (!) Luft: Elektrik und<br />
Servolenkung sind nun bestens verborgen<br />
rialstärke so ähnlich, dass wir wirklich nur<br />
in Ausnahmefällen ein Originalteil trennen<br />
und mit den Torsionsstabaufnahmen<br />
<strong>der</strong> Servolenkung versehen. Es kommt<br />
eher vor, dass wir Mantelrohre und Verkleidungen<br />
anpassen; glücklicherweise<br />
zählen sie bei den meisten Oldtimern nur<br />
selten zu den Raritäten. Die kniffligste<br />
Aufgabe ist eigentlich, die in Lenkradnähe<br />
untergebrachte Elektrik umzubauen. Ge-<br />
Wie Sie sehen <strong>–</strong> Sie sehen <strong>nicht</strong>s: Monsieur Dutruel und sein Sohn sind sehr angetan; nach sechs<br />
Stunden Arbeit ist ihr 1967er Jaguar MK II fertig zur servounterstützten Heimfahrt nach Frankreich<br />
rade bei Hupen sind Säule o<strong>der</strong> Mantelrohr<br />
oft Teil des Schaltkreises. Mit doppelten<br />
Schleifkontakten, einmal vor und einmal<br />
hinter dem Servoantrieb mit <strong>der</strong> Lensäule<br />
verbunden, haben wir <strong>aber</strong> bislang<br />
noch jede Schaltung in den Griff bekommen.<br />
Auch <strong>der</strong> Stromanschluss <strong>der</strong> Lenkung<br />
selbst ist kein Hexenwerk: Plus und<br />
Minus genügen <strong>–</strong> alle an<strong>der</strong>en Kabel laufen<br />
in die kleine Blackbox, in <strong>der</strong> ein Prozessor<br />
sitzt, <strong>der</strong> die Signale verarbeitet.<br />
Wenn es die Platzverhältnisse zulassen,<br />
können wir die Blackbox direkt an <strong>der</strong><br />
Lenkung befestigen, ansonsten suchen wir<br />
für sie einen unauffälligen Platz unterm<br />
Armaturenbrett.“<br />
Und unauffällig ist die <strong>EZ</strong>-Servolenkung<br />
ohnehin: Die Lenksäulen <strong>der</strong> meisten Autos<br />
verlaufen unter dem Armaturenbrett,<br />
hier ist meist genügend Platz vorhanden,<br />
die Teile so unterzubringen, dass sie die<br />
Beinfreiheit des Fahrers <strong>nicht</strong> beeinträchtigen.<br />
Bei Autos, <strong>der</strong>en Säule unter einer<br />
Verkleidung sitzt, ist nach dem Umbau gar<br />
<strong>nicht</strong>s mehr zu sehen; im Motorraum sind<br />
ohnehin keine Än<strong>der</strong>ungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Der Jaguar Mk II, dessen Umbau wir in <strong>der</strong><br />
<strong>EZ</strong>-Werkstatt in holländischen Herwijnen<br />
begleiten, ist so ein Beispiel: Der Vorher-<br />
Nachher-Unterschied besteht auf den ersten<br />
Blick <strong>aus</strong>schließlich <strong>aus</strong> <strong>der</strong> wesentlich<br />
komfortableren Lenkung. Die Servo-<br />
Lenksäule mitsamt ihren speziell angefertigten<br />
H<strong>alter</strong>n ist komplett verborgen. Die<br />
<strong>Ein</strong>bauarbeiten dauern dabei nur wenige<br />
Stunden, denn für den MK II gibt es bereits<br />
ein fertiges Lenkungskit <strong>aus</strong> dem Regal:<br />
„Je<strong>der</strong> Fahrzeugtyp, den wir erstmals umbauen,<br />
wird bei uns in <strong>der</strong> Werkstatt bearbeitet,<br />
die Entwicklung umfangreich dokumentiert.<br />
Wenn <strong>der</strong> erste Typ fertig ist,<br />
ist somit auch <strong>der</strong> Umb<strong>aus</strong>atz erstellt. Bei<br />
populären Fahrzeugen wie dem Jaguar<br />
o<strong>der</strong> auch dem Mercedes 190 SL lohnt es<br />
sich, gleich mehrere Lenkungen zu produzieren.<br />
Mittlerweile haben wir über 50<br />
Fahrzeugtypen im Lieferprogramm. Und<br />
<strong>der</strong> <strong>Ein</strong>bau eines bereits fertig vorhandenen<br />
Lenkungskits muss dann auch <strong>nicht</strong><br />
mehr bei uns in Holland durchgeführt<br />
