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Nutrition-Press / Ausgabe Nr. 5 - Oktober 2014

Pistazie - eine Nuss, die es in sich hat!

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<strong>Ausgabe</strong> <strong>Nr</strong>. 5 – September <strong>2014</strong> · 4,95 Euro · ISSN 2195-8505<br />

www.nutrition-press.com<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />

Uwe Gröber<br />

Arzneimittel<br />

und Mikronährstoffe:<br />

Medikationsorientierte<br />

Supplementierung<br />

Thomas Büttner<br />

Vorschlag zur Novellierung<br />

der Novel-Food-<br />

Verordnung 258/07/EG<br />

Sabrina Kloske<br />

Nicht umsonst wurde<br />

die Pistazie damals<br />

als „Speise der Könige“<br />

gehandelt<br />

Manfred Scheffler<br />

Gesunder Menschenverstand<br />

und Zivilcourage<br />

im Vorwort<br />

Mikronährstoffe<br />

Vitalstoffe<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Pistazie – Eine Nuss,<br />

die es in sich hat!


Editorial<br />

Gesunder Menschenverstand und Zivilcourage<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

gesunden Menschenverstand und Zivilcourage wünschen wir uns nur zu oft, – und<br />

ver missen es aber auch oft. Unsere Gesellschaft ist sehr komplex geworden – immer<br />

undurchsichtiger und komplizierter. Aber es tut sich etwas: immer mehr soziale Netzwerke<br />

wie Avaaz, Umweltvereine, Foren usw. vertreten ihre Meinungen öffentlich und fordern<br />

dies auch von der Politik ab. Mit anderen Worten: es kommt immer mehr demokratisches<br />

Leben von unten in unsere Gesellschaft – genau das wünsche ich mir mehr und der NEM e.V<br />

leistet seinen Beitrag immer wieder aufs Neue.<br />

Was tut sich denn Gutes, wenn man sich so bewegt wie wir:<br />

1. Nachdem wir die EFSA/europäische Kommission wegen der Health-Claims verklagt<br />

haben, hat sich die Geschäftsführung verändert (wurde ausgewechselt). Mein<br />

Kom m entar: es wurde höchste Zeit. Der wissenschaftliche Beirat der EFSA, der über<br />

Health-Claims bestimmt, darf mindestens 2 Jahre nicht für die Industrie (Konzerne)<br />

gearbeitet haben. Das ist zwar nicht genug, aber immerhin. Warten wir ab, was die<br />

kommende Gerichtsverhandlung bringen wird. Wir glauben daran, dass der Ver brau ch er<br />

informiert sein muss, was die gesundheitlichen Aspekte einer gesunden Ernährung<br />

mit Mikronähstoffen angeht. Genau das wird aber durch die Forderungen<br />

von klini schen Prüfungen (wie bei Arzneimitteln) total eingeschränkt, denn klinische<br />

Stu dien können sich nur Konzerne leisten. Es schränkt auch die Grundrechte auf<br />

freie Meinungs äußerungen eindeutig ein. Sind wir schon soweit, dass die Wahrheit nicht<br />

mehr gesagt werden darf? Im Moment ist es so!<br />

2. Novelfood: zurück zum Ursprung der Verordnung fordern wir!<br />

So, wie jetzt die Verordnung ausgerichtet ist, ist sie meiner Meinung nach ein Hebel<br />

hin zur Gleichheitsernährung, so wie im Sozialismus - im Sommer gibt es Tomaten,<br />

im Herbst die Äpfel und Kartoffeln, im Winter Eingemachtes, denn die Verordnung läßt<br />

ungeprüft keine Früchte, Gemüse, Pilze, Gewürze in Europa zu, die nicht massgeblich<br />

im europäischem Verkehr vor Herbst 1997 waren. Die Verordnung wird von den Gesetzgebern<br />

neu diskutiert. Wir werden hier unseren Beitrag leisten. Der Ursprung war<br />

richtig gut, und auch erforderlich, nämlich alle neuartigen Lebensmittel (also synthetische<br />

...) müssen toxikologisch geprüft sein und dies ausreichend – das können wir<br />

nur un terstreichen. Mehr sollte hier nicht im Gesetz stehen. Eine Frucht oder ein<br />

Gemüse, das tausende von Jahren in beispielsweise Südamerika verzehrt wurde, ist<br />

auch für uns Europäer ungiftig. Es gibt immer mehr schleichende Einschränkungen<br />

von denen der normale Bürger gar nichts weiß – sagen wir es ihm. Es gibt einen Trend<br />

zum modernen Sozialismus bzw. eindeutigem Bürokratismus.<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

3. Epigenetic, die Wissenschaft, die sich mit dem Einfluss von Mikronährstoffen auf die<br />

Gene – und anderen Einflüssen beschäftigt – beweist – wie auch andere For schungsergebnisse<br />

belegen – immer mehr die Notwendigkeit von dem zusätzlichen Verzehr<br />

von Mikronährstoffen – also Nahrungsergänzung (Lebensmittelkonzentraten). Nur ganz<br />

wenige Menschen schaffen es, sich ausgewogen zu ernähren. Es ist eine gesundheit s-<br />

schädigende Lüge, zu behaupten, man braucht die NEM nicht – hier klären wir weiter auf.<br />

4. Wir haben für die nahe Zukunft für unsere Öffentlichkeitsarbeit einen außerordentlichen<br />

Journalisten gewinnen können – demnächst mehr dazu.<br />

Machen Sie mit für eine gesündere Welt!<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong> ist die offi zielle<br />

Zeitschrift des NEM e.V. Verband<br />

mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren<br />

von Nah rungs ergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

3


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Inhalt<br />

5 Arzneimittel und Mikronährstoffe • Uwe Gröber<br />

11 Ökologischer Anbau von Gewürzpflanzen • Hanna Blum<br />

14 Vitamin B1 (Thiamin): Das Nervenvitamin<br />

16 Die Pistazie – Eine Nuss, die es in sich hat • Sabrina Kloske<br />

20 Kryptopyrrolurie • Kyra Hoffmann, Sascha Kauffmann<br />

26 Antioxidantien in Lebensmitteln • Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

29 Behauptung von Pharma-gesponsertern Studien • Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

34 Forschung: Mikroplastik in Lebensmitteln? • Dr. Rebecca Störmer<br />

36 Umsatzwachstum bei NEM • Kerstin Büttel, Michael Hensoldt<br />

39 Vorschlag Novellierung Novel Food • Dr. jur. Thomas Büttner<br />

42 Die Betriebswirtschaftliche Auswertung• Günter Heenen<br />

50 Fördermittel: Investieren lohnt sich! • Prof. Klaus Weiler<br />

52 GESTIS-Biostoffdatenbank • BG RCI<br />

53 <strong>Press</strong>earbeit: Wie funktioniert das? • Nuray Gülek<br />

56 Apps: Schwieriger Umtausch • ARAG<br />

Impressum<br />

<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />

Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Online-<strong>Ausgabe</strong>: ISSN 2195-8505<br />

Herausgeber: Elite Magazinverlags GmbH<br />

Boslerstraße 29 · 71088 Holzgerlingen<br />

Telefon:+49(0)7031/744-0 · Fax:+49(0)7031/744-195<br />

E-Mail: info@nutrition-press.com<br />

Chefredaktion: Bernd Seitz (V.i.S.d.P.)<br />

Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />

Redaktion: Gabriele Thum M.A.<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. Gottfried Lange<br />

Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />

Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Gastautoren:<br />

Hanna Blum<br />

Kerstin Büttel<br />

Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

Uwe Gröber<br />

Nuray Güler<br />

Günter Heenen<br />

Michael Hensoldt<br />

Kyra Hoffmann<br />

Sabrina Kloske<br />

Sascha Kauffmann<br />

Dr. Rebecca Störmer<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

Prof. Klaus Weiler<br />

Grafik/Layout: Melanie Wanner<br />

Projektleitung: Sanela Cutura<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Sandra Schneider, Telefon: +49 (0)7031/744-122<br />

E-Mail: info@nutrition-press.com<br />

Bildnachweis: fotolia.com<br />

Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr:<br />

Februar, September<br />

Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung der Print-<strong>Ausgabe</strong>: info@nem-ev.de<br />

Print-<strong>Ausgabe</strong>: ISSN 2196-1271<br />

Online-Magazin und Media-Daten:<br />

kostenlos unter www.nutrition-press.com<br />

Printed in Germany<br />

Copyright-Hinweis: Die gesamten Inhalte des Magazins<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf Konzept<br />

und Gestaltung: Elite Magazinverlags GmbH und NEM e.V..<br />

Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung der Elite Magazinverlags GmbH<br />

und des NEM e.V.. (alle Anschriften siehe Verlag)<br />

Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungs ergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />

Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />

Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />

E-Mail: info@nem-ev.de<br />

Internet: www.nem-ev.de<br />

4<br />

www.nutrition-press.com


Ernährung / Prävention<br />

Arzneimittel und Mikro nährstoffe:<br />

Medikations orien tierte<br />

Supplementierung<br />

Die medikationsorientierte Supplementierung von Mikro nähr -<br />

stoffen kann im Gesundheitssystem einen wichtigen Beitrag<br />

leisten, die Arzneimitteltherapie für den Patienten als auch<br />

für die Kostenträger zu optimieren. Patienten sollten daher<br />

in der Arztpraxis und Apotheke über die potentiellen Wechselwirkungen<br />

der Medikation mit Mikronährstoffen informiert werden.<br />

Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber:<br />

Arzneimittel und Mikronährstoffe benutzen<br />

im Körper bei der Aufnahme, Verstoffwech selung<br />

und Ausscheidung (z. B. Urin, Fäces) die gleichen<br />

Stoffwechselwege. Zum Teil konkurrieren sie da bei um<br />

dieselben Enzyme (z. B. Cholesterin-Synthese-Enzym)<br />

und Transportsysteme. Das ist auch einer der Gründe<br />

warum bei regelmäßiger Einnahme von Arz nei mitteln<br />

das Risiko für arzneimittelbedingte Mikronährstoff mängel<br />

steigt. Eine langfristige Beeinträchtigung des Mikro -<br />

nähr stoffhaushaltes kann zu ausgeprägten Stoff wechsel<br />

störungen führen auf deren Boden sich zahl reiche<br />

Nebenwirkungen bis hin zu handfesten Zi vili sations -<br />

krankheiten (z. B. Osteoporose durch Kortison) entwickeln<br />

können. Die gezielte, d. h. auf die Medi ka tion abgestimmte<br />

Supplementierung von Mikronährstoffen<br />

kann nicht nur die pharmakotherapeutische Therapie<br />

durch die Reduktion von medikationsbedingten Nebenwirkungen<br />

verbessern, sondern auch einen wichtigen<br />

Beitrag dazu leisten, Arzneikosten im Gesundheitssystem<br />

zu senken.<br />

5


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Multimedikation im Alter<br />

Im Durchschnitt nehmen 65-Jährige und ältere Personen<br />

regelmäßig 2 bis 3, über 80-Jährige täglich 4 bis<br />

6 verschiedene Arzneimittel ein. Mit jedem zusätzlich<br />

eingenommenen Medikament steigt das Risiko für Arzneimittelbedingte<br />

Störungen des Mikronährstoff haushaltes.<br />

Eine Vielzahl von unerwünschten arzneimittelwirkungen<br />

(z. B. Appetitverlust, Mundtrockenheit, Ge -<br />

schmacksstörungen) kann die allgemeine Nahrungsaufnahme<br />

und damit die diätetische Versorgung mit Mikronährstoffen<br />

stören. Hinzu kommt, dass viele Arzneimittel<br />

von den Betroffenen mehrmals täglich eingenommen<br />

werden müssen. Allein die Menge der verschiedenen<br />

Kapseln, Tabletten und Dragees kann sich nachteilig<br />

auf den Appetit und die Nahrungsaufnahme auswirken.<br />

Multimorbide ältere Patienten mit einer hohen<br />

Medikamenteneinnahme sind daher von einer Unterversorgung<br />

mit Mikronährstoffen besonders bedroht.<br />

Tab. 1: Im Alter häufi g eingesetzte Arzneimittel, die zu Störungen<br />

des Mikronährstoffhaushaltes führen können.<br />

Arzneimittelgruppe<br />

Antazida<br />

und Säureblocker<br />

Antidiabetika,<br />

orale<br />

Arzneistoff<br />

Protonenpumpenhemmer<br />

(z. B. Omeprazol,<br />

Pantoprazol)<br />

Mangel an<br />

Vitamin B12,<br />

Magnesium,<br />

Calcium,<br />

Folsäure,<br />

Vitamin D<br />

Metformin Vitamin B12,<br />

Folsäure<br />

Antirheumatika Methotrexat Folsäure<br />

Glucocorticoide<br />

Prednisolon,<br />

Dexa methason,<br />

etc.<br />

Vitamin D,<br />

Calcium,<br />

Vitamin C<br />

Arzneimittelgruppe<br />

Diuretika<br />

Arzneistoff<br />

Thiazide<br />

(z. B. Hydrochlorothiazid)<br />

Schleifen diuretika<br />

(z. B.<br />

Furosemid)<br />

Mangel an<br />

Magnesium,<br />

Kalium,<br />

Folsäure,<br />

Vitamin B1, Zink<br />

Magnesium,<br />

Kalium, Zink,<br />

Folsäure,<br />

Vitamin B1<br />

Laxanzien Bisacodyl Kalium,<br />

Magnesium,<br />

Calcium,<br />

Folsäure<br />

Lipid- und<br />

Cholesterinsenker<br />

Statine (z. B.<br />

Simvastatin,<br />

Atorvastatin,<br />

Lovastatin)<br />

Coenzym Q10<br />

Im Folgenden werden einige Beispiele sehr häufi g<br />

eingesetzter Medikamente und die Störungen des Mikronährstoffhaushaltes<br />

vorgestellt. Ausführliche Informatio<br />

nen zu medikationsorientierten Mikronähr stoff-Supple<br />

mentierung fi nden Sie in den beiden neuen Büchern<br />

„Arzneimittel und Mikronährstoffe, 3. Aufl age, <strong>2014</strong>“<br />

sowie in dem Sachbuch „Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber“<br />

