BoxSport Dreht Huck jetzt das Super-Ding in den USA? (Vorschau)

BOXSPORT . SEPTEMBER 2014
NR. 09 . September 2014 . € 4,20 . Spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40
www.box-sport.de
90. Jahrgang 1882
SPORT
DAS MAGAZIN: ALLES ÜBER PROFIS UND AMATEURE
Klitschkos
Gründe für
die Absage
Pulev-Kampf
jetzt am 15.11.
Mirko Larghetti
(l.) bot Marco
Huck viel
Gegenwehr
Frank Maloney
Geschlechtsumwandlung
Englands
Star-Promoter
jetzt
eine Frau
Kellie Maloney
Nach seinem Erfolg gegen den
Italiener Larghetti
Warum sich Sdunek
von Sturm trennte
Peter Kadiru
Dreht Huck jetzt
das Super-Ding
in den USA?
Beim knappen Sieg von Hernandez gegen Arslan
Firat Arslan (r.)
und Yoan Pablo
Hernandez
sorgten für
Gesprächsstoff
Henry Maske
Olympiasieg in China
Unser Goldjunge
Kadiru gefeiert
Riesen-Zoff nach
Maskes Urteil
Interviews mit Ulli Wegner, Ulf Steinforth und Jürgen Kyas –
AIBA Profi-Liga: Die Gegner der 6 deutschen Boxer stehen fest

HANS RESKI
Armer Firat – immer nur
der Champion der Herzen
WAS WIRD AUS DER BUNDESLIGA? – IN VELBERT GINGEN DIE LICHTER AUS
Hat Wladimir Klitschko seine drei WM-Titel erneut
verteidigt oder heißt der neue Champion im
Schwergewicht Kubrat Pulev? Diese Frage wollen wir
in dieser Ausgabe mit einer Titelstory beantworten.
Aus diesem Grund hatten wir den Redaktionsschluss
extra um eine Woche verschoben. Doch dann zog sich
Klitschko im Trainingslager einen Muskelfaserriss im
Bizeps zu. Der Kampf wurde verschoben auf den 15.
November. Austragungsort bleibt die O2 World Arena
in Hamburg. Pulev flog enttäuscht nach Bulgarien zurück,
zu seiner Freundin Andrea, die er nach einem
Sieg im Ring heiraten wollte. Klitschko düste in die
USA zu Freundin Hayden, die im November ein Baby
erwartet. Sie verriet schon mal, dass es ein Mädchen
wird, während Wladimir in einem Interview über ein
Leben als Vater philosophierte. Beide
Boxställe bedauerten die Absagen
sehr, da die beiden laut ihrer Trainer
Banks und Ramin in „bestechender
Form“ waren. Alles über Klitschko
und Pulev ab Seite 16.
In einer unglaublichen Verfassung
stellte sich auch der inzwischen
43-jährige Firat Arslan vor bei seinem
Fight gegen Yoan Pablo Hernandez,
dem Super-Champion im Cruisergewicht. Der
Fight war sehr eng. Allerdings aufgrund der ersten
fünf Runden ist der knappe Punktsieg von Titelverteidiger
Hernandez zu vertreten. Und der Spruch
von Henry Maske, dass es ein Fehlurteil war, löste
nach dem Kampf einen Riesen-Zoff der beiden Parteien
aus. Maskes Forderung nach einem Rematch
ist allerdings verständlich, zumal es langsam schon
eine Tragödie ist, dass der Oldie aus Süßen stets bei
ganz engen Kämpfen zum Verlierer erklärt wird.
So gegen Alekseev, so gegen Huck und jetzt gegen
Hernandez. Vor diesem großen Kämpfer muss man
den Hut ziehen. Als kleiner Trost: Auch diesmal wird
er wahrscheinlich wieder zum Champion der Herzen
ernannt. Leider kann er sich dafür nichts kaufen, aber
vielleicht kriegt er noch einmal die Chance auf einen
WM-Kampf. Und vielleicht ist dann das Glück auf
seiner Seite. Berichte und Analysen über die Kämpfe
von Erfurt lesen Sie ab Seite 22.
Für die skurrilste Geschichte sorgte der englische
Box-Promoter Frank Maloney. Da ließ der 61 Jahre
alte Manager von Weltmeister Lennox Lewis eine
Geschlechtsumwandlung vornehmen und erschien
gutgelaunt beim Sauerland-Event in Erfurt als Kellie
Maloney. Besonders herzlich begrüßte „sie“ Luan
Krasniqi, der eine Zeit lang bei „ihm“ in England trainiert
hatte (Seite 42).
Die APB (die Profiliga der AIBA) startet nun endgültig
am 24. Oktober in neun Ländern. Sechs deutsche
Boxer sind dabei. Ihre Gegner stehen jetzt fest. Auf
Seite 53 finden Sie alle Namen und die Nationalitäten
sowie Hinweise über die Erfolge der Boxer. Leider ließ
sich der Plan nicht realisieren, dass die Superschwergewichtler
um Erik Pfeifer 2014/2015 ihre Kämpfe in
Deutschland austragen. Dies war finanziell vom DBV
nicht zu stemmen.
Dafür gab es die Riesen-Freude über
einen 17 Jahre alten Boxer namens
Peter Kadiru. Der Hamburger Jung‘
mit ghanaischen Wurzeln wandelte
auf den Spuren von Artur Bril. Er
holte genauso wie der Kölner 2010 in
Singapur jetzt im chinesischen Nanjing
die Goldmedaille bei der Jugendolympiade.
Sein Ziel ist es jetzt, in
zwei Jahren, 2016 in Rio, bei den Olympischen Spielen
Edelmetall zu holen. Die vielen Startgelegenheiten
der deutschen Boxer in der APB oder WSB sind natürlich
Gift für die Bundesliga. Mit Babelsberg, Seelze,
Nordhausen und Straubing sind nach dem jetzigen
Stand nur vier Teams in der 1. Liga. Der MBR Hamm
zog seine Anmeldung wieder zurück und Hanau, der
Klub von Ulrich Bittner, wurde von der Ligakommission
abgelehnt. Ja, und was ist mit Velbert? Nach dem
Rücktritt von dem 75-jährigen Hans-Gerd Rosik, dem
Big Boss des Vereins, gingen da die Lichter aus. Es
reicht nicht mal mehr für die 2. Bundesliga. Was in
Zukunft aus den Bundesligen wird, untersuchen wir
in der nächsten Ausgabe. Bis dahin viel Spaß bei der
Lektüre dieses Heftes.
BoxSport
3

INHALT
Namen, Nachrichten, Termine ............................................ 6
Auf Huck wartet das große Ding in Amerika ....................... 8
Boytsov kommt in Schwung .............................................. 11
Köllings Gegner nach 7 Runden weich gekocht ................ 12
Die Weltrangliste .............................................................. 34
Abraham will vierten Sieg in Kiel ...................................... 36
Ulf Steinforth träumt von Stieglitz gegen Sturm ............... 38
Tom Schwarz: Verliebt in DSDS-Sängerin ......................... 40
Wunderknabe Feigenbutz jetzt gegen Stieglitz? ............... 13
Großes Interview mit Ulli Wegner ..................................... 14
Muskelfaserriss: Klitschko vs. Pulev abgesagt ................. 16
Wladimir: So wird mein Leben als Vater ........................... 18
Hayden verrät – es wird ein Mädchen .............................. 19
Kubrat Pulevs Attacken gegen Klitschko ........................... 20
Stalker Briggs lässt nicht locker ........................................ 21
Hernandez vs. Arslan: Theater wegen Maskes Wertung .. 22
Frisch verliebt
zeigten sich
Tom Schwarz
und Annemarie
Eilfeld im ersten
gemeinsamen
Urlaub
Seite 40
Promoter Frank Maloney ist jetzt eine Frau ....................... 42
Der Riese Granat – eine Granate aus Schweden? ............ 45
Neuer US-Glanz mit Jennings und Wilder? ....................... 46
„Boxen statt Gewalt“ nun auch „gegen Rechts“ ............... 49
Olympiasieg für Peter Kadiru ............................................. 50
Arajik Marutjans Chancen in der APB stehen am besten .. 52
Tyron Zeuge
gewann seinen 15.
Profikampf gegen
Baker Barakat (r.)
durch T.K.o. in der
neunten Runde
Seite 25
Zeuge siegte mit links ....................................................... 25
Kalle Sauerland: „Das war Culcays beste Leistung“ ......... 26
Papa Khoren Gevor stolz auf seine tollen Stiefsöhne ........ 28
Hart, Härter, Härtel ............................................................ 30
Brähmer: Stevenson oder Froch – das ist die Frage .......... 31
Die AIBA finanziert wieder das deutsche WSB-Team ....... 54
Rosik weg – Velbert am Ende ............................................ 56
DM: Kommen jetzt die großen Wilden an die Macht? ...... 58
Sven Ottke: Viel Lob für das Frauen-Boxen ....................... 60
Aus den Verbänden ........................................................... 62
Ergebnisse und Termine .................................................... 64
Leserbriefe ........................................................................ 65
Lesen Sie… ...................................................................... 66
Yoan Pablo Hernandez um eine Million betrogen ............. 32
4 BoxSport

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NAMEN NACHRICHTEN
BOXEN
IM FERNSEHEN
Sonntag, 14. September 2014: DMAX, 2:00 Uhr
Live: WBA-/WBC-WM im Weltergewicht
& WBC-WM im Halbmittelgewicht: Floyd
Mayweather vs. Marcos Maidana
Samstag, 27. September 2014: ARD, 22:10 Uhr
Live aus Kiel: WBO-WM im Super-Mittelgewicht:
Arthur Abraham vs. Paul Smith
Samstag, 27. September 2014: ProSieben, 20:15
Uhr Live aus dem Castello Düsseldorf: Pro-
Sieben Promiboxen
Kluch zu drei Jahren
Haft verurteilt
Promoter Waldemar Kluch ist
vom Landgericht Hamburg wegen
räuberischer Erpressung in Tateinheit
mit versuchter und vollendeter
Nötigung sowie versuchten
Betrugs zu einer dreijährigen
Freiheitsstrafe verurteilt worden.
Das bestätigte eine Sprecherin des
Gerichts. Kluch ist Geschäftsführer
des seit November 2012 insolventen
Profistalls Universum.
Wie das „Hamburger Abendblatt“
berichtete, sah es die Kammer
um den Vorsitzenden Richter
Bernd Steinmetz als erwiesen an,
dass der 56-Jährige im Januar
2013 drei SMS mit Morddrohungen
an mehrere Geschäftspartner
versandt hatte, darunter auch
Universum-Gründer Klaus-Peter
Kohl.
Der Großgastronom hatte
Kluch im Juli 2011 sein Unternehmen
verkauft, große Teile der
Kaufsumme von 1,5 Millionen
Euro aber nie erhalten. Daraufhin
hatte er die Zwangsvollstreckung
durchgesetzt, in deren Folge es zu
der Bedrohung kam. Die Kammer
blieb mit ihrem Urteil, das nach
47 Verhandlungstagen und zehn
6 BoxSport
Regina Halmich
„brüllte“ für Tiere
Vitali Klitschko für sein
„Lebenswerk“ geehrt
Vitali Klitschko hat den
diesjährigen SportBild-Award
„Lebenswerk“ erhalten. Der
ehemalige Schwergewichtsweltmeister
und jetzige Bürgermeister
von Kiew erhielt die
Auszeichnung bei der zwölften
Verleihung in Hamburg aus
den Händen von Karl-Theodor
zu Guttenberg, der auch die
Laudatio für den 43-jährigen
Ukrainer hielt. „Er ist eine sehr
mutige Person. Er ist oft nicht
den einfachen Weg gegangen
und hat sich immer wieder behauptet.
Respekt“, meinte zu
Guttenberg und ergänzte: „Vitali
ist nicht nur Box-Weltmeister,
nicht nur Bürgermeister
von Kiew, sondern auch Doktor
der Sportwissenschaften. Das
treibt natürlich Doktor Guttenberg
die Röte ins Gesicht...“
Mit dem SportBild-Award,
der in diesem Jahr in zehn
Kategorien verliehen wurde,
würdigte die Zeitschrift herausragende
Leistungen und
besondere Ideen im Bereich des
Sports. Den größten Applaus
sahnte dabei Vitali Klitschko
ab. „Fast 16 Jahre war er eines
Monaten Prozessdauer fiel, ein
halbes Jahr unter der Forderung
der Staatsanwaltschaft.
Karl-Theodor zu Guttenberg (re.) überreichte Vitali Klitschko den SportBild-Award
der gefürchtetsten Schwergewichte
im Boxring und hat als
mehrfacher Weltmeister Sportgeschichte
geschrieben“, so
SportBild-Chefredakteur Alfred
Draxler. „Jetzt kämpft Klitschko
als Bürgermeister der ukrainischen
Hauptstadt Kiew für seine
Landsleute einen politischen
Kampf – den vielleicht schwersten
Kampf in seinem Leben. Ein
beeindruckendes Lebenswerk,
das wir gerne mit einem Sport-
Bild-Award ehren.“
Halmich hat ein
Herz für Tiere
Regina Halmich hat nicht nur
starke Fäuste, sondern auch eine
starke Stimme. Mit der unterstützt
die ehemalige Weltmeisterin
ab sofort die Kampagne zum
20. Geburtstag der Tierschutzstiftung
VIER PFOTEN. Unter dem
Motto „Brüll‘ für mehr Menschlichkeit
für Tiere“ stand Halmich
vor der Kamera und wurde im
Hamburger „Highnoon“-Studio
für ein Plakatmotiv fotografiert.
Doberstein plant
Titelkampf
Der ehemalige IBF-Junioren-
Weltmeister und WBF-Intercontinental-Champion
Jürgen
Doberstein plant für den 22.
November einen Kampf in Saarbrücken
in der Saarlandhalle,
bei dem der 25-Jährige um einen
Titel boxen soll. Dobersteins
Management erklärte, dass man
in guten Verhandlungen mit anerkannten
Boxverbänden sei.
Wer Dobersteins nächster Gegner
wird und welcher Titel dann
eventuell auf dem Spiel steht, ist
dagegen noch unklar.
Mayweather vs.
Maidana live auf DMAX
Trotz einer überzeugenden
Leistung musste sich Marcos
Maidana im Mai dieses Jahres
seinem Kontrahenten Floyd Mayweather
jr. geschlagen geben. Nun

TERMINE
Fritz Sdunek (li.) und Felix Sturm arbeiten nicht mehr zusammen
Trainer Sdunek:
Wie es zur Trennung
von Sturm kam
Felix Sturm und sein Trainer
Fritz Sdunek haben sich
getrennt. Auf seiner Facebook-
Seite schrieb der ehemalige
Weltmeister: „Fritz, es gibt
nur ein Wort, das ich Dir sagen
möchte: Danke.“ Als Gründe
für seine Entscheidung nannte
Fritz Sdunek in einem Interview
mit der „Welt“ folgende:
„Wir haben den letzten Kampf
analysiert und uns ganz ehrlich
ausgesprochen. Felix wollte
daraufhin einiges im Training
ändern. Ihm schwebt mehr spezielles
Training vor und das verteilt
über die gesamte Woche.
Mit mir ging das aber immer
nur von Montag bis Donnerstag.
Dadurch waren die Trainingseinheiten
auch alle sehr kompakt.
Außerdem möchte Felix,
dass ich statt der üblichen vier
Wochen künftig acht bis zehn
Wochen mit ihm vor einem
Kampf in Köln trainiere. Das ist
aber zu viel für mich. Daraufhin
habe ich ihm vorgeschlagen,
dass es besser ist, wenn wir uns
trennen.“ Wehmut schwang
bei Sdunek, der sich mehr um
bekommt der Argentinier erneut
die Chance, sein großes Ziel zu
erreichen: Wenn „Money“ Mayweather
und „El Chino“ Maidana
im MGM Grand Hotel & Casino
in Las Vegas, Nevada, zum Rückkampf
um die Weltergewichts-Titel
der WBA und WBC sowie den
Superweltergewichts-Gürtel der
WBC in den Ring steigen, haben
auch die deutschen Box-Fans die
Möglichkeit, mit dabei zu sein.
seine Gesundheit und seine Familie
kümmern will, dennoch
mit: „Als ich sah, wie Felix
und sein Manager Roland Bebak
versuchten, ihre Tränen zu
unterdrücken, bekam auch ich
feuchte Augen.“ So trennte sich
das Duo als Freunde. „Als ich
meine Trainingssachen ins Auto
bringen wollte, bat er mich,
sie doch noch dazulassen, was
ich auch tat. Felix möchte unbedingt,
dass ich ihm wenigstens
noch beratend zur Seite stehe.“
Felix Sturm, der noch keinen
Nachfolger hat, meinte: „Ich
habe mit Fritz so viel erreicht,
dass ich ihm gar nicht genug
danken kann. Er hat mich immer
motiviert, hat sehr viel an
meinen boxerischen Fähigkeiten
gefeilt. Fritz zählt zu den
fünf besten Trainern der Welt“,
sagte der 35-jährige Sturm, der
seinen nächsten Kampf für den
8. November plant. „Für das
Wochenende haben wir schon
die Hallen in Stuttgart und
Dortmund geblockt“, so Sturms
Manager Roland Bebak.
DMAX überträgt den Kampf live
am Sonntag, den 14.09., ab 02:00
Uhr morgens.
„Rocky“ eröffnet
Box-Gym
Graciano „Rocky“ Rocchigiani,
Ex-Weltmeister im Supermittelgewicht
und Halbschwergewicht,
eröffnet jetzt im September
im hessischen Gründau nahe
DEUTSCHE TERMINE
27. September 2014, Sparkassen-Arena in Kiel
WBO-WM im Super-Mittelgewicht: Arthur Abraham vs. Paul Smith
INTERNATIONALE TERMINE
13. September 2014, MGM Grand Garden Arena in Las Vegas
WBC/WBA-WM im Weltergewicht: Floyd Mayweather vs. Marcos Maidana
20. September 2014, Wembley Arena, London
EBU-Titel & vakanter WBC Silver-Titel im Super-Mittelgewicht: Christopher
Rebrasse vs. George Groves
20. September 2014, Foxwoods Resort Casino, Mashantucket (USA)
Cruisergewichtskampf: Thabiso Mchunu vs. Garrett Wilson
27. September 2014, Bell Centre, Montreal, Quebec, Kanada
WBC-WM im Halbschwergewicht: Adonis Stevenson vs. TBA
27. September 2014, Dynamo Palace of Sports Krylatskoye, Moskau
WBC-WM im Cruisergewicht: Krzysztof Wlodarczyk vs. Grigory Drozd
WBB World Titel im Cruisergewicht: Denis Lebedev vs. Pawel Kolodziej
8. Oktober 2014, Beau Rivage Resort & Casino, Biloxi, USA
IBF-WM im Mittelgewicht: Sam Soliman vs. Jermain Taylor
11. Oktober 2014, Oasis Hotel Complex, Cancun, Mexiko
IBF-WM im Halbmittelgewicht: Carlos Molina vs. Cornelius Bundrage
Frankfurt a. M. in der Fitness-
Anlage Kraftwerk ein Box-Gym.
Hier können sich Profis und
Amateure unter der Leitung von
erfahrenen Trainern wie Ralf
Rocchigiani, Ex-Weltmeister im
Cruisergewicht, Carlo Pagana,
Bundesliga- und Kadertrainer,
sowie „Rocky“ selbst auf ihre
Kämpfe vorbereiten.
Neben dem nur den Boxern
vorbehaltenen
Trainingsraum
mit Profiring und weiterer hochklassiger
Ausstattung stehen in
den weitläufigen Räumen des
Kraftwerks Topgeräte und freie
Hanteln für das Krafttraining
zur Verfügung. Zur Ausstattung
gehört weiterhin ein großzügiger
Wellnessbereich mit Saunen
und Dampfbad.
Pacquiao vs. Mayweather
für 2015 geplant
Auf der Wunschliste von Bob
Amrum, CEO bei Top Rank, steht
für 2015 ein Fight zwischen Manny
Pacquiao und Floyd Mayweather
jr. ganz oben – und am besten soll
der gleich zweimal stattfinden.
Gegenüber dem San Fransico
Chronicle erklärte Amrum, dass
sowohl der Sender HBO (Vertrag
mit Pacquiao) als auch Showime
(Vertrag mit Mayweather) an dem
Kampf interessiert seien. Derzeit
sähe es so aus, dass der Event im
Frühjahr steigt.
Joshua lernte
bei Klitschko
Anthony Joshua, Olympiasieger
von 2012, stand als einer
der Sparringspartner von Wladimir
Klitschko vor dessen Bizepsverletzung
zur Verfügung.
Eine Gelegenheit, die nicht nur
Joshua begeisterte, sondern
auch dessen Promoter Eddie
Anthony Joshua nahm vom Sparring mit
Wladimir Klitschko einige Erfahrungen
mit
Hearn. „Solch eine Erfahrung
ist unbezahlbar und ein Gewinn
für ihn“, so Hearn. „Er konnte
Erfahrungen aus dem gesamten
Umfeld des Profis sammeln, egal
ob PR, Ernährung oder Werbung
– und ich denke, er ist als besserer
Boxer zurückgekommen.“
Wallisch setzte sich
gegen Kalnars durch
Nach seiner langen Verletzungspause
hat sich SES-Schwergewichtler
Michael Wallisch mit
einem überzeugenden Punktsieg
gegen den erfahrenen Letten Edgars
Kalnars zurückgemeldet. In
einem Testkampf im heimischen
SES-Gym in Magdeburg dominierte
Wallisch von der ersten bis
zur letzten Minute.
Hinweis
Herr Hagen Doering hat uns im
Zusammenhang mit unserem
Beitrag ‚Die neue Macht im Boxen?
Die Zastrow-Brüder‘ darauf
hingewiesen, dass seine Beziehung
zu den Herren Zastrow in
keinem Zusammenhang mit seinem
Ausscheiden bei Sauerland
steht.
BoxSport
7

Streit um den K.o.-Schlag am
Nach seinem Sieg über den Italiener Larghetti
Kalle Sauerland bastelt
an Knaller für Huck!
Geht es direkt ins Schwergewicht? – Jonny Nelson lästerte
Den goldenen Konfettiregen
nach der Urteilsverkündung
hätten sie sich
im schmucken Gerry-
Weber-Stadion auch schenken
können. Der gefeierte Held an
jenem letzten Samstagabend
im August schien jedenfalls
nicht mitzubekommen, was da
im Ring an Glitzerzeug auf ihn
herabrieselte. Marco Huck (29)
war einfach zu ausgepumpt,
um daran Freude empfinden zu
können. Außerdem missfiel ihm
die Wertung des Kampfes. Er
glaubte, durch K.o. gewonnen
zu haben, was Ringrichter Jack
Reiss aus Oxnard in Kalifornien
jedoch anders sah. Er entschied
auf einen Punktsieg.
Damit ist das letzte Wort
über das Urteil aber noch nicht
gesprochen. Denn die Fernsehbilder
belegen nicht eindeutig,
ob Hucks finaler Hieb, mit dem
er seinen Herausforderer
Mirko Larghetti (31)
kampfunfähig schlug, sekundengleich
mit dem Schlussgong
der zwölften Runde erfolgte.
Dann wäre es zweifelsohne noch
ein K.o. gewesen, den Huck für
sich verbuchen hätte können,
was sich in einem Kampfrekord
immer besser liest, als ein Erfolg
durch die drei Wertungsrichter.
So kann er sich erst einmal
nur an einem einstimmigen Sieg
nach Punkten (116:112, 116:112,
118:110) erfreuen. Die World
Boxing Organization (WBO),
dessen Titelträger der Cruisergewichtler
aus Berlin seit fünf Jahren
ist, kündigte jedoch an, dass
sie das dramatische Kampfende
noch einmal genauestens prüfen
werde und das Urteil gegebenenfalls
korrigiert. Damit die stolze
Boxerseele ihre Ruhe hat.
Egal, wie das hohe Gericht
des in der
Marco Huck
(rechts) hatte
mit Mirko
Larghetti
einige Mühe
puerto-ricanischen
Hauptstadt San
Juan ansässigen
Weltverbandes entscheidet,
der Ausgang
des unerwartet
spannenden Titelkampfes
bleibt
davon unberührt.
Die 13. Titelverteidigung
von Huck
ist unstrittig. Und
damit auch die
Einstellung des
Rekordes von
Johnny Nelson.
Kalle Sauerland
(rechts) hat große
Pläne mit seinem Weltmeister
Der heute in Sheffield lebende
Engländer hatte die weltweite
Bestmarke im Limit bis 90,7
Kilogramm zwischen 1999 und
2006 gesetzt. Im westfälischen
Halle saß er am Boxring, um den
Verlust seiner Alleinherrschaft
in den Rekordbüchern aus der
Nähe mitzuerleben. Leicht fiel
es ihm nicht. Er konnte sich nur
schwer damit abfinden.
Auf dem Papier habe Huck
mit ihm gleichgezogen, sagte der
farbige Brite sichtlich gegrämt
und lästerte: „Marco glaubt doch
selbst nicht, dass er wirklich der
Beste der Welt ist. Außerdem ist
er erst ein wirklicher Champion,
wenn er seinen Titel auch
8 BoxSport

Schluss
außerhalb seines Heimatlandes
verteidigt hat.“ So wie es Nelson
tat, der dafür nach Deutschland,
Dänemark, Italien und über den
Atlantik in die USA jettete.
Dem aktuellen Weltmeister
nötigten die Sprüche seines Vorgängers
nur ein müdes Lächeln
ab. „Soll er doch sagen, was er
will. Ich bin die absolute Nummer
eins und der Star im Cruisergewicht.
Ich boxe jeden, den
mir mein Promoter vor die Fäuste
setzt“, erwiderte Huck vor
Selbstbewusstsein strotzend.
Das ist dem einst weltbesten
Kickboxer abzunehmen. Denn
Angst kennt er keine.
Deshalb bastelt Promoter
Kalle Sauerland (37) auch schon
Zum Schluss
musste Huck
eher „die
Brechstange“
herausholen
seit geraumer Zeit an einem „ganz
großen Ding“ für Hucks nächsten
Kampf. Preisgeben wollte er
es noch nicht. „Es dauert noch
etwas, bis die Sache endgültig
eingetütet ist. Es wird ein echter
Knaller sein“, versicherte der älteste
Sohn von Promoterlegende
Wilfried Sauerland (74). Auch
Huck, der vor dem Kampf lauthals
angekündigt hatte, wenn er
Larghetti besiegt, wird es „eine
Überraschung geben, die es in
sich hat“, wollte noch nicht raus
mit der Sprache.
Auf jeden Fall soll er dieses
Jahr noch einmal boxen, und es
sieht ganz danach aus, als würde
er sein Debüt in den USA geben.
Dabei könnte es entweder
zum Titelvereinigungskampf
kommen. Oder aber er steigt
endlich dauerhaft in die Königsklasse
auf, um dort dann
möglicherweise gleich um die
Weltmeisterschaft zu boxen. Die
Regeln würden es bei seinem
Status erlauben. Denkbar wäre
ein Schwergewichtsduell gegen
Bermaine Stiverne (35). Der in
Haiti geborene Kanadier besitzt
seit Mai den von Vitali Klitschko
kampflos niedergelegten Gürtel
des World Boxing Council
(WBC).
Um seine Zukunft ist Huck
jedenfalls nicht bange. Selbst
wenn die ARD den Fernsehvertrag
mit Sauerland Event über
2014 hinaus nicht verlängern
sollte, wird er
nachts gut schlafen
können.
„Als Weltmeister
komme ich
schon anderswo
unter. Außerdem
bin ich durch
meinen Boxstil
eine begehrte
Ware. Andere
Promoter reißen
sich um mich“,
lässt „Hucka“
keinen Zweifel
an seinen Status.
Gleichzeitig
bekundet er aber
seine „Loyalität“,
Aus Halle/
Westfalen
berichten:
Gunnar Meinhardt
und Manfred
Der Italiener ging in letzter
Sekunde noch k.o. – dennoch
gab es nur einen umstrittenen
Punktsieg für Huck
indem er
sich klar Hönel
zum Sauerland
Boxstall
bekennt: „Ich möchte weiter
unter Sauerland boxen. Dort bin
ich groß geworden. Dort konnte
ich das aus mir machen, was ich
jetzt bin. Dafür bin ich allen sehr
dankbar. Ich kämpfe nicht nur
in guten Zeiten für Sauerland.“
Für ihn sei es ohnehin unverständlich,
dass die ARD aus
dem Boxen aussteigen möchte.
„Boxen ist nach Fußball die
Sportart mit den zweithöchsten
Einschaltquoten. Mit Floyd
Mayweather ist der bestbezahlte
Sportler der Welt ein Boxer. Boxen
ist eine echte Männersportart,
bei der auch Frauen sehr gern
zuschauen“, sagt Huck. „Boxen
strahlt so viel aus: Leidenschaft,
Hingabe, Freude, Sicherheit. Da
ist alles an Emotionen drin.“
Bevor er nun sein nächstes
Ziel ins Visier nehmen wird,
lässt er erst einmal alle Viere
gerade sein. Larghetti hatte ihm
das Leben in seinem selbsternannten
Wohnzimmer, in dem
er sich am 29. August 2009 den
WBO-Titel erkämpft hatte, „viel
schwerer als erwartet gemacht“.
Der in 21 Kämpfen unbesiegte
Italiener bewies nicht nur großen
Mut, sondern erwies sich
auch als technisch guter Boxer.
Seine Schläge waren zumeist
präziser als die des Titelträgers,
der nicht schlecht staunte,
wie häufig die Fäuste des
Rivalen in seinem Gesicht
landeten.
„Marco hat einfach
zu viel zugelassen“,
kritisierte Ulli
Wegner (72). Außerdem
monierte der Trainer
das Zaudern seines
Schützlings. Ihm fehlte die
Bedingungslosigkeit, dann wäre
der Kampf sicher nicht über
die Runden gegangen, ist sich
Wegner sicher. Woran das lag?
Der erfahrene Boxlehrer, sonst
nie um eine Antwort verlegen,
musste passen.
Auch Huck, der im 15 Kilometer
entfernten Bielefeld
aufwuchs, konnte oder wollte
seine ungewohnte Zurückhaltung
nicht begründen. Er wollte
den über 5000 Zuschauern in
der Arena und den knapp drei
Millionen vor den Bildschirmen
„unbedingt eine boxerischen
Delikatesse“ bieten. In den ers-
BoxSport
9

Schlagersängerin Andrea Berg (links) guckte sich den Fight an der Seite von Margret Wegner an
Jonny Nelson zeigte sich vor dem
Kampf noch bestens gelaunt mit Jochi
Sauerland
ten Runden schien es auch so,
als würde er Wort halten. Mit
seinem Jab hielt er Larghetti
auf Distanz, wenn er die rechte
Schlaghand einsetzte, traf sie
auch. Mit zunehmender Kampfdauer
fehlte seinen Schlägen
jedoch die Genauigkeit, zudem
zeigte sich sein Gegenüber immer
unbeeindruckter. „Larghetti“,
sagte Huck anerkennend,
„hat große Moral bewiesen.“
Demzufolge blieb ihm zum
Schluss nichts anderes übrig, als
wieder einmal die Brechstange
rauszuholen. Wie schon so oft
in seinen Kämpfen. „Da hab ich
gezeigt, dass ich der Huck bin.
Wenn’s mir reicht, gehe ich nun
mal los wie ein Terrier.“ Getreu
dem Motto: Augen zu und durch
ließ er seine harten Fäuste einfach
nur fliegen, darauf hoffend,
den einen vernichtenden Treffer
landen zu können. Was schließlich
im allerletzten Moment
auch glückte.
Larghetti fehlte bei der Pressekonferenz
nach dem Kampf.
Schwer gezeichnet von zwei
dicken Blutergüssen auf seinen
Wangenknochen und diversen
Cuts im Gesicht wurde er, ohne
Rede und Antwort zu stehen, ins
Bielefelder Klinikum gefahren,
um dort seinen zerbeulten Kopf
untersuchen zu lassen. Diagnostiziert
wurde ein Nasenbeinbruch,
ansonsten gäbe es keinen
Grund zur Sorge, ließ Professor
Walter Wagner, Deutschlands
erfahrenster Ringarzt, verlauten.
Stargast in Halle war Schlagersängerin Andrea Berg
Mareile: Ärger wegen
Interview mit Waldi
Für mächtigen Wirbel am Rande des Boxkampfes
Huck vs. Larghetti sorgte ein Interview
von ARD-Moderatorin Mareile Höppner. Die
37-Jährige hatte unter den Zuschauern den ehemaligen
ARD-Sportmoderator Waldemar „Waldi“
Hartmann gesichtet und ihn – in Ermangelung
von anderen gesprächsbereiten Prominenten –
um eine Einschätzung gebeten. Ein wenig heikel,
da die ARD und Hartmann nicht freundschaftlich
auseinander gegangen sein sollen. Entsprechend
äußerte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky
seinen Unmut. Laut „Bild“ soll Balkausky noch
in der Nacht nach dem Kampf eine SMS an MDR-
Sportchef André Kabus verschickt haben, der die
Sendung leitete. „Meine SMS war eine Randnotiz.
Ich habe lediglich meine Überraschung kundgetan,
weil ich von dem Interview nichts wusste“,
Der ehemalige Vizepräsident Verwaltung
des BDB Lothar Brunst (links) tauschte
sich mit Waldemar Hartmann aus
Mareile Höppner und Arthur Abraham ließen sich die Laune
durch nichts verderben
erklärte Balkausky später. „Die Entscheidung
über Interviewpartner liegt beim Sendeleiter.
Aber in diesem Fall, da Herr Hartmann ja nicht
ganz im Frieden aus der ARD ausgeschieden ist,
hätte ich es schon ganz gern gewusst.“
Ganz relaxed verfolgte Schlagerstar Andrea
Berg, die seit vielen Jahren mit der Familie Wegner
befreundet ist, den Kampf neben Ulli Wegners
Frau Margret. Sie ist ein großer Fan von Wegners
Boxern Marco Huck und Arthur Abraham.
10 BoxSport

Hart erkämpfter Punktsieg über den Usbeken Timur Musafarov
Vor allem die
Nase von Timur
Musafarov (links)
litt unter der
Schlagkraft von
Denis Boytsov
Boytsov kommt in Schwung
Röwer: Noch zwei oder drei Aufbaukämpfe, dann kann er wieder um Titel boxen
Doch Musafarov marschierte forsch weiter und setzte seinem
Kontrahenten ebenfalls zu
Der im Profigeschäft
noch wenig bekannte
gebürtige Usbeke Timur
Musafarov gegen
den Russen Denis Boytsov! Da
johlten und klatschten die 5200
Fans auf den Rängen, denn im
Schwergewicht flogen über zehn
Runden die Fetzen. Über die volle
Distanz krachten die Fäuste
wie Hammerschläge an den Körper
des Gegners. Die beiden 28
Jahre alten Profis schenkten sich
nichts. Bei dem in Bochum lebenden
Musafarow, er ist längst
deutscher Staatsbürger, zeugte
eine gerissene Nasenwurzel von
der Schlagkraft des Sauerland-
Boxers Boytsov. Am Ende verließ
Boytsov mit einem Siegurteil
von 95:94, 97:93 und 98:91 den
Ring. Wobei sich Ingo Barrabas
nach dem Hau-drauf-Duell über
sein 95:94-Urteil ärgerte: „Ich
hätte zwei Punkte Unterschied
zugunsten Boytsovs geben müssen.
Ich habe die Verwarnung
für Timur wegen ständigen Abduckens
nicht berücksichtigt.“
Trotzdem – mit seinem knappen
Ergebnis lag der Enghausener
richtig. „Es war ein hartes
Stück Arbeit. Timur ist ein guter
Schwergewichtler, den man auf
keinen Fall unterschätzen darf“,
gab Boytsov ein kurzes Urteil
nach dem Kampf ab.
Man spürte es im Auftreten
und in der Kampfweise des Russens,
dass er nach seiner langen
Knieverletzung endlich wieder
Spaß am Boxen findet. Die gute
Stimmung im Marzahner Gym II
mit Trainer Karsten Röwer sowie
den Boxern Tyron Zeuge und
Enrico Kölling schlägt sich bei
dem Schwergewichtler in bester
Boxlaune nieder. Promotor Kalles
Sauerland
freute sich über
das Comeback
Boytsovs. „Über
sieben Runden
hat man das
große Potenzial
von Denis gesehen.
In den letzten
drei Runden
fehlte ihm noch
ein bisschen
die Kraft. Doch
daran arbeiten
wir.“
Karsten Röwer kennt Timur
Musafarov schon aus Amateurzeiten.
Der Trainer weiß deshalb
um die Qualitäten des Bochumers:
„Timur ist ein sehr guter
Boxer und gehört in Deutschland
zu den besten Schwergewichtlern.
Da war es schon gut,
wie Denis jeden Angriff schnell
gekontert hat. Musafarow marschierte
konsequent nach vorn.
Den Burschen musst du erst einmal
stoppen.“ Röwer kann sich
auch in seinen Schützling hinein
fühlen: „Denis hat jetzt zehn
Monate nicht geboxt. Er musste
seine Knieverletzung ausheilen,
da ist man bei einem solchen
Neustart natürlich aufgeregt und
macht Fehler, die einem sonst
nicht unterlaufen.“
Dazu war es für Boytsov
ein Schicksalskampf. Sein oder
nicht sein, war nämlich die Frage.
Vertrag oder kein Vertrag.
Jetzt scheint die Linie klar, denn
Trainer Röwer meint. „Denis
benötigt noch zwei bis drei Aufbaukämpfe,
dann können wir
wieder an einen Titelkampf denken.“
Neben Trainer Röwer sekundierten
in Halle bei Denis Boytsov
am Ring Torsten Schmitz
und Sebastian Sylvester. In Zukunft
wird es diesen Betreuerstab
nicht mehr geben. Schmitz
wechselt im September als Amateurtrainer
in den DBV-Stützpunkt
Giffhorn. „Dafür erhält
Ex-Weltmeister Sebastian Sylvester
einen Vertrag als Partner
von Röwer“, verrät Kalle Sauerland
die neue Trainer-Konstellation
in der Trainings-Gruppe
von Zeuge, Kölling, Boytsov und
Härtel.
BoxSport
11