werden. Hierfür gibt es europaweit zertifi-<br />
zierte Werkstätten (siehe Seite 61). Wir<br />
können natürlich auch bei Katalogware<br />
noch spezielle Kundenwünsche berücksichtigen:<br />
So ist es kein Problem, Lenksäulen<br />
länger o<strong>der</strong> kürzer zu bauen, um die<br />
Sitzposition individuell komfortabler zu<br />
gestalten. Und wer sich bislang scheute,<br />
ein kleineres Sportlenkrad einzubauen, da<br />
er höhere Lenkkräfte fürchtete, kann dies<br />
nun unbesorgt tun <strong>–</strong> die Servolenkung<br />
gleicht die geringere Hebelwirkung <strong>aus</strong>.<br />
Auch bei Autos mit serienmäßiger Säulenverstellung<br />
finden sich immer Möglichkeiten,<br />
dieses Extra beizubehalten.“ Dies<br />
gilt übrigens auch für Lenkradschaltungen,<br />
wie sie im 300er Adenauer-Mercedes unserer<br />
Probefahrt verbaut ist: Im Bereich<br />
des Servomotors musste die Schaltstange<br />
umgelenkt werden. Hieran führte lei<strong>der</strong><br />
kein Weg vorbei, doch die abgeän<strong>der</strong>te<br />
Schaltung ist zuverlässig und funktionssicher<br />
justiert. Mehrarbeit bedeutet dies<br />
<strong>aber</strong> allemal.<br />
Befürchtungen, Fahrwerksteile wie<br />
Spurstangenköpfe, Achsschenkelbuchsen<br />
o<strong>der</strong> Lenkgetriebe könnten durch die neue<br />
Servounterstützung Schaden nehmen,<br />
sind unbegründet: Die Kräfte, die <strong>aus</strong>gehend<br />
vom Lenkrad auf die Betätigungsteile<br />
wirken, sind <strong>nicht</strong> höher als vorher.<br />
Sie werden lediglich gleichmäßiger übertragen.<br />
Auch <strong>der</strong> Stromverbrauch <strong>der</strong> Lenkung<br />
überfor<strong>der</strong>t die Lichtmaschine <strong>nicht</strong>.<br />
Bei laufendem Motor ließ sich am Ampèremeter<br />
einer umgebauten Chevrolet Corvette<br />
C1 auch bei schnellen Lenkbewegungen<br />
im Stand kein Ausschlag registrieren.<br />
Bei stehendem Motor und eingeschalteter<br />
Zündung „zog“ die Lenkung gerade<br />
einmal fünf Ampère <strong>–</strong> zu wenig, um einer<br />
intakten Batterie bei Rangierarbeiten<br />
ernsthaft Schaden zuzufügen.<br />
In <strong>der</strong> Chevrolet Corvette C1 wirkt die Servolenkung fast verloren. Je<br />
nach Gusto kann man sie stufenlos von leichtgängig bis straff regulieren<br />
Im Lenkungsgehäuse läuft <strong>der</strong> Torsionsstab,<br />
<strong>der</strong> sich je nach Lenkkräften verwindet<br />
Das angepasste, originale Lenkmantelrohr des<br />
Jaguar MK II wird in diesem Fall geschraubt<br />
Alles geht <strong>–</strong> auch eine Lenksäule in gewünschter<br />
Länge, solange es <strong>der</strong> Platz im Auto zulässt<br />
Servolenkung nachrüsten TIPPS UND TECHNIK<br />
Dieser Sensor misst die Verwindung des Stabs<br />
und gibt sie als Elektroimpuls an die Blackbox<br />
Original, Rohling und Neuteil: Die Jag-Säule ist<br />
problemlos unterzubringen <strong>–</strong> ein Glücksfall<br />
Die Spezialaufnahmen ersetzen die originalen<br />
H<strong>alter</strong>ungen - hier beim Jaguar E-Type<br />
Keine Angst vorm Leistungsverlust: Der Strombedarf des Stellmotors ist<br />
gering, nur bei stehendem Motor war hier Energieverbrauch feststellbar<br />
OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
59
Mehraufwand: Am Mercedes 300 Coupé muss<br />
zusätzlich die Schaltstange umgelenkt werden<br />
A propos Schaden: Die Servolenkungen<br />
selbst <strong>–</strong> Hersteller ist überwiegend Mitsubishi<br />
<strong>–</strong> entsprechen einem hohen, Neufahrzeugen<br />
angepassten Sicherheitsstandard.<br />
Bei elektronischem Ausfall passiert<br />
im Oldie wie erwähnt gar <strong>nicht</strong>s, da die<br />