erschienen bei Wissenschaftlichen Verlags<br />

gesellschaft.<br />

Cholesterinsenker (Statine) erhöhen den Coenzym<br />

Q 10­Bedarf<br />

Je nach Vorerkrankung und aktuellem Cholesterinwert<br />

werden Arzneimittel zur Blutfettsenkung eingesetzt.<br />

Darunter sind vor allem die Cholesterinsenker vom<br />

Statin-Typ – in der Fachsprache auch Statine genannt,<br />

zu nennen. Statine werden seit Jahren erfolgreich zur<br />

Senkung erhöhter Cholesterinspiegel eingesetzt, um<br />

einer Gefäßverkalkung vorzubeugen, die langfristig zu<br />

Herz infarkt oder Schlaganfall führen kann. Typische<br />

Vertreter dieser Arzneimittelgruppe sind Atorvastatin,<br />

Fluva statin, Lovastatin, Pravastatin, Rosuvastatin oder<br />

Sim vastatin.<br />

Bei gesunden Menschen mit Risikofaktoren für<br />

ei ne Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Übergewicht und<br />

Blut hochdruck sollten die Gesamt-Cholesterinwerte<br />

< 200 mg dl (5,2 mmol/l) und die LDL-Cholesterinwerte<br />

< 115 mg/dl (3,0 mmol/l) liegen. Bei Patienten<br />

mit Diabetes mellitus oder einer Herz- bzw. Gefäßerkrankung<br />

(z. B. Herzinfarkt, koronare Herzerkrankung)<br />

sollten das Gesamtcholesterin < 150 mg/dl<br />

(3,9 mmol/l) und das LDL-Cholesterin < 70 mg/dl<br />

(1,8 mmol/l) liegen.<br />

Statine wie Atorvastatin greifen in den Fettstoffwechsel<br />

des Körpers ein, der in der Folge weniger Cholesterin<br />

produziert. Durch Hemmung des Cholesterin-Synthese-<br />

6


Ernährung / Prävention<br />

Zellenergie umgewandelt. Ein statinbedingter Mangel<br />

an Coenzym Q10 kann sich durch Symptome wie Abgeschlagenheit,<br />

Antriebsschwäche, Muskelschwäche und<br />

Muskelschmerzen äußern. Auch die Hirnleistung und<br />

Funktion der Bauchspeicheldrüse wird durch eine Unterversorgung<br />

an diesem wichtigen Steuermann des<br />

Energiestoffwechsels in Mitleidenschaft gezogen.<br />

In aktuellen Studien an Patienten, die mit Statinen therapiert<br />

wurden konnte gezeigt werden, dass die begleitende<br />

Einnahme von Coenzym Q10 (100-300 mg pro<br />

Tag) nicht nur statinbedingte Störungen der Muskulatur<br />

(z. B. Muskelschmerzen) verringert, sondern auch treibende<br />

Faktoren der Arteriosklerose, wie Entzündungen<br />

und oxidativen Stress in den Gefäßen senkt. Bei Patienten<br />

mit Herzinsuffizienz konnte zudem durch die Kombination<br />

von täglich 200 µg Selen und 200 mg Coenzym<br />

Q10 die Herzmuskelleistung signifikant verbessert und<br />

die kardiovaskuläre Sterblichkeit reduziert werden. Selen<br />

und Coenzym Q10 unterstützen sich bei der Steuerung<br />

des zellulären Energiestoffwechsels und der Entgiftung<br />

reaktiver Sauerstoffspezies.<br />

Enzyms reduzieren Statine die Umwandlung des Ausgangsstoffes<br />

HMG-CoA zu Mevalonat, dem Grundbaustein<br />

für die Cholesterinsynthese im Körper. Dadurch<br />

werden die Cholesterin-Synthese und die Cholesterin-<br />

Blutspiegel effektiv gesenkt. Doch was auf der einen<br />

Seite für Patienten mit erhöhten Cholesterinwerten gut<br />

ist, hat für den Haushalt essenzieller Mikronährstoffe<br />

auch Folgen. Eine unerwünschte Begleitwirkung der<br />

Statine ist die Hemmung der körpereigenen Coenzym<br />

Q10-Produktion. Cholesterin und Coenzym Q10 entstehen<br />

nämlich aus dem gemeinsamen Grundbaustein<br />

Mevalonat, der mit Hilfe des Cholesterin-Synthese Enzyms<br />

aus dem Ausgangsstoff HMG-CoA gebildet wird.<br />

Da Statine wie Simvastatin oder Atorvastatin die Cholesterin-Synthese<br />

über eine Blockade des Cholesterin-<br />

Synthese-Enzyms hemmen, wird dadurch auch die Produktion<br />

des lebensnotwendigen Mikronährstoffs Co enzym<br />

Q10 unterbunden. Die Störung des Coenzym Q10-<br />

Haushaltes durch Statine ist in einer Reihe von klinischen<br />

Studien eindeutig nachgewiesen worden.<br />

Coenzym Q10 spielt eine zentrale Rolle bei der Energiegewinnung<br />

in den Kraftwerken unserer Zellen, den so<br />

genannten Mitochondrien. In den Mitochondrien wird<br />

nämlich mit Hilfe von Coenzym Q10 Nahrungsenergie in<br />

Herz-Kreislauf-Patienten und Diabetiker, die mit<br />

Sta tinen behandelt werden, sollten regelmäßig Coen<br />

zym Q10 (z. B. 200 mg pro Tag) einnehmen, um einem<br />

statinbedingten Mangel an Coenzym Q10 vorzubeugen<br />

und den kardiovaskulären Energie stoffwechsel<br />

zu unterstützen. Auch eine Kombination mit<br />

dem Spurenelement Selen (z. B. 200 µg pro Tag)<br />

kann em p fohlen werden.<br />

Eine Mangel an Vitamin D (25-OH-D < 20 ng/ml)<br />

scheint auch die Entwicklung von Muskelschmerzen und<br />

anderen muskuläre Störungen, die häufig unter einer<br />

Therapie mit Cholesterinsenkern von Statin-Typ auftreten,<br />

zu begünstigen. In einer aktuellen Studie an 150<br />

Pa tienten mit Hypercholesterinämie musste die Therapie<br />

mit Statinen aufgrund von Muskelschmerzen und<br />

anderen Unverträglichkeiten (Statinintoleranz) abgebrochen<br />

werden. Eine labormedizinische Kontrolle des<br />

Vitamin D-Status bei den betroffenen Patienten zeigte<br />

eine mangelhafte Versorgung mit Vitamin D. Durch die<br />

wöchentliche Gabe von 2 x 50.000 I.E. Vitamin D für<br />

drei Wochen wurde der Vitamin D-Status deutlich verbessert<br />

(25-OH-D: 21 ng/ml 40 ng/ml). Nach der Auffüllung<br />

des Vitamin D-Status wurde die Statintherapie<br />

nach drei Wochen wieder fortgeführt. Nahezu 90 % der<br />

Patienten, die anfangs das Statin aufgrund von Unverträglichkeiten<br />

absetzen mussten konnte nun die Therapie mit<br />

den Cholesterinsenkern ohne unerwünschte Wirkungen<br />

auf die Muskulatur fortführen. Neben den Statinen wurde<br />

die Einnahme von Vitamin D mit 50.000 I.E. Vi tamin<br />

D pro Woche beibehalten. Die LDL-Cholesterinwerte<br />

sanken unter der Kombination des Statins mit Vita min<br />

D durchschnittlich von 146 mg/dl auf 95 mg/dl.<br />

7


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder<br />

Diabetiker sollten in jedem Fall ihren Vitamin<br />

D-Status (25-OH-D) beim Hausarzt kontrollieren<br />

lassen, insbesondere bei einer Therapie mit Statinen.<br />

Der normale Vitamin D-Status sollte anhand<br />

der 25-OH-D-Werte zwischen 40 bis 60 ng/ml liegen.<br />

Ein gesunder Mensch benötigt für einen normalen<br />

Vi tamin D-Status regelmäßig 40-60 I.E. Vitamin<br />

D pro Kg Körpergewicht pro Tag.<br />

Säureblocker<br />

Nach den Cholesterinsenkern vom Statin-Typ zählen<br />

die magensäureblockierenden Arzneimittel, allgemein<br />

auch als Protonenpumpenhemmer bezeichnet zu den<br />

weltweit am häufi gsten verordneten Medikamenten.<br />

Allein in Deutschland werden fast eine Milliarde Euro<br />

pro Jahr mit Protonenpumpenhemmern umgesetzt, welt -<br />

weit mittlerweile über 14 Milliarden Euro. Die Verordnungshäufi<br />

gkeit hat sich zwischen 1997 und 2006 mit<br />

200 Millionen Tagesdosen auf 1163 Millionen Tagesdosen<br />

versechsfacht, ohne dass es dafür eine Erklärung<br />

durch Zunahme der entsprechenden Krankheiten gibt.<br />

Zu den wichtigsten Vertretern dieser Arzneimittelgruppe<br />

zählen Omeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Esomeprazol<br />

und Rabeprazol.<br />

Protonenpumpemhemmer (PPI) werden vor allem bei<br />

Refl uxösophagitis, die zu ausgeprägtem Sodbrennen<br />

durch aufsteigende Magensäure führt, in der Therapie<br />

von Magen- und Zwölffi ngerdarmgeschwüren sowie in<br />

der Eradikationstherapie von Infektionen mit Helicobacter<br />

pylori eingesetzt. Das stäbchenförmige Bakterium<br />

Helicobacter pylori ist maßgeblich an der Entstehung<br />

von Magenschleimhautschäden und Geschwüren<br />

im oberen Magen-Darm-Trakt beteiligt. Außerdem ist<br />

eine Helicobacter-pylori-Infektion mit einem erhöhten<br />

Risiko verbunden, an Magenkrebs oder Lymphdrüsenkrebs<br />

im Magen zu erkranken. Die Helicobacter-pylori-<br />

Eradikation ist eine medikamentöse Therapie zur möglichst<br />

vollständigen Beseitigung des Bakteriums Helicobacter<br />

pylori bei infi zierten Personen (Eradikation: Beseitigung).<br />

Zusätzlich werden PPI immer häufi ger begleitend<br />

zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen und Diclofenac<br />

verordnet, um die Magenschleimhaut zu schützen<br />

und der Entwicklung von Magengeschwüren vorzubeugen.<br />

Seit einigen Jahren sind Omeprazol- und Pantoprazolhaltige<br />

Arzneimittel auch rezeptfrei für die Selbstmedikation<br />

von Sodbrennen und saurem Aufstoßen in der<br />

Apotheke erhältlich. Aber rezeptfrei bedeutet grundsätzlich<br />

nicht nebenwirkungsfrei!<br />

PPI zählen zu den effektivsten Arzneistoffen bei der<br />

Hemmung der Magensäurebildung. Daher sind PPI bei<br />

der Therapie von Säurebedingten Erkrankungen des<br />

Magen-Darm-Traktes Mittel der ersten Wahl. Die Wir-<br />

kung der PPI beruht darauf, dass sie ein Enzym (Protonenpumpe)<br />

in den Zellen der Magenschleimhaut langfristig<br />

blockieren, welches die Magensäure in den Magen<br />

pumpt. Dadurch wird die Magensäureproduktion<br />

verringert („die Säure geblockt“) und der pH-Wert im<br />

Magen bis zu 24 Stunden lang angehoben, d. h. der Magensaft<br />

ist „weniger sauer“. Doch was auf der einen<br />

Seite für die betroffenen Patienten gut ist, hat für den<br />

Haushalt essenzieller Mikronährstoffe wie zum Beispiel<br />

Vitamin B12, Magnesium und Calcium schwere Folgen.<br />

Bei langfristiger Einnahme von Säureblocker wie Omeprazol<br />

oder Pantoprazol können sich Störungen im Calcium-<br />

und Knochenstoffwechsel entwickeln, vor allem<br />

aber kann ein Mangel an Vitamin B12 auftreten. Die<br />

Magensäure ist nämlich für die Aufnahme von Vitamin<br />

B12 aus Lebensmitteln – beispielsweise aus Fleisch,<br />

Fisch, Eiern oder Milch – notwendig, da das an Eiweiße<br />

in der Nahrung gebundene Vitamin B12 mithilfe der<br />

Säure freigesetzt werden muss. Das freigesetzte Vitamin<br />

B12 wird danach an einen im sauren Magensaft<br />

gebildeten Transportfaktor, auch Intrinsic Factor genannt,<br />

gebunden. Der so gebildete Komplex aus Vitamin<br />

B12 und Intrinsic facor wird danach Calcium abhängig<br />

über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen.<br />

Dieser Prozess wird durch Omeprazol und<br />

andere PPI, aber auch durch das Diabetesmittel Metformin<br />

gehemmt und mündet langfristig in einem Vitamin<br />

B12-Mangel. Auf diese Weise wird die zu 99 % aktive<br />

und pH-abhängige Vitamin B12-Aufnahme aus der<br />

Ernährung gehemmt. Daneben können durch die Hemmung<br />

der Magensäureproduktion auch Magen-Darm-<br />

Infektionen mit pathogenen Bakterien (z. B. Clostridien,<br />

Yersinien) auftreten, weil diese Keime im nicht mehr so<br />

sauren Magen überleben. Yersinien sind beispielsweise<br />

in der Lage Vitamin B12 (Cobalamin) in nicht mehr für<br />

den Körper verfügbare Cobalamide umzuwandeln.<br />

Vitamin B12 ist wichtig für die Bildung der roten Blutkörperchen<br />

und die reibungslose Funktion unseres<br />

Nervensystems. Für die Bildung der die Nervenfasern<br />

umgebenden Schutzhülle (Myelinscheiden) ist Vitamin<br />

B12 unerlässlich. Eine Unterversorgung mit diesem<br />

Nervenvitamin kann sich durch Symptome wie Abgeschlagenheit,<br />

Gedächtnisschwäche, Hirnatrophie, depressive<br />

Verstimmungen oder Nervenstörungen (z. B.<br />

Ameisenlaufen oder Kribbeln in den Füßen) äußern. Bereits<br />

eine leichte Unterversorgung mit Vitamin B12 kann<br />

aktuellen Studien zufolge bei älteren Personen das Risiko<br />

für eine Hirnatrophie („Gehirnschwund“: Anzeichen<br />

für die Entwicklung einer Demenz), um das 6-fache steigern.<br />

Als Zeichen eines leichten Vitamin B12-Mangels<br />

kann auch der Homocysteinspiegel im Blutplasma auf<br />

über ≥ 10 µmol/l ansteigen. Homocystein ist ein eigenständiger<br />

Risikofaktor für Demenz, Schlaganfall und<br />

Osteoporose.<br />

8


Anzeige /<br />

Helicobacter pylori<br />

Wer langfristig mit einem PPI behandelt wird sollte täglich<br />

500 bis 2000 µg Vitamin B12 ergänzen und am besten<br />

seinen Vitamin B12-Status anhand aussagekräftiger<br />

Blutparameter wie das Holo-Transcobalamin oder die<br />

Methylmalonsäure beim Arzt kontrollieren lassen. Initial<br />

kann es notwendig sein, dass der Arzt auch Vitamin<br />

B12 intramuskulär spritzt (z. B. 1- 2 mg, 1- 4 x/Monat).<br />

Auch die Aufnahme und Verwertung von Magnesium<br />

wird durch PPI erheblich gestört. Der größte Anteil des<br />

Magnesiums wird im Körper im Knochen gespeichert.<br />

Ein Magnesiumangel kann zu einem Calciummangel<br />

führen, da Magnesium unter anderem für die Aktivierung<br />

von Vitamin D verantwortlich ist. Im schlimmsten<br />

Fall kann sich die schwerste Form eines Magnesiummangels,<br />

eine Hypomagnesiämie, entwickeln mit der<br />

Folge von starken Muskelverspannungen, -zuckungen<br />

und/oder -zittern. Neben der Störung der pH-abhängigen<br />

Magnesiumaufnahme dürften auch Störungen<br />

der Nierenfunktion am PPI-bedingten<br />

Ma g nesiummangel beteiligt sein.<br />

9


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Diuretika<br />

Für die medikamentöse Therapie des Bluthochdrucks steht heute, der komplexen<br />

Blutdruckregulation entsprechend, eine große Zahl von Arzneistoffen mit vielfältigen<br />

Angriffspunkten zur Verfügung. Zu den eingesetzten Medikamenten zählen vor allem<br />

Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Antagonisten und Calcium-Antagonisten.<br />

Diuretika, auch Wassertabletten genannt, steigern die Ausscheidung von<br />

Salz und Wasser und wirken daher harntreibend. Die Blutfl üssigkeitsmenge nimmt<br />

dadurch ab, die Gefäßwände werden erweitert und dadurch der Blutdruck gesenkt.<br />

Gängige Arzneistoffe dieser Substanzklasse sind zum Beispiel Hydrochlorothiazid<br />

(HCT) und Indapamid.<br />

Die in der Bluthochdrucktherapie eingesetzten Diuretika, harntreibenden Medikamente<br />

wie Hydrochlorothiazid, steigern den Magnesiumverlust mit dem Urin und<br />

erhöhen dadurch den Magnesiumbedarf. In der Folge kann sich ein Magnesiummangel<br />

entwickeln. Da Magnesium für die Steuerung des Insulinstoffwechsels wichtig<br />

ist können Diuretika den Zucker- und Fettstoffwechsel bis hin zur Entstehung eines<br />

Typ-2-Diabetes verschlechtern.<br />

Magnesium gibt als Herzschrittmacher dem Herzen Kraft und Rhythmus. Dabei reguliert<br />

es unter anderem die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels und schirmt das Herz<br />

vor einer übermäßigen Stressbelastung ab. Einer zu schnellen Erschöpfung der zellulären<br />

Energiedepots sowie der blutdruckregulierenden Elektrolyte wie Kalium beugt<br />

Magnesium vor. Eine erhöhte Calciumaktivität in der Gefäßzelle spielt bei der Entwicklung<br />

des Bluthochdrucks eine wichtige Rolle. Als Calciumantagonist wirkt Magnesium<br />

einer Überladung der Gefäßzellen mit Calcium entgegen und fördert die Bildung<br />

gefäßerweiternder Substanzen.<br />

Uwe Gröber<br />

Apotheker<br />

Akademie für Mikronährstoffmedizin,<br />

Essen<br />

www.mikronaehrstoff.de<br />

Magnesiummangel begünstigt die Entstehung eines Bluthochdrucks. Betroffene Patienten<br />

weisen häufi g erniedrigte Magnesiumspiegel im Blutserum auf (< 0,8 mmol/l).<br />

Die regelmäßige Einnahme von Magnesium (z. B. 600 mg pro Tag) senkt den systolischen<br />

und diastolischen Blutdruck, wie eine Metaanalyse zeigt. Dabei ist der blutdrucksenkende<br />

Effekt von Magnesium dosisabhängig. Mit jeder Zunahme der täglichen<br />

Magnesiumdosis um 10 mmol (= 240 mg Magnesium) sinkt der systolische<br />

Blutdruck um 4,3 mm Hg und der diastolische Blutdruck um 2,3 mm Hg.<br />

Patienten mit Bluthochdruck sollten regelmäßig Magnesium (z. B. 600 mg Magnesium<br />

pro Tag) einnehmen. Organische Magnesiumsalze wie Magnesiumcitrat, -orotat<br />

oder -aspartat werden gut vom Körper verwertet. Die Gesamttagesdosis sollte<br />

aufgrund besserer Verträglichkeit auf 3 Einzeldosen verteilt werden (z. B. 3 x 200 mg<br />

Magnesium pro Tag). Bei konsequenter Einnahme ist es sogar möglich den Bedarf<br />

an blutdrucksenkenden Medikamenten zu verringern. Der Vitamin D-Status sollte<br />

in jedem Fall 1 bis 2 x im Jahr beim Arzt kontrolliert werden. In Abhängigkeit vom<br />

Körpergewicht sollten Patienten mit Bluthochdruck für einen guten 25-OH-D-Status<br />

(optimal: 40 - 60 ng/ml) täglich 40 - 60 I.E. Vitamin D3 pro kg Körpergewicht<br />

einnehmen (Bsp.: Körpergewicht von 60 kg: 2.400-3.600 I.E. Vitamin D3 pro Tag).<br />

Literatur:<br />

Gröber U., Kisters K., Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber. Was Ihr Arzt und Apotheker<br />

Ihnen sagen sollte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2015<br />

Gröber U., Arzneimittel und Mikronährstoffe – Medikationsorientierte Supplementierung.<br />

3. Aufl age, 501 S., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, <strong>2014</strong>.<br />

10


Arznei-/Gewürzpflanzen<br />

Ernährung / Prävention<br />

Der ökologische Anbau<br />

von Gewürzpflanzen in Deutschland<br />

– eine Nische mit Potential<br />

Der ökologische Anbau von Kräutern, Gewürz- und Teepflanzen<br />

findet weitgehend in spezialisierten landwirtschaftlichen oder<br />

gartenbaulichen Betrieben mit Sonderkulturen oder Freiland ge müse<br />

statt. Die Anbaupalette reicht von den klassischen Küchenkräutern,<br />

wie Petersilie, Dill und Schnittlauch, bis hin zu fein aromatischen<br />

Gewürzen aus ursprünglich mediterranen Ländern (Oregano,<br />

Ros marin, Thymian). Die Anbaufläche wird auf ca. 850 ha geschätzt.<br />

Zu den wichtigen Anbauregionen zählen Hessen (Hessisches Ried)<br />

und Bayern (Franken).<br />

Die frischen Kräuter werden entweder gebündelt,<br />

lose, teilweise auch portioniert<br />

ver marktet oder frisch verarbeitet (Pesto, Frischpflanzenpresssäfte).<br />

In den letzten Jahren hat sich ein wachsender<br />

Markt für fertig portionierte frische Kräuter in Gastroschalen<br />

oder Fließbeuteln entwickelt – teilweise in<br />

Kombination mit essbaren Blütenmischungen. Frische<br />

Gewürzpflanzen werden auch in größeren Mengen<br />

in Frostereien zu Tiefkühlware verarbeitet. Die größte<br />

Marktbedeutung kommt allerdings den ge trockneten<br />

Kräutern zu, die im Lebensmittelbereich als Gewürze,<br />

Lebensmitteltees oder Health Food angeboten werden.<br />

11


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Für alle Produkte im Lebensmittelbereich ist eine Auslobung<br />