Köllings Gegner
nach 7 Runden
weich gekocht
Italiener Brischetto verlor nach Aufgabe
Enrico Kölling boxte Guiseppe
Brischetto nach allen Regeln der Kunst
aus
Wenn hochklassiges
Boxen als Fechten
mit den Fäusten bezeichnet
wird, dann
krönte der Berliner Enrico Kölling
den gelungenen Boxabend von
Halle mit seinem Gefecht. Vielfachen
Beifall auf offener Szene
erntete Kölling jedenfalls nach
seinen Aktionen gegen den erfahrenen
Italiener Guiseppe Brischetto.
Der 37 Jahre alte WBC-
Mittelmeer-Meister gehört sicher
nicht zu den ganz großen Granaten
des Halbschwergewichts. Er
verkörpert aber die solide italienische
Amateurboxschule und
ist in seinem Boxerleben noch
nie k.o. gegangen. Das änderte
sich in der Gerry-Weber-Halle.
Kölling boxte seinen Kontrahenten
nach allen Regeln
der Boxkunst aus. Wie er seine
Rechte geschickt einsetzte und
wie er den Rechtsausleger immer
wieder die Leber „massierte“,
beeindruckte, auch wenn
der Kampf nicht so spektakulär
aussah. Die Schläge des Berliners
zeigten Wirkung. Brischetto
knickte nach schmerzhaften
Leberhaken zweimal zusammen
und musste sich bis acht
anzählen lassen. Dazu verzog
er, schmerzhaft getroffen, immer
wieder das Gesicht. Vor der
achten Runde hatte der Mann
aus Italien genug gelitten. Er trat
nicht mehr an. Kölling verteidigte
damit erfolgreich die WBA-
Interconti-Meisterschaft. „Ich
hätte aber bei dem auf zwölf
Runden angesetzten Kampf keine
Angst gehabt. Ich bewies ja
schon im Juni in Schwerin gegen
Bois, dass ich zwölf Runden gut
durchstehen kann.“
Kölling, der einstige U19
Vizeweltmeister bei den Amateuren,
kann sich über Vollbeschäftigung
nicht beklagen.
Innerhalb eines Jahres stand er
bereits bei sieben Kämpfen im
Ring. Das ist selbst für einen Profi
ein bisschen viel. Sein Trainer
Karsten Röwer freut sich zwar
immer wieder angesichts der
Entwicklung seines Schützlings:
Ein Küsschen für den verteidigten WBA-Interconti-Gürtel – Trainer Karsten
Röwer (links) ist begeistert
„Enrico kam mit einer
guten Grundausbildung
von Trainer Ralf Dickert
zu mir. Jetzt zeigt er, wie
man sich durch harte Arbeit
im Profiboxen weiter
entwickeln kann. Enricos
Entwicklung ist mit seinen
24 Jahre noch längst nicht
abgeschlossen. Ich werde
dennoch darauf achten,
dass er nicht überfordert
wird.“
Der Halbschwergewichtler
verfügt zwar nicht
über das Bewegungstalent
eines Tyron Zeuge, doch
Startrainer Ulli Wegner hat
längst erkannt: „ Kölling ist
ein echter Leistungssportler.
Er weiß, dass man hart
arbeiten muss, um oben
anzukommen. Vielleicht
ist er nicht das große Naturtalent.
Doch sein Fleiß
wird ihn weit nach oben
bringen.“
Kölling ist kein Krawall-Profi.
Er kennt aber seine
Von schmerzhaften Leberhaken getroffen, hing
der Italiener in den Seilen
technischen Stärken, wenn er
sagt: „Ich habe über sieben Runden
meinen Gegner weich gekocht.
Brischetto wusste nicht,
wie er sich gegen meine Lebertreffer
wehren sollte, deshalb
gab er auf.“ Dem Italiener ist es
schwer gefallen, das Handtuch
zu werfen. So gab er zu: „Ich
war in meinem Boxerleben noch
nie k.o., da fiel mir die Entscheidung
der Aufgabe sehr schwer.
Es hatte aber keinen Zweck,
mich in jeder Runde anzählen
zu lassen.“
Der WBA-Interconti-Champ
gewann in den zwei Jahren als
Profi merklich an Schlagkraft.
„Unser Krafttraining zahlt sich
aus. Enrico wird weiter die im
Halbschwergewicht erforderte
Schlagkraft ausbauen. Ich denke,
im nächsten Jahr kann er um
die EM kämpfen“, gibt Trainer
Karsten Röwer einen optimistischen
Ausblick.
12 BoxSport

Laut
Wilfried
Sauerland
eines der
größten
Boxtalente
Deutschlands:
Vincent
Feigenbutz
Im Supermittelgewicht
trat der
18 Jahre alte Vincent
Feigenbutz aus Karlsruhe
gegen Slavisa Simeunovic
an. Das war praktisch ein Duell
des 35 Jahre alten Profis aus
Bosnien-Herzegovina gegen den
Sohn. „Vater“ Slavia sah jedoch
bei diesem Ringauftritt trotz seiner
Erfahrung von 23 Kämpfen
nicht sonderlich gut aus. Nach
einer knappen Minute der ersten
Runde hörte der Mann vom
Westbalkan bereits die Stimme
des Ringrichters mit der Zahlenreihe
des Boxens. Bei „Acht“
durfte er weitermachen. Nach
2:34 Minuten der ersten Runde
war es dann endgültig vorbei.
Der Ringrichter half Simeunovic
wieder auf die Beine und schickte
ihn in die Ringecke. Aus der
Kampf. „Das war ein toller Auftritt
des Jungen. Mit einer Kampfdauer
von 2:34 Minuten wird er
sich gewiss nicht übernommen
haben. Wir werden ihn beim
Kampfabend von Arthur Abraham
in Kiel eine neue Chance
geben“, verriet Promotor Kalle
Sauerland. Schon vorher hatte
Feigenbutz mit seinem Manager
Rainer Gottwald einen Vertrag
bei Sauerland unterschrieben,
wie Manager Wilfried Sauerland
bestätigte.
Der glaubt, Vincent sei eines
der größten Boxtalente,
das Deutschland je hatte. Ein
Bubi Scholz und Henry Maske
in einer Person. Dazu mangelt
es dem Jungen keineswegs an
Selbstbewusstsein: „Ich will
in meiner Gewichtsklasse alle
boxen. Ich hau sie alle um.“
Er überlegt sogar, Weltmeister
Abraham zu einem Titelkampf
herauszufordern. „Unwahrscheinlich
ist das nicht. Wenn er
in einem Ausscheidungskampf
antritt und gewinnt, steht einer
Herausforderung nichts im We-
Vincent Feigenbutz
Der Wunderknabe
14. K.o.-Sieg
im 16. Kampf
ge“, frohlockt Kalle
Sauerland. Winfried
Sauerland, weiß sogar,
wie das gehen
könnte:
„Fei-
gen-
b u t z
hat den
Gürtel als
Interims
WBO-Interconti-Meister.
Titelträger
ist bei
diesem Verband
Robert
Stieglitz. Also
hat sich
Feigenbutz
das
Recht erkämpft,
gegen
Er soll jetzt gegen
Stieglitz boxen
Stieglitz anzutreten. Da Robert
darauf drängt, Arthur Abraham
erneut zum Titelkampf zu fordern,
könnte es zu einem
Ausscheidungs-
Duell Feigenbutz gegen
Stieglitz kommen.
Das wäre
sicher
eine
sehr
interessante
Begegnung.“
Im Moment
scheint da
allerdings eher
der Wunsch der
Vater des Gedankens
zu sein, da
Stieglitz ein
Kampf gegen
Felix Sturm vorschwebt.
Ob so oder so. Vom Wunderknaben
Vincent Feigenbutz wird
sicher
zu
noch viel
hören
sein.
D e r
Jungprofi absolvierte
bisher
16 Kämpfe, von
denen er 15 gewann –
davon 14 durch Knockout.
Große Namen fehlen
noch in der Kampfstatistik des
gebürtigen Karlsruhers. „Aber
das kommt noch“, ist Trainer
Hans-Peter Brenner überzeugt.
Feigenbutz kann auf bemerkenswerte
Traditionen bauen.
Er übt im Gym von Jürgen Lutz,
wo einst Ex-Weltmeisterin Regina
Halmich ihre Karriere begann
und wo jetzt gelegentlich auch
Ex-Weltmeister Sven Ottke vorbeischaut.
Dr. Herbert Effenberger, ein
erfahrener Ringarzt und u.a.
beim einstigen Universum-Stall
im Einsatz, kümmert sich um die
medizinischen Belange des aufstrebenden
Profis. Der Doktor
schwärmt: „Vincent wird einmal
Weltmeister, denn er ist physisch
Der „Wunderknabe“ hat schlagkräftige Argumente, wie Slavisa Simeunovic (re.) in Halle feststellen musste
und psychisch so stark wie ich es
bei Boxern in seinem Alter noch
nie gesehen habe.“
BoxSport
13

DAS
SPORT
INTERVIEW
MANFRED HÖNEL MIT ULLI WEGNER
Startrainer Ulli Wegner ist nachdenklich geworden. Die momentane
Situation beschäftigt auch den erfahrenen Box-Experten.
Derzeit bereitet er den Supermittelgewichtler Arthur Abraham
im Ostseebad Zinnowitz auf dessen WM-Kampf gegen den
Engländer Paul Smith vor. Wir fanden Gelegenheit zu einem
ausführlichen Gespräch mit dem verdienstvollen Boxlehrer.
BoxSport: Arthur Abraham
wird bereits den 45. Profikampf
bestreiten, bereiten Sie ihn da
irgendwie besonders vor?
Ulli Wegner: Wir befinden
uns schon wochenlang im Training.
Auch nach 44 Kämpfen
muss sich Arthur immer wieder
die Form erarbeiten.
BoxSport: Schmieden Sie
mit Arthur schon weitere Pläne?
Ulli Wegner: Arthur ist ein
sehr populärer Boxer. Er ist zum
Sieg verpflichtet, denn von seinem
Erfolg hängt viel für unseren
Boxstall ab. Meine Jungs
wollen alle gern bei Sauerland
xer gesehen. Von Guillermo
Jones aus Panama oder dem
Polen Krzysztof Włodarczyk
ganz zu schweigen. Und da ist
auch noch unser Yoan Pablo
Hernandez als Superchamp und
Edelboxer. Im Schwergewicht
ragen dagegen aus meiner Sicht
nur Wladimir Klitschko und
Kubrat Pulev heraus. Marco
hat deshalb im Schwergewicht
durchaus seine Chancen. Ich
bin recht optimistisch, was diesen
Wechsel betrifft.
BoxSport: Yoan Pablo Hernandez
musste sich im August
nach dem WM-Sieg über Firat
Mit Hilfe der Medien dem
„Ich habe noch Kraft für zwei oder drei Jahre und Huck hat
Ulli
Wegner:
Er hat
nicht nur die Sache
mit der Steuer verschwiegen.
Er hat auch, wie gesagt, nicht
sofort über seine Verletzungen
gesprochen, weil er unbedingt
boxen wollte. Er brauchte das
Das
Boxen
ist Ulli
Wegners
ganzes Leben
Ulli Wegner: Da
muss das Management gefragt
werden. Vielleicht denkt das
Management, ich will wegen
meines Alters Schluss machen.
Ich fühle aber die Kraft in mir,
weitermachen, denn wenn Sauerland
einen Boxabend gestaltet,
stimmen die Einschaltquoten.
BoxSport: Was halten Sie
von einem vierten WM-Duell
Arthur Abraham gegen Robert
Stieglitz?
Ulli Wegner: Ehrlich gesagt:
Für mich als Trainer ist
dieser Kampf uninteressant. Da
sind neue Varianten nicht zu erwarten.
BoxSport: Marco Huck hat
gegen den Italiener Larghetti
zum 13. Mal den WM-Titel im
Cruisergewicht verteidigt. Jetzt
will er ins Schwergewicht wechseln,
halten Sie das für eine gute
Idee?
Ulli Wegner: Ich unterstütze
Marco, denn ich gehe strategisch
an diesen Wechsel der
Gewichtsklassen heran. Das
Cruisergewicht ist die härteste
Gewichtskategorie. Dort drängeln
sich die Klasseboxer. Erst in
Halle haben wir mit dem recht
unbekannten Russen Murat Gassejew
wieder einen Spitzenbo-
Arslan einer Hand-Operation
unterziehen. Wie geht es mit
ihm weiter?
Ulli Wegner: Pablo muss
harte Schicksalsschläge verkraften.
Neun Monate konnte er
nicht kämpfen und wenig trainieren.
Erst brach er sich
die Hand, dann quälte
er sich mit einem zähen
Magen-Darm-Virus und
dann wieder die Verletzung,
die er uns verschwieg.
Ich hoffe nun,
dass die Seuche vorbei
ist. Pablo arbeitet schon
wieder fleißig mit viel
Laufarbeit an der Kondition.
Demnächst wollen
wir mit der Arbeit an den
Geräten beginnen.
BoxSport: Hernandez
hatte Probleme mit
dem Finanzamt. Warum
hat er das verschwiegen?
Noch zwei bis drei Jahre will
Wegner beim Training die
Pratzen hochhalten
Geld, um Steuerschulden zu begleichen.
BoxSport: Warum haben
Sie schon lange keine neuen Boxer
mehr in Ihre Trainingsgruppe
aufgenommen?
dass ich noch zwei oder drei
Jahre den Trainerjob ordentlich
ausführen kann. Das Management
muss meine Erfahrungen
nutzen. Schon bei Manfred
Wolke hat man das versäumt.
Ich hätte mir gern vier bis sechs
junge Boxer ausgesucht, von denen
ich gemeinsam mit meinem
Co-Trainer Georg Bramowski ein
oder zwei zum Weltmeistertitel
geführt hätte. Wir haben nämlich
in Deutschland wirklich
gute Talente. Ich bin der festen
Überzeugung: In zwei bis drei
Jahren boxen unsere Amateure
wieder in der Weltspitze mit.
Seit Anfang September haben
wir nach langer Zeit wieder einen
Neuen in der Trainingsgruppe.
Es ist ein Cruisergewichtler
aus dem polnischen Breslau. Er
heißt Mateusz Masternak.
BoxSport: Wie denken Sie
über Vitali Klitschko, der sich
mit seinen Millionen ein gemütliches
Leben machen könnte,
stattdessen aber den schweren
14 BoxSport

Job als Bürgermeister von Kiew
auf sich genommen hat?
Ulli Wegner: Vitali hat viel
gearbeitet und sich viel für ein
angenehmes Leben erboxt. Wenn
er jetzt darauf verzichtet, dann
halte ich ihn für einen Patrioten,
der etwas für sein Volk tun will.
BoxSport: Kann Kubrat Pulev
beim geplanten WM-Fight
gegen Wladimir Klitschko gewinnen?
Ulli Wegner: Ich bin von
Pulev begeistert. Er hat seine
Außenseiterchance. Pulev hat
sich lange, eigentlich schon seit
Mai, auf den Kampf mit Wladimir
vorbereitet. Er war sogar
im Höhentraining. Ob bewusst
oder unbewusst, ist die gesamte
Vorbereitung durch die Verletzung
von Klitschko für Pulev im
Eimer. Er muss ganz von vorn
anfangen.
BoxSport: Wie geht es mit
dem Sauerland-Stall weiter?
Ulli Wegner: Im Moment
kann ich keine Auskunft geben,
aber ich bin ein Sauerland-Mann
und habe lange erfolgreich in
dem Unternehmen gearbeitet.
Jetzt hoffe ich, dass wir mit veränderten
Strukturen mit unse-
über genug Platz und jeder kann
seine Methode durchziehen.
BoxSport: Gerüchte sagen,
Sauerland will den Boxstall
nach London verlegen, wie stehen
Sie dazu?
Ulli Wegner: Wilfried Sauerland
ist clever. Er baut mehrere
Standbeine auf. Ich denke,
Berlin bleibt die Zentrale. Es
wird aber vielleicht wie in Dänemark
auch Dependancen in
London geben.
BoxSport: Macht Ihnen das
Profiboxen noch Spaß?
Ulli Wegner: Der Trainerberuf
ist für mich eine große
Herausforderung. Erfolgreiche
Sportler müssen immer neu
motiviert werden. man muss sie
immer wieder von der Qualität
des Trainings überzeugen.
BoxSport: Was brachte Ihnen
persönlich der Mauerfall
vor 25 Jahren?
Ulli Wegner: Ich war Spitzentrainer
beim TSC Berlin. Für
mich war es ein historischer
Augenblick. Bei uns im Osten
herrschte viel Euphorie. Nicht
alle Träume gingen in Erfüllung.
Wir Boxer kamen nicht mit leeren
Händen. Wir haben Trainer
Mit Marco Huck (links) feierte der
Trainer erst kürzlich wieder einen
großen Erfolg
Boxen neuen Glanz geben
es bei den schweren Jungs einfacher als im Cruisergewicht“
ren Boxern weiter für sportliche
Erlebnisse sorgen können. Die
Situation ist im Moment nicht
ideal. Das Management kann
sich auf mich verlassen. In den
letzten 15 Jahren bin ich auch
als Trainer weiter gewachsen.
BoxSport: Wie beurteilen Sie
die jungen Boxer Enrico Kölling,
Tyron Zeuge und Stefan Härtel?
Ulli Wegner: Alle drei sind
unterschiedliche Typen. Alle
drei können sehr gute Profis
werden. Zeuge ist das Naturtalent,
Kölling der Fleißarbeiter
und Härtel? Da muss man sehen,
wie er bei den Profis die
Kurve kriegt, in letzter Zeit stagnierte
er als Amateur.
BoxSport: Arbeiten Sie
gut mit Ihren Trainer-Kollegen
Karsten Röwer und Otto Ramin
zusammen?
Ulli Wegner: Es gibt bei uns
keine Feindbilder. Jeder versucht
mit seinen Athleten, das
Maximalziel zu erreichen. Wir
arbeiten in drei verschiedenen
Hallen. Dadurch verfügen alle
und Weltklassesportler eingebracht
und dadurch einen Boxboom
in Deutschland ausgelöst.
Im Moment stagniert das Boxen
etwas, durch gute Arbeit müssen
wir mit Hilfe der Medien dem
Boxen wieder Glanz verleihen.
BoxSport: Was haben Sie als
Trainer von der DDR mit in Ihre
jetzige Arbeit übernommen?
Wegner hält Wilfried Sauerland (links)
für sehr clever
Ulli Wegner: Methodisch
sehr viel. Ich habe mich aber
auch an der Sporthochschule
in Köln weitergebildet. Doch
wie man Boxen organisiert, habe
ich schon als Landestrainer
in Erfurt und Gera gelernt. Ich
war zuerst nach der Wende nur
Honorar-Trainer und lebte vom
Geld meiner Frau, das sie als
Lehrerin verdiente. Bereits 1991
bin ich Bundestrainer geworden.
Bei Sven Ottke habe ich
immer gespürt, dass er mir gegenüber
nach dem Motto lebt:
‚Die größte Kraft des Lebens ist
die Dankbarkeit.‘
BoxSport: Sie haben ein unwahrscheinliches
Sportarchiv.
Jetzt wollen Sie es der Öffentlichkeit
zugänglich machen…
Ulli Wegner: Ich suche ein
Museum oder einen verrückten
Sammler, dem ich das Archiv
übergeben könnte. Es sind hunderte
Bücher, Video, CDs und
Fotos, von Pokalen und Medaillen
ganz zu schweigen.
BoxSport: Was sagt Ihre
Frau zu Ihrem Engagement als
Trainer?
Ulli Wegner: Das ist ein
sensibles Thema. Sie kennt aber
meine Einstellung zu meinem
Beruf. Mein Problem ist es, wie
meine Zukunft aussehen soll.
Meine Tätigkeit muss auf alle
Fälle auch weiterhin sportlich
lohnend sein.
BoxSport
15

Muskelfaserriss im Bizeps –
WM-Kampf abgesagt!
Trainer Banks: „Wladimir war in bestechender Form“
Natürlich war das alles
ganz anders geplant gewesen.
Eigentlich hatte
Wladimir Klitschko seine
einsame Tiroler Berghütte, die
er während seines Trainingslagers
im Nobelhotel „Stanglwirt“
am Fuße des Wilden Kaisers bewohnt,
am 1. September räumen
wollen, um nach Hamburg zu
reisen. In der dortigen o2 World
sollte der Dreifachweltmeister
im Schwergewicht fünf Tage später
seine Titel nach Version der
WBA, WBO und IBF gegen den
Bulgaren Kubrat Pulev, 33, vom
Berliner Sauerland-Team pflichtverteidigen.
Doch dann kam alles
anders, wegen einer falschen
Bewegung verließ Klitschko Österreich
eine Woche früher als
geplant in Richtung USA, um
seine schwangere Freundin, die
US-Schauspielerin Hayden Panettiere,
zu besuchen.
Was war passiert? In seiner
Sparringssession am Freitag,
den 22. August, hatte sich der
38-Jährige am linken Bizeps verletzt.
Weil die Schmerzen über
das Wochenende nicht wie erhofft
nachließen, sondern stärker
wurden, ließ sich der Ukrainer
montags im Krankenhaus St.
Johann von Spezialist Dr. Robert
Siorpaes untersuchen. Ergebnis:
Muskelfaserriss im Bizeps, vier
Wochen absolutes Trainingsverbot.
Das Duell mit Pulev muss
verschoben werden. Nachholtermin
ist der 15. November,
16 BoxSport
Elf Sparringspartner, darunter der
Olympiasieger 2012 Anthony Joshua
aus England, standen Wladimir
Klitschko (rechts) in Going zur
Verfügung
Trainer Jonathan Banks (links) und sein Schützling mussten das Training erst mal
auf Eis legen
Austragungsort bleibt die Hamburger
O2 World, die bereits ausverkauft
war. Die Eintrittskarten
behalten selbstverständlich ihre
Gültigkeit. Selbst wenn die Heilung
schneller als gedacht vonstatten
gehen würde, wäre ein
früherer Termin nicht realistisch
gewesen, schließlich muss der
1,98-Meter-Hüne nach der Genesung
wieder neu in die wettkampfnahe
Vorbereitung einsteigen,
und die nimmt im Normalfall
sechs Wochen in Anspruch.
„Ich bin sehr froh, dass wir so
schnell einen Nachholtermin für
Hamburg gefunden haben. Unser
Dank geht an den Weltverband
IBF sowie unsere Partner
RTL und die o2 World Hamburg,
die beide den neuen Kampftermin
in der ursprünglich geplanten
Arena ermöglicht haben“, so
Klitschko-Manager Bernd Bönte.
„Es tut mir unheimlich leid für
die vielen Fans, die sich auf den
Kampf gefreut haben, aber auch
für meinen Gegner, der sich genauso
intensiv vorbereitet hat
wie ich“, sagte ein niedergeschlagener
Wladimir Klitschko
zu der Verschiebung.
Pulevs Promoter Kalle Sauerland
hatte zwar alle Hände voll
zu tun, um seinen enttäuschten
Kämpfer zu trösten, zeigte aber
Verständnis für die Absage. „Für
Kubrat ist es unglaublich bitter,
weil er schon so lange auf seine
WM-Chance wartet. Aber wir
wissen aus eigener Erfahrung,
dass Verletzungen passieren und
Planungen über den Haufen werfen
können. Deshalb wünschen
wir Wladimir eine gute Genesung
und freuen uns auf den Nachholtermin,
denn dieser Kampf muss
unbedingt kommen.“
Dass er kommen wird, daran
bestand, anders als bei früheren
Kampfabsagen Klitschkos,
durch die schnelle Ersatztermin-Findung
kein Zweifel. In
den vergangenen Jahren waren
mehrfach geplante Fights des
Dreifachchampions ausgefallen.
Mal war, wie zweimal im Fall
Alexander Povetkin, der Gegner
verletzt. Im Dezember 2010 hatte
Klitschko wegen einer Bauchmuskelverletzung
das geplante
Duell mit dem Briten Dereck
Chisora absagen müssen. Auch
den zweiten, für Ende April 2011
geplanten Termin ließ er wegen
derselben Blessur platzen, um
wenige Wochen später das lukrativere
Duell mit dem damaligen
WBA-Champion David Haye
(England) bekannt zu geben,
das dann im Juli 2011 stattfand.
Zudem musste Klitschko wegen
einer Nierenoperation den im
Dezember 2011 geplanten Kampf
gegen den Franzosen Jean-Marc
Mormeck verschieben, der im
März 2012 nachgeholt wurde.
Dass die Gefahr einer Muskelverletzung
im vorgerückten
Alter von 38 Jahren latent besteht,
dürfte niemanden verwundern,
der Klitschko im Training
beobachten durfte. Die Intensität,
mit der der Wahl-Hamburger
in Tirol schuftete, war beeindru-

Sicherheitsmann
Georgi, ein Hüne,
versperrt mit
seiner kolossalen
Figur den Eingang zur Tennishalle,
deren eine Hälfte
in ein Box-Camp umfunktioniert
ist. Gäste der Nobel-
Herberge „Stanglwirt“ in
Tirol kommen, wie jeden
Tag, um 16 Uhr, um Wladimir
Klitschko (38) beim behandelt Klitschko auch während
Physiotherapeut Aldo Vetere (links)
Training und Sparring zu-
der Verletzungspause
Nur Vetere wusste
ckend. Elf Sparringspartner, darunter
der 2012er-Olympiasieger
Anthony Joshua aus England,
bereiteten Klitschko auf die Herausforderung
Pulev vor. An manchen
Tagen ging der Weltmeister
14 Sparringsrunden, wobei die
Partner alle zwei Runden wechselten.
„Wladimir war in bestechender
Form. Er wäre heute der
einzige Schwergewichtler, der 15
Runden durchstehen würde. Es
gibt keinen Boxer, der auch nur
annähernd eine echte Herausforderung
für ihn darstellen könnte“,
sagte Cheftrainer Johnathon
Banks. Der 32-Jährige ist ein weiterer
Leidtragender der Kampfabsage,
schließlich wollte er die
Kampfwoche in Hamburg nutzen,
um selbst ins Sparring einzusteigen,
da er am 29. September in
Hidalgo (US-Bundesstaat Texas)
gegen Antonio Tarver in den Ring
klettern soll. Nun musste Banks
zwei Wochen früher als geplant
in die USA zurückkehren.
BoxSport-Mitarbeiter
Hartmut Scherzer war
zufällig im Stanglwirt bei
Wladimir Klitschko, als die
Nachricht von der Absage
bekannt wurde – hier ein
Stimmungsfeature von
ihm.
von der Verletzung
Kubrat Pulev guckt – voerst – wieder in
die Röhre
Für Klitschko hat die Kampfverschiebung
auch einen positiven
Aspekt. Da die Geburt seines
Kindes für Ende November oder
Anfang Dezember avisiert ist,
wird er die Geburt voraussichtlich
live miterleben und auch
die ersten Monate des Vaterseins
voll auskosten können. Der Plan,
im Falle eines deutlichen Sieges
gegen Pulev noch im Dezember
eine freiwillige Titelverteidigung
in den USA zu absolvieren,
ist hinfällig geworden. Sollte
Klitschko Pulev im November
besiegen, könnte er als nächsten
Kampf dann die Titelvereinigung
mit dem neuen WBC-Weltmeister
ins Auge fassen, der zum
Jahresende zwischen Titelträger
Bermane Stiverne (Kanada) und
US-Hoffnung Deontay Wilder ermittelt
werden soll. Dieser Kampf
könnte dann im Frühjahr 2015 in
Nordamerika stattfinden. Aber
erst einmal gilt es für Klitschko
nun, sich vollständig zu erholen
– und dann gegen Pulev anzutreten.
BJÖRN JENSEN
zuschauen. „Es ist erst ein internes
Meeting angesetzt, vielleicht
um 17 Uhr“, schickt Georgi die
Neugierigen wieder weg. Vom
Team passiert ein Mitglied nach
dem anderen den Türsteher.
Trainer Jonathan Banks flucht:
„Shit.“
Die meisten Helfer und Boxer
haben noch keine Ahnung, was
passiert ist. Nur Physiotherapeut
Aldo Vetere weiß: „Es geht nicht.
Schluss. Kampf abgesagt.“ Dann
kommt der Weltmeister mit
ernstem Gesicht. „Kann man
nichts machen“, sagt er achselzuckend.
„Aber aufgeschoben
ist ja nicht aufgehoben.“ Die
Pflichtverteidigung am 6. September
in Hamburg gegen den
Bulgaren Kubrat Pulev muss auf
den Herbst verlegt werden.
Keiner hatte etwas gemerkt,
geschweige denn etwas gewusst
– außer Aldo Vetere –, dass der
Champion beim Sparring am
Freitag (22.9.) eine Verletzung im
linken Bizeps erlitten hatte. Bis
einschließlich der zweistündigen
Fitness- und Pratzenübungen am
Montagmorgen zog Wladimir, in
bestechender Form und mit bestaunenswertem
Adonis-Körper,
das Training durch. „Ein Klitschko
kann auch mit Schmerzen hart
trainieren“, sagt Wladimir später.
„Er ist extrem schmerzresistent“,
bestätigt Vetere. „Wladimir wollte
sogar trotz Verletzung boxen.“
Beim Jab, besonders aber beim
linken Haken, seien die Schmerzen
groß gewesen.
Die Abschlussübungen am
Morgen nach zwei Stunden: Beide
Oberarme auf zwei Haken gestützt,
hingen seine 1,98 Meter
an einer Wand. Der Champion
wuchtete die Beine hoch in die
Waagrechte. Bauchmuskeltortur.
„Kein Sparring heute Nachmittag“,
kündigte Wladimir
anschließend an und fuhr mit
dem „Physio“ ins Spital von St.
Johann zur Kernspintomografie.
Ergebnis: Muskelfaserriss. Das
Risiko, bei weiterer Belastung
einen Muskel- oder gar Bündelriss
zu erleiden, sei zu groß. Drei
Wochen brauche die Verletzung
Ruhe zur Heilung. Der malade
Bizeps werde in dieser Schonzeit
von ihm therapiert, sagt Vetere.
Fritz Sdunek, einst Trainer
beider Klitschkos und wegen
eines Sponsorentermins zufällig
in Tirol, kommt im weißen
Bademantel in die Halle und
sieht Wladimir untätig am Ring
herumsitzen. Aldo Vetere klärt
ihn auf. Der Weltmeistertrainer
erfuhr nun, was ihm am Morgen
aufgefallen war. „Wladimirs
Gesicht verriet mir, dass
ihn irgendetwas bedrückt.“ Der
Weltmeister-Trainer findet die
Entscheidung „völlig richtig.
Verletzt kann Wladimir nicht in
den Kampf gehen. Das Risiko,
deswegen zu verlieren, ist einfach
zu groß.“
Derweil trainieren und sparren
die sieben Partner ohne den
Meister. Die Hotelgäste sitzen
auf Bänken, schauen zu, und fragen,
warum Wladimir Klitschko
nichts tue. Der Olympiasieger
von 1996 sitzt lange neben dem
Olympiasieger von 2012 und
belehrt in einem angeregten
Gespräch den wissensdurstigen
Anthony Joshua, wie man als
Goldmedaillen-Gewinner auch
Profi-Champion wird. „Talent allein
reicht nicht. Hartes Training,
Balance – bewegliches Gleichgewicht
– und vor allem Disziplin
sind genauso wichtig.“
Wladimir Klitschko, in grauem
T-Shirt, kurzer Sporthose
und weißen Sportschuhen,
bleibt während der gut zwei
Stunden Training in der Halle,
untätig zwar, aber scheinbar
ganz entspannt, lässt sich mit
einer ukrainischen Familie fotografieren,
telefoniert viel, steht
mit verschränkten Armen herum,
gibt Autogramme.
Georgi klettert eine Leiter
hoch, holt die blau-gelbe ukrainische
Fahne ein und hängt die
beiden Fotos mit dem verstorbenen
Trainer Emanuel Steward ab.
Ein symbolischer Akt: Das Camp
ruht in den nächsten drei, vier
Wochen, bis Wladimir Klitschko
wieder von vorn beginnt.
BoxSport
17

