gwf Wasser/Abwasser Systemlösungen für die Trinkwasseraufbereitung (Vorschau)
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9/2014<br />
Jahrgang 155<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
ISSN 0016-3651<br />
B 5399<br />
<strong>Systemlösungen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
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| STANDPUNKT |<br />
DVGW – mit Sicherheit Qualität<br />
Sicherheit und Qualität in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
war bereits zu Gründungszeiten<br />
des Vereins unser Leitziel und<br />
bleibt Ansporn auch <strong>für</strong> unsere zukünftige<br />
Arbeit. Aktuell gilt es, das angemessene<br />
Schutz- und Qualitätsniveau in der <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
– sowohl national als auch im<br />
europäischen Kontext – mit allen Partnern im<br />
gesellschaftlichen Konsens zu definieren und<br />
weiterzuentwickeln.<br />
In <strong>die</strong>sem Zusammenhang haben wir in<br />
den letzten Monaten in einem mehrstufigen<br />
Diskussionsprozess beraten, wie <strong>die</strong> satzungsgemäßen<br />
und staatsentlastenden Aufgaben<br />
des DVGW <strong>für</strong> eine hygienisch einwandfreie<br />
Trinkwasserversorgung und eine sichere<br />
Gasversorgung unverändert zu gewährleisten<br />
und an neue Anforderungen entsprechend<br />
anzupassen sind. Hierzu hat <strong>die</strong> DVGW-<br />
Mitgliederversammlung am 2. Juli 2014 <strong>die</strong><br />
notwendigen Beschlüsse gefasst: zum einen<br />
<strong>für</strong> eine zukunftsfähige Anpassung der verbandlichen<br />
Führungsstrukturen, zum anderen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> strategische Weiterentwicklung des<br />
DVGW zu dem anerkannten Regelsetzer, innovativen<br />
Gestalter und Dienstleister in der<br />
Gas- und <strong>Wasser</strong>branche <strong>für</strong> Deutschland in<br />
Europa.<br />
Im Einzelnen haben wir <strong>für</strong> <strong>die</strong> zukünftige<br />
Ausrichtung des DVGW gemeinsam mit unseren<br />
Mitgliedern beschlossen, dass <strong>die</strong> technische<br />
Selbstverwaltung weiterentwickelt und<br />
das europäische und internationale Engagement<br />
des Vereins weiter ausgebaut werden<br />
muss. Für das ehrenamtliche Engagement,<br />
das auch weiterhin <strong>die</strong> tragende Säule des<br />
Vereins bildet, müssen zunehmend Nachwuchskräfte<br />
gewonnen werden. Bei der Innovationsforschung<br />
wollen wir den europäischen<br />
und internationalen Vernetzungsgrad<br />
erhöhen und <strong>die</strong> Drittmittelfinanzierung<br />
ausbauen. Darüber hinaus gilt es, den kompletten<br />
Dienstleistungsbereich des DVGW in<br />
den Sektoren Prüfung und Zertifizierung,<br />
Bildung und Beratung an den Ansprüchen<br />
der DVGW-Mitglieder und der Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>märkte auszurichten. Starkes Augenmerk<br />
legen wir zudem auf eine verbesserte<br />
Kommunikation und Außendarstellung.<br />
Diesen Entwicklungsprozess möchten wir<br />
kooperativ, in enger Abstimmung mit den<br />
befreundeten Verbänden und Institutionen<br />
gestalten. Wir wollen an der Schnittstelle von<br />
Wirtschaft, Technik und Politik den Blick <strong>für</strong><br />
das übergeordnete Ganze schärfen, um der<br />
Komplexität der vielen, zum Teil mit unterschiedlichen<br />
Interessen verbundenen Sachthemen<br />
gerecht werden zu können – z. B. bei<br />
den Themen Ressourcenschutz, anthropogene<br />
Spurenstoffe, Effizienz oder den Herausforderungen<br />
der Energiewende.<br />
Eine aktuelle Gelegenheit zum vertiefenden<br />
Dialog bietet unsere wichtigste<br />
deutschsprachige Branchenveranstaltung, <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung (wat), <strong>die</strong><br />
in <strong>die</strong>sem Jahr vom 29. bis 30. September in<br />
Karlsruhe stattfinden wird. Auf der wat 2014<br />
werden aktuelle fach- und wirtschaftspolitische<br />
Themen bis hin zu den perspektivischen<br />
Fragestellungen in Bezug auf<br />
Klimawandel und Bevölkerungsentwicklung<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, ich lade Sie<br />
herzlich zur wat 2014 nach Karlsruhe ein und<br />
freue mich auf den intensiven Austausch der<br />
Argumente.<br />
Prof. Dr. Gerald Linke<br />
Hauptgeschäftsführer des DVGW<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 907
| INHALT<br />
|<br />
74<br />
73<br />
<strong>Wasser</strong><br />
Oberflächenspannung [mN/m]<br />
72<br />
71<br />
70<br />
69<br />
68<br />
67<br />
66<br />
65<br />
PS26<br />
PS62<br />
PS95<br />
<strong>Wasser</strong><br />
PS95<br />
PS 62<br />
PS 26<br />
100 1000 10000<br />
Zeit [s]<br />
Der Naturstoff Pektin, der auch als Nebenprodukten wie z. B.<br />
Nasstrester der Fruchtsaftindustrie gewonnen werden kann, ist<br />
ein Polyanion mit mittlerer Ladungsdichte. Bei der Messung der<br />
Pektinlösungen wurde auf Erfahrungen mit Stärke zurückgegriffen<br />
und eine Messzeit von drei Stunden gewählt. Ab Seite 970<br />
Basierend auf den theoretischen Grundlagen zur<br />
Entfernung von Ablagerungen aus <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen,<br />
wird ein Verfahren zur Rohrnetzreinigung – das<br />
„Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ – vorgestellt. Das Ziel<br />
<strong>für</strong> Versorgungsgebiete war eine effektive und effiziente<br />
Entfernung der im Leitungsnetz vorhandenen Ablagerungen.<br />
Ab Seite 976<br />
Fachberichte<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
970 S. Schwarz, G. Petzold und<br />
J. Bohrisch<br />
pH-abhängige Bestimmung von<br />
Ladung und Oberflächenspannung<br />
von wässrigen Pektinlösungen<br />
pH Dependent Determination of Charge and<br />
Surface Tension of Aqueos Pectin Solutions<br />
Trinkwasserversorgung<br />
984 L. Tennhardt<br />
Bewertung von Trinkwasserversorgungsnetzen<br />
– neue Kennzahlen:<br />
Systemindex Trinkwassernetz (SIT)<br />
und Nachhaltigkeitsindex (I N )<br />
Assessment of Drinking Water Distribution<br />
Networks new Performance Indicators: System<br />
Index “Drinking Water Distribution Network”<br />
(SIT) and “Sustain ability Index” (I N )<br />
Tagungsbericht<br />
976 K. Ripl, I. Slavik und<br />
W. Uhl<br />
Systematik und Vorgehensweise<br />
bei der Erstellung<br />
von Spülplänen zur Reinigung<br />
von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
mittels „Spülen mit klarer<br />
<strong>Wasser</strong>front“<br />
Methodology and Approach in Developing<br />
Flushing Routines for Efficient Water<br />
Distribution System Maintenance by Using<br />
Unidirectional Flushing<br />
998 N. Jardin<br />
100 Jahre Belebungsverfahren –<br />
Jubiläumskonferenz in Essen<br />
Netzwerk Wissen<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
947 Der Rohrleitungsbauverband und sein<br />
Berufsförderungswerk im Porträt<br />
September 2014<br />
908 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INHALT |<br />
Die nachhaltige Bewirtschaftung von Versorgungsnetzen spielt<br />
unter dem zunehmenden Kostendruck auf <strong>die</strong> Versorgungswirtschaft<br />
eine essenzielle Rolle. Ein auf gelaufener Investitionsstau<br />
bei einem schlechteren Netzzustand führt zu erhöhten<br />
Betriebskosten. Qualitäts beeinträchtigungen sind nur<br />
mittelfristig mit hohem finanziellen Aufwand zu beheben.<br />
Ab Seite 984<br />
Auf der Zeche in Essen fand <strong>die</strong> Jubiläumskonferenz zu<br />
100 Jahren Belebungsverfahren statt. Das Belebungsverfahren<br />
selbst geht zurück auf Experimente im Jahr 1913 auf der Kläranlage<br />
Davyhulme in Manchester. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />
wurden verschiedene Experimente zur biologischen<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung mit Algen durchgeführt.<br />
Ab Seite 998<br />
Fokus<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
912 Neue Gehäusevariante mit optionaler<br />
110/230 V AC Versorgung<br />
914 Der Einsatz moderner Desinfektionsmethoden<br />
bei der <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
im System der zentralen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
der Stadt Budapest<br />
918 Krankenhausinfektionen durch bauliche<br />
Mängel<br />
920 Qualitätskontrolle durch den PAMAS<br />
WaterViewer<br />
INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
928 Das Innovationswerk <strong>Abwasser</strong> Recycling –<br />
INAR<br />
Nachrichten<br />
Branche<br />
935 Unwetter über Deutschland – Kanalsysteme<br />
überfordert – hohe Schäden vorprogrammiert<br />
936 DBU zieht Bilanz <strong>für</strong> 2013: 280 Projekte mit<br />
44,3 Millionen Euro<br />
938 Fraunhofer-Algen auf dem Weg zur ISS<br />
940 Kieler Ingenieurbüro setzt auf das<br />
Gütezeichen AB<br />
942 Memorandum Klimagerechte Stadt: integrierte<br />
Stadt- und Infrastrukturplanung notwendig<br />
943 HUBER gehört zu Bayerns Best 50<br />
944 Trinkwasserqualität in Bayern: Kooperation<br />
sorgt <strong>für</strong> gute <strong>Wasser</strong>qualität<br />
946 Der Regenwasser-Zisternenrechner<br />
946 Fracking: Verbraucher sorgen sich um<br />
<strong>Wasser</strong>qualität<br />
Veranstaltungen<br />
960 GEO-T Expo: Fachforen informieren<br />
Besucher zielgruppengerecht<br />
960 geofora 2014 fällt mangels Resonanz aus<br />
961 Neue Inspektionsverfahren <strong>für</strong><br />
Trinkwasserleitungen<br />
962 Marktpotenziale öffentlicher Geodaten:<br />
„Die Wirtschaft mitnehmen“<br />
963 13. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 909
| INHALT<br />
|<br />
© rbv<br />
Netzwerk Wissen: Der Rohrleitungsverband und sein Berufsförderungswerk<br />
im Porträt Ab Seite 947<br />
© LIT UV Elektro GmbH<br />
Fokus-Thema im September: <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
und Hygiene Ab Seite 912<br />
964 Die InfraBAU erstmals in Deutschland<br />
964 INDOWATER 2015 – 11. Internationale<br />
<strong>Wasser</strong>fachmesse in Jakarta<br />
964 Biofilme: Detektion, Charakterisierung und<br />
Möglichkeiten der Kontrolle<br />
Leute<br />
965 Honorarprofessur <strong>für</strong> Gerald Linke –<br />
Ernennung an der Ruhr-Universität<br />
Bochum<br />
Verbände, Vereine und Organisationen<br />
966 DVGW launcht neue Website <strong>für</strong><br />
Berufsbildungs-Veranstaltungen im<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
Recht und Regelwerk<br />
967 DWA: Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
968 DVGW: Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
969 DVGW: Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
969 Zurückgezogene Regelwerke<br />
Praxis<br />
1006 Neues Recht zur Grundstücksentwässerung<br />
in NRW<br />
1009 Biologische <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
in Aquakulturen mit „Mutag BioChip<br />
RAS Process“<br />
1011 Systemcharakter der Funke-Produkte<br />
überzeugt in Hünfeld<br />
Produkte und Verfahren<br />
1013 Zukunftssichere Rohrleitungssysteme<br />
1014 Messtechnik geht online mit<br />
Esders LIVE<br />
1014 Wirtschaftliche Lösung zur<br />
Schachtsanierung<br />
1016 Hochleistungsvererdung bietet<br />
langfristige Investitions- und Planungssicherheit<br />
1017 Realtime- Datenaustausch mit neuem<br />
Interface<br />
1018 Eine eigene, neue <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Murrhardter Pelzveredelung<br />
September 2014<br />
910 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Anzeige Hygiene_Layout 1 16.07.14 13:35 Seite 1<br />
| INHALT |<br />
© Multi Umwelttechnologie AG<br />
Biologische <strong>Wasser</strong>aufbereitung in Aquakulturen<br />
Ab Seite 1009<br />
Information<br />
1019 Impressum<br />
1020 Termine<br />
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Speichern von Trinkwasser<br />
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biologischen <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 911
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Neue Gehäusevariante mit optionaler 110/230 V AC<br />
Versorgung<br />
Der modulare Multi-Kanal multiCELL Transmitter/Controller 8619 ist ein individuell anpassbares Messsystem<br />
mit erweitertem Funktionsspektrum, das sich mit unterschiedlichsten Sensorarten einsetzen lässt. Der Fluidtechnikspezialist<br />
Bürkert erweitert sein Angebot des bisher lediglich in Panelausführung erhältlichen 8619 um<br />
eine neue, separate Gehäusevariante welche flexibel z. B. an Wand, Geländer oder Rohrleitung montiert werden<br />
kann. Diese neue Ausführung kann neben 12..36 V DC in einer alternativen Variante mit 110/230 V AC<br />
betrieben werden.<br />
Mit dem multiCELL Transmitter/<br />
Controller Typ 8619 bietet<br />
Bürkert ein komplettes, flexibles<br />
Messsystem zur Anbindung verschiedenster<br />
Sensoren <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Aufgaben in der Messwerterfassung,<br />
Regelung und Dosierung.<br />
Das Gerät eignet sich ideal<br />
<strong>für</strong> eine Vielzahl von Anwendungen<br />
in Einsatzbereichen wie der <strong>Wasser</strong>aufbereitung<br />
oder der Produktion<br />
von Lebensmitteln und Pharmazeutika.<br />
Das System besteht aus einem<br />
umfangreich ausgestatteten Basisgerät,<br />
dessen Funktionsumfang<br />
durch Hardware-Karten wie pH/<br />
ORP-, Leitfähigkeits-, Signaleingangs-<br />
sowie Ausgangskarte und<br />
Softwaremodule individuell und<br />
bedarfsgerecht angepasst und erweitert<br />
werden kann. Der multiCELL<br />
Typ 8619 multiCELL – separate Gehäusevariante zur<br />
Montage an z. B. Wand, Rohrleitung oder Geländer.<br />
Typ 8619 ist nun neben der Panelausführung<br />
auch in einer separaten<br />
Gehäusevariante verfügbar und ermöglicht<br />
dem Anwender große<br />
Freiheit, den Montageort des 8619<br />
z. B. an Wand, Rohrleitung oder<br />
Geländer zu wählen.<br />
Robustes Gehäuse ohne<br />
außenliegende Metallkomponenten<br />
Die neue Gehäusevariante ist gemäß<br />
IP65/IP67 bzw. NEMA 4x geschützt<br />
und hat keinerlei außenliegende<br />
Metallteile. Dadurch eignet sich das<br />
Gehäuse nicht nur ausgezeichnet<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereiche <strong>Wasser</strong>aufbereitung,<br />
F&B oder Pharma sondern gerade<br />
auch <strong>für</strong> aggressive Umgebungen,<br />
beispielsweise in der Galvanik-<br />
Branche.<br />
Montage an Wand, Rohrleitung<br />
oder Geländer<br />
Aufgrund einer speziellen Montageplatte<br />
kann das System einfach an<br />
Wand und mithilfe eines Montagekits<br />
an Rohrleitung oder Geländer<br />
angebracht werden. Ein spezieller<br />
Verriegelungs- und Haltemechanismus<br />
ermöglicht es dem Anwender,<br />
das Gehäuse schnell an der Montageplatte<br />
zu befestigen und bei<br />
Bedarf zu lösen.<br />
Benutzerfreundliche<br />
elektrische Installation<br />
Um den Kunden auch bei der<br />
elektrischen Montage bestmöglich<br />
zu unterstützen, sind sämtliche<br />
Steckerleisten und Anschlüsse von<br />
der Forderseite aus einfach und<br />
rasch zugänglich. Versorgungs- und<br />
Signalkabel können durch bis zu<br />
fünf M20 Kabelverschraubungen<br />
geführt und befestigt werden. Ausreichend<br />
Platz im Gehäuse gewährleistet<br />
eine komfortable Installation<br />
der Anschlusskabel.<br />
Flexible Spannungsversorgung<br />
verhilft dem Anwender<br />
zu mehr Freiheit im Feld<br />
Um den Bedürfnissen des Kunden<br />
und seiner Infrastruktur gerecht zu<br />
werden, kann <strong>die</strong> neue Ausführung<br />
sowohl mit 12..36 V Gleichspannung<br />
oder in einer alternativen Ausführung<br />
mit 110/230 V Wechselspannung<br />
betrieben werden. Bei Bedarf<br />
können Sensoren, auch bei der<br />
„110/230 V AC“-Ausführung, mit<br />
24 V DC vom multiCELL direkt<br />
versorgt werden.<br />
Das modulare „Multi-Kanal<br />
multiCELL Transmitter/<br />
Controller 8619“-Programm<br />
Der multiCELL in Panel- oder separater<br />
Gehäuseausführung kann<br />
bei Bedarf mit bis zu sechs verschiedenen<br />
I/O-Boards im flexiblen Mix<br />
ausgestattet werden und ist so auch<br />
komplexen Aufgaben gewachsen.<br />
Dies wird erweitert durch maximal<br />
sechs parallel laufende Funktionen,<br />
<strong>die</strong> unabhängig voneinander<br />
aus einer Funktionsliste frei wählbar<br />
sind. Oft benötigte Funktionen sind<br />
bereits integriert, müssen so nur<br />
ausgewählt werden und stehen<br />
nach der Parametrierung voll umfänglich<br />
zur Nutzung zur Verfügung.<br />
Vervollständigt wird <strong>die</strong> volle flexible<br />
September 2014<br />
912 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Funktionalität des 8619 durch <strong>die</strong><br />
Zuordnung der Funktionsmodule<br />
zu den Eingangs- und Ausgangssignalen.<br />
Darüber hinaus ermöglichen nachinstallierbare<br />
Softwarepakete eine<br />
weitere praxisgerechte Anpassung<br />
an den jeweiligen Einsatzbereich. Anwender<br />
profitieren von <strong>die</strong>sem maßgeschneiderten<br />
Funktionsumfang,<br />
da nur <strong>für</strong> tatsächlich benötigte<br />
Ausstattungsmerkmale Kosten anfallen.<br />
Mit multiCELL steht ein einheitliches<br />
Gerät <strong>für</strong> viele unterschiedliche<br />
Anwendungen von der<br />
Analysemesstechnik bis hin zur<br />
Durchflussmessung zur Verfügung.<br />
Damit ist lediglich geringster Aufwand<br />
<strong>für</strong> Mitarbeiterschulungen,<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Lagerhaltung und Wartung<br />
unterschiedlicher Gerätetypen und<br />
Varianten nötig.<br />
Haupt-Eigenschaften der<br />
neuen Gehäusevariante:<br />
• Separate Gehäusevariante zur<br />
Montage an<br />
− Wand<br />
− Rohrleitung<br />
−<br />
Geländer<br />
• 12..36 V DC oder 110/230 V AC<br />
Ausführung der separaten<br />
Gehäusevariante<br />
• Niederstromversorgung (DC)<br />
von Sensoren und anderen<br />
Verbrauchern<br />
• Fünf M20-Kabelverschraubungen<br />
• Keinerlei außenliegende<br />
metallische Komponenten<br />
• Einfache, von der Forderseite<br />
zugängliche Steckerleisten<br />
zur Kabelmontage<br />
• Schutzart IP65 / IP67, NEMA 4x<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 913
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Der Einsatz moderner Desinfektionsmethoden<br />
bei der <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> im System der<br />
zentralen <strong>Wasser</strong>versorgung der Stadt Budapest<br />
In der ungarischen Hauptstadt Budapest wird im <strong>Wasser</strong>werk Kmegyer, mit einer Leistung von 600 000 m³<br />
Trinkwasser pro Tag, erfolgreich <strong>die</strong> größte UV-Desinfektionsanlage <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> von Oberflächengewässern in<br />
der Europäischen Union betrieben. Es wurde ein effektives Multi-Barrieren-Modell der Trinkwasserdesinfektion<br />
im zentralen <strong>Wasser</strong>versorgungssystem eingeführt, wobei <strong>die</strong> Behandlung des Uferfiltrats durch Chlorung und<br />
UV-Bestrahlung kombiniert wird.<br />
Die Donau <strong>die</strong>nt als zentrale<br />
Quelle der Trinkwasserversorgung<br />
der Stadt Budapest. Das Flusswasser<br />
wird über ein System von<br />
Uferfiltrationsanlagen, <strong>die</strong> auf der<br />
Margareteninsel gelegen sind, abgeleitet.<br />
Dann gelangt es über das<br />
System des Rohwasserpumpwerks in<br />
den Sammelkanal und weiter in <strong>die</strong><br />
Hauptförderanlage. Von dort aus<br />
wird das <strong>Wasser</strong> in <strong>die</strong> Verteilungsnetze<br />
der städtischen <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
abgegeben.<br />
Bis 2007 sah <strong>die</strong> <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong>stechnologie<br />
hauptsächlich<br />
<strong>die</strong> Filtrierung über Entwässerungssysteme<br />
der Uferfiltrationsanlagen<br />
und <strong>die</strong> Desinfektion durch<br />
Chlorung vor, und zwar mit Zuführung<br />
von Chlorgas vor den Hauptförderanlagen.<br />
Also basierte das<br />
System der zentralen Trinkwasserversorgung<br />
Budapests auf der Verwendung<br />
von <strong>Wasser</strong> aus Oberflächenwasservorkommen,<br />
<strong>die</strong> nicht<br />
vor einer möglicher Belastung mit<br />
Bild 1. Versuchsanlage auf Basis einer UV-Anlage<br />
des Typs DUV 150/21.<br />
krankheitserregenden Keimen (pathogene<br />
Bakterien, Viren, Zysten von<br />
Protozoen) geschützt sind. Durch<br />
solche Mikroorganismen können bei<br />
der Bevölkerung ernst zu nehmende<br />
Massenerkrankungen ausgelöst werden;<br />
dabei sind gerade Viren und<br />
Zysten krankheitserregender Protozoen<br />
sehr beständig gegen <strong>die</strong><br />
traditionelle Chlorung.<br />
Zugleich entwickelt sich in den<br />
Industrieländern kontinuierlich und<br />
ständig <strong>die</strong> Tendenz zu einer umfassenden<br />
Verschärfung der Forderungen<br />
in Bezug auf Nebenprodukte<br />
der Chlorung im Trinkwasser<br />
(toxische, krebserregende und erbgutverändernde<br />
halogenorganische<br />
Verbindungen), was <strong>die</strong> maximale<br />
Verringerung des Einsatzes von Chlor<br />
und chlorhaltigen Chemikalien in der<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> bedeutet.<br />
Das <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung<br />
der Stadt zuständige Unternehmen,<br />
Fövárosi VÌZMÜVEK Zrt., hat jahrelang<br />
nach geeigneter Desinfektionstechnologie<br />
gesucht, welche <strong>die</strong><br />
Barriere-Rolle des <strong>Wasser</strong>versorgungssystems<br />
hinsichtlich der mikrobiologischen<br />
Verunreinigungen erhöhen<br />
und zugleich <strong>die</strong> Möglichkeit des<br />
Auftretens Nebenprodukten der<br />
Chlorung im Trinkwasser, <strong>die</strong> einen<br />
negativen Einfluss auf <strong>die</strong> Gesundheit<br />
der Einwohner haben können,<br />
minimieren würden.<br />
Diesbezüglich ist <strong>die</strong> aussichtsreichste<br />
Richtung, <strong>die</strong> sich weltweit<br />
intensiv entwickelt, <strong>die</strong> Verwendung<br />
einer kombinierten Desinfektionstechnologie,<br />
bei der <strong>die</strong> Chlorung<br />
und <strong>die</strong> UV-Bestrahlung kombiniert<br />
werden. UV-Strahlung ist höchst<br />
effektiv in Bezug auf alle Arten von<br />
Mikroorganismen, insbesondere auf<br />
<strong>die</strong> chlorresistenten Keime (Viren,<br />
Lamblien-Zysten, Kryptospori<strong>die</strong>n);<br />
zugleich wird sie nicht von der Bildung<br />
der Nebenprodukte begleitet.<br />
So ermöglicht der Einsatz <strong>die</strong>ser<br />
Komplextechnologie, den garantierten<br />
Desinfektionseffekt durch <strong>die</strong><br />
UV-Strahlung zu gewährleisten, sogar<br />
bei erhöhter mikrobiologischer<br />
Belastung des <strong>Wasser</strong>s. Zugleich wird<br />
<strong>die</strong> keimtötende Wirkung in den<br />
Versorgungsnetzen durch Verwendung<br />
von Chlor in minimalen<br />
Dosierungen prolongiert.<br />
Im Jahr 2005 wurde von Experten<br />
der Firma Fövárosi VÌZMÜVEK Zrt.<br />
gemeinsam mit der technologischen<br />
Abteilung der Firma LIT ein Versuchszyklus<br />
über <strong>die</strong> Versuchsanlage<br />
durchgeführt, <strong>die</strong> aus einer Serien-<br />
UV-Anlage des Typs DUV 150/21 mit<br />
Niederdruckstrahlern besteht.<br />
Die Versuchsanlage wurde im<br />
Maschinenraum eines Rohwasserpumpwerks<br />
auf der Margareteninsel<br />
installiert. Die Anlage (Bild 1)<br />
ist in einem unterirdischen Raum<br />
platziert, wo sich auch ein Filterbrunnen<br />
und eine Pumpe befinden,<br />
100 m vom Ufer der Donau entfernt.<br />
Die Anlage wurde auf einer Bühne<br />
oberhalb des Filterbrunnens montiert<br />
und sah <strong>die</strong> Einspeisung des<br />
Uferfiltrats von der Druckleitung<br />
der Pumpe über <strong>die</strong> speziell ausgeführte<br />
Zuleitung vor.<br />
Der Bauplan der Versuchsanlage,<br />
der in Bild 2 angeführt ist, ging von<br />
der Möglichkeit der Leitung des<br />
<strong>Wasser</strong>s durch <strong>die</strong> UV-Anlage oder<br />
an <strong>die</strong>ser vorbei durch einen Bypass.<br />
September 2014<br />
914 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Bild 2. Plan der Versuchsanlage.<br />
1 – Drehschieber am Einlaufrohr; 2 – Drehschieber an der Umlaufleitung; 3 – Drehschieber<br />
am Auslaufrohr; 4 – Luftventile der UV-Desinfektionskammer; 5 – Eingangsprobenehmer;<br />
6 – allgemeines Luftventil; 7 – Ausgangsprobenehmer; 8 – Ablasshähne<br />
der UV-Desinfizierungs-Kammer; 9 – Ablasshahn der Zuleitung; 10 – Hahn <strong>für</strong> <strong>die</strong> chemische Reinigung der Anlage und der<br />
Leitungen; 11 – Be<strong>die</strong>ngerät; 12 – UV-Desinfektionsanlage; 13 – Pumpe der chemischen Reinigung<br />
In beiden Fällen wurde das <strong>Wasser</strong><br />
danach nicht ins Versorgungsnetz<br />
eingespeist, sondern durch den<br />
freien Abfluss auf <strong>die</strong> Uferfläche abgegeben.<br />
Die Förderpumpe war mit<br />
einem Frequenzumrichter ausgestattet,<br />
der Durchfluss wurde online<br />
eingegeben und gemessen.<br />
Für <strong>die</strong> Simulation einer erhöhten<br />
Ausgangsbelastung mit mikrobiologischen<br />
Verschmutzungen wurde<br />
eine Versetzung des Infiltrationswassers,<br />
das der UV-Anlage zugeführt<br />
wurde, mit dem Flusswasser, das<br />
direkt aus der Donau entnommen<br />
wurde, vorgesehen. Hierbei handelte<br />
es sich um eine Menge von 3 % des<br />
Gesamtdurchflusses. Die Zufuhr von<br />
Flusswasser wurde mit einer separaten<br />
Pumpe durchgeführt und das<br />
<strong>Wasser</strong>volumen mit einem gesonderten<br />
Durchflussmesser gemessen.<br />
Die Beimischung wurde direkt vor<br />
der Versuchsanlage vorgenommen,<br />
wo auch <strong>die</strong> Kontrolle des UV-<br />
Durchlässigkeitskoeffizienten des in<br />
<strong>die</strong> Anlage eingeleiteten Mischwassers<br />
stattfand.<br />
Die UV-Anlage wurde mit einem<br />
UV-Sensor zur Messung der UV-<br />
Strahlungsintensität, jeweils einem<br />
Probenehmer am Einlauf- und Auslaufstutzen,<br />
einem Kontrollsystem zur<br />
Überwachung des Lampen zustands<br />
und der Verschmutzung der Quarzschutzrohre<br />
sowie einer Vorrichtung<br />
Tabelle1. Effektivität der UV-Strahlungsdosierung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewährleistung der<br />
normativen Qualität des desinfizierten Trinkwassers nach mikrobiologischen<br />
Kennzahlen.<br />
E.coli<br />
Gesamtanzahl der Mikroben<br />
Enterokokken<br />
Pseudomonas Aeruginosa<br />
Sporen von Sulfitred. Clostri<strong>die</strong>n<br />
0 / 250 mL<br />
< 20 / 1 mL<br />
0 / 250 mL<br />
0 / 250 mL<br />
0 / 100 mL<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> automatische Entlüftung ausgestattet.<br />
Die Laboruntersuchungen<br />
der <strong>Wasser</strong>qualität vor und nach<br />
der Desinfektion wurden vom Labor<br />
Fövárosi VÌZMÜVEK durchgeführt.<br />
Die Hauptziele der Versuche waren:<br />
••<br />
Die Ermittlung der Desinfektionseffektivität<br />
bei verschiedenen<br />
Graden der mikrobiologischen<br />
Verschmutzung.<br />
••<br />
Die Feststellung der effektiven<br />
Dosen der UV-Strahlung, bei denen<br />
<strong>die</strong> vorgeschriebene Qualität<br />
des desinfizierten Trinkwassers<br />
nach mikrobiologischen Kennzahlen<br />
(Council Directive 98/83/<br />
EC of 3 November 1998 on the<br />
quality of water intended for<br />
human consumption) gewährleistet<br />
wird (siehe Tabelle 1).<br />
••<br />
Die Ermittlung der Stabilität der<br />
UV-Desinfektion über einen längeren<br />
Zeitraum bei Schwan kungen<br />
der ursprünglichen mikrobiologischen<br />
Verschmutzungen.<br />
••<br />
Die Bestimmung der Besonderheiten<br />
der technischen Wartung<br />
von UV-Ausrüstung unter realen<br />
Bedingungen.<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 915
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Tabelle 2. Kennzahlen der Qualität.<br />
Im Versuchszeitraum wurden fol gende<br />
Werte der physikalisch-chemischen<br />
Kennzahlen der Qualität des zur<br />
Desinfektion kommenden <strong>Wasser</strong>s<br />
festgestellt (siehe Tabelle 2).<br />
Der Wert des UV-Durchlässigkeitskoeffizienten<br />
schwankte während des<br />
Versuchszeitraums zwischen 86 %<br />
und 94 %.<br />
Die Effektivität der Arbeit der<br />
UV-Ausrüstung wurde nach mikrobiologischen<br />
Kennzahlen der <strong>Wasser</strong>qualität<br />
vor und nach der UV- Anlage<br />
bestimmt. Während des Versuchszeitraums<br />
wurden folgende Werte<br />
der Kennzahlen der Qualität des zur<br />
Nr. Bezeichnung Maßeinheit Wert<br />
1 2 3 4<br />
1 Trübung FNU 2,2<br />
2 Spezifische elektrische<br />
Leitfähigkeit<br />
3 Chemischer Sauerstoffbedarf<br />
4 Organischer Kohlenstoff<br />
gesamt<br />
5 Gelöster organischer<br />
Kohlenstoff<br />
µS/cm 20 ˚С 601<br />
mg/L 1,3<br />
mg/L 2,17<br />
mg/L 2,18<br />
6 Eisen mg/L 0,039<br />
7 Mangan mg/L 0,004<br />
8 Ammoniak-Ion mg/L 0,09<br />
9 Nitrite mg/L 0,03<br />
10 Nitrate mg/L 13<br />
11 Chloride mg/L 31<br />
Tabelle 3. Werte des Versuchszeitraums.<br />
Nr. Bezeichnung Maßeinheit Wert<br />
1 2 3 4<br />
1 Gesamtanzahl der<br />
Mikroben bei einer<br />
Temperatur von 22 °C<br />
2 Gesamtanzahl der<br />
Mikroben bei einer<br />
Temperatur von 37 °C<br />
KbE/mL 1200<br />
KbE/mL 8000<br />
3 Coliform KbE/100 mL 40<br />
4 Escherichia Coli KbE/100 mL 40<br />
5 Clostridium KbE/100 mL 45<br />
6 Pseudomonas Aeruginosa KbE/100 mL 19<br />
7 Fekális Enterococcus KbE/100 mL 6<br />
Desinfektion kommenden <strong>Wasser</strong>s<br />
festgestellt (siehe Tabelle 3).<br />
Die Untersuchung der <strong>Wasser</strong>desinfektion<br />
mittels UV-Strahlung<br />
wurde in einem Dosierungsbereich<br />
zwischen 40 mJ/cm² bis 100 mJ/cm²<br />
durch geführt. Dabei wurde <strong>die</strong><br />
Änderung des durch <strong>die</strong> Anlage<br />
fließenden <strong>Wasser</strong>volumens vorgenommen,<br />
das durch <strong>die</strong> UV-Anlage<br />
floss, im Bereich zwischen 40 und<br />
100 m³/Std.<br />
Auf Basis der Ergebnisse der<br />
durchgeführten Versuche kam man<br />
zu einem allgemeinen Schluss über<br />
<strong>die</strong> hohe Effektivität und Zuverlässigkeit<br />
der UV-Desinfektion, als Teil der<br />
<strong>Wasser</strong>aufbereitungstechnologie, und<br />
man erhielt einen objektiven Nachweis<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> hohe Arbeitseffizienz<br />
der UV-Ausrüstung von LIT. Für eine<br />
sichere Anwendung auf das Uferfiltrat<br />
der Donau unter den gegebenen<br />
Bedingungen wurde eine Dosierung<br />
von 60 mJ/cm² als effektiv unter den<br />
konkreten Bedingungen empfohlen.<br />
Aufgrund der Versuchsergebnisse<br />
und unter Berücksichtigung der modernen<br />
weltweiten Ten denzen zur<br />
Gewährleistung der epidemiologi -<br />
schen Sicherheit des Trinkwassers, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> Anwendung des Multi-Barrieren-<br />
Prinzips in den Desinfektionsschemata<br />
implizieren, mit dem Ziel Erhöhung<br />
der Effektivität in Bezug auf<br />
chlorresistente Mikroorganismen –<br />
Viren und Zysten der pathogenen<br />
Protozoen – sowie zur Schaffung der<br />
Bedin gungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Verringerung<br />
des Gehalts von organischen Chlorverbindungen<br />
im Trinkwasser, wurde<br />
von Fövárosi VÌZMÜVEK Zrt. <strong>die</strong> Entscheidung<br />
getroffen, das <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong>ssystem<br />
um eine zusätzliche<br />
Stufe zu erweitern: um<br />
<strong>die</strong> UV-Desinfektion.<br />
2007 begann <strong>die</strong> Umstrukturierung<br />
der <strong>Wasser</strong>aufbereitungsanlage<br />
Kmegyer. Dabei war geplant, in <strong>die</strong><br />
bestehenden Einrichtungen moderne<br />
UV-Desinfektionsanlagen von LIT<br />
einzusetzen. Im September 2008<br />
wurde im 1. Maschinenraum <strong>die</strong><br />
erste UV-Anlage DUV-36A/120 mit<br />
einer maximalen Sollleistung von<br />
5000 m³/Std. erfolgreich in Betrieb<br />
genommen (Bild 3). Die UV-Ausrüstung<br />
wurde auf den Druckleitungen<br />
der Hauptförderanlage im bestehenden<br />
Maschinenraum 1 montiert.<br />
Nach den Ergebnissen der erfolgreichen<br />
Arbeit der ersten UV-Anlage<br />
Ende 2009 wurde <strong>die</strong> zweite UV-Anlage<br />
im Maschinenraum 2 in Betrieb<br />
genommen – ebenfalls mit einer<br />
Leistung von 5000 m³/Std. Im November<br />
2010 wurde im Maschinenraum<br />
4 eine UV-Desinfektionsstation<br />
in Betrieb genommen, <strong>die</strong> aus drei UV-<br />
Anlagen des gleichen Typs mit einer<br />
Gesamtleistung von 15 000 m³/Std.<br />
besteht. Die UV- Anlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Druckleitungen<br />
der Hauptförder anlage<br />
wurde im Anbau an das Gebäude<br />
der be stehenden Pumpstation implementiert<br />
(Bild 4).<br />
Für alle UV-Anlagen werden<br />
hocheffektive, leistungsstarke Amalgam-UV-Niederdruckstrahler<br />
der<br />
Firma LIT, mit langer Betriebsdauer<br />
(12 000 Stunden) und niedrigem<br />
Stromverbrauch verwendet. Ihre Verwendung<br />
ermöglichte <strong>die</strong> Sicherstellung<br />
der minimalen Maße der<br />
UV-Aus rüstung des vertikalen Typs<br />
und folglich eine minimale Größe<br />
der Desinfektionsanlagen.<br />
Im industriellen Betriebsprozess<br />
der UV-Desinfektionsanlage wurde<br />
ein Zyklus spezieller Untersuchungen<br />
durchgeführt, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong><br />
Ermittlung der möglichen Bildung<br />
von Nebenprodukten bei einer<br />
kombinierten (aufeinanderfolgenden)<br />
Aufbereitung des <strong>Wasser</strong>s<br />
durch Chlorung und nachfolgende<br />
UV-Bestrahlung ausgerichtet waren.<br />
Als Ergebnis der Untersuchungen<br />
wurde eine vollständige Unbedenklichkeit<br />
des Trinkwassers festgestellt.<br />
Die bestehende Ausrüstung in<br />
allen Maschinenräumen der Anlage<br />
Kmegyer wird unter vollkommener<br />
Einhaltung der technologischen Vorschriften<br />
betrieben und <strong>die</strong> Qualität<br />
des Trinkwassers nach Desinfektion<br />
durch UV-Strahlung entspricht den<br />
geforderten Richtwerten <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Trinkwasserqualität nach mikrobiologischen<br />
Kennzahlen, <strong>die</strong> in der<br />
Tabelle 1 angeführt sind.<br />
September 2014<br />
916 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Dabei erlaubt <strong>die</strong> Anwendung der modernen,<br />
kombinierten <strong>Wasser</strong>desinfektionstechnologie<br />
– Chlorung und UV-Strahlung – <strong>die</strong><br />
Chlorungsgrade zu minimieren und dadurch<br />
<strong>die</strong> Risiken der Bildung von chlororganischen<br />
Verbindungen zu verringern und <strong>die</strong> Unbedenklichkeit<br />
des <strong>Wasser</strong>s zu erhöhen.<br />
Die UV-Aufbereitung ist auch in anderen<br />
Anlagen des zentralen Systems der Trinkwasserversorgung<br />
der Stadt Budapest eingeführt.<br />