der ökologischen Produktionsweise mit dem<br />

EU-Bio-Siegel möglich. Circa 10 % der Anbaufl äche mit<br />

Arznei- und Gewürzpfl anzen werden ökologisch bewirtschaftet.<br />

Von den hierzulande produzierten Arznei- und<br />

Gewürzpfl anzen gehen 50 % in den Lebensmittelsektor,<br />

die andere Hälfte in die Arzneimittelproduktion. Ausgestattet<br />

mit hohen Qualitäten und einer guten Anbaudokumentation,<br />

bietet der ökologische Kräuteranbau mit t -<br />

lerweile eine große Produktpalette an.<br />

Ökologische produzierte Kräuter und Gewürze aus<br />

Deutschland sind teuer in der Produktion und in der Regel,<br />

wegen des hohen Pfl egeaufwands, schon auf dem<br />

Acker im Verkaufspreis doppelt so hoch wie die konventionellen<br />

Kräuter. Obwohl die Verkaufspreise für den<br />

Produzenten relativ hoch sind, entscheiden sich nur<br />

wenige Landwirte in diese doch sehr risikohaften Anbau<br />

einzusteigen und ziehen die Gemüse- bzw. Getreideproduktion<br />

vor. Die Folge ist, dass vor allem getrocknete<br />

Kräuter und Gewürze immer noch stark nachgefragt<br />

werden und der Markt nicht komplett bedient werden<br />

kann. Im Erntejahr 2013 gab es zum Beispiel eine Verknappung<br />

an ökologisch erzeugter Petersilie, Dill, Estragon,<br />

Majoran und Fenchel, wobei auch für <strong>2014</strong> eher<br />

mit einer verhaltenen Ausweitung zu rechnen ist und<br />

immer noch Anbauer gesucht werden.<br />

Die Qualitätsrichtlinien von Bio-Kräutern sind gegenüber<br />

konventionellen Produkten hinsichtlich Farbe, Sensorik<br />

und Mikrobiologie gleichwertig, hinsichtlich von<br />

Pfl anzenschutzmittelrückständen und anderen wertmindernden<br />

Substanzen wesentlich restriktiver.<br />

Deutschland ist der aufnahmebereiteste Markt für die<br />

Bio-Kräuter, daneben gibt es gute Absatzkanäle in die<br />

Schweiz, nach Österreich, Frankreich oder seit einigen<br />

Jahren auch die USA. Gerade in den Vereinigten Staaten<br />

ist das Qualitätsbewusstsein sehr stark gewachsen,<br />

so dass die Nachfrage nach deutschen Produkten entsprechend<br />

gestiegen ist. Der Anteil an Bio-Kräutern und<br />

Gewürzen ist in Deutschland am Gesamtsortiment eher<br />

gering und nur ein Bruchteil der gesamten Verbrauchs<br />

in Deutschland. Aufgrund der höheren Preise werden<br />

Bio-Gewürze mehr oder minder ein Nischen dasein behalten<br />

und der Anteil an der gesamten Produktion sich<br />

auf einen Pegel von 5 -7 % einspielen.<br />

Der ökologische Landbau versteht sich als ein nachhaltiges<br />

Gesamtkonzept mit möglichst geschlossenen Betriebskreisläufen<br />

ohne Zufuhr synthetischer Nährstoffe<br />

oder chemischer Pfl anzenschutzmittel, in dem umweltverträglich<br />

produziert wird. Seit ca. 30 Jahren werden<br />

Kräuter und Gewürze hierzulande unter den Aspekten<br />

ei ner ökologischen Landbewirtschaftung produziert.<br />

Der Preisdruck ausländischer getrockneter Ware ist<br />

enorm. Aus diesem Grund ist in den letzten Jahren eine<br />

in tensive Professionalisierung des Anbaus zu beobachten.<br />

Was einst mit kleinstrukturierten Betrieben begann,<br />

hat sich nun zu einer großen Vielfalt an landwirtschaftlichen<br />

und gartenbaulichen Betrieben entwickelt.<br />

Ausgestattet mit Spezialtechnik und großem Know-<br />

How werden Gewürzpfl anzen kleinfl ächig oder auf mehreren<br />

Hektaren kultiviert. Um den Anforderungen dieser<br />

Sonderkulturen gerecht zu werden, muss die vorhandene<br />

Landtechnik oftmals den speziellen Bedürfnissen<br />

der Kräuterproduktion angepasst werden. Hier ist<br />

Erfi ndergeist gefragt! Die gängige Drilltechnik orientiert<br />

sich beispielsweise an ackerbaulichen Kulturen wie<br />

Weizen und ist auf eine Tausendkornmasse der Samen<br />

von Weizensamen von 50 g ausgelegt. 1000 Kamillesamen<br />

wiegen jedoch lediglich 0,05 bis 0,1 g. Viele Gewürze<br />

und Kräuter müssen deshalb mit spezieller Technik<br />

oder mit umgebauten Maschinen gesät werden.<br />

Besonders markant sind die Unterschiede zwischen der<br />

konventionellen oder integrierten Produktion zu der<br />

ökologischen Anbauweise im Bereich der Nährstoffversorgung<br />

und des Pfl anzenschutzes. Chemische Pestizide<br />

mit zuverlässigen Wirksamkeiten sind im ökologischen<br />

Anbau verboten. Allerdings bringt das Auftreten<br />

von Krankheiten und Schädlingen massive Probleme<br />

mit sich. Pilzliche Schaderreger, wie beispielsweise der<br />

Falsche Mehltau (Plasmopara crustosa) an Petersilie<br />

führen zu hohen Ertragseinbußen. Diese samenübertragbare<br />

Krankheit führt innerhalb kürzester Zeit zum<br />

Absterben der Petersilienpfl anzen. Während im konventionellen<br />

Bereich mit Fungiziden befallsverzögernde<br />

Maßnahmen durchgeführt werden können, bleibt in der<br />

ökologischen Produktion allein die Optimierung der<br />

Kulturführung und die Auswahl geeigneter Sorten. Das<br />

Kulturrisiko ist im Vergleich zum normalen Gemüseund<br />

Ackerbau hoch.<br />

Die Unkrautregulierung ist ein erheblicher Kostenfaktor<br />

in der ökologischen Produktion. Wo im konventionellen<br />

12


Arznei-/Gewürzpflanzen<br />

Anbau Herbizide eingesetzt werden können, kann der<br />

ökologisch produzierende Landwirt nur mechanisch,<br />

thermisch und über eine intelligente Kulturführung Erfolge<br />

erreichen. Das erfordert eine hohe Bereitschaft<br />

sich mit der im Betrieb vorhandenen Beikrautfl ora, auseinander<br />

zu setzen und über Fruchtfolge, passende Anbausysteme<br />

und direkte Bekämpfungsmaßnahmen regulierend<br />

einzugreifen. Der maschinelle Aufwand ist<br />

hoch und der Einsatz von Handarbeit auf dem Feld beläuft<br />

sich nicht selten auf mehr als 200 Arbeitskraftstunden/ha.<br />

Außer bei Frischware muss nach der Ernte der Pfl anzen<br />

vom Acker eine, das Produkt schonende technische<br />

Trocknung erfolgen. Dafür werden großtechnische Anlagen<br />

genutzt, die kontinuierlich (Bandtrockner) oder<br />

diskontinuierlich (Flächentrockner) die Rohware bis auf<br />

eine Endfeuchte von circa 10 % trocknen. Auch im Bereich<br />

der Nacherntebehandlung sind die betriebsspezifi<br />

schen Lösungen sehr unterschiedlich.<br />

Leistungsstarke Bandtrockner, die bei der Küchenkräuterproduktion<br />

in der Regel mit hohen Temperaturen gefahren<br />

werden, ermöglichen neben einer hohen Durchgangsleistung<br />

eine Keimreduzierung im Trockengut,<br />

was besonders in der Lebensmittelindustrie kein unerhebliches<br />

Qualitätskriterium darstellt. Trocknungen bei<br />

30°C sind wesentlich inhaltsstoff- und damit produktschonender.<br />

Die Sensorik des Produkts gerät aber<br />

oft in Konfl ikt mit den mikrobiellen Anforderungen der<br />

Industrie, so dass nur noch eine anschließende Entkeimung<br />

Abhilfe schaffen kann.<br />

Mittels modernster Maschinentechnik können die Kräuter<br />

geschnitten, gerebelt, gesiebt, sortiert und schließlich<br />

abgepackt werden. Empfi ndliche Metall detektoren<br />

verhindern, dass im fertigen Produkt keine unerwünschten<br />

Fremdbestandteile zu fi nden sind. Die<br />

kühlen, trockenen und dunklen Lagerräume bewirken,<br />

dass die Produkte auch noch nach längerer Zeit ihre<br />

Qualität erhalten.<br />

In der konventionellen und ökologischen Anbaupraxis<br />

werden die Richtlinien der Guten Landwirtschaftlichen<br />

Praxis (GAP) umgesetzt. Alle Ökobetriebe müssen die<br />

Grundstandards der aktuellen EU-Bio-Verordnung erfüllen.<br />

Über 70 % dieser Betriebe haben sich darüber<br />

hinausgehend einem Anbauverband (Bioland, Demeter,<br />

Naturland oder anderen) angeschlossen und erfüllen<br />

damit noch strengere Richtlinien. Weitergehende Zertifi<br />

zierungen (z. B. ISO) sind im ökologischen Bereich bislang<br />

selten anzutreffen.<br />

Die Produktpalette und die erzeugten Qualitäten sind<br />

bei konventioneller und ökologischer Ware nahezu identisch.<br />

Pfl anzenschutzmittelrückstände stellen auch in<br />

ökologisch produzierter Ware aufgrund der Abdriften<br />

von konventionell behandelten Nachbarfl ächen gelegentlich<br />

Probleme dar.<br />

Mit dem steigenden Pachtpreisniveau haben derzeit<br />

alle Landwirte zu kämpfen. Kommen dann noch hohe<br />

Produktionskosten hinzu, beispielsweise durch steigende<br />

Energie- und Dieselpreise sowie Personalkosten, ist<br />

je nach Kultur eine ökonomisch rentable Produktion in<br />

Deutschland kaum möglich. Was dann als positiver Nutzen<br />

des Anbaus von Arznei- und Gewürzpfl anzen bleibt<br />

ist ein Beitrag zur Artenvielfalt. Eine höhere Wertschätzung<br />

einheimisch produzierter Kräuter könnte helfen,<br />

den Anbau von Arznei- und Gewürzpfl anzen in Deutschland<br />

gegenüber herkömmlichen Ackerbaukulturen konkurrenzfähiger<br />

zu gestalten.<br />

Die besonderen Stärken der heimischen Produktion liegen<br />

in der Nähe zum Verarbeiter und Abnehmer – bei<br />

empfi ndlichen oder frisch verarbeiteten Kulturen ein<br />

entscheidender Standortvorteil. Moderne Aufbereitungsformen,<br />

wie beispielsweise Gewürzgranulate bringen<br />

zudem eine interessante Wertschöpfung für hei mische<br />

Produkte. Durch den hohen Standard der Anbau dokumentation<br />

schaffen es zudem viele Betriebe die Qualität<br />

ihrer Produkte vom Weltmarkt positiv abzusetzen<br />

und damit den Markt mit Gewürzen und Kräutern aus<br />

heimischer, ökologischer Landwirtschaft zu beliefern.<br />

Von Interesse sind zudem zuverlässige, langjährige Partnerschaften<br />

zwischen Anbaubetrieben und Händlern,<br />

be ziehungsweise Weiterverarbeitern vor Ort.<br />

Ina Aedtner<br />

Geschäftsstelle Ökoplant e.V.<br />

www.oekoplant-ev.de<br />

Dr. Erika Schubert<br />

Agrimed Hessen w.V.<br />

www.agrimed.de<br />

Hanna Blum<br />

Geschäftsstelle<br />

Ökoplant e.V.<br />

13


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Vitamin B1 (Thiamin):<br />

Das Nervenvitamin<br />

Von den B-Vitaminen wurde Thiamin als erstes entdeckt. Bereits<br />

1630 wurden die Symptome der später Beri-Beri genannten Krankheit,<br />

die in Ostasien und Japan viele Tausend Tote forderte, klar<br />

be schrieben. Doch erst 250 Jahre später erkannte man den Zusammenhang<br />

mit dem Verzehr polier ten Reises als Hauptnahrungsquelle.<br />

Nach Isolierung des Beriberi-Schutzstoffes aus Reisschalen<br />

und Benennung des Vitamins als Aneurin im Jahre 1926, erfolgte<br />

im Jahre 1936 die Strukturaufklärung und Synthese des Vitamins B1.<br />

Chemische Struktur: Thiamin besteht aus<br />

einem Thiazolring und einem Pyrimidinring,<br />

die über eine Methylgruppe miteinander verbundenen<br />

sind. Die Bezeichnung Thiamin leitet sich von<br />

diesen organischen Ringstrukturen ab.<br />

Vorkommen in Lebensmitteln<br />

Thiamin kommt sowohl in tierischen wie auch in pflanzlichen<br />

Lebensmitteln vor, allerdings nur in geringen Mengen.<br />

Gute Vitamin B1-Lieferanten sind Bierhefe, Muskelfleisch<br />

(besonders Schweinefleisch) und Vollkorn.<br />

Vitamin B1 reagiert empfindlich auf Hitze, UV-Strahlen<br />

und Sauerstoff. Der Gehalt in Lebensmitteln kann also<br />

je nach Lagerung und Zubereitung schwanken. Der<br />

Mittelwert für die Zubereitungsverluste von Lebensmitteln<br />

bei schonender Zubereitung beträgt ca. 30 %.<br />

Welche Funktionen erfüllt Vitamin B1<br />

im Körper?<br />

Thiamin wird für die Synthese des Neurotransmitters<br />

Acetylcholin benötigt, für den Nervenstoffwechsel und<br />

Erhalt des Nervengewebes, für den Herzmuskel und<br />

normales Körperwachstum. Es ist an der Reizleitung<br />

und –übertragung von Nervenimpulsen sowie am Neurotransmitterstoffwechsel<br />

beteiligt.<br />

Energiestoffwechsel: Vitamin B1 ist in seiner aktiven<br />

Form Thiaminpyrophosphat, Coenzym der Enzyme Pyruvat-Dehydrogenase<br />

und Alpha-Ketoglutarat-Dehydrogenase.<br />

Daher hat Thiamin eine wichtige Funktion bei<br />

der Energieproduktion im Citratzyklus.<br />

Auch an der Kohlenhydratverwertung ist Thiamin, als<br />

Coenzym der Transketolase – einem Enzym des Pentosephosphatwegs<br />

– beteiligt.<br />

Proteinstoffwechsel: Thiamin ist am Stoffwechsel der<br />

Aminosäuren und der Kollagensynthese beteiligt. Ein<br />

Mangel vermindert die Produktion von Kollagen und<br />

ver schlechtert die Wundheilung.<br />

Nervensystem: Thiamin ist unabdingbar für den Stoffwechsel<br />

der im Gehirn wichtigen Neurotransmitter,<br />

einschließlich Acetylcholin und Serotonin. Vitamin B1<br />

befindet sich in den Zellwänden der Nervenstränge und<br />

nimmt daher an der Übermittlung von Nervenimpul -<br />

sen teil.<br />

Vitamin B1-Mangel<br />

Aufgrund geringer Körperspeicher (ca. 30 mg) und kurzer<br />

Speicherzeit, ist eine regelmäßige Thiaminzu fuhr<br />

mit der Nahrung besonders wichtig. In den Entwicklungsländern<br />

ist eine inadäquate Aufnahme Hauptursache<br />

für einen Thiaminmangel (hohe Kohlenhydratzufuhr<br />

in Form von poliertem Reis und gestillte Säuglinge von<br />

Müttern mit Thiaminmangel). In den Industrieländern<br />

tritt ein klinischer Mangel insbesondere als Folge des<br />

chronischen Alkoholismus auf. Viele Menschen haben<br />

jedoch durch eine einseitige Ernährung und/oder einen<br />

erhöhten Bedarf einen leichten Vitamin B1-Mangel.<br />

14


Ernährung / Prävention<br />

Die Symptome dieses subklinischen Mangels sind eher<br />

unspezifisch und können sich in Müdigkeit, Kopfschmerzen<br />

und beeinträchtigter Reproduktivität äußern.<br />

Mangelerscheinungen:<br />

• Gehirn: Lern- und Gedächtnisstörungen, schwankender<br />

Gang, Verwirrtheitszustände, häufige Kopfschmerzen,<br />

unkontrollierte Augenbewegungen<br />

• Herz-Kreislaufsystem: Herzklopfen, Ödeme, Herzversagen,<br />

Herzvergrößerung, Kurzatmigkeit, niedriger<br />

Blutdruck<br />

• Immunsystem: Verringerte Produktion von Antikörpern<br />

bei Infektionen<br />

• Muskeln: Schwache Muskulatur (besonders in den<br />

Waden), allgemeine Schwäche, Muskelschmerzen<br />

• Nerven: Gefühl, Bewegungsfähigkeit und Reflexe in<br />

Ar men und Beinen verschlechtern sich; Schlafstörungen<br />

• Psyche: Reizbarkeit, Depressionen, geistige Trägheit,<br />

Streitsucht<br />

• Stoffwechsel: Gestörte Energieproduktion und Müdigkeit;<br />

gestörte Proteinsynthese und damit verzögerte<br />

Wundheilung; Appetitverlust, Verdauungsstörungen,<br />

Verstopfung, Gewichtsverlust<br />

Ein schwerer, anhaltender Thiaminmangel führt zum<br />

Krankheitsbild der Beri Beri. Betroffen sind insbesondere<br />

das Herz-Kreislauf-System (Herzhypertrophie und –<br />

dilatation, Tachykardie, Atemnot und Ödeme in den<br />

Beinen) und das Nervensystem (Polyneuritis, Mus kelschwäche/-schmerzen<br />

bzw. Krämpfe).<br />

Unterteilt wird diese Avitaminose in die trockene (periphere<br />

Neuropathie), nasse (Ödeme, Tachykardie) und<br />

zerebrale Form (Wernicke-Syndrom). Die Wernicke-Enzephalopathie<br />

(Ataxie, Psychose, Verwirrung und Koma)<br />

bzw. Korsakoff-Psychose (Amnesie) sind typische Folgen<br />

des Alkoholismus.<br />

Täglicher Bedarf an Thiamin<br />

Laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)<br />

sollten dem Körper täglich etwa 1,3 mg Vitamin B1 zugeführt<br />

werden.<br />

Erhöhter Bedarf u. a. bei:<br />

Alter, Alzheimer, Depressionen, Diabetes mellitus, entzündlichen<br />

Darmerkrankungen, Fieber, Folsäuremangel,<br />

hoher Alkoholkonsum, Krebs, Lebererkrankungen,<br />

Magnesiummangel, Malaria, Medikamenten (Pille, Antazida,<br />

Antiepileptika, Neuroleptika), Multiple Sklerose,<br />

Nervenentzündungen, hohem Kaffee- oder Schwarzteekonsum,<br />

starkem Weißmehl- und Süßigkeitenverzehr,<br />

Schilddrüsenüberfunktion, Schwangerschaft, schwerer<br />

körperlicher Arbeit, Stillzeit, Stress, Verbrennungen,<br />

Verdauungsstörungen, Wachstum ...<br />

Überversorgung<br />

Eine Überversorgung mit Vitamin B1 ist praktisch unmöglich<br />

da das Vitamin wasserlöslich ist und überschüssige<br />

Mengen über den Urin ausgeschieden werden.<br />

Beim Menschen konnten auch nach Zufuhr hoher<br />

oraler Mengen keine toxischen Effekte nachgewiesen<br />

werden.<br />

Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion<br />

des www.vitalstoff-journal.de<br />

15


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Die Pistazie –<br />

Eine Nuss, die es in sich hat<br />

Die grüne Nuss erfreut sich großer Beliebtheit. Dies liegt nicht<br />

zuletzt an Ihrer enormen Zusammensetzung wichtiger Nährstoffe.<br />

Neben vielen wichtigen Vitaminen, darunter ein starkes<br />

Antioxidans, erreicht sie ein unter Nüssen unschlagbares Maß<br />

an Kalium. Die äußerst positive Zusammensetzung an ungesättigten<br />

Fettsäuren rundet ihr wertvolles Profi l ab. Nicht umsonst<br />

wurde sie damals als „Speise der Könige“ gehandelt.<br />

16


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DETOX<br />

Medizinprodukt Klasse IIa<br />

Über die Pistazie<br />

Im botanischen Sinne ist die Pistazie keine Nussfrucht,<br />

denn sie wächst an Bäumen mit dem Namen Pistacia<br />

vera aus der Familie der Sumachgewächse. Botanisch<br />

handelt es sich bei der Pistazie um eine Steinfrucht.<br />

Die Früchte stehen in Doppeltrauben zusammen und<br />

sind umhüllt von einer fl eischigen, grünen Schicht. Unter<br />

dieser Schicht verbirgt sich der Steinkern. Die harte,<br />

helle Schale springt etwa einen Monat vor der Reife auf<br />

und gibt somit den Kern frei. Dieser wiederrum ist von<br />

einer rotbraunen Samenhaut umgeben die gelblich<br />

oder grün gefärbt ist. Die ursprüngliche Heimat der Pistazie<br />

ist vermutlich der Nahe Osten. Die Nüsse wurden<br />

damals als Speisen der Könige gehandelt und hatten<br />

einen heilenden Ruf. Heute genießen wir die Pistazie<br />

in verschiedenen Variationen. Die gerösteten Nüsse<br />

kommen geschält und ungeschält in den Handel. Leicht<br />

gesalzen sind sie ein beliebter Snack, aber auch in Süßspeisen<br />

oder Wurstwaren werden die aromatischen<br />

Nüsse gerne verarbeitet. Der Geschmack ist mandelähnlich,<br />

mild süßlich und gleichzeitig kräftig würzig.<br />

Inhaltsstoffe<br />

Die Pistazie ist mit über 15 Nährstoffen, darunter Antioxidantien,<br />

ein sehr wertvolles Lebensmittel. Aufgrund<br />

des hohen Fettgehalts von über 50 Prozent sind sie<br />

kalorienreich, allerdings ist die Zusammensetzung der<br />

Fette ernährungsphysiologisch sehr wertvoll, da überwiegend<br />

ungesättigten Fettsäuren enthalten sind. Zu<br />

ca. 20 Prozent besteht die Pistazie aus Eiweiß. Trotz<br />

ihrer geringen Größe kann die Pistazie mit einem relativ<br />

hohen Ballaststoffgehalt überzeugen. Außerdem sehr<br />

positiv ist der hohe Gehalt an Beta Carotin, eine inaktiven<br />

Vorstufe des Vitamin A und der hohe Gehalt an Vita<br />

min E, einem starken Antioxidans. Pistazien ent halten<br />

ebenfalls viele der wasserlöslichen B-Vitamine, unter<br />

anderem die wichtige Folsäure. Eine Aufl istung der Inhaltsstoffe<br />

fi nden Sie in Tabelle 1 (siehe nächste Seite).<br />

Das natürliche Vulkangestein Klinoptilolith<br />

- Zeolith bewirkt eine erhebliche<br />

Reduzierung der Schwermetallbelastung<br />

des Körpers, insbesondere bei Blei,<br />

Cadmium und Quecksilber.<br />

Erhältlich in Pulver- und Kapselform<br />

Pulver 90g<br />

23,90€ (26,56€/100g)<br />

Pulver 180g<br />

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144 Kapseln (133,90g) 40,90€ (30,75€/100g)<br />

288 Kapseln (267,00g) 56,90€ (21,39€/100g)<br />

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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Tabelle: Nährstoffgehalt in der Pistazie; nach Souci,<br />

Fach mann, Kraut, <strong>Nutrition</strong> Tables<br />

Nährstoff<br />

Pro 100 g<br />

Kcal 581<br />

Fett gesamt (g) 52<br />

• Ölsäure (g) 33,9<br />

• Linolsäure (g) 7,4<br />

• Linolensäure (g) 0,2<br />

Eiweiß gesamt (g) 20<br />

Kohlenhydrate gesamt (g) 12<br />

Ballaststoffe 10<br />

Mineralstoffe<br />

Kalium 1020<br />

Phosphat 500<br />

Magnesium 160<br />

Calcium 135<br />

Eisen 7,3<br />

Natrium 5<br />

Zink 1,4<br />

Vitamine<br />

Beta Carotin (µg) 150<br />

Vitamin E (mg) 5,2<br />

Vitamin C (mg) 7<br />

Vitamin B1 (mg) 0,69<br />

Vitamin B2 (mg) 0,2<br />

Vitamin B6 (mg) 0,25<br />

Folsäure (µg) 60<br />

Quelle: Souci, Fachmann, Kraut, Food composition and nutrition<br />

tables, 7. Aufl age, Wissenschaftliche Verlags ge sellschaft<br />

Stuttgart, 2008<br />

Pistazien erreichen den höchsten Kaliumgehalt aller Nüsse<br />

und überzeugen außerdem mit reichlich Eisen, Phosphor<br />

und Magnesium.<br />

Wirkung<br />

Durch ihre Reichhaltigkeit ist die Pistazie ein echter Allrounder.<br />

Sie ist nicht nur vitaminreich sondern liefert<br />

auch wichtige Mineralstoffe, Ballaststoffe und ungesättigte<br />

Fettsäuren.<br />

Kalium: Kalium spielt eine wichtige Rolle als Elektrolyt.<br />

Elektrolyte sind Stoffe, die wesentlich dazu beitragen,<br />

den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren sowie<br />

den sogenannten osmotischen Druck in den Körper zellen<br />

aufrechtzuerhalten. Zusammen mit Natrium und Ca l cium<br />

wirkt Kalium auf die Herzmuskeltätigkeit ein, wird für<br />

die Blutdruckregulation benötigt und ist für die Erregbarkeit<br />

von Muskel- und Nervenzellen notwendig. Das<br />

Mineral ist außerdem an der Aktivierung verschiedener<br />

Enzyme beteiligt sowie an der Herstellung von Eiweißen.<br />

In der Energieproduktion und beim Kohlenhydratstoffwechsel<br />

wird Kalium ebenfalls benötigt. Zu einer<br />

Unterversorgung kommt es hierzulande eher selten,<br />

allerdings ist zu beachten, dass der Kaliumgehalt im<br />

Körper eng mit dem Natriumgehalt zusammenhängt. Je<br />

mehr Natrium man zu sich nimmt (z. B. in Form von Kochsalz),<br />

desto mehr Kalium scheidet der Körper aus.<br />

Vitamin E: Vitamin E, dazu gehören z. B. die Tocopherole<br />

und Tocotrienole, zählt zu den fettlöslichen Vita mi nen.<br />

Das Vitamin gilt als starkes Antioxidans, beziehungsweise<br />

als Radikalfänger. Freie Radikale wie die reaktive<br />

Sauerstoffspezies (ROS) entstehen zum Beispiel durch<br />

Stoffwechselvorgänge, können aber auch durch Umwelteinfl<br />

üsse wie Rauchen in den Körper gelangen. Die<br />

Moleküle besitzen ein freiliegendes Elektron was auf<br />

der Suche nach Bindungspartnern unsere Zellwände angreift.<br />

Einige dieser Angriffe kann die Zelle ohne weiteres<br />

abfangen, häufen sie sich aber kann die Zelle ohne<br />

Unterstützung schwer geschädigt oder sogar zerstört<br />

18


Ernährung / Prävention<br />

werden. Je mehr Zellen beschädigt sind, de s to eher<br />

kommt es zu Alterungserscheinungen und Krankheiten<br />

wie Krebs. Antioxidantien fangen diese schädigenden<br />

Radikale ab und machen sie dadurch un schädlich. Aber<br />

nicht nur der ho he Gehalt an Vitamin E spricht für die<br />

Pistazie. Es konnte in einer Studie der Penn State University<br />

beobachtet werden, dass die Gesamtkonzentration<br />

an Antioxidantien im Blut durch den Verzehr von Pistazien<br />

steigt. Vitamin E hat außerdem enormen Einfl uss auf<br />

die Blutgerinnung. Ist ausreichend Vitamin E vorhanden,<br />

können Thrombosen und damit auch Herzinfarkt und<br />

Schlaganfall verhindert werden. Bei Diabetes mellitus II<br />

kann es hilfreich wirken indem das Vitamin die Insulinempfi<br />

ndlichkeit der Zellen verstärkt und so den Blutzuckerspiegel<br />

hilft konstant zu halten.<br />

Fettsäuren: Trotz des hohen Kaloriengehalts konnte in<br />

Studien an Probanden mit metabolischem Syndrom keine<br />

Gewichtszunahme durch den täglichen Verzehr von<br />

Pistazien beobachtet werden. Das metabolische Syndrom,<br />

manchmal auch als töd liches Quartett bezeichnet,<br />

ist ein Krankheitsbild welches als entscheidender<br />

Ri sikofaktor für koronare Herzkrankheiten angesehen<br />

wird. Laut WHO wird das metabolische Syndrom beschrieben<br />

sobald vier der folgenden Faktoren eintreffen:<br />

Diabetes mellitus, gestörte Glukosetoleranz, pathologischer<br />

Nüch tern blutzucker bzw. Insulinresistenz, arterielle<br />

Hyper tonie (Bluthochdruck), Dyslipidämie (Triglyceride<br />

> 1,695 m mol/l und HDL ≤ 0,9 mmol/l (bei Männern)<br />

bzw. ≤ 1,0 mmol/l (bei Frauen), viszerale Adipositas<br />

und/oder einem BMI > 30 kg/m 2 . Dass sich der regelmäßige<br />

Verzehr von Nüssen inklusive Pistazien vorbeugend<br />

auf die Entstehung von Übergewicht auswirkt<br />

konnte bereits in Studien gezeigt werden. So wurde am<br />

Institut für biologische Chemie und Ernährungswissenschaft<br />

der Universität Hohenheim in Stuttgart beobachtet,<br />

dass der Verzehr von Nüssen trotz des hohen Energiegehalts,<br />

nicht wie erstmal vermuten lässt zur unerwünschten<br />

Gewichtszunahme führt, sondern darüber hinaus<br />

auch das Risiko an Fettleibigkeit zu erkranken bei<br />

gesunden Probanden reduziert. In einer weiteren Studie,<br />

veröffentlicht im American Journal of Clinical <strong>Nutrition</strong><br />

2008, konnte ergänzend gezeigt werden, dass der regelmäßige<br />

Verzehr von Pistazien einen positiven Effekt auf<br />

den Triglycerid- und Cholesterinspiegel von Probanden<br />

mit metabolischem Syndrom hat. Im Blut befi nden sich<br />

verschiedene Fettsäuren, gesättigte und (mehrfach-)ungesättigte<br />

Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren sollten nur<br />

in Maßen verzehrt werden. Werden zu viele davon gegessen,<br />

wandern sie als Fettspeicher auf die Hüfte und<br />

erhöhen den Cholesterinspiegel, vor allem den Gehalt<br />

an LDL-Cholesterin. Zu viel schädliches LDL-Cholesterin<br />

wiederum sammelt sich im Blut und die Gefahr steigt,<br />

dass die Adern verstopfen und dass sich Arteriosklerose<br />

bildet. In der Studie wurde über vier Wochen beobachtet,<br />

dass nach regelmäßigem Verzehr von Pistazien der<br />

Gesamtcholesterinspiegel signifi kant sank sowie das<br />

schlechte LDL Cholesterin um 11 % sank. Des Weiteren<br />

wurde beobachtet, dass auch die Blutfettwerte eine<br />

deutliche Verbesserung zeigten. So sanken die gesättigten<br />

Fettsäuren, die guten ungesättigten Fettsäuren<br />

stiegen hingegen an. Ungesättigte Fettsäuren bilden<br />

wichtige Zellbausteine und schaffen durch Ihre Doppelbindungen<br />

eine fl exiblere Struktur an den Zellwänden,<br />

was verschiedenen Krankheiten wie z. B. Arterienverkalkung<br />

entgegenwirkt und antiinfl ammatorisch, also entzündungshemmend<br />

wirkt.<br />

Eine ausgewogene Ernährung umfasst neben Vitaminen<br />

und Mineralstoffen auch eine ausreichende Versorgung<br />

mit ungesättigten Fettsäuren. Dies stellt trotz der Überversorgung<br />

in Deutschland manchmal ein Problem dar.<br />

Die Pistazie liefert von all diesen Komponenten eine<br />

er nährungsphysiologisch wertvolle Mischung. Auch in<br />

Form von Pulver kann von<br />

dem positiven Effekt der<br />

Nuss profi tiert werden.<br />

Sabrina Kloske<br />

B.Sc Oecotrophologin<br />

Produktmanagement<br />

plantafood medical gmbh<br />

Quellen:<br />

• http: // www.zentrum-der-gesundheit.de/vitamin-e-wirkung-ia.html<br />

• http: // www.onmeda.de/naehrstoffe/kalium.html<br />

• Vadivel V. et al., Health benefi ts of nut consumption with special reference to body weight control, <strong>Nutrition</strong> 2012, Nov-<br />

Dec, 28 (11-12):1089-97<br />

• Mandalari G et al., Bioaccessibility of pistachio polyphenols, xanthophylls, and tocopherols during simulated human<br />

digestion, <strong>Nutrition</strong>, 2013 Jan, 29(1):338-44<br />

• Kay CD, Pistachios increase serum antioxidants and lower serum oxidized-LDL in hypercholesterolemic adults, Journal<br />

of <strong>Nutrition</strong>, 2010 Jun, 140 (6):1093-8<br />

• Gebauer SK et al., Effects of pistachios on cardiovascular disease risk factors and potential mechanism of action:<br />

a dose-response study, Am J Clin Nutr, 2008 Sep, 88:651-9<br />

• Souci, Fachmann, Kraut, Food composition and nutrition tables, 7. Aufl age, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft<br />

Stuttgart, 2008<br />

19


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Kryptopyrrolurie – die wenig<br />