originale Lenkung normal weiterfunktioniert.<br />
Die lahmgelegte Servohilfe stellt in<br />
diesem Fall we<strong>der</strong> eine Lenkbeeinträchtigung<br />
noch eine Gefahr dar. Und auch bei<br />
60 OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
Der Umbau ist vollendet, die Probefahrt zum<br />
Justieren <strong>der</strong> Schaltung verlief erfolgreich<br />
Fast wie im Neuwagen: Die MB-Lenkung folgt<br />
<strong>der</strong> zarten Hand des Redakteurs willig<br />
einem mechanischen Schaden an <strong>der</strong><br />
Säule dreht das Lenkrad <strong>nicht</strong> urplötzlich<br />
leer. Dies könnte nur passieren, wenn <strong>der</strong><br />
Torsionsstab bräche. Dann <strong>aber</strong> greifen<br />
sofort die beiden Lenksäulenenden ineinan<strong>der</strong>:<br />
Auf ihnen sitzen kronenähnliche<br />
Verzahnungen, die bei abgeschertem Torsionsstab<br />
eine Verbindung sichern und so<br />
zumindest für die Rangierfähigkeit des havarierten<br />
Fahrzeugs sorgen.<br />
<strong>Ein</strong> <strong>alter</strong> <strong>Hut</strong> <strong>–</strong> <strong>aber</strong> <strong>nicht</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Mode</strong>!<br />
Servolenkungen sind im Automobilbau<br />
<strong>nicht</strong>s Neues, ihre Weiterentwicklung<br />
nahm <strong>aber</strong> gerade in den letzten<br />
Jahren so richtig Fahrt auf.<br />
Die Amerikaner machten es vor: Chrysler und<br />
General Motors spendierten ab 1951 ihren<br />
großen und verhältnismäßig schweren Fahrzeugen<br />
als erste eine hydraulische Lenkhilfe<br />
mittels flüssigkeitsunterstütztem Lenkgetriebe<br />
<strong>–</strong> eben jene Servolenkung, die im Grundprinzip<br />
jahrzehntelang Stand <strong>der</strong> Technik bleiben<br />
Im W-108-Mercedes <strong>aus</strong> den Sechzigern<br />
arbeitet eine Pumpe mit zwei Kolben<br />
sollte. Vor allem beim Rangieren im Stand stellt sie<br />
eine erhebliche Bedienungserleichterung dar. Die<br />
Verstärkung <strong>der</strong> Lenkbewegungen erfolgt bei dieser<br />
Konstruktion über eine vom Motor permanent<br />
angetriebene Flüssigkeits-Pumpe. Beim Drehen <strong>der</strong><br />
Lenksäule betätigt man im Lenkgetriebe ein Ventil<br />
(in <strong>der</strong> Regel eine Torsionsfe<strong>der</strong>), das den Durchfluss<br />
<strong>der</strong> Hydraulikflüssigkeit durch dieses Bauteil<br />
freigibt. Die durch Motorantrieb unter Druck gehaltene,<br />
<strong>nicht</strong> komprimierbare Flüssigkeit <strong>–</strong> meist ATF<br />
<strong>–</strong> sorgt für den erheblich geringeren Kraftbedarf<br />
am Lenkrad.<br />
Vor allem bei Lkw und Oberklasse-Pkw, bei denen<br />
ein hohes Gewicht auf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>achse lastet, hat<br />
sich die Servounterstützung ab den sechziger Jahren<br />
zur unverzichtbaren Komfort-<strong>Ein</strong>richtung entwickelt.<br />
Fahrzeuge wie die Mercedes S-Klasse sind<br />
ohne Servolenkung praktisch undenkbar <strong>–</strong> links im<br />
Bild ist die W 108-Anlage.<br />
In den letzten Jahren setzte sich auch bei den<br />
Servolenkungen zunehmend die Elektronik durch:<br />
Anstelle des leistungsfressenden Riemenantriebs<br />
durch den Motor werden die Flüssigkeitspumpen<br />
elektrisch betrieben. Dieser Antriebsmotor sitzt unmittelbar<br />
an <strong>der</strong> Pumpe. <strong>Ein</strong> externes Steuergerät<br />
sorgt für Stromfluss.<br />
Mittlerweile ist es möglich, leistungsstarke Elektromotoren<br />
zu bauen, die die Lenksäule ohne „zwi-<br />
Die Elektronik ist überdies auch solide,<br />