Die UV-Anlagen wurden in einer Reihe<br />
von <strong>Wasser</strong>versorgungsbrunnen auf der Margareteninsel<br />
installiert, im <strong>Wasser</strong>werk Erd.<br />
Die Unterbringung der UV-Anlagen erfolgt in<br />
unterirdischen Räumen.<br />
Ferner ist <strong>die</strong> Einführung der kombinierten<br />
Multi-Barrieren-Desinfektionstechnologie in<br />
allen Hauptanlagen der Trinkwasserversorgung<br />
der Stadt, einschließlich der Vorpumpstationen,<br />
geplant.<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Schlussfolgerungen<br />
Im zentralen System der Trinkwasserversorgung<br />
von Budapest wurde ein modernes Multi-Barrieren-Desinfektionsmodell<br />
eingeführt,<br />
das <strong>die</strong> Kombination der Aufbereitung des<br />
Infiltrationswassers durch Chlorung und UV-<br />
Strahlung vorsieht. Das Schema erlaubt eine<br />
garantierte Barriere in Bezug auf chlorresistente<br />
mikrobiologische Verschmutzungen –<br />
Viren, Zysten krankheitserregender Protozoen<br />
– zu gewährleisten und den Gehalt erbgutverändernder<br />
und krebserregender organischer<br />
Chlorverbindung im Trinkwasser zu minimieren.<br />
Auf Basis des langfristigen Versuchszyklus,<br />
der an echtem Infiltrationswasser der Donau<br />
unter Verwendung einer Industrie-UV-Anlage<br />
durchgeführt wurde, wurde eine optimale, unter<br />
den konkreten gegebenen Bedingungen effektive<br />
Dosierung der UV-Strahlung von 60 mJ/cm²<br />
ausgewählt sowie eine Modifizierung der UV-<br />
Ausrüstung und der Ort ihrer Implementierung<br />
im technologischen Schema der <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
der Stadt Budapest. So ist errichtet<br />
und wird betrieben <strong>die</strong> größte in Europa UV-<br />
Desinfektionsanlage <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> aus einer<br />
Oberflächenquelle im Werk Kmegyer mit einer<br />
Leistung von 600 000 m³ Trinkwasser pro Tag.<br />
Die Versuchsergebnisse und <strong>die</strong> positive<br />
mehrjährige Erfahrung bei der Verwendung der<br />
komplexen Multi-Barrieren-Desinfektionstechnologie<br />
im zentralen System der Trinkwasserversorgung<br />
einer solchen Stadt wie Budapest,<br />
in Verbindung mit den bekannten weltweiten<br />
Erfahrungen auf <strong>die</strong>sem Gebiet bestätigen <strong>die</strong><br />
Möglichkeit einer breiten Anwendung der<br />
Technologie in den <strong>Wasser</strong>versorgungssystemen<br />
großer Städte und anderer Ortschaften.<br />
Kontakt:<br />
LIT UV Elektro GmbH,<br />
Mittelweg 1, D-99428 Isseroda,<br />
Tel. (03643) 48 999-0, Fax (03643) 48 999-20,<br />
E-Mail: info@lit-uv.de, www.lit-uv.de<br />
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Bild 3. Erste<br />
UV-Anlage<br />
DUV-36A/120 mit<br />
einer maximalen<br />
Sollleistung von<br />
5000 m³/Std.<br />
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Bild 4. UV-Anlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Druckleitungen<br />
der Hauptförderanlage.<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29<br />
46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Internet: 917 www.plasson.de
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Krankenhausinfektionen durch bauliche Mängel<br />
Optimierte Rohrleitungshygiene senkt Infektionsrisiko<br />
Die Zahl der Erkrankungen durch<br />
erst im Krankenhaus erworbene<br />
Infektionen (sogenannte nosokomiale<br />
Infektionen) steigt seit Jahren.<br />
Neben einer Erregeraufnahme durch<br />
Kontakt mit anderen Personen oder<br />
durch kontaminierte Gegenstände<br />
spielen auch erregerhaltige Umweltme<strong>die</strong>n<br />
eine wichtige Rolle, z. B.<br />
Speisen und Getränke, aber auch<br />
<strong>Wasser</strong>. So spielt <strong>Wasser</strong> sowohl als<br />
Getränk als auch in der Körperhygiene<br />
und der Aufbereitung von<br />
Medizingeräten, z. B. Endoskopen,<br />
eine zentrale Rolle. Doch während<br />
Infektionsrisiken in den oben beschriebenen<br />
Fällen durch strenge<br />
Hygienemaßnahmen möglichst minimiert<br />
werden, gilt <strong>die</strong>s nicht <strong>für</strong> das<br />
im Krankenhaus zur Versorgung der<br />
Patienten verwendete Trinkwasser.<br />
Dies wird in den seltensten Fällen<br />
aufbereitet, sondern stammt in den<br />
meisten Fällen aus der Leitung.<br />
Seccua GmbH empfiehlt den Einbau<br />
von Membranfiltrationsanlagen am<br />
Eingang des Stadtwassers in <strong>die</strong><br />
Gebäude, was einen vollständigen<br />
Schutz vor Keimen, Krankheitserregern<br />
und Trübstoffen aus dem<br />
Stadtnetz sicherstellt.<br />
Nosokomiale, d. h. erst im Krankenhaus<br />
erworbene Infektionen treten<br />
in Europa laut Zahlen des bayerischen<br />
Landesamts <strong>für</strong> Gesundheit<br />
und Lebensmittelsicherheit durchschnittlich<br />
in einer Häufigkeit von<br />
3–10 % auf. Von hundert Patienten,<br />
<strong>die</strong> in einem Krankenhaus behandelt<br />
werden, erkranken heute also –<br />
in unterschiedlicher Schwere – zwischen<br />
drei und zehn Patienten erst<br />
im Krankenhaus. Diese Fallzahlen<br />
steigen langfristig eher noch an,<br />
denn durch immer mehr invasive<br />
therapeutische und diagnostische<br />
Verfahren erhöht sich auch das<br />
Infektionsrisiko. Zudem werden<br />
Patienten immer älter und leben<br />
länger mit reduzierten Abwehrmechanismen.<br />
Ziel der Krankenhaushygieniker<br />
wie des gesamten klinischen Personals<br />
muss es sein, nicht nur in<br />
Hochrisikobereichen, wie Intensivpflegestationen,<br />
Transplantationseinheiten<br />
oder Neugeborenenintensivstationen,<br />
in denen vermehrt Personen<br />
mit geschädigtem Immunsystem<br />
behandelt werden, sämtliche äußerliche<br />
Faktoren so zu beeinflussen,<br />
dass das Auftreten von Infektionen<br />
vermieden werden kann. Dazu zählt<br />
neben der strengen Einhaltung von<br />
Hygienerichtlinien und der laufenden<br />
Schulung des Personals <strong>die</strong><br />
Erfassung und Dokumentation aller<br />
Krankenhausinfektionen, <strong>die</strong> Kontrolle<br />
des Antibiotikaeinsatzes sowie<br />
<strong>die</strong> Schaffung eines optimalen baulich-funktionellen<br />
Umfeldes. Doch<br />
hier gibt es in vielen Krankenhäusern<br />
einen entscheidenden Mangel, der<br />
meist übersehen wird: das <strong>Wasser</strong>leitungssystem<br />
des Gebäudes.<br />
Trinkwasserkeime als potenzielles<br />
Gesundheitsrisiko?<br />
In Deutschland wird <strong>die</strong> Versorgung<br />
mit Trinkwasser in einwandfreier<br />
Qualität als selbstverständlich vorausgesetzt,<br />
aus jedem <strong>Wasser</strong>hahn<br />
kommt vermeintlich Trinkwasser, das<br />
unbesorgt zum Trinken, Kochen oder<br />
auch zur Körperpflege und -reinigung<br />
eingesetzt werden kann. Neben den<br />
<strong>Wasser</strong>versorgungs unternehmen<br />
sind <strong>die</strong> Immobilienträger <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
einwandfreie Qualität verantwortlich.<br />
Doch hier ist Vorsicht geboten.<br />
Die meisten Städte haben ein<br />
sehr altes, organisch gewachsenes<br />
und damit weit verzweigtes Leitungsnetz<br />
<strong>für</strong> ihre Trinkwasserversorgung,<br />
in welchem sich, begünstigt durch<br />
Totleitungen und Stagnationszeiten,<br />
über Jahrzehnte hinweg enorme<br />
Ablagerungen und ausgeprägte<br />
Biofilme bilden konnten. Keime im<br />
Trinkwasser, <strong>die</strong> in erster Linie aus<br />
den natürlichen <strong>Wasser</strong>gewinnungen<br />
stammen, finden hier ideale Voraussetzungen<br />
und ausreichend<br />
vorhandene Nährstoffe <strong>für</strong> eine<br />
sprunghafte Vermehrung. Neben<br />
Nitrat, Phosphat und natürlichen<br />
organischen Kohlenstoffverbindungen<br />
sowie Schlamm- und Rostpartikeln<br />
zählen vor allem auch <strong>die</strong><br />
Mikroorganismen selbst zu den<br />
Nährstoffen, <strong>die</strong> mit dem Kaltwasser<br />
in <strong>die</strong> Hausinstallation gelangen.<br />
Moderne Messmethoden wie<br />
<strong>die</strong> Durchflusszytometrie zeigen,<br />
dass Trinkwasser grundsätzlich sehr<br />
hohe Keimfrachten aus dem öffentlichen<br />
Leitungsnetz in <strong>die</strong> Gebäude<br />
einspült. Mit <strong>die</strong>ser Keimfracht gelangen<br />
auch Krankheitserreger, wie<br />
Legionellen und Pseudomonaden,<br />
aber auch Einzeller wie Amöben ins<br />
Leitungsnetz des Krankenhauses.<br />
Stu<strong>die</strong>n der Eidgenössischen Technischen<br />
Hochschule in Zürich zeigen,<br />
dass typischerweise zwischen<br />
zehntausend und zweihunderttausend<br />
Keime mit einem Milliliter<br />
Trinkwasser aus den Stadtnetzen in<br />
<strong>die</strong> Leitungsnetze von Gebäuden<br />
eingespült werden. Jede Stunde<br />
gelangen also mehrere Milliarden<br />
Mikroorganismen sowie Nährstoffe<br />
in <strong>die</strong> Hausinstallation des Krankenhauses.<br />
Diese Kombination aus<br />
Mikroorganismen und Nährstoffen<br />
ist Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Biofilmbildung<br />
sowie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versorgung des bereits<br />
bestehenden Biofilms.<br />
Biofilm, der in nahezu jeder <strong>Wasser</strong>leitung<br />
existiert, schwächt <strong>die</strong> Wirksamkeit<br />
herkömmlicher thermischer<br />
oder chemischer Desinfektionsverfahren<br />
stark ab und macht <strong>die</strong>se nur<br />
sehr begrenzt wirksam. Ein ausgeprägter<br />
Biofilm bietet eingeschwemmten<br />
Krankheitserregern, wie beispielsweise<br />
Pseudomonaden, optimalen<br />
Schutz. Zum anderen ist er Lebensraum<br />
<strong>für</strong> Keime wie Legionellen, welche<br />
in geringen Konzentrationen zwar<br />
harmlos sind, doch im Biofilm zu <strong>für</strong><br />
den Menschen gefährlichen Konzentrationen<br />
heranwachsen können.<br />
September 2014<br />
918 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Um <strong>die</strong> Trinkwasserhygiene langfristig zu<br />
schützen und erhöhte Keimzahlen im Trinkwasser<br />
zu vermeiden, gilt es also, den Biofilm<br />
selbst zu vermeiden bzw. zu begrenzen.<br />
Hierbei leistet <strong>die</strong> Ultra filtrationstechnologie<br />
von Seccua einen wertvollen Beitrag.<br />
Ultrafiltration minimiert Infektionsrisiko<br />
durch Trinkwasserkeime<br />
Die Seccua Ultrafiltration an der Eintrittsstelle<br />
des Trinkwassers ins Gebäude <strong>die</strong>nt sowohl<br />
als Schutz vor dem Eintrag möglicher Krankheitserreger,<br />
als auch zur Reduktion des bestehenden<br />
Biofilms. Generell wird so durch <strong>die</strong><br />
Entfernung aller Mikroorganismen am Hauswasser<br />
eingang <strong>die</strong> Neuverkeimung vermieden<br />
und das Wiederverkeimungspoten zial im<br />
gesamten Leitungs system drastisch reduziert.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass selbst kon taminierte<br />
Systeme sich auf <strong>die</strong>se Weise wieder erholen<br />
und dann vor allem dauerhaft abgesichert sind.<br />
Seccua Ultrafiltration entfernt Krankheitserreger<br />
und Partikel ohne Bestrahlung oder<br />
den Einsatz von Chemikalien und Desinfektionsmitteln.<br />
In umfangreichen Rückhaltetests hat<br />
<strong>die</strong> Ultrafiltrationstech nologie ihre Zuverlässigkeit<br />
bei der Entfernung von Krankheitserregern<br />
bewiesen: mehr als 99,99 % aller Viren und<br />
mehr als 99,9999 % aller Bak terien und Parasiten<br />
sowie Trübungen und Rotfärbungen<br />
werden durch das Ultrafiltra tionsverfahren in<br />
einem einzigen Schritt aus dem <strong>Wasser</strong> entfernt,<br />
sodass es hinterher in mikrobakteriell<br />
einwandfreiem Zustand ist. Da es sich um<br />
einen ste rischen Filtrations prozess handelt,<br />
bleibt das chemische Gleichgewicht des <strong>Wasser</strong>s<br />
erhalten und wirkt somit nicht korrosiv.<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Vollautomatischer Membranintegritätstest<br />
Das Unternehmen bietet als einziger Hersteller<br />
einen patentierten vollautomatischen<br />
Membranintegritätstest <strong>für</strong> seine Filteranlagen.<br />
Dieser Integritätstest prüft <strong>die</strong> Membran filter<br />
regelmäßig selbsttätig auf Beschädigungen<br />
von bis zu 0,8 Millimeter Lochgröße. Tritt ein<br />
Membrandefekt auf, der groß genug wäre, um<br />
einzelne Keime passieren zu lassen, wird <strong>die</strong><br />
Anlage automatisch gestoppt, der Betreiber<br />
über Mobilfunk benachrichtigt oder Alarm an<br />
eine bestehende Leitstelle ausgegeben. So ist<br />
eine dauerhafte Sicherheit gewährleistet, <strong>die</strong><br />
herkömm liche Verfahren wie beispielweise UV-<br />
Bestrahlung oder Chlorierung weit übertrifft.<br />
„Gerade hinsichtlich der Problematik nosokomialer<br />
Infektionen sollte <strong>die</strong> Trinkwasserhygiene<br />
in einem Krankenhaus grundsätzlich<br />
zu jedem Zeitpunkt vollständig gesichert<br />
sein“, mahnt Michael Hank, Gründer und Geschäftsführer<br />
der Seccua GmbH in Steingaden/Oberbayern.<br />
„Es reicht nicht, sich auf<br />
<strong>die</strong> vermeintlich einwandfreie Qualität des<br />
Trinkwassers aus dem Leitungsnetz der Gemeinde<br />
zu verlassen. Lösungen von Seccua<br />
sind schnell und einfach umzusetzen. Sie<br />
gewährleisten einen wirkungsvollen Schutz vor<br />
dem Eintrag von Keimen und Mikroorganismen<br />
aus dem öffentlichen Leitungsnetz.“<br />
Kontakt:<br />
Seccua GmbH,<br />
Michael Hank,<br />
Krummbachstraße 8, D-86989 Steingaden,<br />
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Serie 18<br />
Eine Produktrange, <strong>die</strong> wir<br />
ständig weiterentwickeln.<br />
Gas, <strong>Wasser</strong>,<br />
Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Dampf, Strom<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
Stationäre und dynamische Simulation,<br />
Topologieprüfung (Teilnetze),<br />
Abnahmeverteilung aus der Jahresverbrauchsabrechnung,<br />
Mischung von<br />
Inhaltsstoffen, Verbrauchsprognose,<br />
Feuerlöschmengen, Fernwärme mit<br />
Schwachlast und Kondensation,<br />
Durchmesseroptimierung, Höheninterpolation,<br />
Speicherung von<br />
Rechenfällen<br />
I NGE N I E U R B Ü R O FIS C H E R — U H R I G<br />
WÜRTTEMBERGALLEE 27 14052 BERLIN<br />
TELEFON: 030 — 300 993 90 FAX: 030 — 30 82 42 12<br />
INTERNET: WWW.STAFU.DE<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29<br />
46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> Internet: 919 www.plasson.de
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Qualitätskontrolle durch den PAMAS WaterViewer<br />
Der Partikelzähler PAMAS Water-<br />
Viewer ist ein Online-Partikelanalysesystem<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> kontinuierliche<br />
Qualitätskontrolle von <strong>Wasser</strong>.<br />
Das System kann <strong>für</strong> den Dauereinsatz<br />
an mehreren Messpunkten ausgelegt<br />
werden. Mit der optionalen<br />
Multiplexer-Einheit kann das Gerät<br />
an bis zu 32 Messstellen angeschlossen<br />
werden. Der PAMAS<br />
WaterViewer ist zudem mit der<br />
automatischen Sensorspüleinheit<br />
PAMAS SFU (Sensor Flushing Unit)<br />
ausgerüstet, <strong>die</strong> chemische Ablagerungen<br />
(beispielsweise aus Mangan,<br />
Kalk oder Eisen) an den optischen<br />
Fenstern der Sensormesszelle verhindert,<br />
sodass der Laserstrahl nicht<br />
zu stark abgeschwächt wird. Auf<br />
<strong>die</strong>se Weise wird das Gerät ständig<br />
betriebsbereit gehalten, und das<br />
ohne zusätzlichen Personalaufwand.<br />
Die im Lieferumfang enthaltene<br />
Software programmiert den Messvorgang<br />
vor und ermöglicht <strong>die</strong><br />
Auswertung der Messdaten. So werden<br />
zeitliche Ereignisse und Trends<br />
der Partikelgrößenverteilung in der<br />
Probenflüssigkeit im Handumdrehen<br />
sichtbar. Der PAMAS WaterViewer<br />
funktioniert im Onlinebetrieb auch<br />
ohne PC und Software. Der Download<br />
der Messdaten kann auch nach<br />
der Messung über eine Plug- and-Play-<br />
Schnittstelle erfolgen. Der PAMAS<br />
WaterViewer kann auch digi tale<br />
Daten von anderen Sensoren ablesen<br />
und <strong>die</strong>se per Analogsignal an eine<br />
externe SPS (Speicherprogrammierbare<br />
Steuerung) übertragen. Der<br />
PAMAS WaterViewer kann auch<br />
bi-direktional über eine Modbus-<br />
Schnittstelle gesteuert werden.<br />
Turbidimeter vs. Partikelzähler<br />
Oftmals wird nach dem Unterschied<br />
zwischen dem Trübungsgrad und<br />
der Partikelanzahl gefragt. Der<br />
Trübungsgrad ist eine optische<br />
Messgröße, bei der das Messsignal<br />
von der Gesamtheit der enthaltenen<br />
Partikel abhängt. In vielen Anwendungen<br />
ist nachgewiesen worden,<br />
dass <strong>die</strong> Partikelzählung ein vielschichtigeres<br />
und differenzierteres<br />
Ergebnis bietet als <strong>die</strong> Trübungsmessung:<br />
Bei der optischen Partikelzählung<br />
hängt das Messsignal nicht<br />
von der Gesamtheit, sondern von<br />
jedem einzelnen Partikel ab, weil<br />
jeder einzelne Partikel der Partikelpopulation<br />
gezählt und ausgemessen<br />
wird.<br />
Ermittlung des Beta-Wertes<br />
mit der PAMAS WVBeta-<br />
Software<br />
Eine weitere besondere Anwendung<br />
ist <strong>die</strong> Ermittlung des Beta-Wertes:<br />
Hier<strong>für</strong> werden zwei PAMAS Water-<br />
Viewer mit der PAMAS WVBeta-<br />
Software verbunden. Die Ermittlung<br />
des Beta-Wertes gewinnt in Anlagen<br />
zur Trinkwasserfiltration mehr<br />
und mehr an Bedeutung. So gibt<br />
es Anwendungsbeispiele <strong>für</strong> den<br />
Einsatz von PAMAS WaterViewer-<br />
Systemen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> logarithmische<br />
Reduktion von Partikeln auf Membranfiltern<br />
nachweisen.<br />
Wo hat sich der Einsatz des<br />
PAMAS WaterViewer bewährt? Wer<br />
setzt das Gerät tatsächlich ein?<br />
Alle beschriebenen Beispiele aus<br />
den Jahren 2004 bis 2012 sind<br />
von Anwendern in der Praxis erprobt<br />
und getestet worden. Der<br />
Einsatz des PAMAS WaterViewers<br />
hat sich in den folgenden Fällen<br />
bewährt:<br />
Der PAMAS WaterViewer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Onlinemessung<br />
von <strong>Wasser</strong>.<br />
PAMAS WaterViewer mit Multiplexer.<br />
September 2014<br />
920 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Praktische Anwendungsbeispiele<br />
Ahlstrom Glassfibre Oy,<br />
Karhula/Finnland<br />
PAMAS WaterViewer in einer<br />
Filtrationsanlage <strong>für</strong> Industriewasser<br />
in Finnland<br />
Bei der Filtrierung von Industriewasser<br />
erwies sich der Einsatz des<br />
PAMAS WaterViewer als vorteilhaft:<br />
Die Angabe der Partikelkonzentration<br />
in den verschiedenen Größenklassen<br />
ermöglichte in <strong>die</strong>sem Fall<br />
<strong>die</strong> automatische Unterscheidung<br />
zwischen Rückstau und Normalbetrieb.<br />
Als Dauerläufer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Filtrationsüberwachung<br />
trug der Einsatz<br />
des PAMAS WaterViewer beim<br />
Einsatz in der finnischen Filtrationsanlage<br />
auch dazu bei, Abläufe zu<br />
opti mieren und Energie, Zeit und<br />
Geld einzusparen.<br />
[Referenz: Ahlstrom Glassfibre Oy, Plant<br />
Services, Karhula/Finnland. Cf. Poster von<br />
Dr. Henry Jenderek und Franz Ganster: Particle<br />
Counting after Membranes. Das Poster<br />
wurde am 27.11.2008 auf dem 21. Aachener<br />
Kolloquium <strong>für</strong> Abfallwirtschaft<br />
vorgestellt.]<br />
Electrabel GDF Suez,<br />
Tihange/Belgien<br />
Partikelmessung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Filterkontrolle<br />
bei der Stromerzeugung<br />
Der belgische Stromproduzent Electrabel<br />
GDF Suez verwendet den<br />
PAMAS WaterViewer <strong>für</strong> <strong>die</strong> Filterkontrolle<br />
im zweiten Kühlwasserkreislauf<br />
der Atomkraftanlage von<br />
Tihange 3 in Belgien.<br />
[Referenz: Electrabel GDF Suez, Tihange/<br />
Belgien]<br />
Fachklinik Bad Bentheim,<br />
Deutschland<br />
PAMAS WaterViewer als<br />
Nachweisinstrument bei der<br />
Schwimmbadwasseraufbereitung<br />
in Deutschland<br />
Mithilfe des Partikelzählers PAMAS<br />
WaterViewer konnten drei Ingenieure<br />
von der Paul Niederberghaus &<br />
Partner GmbH in Ibbenbüren, vom<br />
Rheinisch-Westfälischen Institut <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>forschung (IWW) in Mülheim<br />
an der Ruhr sowie vom Ingenieurbüro<br />
<strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>technik (IWT) in<br />
Hannover nachweisen, dass <strong>die</strong> Filtrationsgeschwindigkeit<br />
von 30 m/h<br />
im Schwimmbad einer Klinik in<br />
Bad Bentheim ausreicht, um das<br />
Schwimmbadwasser zu filtrieren<br />
und aufzubereiten.<br />
Der Untersuchung war eine<br />
Änderung der Verordnungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Aufbereitung von Schwimm- und<br />
Badebeckenwasser vorausgegangen.<br />
Die Verordnungen zwangen den<br />
Bäderbetrieb, <strong>die</strong> Filtrationsgeschwindigkeit<br />
auf 20 m/h herabzusenken.<br />
Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Änderung der<br />
Rahmenbedingungen war <strong>die</strong> Annahme,<br />
dass <strong>die</strong> Partikelabscheidung<br />
bei einer beschleunigten<br />
Filtration zu gering sei und das<br />
Schwimmbadwasser folglich nicht<br />
ausreichend filtriert werden würde.<br />
Die Herabsetzung der Geschwindigkeit<br />
hätte <strong>für</strong> den Betrieb jedoch zu<br />
erheblichen finanziellen Nachteilen<br />
geführt. Um <strong>die</strong> Notwendigkeit der<br />
verminderten Filtrationsgeschwindigkeit<br />
zu überprüfen, war <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong> in Auftrag gegeben worden.<br />
Im Test zeigte sich, dass eine Filtrationsgeschwindigkeit<br />
von 30 m/h<br />
ausreicht, um das Schwimmbadwasser<br />
zu filtrieren. Eine Herabsetzung<br />
der Geschwindigkeit auf<br />
20 m/h erwies sich als nicht notwendig.<br />
Die Messergebnisse des<br />
PAMAS WaterViewer bescheinigten<br />
eine gute Filtratqualität. Nach der<br />
Filtration betrug der durchschnittliche<br />
Messwert 50 Partikel/mL <strong>für</strong><br />
Partikelgrößen > 1 µm. Der Partikelzähler<br />
von PAMAS trug somit wesentlich<br />
zu einer Kostenreduzierung<br />
des Schwimmbadbetriebs bei.<br />
[Referenz: Fachklinik Bad Bentheim. Cf. Forschungsbericht<br />
von Dipl.-Ing. Bernhard<br />
Bergjan, Dr.-Ing. Andreas Nahrstedt und<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Willert: „Partikelzählung<br />
als Nachweisinstrument der Verfahrenseffektivität“.<br />
Erschienen in: A.B. Archiv des<br />
Badewesens, Ausgabe 3/2008, März 2008,<br />
S. 130–141]<br />
Het Waterlaboratorium<br />
(HWL), Haarlem/Niederlande<br />
Selbst-Reinigungseffekte und<br />
Desinfizierungsvermögen von<br />
Feuchtbiotopen<br />
Im Auftrag der niederländischen<br />
<strong>Wasser</strong>werke Waternet untersuchte<br />
das Labor HWL <strong>die</strong> Abnahme von<br />
Krankheitserregern in künstlich angelegten<br />
Feuchtbiotopen. Mithilfe<br />
des PAMAS WaterViewers stellte das<br />
Labor fest, dass der Partikelgehalt<br />
im <strong>Wasser</strong> mit der Zeit abnimmt.<br />
Durch Faktoren wie Sedimentierung,<br />
natürliches Absterben, UV-Desinfizierung<br />
infolge von Sonneneinstrahlung<br />
sowie durch <strong>die</strong> Bildung von<br />
Biofilmen sind Feuchtbiotope in der<br />
Lage, ihre <strong>Wasser</strong>speicher selbst zu<br />
reinigen. Der PAMAS WaterViewer<br />
war <strong>für</strong> <strong>die</strong>se spezielle Anwendung<br />
mit dem Lichtabschattungssensor<br />
PAMAS HCB-LD-100 ausgestattet<br />
worden. Gemessen wurden Partikelgrößen<br />
von 2 bis 500 µm.<br />
[Referenz: Bram T. M. Mulling / Yolanda<br />
Dullemont / Daan Mes / Anne de Valença /<br />
Ron van der Oost: “Factors determining the<br />
disinfection capacity of constructed wetlands”.<br />
Published in: Foekema E. M. (Editor):<br />
De invloed van moerassystemen op de<br />
milieukwaliteit van rwzi effluent en aanbevelingen<br />
tot optimalisering. IMARES rapport<br />
C005/12 (rapportage bestaat uit een<br />
samenvattend rapport met losse bijlagen<br />
A en B), 2012.]<br />
Polska Grupa Energetyczna<br />
(PGE) in Belchatow, Polen<br />
Einsatz eines PAMAS WaterViewer<br />
bei der Stromerzeugung<br />
Die Firma PGE ist der größte Stromproduzent<br />
in Polen und betreibt in<br />
Belchatow das größte Wärmekraftwerk<br />
Europas. In den Turbinen des<br />
Kraftwerks wird Heißdampf zur<br />
Stromgewinnung eingesetzt. Für den<br />
Heißdampf muss äußerst reines, gefiltertes<br />
<strong>Wasser</strong> verwendet werden,<br />
das möglichst partikelfrei ist. Für <strong>die</strong><br />
Reinheitskontrolle des <strong>Wasser</strong>s sind<br />
bei PGE seit 2008 sechs Geräte des<br />
PAMAS WaterViewer im Einsatz.<br />
[Referenz: Polska Grupa Energetyczna<br />
(PGE), Belchatow, Polen]<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 921
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
PWN Water Company North-<br />
Holland in den Niederlanden<br />
Ermittlung des optimalen Aufbaus<br />
von <strong>Wasser</strong>leitungssystemen<br />
Im Auftrag der niederländischen<br />
<strong>Wasser</strong>werke PWN untersuchte Loet<br />
Rosenthal <strong>die</strong> Anforderungen an den<br />
Rohrbau von <strong>Wasser</strong>leitungssystemen.<br />
Mithilfe des PAMAS WaterViewer<br />
führte Rosenthal Messungen in<br />
Rohrsystemen mit unterschiedlichem<br />
Durchmesser durch. Seine<br />
Untersuchungen führten zu der Erkenntnis,<br />
dass sich in schmaleren<br />
Rohren generell weniger Partikel<br />
ablagern als in breiteren Rohren.<br />
Wenn schmale Rohre ausgespült<br />
werden, ist <strong>die</strong> Partikelmenge der<br />
Spülflüssigkeit geringer als in<br />
breiteren Rohren. Loet Rosenthal<br />
leitete aus <strong>die</strong>ser Erkenntnis ab,<br />
dass Rohrleitungen mit einem kleineren<br />
Durchmesser einen selbstreinigenden<br />
Effekt haben. Für <strong>Wasser</strong>leitungssysteme<br />
sind Rohrleitungen<br />
mit kleinerem Durchmesser somit<br />
am besten geeignet.<br />
[Referenz: Loet Rosenthal: „Distribution<br />
network design at PWN Water Company<br />
North-Holland“. Erschienen in: Compendium<br />
of Best Practices in Water Infrastructure<br />
Asset Management, Compiled and edited<br />
by Jay Bhagwan, Global Water Research<br />
Coalition, November 2009, S. 30–34.]<br />
Sam Bo Scientific Co. Ltd.,<br />
Seoul/Südkorea<br />
PAMAS WaterViewer in einer<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong>sanlage<br />
in Südkorea<br />
Die Online-Instrumente PAMAS<br />
FSA-2002 und PAMAS WaterViewer<br />
werden in Südkorea von vielen Trinkwasserherstellern<br />
verwendet. Während<br />
der PAMAS FSA-2002 der Überprüfung<br />
der Flockungsgröße in Flockungsbecken<br />
<strong>die</strong>nt, wird der PAMAS<br />
WaterViewer zur Kontrolle der verschiedenen<br />
Filterarten eingesetzt.<br />
[Referenz: Kunde der koreanischen PAMAS-<br />
Vertretung Sam Bo Scientific Co. Ltd.,<br />
Seoul/Südkorea.<br />
Cf. Forschungsbericht von Mooyoung Han,<br />
J. S. Shim, Y. K. Chung und Y. H. Park: Diagnosing<br />
and optimizing water treatment<br />
processes by using Particle Counter – A case<br />
study in Korea, Water Science & Technology,<br />
Ausgabe 2/2002, Band 45(4–5), S. 511–518.<br />
Cf. Poster von Dr. Henry Jenderek und Paul<br />
Pollmann: Particle Counting after Rapid<br />
Sand Filters. Das Poster wurde vom 13. bis<br />
15. Juni 2005 auf der zweiten WEKNOW<br />
Konferenz in Bratislava in der Slowakei<br />
präsentiert.]<br />
SFC Umwelttechnik GmbH,<br />
Salzburg/Österreich<br />
PAMAS WaterViewer in einer<br />
Kläranlage in Österreich<br />
Während einer sechswöchigen Testphase<br />
wurde der PAMAS WaterViewer<br />
im Jahr 2008 eingesetzt, um den<br />
Membranfilter einer Kläranlage in<br />
Österreich permanent zu überwachen.<br />
Der PAMAS WaterViewer<br />
lieferte aufschlussreiche Informationen<br />
zum Filtrationsprozess. Die<br />
automatisierte Sensorreinigung sorgte<br />
<strong>für</strong> einen ununterbrochenen Systemablauf<br />
– auch im Falle von Bestandteilen<br />
wie Eisenoxid, Manganoxid<br />
oder Mikroorganismen, deren<br />
Auftreten normalerweise zu einer<br />
Verschmutzung des Sensors und<br />
damit zu einem Ausfall des Systems<br />
führt. Bei <strong>die</strong>ser Anwendung wurde<br />
der PAMAS WaterViewer als Prüfeinheit<br />
zur Integritätskontrolle eingesetzt,<br />
um eine gleichbleibende<br />
<strong>Wasser</strong>qualität und eine lückenlose<br />
Qualitätssicherung zu gewährleisten.<br />
[Referenz: SFC Umwelttechnik GmbH, Salzburg/Österreich<br />
Cf. Poster von Dr. Henry Jenderek und<br />
Franz Ganster: Particle Counting after<br />
Membranes. Das Poster wurde am<br />
27.11.2008 auf dem 21. Aachener Kolloquium<br />
<strong>für</strong> Abfallwirtschaft vorgestellt.]<br />
KTL Kansanterveyslaitos<br />
(finnisches Gesundheitsministerium)<br />
Finnische Stu<strong>die</strong>n zur Partikelanalyse<br />
bakterieller Verschmutzung<br />
in <strong>Wasser</strong><br />
a) Partikelanalyse bei unterschiedlicher<br />
Fließgeschwindigkeit<br />
Im Jahr 2006 untersuchte eine<br />
Forschungsgruppe des finnischen<br />
Gesundheitsministeriums in Zusammenarbeit<br />
mit der Universität<br />
von Kuopio/Finnland <strong>die</strong> Auswirkung<br />
einer veränderten Fließgeschwindigkeit<br />
auf <strong>die</strong> Bildung von Bakterien<br />
und Biofilmen in <strong>Wasser</strong>-Rohrleitungen.<br />
Hier<strong>für</strong> wurde das Spülwasser<br />
nach der Rohrreinigung analysiert.<br />
Als Messinstrument <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong><br />
<strong>die</strong>nte ein PAMAS WaterViewer.<br />
Der Partikelzähler analysierte <strong>die</strong><br />
Partikelkonzentration (d. h. <strong>die</strong> Partikelanzahl<br />
pro Milliliter) und <strong>die</strong><br />
Partikelgrößenverteilung. Der Partikelgehalt<br />
wurde im Versuch mit<br />
der Bakterienmenge gleichgesetzt.<br />
Zur Versuchsanordnung: In drei<br />
Onlinemessungen wurde jeweils <strong>die</strong><br />
Partikelanzahl pro Milliliter bei drei<br />
unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten<br />
im <strong>Wasser</strong>rohr (bei 0,4 L/min,<br />
bei 0,8 L/min und bei 1,3 L/min)<br />
analysiert.<br />
Die Messwerte des PAMAS Water-<br />
Viewer ergaben, dass das Spülwasser<br />
bei einer höheren Fließgeschwindigkeit<br />
mehr Partikel, und<br />
somit mehr Bakterien enthält. Die<br />
Forschungsgruppe begründete <strong>die</strong>ses<br />
Ergebnis mit der Annahme, dass<br />
<strong>die</strong> Rohre bei einer schnellen Spülung<br />
gründlicher gereinigt werden<br />
als bei einer Spülung mit langsam<br />
fließendem Spülwasser.<br />
[Referenz: Markku J. Lehtola / Michaela<br />
Laxander / Ilkka T. Miettinen / Arja Hirvonen<br />
/ Terttu Vartiainen / Pertti J. Martikainen:<br />
“The Effects of Changing Water Flow<br />
Velocity on the Formation of Bio-films and<br />
Water Quality in Pilot Distribution Systems<br />
Consisting of Copper or Polyethelene Pipes”.<br />
Erschienen in: Water Research Magazine,<br />
Band 40, Elsevier Publications, 2006, S.<br />
2151–2160.]<br />
b) Partikelanalyse bei plötzlicher<br />
Druckveränderung<br />
Ein Jahr später widmete sich <strong>die</strong>selbe<br />
Forschungsgruppe einer ähnlichen<br />
Stu<strong>die</strong> und zog <strong>für</strong> <strong>die</strong> Messung<br />
ebenfalls den PAMAS Water-<br />
Viewer heran. Diesmal wurde <strong>die</strong><br />
Einwirkung einer plötzlichen Druckveränderung<br />
(pressure shock) auf<br />
<strong>die</strong> Bakterienmenge im <strong>Wasser</strong> untersucht.<br />
In Trinkwasserrohren sammeln<br />
sich Bakterien oft in Biofilmen, <strong>die</strong><br />
sich an den Rohrwänden ablagern.<br />
Eine plötzliche Druckveränderung<br />
führt dazu, dass sich <strong>die</strong> Biofilme<br />
auflösen und dadurch mehr Partikel<br />
ins Trinkwasser gelangen. Bei <strong>die</strong>sen<br />
Partikeln handelt es sich nicht<br />
nur um Bakterien, sondern auch um<br />
Eisen- und Kupferpartikel der Rohre.<br />
September 2014<br />
922 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Ziel der Stu<strong>die</strong> war es, <strong>die</strong> Partikelkonzentration<br />
vor und nach der<br />
Druckveränderung zu messen und<br />
zu vergleichen. Zur Versuchsanordnung:<br />
In unterschiedlichen Zeitintervallen<br />
wurde der Druck auf<br />
das <strong>Wasser</strong> abrupt verändert. Die<br />
Messwerte des PAMAS WaterViewer<br />
zeigten auch hier, dass eine plötzliche<br />
Druckveränderung (pressure<br />
shock) stets zu einem Anstieg der<br />
<strong>Wasser</strong>verschmutzung (d. h. der<br />
Partikelanzahl pro Milliliter) führt.<br />
Der Online-Partikelzähler PAMAS<br />
WaterViewer erwies sich auch bei<br />
<strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> als zuverlässiges und<br />
präzises Messinstrument, das auch<br />
effizient <strong>für</strong> Forschungszwecke eingesetzt<br />
werden kann.<br />
[Referenz: Markku J. Lehtola / Ilkka T. Miettinen<br />
/ Arja Hirvonen / Terttu Vartiainen /<br />
Pertti J. Martikainen: Resuspension of<br />
biofilms and sediments to water from<br />
pipelines as a result of pressure shocks in<br />
drinking water distribution systems. Study<br />
Paper (Project No. 40407/04) published by<br />
the National Technology Agency of Finland,<br />
2007.]<br />
KWR Watercycle Research<br />
Institute, Nieuwegein<br />
PAMAS WaterViewer als<br />
Standardmessgerät bei der<br />
Partikelanalyse von <strong>Wasser</strong><br />
Im Jahr 2005 testete das holländische<br />
KWR-Institut <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeit<br />
aller auf dem Markt<br />
verfügbaren Partikelzählermodelle<br />
<strong>für</strong> Trinkwasseranwendungen und<br />
entschied sich letztendlich <strong>für</strong> den<br />
PAMAS WaterViewer, mit dem das<br />
Institut seither arbeitet. Beim KWR-<br />
Institut sind aktuell drei Systeme<br />
des PAMAS WaterViewer im Einsatz.<br />
[Referenz: KWR Watercycle Research Institute<br />
(früher: Kiwa Water Research), Nieuwegein,<br />
The Netherlands]<br />
Technische Universität Delft,<br />
Niederlande<br />
Stu<strong>die</strong>n zur <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
in den Niederlanden<br />
An der Fakultät <strong>für</strong> Bauingenieurwesen<br />
und Geowissenschaften der<br />
Technischen Universität Delft in den<br />
Niederlanden sind in den Jahren<br />
2004 bis 2012 zahlreiche Stu<strong>die</strong>n<br />
und Forschungsarbeiten zur <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
vorgelegt worden.<br />
Aufgrund seiner Zuverlässigkeit<br />
und Messgenauigkeit wurde der<br />
Online-Partikelzähler PAMAS Water-<br />