beachtete Stoffwechselstörung:<br />

Ursache für häufige Fehldiagnosen<br />

und Fehltherapien<br />

„For every drug that benefi ts a patient, there is a natural substance<br />

that can achieve the same effect“ Dr. Dr. Carl C. Pfeiffer<br />

(1908 – 1988), Psychiater, Erforscher der Kryptopyrrolurie“<br />

Sicherlich kennen auch Sie in Ihrem Umfeld<br />

Menschen, die über eine Vielzahl von unspezifi<br />

schen Symptomen wie ständiger Müdigkeit,<br />

Angst störungen, chronischen Schmerzen und Verdauungsproblemen<br />

klagen. Diese Menschen scheinen häufi<br />

ger krank zu sein, ohne dass eine „richtige Diagnose“<br />

gefunden wird. Eine „richtige Therapie“ wird in der Regel<br />

auch nicht eingeleitet, so dass diese Menschen oftmals<br />

als Hypochonder belächelt werden. Können tatsächlich<br />

die oben genannten Symptome miteinander in<br />

Verbindung stehen? Gibt es einen gemein samen Nenner<br />

für verschiedene Symptome?<br />

Nach unserer jahrelangen Praxiserfahrung können wir<br />

dies bejahen. Denn immerhin leiden ca. 10 Prozent der Bevölkerung<br />

an einer bislang kaum beachteten Stoff wechsel<br />

störung, der Kryptopyrrolurie (KPU). Diese Störung<br />

bedeutet für viele Menschen eine Vielzahl unspezifi -<br />

scher Leiden, zum Teil aber auch schwere Erkrankung.<br />

Damit Sie sich vorstellen können, was wir damit<br />

meinen, möchten wir Ihnen zunächst drei typische<br />

Fälle aus der Praxis vorstellen.<br />

Praxis­Fall <strong>Nr</strong>. 1: Depression<br />

Eine 63-jährige Frau, litt bereits seit 25 Jahren an einer<br />

manifesten Depression, nachdem ihr Mann früh verstorben<br />

war. Sie erklärte, dass sie ihre Lebensfreude<br />

verloren hätte und seitdem unter massiven Schlafstörungen<br />

leiden würde. Zugleich klagte sie über ständig<br />

wiederkehrende Blasenentzündungen (bis zu 8 x im<br />

Jahr), bei der eine regelmäßige Gabe von Antibiotika<br />

zum Einsatz kam. Weiterhin hatte sie eine starke Arthrose,<br />

vor allem in den Fingergelenken. Der bei ihr durchgeführte<br />

KPU Test war positiv und brachte einen deutlichen<br />

Verlust von Vitalstoffen zum Vorschein. Des weiteren<br />

überprüften wir die Zink und Mangan-Werte im Blut,<br />

hier waren die Werte ebenfalls nicht in der Norm. Die<br />

Patientin wurde mit oralen und speziellen Infusionen<br />

versorgt, die auf eine KPU ausgerichtet sind. Nach ausgleichen<br />

des Vitalstoffmangels besserte sich die Symptomatik<br />

laut Patient recht schnell. Heute kann sie wieder<br />

durchschlafen. Die Blasenentzündungen gingen langsam<br />

aber stetig zurück, bis sie schließlich ganz ausblieben.<br />

Praxis­Fall <strong>Nr</strong>. 2: Fibromyalgie<br />

Ein 42-jähriger Mann, klagte über springende, starke<br />

Schmerzen im ganzen Körper sowie über starke Erschöpfung<br />

und Konzentrationsstörungen. Alle fachärztlichen<br />

Untersuchungen konnten keine wirklichen Ursachen,<br />

insbesondere für die Schmerzen fi nden. Massagen,<br />

Wärmeanwendungen und Entspannungsmethoden<br />

während einer Kur brachten nur eine milde und nicht<br />

dauerhafte Besserung. Letztendlich erhielt er ein leichtes<br />

Schlafmittel, was die Erschöpfung mildern sollte.<br />

Sein KPU-Wert war stark erhöht. Zudem zeigten weitere<br />

Laboruntersuchungen verminderte Werte von Vitamin<br />

D3, Vitamin B6, Vitamin B1, Biotin, Mangan und Magnesium.<br />

Nach ausgleichen der Defi zite durch orale Präparate<br />

sowie Infusionstherapien, besserten sich die Beschwerden<br />

fast vollständig. Wir rieten dem Patienten<br />

zudem zu einer auf ihn abgestimmten Ernährung. Diese<br />

Veränderung unterstütze den Erfolg der Therapie.<br />

20


Ernährung / Prävention<br />

Praxis­Fall <strong>Nr</strong>.3: Unfruchtbarkeit Mann<br />

Ein 38-jähriger Mann hatte mehrfach sein Sperma in<br />

Form von Spermiogrammen untersuchen lassen. Mit<br />

den Ergebnissen war er sehr unglücklich, denn sie zeigten,<br />

dass seine Spermien zwar mengenmäßig ausreichend<br />

für eine normale Befruchtung waren, allerdings<br />

die Beweglichkeit (Motilität) der Spermien zu<br />

gering war. Ihm und seiner Partnerin wurde zu einer<br />

Form der künstlichen Befruchtung geraten. Dies war<br />

für ihn sehr belastend, da er auf normalem Wege ein<br />

Kind zeugen wollte. Er erklärte dass er sich dadurch nur<br />

wie ein halber Mann fühlen würde. Der bei ihm durchgeführte<br />

KPU-Test fi el positiv aus und die weitere Untersuchung<br />

im Vollblut zeigte einen starken Zinkmangel.<br />

Nach durch geführter Therapie verbesserte sich das<br />

Spermiogramm auf Normalwerte, auch in der Beweglichkeit<br />

der Spermien. Mittlerweile ist dieser Patient<br />

Vater eines gesunden Jungen und sehr erfreut über seine<br />

neue Aufgabe.<br />

Diese drei Fälle sollen deutlich machen, wie unterschiedlich<br />

sich eine KPU äußern kann. Doch was ist<br />

eine Kryptopyrrolurie? Wie kann sie entstehen, seit<br />

wann ist sie bekannt, und wie kann sie möglicherweise<br />

erfolgreich therapiert werden?<br />

fers Brain Bio Center in Princeton die Behandlungen<br />

von Vitamin B6 und einem Zink-Supplement; die Erfolge<br />

waren teilweise beachtlich. Sohler entwickelte ein Testverfahren,<br />

welches auch heute noch zur Analyse von Kryp<br />

to pyrrol im Urin angewendet wird (Ehrlichs’ Reagenz).<br />

Wie kann es zu so einer Störung kommen?<br />

Die Kryptopyrrolurie ist eine genetisch-determinierte, familiär<br />

gehäuft auftretende biochemisch-enzymatische<br />

Störung des Häm-Stoffwechsels. Eine Kryptopyrrolurie<br />

kann aber auch im Laufe des Lebens erworben sein.<br />

Pyrrole sind Bausteine der Häm-Gruppe (Bestandteil<br />

z. B. des Hämoglobins) und können verschiedene Vitalstoffe<br />

wie ein Chelatbildner mitreißen, insbesondere<br />

Zink, Mangan und Vitamin B6, aber auch Biotin, Coenzym<br />

Q10 und Magnesium.<br />

Heute wissen wir, dass viele Substanzen, die noch<br />

irgendeine Verwertung haben oder von Nutzen für den<br />

Körper sein können, auch von ihm genutzt werden. So<br />

auch die Pyrrole. Pyrrole entstehen beim Abbau von<br />

Häm. Diese Verwertungsreste werden in der Leber<br />

zu Gallensäuren/-farbstoff umgebaut, sodass sie mit<br />

dem Stuhl ausgeschieden werden. Das ist der physiologische<br />

Weg.<br />

Diesen Fragen und weiteren möchten wir im Folgenden<br />

auf den Grund gehen. Lassen Sie uns deshalb<br />

zunächst eine kleine Zeitreise zurück machen, in die<br />

Zeit mit der die Entdeckung der KPU begann.<br />

Die Pioniere der orthomolekularen Psychiatrie forschten<br />

seit den 1950er-Jahren gezielt nach natürlichen<br />

Substanzen, die psychiatrische Krankheiten erklären<br />

und therapieren konnten. Ihr Hauptaugenmerk lag<br />

insbesondere auf den schweren Psychosen, wie z.B.<br />

der Schizophrenie. Durch Laboruntersuchungen fi el<br />

auf, dass bei Patienten mit Schizophrenie oftmals<br />

eine bestimmte, bislang unbekannte chemische Substanz<br />

im Urin nachweisbar war. Diese wies durch Anfärbung<br />

eine malvenartige Farbe auf. Dieses Phänomen<br />

wurde damals zunächst als Malverie/Malvaria benannt.<br />

Im Jahre 1969 gelang es D. G. Irvine, die exakte chemische<br />

Struktur des Malvenfaktors zu entschlüsseln.<br />

Dabei fand er heraus, dass es sich um Kryptopyrrol<br />

(2,4-Dimethyl-3-Äthylpyrrol) handelte. Diese<br />

Erkenntnis wurde von A. Sohler, dem leitenden<br />

Chemiker von Dr. Carl Pfeiffers<br />

Brain Bio Center im Jahre 1970 bestätigt.<br />

Dr. Carl Pfeiffer nannte die Erkrank ung<br />

später dann Pyrrolurie. Erst im Jahre<br />

1973 wurde durch weitere Forschungen<br />

geklärt, dass Pyrrole eine Verbindung mit<br />

der aktiven Form von Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat)<br />

und sekundär auch mit<br />

Zink eingehen. Ab 1974 begannen in Pfeif-<br />

21


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Bei einer Kryptopyrrolurie allerdings, werden die Pyrrole<br />

über den Harnweg ausgeschieden. Man kann hier bildlich<br />

von Irrläufern reden, sie haben sich sprichwörtlich<br />

verlaufen. Dabei sind sie sehr reaktionsfreudig und reißen<br />

eben andere Substanzen wie Zink und Vitamin B6<br />

sowie Mangan und Chrom mit sich.<br />

Genau genommen gehen die Abbauprodukte des<br />

Häms, die Pyrrole, mit Pyridoxal-5-Phosphat (Vitamin<br />

B6) einen chemischen Komplex ein, der wiederum mit<br />

Zink und Mangan und in geringem Maße auch Chrom III<br />

eine weitere Verbindung eingeht. Diese wird über die<br />

Nieren ausgeschieden, was zu einem – oftmals über<br />

Jahre hinweg – unbemerkten Mangel an diesen essentiellen<br />

Mikronährstoffen führen kann. Neben dem Vitalstoffverlust<br />

ist bei KPU Betroffenen auch die Entgiftung<br />

gestört. Die hämhaltigen Cytochrom-450-Enzyme der<br />

Leberentgiftung Phase I arbeiten in der Regel nicht optimal.<br />

Dadurch lassen sich typische KPU-Symptome,<br />

wie z. B. Medikamentenunverträglichkeit, Alkoholunverträglichkeit<br />

erklären. Dies zusammen kann zu einer Reihe<br />

von Erkrankungen führen (siehe unten), die dann als<br />

Symptome der KPU gewertet werden können.<br />

Mit KPU assoziierte Erkrankungen bei Erwachsenen:<br />

• AD(H)S<br />

• Burnout- und Erschöpfungssyndrom/CFS<br />

• Borderline-Syndrom<br />

• Psychosen (Depressionen und Schizophrenie)<br />

• Angststörungen<br />

• Essstörungen<br />

• Prämenstruelles Syndrom<br />

• Schwangerschaftsprobleme, insb. Fehlgeburten<br />

• Medikamentenunverträglichkeit<br />

• Alkoholunverträglichkeit<br />

• Migräne<br />

• Reizdarm- und Reizmagensyndrom<br />

• Infektanfälligkeit (Cystitiden, chronische virale<br />

Infektionen, v. a. Epstein-Barr, Cytomegalie)<br />

• Allergien/ Neurodermitis/ Psoriasis<br />

• Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

• Osteoporose<br />

• Arthrose<br />

• Fibromyalgie<br />

• Polymyalgia rheumatica<br />

• Hashimoto-Thyreoiditis<br />

• Idiopathische Hypothyreose<br />

• Morbus Basedow<br />

Bei Kindern und Jugendlichen:<br />

• AD(H)S<br />

• Unklare Bauchbeschwerden<br />

• Infektanfälligkeit<br />

• Allergien/Neurodermitis<br />

• Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

• Autismus<br />

• Borderline-Syndrom<br />

• Psychosen (Depressionen und Hebephrenie)<br />

• Angststörungen<br />

• Essstörungen<br />

Ein typisches Leitsymptom ist eine starke Müdigkeit<br />

und Erschöpfung, die sich im zentralen Nervensystem<br />

als Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bemerkbar<br />

macht. Oftmals fehlt bei Patienten mit KPU eine<br />

regelmäßige Traumerinnerung.<br />

Patienten mit diesen Symptomen werden häufi g rein<br />

symptomatisch behandelt oder im schlimmsten Fall –<br />

und das sehr oft leider zu Unrecht – psychiatrisiert.<br />

22


Ernährung / Prävention<br />

Zink<br />

Zink gehört zu den essentiellen Spurenelementen im Körper. Zink ist Bestandteil von<br />

mehreren Hundert Enzymen, es nimmt Schlüsselrollen im Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel<br />

ein und ist beteiligt am Aufbau der DNA. Sowohl das Immunsystem<br />

als auch viele Hormone benötigen eine ausreichende Zinkmenge für ihre normale<br />

Funktion. Neueste Forschungen zeigen, dass Zink auch eine bedeutende Rolle im<br />

Hirnstoffwechsel spielt. Die tägliche Bedarfsmenge liegt bei ca. 15 mg. Zinkmängel<br />

(sofern Zink im Vollblut gemessen wird) fi nden wir in unseren Praxen – auch ohne<br />

Kryptopyrrolurie – häufi g bei Vegetariern und Veganern und Patienten mit chronischen<br />

Darmerkrankungen.<br />

Zink reguliert als Cofaktor in unterschiedlichen Funktionen (regulatorisch, strukturell,<br />

katalytisch) an über 200 enzymatischen Prozessen mit, weitere Funktionen sind:<br />

• Entwicklungs-, Wachstums-, Regenerationsprozesse (z. B. Wundheilung, Kollagensynthese)<br />

• Antioxidative Funktion (z. B. Stabilisierung von SH-Gruppen, Antagonisierung von<br />

Eisen und Kupfer)<br />

• Gesundheit von Haut, Haare und Nägel<br />

• Vitamin A-Stoffwechsel<br />

• Es gibt eine Reihe zinkabhängiger Enzyme, hier eine Auswahl<br />

z. B. Alkalische Phosphatase, Carbonanhydrase, DNA/RNA-Polymerase)<br />

• Zellproliferation/-differenzierung (z. B. Schleimhäute)<br />

ZINK<br />

Vitamin B6 (Pyridoxin)<br />

Vitamin B6 ist ein Vitamin des B-Komplexes. Der Bedarf an Vitamin B6 ist abhängig<br />

von Alter, Geschlecht und der Eiweißaufnahme und wird mit durchschnittlich 1,6 mg<br />

pro Tag angegeben. Je mehr Eiweiß aufgenommen wird, desto mehr Vitamin B6 wird<br />

benötigt.<br />

Gute Vitamin B6 Quellen sind Vollkorngetreide, Milchprodukte, Kartoffeln, Bananen,<br />

Linsen, Bierhefe, Spinat.<br />

Vitamin B6 wird in der Leber aktiviert, es ist als Coenyzm an vielen biochemischen<br />

Prozessen beteiligt:<br />

• Hämsynthese<br />

• Immunkompetenz<br />

• Neurotransmitter-Biosynthese (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, GABA)<br />

• Methylgruppenstoffwechsel: Homocystein zu Glutathion<br />

• Umwandlung von L-Tryptophan in Serotonin<br />

• Aufbau von Dopamin aus L-Dopa<br />

• Quervernetzung von Kollagen und Elastin<br />

• Synthese von Niacin und Picolinsäure aus L-Tryptophan<br />

• Synthese von Taurin und Kreatin<br />

VITAMIN<br />

B6<br />

23


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Mangan<br />

Mangan ist wie Zink ein essentielles Spurenelement, welches an über 100 enzymatischen<br />

Prozessen und auch am Vitamin B1-Stoffwechsel beteiligt ist.<br />

Mangan ist unter anderem an folgenden Prozessen im Körper involviert:<br />

• Blutgerinnung (Produktion von Prothrombin)<br />

• Antioxidativer Zellschutz<br />

• Gluconeogenese (Glucosebildung aus organischen Nicht-Kohlehydratvorstufen<br />

wie Pyruvat)<br />

• Aminosäureabbau (Pankreasenzyme: Amino-, Carboxypeptidase)<br />

• Harnstoffzyklus (Arginase: Entgiftung von Ammoniak)<br />

• Insulinsynthese- und sekretion<br />

• Aufbau von Knorpel- und Knochengewebe<br />

Gute Manganquellen sind: Haferfl ocken, Weizenvollkorn, Haselnüsse,<br />

Weizenkeime, Walnüsse, Mandeln, weiße Bohnen, Vollkornprodukte, Kakao.<br />

Mögliche Symptome bei Manganmangel können sein:<br />

• Blut: Absinken des HDL-Cholesterins; erhöhte Kalzium-Phosphor- und Glukose Blutwerte<br />

• Blutgerinnungsstörung<br />

• Endokrines System: reduzierte Produktion von Sexualhormonen, reduzierte Fertilität,<br />

Wachstumsstörungen<br />

• Haut, Knochen, Knorpel: Störungen der Gewebestruktur, Verlust der Haarpigmentierung,<br />

Osteopenie/Osteoporose/Arthrose<br />

• Immunsystem: Immunschwäche, verminderte Antikörperbildung<br />

• Zentralnervensystem: Epilepsie, Schizophrenie, Störungen der Neurotransmitterfunktion<br />

(Störungen der Nervenreizübertragungen auf die Muskelzellen)<br />

MANGAN<br />

Welche Therapie Möglichkeiten kann man anwenden?<br />

In unseren Praxen setzen wir erfolgreich das folgende Stufenkonzept zur Behandlung<br />

von Patienten mit KPU ein. Es handelt sich um ein Konzept, das sowohl den Ausgleich<br />

des Mikronährstoffdefi zits, die Entgiftungsstörung, als auch die mitochondriale Dysfunktion<br />

berücksichtigt.<br />

Ausgleich von Mikronährstoffmängeln<br />

Stufe 1: Ernährungsumstellung<br />

Bei einer milden Verlaufsform der KPU, die sich in der Regel mit einer leichten Symptomatik<br />

zeigt, einen entsprechend geringen Kryptopyrroltestwert („Grauzone“) anzeigt,<br />

kann eine gezielte Ernährungsumstellung oft schon ausreichend sein. Wir sprechen<br />

von einer Grauzone, wenn der Kryptopyrroltestwert an der Grenze liegt. Da die<br />

KPU sehr stressbezogen ist, kann der Wert sich je nach Stresslevel nach oben bzw.<br />

unten hin verschieben.<br />

Sascha Kauffmann<br />

Heilpraktiker mit Schwerpunkt<br />

Diagnose und Therapie von<br />

Stoffwechselerkran kungen,<br />

Nahrungsmittelunverträg ­<br />

lich keiten sowie Autoimmun ­<br />

er krankungen. Er ist zudem<br />

auch als Referent undvFachautor<br />

tätig.<br />

• www.saschakauffmann.de<br />

Kyra Hoffmann<br />

Heilpraktikerin und zertifizierte<br />

Cellsymbiosis­Therapeutin.<br />

Tätig in der Ausbildung von<br />

Heil praktikern und Ärzten so wie<br />

in der Erwachsenen bildung.<br />

Fachautorin und Co­Autorin des<br />

Buches „Der Burnout Irrtum“.<br />

• www.naturheilkund l iche ­medizin.de<br />

24


Ernährung / Prävention<br />

Grundsätzlich raten wir – und das nicht nur unseren<br />

KPU-Patienten - zu einer abwechslungsreichen, biologischen,<br />

histaminarmen und antientzündlichen Ernährung.<br />

Dies unter Beachtung möglicher individueller<br />

Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Die Nahrung für<br />

Betroffene mit KPU sollte reich an Zink, Mangan und<br />

Vitamin B6 sein.<br />

Stufe 2: Ernährungsumstellung plus orale Medikation<br />

In den meisten Fällen ist eine Ernährungsumstellung<br />

alleine nicht ausreichend. Hier kann es notwendig sein,<br />

zusätzlich zur optimierten Ernährung orale Produkte in<br />

Form von Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz zu<br />

bringen, um den Körper die fehlenden Mikronährstoffe<br />

zu geben.<br />

Stufe 3: Ernährungsumstellung plus orale Medikation<br />

plus KPU-Infusionslösung<br />

Bei schweren Verlaufsformen, die auch teilweise mit<br />

deutlich erhöhten Pyrrolausscheidungen einhergehen,<br />

ist die KPU-Infusionslösung hilfreich.<br />

Die Infusionslösung soll zum einen die fehlenden Mikronährstoffe<br />

schnell auffüllen, zum anderen kann die Infusion<br />

folgende Prozesse im Körper unterstützen:<br />

• Antioxidativer Zellschutz<br />

• Reduktion von nitrosativem Stress<br />

• Hämsynthese<br />

• Glutathionsynthese<br />

• Detoxifi kation von Xenobiotika (Arzneimittel, Pestizide,<br />

Karzinogene, Alkohole)<br />

• Neurotransmittersynthese<br />

• Zellmembranstabilisierung<br />

• Anti-Infl ammation<br />

• Mitochondrialer Energiestoffwechsel<br />

• Homocysteinstoffwechsel<br />

• Adrenalinsynthese<br />

• Kohlenhydratstoffwechsel<br />

KPU-Infusionslösung für Ärzte und Heilpraktiker<br />

• Vitamin B6<br />

200 mg<br />

• Magnesiumchlorid<br />

200 mg<br />

• Taurin<br />

1500 mg<br />

• Glycin<br />

1000 mg<br />

• Niacin<br />

100 mg<br />

• Ribofl avin<br />

50 mg<br />

• Vitamin B12 (Hydroxocobalamin) 1000 µg<br />

• Chrom(III)chlorid 100 µg<br />

Dazu erhält der Patient eine Trinkampulle<br />

mit folgender Zusammensetzung:<br />

• Zink<br />

104,55 mg<br />

• Mangansulfat<br />

3,07 mg<br />

• Himbeersirup q. s.<br />

• Aqua<br />

ad 10 ml<br />

Bezug: Viktoria Apotheke Saarbrücken,<br />

www.internet-apotheke.de<br />

Bislang kommt das Wissen um die KPU nur einem<br />

Bruchteil der Betroffenen zugute. Eine wahrliche Tragödie,<br />

von der Carl C. Pfeiffer schon vor mehr als<br />

40 Jahren sprach. Dieser<br />

Aussage schließen wir<br />

uns an, darum haben wir<br />

zu dem Thema KPU ein<br />

ausführliches Buch geschrieben,<br />

welches seit<br />

Juli <strong>2014</strong> erhältlich ist.<br />

Literatur:<br />

• Badzun, Matthias: Kryptopyrrolurie, Orthomedis Labor Schweiz, <strong>Oktober</strong> 2007<br />

• Eichinger, Uschi/Hoffmann, Kyra: Der Burnout-Irrtum, 4. Aufl age 2013<br />

• Gröber, Uwe: Mikronährstoffe, 3. Aufl age, Stuttgart 2011<br />

• Hoffmann, Kyra: Kryptopyrrolurie, Comed 06/2010<br />

• Hoffmann, Kyra und Kauffmann, Sascha: Kryptopyrrolurie – ein bewährtes Therapiekonzept für die häufi gste Form der<br />

Porphyrie, Comed 12/2013<br />

• Hoffmann, Kyra/Kauffmann, Sascha: Kryptopyrrolurie – Ein Ratgeber für Therapeuten und Betroffene, 1. Aufl age <strong>2014</strong>,<br />

Dustri Verlag (in Vorbereitung)<br />

• Hoffmann, Kyra/Kauffmann, Sascha: Vitalstoffe – Information für gesunde Prävention, 1. Aufl age 2013<br />

• Hoffmann, Kyra/Kauffmann, Sascha: ADHS/ADS – Rationale Alternativen zur Methylphenidat-Therapie, Comed 1/2013<br />

• Nature 224, 1969, 811-813: Irvine, D.G. et al: Identifi cation of Kryptopyrrole in Human Urine and its Relation to Psychosis<br />

• Kuklinski, Bodo: Das HWS-Trauma, 2006<br />

• Pfeiffer, Carl. C.: <strong>Nutrition</strong> and Mental Illness – An Orthomolecular Approach to Balancing Body Chemistry, Rochester 1987<br />

• Pfeiffer, Carl C.: Zinc and other Micro Nutrients, New Canaan 1978<br />

• Strienz, Joachim: Leben mit KPU – Kryptopyrrolurie, Ein Ratgeber für Patienten, Germering/München 2011<br />

• Walsh, William J.: Nutrient Power – Heal your biochemistry and heal your Brain, New York 2012<br />

• Journal of Orthomolecular Medicine, Volume 25, Number 1,2010: James Jackson et al.: Urine Pyrrole and Other Orthomolecular<br />

Test in Patients with ADD/ADHD<br />

• British Journal of Psychiatry, 1965 August; 111:741-4: O’Reilly Po et al.: The Incidence of Malvaria 25<br />

• International Review of Neurobiology 1974; 16:145-82: Irvine DG: Kryptopyrrole and other monopyrroles in<br />

molecular neurobiology


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Über die positive Wirkung von Antioxidantien in Lebensmitteln<br />

hat jeder gesundheitsbewusste Verbraucher schon gehört.<br />

Antioxidantien sind z. B. in Obst und Gemüse enthalten oder<br />

werden konzentriert als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.<br />

Antioxidantien in Lebensmitteln<br />

Was ist wirklich dran an den Antioxidantien?<br />

Antioxidantien wie Vitamin C werden seit<br />

vielen Jahrzehnten in Lebensmitteln (z. B. Fruchtsäften,<br />

Fleischerzeugnissen) eingesetzt, um diese zu konservieren<br />

oder frischer (nicht so blass) aussehen zu lassen.<br />

Neben dieser beabsichtigten Wirkung auf das Produkt,<br />

wird den Antioxidantien seit jüngerer Zeit auch eine<br />

positive Wirkung auf den Konsumenten zugesprochen.<br />

In allen menschlichen Körperzellen fi nden chemische<br />

Reaktionen statt (sogenannte Redox-Vorgänge) bei denen<br />

z.B. chemisch gespeicherte Energie in Bewegungsenergie<br />

umgesetzt wird. Ein kleiner Teil dieser Reaktionen<br />

(ca. 1‰ bis 1%) läuft aber nicht so ab wie die anderen,<br />

sondern es entstehen solche chemischen Stoffe<br />

(z.B. reaktive Sauerstoff-, Stickstoff- oder Chlorid-Radikale,<br />

die zusammengefasst „reaktive Spezies“ genannt<br />

werden), die umgebende Zellstrukturen angreifen und<br />

zerstören können. Um dies zu verhindern bilden Körperzellen<br />

bestimmte Enzyme aus (Katalase, Dismutase<br />

und andere), die ihrerseits z.B. die Sauerstoffradikale<br />

unschädlich machen (neutralisieren). Das ganze spielt<br />

sich in den Körperzellen innerhalb von Millisekunden,<br />

also sehr schnell ab.<br />

Wie erkennt man, ob der Körper vermehrten Angriffen<br />

durch reaktive Sauerstoffspezies ausgesetzt ist? Man<br />

kann dies z.B. daran erkennen, dass im Blut und Urin<br />

vermehrt die Trümmerstücke aus oxidativen Angriffen<br />

auf Zellwände, die sogenannten F2-Isoprostane auftreten.<br />

Diese kann man messen.<br />

Können Antioxidantien, die über Lebensmittel dem Körper<br />

zugeführt werden (z. B. Vitamin C oder Polyphenole<br />

aus Früchten, Beeren, Rotwein, …) die Körperzellen bei<br />

ihrem Abwehrkampf gegen die reaktiven Spezies unterstützen?<br />

Es ist z. B. gezeigt worden, dass bei Menschen<br />

mit erhöhtem F2-Isoprostane-Aufkommen – also<br />

Menschen mit erhöhtem „oxiativem Stress“ – die<br />

zusätz liche Gabe von Vitamin-C-haltigen Säften das Niveau<br />

der F2-Isoprostan-Ausscheidungen gesenkt hat.<br />

Ob aber bei Gesunden, Nichtrauchern, Nicht-Extremsportlern<br />

die zusätzliche Gabe von Antioxidantien (und<br />

wenn ja welcher?) das Niveau der oxidativen Angriffe<br />

weiter senkt, ist mit eindeutigen Studien bisher weder<br />

bewiesen noch widerlegt 1 ).<br />

Nur wenn es den Enzymen nicht gelingt, gebildete Radikale<br />

rechtzeitig zu neutralisieren, gelangen diese Radikale<br />

an die Zellwand, den Zellkern, oder andere Zellstrukturen<br />

und fügen diesen Schaden zu. Die Summe solcher<br />

Schäden, die wir im Leben erleiden, macht sich als einer<br />

der Beiträge für die Alterung (Ageing) bemerkbar.<br />

Wann kommen solche Schäden bei uns vor? Ein wenig<br />

immer, unvermeidbar, aber in vermehrtem Maße dann,<br />

wenn besonders viele reaktive Spezies entstehen oder<br />

wenn die zellinterne Produktion der abwehrenden Enzyme<br />

nachlässt. Besonders viele reaktive Spezies entstehen,<br />

wenn chronische Krankheiten vorliegen, starke<br />

körperliche Belastung herrscht (Sport) oder durch Rauchen.<br />

Die Neuproduktion der abwehrenden Enzyme<br />

wie derum nimmt vor allem mit dem Alter ab.<br />

26


Kommen die aus Früchten/Beeren/Gemüse oder aus<br />

Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommenen Antioxidantien<br />