eine einzige Reklamation gab es bislang<br />
bei <strong>EZ</strong>powersteering: „<strong>Ein</strong> Kunde <strong>aus</strong> Estland<br />
vermeldete den Ausfall seiner Lenkung<br />
nach wenigen t<strong>aus</strong>end Kilometern.<br />
Wir haben das Auto zu uns transportieren<br />
lassen und gingen auf die Fehlersuche.<br />
Der Grund war simpel: Es lag an einer<br />
oxidierten Platine in <strong>der</strong> Blackbox. Bei Regenwetter<br />
konnte hier Wasser eindringen,<br />
das hat das Teil nach kurzer Zeit lahmgelegt.<br />
Mit einer neuen Steuereinheit, die<br />
wir an einem an<strong>der</strong>en Ort platzierten, war<br />
das Problem gelöst“, so Roger Reijngoud.<br />
„Die Ersatzteilversorgung für unsere Lenkungen<br />
ist gesichert: Wir beliefern jede<br />
unserer Vertragswerkstätten, falls doch<br />
mal etwas kaputt gehen sollte.“<br />
Nun bleiben freilich noch Fragen, die<br />
für viele Kunden zumindest in Deutschland<br />
kaufentscheidend sein können: Was<br />
kostet <strong>der</strong> Spaß, für welches Auto lohnt es<br />
sich und vor allem: Hat <strong>der</strong> <strong>EZ</strong>powersteering-Umbau<br />
den Segen des deutschen<br />
TÜV?<br />
Der Preis einer Lenkung inklusive <strong>Ein</strong>bau<br />
liegt im Schnitt bei 2200 bis 2600<br />
Euro. Je nach Fahrzeugtyp kann dies variieren:<br />
Der Jaguar Mk II war für 2200 Euro<br />
umgebaut, bei aufwendigen Konstruktionen<br />
wie dem Adenauer-Mercedes können<br />
auch mal 3800 Euro fällig werden. In Relation<br />
zum jeweiligen Fahrzeugwert ist<br />
selbst das noch immer ein durch<strong>aus</strong> vertretbarer<br />
Betrag: Günstiger würde man<br />
auch eine <strong>der</strong> raren originalen ZF-Servo-<br />
Die „Servolectric“ wirkt <strong>nicht</strong> auf die Lenksäule,<br />
son<strong>der</strong>n ersetzt die liegende Zahnstange<br />
schengeschaltete“ Flüssigkeit direkt antreiben (das<br />
von <strong>EZ</strong> Power Steering verwendete System), o<strong>der</strong><br />
auf eine Zahnstange wirken. Neueste Entwicklungen<br />
wie die Servolectric von ZF, die bei Volkswagen<br />
verwendet wird, arbeiten mit einer Spindel und<br />
einem kleinen Zahnrad. Diese Systeme eignen sich<br />
freilich <strong>nicht</strong> zum Umbau in Oldtimer, da sie fahrzeugspezifisch<br />
sind und <strong>nicht</strong> zusätzlich an eine bereits<br />
fertig konstruierte Lenkung angeschlossen werden<br />
können. Allen Systemen gemeinsam ist, dass<br />
die Lenkung beim Defekt <strong>der</strong> Servounterstützung<br />
schwergängiger wird, <strong>aber</strong> <strong>nicht</strong> komplett <strong>aus</strong>fällt.<br />
Die Kleinigkeiten sind die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen:<br />
Der Hupkontakt wird per Schleifring hergestellt<br />
lenkungen für den Mercedes kaum bekommen.<br />
Bei kleinen und leichten Fahrzeugen<br />
lohnt die Nachrüstung normalerweise<br />
<strong>nicht</strong>, hier funktioniert die Kraftübertragung<br />
auch ganz ohne Unterstützung<br />
leichtgängig. <strong>Ein</strong> Fiat 500 benötigt keine<br />
Servolenkung. Möglich wäre sie freilich <strong>–</strong><br />
und eine echte Option, wenn beispielsweise<br />
ein Fahrzeug behin<strong>der</strong>tengerecht<br />
umgebaut werden soll. Auch im Rallyeeinsatz<br />
kann die zuschaltbare Lenkhilfe nützlich<br />
sein. Reijngoud: „ Es gibt mittlerweile<br />
für relativ leichte, oft sportlich genutzte<br />
Fahrzeuge wie BMW 02 und Saab 96 Umb<strong>aus</strong>ätze.<br />
Der Kunde ist <strong>der</strong> Chef <strong>–</strong> wir erfüllen<br />
jeden Wunsch. Nur <strong>der</strong> <strong>Ein</strong>bau muss<br />