Wladimir
Klitschko
Träumen muss sein – Wladimir Klitschko nutzt
einen kurzen Moment während des Trainingslagers
So wird mein
Leben als Vater
Ich möchte nicht, dass mein Kind mich boxen sieht
Ende November oder Anfang Dezember ist es soweit – dann soll Wladimir Klitschkos
Lebensgefährtin Hayden Panettiere das erste gemeinsame Kind zur Welt bringen.
Sicher ein neues und spannendes Erlebnis für den dreifachen Weltmeister, der aus
der Vorfreude auf das Baby gleichermaßen Motivation schöpft. Die Frage, ob ihn die
Verantwortung für einen anderen Menschen in Zukunft weniger risikobereit in seine
Kämpfe gehen lasse, hat Wladimir Klitschko schon häufiger gehört. Was er zu seiner
erwartenden neuen Lebenssituation sagt, besprach er mit BoxSport-Mitarbeiter
Björn Jensen im Trainingslager beim Stanglwirt.
DAS
SPORT
INTERVIEW
BJÖRN JENSEN MIT WLADIMIR KLITSCHKO
BoxSport: Zum
Jahresende werden
Sie auf eine ganz
neue Probe gestellt.
Sie werden Vater, Ende
November soll Ihre
Partnerin Hayden
Panettiere Ihr erstes
Kind zur Welt bringen.
Was denken Sie,
wie dieses Erlebnis
Ihre Karriere beeinflusst?
Klitschko: Ich
habe in meinem Kopf
natürlich schon viele
Dinge durchgespielt,
aber ich sehe mich
nicht in der Lage,
heute abschätzen zu
können, wie es mir
als Vater wirklich gehen
wird. Im Moment
verspüre ich bei dem
Gedanken an das
Kind nur eine große
Vorfreude, und daraus entsteht
eine ebenso große Motivation.
BoxSport: Denken Sie, dass
Sie als Vater mit der Verantwortung
für einen anderen Menschen
anders kämpfen werden,
Ihnen das Risiko eines Boxkampfes
bewusster wird?
Klitschko: Ich kann mir
nicht vorstellen, dass mich die
Vaterschaft in meinem Risikobewusstsein
verändert oder in
irgendeiner Weise behindert. Ich
glaube vielmehr, dass man, ob
nun bewusst oder unbewusst,
die eigenen Eltern und die Erziehung
spiegelt, die man selbst
bekommen hat. Meine Eltern
haben meinen Bruder Vitali und
mich davon überzeugt, dass wir
das, was wir tun wollen, mit voller
Überzeugung und vollem Risiko
tun müssen. Das wird sich
durch die Geburt meines ersten
Kindes nicht verändern, und
ich möchte ja auch, dass meine
Kinder mit dieser Einstellung
durchs Leben
gehen.
BoxSport: Wissen
Sie schon, wo Sie leben
werden als Familie?
Und wie hart es für Sie
werden wird, das Kind
zurückzulassen, wenn
Sie monatelang in Vorbereitungscamps
trainieren
müssen?
Klitschko: Wo wir
leben werden, gehört
zu den vielen Fragen,
auf die wir noch keine
Antwort haben. Hayden
und ich sind durch
unsere Jobs beide an
gewisse Orte gebunden.
Dank des Internets kann
man ja heutzutage sehr
Genauso entschlossen, wie er
trainiert, vertritt Wladimir
die Meinung, dass sein Kind
ihn nicht boxen sehen soll
gut auch über große Distanzen
in Verbindung bleiben. Natürlich
möchte ich viel Zeit mit der
Familie verbringen, ich möchte
auch bei der Geburt dabei sein.
Aber ich bin weiterhin heiß auf
das Boxen, und nur wegen der
Geburt des Kindes bleibt mein
Leben ja nicht stehen. Ich habe
das bei Vitali dreimal miterlebt,
dass er trotz seiner Kinder seine
Überzeugungen verfolgt hat. Er
hat mir nur gesagt, dass er als
Vater in seinen Kämpfen härter
zugeschlagen habe als früher.
Ich bin gespannt, wie das bei mir
sein wird.
BoxSport: Viele Sportler, die
Vater werden, wünschen sich,
dass ihre Kinder sie noch als
aktive Sportler erleben können.
Wünschen Sie sich das auch?
Klitschko: Absolut nicht!
Ich möchte nicht, dass mein
Kind mich boxen sieht. Bei einem
Tennisspieler wie Roger
Federer ist das anders, aber Boxen
ist für Kinder ein zu harter
Sport. Ich will mir während eines
Kampfes nicht Gedanken
machen müssen, wie sehr mein
Kind mit mir leidet. Ich habe das
einmal erlebt, wie der Sohn meines
Gegners Chris Byrd am Ring
weinte, weil ich seinen Vater
verprügelt habe. Das möchte ich
nie erleben. Ich war schon unglücklich,
als Vitali seinen Sohn
mal zu einem meiner Kämpfe
mitgebracht hat. Das hat mir gar
nicht gefallen.
BoxSport: Die Vaterschaft
ist also leider keine Motivation
für Sie, noch ein paar Jahre in
den Ring zu steigen.
Klitschko: Nein, auf keinen
Fall. Meine Motivation ist die,
dass ich der Beste sein und mich
in jedem Kampf noch verbessern
will. Und solange mir das gelingt,
gibt es keinen Grund für mich,
mit dem Boxen aufzuhören.
18 BoxSport

Hayden verriet in Los Angeles:
Klitschko-Baby ein Mädchen
Aber auf den Namen haben sie sich noch nicht geeinigt
Junge oder Mädchen?
Die Antwort auf die
Frage rutschte Hayden
Panettiere im
Rahmen der 66. Emmy-Verleihung
in Los Angeles unvermittelt
heraus. „Ich kann
es kaum erwarten, dass sie
rauskommt“, plauderte sie in
einem Gespräch mit der „E!
News“-Reporterin Giuliana
Rancic munter drauf los. Das
Verplappern kam der Reporterin
gerade recht, entsprechend
hakte sie nach: „Es wird also
ein Mädchen?“ Für die werdende
Mutter gab es kein zurück.
„Ich denke, ich habe das
gerade gesagt. Hab ich das? Ja,
es ist ein kleines Mädchen“,
verriet sie begeistert weiter.
Bei einem Boxkampf in den USA amüsierten
sich Panettiere und Wladimir Klitschko, bald
gehen sie ihren Weg zu dritt
Einen Namen gibt es aber
noch nicht, auch, wenn die
Lebensgefährtin von Wladimir
Klitschko und der dreifache
Weltmeister bereits auf der
Suche sind. „Wir müssen sicherstellen,
dass er zugleich im
Amerikanischen als auch Ukrainischen
passt. Das ist etwas
schwer“, erklärte sie weiter und
strahlte mit ihrem Glitzerkleid
um die Wette.
Nachdem sie den roten
Teppich jedoch verlassen hatte,
musste die Schauspielerin
Backstage erst mal ein Päuschen
einlegen – und sich der quälenden
Schuhe entledigen. Geschwollene
Füße sind eine der
eher unrühmlichen Nebenerscheinungen
einer Schwangerschaft.
„Meine Füße sind ständig
wund. Ich habe noch nie so
ein Gewicht auf mir gespürt“,
meinte die 26-Jährige, die es
sich trotz aller Strapazen
aber auch nicht nehmen
lässt, für die Kleine fleißig
shoppen zu gehen und das
Kinderzimmer im luxuriösen
Penthouse in Los Angeles
selber zu streichen. In der
größten Stadt Kaliforniens
soll der Nachwuchs auch
zur Welt kommen.
Bei der „Bild“-
Zeitung wurde indes
bereits gemunkelt, ob
Wladimir Klitschko
„schon nach rosa Box-
Handschuhen Ausschau
hält?“…
Stolz präsentierte Hayden Panettiere ihren
Babybauch bei der diesjährigen Emmy-
Verleihung
BoxSport
19

Pulev reiste zurück nach Bulgarien
Böse Attacken
gegen Klitschko
„Er ist nicht bereit,
Risiken einzugehen“
Nach der Enttäuschung über die Kampfabsage versucht Kubrat Pulev, sich für
den 15.11. wieder neu zu motivieren
Wie ausgestorben wirkte
das Box-Gym in
Berlin-Marzahn. Wo
sich montags noch
die Sparringspartner von Kubrat
Pulev die Klinke in die Hand gaben,
baumelten die Sandsäcke
unberührt, als wollten sie mit
dem bulgarischen Boxprofi die
Enttäuschung teilen. Die Nachricht
von Wladimir Klitschkos
Muskelfaser-Riss im linken Bizep
traf Pulev wie eine volle Rechte.
„Ich habe so hart gearbeitet und
war so gut in Form. Jetzt muss
ich wieder warten“, klagte Pulev,
hatte aber auch Mitgefühl mit
dem Titelverteidiger: „Wladimir
hat auch geschuftet. Er muss genauso
wieder von vorn beginnen
wie ich. Aber eine Verletzung
kann immer wieder passieren.
Jetzt muss ich mich neu motivieren.“
Das mit Spannung erwartete
Duell soll nun am 15. November
ebenfalls in der Hamburger
o2-Arena steigen.
Während Wladimir Klitschko
die Zwangspause wohl nutzte,
um seine schwangere Freundin
Hayden Panettiere in Nashville
zu besuchen, düste Pulev nach
Sofia und suchte Trost bei seiner
Freundin Andrea, die er nach wie
vor im Ring heiraten will, wenn er
den WM-Gürtel gewinnt. Zurück
blieb in Berlin Trainer Otto Ramin,
dem die Kampfabsage von
Wladimir Klitschko ziemlich an
die Nieren ging: „Wir haben eine
extrem lange und intensive Vorbereitungsphase
von über vier
Monaten hinter uns. Wir konnten
auf Belmeken im bulgarischen
Rila-Gebirge prima trainieren.
Im Sparring hatten wir für Kubrat
ausschließlich Zwei-Meter-
Männer geholt. Ich konnte dabei
sehe, wie topfit Pulev war.“
Doch nach ein, zwei Tagen
hatte sich der Trainer wieder
gefangen und meinte mit einem
Hauch von Optimismus: „Jammern
hilft nicht. Jetzt bauen wir
neu auf.“ Schon Mitte September
schwitzte Kubrat Pulev wieder
für den so sehnlichst erhofften
WM-Auftritt gegen den Weltmeister
der Verbände IBF, WBA
und WBO. „Ich muss mir nun einen
neuen Plan ausdenken. Ich
bin aber überzeugt, dass mir etwas
einfällt, um Kubrat auch im
zweiten Anlauf in Topform in den
Ring zu schicken“, macht sich
Ramin selbst Mut.
In Topform muss die Kobra,
so Pulves Kampfname – wurde
ihm als Kind von seinem Vater
verpasst – ohnehin antreten, um
eine Chance zu haben, denn er
muss seine körperlichen Nachteile
und den fehlenden Punch
wettmachen, wenngleich es ansonsten
wenig augenfällige Minuspunkte
gibt. Aber natürlich
ist sein absolutes Ziel, wie bei allen
seinen Vorgängern, Klitschko
die Gürtel abzunehmen. Dass er
vor dem Ukrainer als Boxer Respekt
hat und dessen Leistungen
anerkennt, ist zwar das eine, als
Mensch macht Pulev allerdings
bei ihm Defizite aus. „Er ist kein
Mann“, sagte er in einem Interview
mit der „SportBild“. Grund
für die Aussage: „Ich merke jetzt,
wie er alles bestimmt. Er entscheidet,
wie
viele Tickets
ich bekomme,
wie viele
Leute ich mit-
Bei der
Pressekonferenz
begegnete Pulev
dem Weltmeister
Wladimir
Klitschko (l.)
freundlichreserviert
–
auch, wenn er
Kritik an dessen
Verhalten übt
bringen darf…“ Auf die Frage
von SportBild-Mitarbeiter Steven
Jörgensen, ob es ihm nur um die
Freikarten gehe, antwortete Pulev:
„Nein, das ist nur ein Beispiel.
Normalerweise bekommt
man Karten für Freunde und
Angehörige. Ich habe auch kein
Problem damit, die zu bezahlen.
Ich würde 10.000 Euro für meine
Freunde ausgeben. Aber sein
Verhalten zeigt mir, dass er als
Mensch nicht korrekt ist. Er ist
der Weltmeister und muss also
auch als Vorbild agieren. Das ist
wichtig. Er muss für Wahrheit
und Ehrlichkeit stehen.“ Er fühlt
sich in seiner Meinung bestätigt,
weil schon viele Leute ihre
Herzen bei ihm geöffnet hätten.
„Vielen Leuten gefällt nicht, was
er macht. Sie kommen zu mir
und sagen: Bitte, schlag Klitschko!
Menschen, die ich gar nicht
kenne. Die sagen: Ich kann mir
seine Kämpfe nicht angucken.
Der ist langweilig. Die Leute sind
nicht dumm.“
Was letztlich am 15. November
passiert, wird sich zeigen
– ebenso, wer nach der Zwangspause
fitter oder mehr in Topform
ist. „Klitschko ist sehr präzise in
allem, was er macht. Er mag es
nicht, im Ring ein Risiko einzugehen.
Doch gegen mich muss er
ein Risiko eingehen. Dazu werde
ich ihn zwingen. Ich bin ein großes
Problem für Klitschko, womöglich
sein größtes“, macht der
33-Jährige eine weitere Ansage.
Dass der Kampf gegen
Klitschko gut zwei Monate später
als geplant stattfindet, macht
es für Pulev indes auch leichter,
den US-amerikanischen Box-Rüpel
Shannon Briggs außer Reichweite
zu halten. Klitschkos Stalker
hatte für die Pressekonferenz
Anfang September angekündigt,
Pulev vor Ort „auszuknocken
und seinen Platz einzunehmen“.
Kein Problem für den Bulgaren.
„Er soll nur kommen. Auf der
Straße bin ich noch stärker. Ich
kann ihn auf der Straße oder
im Ring fertig machen. Wie er
will. Ohne Regeln. Ich möchte
ihm seine große Klappe stopfen.
Dann sehen wir, wie viel hinter
seiner Show steckt“, reagierte
Pulev kämpferisch.
20 BoxSport

Stalker Briggs
lässt
nicht locker
Klitschko schüttete ihm ein
Glas Wasser über den Kopf
Shannon Briggs kann
es einfach nicht
lassen. Der frühere
Schwergewichtsweltmeister
verfolgt Wladimir
Klitschko seit März
fast schon auf Schritt und
Tritt, um ihn zu bepöbeln
und zu provozieren. Grund:
Briggs, genannt die Kanone,
bettelt auf aggressive Weise
um einen Kampf gegen den
ukrainischen Weltmeister
der Verbände IBF, WBO und
WBA und will mit seinen Attacken
weitermachen, „bis
ich bekomme, was ich will:
die WM-Chance. Das ist der
Kampf des Jahrhunderts.
Das ist der Kampf, den die
Massen wollen. Alle sind verrückt
wegen dieses Duells.“
Der 42 Jahre alte frühere
Champion aus den USA
Bei einem italienischen Essen provozierte Briggs Wladimir Klitschko zunächst
verbal (Bild oben), ehe dieser ihm ein Glas Wasser über den Kopf schüttete
Sorgt immer wieder für Zoff: Shannon Briggs
fühlt sich zudem in seiner Ehre
gekränkt, weil Klitschko ihn im
März in einem Gym in Hollywood
angeblich ignoriert hatte – und
er noch einmal abkassieren will.
Als Nummer 57 der Weltrangliste
ist er weg vom Fenster. Seine
diesjährigen Gegner, gegen die er
gewann, gehören allesamt der Kategorie
Ringstaffage an und haben
reihenweise Niederlagen auf dem
Konto. Briggs findet in den Medien
eigentlich nicht mehr statt.
Es sei denn: Er inszeniert sich
reißerisch und lässt sich dabei ablichten.
So im April in Oberhausen,
als der New Yorker in eine
Pressekonferenz von Klitschko
vor dessen WM-Kampf gegen den
Australier Alex Leapai platzte. Der
Amerikaner bepöbelte Klitschko,
beschimpfte dessen Gegner und
verkündete: „Ich bin der wahre
Weltmeister.“ Dann attackierte
er den Ukrainer während dessen
Training in Florida. Schließlich
verfolgte er ihn wenige Tage später
in ein Restaurant in Miami,
schnappte sich seinen Teller mit
Pasta und aß davon. Klitschko
goss ihm ein Glas Wasser über
den Kopf, der Tisch kippte um,
Klitschkos Leibwächter schritten
ein. „Ich bin sein Stalker, verfolge
ihn. Wo immer er ist, bin ich auch.
Was er isst, esse ich auch. Er sollte
in Restaurants in der Zukunft immer
besser für Zwei bestellen. Ich
fahre ihm nach und habe Späher.
Wenn mir jemand sagt, wo Wladimir
ist, zahle ich dem ein paar
Dollar“, so Briggs.
Warum tut sich der Amerikaner,
der zwischenzeitlich vier
Jahre nicht im Ring stand, das
Boxen überhaupt wieder an? Sein
Bürojob bei einer Marketing-Firma
– den er annehmen musste,
nachdem ihn seine Geschäftspartner
in der Promotionfirma
betrogen hatten und er fast pleite
war – erfüllte ihn nicht, er ließ
sich körperlich gehen. „Ich nahm
heftig zu, wog am Ende 162 Kilogramm.
Jetzt bin ich wieder
bei 108 Kilogramm. Jetzt bin ich
in der besten Form meines Lebens,
besser als mit 22“, erklärte
Briggs in einem Interview mit der
„SportBild“.
Sportlich hätte ein Kampf gegen
Klitschko indes keinen Wert.
Bereits vor vier Jahren hatte Briggs
gegen Wladimirs Bruder Vitali
eine böse Niederlage einstecken
müssen. Gehirnerschütterung,
Frakturen im Gesicht und ein geplatztes
Trommelfell waren die
Folgen. Wenn der geschäftstüchtige
Amerikaner aber weiterhin
den Stalker gibt und seine zumeist
verbalen Attacken werbewirksam
inszeniert, vielleicht frisst dann
ein amerikanischer TV-Kanal den
Köder. Vielleicht aber zieht ein
solcher schon jetzt die Strippen.
Wenn die Kasse stimmt, würde
sich wohl auch Klitschko nicht
bitten lassen. Schließlich kassiert
der Champion 80 Prozent der
Börse – selbst wenn Klitschkos
Kommentar dazu recht sparsam
ausfällt: „Briggs interessiert mich
nicht.“
BoxSport
21

Nach dem heißen Duell zwis
Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf waren Ulli Wegner, Yoan Pablo Hernandez, Kalle und Wilfried Sauerland (v.l.) sichtlich angefressen
Riesen Theater weg
Ex-Weltmeister sprach von „Fehlurteil“ – Wegner kün
Regina Halmich war nicht
nur Box-Weltmeisterin,
sie ist auch eine kluge
Frau. Sie schrieb für
BoxSport einen kleinen Kommentar
zu dem Kampf von Yoan
Pablo Hernandez gegen Firat
Arslan: „Es war ein hitziges Gefecht
in Erfurt. Der Kampf war
Vier, maximal
fünf Runden
wurden
Herausforderer
Arslan
(li.) gegen
Hernandez von
den Experten
zugesprochen
22 BoxSport
sehr schwer zu bewerten, man
kann ihn aus verschiedenen
Blickwinkeln sehen. Während
Hernandez meiner Meinung
nach etwas mehr Wirkungstreffer
hatte, war Arslan dafür optisch
gesehen aktiver. Da Hernandez
Titelverteidiger war, hat er
für mich hauchdünn gewonnen.
Aber ein Unentschieden wäre
auch gerecht gewesen. Dieser
Kampf war wesentlich enger als
der erste Kampf von Firat gegen
Marco Huck, da hat er durch ein
Fehlurteil verloren.“
Wie
eng der
Aus Erfurt
berichten:
Björn Jensen,
Hans Reski und
Xaver Franz
Kampf war, zeigten die Reaktionen
in der Halle. Während die
gesamt schreibende Presse am
Ring es ähnlich wie Regina sah
und Hernandez knapp vorn hatte,
waren die TV-Experten der
ARD ganz anderer Meinung.
Kommentator Andreas Witte
hatte Arslan vorn und
verkündete das einem
Millionenpublikum.
Hinterher allerdings
an der Bar des Hotels
Radisson Blu wirkte er
unglücklich und war voller
Zweifel, ob er richtig
gewertet hatte. „Ich muss es
mir noch einmal auf Video angucken“,
sagte er. Dagegen blieb
der ARD-Experte Henry Maske,
der Ex-Weltmeister, bei seiner
Meinung: „Für mich hat Arslan
den Kampf gewonnen. Es war
ein Fehlurteil und er hat einen
Rückkampf verdient.“
Bei der Pressekonferenz ging
es dann hoch her. Ähnlich wie
bei dem Kampf Huck gegen Arslan
am 3. November 2012 in Halle,
als Firat Arslan nach Meinung
vieler Experten verschaukelt
wurde. Und auch das Rematch
bekam, das er dann im Januar
dieses Jahres durch technischen
K.o. in der sechsten Runde verlor.
Die Box-Ikone Henry Maske
war im Mittelpunkt der Diskussi-

chen Hernandez und Arslan
Henry Maske sorgte mit seiner Wertung
pro Firat Arslan für den Zoff im Boxstall
Arslans Trainer Dieter Wittmann (re.) schimpfte lauthals Richtung Sauerlands, während Fritz Sdunek ratlos in die Ferne starrte
en Maskes Wertung
igte die Freundschaft – Kubaner nach Kampf operiert
onen. Sein ehemaliger Manager
Wilfried Sauerland sagte unverblümt:
„Henry redet Scheiße.“
Und fügte süffisant hinzu, „dass
ein guter Boxer noch lange kein
guter Punkterichter ist“.
Aber natürlich waren Maskes
Worte Wasser auf die Mühlen
des Arslan-Lagers, das sich
betrogen fühlte. „Für mich hat
Firat ganz klar gewonnen, und
wer das anders sieht, der sollte
mit dem Boxen lieber aufhören“,
schimpfte Trainer Dieter Wittmann,
und Weltmeistermacher
Fritz Sdunek, den Arslan für
seine wohl letzte WM-Chance
ins Team geholt hatte, zürnte:
„Solche Urteile machen das Boxen
langfristig kaputt. Firat ist
auf jeden Fall Weltmeister der
Herzen.“
Das wollten jedoch die Promoter
keinesfalls auf sich sitzen
lassen. Wilfried Sauerland
und sein Sohn Kalle legten
sich auf der Pressekonferenz
mit Wittmann an. Hernandez’
Trainer Ulli Wegner verstieg
sich in der ihm eigenen Art der
nebulösen Ankündigungen zu
einer Verschwörungstheorie
gegen Maske, die er dann nicht
weiter ausführen wollte. „Wer
behauptet, es sei ein Fehlurteil
gewesen, kann nicht mehr
mein Freund sein. Das ist eine
Dank seiner technischen Vorteile setzte der Kubaner
(re.) die klareren Treffer
Sauerei von Henry, aber es gibt
Gründe, warum er das sagt“,
schimpfte Wegner. Vermutlich
wollte der Trainer darauf anspielen,
dass Maske engere Beziehungen
zu dem Stuttgarter
Boxstall Z!-Promotion hat. Daraufhin
stellte „Bild“ Maske die
Frage: „Werden Sie demnächst
als Berater für einen neuen
Boxstall tätig?“ Woraufhin „Sir
Henry“ antwortete: „Das kann
ich nicht bestätigen. Auch für
den Fall, dass ich geschäftlich
im Boxsport aktiv werden würde,
sehe ich keinen Interessenkonflikt
mit meiner Aufgabe
bei der ARD.“
Für die Sauerlands war die
Streiterei um die Punktwertung
insofern schwer erträglich, weil
die Vorwürfe, auf ihren Veranstaltungen
seien Fehlurteile
an der Tagesordnung, sich seit
BoxSport
23

Monaten hartnäckig halten. Im
Kampf um eine Fortsetzung der
zum Jahresende auslaufenden
Kooperation mit der ARD sind
Diskussionen dieser Art natürlich
kontraproduktiv. „Für mich
war es ein knapper Kampf, aber
an dem Sieg für Pablo gibt es
nichts zu deuteln. Er hat heute
sicherlich nicht seine beste
Leistung abgeliefert, das waren
vielleicht 70 Prozent. Aber auch
wenn ich riesigen Respekt für
Firats Leistung habe, war Pablos
Sieg verdient“, sagte Kalle
Sauerland. Warum Hernandez
nur 70 Prozent abliefern konnte,
wurde vier Tage nach dem
Kampf klar: Er musste sich bei
Dr. med. Peter Schäferhoff, dem
Mannschaftsarzt des 1. FC Köln,
einen Knorpel aus dem rechten
Ellbogen operieren lassen. Diese
Verletzung hatte ihn schon
vor dem Kampf, beim Training,
gehandicapt. Aber er hatte sie
verschwiegen. Den Kölner Arzt
hatte ihm übrigens Henry Maske
empfohlen, der schon vor einem
Jahr seine linke Hand operiert
hatte.
Regina Halmich – hier an der
Seite von Peter Hanraths
– fand das hitzige Duell
„schwer zu bewerten“
Trotz des Handicaps: Hernandez
selbst sah sich als klaren
Sieger, „weil ich besser getroffen
habe. Dennoch war es ein
sehr harter Kampf, und ich habe
großen Respekt vor Firats
Leistung.“ Der Mann, dessen
Urteil man gern gehört hätte,
hatte derweil andere Probleme.
Firat Arslan musste sich an einer
schweren Platzwunde am
rechten Ohr behandeln lassen,
während die Pressekonferenz
lief, zudem hatte er seine Dopingkontrolle
zu absolvieren.
Übermitteln ließ er durch Sdunek
und Wittmann lediglich,
dass er sich für die Chance be-
Das Ohr von Firat Arslan wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, weswegen er nach dem Kampf ins Krankenhaus fuhr
danke, die man ihm gewährt habe.
Und dass er weiterkämpfen
wolle, möglicherweise auch einen
Rückkampf gegen Hernandez.
Wer ihn in Erfurt sah, der
dürfte Arslans Entscheidung
mögen, weil er stets Fairness vor
faule Sprüche stellt, weil er ein
Muster an Willenskraft und ein
Vorbild für die Jugend ist, für
die er sich engagiert. Aber dass
diese Kampfmaschine, die Arslan
ist, es auch im vorgerückten
Alter von im September 44 Jahren
immer noch schafft, mit der
Weltspitze in seinem Gewichtslimit,
dem Cruisergewicht, mitzuhalten,
das ist nicht hoch genug
anzuerkennen.“
Auch gegen IBF-Weltmeister
Yoan Pablo Hernandez, seinen
14 Jahre jüngeren Rivalen aus
dem Berliner Sauerland-Team,
dem auch Arslan angehört, war
wieder zu beobachten, wie man
es ohne großes Talent für den
Boxsport schaffen kann, auch
einen mit Können so reich beschenkten
Kubaner wie Hernandez
an den Rand einer Niederlage
zu bringen. Die pure Kraft, die
den früheren WBA-Weltmeister
pausenlos vorwärts marschieren
lässt, setzte auch Hernandez in
einer Form zu, die viele vorher
nicht erwartet hatten.
Aber zur Wahrheit gehört
auch, dass Arslan diesen Kampf
nicht gewonnen hat, auch wenn
sich im Anschluss an das Urteil,
das Hernandez als 2:1-Punktsieger
auswies, eine hitzige Diskussion
darüber entwickelte. Vier,
maximal fünf Runden konnte
man dem Herausforderer zugestehen,
doch über die gesamte
Kampfdistanz war Hernandez
dank seiner technischen Vorteile
der Mann, der die besseren,
klareren Treffer setzte, und der
auch mehr traf. Dass ihn also
zwei Punktrichter mit 116:113
und 115:113 vorn sahen, während
der dritte Kollege Arslan
zwei Runden Vorsprung gab,
war verdient.
Firat Arslan war nach
der Urteilsverkündung
fassungslos
nicht nur nachvollziehen, sondern
vor allem gutheißen können.
Denn Arslan machte einen
riesen Kampf und das Hamburger
Abendblatt würdigte ihn mit
folgenden Sätzen:
„Selbst wenn der Kampf in
einer Hutfabrik stattgefunden
hätte und nicht in der Messe
Erfurt, ja, selbst dann wären
am Ende einer kontroversen
Boxnacht nicht ausreichend
Kopfbedeckungen vorhanden
gewesen, um sie in angemessener
Zahl vor Firat Arslan zu ziehen.
Man muss diesen Deutschtürken
aus dem schwäbischen
Süßen ja schon allein deshalb
24 BoxSport

Zeuge siegte mit links
Souveräner Sieg trotz verletzter rechter Hand
Der Berliner Supermittelgewichtler
Tyron Zeuge
zählt zu den großen
Zukunftshoffnungen
des Sauerland-Stalls. Schließlich
hat der Schützling von Trainer
Karsten Röwer eine erfolgreiche
Amateurlaufbahn und jetzt auch
schon 15 Siege bei den Profis
eingefahren, ist ungeschlagen.
In Erfurt holte sich der
schlagstarke Bursche seinen
ersten Titel bei den Großen, ist
neuer IBF-International-Champion.
Gegen den in Euskirchen
lebenden Baker Barakat feuerte
Zeuge immer wieder seine Linke
auf das rechte Auge des Herausforderers.
So lange, bis es völlig
zugeschwollen war und Ringarzt
Prof. Walter Wagner dem Ringrichter
empfahl, den ungleichen
Seine rechte Hand musste der Berliner ab Runde drei schonen
Kampf in Runde neun nach 1:05
Minuten abzubrechen. Schließlich
hatte Zeuge alle Runden für
sich entschieden. Die Gesundheit
der Boxer geht vor. Zudem
hatte Tyron den 33 Jahre alten
Gegner schon in der ersten Runde
am Boden und ihm später
noch einen tiefen Cut am Auge
zugefügt.
kat gelandet.“
Allerdings: Nach klaren Treffern
muss der Berliner stärker
nachsetzen und weiter Druck
ausüben. Das fehlte in Erfurt
noch etwas. Schließlich soll
Zeuge schnellstmöglich in den
Weltranglisten nach oben klettern
und in absehbarer Zeit um
den WM-Titel kämpfen.
Auffallend während des Reserven liegen auch in der
Kampfes: Ab der dritten Runde
boxte Tyron nur noch mit der
linken Hand. Seine starke Rechte
war kaputt. Trainer Karsten
Röwer: „Drei Kapselprellungen
wurden nach dem Kampf fest-
Disziplin. Röwer spricht offen
von zu vielen Pfunden, die sein
Schützling drauf hat, wenn er
aus dem Urlaub kommt. Zuletzt
waren es schon zwölf Pfund zu
viel. Röwer: „Dabei haben wir
gestellt. Ich hoffe allerdings,
dass Tyron schon im September
in Kiel im Rahmenprogramm
des Kampfes von Arthur Abraham
wieder in den Ring steigen
kann.“
Wie zufrieden war Röwer mit
seinem Rohdiamanten im Team?
„Dafür, dass sich Tyron schon so
früh an der rechten Hand verletzte,
bin ich sehr zufrieden. Er hat
den Kampf mit links souverän
gestaltet. Beeindruckend seine
Schnelligkeit und Schlagstärke.
Mit zwei gesunden Händen hätte
er seinen Gegner k.o. geschlagen.“
Manager Wilfried Sauerland:
„Wie Tyron mit der Linken
gearbeitet hat, war wunderbar.“
Zeuge: „In der dritten und vierten
Runde habe ich mehrere Aufwärtshaken
am Kopf von Bara-
Mit seiner Linken setzte Tyron Zeuge den in Euskirchen lebenden Baker
Barakat (rechts) mächtig unter Druck
Promoter Kalle Sauerland (rechts) war sehr zufrieden mit der Leistung seines
Nachwuchsboxers
ihm empfohlen, die Hilfe eines
Ernährungsberaters in Anspruch
zu nehmen. Bisher vergeblich.“
Allerdings: Tyron Zeuge muss
erkennen, dass Profi-Boxen ein
knallhartes Geschäft ist und für
Spielereien keinen Platz bietet.
Doch mit 22 Jahren ist der Berliner
noch sehr jung und hat genug
Zeit zum Lernen. Gemeinsam in
der Trainingsgruppe mit dem
Routinier Jürgen Brähmer wird
das hoffentlich auch gelingen.
BoxSport
25

Großes Lob von Kalle Sauerland nach Sieg über Real
„Das war Culcays
beste Leistung“
Jetzt ist er Europameister – aber reicht es für einen WM-Kampf?
Manager Moritz Klatten (links) und Kalle Sauerland (rechts)
waren mit der Leistung von Jack Culcay zufrieden
Vier Runden benötigte „Golden Jack“ allerdings, um
gegen Isaac „Chaca“ Real (links) seinen Rhythmus
zu finden
Immer wieder stieß der Mann
mit dem entblößten Oberkörper
seinen Zeigefinger in Jack
Culcays Brust. „Du bist ein
großartiger Champion, aber diesen
Kampf hast du nicht gewonnen.
Du weißt das! Und wenn
du ein Mann bist, dann gibst du
Chaca ein Rematch“, schimpfte
er wieder und wieder, die um
seinen Hals hängende Trommel
baumelte bedenklich hin und
her. Jack Culcay ließ den Wortschwall
seelenruhig über sich
ergehen, zunächst mit ernstem,
später mit eher belustigtem Gesichtsausdruck,
ehe ein Ordner
dem Treiben nach einer Minute
ein Ende machte.
Was hätte er dem aufgebrachten
Spanier, der unschwer als
Anhänger seines Gegners Isaac
„Chaca“ Real, 32, zu erkennen
war, auch versprechen sollen?
Für die Ansetzung von Rückkämpfen
hat der Mann aus dem
Berliner Sauerland-Team findige
Promoter und Manager, und sich
für seinen Sieg zu entschuldigen,
das hatte der 28
Jahre alte Hamburger
nicht nötig gehabt. Ja,
es war ein enger Kampf
gewesen in der Erfurter
Messehalle, an dessen
Ende sich Culcay durch
einstimmigen Punktsieg
(117:110, 115:112,
115:113) Reals EM-Titel
im Halbmittelgewicht
gesichert hatte. Aber
Culcay hatte ihn angesichts
eines fulminanten
Endspurts verdient
gewonnen. Und so
drehte er sich um und
ließ den pöbelnden Fan
stehen.
Er hatte ja auch einen anstrengenden
Abend gehabt, bis
er sein Ziel erreicht hatte. Um
21.45 Uhr, als er eigentlich längst
im Ring hatte stehen sollen, fand
sich der Amateurweltmeister von
2009 am Büffet des VIP-Bereichs
wieder. Weil die Vorkämpfe allesamt
über die Runden gegangen
waren, musste Culcays Auftritt
hinter den Hauptkampf zwischen
IBF-Cruisergewichtschampion
Yoan Pablo Hernandez und Firat
Arslan verschoben werden, begann
deshalb erst gegen 0.20 Uhr
und damit fast drei Stunden später
als geplant. Um den Blutzuckerspiegel
konstant zu halten,
stärkte sich der Wahl-Hamburger
26 BoxSport