überhaupt bei den Körperzellen an? Das kommt<br />

sehr auf die einzelne diskutierte Substanz an. So weiß<br />

man, dass viele Polyphenole, auch das Quercetin aus<br />

dem Rotwein, von der Leber sofort nach Eintritt in die<br />

Blutbahn „konjugiert“, d. h. chemisch verändert werden,<br />

was ihre antioxidativen Eigenschaften deutlich verändert.<br />

Andere Polyphenole, z.B. Epigallocatechingallat<br />

aus grünem Tee, gehen jedoch zu einem deutlich messbaren<br />

Teil ins Blut über und bleiben dort unverändert,<br />

kommen also auch zu entfernteren Körperzellen.<br />

Welche biochemischen Schritte unternommen werden<br />

können, um den durch Radikale im menschlichen Körper<br />

angerichteten Schaden zu begrenzen oder gar<br />

wieder rückgängig zu machen, ist Gegenstand unterschiedlicher<br />

Denkschulen. Neben dem Ansatz über ein<br />

mengen mäßiges Zurverfügungstellen von Antioxidanzien<br />

un erwünschte Oxidanzien zu neutralisieren, gibt es seit<br />

jüngerer Zeit den Ansatz der SENS (Strategies for Engineered<br />

Negligable Senescence 2 ). Dort wird der Tat sache<br />

Rechnung getragen, dass über 90 % aller Sauerstoffradikale<br />

in den Mitochondrien entstehen und auch dort die<br />

hauptsächlichen Schäden anrichten, bevor im Alter vor<br />

allem solche Körperzellen, die nur noch geschädigte<br />

Mitochondrien aufweisen, zur weiteren Diffusion von<br />

Radikalen über die Zellwand hinaus führen. Es wird vorgeschlagen,<br />

im Zellkern die Expression solcher Proteine<br />

zu stimulieren, welche diese Kette der Aggregation<br />

geschädigter Mitochondrien in der Zelle verhindern.<br />

Verursacht die Gabe zusätzlicher nahrungsgebundener<br />

Antioxidantien andere für die Gesundheit vorteilhafte<br />

Effekte? Diskutiert werden z.B. gefäßschützende Eigenschaften.<br />

Ursache-Wirkungs-Denkmodelle dafür liegen<br />

vor. Auch hier aber gibt es noch keine eindeutige<br />

wissenschaftliche Beweislage für oder gegen die diskutierten<br />

Schutzmechanismen 3 . Das gleiche gilt für die<br />

Frage, ob die protektiven Effekte einzelnen diskreten<br />

Polyphenolen (als Antioxidantien) zugeordnet werden<br />

können, oder vielmehr einer Gesamtheit von Substanzen<br />

zusätzlich zu den betrachteten Polyphenolen bedürfen<br />

4 ).<br />

Es lässt sich mit Experimenten an Zellkolonien zeigen<br />

(durchgeführt am Istituto Kurz srl, Parma, Italien, ein<br />

Unternehmen der Institut Kurz Gruppe), dass einige Antioxidantien<br />

(z.B. das Polyphenol Epigallocatechingallat),<br />

wenn sie über die Blutbahn an Körperzellen herangeführt<br />

werden, z. B. an Zellen der Haut (Keratinozyten),<br />

dort im Experiment durchaus der Zelle helfen, sich gegen<br />

Angriffe zu verteidigen. Und es wird eine Überraschung<br />

erkennbar: Auch wenn ein Antioxidans chemisch<br />

im Lebensmittel recht stark ist (gemessen in<br />

ORAC-Einheiten), so muss sie deshalb die Körperzelle<br />

keineswegs besonders stark bei ihrem Abwehrkampf<br />

unterstützen (gemessen in CAA-Einheiten). Siehe obenstehendes<br />

Balkendiagramm gemessen an Hautzellen<br />

(Keratinozyten). (ORAC = Oxygen Radical Absorbance<br />

Capacity, CAA = Cellular Antioxi dant Activity)<br />

Vitamin C z. B. (ganz rechte Säulen) gibt trotz seiner<br />

passablen chemischen antioxidativen Kapazität (siehe<br />

Konservierung der Fruchtsäfte) eine nur vergleichsweise<br />

schwache Unterstützung an die Hautzelle bei ihrer<br />

Verteidigung gegen oxidative Angriffe. Dies ist ein weiterer<br />

Hinweis auf die Komplexität des Themas.<br />

27


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Wieweit sich die Ergebnisse solcher Experimente an Zellkolonien auf das Verhalten<br />

der Zellen im lebenden Menschen übertragen lassen (dort herrschen z. B. andere<br />

Signalwege zwischen den Zellen vor), ist eine weitere noch offene Frage.<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut<br />

Weidlich<br />

Physiker; Spezialgebiet<br />

Molekulare Biophysik<br />

Geschäftsführer Institut<br />

Kurz GmbH, Fachlicher<br />

Beirat des NEM e. V.<br />

Zusammenfassend kann man sagen<br />

• Es gibt plausible Ursache-Wirkungs-Denkmodelle wie Antioxidantien auf den<br />

menschlichen Organismus zusammen oder mit anderen Nahrungsbestandteilen<br />

wirken könnten.<br />

• Diese Modelle sind durch beweiskräftige Studien bisher aber weder bewiesen<br />

noch widerlegt. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Studien über Einzeleffekte,<br />

die aber noch keine geschlossene Beweisführung erlauben.<br />

• Die Frage, ob eine Übersupplementierung mit Antioxidantien gesundheitsschädliche<br />

Wirkungen haben kann, scheint sich je weniger zu stellen, je näher das verzehrte<br />

Produkt an natürlich vorkommende Früchte/Beeren/Gemüse heran kommt 5 ).<br />

• Die Entscheidung sich bewusst mit Antioxidantien aus Früchten/Beeren/Gemüse<br />

oder aus Nahrungsergänzungsmitteln zu versorgen, kann jeder für sich selbst<br />

treffen.<br />

Literatur:<br />

1 Assessment of Antioxidant Capacity in vitro and in vivo Etsuo Niki National Institute of Advanced Industrial<br />

Science &Technology, Health Technology Research Center, Ikeda, Osaka 563-8577, Japan<br />

Free Radical Biology & Medicine 49 (2010) 503–515<br />

2 Ending Aging, S. 77 ff<br />

Aubrey de Grey, Michael Rae<br />

St. Martin’s Grifi n, New York, 2007<br />

ISBN-13: 978-0-312-36707-7<br />

3 The Journal of <strong>Nutrition</strong><br />

Supplement: Antioxidant Activity of Polyphenols and Cardiovascular<br />

Risk — Application of the PASSCLAIM Criteria<br />

The Biological Relevance of Direct Antioxidant<br />

Effects of Polyphenols for Cardiovascular<br />

Health in Humans Is Not Established<br />

Peter C. H. Hollman, Aedin Cassidy, Blandine Comte, Marina Heinonen, Myriam Richelle,<br />

Elke Richling, Mauro Serafi ni, Augustin Scalbert, Helmut Sies, and Stéphane Vidry<br />

4 Protection by Flavanol-Rich Foods Against<br />

Vascular Dysfunction and Oxidative Damage: 27th Hohenheim Consensus Conference<br />

Helmut Sies, Peter C.H. Hollman, Tilman Grune, Wilhelm Stahl, Hans K. Biesalski, and Gary Williamson<br />

2012 American Society for <strong>Nutrition</strong>. Adv. Nutr. 3: 217–221, 2012; doi:10.3945/an.111.001578.<br />

5 Antioxidants in Food — Mere Myth or Magic Medicine?<br />

R. G. Berger, S. Lunkenbein, A. Ströhle & A. Hahn<br />

Crit Rev Food Sci 2012, 52, 162–171.<br />

28


Ernährung / Prävention<br />

Angeblicher fehlender Wirknachweis<br />

von Vitamin-Supple ­<br />

menten bei Kreislauf erkrank ­<br />

ungen – eine Behauptung in<br />

Pharma-gesponserten Studien<br />

Während die offizielle Medienpresse sich gierig auf alles stürzt,<br />

was den fehlenden Wirknachweis von Multivitamin-Supplementen<br />

unterstreicht, so gipfelt dies dann auch noch in dem Ausspruch<br />

des Editorials im Journal of Internal Medicine „genug ist genug“.<br />

Dieser Ausspruch bezieht sich auf drei Studien, die den fehlenden<br />

Wirknachweis von Multivitaminpräparaten unterstreichen<br />

sollen. Ganz einfach und doch offensichtlich, die Autoren haben<br />

bei der Abfassung der Artikel bewusst gelogen.<br />

So wurde in der 1. Publikation, einem Übersichtartikel<br />

von über 30 unterschiedlichen<br />

Vergleichsuntersuchungen bei ca. 400.000 Teilnehmern,<br />

der Effektivität von Multivitaminpräparaten nachgegangen.<br />

Im Editorial des Journal, dass diese Studie veröffentlichte,<br />

dem „Journal of Internal Medicine“, wird<br />

zwar behauptet, dass die Autoren keine eindeutigen<br />

Hinweise für eine vorteilhafte Wirkung von Vitamin-<br />

Supplements, was Krebs, Herzerkrankungen und Tod<br />

betrifft, finden konnten. Bei genauerer Analyse der publizierten<br />

Daten wird jedoch augenfällig, dass zumindest<br />

die tägliche Einnahme eines Multivitamins über<br />

einen Zeitraum von 12 Jahren, das Risiko an Krebs zu<br />

erkranken, um 10 % reduziert. Immerhin eine be merkenswerte<br />

Tatasache, über die die Zeitschrift „Annals of Internal<br />

Medicine“ geflissentlich hinwegsieht. Auch unterlässt<br />

es der Autor des Editorials bewusst darauf<br />

hinzuweisen, ob Multivitaminsupplements die einzige<br />

Form der Prävention darstellten, während Einflüsse wie<br />

Diät, körperliche Aktivitäten und sonstige Risikofaktoren<br />

nicht berücksichtigt wurden 1 . Immerhin wird dem<br />

Vitamin D3 doch ein möglicher positiver Nutzen zugesprochen,<br />

wobei wegen angeblich fehlender weiterer<br />

Studien zur möglichen Nebenwirkungsrate noch zusätzliche<br />

Untersuchungen abgewartet werden müssten, um<br />

eine definitiv positive Beurteilung abgeben zu können.<br />

29


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

In der 2. publizierten Studie bei > 6.000 männliche Ärzten<br />

(!) wird über einen Zeitraum von 10 Jahren der<br />

Frage der Verbesserung kognitiver Hirnleistung nachgegangen<br />

2 . Diese Studie ist eigentlich schon im Ansatz<br />

wertlos, weil die Autoren selbst zugeben mussten, dass<br />

die gewählten Vitamindosen viel zu niedrig lagen und<br />

sie noch nicht einmal genau darlegen konnten, welchen<br />

Inhalt eigentlich ihre verabreichten Multivitaminsupplemente<br />

enthielten.<br />

In der letzten Studie wurden < 1.500 Probanden nach<br />

Herzinfarkt dahingehend nachverfolgt, ob sie einem erneuten<br />

Herzinfarkt ausgesetzt waren. Nun können Sie<br />

als Leser es glauben oder nicht: die Multivitamineinnahme<br />

konnte bei 11 % der Probanden ein erniedrigtes<br />

Risiko für einen erneuten Herzinfarkt feststellen, ein<br />

Wert (so man der Statistik Glauben schenken darf), der<br />

sich zur Placebogruppe nicht signifi kant verhielt 3 . Immerhin<br />

ist diese Studie mit einer Ausfallrate (drop-out) von<br />

50 %, sowohl in der Placebo- als auch in der Verumgruppe<br />

so hoch belastet, dass die Aussage dieser Studie<br />

kaum als relevant angesehen werden kann. Hinzu<br />

kommt noch, dass die Compliance der Multivitamineinnahme,<br />

wie die Autoren selber bemerken, sehr gering<br />

war, so dass von einem echten (fehlenden) Wirknachweis<br />

der Vitamine kaum die Rede sein kann.<br />

Das Problem bei allen solchen, auch von den Medien<br />

aufgeschnappten Ergebnissen ist die Tatsache, dass sie<br />

sich auf das Editorial der in den Annals of Internal Medicine<br />

erschienenen drei Publikationen beziehen, einem<br />

von der Pharma gesponserten wissenschaftlichen Jounal,<br />

welches schon beim Aufschlagen der ersten Seiten<br />

sofort mit einer ganzen Seite gefüllt mit Reklamebildern<br />

zu einer ihrer Medikamengruppe ins Auge springt 4 .<br />

Man könnte meinen, die Aussage „seht her, alle Multivitamin-<br />

und Mineralsupplements taugen nichts – warum<br />

kauft ihr nicht gleich die Medikamente unseres Sponsors?“<br />

auf gutgläubige weil getäuschte Leser trifft. Worüber<br />

die Medien natürlich nicht berichten, ist die Tatsache,<br />

dass Pharmazeutika nicht unter den gleichen<br />

strengen Kriterien getestet werden wie Vitamine resp.<br />

sie in ihrem Wirkprofi l eigentlich einem Multivaminsupplement<br />

gegenübergestellt werden müssten. Wie<br />

also kann die mächtige Medienpresse diesen Fall als<br />

ab geschlossen hinstellen, wenn Pharmaka und Medikamente<br />

in realiter nicht in der Lage sind, chronische<br />

degenerative Erkrankungen die in der heutigen Zeit<br />

exponentiell zunehmen, zu verhindern? Diese Antwort<br />

30


Ernährung / Prävention<br />

wird alleine von den Multivitaminpräparaten erwartet.<br />

In diesem System von gesunden Halbwissen, Pseudowissenschaft<br />

und getürkten ja sogar wissentlich beschönigten<br />

Studienergebnissen sowie einer Pro-Pharma<br />

Lobby müssen sich Medikamente zur Belegung Ihrer<br />

Wirkeffektivität nicht den gleichen rigorosen Untersuchungskriterien<br />

stellen wie z. B. die Nahrungsergänzungsmittel.<br />

So z. B. gibt es keinen wissenschaftlich<br />

gesicherten Nachweis, dass eine Chemotherapie die<br />

Progression einer Krebserkrankung verhindert (sie sind<br />

selber krebserzeugende Mittel) oder, dass Statine die<br />

Lebensspanne verlängern helfen. Es gibt keinen Nachweis,<br />

dass bei dem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom<br />

(ADHS) Pharmaka wie Ritalin® in der Weiterentwicklung<br />

des Kindes zur Gesundung beitragen, resp.<br />

dass Antidepressiva in der Lage sind eine Depression<br />

zu heilen. Trotz aller Zweifel zur Wirksamkeit werden<br />

solche Medikamente durch medizinische Journalien<br />

überbewertet, wobei unsere meinungsbildende <strong>Press</strong>e<br />

bereitwillig ist, Aussagen in pharmagesponserten Studien<br />

kritiklos zu übernehmen, ohne sie auch nur im Ansatz<br />

zu hinterfragen.<br />

Es wird also auch hier wieder mit einer Doppelmoral<br />

geurteilt. Denn niemand fragt, ob Medikamente wirklich<br />

zur Gesundung führen, ein Unterfangen, dass jedoch<br />

regelmäßig von Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

gefordert wird.<br />

Auch sind die im Journal of Internal Medicine aufgeführten<br />

Ergebnissen der drei Studien mit Multivitaminen<br />

insofern mit Skepsis zu werten, weil sie von vorneherein<br />

so ausgelegt sind, dass keine positiven Ergebnisse zu<br />

erwarten sind:<br />

1. Dies wird insofern offensichtlich wenn man liest,<br />

dass in allen Fällen nur billige, synthetische Vitamine<br />

von niedriger Qualität sowie anorganische Mineralien<br />

zum Einsatz gekommen sind.<br />

2. Es ist deswegen auch nicht überraschend, dass<br />

die Hersteller aller dieser qualitativ niedrigwertigen<br />

Multi vitamine eigentlich von Firmen stammen, die<br />

gleich zeitig auch Medikamente vertreiben.<br />

3. Es besteht somit auch ein nachweislich fi nanzielles<br />

Interesse, das Multivitamin-Formulierungen schlechter<br />

wegkommen müssen bzw. keinen nachweislich<br />

po sitiven Effekt mit sich bringen, damit Pharmainteressen<br />

nicht geschädigt werden. So z. B. handelte es<br />

sich bei dem im ersten Übersichtsartikel eingesetzten<br />

Vita min E um ein synthetisches, isoliertes Produkt,<br />

das schon seit langem in der Literatur als toxisch eingestuft<br />

wird 5 6 . Auch ist in dem Artikel bemerkenswert,<br />

dass die Autoren nicht das volle Spektrum der<br />

Vitamin E Abkömmlinge inklusive der Tocopherole berücksichtigt<br />

haben geschweige denn, dass die An tei le<br />

von Vitamin E im Essen mitberücksichtigt wurden.<br />

Eine Tatsache die für einen positiven Effekt auf das<br />

Herzkreislaufsystem als maßgeblich anzusehen ist.<br />

4. Nur auf Grund fehlender positiver Ergebnisse in den<br />

vorgestellten Vitaminvergleichsstudien, werden sofort<br />

alle Vitamine als gefährlich eingestuft. Und so ist<br />

es nicht verwunderlich, dass die Forschergruppe als<br />

Beispiel das gefährlichste Vitamin aus der Gruppe<br />

der synthetischen Vitamine herausgenommen haben,<br />

um anschließend aus den negativen Ergebnissen sofort<br />

alle Multivitamine als gefährlich einzustufen. So<br />

z. B. wurde beta-Karotin isoliert als synthetisches Vitamin<br />

untersucht und nicht als das Vitamin, wie man<br />

es in seiner ursprünglichen Anreicherung wie z.B in<br />

der Mohrrübe oder in einem Fruchtmix fi ndet! Es zeigen<br />

alle die Studienergebnisse eigentlich nur Eines:<br />

Synthetische, chemische-isolierte Vita mine sind im<br />

Rahmen der Gesunderhaltung nicht förderlich!<br />

Und nun raten Sie einmal, wer alle diese chemisch-synthetischen<br />

Vitaminpräparate herstellt? Es sind keine<br />

anderen als die großen Firmen Bayer und BASF, die<br />

gleichen Hersteller, die das Rohmaterial für pharmazeutische<br />

Prozesse auf den Markt bringen. Diese Firmen<br />

sind natürlich darauf aus, über die Laienpresse mit allen<br />

Ihnen zur Verfügung stehenden journalistischen<br />

Tricks und Verschleierungstaktiken bei der breiten Öffentlichkeit<br />

einen falschen Eindruck über Ernährung<br />

und Multivitamineinnahmen zu vermitteln. Indem „Multivitamine<br />

als völlig wertlos“ diskreditiert werden, können<br />

sie nicht zwischen Pharma-hergestellten synthetischen<br />

Multivitaminen und qualitativ hochwertigen, in<br />

Nahrungsmitteln enthaltenen Vitaminen differenzieren,<br />

die Vitamine, die von Anbeginn eigentlich für die<br />

Menschheit ausersehen waren, Gesundheit<br />

zu erhalten und Erkrankungen zu<br />

verhindern (= Präventivmedizin!).<br />

Es werden sich deshalb auch die<br />

Wissenschaftler niemals auf Unter<br />

suchungen mit essentiellen<br />

Ölen wie z. B. das Kokosnussöl,<br />

Essenskonzentraten oder auf<br />

Lebensmittelbasierende Nutrazeutika<br />

einlassen. D. h. hochwertige<br />

und gesunde In halts stoffen, die<br />

dem Körper über gewöhnliche Nahrung nicht<br />

[... mehr] aus reichend zur Verfügung gestellt<br />

werden und die der Körper mit der Essensaufnahme<br />

seit tausenden von Jahren aufnimmt<br />

und auch in der Lage ist als Vitamine<br />

zu erkennen, werden für die Gesunder haltung<br />

als sekundär angesehen. Forscher,<br />

die in Pharma-gesponserten Wissenschafts -<br />

journalen publizieren, werden niemals das<br />

volle Spektrum von hochwertigen Multivitaminkombinationen<br />

und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

aus einem einfachen Grund untersuchen,<br />

weil die daraus abgeleiteten Ergebnisse, im<br />

Vergleich zu einem Medikament, positiv wären.<br />

31


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

pharmakologisches Präparat hat bislang irgendeine<br />

Krankheit beseitigt und kann auch ein einzelnes, isoliertes<br />

Vitamin nie die Ursache einer Erkrankung so weit<br />

verhindern, dass keine Symptome auftreten. Synthetische<br />

Medikamente können nur das Symptom maskieren,<br />

während im Hintergrund der eigentliche pathologische<br />

Prozess weiter abläuft. So wird z. B. mit einem<br />

Opiat als Symptom Schmerz beseitigt, aber nicht sein<br />

Auslöser. Mit einem Antihypertonikum wird z. B. beim<br />

Absetzen auch der Blutdruck deswegen wieder rasch<br />

ansteigen, weil die Ursache des Problems durch das<br />

Blutdruckmittel nicht angegangen wurde. Es wird künstlich<br />

auf die Physiologie dahingehend eingewirkt, dass<br />

der messbare Blutdruck gesenkt und eine Art Kosmetik<br />

betrieben wird.<br />

Wenn synthetische Vitamine schon zu fehlenden positiven<br />

Ergebnissen führen, wie erst desaströs sind die<br />

Ergebnisse von vollsynthetisch hergestellten Medikamenten<br />

bei chronischen Erkrankungen einzustufen!<br />

Syn thetische Medikamente wie z. B. alle Säureblocker,<br />

Anti hypertensiva, Antidiabetika, Cholesterinsenker wie<br />

die Sta tine, Cholinesterasehemmer gegen Alzheimer,<br />

Osteoporosepräparate usw. sind eigentlich Pharmaka,<br />

die im Organismus in den physiologisch-chemischen<br />

Abläufen eingreifen. Der eigentliche Wirkmechanismus<br />

ist in den meisten Fällen die Blockade eines bestimmten<br />

chemischen Prozesses mit dem Ergebnis, hierdurch<br />

die Symptome zu kontrollieren zu wollen, ohne jedoch<br />

auf die eigentliche Ursache des Problems hinzuwirken.<br />

Qualitativ hochwertig Multivitaminsupplements, Vollwertnahrung,<br />

medizinische Pflanzen und organische<br />

Essenskonzentrate sind bezüglich ihres präventiven<br />

Charakters unübertroffen, indem sie die Ursache einer<br />

Erkrankung, bevor sie sich in Form von Symptomen<br />

zeigt, angehen. Sie greifen direkt an der Ursache an,<br />

ganz im Gegensatz zur reinen Symptomtherapie. Kein<br />

Es sind deshalb auch alle pharmaorientierten Mediziner<br />

und insbesondere die Pharmafirmen nebst ihrer pharmagesponserten<br />

wissenschaftlichen Journale nur auf<br />

eines aus: Mehr Medikamente soll die Menschheit einnehmen<br />

und Heilung kann nie nicht durch Nahrung erreicht<br />

werden! Dies obgleich Hippokrates schon vor<br />

tausenden von Jahren dem Menschen empfohlen hatte:<br />

Lasst Essen Eure Medizin sein!“ Somit bestehen die eigentlichen<br />

Motive der Zeitschrift Annals of Internal Medicine<br />

mit ihren Wissenschaftlern nur darin, mit Hilfe<br />

von betrügerischen-wissenschaftlich aufgemachten billigen<br />

Ergebnissen, dem Leser die zentrale Botschaft<br />

zu vermitteln: Vertraue keinem Multivitamin, sondern<br />

nur den Medikamenten. Indem die Multivitamine diskreditiert<br />

werden, wird gleichzeitig der Leser einer Hirnwäsche<br />

unterzogen und ihm glauben gemacht, dass<br />

Pharmaka eigentlich als die „notwendigen Vitalstoffe<br />

an zusehen sind, um zu überleben“. Das ist, auf einen<br />

Nenner gebracht, die Perversion in der heutigen Medizin:<br />

Der Mensch ist eigentlich ein inkomplettes Subjekt<br />

und bedarf der medizinischen Intervention durch Impfungen,<br />

der modernen Krebstherapie, wirkstarken psychotherapeutischen<br />

Medikamenten oder alternativer<br />

chemischer Verbindungen, damit er wieder als Ganzes<br />

dasteht.<br />

Literatur:<br />

1 Fortmann, S.P., et al., Vitamin and Mineral Supplements in the Primary Prevention of Cardiovascular Disease and Cancer:<br />

An Updated Systematic Evidence Review for the U.S. Preventive Services Task Force. Ann Intern Med, 2013. 159: p.<br />

824-834.<br />

2 Lamas, G.A., et al., Oral High-Dose Multivitamins and Minerals After Myocardial Infarction. A Randomized Trial. Ann<br />

Intern Med, 2013. 159: p. 797-804.<br />

3 Grodstein, F., et al., Long-Term Multivitamin Supplementation and Cognitive Function in Men: A Randomized Trial. Ann<br />

Intern Med, 2013. 159: p. 806-814.<br />

4 Guallar, E., et al., Enough Is Enough: Stop Wasting Money on Vitamin and Mineral Supplements. Ann Intern Med, 2013.<br />

159: p. 850-851.<br />

5 Bronstein, A.C., et al., 2009 Annual Report of the American Association of Poison Control Centers' National Poison Data<br />

System (NPDS): 27th Annual Report. Clin Toxicol (Phila), 2010. 48: p. 979-1178.<br />