Viewer dabei oft als Messinstrument<br />
eingesetzt. Die Messergebnisse des<br />
Partikelzählers lieferten dabei wesentliche<br />
Erkenntnisse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wissenschaft.<br />
Der PAMAS WaterViewer<br />
konnte hier zum Fortschritt in der<br />
Forschung zur <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
beitragen. Im Folgenden<br />
stellen wir einige der Forschungsarbeiten<br />
der Technischen Universität<br />
Delft vor, bei denen der PAMAS<br />
WaterViewer zum Einsatz kam.<br />
a) Messung von Eisenpartikeln<br />
bei der <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
Bei der <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
muss u. a. auch enthaltenes Eisen<br />
aus dem <strong>Wasser</strong> entfernt werden.<br />
Die zulässige Höchstmenge <strong>für</strong> den<br />
Eisengehalt im Trinkwasser beträgt<br />
in den Niederlanden 0,2 mg/L.<br />
Grundwasser, das mehr Eisen enthält,<br />
muss aufbereitet werden, bevor<br />
es ins Trinkwasser geleitet wird.<br />
Mit unterschiedlichen Methoden,<br />
wie beispielsweise der Belüftung<br />
oder der schnellen Sandfiltrierung<br />
(Rapid Sand Filtration), wird sowohl<br />
gelöstes Eisen als auch als Feststoffpartikel<br />
enthaltenes Eisen aus dem<br />
Grundwasser filtriert.<br />
In ihrer Masterarbeit untersuchte<br />
Karin Teunissen <strong>die</strong> Beseitigung des<br />
Eisengehaltes an der Grundwasser-<br />
Pumpstation in Harderbroek in den<br />
Niederlanden. Ziel der Stu<strong>die</strong> war<br />
es, den Aufbereitungsprozess und<br />
das Verfahren zur Eisenbeseitigung<br />
zu bewerten. Das Sandfilterungsverfahren<br />
analysierte Karin Teunissen<br />
mithilfe des Partikelzählers PAMAS<br />
WaterViewer. Die Messergebnisse des<br />
Partikelzählers bewiesen, dass das<br />
Rapid-Sand-Filterverfahren wesentlichen<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> Reduzierung<br />
der Eisenmenge im Trinkwasser hat.<br />
Der PAMAS WaterViewer wurde<br />
in der Anlage in Harderbroek im<br />
Filterabfluss installiert. Gemessen<br />
wurde also das vom Filter zurückgehaltene<br />
<strong>Wasser</strong> (und nicht das filtrierte<br />
<strong>Wasser</strong>). Unter Normalbedingungen<br />
und bei ausgeschaltenem<br />
Sandfilter betrug <strong>die</strong> im Trinkwasser<br />
gemessene Partikelkonzentration <strong>für</strong><br />
den Größenkanal 1-2 µm 332 Partikel<br />
pro Millilliter. Sobald der Filter in<br />
Betrieb genommen wurde, stiegen<br />
<strong>die</strong> Partikelanzahlen erheblich an:<br />
Innerhalb der ersten Minuten wurden<br />
bereits 15 % der enthaltenen<br />
Eisenpartikel herausgefiltert. Die<br />
Untersuchung zeigte ferner, dass<br />
nicht alle Partikelgrößen in gleichem<br />
Maße von der Filtrierung beeinflusst<br />
werden. Kleinere Partikelgrößen<br />
< 2 µm werden in geringerem<br />
Umfang filtriert als größere Partikelgrößen.<br />
Am meisten beeinträchtigt<br />
der Filtrierungsprozess <strong>die</strong> Partikelgrößen<br />
von 2 bis 10 µm.<br />
[Referenz: Karin Teunissen: Iron removal at<br />
groundwater pumping station Harderbroek.<br />
TU Delft (Delft University of Technology),<br />
Faculty of Civil Engineering and Geosciences,<br />
Department of Water Management<br />
Sanitary Engineering Section, Delft,<br />
The Netherlands, May 2007.<br />
Karin Teunissen / A. Abrahamse / H. Leijssen<br />
/ L. Rietveld / H. van Dijk: “Removal of<br />
both dissolved and particulate iron from<br />
groundwater“. Published in: Drinking<br />
Water Engineering and Science Discussions,<br />
Issue 1, Copernicus Publications on<br />
behalf of Delft University of Technology,<br />
2008, pages 87–115.]<br />
b) Partikelanalyse von Grundwasser<br />
mit unterschiedlicher<br />
Strömungsgeschwindigkeit<br />
In seiner Dissertation zur Erlangung<br />
des Doktorgrades widmete sich<br />
Cornelius G. E. M. van Beek den<br />
Ursachen der Versiegung von Brunnen,<br />
<strong>die</strong> Grundwasser förderten.<br />
Zu <strong>die</strong>sem Zweck untersuchte er<br />
<strong>die</strong> Partikelkonzentration sowie <strong>die</strong><br />
Partikelgrößenverteilung mithilfe des<br />
PAMAS WaterViewer. Unter anderem<br />
stellte van Beek während der<br />
Untersuchung fest, dass <strong>die</strong> im<br />
<strong>Wasser</strong> enthaltene Partikelmenge<br />
von der Strömungsgeschwindigkeit<br />
des Grundwassers abhängt: Je<br />
schneller das Grundwasser fließt,<br />
desto mehr und desto größere<br />
Partikel befinden sich darin.<br />
Das untersuchte Grundwasser in<br />
<strong>die</strong>ser Anwendung kann mit dem<br />
Spülwasser aus der finnischen<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 923
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Untersuchung gleich gesetzt werden:<br />
Bei hoher Geschwindigkeit<br />
bzw. Druckeinwirkung löst das<br />
Grundwasser Partikelagglomerate<br />
von den Rohrinnenwänden bzw. aus<br />
dem Gestein und erhält daher mehr<br />
Partikel als langsam fließendes<br />
Grundwasser.<br />
[Referenz: Cornelius Gerardus Engelinus<br />
Maria van Beek, A. H. de Zwart, M. Balemans,<br />
J. W. Kooiman, C. van Rosmalen, H.<br />
Timmer, J. Vandersluys, P. J. Stuyfzand:<br />
“Concentration and size distribution of<br />
particles in abstracted groundwater”.<br />
Erschienen in Water Research, Volume 44,<br />
Elsevier Publications, 2010, S. 868–878.<br />
Cornelius Gerardus Engelinus Maria van<br />
Beek: Cause and prevention of clogging<br />
of wells abstracting groundwater from<br />
unconsolidated aquifers. Vrije Universiteit<br />
Amsterdam, The Netherlands, December<br />
2010.]<br />
c) Partikelanalyse in Trinkwassersystemen<br />
mit unterschiedlichem<br />
Rohrdurchmesser<br />
Mit der Strömungsgeschwindigkeit<br />
von <strong>Wasser</strong> beschäftigte sich auch<br />
Jan Vreeburg in seiner Dissertation<br />
zur Verfärbung von Trinkwasser<br />
durch Partikeleintrag. Für seine<br />
praktischen Untersuchungen verwendete<br />
Jan Vreeburg zwei<br />
Modelle des Partikelzählers PAMAS<br />
WaterViewer und analysierte den<br />
Partikelgehalt im <strong>Wasser</strong> in den<br />
Partikelgrößen 1 bis 20 µm im Onlinebetrieb.<br />
Ziel der Stu<strong>die</strong> war es<br />
u. a., <strong>die</strong> weit verbreitete These zu<br />
beweisen, dass eine schnelle Strömungsgeschwindigkeit<br />
Partikelablagerungen<br />
in <strong>Wasser</strong>rohren reduziert.<br />
Zur Versuchsanordnung: Für <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong> wurden drei <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
vom System isoliert. Die <strong>Wasser</strong>leitungen<br />
unterschieden sich in<br />
Form und Größe: Die erste <strong>Wasser</strong>leitung<br />
hatte breite, gewundene<br />
Standardrohre; das <strong>Wasser</strong> floss hier<br />
nur langsam durch. Das zweite<br />
Rohrsystem hatte verzweigte Rohre,<br />
in denen das <strong>Wasser</strong> schneller fließen<br />
konnte. Die Rohre im dritten<br />
Leitungssystem hatten sehr dünne<br />
Durchmesser von nur 40 mm; hier<br />
war <strong>die</strong> Fließgeschwindigkeit am<br />
größten.<br />
Im Versuch zeigte sich deutlich,<br />
dass das <strong>Wasser</strong> im dritten Rohrsystem<br />
mit den dünnen Rohren am<br />
saubersten war, weil es hier am<br />
schnellsten durchfloss. Das langsam<br />
fließende <strong>Wasser</strong> aus dem Standardsystem<br />
(erstes System im Versuch)<br />
war am stärksten kontaminiert<br />
und wies den höchsten<br />
Partikelgehalt auf. Die anfangs formulierte<br />
These konnte durch den<br />
Versuch somit eindeutig bewiesen<br />
werden.<br />
“Resuspension of accumulated<br />
particles in drinking water distribution<br />
systems (DWDS) is the main<br />
cause for customers complaints to<br />
the water company about the water<br />
quality. Preventing the particles<br />
from accumulating in these DWDS<br />
can be achieved by high velocities<br />
in the pipes.” (aus: Vreeburg, Discolouration<br />
in drinking water systems<br />
– A particular approach, Seite 88).<br />
[Referenz: Jan Vreeburg: Discolouration in<br />
drinking water systems: a particular approach.<br />
TU Delft, Faculty of Civil Engineering<br />
and Geosciences, Delft, The Netherlands,<br />
June 2007.]<br />
THL Finnish National Institute<br />
for Health and Welfare,<br />
Kuopio/Finnland<br />
Einsatz von PAMAS WaterViewer<br />
und PAMAS SVSS zur Trinkwasserkontrolle<br />
Drei Wissenschaftler vom finnischen<br />
Gesundheits- und Sozialministerium<br />
erforschten im Oktober 2013 geeignete<br />
Methoden <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erfassung<br />
von bakteriellen Veränderungen in<br />
der Trinkwasserqualität. Unter anderem<br />
wurde <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>qualität anhand<br />
des Partikelgehalts beurteilt.<br />
Die Partikelanalyse erfolgte mithilfe<br />
von Partikelzählern und Trübungsmessgeräten.<br />
Für <strong>die</strong> automatische<br />
Partikelzählung verwendeten <strong>die</strong><br />
Wissenschaftler das Onlinegerät<br />
PAMAS WaterViewer mit einem eingebauten<br />
PAMAS HCB-LD Lichtblockadesensor<br />
sowie das Laborgerät<br />
PAMAS SVSS mit einem integrierten<br />
Streulichtsensor vom Typ<br />
PAMAS SLS-25/25.<br />
In ihrer Stu<strong>die</strong> stellten <strong>die</strong> Autoren<br />
Jenni Ikonen, Tarja Pitkänen und<br />
Ilkka T. Miettinen fest, dass automatische<br />
Partikelzähler im Falle einer<br />
Verschlechterung der <strong>Wasser</strong>qualität<br />
sofort Alarm schlagen und sich<br />
somit als Frühwarnsysteme besonders<br />
eignen: “The comparison of total<br />
counts and particle fractions [...]<br />
during and after the contamination<br />
event highlighted the ability of<br />
particle counting to function as an<br />
early warning tool.” (Zitat S. 5357)<br />
Die Untersuchung bewies ferner,<br />
dass automatische Partikelzählsysteme<br />
dazu in der Lage sind, ein<br />
präziseres und differenzierteres Messergebnis<br />
zu liefern als Trübungsmessgeräte:<br />
“The results confirmed<br />
that although turbidity is a good<br />
basic measurement for detecting<br />
changes in drinking water quality,<br />
the particle count gives more precise<br />
information. Particle counting<br />
was also found to work as a feasible<br />
indicator of bacterial counts in a real<br />
water contamination incident.” (Zitat,<br />
S. 5360)<br />
[Referenz: Jenni Ikonen, Tarja Pitkänen,<br />
Ilkka T. Miettinen: „Suitability of Optical,<br />
Physical and Chemical Measurements for<br />
Detection of Changes in Bacterial Drinking<br />
Water Quality“. Erschienen in: International<br />
Journal of Environmental Research and<br />
Public Health, Ausgabe 11/2013, Oktober<br />
2013, PDF pp. 5349–5363.]<br />
Université de Lorraine,<br />
Nancy/Frankreich<br />
PAMAS WaterViewer <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Qualitätskontrolle von<br />
Trinkwasser in Frankreich<br />
In Zusammenarbeit mit zwei Wissenschaftlern<br />
der lothringischen Universität<br />
stellten <strong>die</strong> PAMAS-Vertreter<br />
<strong>Wasser</strong>werk Nancy.<br />
September 2014<br />
924 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Paul Pollmann und Eric Colon im<br />
November 2012 auf der WCEC5-<br />
Konferenz (Water Contamination<br />
Emergencies – Managing the Threats)<br />
in Mülheim an der Ruhr ein Poster<br />
aus, dass sich der Partikelzählung<br />
von Trinkwasser widmete. Am Beispiel<br />
des städtischen <strong>Wasser</strong>werks<br />
in Nancy/Frankreich wurde auf dem<br />
Poster <strong>die</strong> Anwendung eines PAMAS<br />
WaterViewers <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualitätskontrolle<br />
von Trinkwasser erläutert.<br />
Einsatz des PAMAS Water<br />
Viewer in den städtischen<br />
<strong>Wasser</strong>werken von Nancy<br />
in Frankreich<br />
In einer dreiteiligen Versuchsreihe<br />
wurde zunächst <strong>die</strong> Partikelkonzentration<br />
unter Normalbedingungen<br />
gemessen. Im spezifischen Intervall<br />
der Partikelgrößen von 1 bis 15 µm<br />
detektierte der PAMAS WaterViewer<br />
unter Normalbedingungen durchschnittlich<br />
310 P/mL.<br />
In einem zweiten Schritt wurde<br />
der Partikelzähler nach einem Gewitter<br />
mit großer Niederschlagsmenge<br />
eingesetzt. Während des<br />
Unwetters war es infolge eines<br />
Blitzeinschlags im <strong>Wasser</strong>werk von<br />
Nancy zu einem Ausfall der Frischwasserproduktion<br />
gekommen. Aus<br />
<strong>die</strong>sem Grund musste auf bestehende<br />
<strong>Wasser</strong>speicher mit einem<br />
relativ hohen Chloranteil zurückgegriffen<br />
werden. Der Partikelzähler<br />
lieferte in <strong>die</strong>ser Zeit Messwerte<br />
zwischen 801 P/mL bis hin zu<br />
2300 P/mL <strong>für</strong> das Partikelgrößenintervall<br />
zwischen 1 bis 15 µm.<br />
Im experimentellen dritten Teil<br />
der Versuchsreihe wurde dem<br />
<strong>Wasser</strong> in einem abgeschlossenen<br />
Kreislauf eine bakterielle Suspension<br />
beigefügt, um <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>qualität zu erproben.<br />
In der ersten Stunde nach der Beigabe<br />
betrug <strong>die</strong> gemessene Partikelkonzentration<br />
mehr als 20 000 P/mL.<br />
Wie <strong>die</strong> Messwerte der folgenden<br />
Onlinemessungen zeigten, nahm<br />
<strong>die</strong> Partikelanzahl pro Milliliter<br />
jedoch innerhalb weniger Stunden<br />
rapide ab. Die Autoren der Stu<strong>die</strong><br />
führten <strong>die</strong> rasche Abnahme auf <strong>die</strong><br />
Die Messwerte des Partikelzählers PAMAS WaterViewer zeigen deutlich,<br />
dass sich <strong>die</strong> durchschnittliche Partikelanzahl pro Milliliter infolge des<br />
Blitzeinschlags (Ausfall der Frischwasserproduktion und Rückgriff auf<br />
chlorhaltige <strong>Wasser</strong>vorräte) deutlich erhöhte.<br />
Die bakterielle Suspension kann nur innerhalb der ersten Stunde nach<br />
Beigabe im <strong>Wasser</strong> nachgewiesen werden. Infolge von Sedimentierung und<br />
Auflösung nehmen <strong>die</strong> Partikelanzahlen pro Milliliter danach rapide ab.<br />
Sedimentierung und <strong>die</strong> Auflösung<br />
der Bakterien zurück.<br />
Wie <strong>die</strong> Versuchsreihe zeigte,<br />
eignet sich der PAMAS WaterViewer<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Onlinemessung von Trinkwasser,<br />
da er Veränderungen der<br />
Messwerte unverzüglich anzeigt und<br />
im Falle einer <strong>Wasser</strong>verunreinigung<br />
sofort Alarm schlägt.<br />
[Referenz: Université de Lorraine, Nancy/<br />
Frankreich. Cf. Poster von P. Pollmann, E.<br />
Colon, F. Gosselin und J.-C. Block: “Particle<br />
Counting for Early Detection of Contaminants<br />
in Drinking Water”. Erschienen in:<br />
Water Contamination Emergencies – Managing<br />
the Threats, herausgegeben von<br />
K. Clive Thompson, Ulrich Borchers and<br />
John Gray. Tagungsband zur Konferenz<br />
Water Contamination Emergencies: Managing<br />
the Threats, IWW Water Centre, Mülheim<br />
an der Ruhr, 19.–21. November 2012,<br />
S. 340–345.]<br />
Vitens B.V., Spannenburg/<br />
Niederlande<br />
PAMAS WaterViewer zur Überwachung<br />
eines Sandfilters sowie<br />
Anwendung als Frühwarnsystem<br />
und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Partikelmessung in<br />
einem <strong>Wasser</strong>werk in den Niederlanden<br />
Sandfilter werden in vielen nordeuropäischen<br />
Ländern <strong>für</strong> <strong>die</strong> grobe<br />
Filtrierung von stark verunreinigtem<br />
<strong>Wasser</strong> verwendet. In Abhängigkeit<br />
von der <strong>Wasser</strong>quelle werden <strong>die</strong><br />
eingesetzten Filter in einem Rhythmus<br />
von nur wenigen Stunden bis<br />
zu mehreren Tagen durchspült. Die<br />
automatische Sensorspüleinheit des<br />
PAMAS WaterViewer ermöglicht den<br />
ununterbrochenen Ablauf des Systems<br />
– sogar im Falle von gelöstem<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 925
| FOKUS<br />
|<br />
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene<br />
Pumpen im<br />
städtischen<br />
<strong>Wasser</strong>werk<br />
von Amsterdam.<br />
Eisen, das zu Oxidablagerungen<br />
und damit zu einem Ausfall des<br />
Messinstrumentes führen kann.<br />
[Referenz: Vitens B.V., Spannenburg, Niederlande.<br />
Cf. Poster von Dr. Henry Jenderek<br />
und Paul Pollmann: Particle Counting after<br />
Rapid Sand Filters. Das Poster wurde vom<br />
13. bis 15. Juni 2005 auf der zweiten<br />
WEKNOW Konferenz in Bratislava in der<br />
Slowakei präsentiert.]<br />
Waternet, Amsterdam und<br />
Haarlem/Niederlande<br />
PAMAS WaterViewer zur Trinkwasserüberwachung<br />
in den<br />
städtischen <strong>Wasser</strong>werken von<br />
Amsterdam und Haarlem in den<br />
Niederlanden<br />
Die niederländische Firma Waternet<br />
installierte im Jahr 2008 Partikelzähler<br />
vom Typ PAMAS WaterViewer<br />
in den städtischen <strong>Wasser</strong>werken<br />
von Amsterdam und Haarlem. An<br />
beiden Standorten werden <strong>die</strong> Online-Partikelzähler<br />
zur dauerhaften<br />
Überwachung der Trinkwasserqualität<br />
eingesetzt. Die Messung erfolgt<br />
an den Pumpen, wo das <strong>Wasser</strong><br />
in <strong>die</strong> Verteilungssysteme gepumpt<br />
wird. Sobald <strong>die</strong> Messwerte einen<br />
zuvor definierten Grenzwert überschreiten,<br />
schlägt der PAMAS Water-<br />
Viewer sofort Alarm. Das Foto zeigt<br />
den Pumpenkeller im <strong>Wasser</strong>werk<br />
von Amsterdam. Das gepumpte<br />
<strong>Wasser</strong> wird in kontinuierlicher<br />
Onlinemessung überprüft.<br />
[Referenz: Waternet, The Netherlands]<br />
Fazit<br />
Die vorgelegten Anwendungsbeispiele<br />
aus den Jahren 2004 bis 2012<br />
verdeutlichen, <strong>für</strong> welche Art von<br />
Partikelmessung der PAMAS Water-<br />
Viewer in der heutigen Praxis tatsächlich<br />
eingesetzt wird. Der Online-<br />
Partikelzähler eignet sich <strong>für</strong> jede<br />
Art der Qualitätskontrolle und der<br />
Reinheitsüberprüfung von <strong>Wasser</strong><br />
und wird von zahlreichen Anwendern<br />
wegen seiner Messgenauigkeit<br />
und Zuverlässigkeit geschätzt. Im<br />
konkreten Alltag wird das Gerät <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Partikelanalyse von Industriewasser,<br />
Schwimmbadwasser, Klärwasser,<br />
Rohwasser und vor allem <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> eingesetzt.<br />
Ferner zeigen <strong>die</strong> finnischen,<br />
französischen und niederländischen<br />
Stu<strong>die</strong>n zur <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
an der Universität<br />
von Kuopio, an der Universität von<br />
Lothringen und an der Technischen<br />
Universität Delft, dass der PAMAS<br />
WaterViewer auch <strong>für</strong> Forschungszwecke<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Literatur<br />
[1] Bergjan, B., Nahrstedt, A. und Willert,<br />
G.: Partikelzählung als Nachweisinstrument<br />
der Verfahrenseffektivität.<br />
Published in: A.B. Archiv des Badewesens,<br />
Issue 3/2008, March 2008,<br />
p. 130–141.<br />
[2] Ceronio, A. D., Haarhoff, J. and Pryor, M.:<br />
Standardisation of the Use of Particle<br />
Counting for Potable Water Treatment<br />
in South Africa. Water Research Commission,<br />
South Africa, 2002.<br />
[3] Han, M., Shim, J. S., Chung, Y. K. and<br />
Park, Y. H.: Diagnosing and optimizing<br />
water treatment processes by<br />
using Particle Counter – A case study<br />
in Korea. Published in: Water Science<br />
& Technology, Issue 2/2002, Volume<br />
45(4–5), p. 511–518.<br />
[4] Ikonen, J., Pitkänen, T. and Miettinen, I. T.:<br />
Suitability of Optical, Physical and<br />
Chemical Measurements for Detection<br />
of Changes in Bacterial Drinking<br />
Water Quality. Published in: International<br />
Journal of Environmental<br />
Research and Public Health, Issue<br />
11/2013, October 2013, pp. 5349–<br />
5363.<br />
[5] Jenderek, H. and Ganster, F.: Particle<br />
Counting after Membranes. Poster<br />
presented at the 21. Aachener Kolloquium<br />
<strong>für</strong> Abfallwirtschaft (21 st Symposium<br />
on Waste Management in<br />
Aachen/ Germany) on 27.11.2008.<br />
[6] Jenderek, H. and Pollmann, P.: Particle<br />
Counting after Rapid Sand Filters.<br />
Poster presented at the 2 nd WEKNOW<br />
conference in Bratislava/Slovakia on<br />
13–15 June 2005.<br />
[7] Lehtola, M. J., Laxander, M., Miettinen,<br />
I. T., Hirvonen, A., Vartianen, T. and<br />
Martikainen, P. J.: The Effects of Changing<br />
Water Flow Velocity on the Formation<br />
of Bio-films and Water Quality<br />
in Pilot Distribution System Consisting<br />
of Copper or Polyethylene Pipes.<br />
Published in: Water Research Magazine,<br />
Volume 40, Elsevier Publications,<br />
2006, p. 2151–2160.<br />
[8] Lehtola, M. J., Miettinen, I. T., Hirvonen,<br />
A., Vartiainen, T. and Martikainen, P. J.:<br />
Resuspension of biofilms and sediments<br />
to water from pipelines as a<br />
result of pressure shocks in drinking<br />
water distribution systems. Study<br />
Paper (Project No. 40407/04) published<br />
by the National Technology<br />
Agency of Finland, 2007.<br />
[9] Mulling, B. T. M., Dullemont, Y., Mes, D.,<br />
De Valenca, A. and Van der Oost, R.:<br />
Factors determining the disinfection<br />
capacity of constructed wetlands.<br />
Published in: Foekema E. M. (Editor):<br />
De invloed van moerassystemen op<br />
de milieukwaliteit van rwzi effluent en<br />
aanbevelingen tot optimalisering.<br />
IMARES rapport C005/12 (rapportage<br />
bestaat uit een samenvattend rapport<br />
met losse bijlagen A en B), 2012.<br />
[10] Pollmann, P., Colon, E., Gosselin, F. and<br />
Block, J.C.: Particle Counting for<br />
Early Detection of Contaminants<br />
in Drinking Water. Published in:<br />
Water Contamination Emergencies –<br />
September 2014<br />
926 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Trinkwasseraufbereitung</strong> und Hygiene | FOKUS |<br />
Managing the Threats, edited by<br />
K. Clive Thompson, Ulrich Borchers<br />
and John Gray. Conference book to<br />
Water Contamination Emergencies:<br />
Managing the Threats, IWW Water<br />
Centre, Mülheim an der Ruhr,<br />
Germany, 19 th –21 st November 2012,<br />
p. 340–345.<br />
[11] Rosenthal, L.: Distribution network<br />
design at PWN Water Company<br />
North-Holland. Published in: Compendium<br />
of Best Practices in Water<br />
Infrastructure Asset Management,<br />
Compiled and edited by Jay Bhagwan,<br />
Global Water Research Coalition,<br />
November 2009, p. 30–34.<br />
[12] Siegers, W., Raffin, M., Leijssen, H. and<br />
Vermeulen, R.: Nieuwe method om<br />
deeltjesgedrag tijdens drinkwaterzuivering<br />
te bepalen. Published in:<br />
H 2 O, Issue 24, 2007, p. 34–36.<br />
[13] Teunissen, K., Abrahamse, A., Leijssen,<br />
H., Rietveld, L. and van Dijk, H.: Removal<br />
of both dissolved and particulate<br />
iron from groundwater. Published in:<br />
Drinking Water Engineering and<br />
Science Discussions, Issue 1, Copernicus<br />
Publications on behalf of Delft<br />
University of Technology, 2008, p.<br />
87–115.<br />
[14] Teunissen, K.: Iron removal at groundwater<br />
pumping station Harderbroek.<br />
TU Delft (Delft University of Technology),<br />
Faculty of Civil Engineering<br />
and Geosciences, Department of<br />
Water Management Sanitary Engineering<br />
Section, Delft, The Netherlands,<br />
May 2007.<br />
[15] Van Beek, C. G. E. M., De Zwart, A. H.,<br />
Balemans, M., Kooiman, J. W., van Rosmalen,<br />
C., Timmer, H., Vandersluys, J.<br />
and Stuyfzand, P. J.: Concentration<br />
and size distribution of particles in<br />
abstracted ground water. Published<br />
in Water Research, Volume 44, Elsevier<br />
Publications, 2010, p. 868–878.<br />
[16] Van Beek, C. G. E. M.: Cause and<br />
prevention of clogging of wells abstracting<br />
ground water from unconsolidated<br />
aquifers. Vrije Universiteit<br />
Amsterdam, The Netherlands, December<br />
2010.<br />
[17] Van der Meulen, M.: Deeltjestellingen<br />
in een Drinkwater distributienet.<br />
TU Delft, Faculteit Civiele Techniek<br />
en Geowetenschappen, Delft, The<br />
Netherlands, October 2004.<br />
[18] Vreeburg, J.: Discolouration in drinking<br />
water systems: a particular approach.<br />
TU Delft, Faculty of Civil.<br />
Kontakt:<br />
PAMAS Partikelmess- und<br />
Analysesysteme GmbH,<br />
Dieselstraße 10,<br />
D-71277 Rutesheim,<br />
Tel. (07152) 99 63-0,<br />
Fax (07152) 99 63-32,<br />
E-Mail: info@pamas.de,<br />
http://www.pamas.de<br />
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<strong>für</strong> sauberes Trinkwasser ständig<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 927
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
|<br />
INAR klärt das <strong>für</strong> Sie!<br />
Das Innovationsnetzwerk <strong>Abwasser</strong> Recycling - INAR<br />
stellt sein geplantes dezentrales Klärschlammverwertungskonzept<br />
inklusive Nährstoffrecycling vor.<br />
Das im Jahr 2014 initiierte INAR-<br />
Netzwerk ist ein Verbund aus<br />
unternehmerischen Technologieanbietern<br />
und Forschungs<strong>die</strong>nstleistern,<br />
<strong>die</strong> mehr als 30 marktneue<br />
und innovative Anlagensysteme<br />
unter einem Dach bündeln. Ziel der<br />
Netzwerkpartner ist es, mit <strong>Abwasser</strong>einleitern<br />
und Unternehmen bzw.<br />
Kommunen mit biogenen Reststoffen<br />
standortangepasste Aufbereitungs-<br />
und Wertstoffrecycling-<br />
Konzepte mit neuesten Technologien<br />
zu realisieren. Dabei ergänzen<br />
sich <strong>die</strong> 14 Gründungsmitglieder<br />
mit ihren rund 500 Mitarbeitern<br />
gegenseitig, um ganzheitliche Lösungsstrategien<br />
anbieten zu können.<br />
Die abc advanced biomass<br />
concepts GmbH ist als offiziell autorisiertes<br />
Beratungsunternehmen<br />
Koordinator des vom Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Wirtschaft und Energie<br />
geförderten Innovationsnetzwerks.<br />
Hauptthemenfelder des thematischen<br />
Leitnetzwerks sind <strong>die</strong> industrielle<br />
und kommunale <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
& Mikroschadstoffentfernung,<br />
Konzepte <strong>für</strong> <strong>die</strong> intelligente<br />
betriebsinterne Kreislaufführung und<br />
Wertstoffrecycling aus Reststoffen<br />
und Nebenprodukten. Weiterhin gibt<br />
es Netzwerktechnologien, <strong>die</strong> sich<br />
mit der dezentralen Behandlung<br />
von häuslichem Ab-, Grau- und<br />
Niederschlagswasser befassen und<br />
hier<strong>für</strong> effektive Lösungen bieten.<br />
Im Bereich thermische Verwertung/<br />
Nutzung werden u. a. Themen wie<br />
<strong>die</strong> energieeffiziente Trocknung<br />
von Restbiomassen, <strong>die</strong> Wärmerückgewinnung<br />
aus verschmutzten<br />
flüssigen Prozessme<strong>die</strong>n, sowie <strong>die</strong><br />
dezentrale Verbrennung kritischer<br />
Biobrennstoffe bearbeitet.<br />
Im Netzwerk werden jedoch<br />
nicht nur Einzeltechnologien gebündelt,<br />
sondern auch Verfahrensketten<br />
gebildet. So greift das INAR-<br />
Konsortium aktuelle Problemstellungen<br />
der <strong>Abwasser</strong>branche auf<br />
und entwickelt da<strong>für</strong> kurzfristig<br />
bezahlbare Branchenlösungen. Ein<br />
Beispiel <strong>für</strong> das Zusammenführen<br />
von Einzelkompetenzen zu einem<br />
schlüssigen Gesamtkonzept ist das<br />
dezentrale Klärschlammverwertungskonzept<br />
<strong>für</strong> kleine und mittlere Kläranlagen<br />
inklusive Nährstoffrecycling<br />
am Standort.<br />
Novellierung von Dünge- und<br />
Klärschlammverordnung<br />
Laut statistischem Bundesamt fielen<br />
im Jahr 2012 in Deutschland etwa<br />
1,8 Mio. t TS Klärschlamm aus<br />
kommunalen Anlagen an. Die Verwertung<br />
des Klärschlamms lässt<br />
sich wie folgt aufteilen: 55 % thermisch<br />
(Verbrennung), 29 % landwirtschaftlich<br />
(Düngemittel) und 13 %<br />
im Landschaftsbau/Kompostierung.<br />
Hintergrund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung<br />
eines dezentralen Klärschlammverwertungskonzepts<br />
ist, <strong>die</strong> Verschärfung<br />
der Auflagen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
landwirtschaftliche Nutzung von<br />
Klärschlamm im Rahmen der Homogenisierung<br />
der Grenzwerte von<br />
Düngeverordnung (DüV) und Klärschlammverordnung<br />
(AbfKläV) bis<br />
Ende 2014. Für den Bereich Schwermetalle<br />
bedeutet <strong>die</strong>s teilweise eine<br />
Reduzierung um über 80 % zum alten<br />
Grenzwert. So wird laut DWA <strong>die</strong><br />
Verschärfung der Grenzwerte <strong>für</strong><br />
Cadmium und Quecksilber von über<br />
85 %, ausschlaggebend <strong>für</strong> eine<br />
zukünftig geringere landwirtschaftliche<br />
Nutzung von Klärschlamm sein.<br />
Folglich wird <strong>die</strong> thermische Verwertung<br />
zwangsläufig zunehmen,<br />
wobei das Ausmaß nach Meinung<br />
der Branchenvertreter unterschiedlich<br />
ausfällt. Die Angaben schwanken<br />
derzeit von 20–50 % der<br />
zuvor landwirtschaftlich verwerteten<br />
Schlämme, <strong>die</strong> nun thermisch genutzt<br />
werden müssen. Nach Daten<br />
des Statistischen Bundesamtes aus<br />
dem Jahr 2012 lässt sich errechnen,<br />
dass dadurch 2 100 000–5 200 000 t<br />
Klärschlamm mit 5 % TS schlagartig<br />
mehr, thermisch entsorgt werden<br />
müssen. Dies entspricht der jährlichen<br />
Klärschlammproduktion von<br />
Niedersachsen. Niedersachsen besitzt<br />
in Deutschland den viertgrößten<br />
jährlichen Klärschlammanfall.<br />
Auf Grundlage von Zahlen des<br />
Umweltbundesamts müssten da<strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kapazitäten von Monoverbrennungsanlagen<br />
von derzeit 554 750 t<br />
TS um 19–47 % erhöht werden, um<br />
<strong>die</strong> prognostizierten Mengen abfangen<br />
zu können.<br />
Dabei werden ausschließlich<br />
Klärschlämme betrachtet, <strong>die</strong> aus<br />
kommunalen oder vergleichbaren<br />
industriellen <strong>Abwasser</strong>behandlungsanlagen<br />
stammen. Klärschlämme,<br />
sowie <strong>die</strong> daraus erzeugte Asche<br />
industrieller Herkunft sind per Gesetz<br />
von der landwirtschaft lichen<br />
Nutzung ausgeschlossen.<br />
Warum dezentrale Klärschlammverwertung?<br />
In Deutschland existieren laut statistischem<br />
Bundesamt 9632 kommunale<br />
Kläranlagen, wovon 80 % etwa<br />
7700 Anlagen unter 25 000 Einwohnergleichwerten<br />
(EW) entsprechen.<br />
Gerade <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Zielgruppe existieren<br />
derzeit nur wenige bis keine geeignete<br />
Verwertungskonzepte, da<br />
eine Entwässerung nicht wirtschaftlich<br />
zu betreiben ist und somit der<br />
Transport und <strong>die</strong> thermische Verwertung<br />
nicht ermöglicht wird. Belastete<br />
Klärschlämme <strong>die</strong>ser Anlagen<br />
können künftig nicht mehr<br />
landwirtschaftlich verwertet werden<br />
und müssen dann thermisch<br />
September 2014<br />
928 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT |<br />
entsorgt werden. Für <strong>die</strong>se Anlagenbetreiber<br />
werden sich <strong>die</strong> Entsorgungskosten<br />
signifikant erhöhen.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grund zielt unser<br />
geplantes Verwertungskonzept auf<br />
Kläranlagengrößen von 7500 –<br />
25 000 EW ab, um <strong>die</strong>se Marktlücke<br />
zu schließen.<br />
Laut eines Berichts des Umweltbundesamtes<br />
werden jedoch von<br />
den genehmigten Kapazitäten schon<br />
95 % bei der Abfallverbrennung,<br />
95 % <strong>für</strong> <strong>die</strong> Monoverbrennung und<br />
80 % bei Zementwerken derzeit ausgeschöpft.<br />
Die genehmigten Mitverbrennungskapazitäten<br />
in Kohlekraftwerken<br />
wurden im Jahr 2013 zu<br />
70 % genutzt. Da es in Kohlekraftwerken<br />
häufig notwendig ist, auf<br />
Teillast runterzuregeln, können <strong>die</strong><br />
theoretischen Maximalkapazitäten<br />
nicht ausgeschöpft werden. Hieraus<br />
lässt sich ableiten, dass derzeit alle<br />
in Deutschland zur Verfügung stehenden<br />
Anlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> thermische<br />
Behandlung von Klärschlamm weitestgehend<br />
ausgelastet sind. Eine<br />
Erweiterung der Verbrennungskapazität<br />
ist somit fast ausschließlich<br />
durch Neuanlagen zu erreichen.<br />
Gerade <strong>für</strong> <strong>die</strong> fast 40 % an kleinen<br />
Kläranlagen führt <strong>die</strong> zentrale<br />
Verbrennung von Klärschlämmen<br />
zu sehr hohen Transport- und somit<br />
Entsorgungskosten, da <strong>die</strong> Kraftwerke<br />
in der Regel nicht in ländlichen<br />
Regionen mit ihren vielen<br />
kleinen Kläranlagen anzutreffen<br />
sind. Aufgrund des verminderten<br />
Transportaufkommens wird mit einer<br />
größeren Akzeptanz – in der Bevölkerung<br />
– bei der dezentralen Klärschlammaufbereitung<br />
gegenüber der<br />
zentralen Mitverbrennung erwartet.<br />
Auch auf der <strong>die</strong>sjährigen IFAT<br />
(Weltmesse <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>-,<br />
Abfall- & Rohstoffwirtschaft) wurde<br />
<strong>die</strong>se Problematik in einer Vielzahl<br />
von Diskussionen mit und zwischen<br />
entsprechenden Anlagenbetreibern<br />
thematisiert bzw. bestätigt. Gleichzeitig<br />
wurde von Anlagen betreibern<br />
bemängelt, dass bislang kaum<br />
technisch-ökonomisch sinnvolle<br />
Verwertungs konzepte <strong>für</strong> kleinere<br />
Kläranlagen existieren, <strong>die</strong> eine<br />
dezentrale Verwertung und Nährstoffrecycling<br />
ermöglichen.<br />
Phosphatverknappung<br />
Während der konventionellen <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
kommt es zur<br />
Einbindung und Aufkonzentrierung<br />
nicht abbaubarer Stoffe in den<br />
Klärschlamm.<br />
So finden sich im Klärschlamm<br />
<strong>die</strong> eliminierten Phosphat- und<br />
Schwermetallfrachten, sowie nicht<br />
abgebaute organische Schadstoffe.<br />
Der Klärschlamm stellt somit nicht<br />
nur eine Schadstoffsenke, sondern<br />
auch einen Nährstoffspeicher dar.<br />
Hierdurch gewinnen Verfahren zur<br />
Trennung von Schad- & Wertstoffen<br />
in der <strong>Abwasser</strong>behandlung immer<br />
mehr an Bedeutung.<br />
Als landwirtschaftliches Düngemittel<br />
besteht <strong>für</strong> Phosphor ein<br />
hoher Bedarf und dessen weltweite<br />
Verfügbarkeit kann <strong>die</strong> zu erwartende<br />
Nachfrage mittelfristig nicht decken.<br />
Sofern das von den Vereinten Nationen<br />
prognostizierte Bevölkerungswachs<br />
tum eintritt, wird das Problem<br />
noch verstärkt.<br />