also mit einer leichten Mahlzeit,
ehe er im Ring richtig zulangte.
Allerdings brauchte es vier
Runden, bis der gebürtige Ecuadorianer
seinen Rhythmus
gefunden hatte gegen den Titelverteidiger,
der physisch sehr
präsent war und Culcay in der
dritten Runde nach einer schönen
Körper-Kopf-Kombination
sogar zu Boden brachte. „Da
stand ich schlecht und habe einen
Moment nicht aufgepasst“,
gab er zu. Wichtig war jedoch die
Reaktion auf den Niederschlag.
Culcay stand von da an stabiler,
vor allem aber verbesserte
er seine Beinarbeit und bot dem
Spanier nur noch selten ein stehendes
Ziel. Mit zunehmender
Kampfdauer kamen auch seine
schnellen Kombinationen punktgenau
zum Kopf des Kontrahenten,
was diesen ein ums andere
Mal kräftig durchschüttelte. Eine
Energieleistung in der zwölften
Runde sicherte „Golden Jack“
schließlich den Sieg.
„Das war die beste Leistung,
die ich von Jack bislang gesehen
habe“, lobte Promoter Kalle Sauerland.
Angesichts des hohen
Drucks, der auf Culcay lastete,
darf man dieser Aussage zustimmen.
Nachdem der in nun 19
Profikämpfen 18-mal siegreiche
Nach seinem
Niederschlag stand
Culcay gegen den
Spanier wesentlich
stabiler
Halbmittelgewichtler in seinen
vorangegangenen Auftritten
auf der Stelle getreten war und
ihn der ständige Trainerwechsel
zermürbt und verunsichert
hatte, sollte unter Joey Gamache
– Coach Nummer sieben
im fünften Profijahr – endlich
die Wende zum Guten geschafft
werden. Auch wenn sicherlich
noch nicht alles stimmte, so
ließ sich doch feststellen, dass
Culcay wieder flüssiger boxte
und seine Stärken – Beinarbeit,
schnelle Meidbewegungen, fintenreiches
Konterboxen – besser
zur Geltung brachte. „Ich war
nach den vielen Trainerwechseln
blockiert, weil ich mich nur
noch darauf konzentriert habe,
alles richtig zu machen, was ich
umsetzen sollte“, sagte er, „Joey
lässt mich wieder an meine Stärken
glauben, die mich zum Amateurweltmeister
gemacht haben.
Das tut mir gut!“
Entsprechend zufrieden war
der neue Übungsleiter, der Culcay
in seinem Gym in Kopenhagen
vorbereitete hatte. „Ich muss
Jack nicht das Boxen beibringen,
sondern ihn darin bestärken, er
selbst zu sein. Heute hat er viele
Dinge schon sehr gut umgesetzt,
er hat Real seinen Kampf aufgezwungen“,
lobte der frühere
Weltklasse-Leichtgewichtler.
„Wir wussten, dass Real das
Beste von Jack abfordern würde.
Aber besonders nach dem
schwachen Start ist Jack sehr
stark zurückgekommen und hat
für mich den Kampf deutlich gewonnen.“
Sein Vorhaben, in 2014 Europameister
zu werden, hat Culcay
nun umgesetzt. In der Form von
Erfurt dürfte das für 2015 gesteckte
Ziel, auch bei den Profis
Weltmeister zu werden, indes
noch nicht erreichbar sein. Das
weiß auch Culcays persönlicher
Manager Moritz Klatten. „Natürlich
haben wir noch viel Arbeit
vor uns, auch heute war ich noch
nicht zu 100 Prozent zufrieden,
weil er zu oft vor Real stehen geblieben
ist, anstatt sich auf den
Beinen zu bewegen. Aber Jack
ist wieder auf dem richtigen Weg,
und wenn er jetzt dauerhaft mit
Joey arbeiten kann, dann wird
er sich noch deutlich verbessern
können“, sagte er.
Das glaubt auch Kalle Sauerland.
„Auf diese Leistung kann
Jack aufbauen. Die Kombinationen
kamen wieder, die Beinarbeit
war stark. Wenn er so boxt, dann
hat er eine sehr gute Zukunft vor
sich.“ Ob diese einen Rückkampf
gegen Real bereithält, wusste in
Erfurt noch niemand zu sagen.
Auch der wütende spanische
Fan muss sich also noch etwas
gedulden.
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Noel und Abel Gevor eilen von Sieg zu Sieg
Papa Khoren stolz auf
seine tollen Stiefsöhne
Khoren Gevor (links) gibt Noel
in der Ecke wichtige Tipps mit
in die nächste Runde
Niemand, der dabei war,
wird die Szenen vergessen,
die sich am 28.
November 2008 in einer
Umkleidekabine der Hartwall-
Arena in Finnlands Hauptstadt
Helsinki abspielten. Khoren Gevor,
damals Profi im Hamburger
Universum-Stall, hatte gerade
die Boxwelt erschüttert und dem
Lokalmatadoren Amin Asikainen
dessen EM-Titel im Mittelgewicht
abgenommen. 10.000
finnische Fans hatten die Halle
schweigend und fluchtartig verlassen.
Nur in Gevors Kabine
wurde getanzt und gelacht. Trainer
Fritz Sdunek herzte seinen
Boxer, der drückte seine Ehefrau
und die kleine gemeinsame
Tochter fest an sich, alle lachten
und weinten gleichzeitig. Und
mittendrin saßen Noel und Abel
Gevor und freuten sich mit.
Nicht ganz sechs Jahre später
hat sich das Familienunternehmen
Gevor gewandelt,
der Zusammenhalt
allerdings
ist geblieben. Zu
besichtigen war das
in der Erfurter Messehalle,
als die Stiefsöhne
des früheren
Europameisters, die
dessen Ehefrau aus
einer vorangegangenen
Beziehung
mitgebracht hatte,
erstmals gemeinsam
für den Berliner
Sauerland-Stall in
den Ring stiegen. Khoren Gevor,
der mittlerweile 34 Jahre alt ist
und seine Karriere nach mehreren
vergebenen WM-Chancen
im Jahr 2012 frustriert beendet
hatte, ist jetzt der Trainer seiner
Jungs, und er fiebert in der Ecke
fast mit dem gleichen Maß an
Enthusiasmus mit, das ihn früher
durch seine Kämpfe trug.
Bei Gevor senior gab es nur den
Vorwärtsgang, ohne Rücksicht
auf Verluste, und diese Einsatzbereitschaft
fordert er auch von
Abel und Noel.
„Er war immer ein echter
Kämpfer, und das versucht er
uns auch zu vermitteln“, sagt
Noel, „wenn man sich mal hängen
lässt, weil man sich nicht so
wohl fühlt, kommt von ihm der
Tritt in den Hintern, den man
dann braucht. Und er gibt sich
nie mit Erreichtem zufrieden.“
Interessant ist dabei zu beobachten,
dass der 21 Jahre alte Abel
den zwar technisch guten, aber
doch eher draufgängerischen Stil
seines Stiefvaters übernommen
hat, während sein zwei Jahre älterer
Bruder Noel viel beherrschter
kämpft. „Ich denke, dass ich
auch von den Fehlern meines
Vaters gelernt habe“, sagt Noel,
„ich habe viele seiner Kämpfe
live erlebt und mir dabei abgeschaut,
was ich übernehmen
und anders machen will.“
Gegen Ismail Abdoul (links) bewies Noel Gevor
Nervenstärke und Cleverness
Die Auftritte der beiden Jura-
Studenten – Abel hat das zweite
Semester gerade abgeschlossen,
Noel hat das Studium derzeit
unterbrochen, um sich auf die
Boxkarriere zu konzentrieren
– in Erfurt waren denn auch
grundverschieden. Halbschwergewichtler
Abel war die Aufregung,
sich erstmals im Rahmen
eines Sauerland-Kampfabends
beweisen zu müssen, durchaus
anzumerken. Gegen den Ungarn
Attila Palko reichte es zwar zu
einem einstimmigen Punktsieg,
ein in Runde vier durch unabsichtlichen
Kopfstoß erlittener
Cut an der rechten Augenbraue
behinderte den in nun acht Profikämpfen
unbesiegten Athleten
allerdings stärker, als es ihm lieb
sein konnte. Dass er sich dennoch
durchboxte, brachte ihm
den Respekt seines Trainers ein.
„Das Kampfgericht wollte schon
abbrechen, aber ich wollte, dass
Abel sich durchbeißt, und das
hat er auch gut gemacht“, sagt
Khoren Gevor. Promoter Kalle
Sauerland versprach dem jüngeren
Gevor-Bruder einen weiteren
Auftritt im Rahmen eines
Sauerland-Events.
Um einiges weiter ist da
bereits Noel. Der Cruisergewichtler
trägt den wenig aussagekräftigen
Titel des Juniorenweltmeisters,
den er allerdings
gegen den Belgier Ismail Abdoul
nicht verteidigen konnte – der
in 85 Profikämpfen gestählte
Herausforderer war mit seinen
37 Jahren schlicht zu alt dafür.
Die Art und Weise jedoch,
mit der sich der 189 cm große
Hamburger gegen „Betonschädel“
Abdoul behauptete, war
beeindruckend. Vor allem die
28 BoxSport

Europameister und vier WM-Kämpfe
Großer Jubel: Khoren Gevor sicherte sich am 28.11.2008 gegen den Finnen
Amin Asikainen den vakanten EBU-Titel im Mittelgewicht und drehte vor Freude
fast durch (links). Gut ein Jahr zuvor, am 18. August 2007, hatte der Armenier
gegen seinen Landsmann Arthur Abraham (Bild oben) im Kampf um die IBF-
Weltmeisterschaft in Runde elf einen schweren K.o. erlitten. Bei der nächsten
WM-Herausforderung gegen Felix Sturm am 11. Juli 2009 stand Gevor erneut
auf verlorenem Posten, unterlag umstritten nach Punkten. Ebenfalls nach
Punkten unterlag er am 31. Juli 2010 gegen Dimitri Sartison in einem WM-
Supermittelgewichtsduell. In seinem letzten WM-Fight gegen Robert Stieglitz (9.
April 2011/Bild unten) kam es zum Skandal, Gevor wurde er nach einem Kopfstoß
disqualifiziert, ging auf den Ringrichter los und wurde für sechs Monate gesperrt
Ruhe, mit der Noel Gevor seine
präzisen Aktionen vorbereitete,
ließ auf dessen Nervenstärke
und Cleverness schließen. Dass
er Abdoul in Runde drei als erst
zweiter Gegner in dessen Karriere
zu Boden brachte, war das
Sahnehäubchen auf einem gelungenen
Auftritt, über den sich
auch Promoter Kalle Sauerland
sehr freute: „Noel hat eine überragende
Entwicklung gemacht.
Wenn es in diesem Tempo weitergeht,
dann ist er schon im
kommenden Jahr ein Anwärter
Gegen den Ungarn Attila Palko (links)
verkaufte sich Abel Gevor mehr als gut, …
für einen WM-Kampf“, sagte
er.
Noel Gevor freut sich über
derlei Lob, er will sich jedoch
nicht zu schnell verheizen lassen.
„Ich habe jetzt 13 Kämpfe
gemacht und kann noch viel lernen,
weil ich auch keine große
Amateurkarriere hatte“, sagt er,
„dennoch freut es mich natürlich,
wenn mein Promoter so viel
von mir hält.“ Zunächst jedoch
will er weiter hart arbeiten und
die Chancen nutzen, die sich
ihm bieten. „Solche Möglichkeiten
bekommen ja nicht viele
Boxer.“
Trainieren tun die Brüder mit
ihrem Stiefvater, der im Sommer
2013 aus Kleve am Niederrhein
zurück in den Norden zog und
nun in Wedel, einer Kleinstadt
kurz hinter der westlichen Hamburger
Stadtgrenze, lebt, im Gym
des türkischen Promoters Ismail
Özen im Hamburger Stadtteil
Stellingen. Ihre Profikarrieren
starteten die beiden, die beim
TH Eilbeck das Boxen erlernten,
im Hamburger EC-Stall von Erol
… er war von Sebastian
Sylvester (rechts) sowie seinem
Stiefvater Khoren bestens
eingestellt
Ceylan. Auf gemeinsames Sparring
verzichten sie weitgehend,
und das ist vielleicht auch gut
so, schließlich machen sie schon
im Alltag fast alles zusammen,
teilen sich sogar eine Wohnung
in Glinde, im Hamburger Osten.
„Als Familie halten wir fest zusammen“,
sagt Noel Gevor. Das
war schon 2008 die große Stärke,
und sie haben davon nichts eingebüßt,
die drei Gevors, die sich
anschicken, gemeinsam noch
einmal die Boxwelt zu erschüttern.
BoxSport
29

Hart, Härter, Härtel
Viel Lob für das „Superhirn“ beim Profi-Debüt
Hart, Härter, Härtel!“, so
stand es auf den T-Shirts
zu lesen, die die Fans von
Stefan Härtel in der Messe
Erfurt spazieren trugen. Wer
den 26 Jahre alten Supermittelgewichtler
vor seinem Profi-Debüt
einmarschieren sah, der konnte
an den Slogan jedoch nur schwerlich
glauben. Härtel, 2012 bei den
Olympischen Spielen in London
Viertelfinalteilnehmer und ob
seiner erfolgreichen Amateurlaufbahn
mit vielen Vorschusslorbeeren
vom Berliner Sauerland-Team
ins Profirennen geschickt, winkte
und zwinkerte ins Publikum. Der
in Lauchhammer geborene Athlet
wirkte so bedächtig wie ein Pastor,
der seine Gemeinde zur Sonntagsandacht
begrüßt. Selten wohl
hat ein Neoprofi seine Karriere
ähnlich entspannt eingeläutet.
„Ich war wirklich nicht aufgeregt.
Wer 190 Amateurkämpfe
gemacht hat, weiß doch ungefähr,
was ihn erwartet“, sagte
Härtel nach seinem einstimmigen
Punktsieg über den harten Letten
Olegs Fedotovs, „das einzige
Gefühl, das in mir war, war Vorfreude.“
Im Ring jedoch, da zeigte
der Wahl-Berliner, dass seine
Fans mit ihren Shirts doch nicht
ganz falsch lagen. Die als Haken
geschlagene linke Führhand und
die rechte Gerade waren veritable
Waffen gegen einen Gegner,
der immerhin 18 seiner 32 Profikämpfe
gewonnen hatte und für
ein Profidebüt eine erstaunlich
anspruchsvolle Aufgabe darstellte.
Als Härtel nach einem Kopfstoß
Fedotovs’ in Runde drei kurz
zu Boden ging und gleich wieder
aufstand, wusste man, dass er
auch einstecken kann. Und weil
sein Gegner dafür einen Punktabzug
kassierte, war das Urteil nach
sechs unterhaltsamen Runden
mit dreimal 60:53 so deutlich wie
verdient.
„An die Länge der Kämpfe
muss ich mich noch gewöhnen,
ansonsten war das für ein Debüt
doch ganz ordentlich“, sagte Härtel
nach dem Kampf. Diesem Urteil
mochte sich auch Trainer Karsten
Röwer anschließen. „Stefan hat
mich positiv überrascht. Ich hätte
nicht erwartet, dass er gegen so
einen Gegner so dominant boxt.
Aber er ist ein Wettkampftyp, war
viel stärker als im Training. Vor
allem seine Intelligenz, zu den
richtigen Momenten zurückzustecken
und nicht zu überdrehen,
hat mir gefallen“, sagte er.
Der harte Lette steckte gegen den Lehramtsstudenten (li.) ordentlich ein
Gegen Olegs Fedotovs (rechts) trat Stefan Härtel ohne jegliche Nervosität bei
seinem Profi-Debüt an
Nicht umsonst wird Härtel
vom Berliner Boulevard als „Superhirn“
gefeiert. Der Lehramtsstudent,
der Geschichte und
Sport studiert, ist für viele Stallkollegen
Ansprechpartner in Fragen
des Alltags. Dass ihm sein
Promoter bereits die Distanz von
sechs Runden zutraute, während
die meisten Neulinge zunächst
über vier Runden antreten,
spricht für sich. „Wir glaubten,
dass Stefan reif dafür war, und er
hat uns nicht enttäuscht. Wenn
er sich weiter so gut entwickelt,
dann ist im nächsten Jahr bereits
eine EM-Chance drin“, sagte Kalle
Sauerland. Härtel selbst habe
darum gebeten, kein langwieriges
Aufbauprogramm durchlaufen
zu müssen, sondern sofort
anspruchsvolle Aufgaben vor
die Fäuste zu bekommen. Man
sollte sich von der ausnehmenden
Freundlichkeit des neuen
Hoffnungsträgers also nicht täuschen
lassen – hart, härter, Härtel
eben.
30 BoxSport

Carl Froch wartet auf einen starken Gegner
Wohin geht die Reise – nach Amerika oder England?
Noch ist unklar,
wohin Jürgen
Brähmer steuert
– geht’s Richtung
England oder
Amerika?
„Ich habe mit Frochs Promoter
Eddie Hearn gesprochen und
wir werden den Kampf in den
nächsten Wochen diskutieren“,
sagte Kalle Sauerland, der Promoter
des Schweriners. „Offensichtlich
gibt es noch eine offene
Rechnung aus Amateurzeiten,
aber es wäre auch für Froch persönlich
eine große Herausforderung
im Halbschwergewicht um
einen Titel zu kämpfen.“ Froch
hält aktuell die Titel der Verbände
IBF und WBA im Supermittelgewicht.
Der 37 Jahre alte Brite
hat angekündigt, seine Karriere
mit einem großen Kampf beenden
zu wollen. Froch und
Brähmer standen sich bereits
als Amateure gegenüber. Dabei
behielt der Mecklenburger die
Brähmer: Stevenson oder
Froch – das ist die Frage
Seit Anfang Juni, seit
seinem Sieg gegen den
Argentinier Roberto
Feliciano Bolonti, ist
es ein wenig ruhiger um Jürgen
Brähmer geworden. Zumindest
in der Öffentlichkeit. Der WBA-
Weltmeister im Halbschwergewicht
nutzte für sich selbst
die Sommerpause, um mit den
Carl Froch wartet auf einen starken Gegner
Sportwissenschaftlern und
Sportphysiotherapeuten von
Physio Sports in Hamburg ein
individuelles Fitnessprogramm
aufzulegen und die körperlichen
Grundlagen für die nächste Vorbereitung
zu legen.
Wer der nächste Gegner des
35-Jährigen sein wird, steht noch
nicht fest, Kandidaten gibt es allerdings.
Da wäre
zunächst WBC-
Halbschwergewichtschampion
Adonis Stevenson.
Der Kanadier
mit haitianischer
Herkunft
wird am 27.
September in
Montreal in den
Ring steigen und
strebt danach
einen Vereinigungskampf
mit
dem Deutschen
an. „Der nächste
Kampf nach dem
im September ist
eine Titelvereinigung
mit WBA-
Champion Jürgen
Brähmer im
Dezember oder
Januar. Nach
diesem Kampf
will ich den Sieger von Hopkins
versus Kovalev“, ließ Stevenson
seine Pläne verlauten. Gegen
Bernard Hopkins wollte Stevenson
eigentlich in Montreal
antreten, der hat sich jedoch für
den Fight gegen Sergey Kovalev
entschieden. Am 8. November
stehen bei dem Duell in New
Jersey dann Hopkins Gürtel der
Versionen IBF und WBO sowie
sein Superweltmeistertitel der
WBA zur Disposition.
Jürgen Brähmer hat sich
unterdessen als Gegner für die
britische Legende Carl Froch
bei dessen Abschiedskampf ins
Gespräch gebracht. „Wenn die
Konditionen stimmen, dann
würde ich definitiv auf der Insel
boxen. Das sind doch die Highlights,
für die ich Sportler geworden
bin und die die Box-Fans
weltweit elektrisieren“, erklärte
der 35-Jährige. Für den Kampf
würde Brähmer sogar noch
einmal ins Supermittelgewicht
absteigen, in dem er viele Jahre
seiner Profikarriere geboxt hat.
„Wenn Froch Sorge hat, dass er
in meiner Gewichtsklasse keine
Chance auf meinen Titel hat,
dann gehe ich eine Gewichtsklasse
runter oder wir vereinbaren
ein Catchweight“, so der
Champion.
Adonis Stevenson strebt einen
Vereinigungskampf gegen Brähmer an
Oberhand. Aktuell haben beide
erst zwei Niederlagen in ihrem
langen Kampfrekord und sind
vor allem wegen ihrer hohen
K.o.-Quote gefürchtet.
„Jürgen war ein ausgezeichneter
Amateur und ist ein noch
besserer Profi. Ich denke, dass er
seinen Sieg als Amateur gegen
Froch wiederholen kann“, sagt
Peter Hanraths, Manager von
Jürgen Brähmer. Ob es zu diesem
Duell kommen wird, hängt
vor allem von Froch und seinem
Team ab. Sollte es mit beiden
Gegnern nicht klappen, steht
Robin Krasniqi parat, der bereits
seit geraumer Zeit als Herausforderer
mit den Hufen schart.
BoxSport
31

DAS
INTERVIEW
GUNNAR MEINHARDT MIT YOAN PABLO HERNANDEZ
Yoan Pablo Hernandez
kann es nicht fassen – fast
eine Million Euro sind weg
SPORT
Der kubanische Box-Weltm
Hernandez v
um eine Milli
Der Kubaner
vermisste am Anfang
in Deutschland
das heimische
Lebensgefühl
Boxsport: Herr Hernandez,
Sie gelten als Frohnatur. Wo ist
Ihr ansteckendes Lächeln geblieben?
Yoan Pablo Hernandez:
Das verliert man,
wen man verarscht
wird.
Boxsport: Was ist
passiert?
Hernandez: Mir
ist von meinem Steuerberater
mein gesamtes
Geld weggenommen
worden. Ich habe das
nicht gemerkt. Ich bin
getäuscht, gemein hintergangen
worden. Er
benutzte mich wie eine
Marionette und nahm
mich aus wie eine Weihnachtsgans.
Boxsport: Wie
konnte das passieren?
Hernandez:
Ich bin zu gutgläubig,
leider. Doch
das ist nun mal
mein Charakter.
Ich glaube fest
an Gott. Wenn
ich das nicht tun würde, würde ich wahrscheinlich
nicht mehr leben.
Boxsport: Warum?
Hernandez: Wissen Sie, ich konnte kaum gehen,
als ich klein war. Ich hatte extreme O-Beine.
Jahrelang musste ich eine Spezialschiene tragen,
das war furchtbar. Als das Leid vorbei war, wurde
ich chronischer Asthmatiker. Eigentlich war ich ein
Krüppel, doch Gott hat mir eine zweite Chance gegeben.
Ich wäre doch dumm, wenn ich nicht an ihn
glauben würde. Er hat mir neues Leben geschenkt,
mich gelehrt, an das Gute im Leben zu glauben.
Boxsport: Wann begann Ihr neues Leben?
Hernandez: Mit sechs Jahren, als ich vom chronischen
Asthma geheilt war. Mir ging es allerdings
auch jetzt, als ich den Virus hatte, hundeelend.
Boxsport: Wo haben Sie ihn sich eingefangen?
Hernandez: Schwer zu sagen. Möglicherweise
habe ich mir die Hände nicht richtig gewaschen
oder das Obst nicht richtig abgespült. Vielleicht habe
ich auch etwas Schlechtes gegessen. Bei meiner
letzten Titelverteidigung ....
Boxsport:....am 23. November vorigen Jahres
gegen den Russen Alexander Alexejew...
Hernandez: ... habe ich mich so extrem schwach
gefühlt, dass ich beinahe ohne Schlagwirkung zusammengebrochen
wäre. Wenn ich Alexejew nicht
in der zehnten Runde ausgeknockt hätte, hätte mich
mein Trainer Ulli Wegner aus dem Ring nehmen
müssen. An den Tagen danach bin ich kaum noch
von der Toilette runter gekommen, habe zehn Kilo
verloren. Viele Organe waren vom Virus befallen.

eister wurde wie eine Weihnachtsgans ausgenommen
on seinem Steuerberater
on betrogen
Jetzt vertraut er nur
noch drei Personen
in Deutschland
Boxsport: Ihr behandelnder
Arzt Dr. Mark Dorfmüller sprach
davon, dass Sie an einem viral
bedingten Erschöpfungssyndrom
litten, was medikamentös
behandelt wurde.
Hernandez: Es war eine
schreckliche Zeit.
Boxsport: In der Sie auch
noch um Ihr Erspartes gebracht
wurden.
Hernandez (atmet schwer
durch): Das Leben ist hart, sehr
hart. Das Gute aber ist, dass ich
fest daran glaube, es trotzdem
zu meistern. Ich rede mir ständig
ein: „Du schaffst das, du
schaffst das.“ Das gibt mir Kraft.
Und ich schaffe es auch.
Boxsport: Fangen Sie jetzt
wieder bei Null an?
Hernandez: Ja. Aber ich
komme wieder auf die Beine, ich
weiß das. Als ich nach Deutschland
kam, hatte ich auch nichts.
Boxsport: Das war am 16.
April 2005. Damals setzten Sie
sich in Halle an der Saale von
der kubanischen Nationalmannschaft
ab.
Hernandez: Die Lebensbedingungen,
die ich in Kuba
hatte, zwangen mich dazu. Mir
war aber klar, dass mir nichts geschenkt
werden würde. Der Anfang
war ganz, ganz schwer. Ich
vermisste dieses Lebensgefühl,
was wir in der Karibik haben. Die
Fröhlichkeit, die Lockerheit, die
Freundlichkeit der Menschen.
Ich weinte oft wie ein kleines
Baby. Ich war sehr verzweifelt.
Ich hatte Angst, weil ich alleine
war. Doch mir der Zeit bekam
ich langsam Vertrauen in der
neuen Welt, fühlte mich besser,
weil ich auch die deutsche Sprache
immer besser beherrschte.
Durch das bessere Deutsch war
ich nicht mehr so verschlossen,
konnte mich auch mal unterhalten.
Damit konnte ich mich von
meiner Angst ablenken.
Boxsport: War die damalige
Zeit für Sie schlimmer als die
jetzige?
Hernandez: Damals empfand
ich nicht so viel Stress.
Damals habe ich nur einen Promoter
gesucht und ein Team,
das mich aufnimmt, um Boxen
zu können.
Boxsport: Und jetzt?
Hernandez: Alles ist so
Yoan Pablo
Hernandez
vertraut
neben
seiner
Frau Sally
(links)
noch
seinem
Trainer Ulli
Wegner
(rechtes
Bild, links)
und dessen
Frau
Margret
hektisch, ich finde kaum noch
innere Ruhe. Ich frage mich oft:
„Wieso hast du nicht auf dein
Geld aufgepasst?“ Leider finde
ich keine Antwort. Im dem
Schlimmen liegt aber auch etwas
Gutes: Noch einmal wird
mir das nicht passieren.
Boxsport: Um wie viel Geld
wurden Sie betrogen?
Hernandez: Viele hunderttausend
Euro, fast eine Million.
Boxsport: Das ist ein hoher
Preis für Ihre Gutgläubigkeit.
Hernandez: Das stimmt. So
ist aber das Leben. Deswegen
musste ich in Erfurt alles zeigen.
Boxsport: Der Druck vor
Ihrer fünften Titelverteidigung
war so groß wie selten bei einem
Ihrer Kämpfe. Der Kampf gegen
Firat Arslan endete dann auch
mit einem umstrittenen Punktsieg
für Sie.
Hernandez: Ich habe gewonnen,
egal ob knapp oder
deutlich. Firat ist ein echt starker
Junge, mein Kompliment,
was er in seinem Alter drauf
hat. Übrigens: Der einzige
Druck, den ich habe, ist gesund
zu bleiben und aufzupassen,
dass meine Hände nicht wieder
kaputtgehen. Zweimal hatte ich
ja schon das Pech und musste
deshalb Kämpfe absagen. Ansonsten
habe ich keinen Druck,
ich bin der Beste im Ring. Und
noch eines: Geld ist mir nicht so
wichtig. Auch Autos nicht. Natürlich
ist mir ein Haus wichtig,
aber nur wegen meiner Familie.
Ich will meiner Frau und
meinen Kindern ein würdiges
Leben ermöglichen. Wenn ich
allein wäre, würde mir auch
eine Zwei-Zimmer-Wohnung
reichen, in der mich niemand
stört. Ich bin kein Luxusfanatiker.
Wenn ich Gesundheit mit
Geld bezahlen könnte, würde
ich dafür alles hergeben.
Boxsport: Es tut doch aber
weh, so betrogen zu werden.
Hernandez: Klar. Ich habe
auch über Schlimmeres nachgedacht.
Boxsport: Wie bitte?
Hernandez: Ja, aber ich
habe mich zurückgenommen.
Sonst hätte ich großen Blödsinn
gemacht. Ich habe dem Betrüger
mein ganzes Geld anvertraut,
er machte damit Partys,
kaufte Autos, verjubelte es, als
würde es ihm gehören. Ich mache
mir meine Hände fürs Geld
kaputt und ein anderer gibt es
hinter meinem Rücken nach
Herzenslust aus. Er lächelte
mir auch noch ins Gesicht. Wie
kann man nur so sein! Was für
ein skrupelloser Verbrecher!
Boxsport: Haben Sie Ihren
Steuerberater zur Rede gestellt?
Hernandez: Er wird gesucht,
ist aber untergetaucht.
(seine Augen werden feucht)
Boxsport: Warum kommen
Ihnen die Tränen?
Hernandez: Ja... (nickt
nachdenklich und wischt sich
die Augen trocken). Wenn ich
daran denke, überkommt mich
die Wut. Auch weil ich so hilflos
bin. Ich kann das Arschloch
nicht kaputtmachen, obwohl er
mich bestohlen hat. So ist nun
mal das Gesetz.
Boxsport: War Ihr Steuerberater
ein Landsmann aus
Kuba?
Hernandez: Wenn er ein
Kubaner gewesen wäre, wäre er
schon tot. Das können Sie mir
glauben. An dem Tag, als ich
ihn das letzte Mal traf, hat er
angefangen zu schreien, woraufhin
die Polizei kam. Er hatte
großes Glück.
Boxsport: Gibt es noch
Menschen, denen Sie trotzdem
vertrauen?
Hernandez: Hier in
Deutschland sind es noch drei
Personen.
Boxsport: Wer sind die?
Hernandez: Meine liebe
Frau, mein Trainer Ulli Wegner
und dessen Frau Margret. Die
versuchen mir zu helfen, wo
sie können. Dafür bin ich ihnen
zeitlebens dankbar.
BoxSport
33

Die Weltrangliste des
Durch die konkurrierenden Weltverbände
WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im
Boxen mittlerweile vier Weltmeister pro
Gewichtsklasse, teilweise sogar fünf:
MITTELGEWICHT
Superchamp: Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA -SUPER
01. Miguel Cotto (Puerto Rico) WBC
02. Sam Soliman (Australien) IBF
03. Peter Quillin (USA) WBO
04. Sergio Martinez (Argentinien)
05. Daniel Jacob (USA) WBA
06. Felix Sturm (Deutschland)
07. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)
08. Curtis Stevens (USA)
09. Martin Murray (England)
10. Billy Joe Saunders (England)
Etwas überraschend hat sich der US-Amerikaner Anthony Dirrell (rechts) den WBC-WM-Gürtel im
Supermittelgewicht gesichert. In dem unsauber geführten Rückkampf – mit viel Geklammere, Geschubse und der
einen oder anderen Ringeinlage – gegen den gebürtigen Kameruner Sakio Bika setzte Dirrell die klareren Treffer.
In Runde acht war Bika ein Punkt abgezogen worden, nachdem er seinem Kontrahenten einen Tiefschlag versetzt
hatte. Dem 29-jährigen Dirrell gelang es schließlich in den letzten Runden, den Kampf zu kontrollieren, während
Bika aufgrund konditioneller Probleme nicht mehr entscheidend agieren konnte. So werteten die Punktrichter
114-113, 116-111, 117-110 für Dirrell, der Bika somit als Titelträger ablöste.
HALBMITTELGEWICHT
Superchamp: Floyd Mayweather (USA) WBA-Super +WBC
01. Erislandy Lara (Kuba) WBA
02. Austin Trout (USA)
03. Miguel Cotto (Puerto Rico)
04. Saul Alvarez (Mexiko)
05. Humberto Soto (Mexiko)
06. Carlos Molina (Mexiko) IBF
07. Demetrius Andrade (USA) WBO
08. Sergey Rabchenko (Weißrussland)
09. James Kirkland (USA)
10. Jack Culcay (Deutschland)
SCHWERGEWICHT
Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO
01. Kubrat Pulev (Bulgarien)
02. Bermane Stiverne (Kanada) WBC
03. Deontay Wilder (USA)
04. Tyson Fury (England)
05. Carlos Takam (Frankreich)
06. Alexander Povetkin (Russland)
07. Dereck Chisora (England)
08. Francesco Pianeta (Deutschland)
09. Ruslan Chagaev (Usbekistan)
10. Luis Ortiz (Kuba)
LEICHTSCHWERGEWICHT (CRUISER)
Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF
01. Marco Huck (Deutschland) WBO
02. Thabiso Mchunu (Südafrika)
03. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC
04. Denis Lebedev (Russland)
05. Firat Arslan (Deutschland)
06. Danie Venter (Südafrika)
07. Ola Afolabi (England)
08. Grigory Drozd (Russland)
09. Pawel Kolodzij (Polen)
10. Rakhim Chakhkiev (Russland)
HALBSCHWERGEWICHT
Superchamp: Bernard Hopkins (USA) IBF -WBA-Super
01. Adonis Stevenson (Kanada) WBC
02. Sergey Kovalev (Russland) WBO
03. Jürgen Brähmer (Deutschland) WBA
04. Tavoris Cloud (USA)
05. Beibut Shumenov (Kasachstan)
06. Thomas Oosthuizen (Südafrika)
07. Maxim Vlasov (Russland)
08. Robin Krasniqi (Deutschland)
09. Dmitry Sukhotsky (Russland)
10. Dominic Bösel (Deutschland)
SUPERMITTELGEWICHT
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super
01. Carl Froch (England) IBF, WBA
02. Arthur Abraham (Deutschland) WBO
03. Robert Stieglitz (Deutschland)
04. Anthony Dirrell (USA) WBC
05. George Groves (England)
06. Paul Smith (England)
07. Sakio Bika (Kamerun)
08. Christopher Rebrasse (Frankreich)
09. Stanyslav Kashtanov (Ukraine)
10. James DeGale (England)
WELTERGEWICHT
Superchamp: Manny Pacquiao (Philippinen) WBO
01. Floyd Mayweather (USA) WBC, WBA
02. Marcos Maidana (Argentinien)
03. Timothy Bradley (USA)
04. Kell Brook (England) IBF
05. Keith Thurman (USA)
06. Amir Khan (England)
07. Adrien Broner (USA)
08. Brad Salomon (USA)
09. Jan Zaveck (Slowenien)
10. Chris van Heerden (Südafrika)
HALBWELTERGEWICHT
Superchamp: Danny Garcia WBA-Super +WBC
01. Juan Manuel Marquez (Mexiko)
02. Chris Algieri (USA) WBO
03. Lucas Matthysse (Argentinien)
04. Lamont Peterson (USA) IBF
05. Mauricio Herrera (USA)
06. Jessie Vargas (USA) WBA
07. Robert Ortiz (Mexiko)
08. Jose Zepeda (USA)
09. Viktor Postol (Ukraine)
10. Ruslan Provodnikov (Russland)
34 BoxSport
DIE TOP-TEN

BOXSPORT
Denn die WBA vergibt an Titelträger mit
mehr als einem Gürtel auch noch den
WBA-Super-Titel. Wer soll da noch den
Überblick behalten? Die Redaktionen von
BoxSport und der amerikanischen Box-
Bibel „The Ring" natürlich. Wir sagen
Ihnen, wer der Superchampion in jeder
Gewichtsklasse ist und wer „nur" die
Nummer 10. Stand: September 2014
SUPERBANTAMGEWICHT
Superchamp: Guill. Rigondeaux (Kuba) WBO-WBA-Super
01. Kiko Martinez (Spanien) IBF
02. Leo Santa Cruz (Mexiko) WBC
03. Koki Kameda (Japan)
04. Chris Avalos (USA)
05. Carl Frampton (Nordirland)
06. Scott Quigg (England) WBA
07. Andres Gutierrez (Mexiko)
08. Hozumi Hasegawa (Japan)
09. Kid Galahad (England)
10. Jeff Mathebula (Südafrika)
LEICHTGEWICHT
Superchamp: Richard Abril (Kuba) WBA
01. Terrance Crawford (USA) WBO
02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF
03. Yuri Gamboa (Kuba)
04. Darleys Perez (Kolumbien)
05. Omar Figueroa (Mexiko) WBC
06. Jorge Linares (Venezuela)
07. Emiliano Marsili (Italien)
08. Richard Comeney (Ghana)
09. Javier Prieto (Mexiko)
10. Ricky Burns (Schottland)
SUPERFEDERGEWICHT
Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA
01. Takashi Miura (Japan) WBC
02. Rances Barthelemy (Kuba) IBF
03. Mikey Garcia (USA) WBO
04. Adrian Estrella (Mexiko)
05. Argenis Mendez (Dom. Rep.)
06. Jose Felix (Mexiko)
07. Bryan Vasquez (Costa Rica)
08. Stephen Smith (England)
09. Romain Jacob (Frankreich)
10. Adrian Estrella (Mexiko)
FEDERGEWICHT
Superchamp: Nonito Donaire (Philippinen) WBA-Super
01. Vasyl Lomachenko (Ukraine) WBO
02. Evgeny Gradovich (Russland) IBF
03. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC
04. Alexander Miskirtchan (Georgien)
05. Lee Selby (Wales)
06. Simpiwe Vetyika (Südafrika)
07. Nicholas Walters (Jamaika) WBA
08. Jesus Marcello Andres Cuellar (Argentinien)
09. Rocky Juarez (USA)
10. Timur Akhundov (Ukraine)
BANTAMGEWICHT
Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC
01. Randy Caballero (USA)
02. Tomoki Kameda (Japan) WBO
03. Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super
04. Roberto Vasquez (Panama)
05. Paul Butler (England) IBF
06. Gonfrez Parejo (Venezuela)
07. Alejandro Hernandez (Mexiko)
08. Zhanat Zhakiyanov (Kazakhstan)
09. Jamie McDonnell (England) WBA
10. Stuart Hall (England)
SUPERFLIEGENGEWICHT
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argenti.) WBO
01. Carlos Cuadras (Mexiko) WBC
02. David Sanchez (Mexiko ) WBA
03. Zolani Tete ( Südafrika ) IBF
04. Luis Concepcion (Panama)
05. Felipe Orucuta (Mexiko)
06. David Sanchez (Mexiko)
07. Liborio Solis (Venezuela)
08. Sho Ishida (Japan)
09. Rodel Mayol (Philippinen)
10. Kokei Kono (Japan)
FLIEGENGEWICHT
Superchamp: J. F. Estrada (Mexiko) WBO, WBA-Super
01. Amnat Ruenroeng (Thailand) IBF
02. Juan Carlos Reveco (Argentinien) WBA
03. Akira Yaegashi (Japan) WBC
04. Giovanni Segura (Mexiko)
05. Hernan Marquez (Mexiko)
06. Roman Gonzales(Nicaragua)
07. Sugura Muranaka (Japan)
08. Yodmongkol Vor Saengthep (Thailand)
09. Nanvaphon Por Chorchai (Thailand)
10. Odilom Zaleta (Mexiko)
DIE GEWICHTSKLASSEN:
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg), die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.
Im Weltergewicht durfte ebenfalls ein neuer Champion
jubeln. Der Brite Kell Brook (rechts) bezwang Shawn
Porter nach Punkten (114-114, 117-111, 116-112) und holte
sich den Gürtel der IBF. Für den US-Amerikaner war
es die erste Profiniederlage seiner Karriere. Beide
Boxer lieferten sich gerade in der ersten Hälfte einen
ausgeglichenen Fight. Erst ab der achten, neunten
Runde machten sich schließlich leichte Vorteile für
Brook bemerkbar, sein Jab landete häufiger im Ziel
und er punktete auch mit Kontern. Sollte Brook noch
ein, zwei gute Kämpfe gewinnen, werden ihm nun gute
Chancen zugesprochen, gegen Floyd Mayweather Jr. in
den Ring steigen zu können.
HALBFLIEGENGEWICHT
Superchamp: Donnie Nietes (Philippinen) WBO
01. Naoya Inoue (Japan) WBC
02. Moises Fuentes (Mexiko)
03. Ganigan Lopez (Mexiko)
04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF
05. Kazuto Ioka (Japan) WBA
06. Mauricio Fuentes (Kolumbien)
07. Kompayak Porpramook (Thailand)
08. Pedro Guevara (Mexiko)
09. Alberto Rossel (Peru)
10. Adrien Hernandez (Mexiko)
MINI-FLIEGENGEWICHT
Superchamp: Francisco Rodriguez (Mexiko) IBF-WBO
01. Ryo Miyazaki (Japan)WBA
02. Ryui Hara (Japan)
03. Carlos Buitrago (Nicaragua)
04. Julian Yedres (Mexiko)
05. Oswaldo Novoa (Mexiko) WBC
06. Katsunari Takayama (Japan)
07. Wonheng Menayothin (Thailand)
08. Xiong Zhao Zhong (China)
09. Hekkie Budler (Südafrika)
10. Merlito Sabillo (Philippinen)
BoxSport 35