32


Anzeige /<br />

Die moderne reduktionistische Wissenschaftsmedizin<br />

möchte eigentlich nur Medikamente aus Ihrer Palette<br />

vermarkten; um das zu tun, müssen jedoch erst die<br />

existenten Multivitamine diskreditiert werden. Erst<br />

wenn der Gedanke an Multivitamine eliminiert ist, können<br />

die Indikationen z. B. für Statine auch schon auf<br />

Jugendliche erweitert werden 7 , wird die Fluoridierung in<br />

Bezug auf einen gesunden Zahnstatus weiter (trotz der<br />

von Fluor ausgehenden Toxizität) propagiert und wird<br />

über die Wirkverstärker Quecksilber, Aluminium und<br />

Mononatriumglutamat (alles Neurotoxine) in Impfmitteln<br />

die Prävention bei z. B. Grippepräparaten weiterhin<br />

beim Bundesbürger angepriesen. Es bleibt festzuhalten,<br />

dass alle Wissenschaftler im festen Glauben daran,<br />

dass Nahrungsmittel nicht Krankheiten verhindern können<br />

und vom medizinischen Standpunkt her auch dazu<br />

völlig ungeeignet sind, nur Pharmazeutika anpreisen.<br />

Denn nur Medikamente sind in der Lage zu heilen oder<br />

Erkrankungen zu verhindern, eine Behauptung, die<br />

durch nichts belegt werden kann. Ihre Einstellung basiert<br />

auf der Annahme, dass organische Nahrungsbestandteile<br />

keinen besonderen Wert haben und insbesondere<br />

Kräuter ohne jeglichen Effekt sind. Das, was<br />

eigentlich hilft, ist ihrer Meinung nach genmodifizierte<br />

Nahrung, sind Impfungen zur Prävention, sind Medikamente<br />

und eine Chemotherapie der einzig richtige Weg,<br />

um zu einer dauerhaften und stabilen Gesundheit zu<br />

gelangen.<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye<br />

Arzt; Spezialgebiete<br />

Spezielle Schmerz t hera pie,<br />

Anästhe si o lo gie, Intensivmedizin<br />

und Suchttherapie,<br />

Nutra zeutika, Mikro nährstoffe,<br />

funktionelle Medizin,<br />

Rena turierung<br />

Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />

6 http://www.aapcc.org/annual-reports., Centers' National<br />

Poison Data System. Annual Reports., in American<br />

Association of Poison Control, 2012.<br />

7 Goff, D.C.J., et al., 2013 ACC/AHA Guideline on the Assessment<br />

of Cardiovascular Risk: A Report of the American<br />

College of Cardiology/American Heart Association<br />

Task Force on Practice Guidelines Circulation, 2013.<br />

doi:10.1161/01.cir. 0000437741.48606.98.<br />

33


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Eins haben alle Kunststoffe gemeinsam: Wir<br />

benutzen sie sehr selbstverständlich in unserem<br />

Alltag. Sie können die unterschiedlichsten Eigenschaften<br />

annehmen und sind dadurch praktisch universell<br />

einsetzbar. Auf den ersten Blick also eine sehr nützliche<br />

Errungenschaft unserer Gesellschaft. Die Idee,<br />

natürliche Substanzen zu verändern und den menschlichen<br />

Bedürfnissen anzupassen ist verhältnismäßig alt.<br />

Bereits 1.600 vor Christus wurden Gegenstände aus<br />

Latex, dem Milchsaft des Kautschukbaums, gefertigt.<br />

Der Durchbruch der Kunststoffproduktion wurde allerdings<br />

erst im Zuge der Industrialisierung, den 30iger<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts, erzielt. Seitdem werden<br />

aus der natürlichen, - und nach unserer Vorstellungendlichen<br />

Ressource Mineralöl, Kunststoff, oder auch<br />

Plastik, hergestellt. Weltweit wird heutzutage jährlich<br />

ein Äquivalent zum Gewicht der gesamten Menschheit<br />

(Kunststoffproduktion etwa 288 Mio. Tonnen, Quelle:<br />

die Zeit) in der Kunststoffproduktion erreicht. Die Anwendungsgebiete<br />

sind dabei unterschiedlich und nicht<br />

immer offensichtlich. So wurde jüngst von Mikroplastikpartikeln<br />

(Kunststoffpartikel < 5mm) in Kosmetika,<br />

vor allem in Duschpeelings und auch Zahnpasta und<br />

sogar im Trinkwasser berichtet. Der Gedanke, dass wir<br />

bereits beim Zähneputzen den ersten oralen Kontakt<br />

mit Plastik haben, verunsichert viele Verbraucher. Genauso<br />

wie Meldungen von Mikroplastikpartikeln im<br />

Trinkwasser oder im Honig, also unserer Nahrung. Wie<br />

steht es nun um den Einsatz bzw. die Präsenz von Mikroplastik<br />

in unserer Nahrung? Über welche potentiellen<br />

Wege gelangt Mikroplastik in die Nahrung? Oder ganz<br />

generell: Welche Gefahren gehen von Mikroplastik<br />

grundsätzlich aus?<br />

Diese Fragen sind nach aktuellem Forschungsstand<br />

noch nicht eindeutig geklärt, dennoch möchte ich Ihnen<br />

einen kurzen Zwischenbericht geben. Anfangen<br />

möchte ich diesen Bericht mit einer Einführung zur Forschung<br />

zum Thema Mikroplastik. Dieses Themengebiet<br />

ist in der Forschung noch sehr neu. Erst seit etwa fünf<br />

Jahren befassen sich immer mehr Forschungsgruppen<br />

mit der Thematik. Das liegt zunächst daran, dass wir<br />

Dr. Rebecca Störmer<br />

Mikrobiologin<br />

www.sustainable-me.de<br />

Die unsichtbare<br />

Gefahr –<br />

Mikroplastik<br />

in Lebensmitteln?<br />

uns dem Ausmaß und der Bedeutung der Kunststoffproduktion<br />

und des Konsums nicht bewusst waren. Nun<br />

berichteten im vergangenen Jahrzehnt mehr und mehr<br />

Satellitenbilder, Segler oder andere mit dem Meer verbundenen<br />

Völker von der zunehmenden Vermüllung<br />

unseres Planeten. Es gibt unterschiedliche Zahlen und<br />

das Gesamtausmaß ist aufgrund der komplexen Situation<br />

(Müllstrudel befi nden sich oftmals in den Weiten der<br />

Weltmeere, fehlende Technologien einiger Ländern,<br />

Dunkelziffern) nur schwer abschätzbar. Die Werte<br />

schwanken um die unvorstellbare Zahl von 150 Millionen<br />

Tonnen Müll, von denen, wieder geschätzt, 80 %<br />

Plastikmüll sind. Die Problematik des Plastikmülls ist<br />

schnell erklärt. Ein natürlicher Rohstoff wird synthetisch<br />

so verändert, dass unser Planet das Endprodukt<br />

eventuell nicht mehr abbauen kann. Die Kunststoffberge<br />

werden also bestenfalls mechanisch zerrieben und<br />

enden als Kleinstpartikel (Mikroplastik). Das geschieht<br />

im Übrigen bereits dann, wenn wir unsere Wäsche waschen<br />

und sich die feinen Kunststofffasern von unserer<br />

synthetischen Kleidung lösen. Die Partikel gelangen somit<br />

ins Abwasser und in die Kläranlagen, dort werden<br />

sie (hoffentlich) rausgefi ltert. Wie gut solche Filteranlagen<br />

funktionieren, wird derzeit unter Hochdruck untersucht.<br />

Es ist durchaus denkbar, dass, je nach Typ der<br />

Kläranlage, nicht alle Partikel erfolgreich aus dem Was-<br />

34


Mikroplastikpartikel<br />

ser gefi ltert werden. Ähnlich wie Pharmazeutika könnten sie also in unsere Flüsse<br />

und ins Grundwasser und damit in unsere Umwelt gelangen. Unter Umständen also<br />

auch in unsere Nahrung. Mikroplastikpartikel könnten, nach jetzigem Kenntnisstand,<br />

vor allem indirekt in unsere Nahrung, gelangen. Eine derzeitige Fachliteraturrecherche<br />

zu diesem Thema ergibt unterschiedlichste methodische Herangehensweisen<br />

und dementsprechend positive, sowie negative Befunde. Die Methodenentwicklung<br />

zum Thema Mikroplastikpartikel steckt noch in den Kinderschuhen und eine verlässliche<br />

Risikobewertung ist derzeit noch nicht ausreichend möglich.<br />

Was bleibt also an dieser Stelle zur Problematik von Mikroplastikpartikeln in Nahrungsmitteln<br />

zu sagen? Über die Auswirkungen von Mikroplastikpartikeln auf den<br />

Menschen liegen, eben wegen der „Neuheit“ des Problems, noch keine zuverlässigen<br />

Studien vor. Eins jedoch wird klar: Kunststoffe können aller Wahrscheinlichkeit nicht<br />

von der Natur, also auch nicht von uns, abgebaut werden. Erste Untersuchungen an<br />

Meeresorganismen zeigen, dass die Verabreichung von Mikroplastik zu Entzündungen<br />

von Geweben und Organen, wie der Leber, führen kann. Mein persönlicher Rat:<br />

Versuchen Sie sich so umsichtig und bewusst wie möglich zu ernähren und fordern<br />

Sie, wo immer sie können, ein Höchstmaß an Transparenz und Aufklärung, besonders<br />

im Bereich Lebensmittel, frei nach dem Motto: Du bist, was Du isst. So können<br />

wir alle einen Beitrag leisten, dass die potentielle Gefahr von Mikroplastikpartikeln in<br />

unserer Nahrung zufriedenstellend und zügig untersucht wird.<br />

35


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

in den öffentlichen Apotheken<br />

und im Apotheken-Versand ­<br />

handel wachsen wieder<br />

Die Nahrungsergänzungsmittel konnten nach einem geringen Umsatzwachstum<br />

im Jahr 2012 (+ 1,4 %) im vorigen Jahr wieder eine positivere<br />

Entwicklung verzeichnen. Insgesamt wuchs der Umsatz zu Endverbraucherpreisen<br />

im Jahr 2013 um +2,7 % auf 479 Millionen Euro.<br />

Der Absatz in Packungen stagnierte im Jahr<br />

2012 (+0,4 %), konnte aber im Jahr 2013 wieder an das<br />

Umsatzwachstum anschließen und erreichte mit 37,2<br />

Millionen Packungen +2,6 % mehr als im Vorjahr. Dabei<br />

wurde das Wachstum ausschließlich durch die sehr dynamische<br />

Entwicklung der Versand-Apotheken getragen,<br />

während sich die Offizin-Apotheken negativ entwickelten.<br />

Die Versand-Apotheken konnten im letzten<br />

Jahr um + 24 % nach Absatz und um +25 % nach Umsatz<br />

zulegen. Dagegen mussten die Offizin-Apotheken einen<br />

Rückgang um - 0,4 % nach Absatz und um - 1,3 % nach<br />

Umsatz hinnehmen.<br />

Durch die anhaltend sehr positive Entwicklung der Nahrungsergänzungsmittel<br />

in den Versandapotheken stieg<br />

der Umsatzanteil dieses Vertriebskanals in den letzten<br />

beiden Jahren um 6,5 Prozentpunkte auf fast 19 % im<br />

Jahr 2013. Nach Packungsabsatz liegt der Anteil aktuell<br />

bei 15 %, vor zwei Jahren waren es noch 10 %. So wurden<br />

im Jahr 2013 5,5 Millionen Packungen und etwas mehr<br />

als 90 Millionen Euro aus den Versandhandelsapotheken<br />

an den Endverbraucher verkauft.<br />

Die Offizin-Apotheken dagegen verloren entsprechend<br />

Anteile und konnten im Jahr 2013 31,7 Millionen Packungen<br />

Nahrungsergänzungsmittel mit einem Wert<br />

von 388,7 Millionen Euro absetzen. Im Jahr 2011 waren<br />

es noch 32,5 Millionen Packungen mit einem Wert von<br />

gut 402 Millionen Euro.<br />

36


Anzeige /<br />

Ernährung / Prävention<br />

Dass in den Versandapotheken tendenziell größere<br />

(und teurere) Packungen gekauft werden, spiegelt sich<br />

im rechnerischen Durchschnittspreis von 16,34 Euro<br />

wieder, der gegenüber 2012 auch noch einmal um<br />

10 Cent gestiegen ist. In der Offizin dagegen liegt der<br />

rechnerische Durchschnittspreis aktuell bei 12,44 Euro,<br />

das waren 11 Cent weniger als 2012.<br />

Weil sich die Vertriebskanäle Offizin und Versandhandel<br />

insgesamt sehr ähnlich entwickelt haben, hat sich der<br />

Anteil der Nahrungsergänzungsmittel am Gesamt-OTC-<br />

Markt in den Kanälen praktisch nicht verändert. Der<br />

Absatzanteil der Nahrungsergänzungen in der Offizin<br />

liegt fast unverändert bei 3,2 % (- 0,1 %), im Versandhandel<br />

erreichen sie 5,5 % (+ 0,4 %) der Packungen.<br />

Nach Umsatz ist der Anteil im Versandhandel bereits<br />

doppelt so groß wie in der Offizin – im Jahr 2013 erreichten<br />

die Nahrungsergänzungen dort 8,3 % Marktanteil<br />

(+ 0,4 %), in der Offizin nur 4,1 % (- 0,2 %). Den weit<br />

überwiegenden Anteil an den Nahrungsergänzungen decken<br />

Vitamine und Mineralstoffe ab, sie machen über<br />

60 % des Umsatzes in der Offizin aus, da auch die Gruppe<br />

„Weitere Nahrungsergänzungen und Diäten“ überwiegend<br />

Vitamin-Mineralstoff-Kombinationen enthält.<br />

37


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Die Antidiarrhoika, hier sind es überwiegend Mikroorganismen-Produkte, Fischölund<br />

Omega 3 Produkte, Mus kel-Gelenk-Präparate, Urologika und Haut-Haare-Nägel-<br />

Produkte folgen in der Umsatzbedeutung. Damit decken die führenden acht Produktgruppen<br />

bereits mehr als 80 % des Nahrungsergänzungsmarktes nach Umsatz<br />

ab und sorgen damit für eine nachhaltige Markt-Konzentration. Einen Umsatzzuwachs<br />

konnten hierbei hauptsächlich die Mineralstoff-Präparate verzeichnen.<br />

Auch die Herstellerkonzentration nach Umsatz ist relativ hoch, und sie hat in den<br />

letzten Jahren zugenommen. In der Offizin erreichen die führenden 10 Hersteller, die<br />

Nahrungsergänzungen anbieten, im Jahr 2013 bereits 37 % des Gesamtumsatzes,<br />

die führenden 20 Hersteller erreichen zusammen 48 %. Im Versandhandel erreichen<br />

die führenden 10 Hersteller 31 %, die führenden 20 ebenfalls 48 %. Vor zwei Jahren<br />

erreichten die führenden 20 Hersteller im Versandhandel zusammen 46 %, in der<br />

Offizin 43 % des Umsatzes.<br />

INSIGHT Health GmbH & Co. KG, Waldems-Esch, OTC Services<br />

Kerstin Büttel und Michael Hensoldt<br />

Telefon: 06126-955-430 oder -57,<br />

E-Mail: KBuettel@insight-health.de oder MHensoldt@insight-health.de<br />

Quelle: Apotheken Channel Monitor <strong>2014</strong><br />

38


Recht<br />

Vorschlag zur Novellierung<br />

der Novel-Food-Verordnung<br />

258/97/EG<br />

Zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelindustrie kennen das<br />

Problem. Innovative Rezepturen werden immer häufiger durch<br />

die juristische Problematik der sogenannten Novel-Food-Verordnung<br />

258/97/EG behindert. Danach bedürfen alle neuartigen Lebensmittel<br />

vor dem ersten Inverkehrbringen einer Genehmigung auf<br />

euro päischer Ebene. Als neuartig gelten danach alle Lebensmittelzutaten,<br />

die nicht vor dem 15. Mai 1997 in nennenswertem<br />

Umfange irgendwo in der europäischen Union als Lebensmittel<br />

verwendet wurden. Während dies für Mikroorganismen, Pilzen<br />

und Algen alleiniges Tatbestandsmerkmal war, gilt für alle andere<br />

Zu taten, dass zudem nicht einer der weiteren Tatbestände erfüllt<br />

sein durfte, insbesondere es sich um Pflanzen oder Pflanzenisolate<br />

handelt, die nicht erfahrungsgemäß unbedenklich waren<br />

oder mit veränderter Molekularstruktur oder mit neuartigen Herstellungs<br />

verfahren produziert wurden, die zu einer nennens werten<br />

Veränderung des Nährwertes, des Stoffwechsels oder des Gehaltes<br />

an un erwünschten Stoffen führen.<br />

In den letzten Jahren hat sich hierzu die<br />

Rechtsprechung signifikant verschärft, so<br />

ist der Bundesgerichtshof zum Beispiel zumindest von<br />

einer sekundären Beweislast im Wettbewerbs prozess<br />

aus gegangen. Das heißt, wenn der Wettbewerber substantiiert<br />

eine Novel-Food-Eigenschaft glaubhaft gemacht<br />

hat, muss der Inverkehrbringer nach weisen,<br />

dass es sich bei seinem Produkt nicht um Novel-Food<br />

handelt.<br />

Es ist offensichtlich, dass in der Praxis erhebliche Beweisschwierigkeiten<br />

bestehen, wenn Nachweise für die<br />

Zeit von vor 1997 vorgelegt werden müssen. Teile der<br />

Rechtsprechung fordern hier zudem sehr spezifische<br />

Nachweise in Form von Rechnungen, Lieferscheinen,<br />

eidesstattlichen Versicherungen etc. Bloße Verweise<br />

auf Lebensmittellexika, Sachverständigengutachten<br />

oder auch der Novel-Food-Katalog der Europäischen<br />

Kommission wurden dagegen nicht immer anerkannt.<br />

39


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Dies führte wiederholt dazu, dass innovative Lebensmittelproduktentwicklungen<br />

einem erheblichen Rechtsrisiko<br />

unterlagen. Darüber hinaus führte dies im Gru nde<br />

zu einer Abschottung der Europäischen Union auch<br />

gegenüber langjährig sicheren Präparaten zum Beispiel<br />

aus Südamerika, Afrika oder auch Asien.<br />

Das bisherige Genehmigungsverfahren zeichnete sich<br />

durch einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand aus.<br />

Die entsprechenden Genehmigungen waren allein auf<br />

den Antragsteller bezogen. Wettbewerber konnten jedoch<br />

im Rahmen eines vereinfachten Verfahrens einen<br />

Antrag auf wesentliche Gleichwertigkeit stellen, ohne<br />

das vollständige Genehmigungsverfahren noch einmal<br />

durchlaufen zu müssen.<br />

Der letzte Novelierungsversuch zwischen den europäischen<br />

Mitgliedstaaten kam aufgrund erheblicher Meinungsverschiedenheiten<br />

zwischen den Mitgliedstaaten<br />

nicht zustande.<br />

Nun liegt ein erneuter Verordnungsvorschlag der Kommission<br />

vom 18. Dez. 2013 vor. Günstig für die Lebensmittelindustrie<br />

ist, dass das bisherige System der Einzelzulassungen<br />

für den jeweiligen Antragsteller aufgehoben<br />

werden soll. Vielmehr soll nun eine generische<br />

Zulassung für das Produkt als solches erfolgen, so dass<br />

auch das vereinfachte Modifi zierungsverfahren der wesentlichen<br />

Gleichwertigkeit überfl üssig wird.<br />

Ferner sollen sämtliche Zulassungsanträge an die Europäische<br />

Kommission gerichtet werden, die dann für<br />

die Prüfung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit die<br />

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)<br />

einschalten würde.<br />

Die EFSA, wie auch die Kommission haben jeweils 9<br />

Monate Zeit für ihre Entscheidungsbildung.<br />

Neuartige Lebensmittel, die bereits über eine Zu lassung<br />

verfügen, dürfen weiterhin vermarktet werden.<br />

Zu beachten ist allerdings, dass für solche Lebensmittel,<br />

die aktuell rechtmäßig im Verkehr sind, nach der<br />

neuen Defi nition aber unter dem Begriff der neuartigen<br />

Lebensmittel fallen, Zulassungsanträge gestellt werden<br />

müssen, zu denen die Mitgliedstaaten innerhalb von<br />

4 Monaten Stellung nehmen müssen.<br />

Die Begriffsbestimmung des neuartigen Lebensmittels<br />

wird nicht verengt, sondern sogar noch erweitert. Denn<br />

nunmehr soll als alleiniges Kriterium entscheidend sein,<br />

ob die Zutat bereits vor dem 15. Mai 1997 in nenn enswertem<br />

Umfang irgendwo in der EU als Lebensmittel<br />

verwendet wurde oder nicht. Die bisherigen zu sät z lichen<br />

Tatbestände sollen ersatzlos wegfallen. Dies führt im<br />

Zweifel dazu, dass noch mehr Lebensmittel als Novel-<br />

Food und damit als genehmigungspfl ichtig eingestuft<br />

werden.<br />

Vorteilhaft ist dagegen, dass erstmals ermöglicht werden<br />

soll, den zulässigen Vertrieb von Lebensmitteln zu<br />

ermöglichen, die traditionell in Drittländern sicher vertrieben<br />

werden.<br />

Als solche traditionelle Lebensmittel aus einem Drittland<br />

gelten andere neuartige Lebensmittel, die aus der<br />

Primärproduktion stammen und für die ein Nachweis<br />

über ihre sichere Verwendung als Lebensmittel in<br />

einem Drittland vorliegt. Von einer traditionell nachgewiesenen<br />

sicheren Verwendung als Lebensmittel in<br />

einem Drittland wird ausgegangen, wenn die Sicherheit<br />

des fraglichen Lebensmittels durch Daten über die<br />

Erfahrung mit der fortgesetzten Verwendung über mindestens<br />

25 Jahre hinweg als Bestandteil der üblichen<br />

Ernährung in weiten Teilen der Bevölkerung eines Drittlands<br />

belegt worden ist.<br />

Ebenfalls stellt der Verordnungsentwurf klar, dass Lebensmittel,<br />

die vor dem 15. Mai 1997 in der Union ausschließlich<br />

in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet<br />

wurden, nur für diese Produktkategorie kein Novel-Food<br />

sind. Für die Verwendung in anderen Lebensmitteln<br />

werden sie als Novel-Food qualifi ziert und umgekehrt.<br />

Dies war bisher eine in der Praxis streitige Frage. Zum<br />

Teil haben die deutschen Behörden sowie auch die<br />

Euro päische Kommission die Auffassung vertreten,<br />

40


Ernährung / Prävention Recht<br />

dass dies schon der aktuellen Rechtslage entspricht.<br />

Zu Recht hat dagegen zum Beispiel das VG München<br />

entschieden, dass der Wortlaut des Art. 1 der Novel-<br />

Food-Verordnung 258/97/EG Lebensmittel ge ne rell<br />

betrifft und nicht zwischen Nahrungsergänzungsmitteln<br />

und sonstigen Lebensmitteln unterschieden werden<br />

kann.<br />

Durch die neue Verordnung soll eine Unionsliste mit zugelassenen<br />

neuartigen Lebensmitteln publiziert werden.<br />

Wenn der Antragsteller eine mindestens 25-jährige sichere<br />

Verwendung als Lebensmittel in einem Drittland,<br />

zum Beispiel Asien, nachweisen kann und wenn die Mitgliedstaaten<br />

und die EFSA in diesem Fall keine Sicherheitseinwände<br />

vorbringen, die wissenschaftlich valide<br />

begründet sein müssen, darf das Lebensmittel in die<br />

Unionsliste aufgenommen und vertrieben werden.<br />

Verordnung im Rahmen der Defi nition faktisch ausgeweitet<br />

wird und alle Zutaten, die nicht vor dem<br />

15. Mai 1997 in nennenswertem Umfang in der Union<br />

für den menschlichen Verkehr verwendet wurden, als<br />

neuartig gelten.<br />

Nicht erfasst sein sollen jedoch, wie bisher Lebensmittelenzyme,<br />

Lebensmittelzusatzstoffe, Lebensmittelaromen<br />

und Extraktionslösungsmittel.<br />

Vor diesem Hintergrund ist zu befürchten, dass auch<br />

mit diesem Verordnungsvorschlag, sollte er denn umgesetzt<br />

werden, kein großer Wurf für die innovative Entwicklung<br />

von Lebensmitteln ermöglicht wird.<br />

Werden dagegen begründete Einwände vorgebracht,<br />

bedarf es einer Bewertung durch die EFSA und danach<br />

einem normalen Zulassungsverfahren wie bisher.<br />

Die Verordnung soll zwei Jahre nach dem Inkrafttreten<br />

Geltung erlangen. Zunächst bedarf es jedoch einer Einigung<br />

auf politischer Ebene. Aktuell ist, sollte es zu einer<br />

Einigung kommen, nicht davon auszugehen, dass die<br />

Verordnung vor 2016 in Kraft tritt und dann ab 2018 angewendet<br />

werden kann.<br />

Dr. jur. Thomas Büttner<br />

Rechtsanwalt und<br />

lebensmittelrechtlicher<br />

Beirat des NEM e.V.<br />

So begrüßenswert die Möglichkeit eines vereinfachten<br />

Verfahrens für traditionell sichere Lebensmittel aus<br />

Drittstaaten ist, so negativ muss jedoch bewertet werden,<br />

dass der Anwendungsbereich der Novel-Food-<br />

41


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Die Betriebswirtschaftliche<br />