bei uns o<strong>der</strong> in einer unserer Partnerwerkstätten,<br />
erfolgen, da es sich um sicherheitsrelevante<br />
Teile handelt, die unbedingt<br />
sachgerecht verarbeitet werden müssen.“<br />
Bezüglich TÜV und H-Zulassung ist momentan<br />
freilich noch <strong>nicht</strong> das letzte Wort<br />
gesprochen: In den kommenden Wochen<br />
wird <strong>der</strong> TÜV Nord die <strong>EZ</strong>powersteering-<br />
Anlagen begutachten, um die Qualitäts-<br />
Je nach Ausführung sendet auch die Tachowelle ein Signal zur Blackbox <strong>der</strong> Lenkung. Bei<br />
Neuwagen ist <strong>der</strong> Tachoantrieb elektronisch, <strong>EZ</strong>powersteering arbeitet mit Spezial-Adaptern<br />
Die Adresse:<br />
Die nächste Evolutionsstufe: Der Elektromotor treibt zwei Zahnrä<strong>der</strong><br />
an. Rechts liegt das Funktionsmodell, links <strong>der</strong> fast fertige Prototyp<br />
<strong>EZ</strong> Electric Power Steering<br />
Lingedijk12<br />
4171 KD Herwijnen <strong>–</strong> Nie<strong>der</strong>lande<br />
Telefon: 0031/(0)345/652126<br />
Internet: www.ezpowersteering.nl<br />
<strong>EZ</strong> Deutschland<br />
Donstorf 7<br />
49406 Eydelstedt<br />
Telefon: 05448/988475, 05448/988666<br />
Internet: www.ezpowersteering.de<br />
Servolenkung nachrüsten TIPPS UND TECHNIK<br />
<strong>Ein</strong>e Liste <strong>der</strong> deutschen Handelspartner ist<br />
auf Anfrage bei <strong>EZ</strong> erhältlich, alle lieferbaren<br />
Umrüstsätze sind auf <strong>der</strong> Homepage gelistet.<br />
Bei Neuanfertigungen werden gerne auch<br />
Sammelbestellungen entgegengenommen.<br />
management-Zertifizierung nach ISO<br />
9001 zu erteilen. Bauteile wie die Getriebe<br />
und die Säulen entsprechen bereits <strong>der</strong><br />
ISO-Norm, und nach dem <strong>der</strong>zeitigen<br />
Stand spricht <strong>nicht</strong>s gegen das Qualitätssiegel<br />
für die komplette Anlage. Bislang<br />
geschieht die <strong>Ein</strong>tragung in Deutschland<br />
noch per <strong>Ein</strong>zelabnahme, sobald die Zertifizierung<br />
erfolgt ist, muss ein Prüfingenieur<br />
nur noch den ordnungsgemäßen <strong>Ein</strong>bau<br />
bescheinigen. Die Kosten hierfür liegen in<br />
Höhe einer <strong>Ein</strong>tragung. Das H-Kennzeichen<br />
sollte <strong>nicht</strong> gefährdet werden, da <strong>der</strong><br />
reversible Servolenkungsumbau eine Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Fahrsicherheit darstellt: Derartige<br />
Än<strong>der</strong>ungen sind bislang ebensowenig<br />
wie ein Katalysator ein Hin<strong>der</strong>ungsgrund<br />
bei <strong>der</strong> Oldie-Zulassung. Doch trotz aller<br />
Euphorie: Derzeit sollten Sie bei ernsthaftem<br />
Interesse an <strong>der</strong> elektronischen Servolenkung<br />
vorm <strong>Ein</strong>bau mit einem TÜV-Ingenieur<br />
sprechen. Die Sicherheit <strong>der</strong> Anlage<br />
steht für uns nach zwei überzeugenden<br />
Probefahrten außer Frage, doch ohne amtliche<br />
Freigabe geht im deutschen Straßenverkehr<br />
<strong>nicht</strong>s. Sobald <strong>der</strong> elektronische<br />
Lenkersknecht den deutschen TÜV-Segen<br />
erhalten hat, werden wir es in OLDTIMER<br />
MARKT umgehend mitteilen!<br />
Text: Daniel Bartetzko<br />
Fotos: Holger Neu<br />
redaktion@oldtimer-markt.de<br />
<strong>Ein</strong> Aston Martin DB2 ist nun auch für bekennende Warmduscher fahrbar.<br />
Wenn ein echter Kerl kommt, schaltet man die Servolenkung einfach <strong>aus</strong>!<br />
OLDTIMER MARKT 7/2009<br />
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