Arthur Abraham
Während Arthur Abraham (2.v.l.) auf der
Pressekonferenz Optimismus verbreitete,
versuchte Ulli Wegner (l.) zu warnen – dass es
spannend wird, darüber sind sich die Promoter
Kalle Sauerland (3.v.l.) und Eddie Hearn (4.v.l.)
einig
In der Sparkassen-Arena will
Paul Smith (r.) Weltmeister
Abraham entthronen
Hereinspa
meinem v
Der Weltmeister voller Optimism
Smith wird von seinem besten Kumpel Wayne Rooney (r.), mit dem er
auch Sparring macht, am Ring unterstützt
36 BoxSport

„King Arthur“ präsentiert stolz sein
„Wohnzimmer“
Paul Smith –
20 K.o.-Siege
Paul Smith (31), in Liverpool geboren,
ist der älteste von vier Brüdern,
die sich allesamt dem Boxen verschrieben
haben – neben ihm sind das Stephen
(29), Liam (26) und Callum (24)
Smith. Sein Kampfrekord liest sich
nicht schlecht: 35 Siege – 20 davon
durch K.o. – und erst drei Niederlagen
– zwei davon durch Knockout. Auf
ganz große Erfolge kann der Engländer,
der die Kampfnamen „Real Gone
Kid“ oder „Smigga“ trägt, indes nicht
verweisen. Seine vier letzten Siege gegen
David Sarabia (2014), Jamie Ambler,
Tony Dodson (beide 2013) und
Tommy Tolan (2012) fallen eher unter
das Prädikat „Aufbaukämpfe“. Da
springen schon eher die drei Niederlagen
ins Auge – gegen seine Landsleute
George Groves (2011), James DeGale
(2010) und Steven Bendall (2008) –,
auch, wenn die schon länger zurück
liegen. Heißt im Umkehrschluss allerdings,
dass Abraham seit langem ein
nennenswerter Gegner für Smith ist.
iert zu
ierten Sieg in Kiel
us, aber Trainer Wegner warnt – Englische Invasion wird erwartet
Arthur Abraham ist
mehr als optimistisch
vor seiner nächsten
Titelverteidigung und
lädt seine Fans freudestrahlend
in sein „Wohnzimmer“ in Kiel
ein – frei nach dem Motto „Hereinspaziert“.
In der Sparkassen-
Arena will der 34-Jährige am 27.
September seinen WBO-Gürtel
im Supermittel-Gewicht gegen
den Engländer Paul Smith verteidigen
und sieht die Arena als
gutes Omen. „Das wird mein
vierter Kampf in Kiel und bisher
habe ich hier immer gewonnen“,
blickt Titelverteidiger Abraham
auf seine bisherigen Fights in
der Hauptstadt von Schleswig-
Holstein zurück.
Sein Trainer Ulli Wegner versucht
indes, die Euphorie ein
wenig zu bremsen: „Der Kampf
gegen Paul Smith wird schwerer,
als Arthur denkt. Den Engländer
darf man auf keinen Fall
unterschätzen. Da muss Arthur
richtig hart ackern und ein paar
Partybesuche auslassen.“ Für
den ehrgeizigen Abraham kein
Problem, denn er will unbedingt
Weltmeister bleiben. Da stört
ihn auch nicht, dass Kiel eine
britische Invasion bevorsteht,
weil sein Gegner schon mehr als
2000 Tickets an seine Fans abgesetzt
hat. „Ich finde es super,
dass Smith viele Fans mitbringt,
denn Engländer sorgen immer
für eine tolle Stimmung – selbst
wenn ihre Landsleute verlieren.“
Trotzdem ruft der WBO-Champion
seine Anhänger auf, noch
schnell zuzuschlagen. „Wer mit
mir meinen Sieg am 27. September
feiern will, sollte sich unbedingt
beeilen.“ Zumal er auch
noch ein weiteres Highlight für
die musikalischen Ohren anbieten
kann: Abraham wird zum
Die Band Sunrise Avenue singt für Abraham in Kiel
Einmarsch von der Band Sunrise
Avenue begleitet. Zusammen
mit der Band absolvierte Abraham
im Zuge der Vorbereitung
bereits ein unterhaltsames Fotoshooting.
Siegen will Smith natürlich
auch, deswegen freut er sich
über zahlreiche Unterstützung
aus der Heimat. „Wir Engländer
lieben es zu reisen und sie wollen
auf jeden Fall dabei sein, wenn
ich Weltmeister werde“, so der
31-jährige Boxer aus Liverpool.
Ein ganz besonderer Fan soll
zudem für einen extra Motivationsschub
in Smiths Ecke sorgen.
„Mein Freund Wayne Rooney
wird mich aus der ersten Reihe
anfeuern“, bestätigt der Schützling
von Trainer Joe Gallagher.
Für einen spannenden
Hauptkampf wird also gesorgt
sein. Das sieht auch Kalle Sauerland
so: „Englische Boxer gehen
immer mit einer sehr kämpferischen
Einstellung in den Ring.
Paul Smith wird sofort aufs Tempo
drücken. Da muss Arthur von
Beginn an dagegenhalten. Doch
ich glaube, er ist sich seiner Sache
bewusst und wird dem Kieler-Boxpublikum
eine grandiose
Vorstellung bieten.“
Promoter-Kollege Eddie
Hearn, der das englische Pendant
zu Sauerland darstellt,
sieht ebenfalls einem guten
Fight entgegen. Allerdings
glaubt er an einen anderen
Ausgang. Hearn: „Ich habe mit
Kalle schon zwei große Kampfabende
veranstaltet. Beide
Male zog er den Kürzeren.
Das wird diesmal nicht anders
sein.“ Gemeint sind die beiden
Kämpfe der Sauerland-Boxer
Mikkel Kessler und George
Groves, die beide gegen Carl
Froch verloren.
BoxSport
37

Vom Nobody stieg der ehemalige Magdeburger Ringer Ulf Steinforth
DAS INTERVIEW
(47) zu einem erfolgreichen Boxpromotor und Manager in Deutschland
auf. Bereits mit 33 Jahren gründete der gelernte Kaufmann
SPORT
im März 2000 die SES-Boxpromotion. Zu seinem Boxstall gehören
aktuell 17 Profis und vier Trainer. Von der WBO wurde er 2012 als
Manager des Jahres ausgezeichnet. Wir trafen uns mit dem Magdeburger
zu einem Gespräch.
MANFRED HÖNEL MIT ULF STEINFORTH
SES-Chef träumt von
Stieglitz gegen Sturm
Am 25. Oktober wieder in Magdeburg „Nacht der schweren Jungs“
BoxSport: Sie haben seit der
Gründung des SES-Boxstalls
92 Profiveranstaltungen oft ohne
Fernsehsender an der Seite
durchgezogen, wie haben Sie das
geschafft?
Ulf Steinforth: In dem wir
Brötchen immer in der Größe
backen, wie wir uns das gerade
erlauben können. Am Anfang
waren die Brötchen sehr
klein, dann haben uns Natascha
Ragosina, Jan Zavek, Lukas
Konecny, Ramona Kühne
und schließlich auch
Robert Stieglitz mit
ihren Weltmeisterschaftssiegen
zu
mehr Popularität
verholfen, deshalb
wurden die
Brötchen etwas
größer, aber nie
zu groß. Wir sind
ein Boxstall im Osten,
da mussten wir,
ob wir wollten oder
nicht, immer schön bescheiden
bleiben, wenn wir
etwas erreichen wollten. Das hat
uns geholfen, bereits 14 Jahre
durchzustehen. Dazu bekamen
wir von vielen Seiten Unterstützung.
Ganz wichtig ist es, dass
ein so erfahrener Mann wie der
Kölner Boxexperte Jean-Marcel
Nartz uns solide und fachlich
gut durch die Klippen des Profiboxens
gesteuert hat. Ich bin der
festen Hoffnung, dass wir auch
weiter existieren und unseren
Fans mit solidem Sport Freude
bereiten können.
BoxSport: Im Sauerlandstall
beschäftigt im Moment die Frage,
ob die ARD weiter Kämpfe von
Sauerland-Boxern überträgt, die
Gemüter. Berührt das auch Ihre
Arbeit als Promotor?
Ulf Steinforth: Nur so weit,
dass es schade wäre, wenn nach
dem Hamburger Boxstall Universum
ein weiterer renommierter
Boxstall verschwinden würde.
Um das Profiboxen in Deutschland
ist mir allerdings nicht bange.
Es gibt in Deutschland so viele
kleine Profiboxställe und so
viele Kleinring-Veranstaltungen,
wie man das auf den ersten Blick
gar nicht vermutet.
Diese
Tatsache
ist deutschlandweit
gar nicht so bekannt, da
sich vieles in der Profiszene auf
regionaler Ebene abspielt.
BoxSport: Wann ist der
nächste Kampfabend geplant?
Ulf Steinforth: Wir führen
am 25. Oktober in der Magdeburger
Bördeland-Halle wieder
eine Nacht der ‚schweren Jungs‘
mit Francesco Pianeta, Steffen
Kretschmann, Michael Wallisch
und Tom Schwarz durch. Insgesamt
werden wir acht Kämpfe
präsentieren.
BoxSport: Wann sehen wir
wieder Ex-Weltmeister Robert
Stieglitz im Ring und wann ist
mit dem vierten WM-Duell Arthur
Abraham und
Robert Stieglitz zu
rechnen?
Ulf Steinforth:
Wir planen
mit Robert einen
Kampf im November.
Wenn es dabei
nach uns geht,
sollte es zu einem
Kampf Stieglitz
gegen Felix Sturm
kommen. Ich habe
diesen Wunsch ja bereits nach
unserer Veranstaltung im Juni
in Dessau geäußert. Da Felix
jetzt auf seiner Internetseite
auch einen Kampf gegen Stieglitz
wünscht, könnten wir im
November diesen Knaller erleben.
Wenn Stieglitz gegen Sturm
gewinnt und Abraham sich in
Kiel gegen den Engländer Smith
durchsetzt, könnte ich mir einen
erneuten WM-Kampf Abraham
kontra Stieglitz im März nächsten
Jahres vorstellen.
BoxSport: Sie haben 15 Boxer
unter Vertrag. Jetzt kommen
für das German-Team noch zwei
Ulf Steinforth war Manager des Jahres 2012 der WBO
Treffen
Robert
Stieglitz (links)
und Felix Sturm bald
aufeinander?
weitere dazu, wie wollen Sie diese
Jungs alle beschäftigen?
Ulf Steinforth: Da sehe ich
keine Probleme, weil wir auch
gute Verbindungen ins Ausland
pflegen. Wir schicken unsere Boxer
oft ins Ausland, wo sie gern
gesehene Partner sind. Michael
Wallisch sollte jetzt bei Klitschko
in Hamburg boxen, leider fiel der
Kampf bekanntlich ins Wasser.
BoxSport: Welche Boxer Ihres
Stalls sehen Sie in nächster
Zeit fit für einen WM-Kampf?
Ulf Steinforth: Unser Halbschwergewichtler
Robin Krasniqi
steht weit vorn im Ranking.
Unser Cheftrainer Dirk Dzemski
ist der festen Meinung, dass Robin
fit für einen WM-Fight ist.
Ein Kampf gegen WBA-Weltmeister
Jürgen Brähmer bietet
38 BoxSport

Inmitten seiner schweren Jungs fühlt sich der SES-Promoter (mitte) wohl: Trainer Dirk Dzemski, Tom Schwarz, Francesco Pianeta, Michael Wallisch, Steffen Kretschmann
und Trainer Stephan Kühne (von links)
sich geradezu an. Ich glaube,
Jürgen hat ein bisschen Schiss
vor Krasniqi. Er will angeblich
lieber Gewicht machen und im
Supermittelgewicht gegen den
37 Jahre alten Carl Froch in England
antreten. Brähmer wäre
für uns ein Wunschkandidat. In
Deutschland würde ein solcher
Kampf sicher mit Interesse aufgenommen
werden.
BoxSport: Wie steht es um
das German-Team der jungen
SES-Boxer?
Ulf Steinforth: Für die jungen
Boxer werden wir demnächst
noch eine Kleinveranstaltung
einschieben. Für das German-
Team verpflichten wir jetzt noch
zwei Talente, einen aus Berlin
und einen aus Köln.
BoxSport: Irgendwie hat
man das Gefühl, Profiboxen
steckt in Deutschland ein bisschen
in der Krise. Wie sehen Sie
das?
Ulf Steinforth: Krise ist nicht
richtig. Wahr ist aber, dass sich
das Profiboxen in Deutschland
in einem Umbau befindet. Es
wird wahrscheinlich keinen
Platzhirschen mehr geben. Die
Veranstaltungen werden sich auf
mehrere Promotor verteilen. Neben
dem Fernsehen müssen wir
Veranstalter wieder mehr Wert
auf Sponsoren legen.
BoxSport: Was wird aus
Supermittelgewichtler Moritz
Stahl? Er gilt als großes Talent,
unterlag in seinem Kampf in
Dessau überraschend durch
K.o., weil er ab Runde fünf konditionell
völlig am Ende war.
Ulf Steinforth: Die Niederlage
hat mich sehr geärgert.
Moritz ist an seiner schwachen
Kondition gescheitert. Das darf
es nicht geben. Da ist unser Athletiktrainer
gefordert. Zu seinem
Trainingsprogramm gehören in
Zukunft viele Kilometer Crossläufe.
Man ist nicht sofort ein
Star, wenn man dreimal durch
K.o. gewonnen hat. Der Weg
zum Weltmeister ist mit Mühen
gepflastert. Ich hoffe, Moritz
hat das begriffen. Er bekommt
eine zweite Chance. Ich nenne
ihm immer das Beispiel Sebastian
Sylvester, der seinen ersten
WM-Kampf verloren hat und
dann zu einem großen Champion
aufstieg.
BoxSport: Neben Ihrem Boxstall
müssen Sie auch Geld verdienen.
Sie haben einen Automaten-Betrieb
und bringen jetzt
das traditionelle Sudenburger
Bier auf den Markt. Wie schaffen
Sie das alles?
Ulf Steinforth: In unseren
Unternehmen arbeiten rund 100
Arbeitnehmer. Ich habe in allen
Bereichen wunderbare Mitarbeiter,
auf die ich mich voll verlassen
kann. Das Sudenburger Bier,
früher eine bekannte Marke, war
fast 30 Jahre verschwunden.
Die Leute wollen aber regionale
Produkte. Das Bier läuft wie
geschmiert. Unser SES-Pressesprecher
Christof Hawerkamp
ist schon ein richtiger Brauerei-
Experte geworden. Unser Sudenburger
Bier wird im Moment
noch nach den alten Magdeburger
Rezepten und mit Magdeburger
Wasser im bayrischen Wald
gebraut. Jetzt haben wir gerade
eine komplette Brauerei-Anlage
gekauft und suchen zwischen
mehreren Angeboten nach einer
geeigneten Immobilie in Magdeburg.
Die frühere Sudenburger
Brauerei ist wie die anderen
zwei Magdeburger Brauereien
zum Teil schon vor der Wende
abgewickelt worden. Jetzt bauen
wir alte Traditionen wieder auf.
Vielleicht schon im nächsten
Jahr wollen wir ein spezielles
Box-Bier auf den Markt bringen.
Steinforth bringt mittlerweile auch das traditionelle
Sudenburger Bier auf den Markt
BoxSport
39

Für Axel Schulz ist SES-Boxer Tom Schwarz D
Krank nach K.o.-Siegen und
Im SES-Gym im Magdeburger
Plattenbau-Viertel Olvenstedt
dröhnen aus den
Lautsprechern lautstarke
Beats. Es riecht überall nach
Schweiß. Trainingsauftakt nach
der Sommerpause. Auf einen
sind die Augen in diesen Tagen
besonders gerichtet: Tom
Schwarz, Deutschlands neue
Schwergewichts-Hoffnung.
Seit die Liaison des im Ring in
acht Gefechten noch ungeschlagenen
20-Jährigen mit Ex-DSDS-
Star Annemarie Eilfeld bekannt
wurde, spürt er ein noch größeres
Interesse der Öffentlichkeit.
Schwarz nimmt es, zumindest
äußerlich, gelassen: „Gerade war
RTL hier, wir bekommen jetzt
auch öfter Einladungen zu Premieren
nach Berlin. Mir macht
das schon Spaß, daran könnte
ich mich durchaus gewöhnen.
So etwas motiviert mich, noch
härter zu trainieren.“
Mit der 24 Jahre alten Sängerin
aus dem nur knapp 50 Kilometer
entfernten Dessau-Roßlau
fühlt sich der 1,97 Meter große
Modellathlet, wie er sagt, „auf
einer Wellenlänge“. Sie hat Interesse
fürs Boxen („dort haben
wir uns bei einer Veranstaltung
in Dresden vor drei Monaten
auch kennengelernt“), er liebt
ihre Musik. Gerade sind sie von
einem ersten gemeinsamen
Urlaub aus Palma de Mallorca
zurück. „Wir verstehen uns prima“,
versichert Schwarz, „lachen
viel miteinander. Ich war
auch schon oft zu Hause bei ihren
Eltern. Sie kommt ins Gym.
Mindestens drei- bis viermal in
der Woche sehen wir uns.“
Keine Angst, dass der Sport
irgendwann zu kurz kommt?
Resolute Antwort: „Nein. Der
Sport steht bei mir ganz oben.
Fürs Boxen tue ich alles, ich
trainiere sechs Tage die Woche
je zweimal, nur sonntags ist frei.
Denn mein Ziel ist klar: Ich will
irgendwann einmal Weltmeister
werden.“
Bereits mit 19 Jahren („Eigentlich
war ich sogar erst 18,
drei Tage vor meinem Geburtstag
habe ich bei Ulf Steinforth unterschrieben“)
wurde der Mann,
den Axel Schulz als größte deutsche
Schwergewichts-Hoffnung
seit langem bezeichnet („Er
bringt alles mit, um ganz oben
anklopfen zu können“), Profi.
Für das Boxen
tut Tom
Schwarz alles,
gönnt sich nur
sonntags eine
Trainingspause
Im Ring sucht der 20-Jährige gerne
den frühzeitigen K.o.
In Magdeburg bekam u.a. Janis Ginters
(links) die wuchtigen Schläge des
Dzemski-Schützlings ab
Schwarz: „Ich habe mich entschlossen,
diesen Weg zu gehen,
weil ich den Eindruck hatte, bei
den Amateuren wollten sie mich
nicht so recht. Nach dem Besuch
der Sportschule in Halle ist die
Ausbildung zum Facharbeiter
für Lagerlogistik mittlerweile
mit Erfolg abgeschlossen, nun
40 BoxSport

eutschlands größte Schwergewichts-Hoffnung
verliebt in DSDS-Sängerin
gilt alle Konzentration dem Boxen.
Bei SES habe ich in Magdeburg
dafür die besten Bedingungen,
kann mich voll auf mein
Ziel konzentrieren. Ich wohne
auf dem Grundstück der Mutter
meines Managers, kann den
Garten und den Pool mitnutzen.
Was will ich mehr, mir fehlt es
an nichts. Wenn ich also meine
Erfahrung sagen soll: Bei den
Profis ist es viel besser als bei
den Amateuren.“
Noch in diesem Jahr will
der ehrgeizige Himmelsstürmer,
der sechs seiner acht Kämpfe
mit seiner gewaltigen Rechten
vorzeitig beendete und in seiner
Profi-Laufbahn bisher insgesamt
nur 14 Runden im Ring
gestanden hat, nach dem Junioren-Weltmeistertitel
der WBO
greifen: „Danach will ich bis
24 alle Gürtel besitzen, die ich
kriegen kann. Anschließend gibt
es nur noch eines: den WM-
Titel der Großen.“
Bei SES, wo
Schwarz gemeinsam
mit den
schweren Jungs
Francesco Pianeta,
Michael
Wallisch
und
Steffen
Kretzschmann
trainiert,
vernehmen
sie
derart
kühne
Pläne
In Palma de Mallorca
verbrachten die
Turteltauben Annemarie
Eilfeld und Tom Schwarz
ihren ersten gemeinsamen
Urlaub
einerseits
mit Freude,
warnen aber gleichzeitig vor zu
viel ungestümen Draufgängertum.
Cheftrainer Dirk Dzemski,
bei dessen Vater Dietmar Tom
Schwarz einst im sachsen-anhaltischen
Görzig mit zwölf Jahren
mit dem Boxen begann („Damals
war ich noch klein und dick“):
„Wir wissen, was Tom kann.
Aber er ist gerade erst 20 Jahre
alt geworden und wird noch viel
lernen müssen. Egal wie, ohne
viel Arbeit, Trainingsfleiß und
Disziplin wird auch er seine Ziele
nicht erreichen können.“
Schwarz ficht das, so scheint
es, nicht allzu sehr an. Er will
nur eines: In den Ring steigen
und seine Gegner so schnell als
möglich mattsetzen: „Ich habe
den Eindruck, vielen fehlt im
höchsten Limit derzeit der unbedingte
Biss.
Ich hingegen
versuche, sofort
nachzusetzen, hinterher
zu gehen und das Ding vorzeitig
zu beenden. Ich bin regelrecht
krank danach, durch K.o. zu gewinnen.“
Und eigene Schwächen? Der
Mann, der in der Art zu kämpfen
(„Aber nur dort“) in Wladimir
Klitschko so etwas wie ein
Leitbild sieht, denkt kurz nach:
„Vielleicht in der Deckung. Die
Linke könnte etwas höher sein.“
Mehr fällt ihm zu diesem Thema
offenbar nicht ein…
Auf die Frage, ob er im Seilgeviert
schon einmal so etwas
wie Angst verspürt habe, grinst
er nur: „Nein, warum sollte
ich?“ Wenn er beim Face-to-Face
vor dem Kampf seinem Kontrahenten
in die Augen blicke und
nur das geringste Flackern sehe,
wisse er: „Den haue ich weg.“
RUDI BARTLITZ
BoxSport
41

Frank Maloney machte Lennox Lew
Zwei Promoter-Legenden unter sich: Don King (links) und Frank Maloney
Der England-Fahnen-Anzug war eines der Markenzeichen von Maloney
Jetzt ist Englands Star-Pro
Geschlechtsumwandlung mit 61 Jahren – jetzt heißt er Kellie und wurde beim Sa
Im vergangenen Oktober
trat Frank Maloney nach
30 Jahren als Box-Promoter
zurück. Jetzt wurde klar,
warum. Maloney, unter dessen
Führung Lennox Lewis 1992
als erster Brite seit fast 100 Jahren
Weltmeister geworden war,
nachdem er kampflos den Gürtel
vom US-Amerikaner Riddick
Bowe übernommen hatte, unterzieht
sich einer Geschlechtsumwandlung
– mittlerweile heißt
er Kellie. „Ich wurde im falschen
Körper geboren und wusste immer,
dass ich eine Frau bin“,
sagte der 61-jährige Brite dem
„Sunday Mirror“. Trotzdem tummelte
sich Maloney Jahrzehnte
im großen Macho-Business Boxen,
war einer der erfolgreichsten
und gefürchtesten Manager
– auf Augenhöhe mit Promoter-
Legende Don King, mit dem er
sich einige heiße Wortgefechte
lieferte und dem er mit seinen
maßgeschneiderten England-
Fahnen-Anzügen in puncto
schillernde Persönlichkeit in
Nichts nachstand.
Nun hat er seinen persönlichen
Kampf ausgefochten und
überraschte die komplette Box-
Welt mit seinem Bekenntnis,
lieber als Frau leben zu wollen.
„Ich kann nicht weiter Verstecken
spielen. Es hätte mich
umgebracht, länger mit dieser
Belastung zu leben“, erklärte
Kellie Maloney. „Was bei meiner
Geburt falsch gelaufen ist, wird
nun medizinisch in Ordnung gebracht.
Ich habe ein weibliches
Gehirn.“
Er ist wohl schon einmal kurz
davor gewesen, der Last nachzugeben
und sich umzubringen.
Weihnachten 2012 nahm er nach
eigenen Angaben einen Mix aus
Pillen und Alkohol, der Selbstmordversuch
scheiterte jedoch.
Im gleichen Jahr ging auch seine
zweite Ehe in die Brüche, unter
anderem aufgrund von Maloneys
Identitätskrise. „Eines Morgens
wachte ich auf und sagte
zu meiner Frau: ‚Das Problem in
unserer Ehe bist nicht du, das bin
nur ich‘.“ Es folgte eine Zeit des
Abtauchens und sich Gedanken
machen sowie die Scheidung.
Seit seinem Rückzug als
Promoter widmet sich der Vater
zweier Töchter nun komplett
der Geschlechtsumwandlung,
inklusive Hormonbehandlung,
Haarentfernungen und einem
speziellen Stimmtraining. Die
notwendigen chirurgischen Eingriffe
können nach britischem
Recht allerdings erst nach einer
zweijährigen Übergangsphase
durchgeführt werden. Zunächst
hatte Maloney das Projekt unter
höchster Geheimhaltung
gestartet, wagte jedoch jetzt
den Schritt in die Öffentlichkeit.
„Die Box-Community kann über
mich denken, was sie will. Ich
bin mit mir im Reinen – und ich
hoffe, dass die Gesellschaft das
genauso sieht“, so Kellie.
Und die ersten Reaktionen
der Öffentlichkeit waren in der
Tat positiv. „Alles Gute, Kellie!
Kellie Maloney freute
sich über den herzlichen
Empfang ihres
damaligen Schützlings
Luan Krasniqi
Endlich tut sich auch im Boxsport
etwas, genau wie überall“,
twitterte beispielsweise
der Schriftsteller Irvine Welsh.
„Mein Freund Kellie (ehemals
Frank) Maloney ist ein sehr
mutiger Mensch“, schrieb der
englische Ukip-Politiker Paul
Nuttall. Lennox Lewis unterstützt
die Entscheidung seines
ehemaligen Managers ebenfalls.
„Ich war genauso schockiert wie
jeder andere. Das Großartige am
Leben und am Boxen ist, dass
man nie weiß, was einen am
42 BoxSport

is zum Weltmeister
1993 freuten sich Lennox Lewis und sein Manager auf den ersten richtigen Titelkampf –
1992 hatte Lewis den WM-Gürtel kampflos zugesprochen bekommen
moter eine Frau
uerland-Event in Erfurt freundlich empfangen
nächsten Tag erwartet. Nachdem
ich mir Zeit genommen habe, Kellies
Äußerungen genau zu lesen,
verstehe ich besser, was sie und
andere Leute in ähnlichen Situationen
durchmachen. Ich denke,
jeder Mensch sollte so leben dürfen,
dass er Harmonie und inneren
Frieden verspürt. Ich respektiere
Kellies Entscheidung.“ Wilfried
Sauerland meinte: „Ich habe oft mit
Maloney über Kämpfe verhandelt
und nie Probleme mit ihm gehabt.
Er war ein absolut Box-Verrückter,
es war seine Leidenschaft. Die feine
weibliche Seele war nie zu spüren.
Im Gegenteil, er war ein harter
Verhandlungspartner. Man muss
seine Entscheidung akzeptieren.
Ich finde es besser, als wenn er es
verheimlichen würde.“
Vom knallharten Promoter zur
– vielleicht zartbesaiteten – Frau,
eine Rückkehr ins Boxgeschäft
schloss Kellie Maloney zunächst
aus. „Können Sie sich vorstellen,
wie ich in Frauenkleidung in eine
Boxhalle komme und einen Abend
veranstalte? Ich kann mir denken,
was mir zugerufen würde.“ Bei ihrem
Besuch in Berlin (siehe Interview
nächste Seite) hörte sich das
schon wieder ein bisschen anders
an, denn ganz ohne Boxen geht
es auch nicht. In Erfurt saß Kellie
Maloney nach 15 Monaten Abwesenheit
erstmals wieder am Ring,
als Firat Arslan über die zwölf
Runden mit Yoan Pablo Hernandez
ging und für viele sogenannte
Experten umstritten nach Punkten
verlor. „Das Urteil ist völlig in Ordnung.
Die ersten Runden hat alle
Hernandez gewonnen“, meinte
die 61-Jährige. „Anfangs war ich
etwas aufgeregt, schließlich war
es mein erster Boxkampf als Frau“,
bekannte Maloney weiter, die
ebenfalls auf alte Bekannte wie Peter
Hanraths, Regina Halmich, die
Sauerlands oder auf ihren ehemaligen
Schützling Luan Krasniqi traf
und von diesem herzlich empfangen
wurde: „Ich habe sie umarmt,
sie war unsicher. Ich habe großen
Respekt vor ihrer Entscheidung.“
Von all den positiven Reaktionen
zu ihrem „Outing“ war Kellie
Maloney schlichtweg überwältigt:
„Es gibt Leute, von denen man
niemals so viel Unterstützung
erwartet hätte. Es macht mich so
stolz – und ich danke ihnen allen
für den Beistand. Viele Menschen
in der gleichen Situation sind von
den Reaktionen, die sie erfahren
haben, traumatisiert. Aber ich
kann den Briten nicht genug für
ihre Fürsorge und Verständnis
danken.“
Mit hohen Schuhen,
schickem Kleid
und Perlenkette
statt Anzug fühlt
sich Maloney nun
wesentlich wohler
BoxSport
43

Beim „Bild”-Besuch in Berlin gestand sie
„Größte Schmerzen bei der Barthaar-Entfernung“
… und die Mutter (81) gibt Schmink-Tipps
Beim Sauerland-Kampfabend in der Messehalle
Erfurt zeigte sich der ehemalige Promoter
Frank Maloney erstmals bei einer Boxveranstaltung
als Frau. Die heute unter dem Namen
Kellie in London lebende 61-Jährige, die mittlerweile
lieber shoppen geht, als am Ring rumzuschreien,
machte vor ihrem Besuch in Erfurt
allerdings noch einen Stopp in Berlin und wurde
von der Bild durch die Hauptstadt begleitet.
Warum führt Ihre erste Reise als Kellie
nach Berlin?
Kellie Maloney: Ich denke, dass die englische
und deutsche Mentalität sehr ähnlich
sind. Besonders in Berlin ist man sehr offen
für Neues, für Vielfalt.
Was war Ihre erste große Herausforderung
als Frau?
Kellie Maloney: Zum ersten Mal in der Öffentlichkeit
als Frau aufzutreten, unter Leute
zu gehen. Dazu musste mich meine Freundin
Linda ermutigen. Sie sagte: ‚Es ist an der Zeit.
Du bist klein, du bist schlank. Geh raus!‘ Ich
ging dann mit ihr einen Kaffee trinken und
zum Abschluss sagte sie: Willkommen im
Frauen-Klub!
Ihre schmerzhafteste Erfahrung als
Frau?
Kellie Maloney: Die Barthaar-Entfernung!
Ich hätte lieber einen Schlag von meinem
Champion Lennox Lewis kassiert, als diese
Schmerzen zu ertragen.
...und die schwierigste Bewährungsprobe?
Kellie Maloney: Die Strümpfe! Zuerst habe
ich sie beim Anziehen fast alle aufgerissen.
Dann habe ich via Internet gelernt, wie man
sie richtig anzieht. Seitdem habe ich immer Ersatz-Strümpfe
dabei – in meiner Handtasche.
Haben Sie Ihre alten Anzüge noch?
Kellie Maloney: Nein, ich habe sie alle
meiner Tochter geschenkt.
Wie hat Ihre 81-jährige Mutter reagiert?
Kellie Maloney: Erstaunlich gut. Überraschend
positiv. Sie sagte: ‚Du bist mein Kind.
Ich liebe dich so wie du bist!‘ Heute berät sie
mich sogar und korrigiert mich. Wenn ich mal
zum Beispiel zu viel Make-up trage, sagt sie:
„Weniger ist mehr.“
Was empfinden Sie, wenn Sie die alten
Bilder sehen?
Kellie Maloney (weint): Ich habe das Gefühl,
als hätte ich meine Familie im Stich gelassen.
Aber meine älteste Tochter Emma steht zu
mir und unterstützt mich.
Was würden Sie heute als Frau zu Frank
Maloney sagen?
Kellie Maloney: Dass er erst nachdenken
soll, bevor er redet. Lieber vorsichtig, statt
kämpferisch.
Können Sie sich ein Comeback als Box-
Promoterin vorstellen?
Kellie Maloney: Wenn die Familie Sauerland
mit mir in England zusammenarbeiten
möchte, gern!
Foto: BILD/
Peter Müller
44 BoxSport