Auswertung – Vom Zahlenfriedhof<br />

zum Führungsinstrument<br />

Beinahe jeder Unternehmer kennt sie, die Betriebswirtschaftliche Auswertung<br />

– kurz „BWA“. Diese wird in der Regel monatlich auf der Grundlage<br />

der Finanzbuchhaltung erstellt und danach dem entsprechenden Entscheidungsträger<br />

vorgelegt. Aus unserer Erfahrung zeigt sich allerdings,<br />

dass nicht jeder Unternehmer sich dann auch eingehend mit dieser Auswertung<br />

befasst – und damit eine hilfreiche Informationsquelle und ein<br />

wichtiges Steuerungsinstrument nicht, oder zumindest nicht optimal, nutzt.<br />

Die Gründe hierfür sind vielfältig, sei es, dass z. B. der Umfang der enthaltenen<br />

Zahlen und Werte auf den ersten Blick eher abschreckend wirken,<br />

dass notwendige Grundkenntnisse nicht ausreichend vorhanden sind, oder,<br />

dass die Aussagekraft einer solchen Auswertung als gering eingeschätzt<br />

wird. Dieser Artikel soll daher sowohl dem ungeübten Unternehmer einen<br />

ersten Überblick über die Funktionen und die verschiedenen Auswertungsmöglichkeiten<br />

– „die“ BWA existiert nämlich schlichtweg nicht – sowie<br />

die enthaltenen Kennzahlen geben, aber auch Anregungen für die Praxis<br />

für diejenigen bieten, welche bereits mit Betriebswirtschaftlichen Auswertungen<br />

arbeiten, aber dieses Thema weiter vertiefen möchten.<br />

In einem Satz ausgedrückt ist die Betriebswirtschaftliche Auswertung eine<br />

„Auswertung der Finanzbuchhaltung für betriebswirtschaftliche Zwecke“.<br />

Aus ihr werden die sogenannten Chefkennzahlen oder auch Frühindikatoren zur<br />

Steuerung des Unternehmens abgeleitet. Bei modernen Buchhaltungsprogrammen<br />

kommt die BWA dabei scheinbar automatisch „auf Knopfdruck“ heraus. Die Annahme,<br />

dass bei einer ordentlichen Buchführung auch umgehend „sinnvolle“ Ergebnisse<br />

herauskommen, ist jedoch falsch – die Finanzbuchhaltung erfolgt nämlich grundsät-<br />

42


Betriebswirtschaft<br />

lich nicht nach betriebswirtschaftlichen, sondern vorrangig<br />

nach rechtlichen Gesichtspunkten (z. B. im Hinblick<br />

auf umsatzsteuerliche, lohnsteuerliche oder sozialversicherungsrechtliche<br />

Vorschriften). Ohne entsprechende<br />

Zusatzbuchungen ist die Aussagekraft einer<br />

BWA somit nicht gegeben. Verlässt der Unternehmer<br />

sich ohne entsprechende Anpassungen auf die reinen<br />

Buchführungsdaten besteht gar die Gefahr, ein völlig<br />

falsches Bild der Unternehmenslage zu bekommen und<br />

fatale Entscheidungen zu treffen. Diesen Aspekt werden<br />

wir im weiteren Verlauf noch einmal aufgreifen. Es<br />

gilt also, zunächst festzulegen, welche Werte und Informationen<br />

für ein Unternehmen von besonderer Bedeutung<br />

sind und welche Schritte notwendig sind, um<br />

diese Informationen verlässlich zur Verfügung gestellt<br />

zu bekommen.<br />

Ausgangspunkt sollte zunächst eine „Standard“-BWA<br />

sein, welche von Seiten der entsprechenden Software-<br />

Hersteller (z. B. DATEV e.G.) angeboten werden. Ziel ist<br />

dann die Entwicklung einer an die individuellen Bedürfnisse<br />

des Unternehmens angepassten „Qualifi zierten“<br />

BWA. Hier empfi ehlt sich natürlich auch das Beratungsgespräch<br />

mit Ihrem Steuerberater, der in der Regel sowohl<br />

mit den Möglichkeiten verschiedener Auswertungen,<br />

als auch mit den Besonderheiten Ihres Unternehmens<br />

vertraut ist.<br />

Grundlegendes zu Funktionen und Formen der BWA:<br />

Die BWA spiegelt Ihre Unternehmensdaten in komprimierter<br />

Form wieder. Die im Rechnungswesen systematisch<br />

verbuchten Geschäftsvorfälle stellen dabei die<br />

Grundlage einer jeder BWA dar und werden strukturiert<br />

aufbereitet. Anhand der BWA können somit unterjährig<br />

Informationen zur Steuerung und Kontrolle des Unternehmens<br />

bereitgestellt werden, wie z.B. Umsatzentwicklung,<br />

Liquiditätssituation etc. Insoweit schließt die<br />

BWA damit auch die Lücke, welche bei Analyse ausschließlich<br />

jahresbezogener Auswertungen wie der Bilanz<br />

und der Gewinn- und Verlustrechnung (bei denen<br />

zwischen Fälligkeit und Erstellung meist mehrere Monate<br />

liegen) besteht. Zudem sind die Informationen der<br />

BWA im Vergleich zu den jahresbezogenen Auswertungen<br />

in der Regel auch bewertungsfrei bzw. „roh“ und<br />

bieten somit einen unverfälschten Eindruck der wirtschaftlichen<br />

Situation des Unternehmens.<br />

Neben diesen unternehmensinternen Funktionen ist<br />

die BWA aber auch für externe Adressaten von großem<br />

Interesse. Dies sind natürlich vornehmlich die Banken,<br />

welche im Rahmen von z.B. Darlehnsanträgen regelmäßig<br />

neben den traditionellen Jahresabschlussunterlagen<br />

auch eine BWA anfordern, um Informationen zur aktuellen<br />

Lage eines Unternehmens zu erhalten.<br />

Im Wesentlichen existieren drei Grundformen der BWA:<br />

• die kurzfristige Erfolgsrechnung<br />

• die Bewegungsbilanz und<br />

• die statische Liquidität.<br />

Zudem besteht regelmäßig auch die Möglichkeit, einen<br />

Vorjahresvergleich anzustellen. Zusätzlich können graphische<br />

Auswertungen und Entwicklungsübersichten<br />

erstellt werden. Wer dann erst einmal die vielfältigen<br />

Möglichkeiten der Unternehmenssteuerung mit Hilfe<br />

der Buchführungsdaten für sich entdeckt hat, bekommt<br />

häufi g „Lust“ auf mehr – in diesem Fall bestehen weiterführende<br />

Möglichkeiten, wie beispielsweise Kostenrechnung,<br />

oder auch eine Unternehmensplanungsrechnung.<br />

Besonders solche Planungsrechnungen bringen<br />

häufi g Pluspunkte im Rahmen von Kreditrankings bei<br />

Ihren Kreditgebern.<br />

1. Die kurzfristige Erfolgsrechnung<br />

In der kurzfristigen Erfolgsrechnung wird das vorläufi ge<br />

Ergebnis ermittelt, wobei in der Auswertung zwischen<br />

der jeweiligen Buchungsperiode (meist der Buchungsmonat)<br />

und den aufgelaufenen Werten (den Jahresverkehrszahlen)<br />

unterschieden wird. Die wichtigsten Positionen<br />

der kurzfristigen Erfolgsrechnung im Überblick:<br />

Umsatzerlöse: Hier fi nden sich die betriebstypischen<br />

Umsätze aus Produkten und/oder Dienstleistungen<br />

des eigentlichen Betriebszwecks. Skontobeträge, Rabatte<br />

und Boni werden in dieser Position bereits herausgerechnet.<br />

Bestandsveränderungen FE/UE: Bestandsveränderungen<br />

entstehen prinzipiell dann, wenn die Produktionsmenge<br />

und die Absatzmenge in einer Wirtschaftsperiode<br />

nicht deckungsgleich sind. Werden z. B. mehr<br />

Produkte hergestellt, als verkauft werden können,<br />

kommt es zu einer Bestandserhöhung.<br />

Aktivierte Eigenleistungen: Zu den aktivierbaren Eigenleistungen<br />

gehören insbesondere im Unternehmen selbst<br />

hergestellte Maschinen und Werkzeuge für den eigenen<br />

Einsatz sowie Großreparaturen. Bereits hier wird deutlich,<br />

warum eine Abgrenzung wichtig ist.<br />

43


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Führt ein Unternehmen z. B. eine dauerhafte Großreparatur<br />

mit ei genem Personal durch, erwirtschaftet es in<br />

dieser Zeit naturgemäß weniger Umsatzerlöse aus dem<br />

ei gen t lichen Betriebszweck. Demzufolge sinken Betriebs<br />

ergebnis und Steuerschuld, sofern die Eigenleistung<br />

nicht aktiviert würde. Dem Fiskus dürfte dies<br />

ebenso wenig gefallen wie ggf. dem Kreditinstitut, und<br />

Letzteres könnte sich negativ auf das Ratingergebnis<br />

auswirken.<br />

Gesamtleistung: Die Gesamtleistung ist der Saldo aus<br />

den Umsatzerlösen, den Bestandsveränderungen und<br />

den aktivierten Eigenleistungen.<br />

Material-/Wareneinsatz: Hier werden alle Aufwendungen<br />

für Material und/oder Waren erfasst, die dem<br />

unmittelbaren Betriebszweck dienen. Dies ist bitte nicht<br />

zu verwechseln mit dem Wareneinkauf. Eine korrekte<br />

Ermittlung des Wareneinsatzes für eine Wirtschaftsperiode<br />

ist nur über regelmäßige Inventuren oder über ein<br />

geschlossenes Warenwirtschaftssystem möglich. Betrachten<br />

Sie diesen Wert also am besten über einen angemessenen<br />

Zeitraum von mehreren Jahren.<br />

Rohertrag: Der Rohertrag ist der Saldo aus Gesamtleistung<br />

und Material-/Wareneinkauf.<br />

Sonstige betriebliche Erlöse: Hierbei handelt es sich<br />

um diejenigen Erlöse, die zwar keine Umsatzerlöse<br />

sind, da sie nicht durch den unmittelbaren Geschäftszweck<br />

erwirtschaftet wurden, andererseits aber durch<br />

den Geschäftszweck generiert worden sind.<br />

Betrieblicher Rohertrag: Dies ist der Saldo aus dem<br />

Rohertrag und den sonstigen betrieblichen Erlösen. Die<br />

Begriffl ichkeit ist ein wenig irreführend. Im Mittelpunkt<br />

des Interesses bei der Betrachtung steht der Rohertrag<br />

und nicht der betriebliche Rohertrag, da die hier ein-<br />

Abb1.: Beispiel kurzfristige Erfolgsrechnung, Quelle: DATEV e.G.<br />

44


Betriebswirtschaft<br />

fließen den sonstigen betrieblichen Erträge oft zufallsbedingt<br />

entstehen und betragsmäßig in der Regel gering sind.<br />

Gesamtkosten (Kostenarten): In diesem Bereich sind<br />

die allgemeinen Geschäftskosten des Unternehmens<br />

aufgelistet. Üblicherweise werden hier die Aufwendungen<br />

von „Personalkosten“ bis „Sonstige Kosten“ kumuliert.<br />

Bei der Betrachtung Ihrer BWA sollten Sie sich auf<br />

jeden Fall intensiv mit den signifi kanten Kosten Ihres<br />

Unternehmens beschäftigen. Nach den Personalkosten<br />

können dies z. B. bei Unternehmen mit vielen Außendienstmitarbeitern<br />

die Werbe- und Reisekosten sein.<br />

Bei Speditionen fallen primär die Kfz-Kosten, Versicherungsbeiträge<br />

und gegebenenfalls die Kosten der Warenabgabe<br />

an usw.<br />

Beachtung der relativen Messung<br />

Grundsätzlich beinhaltet die kurzfristige Erfolgsrechnung<br />

die Spalte „% Gesamtleistung“. Hier werden die<br />

Größen Material- und Wareneinkauf, (betrieblicher) Rohertrag,<br />

weitere Aufwendungen und Erträge sowie das<br />

Ergebnis in Relation zu Gesamtleistung gemessen. Diese<br />

prozentualen Angaben können Sie für ihre Analyse<br />

nutzen. Steigt beispielsweise der Material-/Wareneinsatz<br />

in Relation zur Gesamtleistung über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg überdurchschnittlich an, sollte dies<br />

ein Alarmzeichen sein. Es kommen mehrere Möglichkeiten<br />

infrage: Der Lagerbestand steigt und bildet dadurch<br />

unter Umständen totes Kapital, Material wird gestohlen,<br />

der Kalkulationszuschlag stimmt nicht mehr,<br />

oder es wird zunehmend Material verbaut und nicht verrechnet!<br />

Durch die Erhöhung von Aktiva (Zunahme Vermögen,<br />

Abnahme Schulden) können ebenso Geldmittel gebunden<br />

sein wie durch die Minderung von Passiva,<br />

z. B. durch die Erhöhung der Forderungen oder durch<br />

Rückzahlung von Verbindlichkeiten.<br />

Die Mittelherkunft resultiert aus der Minderung der Aktiva<br />

bzw. der Erhöhung der Passiva, wie beispielsweise<br />

durch Bezahlung von Kundenforderungen oder durch<br />

Zufl uss von Eigen- oder Fremdkapital.<br />

Per Saldo ergibt sich in der Bewegungsbilanz das vorläufi<br />

ge Ergebnis (Gewinn/Verlust) der kurzfristigen Erfolgsrechnung.<br />

Es wird somit erkennbar, wohin ein Gewinn<br />

gefl ossen ist (Ergebnisverwendung), dass heißt ob<br />

dieser z. B. investiert wurde oder Privatentnahmen getätigt<br />

wurden. Ebenfalls erkennbar ist im Falle eines<br />

erwirtschafteten Verlustes, wodurch dieser entstandene<br />

Verlust fi nanziert wurde.<br />

2. Bewegungsbilanz<br />

Im Gegensatz zur kurzfristigen Erfolgsrechnung werden<br />

in der Bewegungsbilanz nicht die Aufwands- und<br />

Ertragskonten, sondern Veränderungen der Bilanzpositionen<br />

dargestellt. Die Bewegungsbilanz gibt Ihnen<br />

damit also wertvolle Informationen über die Veränderung<br />

der Vermögenslage. Sie bildet die Bewegungen<br />

der Aktiva und Passiva ab und zeigt auf, ob und in welcher<br />

Höhe Positionen ab- bzw. zugenommen haben.<br />

Die Bestandsdifferenzen werden hierbei als fi nanz wirtschaftliche<br />

Vorgänge gedeutet, indem sie der Mittelherkunft<br />

(Aktivseite) oder der Mittelverwendung (Passivseite)<br />

zugeordnet werden.<br />

Mittelverwendung Bewegungsbilanz Mittelherkunft<br />

• Akivposten-Erhöhungen<br />

• Passivposten-Minderungen<br />

• Akivposten-Erhöhungen<br />

• Passivposten-Minderungen<br />

Summe<br />

Summe<br />

45


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Abb. 2: Beispiel Bewegungsbilanz, Quelle: DATEV eG<br />

3. Statistische Liquidität<br />

Die statistische Liquidität spiegelt die Zahlungsfähigkeit<br />

eines Unternehmens wieder. Sie stellt dar, ob alle kurzfristigen<br />

Verbindlichkeiten aus kurzfristig gebundenem<br />

Vermögen beglichen werden können. Man spricht von<br />

statistischer Liquidität, weil sie die Liquidität punktuell<br />

zu einem Abrechnungszeitpunkt angibt.<br />

Bei der Betrachtung der Liquidität unterscheidet man<br />

zwischen den nachfolgenden drei Liquiditätsgraden,<br />

welche sich jeweils als Quotient zwischen Mitteln und<br />

(kurzfristigen) Verbindlichkeiten ergibt. Dabei entspricht<br />

ein Quotient von größer 100 % einer sogenannten<br />

„Über deckung“ (die Mittel sind also größer als die Verbindlichkeiten),<br />

ein Quotient unter 100 % einer sogenannten<br />

„Unterdeckung“.<br />

Liquidität 1. Grades (Barliquidität):<br />

Die Barliquidität gibt Auskunft darüber, inwieweit die in<br />

Anspruch genommenen Kontokorrentverbindlichkeiten<br />

durch Geldmittel gedeckt sind. Es werden die Positionen<br />

Kasse, Postbank und Bank betrachtet.<br />

Liquidität 2. Grades:<br />

Bei der Liquidität 2. Grades werden die fl üssigen Mittel<br />

(Barliquidität) um die kurzfristigen Forderungen ergänzt<br />

und mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis<br />

gesetzt. Sie ist damit die aussagekräftigste Größe<br />

und sollte mindestens 100 % betragen. Liegt sie unter<br />

100 % so ist dies ein Alarmzeichen, denn diese Unterdeckung<br />

muss dann aus zukünftigen Geschäftsaktivitäten<br />

abgezweigt werden.<br />

Liquidität 3. Grades:<br />

In die Berechnung der Liquidität 3 Grades werden<br />

zusätzlich die Vorräte eines Unternehmens einbezogen.<br />

Auf Lager befi ndliche Waren, halbfertige Leistungen<br />

etc. können kurzfristig veräußert werden um Liquidität<br />

zu schaffen. Um diese Liquidität ermitteln zu können<br />

ist allerdings eine exakte Wareneinsatzermittlung notwendig!<br />

4. Weitere übliche Auswertungen<br />

4.1 Vergleichs-BWA: Vorjahresvergleich<br />

Die häufi gste Variante ist die, dass die Vorjahreszahlen<br />

sowohl monatsweise, als auch die aufgelaufenen Werte<br />

des Jahres mit den entsprechenden Werten des Vorjahres<br />

verglichen werden Daraus wird nicht nur ersichtlich,<br />

ob die aktuelle Lage mit dem Vorjahr gleich liegt, sondern<br />

bietet gleichzeitig die Möglichkeit, bestimmte Entwicklungen<br />

zu erkennen und zu überwachen, wie z.B.<br />

im Hinblick auf geplante Kostensenkungen oder -steigerungen,<br />

oder auch Umsatzrückgänge, um hier gezielte<br />

Gegensteuerungsmaßnahmen ergreifen zu können.<br />

46


4.2 Vergleichs-BWA: Budgetüberwachung<br />

Anstelle der Vorjahreswerte können hier auch Vorgabewerte<br />

eingegeben werden, so etwa Plan- oder Budgetwerte.<br />

So lassen sich beispielsweise <strong>Ausgabe</strong>nspielräume<br />

erkennen, oder Kostensenkungserfordernisse<br />

frühzeitig erkennen.<br />

4.3 Graphische Auswertungen<br />

Der Vorteil von graphischen Auswertungen liegt auf der<br />

Hand: Man erkennt Trends und Entwicklungen auf<br />

einen Blick, ohne, dass die dahinterstehenden Zahlen<br />

einer genaueren Betrachtung unterzogen werden müssen.<br />

Auch können beispielsweise Umsätze und Kosten<br />

in einem Diagramm zusammen angezeigt werden, um<br />

einen direkten Vergleich möglich zu machen. Hier bei<br />

muss natürlich berücksichtigt werden, dass Kosten und<br />

Erlöse auftragsbezogen zeitlich auseinanderfallen und<br />

daher nicht zu einer projekt- oder auftragsbezogenen<br />

Betrachtung dienen können.<br />

Vorsicht Falle und Tipps, um die Aussagekraft<br />

einer BWA zu erhöhen<br />

In den wenigsten Fällen sind Standard-BWA ohne<br />

wei teres Zutun richtig bzw. aussagekräftig. Auf der<br />

Grund lage des buchhalterischen „Status Quo“ lassen<br />

sich zum Beispiel keine saisonalen Lagerbestandsschwankungen<br />

abbilden. Um in diesen Fällen (beispielsweise<br />

zwei große Einkaufsperioden im Jahr) monatlich<br />

ein re a listisches Bild zu erhalten, bietet es sich an, den<br />

Wareneinsatz nicht anhand der tatsächlichen Veränderungen,<br />

sondern anhand von prozentualen Zuschlag<br />

auf die Monatsumsätze zu ermitteln. Sofern natürlich<br />

auf die Daten eines Warenwirtschaftssystems zurückgegriffen<br />

werden kann, ist dies sicher eine noch ide a-<br />

lere Alternative.<br />

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47


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

In jedem Fall sind Bestandsveränderungen zu berücksichtigen,<br />

was anhand des folgenden Beispiels verdeutlicht<br />

werden soll:<br />

In einem Unternehmen wies die BWA zum August einen<br />

(kumulierten) Überschuss von 150.000 Euro aus. In Anbetracht<br />

der Umsätze ein sehr gutes Ergebnis, auch das<br />

Zahlungsverhalten der Kunden war einwandfrei, so dass<br />

offensichtlich kein Grund zur Sorge bestand. Kurze Zeit<br />

später musste aufgrund von Zahlungsunfähigkeit die Insolvenz<br />

angemeldet werden, da in der BWA keinerlei Bestandsveränderungen<br />

berücksichtigt worden waren. Die<br />

zu Jahresanfang vorhandenen Waren im Wert von<br />

200.000 Euro waren Ende August sämtlich verkauft, so<br />

dass der vermeintliche „Gewinn“ tatsächlich ein Verlust<br />

in Höhe von 50.000 Euro war.<br />

Auch die Berücksichtigung sogenannter teilfertiger Arbeiten<br />

dient der Aussagekraft einer BWA. Teilfertige<br />

Aufträge werden in der Buchführung regelmäßig nicht<br />

erfolgswirksam erfasst, so dass sich daraus keine Aussage<br />

über den Leistungsstand ableiten lässt. Es ist<br />

somit sinnvoll, auch den Stand der teilfertigen Arbeiten<br />

in der Buchhaltung mit zu erfassen. Besonders bei<br />

län gerfristigen Aufträgen ist dies zu empfehlen. Hierfür<br />

stehen als Methoden etwa die Erfassung von Anzah<br />

lungen, Materialeinsätze, Gemeinkostenzuschläge,<br />

oder die Kos tenstellenzuordnung in der Lohnbuchhaltung,<br />

zur Verfügung. Hierbei muss natürlich zum Jahresende<br />

bei der Bilanzierung eine Bewertung erfolgen, um<br />

eine „Überbewertung“ und damit eine unterstellte Manipulation,<br />

insbesondere gegenüber Banken, zu vermeiden.<br />

Es empfi ehlt sich zudem, laufende Abgrenzungsbuchungen<br />

durchzuführen. Sofern Sie Ihre BWA durch<br />

einen Steuerberater erstellen lassen, wird dieser in<br />

der Regel bereits monatlich etwaige (planmäßige) Abschreibungen<br />

auf Sachanlagevermögen berücksichtigen.<br />

Aber auch die Aufteilung von Darlehensraten in<br />

Zins- und Tilgungsanteil oder die monatliche Aufl ösung<br />

von Rechnungsabgrenzungsposten, Forderungsabwertungen<br />

etc. ist sinnvoll, um nicht im Dezember einen<br />

plötzlichen Ausschlag („Dezember-Loch“) zu verzeichnen<br />

und damit zu bewirken, dass das vorläufi ge Ergebnis<br />

laut BWA und das tatsächliche Ergebnis komplett<br />

voneinander abweichen.<br />

Eine weitere Gefahrenquelle liegt in „verhaltensbedingten“<br />

Fehlern: Eine BWA kann gut aussehen, obwohl<br />

es dem Betrieb schon schlecht geht. Das kommt insbesondere<br />

bei kleineren Betrieben vor, die nach Zahlungseingang<br />

und Zahlungsausgang buchen. Solange<br />

alles gut läuft und alle Rechnungen pünktlich bezahlt<br />

werden, erscheinen Umsatz und Kosten zeitgerecht<br />

in der Buchhaltung und damit auch in der BWA. Tritt<br />

jedoch irgendwo eine Störung ein – sei es auf der Umsatzseite<br />

oder auf der Kostenseite (Rechnungen werden<br />

vom Unternehmer nicht mehr pünktlich bezahlt) –,<br />

dann gibt die BWA kein zutreffendes Bild mehr. Es kann<br />

dann sein, dass der Betrieb laut BWA immer noch gut<br />

da steht (alle Umsätze werden erfasst), jedoch in Wirklichkeit<br />

schon Verluste macht (die nicht mehr bezahlten<br />

Rechnungen werden nicht eingereicht). Hier verschenkt<br />

der Unternehmer nicht nur die Chance, sich die Vorsteuer<br />

schon rechtzeitig zurückzuholen, sondern er<br />

verliert auch ganz eindeutig den Einblick in sein Unternehmensgeschehen.<br />

Im Einzelfall können sich hier immense<br />

Schuldenberge anhäufen, ohne dass ein Externer<br />

hier einen Einblick bekommt, und der Unternehmer<br />

hat häufi g den Kopf im Sand und rechnet gar nicht mehr<br />

so genau zusammen, wie hoch sich seine Schulden anhäufen.<br />

Helfen könnte hier eine Buchung auch der offenen<br />

Rechnungen in einem Kontokorrent, wodurch die<br />

Buchhaltung natürlich gegenüber einer einfachen Einnahmen-<strong>Ausgabe</strong>n-Buchhaltung<br />

aufwändiger, jedoch in<br />

ihrer Aussagefähigkeit auch deutlich besser wird.<br />

Letztlich sollten auch spezielle Buchungsregeln beachtet<br />

werden, um die Aussagekraft einer BWA zu erhöhen.<br />

Dazu existieren für BWA-Zwecke teilweise spezielle<br />

Konten, z.B. für die kalkulatorische, vorläufi ge Abschreibung.<br />

Zum anderen muss man wissen, wie einzelne<br />

Positionen der BWA „denken“ und welche Konten überhaupt<br />

einbezogen sind. Vergisst man nämlich einen<br />

Wert, dann kann z. B. eine individuelle BWA leicht auf<br />

eine falsche Fährte führen. Im Falle der individuellen<br />

BWAs ist es deshalb angebracht, immer zur Kontrolle<br />

eine Standard-BWA mit auszudrucken, um das Gesamtergebnis<br />

oder Teilergebnisse noch einmal abzu gleichen.<br />

Die BWA-Programmierung kann auf einzelne Konten<br />

zugreifen und hier auch unterscheiden zwischen Sollund<br />

Habenwerten, sie kann den Saldo nehmen oder<br />

z. B. nur die Habenbuchungen auswerten. Das bedeutet<br />

für die Buchhaltung, dass man immer mit Stornobuchungen<br />

arbeiten muss und niemals ein Konto durch<br />

Um buchung angleichen darf, da diese Umbuchung<br />

mög licher weise in der BWA nicht mit abgebildet wird.<br />

><br />

48


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><br />

der<br />

Fazit:<br />

Das Richtige Know-How im Umgang mit der BWA<br />

ermöglicht dem Unternehmer, eine Vielzahl von Entwicklungen<br />

in seinem Unternehmen zu erkennen und<br />

(rechtzeitig) gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um unerwünschten<br />