Dies ist besonders kritisch zu<br />
sehen, da gerade Deutschland von<br />
Phosphor-Importen aus einigen wenigen<br />
Ländern abhängig ist, wobei<br />
Europa keine Rolle spielt. Zudem<br />
nehmen <strong>die</strong> Qualitäten der Rohphosphate<br />
aufgrund von Verunreinigungen,<br />
wie beispielsweise Uran<br />
und Cadmium immer weiter ab.<br />
Laut Angaben des statistischen<br />
Bundesamts werden in Deutschland<br />
etwa jährlich 138 000 t mineralischer<br />
Phosphatdünger auf <strong>die</strong> Felder<br />
aufgebracht. Dem gegenüber steht<br />
ein Potenzial von ca. 60 000 t P/a im<br />
<strong>Abwasser</strong>, wodurch über 40 % des<br />
mineralischen Phosphats substituiert<br />
werden könnten. Der größte<br />
Bedarf an Phosphaten wird in der<br />
Landwirtschaft benötigt. Aber auch<br />
eine Vielzahl industrieller Prozesse<br />
benötigen Phosphor, wie beispielsweise<br />
Treibmittel in Backwaren, Geschmacksverstärker<br />
in Limonaden,<br />
wasserbinder in Fleischware u. v. m.<br />
In deutschen Kläranlagen gehen<br />
jährlich etwa 3600 t Phosphate<br />
hochverdünnt in den Vorflutern<br />
und schließlich in Flüssen und den<br />
Weltmeeren verloren. Ein Großteil<br />
des Phosphats etwa 56 400 t ist<br />
im Klärschlamm gebunden. Bei der<br />
Mitverbrennung in Zement-, Kohleund<br />
Müllverbrennungskraftwerken<br />
gehen jährlich schätzungsweise<br />
20 000 t Phosphat verloren, <strong>die</strong><br />
technisch nicht mehr zurück gewonnen<br />
werden können. Dies ist<br />
nur in sogenannten Mono-Verbrennungsanlagen<br />
möglich, <strong>die</strong> als<br />
Hauptbrennstoff Klärschlamm nutzen.<br />
Aus den derzeitigen Monoverbrennungsanlagen<br />
könnten theoretisch<br />
etwa 10 000 t P/a recycelt werden.<br />
▶ ▶<br />
Bild 1. Verfahrensfließbild Klärschlammverwertung<br />
& Nährstoffrecycling.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 929
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
|<br />
Aus den zuvor genannten Gründen<br />
war <strong>die</strong> Phosphatrückgewinnung<br />
auch Thema der Koalitionsverhandlungen<br />
der Bundesregierung. Im<br />
Koalitionsvertrag wurde festgehalten,<br />
dass <strong>die</strong> landwirtschaftliche Entsorgung<br />
schrittweise zurückgefahren<br />
werden soll, gleichzeitig soll <strong>die</strong> Monoverbrennung<br />
erweitert werden,<br />
welche eine Rückgewinnung der<br />
Phosphate ermöglicht. Nach dem<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) hingegen<br />
steht <strong>die</strong> stoffliche Verwertung<br />
immer noch vor der energetischen,<br />
weshalb geeignete Klärschlämme<br />
nicht in <strong>die</strong> Mitverbrennung, sondern<br />
lediglich einer Monoverbrennung<br />
mit anschließender Phosphatrückgewinnung<br />
zugeführt werden dürfen.<br />
Geplante INAR-Verwertungskette<br />
und deren Ziele<br />
Ziel der INAR-Verwertungskette ist,<br />
<strong>für</strong> kleine Kläranlagen eine marktfähige<br />
dezentrale Klärschlammverwertung<br />
bereitzustellen und gleichzeitig<br />
einen Beitrag zur Erreichung<br />
der Ziele im Bereich Phosphat-Rückgewinnung<br />
zu leisten.<br />
Bild 1 zeigt schematisch den<br />
INAR-Verwertungsweg, welcher Entwässerung,<br />
Trocknung, Verbrennung<br />
und Nährstoffrecycling beinhaltet. Für<br />
sehr gut ausgefaulte Klärschlämme<br />
erfolgt ein geeignetes Brennstoffdesign,<br />
damit der niederkalorische<br />
Klärschlamm monoverbrannt werden<br />
kann, welches ein anschließendes<br />
Nährstoffrecycling ermöglicht.<br />
Nachfolgend werden <strong>die</strong> Entwicklungen<br />
sowie <strong>die</strong> Verfahrenstechnik<br />
der beteiligten Netzwerkpartner<br />
floradry GmbH (Trocknung)<br />
– Werkstätten GmbH (thermische Verwertung)<br />
und sepura GmbH (Nährstoffrecycling)<br />
näher beschrieben:<br />
Bild 2. Funktionsweise des SMART-Mehrzonenbandtrockners.<br />
Der SMART-MZ-Bandtrockner<br />
von floradry<br />
Anfänglich war der innovative<br />
SMART-Mehrzonenbandtrockner als<br />
energieeffiziente Trocknerkomponente<br />
<strong>für</strong> das florafuel-Aufbereitungsverfahren<br />
vorgesehen. Beim florafuel-Verfahren<br />
werden in mehreren<br />
Verfahrensschritten biogene Reststoffe<br />
wie z. B. Landschaftspflegematerial<br />
zu einem hochwertigen<br />
Brennstoff mit einem Heizwert von<br />
bis zu 5 kWh/kg aufbereitet.<br />
Das Entwicklerteam um Frau Dr.<br />
Schlederer, Herrn Werner und Herrn<br />
Hauck hat einen Mehrzonenbandtrockner<br />
entwickelt, welcher durch<br />
eine neuartige Luftführung auf<br />
Grundlage von Konvektions-/Kreuzströmung/Gegenströmung<br />
in Kombination<br />
mit der Kontakttrocknung<br />
und einer Wirbelschichttrocknung<br />
eine hohe Energieeffizienz im<br />
Niedertemperaturniveau erreicht. Aufgrund<br />
des innovativen Luftführungskonzepts<br />
erfolgte eine Förderung<br />
der Entwicklungsarbeiten aus Finanzmitteln<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />
Wirtschaft und Technologie.<br />
Im Gegensatz zu konventionellen<br />
Bandtrocknersystemen wird<br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>aufnahmekapazität der<br />
durchgeführten Luft maximal ausgenutzt<br />
und erreicht am Luftausgang<br />
einen Wert von über 90 %.<br />
Bereits während der Entwicklungstätigkeiten<br />
zum SMART war<br />
dem Entwicklerteam das enorme<br />
Massenpotenzial an Klärschlamm in<br />
Deutschland bewusst. Durch <strong>die</strong> Mitgliedschaft<br />
im INAR-Netzwerk ist der<br />
SMART-Mehrzonenbandtrockner nun<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Trocknung des entwässerten<br />
Klärschlamms innerhalb der Klärschlammaufbereitung<br />
vorgesehen.<br />
Durch patentierte Luftführung<br />
Energie sparen<br />
Der zuvor mechanisch entwässerte<br />
Klärschlamm wird auf <strong>die</strong> Fläche des<br />
oberen Bandes aufgegeben und verteilt.<br />
Das obere luftundurchlässige<br />
Band <strong>die</strong>nt der Förderung des Produktes<br />
und zugleich als Fläche <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Kontakttrocknung. Spindeln, <strong>die</strong><br />
das Produkt auf dem Kontakttrocknungsband<br />
in Bewegung halten,<br />
bieten den Effekt der Wirbelschichttrocknung.<br />
Der aufgewirbelte Klärschlamm<br />
wird durch <strong>die</strong> Luftführung,<br />
<strong>die</strong> im Gegenstrom den Einsatzstoff<br />
anströmt, angewärmt und<br />
vorgetrocknet. Durch <strong>die</strong> Produktauflockerung<br />
während der Trocknung<br />
werden Verklumpungen gelöst,<br />
<strong>die</strong> Schüttung vermischt und<br />
eine gleichmäßige Trocknung des<br />
Produktes ermöglicht. Auf dem<br />
zweiten Band wird der vorgewärmte<br />
und vorgetrocknete Klärschlamm<br />
im Kreuzstrom belüftet und auf<br />
den gewünschten Restwassergehalt<br />
gleichmäßig getrocknet (Bild 2).<br />
Die physikalischen Parameter<br />
lassen sich durch eine sensor-<br />
September 2014<br />
930 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT |<br />
gesteuerte Elektronik steuern. Der<br />
Trockner kann wahlweise im kontinuierlichen<br />
Betrieb oder im Satzbetrieb<br />
mit unterschiedlichen Temperaturniveaus<br />
gefahren werden.<br />
Durch das entsprechende Temperaturniveau<br />
ist eine Hygienisierung<br />
des Produktes möglich.<br />
Zu Beginn des Trocknungsprozesses<br />
weist der Klärschlamm<br />
einen Trockensubstanzgehalt von<br />
durchschnittlich 20–25 Massen-%<br />
auf. Nach Abschluss des Trocknungsvorgangs<br />
verfügt der Klärschlamm<br />
über einen Trockensubstanzgehalt<br />
von 85–90 Massen-%.<br />
Damit kann der Klärschlamm im<br />
nachgelagerten Verfahrensschritt<br />
mittels des Drehrohrofens REH500-<br />
eco verbrannt werden.<br />
Nächste Entwicklungsschritte bei<br />
Klärschlammtrocknung mittels<br />
SMART-MZ-Bandtrockner<br />
Aktuell sind mehrere Testläufe mit<br />
verschiedenen Klärschlammchargen<br />
mit dem SMART-Trockner absolviert<br />
und ausgewertet worden. Als großer<br />
Vorteil der Trockneranlage erwies<br />
sich hierbei <strong>die</strong> Auflockerung des<br />
Klärschlamms mittels Spindeln am<br />
oberen Band.<br />
Bei den Testläufen zeigte der<br />
untersuchte Klärschlamm teilweise<br />
eine gewisse Neigung zur Anhaftung<br />
an das Förderband in der<br />
ersten Trocknerzone. Diese stoffbedingte<br />
Leimfähigkeit soll durch<br />
<strong>die</strong> Umbauten und Optimierung<br />
der ersten Trocknungszone gelöst<br />
werden. Derzeit ist ein Trommeltrocknungsprinzip<br />
bei gleichbleibender<br />
Luftführung angedacht.<br />
Zusätzlich sollen <strong>die</strong> Wendevorrichtungen<br />
(Spindeln) an das Trocknungsverhalten<br />
des Klärschlamms<br />
angepasst werden (Bild 3).<br />
Für <strong>die</strong> nachgeschaltete Verbrennung<br />
des getrockneten Klärschlamms<br />
ist eine rieselfähige bzw.<br />
granulatähnliche Struktur notwendig.<br />
Der vom Netzwerkpartner<br />
floradry untersuchte getrocknete<br />
Klärschlamm wies eine derartige<br />
Konsistenz auf. Infolge blickt das<br />
Entwicklerteam zuversichtlich auf<br />
Bild 3. SMART-Trockner & Produktwendeeinheit.<br />
Bild 4. SMART-Mehrzonenbandtrockner (Außendarstellung).<br />
<strong>die</strong> nächsten Schritte des Gemeinschaftsprojektes.<br />
Bild 4 zeigt <strong>die</strong> Außendarstellung<br />
des SMART-Mehrzonenbandtrockners.<br />
Der REH500eco Drehrohrofen<br />
der Werkstätten<br />
Entwicklungsziel des Drehrohrofens<br />
REH500eco war eine dezentrale Verbrennungsanlage<br />
zur thermischen<br />
Verwertung ungenutzter Rest- und<br />
Abfallbiomassen am Entstehungsort.<br />
Im Vergleich zu holzartigen<br />
Brennstoffen verfügen Restbiomassen<br />
über schlechtere Verbrennungseigenschaften<br />
wie beispielsweise<br />
geringere Heizwerte, höhere<br />
Mineralikanteile oder niedrigere<br />
Ascheerweichungstemperaturen, <strong>die</strong><br />
zwangsläufig zu Verschlackungen,<br />
schlechten Emissionen, höherem<br />
Verschleiß und letzten Endes zu<br />
Betriebsausfällen führen.<br />
Auf Basis jahrzehntelanger Erfahrung<br />
im Bau von Sondermaschinen<br />
der Werkstätten GmbH<br />
sowie der Kooperation mit einem<br />
dänischen Entwicklerteam ist es<br />
dem Team um Herrn Moggert<br />
gelungen, <strong>die</strong> gesteckten technologischen<br />
Entwicklungsziele zu<br />
erreichen und einen robusten<br />
Mehrbrennstoff kessel <strong>für</strong> inhomogene<br />
biogene Reststoffe mit<br />
bislang unerreichten Abgaswerten<br />
zu entwickeln.<br />
Der REH500eco arbeitet im<br />
Leistungsbereich von 300 bis<br />
500 kW und zeichnet sich durch <strong>die</strong><br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 931
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT<br />
|<br />
Bild 5. Mögliche Aufstellung<br />
des Drehrohofens am Standort<br />
der Kläranlage.<br />
Fähigkeit aus, auch kritische Brennstoffe<br />
ohne Verschlackung und mit<br />
sehr guten Emissionswerten zu verbrennen.<br />
Damit ist der REH500eco<br />
<strong>die</strong> erste dezentrale Verbrennungsanlage<br />
ihrer Art, welche auch Klärschlamm<br />
im Leistungsbereich von<br />
500 kW (mono-)verbrennen kann<br />
(Bild 5 und 6).<br />
Verbrennung im Drehrohrofen<br />
Um den Klärschlamm im REH500eco<br />
zu verbrennen, muss er im vorhergehenden<br />
Verfahrensschritt mittels<br />
des SMART-Bandtrockners auf einen<br />
TS-Gehalt von mindestens<br />
80–85 Massen-% getrocknet werden.<br />
Zudem sollte der getrocknete<br />
Klärschlamm eine rieselfähige<br />
Struktur aufweisen. Über einen Vorratsbunker<br />
gelangt der Einsatzstoff<br />
mittels Dosierschnecke in <strong>die</strong><br />
Hauptbrennkammer, dem wassergekühlten<br />
Drehrohr. Im zylindrischen<br />
Feuerungsraum entsteht ein schnell<br />
rotierender Wirbel aus Verbrennungsluft<br />
und brennenden Gasen,<br />
<strong>die</strong> zu homogenen Temperaturen<br />
von ca. 800 °C über <strong>die</strong> gesamte<br />
Länge des Rohrs führen. Durch den<br />
Flammenwirbel werden trotz hoher<br />
Aschegehalte immer wieder brennbare<br />
Gase durch <strong>die</strong> Umwälzung<br />
freigesetzt. Durch <strong>die</strong> vollautomatische<br />
Ansteuerung der Rotationsgeschwindigkeit<br />
und <strong>die</strong> Drehrohrlänge<br />
sowie <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>kühlung<br />
wird ein vollständiger Ausbrand des<br />
Klärschlamms gewährleistet. In der<br />
nachgeschalteten Nachbrennkammer<br />
wird das Rauchgas mit Sekundärluft<br />
versorgt. Durch lange Verweilzeiten<br />
bei gleichzeitig hohen Temperaturen<br />
wird eine vollständige Oxidation<br />
erreicht. Infolge beträgt der<br />
CO-Gehalt im Abgas überwiegend<br />
0 mg/m³ (Bild 6).<br />
Die entstehende Wärme wird der<br />
vorgeschalteten Klärschlammtrocknung<br />
zur Verfügung gestellt. Durch<br />
<strong>die</strong> geringe Abgastemperatur von<br />
ca. 130 °C den vollständigen Ausbrand<br />
der Rauchgase und Aschen<br />
sowie durch <strong>die</strong> effizienten Isolierung<br />
wird ein Wirkungsgrad von ca.<br />
93 % erreicht.<br />
Nächste Entwicklungsschritte<br />
bei Klärschlammverbrennung<br />
mittels REH500eco<br />
Langfristig plant das INAR-Netzwerk,<br />
gemeinsam mit dem Partner<br />
Werkstätten GmbH den entwässerten<br />
und getrockneten Klärschlamm<br />
mono zu verbrennen. Hier<strong>für</strong> muss<br />
jedoch ein Heizwert von mindestens<br />
4 kWh/kg sichergestellt sein.<br />
Diese Benchmark ist jedoch nur<br />
mit nicht-ausgefaultem Klärschlamm<br />
Bild 6. Drehrohrkessel<br />
REH500eco<br />
während der<br />
Montage.<br />
September 2014<br />
932 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| INDUSTRIE & WIRTSCHAFT |<br />
Bild 7. Asche aus Klärschlammverbrennung,<br />
gemahlen und<br />
angefeuchtet zur direkten Verwendung.<br />
erreichbar. Bei ausgefaultem Klärschlamm<br />
aus einem Faulturm ist ein<br />
biogener Ko-Brennstoff mit einzusetzen.<br />
Bisher durchgeführte Verbrennungstests<br />
zur Mono- und<br />
Kombiverbrennung von verschiedenen<br />
Klärschlammproben zeigen<br />
Emissionswerte, welche <strong>die</strong> Vorgaben<br />
der 17. BImSchV in Bezug auf<br />
<strong>die</strong> Abgaswerte erfüllen.<br />
Nächste Entwicklungsetappen<br />
sind <strong>die</strong> Entwicklung eines Mischbrennstoffs<br />
aus Klärschlamm und<br />
biogenen Abfällen wie u. a. Siebüberläufen<br />
aus der Kompostierung<br />
oder Faserstoffen aus Gärresten.<br />
Optionales Nährstoffrecycling<br />
durch sePura<br />
Zur direkten Weiterverwendung,<br />
also ohne zwischengeschaltete<br />
chemische Behandlung, sind ausschließlich<br />
Aschen geeignet, <strong>die</strong><br />
<strong>die</strong> düngemittelrechtlich vorgegebenen<br />
Grenzwerte einhalten. Diese<br />
können prinzipiell nach Siebung<br />
oder Aufmahlung in der Düngemittelproduktion<br />
eingesetzt werden.<br />
Es empfiehlt sich jedoch auf<br />
den zitrat löslichen besser auf den<br />
neutral-ammoncitratlöslichen Phosphatgehalt<br />
zu achten, da nur <strong>die</strong>ser<br />
kurzfristig pflanzenverfügbar ist.<br />
Der mineralsäurelösliche Phosphor<br />
kann, wie bei den unbehandelten<br />
Naturphosphaten, nur als mittelbis<br />
langfristig verfügbar angesehen<br />
werden, was eine bedarfsgerechte<br />
Düngung mit kalkulierbarer<br />
Nährstoffversorgung erschwert<br />
(Bild 7).<br />
Schadstoffarme Klärschlammaschen<br />
können in der Düngemittelherstellung<br />
ähnlich den natürlichen<br />
Rohphosphaten eingesetzt werden.<br />
Hier erfolgt üblicherweise ein Aufschluss,<br />
d. h. eine Umsetzung mit<br />
Schwefel- oder Phosphorsäure mit<br />
dem Ziel, wasserlösliche und damit<br />
besser pflanzenverfügbare Phosphate<br />
zu erzeugen. Auch wird hier<br />
<strong>die</strong> Zugabe weiterer Nährstoffe wie<br />
Stickstoff und/oder Kalium erfolgen,<br />
sodass handelsübliche Mehrnährstoffdünger<br />
generiert werden.<br />
Info<br />
Für Klärschlammaschen, <strong>die</strong> erhöhte<br />
Schwermetallgehalte aufweisen,<br />
sind mehrere Verfahren zur<br />
Schadstoffreduzierung in der Entwicklung.<br />
Bei den heutigen Phosphatpreisen<br />
sind <strong>die</strong>se Prozesse jedoch<br />
noch nicht konkurrenzfähig.<br />
Das INAR-Netzwerk arbeitet mit<br />
seinen Partnern auch an <strong>die</strong>sem<br />
Thema, um mittel- bis langfristig<br />
auch <strong>die</strong>se Aschefraktion noch nutzen<br />
zu können.<br />
Mitte 2015 in <strong>die</strong> Praxis<br />
Für <strong>die</strong> aktuelle Klärschlammentsorgungs-Fragestellung<br />
bzw. deren<br />
einhergehende wirtschaftliche Probleme<br />
<strong>für</strong> kleinere Kläranlagen stellt<br />
das vorgestellte Verfahrensprinzip<br />
ein geeignetes Lösungskonzept dar.<br />
Geplant ist, nach Abschluss der<br />
Einzel-Verfahrens-Entwicklungen im<br />
Frühjahr 2015 das Gesamtverfahren<br />
inklusive dem anschließenden<br />
Nährstoffrecycling bei einem INAR-<br />
Netzwerkpartner einem <strong>Wasser</strong>verband<br />
als Pilotanlage in Betrieb<br />
zu nehmen. Zudem steht das INAR-<br />
Netzwerk in Verhandlung mit mehreren<br />
mittelgroßen kommunalen<br />
Klärwerken, um das beschriebene<br />
Verfahren zur Klärschlammaufbereitung<br />
zu installieren.<br />
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97091 Würzburg<br />
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Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt <strong>die</strong>ser Belehrung in Textform. Zur<br />
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9161, 97091 Würzburg.<br />
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PAGWFW2014<br />
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dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Me<strong>die</strong>n und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
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Branche | NACHRICHTEN |<br />
Unwetter über Deutschland – Kanalsysteme<br />
überfordert – hohe Schäden vorprogrammiert<br />
fbr fordert Umdenken in der Siedlungswasserwirtschaft<br />
Die Starkregenereignisse in<br />
Deutschland nehmen zu. Mehr<br />
als 40 Liter Niederschlag pro Quadratmeter<br />
in kurzer Zeit sind dabei<br />
keine Seltenheit. Das Kanalnetz in<br />
deutschen Städten und Gemeinden<br />
ist <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Niederschlagsereignisse<br />
nicht ausgelegt und kann <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>massen nicht abführen, <strong>die</strong><br />
Auswirkungen sind Überschwemmungen<br />
mit hohen Folgekosten.<br />
Experten prognostizieren auch<br />
in Zukunft deutlich mehr Starkregenereignisse.<br />
Die Fachvereinigung<br />
Betriebs- und Regenwassernutzung<br />
e. V. fordert seit Langem<br />
geeignete Retentionsmaßnahmen<br />
sowohl auf Privatgrundstücken als<br />
auch auf kommunalen Liegenschaften.<br />
Regenwasser rückhalten, nutzen,<br />
versickern und Regenwasser<br />
verdunsten sind <strong>die</strong> dezentralen<br />
Bausteine, <strong>die</strong> es gilt, maßgeblich in<br />
<strong>die</strong> Siedlungswasserwirtschaft zu<br />
integrieren. „Es muss endlich<br />
Schluss damit sein, dass Bürger und<br />
Gebäudeeigentümer, <strong>die</strong> in Regenwassernutzungsanlagen<br />
investieren<br />
und damit einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Regenrückhaltung und<br />
nachhaltiger Regenwasserbewirtschaftung<br />
leisten, ausgebremst<br />
werden“, so Dietmar Sperfeld, Fachreferent<br />
der fbr. Behörden und Verwaltungen<br />
sind aufgerufen, Hemmnisse<br />
z. B. in Satzungen abzubauen<br />
und <strong>die</strong> Regenwassernutzung beratend<br />
zu unterstützen.<br />
Regenwasserspeicher sollten Bestandteil<br />
jeder privaten und gewerblichen<br />
Neubaumaßnahme sein.<br />
Der Mehrwert der Regenwassernutzung,<br />
angefangen bei der Retention,<br />
den Betriebswasserkonzepten,<br />
über <strong>die</strong> Löschwasserbevorratung<br />
bis hin zu neuen Möglichkeiten der<br />
Kühlung und Klimatisierung in der<br />
Gebäudetechnik, ist erheblich. Um<br />
<strong>die</strong>ses Ziel zu erreichen, ist ein generelles<br />
Umdenken in der Siedlungswasserwirtschaft<br />
notwendig. Die bestehende<br />
konventionelle <strong>Wasser</strong>infrastruktur<br />
muss zukünftig mit<br />
den dezentralen flexiblen Systemen<br />
weiter vernetzt werden.<br />
Die Akteure aus Politik, Forschung<br />
und Praxis sind aufgerufen,<br />
gemeinsam zu diskutieren und Lösungen<br />
zu erarbeiten.<br />
Kontakt:<br />
Fachvereinigung Betriebs- und<br />
Regenwassernutzung e. V.,<br />
Havelstraße 7 A,<br />
D-64295 Darmstadt,<br />
E-Mail: info@fbr.de,<br />
www.fbr.de<br />
© Fotolia<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 935
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
DBU zieht Bilanz <strong>für</strong> 2013:<br />
280 Projekte mit 44,3 Millionen Euro<br />
Inhaltlicher Schwerpunkt war der Schutz des Lebenselixiers <strong>Wasser</strong><br />
<strong>Wasser</strong> ist ein kostbares Lebenselixier <strong>für</strong> Mensch und Natur, doch seine Qualität ist vielerorts gefährdet.<br />
Täglich gelangen viele Stoffe aus Landwirtschaft, Industrie und Haushalten ins <strong>Abwasser</strong> und in Oberflächengewässer<br />
– zum Teil auch ins Grundwasser. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) setzte deshalb 2013<br />
stark auf den Schutz der Ressource, indem sie u. a. neue Ansätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> Behandlung von Klärschlämmen,<br />
Gärsubstraten und Gülle, Filtersysteme <strong>für</strong> Kläranlagen oder biotechnologische Projekte förderte. „Wenn wir<br />
den Menschen ein gesundes Leben ermöglichen und <strong>die</strong> biologische Funktionsfähigkeit von Gewässern<br />
erhalten wollen, müssen wir das <strong>Wasser</strong> effektiver und umweltfreundlicher schützen und bewusster mit ihm<br />
umgehen“, sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann bei der Vorstellung des Jahresberichts 2013.<br />
Die DBU werde <strong>die</strong>sen Schwerpunkt mit ihrem Expertenwissen auch in einer Projektgruppe weiter verfolgen.<br />
Im vergangenen Jahr bewilligte <strong>die</strong> Stiftung über alle Themenfelder, <strong>die</strong> sie bearbeitet, 280 Projekte mit<br />
rund 44,3 Millionen Euro.<br />
Laut Sachverständigenrat <strong>für</strong> Umweltfragen<br />
hat sich <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>qualität<br />
der deutschen Oberflächengewässer<br />
in den letzten Jahren verbessert.<br />
Kommunale Kläranlagen<br />
hätten sich auf einem hohen Qualitätsniveau<br />
stabilisiert und hinsichtlich<br />
der Stickstoffelimination noch<br />
weiter verbessert. Dagegen sei es<br />
nicht gelungen, Nährstoffeinträge<br />
aus diffusen Quellen in gleicher<br />
Weise zu verringern. So seien<br />
Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft<br />
mittlerweile das Hauptproblem<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>qualität nicht nur<br />
in Deutschland, sondern in ganz<br />
Europa geworden.<br />
Bottermann betonte, dass insbesondere<br />
in Regionen mit umfangreicher<br />
Tierhaltung <strong>die</strong> in <strong>die</strong><br />
Umwelt gelangenden Stickstoffmengen<br />
zu hoch seien. Dadurch<br />
würden auch Oberflächen- und<br />
Grundwasser belastet. Mit der<br />
Förderinitiative „Verminderung von<br />
Stickstoffemissionen“ wolle <strong>die</strong> DBU<br />
einen wirksameren Einsatz von<br />
Stickstoff vorantreiben und damit<br />
<strong>die</strong> in <strong>die</strong> Umwelt gelangenden<br />
Stickstoffmengen verringern. Ziel<br />
sei es einerseits, Stickstoffverluste,<br />
<strong>die</strong> bereits im Stall oder bei der<br />
Lagerung auftreten, weiter zu vermindern.<br />
Andererseits sollten sowohl<br />
Mineraldünger als auch organische<br />
Dünger wie Gülle oder Gärreste zielgenau<br />
aufgebracht werden, damit<br />
sie möglichst direkt von den Pflanzen<br />
aufgenommen werden. Denn<br />
würden sie an <strong>die</strong> Luft gelangen,<br />
bilde sich umweltschädliches Ammoniak.<br />
Dünger sollte am richtigen<br />
Ort, zum richtigen Zeitpunkt und in<br />
der richtigen Menge aufgebracht<br />
werden.<br />
„Ein großes Potenzial <strong>für</strong> das<br />
Verringern des Stickstoffverlustes<br />
liegt im Optimieren landwirtschaftlicher<br />
Ausbringungstechnik“, so DBU-<br />
Experte Dr. Holger N. Wurl. Zurzeit<br />
entwickle <strong>die</strong> Hochschule Osnabrück<br />
eine umweltfreundlichere Technik<br />
<strong>für</strong> den Maisanbau, <strong>die</strong> <strong>die</strong> übliche<br />
mineralische Unterfuß-Düngung<br />
durch Gülle und Gärsubstrate ersetzen<br />
und den Einsatz von Mineraldünger,<br />
der mit einem hohen<br />
Energieverbrauch hergestellt werde,<br />
verringern solle. Dazu untersuche<br />
man auch, welche Düngestrategie<br />
sich am besten eigne.<br />
Das Institut <strong>für</strong> Agrar- und Ernährungswissenschaften<br />
der Martin-<br />
Luther-Universität Halle-Wittenberg<br />
beschäftigte sich, so Wurl, mit einem<br />
Spezial-Verfahren, das mit einem<br />
gezielten Verteilen von Gülle oder<br />
Gärsubstraten auf Reihenkulturen<br />
wie Mais, Rübe oder Raps <strong>die</strong> übliche<br />
mineralische Unterfußdüngung<br />
ersetzte. Die Effizienz <strong>die</strong>ses Verfahrens<br />
werde in praxisnahen Feldversuchen<br />
durch einen Vergleich<br />
mit einer konventionellen Bewirtschaftung<br />
ermittelt. Neben regelmäßig<br />
durchgeführten Bodenproben,<br />
<strong>die</strong> Aufschluss über <strong>die</strong> Stickstoffverlagerung<br />
geben sollen, würden<br />
auch Pflanzen- und Wurzelwachstum<br />
sowie <strong>die</strong> Erträge untersucht.<br />
„Eine weitere Ursache <strong>für</strong> Schadstoffbelastungen<br />
im <strong>Wasser</strong> ist in<br />
Haushalten zu finden: Rund 31 000 t<br />
Arzneimittel werden jährlich in<br />
Deutschland eingenommen, ein Teil<br />
davon gelangt unvollständig verstoffwechselt<br />
in <strong>die</strong> Umwelt“, erläuterte<br />
Bottermann. Da der menschliche<br />
Körper <strong>die</strong> meisten Antibiotika,<br />
Hormone oder Schmerzmittel nicht<br />
vollständig abbaue, landeten sie als<br />
Mikroschadstoffe im häuslichen <strong>Abwasser</strong><br />
und könnten durch <strong>die</strong> Kanalisation<br />
in Flüsse und Seen gelangen.<br />
Aber auch <strong>die</strong> nicht verbrauchten<br />
Arzneimittel spielten eine Rolle: Laut<br />
einer Stu<strong>die</strong> aus dem Jahr 2008 in<br />
Deutschland gelangten 23 % der<br />
flüssigen nicht verwendeten Arzneistoffe<br />
und 7 % der festen nicht<br />
verwendeten Arzneistoffe aus den<br />
Privathaushalten in <strong>die</strong> Toilette. Das<br />
seien etwa 3 % der vermarkteten<br />
Pharmazeutika in Deutschland und<br />
entspräche 364 Tonnen Wirkstoffe.<br />
Viele <strong>die</strong>ser Substanzen und Hormone<br />
seien chemisch so stabil, dass sie<br />
bislang kaum oder gar nicht aus dem<br />
<strong>Wasser</strong> gefiltert und über <strong>die</strong> Kläranlagen<br />
in den <strong>Wasser</strong>kreislauf geraten<br />
könnten – ein großes Problem<br />
September 2014<br />
936 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
<strong>für</strong> Umwelt, Mensch und Tier, ergänzte<br />
DBU-Experte Franz-Peter<br />
Heidenreich.<br />
Das Zentrum <strong>für</strong> Umweltforschung<br />
und nachhaltige Technologien der<br />
Universität Bremen entwickle ein<br />
Verfahren <strong>für</strong> kleine und kommunale<br />
Kläranlagen, bei dem erstmals mit<br />
Bio- bzw. Pflanzenkohle das <strong>Wasser</strong><br />
von speziellen Arzneimittelrückständen<br />
gereinigt werden könne. Die<br />
Pflanzenkohle – also verkohltes Holz<br />
– funktioniere wie ein Schwamm<br />
und binde <strong>die</strong> Schadstoffe aus dem<br />
<strong>Wasser</strong>. Die Filteranlage solle mit<br />
robusten und anpassungsfähigen<br />
Pflanzen wie Rohrglanzgras sowie<br />
speziellen Pilzen kombiniert werden,<br />
um einen zusätzlichen Reinigungseffekt<br />
zu erreichen. Der ländliche<br />
Bereich biete zumeist genügend<br />
Platz <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pflanzenkläranlagen,<br />
„deren Technik sich auch auf größere<br />
Kläranlagen übertragen ließe“, so<br />
Heidenreich. Von Vorteil sei auch,<br />
dass <strong>die</strong> Anlage mit wenig Pflege<br />
fast wartungsfrei und sehr günstig<br />
zu betreiben sei.<br />
Auch in der industriellen Produktion<br />
fielen etwa durch den Einsatz<br />
von Chemikalien Belastungen des<br />
<strong>Abwasser</strong>s an, so Bottermann. Mithilfe<br />
der Industriellen Biotechnologie<br />
gelinge es oft, alternative Verfahren<br />
und Produkte <strong>für</strong> verschiedene Industriezweige<br />
zu entwickeln und<br />
den Eintrag giftiger Substanzen zu<br />
verringern. Positiver Nebeneffekt:<br />
Die Ressourcen- und Energieeffizienz<br />
könnte häufig gesteigert werden.<br />
Biotechnologie sei deshalb ein<br />
„wichtiges Werkzeug des produktionsintegrierten<br />
Umweltschutzes und<br />
Schlüsseltechnologie <strong>für</strong> nachhaltiges<br />
Wirtschaften“.<br />
Wichtiger Bestandteil von Waschund<br />
Reinigungsmitteln, Kosmetika<br />
und Pharmazeutika seien Tenside,<br />
so DBU-Experte Dr. Hans-Christian<br />
Schaefer. Sie lösten Fett- und Schmutzpartikel<br />
von den Oberflächen ab und<br />
seien daher in Wasch- und Reinigungsmitteln<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Reinigungswirkung<br />
verantwortlich. In Salben<br />
und Cremes ermöglichten sie, dass<br />
sich Öl und <strong>Wasser</strong> zu einer Emulsion<br />
vermischten. „Das Bayerische<br />
Landesamt <strong>für</strong> Umwelt gibt an,<br />
dass deutschlandweit etwa 200 000 t<br />
Tenside pro Jahr ins <strong>Abwasser</strong> gelangen“,<br />
erklärte Schaefer. Wegen<br />
der großen Mengen sei eine gute<br />
biologische Abbaubarkeit wichtig.<br />
Zudem werde ein erheblicher Teil<br />
der Tenside auf chemischem Wege<br />
auf Erdölbasis produziert oder aus<br />
pflanzlichen Ölen, darunter Kokosund<br />
Palmkernöl. Doch Tenside könnten<br />
auch durch Mikroorganismen<br />
hergestellt werden, sogenannte Biotenside.<br />
In einem Kooperationsprojekt mit<br />
sieben Partnern aus Forschung und<br />
Industrie unter Federführung des<br />
Instituts <strong>für</strong> Pharmazeutische Biotechnologie<br />
der Universität Ulm sei<br />
ein neues Verfahren zum Herstellen<br />
von bestimmten Biotensiden, den<br />
sogenannten Rhamnolipiden, entwickelt<br />
worden. Diese seien aus<br />
Zucker und Fettsäuren aufgebaut<br />
und daher vollständig biologisch<br />
abbaubar. Als Kohlenstoffquelle<br />
<strong>die</strong>nten <strong>die</strong> nachwachsenden Rohstoffe<br />
Glucose oder Glycerin. Derzeit<br />
könnten Biotenside <strong>für</strong> einen<br />
breiten Einsatz in Wasch- und Reinigungsmitteln<br />
wegen der hohen<br />
Herstellungskosten noch nicht mit<br />
herkömmlich produzierten Tensiden<br />
konkurrieren. Langfristig könnten<br />
durch Biotenside aber Gewässer und<br />
endliche Ressourcen geschont und<br />
<strong>die</strong> Kohlendioxidbilanz der Tensidverwendung<br />
verbessert werden.<br />
Die DBU ist eine der größten<br />
Stiftungen Deutschlands. Im Mittelpunkt<br />
ihrer Förderung stehen kleine<br />
und mittlere Unternehmen. Die<br />
Stiftung vergibt jährlich den mit<br />
500 000 Euro dotierten Deutschen<br />
Umweltpreis.<br />
Der Jahresbericht kann kostenlos<br />
bei der DBU bestellt werden:<br />
An der Bornau 2, D-49090 Osnabrück,<br />
Tel. (0541)9633-0,<br />
Fax (0541) 9633-190,<br />
E-Mail info@dbu.de,<br />
www.dbu.de<br />
GWF_21-8_KGS-TK-Flon_188-58_Layout 1 04.03.14 21:22 Seite 1<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 937
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Fraunhofer-Algen auf dem Weg zur ISS<br />
Am 23. Juli 2014 hieß es „lift-off“ <strong>für</strong> eine Reihe von Organismen, <strong>die</strong> mindestens 12 Monate an der Außenseite der<br />
Raumstation ISS verbringen werden. Unter den mehreren Hundert Proben von Urbakterien, Algen, Flechten, Moosen<br />
und Pilzen finden sich auch zwei Stämme aus der Sammlung frostliebender Algen, <strong>die</strong> am Institutsteil Bioanalytik<br />
und Bioprozesse des Fraunhofer-Instituts <strong>für</strong> Zelltherapie und Immunologie in Potsdam beheimatet ist.<br />
Dr. Thomas Leya vom Fraunhofer<br />
IZI ist einer von mehreren na tionalen<br />
und internationalen Partnern,<br />
<strong>die</strong> zusammen im BIOMEX-Projekt<br />
(Biology and Mars-Expe riment) und<br />
in enger Kooperation mit seinem<br />
Kollegen Dr. Jean-Pierre de Vera<br />
vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum<br />
DLR untersuchen, ob<br />
und welche Organismen extreme<br />
Weltraumbedingungen überleben.<br />
Leya leitet <strong>die</strong> Arbeitsgruppe<br />
Extremophilenforschung & Biobank<br />
sowie <strong>die</strong> Stammsammlung frostliebender<br />
Algen, Culture Collection<br />
of Cryophilic Algae, kurz CCCryo.<br />
Beim Weltraumausstieg wurden <strong>die</strong><br />
Präparation der Algen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versuche an der<br />
Außenseite der Weltraumstation ISS.<br />
© Thomas Leya/Fraunhofer<br />
Proben an der Außenseite der ISS in<br />
<strong>die</strong> Anlage EXPOSE-R2 positioniert<br />
und der dort herrschenden, ultravioletten<br />
und kosmischen Strahlung<br />
sowie starken Temperaturschwankungen<br />
ausgesetzt.<br />
Bei den beiden Stämmen aus der<br />
Sammlung CCCryo handelt es sich<br />
um das Cyanobakterium Nostoc sp.,<br />
einer Blaualge aus der Antarktis, und<br />
um <strong>die</strong> Grünalge Sphaerocystis sp.<br />
aus Spitzbergen. Die Arbeitsgruppe<br />
um Thomas Leya ist seit 15 Jahren<br />
aktiv mit der Erforschung der Anpassungsstrategien<br />
kryophiler (kälteliebender)<br />
Algen beschäftigt. Die beiden<br />
Organismen, <strong>die</strong> am 23. Juli mit<br />
einer Progress-Rakete zur ISS transportiert<br />
wurden, gehören zu knapp<br />
400 Isolaten, von denen der größte<br />
Teil von Thomas Leya während Expeditionen<br />
in <strong>die</strong> Antarktis und nach<br />
Spitzbergen gesammelt wurde. Die<br />
Algen werden am Fraunhofer IZI in<br />
Potsdam kultiviert und charakterisiert.<br />
„Neben solchen wissenschaftlichen<br />
Grundlagenfragen, wie wir<br />
sie im BIOMEX-Projekt untersuchen,<br />
versprechen wir uns von <strong>die</strong>sen<br />
extremophilen Organismen, <strong>die</strong> in<br />
unserem Fall oft gut an niedrige<br />
Temperaturen, erhöhte Strahlung und<br />
Austrocknungsstress angepasst sind,<br />
neue Produkte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Industrie. Im<br />
Fokus stehen dabei zurzeit besonders<br />