Der Riese Granat – eine
Granate aus Schweden?
Nach 2 schnellen K.o.-Siegen wünscht er sich jetzt „echte Herausforderungen“
Scherze mit Namen soll
man sich ja verkneifen,
aber Adrian Granat hat
selbst damit angefangen,
deshalb ist diese Ausnahme
wohl gestattet. „Granat ist
doch ein lustiger Name für einen
Schwergewichtsboxer, dessen
Fäuste wie Granaten einschlagen“,
sagt der Schwede.
Man kann ihm nur zustimmen,
und weil sein Nachname in seiner
Muttersprache tatsächlich
nichts anderes bedeutet als im
Deutschen, liegt die Frage nah,
ob da jemand mit einem Künstlernamen
nachgeholfen hat.
Nein, nein, er heiße von Geburt
an so, in der Grundschule haben
sie sich über ihn lustig gemacht
deswegen, und das war
ein Grund dafür, dass er überhaupt
angefangen hat mit dem
Boxen.
Vor zehn Jahren war das,
Adrian Granat war 13 und wog
bei einer Körperlänge von 190
cm nur 55 Kilo. Auch deswegen
wurde er gehänselt, und weil
weder Squash noch Tennis,
auch nicht Fußball oder Basketball
ihm Erfüllung bereitet hatten,
ging er zum Boxtraining –
und wusste bereits nach der ersten
Einheit, dass es der richtige
Sport für ihn war. „Teamsport
war nichts für mich, ich liebe
es, für mich allein verantwortlich
zu sein. Boxen ist die hohe
Kunst, Mann gegen Mann, der
Gewinner bekommt alles“, sagt
der 23-Jährige. Ein Jahr später
hänselte ihn niemand mehr,
„weil alle wussten, dass ich
mich auch anders als mit Worten
wehren kann“, sagt er.
2012, Granat war längst
zweifacher schwedischer Meister,
kam er über einen Kontakt
seines Amateurtrainers
zum Sparring nach Hamburg,
in den EC-Stall von Promoter
Erol Ceylan. Er bereitete dem
Kubaner Juan Carlos Gomez
und dem Rumänen Christian
Hammer Probleme. Mit seiner
Schlaghärte und der Bereitschaft,
stets an seine Grenzen
und auch darüber hinaus
zu gehen, hinterließ
er Eindruck.
Das allerdings galt
umgekehrt genauso.
Weil Profiboxen in
Schweden lange Zeit
nicht erlaubt war und
auch derzeit nur unter
Auflagen in Kämpfen
über vier Runden geduldet
wird, wusste Granat
schnell, dass ihn sein
Weg nach Deutschland
führen musste, wenn
der Traum von der Profikarriere
wahr werden
sollte. „Er hat mich
dann sechs Monate mit
E-Mails bombardiert
und sich angeboten, bis
ich irgendwann gesagt
habe, dass er herkommen
und sich beweisen
soll“, erinnert sich
Ceylan. Für Granat war
es das Ticket ins Glück.
„Ich habe mich bei EC
sofort wie zu Hause gefühlt“,
sagt er. In seine
Heimat Malmö, wo Granat
Rechnungswesen
studierte, bevor er sich
auf die Profiboxkarriere
konzentrierte, fährt er
nach seinen Kämpfen,
die meiste Zeit aber lebt
er in Hamburg.
Nachdem er seine
ersten beiden Profikämpfe
in Schweden
absolviert hatte, gab der Normalausleger,
der mit Bülent
Baser trainiert, sein Debüt für
EC am 11. April dieses Jahres in
Berlin, feierte dort seinen dritten
vorzeitigen Sieg gegen den
völlig überforderten Aziz Baran.
Am 16. Mai besiegte er bei
seinem Hamburg-Debüt in der
CU-Arena im Stadtteil Neugraben
den Österreicher Andreas
Kapp durch technischen K.o. in
Runde eins und war angesichts
der Kurzarbeit im emotionalen
Zwiespalt. „Einerseits bin ich
glücklich über den Sieg, andererseits
wünsche ich mir echte
Aziz Baran (am Boden) war in Berlin das dritte „vorzeitige Opfer“ von Adrian Granat
Gegner, die eine Herausforderung
sind. Der letzte Kampf war
leichter als das Sparring“, sagte
er. Klar ist: Granat braucht andere
Kaliber als Gegenüber, um
sich entwickeln zu können.
Das könnte bei der Nordic-
Fight-Night in Kopenhagen der
Fall sein, bei der Granat am 13.
September auf den erfahrenen
Serdar Uysal aus Koblenz
traf. Beim EC-Kampftag am
31. Oktober in Cuxhaven steigt
der Schwede dann wieder in
Deutschland in den Ring.
In genau diesem verlässt sich
der mittlerweile 203 cm lange
und 110 kg schwere Skandinavier
auf Explosivität, Schlaghärte
und seine Intelligenz. „Boxen
wird zu 80 Prozent im Kopf entschieden,
deshalb ist es wichtig,
ihn zu benutzen“, sagt er.
Für Ceylans Geschmack nimmt
sein Rohdiamant noch zu viele
Treffer. „Aber er ist noch am
Anfang seiner Karriere, probiert
viel aus. In drei Jahren wird er
unbesiegbar sein“, sagt er. Granat
lächelt, wenn er so etwas
hört. Er wird alles geben, um
zu werden, was sein Promoter
in ihm sieht: eine Granate.
BJÖRN JENSEN
BoxSport
45

Zehn der größten amerikanis
Joe Louis Rocky Marciano Sonny Liston Muhhamad Ali Joe Frazier
Bryant Jennings will
unbedingt Schwergewichts-
Weltmeister werden
Nach der großen Flaute
Neuer US-
Jennings u
Die Amerikaner
und das Schwergewichtsboxen
–
es war lange Zeit,
ja man kann sagen viele
Jahrzehnte, ihre Domäne.
John L. Sullivan ging als
erster offiziell geführter
Schwergewichtsweltmeister
in die Boxgeschichte
ein, nachdem
er am 28. August
1885 Dominick McCaffrey
besiegt hatte. Es folgten immer
wieder klangvolle Namen
wie Jack Johnson, Sam Langford,
Jack Demsey, Gene Tunney,
Joe Louis, Ezzard Charles,
Rocky Marciano, Sonny Liston,
Muhammad Ali, Joe Frazier,
George Foreman, Larry
Holmes, Mike Tyson oder
Evander Holyfield. Im Laufe
der Jahre schlichen sich
auch immer mal wieder
Weltmeister aus anderen
Nationen in die Listen –
wie u.a. Max Schmeling
(1930-1932), der Italiener
Primo Carnera (1933-1934) oder
der Brite Lennox Lewis, der von 1992 bis 2004 verschiedene
Male die Titel der drei Verbände WBC,
WBA und IBF inne hatte.
Das letzte „goldene Zeitalter“ ist jedoch fast 20
Jahre her, als Tyson, Holyfield und Riddick Bowe
das Schwergewicht beherrschten – neben Lennox
Lewis. Dann passierte das „Kuriose“: die Drei wurden
älter, traten zurück oder überzeugten nicht
mehr. Und zum ersten Mal seit ewigen Zeiten kam
niemand nach, der ihren Platz hätte einnehmen
können. Die Schwergewichtsmacht kippte Richtung
Osteuropa, wo die Klitschko-Brüder Vitali
und Wladimir die Throne übernahmen.
Was nun? Langsam keimt in den USA
wieder die Hoffnung auf, dass Schwergewichtler
an die Spitze drängen, die
in die Fußstapfen ihrer erfolgreichen
Vorgänger treten können. Einen kleinen
Dämpfer gab es allerdings im Mai, als
Chris Arreola – bis dahin mit dem größten
Vertrauen versehen, endlich wieder
einen bedeutenden WM-Titel in die Staaten
zu holen – im Kampf um den vakanten WBC-Gürtel
in der sechsten Runde von Bermane Stiverne
gestoppt wurde. Gut, Stiverne – gebürtiger Haitianer
mit kanadischem Pass ausgestatte – lebt seit
zehn Jahren in Las Vegas und will immerhin US-
Bürger werden. „Ich bin sehr stolz, den Gürtel in
die USA zurück geholt zu haben“, sagte er nach
seinem Sieg, vielleicht auch, um seine Ambitionen
diesbezüglich zu untermauern.
Als ganz große Hoffnungen, endlich wieder
ein amerikanischer Schwergewichts-Weltmeister
zu werden, gelten Deontay Wilder und Bryant Jennings.
Letzter US-Weltmeister der „Königsklasse“
war Shannon Briggs, der im November 2006 dem
Weißrussen Sjarhej Ljachowitsch den WBO-Titel
46 BoxSport

chen Champions aller Zeiten
George Foreman Larry Holmes Mike Tyson Evander Holyfield Riddick Bowe
im Schwergewicht
Glanz mit
d Wilder?
Auch Deontay Wilder hat
große Ambitionen
abknöpfte. Gut sechs Monate später – bei
der ersten Titelverteidigung – verlor er ihn
jedoch bereits wieder an den Russen Sultan
Ibragimow.
„Ich denke, es ist sehr wichtig, als Amerikaner
eine Schwergewichts-WM zu holen“,
erklärte Wilder, der das Duell zwischen Arreola
und Stiverne am Ring verfolgt hatte und
nach seinen eigenen Siegen im März gegen
Malik Scott sowie am 16. August gegen Jason
Gavern seine Ambitionen auf einen WBC-
Titelkampf gegen Stiverne als Pflichtherausforderer
in naher Zukunft unterstrich. Der
37-Jährige Gavern – sichtlich außer Form –
hatte gegen den neun Jahre jüngeren „Bronze
Bomber“ in der vierten Runde aufgegeben.
„Die Gewichtsklasse war tot, weil es
lange Zeit keinen dominierenden Amerikaner
dort mehr gegeben hat. Yeah, wir haben
die Klitschkos – und niemand will deren Arbeit
abwerten –, aber es fehlt die Spannung
vergangener Zeiten. Ich denke, ich habe alle
Eigenschaften – die Power, das Charisma, die
Energie –, um die Spannung wieder zurück
zu bringen.“
Jennings, der sich Ende Juli im WBC-
Eliminator gegen den Kubaner Mike Perez
durchsetzte, posaunt in das gleiche Horn:
„Ich möchte den Titel definitiv nach Amerika
bringen. Ich habe es schon mal gesagt
und wiederhole mich: Alle Boxfans, die mich
zum ersten Mal gesehen haben, wollen mich
weiter sehen. Langsam bekomme ich Beachtung
– und das ist mehr, als man von den
anderen jungen, talentierten US-Schwergewichtsboxern
sagen kann, die noch immer
auf ihre Chance hoffen.“
Die Aussagen von
Wilder, Jennings und
Stiverne geben aus
amerikanischer Sicht
sicher Anlass zur
Hoffnung, es bleibt
dennoch die Frage,
ob sie wirklich Erdie
Einöde bringen
nur eine erfrischensind.
„Ich sehe die
beiden schon als ge-
folg in
o d e r
de Oase
fähr-
für
lich an – aber nicht
Wladimir“, sagt Fritz
Sdunek, der Ex-Trainer
der Klitschkos. An der
Führhand seines ehemaligen
Schützlings käme keiner
vorbei. Es müssten Boxer
gegen Wladimir antreten, die
auch stehen bleiben würden.
Außer Jennings und Wilder sieht
Sdunek indes auch niemanden,
der in naher Zukunft Spannung ins
Schwergewicht bringen kann, weder
in den USA noch hier in Deutschland.
Wie lange das noch so bleiben
wird, kann auch der 67-Jährige nur
vermuten. „Ich bin zu weit von ihm
weg, um sagen zu können, wie lange
Wladimir noch boxt. Aber er kassiert
in den Kämpfen wenig Treffer und
arbeitet im Sparring übersichtlich, da
wird er – solange er noch Spaß und
Lust am Boxen hat – noch ein paar
Jahre machen.“
BoxSport
47

Weltmeister Stiverne will Amerikaner werden
Es gibt genug
Beispiele
an ambitionierten
Vorgängern
in den USA, die
ihren Worten
keine fruchtbaren
Taten folgen
ließen. Ok,
neben Briggs
gibt es mit Oliver
McCall, Hasim
Rahman,
Chris Byrd, Roy
Jones jr. Lamon
Brewster
oder John Ruiz
Anfang des 21.
Jahrhunderts
noch sechs weitere
nennenswerte
Schwergewichtsweltmeister,
die
allerdings nicht das Zeug zur
Legende hatten. Aus dieser
Gruppe wäre beispielsweise nur
Jones ein Kandidat für die Hall
of Fame – und das wohl eher im
Mittel- als dem Schwergewicht.
Momentan ist – nach Vitali
Klitschkos Rücktritt – Wladimir
der Dominator, besitzt die Gürtel
der WBA, WBO und IBF. Stivernes
Titelgewinn gibt aber genügend
Anlass für die Amerikaner,
zu glauben, dass Jennings oder
Wilder nachrücken können.
Das Duell Wilder vs. Stiverne
wird daher sich ein spannendes.
Und auch mit Jennings in den
Startlöchern könnte zumindest
die WBC-Schwergewichtsklasse
bis 2015 oder sogar darüber hinaus
interessant werden – auch
wenn Wladimir Klitschko den
WBC-Gürtel für sich beanspruchen
will. Ob Don King, Stivernes
Promoter, gewillt ist, seinen
neuen Weltmeister gegen den
Ukrainer in den Ring steigen zu
lassen, steht auf einem anderen
48 BoxSport
Jennings setzte sich
gegen Mike Perez
(rechts) durch
Mit dem 37-jährigen
Jason Gavern (rechts)
hatte Wilder bei seiner
letzten Pflichtaufgabe
keine Mühe
Blatt. In Amerika glaubt man
nicht daran, auch wenn Stiverne
schon eine Kampfansage machte:
„Man muss respektieren, dass
er schon seit acht Jahren ununterbrochen
Weltmeister ist. Er ist
ein großer Champion. Wenn wir
Bermane Stiverne
setzte sich gegen
Hoffnungsträger Chris
Arreola (rechts) durch
– nun will der Kanadier
Amerikaner werden
eines Tages aufeinandertreffen,
werde ich ihn aber schlagen. Das
wird ein Kampf, wie ihn keiner
zuvor gesehen hat.“
Für das amerikanische Fernsehen
ist der Fight zwischen Stiverne
und Wilder sicher erfolgreicher
und Quoten bringender
als ein Klitschko-Kampf. Gary
Shaw, der Promoter von Bryant
Jennings, hofft jedenfalls, dass
sich die Dominanz von Klitschko
bald zerschlägt und sich für
die US-Schwergewichtsszene
wieder einiges ändern wird.
„Lennox Lewis war zwar kein
Amerikaner, aber das Publikum
hat ihn geschätzt, weil er erstens
ein sehr guter Boxer war und
zweitens viel in den USA geboxt
hat. Daher haben die Leute nicht
so sehr auf seine Nationalität geschaut.
Als er zurück getreten ist,
hat sich die Lage verändert. Die
Klitschkos werden als Russen,
Deutsche oder Ukrainer betrachtet
und nicht so sehr geschätzt
wie Lewis, zumal sie hauptsächlich
in Europa boxen.“
Vielleicht kann ja K.o.-König
Wilder tatsächlich die guten alten
Zeiten wieder aufleben lassen
– oder Jennings, der durch
seine Athletik besticht. „Er muss
der nächste Holyfield werden“,
so Shaw. „Und er kann das auch
werden, weil er Holyfield sehr
ähnlich ist. Wann immer Evander
in den Ring gestiegen ist,
wusste man, das wird ein richtiger
Fight. Genauso ist es bei
Bryant Jennings.“ Egal, wer es
letztlich sein wird. Fakt ist: Die
Amerikaner brauchen dringend
jemanden, der an die glorreichen
Schwergewichtszeiten anknüpfen
kann.
MATTHEW JACKSON

„Boxen statt Gewalt“
nun auch „gegen Rechts“
Harald Lange (vordere Reihe, 2.v.l.)
hatte kürzlich zu einem Grillabend
mit Lagerfeuer eingeladen
Box-Manager Harald
Lange holte vor 20 Jahren
in Berlin-Hellersdorf
zum ersten Mal
Kinder und Jugendliche von der
Straße. Unter dem Motto „Boxen
statt Gewalt“ baute er in Berlin
ein wahres Box-Imperium für Jugendliche
Boxer, Amateure und
Hobby-Faustkämpfer auf. Inzwischen
dehnte er „Boxen statt
Gewalt“ auf Halle an der Saale
und Frankfurt/Oder aus. Gelegentliche
Ausflüge zu
den Profis stellte er
wieder ein „Ich konzentriere
mich ganz
auf das Freizeitboxen
und das olympische
Boxen bei unserem
Verein BR Eintracht Berlin. In
den Vormittagstunden stellen
wir unsere Hallen den Profis
vom Sauerland-Stall zur Verfügung.
Ich selbst konzentriere
mich auf den Nachwuchs, denn
ohne guten Nachwuchs und gute
Amateure wird es in Deutschland
auch keine Top-Profis geben“,
sagte Harald Lange am
letzten August-Wochenende
beim alljährlichen Traditionstreffen
norddeutscher Boxer in
Groß-Schwansee am Rande der
Lübecker Bucht.
Wie in jedem Jahr hatte Lange
zu einem Grillabend mit Lagerfeuer
geladen. Olympiasieger
wie Jochen Bachfeld (1976) oder
Andreas Tews (1992) sowie verdiente
Trainer wie der Schweriner
Dieter Berg oder Vitali-
Klitschko-Trainer Fritz Sdunek
mit Frau waren gekommen.
Die Boxer beschränkten den
Tag aber nicht nur auf Jubel,
Trubel, Heiterkeit. Vor Bratwurst
und Bier trat Trainer Dirk Käsebier
mit elf Boxern von Eintracht
Berlin gegen eine Staffel des BC
Traktor Schwerin an.
Die Jungs der U19 Altersklasse
kreuzten die Fäuste nicht
irgendwo. „Wir kämpften in
dem Dorf Jamel bei Wismar. Wir
haben von Harald das Motto ‚Boxen
statt Gewalt‘ übernommen,
fügte aber noch ‚gegen Rechts‘
hinzu“, erklärte Olympiatrainer
Michael Timm, der selbst in Jamel
genauso wie Weltmeister
Jürgen Brähmer Flagge zeigte.
Neonazis hatten Jamel als „nationalsozialistisches
Musterdorf
bezeichnet“, in dem die Rechten
das Sagen haben. „Dagegen
wollen auch wir Boxer etwas
unternehmen“, heißt es in einer
Erklärung.
In Mecklenburg- Vorpommern
erlebt das Amateurboxen
durch Trainer wie Michael Timm,
Boxsporthalle Eisenacher Straße 123 in 12685 Berlin
Trainer Dirk Käsebier (Mobil: 0173 - 15 21 882) oder Verstandsmitglied
Frau Monika Schulze (030 - 843 125 85; Mobil 0172 - 381 38 08)
Boxsporthalle Wustrower Straße in 13051 Berlin
Trainer Marcel Bellack (Mobil 0176 - 624 25 292) oder Frau Monika Schulze.
Sebastian Zbik oder Dieter Berg
einen Aufschwung. „Langsam
aber sicher kämpfen wir uns
wieder unter die Weltspitze. Der
Sieg unseres Hamburger Schwergewichtlers
Peter Kadiru bei den
Olympischen Jugendspielen in
China gab uns weiter Auftrieb,
denn Peter trainiert seit einiger
Zeit bei uns in Schwerin“, verrät
Michael Timm.
Ein ähnliches Zentrum für
das olympische Boxen wie in
Schwerin und Berlin gedenkt
Harald Lange auch in Halle an
der Saale zu gestalten. „Halle
war immer ein altes Box-Zentrum,
deshalb lohnt es sich, in
dieser Stadt wieder etwas aufzubauen“,
meint der Box-Fan. Er
fand mit Rolf Vogel und Achim
Herrmann engagierte Unterstützer.
Im vorigen Jahr hatte
das furchtbare Hochwasser der
Saale die Halle weggespült. Völlig
umgebaut, wurde das Gym
als Schmuckstück wieder
übergeben. „Am 2. Juli
eröffneten viele Ehrengäste
die Halle. Bereits im
August meldete der BR
Eintracht Halle über 100
Mitglieder. Die Belegschaft
von Porsche und VW haben
nicht umsonst ihr Geld für den
Wiederaufbau des Boxzentrum
gespendet“, freut sich Lange,
der mit seiner Aktion in Berlin,
Frankfurt/Oder und Halle Saale
schon weit über 500 Kinder und
Jugendliche von der Straße geholt
hat. In den drei Städten beschäftigen
ein rundes Dutzend
Trainer und Übungsleiter die
Mädchen und Jungen regelmäßig
beim Boxtraining.
BoxSport
49

Wahnsinn! Kadiru ist Olympiasie
lich ein unglaubliches Gefühl“,
sagt Peter Kadiru. In jenen Momenten
sickerte langsam in sein
Bewusstsein, dass er sich nun
in eine rund eine Fahrstunde
entfernt liegende Halle reisen.
Dennoch war er hellwach, als es
endlich losging.
Verdient hatte er sich die
Auszeichnung allemal. Als einziger
deutscher Boxer hatte er
die Qualifikation für die alle vier
Olympiasieger nennen darf. Im Halbfinale besiegte Kadiru
Jahre stattfindende Jugendausgabe
Zwar waren es „nur“ die Jugendspiele
im chinesischen Nanjing,
bei denen der 17 Jahre alte Superschwergewichtler
am 27. August
die Goldmedaille gewann.
„Aber für mich ist das trotzdem
eine Riesensache“, sagt Kadiru.
den Aserbaidschaner Ma-
hammadali Tahirov durch technischen
K. o. in Runde zwei. „Er
hat anfangs viel Druck gemacht,
aber ich war konditionell gut
gerüstet, er konnte mein Tempo
nicht mitgehen“, sagt Kadiru.
der Olympischen Sommer-
spiele geschafft. Für den Schüler
des Sportgymnasiums in Schwerin,
der beim Hamburger Verein
SV Polizei das Boxen erlernte,
seit Februar dieses Jahres am
Olympiastützpunkt in der Landeshauptstadt
Und damit hat er vollkommen In Runde zwei warf der Trainer
Mecklenburg-
Recht.
des Gegners das Handtuch zum Vorpommerns trainiert und
Das olympische Turnier geriet
für den in Hamburg geborenen
Sohn ghanaischer Eltern zu
einer Geduldsprobe. Da in seiner
Gewichtsklasse lediglich sechs
Zeichen der Aufgabe. Damit
hatte Kadiru das Finale gegen
Darmani Rock erreicht, ebenjenen
US-Amerikaner, dem er im
Finale der U19-WM im April in
mittlerweile für Traktor Schwerin
startet, war die Teilnahme die
Erfüllung eines Traums, an dessen
Realisierung er vor einem
Jahr nicht geglaubt hatte. „Aber
Stolz auf Gold: Peter Kadiru
Boxer antraten und er per Freilos Sofia knapp nach Punkten unterlegen
war. „Ich habe mich rierin
habe ich mich unglaublich
durch den Wechsel nach Schwe-
direkt ins Halbfinale eingezogen
Die Erkenntnis kam ihm, war, konnte er die ersten zwei sig auf die Chance zur Revanche weiterentwickelt, ich habe mich
als er in der Nacht nach Wochen lediglich trainieren. „Es gefreut“, sagt er. Und er nutzte in allen Belangen verbessert und
seinem Triumph im war sehr hart, die Spannung hoch diese. Rocks Versuche, sich mit habe ein großartiges Trainerteam“,
sagt er.
olympischen Dorf in zu halten. Ich habe reihenweise Halten und Schieben den Angriffen
seinem Bett lag und nicht schlafen
konnte, weil die Gedanken
Achterbahn fuhren. „Erst da
habe ich realisiert, was ich erreicht
habe, und das war wirkandere
Sportler gesehen, die mit
Medaillen rumliefen, und dachte
immer: Die haben es gut, die
sind schon fertig.“ Zum Training
musste er mit einem Shuttlebus
Kadirus zu entziehen,
konterte der Hamburger mit einer
hohen Schlagfrequenz, der
der US-Boxer nicht standhalten
konnte. Am Ende werteten die
Landestrainer Christian Morales
und der frühere Universum-Weltmeistercoach
Michael
Timm sind für Kadiru zuständig,
beide waren mit ihm in China,
„Unglaublich, wie viele Glückwünsche ich bekommen hab
50 BoxSport
Bei der Abschlussfeier in
Najing durfte der 17-Jährige
die deutsche Fahne tragen
Punktrichter alle drei Runden
einstimmig für Kadiru.
„Es war unglaublich, wie
viele Glückwünsche ich bekommen
habe. Mein Handy ist fast
explodiert“, sagt er. Fast das gesamte,
84 Athleten und rund 40
Betreuer umfassende deutsche
Olympiateam jubelte in der Halle
mit ihm. In Hamburg vergossen
die Eltern und Bruder Kevin, 21,
der selbst mehrfach Hamburger
Meister im Superschwergewicht
war, Tränen der Freude. „Wir haben
am Livestream mitgefiebert.
Als Peter gewonnen hatte, mussten
wir alle weinen“, sagt Kevin
Kadiru. Zur Belohnung durfte
sein Bruder bei der Abschlussfeier
im Olympiastadion die
deutsche Fahne tragen. „Ich war
geschockt, als sie mich fragten.
Das hätte ich nie erwartet. Aber
es war natürlich eine riesige Ehre,
so etwas macht man ja nicht
jeden Tag“, sagt Peter Kadiru.
Morales auf eigene Kosten, da
der Deutsche Olympische Sportbund
nur einen Trainer akkreditieren
konnte. Timm lobt die
Entwicklung seines Sportlers
in höchsten Tönen. „Peter hat
sich in der Zeit, die er bei uns
ist, unglaublich gut entwickelt,
obwohl ich auch sagen muss,
dass sein Hamburger Verein eine
sehr gute Basisarbeit geleistet
hat. Er ist sehr wissbegierig und
ehrgeizig. Die Goldmedaille war
sein klares Ziel, über Silber wäre
er enttäuscht gewesen“, sagt er.
„Umso glücklicher bin ich für
den Jungen und seine gesamte
Familie, dass er dieses Ziel erreicht
hat.“
Dass ein Olympiasieg in der
Boxwelt Interesse weckt, ist keine
Überraschung. Rayko Morales,
Cousin von Kadirus Trainer
und als Manager des Boxers tätig,
will jedoch dafür sorgen, dass
sein Schützling nicht zu schnell
in die Fänge der Profipromoter

er!
Michael Timm (rechts) freute sich mit seinem Schützling über die verdiente
Medaille
fast explodiert“
“ – Sein nächstes Ziel sind die Olympischen Spiel in Rio
gerät. „Natürlich haben sich in
den Tagen nach dem Olympiasieg
die Anfragen gehäuft. Aber
wir werden nichts überstürzen,
sondern Peter Schritt für Schritt
und ganz behutsam aufbauen.
An eine Profikarriere verschwenden
wir noch keinen Gedanken“,
sagt er. In diesem Jahr
soll der 17-Jährige nur noch bei
den internationalen deutschen
U18-Meisterschaften im November
in Köln starten. Erste Kämpfe
im Seniorenbereich sollen 2015
in der Bundesliga folgen. Das erklärte
Fernziel ist die Teilnahme
an den „richtigen“ Olympischen
Spielen im Jahr 2020 in Tokio.
„Wenn es 2016 in Rio schon
klappt, werde ich die Chance
aber sicher auch wahrnehmen“,
sagt Kadiru.
Die drei Wochen in China
seien dafür eine perfekte Vorbereitung
gewesen. „Ich habe
schon einmal einen Eindruck
gewinnen können, wie groß
ein solches
Ereignis ist“,
sagt Kadiru,
der beim Basketball,
beim
Judo und beim
Taekwondo
zuschaute
und sich vor
allem an der
Atmosphäre
im olympischen
Dorf berauschte.
„Es
war beeindruckend,
so viele
Athleten aus
aller Welt auf
einem Fleck zu
sehen. Ich habe
den olympischen
Im Finale revanchierte sich Kadiru gegen Darmani Rock (l.) für die Niederlage im Finale der U19-WM
Geist gespürt“, sagt er. von der SV Polizei begrüßten, lehrreich. Denn: Auch auf größ-
Nach dem rauschenden stand nach zwei Tagen Ausspannen
ten Erfolgen sollte sich einer, der
Empfang am Hamburger Flughafen,
als ihn bei der Rückkehr
aus China am 29. August seine
ehemaligen Vereinskameraden
im Kreise der Familie aber
erst einmal die Rückkehr in den
Schulalltag an. Komisch sei das
gewesen, sagt Kadiru, aber auch
nach oben will, nicht ausruhen.
Auch das ist eine Erkenntnis, die
Peter Kadiru erlangt hat.
BJÖRN JENSEN
BoxSport
51

Am 24. Oktober startet die AIBA Profiliga
Schwere Gegner für Bril –
Marutjan hat große Chancen
Bastian: Pfeifer könnte sich für Rio qualifizieren
Der Box-Weltverband AI-
BA arbeitet derzeit unter
Hochdruck auf den Start
seiner Profiliga hin. Am
Wochenende ab dem 24. Oktober
soll es endgültig losgehen. „Das
ist unumkehrbar“, sagt Sportdirektor
Michael Müller vom Deutschen
Boxsport-Verband (DBV).
Allmählich scheint das Unternehmen
AIBA-Pro-Boxing (APB)
tatsächlich in die Gänge zu kommen.
Es gilt als dritter Arm neben
den Amateuren und der semiprofessionellen
Weltboxserie WSB
als jährlichem Teamwettbewerb
seit 2010.
So wurden jetzt auch einige
teils namhafte Gegner der deutschen
APB-Starter bekannt. Allerdings
wird es immer unwahrscheinlicher,
dass der zweifache
WM-Dritte Pfeifer schon 2014 in
Deutschland auf Profi-Titeljagd
im Superschwer über 91 Kilogramm
geht. Offiziell ist diese
Frage „noch offen“ (Müller).
Doch gehen Insider inzwischen
davon aus, dass die Kämpfe in
dieser Gewichtsklasse stattdessen
in Aserbaidschan stattfinden
werden, wo schon das Bantamlimit
verortet wurde.
Die DBV-Spitze steht jedoch
nach wie vor in Gesprächen mit
den öffentlich-rechtlichen TV-
Sendern ARD sowie auch ZDF,
wie Müller betont. Vom Ausgang
dieser Gespräche hängt auch die
Sponsorenfrage ab. „Wir müssen
das Ergebnis abwarten“, sagt
Müller. Frühestens Mitte September
ist mit greifbaren Aussagen
zu diesem Thema zu rechnen.
Vom 13. bis zum 18. September
sind alle 80 APB-Starter
Gäste der AIBA in Almaty. Auch
die sechs frisch gebackenen deutschen
Profis Artur Bril (Leicht,
Köln), Artem Harutyunayan
(Halbwelter, Hamburg/Schwerin),
Arajik Marutjan (Welter,
Schwerin), Xhek Paskali (Mittelgewicht,
Ludwigsburg/Heidelberg),
Emir Ahmatovic (Schwer,
Wetzlar/Berlin) und Erik Pfeifer
(Superschwer, Lohne/Heidelberg)
werden in der World-
Boxing-Academy über die Marke
APB informiert und in Sachen
Regeln, Präsentation, Einmarsch
und vieles mehr geschult. Am
17.9. werden dann die ersten
Paarungen ausgelost.
Der halbschwere Serge Michel
(Traunreut/Heidelberg)
besitzt zwar einen Vorvertrag.
Es wäre aber wohl eine faustdicke
Überraschung, wenn er als
„Reservist“ von der AIBA noch
für die acht Profis im Limit bis
81 Kilogramm nominiert werden
würde.
Wer sind die künftigen Kontrahenten
von Bril, Harutyunayan,
Marutjan, Paskali, Ahmatovic
und Pfeifer? Der leichteste
deutsche AIBA-Profi, Kölns Bril,
steht vor den schwersten Aufgaben.
So sieht es auch DBV-Cheftrainer
Dr. Michael Bastian.
„Bril hat die Gruppe mit den
stärksten Gegnern erwischt“,
sagt Bastian. Mit dem Kasachen
Abdrakhmanov, dem Iren
Joyce, dem Russen Polyanskiy,
dem Italiener Valentino und
dem Brasilianer Conceicao seien
fünf Weltklasseboxer unter
den Leichtgewichtlern im APB-
Austragungsort Kasachstan am
Start. Beim jüngsten Chemiepokal
in Halle hatte Joyce das
Finale gegen Abdrakhmanov
gewonnen.
Wie stehen da die Chancen
für den Kölner? „Das Problem ist,
dass er verletzungsbedingt zurück
geworfen wurde und gerade
dabei ist, wieder den Anschluss
zu finden“, antwortet Bastian
und wagt die Prognose: „Wenn
er auf einen der fünf Genannten
trifft, wird es sehr schwer werden,
einen Sieg zu erzielen.“
„Für unseren EM-Dritten
Artem Harutyunyan sieht es etwas
günstiger aus als für Artur
Bril“, meint Bastian, der den
litauischen Olympiadritten Petrauskas
als Hauptfavoriten in
der Klasse bis 64 Kilogramm
ansieht. Ein Mitfavorit sei der
Russe Zakaryan. Die anderen
könne man noch nicht sicher
einschätzen, da sie wie der Argentinier
Aquino („El Terrible“,
der Schreckliche) teils aus dem
Profilager kämen. Die AIBA
DIE KAMPFTAGE DER APB
Phase 1: Wochenenden ab Freitag, 24. Oktober, und Samstag, 1. November: Platzierungskämpfe
Runde 1 (sechs Mal drei Minuten).
Phase 2: Freitag, 21. November, und Samstag, 29. November: Platzierungskämpfe Runde
2 (sechs Mal drei Minuten).
Phase 3: Freitag, 12. Dezember, und Samstag, 20. Dezember: Weltrangplatz-Kämpfe
(sechs Mal drei Minuten).
Phase 4: Freitag, 23. Januar, und Samstag, 24. Januar, sowie Freitag, 30. Januar, und
Samstag, 31. Januar: Krönende APB-Weltmeisterschaft-Titelkämpfe.
präsentiert Aquino als „K.o.-
King“.
Im Weltergewicht warten
indes voraussichtlich machbare
Aufgaben auf Arajik Marutjan,
den deutschen WM-Dritten. „Die
Chancen für Arajik stehen bislang
mit am besten unter allen
deutschen Athleten“, sagt Bastian
über den 22-Jährigen aus
dem Schweriner Stützpunkt um
Michael Timm. Dieser soll seinen
wohl stärksten Schützling zu den
Profikämpfen nach Österreich
begleiten, während Harutyunyan
in Brasilien von Kollegen Timms
betreut wird.
Ausreichend Trainer für den
APB-Wettbewerb zur Verfügung
zu stellen, ist eine Herausforderung
für den DBV. „Das ist viel
Aufwand. Da müssen auch Landesverbands-
oder Heimtrainer
mit ihren Athleten reisen. Das ist
aber vorbereitet“, erklärt Bastian.
Wie berichtet, schult die AI-
BA im September in Italien auch
deutsche Trainer in Sachen APB
und WSB.
Mit wem müssen Marutjan
und seine Sekundanten rechnen?
Bastian sieht vor allem den russischen
Olympiadritten Zamkovoy
als Favoriten an. Auch der Ukra-
Bei der EM 2013 besiegte Arajik Marutjan den Türken Onur Sipal (l.) schon mal
52 BoxSport