Ergebnissen entgegen zu wirken. Dazu<br />

stehen neben den reinen Zahlen auch graphische Auswertungen<br />

zur Verfügung, welche eine schnelle und<br />

komfortable Übersicht ermöglichen. Aber auch beim<br />

Thema BWA gilt das alte Motto „ohne Fleiß kein Preis“,<br />

denn ohne Zutun lässt sich allein aus der Finanzbuchhaltung<br />

kein zuverlässiges Bild der Lage eines Unternehmens<br />

ableiten, obendrein bestehen bei allzu<br />

leichtfertigem Umgang mit der BWA nichtunerhebliche<br />

Risiken einer Fehleinschätzung der Situation. Was<br />

die übliche „Standard-BWA“ keinesfalls liefert, sind<br />

die für die betriebswirtschaftliche Unternehmens steuerung<br />

maßgeblichen Informationen über Liquiditätsstand<br />

und –entwicklung (Darlehen, Kontokorrente, Eigen<br />

kapitalentwicklung), Prognosedaten (zum Gewinn,<br />

zur Zahlungsfähigkeit) oder auch Bereichsergebnisse<br />

(Profitcenter, rentable/unrentable Geschäftsfelder, Renner/Penner<br />

im Handel).<br />

Wer diese Informationen erhalten möchte, wird mehr<br />

als nur die Zahlen der klassischen Finanzbuchhaltung<br />

ins Visier nehmen müssen.<br />

Zum Schluss<br />

Zum Schluss möchten wir Sie noch darauf hinweisen,<br />

dass wir beim diesjährigen NEM Jahresfachkongress<br />

am 18./19. September einen Praxis-Workshop anbieten<br />

werden, zu dem wir Sie hiermit ausdrücklich einladen,<br />

um aktiv mitzumachen und auch gerne anhand<br />

Ihrer konkreten Fragen und Auswertungen das Thema<br />

zu vertiefen. Weitere Einzelheiten zur geplanten Veranstaltung<br />

entnehmen Sie bitte zu gegebener Zeit den<br />

Programmhinweisen. Gerne können Sie Ihre Fragen<br />

zum Thema per Email an unsere Kanzlei senden, unter<br />

Adresse service@nedtax.eu.<br />

Günter Heenen<br />

Dipl.-Kfm., Dipl.-Hdl.,<br />

Steuer berater und Fachbe<br />

rater für internationa les<br />

Steuerrecht, NeD Tax<br />

Kanzlei Günter Heenen<br />

Fachbeirat des NEM e.V<br />

Carsten Stritzel<br />

Dipl.-Oec., Steuerberater<br />

Grenzüberschreitende<br />

Steuerberatung<br />

49


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

„Für Ihre Branche gibt es keine Fördermittel“, „Ihr Vorhaben ist nicht<br />

förderfähig“, „Die Fördertöpfe sind leer“, „Die Antragstellung dauert<br />

zu lange“, „Das lohnt sich nicht“ oder „Unternehmen in Schwierigkeiten<br />

erhalten keine Fördermittel und Zuschüsse“. Diese und<br />

an dere Annahmen kursieren bei Unternehmen seit Jahren. Laut<br />

Professor Klaus Weiler, Vorstandssprecher des Bundesverbandes<br />

deutscher Fördermittel-Berater (BvdFB), handelt es sich dabei jedoch<br />

um Fehl informationen, denn über 1.200 Förderprogramme stehen<br />

Unternehmern zur Verfügung.<br />

Investieren lohnt sich!<br />

Jährlich stellen der Bund, die Länder und die<br />

EU in Deutschland viele Milliarden Euro in<br />

Form von Krediten, zinsgünstigen Darlehen und<br />

Zuschüssen für Unternehmen in einem Pool aus über<br />

1.200 Förderprogrammen bereit. Allein die Mittelstandsbank<br />

der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat im<br />

Jahr 2013 Unternehmer mit ca. 22,6 Mrd. Euro an Fördermitteln<br />

unterstützt. Dabei ist die KfW nur eine von<br />

über 180 Vergabestellen in Deutschland.<br />

Die Programme richten sich vor allem an kleine und<br />

mittelständische Unternehmen (KMU). Aber auch große<br />

Unternehmen (GU) profi tieren von den öffentlichen<br />

Mitteln. So können auch Produzenten, Händler und<br />

Dienstleister der Nahrungsergänzungsmittel- und Gesundheitsbranche<br />

Fördermittel für zahlreiche Investitionen<br />

unterschiedlicher Art in Anspruch nehmen. Ob<br />

Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, Investitionen<br />

in Maschinen, in Warenlageraufstockung, in Umweltund<br />

Energiemaßnahmen, in Immobilien, in Forschung<br />

und Entwicklung, in Innovation, in Materialeffi zienz oder<br />

in Beratung – zunächst einmal sind solche Investitionen<br />

grundsätzlich förderfähig.<br />

Letztlich hängt die Frage, ob eine Förderung gewährt<br />

wird – sehr vereinfacht – vom Investitionsort, von der<br />

Branche und dem Vorhaben ab. Prof. Weiler betont,<br />

„bei allen Programmen gilt: erst die Antragstellung –<br />

dann die Investition.“ Ansonsten wird der Antrag abgelehnt.<br />

Manche Förderprogramme fordern zudem die<br />

Vorlage einer Genehmigung, bevor ein Auftrag erteilt<br />

werden kann.<br />

Leider unterschätzen gerade KMU ihre Chancen auf<br />

Fördermittel oder scheuen den Aufwand. Denn der Gesetzgeber<br />

hat die Vergabe dieser öffentlichen Mittel für<br />

Unternehmen an zum Teil komplexe gesetzliche Bestimmungen<br />

und Richtlinien gekoppelt. Vielleicht ist auch<br />

das ein Grund, warum in Unternehmen Fehlinformationen<br />

über öffentliche Mittel und deren Anträge kursieren.<br />

Dennoch sollten sich Unternehmer nicht abschrecken<br />

lassen, denn öffentliche Förderprogramme bieten viele<br />

Vorteile. Förderdarlehen sind zinsverbilligt und werden<br />

mit einem effektiven Jahreszins ab 0,40 % vergeben.<br />

Darüber hinaus sind je nach Programm bis zu 7 tilgungsfreie<br />

Jahre, eine Haftungsfreistellung der Hausbank<br />

von bis zu 80 % sowie lange Kreditlaufzeiten bis zu<br />

30 Jahre mit einer Zinsbindung für die gesamte Laufzeit<br />

möglich.<br />

50


Förderung<br />

Prof. Klaus Weiler; Finanzwissenschaftler,<br />

Vorstandssprecher des Bundesverbandes<br />

deutscher Fördermittel­Berater (BvdFB)<br />

und Geschäfts führer des europäischen<br />

Instituts für Unter nehmensfinanzierung.<br />

Zuschüsse und Subventionen müssen nicht zurückgezahlt<br />

werden.<br />

Der Unternehmer spricht dann von „verlorenen Zuschüssen“.<br />

Je nach Investitionsort und Vorhaben können<br />

bis zu 50 % Zuschuss für die geplante Investition<br />

beantragt werden.<br />

Wer jedoch hilft einem, aus der Vielzahl unterschiedlicher<br />

Programme die passenden herauszusuchen?<br />

Fundierte Informationen und Hilfe erhält man beim Bvd-<br />

FB. „Das heißt, die zertifi zierten Fördermittel-Berater<br />

unterstützen professionell Unternehmer beim Erlangen<br />

von öffentlichen Fördermitteln.“<br />

Wie sieht die Unterstützung aus?<br />

Die beauftragten Verbandsmitglieder des BvdFB recherchieren,<br />

fi ltern, und analysieren aus den über<br />

1.200 Programmen die für das jeweilige Unternehmen<br />

individuell infrage kommenden Förderprogramme (Förderdarlehen,<br />

Subventionen und Zuschüsse) für das<br />

geplante Vorhaben. Falls dabei keine auf das Unternehmen<br />

ausgerichteten Programme ermittelt werden<br />

können, erfolgt auch keine Rechnungsstellung.<br />

Danach erfolgt die Erstellung einer erforderlichen<br />

Finanzierungskonzeption und die Beantragung der öffentlichen<br />

Mittel bei den zuständigen Banken und Vergabestellen.<br />

Durch die jährlich stattfi ndenden Schulungen sind die<br />

Fördermittel-Berater des Verbandes immer auf dem<br />

neuesten Stand und wissen über sämtliche fi nanziellen<br />

Unterstützungsmöglichkeiten, also auch die infrage<br />

kommenden Zuschüsse und die einzelnen Zinskonditionen,<br />

die sich immer wieder ändern, genauestens<br />

Bescheid.<br />

Beispiele aus der Praxis<br />

Ein mittelständisches Unternehmen in der Nahrungsergänzungsbranche<br />

investiert 1,15 Mio. Euro an förderfähigen<br />

Ersatzinvestitionen in neue Anlagentechnik (in -<br />

klusive Heizung, Beleuchtung), wodurch künftig auch<br />

der Energieverbrauch gesenkt wird.<br />

Eines der betreffenden Förderdarlehen hat bei einer<br />

Laufzeit und Zinsbindung von 10 Jahren aktuell einen<br />

Zinssatz ab 1,55 % nominal. Die ersten 2 Jahre sind tilgungsfrei<br />

und in diesen 2 Jahren werden monatlich nur<br />

die Zinsen von 1.485,42 Euro gezahlt. Die vierteljährliche<br />

Tilgung beginnt erst ab dem 3. Jahr – also 25 Monate<br />

nach Kreditauszahlung.<br />

Bei einem anderen Förderprogramm (Beleuchtung und<br />

Energieeinsparung) wären – bei Einhaltung bestimmter<br />

Voraussetzungen – sogar Zuschüsse von bis zu 30 %<br />

(max. 100.000 Euro) der zuwendungsfähigen Kosten<br />

möglich.<br />

Sie möchten mehr zu den Förderzuschüssen<br />

der EU, des Bundes und der Länder erfahren?<br />

Kontaktieren Sie die Spezialisten des BvdFB:<br />

Tel.: 030/2 02 36 90 30 oder per E-Mail: info@bvdfb.de<br />

51


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

GESTIS­Biostoffdatenbank<br />

Mit Bakterien, Viren und Co. bei der Arbeit sicher umgehen –<br />

Datenbank der gesetzlichen Unfallversicherung informiert<br />

über Risiken von Biostoffen<br />

Wer mit Biostoffen arbeitet, muss über ihr<br />

Gefährdungspotenzial Bescheid wissen.<br />

Die neue GESTIS-Biostoffdatenbank informiert über<br />

Risiken und den richtigen Umgang mit Bakterien, Viren,<br />

Pilzen und Parasiten. Die Datenbank ist ein Kooperationsprojekt<br />

des Bundesministeriums für Arbeit und<br />

So ziales (BMAS), der Berufsgenossenschaft Rohstoffe<br />

und chemische Industrie (BG RCI) und der Deutschen<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Sie ist unter<br />

einer eigenen Webseite bei der DGUV Internetpräsenz<br />

erreichbar.<br />

Bisher fehlte es an einer zentralen Informationsquelle<br />

für das nötige Präventionswissen. Die neue Biostoffdatenbank<br />

hilft dem ab. Sie führt das Wissen einheitlich<br />

gegliedert zusammen und macht es online rund um die<br />

Uhr an jedem Ort verfügbar. Die Datenbank ist Teil des<br />

Gefahrstoffi nformationssystems (GESTIS) der DGUV.<br />

Aktuell sind bereits über 10.000 Biostoffe erfasst,<br />

zu denen Informationen über Risikogruppen und grund-<br />

legende Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />

in Laboratorien, Versuchstierhaltung und in der<br />

Biotechnologie vorliegen. Für rund 50 Stoffe enthält<br />

das System darüber hinaus umfassende Datenblätter.<br />

Für weitere Biostoffe werden fortlaufend Datenblätter<br />

erarbeitet. Für Gefahren bei „nicht gezielten Tätigkeiten“,<br />

etwa in der Abfallwirtschaft, werden fortlaufend<br />

tätigkeitsbezogene Datenblätter erstellt.<br />

Die Datenbank bietet so einen schnellen Überblick und<br />

ermöglicht damit den sicheren Umgang mit Gefahrstoffen.<br />

Fachlich begleitet wird das Projekt Biostoffdatenbank<br />

vom Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS).<br />

Die GESTIS-Biostoffdatenbank wird betreut vom Institut<br />

für Arbeitsschutz der DGUV (IFA). Der Zugriff ist für alle<br />

kostenfrei und ohne Registrierung möglich.<br />

Zur GESTIS-Biostoffdatenbank wechseln<br />

• Quelle: BG RCI<br />

52


<strong>Press</strong>earbeit<br />

<strong>Press</strong>earbeit – wie<br />

funktioniert das eigentlich<br />

für mich?<br />

<strong>Press</strong>emeldung versus Social Media Release, Redaktions -<br />

besuche versus Webinare, Advertorials, Medienko ope -<br />

ra tionen & Co. – mit diesen Begriffen und mehr haben<br />

wir es heute in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit zu tun.<br />

Die Medienlandschaft wandelt sich. Waren ehemals<br />

die Kontakte zu leitenden Redakteuren Goldwert,<br />

sind es heute Facebook, Youtube, Blogger & Co, die die<br />

Mei nung in der Öffentlichkeit maßgeblich mitbeeinfl uss -<br />

en und die Heraus forde rungen der <strong>Press</strong>earbeit um ein<br />

Viel faches erhöhen.<br />

Professionelle <strong>Press</strong>earbeit ist jedoch für den langfristigen Erfolg eines<br />

Unternehmens entscheidend. Während reine Werbung meist die<br />

gewollte Message nicht transportiert und eher ignoriert wird, kann gut gemachte PR<br />

auf glaubwürdige Art und Weise auf das Unternehmen aufmerksam machen und<br />

fundierte Informationen an die richtige Zielgruppe vermitteln. Im Vergleich zu Werbung<br />

muss hier auch nicht besonders tief in die Tasche gegriffen werden. PR ist<br />

eine sinn volle Ergänzung zu Ihren Kommunikationsmaßnahmen. Gerade für PR gilt:<br />

Der stete Tropfen höhlt den Stein.<br />

53


<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Hier ein paar Tipps für gute <strong>Press</strong>earbeit<br />

• Nicht auf Masse setzen<br />

Es kommt auf das Thema an! Welche Informationen Ihres<br />

Unternehmens für <strong>Press</strong>evertreter und deren Zielgruppen<br />

(Leser/Hörer) relevant sind, entscheidet der<br />

Nachrichtenwert. Vor allem sind neue Entwicklungen<br />

oder neue Produkte bzw. maßgebliche Veränderungen<br />

in der Unternehmensstruktur (vor allem bei größeren<br />

Unternehmen) bei Journalisten gern gesehen. Entscheidend<br />

dabei ist, dass Ihre <strong>Press</strong>emeldung auch genau<br />

die Ansprechpartner erreicht, die sich mit dem Thema<br />

befassen und nicht an eine undefi nierte Masse verschickt<br />

wird. Weniger ist dabei mehr! Auf sinnvolle<br />

Verteiler, die wirklich nur die Redakteure enthalten,<br />

für die das jeweilige Thema spannend ist, kommt es an!<br />

• <strong>Press</strong>emeldungen ohne Fehler<br />

Fehlerhaftes <strong>Press</strong>ematerial geht gar nicht! Ein guter<br />

Schreibstil und korrekte Grammatik sind ein Muss<br />

in einer <strong>Press</strong>emeldung. Zudem sind kurze, verständliche<br />

Sätze, die die wichtigsten Fragen eines Journalisten<br />

beantworten, sehr wichtig (wer, was, wann, wo, wie,<br />

warum, woher).<br />

• <strong>Press</strong>ebereich<br />

Sie haben eine Internetpräsenz, aber keinen <strong>Press</strong>ebereich?<br />

Je leichter ein Redakteur an Informationen zu Ihrem<br />

Unternehmen kommt, desto besser. Die Zeit für<br />

Recherchen der Journalisten ist häufi g knapp. Ein <strong>Press</strong>ebereich<br />

mit den wichtigsten Informationen, Zahlen<br />

und Fakten, Bildern und Social Media-Aktivitäten sowie<br />

ein <strong>Press</strong>ekontakt ist wertvoll.<br />

• Bloß nicht nachtelefonieren!<br />

Sie können ein Feedback eines Redakteurs zu Ihrer<br />

<strong>Press</strong>emitteilung oder einer Einladung nicht erwarten<br />

und greifen gleich zum Hörer? Bloß nicht! Der Horrorsatz<br />

vieler Journalisten ist: „Ich habe Ihnen gestern eine<br />

<strong>Press</strong>emeldung bzw. Einladung gesendet. Haben Sie<br />

sie bekommen?“. Lassen Sie dem Redakteur ruhig ein<br />

wenig Zeit. Aber hier ist wichtig, dass der Aufhänger<br />

passt (wie z. B. Interviewmöglichkeit oder Sie wissen,<br />

dass der Redakteur an dem Thema arbeitet).<br />

• Kein Weg vorbei an Social-Media<br />

Facebook, Twitter, Youtube und Co. – davon halten Sie<br />

nichts? Wie schon gesagt, die Medienlandschaft wandelt<br />

sich stark. Vermehrt treten Blogger in den Vordergrund.<br />

Seien Sie dafür offen und versuchen Sie, Kontakte<br />

zu passenden Meinungsvertretern zu knüpfen,<br />

denn oftmals ergeben sich dadurch große Chancen für<br />

weitere Beiträge in Printmedien. Redakteure recherchieren<br />

auch vermehrt in zielgruppenspezifi schen Social<br />

Media Kanälen.<br />

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Ernährung / Prävention<br />

• PR-Strategie: das A und O<br />

PR ohne Strategie ist wie ein Brunnen ohne Wasser:<br />

Klare Ziele, definierte Zielgruppen, geeignete Kommunikationsinstrumente<br />

sind wegweisend für Ihren Erfolg in<br />

der Öffentlichkeit. Wenn Sie Ihre PR-Strategie im Auge<br />

haben, steht einer guten <strong>Press</strong>e- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Bevor Sie loslegen, sollten Sie sich klar sein, ob Sie das<br />

alles intern organisieren möchten oder lieber auf Kommunikationsexperten<br />

in einer externen PR-Agentur setzen<br />

wollen.<br />

Nuray Güler<br />

Inhaberin primo PR<br />

Primo PR ist eine junge Full Service PR-Agentur<br />

aus Frankfurt am Main. Als inhabergeführte Agentur<br />

hat sich das Team um Nuray Güler und Anne<br />

Heussner auf die Leistungsschwerpunkte Consumer-,<br />

Marken- und Unternehmenskommu ni kation<br />

sowie Krisenkommunikation spezialisiert.<br />

• www.primo-pr.com<br />

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<strong>Nutrition</strong>-<strong>Press</strong><br />

Apps:<br />

Schwieriger<br />

Umtausch<br />

Der Trend zum Smartphone und Tablet-Computer ist unge brochen –<br />

und damit auch der Download von Apps. Allein im App Store<br />

von Apple können über 350.000 Apps herunter ge laden werden.<br />

Wer eine App kauft, sollte sich sicher sein, dass er sie auch<br />

wirklich nutzen möchte. Einen generellen Anspruch auf den Um -<br />

tausch der Applikationen – ganz gleich bei welchem Anbieter –<br />

gibt es laut ARAG Experten nämlich nicht.<br />

Ein Grundrecht jedes Käufers: Eine gesetz<br />

liche Grundlage für einen Umtausch<br />

fehlerfreier Waren und somit auch Software gibt es<br />

nicht. Rein juristisch haben Sie nur dann Anspruch auf<br />

Ersatz (Gewährleistungsanspruch), wenn die Ware beim<br />

Kauf fehlerhaft oder mangelhaft war. Obwohl beim<br />

App-Kauf ein Fernabsatzgeschäft vorliegt, haben Sie<br />

zudem kein generelles Widerrufsrecht, da die Lieferung<br />

der Ware, also in diesem Fall der Download, unverzüglich<br />

nach dem Kauf erfolgt. Wer trotzdem eine<br />

falsche App her unterlädt, muss sich bei den meisten<br />

Anbietern an den Kundenservice wenden und dort<br />

den Umtausch genau begründen.<br />

Sehr unterschiedliche Regelungen<br />

Je nach App-Store sind die Bedingungen und Vorgehensweisen<br />

sehr unterschiedlich. Um bösen Überraschungen<br />

vorzubeugen empfehlen ARAG Experten,<br />

die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des jeweiligen<br />

Anbieters genau zu lesen und sich im Vorfeld über die<br />

jeweiligen Umtauschmodalitäten zu informieren.<br />

Apple weist bereits in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

darauf hin, dass Apps nur umgetauscht<br />

werden können, wenn der Download „unakzeptabel<br />

schlecht“ ist. Im Apple App Store müssen Kunden<br />

schon eine gute Begründung parat haben, wenn sie ihr<br />

Geld erstattet haben wollen.<br />

56


Ein recht großzügiges Angebot macht hingegen Google<br />

in seinem Android Market: Wer hier eine App kauft, hat<br />

beispielsweise ein 15-minütiges Umtauschrecht. Die<br />

App kann auch dann umgetauscht werden, wenn sie<br />

dem Käufer nicht gefällt.<br />

Windows-Phone-7-Nutzer haben es hingegen leicht: Sie<br />

profi tieren im Windows Phone Marketplace von der sogenannten<br />

„Try before you buy“-Funktion.<br />

Sicht vollkommen legal. Programme aus dem Mac App<br />

Store oder dem iTunes App Store können also weiterhin<br />

nicht an andere weiterverkauft werden.<br />

• Quelle: www.arag.de<br />

(Rund ums Recht > Rechtstipps und Urteile > Internet<br />

& Computer Beitrag vom 05. 06. <strong>2014</strong>)<br />

Apps weiterverkaufen?<br />

Wenn man eine App also geladen hat, bevor man bemerkt,<br />

dass man diese gar nicht benötigt, kann man<br />

sie doch eventuell weitergeben oder verkaufen. Der Europäische<br />

Gerichtshof hat den Verkauf gebrauchter<br />

Download-Software grundsätzlich erlaubt. Hersteller<br />

dürfen es Kunden daher nicht verbieten, Lizenzen weiter<br />

zu verkaufen. Dieses Recht hat jedoch Grenzen. Denn<br />

Hersteller können den Wiederverkauf künstlich verhindern.<br />

Dies hat das EuGH in seinem Urteil nicht beschränkt<br />

oder für unzulässig erklärt. Dies bedeutet in<br />

der Praxis: Die Hersteller der Apps sind keineswegs gezwungen,<br />

es zu ermöglichen, dass diese weiterverkauft<br />

werden kann. Hat die Software eine künstliche Einschränkung<br />

und ist beispielsweise an ein persönliches<br />

Nutzerkonto (wie bei iTunes) gebunden oder auf eine<br />

bestimmte Hardware aktiviert, ist dies aus rechtlicher<br />

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