<strong>die</strong> Kosmetik- und Lebensmittelbranche“,<br />
erklärt Thomas Leya. Im<br />
Rahmen von BIOMEX wurden am<br />
DLR in Köln in Vorbereitung auf <strong>die</strong>se<br />
Weltraumexperimente bereits Laborversuche<br />
durchgeführt, bei denen<br />
<strong>die</strong> rotgefärbten Dauerformen der<br />
Grünalge bewiesen haben, dass sie<br />
Austrocknung, Hitze bis +60 °C und<br />
Kälte bis –25 °C und in bestimmtem<br />
Rahmen auch UV-Strahlung gut überstehen.<br />
Die Anpassungsstrategien,<br />
<strong>die</strong> hinter <strong>die</strong>ser natürlichen Anpassung<br />
stehen, gilt es nun aufzuklären<br />
und in eine industrielle Anwendung<br />
zu überführen.<br />
Die auf der ISS durchgeführten<br />
Experimente unter Federführung der<br />
DLR werden den internationalen<br />
Teams hingegen Aufschluss darüber<br />
geben, welche Organismen im<br />
Weltraum überhaupt oder auch z. B.<br />
auf dem Mars überleben können.<br />
Die Resultate sind wichtig, um <strong>die</strong><br />
Entstehung von Leben in unserem<br />
Sonnensystem zu erklären.<br />
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September 2014<br />
938 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Kieler Ingenieurbüro setzt auf das Gütezeichen AB<br />
Die Sanierung von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen erfordert<br />
ein spezielles Know-how – bei Auftraggebern<br />
und Bauüberwachern<br />
ebenso wie bei den ausführenden<br />
Unternehmen: Diese Meinung vertritt<br />
auch Dipl.-Ing. Dirk Noack, Geschäftsführer<br />
IPP Ingenieurgesellschaft<br />
Possel u. Partner GmbH & Co. KG,<br />
Kiel. Für Noack beginnt eine erfolgreiche<br />
Kanalsanierung bereits mit<br />
der Auswahl des Planers und nicht<br />
erst mit der Auftragsvergabe an ein<br />
geeignetes Unternehmen. „Der Umgang<br />
mit dem Investitionsgut Kanalinfrastruktur<br />
erfordert erfahrene Fachleute,<br />
und das sowohl bei Planung<br />
und Ausschreibung als auch bei<br />
Ausführung und Bauüberwachung“,<br />
so Noack. Fehlende Fachkenntnisse,<br />
geringe Erfahrungen oder eine oberflächliche<br />
Projektbearbeitung führen<br />
zu unvollständigen Planungsprojektierungen<br />
und Ausschreibungsunterlagen.<br />
Das Resultat sind Sanierungsergebnisse,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> gestellten Anforderungen<br />
und Erwartungen nicht<br />
erfüllen: „Weder unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten noch mit Blick auf<br />
einen nachhaltigen Kanalbau oder<br />
den Schutz der Umwelt“, betont<br />
Noack, der an <strong>die</strong>ser Stelle kritisch<br />
darauf hinweist, dass Aufträge teilweise<br />
immer noch nach dem Motto<br />
„Hauptsache, billig“ vergeben werden.<br />
Es sei langfristig betrachtet<br />
wirtschaftlicher und nachhaltiger,<br />
gleich angemessene Mittel <strong>für</strong> eine<br />
fachgerechte Planung und Ausführung<br />
bereitzustellen und dadurch<br />
<strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> spätere Mängelbeseitigung<br />
einzusparen – so seine<br />
Erfahrung.<br />
Baustein AB geschaffen<br />
Es muss im Interesse der Städte und<br />
Kommunen liegen, dass <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanäle von erfahrenen<br />
und zuverlässigen Fachleuten<br />
geplant, gebaut oder saniert werden.<br />
Unter anderem hat der Ausschreibende<br />
da<strong>für</strong> zu sorgen, dass<br />
geeignete Bauverfahren nach den<br />
allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik eingesetzt werden. Vor<br />
<strong>die</strong>sem Hintergrund wurde auf Initiative<br />
der Mitgliederversammlung<br />
der Gütegemeinschaft Kanalbau<br />
mit „Ausschreibung und Bauüberwachung“<br />
ein zusätzlicher Baustein<br />
zur Qualitätssicherung geschaffen<br />
und Anforderungen <strong>für</strong> Ingenieurleistung<br />
im Bereich Ausschreibung (A)<br />
und Bauüberwachung (B) im offenen<br />
Kanalbau (AK), bei grabenlosem<br />
Einbau (V) und der grabenlosen<br />
Sanierung (S) von <strong>Abwasser</strong>leitungen<br />
und -kanälen als Beurteilungsgruppen<br />
ABAK, ABV und ABS in<br />
<strong>die</strong> Güte- und Prüfbestimmungen<br />
aufgenommen.<br />
Wettbewerb qualifizierter<br />
Fachbüros<br />
Ein Schritt in <strong>die</strong> richtige Richtung,<br />
findet Dirk Noack, der <strong>die</strong> Erweiterung<br />
der Gütesicherung auf den<br />
Bereich der Ausschreibung und<br />
Bauüberwachung sehr begrüßt. Das<br />
renommierte Kieler Ingenieurbüro,<br />
IPP-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dirk Noack (li.) und Prüfingenieur<br />
Dipl.-Ing. Dirk Stoffers im Gespräch. © Güteschutz Kanalbau<br />
das in seiner heutigen Form seit<br />
2006 besteht, hat schon früh ein<br />
Qualitätsmanagementsystem eingeführt.<br />
Bis zur Beantragung des<br />
ersten Gütezeichens war es dann<br />
nur ein kurzer und folgerichtiger<br />
Schritt: Seit 2010 führt IPP das Gütezeichen<br />
ABS; 2012 kam das Gütezeichen<br />
ABAK hinzu, und zurzeit<br />
läuft der Antrag auf das Gütezeichen<br />
ABV. „Wir betrachten Qualität<br />
und Qualifikation als wesentliche<br />
Kriterien, <strong>die</strong> bei der Auftragsvergabe<br />
zunehmend eine wichtige Rolle<br />
spielen“, so Noack. Zumindest in größeren<br />
Kommunen sei das so, so <strong>die</strong><br />
Erfahrungen des Planers. Dies kommt<br />
auch darin zum Ausdruck, dass<br />
Auftraggeber gezielt Ingenieurbüros<br />
beauftragen, <strong>die</strong> ihre Qualifikation<br />
nachgewiesen haben, und zwar<br />
explizit in Bezug auf Kanalbauprojekte<br />
in offener Bauweise<br />
(ABAK), im Vortrieb (ABV) oder in<br />
Bezug auf Projekte der Kanalsanierung<br />
(ABS).<br />
Neutraler Qualifikationsnachweis<br />
Das bestätigt Dipl.-Ing. Dirk Stoffers,<br />
ein vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft<br />
Kanalbau beauftragter<br />
Prüfingenieur: „Vor Vergabe von Leistungen<br />
bei Ausschreibung und Bauüberwachung<br />
prüfen immer mehr<br />
Auftraggeber, ob <strong>die</strong> entsprechenden<br />
Organisationen <strong>die</strong> erforderlichen<br />
Eignungskriterien erfüllen.“ Mit der<br />
Verleihung des Gütezeichens Kanalbau<br />
der Beur teilungsgruppen ABAK,<br />
ABV und ABS verfügt eine Organisation<br />
über einen Nachweis von neutraler<br />
und anerkannter Seite. „Entsprechend<br />
den Anforderungen der<br />
Güte- und Prüfbestimmungen prüft<br />
und bestätigt ein vom Güteausschuss<br />
der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragter<br />
Prüfingenieur dem Antragsteller<br />
<strong>die</strong> Erfüllung der Eignungskriterien<br />
regelmäßig einmal pro Jahr,<br />
“, so Stoffers weiter. Besondere Erfahrungen<br />
der Organisation bzw. des<br />
eingesetzten Personals werden durch<br />
September 2014<br />
940 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
Belege über entsprechende Tätigkeiten<br />
nachgewiesen. Zudem erfolgen<br />
schriftliche Referenzan fragen an Auftraggeber<br />
mit Be stätigung der Ausschreibungs-<br />
und Bauüberwachungsleistung.<br />
Entspre chend qualifizierte<br />
Organisationen betreiben aktiv ein<br />
zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem<br />
zur Fehlerminimierung. Die<br />
Qualifi kation und Zuverlässigkeit des<br />
eingesetzten Personals wird durch<br />
personengebundene Qualifikationen<br />
(z. B. Zertifizierte Kanalsanierungsberater)<br />
bzw. durch Vorlage entsprechender<br />
Referenzen nachgewie<br />
sen. Regelmäßige Schulungen<br />
zur Aufrechterhaltung der Qualifikation<br />
gehören ebenso zum Profil<br />
der Gütezeicheninhaber.<br />
Unterstützung der<br />
Gütegemeinschaft<br />
Darüber hinaus dokumentieren<br />
Gütezeicheninhaber ihre Eigenüberwachung.<br />
Dabei erhalten sie<br />
Unterstützung der Gütegemeinschaft<br />
in Form von Checklisten, <strong>die</strong> dazu<br />
beitragen, dass <strong>die</strong> wesentlichen<br />
Kriterien und Randbedingungen bei<br />
der Ausschreibung und Bauüberwachung<br />
systematisch berücksichtigt<br />
werden. Bei der Eigenüberwachung<br />
handelt es sich um eine interne Dokumentation<br />
durch Mitarbeiter des<br />
Unternehmens, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Übermittlung<br />
von Sollwerten auf <strong>die</strong> Baustelle sowie<br />
<strong>die</strong> Dokumentation der Istwerte<br />
vereinfacht. Eine Hilfe zur Dokumentation<br />
der Eigenüberwachung<br />
stellen <strong>die</strong> Leitfäden dar. Sie existieren<br />
<strong>für</strong> unterschiedliche Ausführungsbereiche<br />
sowohl in der<br />
Bauausführung als auch <strong>für</strong> Ausschreibung<br />
und Bauüberwachung.<br />
Für Dirk Noack ist ein Instrument<br />
wie <strong>die</strong> Leitfäden ein wichtiger<br />
Baustein des Gesamtpaketes Gütesicherung<br />
Kanalbau, von dem <strong>die</strong><br />
Gütezeicheninhaber und ihre Mitarbeiter<br />
in vielfältiger Weise profitieren.<br />
Als weitere Beispiele aus dem<br />
vielfältigen Angebot der Gütegemein<br />
schaft Kanalbau nennt er<br />
Veranstaltungen wie <strong>die</strong> Erfahrungsaustausche,<br />
auf denen Auftraggeber<br />
und Auftragnehmer Erfahrungen zur<br />
fachgerechten Bauausführung und<br />
Fehlervermeidung austauschen, oder<br />
<strong>die</strong> Auftrag geber-Fachgespräche, eine<br />
Veranstaltungsreihe <strong>für</strong> Auftraggeber<br />
und Ingenieur-Büros, <strong>die</strong> sich<br />
schwerpunktmäßig mit Neuerungen<br />
und Entwicklungen zur Gütesicherung,<br />
technischen Neuerungen im<br />
Regelwerk, Qualitätssicherung der<br />
Ausführung, Leitfäden zur Eigenüberwachung<br />
und Erfahrungen und<br />
Hinweisen zur fachgerechten Bauausführung<br />
beschäftigen. Hinzu<br />
kommen <strong>die</strong> Schulungen, an denen<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiter der Gütezeicheninhaber<br />
entsprechend den Güteund<br />
Prüfbestimmungen teilnehmen,<br />
um ihre Qualifikation aufrechtzu erhalten.<br />
Hier werden insbesondere <strong>die</strong><br />
Anforderungen der DIN EN-, DINund<br />
DWA-Regelwerke zur fachgerechten<br />
Ausführung vermittelt. An<br />
Erfahrungsaustauschen und Auftraggeber-Fachgesprächen<br />
nehmen Noack<br />
und seine Kollegen immer wieder<br />
gerne teil, und „<strong>die</strong> bei IPP durchgeführten<br />
Inhouse- Seminare tragen<br />
dazu bei, dass <strong>die</strong> Mitarbeiter auf<br />
dem aktuellen Kenntnisstand der<br />
allgemein anerkannten Regeln der<br />
Technik sind“, ist Noack überzeugt.<br />
Auch <strong>die</strong> regelmäßigen Kontakte<br />
mit Prüfingenieur Stoffers sind <strong>für</strong><br />
Noack mehr als nur der Ausdruck<br />
einer guten Partnerschaft. Er sieht den<br />
Prüfingenieur als neutrale Instanz,<br />
<strong>die</strong> bei der Sichtung von Unterlagen<br />
wie zum Beispiel den Leistungsverzeichnissen<br />
von Projektierungen bei<br />
offenem Kanalbau oder Sanierung<br />
schon mal <strong>die</strong> ein oder andere<br />
Ungereimtheit in Bezug auf Plausibilität<br />
oder Aktualität der zitierten<br />
Regelwerke festgestellt hat.<br />
Kontakt:<br />
RAL-Gütegemeinschaft<br />
Güteschutz Kanalbau,<br />
Postfach 1369, D-53583 Bad Honnef,<br />
Tel. (02224) 9384-0, Fax (02224) 9384-84,<br />
E-Mail: info@kanalbau.com,<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 941
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Memorandum Klimagerechte Stadt: integrierte<br />
Stadt- und Infrastrukturplanung notwendig<br />
Städte müssen sich an den Klimawandel anpassen. Dazu sind ganzheitliche Anpassungsstrategien notwendig.<br />
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fordern da<strong>für</strong> eine enge Vernetzung der Themenfelder Klima,<br />
Ressourcen und Stadtentwicklung. Mit einem Memorandum zum Forschungs- und Umsetzungsbedarf machen<br />
sie auf <strong>die</strong> drängendsten Herausforderungen und Chancen <strong>für</strong> eine klimagerechte Stadt aufmerksam.<br />
Dass sich Städte verändern<br />
müssen, um sich an den Klimawandel<br />
anzupassen, ist in Politik<br />
und Wissenschaft unumstritten. Das<br />
setzt voraus, dass <strong>die</strong> Ressourcen<br />
synergetisch genutzt werden. Dazu<br />
ist <strong>die</strong> Vernetzung aller am Städteund<br />
Wohnungsbau Beteiligten aus<br />
Forschung und Praxis notwendig.<br />
Nach Einschätzung von Wissenschaftlern<br />
und Wissenschaftlerinnen<br />
fehlt es jedoch an Forschungs- und<br />
Förderprogrammen, <strong>die</strong> derartige<br />
Planungsansätze <strong>für</strong> eine klimagerechte<br />
Stadtentwicklung unterstützen.<br />
Die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen<br />
des Memorandums<br />
Klimagerechte Stadt weisen auf<br />
dringenden Handlungsbedarf hin.<br />
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen<br />
unterschiedlicher Disziplinen<br />
möchten sicherstellen, dass<br />
der Forschungs- und Umsetzungsbedarf<br />
rechtzeitig erkannt wird,<br />
damit Lösungen in der Praxis ebenso<br />
frühzeitig erprobt und umgesetzt<br />
werden können: Eine integrierte<br />
Stadt- und Infrastrukturplanung kann<br />
dabei beispielsweise Wissen und<br />
Erfahrung unterschiedlicher Fachbereiche<br />
in Städte- und Wohnungsbau<br />
vernetzen.<br />
Gesamtsystem Stadt: Vernetzung<br />
am Beispiel <strong>Wasser</strong><br />
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen<br />
kritisieren <strong>die</strong> gegenwärtige<br />
Konzentration auf Einzeldisziplinen<br />
auch deshalb, weil sie<br />
ihrer Meinung nach zu kurz greift.<br />
„Deutlich wird das z. B. bei der Stadtsanierung,<br />
dem Denkmalschutz und<br />
der energetischen Sanierung“, sagt<br />
<strong>Wasser</strong>experte Engelbert Schramm,<br />
Mitglied der Institutsleitung des<br />
ISOE – Institut <strong>für</strong> sozial-ökologische<br />
Forschung. „Hier werden ökologische<br />
und soziale Ziele getrennt<br />
voneinander verfolgt, <strong>die</strong> Ergebnisse<br />
sind deshalb mitunter suboptimal<br />
<strong>für</strong> das Gesamtsystem Stadt“. Das<br />
Thema klimagerechte Stadt sei aber<br />
zentral und müsse deshalb ganzheitlich<br />
betrachtet werden.<br />
Im Memorandum zeigen <strong>die</strong><br />
Forscher und Forscherinnen, dass<br />
<strong>Wasser</strong> eine Art Querschnittsthema<br />
sein kann, wenn es um <strong>die</strong> vielfältigen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten städtischer<br />
Räume geht: Ähnlich wie<br />
Niederschlagswasser kann auch<br />
ge reinigtes <strong>Abwasser</strong> Grünflächen,<br />
Parks oder offene <strong>Wasser</strong>läufe speisen.<br />
Es kann auch als Bewässerung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Nahrungsmittelproduktion<br />
durch Urban Gardening und Farming<br />
<strong>die</strong>nen oder abgesenkte<br />
Grundwasserleiter wieder künstlich<br />
anreichern. „Zusätzlich kann <strong>die</strong><br />
Wärme aus dem <strong>Abwasser</strong> genutzt<br />
werden – zum Heizen von Gebäuden,<br />
sogar von Treibhäusern, oder<br />
zur Einspeisung ins Wärmenetz“,<br />
sagt Martina Winker, <strong>die</strong> am ISOE<br />
den Forschungsschwerpunkt <strong>Wasser</strong>infrastrukturen<br />
und Risikoanalysen<br />
leitet.<br />
Memorandum unterzeichnen<br />
– Aufruf an Politik, Wissenschaft<br />
und Akteure in der<br />
Praxis<br />
Die Unterzeichner und Unterzeichnerinnen<br />
des Memorandums richten<br />
sich nicht nur an Vertreter und Vertreterinnen<br />
der Bundes-, Landes- und<br />
Kommunalpolitik. Vielmehr möchten<br />
sie auch <strong>die</strong> verschiedenen Fachverbände,<br />
kommunalen Spitzenverbände<br />
und Fachgesellschaften<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anforderungen einer klimagerechten<br />
Stadt der Zukunft sensibilisieren<br />
und sie auffordern, in einen<br />
Austausch zu treten.<br />
Die Idee zum Memorandum Eine<br />
klimagerechte Stadt erfordert integrierte<br />
Stadt- und Infrastrukturplanung<br />
entstand in einem Fachgespräch zum<br />
Thema Transformation der <strong>Wasser</strong>infrastruktur<br />
am ISOE – Institut<br />
<strong>für</strong> sozial-ökologische Forschung in<br />
Frankfurt am Main am 5. Juni 2014.<br />
Zahlreiche Personen aus Wissenschaft<br />
und Praxis unterstützen <strong>die</strong><br />
Forderungen mit ihrer Unterzeichnung<br />
des Memorandums. Unterschriften<br />
können auch weiterhin auf<br />
www.memorandum-klimagerechtestadt.de<br />
eingetragen werden. Das<br />
Memorandum wird den Bundesministerinnen<br />
Dr. Barbara Hendricks,<br />
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,<br />
und Prof. Dr. Johanna<br />
Wanka, Bildung und Forschung, zugestellt.<br />
Kontakt:<br />
ISOE – Institut <strong>für</strong> sozial-ökologische Forschung,<br />
Hamburger Allee 45,<br />
D-60486 Frankfurt am Main,<br />
Tel. (069) 707 69 19-0,<br />
Fax (069) 707 69 19-11,<br />
E-Mail: info@isoe.de,<br />
www.isoe.de<br />
September 2014<br />
942 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
HUBER gehört zu Bayerns Best 50<br />
Das Bayerische Staatsministerium<br />
<strong>für</strong> Wirtschaft und Me<strong>die</strong>n,<br />
Energie und Technologie ehrte<br />
<strong>die</strong>ses Jahr wieder <strong>die</strong> 50 wachstumsstärksten<br />
mittelständischen Unternehmen.<br />
Dazu gehört auch das<br />
Umweltunternehmen HUBER aus<br />
Berching. Vorstandsvorsitzender<br />
Georg Huber nahm am 29. Juli 2014<br />
<strong>die</strong> Auszeichnung in der Residenz in<br />
München entgegen.<br />
Zu Bayerns Best 50 zählen bayerische<br />
Unternehmen, <strong>die</strong> in den<br />
letzten Jahren <strong>die</strong> Zahl ihrer Mitarbeiter<br />
und ihren Umsatz überdurchschnittlich<br />
steigern konnten.<br />
„Ohne <strong>die</strong> Arbeit der mittelständischen<br />
Unternehmen wäre <strong>die</strong><br />
Dynamik und Innovationskraft der<br />
bayerischen Wirtschaft nicht vorstellbar“,<br />
sagte <strong>die</strong> Bayerische Wirtschafsministerin<br />
Ilse Aigner. „Fast<br />
40 % des in Bayern erzielten steuerpflichtigen<br />
Gesamtumsatzes werden<br />
von kleinen und mittleren Unternehmen<br />
erzielt. Der Mittelstand<br />
schafft Arbeitsplätze und ist <strong>die</strong><br />
Grundlage <strong>für</strong> den hohen Lebensstandard<br />
in Bayern.“<br />
Der Vorstandsvorsitzende Georg<br />
Huber freute sich über Auszeichnung:<br />
„Im besten Bundesland zu<br />
den Besten zu gehören, ist eine<br />
besondere Ehre. Darauf können alle<br />
unsere Mitarbeiter sehr stolz sein.<br />
Der Preis ist eine Bestätigung da<strong>für</strong>,<br />
dass wir uns mit unseren innovativen<br />
Produkten und Lösungen <strong>für</strong><br />
den Bereich <strong>Wasser</strong> und <strong>Abwasser</strong><br />
auf dem richtigen Weg befinden.“<br />
Weitere Informationen:<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
www.huber.de<br />
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Vorstands vorsitzender Georg Huber nimmt den Preis von der<br />
Bayerischen Staats ministe rin <strong>für</strong> Wirtschaft und Me<strong>die</strong>n, Energie<br />
und Technologie Ilse Aigner entgegen. © HUBER SE<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 943<br />
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| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Trinkwasserqualität in Bayern:<br />
Kooperation sorgt <strong>für</strong> gute <strong>Wasser</strong>qualität<br />
Zu jeder Zeit kommt in Bayern kühles, klares und frisches Trinkwasser aus der Leitung. Die <strong>Wasser</strong>qualität ist<br />
dabei sehr gut. Damit das gelingt, arbeiten <strong>Wasser</strong>versorger und Landwirte <strong>für</strong> <strong>die</strong> hohe Qualität des Trinkwassers<br />
zusammen.<br />
Mit einem Anteil von über 90 %<br />
ist in Bayern das Grundwasser<br />
der wichtigste <strong>Wasser</strong>vorrat <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Trinkwassergewinnung. Für seinen<br />
Schutz sorgen <strong>Wasser</strong>schutzgebiete<br />
mit entsprechenden Auflagen und<br />
freiwillige Kooperationen zwischen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgern und Landwirten.<br />
„Alles, was in den Untergrund gelangt,<br />
kann sich auf <strong>die</strong> Qualität unseres<br />
Trinkwassers auswirken. Ziel ist<br />
es, u. a. hohe Nitratwerte im Grundwasser<br />
zu vermeiden. Durch entsprechende<br />
Vorsorgemaßnahmen<br />
können wir <strong>die</strong>s in den Griff bekommen“,<br />
sagt Markus Rauh, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Verbands<br />
der Bayerischen Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
(VBEW). „Die bayerischen<br />
Land- und Forstwirte sind sich daher<br />
ihrer Verantwortung beim Grundwasserschutz<br />
als Bewirtschafter eines<br />
Großteils der Landesfläche bewusst,“<br />
so Alfred Enderle, Umweltpräsident<br />
des Bayerischen Bauernverbandes.<br />
Für eine Verbesserung der Grundwasserqualität<br />
treffen Landwirte<br />
und <strong>Wasser</strong>versorgung deshalb seit<br />
mehr als 20 Jahren geeignete Maßnahmen.<br />
Grundwasser – ein wertvoller<br />
Schatz braucht Schutz<br />
Für das pflanzliche Wachstum ist<br />
Stickstoff nötig. Um den Bedarf der<br />
Pflanzen zu decken, bringen Landwirte<br />
bedarfsgerecht und nach gesetzlichen<br />
Vorschriften Gülle und<br />
Mineraldünger auf <strong>die</strong> Felder aus.<br />
Dabei kann ein Teil der Nährstoffe<br />
ungewollt ins Grundwasser sickern.<br />
Das Risiko z. B. einer Nitratbelastung<br />
des Grundwassers ist aber nicht<br />
überall gleich hoch. Entscheidend<br />
dabei ist <strong>die</strong> Reinigungswirkung<br />
des Bodens. Das Prinzip ist einfach:<br />
Einsickerndes Regenwasser und weitere<br />
Stoffe, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> Böden aufgebracht<br />
werden, durchlaufen verschiedene<br />
Schichten im Untergrund<br />
und werden dabei gereinigt. Belastungen<br />
aus dem <strong>Wasser</strong> bleiben<br />
dabei wie in einem Filter hängen.<br />
„Im Normalfall ist <strong>die</strong> Reinigungswirkung<br />
umso höher, je länger das<br />
<strong>Wasser</strong> in Boden- und Gesteinsschichten<br />
verweilen kann. Diese<br />
natürliche Filterwirkung ist in Bayern<br />
aber nicht überall gleich gegeben“,<br />
sagt Rauh. „Ausschlaggebend<br />
da<strong>für</strong> sind <strong>die</strong> Niederschlags- sowie<br />
Boden- und Gesteinsverhältnisse<br />
vor Ort.“<br />
Hydrogeologische Faktoren<br />
sind entscheidend<br />
Hydrogeologisch gesehen verfügt<br />
der Süden Bayerns über höhere Niederschläge<br />
und einen Untergrund,<br />
der das einsickernde <strong>Wasser</strong> gut<br />
aufnehmen, speichern und damit<br />
auch auf natürliche Weise reinigen<br />
kann. Im Norden ist <strong>die</strong> Niederschlagsmenge<br />
deutlich geringer<br />
und zugleich kann das <strong>Wasser</strong> dort<br />
aufgrund der sandigen und klüftigen<br />
Gesteinsschichten weniger gut gespeichert<br />
werden. Die Nitratbelastungen<br />
im Grundwasser können<br />
folglich trotz ähnlicher Bewirtschaftung<br />
in <strong>die</strong>sen Regionen höher<br />
sein.<br />
Vorsorge zahlt sich aus<br />
„Um eine hohe Trinkwasserqualität<br />
zu gewährleisten, bewirtschaften<br />
viele Landwirte ihre Flächen seit<br />
Jahren in sehr enger Kooperation<br />
mit den örtlichen <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
und erzielen dabei gute Ergebnisse“,<br />
sagt Enderle. Dabei werden auf-<br />
Inzwischen wird in Bayern auch der Anbau von Energiepflanzen wie z. B. das Riesenweizengras Szarvasi (links) und <strong>die</strong> Becherpflanze<br />
durchwachsene Silphie (rechts) als grundwasserschonende Alternativen im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet angebaut. © VBEW<br />
September 2014<br />
944 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Branche | NACHRICHTEN |<br />
grund der jeweiligen Situation vor<br />
Ort entsprechende Vorsorgemaßnahmen<br />
vereinbart. Bewährt haben<br />
sich beispielsweise der Anbau von<br />
Zwischenfrüchten, der mehrjährige<br />
Feldfutteranbau, <strong>die</strong> gezielte Begrünung<br />
von Stilllegungsflächen, der<br />
Verzicht auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln<br />
und Dünger oder<br />
auch <strong>die</strong> Förderung grundwasserschonender<br />
Landmaschinentechnik,<br />
indem z. B. anstelle des Pflugs <strong>die</strong><br />
Scheibenegge eingesetzt wird. Inzwischen<br />
wird in Bayern auch der<br />
Anbau von Energiepflanzen wie<br />
z. B. das Riesenweizengras Szarvasi,<br />
<strong>die</strong> Becherpflanze durchwachsene<br />
Silphie und weitere als grundwasserschonende<br />
Alternativen im <strong>Wasser</strong>schutzgebiet<br />
forciert und angebaut.<br />
„Die Nitratwerte im Grundwasser<br />
können dank der guten Zusammenarbeit<br />
zwischen Landwirten und<br />
<strong>Wasser</strong>versorgern gesenkt werden“,<br />
beschreibt Rauh den Erfolg der<br />
Kooperationen.<br />
Freiwillige Kooperationen –<br />
seit Jahren erfolgreiche Praxis<br />
„Die Bauern müssen bei der Bewirtschaftung<br />
ihrer Flächen grundsätzlich<br />
eine Vielzahl gesetzlicher Vorgaben<br />
beachten,“ sagt Enderle. „Zur<br />
Sicherstellung der Grundwasserqualität<br />
in sensiblen Gebieten sind<br />
allerdings häufig besondere Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
notwendig.“<br />
Für <strong>die</strong> Nachteile, <strong>die</strong> sich <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Bauern aus der eingeschränkten<br />
Nutzung von land- und forstwirtschaftlichen<br />
Flächen in <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />
ergeben, steht den<br />
betroffenen Betrieben ein Ausgleich<br />
zu. „Dieser gesetzliche Ausgleich<br />
wird in Bayern nicht zentral, sondern<br />
vor Ort über Kooperationen<br />
geregelt. Um einen Anreiz zur grundwasserschonenden<br />
Bewirtschaftung<br />
der landwirtschaftlichen Flächen in<br />
<strong>Wasser</strong>schutzgebieten zu schaffen,<br />
gehen viele <strong>Wasser</strong>versorger im<br />
Rahmen der Kooperationen mit<br />
ihren Maßnahmen über <strong>die</strong> reine<br />
SPS_MESSE_ANZ_2014_D_176x123 16.07.14 11:59 Seite 1<br />
gesetzliche Ausgleichspflicht nach<br />
§ 52 Abs. 5 <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
hinaus“, erläutert Rauh.<br />
Trinkwasserqualität – ein<br />
gemeinsames Anliegen<br />
Zur Sicherstellung einer weiterhin<br />
hohen Trinkwasserqualität in ganz<br />
Bayern setzen <strong>Wasser</strong>versorger und<br />
Landwirte ihr hohes Engagement<br />
<strong>für</strong> den vorsorgenden Gewässerschutz<br />
auch in Zukunft fort. Dabei<br />
gelte es, noch mehr Kooperationspartner<br />
<strong>für</strong> den Grundwasserschutz<br />
zu gewinnen.<br />
Kontakt:<br />
VBEW: Jessica Hövelborn, Referentin <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft und Kommunikation unter<br />
Tel. (089) 38 01 82-45.<br />
BBV: Markus Peters, stellvertretender<br />
Pressesprecher unter Tel. (089) 55873-221.<br />
www.vbew.de<br />
www.bayerischerbauernverband.de<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 945
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Branche<br />
Der Regenwasser-Zisternenrechner<br />
als selbstverständlich erachten.“ Aus<br />
Sicht des VKU als Spitzenverband<br />
der kommunalen Wirtschaft ist es<br />
daher auch notwendig, dass es eine<br />
gesetzliche Regelung zum Thema<br />
Fracking unter der Überschrift<br />
„Schutz der <strong>Wasser</strong>vorkommen“<br />
gibt. Weder das bisherige <strong>Wasser</strong>noch<br />
das bisherige Bergrecht sind<br />
geeignet, mit den Risiken <strong>die</strong>ser<br />
Technologie <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>ressourcen<br />
umzugehen. Trinkwasser und Gesundheit<br />
müssen beim Thema<br />
Fracking Vorrang vor allen anderen<br />
Interessen haben, sonst darf es<br />
Fracking in Deutschland nicht geben.<br />
Zisternenrechner.<br />
Im Format einer Parkscheibe<br />
kommt sie daher – <strong>die</strong> handliche<br />
Rechenscheibe. WISY AG, spezialisiert<br />
auf Regenwassernutzungsanlagen,<br />
hat <strong>die</strong>se als Zisternenrechner<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Auslegung von Regenwassernutzungsanlagen<br />
entwickelt.<br />
Einzelne Komponenten aus dem<br />
Sortiment von WISY sind weltweit<br />
bekannt und begehrt. So ist das<br />
Maracana-Stadion Rio de Janeiro,<br />
in dem das Endspiel der Fußball-<br />
Weltmeisterschaft 2014 stattfand,<br />
mit 18 WISY-Wirbel-Feinfiltern ausgestattet.<br />
Dort werden <strong>die</strong> gesammelten<br />
Niederschläge vom Dach<br />
der gigantischen Arena zur Rasenbewässerung<br />
und Toilettenspülung<br />
genutzt. Die Größe der Regenspeicher<br />
haben Ingenieure mit speziellen Berechnungsprogrammen<br />
ermittelt. Mit<br />
der nun vorliegenden Rechenscheibe<br />
lässt sich eine solche Planung viel<br />
schneller und einfacher erledigen –<br />
allerdings <strong>für</strong> <strong>die</strong> bei uns in Deutschland<br />
üblichen Größen von Wohngebäuden<br />
mit ein bis sechs Bewohnern<br />
und bis zu 300 m² Dachfläche. Nach<br />
zwei Handgriffen, dem Einstellen<br />
einer Parkscheibe vergleichbar – kann<br />
ohne fachliche Kenntnis <strong>für</strong> das<br />
jeweilige Objekt <strong>die</strong> optimale Größe<br />
von Zisterne und Regenwasserwerk<br />
abgelesen werden. Be<strong>die</strong>nungsanleitung<br />
und Einflussfaktoren sind<br />
übersichtlich aufgedruckt. Dabei<br />
wurde das in der DIN 1989-1 vorgegebene<br />
Verfahren zu Grunde gelegt.<br />
Klarer, übersichtlicher und ein facher<br />
kann <strong>die</strong> Norm <strong>für</strong> Planung, Bau,<br />
Betrieb und Wartung von Regenwasser<br />
nutzungsanlagen nicht interpretiert<br />
werden. Im Gegensatz zu Softwareprogrammen<br />
ist es beim WISY<br />
Zisternenrechner möglich, manuell<br />
Änderungen vorzunehmen und Ergebnisse<br />
sowie Varianten neben einander<br />
zu betrachten. Was auf den<br />
ersten Blick antiquiert aussieht, ist<br />
eine spielerisch wirkende, schnelle<br />
Methode, <strong>die</strong> zudem ohne Computer,<br />
Internet und Betriebsstrom auskommt.<br />
Gerade den Stromverbrauch<br />
nimmt <strong>die</strong> WISY AG besonders ernst,<br />
basiert doch <strong>die</strong> neueste Entwicklung<br />
ihrer Regenwasserpumpen auf der<br />
Technik eines Schaltautomaten, der<br />
den Stand-by-Strom zu 97 % vermeidet.<br />
Außer Betriebskosten spart<br />
auch Anschaffungskosten, wer <strong>die</strong><br />
optimale Anlagengröße ermittelt.<br />
Kostenlose Anforderung:<br />
WISY AG,<br />
Oberdorfstraße 26, D-63699 Kefenrod,<br />
Tel. (06054) 91210, www.wisy.de<br />
Fracking: Verbraucher sorgen sich um <strong>Wasser</strong>qualität<br />
Die Langzeitstu<strong>die</strong> „Qualität und<br />
Image von Trinkwasser in<br />
Deutschland“ (TWIS) vom Institut <strong>für</strong><br />
empirische Sozial- und Kommunikationsforschung<br />
(I.E.S.K.) zeigt 2014<br />
erneut, dass <strong>die</strong> Verbraucher der<br />
Qualität des Trinkwassers ein hohes<br />
Vertrauen aussprechen. Insgesamt<br />
bewerteten im zurückliegenden<br />
Zeitraum (2013/2014) über 82 % der<br />
Befragten <strong>die</strong> Trinkwasserqualität mit<br />
„sehr gut“ oder „gut“. Zudem geben<br />
<strong>die</strong> Verbraucher ihren <strong>Wasser</strong>versorgern<br />
gute Noten, z. B. <strong>für</strong> den<br />
Service. Die aktuelle Stu<strong>die</strong> zeigt<br />
aber auch, dass <strong>die</strong> Verbraucher<br />
sehr sensibel sind, wenn es um <strong>die</strong><br />
Qualität ihres Trinkwassers geht,<br />
was <strong>die</strong> öffentliche Debatte über<br />
den Einsatz von Fracking in<br />
Deutschland sehr deutlich macht.<br />
Laut Stu<strong>die</strong> nehmen <strong>die</strong> Verbraucher<br />
Fracking durchaus als Gefahr<br />
<strong>für</strong> das Leitungswasser wahr. Sie<br />
zeigen sich durch <strong>die</strong> Informationen,<br />
<strong>die</strong> sie über <strong>die</strong> bisher nicht<br />
kalkulierbaren Folgen von Fracking<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>vorkommen erhalten,<br />
sensibilisiert.<br />
Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes kommunaler<br />
Unternehmen (VKU): „Diese<br />
hohen Vertrauenswerte sind Bestätigung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit der deutschen<br />
<strong>Wasser</strong>versorger. Das Trinkwasser<br />
mag der Kunde zwar im täglichen<br />
Gebrauch als selbstverständlich wahrnehmen,<br />
aber <strong>die</strong> Diskussion um<br />
Themen wie Fracking zeigt, dass<br />
<strong>die</strong> Verbraucher eine hohe <strong>Wasser</strong>sensibilität<br />
besitzen und eine hohe<br />
Trinkwasserqualität nicht unbedingt<br />
Weitere Informationen:<br />
www.vku.de<br />
September 2014<br />
946 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
NETZWERK WISSEN<br />
Aktuelles aus Bildung und Wissenschaft,<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Alle Abbildungen <strong>die</strong>ser Heftstrecke, soweit nicht anders angegeben: © rbv<br />
Der Rohrleitungsbauverband und sein Berufsförderungswerk<br />
im Porträt<br />
brbv: über 30 Jahre im Auftrag der beruflichen Qualifikation<br />
rbv: im Dienst von Technik, Wissenschaft und Gesellschaft<br />
Ausbildung im Leitungsbau: Berufe mit Perspektive<br />
Weiterbildung mit Zukunft: der geprüfte Netzmeister<br />
• Im Interview: Dozent Lothar Schiffmann sieht Unternehmen<br />
in der Weiterbildungs-Pflicht
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Über 30 Jahre im Auftrag der beruflichen Qualifikation<br />
Das Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes bietet Schulungen<br />
und Seminare zu rund 200 verschiedenen Themen jährlich<br />
Wie viele Mitarbeiter der im Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) organisierten Unternehmen und andere im<br />
Leitungsbau Beschäftigte seit Bestehen des 1981 gegründeten Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
eine Veranstaltung des brbv besucht haben, kann auch Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter<br />
Hesselmann nicht mit Bestimmtheit sagen, aber „es sind inzwischen einige Hunderttausend“. In <strong>die</strong>sen Tagen<br />
erscheint das neue Veranstaltungsprogramm <strong>für</strong> 2015.<br />
Der Auftrag zur Weiterbildung ist<br />
in der Satzung des rbv ausdrücklich<br />
festgeschrieben. Zu den<br />
Aufgaben des Verbandes – so heißt<br />
es dort wörtlich – gehöre „insbesondere<br />
<strong>die</strong> Qualifizierung der Mitglieder<br />
durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
<strong>für</strong> ihre Mitarbeiter“. Die<br />
Gründung des Berufsförderungswerks<br />
war <strong>für</strong> den rbv ein konsequenter<br />