Im Halbweltergewicht wird
Evaldas Petrauskas, der für
Motor Babelsberg in der
Bundesliga geboxt hat, hoch
gehandelt
iner Lazarev sei nicht zu unterschätzen.
Den österreichischen
Profi Nader sieht Bastian „nicht
in einer Mitfavoritenrolle“. Dieser
habe zu Amateurzeiten nicht
geglänzt. Über den Aserbaidschaner,
der aus dem Profilager
kommt, kann Bastian nichts sagen.
Der Ungar Kate sei schon
deutlich älter. Fazit: „Wenn alles
richtig läuft, kann Arajik alle
schlagen.“
Im Mittelgewicht ist Xhek
Paskali aus Ludwigsburg international
gesehen der „Nobody“,
auch wenn er in der WSB für starke
Siege gesorgt hat. Der frühere
russische Europameister Chebotarev
gilt dennoch als Favorit. Den
Türken Killici konnte der deutsche
Neu-Profi Stefan Härtel zu
seinen Amateurzeiten schlagen.
Der rumänische APB-Kämpfer
Juratoni unterlag in der WSB bereits
dem Kölner Denis Radovan.
Als „starken Mann“ schätzt Bastian
den Franzosen Tavares ein.
Diesen habe Weltergewichtler
Marutjan in der WSB aber auch
schon schlagen können. Auch
den Ukrainer Mytrofanov kenne
man aus der WSB. Unterm Strich
steht Bastians Analyse: „Es sind
ein paar Brocken dabei, und es
wird für Paskali ähnlich schwer
wie für Bril.“
Und wer wartet im Schwerund
Superschwergewicht auf die
Deutschen Emir Ahmatovic (bis
91 Kilogramm) und den zweifachen
WM-Dritten Erik Pfeifer
(über 91 Kilogramm)? „Ahmatovic
wird es deutlich schwerer
haben als Pfeifer“, so Bastian,
der im Schwergewicht vor allem
den zweifachen Weltmeister Clemens
Russo heraushebt. „Emir
trifft dort allerdings auf einige
hochklassige Gegner.“
Erik Pfeifer rechnet der Cheftrainer
des DBV jedoch gute
Chancen aus, mit unter die ersten
Vier zu kommen. „Er hat das
Vermögen und das Format, sich
unter die letzten Vier zu bringen
und sich für Rio zu qualifizieren“,
ist Bastian zuversichtlich,
weist aber auch drauf hin, dass
man erst die Auslosung abwarten
müsse. „Sollte er Pech beim Losen
haben und direkt – in Aserbaidschan
– auf den Weltmeister
Magomedrasul Medzhidov treffen,
wäre es natürlich unglücklich.
Der ist schon eine Granate
und schwer zu boxen. Aber wenn
es nicht so knüppelhart kommt,
kann Erik sicher weit kommen.“
PETER JASCHKE/NICOLE BITTER
Magomedrasul Medzhidov (rechts) ist im Superschwergewicht der Favorit
Die Deutschen und ihre Gegner
Leichtgewicht (Kasachstan)
Arthur Bril, 22, Deutschland:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt:
Goldmedaille Jugend-
WM 2010 in Baku.
Berik Abdrakhmanov, 28, Kasachstan:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Asienmeisterschaften 2013, Amman.
Charly Suarez, 25, Philippinen: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Silbermedaille
„President’s Cup“ 2014, Almaty.
David Oliver Joyce, 27, Irland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Europäische-Union-Meisterschaften 2009,
Odense.
Dmitriy Polyanskiy, 25, Russland: Rechtsausleger.
Karrierehöhepunkt: Silbermedaille
Europameisterschaften 2011, Ankara.
Domenico Valentino, 30, Italien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Weltmeisterschaften 2009, Mailand.
Hurshid Tojibaev, 24, Usbekistan: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Olympiateilnehmer
2008, Peking.
Robson Conceicao, 25, Brasilien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Silbermedaille
Weltmeisterschaften 2013, Almaty.
Halbwelter (Brasilien)
Artem Harutyunyan, 25,
Deutschland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Europameisterschaften
2013, Minsk.
Abdelakder Chadi, 28, Algerien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Panafrikanische Spiele 2007, Algiers.
Armen Zakaryan, 24, Russland: Rechtsausleger.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Europameisterschaften2013, Minsk.
Boris Georgiev, 31, Bulgarien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Olympische Spiele 2004, Athen.
Carlos Aquino, 25, Argentinien: Normalauslage.
Profi-Bilanz: 13 Siege (10 K.O.)-1
Remis-0 Niederlagen
Evaldas Petrauskas, 22, Litauen: Rechtsausleger.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Olympische Spiele 2012, London.
Juan Pablo Romero, 24, Mexiko: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Individualchampion
WSB-Saison II (2011/12).
Vyacheslav Kyslytsyn, 28, Ukraine: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
EUBC-Europacup 2010, Kharkov.
Welter (Österreich):
Arajik Marutjan, 22, Deutschland:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt:
Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 2013, Almaty.
Andrey Zamkovoy, 27, Russland: Rechtsausleger.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Olympische Spiele 2012, London.
Denys Lazarev, 24, Ukraine: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille Europäische
Juniorenmeisterschaften 2007,
Serbien.
Fariz Mammadov, 34, Aserbeidschan:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt: Profi-
Europameister im Weltergewicht nach Version
der WBO.
Gyula Kate32, Ungarn: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille Weltmeisterschaften
2003, Bangkok, und 2009,
Mailand.
Marcos Nader, 24, Österreich: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Europäischer
Union-Meister im Mittelgewicht nach Profi-
Version der EBU.
Onur Sipal, 25, Türkei: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Olympiateilnehmer
2008, Peking.
Rayton Okwiri, 28, Kenia: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Panafrikanische Spiele 2011, Maputo.
Mittel (Ukraine)
Xhek Paskali, 24, Deutschland:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt:
Silbermedaille Deutsche
Meisterschaften 2012, Oldenburg.
Adem Killici, 28, Türkei: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille Weltmeisterschaften
2007, Chicago.
Artem Chebotarev, 26, Russland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Europameisterschaften 2010, Ankara.
Bogdan Juratoni, 24, Rumänien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Weltmeisterschaften 2011, Baku.
Dmytro Mytrofanov, 25, Ukraine: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Sommer-Universiade 2013, Kazan.
Hosam Abdin, 28. Ägypten: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Panafrikanische Spiele 2007, Algiers.
Marlo Delgado, 231, Ecuador: Normauslage.
Karrierehöhepunkt: Olympiateilnehmer
2012, London.
Michel Tavares, 25, Frankreich: Rechtsausleger
. Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Jugendweltmeisterschaften 2011,
Agadir.
Schwergewicht (Italien)
Emir Ahmatovic, 27, Deutschland:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt:
Bronzemedaille Europameisterschaften
Minsk 2013.
Anton Pinchuk, 26, Kasachstan: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Asia Meisterschaften Amman 2013.
Tervel Pulev, 31, Bulgarien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Olympische Spiele London 2012.
Javonta Charles, 30, USA: Rechtsauslage.
Karrierehöhepunkt: ungeschlagen.
Clemens Russo, 32, Italien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille AIBA
Weltmeisterschaften Chicago 2007/Almaty
2013.
Chouaib Bouloudinats, 27, Algerien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Africa Games Mosambik 2011.
Yamil Peralta, 23, Argentinien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Teilnehmer Olympische
Spiele London 2012.
Aleksei Egorov, 23, Russland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Goldmedaille
Europameisterschaften Minsk 2013.
Superschwergewicht (Aserbaidschan)
Erik Pfeifer, 27, Deutschland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt:
Bronzemedaille AIBA Weltmeisterschaften
Baku 2011/Almaty 2013
Magomedrasul Medzhidov, 27, Aserbaidschan:
Normalauslage. Karrierehöhepunkt:
Goldmedaille AIBA Weltmeisterschaften Baku
2011/Almaty 2013
Magomed Omarov, 24, Russland: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Europameister
Ankara 2011, 5. Platz Olympische Spiele
London 2012
Mihai Nistor, 24, Rumänien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Europameisterschaften Ankara 2011
Sergey Verveyko, Ukraine: Normalauslage
Mohamed Arjaoui, 27, Marokko: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Bronzemedaille
Militärweltmeisterschaften Almaty 2013,
Olympiateilnahme Peking 2008 & London
2012
Newfel Ouatah, 28, Algerien: Normalauslage.
Karrierehöhepunkt: Afrikameister 2007,
Olympiateilnehmer Peking 2008
Facundo Cesar Ghiglione, Argentinien:
Normalauslage.
BoxSport
53

DAS
SPORT
INTERVIEW
PETER JASCHKE MIT DBV-PRÄSIDENT
JÜRGEN KYAS
Die AIBA fin
das deutsch
„Bittner hat uns vorherige Saison mehr
Im kommenden November kandidiert Jürgen Kyas (Lengerich), seit
2009 Präsident des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV), zum zweiten
Mal für einen Sitz im Exekutivkomitee des Weltverbandes AI-
BA. Der ordentliche Wahlkongress findet in Südkorea statt. Dabei
wird auch AIBA-Präsident Dr. Ching-Kuo Wu erneut seinen Hut in den
Ring werfen. Es ist kein Gegenkandidat in Sicht. „Er hat auch meine
Sympathien“, sagt Kyas im Gespräch mit BoxSport, das sich um die
bevorstehende DM in Straubing, die Weltboxserie und AIBA-Profiliga
sowie um die fehlende staatliche Nachwuchsförderung dreht.
lager und Kampfrichterwesen
konstruktive Lösungen erzielt.
Im Gegenzug wird uns bei den
kommenden Deutschen Meisterschaften
in Straubing eine
Abordnung um meinen russischen
Kollegen Evgeniy Sudakov
beehren. Auch Alfons Hörmann
vom Deutschen Olympischen
Sport-Bund will sich
die zehn, in zwei der leichten
Klassen oft sogar nur zwei oder
drei Leute. Die russischen Titelkämpfe
dauern insgesamt zwei
Wochen lang, an einem Stück.
Ausscheidungskämpfe in 17
Regionen, jeweils etwa von der
Größe Deutschlands, sind vorausgegangen.
Wir haben zwei
Gewichtsklassen verfolgt und
Mit Florian Schulz (links) und Ali Kiydin kommen starke Leute im Superschwergewicht nach
Boxsport: Herr Kyas, Sie
sind zum Zeitpunkt unseres Interviews
gerade aus Russland
zurückgekehrt. Verraten Sie unseren
Lesern, was Sie im Namen
des DBV dorthin geführt hatte?
Jürgen Kyas: Ich war auf
Einladung der russischen Seite
zusammen mit DBV-Sportdirektor
Michael Müller und Kampfrichterobmann
Erich Dreke
zwei Tage lang zu Gast bei den
nationalen Elitemeisterschaften
in Rostow am Don, in einer der
größten Städte im europäischen
Teil der russischen Föderation.
Boxsport: Wie lautet Ihr
Fazit?
Kyas: Es war hochinteressant.
Wie Ihr Magazin ja bereits
im März berichtet hat, sind wir
dieses Jahr zur gemeinsamen
Vorbereitung der Olympischen
Spiele 2016 eine Kooperation
mit dem russischen Boxverband
eingegangen. Bei dem
jüngsten Treffen haben wir in
Sachen gemeinsame Trainings-
die Finalkämpfe von Straubing
ansehen.
Boxsport: Was haben Sie bei
den russischen Titelkämpfen im
Vergleich zu Deutschen Meisterschaften
festgestellt?
Kyas: Es war fast atemberaubend
zu sehen, wie in Russland
in jeder Gewichtsklasse
mindestens 30 Athleten um den
Titel kämpfen. Bei uns sind es
maximal rund 20 Teilnehmer
in dem am stärksten besetzten
Limit, ansonsten nur um
festgestellt, über wie viel boxerisches
Potenzial dieses Riesenland
verfügt. Einige unserer
Spitzenleute hätten aber auch
dort sicher ein gutes Standing
gehabt und brauchen den Vergleich
nicht scheuen. Unsere Boxer
haben kräftig aufgeholt, und
in Russland kochen sie auch nur
mit Wasser.
Boxsport: Mit dem deutschen
Jugend-Vizeweltmeister
Peter Kadiru im Finale der
Olympischen Jugendspiele ist
54 BoxSport

nziert wieder
WSB-Team
geschadet als genutzt“
AIBA-Präsident Dr. Ching-Kuo Wu
(rechts) genießt Kyas‘ Sympathien
nach der Premiere 2010 mit dem
damaligen Goldmedaillengewinner
Artur Bril auch bei der
zweiten Auflage dieses Wettbewerbs
ein Deutscher erfolgreich.
Was sagen Sie dazu?
Kyas: Da bin ich offen gestanden
total stolz drauf. Gold
für Bril war schon ein toller
Erfolg. Dass Kadiru nun erneut
bestätigt, was er zuvor bei den
U19-WM angedeutet hat, ist für
mich auch der Beweis, dass der
DBV bei der Entwicklung junger
Leute erstklassige Arbeit nachweisen
kann. Glückwunsch
auch an das Trainerteam. Kadiru
hat sich damit ein Standing in
der Weltspitze erarbeitet, und er
steht erst am Anfang.
Boxsport: Stichwort Nachwuchs
- bei den 92. Deutschen
Meisterschaften ab 15. Oktober
in Straubing dürfte der ein oder
andere „Junge Wilde“ noch auf
sich aufmerksam machen wollen,
wo doch „Platzhirsche“ und
Titelinhaber wie Erik Pfeifer
Profi beim Weltverband AIBA
geworden sind und nicht antreten
werden.
Kyas: Das wird für mich eine
wahnsinnig interessante DM in
Straubing. Wir werden dort das
eine oder andere Aha-Erlebnis
haben, glaube ich. Unter anderem
in Ali Kiydin und Florian
Schulz sehe ich beispielsweise
im Superschwer erstklassige
Leute nachkommen. Auch aus
der zweiten Reihe drängen einige
nach, die im Hinblick auf Rio
2016 noch rechtzeitig den Finger
heben und auf sich aufmerksam
machen wollen. In Straubing
ist dafür die Gelegenheit. Sie
bekommen vom DBV alle eine
faire Chance.
Boxsport: Wie sieht es mit
der 1. Boxbundesliga aus? Bislang
stehen erst Straubing,
Babelsberg, Nordhausen und
Seelze definitiv fest. Sind denn
schon weitere Teams hinzu gekommen?
Rekordmeister Velbert
wird ja nach dem Rückzug des
Vorsitzenden Hans-Gerd Rosik
erst einmal kleinere Brötchen
backen.
Kyas: So ist es. Was das
Oberhaus betrifft, so hat der
Märkische Box-Ring Hamm
seinen Antrag wieder zurück
gezogen, der weitere Antrag
vom Boxring Hanau wurde vom
Ligaausschuss sowohl für die 1.
als auch 2. Liga abgelehnt. Es
müssen bestimmte Teilnahmevoraussetzungen
erfüllt sein,
wie etwa die Verlässlichkeit bei
der Durchführung von Veranstaltungen.
Die Bundesliga ist
das Spiegelbild des deutschen
Boxens im Amateurbereich – da
müssen gewisse Maßstäbe gelten.
BoxSport: Sie gehören dem
Exekutivkomitee des Weltverbandes
AIBA an. Was hört man
denn in diesen Kreisen so von
Ulrich Bittner aus Hanau? Der
bisherige deutsche Lizenznehmer
der Weltboxserie WSB hat
das Handtuch geworfen und
den Weltverband AIBA auf
20 Millionen Dollar verklagt.
Sportdirektor Michael Müller
sagte, Herr Bittner sei derzeit
„nicht erreichbar“.
Kyas: Dem angestrebten
Rechtsstreit sieht die AIBA nach
wie vor mit großer Gelassenheit
entgegen. Das habe ich bei der
Tagung des Exekutivkomitees
in Istanbul erneut erfahren. Ich
fürchte, dass Herr Bittner wenig
bis keine Chancen hat, sich mit
seiner Forderung durchzusetzen,
zumal er angeblich selbst
DBV-Präsident Jürgen
Kyas redet über die DM in
Straubing, die Weltboxserie
und AIBA-Profiliga sowie
die fehlende staatliche
Nachwuchsförderung
noch finanziellen
Verpflichtungen
gegenüber der
AIBA nachkommen
muss, wie zu hören war.
Boxsport: In Sachen World
Series of Boxing (WSB), dem
semiprofessionellen Teamwettbewerb
der AIBA, bringt sich
Bittner weiterhin ins Gespräch.
Kyas: Es ist seitens der AIBA
keine weitere Zusammenarbeit
erwünscht. Es ist Herrn Bittner
untersagt worden, als deutscher
Franchisenehmer oder als Präsident
des deutschen WSB-Teams
aufzutreten. Wie er die vergangene
Saison durchgeführt hat,
hat mehr geschadet als genützt.
Boxsport: Problematisch
bleibt jedoch vorerst, wie es mit
Das Aus: Die AIBA wünscht keine
weitere Zusammenarbeit mit Ulrich
Bittner
der WSB in Deutschland weitergeht,
nicht wahr?
Kyas: Da muss ich Ihnen
Recht geben. In der kommenden
Saison nimmt uns aber die
AIBA erneut an den finanziellen
Tropf, im Vertrauen darauf,
dass wir Fernsehsender und
in der Folge Sponsoren überzeugen
können. Die AIBA ist
wahnsinnig an einer Teilnahme
Deutschlands interessiert. Und
Präsident Dr. Wu weiß, dass
wir ehrenhaft agieren und uns
ernsthaft bemühen. Er unterstützt
uns dabei auch stark und
war deshalb eigens zu Gesprächen
in Deutschland gewesen.
Boxsport: Superschwergewichtskämpfe
in der AIBA-Pro-
Boxing-Reihe APB werden vorerst
aber noch nicht in Deutschland
zu sehen sein, oder?
Kyas: Vorerst wohl noch
nicht, das ist die zutreffende
Formulierung, denn die Aussichten,
dass AIBA-Profi-Kämpfe
2015 nach Deutschland kommen,
sind gut. Wir sind zuversichtlich,
dass es klappen kann
und sehen Anzeichen, dass wir
2015 eine Chance bekommen.
Boxsport: Ein großes Problem
ist weiterhin die mangelnde
finanzielle Förderung
der Nachwuchsklassen unter
der Jugend, also der U19. Was
haben die Gespräche mit dem
Deutschen Olympischen Sportbund
respektive dem Bundesinnenministerium
gebracht?
Kyas: Es macht mich traurig,
dass wir dabei noch nicht
weiter gekommen sind. Ich
kann das nicht verstehen, und
ich akzeptiere das auch nicht
mehr. Die U15 und die U17,
das sind doch unsere Leute
für Übermorgen. Wenn wir
die Jugend nicht unterstützen
können, was soll denn da oben
angekommen? Aber ich bin
streitbar und fürchte keine Auseinandersetzung.
Beim Deutschen
Olympischen Sport-Bund
besteht auch der Wille, unsere
Förderung zu forcieren. Wir
müssen uns aber gemeinsam
gegenüber den Haushältern im
Bundestag durchsetzen. Dass
bei der EM der weiblichen Juniorinnen
und Jugend in Italien
nach jedem zweiten Finalkampf
die russische Nationalhymne
zu hören war, hat ja einen
Grund: Die investieren in ihren
Nachwuchs. Uns fehlt dagegen
diese Grundvoraussetzung, um
international noch konkurrenzfähiger
zu sein.
BoxSport
55

Zwölfmal in Folge Deutscher Meister, seit 43 Jahren kein
Rosik weg – Velber
Geschäftsführer Mundt: Wir können keine Bundesliga-Saison mehr finanzieren
Der Verein existiert seit
1922 und ist eine Institution
in der deutschen
Boxsport-Szene – so
steht es auf der Internetseite des
Velberter Box-Club (VBC) geschrieben.
Mit dem offiziellen
Rücktritt von Hans-Gerd Rosik
am 1. Oktober 2014 auf der Jahreshauptversammlung
des Clubs
gerät die Institution mächtig ins
Wanken, eine überaus erfolgreiche
Ära neigt sich dem Ende.
Der Rekordmeister, der zuletzt
zwölfmal in Folge die Deutsche
Meisterschaft gewann, steht vor
dem Neuanfang. In der kommenden
Saison wird es keinen
Bundesligastart geben, weder in
der in der 1. noch in der 2. Liga.
Die Sponsorensuche sei
schwer, erklärte VBC Geschäftsführer
Hans-Werner Mundt. Im
Velberter Umland sei nicht viel
zu holen, es gebe keine Firmen,
die den Verein derzeit unterstützen
wollen. „Wir haben zwar ein
sehr gutes Box-Publikum, aber
das alleine reicht nicht aus, um
eine Bundesliga-Saison zu finanzieren“,
so Mundt weiter. In welcher
Klasse, vielleicht der NRW-
Liga, die Velberter nun antreten
werden, steht immer noch nicht
fest. „Die anderen Vorstandsmitglieder
müssen sich erst sammeln,
dieses Jahr wird es definitiv
mit der Bundesliga nicht
mehr klappen“, bestätigt Rosik.
„Selbst für die 2. Bundesliga ist
es mittlerweile zu spät.“ Zumal
es dafür auch keine Mannschaft
geben würde. „Gottlieb Weiss
hört auf, Denis Makarov eventuell
auch, Roman Fress kommt
woanders unter und Peter Mul-
Geschäftsführer Hans-Werner
Mundt und die anderen VBC-
Vorstandsmitglieder sind auf Sponsoren
angewiesen
lenberg geht nach Babelsberg“,
so Rosik. „Und die anderen Boxer
waren ohnehin Leihgaben.“
Die letzte große Meisterfeier
Ein bisschen Wehmut klingt in
der Stimme des mittlerweile
75-Jährigen allerdings auch mit,
wenn er über den Zusammenbruch
im Verein spricht. „Seit 43
Jahren haben wir keinen Heimkampf
mehr verloren, das ist
eine Erfolgsgeschichte, die kein
anderer Verein in Deutschland
vorweisen kann“, erklärt Rosik,
der seit dem Jahr 1948 Mitglied
im VBC und darüber hinaus seit
1985 als erster Vorsitzender tätig
ist. Zuletzt hatte er zudem noch
das Amt des Sportwarts inne.
Das Erfolgsgeheimnis sei
immer gewesen: „Wenn eine
Saison zu Ende geht, fängt die
andere direkt wieder an.“ Jetzt
haben die Verantwortlichen eine
ganze Saison Zeit, das Projekt
Bundesliga wieder an den Start
zu bringen. Sicherlich auch eine
Am Ende der vergangenen Saison ließen die Velberter Erstliga-Boxer die Korken bei Titel
Nummer zwölf in Folge noch mal knallen
56 BoxSport

n Heimkampf mehr verloren
t am Ende
– vielleicht reicht es noch für die NRW-Liga
Hans-Gerd Rosik mit
einem von zahlreichen
Meisterpokalen – hier 2010
Aufgabe für den neuen 1. Vorsitzenden,
der am 1. Oktober
in die Fußstapfen Rosiks treten
wird. Wer das sein wird, entscheidet
sich erst bei der Neuwahl.
Es kann auch sein, dass
es zwei neue Leute im Vorstand
gibt – einen neuen Vorsitzenden
sowie einen neuen Sportwart.
„Je nachdem, wer sich zur Wahl
stellt“, meint Rosik, der nicht
vorweggreifen will, wer sich bereits
gemeldet hat.
Ganz leicht wird es für den
neuen Vorsitzenden sicher nicht,
denn die Fußstapfen Rosiks sind
groß – die Erfolgsliste ist lang.
Seitdem der Verein 1971 bereits
schon einmal Deutscher Meister
war, begann 2003 die ganz große
Ära. Seitdem eilte der Club von
einem Titel zum anderen, zwölf
Jahre hintereinander wurde das
Oberhaus beherrscht. Und seit
gut 30 Jahren war Rosik Ansprechpartner
für alle Belange
der Sportler, Trainer, Mitglieder
und Fans. Jetzt will er sich mehr
Das Bundesverdienstkreuz ist
eine besondere Ehre für den
scheidenden Vorsitzenden,
seine Frau Edda und DBV-
Präsident Jürgen Kyas
(links) freuten sich bei der
Verleihung mit ihm
auf seine Familie konzentrieren,
die stets zurückstecken musste
– und vor allem Zeit mit seiner
Frau Edda, den drei Kindern und
vier Enkelkindern verbringen.
„Vielleicht habe ich ja noch die
Chance, das Versäumte nachzuholen“,
meint Rosik, der in
jungen Jahren aus Neugier zum
Boxsport gekommen ist, da die
Trainingshalle des Velberter BC
nur rund zwei Kilometer von seinem
Elternhaus entfernt gewesen
war. Er sah sich das Training
an und blieb dabei. Mit einer
eigenen Amateurkarriere klappte
es allerdings nicht, weil er als
Jugendlicher bei einem schweren
Autounfall fast sein ganzes
Augenlicht verloren hatte. So
steckte er als Vorsitzender seine
ganze Energie rein, die Nachwuchsboxer
des VBC zu pushen
und mit ihnen Erfolge zu feiern.
Zuletzt hatte er beispielsweise
mit dem Olympiateilnehmer
und mittlerweile Neu-Profi bei
Sauerland Stefan Härtel sowie
Denis Radovan die besten Mittelgewichtler
Deutschlands im
Amateurbereich unter Vertrag.
2003 hatte die Erfolgsgeschichte
– als der Verein zum
zweiten Mal nach 1971 Deutscher
Mannschaftsmeister wurde
– in Leverkusen angefangen,
als der damalige Aufsteiger Velberter
BC den Durchmarsch in
Liga eins vollführte und schließlich
in Leverkusen den Triumph
perfekt machte. Vor heimischer
Kulisse hatte das Team die Leverkusener,
den Meister der beiden
vorherigen Jahre, zunächst mit
15:12 bezwungen, in der Ulrich-
Haberland-Halle in Leverkusen
blieb es mit 14:13 siegreich. Als
Stützen erwiesen sich damals
die international erfahrenen
Akteure Wardan Zakarjan, Ali
Ahraoui und Witali Boot sowie
Sven Richter und Christian Wallot.
Für seine ehrenamtliche Tätigkeit
im Boxsport und die zahlreichen
Vereinserfolge wurde
Hans-Gerd Rosik im November
2013 mit dem Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet. Sollte der
Verein für die kommende Saison
den Schritt zurück ins Oberhaus
wagen, würde sich der 75-Jährige
in beratender Funktion zur
Verfügung stellen. „Ich biete
meine Hilfe gerne an – nur tagelang
in der Weltgeschichte rumzufahren
für einen Boxkampf,
das mache ich nicht mehr.“
NICOLE BITTER
Erfolg zieht an – Velberts Halle war von fachkundigem Publikum stets gut
besucht
BoxSport
57

Bei den Deutschen Meisterschaften vom 15. bis
Kommen jetzt die großen
Wilden an die Macht?
Bastian: „Die Zeit des Rückwärts-Boxens ist vorbei“
Dr. Michael Bastian (mitte) mit zweien seiner Star-Trainer:
Michael Thimm (links) und Ralf Dickert
Die Meisterschaft hat
gezeigt, dass das
Amateurboxen attraktiver
und spannender
geworden ist. Es wird angriffsorientierter
gekämpft.“ So lautete
im vergangenen Oktober
nach den jüngsten Deutschen
Meisterschaften der Männer
im niedersächsischen Oldenburg
die Analyse von Chefbundestrainer
Dr. Michael Bastian
im BoxSport. Wird sich dieser
Trend bei der 92. Auflage der
nationalen Titelkämpfe im bayrischen
Straubing fortsetzen?
Die Zuschauer hoffen es sicher,
und Bastian wohl ebenso.
Schließlich sollen die
DM-Starter vom 15. bis zum
18. Oktober in der Sporthalle
des Straubinger Turmair-
Gymnasiums zeigen, dass sie
in Deutschland die Nase vorn
haben und fit für internationale
Einsätze sind. Zwar stehen
in diesem Jahr des Starts der
AIBA-Profiliga ab 24. Oktober
keine wichtigen Turniere mehr
an. Dennoch gilt ganz allgemein,
dass auf der Weltbühne
mit harten Bandagen gekämpft
wird.
„Die Zeit des Rückwärtsboxens
ist vorbei“, sagte Bastian
schon 2013. Bereits bei den
Deutschen U21-Meisterschaften
vom 1. bis zum 4. Oktober
in Moers sind erste Fingerzeige
zu erwarten: Die Nachwuchsfinalisten
sind automatisch für
die bald darauf folgende Männer-DM
qualifiziert, was eine
echte Belastungsprobe darstellt,
der sich nicht jeder aussetzen
mag. Dazu kommen die
aufgrund ihrer internationalen
Meriten vom DBV gesetzten
Athleten sowie die Besten aus
den Landesverbänden, die
mehrheitlich dieser Tage ihre
Meister ermitteln.
Gespannt darf man vor allem
auf die Kämpfe im Halbwelter-,
Welter-, Mittel- und
im Superschwergewicht sein.
Denn in diesen Klassen sind
einige Titelverteidiger ins Profilager
gewechselt. Berlins
Stefan Härtel, der das Mittelgewichtsfinale
2013 umstritten
gegen den Kölner Denis Radovan
gewonnen hatte, hat inzwischen
beim Sauerland-Boxstall
unterzeichnet.
Der amtierende Halbwelter-
Champion und EM-Dritte Artem
Harutyunyan (Hamburg)
wird vor seinem Start am 24.
Oktober in der Profiliga des
Weltverbands AIBA aus eben
diesem Grund ebenso definitiv
58 BoxSport

18. Oktober in Straubing fehlen die AIBA-Profis
Edgar Walth Abass Barou Albon Pervizaj
Sie haben Chancen auf den Titel
Johann Witt
Omar El Hag
Denis Radovan
nicht an der DM teilnehmen
wie unter anderem der WM-
Dritte Arajik Marutjan (Weltergewicht-Meister
2013) und
Superschwer-Titelverteidiger
Erik Pfeifer, der zweifache
WM-Dritte, die beide ebenso
unter dem Dach der AIBA Profis
geworden sind.
Freuen darf man sich unter
anderem auf die Kämpfe
um das Erbe von Pfeifer in der
superschweren Klasse über 91
Kilogramm: Sowohl der schlagstarke
Hesse Ali Kiydin, 2013
noch Deutscher Vizemeister,
als auch der Greifswalder Hüne
Florian Schulz haben den
Box-Fans im Frühjahr beim
Chemiepokalturnier in Halle
mit starken Kämpfen gegen
Weltklasseleute Lust auf den
direkten Vergleich in Straubing
gemacht.
Ob im Schwergewicht junge
Wilde wie der 19-jährige
Albon Pervizaj jetzt auch in
der Männerklasse durchstarten
können? In Halle wurde er
für seinen „starken Einstand“
jedenfalls von Chefbundestrainer
Bastian gelobt. Sollte der
Hamburger auch in Straubing
wieder glänzen, wäre er ein
heißer Anwärter für das deutsche
Olympiateam in Rio 2016.
Titelverteidiger Johann Witt
aus Baden-Württemberg wird
es ihm im Fall seines Starts aber
nicht leicht machen.
Und im Weltergewicht bis
69 Kilogramm hoffen alle, die
in Halle dabei waren, den Senkrechtstarter
Abass Baraou im
Ring wiederzusehen: Der 19
Jahre alte Sensationssieger beim
jüngsten Chemiepokal aus Oberhausen
hatte in Halle bereits den
amtierenden nationalen Vizemeister
Slawa Kerber schlagen
können und wäre in den Augen
seiner Fans ein würdiger Nachfolger
von Marutjan als deutscher
Weltergewichtsmeister.
Auch in den leichteren Limits
drängen Junge nach vorne: Der
20-jährige Berliner Bantamgewichtsboxer
Omar El Hag wird
sich diesmal nicht mit Bronze
zufrieden geben wollen. Er lieferte
sich mit seinem verbandsinternen
Rivalen Edgar Walth (23)
im Halbfinale 2013 den besten
Kampf des Turniers. Walth wurde
in Oldenburg umjubelter Meister
und war bei der WM in Almaty
dabei. Als Lokalmatador vom
gastgebenden BC Straubing wird
Bundeswehr-Sportsoldat Walth
erst recht alles geben, um den Titel
in seiner Heimatstadt zu verteidigen.
PETER JASCHKE
BoxSport
59

Ex-Weltmeister zu Gast in Weißenburg
Sven Ottke: Viel Lob
für das Frauen-Boxen
Sein Patenkind verlor erst im Finale
Schlaghand, Führhand“,
rief Sven Ottke seinem
Patenkind Nina Meinke
zu, während die
Berlinerin im Viertelfinale der
12. Deutschen Meisterschaft
der Frauen ihre Gegnerin Katrin
Hühn aus Hessen unter Feuer
nahm. Mit Erfolg, denn Meinke
zog mit einem 3:0-Punktsieg ins
Halbfinale ein. Doch der mehrfache
Profi-Weltmeister Sven Ottke
weilte nicht nur in der Weißenburger
Landkreis-Halle, um sich
um sein Patenkind zu kümmern.
Er ließ sich von der grandiosen
Stimmung mitreißen, schaute
sich verschiedene Kämpfe an
Sven Ottkes
Patenkind Nina
Meinke (rechts)
musste sich erst
im Finale gegen
Tasheena Bugar
geschlagen geben
BC Vorstand Heiner Pauckner (links) freute sich über den
prominenten Gast Sven Ottke
und war beeindruckt von der
Kondition der Teilnehmerinnen.
„Das Niveau war nicht
schlecht“, befand der 47-Jährige.
„Und es wird immer besser.
Manche Boxerinnen haben mir
erzählt, dass sie erst 2007 oder
2008 mit dem Boxen angefangen
haben – dafür haben wir teilweise
sehr schöne Kämpfe gesehen.
Das Frauen-Boxen ist auf dem
Weg in die richtige Richtung.“
Auf dem Weg in eben diese
war auch der Box-Club Weißenburg.
Die BC Vorstände Heiner
Pauckner und Walter Novotny
organisierten mit ihrem Team
eine Veranstaltung, die nur Bestnoten
bekam.
„Eine vorbildliche
Durchführung“,
bescheinigte
ihnen DBV-
Sportdirektor
Michael
Müller. Von den Sportlerinnen,
Trainern und dem Publikum
gab es für den Wohlfühl-Faktor
eine „1+“. Die Leistungen des
Kampfgerichts waren ebenfalls
überdurchschnittlich.
Im Mittelpunkt standen aber
weder die Organisatoren, noch
Sven Ottke, sondern die Boxerinnen
in den Altersklassen Juniorinnen,
Jugend und Elite. Knapp
100 Teilnehmerinnen kletterten
für 72 Kämpfe in den Ring, um
in ihren Alters- und Gewichtklassen
die 21 neuen Deutschen
Meisterinnen auszuboxen.
Atemberaubend war der
Fight im Juniorinnen-Federgewicht
zwischen Domenika Wolkowicz
aus Verden und Ramona
Gräff. Wolkowicz griff mit Linksrechts-Kombinationen
an, in die
die Limburgerin ihre Gegenangriffe
blitzte. Gräff siegte und die
bayrischen Boxfans hatten ihre
Betriebstemperatur erreicht.
Azize Nimani wurde als beste
Kämpferin ausgezeichnet
Trainer Klaus Ruzicka war
auf seinen Schützling Michelle
Schöne „stolz wie Bolle“. Die
Berneburgerin feierte nicht nur
ihren 15. Geburtstag, sie gewann
auch den Titel in der Gewichtklasse
über 77 kg. Schöne riss
ihre Gegnerin mit einer krachen-
60 BoxSport

Unter den wachsamen Augen von DBV-Cheftrainer Dr. Michael Bastian (2.v.l.) sowie DBVS-Sportdirektor Michael Müller (l.) stellten sich die frischgekürten Deutschen
Meisterinnen zum Gruppenbild
den Rechten von den Beinen.
Grund genug für Ringrichter
Erik Zimmer, noch in der ersten
Runde abzubrechen.
Nach ihrem Kampf war jedem
in der Halle klar, Marie
Maciejewskie gehört zu Europas
Besten im Jugend-Halbfliegengewicht.
In der Vorrunde
schaltete sie Lucia Langer und
Bigenur Aras mit einstimmigen
Punktsiegen aus. Im Finale
konnte auch Justine Metzdorf
nichts gegen die junge Stralsunderin
ausrichten. Metzdorf fehlte
das Distanzgefühl und damit
die Durchgängigkeit, um Maciejewskies
Triumph zu gefährden.
Natürlich wurde es laut,
wenn eine bayrische Sportlerin
um den Titel boxte. Bei der Regensburgerin
Diana Loichinger
war der Lärm ohrenbetäubend,
als sie im Kampf um Gold die
Stuttgarterin Felicitas Vogt besiegte.
Loichingers Finalteilnahme
war eine Sensation, denn in
der Vorrunde gewann sie gegen
die Topfavoritin Annemarie Stark
mit 2:1 Punkten. Stark, die als
Kapitänleutnant bei den Streitkräften
dient, suchte gar nicht
Als die Bayerin Diana Loichinger (rechts)
im Kampf um Gold die Stuttgarterin
Felicitas Vogt bezwang, war der Lärm in
der Halle ohrenbetäubend
erst die Verantwortung bei anderen:
„Ich war einfach von der
Rolle.“ Starks Niederlage war die
einzige, die eine Bundeswehr-
Sportlerin hinnehmen musste.
Die anderen Soldatinnen von
den Sportfördergruppen Bruchsal
und Frankfurt wurde ihren
Favoritenrollen gerecht und
zeigten Weltklasseboxen. Viele
der jüngeren Boxerinnen möchten
ihnen nacheifern. Wenn es
soweit ist, wollen sie sich bei der
Bundeswehr bewerben.
Neue Deutsche Meisterin in
der Gewichtsklasse bis 52,5 kg
wurde Ornella Wahner. Die Unteroffizierin
von der Sportfördergruppe
Frankfurt bezwang in der
Vorrunde die NRW-Boxerin Selin
Korkmaz und im Endkampf die
zweite NRW Starterin Pinar
Yilmaz. Wahners Coach Ralf
Dickert zeigte sich zufrieden.
Dennoch sah der Berliner Perfektionist
winzige Defizite bei
seinem Schützling. Er vermisste
Wahners Aggressivität, denn sie
zog ihren zweiten Angriff nicht
konsequent durch.
Kristina Slobodyanikov, Bayerns
Beste in der Gewichtsklasse
bis 54 kg, musste sich nach einer
heftigen Ringschlacht nur Azize
Nimani geschlagen geben. Slobodyanikov
hat keinen Grund
traurig zu sein, denn Nimani ist
derzeit im Bantamgewicht unüberwindbar.
Raumaufteilung,
Technik, Schlagkraft: Bei der
Stabsgefreitin passt alles. So sah
es auch Trainer Tyson Gray, der
in ihrer Ecke stand. „Was soll ich
Azize mit in die Runden geben?
Sie macht doch alles richtig.“
Im Mittelgewicht boxte sich
Andrea Strohmeier ganz nach
oben aufs Treppchen. Die Stabsunteroffizierin
aus Gifhorn bezwang
mit hauchdünnem Vorsprung
die Hildenerin Nadine
Apetz mit 2:0 Punkten.
Bester Landesverband bei
den Frauen wurde Baden-Württemberg
mit vier Goldmedaillen.
Azize Nimani wurde zudem als
beste Kämpferin ausgezeichnet.
DIE FINAL-ERGEBNISSE
Finale Elite/Jugend
Jug. 48KG Justine Metzdorf (BRB) 0:3 PN
gegen– Marie Maciejewskie (MV)
Jug. 69KG Natalia Pawletko (NRW) 3:0 PS
gegen Bineta Hansen (SH)
Eli. 48KG Diana Loichinger (BY) 3:0 PS
über Felicitas Vogt (BW)
Eli. 52KG Ornella Wahner (BE) 3:0 PS über
Pinar Yilmaz (NRW)
Eli. 54KG Kristina Slobodyanikov (BY) 0:3
PN gegen Azize Nimani (BW)
Eli. 57KG Nomin Deutsch (BW) 2:0 PS gegen
Sandra Atanassow (SN)
Eli. 60 KG Nina Meinke (BE) 0:2 PN gegen
Tasheena Bugar (BW)
Eli. 64KG Stephanie Tubach (NRW) 0:3 PN
Irina Schönberger (BW)
Eli. 69KG Janine Hofmann (HE) 1:2 PN gegen
Darlene Joerling (NRW)
Eli. 75KG Andrea Strohmaier (NS) 2:0 PS
über Nadine Apetz (NRW)
Tasheena Bugar, die ebenfalls
für Baden-Württemberg startete,
erhielt den Pokal für die beste
Technikerin.
Und wie verlief das Turnier
noch für Nina Meinke? Mit einer
knappen 1:2-Entscheidung
musste sie sich der Stabsunteroffizierin
Tasheena Bugar um Gold
geschlagen geben. Bugar musste
bis an ihre Grenzen gehen und
alles aus sich herausholen, denn
die Berlinerin stach mit ihren
Schlägen zu, wie eine Wespe –
auch ohne Anfeuerungsrufe ihres
Patenonkels. Denn der war
mittlerweile zum Weltmeisterschaftskampf
von Marco Huck
nach Halle/Westfalen weitergereist.
„Man kann sich leider
nicht zweiteilen“, meinte Ottke,
der dennoch stolz auf sein Patenkind
war. „Und wie ich gehört
habe, hätte der Kampf auch
anders ausgehen können.“
Finale Juniorinnen/Jugend
Jun. 45KG Nicole Strak (NS) 3: 0 PS über
Maxi Klötzer (SN)
Jun. 48KG Charlotte Hoffmann (BY) 3:0 PS
über Katja Schulz (BY)
Jun. 51KG Maria Bachmeier (BY) 0:3 PN
gegen Anika Scheuermann (SA)
Jun. 54KG Domenika (NS) 0:3 PN gegen
Ramona Gräff (HE)
Jun. 57KG Elsa Kowalcuk (NRW) 0:3 PN
gegen Vivien Neumann (BW)
Jun. 64KG Emmi Daniels (MV) TKO Rd. 2
gegen Leonie Müller (BW)
Jun. 66KG Iman Boudjaj (NRW) TKO Rd. 3
gegen Monique Höfner (BRB)
Jun. +77KG Michelle Schöne (SA) TKO Rd.
1 gegen Anna Wall (BW)
Jug. 54KG Katja Springer (SW) 2:0 PS über
Mandy Berg (BY)
Jug. 64KG Madeleine Kaufmann (BY) 2:1
PS über Derman Ekinci (NRW)
Jug. 54KG Hamrin Gafar (NRW) 0:3 PN
über Annemarie Retzer (BY)
BoxSport
61

AUS DEN VERBÄNDEN
BAYERN
BABV-Ehrenpräsident Jo
Henning ein Achtziger
Jo Henning wurde 80
Am 9. September feierte mit Jo
Henning einer der größten Boxfunktionäre
des Bayerischen
Amateur-Box-Verbandes seinen
80. Geburtstag. Henning, der als
Chef des Bayerischen Amateur-
Box-Verbandes über 20 Jahre verantwortlich
zeichnete, war selbst
in seiner Jugendzeit als aktiver
Boxer im Ring. Er bestritt äußerst
erfolgreich über 100 Kämpfe, ehe
er sein immenses boxsportliches
Wissen in den Dienst des BABV
stellte. Zunächst als Jugendwart
des Bezirks Oberbayern tätig,
übernahm er 1975 des Amts des
Kampfrichterobmanns und fungierte
gleichzeitig als Vizepräsident
des BABV. 1983 wurde er in
den Hauptausschuss des Deutschen
Amateur-Box-Verbandes
berufen und vertrat dort vehement
den Landesverband Bayern.
Er scheute sich auch im Gremium
des DBV nicht, seine Meinung bestimmt
aber korrekt vorzutragen
und hat sich damit für den bayerischen
Boxsport größte Verdiente
erworben. Seine großartige sportliche
und menschliche Art wurde
wiederholt honoriert. So erhielt
er das Bundesverdienstkreuz am
Bande verliehen. Goldene Ehrennadeln,
unter anderem vom BLSV,
BABV und DBV, zieren noch heute
das Arbeitszimmer in seiner Heimatstadt
Dachau.
HESSEN
Jassmann feierte 60.
Am 19. August hat Reinhard
Jassmann seinen 60. Geburtstag
gefeiert. Jassmann, ehemals Abteilungsleiter
der Boxabteilung
des TSV Korbach und heute noch
als Trainer aktiv, hat während seiner
eigenen aktiven Karriere einige
Erfolge gefeiert: vier Titel bei
Hessenmeisterschaften, einmal
62 BoxSport
Deutscher Meister (1980), Teilnahmen
an Südwestdeutschen
Meisterschaften und Europameisterschaften.
Mit seinem Verein, dem TV Korbach
(heute TSV) wurde er zweimal
Sieger der zweiten Liga, zweimal
Vizemeister in der Bundesliga.
Reinhard Jassmann traf auf
Leverkusen, Hamburg und Berlin,
machte gemeinsam mit seinem
Bruder Manfred die Kleinstadt
Korbach im deutschen Boxsport
bekannt. Er selbst schlug ein Profiangebot
aus, setzte immer auf
Bodenständigkeit. 1992 beendete
er seine aktive Karriere und schlug
den Weg als Trainer in seiner Heimat
ein. Auf der Nachwuchsförderung
lag dabei sein Hauptaugenmerk.
„In erster Linie wollte
ich Jugendliche von der Straße
holen“, sagt Jassmann. „Und sie
integrieren.“ Mehr als zehn Jahre
Reinhard Jassmann mit
Erinnerungsstücken: Auf dem
deutschen Meisterschaftsfoto sind u.a.
die alten Recken René Weller, Michael
Kopzog, beide Jassmann-Brüder,
Kurt Seiler, Heinrich Pichmann, Peter
Hussing, DABV Präsident Heinz Birkle,
Stefan Gertel, Peter Sukrow und Ernst
Müller zu sehen
nimmt er deshalb schon am Bundesprogramm
„Integration durch
Sport“ teil, das jungen Sportlern
mit Migrationshintergrund Chancen
bieten soll. Gefeiert hat er
mit vielen Freunden und Weggefährten.
Der Sport hat Reinhard
Jassmann viel gegeben. Auch bei
seiner Krebserkrankung vor zehn
Jahren. „Der Boxsport hat mich
wieder gestärkt“, sagt er.
Horst Niche verstorben
Am 13. August wurde Horst Niche
auf dem Nauheimer Waldfriedhof
beerdigt. Der gebürtige
Berliner war 1952 und 1953 Juniorenmeister
im Halbschwer- und
Schwergewicht. 1954 wechselte
er zu den Profis. Den Höhepunk
seiner Laufbahn erreichte 1956,
als er in der Europarangliste auf
Platz zehn stand. Nach dem Ende
Franziska Lyß (links) sorgte mit DM-Bonze sowohl für einen persönlichen als auch
einen Vereinserfolg
seiner Karriere 1978 zog Niche mit
seiner Frau nach Nauheim, wo er
aktives Mitglied in der SKV-Wanderabteilung
„Gut Fuß“ wurde.
NIEDERSACHSEN
BC72 Boxerin Lyß Dritte
bei Frauen-DM
Bei den Deutschen Meisterschaften
der Frauen in Weißenburg sicherte
sich Franziska Lyß, trotz
einer Ellenbogenverletzung, den
dritten Platz und verpasste nur
knapp den Finaleinzug. Nach
dem dritten Platz im letzten Jahr
bei der U21 DM in Straubing ist
das für die BC72 Athletin ein weiterer
großer sportlicher Erfolg
und ein historisches Boxereignis
für den Verein – „Franzi“ ist
die erste Braunschweigerin, die
überhaupt an einer Deutschen
Meisterschaft teilnahm. Ihre
Leistung ist mit Sicherheit ein
weiterer Ansporn für das Mädchenboxen
in Braunschweig.
NORDRHEIN-WESTFALEN
BSV Holzhausen:
Siegesmund geht
zum Jahresende
Aus familiären Gründen wird der
amtierende Box Abteilungsleiter
und Trainer Klaus Siegesmund
zum Jahresende seine Ämter
schrittweise übergeben. Der persönliche
Entschluss, der vor anderthalb
Jahren getroffen wurde,
wurde vom Vorstand des BSV
zwar bedauert, aber akzeptiert.
Da es für den Vorstand wichtig
war, die Abteilung zu erhalten,
wurde ein Gesamtkonzept erarbeitet
und zum Schluss wurde
eine Lösung gefunden.
Die Aufgaben in der Abteilungsleitung
und Sportverantwortung
werden geteilt. Sara Zimmermann
übernimmt amtierend die Boxabteilung.
Sie ist 29 Jahre, ausgebildete
Sport- und Fitnesstrainerin,
Kampfrichterin beim Niedersächsischen
Boxverband und bringt
damit gute Voraussetzungen mit,
um eine Abteilung zu leiten. Unterstützt
wird Zimmermann von
Mareike Herbermann und Heiko
Baylich. Hebermann (24) hat
beim BSV trainiert und geboxt.
Baylich (36) trainiert in der Boxabteilung
und ist für die organisatorische
Durchführung sowie als
Sprecher der Boxveranstaltungen
des BSV verantwortlich. Die
sportliche Verantwortlichkeit hat
Shala Bajram (47), der in seiner
Jugend in Kosovo geboxt hat, seit
dem 1. September inne. Er erhält
Unterstützt von den Assistenztrainern
Artur Riedel, Arbian Zefaj
und Lisa Berstermann.
Klaus Siegesmund, Heiko Baylich, Sara Zimmermann, Mareike Herbermann, Shala
Bajram, Kassenwart Jürgen Palke, Lisa Berstermann, Artur Riedel, Arbian Zefaj und
Dirk Niemeyer, 1. Vorsitzender (von rechts)

Die Gäste des 132. Prominenten-Stammtischs des Dortmunder Boxsport 20/50
Zwei Künstler beim
DBS 20/50
Der Dortmunder Boxsport 20/50
führte im Juli im Vereinslokal
„Zum Volmarsteiner Platz“ seinen
132. Prominenten-Stammtisch
durch. Ehrengäste waren
die Künstlerin Bettina Brökelschen
und der Gedächtnistrainer
Oliver Geisselhart. Über 30
Stammtischgäste waren von den
interessanten Ausführungen der
Ehrengäste gefesselt. Brökelschen
berichtete über ihre vielen
Aktionen und Ausstellungen im
Dortmunder Raum. Der mehrfach
ausgezeichnete Gedächtnistrainer
Geisselhart verblüffte die
Zuhörer mit seinem Fachwissen.
Viele Firmen und Einzelpersonen
greifen auf seine Merk-Technik
zurück. Auch den Zuhörern wurden
einige Denkanstöße vermittelt.
Am Schluss erhielten beide
Ehrengäste schöne Stammtisch-
Schmuckurkunden und persönliche
Boxsportutensilien.
Die Voraussetzungen sind so gut
wie niemals zuvor. Seit Kurzem
betreiben die beiden PSV-Trainer
Andreas Klix und Stefan Becker
im Hochbunker am Rather
Kreuzweg das erste städtische
Box-Leistungszentrum.
Um alle Klubs und deren Box-
Lehrer auf die anstehenden Ziele
einzuschwören, plant der Förderverein
eine gemeinsame Trainerfortbildung.
Es wäre der erste
Lehrgang dieser Art in Düsseldorf.
Seminarort wird das Leistungszentrum
sein. Wolfgang
Wycisk, der Chef des Förderkreises,
möchte, dass man nicht nur
gemeinsam für die Liga trainiert,
sondern die Vereine sich auch
miteinander auf Meisterschaften
vorbereiten. Dabei hat er den
Nachwuchs klar im Fokus.
Gewählt wurde auch. Die Geschäftsführerin
Renate Eßer, der
Kassenwart Manfred Franke und
der Präsident Wolfgang Wycisk
wurden einstimmig in ihren Ämtern
bestätigt.
SACHSEN
Erfolgreicher 17.
Fritz-Bretschneider
Gedächtnispokal
Der traditionelle Pokal in Erinnerung
an den 1998 verstorbenen
Boxnestor Fritz Bretschneider
wurde in der angekündigten Location
in der Galerie Roter Turm
im Chemnitzer Stadtzentrum mit
tollem Erfolg durch die fleißigen
Helfer/Innen des BC Chemnitz
94 ausgerichtet. Der Pokal ging
verdient nach Hessen, zum BC
Marburg. Der Nachwuchsboxer
Emil Kessler wurde verdient geehrt,
aber auch dem Chemnitzer
Sportschüler Yves D. Kentsch
wurde für seine kämpferischen
Leistungen eine Ehren-Urkunde
gereicht. Zudem fiel die Entscheidung
des Vereinsvorstandes
der Chemnitzer Box-Wölfe
zu einem erneuten Start in der
2. Bundesliga positiv aus. Trotz
einiger Sorgen waren sich Präsident
Wolfgang Koß und Manager
Olaf Leib einig – aber erst nach
klaren Bereitschaftserklärungen
der ligatauglichen Boxer.
SÜDWEST
Dragan Veljkovic neuer
Serbien-Meister
Wenige Woche nach dem Gewinn
der Goldmedaille bei einem international
besetzten Boxturnier
in Belgrad triumphierte Dragan
Veljkovic vom 1. BC Schifferstadt
erneut. Der 20 Jahre alte Schwergewichtler
aus Frankenthal gewann
in Novi Sad den Endkampf
um die serbische Meisterschaft.
Qualifiziert hatte sich der in
Frankenthal geborene Student
der Mannheimer Meisterschule
für Industrie bei vorhergegangenen
Kämpfen in Nis. Veljkovic,
der mit dem Titelgewinn seinem
Onkel Dejan Vukoicic nacheifert
(2011 Meister von Serbien-Montenegro),
hat beim serbischen
Box-Verband sozusagen eine feste
Nummer. Er ist im Herbst 2014
für ein Höhentrainingslager mit
der Nationalmannschaft eingeplant
und hat die große Chance,
für die Europameisterschaft 2015
nominiert zu werden. Sein nächstes
großes Ziel ist aber erst mal,
in der serbischen Hauptstadt um
den „Goldenen Handschuh von
Belgrad“ zu kämpfen.
Düsseldorfer Boxer wollen
in der Oberliga angreifen
Die 5. Jahreshauptversammlung
des Fördervereins Düsseldorfer-
Box-Vereine stand im Zeichen
des Ligasports. Die Mitglieder
wünschten sich für die Faustkämpfer
der Landeshauptstadt
eine eigene Oberliga-Staffel.
Derzeit boxt Düsseldorf in einer
Kampfgemeinschaft. Dies wäre
schon in der nächsten Saison
möglich. Allerdings müssten dafür
die besten Athleten mehrmals
in der Woche zusammen trainieren,
denn die Oberliga ist genauso
hart wie die 2. Bundesliga.
Thomas Leibner (Vizepräsident BC Chemnitz 94), Landestrainer Olaf Leib, der „Beste Kämpfer“ Yves D. Kentsch (BC Chemnitz
94), Pokalsieger Emil Kessler (BC Marburg) und Cheftrainer Roland Leinbach (BC Marburg/von links) bei den Ehrungen
BoxSport
63

64 BoxSport
ALLE KÄMPFE -- ALLE SIEGER
BAYERN
Intern.
Mannschaftsvergleich
BC Eichstätt vs. Sako
Danzig/PL 16:4
Schüler: 40 kg: Movisyan
(E) TKO-Abbr. 1.R.
über Nowosada (D); Junioren:
HFl.: Janin (E) n.P.
über Jaczkowski (D), S:
Bachmetow (E) n.P. über
Al-Temini (D); Männer:
B: Sharafa (E) n.P. über
Kozlowski Grzegorz (D),
L: Kozlowski Sylwester
(D) n.P. über Karadogan
(E), L: Walth (E) n.P. über
Aslanov (D), HW: Gryckiewicz
Tamosz (D) n.P.
über Kafli (E), W: Ruder
(E) n.P. über Zoro (D), HS:
Mehmeti (E) n.P. über Zycinsi
(D), S: Popp (E) n.P.
über Wesserling (D)
Mannschaftsvergleich
DJK Bav. Rosenheim vs.
TSC Berlin 14:6
Junioren: Fl: Grigorovjan
(R) n.P. über Abdulkadir
(B), L: Czerwienski (R) n.P.
über Faustok (B), HS: Maier
(R) TKO. 1.R. über Oganesov
(B); Jugend: L: Gruber
(R) n.P. über Stephani
(B), W: Mgtilian (R) n.P.
über Mantaev (B); Männer:
HW: Leis (R) TKO-A.
1.R. über Omeirat (B),
HW: Krechlok (B) n.P. über
Schluew (R), M: Winkler
(B) n.P. über Golda (R), HS:
Okbi (B) TKO-A. 1.R. über
Schneider (R), S: Diksic (R)
n.P. über Baran (B)
TERMINKALENDER DER AMATEURE
BAYERN
Mannschaftsvergleich DJK Bav.
Rosenheim vs. TSV Peißenberg
Sonntag, 14. September 2014 -
10.30 Uhr
Ort: Pfaffenhofen bei Rosenheim,
Box-Stadl
Intern. Mannschaftsvergleich
PSV Salzburg vs. BC Landau
(Auswärtsstart)
Samstag, 20. September 2014
- 18.00 Uhr
Mannschaftsvergleich
BC Bav. Landshut vs.
Bayer Leverkusen 14:2
Kadetten: F: Herdt (LA)
n.P. über Ismailov (LE),
F: Gorst (LA) n.P. über
Hajciri (LE); Junioren:
HW: Atac (LA) n.P. über
Ulucan (LE), SSchwer:
Malsam (LA) n.P. über
Mogharabi (LE); Männer:
W: Schachidov (LE)
n.P. über Karatac (LE), M:
Haufellner (LA) n.P. über
Schwefel (LE), HS: Tuncel
(LE) n.P. über Dubsky
(LA), HS: Labomga (LA)
n.P. über Lanzl (LE)
Mannschaftsvergleich
BC Weißenburg vs. BC
Boxfit Regensburg 8:10
Kadetten: W: Hellbach
(R) n.P. über Kocaman
(W); Junioren: SSchwer:
Kapfhammer (R) n.P.
über Nikic (W); Jugend
weiblich: F: Zaikin (W)
n.P. über Eller (R); Jugend:
M: Syska (W) n.P.
über Dvorak (R); Frauen:
L: Schwarz (R) n.P. über
Milles (W); Männer: W:
Jahr (W) n.P. über Molik
(R), HS: Lobawga (R)
n.P. über Dusan (W), HS:
Götz (R) n.P. über Irro
(W), SSchwer: Lehnis
(W) n.P. über Broza (R)
Mannschaftsvergleich
BC Weißenburg vs. BC
Braunschweig 14:10
Junioren: L: Arabaci (B)
Ort: Salzburg, PSV-Sporthalle
Mannschaftsvergleich TV
Gunzenhausen vs. BC Nordend
Offenbach
n.P. über Kocaman (W),
HM: Belal (B) n.P. über
Prekazi (W); Jugend:
M: Dezel (W) n.P. über
Kotre (B), M: Neubauer
(B) n.P. über Syska (W);
Frauen: L: Coussens
(W) n.P. über Hühn (B);
Männer: M: Arsumanjan
Marten (W) n.P. über
Balog (B), M: Sporrer (W)
n.P. über Adamski (B), M:
Avagyan (W) TKO-A. 1.
R. über Kotzlov (B), HS:
Lang (W) TKO. 3.R. über
Zehl (B), HS: Assaid (B)
n.P. über Irro (W), HS:
Arsumanjan Sascha
(W) n.P. über Spikla (B),
SSchwer: Taborsky (B)
n.P. üner Lehnis (W)
Internationaler
Mannschaftsvergleich
BC Straubing vs.
Auswahl Holland 12:6
Kadetten: Pap. 48:
Bzedzenykh (H) n.P.
über Bondarenko (S);
Jugend: L: Atac (S) n.P.
über Fengler (H), HW:
Foos (H) n.P. über Maier
(S); Männer: L: Walth
(S) n.P. über Berc (H), L:
Bayraktar Erka (H) n.P.
über Göksel (S), HW:
Kafli (S) n.P. über Bayraktar
Can (H), W: Ruder (S)
n.P. über Orsinger (H), S:
Popp (S) n.P. über Andrej
(H), SSchwer: Gorst (S)
n.P. über Scholl (H)
SACHSEN
17. Fritz Bretschneider
Sonntag, 21. September 2014 -
10.15 Uhr
Ort: Gunzenhausen, Festzelt
Integrationsveranstaltung BRA
Immenstadt
Samstag, 27. September 2014
-14.00 Uhr
Ort: Immenstadt, Auwaldstadion
Gedächtnispokalturnier
Schüler 34 kg: Emil
Kessler – Marburg vs.
Julian Campo – MSV
Bautzen PS Kessler, Kadetten
40 kg: Tom Balzereit
– BC Erzgebirge
vs. Yves D. Kentsch PS
Kentsch, Junioren 70
kg: Daniel Büyükbalik
– Marburg vs. Jonathan
Brunner PS Büyükbalik,
Kadetten 38 kg: Jeffrey
Dwomoh – Marburg vs.
Angelo Campo – MSV
Bautzen PS Dwomoh,
Kadetten 46 kg: Frank
Kilp – Marburg vs. Nils
Thalmann PS Kilp, Junioren
66 kg: Artur
Mamberger – Marburg
vs. Tom Schröter Schumann
PS Mamberger,
Männer 91 kg: Leon
Bunn – Frankfurt / Main
vs. Markus Finke – GE-
RO Döbeln PS Bunn,
Männer 75 kg: Kenan
Sihomsing – Frankfurt
/ Main vs. Aaron Conzendorf
PS Conzendorf,
Männer 69 kg: Sedat
Ürük – Marburg vs. Philipp
Escher 1 R. TKO I
Sieger Escher, Männer
69 kg: Nabil Bertoune
– Marburg vs. Martin
Seifert – BC Erzgebirge
3.R. KO Seifert Breitenboxen,
Männer 75 kg:
Sevak Miroyan – Marburg
vs. Eric Dietze PS
Miroyan, Männer 75 kg:
Linus Kraft – Marburg vs.
Pascal Starosta Unentschieden.
Kickboxen
64 kg: Janik Schmalfuß
Nachwuchsveranstaltung TS
Marktredwitz-Dörflas
Samstag, 18. Oktober 2014 -
14.30 Uhr
Ort: 95615 Marktredwitz, Dörflaser
Hauptstraße 41 - Turnhalle
SACHSEN
23. Internationales Chemnitzer
Boxturnier
Freitag, 19. September 2014 bis
Sonntag, 21. Sepetmber 2014
Ort: Sporthalle „Am Schlossteich“,
Schlossstraße 13-15
– Treuen vs. Charly Richter: Richter
Leichtkontakt, 75 kg: Christian
Guttenberg – Senftenberg
vs. Matthias Schröder: Schröder
Vollkontakt
SÜDWEST
Siedlerfest-Boxen des 1. BC
Speyer
Männer: Weltergewicht: Manuel
Melkonians (TSV Bad Windsheim)
- Mohamad Rameen (KSC Bensheim)
ohne Wertung (Einlagekampf).
- Halbschwer: Alex Buchmiller
(BC Neuwied) 3:0-Punktsieger
über Edmon Avagyan (TSV
Bad Windsheim). - Schwer: Timo
Glesmann (AC Weinheim) 3:0-PS
über Joshua Schuhmacher (Glsadiator
Waghäusel). Junioren (U
17): Halbmittel: Alexej Demjanow
(BC Simmern) Sieger durch Technischen
K. o. (Aufgabe) 3. Runde
über Leon Weingärtner (VT Frankenthal).
- Mittel: Hannes Wölfling
(TSV Bad Windsheim) 2:1-PS
über Kevin Buchmiller (BC Bendorf).
- Schwer: Abdullah Ajub (TG
Worms) 2:1-PS über Jason Heitmann
(VT Frankenthal). Kadetten
(U 15): Welter: Maximilian Wagner
(MBC Ludwigsburg) 2:1-PS
über Max Reband (BC Simmern).
Schüler (U 13): Papier, -44 kg:
Yannik Balthasar (VT Frankenthal)
- Marcel Mangold (BC Simmern)
ohne Wertung (Einlagekampf).
- Halbfliegen: David Seeberger
(1. BC Speyer) 3:0-PS über Kevin
Mangold (BC Simmern). Frauen:
Schwer: Anna Schwarz (AC
Weinheim) 2:1-PS über Ricarda
Schicht (KSC Bensheim).
29. Backfischfest-Zeltmatinée: TG
Worms - TV Bad Mergentheim 12:6
Männer: Schwergewicht: Can
Patir Punktsieger über Timo Glesmann;
René Kouloussé Sieger
durch technischen K. o. (Verletzung
des Gegners) in der 1. Runde
über Mirac Güner. - Superschwer:
Erhan Aci Sieger durch
technischen K. o. (Schiedsrichterabbruch)
in der 1. Runde über
Marlon Beib; Volker Ryll PS über
Arin Yilmaz. Jugend (U 19): Mittel:
Olcay Simsek PS über Boris
Vasilev.- Halbschwer: Ayoub
Abdallah Punktniederlage gegen
Jan Ritter. - Schwer: Yunus Sen
PN gegen Gueren Aslanboga.
Kadetten (U 15): Halbfliegen:
Gedik Atakan PS über Justin Festeling,
Maurice Morio PN gegen
David Göring.
REDAKTIONSSCHLUSS FÜR DIE NÄCHSTE AUSGABE: 1. OKTOBER 2014

LESER
SCHREIBEN ZU...
Der Ausgang des Fights zwischen Firat Arslan
und Yoan Pablo Hernandez (r.) sorgte für viel
Diskussionsstoff
… Hernandez vs.
Arslan
Sehr geehrte Damen und
Herren,
Sie sind ja mit dem Boxen eng
befasst und kennen die Kritik
von Henry Maske am Urteil
des Boxkampfes Arslan gegen
Hernandez. Henry Maske ist eine
gestandene Persönlichkeit,
hat großes Ansehen, und der
Unterzeichner ist ganz und gar
seiner Meinung. – Die Schläge
von Hernandez gingen überwiegend
auf die Deckung von
Arslan, und Hernandez war in
der letzten Runde ziemlich am
Ende seiner Kraft. Das konnte jeder
sehen; ich habe den Kampf
sehr genau verfolgt.
EWALD SCHNITZLER, NEUENBURG A.RH.
Nachhaltiges Kopfschütteln von
Boxexperten einerseits sowie
versierten Boxsportanhängern
anderseits will nach dem Fight
Firat Arslan gegen Pablo Hernandez
nicht abreißen. Die Beurteilung
des Kampfausganges vom
16.8.2014 konnte kontroverser
kaum ausfallen!
Selbst ein ausgesprochener Boxästhet
wie Henry Maske scheiterte
an der mit dem Urteil zu
Gunsten von Hernandez erneut
aufgeworfenen Grundfrage, ob
die langjährig außerordentlich
erfolgreich geförderte Grundidee
des in erster Linie sportlich
sauberen Berufsboxens unserer
Breiten fortgesetzt werden sollte
oder wenig förderliche Sensationen
den Charakter künftiger
Kämpfe im Ring zu bestimmen
und damit nicht zuletzt auch eine
fragwürdige Verformung des
Publikums zur Folge hätten.
Befremdlich nahm sich überdies
der gänzlich unangemessene
Streit zwischen beiden Weltklassetrainern
vor laufender Kamera
aus. Das um so mehr, als aufmerksamen
Beobachtern beidseitige
boxerische Leistungsdefizite,
die Trainerarbeit
spiegelnd,
nicht verborgen
geblieben sein
konnten.
Im Grunde steht
mit dem umstrittenen
Kampfrichterurteil
nicht zuletzt das
Uraltproblem
erneut zur Debatte,
inwieweit
sauberes Boxen
auf Höchstniveau
einerseits
mit fragwürdiger
technischer Beschränkung
und
ausgestellter
Härte andererseits
zu vereinbaren
seien:
Ästhetisches
Boxen oder animalisches
Keilen
– das ist hier die
Frage!
DR. ARTUR ARNDT,
GREIFSWALD
Der Kampf Arslan
gegen Hernandez
offenbart
erneut das
Grundproblem
des Boxsports:
Die Wertungskriterien
sind nicht
klar! Zählt die höhere
Arbeitsrate
oder die Präzision der Treffer?
Je nach Gewichtung dieser
Punkte hätten beide Boxer den
Sieg verdient. Dazu muss endlich
eine Richtlinie her. Im Fußball
wird ja auch nicht diskutiert,
ob die Zahl der Tore oder die
Laufleistung den Sieg bringt!
Und: Arslan ist wieder mein Boxer
des Jahres!
DAVID RULAND, BERLIN
USER
SCHREIBEN ZU…
… Hernandez vs.
Arslan
Firat hat den Kampf nach meiner
persönlichen Wertung mit
115:113 gewonnen!!! 7 Runden
Arslan/5 Runden Hernandez.
Firat ist der Weltmeister der Herzen!!!
THOMAS FRITSCHI
Es war tatsächlich extrem eng.
Ein Unentschieden wäre auch
akzeptabel. Hernandez sowie
auch Arslan haben viel eingesteckt
und viel geschlagen. Da
ist‘s nicht leicht ein Urteil zu
fällen, das allen Zuschauern
gefällt. Für mich persönlich hat
Hernandez gewonnen, aber
wirklich sehr knapp...
HITFILMS
Nach Punkten hat Firat klar
gewonnen, sein Kampfstil mit
dem Kopf permanent voraus
und teils auch ohne Schlagabsicht
zu schieben ist einfach
unschön und macht den Kampf
enorm unattraktiv. Wäre der
Kampf wie die letzten Runden
ohne dieses permanente Wühlen
verlaufen, hätte ihn Pablo
zu Boden geschickt.
BERNHARD WEGNER-SCHMIDT
Gegen Huck wurde er schon
beschissen. Armer Firat!
FABIO ARMBRUSTER
Von Betrug kann man nicht reden.
Es war sehr eng! Ja, nach
Ansicht, da Pablo deutlich
mehr Schläge (auch Treffer)
gesamt hatte, finde ich, er hat
gewonnen, aber wenn es einer
anders sieht, ist es auch vertretbar.
Fakt ist – die Punktrichter
punkten – nur das zählt! Da gab
es manche Urteile, die wirklich
extrem waren, aber das war
einfach eine verflucht knappe
Kiste!.......
ROBERT KRLIN
… der Trennung von
Sdunek und Sturm
Endlich. Meiner Meinung nach
trainiert Sdunek nur einen
langweiligen Basic Stil, keine
Variationen, nichts, was sich
dem Kämpfer oder der Strategie
anpasst! Dass Felix teilweise
schlechter geboxt hat, als im
ersten Kampf gegen Soliman,
sagt eine Menge aus, finde ich.
Und sogar jemand, der keine
Ahnung vom Boxen hat, musste
doch erkennen, dass Felix
mit dem Stil, den er geboxt hat,
nichts gegen Soliman so richtig
machen konnte. Dass das ein
Trainer wie Sdunek nicht erkennt
oder darauf hinarbeitet,
kann ich nicht nachvollziehen.
AJDIN AL SHAREEF
BoxSport 65

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe
Paul Smith (r.) will
Arthur Abraham
den WM-Gürtel
abknöpfen, während
"King Arthur" von
seinem vierten Sieg in
Kiel fest überzeugt ist
Nächster
Erscheinungstermin ist
für Abonnenten
der 16. Oktober,
ab dem 18. Oktober
im Handel
Floyd Mayweather (l.) will
Marcos Maidana deutlicher
besiegen als im ersten Kampf
Arthur Abraham vs. Paul Smith
Am 27.9. trifft Supermittel-Gewichts-Weltmeister Arthur Abraham in
der Kieler Sparkassen-Arena auf seinen Herausforderer Paul Smith
– und will seinen vierten Sieg in Kiel einfahren. Kann Smith ihm,
unterstützt von Kumpel Wayne Rooney, ein Schnippchen schlagen?
Floyd Mayweather vs. Marcos Maidana
„Money“ Mayweather und „El Chino“ Maidana lassen am 13.9.
im MGM Grand Hotel & Casino in Las Vegas erneut die Fäuste
gegeneinander fliegen. „Am 13. September werde ich schneller und
stärker sein als je zuvor. Ich werde ein besserer Kämpfer sein. Dieses
Mal wird es ein deutlich besserer Kampf werden", kündigte Floyd
Mayweather an – hält er sein Versprechen?
Auf ein Neues...
Durch den Muskelfaserriss im Bizeps bei Wladimir Klitschko musste
der Kampf gegen Kubrat Pulev auf den 15. November verschoben
werden. Nun müssen sich beide Boxer wieder neu vorbereiten, wir
berichten aus den jeweiligen Trainingslagern.
Großes Interview mit Felix Sturm
Nach der Trennung mit Fritz Sdunek ist die große Frage, wer dessen
Nachfolger und auf welchen Gegner der Kölner als nächstes treffen
wird. Darüber und weitere Pläne spricht der ehemalige Weltmeister
im nächsten BoxSport.
Die neue Bundesliga
Ende Oktober startet die neue Bundesliga-Saison mit ihrem ersten
Wettkampftag. Wie sehen die Teams der 1. und 2. Liga aus, welchen
Boxer hat es wohin verschlagen und wer ist der heißeste Favorit auf
die Nachfolge des Velberter BC?
Die Entscheidung
Welcher Sender überträgt 2015 die Profi-Boxkämpfe im deutschen
Fernsehen? Lesen Sie, wie die Würfel gefallen sind...
Wie geht es weiter mit Felix
Sturm? Ist sein nächster Gegner
Robert Stieglitz? Und wer wird
sein neuer Trainer
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260)
Redaktion: Nicole Bitter (0221-2587-261)
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn
Jensen, Bertram Job, Matthias Kerber, Hans-Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich,
Alexander Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer
Fotos in dieser Ausgabe: AIBA,Bild/Peter Müller, DBV, DOSB/Klaue, dpa, Frevert,
Getty Images, Heger, Mausolf, Marianne Müller, SES, Starpress, Wende, WSB, WBC,
Vier Pfoten/Christian Ohlsen, YIS
Layout: Katharina Büchner, Michael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen
Internet: www.sportverlag.de
E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de
Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln
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IMPRESSUM
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des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich bekannt zu
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nicht für unverlangt eingesandte Manuskripte, Unterlagen und Fotos.
66 BoxSport

Deutscher Boxsport – Verband e.V. / Bayerischer Amateur-Box-Verband e.V. / Box-Club Straubing1931 e.V.
92. Deutsche Meisterschaften der Elite – Männer
92. Deutsche Meisterschaften der Elite – Männer
vom 14. bis 18. Oktober 2014 in Straubing
vom 14. bis 18. in Johannes-Turmair-Gymnasium, Am Peterswöhrd 5, 94315 Straubing
Mittwoch, 15.10.2014:
Donnerstag, 16.10.2014:
Freitag, 17.10.2014:
Samstag, 18.10.2014:
Achtelfinale um 11.00, 15.00 und 19.00 Uhr
Viertelfinale um 11.00, 15.00 und 19.00 Uhr
Halbfinale um 15.00 und 19.00 Uhr
Finale um 17.00 Uhr
Weitere Informationen im Internet:
www.boxverband.de
und:
www.box-club-straubing.de