Schritt, um Kräfte zu bündeln und<br />
einer seiner zentralen Aufgaben<br />
noch besser gerecht zu werden.<br />
Heute beschäftigt das nach DIN<br />
EN 9001 und AZAV zertifizierte brbv in<br />
seiner Zentrale in der Marienburger<br />
Straße in Köln 12 Mitarbeiter. Jahr<br />
<strong>für</strong> Jahr werden Schulungen und<br />
Seminare zu rund 200 verschiedenen<br />
Themen angeboten. Durchgeführt<br />
werden <strong>die</strong> Veranstaltungen<br />
in Kursstätten an mehr als 30 Standorten<br />
im gesamten Bundesgebiet, bestimmte<br />
Inhalte können auf Wunsch<br />
auch inhouse geschult werden. Pro<br />
Jahr nehmen rund 10 000 Teilnehmer<br />
das Veranstaltungsangebot des<br />
brbv in Anspruch.<br />
Facettenreiches Angebot<br />
Die Zielgruppen, an <strong>die</strong> sich das<br />
Angebot richtet, sind ebenso<br />
un terschiedlich, wie das Angebot<br />
viel fältig ist. Die Grundlagenschulungen,<br />
Informationsveranstaltungen<br />
und Praxisseminare aus den Sparten<br />
Gas/<strong>Wasser</strong>, Fernwärme, <strong>Abwasser</strong>,<br />
Kabelbau/Strom, Telekommuni kation,<br />
Industrie-Rohrleitungsbau so-<br />
Der brbv unterhält<br />
Kontakte<br />
mit Bildungspartnern<br />
an<br />
über 30 Standorten<br />
in ganz<br />
Deutschland:<br />
Die Angebote<br />
zur beruflichen<br />
Weiterbildung<br />
entwickelt der<br />
brbv in enger<br />
Zusammenarbeit<br />
mit rbv-<br />
Mitgliedern,<br />
Kursstätten<br />
und bundesweiten<br />
Bildungspartnern.<br />
September 2014<br />
948 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
wie Organisation/Recht/BWL werden<br />
von rbv-Mitgliedern, Kursstätten und<br />
bundesweiten Bildungspartnern in<br />
enger Zusammenarbeit entwickelt.<br />
Sie richten sich sowohl an Fach- und<br />
Vorarbeiter als auch an Meister,<br />
Ingenieure und Geschäftsführer.<br />
Rohrleitungsbauer, Rohrnetzbauer<br />
und Kandidaten, <strong>die</strong> entweder über<br />
einen Abschluss in einem vergleichbaren<br />
Beruf oder einschlägige<br />
Berufserfahrung verfügen, können<br />
beispielsweise innerhalb eines fünftägigen<br />
Kurses <strong>die</strong> Qualifikation „PE-<br />
Schweißer nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
GW 330“ erwerben. Vorarbeiter im<br />
Rohrleitungsbau profitieren von<br />
einem umfassenden Angebot an<br />
Techniklehrgängen. Mitarbeiter mit<br />
abgeschlossenem ingenieur- oder<br />
naturwissenschaftlichem Studium<br />
können unter anderem <strong>die</strong> Zusatzqualifikation<br />
Netzingenieur/in Modul<br />
<strong>Wasser</strong> und Modul Gas erlangen.<br />
Vermittelt werden <strong>die</strong> Lehrinhalte<br />
durch hochkarätige Dozenten, deren<br />
umfassende Erfahrung <strong>für</strong> einen<br />
höchstmöglichen Praxisbezug des<br />
Lehrstoffs sorgt. In der Regel finden<br />
<strong>die</strong> Schulungen in Kursstätten statt,<br />
verschiedene Veranstaltungen können<br />
auf Wunsch aber auch inhouse<br />
durchgeführt werden.<br />
Das Bildungsprogramm des brbv,<br />
dessen Inhalte kontinuierlich auf <strong>die</strong><br />
umfassenden Aufgaben des Leitungsbauers<br />
abgestimmt werden, bietet<br />
den Mitarbeitern der Leitungsbauunternehmen<br />
„preiswerte und qualitativ<br />
hochwertige Weiterbildungsmöglichkeiten“,<br />
bringt Dipl.-Wirtsch.-<br />
Ing. Dieter Hesselmann <strong>die</strong> Vorteile<br />
auf den Punkt.<br />
Neben dem Tagesgeschäft des<br />
brbv mit seinem umfangreichen Fortund<br />
Weiterbildungsprogramm bilden<br />
Kongresse und Tagungen einen<br />
wichtigen Schwerpunkt der brbv-<br />
12 Mitarbeiter sind in der brbv-Zentrale in der<br />
Marienburger Straße in Köln tätig.<br />
Tätigkeit. Die „Tagung Rohrleitungsbau“<br />
etwa, <strong>die</strong> 2014 bereits zum<br />
21. Mal stattfand, hat in den Terminkalendern<br />
der Unternehmen der<br />
Leitungsbaubranche seit Jahr und Tag<br />
ihren festen Platz, auch <strong>die</strong> Würzburger<br />
Kunststoffrohr-Tagung hat<br />
sich in der Fachwelt längst etabliert.<br />
Statement<br />
„Verbinden, vernetzen, versorgen: Der Leitsatz des Rohrleitungsbauverbandes<br />
macht <strong>die</strong> enorme Bandbreite deutlich, der ein umfassendes und modernes<br />
Weiterbildungsangebot Rechnung tragen muss. Der moderne Leitungsbau stellt<br />
enorme Anforderungen an Mitarbeiter, <strong>die</strong> sich mit dem Bau von Leitungen und<br />
Kanälen <strong>für</strong> Strom, Gas, <strong>Wasser</strong>, Fernwärme oder Fernmeldeeinrichtungen beschäftigen.<br />
Bau, Betrieb und Unterhalt unserer Leitungsinfrastruktur sind eine<br />
anspruchsvolle Aufgabe, zumal auch kommenden Generationen ein funktionierendes<br />
Leitungsnetz zur Verfügung stehen soll. Nicht nur Leitungen kommen in<br />
<strong>die</strong> Jahre, auch unsere Gesellschaft altert zusehends. In dem Maße, in dem <strong>die</strong><br />
Auswirkungen des demografischen Wandels spürbar werden, gewinnt <strong>die</strong> Frage<br />
nach geeignetem Nachwuchs ebenso an Relevanz und Brisanz wie <strong>die</strong> nach der<br />
Weiterqualifizierung von Belegschaften. Das Tätigkeitsfeld wird anspruchsvoller<br />
und vielfältiger, längst hat Hightech im Leitungsbau Einzug gehalten, modernste Verfahren und Maschinen<br />
gehören zum Arbeitsalltag. EU-Richtlinien und -Normen spielen nicht nur <strong>für</strong> <strong>die</strong> Tätigkeit der Leitungsbau-<br />
Unternehmen immer öfter eine Rolle, auch Angestellte von Ver- und Entsorgungsunternehmen sind betroffen<br />
und müssen ihr Wissen auf dem neuesten Stand halten. Natürlich sind nicht nur technische und rechtliche<br />
Kenntnisse gefragt, sondern auch <strong>die</strong> sogenannten Softskill-Qualifikationen.<br />
Mit anderen Worten: Die geeigneten Kandidaten werden weniger, müssen da<strong>für</strong> aber sehr viel mehr beherrschen<br />
als früher und dürfen sich auch nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ist<br />
auch im Leitungsbau unbedingte Voraussetzung. Dementsprechend breitgefächert ist das Programm des brbv <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> betriebliche Personalentwicklung, das sowohl spartenspezifische als auch spartenübergreifende Veranstaltungen<br />
umfasst. Der geprüfte Netzmeister ist nur eines von vielen Beispielen <strong>für</strong> <strong>die</strong> markt- und branchengerechten<br />
Bildungsangebote, <strong>die</strong> rbv und brbv in enger Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern und bundesweit tätigen<br />
Bildungspartnern entwickeln und fortlaufend an aktuelle Erfordernisse anpassen. Sie sind ein wichtiger Beitrag<br />
zur Verbesserung und zum Erhalt der Leistungs- und Wettbewerbs fähigkeit der Unternehmen im Leitungsbau.“<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann, Geschäftsführer rbv<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 949
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Freundlich, übersichtlich, nutzerorientiert: Die „Schnellsuche Schulungen“<br />
auf der Startseite des brbv-Internetauftritts führt auf kürzestem Wege zu<br />
Informationen über das umfassende Bildungsangebot.<br />
Fortlaufend an aktuelle Branchenerfordernisse<br />
angepasst: Das Schulungsprogramm fasst Veranstaltungen<br />
zu rund 200 Themen übersichtlich<br />
zusammen.<br />
Aussichten <strong>für</strong> 2015<br />
Auch das aktuelle Veranstaltungsprogramm<br />
„Berufsbildung im Leitungsbau“<br />
<strong>für</strong> 2015 orientiert sich<br />
an den Erfordernissen der in der<br />
Leitungsbaubranche tätigen Unternehmen.<br />
Es erscheint in <strong>die</strong>sen Tagen.<br />
Die von rbv und brbv herausgegebene<br />
Broschüre bietet einen<br />
umfassenden Überblick über <strong>die</strong><br />
bundesweiten Bildungsangebote in<br />
den breitgefächerten Berufsfeldern<br />
des modernen Leitungsbaus. Die<br />
farbliche Ko<strong>die</strong>rung der verschiedenen<br />
Sparten erleichtert <strong>die</strong> Orientierung,<br />
zudem werden Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweiligen Bereiche<br />
genannt, <strong>die</strong> mit Rat und Tat zur<br />
Seite stehen.<br />
Abgerufen werden kann das Programm<br />
auf der neuen Website des<br />
brbv. Über <strong>die</strong> „Schnellsuche Schulungen“<br />
auf der Startseite finden<br />
Besucher des Onlineauftrittes auf<br />
schnellstem Wege zu detaillierten<br />
Informationen über Inhalte, Dauer,<br />
Preise und Zulassungsvoraussetzungen<br />
<strong>für</strong> sämtliche Veranstaltungen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.brbv.de<br />
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September 2014<br />
950 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Im Dienst von Technik, Wissenschaft und<br />
Gesellschaft<br />
Der Rohrleitungsbauverband e. V. leistet seinen Mitgliedsunternehmen Hilfestellung<br />
bei der Mitarbeiterqualifikation<br />
Dauerhaft betriebs- und funktionssicher herstellen lassen sich Ver- und Entsorgungsnetze nur durch eine<br />
qualifizierte Bauausführung, und <strong>die</strong> ist nur zu leisten mit entsprechend qualifiziertem Personal. Hier setzt der<br />
Rohrl eitungsbauverband e. V. (rbv) an. Erklärtes Ziel ist, Technik und Wissenschaft im Leitungsbau und bei<br />
Netz<strong>die</strong>nstleistungen der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft, der Energieversorgung sowie der Telekommunikation<br />
zu fördern.<br />
Qualifiziertes Personal ist schon<br />
heute Mangelware und der<br />
demografische Wandel wird <strong>die</strong><br />
Personalsituation zukünftig noch verschärfen.<br />
In naher Zukunft werden<br />
sich gerade Fachkräfte mittleren<br />
Qualifikationsniveaus tausendfach<br />
in den Ruhestand verabschieden –<br />
aber wer rückt dann nach? Vielen<br />
jungen Menschen erscheint ein<br />
Beruf im Leitungsbau nicht hinreichend<br />
attraktiv, auf der anderen<br />
Seite haben viele Unternehmen der<br />
Leitungsbaubranche Nachholbedarf<br />
in puncto Personalmarketing.<br />
Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mitarbeiterqualifikation<br />
in den Leitungsbauunternehmen<br />
bildet <strong>die</strong> Arbeit des<br />
Berufsförderungswerks des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(brbv) (s. Seite<br />
948) und des rbv/BFA-Ausschusses<br />
<strong>für</strong> Personalentwicklung (AfP), der<br />
sich aus Vertretern der rbv-Mitgliedsunternehmen,<br />
dem Energieeffizienzverband<br />
<strong>für</strong> Wärme, Kälte<br />
und KWK e. V. (AGFW), der Gütegemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Leitungstiefbau e. V.<br />
(GLT), der German Society for Trenchless<br />
Technology e. V. (GSTT), dem<br />
Rohrleitungssanierungsverband e. V.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 951<br />
Das Organigramm<br />
macht<br />
es deutlich:<br />
Das Aufgabengebiet<br />
des rbv<br />
wird vielfältiger,<br />
neben<br />
technischen<br />
Fragen<br />
kommen auch<br />
personelle<br />
Belange nicht<br />
zu kurz.
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
(RSV), dem Bauindustrieverband<br />
Niedersachsen-Bremen e. V., dem<br />
Berufsförderungswerk der Bauindustrie<br />
NRW e. V. sowie den Berufsbildungszentren,<br />
dem Kompetenzzentrum<br />
<strong>für</strong> Berufsbildung und<br />
Personal (KOBI) und dem Berufsbildungsausschuss<br />
des Hauptverbandes<br />
der Deutschen Bauindustrie<br />
e. V. (HDB) zusammensetzt.<br />
Mitgliederbefragung<br />
schafft Datenbasis<br />
Die Arbeit des AfP liefert dem rbv<br />
immer wieder wegweisende Impulse.<br />
Eine vom AfP entwickelte und im<br />
Frühjahr 2013 an <strong>die</strong> rbv-Mitgliedsunternehmen<br />
versandte umfassende<br />
Befragung zum Thema „Ausbildung<br />
im Leitungsbau – Grundqualifikationen<br />
und Bedarf“ etwa hat wichtige<br />
Daten <strong>für</strong> <strong>die</strong> zukünftige Arbeit<br />
geliefert. Im überdurchschnittlichen<br />
Rücklauf von 31,4 % kommt der<br />
Stellenwert, den <strong>die</strong> Mitgliedsunternehmen<br />
dem Thema einräumen,<br />
bereits deutlich zum Ausdruck.<br />
Neben Fragen nach allgemeinen<br />
Grundqualifikationen und dem<br />
Bedarf an Auszubildenden waren<br />
unter anderem auch Angaben zu<br />
Anzahl und Verteilung von Auszubildenden<br />
in den Unternehmen<br />
von Interesse. 54 % der Unternehmen<br />
gaben an, sie seien vom<br />
demografischen Wandel „sehr betroffen“,<br />
weitere 45 % waren<br />
immerhin noch „wenig betroffen“.<br />
Im Umkehrschluss bedeutet das:<br />
Schon jetzt gibt es kaum ein<br />
Unternehmen, das vom rasch fortschreitenden<br />
Wandel unserer Gesellschaft<br />
noch gar nicht berührt<br />
wird.<br />
Auf Grundlage der gewonnenen<br />
Daten konnten Wechselbeziehungen<br />
der verschiedenen Parameter dargestellt<br />
werden. Konkrete Zahlen<br />
spielten dabei eine ebenso wichtige<br />
Rolle wie <strong>die</strong> persönlichen Einschätzungen<br />
der Mitglieder. Die<br />
Antworten machten unter anderem<br />
deutlich, dass <strong>die</strong> Besetzung gewerblicher<br />
Ausbildungsplätze in Unternehmen<br />
erheblich schwieriger ist<br />
als <strong>die</strong> von offenen Stellen im<br />
kaufmännischen Bereich. Zudem<br />
verzeichnen Unternehmen einen<br />
hohen Anteil ungeeigneter Bewerber.<br />
Die Ergebnisse der Befragung<br />
hat der rbv zwischenzeitlich <strong>für</strong> eine<br />
Broschüre aufbereitet, <strong>die</strong> den Mitgliedsunternehmen<br />
zur Verfügung<br />
gestellt wurde; darüber hinaus<br />
bilden <strong>die</strong> gewonnenen Daten <strong>für</strong><br />
Statement<br />
„Was <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unternehmen der Leitungsbaubranche selbstverständlich ist, dürfte<br />
einer breiten Öffentlichkeit nach wie vor nicht bewusst sein: Eine funktionierende<br />
Infrastruktur ist ein bedeutsamer Vermögensgegenstand der Allgemeinheit. Leider<br />
spielt das Thema auch in der Politik nicht <strong>die</strong> Rolle, <strong>die</strong> ihm gebührt, dabei sind<br />
Erhalt und Pflege einer funktionierenden Infrastruktur ein echtes Mehrgenerationenprojekt.<br />
Die Tätigkeit der Unternehmen der Rohrleitungsbaubranche – sei es im<br />
Bereich Gas, <strong>Wasser</strong>, <strong>Abwasser</strong>, Strom, Fernwärme oder Telekommunikation –<br />
hat stets auch eine gesellschaftliche Komponente: Netze verbinden – ohne Netze<br />
geht es nicht, und es geht auch nicht ohne den Menschen.<br />
Um Netze dauerhaft betriebs- und funktionssicher herzustellen brauchen wir<br />
Menschen, <strong>die</strong> dazu bereit sind, technische Herausforderungen anzunehmen.<br />
Noch etwas ist gefragt: das Bewusstsein, dass <strong>die</strong> qualifizierte Bauausführung auch Übernahme von Verantwortung<br />
<strong>für</strong> ein wichtiges Allgemeingut ist. Dieses Bewusstsein müssen wir schaffen und schärfen. Wir<br />
müssen den Bedarf <strong>für</strong> qualifiziertes Personal deutlich machen, und wir müssen auch <strong>die</strong> Entwicklungschancen<br />
aufzeigen, <strong>die</strong> unsere Branche dem Einzelnen bietet. Ein facettenreiches Angebot zur beruflichen<br />
Weiterqualifikation ist da<strong>für</strong> eine ganz wesentliche Voraussetzung.<br />
Nicht zuletzt müssen wir unsere Interessen gegenüber den Entscheidungsträgern in der Politik wirkungsvoll<br />
vertreten. Die Politik muss <strong>die</strong> Rahmenbedingungen da<strong>für</strong> schaffen, dass Unternehmen eine vernünftige,<br />
nachhaltige Personalpolitik betreiben können – Personalentwicklung inklusive. Die Unternehmen müssen<br />
sich ihrer Verantwortung zur Ausbildung bewusst sein und stellen. Und wir als Verband müssen das<br />
Instrumentarium, mit dem wir unsere Mitglieder unterstützen, kontinuierlich prüfen und erweitern. Wo<br />
qualifizierter Nachwuchs Mangelware ist, müssen wir Lösungen finden, wie sich Abhilfe schaffen lässt.<br />
Sei es, indem wir gezielt <strong>für</strong> unsere Branche werben und so geeignete Kandidaten <strong>für</strong> eine Ausbildung im<br />
Leitungsbau interessieren oder indem wir Mängel in der Qualifikation durch gezielte Weiterqualifikation<br />
beseitigen. Brauchen werden wir in Zukunft jeden einzelnen: <strong>die</strong>, <strong>die</strong> schon da sind und <strong>die</strong> wir weiterqualifizieren<br />
müssen, ebenso wie <strong>die</strong>, <strong>die</strong> wir erst noch <strong>für</strong> uns gewinnen müssen.“<br />
Gudrun Lohr-Kapfer, Präsidentin Rohrleitungsbauverband e. V.<br />
September 2014<br />
952 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
<strong>die</strong> Gremien des rbv und insbesondere<br />
den AfP eine wichtige Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Konzeption zukünftiger<br />
Maßnahmen im Bereich Bildung.<br />
Der Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv), Köln<br />
Seit seiner Gründung am 21. Juni 1950 vertritt der Rohrleitungsbauverband <strong>die</strong> Interessen<br />
der ausführenden Unternehmen in der Leitungsbaubranche. Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />
des Verbandes zählen traditionell <strong>die</strong> Mitarbeit an den einschlägigen technischen<br />
Regelwerken sowie <strong>die</strong> Vertretung technischer Belange gegenüber Behörden und<br />
anderen Institutionen – nicht nur auf nationaler, sondern zunehmend auch auf europäischer<br />
Ebene. Zudem bietet der rbv ein umfassendes Dienstleistungspaket, mit dem er<br />
seine derzeit rund 650 Mitglieder bei der beruflichen Weiterbildung von Mitarbeitern<br />
sowie der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs unterstützt.<br />
2010 hat sich der Verband neuausgerichtet und seinen Wirkungskreis erweitert. Neben den<br />
Me<strong>die</strong>n Gas und <strong>Wasser</strong> sind seitdem auch <strong>die</strong> Bereiche Fernwärme, Kabel und Kanal<br />
Themen der Verbandsarbeit. Zeitgleich mit der Neuausrichtung hat der Verband neue Gremien<br />
wie den Technischen Lenkungskreis sowie verschiedene Technische Ausschüsse und<br />
daran angeschlossene Arbeitskreise geschaffen und seine Öffentlichkeitsarbeit verstärkt.<br />
Leitfaden <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Fachkräftesicherung<br />
Bereits Ende 2012 umgesetzt wurde<br />
eine von rbv und AfP gemeinsam entwickelte<br />
großformatige Broschüre:<br />
„Zukunft Leitungsbau – Auftrag<br />
Mensch“ lautet der programmatische<br />
Titel des Leitfadens, in der<br />
Unternehmer auf knapp 40 Seiten<br />
praktisches Know-how zum Thema<br />
„Fachkräftesicherung durch Personalentwicklung“<br />
finden. Unter anderem<br />
wird im Leitfaden ausführlich<br />
ein vom Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) entwickeltes<br />
Konzept <strong>für</strong> <strong>die</strong> sogenannte lebensphasenorientierte<br />
Personalentwicklung<br />
vorgestellt, Unternehmensbeispiele<br />
aus der Praxis machen<br />
anschaulich, wie aus Handlungsempfehlungen<br />
konkrete Maßnahmen<br />
werden können. Eine Liste mit<br />
Top-10-Handlungsempfehlungen<br />
sowie Links, Literaturtipps, Adressen<br />
und <strong>die</strong> Namen von Ansprechpartnern<br />
machen den Leitfaden zur<br />
praxisorientierten Handreichung mit<br />
hohem Nutzwert.<br />
Nicht nur an Unternehmen, sondern<br />
auch an den Informationsbedarf<br />
potenzieller Auszubildender<br />
hat der rbv gedacht: In einem eigens<br />
produzierten, unter anderem auf<br />
Youtube veröffentlichten Imagefilm<br />
kommen angehende Rohrleitungsbauer<br />
selbst zu Wort und schildern<br />
<strong>die</strong> Vorzüge einer Ausbildung.<br />
Weitere vom AfP entwickelte Maßnahmen,<br />
mit denen der rbv seine<br />
Mitglieder bei der Gewinnung von<br />
qualifiziertem Nachwuchs unterstützt,<br />
sind ein rbv-Infopoint Ausbildung<br />
und ein Akquise-Flyer.<br />
Letztlich machen sich der rbv<br />
und seine Mitglieder <strong>für</strong> eine<br />
Auf gabe stark, <strong>die</strong> gesellschaftlich<br />
relevant ist. Um <strong>die</strong> Interessen der<br />
Unternehmen im Leitungsbau wirkungsvoll<br />
in <strong>die</strong> Öffentlichkeit zu<br />
tragen und auch auf politischer<br />
Ebene zu vertreten, setzt der rbv auf<br />
enge Zusammen arbeit: Der Schulterschluss<br />
mit zahlreichen anderen<br />
Verbänden ist da<strong>für</strong> ebenso Ausdruck<br />
wie <strong>die</strong> Arbeit der rbv-<br />
Landesgruppen in den Regionen,<br />
<strong>die</strong> Werbung in eigener Sache bei<br />
Verbrauchern, Wirtschaft und Politik<br />
vorantreiben.<br />
Informationsfluss und<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Auf zahlreichen branchenspezifischen<br />
Veranstaltungen bietet der Verband<br />
seinen Mitgliedern Foren <strong>für</strong> den persönlichen<br />
und fachlichen Gedankenaustausch.<br />
Neben der Jahrestagung<br />
organisiert der rbv Landesgruppensitzungen<br />
sowie <strong>die</strong> Tagung Rohrleitungsbau.<br />
Mit einer Reihe von<br />
Schriften, wie den sechsmal pro<br />
Jahr erscheinenden rbv-Nachrichten,<br />
dem rbv-Infopoint und Rundbriefen,<br />
informiert der Verband seine Mitglieder<br />
zeitnah über branchenrelevante<br />
Neuigkeiten.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rohrleitungsbauverband.de<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 953
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Alles andere als alltäglich<br />
Im Leitungsbau finden junge Auszubildende abwechslungsreiche Berufe mit Perspektive<br />
„Wie wichtig eigentlich unser Beruf ist, war mir vorher gar nicht so klar – das ist mir erst richtig bewusst geworden,<br />
seitdem ich in der Ausbildung bin.“ Mit <strong>die</strong>ser Erkenntnis dürfte der Auszubildende Davide Palombi nicht<br />
alleine dastehen: Ganz ähnliche Aussagen wie er treffen auch viele andere der jungen Leute, <strong>die</strong> im Imagefilm<br />
„Zukunft Leitungsbau – Berufe mit Perspektive“ zu Wort kommen.<br />
<strong>Wasser</strong>, Strom und Gas brauche<br />
schließlich jeder, heißt es da<br />
zum Beispiel. Und tatsächlich: Wie<br />
lebensnotwendig scheinbar Selbstverständliches<br />
ist, wird uns oft erst<br />
dann klar, wenn es plötzlich nicht<br />
zur Verfügung steht. Obwohl wir genau<br />
wissen, dass der Strom ausgefallen<br />
ist, drücken wir reflexartig auf<br />
den Lichtschalter – das ist sicher jedem<br />
von uns schon einmal passiert.<br />
Das Thema Versorgungssicherheit<br />
beschäftigt inzwischen längst nicht<br />
mehr nur Fachleute, auch Verbraucher<br />
machen sich zunehmend Gedanken<br />
über <strong>die</strong> Energie und das Trinkwasser<br />
von morgen.<br />
Ohne Netze geht es nicht<br />
Ein sehr viel konkreterer, ganz handfester<br />
Aspekt wird dabei meist vergessen:<br />
Ohne betriebssichere und<br />
ausreichend dimensionierte Übertragungs-,<br />
Verteil- und Entsorgungsnetze<br />
fließen weder Gas noch Strom,<br />
<strong>Wasser</strong> oder <strong>Abwasser</strong>. Eine Binsenweisheit?<br />
Das könnte man meinen.<br />
Trotzdem werden der Erhalt und<br />
<strong>die</strong> Sanierung der leitungsgebundenen<br />
Infrastrukturen von der Politik<br />
nach wie vor stiefmütterlich behandelt.<br />
Die Situation in Deutschland ist<br />
Die Ausbildung zum Rohrleitungsbauer bietet den Einstieg<br />
in ein Berufsfeld, das zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
und gute Aufstiegschancen bietet.<br />
seit vielen Jahren unverändert. Große<br />
Teile der unterirdischen Infrastruktur<br />
bedürfen einer dringenden Sanierung<br />
oder Erneuerung, doch <strong>die</strong> Investitionen<br />
reichen noch nicht einmal <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> dringend notwendige Instandhaltung,<br />
geschweige denn <strong>für</strong> einen<br />
weiteren Ausbau.<br />
Fachleute weisen seit Langem<br />
darauf hin, dass wir der nachfolgenden<br />
Generation u. a. ein marodes<br />
Kanalnetz hinterlassen, dessen Instandsetzung<br />
und Erneuerung nicht<br />
mehr zu finanzieren ist. Die Bestandserhaltung<br />
der Infrastruktureinrichtungen<br />
stellt eine der größten<br />
Statement<br />
und wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />
der Netzbetreiber dar.<br />
Wir können also festhalten: Sanierungsbedarf<br />
ist durchaus gegeben<br />
und er wird in Zukunft eher<br />
noch größer werden. Umso wichtiger<br />
ist es, heute in <strong>die</strong> Qualifizierung<br />
und Weiterqualifizierung des Personals<br />
zu investieren, das wir auch<br />
langfristig benötigen werden, um<br />
unsere bestehende Leitungsinfrastruktur<br />
betriebssicher zu halten:<br />
Aus- und Weiterbildung eröffnet <strong>die</strong><br />
Entwicklung von Führungspersonal,<br />
sichert <strong>die</strong> Arbeitsqualität und verschafft<br />
Wettbewerbsvorteile.<br />
„2013 haben sich in Deutschland erstmals<br />
mehr junge Menschen <strong>für</strong> ein Studium entschieden<br />
als <strong>für</strong> eine duale Berufsausbildung.<br />
Warum eigentlich? Das Bild vom Leitungsbau<br />
als einer Branche mit schlechtbezahlten Jobs<br />
ohne Aufstiegsmöglichkeiten entspricht<br />
längst nicht mehr der Wirklichkeit. Tatsächlich<br />
bietet der Leitungsbau technisch und<br />
handwerklich interessierten Berufsanfängern<br />
ein breites Betätigungsfeld mit vielfältigen<br />
Spezialisierungsmöglichkeiten und zahlreichen Karrierechancen, und<br />
dank seines hohen Praxisbezugs bietet ein duales Studium beste<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> einen Einstieg auf einer Position mit hoher Verantwortung<br />
und schnellem Aufstieg auf der Karriereleiter. Der Bedarf<br />
an gut ausgebildetem Personal ist hoch, und auch <strong>die</strong> Vergütung kann<br />
sich sehen lassen: Mit monatlichen Ausbildungsvergütungen, <strong>die</strong><br />
bereits im ersten Jahr bis zu 669 Euro betragen und im dritten Ausbildungsjahr<br />
auf bis zu 1299 Euro steigen, gehören Rohrleitungsbauer<br />
zu den Spitzenver<strong>die</strong>nern unter den Lehrlingen. Und ganz wichtig: Das<br />
umfassende Aufgabenspektrum im Leitungsbau wird zudem durch ein<br />
maßgeschneidertes Weiterbildungsangebot begleitet – das ist sowohl<br />
im Interesse der Unternehmen, <strong>die</strong> durch gezielte und konsequente<br />
Weiterqualifizierung ihrer Belegschaften ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
sichern, als auch im Interesse ihrer einzelnen Mitarbeiter, denen unsere<br />
Branche Perspektiven weit über den Tag hinaus eröffnet.“<br />
Dipl.-Ing. Mario Jahn, Geschäftsführung rbv GmbH<br />
September 2014<br />
954 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
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NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
Impulsgeber Energiewende<br />
Auch in der Energiewende stecken<br />
Impulse <strong>für</strong> den Leitungsbau: In<br />
ihrer dena-Netzstu<strong>die</strong> II kommt <strong>die</strong><br />
Deutsche Energie-Agentur zu dem<br />
Schluss, dass sich <strong>für</strong> das Jahr 2020<br />
ein Netzzubaubedarf von bis zu<br />
3600 km Trassenlänge ergibt. Ein<br />
umfangreiches Pilotprojekt mit vier<br />
Teststrecken soll zeigen, inwieweit<br />
erdverlegte Leitungen eine Alternative<br />
zu Überlandleitungen sein<br />
können. Auch über neue Wege<br />
im Umgang mit Gas- und Stromnetzen,<br />
den Bau von Großpipelines,<br />
den Ausbau der Breitbandnetze<br />
und <strong>die</strong> Entwicklung alternativer<br />
Energie konzepte wird im Zuge der<br />
Energiewende diskutiert – es tut<br />
sich was im Leitungsbau, und stete<br />
Ver än derungen bieten Chancen<br />
<strong>für</strong> entsprechend qualifiziertes<br />
Personal.<br />
Guter Ver<strong>die</strong>nst, sicherer Job<br />
Der Leitungsbau bietet ein überaus<br />
vielfältiges und abwechslungsreiches<br />
Betätigungsfeld. Die klassische zweistufige<br />
Ausbildung zum Rohrleitungsbauer<br />
oder Kanalbauer dauert<br />
drei Jahre. Ausgebildet wird im<br />
Betrieb und in überbetrieblichen<br />
Ausbildungsstätten. Die erste Stufe<br />
schließt nach zwei Jahren Berufsausbildung<br />
mit dem Abschluss Tiefbaufacharbeiter<br />
ab; der Abschluss<br />
Rohrleitungsbauer bzw. Kanalbauer<br />
wird auf der zweiten Stufe und einem<br />
weiteren Jahr Ausbildung erreicht.<br />
Berufliche Perspektiven bieten<br />
sich sowohl im Neubau als auch in<br />
der Sanierung und Instandsetzung<br />
auf unterschiedlichen Baustellen.<br />
Damit ist aber noch lange nicht<br />
Schluss: Wer sich zum Vorarbeiter,<br />
Werkpolier oder geprüften Netzmeister<br />
weiterqualifiziert, dem winken<br />
ein guter Ver<strong>die</strong>nst und eine<br />
gesicherte berufliche Perspektive.<br />
Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ausbildungsbetriebe<br />
lohnt sich ein entsprechendes<br />
Engagement, denn nicht nur Ausbildung<br />
ist Zukunftssicherung, sondern<br />
auch <strong>die</strong> Weiterqualifizierung der<br />
Belegschaften. Was noch hinzukommt:<br />
In keinem anderen Bereich<br />
Die Verordnung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berufe der Stufenausbildung Bau sieht eine Ergänzung und<br />
Vertiefung der Ausbildung in überbetrieblichen Ausbildungs zentren vor.<br />
ist <strong>die</strong> Ausbildung so kostengünstig<br />
wie am Bau, denn <strong>die</strong> Ausbildungskosten<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> im Betrieb beschäftigten<br />
Auszubildenden werden in<br />
erheblichem Umfang von der<br />
Bauwirtschaftlichen Sozialkasse<br />
(SOKA-BAU) zurückerstattet. Die<br />
Anfor derungen, <strong>die</strong> Betriebe erfüllen<br />
müssen, um auszubilden,<br />
nennen <strong>die</strong> Ausbildungszentren<br />
der Bau industrie oder <strong>die</strong> örtliche<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
auf Anfrage.<br />
Studium plus Praxis:<br />
der duale Stu<strong>die</strong>ngang<br />
Bau ingenieurwesen<br />
Neben der klassischen Ausbildung<br />
bietet sich ein dualer Stu<strong>die</strong>ngang<br />
als ideale Möglichkeit der Qualifizierung<br />
<strong>für</strong> einen beruflichen<br />
Einstieg auf Positionen an, in der<br />
neue Mit arbeiter von Anfang an<br />
ein hohes Maß an Verantwortung<br />
übernehmen. Die als Reaktion auf<br />
<strong>die</strong> Um ge staltung der klassischen<br />
Diplom-Stu<strong>die</strong>ngänge geschaffenen<br />
dualen Stu<strong>die</strong>ngänge verknüpfen<br />
ein Hochschul- oder Fachhochschul<br />
studium z. B. mit einer gewerblich-technischen<br />
Aus bildung<br />
in einem Tiefbauberuf.<br />
Die Kombination von theoretischen<br />
Lehrinhalten mit praktischen<br />
Erfahrungen bietet nicht<br />
nur dem Auszubildenden unschätzbare<br />
Vorteile im späteren<br />
Berufsleben, sondern selbstverständlich<br />
profitieren von <strong>die</strong>sem<br />
Modell auch <strong>die</strong> Unternehmen –<br />
duale Stu<strong>die</strong>ngänge sind praxisnah,<br />
zielgerichtet und leistungsorientiert<br />
organisiert und er möglichen<br />
Betrieben einen besonders<br />
effizienten Einsatz ihrer in Ausbildung<br />
befindlichen Mitarbeiter.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 955
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
Stellenanzeige<br />
Links: Berufschancen im Leitungsbau<br />
Die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft ist mit rund 8.000 Stu<strong>die</strong>renden<br />
eine der größten Hochschulen <strong>für</strong> angewandte Wissenschaften Baden-<br />
Württembergs und hat neben der Lehre einen deutlichen Schwerpunkt in der<br />
angewandten Forschung. Die Hochschule verfügt über <strong>die</strong> Fakultäten Architektur<br />
und Bauwesen, Elektro- und Informationstechnik, Informatik und Wirtschaftsinformatik,<br />
Informationsmanagement und Me<strong>die</strong>n, Maschinenbau und Mechatronik<br />
sowie Wirtschaftswissenschaften. Die Stu<strong>die</strong>nangebote zeichnen sich<br />
durch hohe praxisorientierte Lehrinhalte und herausragende Stu<strong>die</strong>nbedingungen<br />
aus. Die Hochschule weist sehr gute Rankingergebnisse auf und arbeitet<br />
eng mit der regionalen und überregionalen Wirtschaft zusammen.<br />
An der Fakultät <strong>für</strong> Architektur und Bauwesen ist zum 1. März 2015 eine<br />
W2 - Professur <strong>für</strong> das Fachgebiet<br />
„Infrastruktur - Energie und <strong>Wasser</strong>“<br />
- Kennzahl 1346 -<br />
zu besetzen.<br />
Die Fakultät <strong>für</strong> Architektur und Bauwesen hat den Themenbereich Planung,<br />
Bau, Betrieb und Erhalt von Infrastruktur durch <strong>die</strong> Einführung eines neuen<br />
Bachelor-Stu<strong>die</strong>nganges „Infrastructure Engineering“ gestärkt. Die Tätigkeit<br />
umfasst dabei Lehr- und Forschungsaktivitäten im Bereich der Infrastruktur <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft. Es wird Kompetenz und Engagement beim Aufbau von<br />
eigenen Schwerpunkten im Bereich der Forschung und Entwicklung vorausgesetzt,<br />
um das Profil im Rahmen der Masterstu<strong>die</strong>ngänge der Fakultät <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden noch attraktiver zu gestalten.<br />
Gesucht wird eine Persönlichkeit, <strong>die</strong> - basierend auf einer fun<strong>die</strong>rten bauorientierten<br />
Ingenieur-Ausbildung - ihre in der Forschung und in der beruflichen<br />
Praxis erworbene Kompetenz <strong>für</strong> unsere Stu<strong>die</strong>renden nutzbar machen kann.<br />
Sie soll durch Wissen und Können <strong>die</strong> Lehre und <strong>die</strong> angewandte Forschung<br />
prägen. Hierzu ist <strong>die</strong> ausgeprägte Fachkompetenz in Planung und Projektmanagement<br />
<strong>für</strong> Genehmigung, Bauausführung sowie insbesondere <strong>für</strong> den Betrieb<br />
und Erhalt von Anlagen der <strong>Wasser</strong>wirtschaft nachzuweisen. Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
erstreckt sich dabei auf <strong>die</strong> Bereiche <strong>Wasser</strong>bau, insbesondere auch<br />
auf <strong>Wasser</strong>kraftanlagen sowie <strong>die</strong> Siedlungswasserwirtschaft. In Ergänzung zu<br />
<strong>die</strong>ser Fachkompetenz sind zur Übernahme von Grundlagenvorlesungen Kenntnisse<br />
aus dem Fachgebiet der baulichen Energieinfrastruktur wünschenswert.<br />
Im Sinne der weiteren Internationalisierung der Hochschule Karlsruhe ist es<br />
vorteilhaft, dass der/<strong>die</strong> Stelleninhaber/-in Auslandserfahrungen in der beruflichen<br />
Praxis bzw. in Hochschul-Kooperationen vorweisen kann.<br />
Die Hochschule Karlsruhe ist eine der drittmittelstärksten Hochschulen <strong>für</strong><br />
angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Der weitere Ausbau der<br />
angewandten Forschung ist deshalb anerkanntes Ziel der Hochschule. Sie geht<br />
davon aus, dass der/<strong>die</strong> Stelleninhaber/-in sich aktiv an der angewandten Forschung<br />
beteiligt und Drittmittel einwirbt.<br />
Darüber hinaus besteht <strong>die</strong> Pflicht zur Beteiligung an der Grundlagenausbildung.<br />
Der/Die Stelleninhaber/-in muss bereit sein, auch Vorlesungen in fachlich benachbarten<br />
Gebieten zu übernehmen. Die Fähigkeit und Bereitschaft, Lehrveranstaltungen<br />
in englischer Sprache durchzuführen, sind mit <strong>die</strong>ser Professur<br />
verbindlich verknüpft.<br />
Die Einstellungsvoraussetzungen <strong>für</strong> Professorinnen und Professoren sind geregelt<br />
in §§ 47, 49, 50 des Gesetzes über <strong>die</strong> Hochschulen in Baden-Württemberg<br />
(Landeshochschulgesetz - LHG) vom 9. April 2014. Einzelheiten finden Sie<br />
in der ausführlichen Stellenausschreibung unter www.hs-karlsruhe.de >Hochschule<br />
>Stellenangebote.<br />
Die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft strebt eine Erhöhung des<br />
Anteils von Frauen in Forschung und Lehre an. Sie bittet daher qualifizierte Interessentinnen<br />
nachdrücklich um ihre Bewerbung.<br />
Schwerbehinderte Bewerberinnen und Bewerber werden bei entsprechender<br />
Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt berücksichtigt.<br />
Bewerbungen werden erbeten - unter Angabe der Kennzahl - bis<br />
17. Oktober 2014 an <strong>die</strong><br />
Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft, Personalabteilung<br />
Postfach 2440, 76012 Karlsruhe, Telefon (0721) 925 - 1030<br />
www.brbv.de<br />
www.rohrleitungsbauverband.de<br />
www.soka-bau.de<br />
www.bibb.de<br />
www.bauberufe.net<br />
www.bau-dein-ding.de<br />
www.darauf-kannst-du-bauen.de<br />
www.bau-ausbildung.de/ABI/<br />
www.dualstu<strong>die</strong>ren.de<br />
www.duales–studium.de<br />
• www.berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/<br />
Kurze Ausbildungsdauer, hohe Qualifikation<br />
Der von Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW<br />
e. V. und dem brbv 2008 gemeinsam initiierte duale<br />
Stu<strong>die</strong>ngang „Bauingenieur wesen – Vertiefung Netzingenieurwesen“<br />
etwa, den <strong>die</strong> FH Aachen anbietet,<br />
kann z. B. <strong>die</strong> bauindustrielle Ausbildung zum Kanalbauer,<br />
Rohrleitungsbauer oder Straßenbauer beinhalten.<br />
Studium und Ausbildung sind grundsätzlich dreigliedrig,<br />
innerhalb des vergleichsweise kurzen Zeitraums<br />
von neun Semestern erwerben Stu<strong>die</strong>rende<br />
sowohl einen Berufs- als auch einen Stu<strong>die</strong>nabschluss.<br />
Eine Berufsschulpflicht besteht aufgrund des Status als<br />
Student nicht. Ab dem ersten Tag des Studiums erhalten<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden eine tariflich festgelegte Ausbildungsvergütung<br />
gezahlt. Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufnahme<br />
eines dualen Stu<strong>die</strong>ngangs sind <strong>die</strong> allgemeine<br />
Hochschulreife (Abitur, Fachhochschulreife) sowie ein<br />
Berufsausbildungsvertrag.<br />
Die Unternehmen müssen ihrerseits ebenfalls bestimmte<br />
Eignungskriterien erfüllen, um sich als Anbieter<br />
im Rahmen eines dualen Studiums zu qualifizieren –<br />
dazu gehört, dass eine Person mit Meisterabschluss<br />
bzw. ein Ausbilder zur Verfügung stehen und <strong>die</strong><br />
von der Bildungseinrichtung vorgegebenen Praxisphasen<br />
vom Unternehmen angemessen umgesetzt<br />
werden können. In der Regel ist <strong>die</strong>s in Betrieben ab<br />
einer Größe von 20 bis 50 Beschäftigten problemlos<br />
möglich.<br />
Weitere Informationen:<br />
QR-Code-Scan zu den Imagefilmen, in denen Beschäftigte im<br />
Leitungsbau selbst zu Wort kommen.<br />
September 2014<br />
956 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
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Als geprüfte Netzmeister mit Vollgas in <strong>die</strong> Zukunft<br />
Tim Kesselring und Stefan Sacher absolvierten erfolgreich <strong>die</strong> Weiterbildung des rbv; <strong>die</strong> EU<br />
stuft den Vollzeit-Lehrgang als gleichwertige Alternative zu Bachelor, Techniker & Co. ein<br />
Der Netzmeister, <strong>die</strong> höchste Stufe der beruflichen Fortbildung, ist ein echtes Erfolgsmodell – und das nicht erst<br />
seit gestern, denn angeboten wird der Vollzeit-Lehrgang, der mit der Prüfung zum Netzmeister abschließt, vom<br />
Rohrleitungsbauverband e. V. (rbv) bzw. Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) bereits<br />
seit 1978. Seitdem haben rund 2000 Beschäftigte aus Rohrleitungsbauunternehmen und Unternehmen der Energiewirtschaft<br />
<strong>die</strong> Prüfung zum Netzmeister in den Sparten Gas, <strong>Wasser</strong>, Strom und Fernwärme mit Erfolg abgelegt.<br />
Traditionell beginnen <strong>die</strong> Kurse<br />
im August eines jeden Jahres.<br />
Nach rund achtmonatigem Büffeln<br />
im Ausbildungszentrum der Bauindustrie<br />
in Kerpen sind <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
bereit <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abschlussprüfung<br />
vor der IHK Köln. In <strong>die</strong>sem<br />
Jahr haben 53 Kursteilnehmer den<br />
begehrten Titel erworben, 40 im<br />
Bereich Gas und <strong>Wasser</strong> sowie 13<br />
im Bereich Fernwärme.<br />
Einer von ihnen ist der gelernte<br />
Rohrbauer Tim Kesselring. Der Bauleiter<br />
bei der GW-TEC Rohrleitungsbau<br />
GmbH betont den Wert der<br />
Weiterbildung: „Wer sich anmeldet,<br />
dem muss klar sein, dass der Kurs<br />
nicht ohne ist – im ersten Prüfungsabschnitt<br />
etwa sind fünf Prüfungen<br />
in zwei Tagen abzulegen.“ Das<br />
schweißt offenbar zusammen,<br />
denn im Laufe der Kurszeit habe<br />
er „superviele Freundschaften geschlossen“,<br />
erzählt der 21-jährige.<br />
Immer nur Gas- und <strong>Wasser</strong>anschlüsse<br />
herstellen? Stefan Sacher,<br />
seit 1998 bei der Stadtwerke Aachen<br />
AG als Anlagenmechaniker Fachrichtung<br />
Versorgungstechnik angestellt,<br />
war das auf Dauer zu langweilig. Eine<br />
Stellenausschreibung seines Arbeitsgebers<br />
gab den Ausschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Weiterbildung zum Netzmeister und<br />
<strong>die</strong> habe sich „auf jeden Fall gelohnt“,<br />
urteilt der 32-Jährige. „Die Prüfungswoche<br />
hat mich zwar bestimmt<br />
Jahre meines Lebens gekostet, aber<br />
da<strong>für</strong> habe ich jetzt einen viel tieferen<br />
Einblick in <strong>die</strong> Materie“, zielt auch<br />
Sachers Resümee auf <strong>die</strong> Qualität<br />
der Weiterbildung ab. Der rbv habe<br />
da<strong>für</strong> gesorgt, dass alles super gelaufen<br />
sei, und dank kompetenter<br />
Dozenten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Teilnehmer langsam<br />
an den neuen Stoff herangeführt<br />
hätten, seien alle Teilnehmer gut<br />
mitgekommen.<br />
Umfassendes Qualifikationsspektrum<br />
Seit den späten 80er-Jahren betreut<br />
Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann <strong>die</strong><br />
Lehrgangsteilnehmer als Dozent.<br />
Der Abteilungsleiter bei der Rheinischen<br />
Energie AG betont, dass sich<br />
<strong>die</strong> Weiterbildung, nach deren erfolgreichem<br />
Durchlaufen <strong>die</strong> Absolventen<br />
sich „geprüfter Netzmeister“<br />
nennen dürfen, merklich gewandelt<br />
habe (siehe Interview S. 959). In den<br />
Jahren zwischen 1978 und 2006<br />
konnten <strong>die</strong> Lehrgangsteilnehmer<br />
sich in den Fachrichtungen Gas,<br />
<strong>Wasser</strong> und Fernwärme qualifizieren.<br />
Im Jahr 2006 wurde das<br />
Portfolio um Strom erweitert, und<br />
aus dem Abschluss Rohrnetzmeister<br />
wurde der Netzmeister.<br />
Die Ausbildung besteht aus zwei<br />
Blöcken. Eine Grundausbildung vermittelt<br />
vor allem mathematische<br />
sowie naturwissenschaftliche Kenntnisse<br />
und sorgt zunächst <strong>für</strong> ein<br />
einheitliches Niveau der Teilnehmer.<br />
Im daran anschließenden Block geht<br />
es um Fachspezifisches.<br />
Die Lehrinhalte spiegeln <strong>die</strong><br />
enorme Bandbreite der Tätigkeiten<br />
wider, <strong>für</strong> welche sich <strong>die</strong> angehenden<br />
Netzmeister qualifizieren. Die<br />
Mitwirkung an der Planung und am<br />
Bau von Netzen ist ebenso Thema<br />
wie <strong>die</strong> Überwachung von Qualität,<br />
Sicherheit und Baufortschritt, das<br />
Betreiben und Überwachen von<br />
Netzen und Anlagen, <strong>die</strong> Planung<br />
rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann<br />
(l.) und Dipl.-Ing. Roald Essel, Open Grid<br />
Europe GmbH (r.), mit den <strong>die</strong>sjährigen fünf Besten<br />
des Netzmeisterlehrgangs im Bereich Gas/<strong>Wasser</strong>:<br />
Klassensprecher Tim Kesselring, Henning Heine,<br />
Stefan Sacher, David Wißner (in der Mitte von<br />
l. nach r.). Es fehlt: Sascha Kirmße.<br />
und Überwachung des Einsatzes<br />
von Betriebsmitteln, das Störungsmanagement<br />
sowie <strong>die</strong> Instandhaltung<br />
und Dokumentation.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt sind<br />
Organisation und Personalführung.<br />
Hier lernen <strong>die</strong> Teilnehmer unter<br />
anderem, wie man Arbeitsabläufe<br />
plant, Personal effizient einsetzt<br />
und Arbeits-, Bereitschafts- und<br />
Notfallpläne erstellt. Hinzu kommt<br />
<strong>die</strong> Aufstellung von Budgets und<br />
Kostenplänen sowie <strong>die</strong> Kalkulation<br />
und Vorbereitung der Vergabe von<br />
Leistungen und das Überwachen<br />
von Baumaßnahmen bis hin zur Anwendung<br />
fachspezifischer Rechtsvorschriften<br />
und Regelungen zum<br />
Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitsschutz.<br />
Komplettiert wird das Ganze<br />
durch <strong>die</strong> Vermittlung von Kenntnissen<br />
in der Personalführung.<br />
Wichtige Bausteine sind hier Anleitung,<br />
Motivation und Beurteilung<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 957
| NETZWERK WISSEN |<br />
Porträt<br />
entsprechend wichtig ist gut ausgebildetes<br />
Personal, das seine<br />
Kenntnisse fortlaufend auf dem<br />
neuesten Stand hält. In Zeiten von<br />
demografischem Wandel und zunehmend<br />
europäischer Ausrichtung<br />
ist der Netzmeister-Abschluss ein<br />
markt- und branchengerechtes Bildungsangebot,<br />
dank des breiten<br />
Qualifizierungsspektrums hat der Titel<br />
„geprüfter Netzmeister“ in der Branche<br />
einen ausgezeichneten Klang.<br />
Gute Noten erhält der Lehrgang<br />
auch vom Europäischen Qualifikationsrahmen<br />
<strong>für</strong> lebenslanges Lernen<br />
(EQR). Gegründet wurde <strong>die</strong> von der<br />
Europäischen Union ins Leben gerufene<br />
Initiative mit dem Ziel, berufliche<br />
Qualifikationen und Kompetenzen<br />
in Europa besser vergleichbar<br />
zu machen. Der geprüfte Netzmeister,<br />
so das Urteil des EQR, sei<br />
zwar nicht als gleichartig, aber<br />
doch als gleichwertig mit Bachelor,<br />
Techniker und Fachwirt einzustufen.<br />
Für rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann ist der<br />
Netzmeisterlehrgang eine Gemeinschaftsaufgabe, an der neben den Absolventen<br />
und ihren Angehörigen auch <strong>die</strong> Dozenten und <strong>die</strong> Mitglieder<br />
des Prüfungsausschusses großen Anteil haben.<br />
von Mitarbeitern, <strong>die</strong> Planung des<br />
Personalbedarfs sowie <strong>die</strong> Auseinandersetzung<br />
mit Sicherheits- und<br />
Qualitätsmanagementzielen.<br />
Gute Noten von der EU<br />
Das Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes<br />
(brbv) als<br />
Träger der Weiterbildung legt<br />
höchsten Wert darauf, dass <strong>die</strong><br />
Inhalte des Lehrgangs aktuell,<br />
anwendbar und zukunftsorientiert<br />
sind. DIN EN-Normen etwa spielen<br />
schon heute eine wichtige Rolle im<br />
Tagesgeschäft der Unternehmen,<br />
in Zukunft wird ihre Bedeutung<br />
eher noch zunehmen, und dem-<br />
Beste Zukunftsaussichten<br />
Die Perspektiven, <strong>die</strong> sich dank des<br />
Abschlusses ergeben, sind vielschichtig.<br />
In privatwirtschaftlichen wie öffentlichen<br />
Unternehmen der Strom-,<br />
Gas-, <strong>Wasser</strong>- und Fernwärmeversorgung<br />
übernehmen Netzmeister<br />
verantwortungsvolle Fach- und Führungsaufgaben<br />
wie z. B. den Betrieb<br />
und <strong>die</strong> Instandhaltung von Netzen<br />
und Anlagen im jeweiligen Bereich.<br />
Außerdem bieten sich Chancen in<br />
Rohrleitungsbauunternehmen sowie<br />
der technischen Gebäudeausrüstung.<br />
In Ingenieurbüros können Netzmeister<br />
in der bautechnischen Gesamtplanung<br />
tätig sein.<br />
rbv und brbv sind sich sicher: Die<br />
Aussichten <strong>für</strong> <strong>die</strong> neuen Netzmeister<br />
sind gut – schon allein deshalb, weil<br />
<strong>die</strong> Zahl der Kursteilnehmer nach<br />
wie vor unter dem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft<br />
errechneten Bedarf liege. Eine wichtige<br />
Aufgabe, <strong>die</strong> sich den Netzmeistern<br />
stellt, findet sich denn<br />
auch in keinem Lehrplan: „Nehmen<br />
Sie in Ihren Betrieben Einfluss<br />
Statement<br />
„Keine Frage: Die berufsbegleitende Weiterbildung zum Netzmeister ist kein<br />
Zuckerschlecken – <strong>die</strong> 53 Prüflinge, <strong>die</strong> sich der Herausforderung im Jahr 2014<br />
erfolgreich gestellt haben, kann ich nur beglückwünschen. Nicht nur zu ihrem<br />
Engagement, sondern auch zu ihrem grundsätzlichen Entschluss, denn qualifizierter<br />
Nachwuchs mit ausreichend Fach- und Handlungskompetenz ist nach<br />
wie vor massenhafte Mangelware.<br />
Wir freuen uns zwar, dass sich auch <strong>für</strong> den kommenden Lehrgang wieder mehr<br />
als 50 Teilnehmer angemeldet haben, sind uns aber bewusst, dass der bundesweite<br />
Bedarf tatsächlich sehr viel höher ist. Gerade der Bereich Fernwärme<br />
dürfte zukünftig gute Chancen <strong>für</strong> entsprechend qualifiziertes Personal bieten. In<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang wichtig ist <strong>die</strong> Tatsache, dass Fortbildungsabschlüsse anderer Netzmeister-Abschlüsse<br />
längstens fünf Jahre anerkannt bzw. angerechnet werden. Wer bereits einen Netzmeisterbrief eines Handlungsfeldes<br />
hat, sollte seine Möglichkeiten im Hinblick auf zusätzliche Sparten prüfen und darauf achten,<br />
dass er <strong>die</strong> in der allgemeinen Rechtsvorschrift „Geprüfter Netzmeister“ festgelegten Fristen nicht versäumt.“<br />
Kurt Rhode, Lehrgangsleiter, brbv GmbH<br />
September 2014<br />
958 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Porträt<br />
|<br />
NETZWERK WISSEN<br />
|<br />
darauf, dass ausgebildet wird“, appellierte<br />
rbv-Geschäftsführer Dieter<br />
Hesselmann bei der Überreichung<br />
der Meisterbriefe an <strong>die</strong> frischgebackenen<br />
Netzmeister.<br />
Tim Kesselring und Stefan Sacher<br />
haben <strong>die</strong> nächsten beruflichen<br />
Ziele schon fest im Blick.<br />
Kesselring hat sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnahme<br />
am Lehrgang Fernwärmemeister<br />
bereits angemeldet, und auch<br />
Stefan Sacher hat noch lange nicht<br />
ausgelernt: Als nächstes steht eine<br />
Weiterbildung zum Schweißfachmann/Schweißaufsicht<br />
<strong>für</strong> PE auf<br />
dem Programm.<br />
Als empfehlenswert, aber äußerst<br />
anspruchsvoll stuft Tim Kesselring<br />
<strong>die</strong> Weiterbildung des rbv ein.<br />
© privat<br />
Eine breitgefächerte Wissensvermittlung<br />
und kompetente Dozenten<br />
attestiert Stefan Sacher der Netzmeister-Weiterbildung.<br />
© privat<br />
„Die Unternehmen sind gefordert!“<br />
Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Netzmeister bei der IHK Köln Lothar<br />
Schiffmann appelliert an Verantwortliche, sich in der Aus- und Weiterbildung<br />
stärker einzubringen<br />
Dipl.-Ing. Lothar Schiffmann, Abteilungsleiter Arbeitssicherheit bei der Rheinische Energie AG, engagiert sich<br />
bereits seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Bereich Weiterbildung. Seit den späten 80er-Jahren ist Schiffmann<br />
als Dozent tätig. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Prüfungsausschusses Netzmeister der IHK Köln. Im<br />
Interview mit <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> |<strong>Abwasser</strong> fordert er eine praxisbezogene Aus- und Weiterbildung.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Schiffmann, Sie betonen,<br />
dass sich seit Beginn Ihrer Tätigkeit als<br />
Dozent <strong>für</strong> den rbv <strong>die</strong> Ausbildung,<br />
nach deren erfolgreichem Durchlaufen<br />
<strong>die</strong> Absolventen sich „geprüfter<br />
Netzmeister“ nennen dürfen, merklich<br />
gewandelt habe. Inwiefern?<br />
Schiffmann: Lange Zeit konzentrierten<br />
sich <strong>die</strong> beruflichen Weiterbildungskonzepte<br />
auf <strong>die</strong> Vermittlung<br />
von Fachwissen, ohne <strong>die</strong> betriebliche<br />
Praxis ausreichend im<br />
Blick zu haben. Angelehnt an das<br />
von der Metall- und Elektroindustrie<br />
vorgelegte Konzept „Industriemeister<br />
2000“ hat man im Jahr 2000 <strong>die</strong><br />
bis dato praktizierte Methodik auf<br />
den Prüfstand gehoben.<br />
<strong>gwf</strong>: Mit welchem Ergebnis?<br />
Schiffmann: In der Folge haben<br />
wir <strong>die</strong> Prüfungsordnung angepasst:<br />
Rein ingenieurwissenschaftliche<br />
Kenntnisvermittlung wurde<br />
gestrichen, da<strong>für</strong> wurden <strong>die</strong> sogenannten<br />
handlungsspezifischen<br />
Prüfungen in den Lehrplan aufgenommen,<br />
um einen noch stärkeren<br />
Bezug zur Praxis zu schaffen. Bei der<br />
Umsetzung <strong>die</strong>ser Pläne und des<br />
neuen Regelwerks sind rbv und<br />
brbv sehr zielstrebig vorgegangen.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Motivation<br />
der angehenden Netzmeister?<br />
Schiffmann: Es ist immer wieder<br />
deutlich zu spüren, wie wichtig den<br />
Kursteilnehmern selbstbestimmtes<br />
Arbeiten und <strong>die</strong> Übernahme zusätzlicher<br />
Verantwortung sind.<br />
<strong>gwf</strong>: Wie können Unternehmen <strong>die</strong>se<br />
Motivation voll ausschöpfen?<br />
Schiffmann: Ich kann den Unternehmen<br />
der Branche nur dringend<br />
raten, <strong>die</strong> Höherqualifizierung der<br />
eigenen Belegschaft frühzeitig zu<br />
planen und <strong>die</strong> Mitarbeiter rechtzeitig<br />
in Meisterkurse zu schicken.<br />
Außerdem müssen <strong>die</strong> Unternehmen<br />
auch in Zukunft dazu bereit<br />
sein, Fachdozenten zu stellen, <strong>die</strong><br />
sich ehrenamtlich in der Ausbildung<br />
engagieren. Wenn wir wollen, dass<br />
der Nachwuchs unserer Branche in<br />
der Aus- und Weiterbildung weiterhin<br />
auf Praktiker stößt und nicht<br />
ausschließlich auf fachfremde Pädagogen,<br />
setzt das natürlich entsprechendes<br />
Engagement voraus.<br />
<strong>gwf</strong>: Herr Schiffmann, vielen Dank <strong>für</strong><br />
das Interview.<br />
Lothar Schiffmann<br />
attestiert<br />
Kursteilnehmern<br />
Motivation zu<br />
selbstbestimmtem<br />
Arbeiten<br />
und Bereitschaft<br />
zur Übernahme<br />
zusätzlicher<br />
Verantwortung.<br />
Dieses Potenzial<br />
müssten Unternehmen<br />
ausschöpfen.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 959
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
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zielgruppengerecht<br />
Nach ihrer erfolgreichen Premiere<br />
2013 lädt <strong>die</strong> GEO-T Expo im<br />
Herbst erneut in <strong>die</strong> Energiemetropole<br />
Essen ein. Vom 11. bis 13. November<br />
2014 wird <strong>die</strong> Messe Essen<br />
zum Treffpunkt der internationalen<br />
Geothermie-Industrie – eine Branche,<br />
der <strong>die</strong> Internationale Energieagentur<br />
(IEA) <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten Jahrzehnte<br />
weltweit ein großes Wachstum voraussagt.<br />
Markenzeichen der GEO-T<br />
Expo ist es, dass sie Industrie und<br />
Forschung zusammenbringt. So wird<br />
während der Messe erneut der<br />
Geothermiekongress DGK des GtV-<br />
Bundesverband Geothermie stattfinden.<br />
Schirmherren der GEO-T<br />
Expo sind der Bundesminister <strong>für</strong><br />
Wirtschaft und Energie, Sigmar<br />
Gabriel, und der Minister <strong>für</strong> Klimaschutz,<br />
Umwelt, Landwirtschaft, Naturund<br />
Verbraucherschutz des Landes<br />
NRW, Johannes Remmel.<br />
Im Zentrum der GEO-T Expo<br />
stehen <strong>die</strong> Einsatzmöglichkeiten der<br />
Geothermie <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stromerzeugung<br />
sowie den Wärme- und Kältemarkt.<br />
Die Fachmesse bildet <strong>die</strong> gesamte<br />
Wertschöpfungskette der Branche<br />
ab: von der oberflächennahen über<br />
<strong>die</strong> mitteltiefe bis zur Tiefengeothermie.<br />
Aussteller von Island bis<br />
zur Türkei zeigen in der Messe Essen<br />
neue Produkte und Dienstleistungen<br />
u. a. aus den Bereichen Bohrung und<br />
Exploration, Kraftwerkstechnik und<br />
-planung sowie Seismik und Projektentwicklung.<br />
Das Angebot der<br />
Industrie stößt auf großes internationales<br />
Interesse: Schon jetzt haben<br />
sich Delegationen aus Ecuador,<br />
Kolumbien, den Niederlanden und<br />
der Türkei angekündigt.<br />
Fachbesuchern bietet <strong>die</strong> Essener<br />
Industriemesse zielgruppengerechte<br />
Informationen in zahlreichen Foren.<br />
So können am Mittwoch, 12. November,<br />
zum Beispiel Facility Manager<br />
alles über intelligentes Energiemanagement<br />
mit Erdwärme erfahren.<br />
An Versicherungsfachleute, Anleger<br />
und Investoren richtet sich am<br />
selben Tag das Forum „Investment,<br />
Recht & Versicherung“.<br />
Ebenfalls am Mittwoch feiert der<br />
„Tag der Architekten und Bauingenieure“<br />
Premiere auf der GEO-T Expo.<br />
Zum ersten Mal in Deutschland<br />
können sich Planer von Gebäuden<br />
und Anlagen in einem qualifizierten<br />
Workshop über Wärme, Kühlung<br />
und Energiegewinnung durch Erdwärme<br />
informieren. Ein spezielles<br />
Matchmaking-Angebot rundet den<br />
Thementag ab.<br />
Welches Potenzial <strong>die</strong> Geothermie<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Strom- und Wärmeversorgung<br />
von Städten und Gemeinden<br />
hat, erklären Fachleute am Donnerstag,<br />
13. November. Das Forum<br />
„GEO-Town – Tag der Bürgermeister<br />
und Kommunen“ richtet sich an<br />
Kommunalpolitiker, Umwelt- und<br />
Energiebeauftragte sowie Vertreter<br />
von Stadtwerken und Energieversorgern.<br />
Am selben Tag bieten<br />
„Campus Day & Wissenschaftsschaufenster“<br />
Nachwuchswissenschaftlern<br />
eine attraktive Plattform – Job – und<br />
Kontaktbörse sowie ein spezielles<br />
Matchmaking-Angebot inklusive.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.geotexpo.com<br />
geofora 2014 fällt mangels Resonanz aus<br />
Vor dem Hintergrund der zunehmenden<br />
Zahl von Fachveranstaltungen<br />
im Trinkwasserbereich<br />
haben <strong>die</strong> Fa. Mösslein <strong>Wasser</strong>technik<br />
aus Lohr am Main, <strong>die</strong> Stadt Hof<br />
und <strong>die</strong> figawa – Bundesvereinigung<br />
der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
e. V. in Köln Kooperationsgespräche<br />
begonnen, um Kräfte in <strong>die</strong>sem<br />
Markt zu bündeln und Synergien zu<br />
erzielen. Die Fa. Mösslein bringt ihre<br />
Erfahrung als erfolgreicher Veranstalter<br />
der Nordbayerischen Trinkwassertagung<br />
und der Süd- und<br />
Ostbayerischen <strong>Wasser</strong>tagung ein,<br />
<strong>die</strong> figawa e. V. ihr Netzwerk als<br />
bundesweit tätiger Verband in der<br />
Branche und <strong>die</strong> Stadt Hof ihre<br />
Aktivitäten als bayerischer Kompetenzstandort<br />
<strong>Wasser</strong>, als Standort<br />
des LfU Bayern und als Standort<br />
einer Hochschule mit stark wachsender<br />
<strong>Wasser</strong>- und Umweltkompetenz.<br />
Die Kommunikations- und Wissensplattform<br />
geofora als eine im<br />
Markt bekannte Marke mit hochwertigem<br />
Kongress- und Fachforenprogramm<br />
von figawa und Stadt<br />
Hof steht im Mittelpunkt weiterführender<br />
Kooperationsgespräche.<br />
Ziel ist es, eine umfassende trinkwassertechnische<br />
Fachveranstaltung<br />
am Standort Hof zu platzieren, <strong>die</strong><br />
den Interessen des Marktes und der<br />
drei beteiligten Kooperationspartner<br />
gerecht wird und ihre bestehenden<br />
Aktivitäten sinnvoll ergänzt.<br />
„Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund haben<br />
wir uns entschieden, <strong>die</strong> ursprünglich<br />
<strong>für</strong> den 18./19. September 2014<br />
geplante geofora in Hof im Sinne<br />
und zum Nutzen unserer Aussteller<br />
und Teilnehmer zu verschieben und<br />
in mögliche gemeinsame Aktivitäten<br />
einzubringen“, so Gotthard Graß,<br />
Hauptgeschäftsführer der figawa e. V.<br />
Voraussichtlich schon 2015 könnten<br />
sichtbare Impulse am Markt mit<br />
einer gemeinsamen Veranstaltung<br />
in Hof gesetzt werden.<br />
September 2014<br />
960 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
Neue Inspektionsverfahren <strong>für</strong> Trinkwasserleitungen<br />
IWW und 8 SEAS veranstalten Symposium <strong>für</strong> Mitarbeiter im Rohrnetzbetrieb am<br />
15. Oktober 2014 in Darmstadt<br />
Wer unsere Trinkwasserversorgung<br />
nachhaltig sichern und<br />
wirtschaftlich gestalten will, muss<br />
Trinkwasserleitungen professionell<br />
managen und instand halten. – Eine<br />
Binsenweisheit? „Oft fehlen den verantwortlichen<br />
Mitarbeitern wichtige<br />
Daten und Informationen über<br />
den tatsächlichen Zustand der von<br />
ihnen betreuten Anlagen“, hat Dr.<br />
Christian Sorge, stellvertretender<br />
Bereichsleiter <strong>Wasser</strong>netze beim<br />
IWW Zentrum <strong>Wasser</strong> am Regionalstandort<br />
Rhein-Main, festgestellt.<br />
Gemeinsam mit SEAS Consulting<br />
engineers – water + energy, Nackenheim,<br />
veranstaltet das IWW deshalb<br />
am 15. Oktober 2014 das Symposium<br />
„Neue Inspektionsverfahren <strong>für</strong><br />
Trinkwasserleitungen“. Die Fortbildungsveranstaltung<br />
<strong>für</strong> Betriebsleiter<br />
und Asset-Manager sowie<br />
Meister, Facharbeiter und weitere<br />
Mitar beiter im Rohrnetzbetrieb informiert<br />
detailliert über neue Technologien<br />
zur Inspektion von Guss-,<br />
Stahl- und Spannbetonleitungen<br />
sowie von PVC- und Asbestzementleitungen.<br />
In den letzten Jahren wurden<br />
neue Technologien, Verfahren und<br />
Instrumente zur zerstörungsfreien<br />
Prüfung und Inspektion von Trinkwasserleitungen<br />
entwickelt: „Dazu<br />
zählen elektromagnetische Verfahren,<br />
Ultraschallverfahren und Kombinationen<br />
von akustischen und elektromagnetischen<br />
Verfahren, <strong>die</strong> sich<br />
jetzt auch in Deutschland durchsetzen“,<br />
erklärt Tim Krüger, Gründer<br />
von 8 SEAS.<br />
Referenten unterschiedlichster<br />
Fach gebiete präsentieren Erfahrungsberichte<br />
und Anwendungsbeispiele.<br />
Kosten, Einsatzgrenzen und Rahmenbedingungen<br />
werden ebenso thematisiert<br />
wie <strong>die</strong> Verwertung von<br />
Prüfergebnissen <strong>für</strong> Nutzungsdauerprognosen<br />
und Zuverlässigkeitsanalysen.<br />
8 SEAS und IWW <strong>Wasser</strong> zeigen<br />
Entscheidern und Rohrnetzspezialisten<br />
neue Wege zu einer sicheren<br />
Beurteilung des Zustandes von<br />
Trinkwasserleitungen und einer<br />
Einschätzung der Sanierungsfähigkeit.<br />
Das ermöglicht valide<br />
Ent scheidungen bei der Auswahl<br />
acqua alta<br />
18. und 19. November 2014<br />
in Essen<br />
Kongress mit begleitender Ausstellung<br />
<strong>für</strong> Hochwasserschutz, Klimafolgen und<br />
Katastrophenmanagement<br />
www.acqua-alta.de<br />
geeigneter Instandhaltungsmaßnahmen<br />
und langfristiger Investitionsplanungen.<br />
Programm/Anmeldung:<br />
www.iww-online.de/veranstaltungen<br />
www.8-seas.com<br />
Neuer Termin<br />
Neuer Standort<br />
Neues Konzept<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 961
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Marktpotenziale öffentlicher Geodaten:<br />
„Die Wirtschaft mitnehmen“<br />
Die Wirtschaft braucht Geodaten. Daher liegt in öffentlichen Geodaten ein enormes Marktpotenzial. Diese<br />
Thesen sind unbestritten. Die Frage ist aber: Wächst <strong>die</strong> Nachfrage, seit immer mehr Behörden ihre Daten zum<br />
Teil frei ins Netz stellen? Auf der Suche nach Antworten ist auch auf der INTERGEO in Berlin das Wirtschaftspotenzial<br />
öffentlicher Geodaten als Themenslot im Kongressprogramm fest verankert.<br />
Die Stadt Bonn steht in Sachen<br />
Open Data noch recht am<br />
Anfang, hat sich aber mit dem Ratsbeschluss<br />
vom 30. Januar 2014 auf<br />
einen klar definierten Weg gemacht.<br />
Sven Hense, Projektleiter E-Government<br />
und Leiter der Koordinationsstelle<br />
Open Data der Stadt Bonn, ist<br />
mit dabei: Er erklärt, dass <strong>die</strong> Stadtverwaltung<br />
konsequent daran arbeite,<br />
um das im Mai veröffentliche<br />
Open Data Portal inhaltlich weiter<br />
auszubauen. Bei einer zuvor geleisteten<br />
Umfrage zu den Wunschdatensätzen,<br />
<strong>die</strong> der Öffentlichkeit<br />
übergeben werden sollen, lagen<br />
Geodaten weit vorne, so Hense. „Die<br />
Georeferenzierung war das meist genannte<br />
Kriterium der Wunschdatensätze“.<br />
Erheblicher Run auf <strong>die</strong> Daten<br />
In der Vermessungsverwaltung<br />
Berlin, der gastgebenden Stadt der<br />
INTERGEO 2014, ist man in Sachen<br />
Open Geodata schon einige Schritte<br />
weiter. Die Hauptstadt gilt neben<br />
Hamburg und Bremen als der Motor,<br />
wenn es darum geht, öffentliche<br />
Geodaten unter <strong>die</strong> Leute zu bringen<br />
– <strong>für</strong> alle zur freien Verwendung<br />
und entgeltfrei, wie es im Verwaltungsjargon<br />
heißt. Und in <strong>die</strong>ser<br />
Open-Data-Strategie sieht Thomas<br />
Luckhardt aus der Senatsverwaltung<br />
Berlin <strong>die</strong> Chance, öffentliche Geodaten<br />
nutzbringend auch in <strong>die</strong><br />
Wirtschaft zu bringen. „Nachdem<br />
wir <strong>die</strong> Daten im letzten Jahr freigegeben<br />
haben, ist ein größerer Run<br />
auf <strong>die</strong> offenen Daten festzustellen“,<br />
so der verantwortliche Leiter der<br />
Abteilung III – Geoinformation bei<br />
der Senatsverwaltung <strong>für</strong> Umwelt<br />
und Stadtentwicklung. Noch hat<br />
man nicht exakt ermittelt, wer auf<br />
welche Datensätze zugreift. Doch<br />
Luckhardt stellt fest, dass <strong>die</strong> Daten<br />
bei weitem stärker genutzt werden<br />
als zuvor. „Die Preise und teils schwer<br />
durchschaubaren Preismodelle waren<br />
definitiv ein Grund in dem Gesamtgefüge,<br />
<strong>die</strong> zuvor zu einer Zurückhaltung<br />
bei den Kunden geführt hat“,<br />
so Luckhardt.<br />
Rahmenbedingungen noch<br />
nicht optimal<br />
Preise und Preisgefüge, Lizenzen und<br />
Lizenzmodelle, Fragen des Datenschutzes,<br />
aber auch <strong>die</strong> Auffindbarkeit<br />
öffentlicher Geodaten sind<br />
Hürden auf dem Weg von Geodaten<br />
in <strong>die</strong> Wirtschaft. Lars Behrens, stellvertretender<br />
Leiter der Geschäftsstelle<br />
der Kommission <strong>für</strong> Geoinformationswirtschaft<br />
(GIW-Kommission),<br />
kommt zu folgender Feststellung:<br />
„Immer mehr Behörden stellen ihr<br />
Angebot an Geodaten ins Netz, aber<br />
<strong>die</strong> Nachfrage aus der Wirtschaft<br />
lässt noch zu wünschen übrig.“<br />
Stimmt also das eingangs formulierte<br />
und so oft postulierte Credo von der<br />
Inwertsetzung von Geodaten durch<br />
<strong>die</strong> Wirtschaft vielleicht gar nicht?<br />
„Doch, auf jeden Fall“, so Behrens.<br />
Die Wirtschaft habe einen enormen<br />
Mehrwert durch den Einsatz von<br />
Geodaten, aber <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />
seien noch nicht optimal. Es<br />
scheint so, als ob mit der wachsenden<br />
Anzahl der Portale behördlicher<br />
Geodaten und der anhaltenden<br />
Diskussionen um Lizenzmodelle<br />
und Datenschutzbestimmungen <strong>die</strong><br />
Verunsicherung der Unternehmen<br />
wachse.<br />
Doch es gibt auch Positivbeispiele:<br />
Zu den von der GIW-Kommission<br />
angestoßenen Best-Practice-<br />
Projekten zählen Anwendungen in<br />
der Waldwirtschaft, im Immobiliensektor,<br />
dem Gesundheitswesen oder<br />
der Rohstoffwirtschaft. In allen sogenannten<br />
Leitprojekten konnte <strong>die</strong><br />
GIW-Kommission zeigen, dass Geodaten<br />
einen hohen Mehrwert <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Wirtschaft liefern können. Wenn<br />
sie denn so bereitgestellt werden,<br />
dass <strong>die</strong> Unternehmen mit den<br />
Daten arbeiten können.<br />
Von anderen lernen<br />
Sven Hense von der Koordinationsstelle<br />
Open Data in Bonn, hat nun<br />
den entscheidenden Vorteil, sich mit<br />
anderen Akteuren auszutauschen<br />
und Open Data inhaltlich weiterentwickeln<br />
zu können. „Wir werden<br />
gezielt kooperieren, um bei den<br />
Unternehmen der Region <strong>die</strong> Werbetrommel<br />
<strong>für</strong> das Datenportal zu<br />
rühren“, so Hense. Gezielt ansprechen,<br />
Bedürfnisse abfragen, Aufmerksamkeit<br />
erzeugen und einen<br />
Austausch mit Unternehmen in<br />
Gang bringen – das sind Schritte,<br />
um das Wirtschaftspotenzial der<br />
Geodaten auszuschöpfen. Ob <strong>die</strong>se<br />
Maßnahmen ausreichen werden,<br />
um das Potenzial der Geodaten zu<br />
entfalten, bleibt abzuwarten. „Wir<br />
müssen <strong>die</strong> Wirtschaft mitnehmen,<br />
soviel steht fest“, so Hense.<br />
Weitere Informationen:<br />
http://www.intergeo.de<br />
September 2014<br />
962 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
13. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />
Die <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung am 25. und 26. November 2014 in Berlin ist das traditionelle Branchentreffen<br />
der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft im BDEW. Auf der Jahrestagung suchen Vorstände, Geschäftsführer,<br />
Direktoren und Werkleiter sowie Führungskräfte der <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>wirtschaft Antworten auf <strong>die</strong><br />
zentralen Fragen der Branche. Darüber hinaus ist <strong>die</strong> Tagung eine optimale Gelegenheit, sich aus erster Hand<br />
über zukünftige Initiativen in Berlin und Brüssel zu informieren. In kurzen Thesenvorträgen und anschließenden<br />
Diskussionsrunden werden Entwicklungen, Lösungen und Strategien <strong>für</strong> <strong>die</strong> kommenden Aufgaben der<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft mit Spitzenvertretern aus Politik, Umweltverbänden und Unternehmen diskutiert. Im<br />
Rahmen der Abendveranstaltung im Umspannwerk Ost ist eine Diskussionsrunde mit Bundestagsabgeordneten<br />
zu aktuellen ordnungspolitischen Themen geplant.<br />
Die <strong>Wasser</strong>wirtschaft steht vor<br />
großen Aufgaben. Die Branche<br />
muss sich den Folgen des Klimawandels,<br />
den steigenden Grundwasserbelastungen<br />
und den Auswirkungen<br />
des demografischen Wandels stellen.<br />
Überall sind strukturelle Anpassungen<br />
notwendig. Beispielsweise erfordert<br />
ein sinkender <strong>Wasser</strong>gebrauch bei<br />
gleichzeitigem Bevölkerungsrückgang<br />
neue Tarifstrukturen. Nur<br />
durch <strong>die</strong> Einführung neuer Preismodelle<br />
können <strong>die</strong> Trinkwasserund<br />
<strong>Abwasser</strong> infrastrukturen nachhaltig<br />
finanziert werden, ohne dass<br />
<strong>die</strong> Unternehmen in eine Kostendeckungslücke<br />
geraten. Dass <strong>die</strong><br />
<strong>Wasser</strong>entgelte schon seit Längerem<br />
im Fokus von Politik, Verbrauchern<br />
und Kartellbehörden stehen, macht<br />
<strong>die</strong> Umstellung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Branche nicht<br />
einfacher. Wie das Beispiel zeigt,<br />
sind Fach- und Führungskräfte in<br />
der <strong>Wasser</strong>wirtschaft zwangsläufig<br />
gezwungen, bei ihren unternehmerischen<br />
Entscheidungen mutig neue<br />
Wege zu gehen und Optimierungspotenziale<br />
zu identifizieren – z. B.<br />
durch Benchmarkingprojekte.<br />
Einen richtungsweisenden Einfluss<br />
auf <strong>die</strong> Entscheidungen in den Unternehmen<br />
haben zudem auch <strong>die</strong><br />
ordnungspolitischen und rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen. Dabei<br />
müssen <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgungsunternehmen<br />
sowohl internationale<br />
Verträge (transatlantisches<br />
Freihandelsabkommen) als<br />
auch europäische Richtlinien (Kommunale<br />
<strong>Abwasser</strong>richtlinie, EU-Klärschlammrichtline)<br />
und nationale Regelungen<br />
(Fracking-Gesetzesentwurf,<br />
Düngeverordnung, Novelle der Oberflächenverordnung)<br />
beachten. Insbesondere<br />
<strong>die</strong> Grundwasserbelastungen<br />
durch Pestizide und Nitrat ist in<br />
Deutschland im Vergleich zu anderen<br />
EU-Ländern deutlich gestiegen.<br />
Durch intensive Diskussion mit politischen<br />
Entscheidungsträgern gilt<br />
es, <strong>die</strong> gewohnt hohe Qualität des<br />
Trinkwassers durch eine rechtliche<br />
Fixierung des Vorsorge- und Verursacherprinzips<br />
sicherzustellen. Alles<br />
in allem gibt es somit genug Themen<br />
und Diskussionsstoff, mit dem<br />
sich <strong>die</strong> Teilnehmer der <strong>die</strong>sjährigen<br />
Tagung auseinandersetzen können.<br />
Diese und viele weitere Themen<br />
stehen <strong>die</strong>ses Jahr im Mittelpunkt<br />
der Tagung:<br />
• Gefahr im Verzug? – Transatlantisches<br />
Freihandelsabkommen und<br />
<strong>die</strong> ordnungspolitischen Folgen<br />
• Hohe Erwartungen! – Neue Entwicklungen<br />
zur Effizienz und<br />
Transparenz in der Branche<br />
• Zwischen Gewässerschutz und<br />
Bergrecht – Zukunft von Fracking<br />
in Deutschland<br />
• Wo bleibt das Verursacherprinzip?<br />
– Novellierung der Ober flächengewässerverordnung<br />
• Grundwassergefährdung durch<br />
Nitrateintrag – Anforderungen<br />
an neue Düngeverordnung<br />
• Wertstoff oder Abfallprodukt? –<br />
<strong>Abwasser</strong>verordnung und Klärschlammverordnung<br />
Kontakt:<br />
Projektleitung: Frank Schmilowski,<br />
Projektassistenz: Nicole von Saldern,<br />
Tel. (030) 28 44 94-215,<br />
E-Mail: Nicole.von-saldern@ew-online.de,<br />
www.ew-online.de/wwjt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Ihr Kontakt zur Redaktion<br />
Sieglinde Balzereit, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-25, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Ihr Kontakt zur Mediaberatung<br />
Inge Spoerel, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-22, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 963
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Die InfraBAU erstmals in Deutschland<br />
Aufgrund der hohen Nachfrage<br />
erweitert sich das Messeprofil<br />
der InfraBAU Fachmesse 2014, um<br />
den Themenblock „Hochbau“. Die<br />
Businessplattform im Norden Deutschlands<br />
vom 18. bis 20. November<br />
2014 gewinnt jeden Tag neue Aussteller<br />
aus dem Hoch-, Tief-, Straßenund<br />
<strong>Wasser</strong>bau. Parallel zu <strong>die</strong>ser<br />
Fachmesse findet <strong>die</strong> „Intergrün –<br />
Fachmesse <strong>für</strong> den Garten- und<br />
Landschaftsbau“ statt. Beide Veranstaltungen<br />
sprechen öffentliche<br />
Institutionen, wie u. a. Stadt-, Kreis-,<br />
Gemeinde- und Ortsverwaltungen,<br />
an. Besucher können <strong>die</strong> Synergien<br />
beider Fachmessen optimal <strong>für</strong> sich<br />
nutzen, indem sie mit nur einem<br />
Besuch gleichzeitig von zwei Fachmessen<br />
profitieren. Die deutsche<br />
Infrastrukturbranche befindet sich<br />
im Aufschwung. Vor allem in den<br />
Bundesländern Nordrhein-Westfalen<br />
und Niedersachsen laufen <strong>die</strong> Entwicklungen<br />
auf Hochtouren.<br />
Das niederländische Konzept<br />
beeindruckt sowohl Aussteller als<br />
auch Besucher durch das „Allesaus-einer-Hand-Konzept“<br />
und ist<br />
ein schlagfertiges Argument <strong>für</strong><br />
Unternehmen, sich auf der InfraBAU<br />
Fachmesse zu präsentieren.<br />
Kontakt/Informationen:<br />
Sneshana Seifert, Projektmanagerin,<br />
InfraBAU FACHMESSE & NFZ Fachmesse,<br />
Energieweg 2, NL-7772 TV Hardenberg,<br />
Tel. (02151) 96 39 013,<br />
E-Mail: S.Seifert@messe-hal.de,<br />
www.messe-hal.de<br />
INDOWATER 2015<br />
11. Internationale indonesische <strong>Wasser</strong>fachmesse in Jakarta<br />
Vom 27. bis 29. Mai 2015 findet<br />
zum elften Mal <strong>die</strong> Fachmesse<br />
INDOWATER in Jakarta (Indonesien)<br />
statt. Veranstalter sind „PT. Napindo<br />
Media Ashatama” in Kooperation<br />
mit der „Indonesian Water Supply<br />
Association”. MEREBO Messe Marketing<br />
aus Hamburg ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> internationale<br />
Beteiligung aus Europa,<br />
Amerika und Australien zuständig.<br />
INDOWATER findet im Verbund<br />
mit INDOWASTE und INDORENERGY<br />
jährlich abwechselnd in Jakarta und<br />
Surabaya statt.<br />
Die Messe umfasst <strong>die</strong> Bereiche<br />
<strong>Wasser</strong>-, <strong>Abwasser</strong>- und Recyclingtechnologien.<br />
Austragungsort ist das<br />
Jakarta Convention Centre. Auf der<br />
letzten INDOWATER Jakarta 2013<br />
präsentierten sich insgesamt 503<br />
Aussteller aus 30 Nationen den<br />
7150 Fachbesuchern.<br />
Interessierte Unternehmen wenden<br />
sich bitte an:<br />
MEREBO Messe Marketing,<br />
Jakobikirchhof 9, D-20095 Hamburg,<br />
Tel. (040) 3999905-0, Fax (040) 3999905-25,<br />
E-Mail contact@merebo.com,<br />
www.indowater.merebo.com<br />
Biofilme: Detektion, Charakterisierung und<br />
Möglichkeiten der Kontrolle<br />
Prof. Dr. Harald Horn vom Karlsruher<br />
Institut <strong>für</strong> Technologie<br />
(KIT) bietet am 10. November 2014<br />
im Rahmen des GDCh-Fortbildungsprogramms<br />
den Kurs „Biofilme:<br />
Detektion, Charakterisierung und<br />
Möglichkeiten der Kontrolle“ in<br />
Frankfurt am Main an.<br />
Der Kurs spricht Naturwissenschaftler,<br />
Pharmazeuten, Lebensmittelchemiker<br />
und Wissenschaftler, <strong>die</strong><br />
in hygienerelevanten Bereichen arbeiten<br />
gleichermaßen an. Er ist darauf<br />
ausgerichtet, ein grundlegendes Verständnis<br />
der Struktur und Funktion<br />
von Biofilmen in technischen Systemen<br />
zu vermitteln.<br />
Die wesentlichen Komponenten<br />
und Akteure <strong>die</strong>ser mikrobiellen<br />
Lebensgemeinschaften werden ebenso<br />
wie <strong>die</strong> Funktionen, <strong>die</strong> sie in<br />
<strong>die</strong>sem System übernehmen, vermittelt.<br />
Prof. Dr. Harald Horn und<br />
Dr. Michael Wagner stellen darüber<br />
hinaus einen Überblick über <strong>die</strong><br />
gängigen Methoden zur Identifikation,<br />
zum Monitoring und zur<br />
Kontrolle der Biofilme vor.<br />
Link zur Veranstaltung:<br />
https://www.gdch.de/veranstaltungen/fortbildung/fortbildung/event/59414.html<br />
Kontakt:<br />
Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V.,<br />
Anke Moosbauer,<br />
Varrentrappstraße 40–42,<br />
D-60486 Frankfurt am Main,<br />
Tel. (069) 7917-291, Fax (069) 7917-475,<br />
E-Mail: fb@gdch.de, www.gdch.de/fortbildung<br />
September 2014<br />
964 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Leute | NACHRICHTEN |<br />
Honorarprofessur <strong>für</strong> Gerald Linke<br />
Ernennung an der Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />
Die Ruhr-Universität Bochum<br />
hat Dr. rer. nat. Gerald Linke<br />
zum Honorarprofessor ernannt. Die<br />
Universität würdigt auf <strong>die</strong>se Weise<br />
seine langjährige Tätigkeit als<br />
Lehrbeauftragter am Lehrstuhl <strong>für</strong><br />
Energieanlagen und Energieprozesstechnik,<br />
kurz LEAT (Leitung: Prof.<br />
Dr. Viktor Scherer). Dr. Linke, der<br />
bereits 2008 am Zentrum <strong>für</strong> Europäische<br />
Integrationsforschung in<br />
Bonn sowie am Institute of Petroleum<br />
Engineering der TU Clausthal<br />
und später am Institut <strong>für</strong> Infrastruktur<br />
und Ressourcenmanagement<br />
der Universität Leipzig Vorlesung<br />
gehalten hat, ist seit 2009<br />
kontinuierlich Dozent an der RUB<br />
und hält dort praxisorientierte Vorlesungen<br />
vor allem zu den Themen<br />
des Energietransports, der Energiespeicherung<br />
und -verteilung.<br />
Die Bestellungsurkunde über reichte<br />
Prorektor Prof. Dr. Löwenstein (im<br />
Bild rechts) am 18. August in<br />
Bochum.<br />
Gerald Linke (50) hat an der<br />
Technischen Universität Braunschweig<br />
Physik stu<strong>die</strong>rt und wurde<br />
dort 1994 zum Dr. rer. nat. promoviert.<br />
Seit 1995 hatte Linke<br />
verschiedene technische Führungspositionen<br />
bei der Ruhrgas AG (später<br />
E.ON Ruhrgas AG) in Essen inne.<br />
Seit 3. Juli 2014 ist Gerald Linke<br />
Hauptgeschäftsführer des Deutschen<br />
Vereins des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches<br />
(DVGW) in Bonn. Als anerkannter<br />
Experte der Gastechnik ist Dr. Linke<br />
in zahlreichen Gremien auch international<br />
aktiv.<br />
Prof. Dr.-Ing. Viktor Scherer, RUB, Prof. Dr. Gerald<br />
Linke, DVGW, Prof. Dr. Wilhelm Löwenstein, RUB<br />
(v. l. n. r.). Quelle: RUB (© Nelle)<br />
BDEW Bundesverband der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e.V.<br />
13. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung<br />
25. bis 26. November 2014, Berlin<br />
Jetzt informieren und anmelden:<br />
www.ew-online.de/wwjt<br />
Themen u. a.:<br />
• Gefahr im Verzug? – Transatlantisches<br />
Freihandelsabkommen und <strong>die</strong> Folgen<br />
• Hohe Erwartungen! – Neue Entwicklungen zur Effizienz<br />
in der Branche<br />
• Zwischen Gewässerschutz und Bergrecht – Zukunft von<br />
Fracking in Deutschland<br />
• Wo bleibt das Verursacherprinzip? – Novellierung der<br />
OberflächengewässerVO<br />
• Grundwassergefährdung durch Nitrateintrag –<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> DüngeVO<br />
• Wertstoff oder Abfallprodukt? – <strong>Abwasser</strong>VO und<br />
KlärschlammVO<br />
BDEW_AZ_188x120_13WWJT.indd 1 08.07.14 13:51<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 965
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<strong>für</strong> das <strong>Wasser</strong>- und<br />
<strong>Abwasser</strong>fach<br />
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im Energieund<br />
<strong>Wasser</strong>fach<br />
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allen wichtigen Fragen rund um <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong> versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong> behandlung.<br />
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<strong>gwf</strong> <strong>Wasser</strong>/<strong>Abwasser</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
September 2014<br />
966 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
Als einer der großen Berufsbildungsanbieter in der<br />
Versorgungswirtschaft bietet der DVGW jedes Jahr<br />
über 300 Themen mit rund 1600 Veranstaltungen zu<br />
technischen und fachübergreifenden Themen aus dem<br />
Energie- und <strong>Wasser</strong>fach an. Ob Seminare, Lehrgänge,<br />
Praxistrainings, Tagungen, Kongresse oder Inhouse-<br />
Schulungen: Rund 30 000 Teilnehmer pro Jahr nutzen<br />
<strong>die</strong>ses umfangreiche Bildungs- und Qualifizierungsangebot<br />
des DVGW <strong>für</strong> ihre berufliche Entwicklung.<br />
Ab sofort finden sich alle Informationen zum Berufsbildungs-<br />
und Qualifizierungsan gebot des DVGW<br />
auf der neuen Veranstaltungs-Website www.dvgwveranstaltungen.de<br />
Ein zweiter Schwerpunkt der Website liegt auf den<br />
Berufsinformationen zu Stu<strong>die</strong>n- und Ausbildungsgängen<br />
im Energie- und <strong>Wasser</strong>fach. Sie richten sich z. B. an<br />
Facharbeiter in der Versorgungswirtschaft, <strong>die</strong> sich zum<br />
Meister qualifizieren möchten, oder an Meister, <strong>die</strong> eine<br />
weitere Versorgungssparte anstreben. Schulabgänger<br />
und Mitarbeiter aus den Versorgungsunternehmen, <strong>die</strong><br />
sich <strong>für</strong> eine (zusätzliche) Ausbildung oder <strong>für</strong> ein Studium<br />
in der Versorgungswirtschaft interessieren, erhalten auf<br />
<strong>die</strong>ser Website Informationen <strong>für</strong> ihre Entscheidungsfindung.<br />
Für Personalverantwortliche bietet <strong>die</strong> Seite<br />
einen Wegweiser durch den Qualifizierungsdschungel.<br />
Dieser Teil der Website ist auch direkt über <strong>die</strong> Domain:<br />
www.berufsbilder-versorgungswirtschaft.de erreichbar.
| RECHT UND REGELWERK |<br />
Neue DWA-Merkblätter erschienen<br />
Merkblatt DWA-M 256-5: Prozessmesstechnik auf Kläranlagen –<br />
Teil 5: Messeinrichtungen zur Bestimmung des Trockensubstanzgehaltes<br />
Die Deutsche Vereinigung <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V. (DWA) hat den überarbeiteten<br />
Teil 5 der Merkblattreihe<br />
„Prozessmesstechnik auf Kläranlagen“<br />
vorgelegt. In dem Merkblatt werden<br />
<strong>die</strong> technischen Anforderungen an<br />
<strong>die</strong> Geräte, deren Messprinzipien<br />
und <strong>die</strong> daraus resultierenden spezifischen<br />
Eigenschaften vorgestellt.<br />
Außerdem enthält DWA-M 256-5<br />
Hinweise zur Wahl eines geeigneten<br />
Messortes sowie zu Installation, Betrieb<br />
und Instandhaltung der Messeinrichtungen.<br />
Die Neufassung des Merkblattteils<br />
war wegen der Entwicklungen<br />
in der Datenverarbeitung (Digitalisierung)<br />
erforderlich. Einrichtungen<br />
zur Messung des Trockensubstanzgehaltes<br />
sind auf Kläranlagen von<br />
grundlegender Bedeutung und weit<br />
verbreitet. Sie erfordern besondere<br />
Sorgfalt bei der Anwendung und<br />
Auswahl der Messstellen.<br />
Die Merkblattreihe soll Planer<br />
und Betreiber von Kläranlagen bei<br />
der Auswahl von Messeinrichtungen<br />
unterstützen. Geeignete Geräte sind<br />
eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong><br />
einen zuverlässigen und kostengünstigen<br />
Anlagenbetrieb.<br />
Der Einsatz der in den Teilen 1<br />
bis 8 beschriebenen Prozessmessgeräte<br />
bedeutet einen finanziellen<br />
Aufwand sowohl im Bereich der<br />
Investitionen als auch durch den<br />
Betrieb der Geräte. Die im Merkblatt<br />
enthaltene Übersicht über sinnvolle<br />
Messorte und -größen bietet eine<br />
Hilfestellung <strong>für</strong> den effizienten und<br />
rechtssicheren Einsatz von Prozessmesstechnik.<br />
Dies gilt sowohl <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Qualität der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
als auch den kosteneffizienten Betrieb.<br />
Information:<br />
Juli 2014, 32 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-70-6,<br />
Ladenpreis: 43,50 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 34,80 Euro.<br />
Kombipaket DWA-M 256 Teile 5,6 und 7:<br />
92,00 Euro (Fördermitglieder: 73,60 Euro).<br />
www.wassertermine.de<br />
Merkblatt DWA-M 256-7: Prozessmesstechnik auf Kläranlagen –<br />
Teil 7: Messeinrichtungen zur Bestimmung der Trübung<br />
In der Merkblattreihe „Prozessmesstechnik<br />
auf Kläranlagen“ hat<br />
<strong>die</strong> Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.<br />
(DWA) einen neuen Teil 7 über Messeinrichtungen<br />
zur Bestimmung der<br />
Trübung herausgegeben. In dem<br />
Merkblatt werden <strong>die</strong> technischen<br />
Anforderungen an <strong>die</strong> Geräte, deren<br />
Messprinzipien und <strong>die</strong> daraus resultierenden<br />
spezifischen Eigenschaften<br />
vorgestellt. Außerdem enthält<br />
DWA-M 256-7 Hinweise zur Wahl<br />
eines geeigneten Messortes sowie<br />
zu Installation, Betrieb und Instandhaltung<br />
der Messeinrichtungen.<br />
Messeinrichtungen zur Bestimmung<br />
der Trübung spielen auf<br />
Kläranlagen im Ablaufbereich eine<br />
wichtige Rolle. Sie eignen sich zur<br />
generellen Überwachung des Auftretens<br />
oder Abtriebs von Partikeln,<br />
wie sie aus feinverteilten oder abgesetzten<br />
Schlämmen hervorgehen<br />
können. Die Trübung stellt eine Größe<br />
dar, <strong>die</strong> physikalisch nicht direkt<br />
als solche gemessen wird. Vielmehr<br />
wird der Messwert aus dem durch<br />
das Probenmaterial gestreuten Licht<br />
abgeleitet. Hohe Trübungswerte lassen<br />
sich oft nur schwierig messen.<br />
Hier ist der Übergang zur Feststoffmessung<br />
fließend.<br />
Die Merkblattreihe soll Planer<br />
und Betreiber von Kläranlagen bei<br />
der Auswahl von Messeinrichtungen<br />
unterstützen. Geeignete Geräte sind<br />
eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong><br />
einen zuverlässigen und kostengünstigen<br />
Anlagenbetrieb. Die Digitalisierung<br />
der Signalverarbeitung<br />
ermöglicht eine Vielzahl neuer Funktionen,<br />
<strong>die</strong> in Bezug auf <strong>die</strong> gestellten<br />
Anforderungen zu bewerten sind.<br />
Information:<br />
Juli 2014, 19 Seiten,<br />
ISBN 978-3-944328-71-3,<br />
Ladenpreis: 32,50 Euro,<br />
fördernde DWA-Mitglieder: 26 Euro.<br />
Kombipaket DWA-M 256 Teile 5,6 und 7:<br />
92,00 Euro (Fördermitglieder: 73,60 Euro).<br />
Herausgeber und Vertrieb:<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft,<br />
<strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V.,<br />
Theodor-Heuss-Allee 17, D-53773 Hennef,<br />
Tel. (02242) 872-333, Fax (02242) 872-100,<br />
E-Mail: info@dwa.de,<br />
DWA-Shop: www.dwa.de/shop<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 967
| RECHT UND REGELWERK<br />
|<br />
Regelwerk <strong>Wasser</strong><br />
W 107 (A) Entwurf: Aufbau und Anwendung numerischer Grundwassermodelle in<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnungsbetrieben, 8/2014<br />
Einspruchsfrist: 30. November 2014<br />
Das DVGW-Arbeitsblatt W 107 wurde<br />
von einem Projektkreis des gemeinsamen<br />
DVGW-Technischen Komitees/<br />
DWA-Fachausschusses „Grundwasser<br />
und Ressourcenmanagement“ überarbeitet.<br />
Es <strong>die</strong>nt als Grundlage <strong>für</strong><br />
den Aufbau und <strong>die</strong> Anwendung<br />
numerischer Grundwasserströmungsund<br />
Transportmodelle als Instrumente<br />
des Ressourcenmanagements bei<br />
der Gewinnung von Grundwasser<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung.<br />
Um <strong>die</strong> Ressource Grundwasser<br />
in <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten nachhaltig<br />
zu bewirtschaften, ist ein<br />
vorausschauender quantitativer<br />
und qualitativer Gewässerschutz<br />
im gesamten Einflussbereich der<br />
Trinkwassergewinnungsanlage erforderlich.<br />
Grundwassermodelle sind<br />
hier<strong>für</strong> geeignete Werkzeuge. Sie<br />
übernehmen im Verbund mit anderen<br />
Modellen und Informationssystemen<br />
Planungs- und Kontrollfunktionen.<br />
Während Informationssysteme<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zustandscharakterisierung<br />
eines <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebietes eingesetzt<br />
werden, ist es <strong>die</strong> spezielle<br />
Aufgabe numerischer Grundwassermodelle,<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen realisierter,<br />
geplanter oder unterlassener<br />
Maßnahmen auf das Grundwasser<br />
unter Berücksichtigung zeitlicher Faktoren<br />
zu verstehen und sie sichtbar,<br />
nachvollziehbar und quantifizierbar<br />
zu machen. Auf <strong>die</strong>se Weise unterstützen<br />
sie durch ihre Prognosefähigkeit<br />
entsprechend ihren Zielsetzungen,<br />
Möglichkeiten und Grenzen notwendige<br />
Entscheidungsfindungen.<br />
Die Anforderungen an Inhalt,<br />
Zielsetzung, Ergebnisse, Zuverlässigkeit<br />
und Anwendungsgrenzen bei<br />
der Modellerstellung, -anwendung<br />
und -pflege werden dargestellt,<br />
schwerpunktmäßig <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwendung<br />
im Lockergesteinsgrundwasserleiter.<br />
In Festgesteinsgrundwasserleitern<br />
sind zum Teil deutliche<br />
Einschränkungen bei den Anwendungen<br />
zu beachten. Das Arbeitsblatt<br />
lässt sich sinngemäß auch<br />
auf weitere Grundwasserentnahmen,<br />
z. B. <strong>für</strong> Brauch- oder Beregnungswasser,<br />
übertragen.<br />
Dieses Arbeitsblatt <strong>die</strong>nt auch<br />
als Leitlinie, <strong>die</strong> erforderlichen und<br />
zweckmäßigen Maßnahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Vergabe, Aufbau, Anwendung und<br />
Qualitätssicherung von Grundwasserströmungs-<br />
und Grundwassertransportmodellen<br />
zwischen Auftraggeber<br />
und Auftragnehmer in <strong>Wasser</strong>gewinnungsgebieten<br />
zu gestalten.<br />
Es ersetzt aber ausdrücklich nicht<br />
wissenschaftliche Fachliteratur und<br />
Arbeitshilfen <strong>für</strong> <strong>die</strong> praktische<br />
Modellierung von Grundwassersystemen.<br />
Preis:<br />
€ 34,97 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 46,63 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
W 402-B1(A) Entwurf: 1. Beiblatt zum Arbeitsblatt W 402 Netz- und Schadenstatistik;<br />
Erfassung und Auswertung von Daten zur Instandhaltung von <strong>Wasser</strong>rohrnetzen;<br />
Unternehmensübergreifende Datenerhebung, 7/2014<br />
Einspruchsfrist: 30. November 2014<br />
Über <strong>die</strong> Zurückziehung der Anhänge<br />
E und F des DVGW-Arbeitsblatts<br />
W 402 sowie über alle zugehörigen<br />
Änderungen der Datenerhebung<br />
seitens DVGW ist bereits in energie |<br />
wasser-praxis 5/2014, Seite 64 und<br />
65, berichtet worden. Nun liegt im<br />
Entwurf das Beiblatt vor, das <strong>die</strong>se<br />
Anhänge ersetzen soll.<br />
So hat sich im Rahmen der bisherigen<br />
Datenerhebung gezeigt,<br />
dass keine Daten zu Werkstoffgenerationen<br />
abgegeben werden,<br />
offenbar weil <strong>die</strong>se in den bisherigen<br />
Fragebögen nur als optional<br />
gekennzeichnet sind. Blei, GFK,<br />
Spannbeton, Stahlbeton und neuere,<br />
bislang nicht berücksichtigte Werkstoffe<br />
und Rohrkonstruktionen<br />
sind statistisch von so geringer<br />
Bedeutung, dass eine gesonderte<br />
Erfassung derzeit nicht gerechtfertigt<br />
erscheint.<br />
Nicht bewährt haben sich auch<br />
<strong>die</strong> bisherige Feingliederung im<br />
Zusammenhang mit Änderungen<br />
des Leitungsbestands und der<br />
Schadens ursachen, <strong>die</strong> Erfassung von<br />
Druckminderern, Regelarmaturen,<br />
Be-/Entlüftern und Kabeln sowie <strong>die</strong><br />
bisherige Differenzierung bei Absperrarmaturen<br />
und Hydranten.<br />
Demgemäß wird <strong>die</strong> Erhebungssystematik<br />
nun schlanker und klarer<br />
strukturiert. Da <strong>die</strong> Erhebung inzwischen<br />
ausschließlich per Internet erfolgt<br />
(www.strukturdatenerfassung.de),<br />
enthält das Beiblatt keine Formulare<br />
mehr, sondern beschränkt<br />
sich auf <strong>die</strong> Nennung und ggf.<br />
Erläuterung der jeweiligen Erfassungsgrößen.<br />
Gegenüber den Anhängen E<br />
und F des DVGW-Arbeitsblatts<br />
W 402 wurden nun also folgende<br />
Änderungen vorgenommen:<br />
••<br />
gesonderte Erfassung von<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
bzw. Fern- und<br />
Zubringerleitungen<br />
••<br />
Reduzierung der Bestandsangaben<br />
(Leitungslängen/<br />
Stückzahlen am Jahresende)<br />
September 2014<br />
968 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| RECHT UND REGELWERK |<br />
••<br />
Beschränkung auf Rehabilitationslängen<br />
und -stückzahlen hinsichtlich<br />
der Bestandsänderungen<br />
••<br />
Reduzierung der erfassten Bauteile<br />
auf Armaturen und Hydranten<br />
••<br />
Reduzierung auf zwei Schadenskategorien<br />
(mit/ohne Fremdverursachung)<br />
••<br />
Beseitigung redundanter<br />
Erfassungsgrößen und<br />
optionaler Zusatzangaben<br />
Ziel ist eine größere Beteiligung<br />
seitens der Versorgungsunternehmen<br />
sowie eine zügigere und<br />
zuverlässigere Auswertung der so<br />
erhobenen Daten.<br />
Preis:<br />
€ 17,61 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 23,49 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
W 225 (A) Entwurf: Ozon in der <strong>Wasser</strong>aufbereitung, 7/2014<br />
Einspruchsfrist: 30. November 2014<br />
Das Arbeitsblatt wurde vom Projektkreis<br />
„Oxidation“ im Technischen Komitee<br />
„<strong>Wasser</strong>aufbereitungsverfahren“<br />
überarbeitet. Es <strong>die</strong>nt als Grundlage<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwendung von Ozon zum<br />
Zwecke der Oxidation und Desinfektion<br />
in der zentralen <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
Es macht Angaben zu den<br />
Reaktionsmechanismen des Ozons<br />
mit organischen und anorganischen<br />
<strong>Wasser</strong>inhaltsstoffen, zu den Einsatzgebieten<br />
Oxidation, Desinfektion,<br />
Mikroflockung und gibt Hinweise<br />
zur Auslegung und Einbindung der<br />
Ozonung in <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>aufbereitung.<br />
Gegenüber dem Merkblatt aus 2002<br />
wurden <strong>die</strong> Angaben zur Abbaubarkeit<br />
von Schadstoffen erweitert, ein<br />
Kapitel zu den Reaktionsprodukten<br />
und ein Bilanzierungsmodel ergänzt.<br />
Zur Erzeugung und Dosierung von<br />
Ozon wird auf DVGW W 625 (M) verwiesen.<br />
Preis:<br />
€ 17,61 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 23,49 Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3,<br />
D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40,<br />
Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Regelwerk Gas/<strong>Wasser</strong><br />
GW 130 (A) Entwurf: Qualitätssicherung der Netzdokumentation, 6/2014<br />
Einspruchsfrist: 30. Oktober 2014<br />
Dieses Arbeitsblatt wurde vom Projektkreis<br />
W-PK-2-5-1 „GW 130“ im<br />
Technischen Komitee „Technische<br />
Geoinformationssysteme (GIS)“ erarbeitet.<br />
Die Anforderungen an <strong>die</strong> Dokumentation<br />
von Versorgungsnetzen<br />
wurden in den letzten Jahren stetig<br />
gesteigert. Neben den Standardanwendungen,<br />
wie z. B. der Visualisierung<br />
der Netzdaten, stehen<br />
heutzutage jedoch vielfältige und<br />
umfangreiche Analysen der Netzstrukturen<br />
im Vordergrund. Erst<br />
durch den Einsatz moderner Geoinformationssysteme<br />
(GIS) und insbesondere<br />
durch einen qualitätsgesicherten<br />
Datenbestand können<br />
zeitnah belastbare Ergebnisse bereitgestellt<br />
werden.<br />
Im DVGW GW 120 (A) ist festgelegt,<br />
dass eine geeignete dokumentierte<br />
Qualitätssicherung sowie<br />
deren Nachverfolgung und Analyse<br />
sicherzustellen ist. Hierdurch ist zu<br />
gewährleisten, dass <strong>die</strong> Netzdaten<br />
vollständig, lesbar, richtig und aktuell<br />
erfasst bzw. verwaltet werden.<br />
Weitere Hinweise zu Qualitätsansprüchen<br />
und -merkmalen in der<br />
Netzdokumentation finden sich in<br />
den unter Abschnitt 2 aufgeführten<br />
DVGW-Regeln. Mit dem vorliegenden<br />
Arbeitsblatt DVGW GW 130 (A)<br />
steht <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Thematik erstmals ein<br />
eigenes Arbeitsblatt zur Ver fügung.<br />
Es soll ein Leitfaden zur praktischen<br />
Umsetzung der Qualitätssicherung<br />
in der Netzdokumentation sein.<br />
Preis:<br />
€ 27,35 <strong>für</strong> Mitglieder;<br />
€ 36,47 <strong>für</strong> Nichtmitglieder.<br />
Bezugsquelle:<br />
wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft<br />
Gas und <strong>Wasser</strong> mbH,<br />
Josef-Wirmer-Straße 3, D-53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9191-40, Fax (0228) 9191-499,<br />
www.wvgw.de<br />
Zurückgezogene Regelwerke<br />
Folgendes Regelwerk wurde zurückgezogen:<br />
W 507 (A)<br />
Gewerbliche Spülmaschinen;<br />
Anforderungen und Prüfung<br />
09/1990 Ersatzlos zurückgezogen<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 969
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
pH-abhängige Bestimmung von<br />
Ladung und Oberflächenspannung<br />
von wässrigen Pektinlösungen<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, Pektin, Derivate, Ladungstitration, Oberflächenspannung, <strong>Wasser</strong>reinigung<br />
Simona Schwarz, Gudrun Petzold und Jörg Bohrisch<br />
Der Naturstoff Pektin, der auch aus Nebenprodukten<br />
wie z. B. Nasstrester der Fruchtsaftindustrie gewonnen<br />
werden kann, ist ein Polyanion mit mittlerer Ladungsdichte,<br />
vergleichbar mit kommerziellen synthetischen<br />
Polyanionen. Je nach Produkttyp und pH-Wert sind<br />
<strong>die</strong> Lösungen über Tage oder sogar Wochen stabil,<br />
was ihre Eignung <strong>für</strong> technische Einsatzzwecke wie<br />
z. B. <strong>die</strong> Flockung vergrößert. Aufgrund der negativen<br />
Ladung der Pektine ist <strong>die</strong> Anwendung in Form von<br />
Dualsystemen (in Kombination mit Polykation oder<br />
Salzen) oder vorgebildeten Polyelektrolytkomplexen<br />
Erfolg versprechend. Die Oberflächenaktivität in<br />
<strong>Wasser</strong> ist gering, wird jedoch durch Zusatz von<br />
CaCl 2 verstärkt, sodass auch hydrophobe Wechselwirkungen<br />
der höherveresterten Pektine ausgenutzt<br />
werden können.<br />
pH Dependent Determination of Charge and Surface<br />
Tension of Aqueos Pectin Solutions<br />
The natural product pectin, which is also obtained by<br />
products such as wet pomace of the fruit juice industry,<br />
is a polyanion with a medium charge density,<br />
comparable with commercial synthetic polyanions.<br />
Depending on the product type and pH the solutions<br />
are stable over days or even weeks, so that their<br />
suitability for technical purposes, such as flocculation<br />
is given. Due to the negative charge of the pectins<br />
usage in the form of dual systems (in combination<br />
with polycations or salts) or preformed polyelectrolyte<br />
complexes could be promising. The surface activity<br />
in water is low, but is enhanced by the addition of<br />
CaCl 2 , so that hydrophobic interactions of the pectins<br />
with higher ester content can be exploited.<br />
1. Einführung<br />
Polysaccharide wie z. B. Chitin, Cellulose, Stärke sowie<br />
Pektine sind wesentliche Bestandteile des Stoffkreislaufs<br />
der Natur. Pektine <strong>die</strong>nen in allen höheren Landpflanzen<br />
vor allem der Festigung und <strong>Wasser</strong>regulierung.<br />
Chemisch gesehen sind sie hochmolekulare Polyuronide,<br />
<strong>die</strong> im Wesentlichen aus α-1,4-glycosidisch verknüpften<br />
D-Galacturonsäure-Einheiten bestehen und in wässriger<br />
Lösung gelbildende Eigenschaften aufweisen. Die<br />
chemischen und physikalischen Eigenschaften der Pektine<br />
wurden seit etwa 1950 umfangreich untersucht [1].<br />
Weltweit werden etwa 40 000 t Pektin pro Jahr<br />
produziert. Die Gewinnung von Pektin erfolgt aus<br />
pflanzlichen Rohstoffen mit hohem Pektingehalt. Besonders<br />
pektinreich sind Apfeltrester mit 15 %, Citrusschalen<br />
(aus Orangen und Zitronen) mit 30 % und<br />
Rübenschnitzel mit 10–20 % Pektin.<br />
Dabei werden <strong>die</strong> wasserlöslichen Substanzen aus<br />
den Rohstoffen mit heißem <strong>Wasser</strong> extrahiert, das Pektin<br />
mit Ethanol, Methanol oder Isopropanol ausgefällt.<br />
Eine Modifizierung mit Salzsäure führt zur Senkung des<br />
Veresterungsgrads, ein Zusatz von Ammoniak führt zu<br />
ami<strong>die</strong>rten Pektinen. Pektine als Naturprodukte finden<br />
bisher wegen ihrer hohen Gelierkraft insbesondere in<br />
der Nahrungsmittelindustrie (Herstellung von Konfitüre,<br />
Süßwaren, Backwaren, Milcherzeugnissen u. a.) sowie in der<br />
Medizin, Pharmazie und Kosmetikindustrie Verwendung.<br />
Je nach Anwendung sind Pektine auf unterschiedliche<br />
Gelier- und Verdickungseigenschaften zu standardisieren.<br />
Bei Bedarf kann das gewünschte Ergebnis durch<br />
Zusatz von Zucker und/oder Puffersubstanzen oder<br />
durch das Mischen von sortenreinen Pektinen erreicht<br />
werden. Zur Sicherung gleichbleibender Qualität wird<br />
<strong>die</strong> Einhaltung der Standardisierungsvorschriften laufend<br />
überprüft und dokumentiert [2].<br />
Enorme Mengen an Nasstrester fallen in der Fruchtsaftindustrie<br />
an. Besser als <strong>die</strong> Entsorgung als Viehfutter,<br />
durch Verkippung auf Feldern, auf der Deponie oder in<br />
der Müllverbrennungsanlage ist <strong>die</strong> Weiterverarbeitung<br />
<strong>die</strong>ser Reststoffe zu Pektinen. Dieser wirtschaftliche und<br />
umweltfreundliche Aspekt könnte durch eine deutlich<br />
vergrößerte Anwendungspalette der Pektine verstärkt<br />
werden. So gibt es beispielsweise umfangreiche Untersuchungen<br />
zur Stabilisierung von Emulsionen mittels<br />
Pektin [3]. Eine weitere mögliche Anwendung ist der<br />
Einsatz als Polyanion bei der Symplexbildung oder der<br />
September 2014<br />
970 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
Schwermetallabtrennung [4]. Im Rahmen eines Projektes<br />
wurde auch der Einsatz von Pektin zur Festigkeitssteigerung<br />
von Papier untersucht [5].<br />
Der Einsatz von Pektin im Bereich der fest/flüssig<br />
Trennung ist jedoch bis jetzt noch wenig verbreitet.<br />
Diese <strong>für</strong> Pektine neuartige Anwendung wurde bisher<br />
nur von einigen Autoren beschrieben [6–8]. Pektin wurde<br />
als Flockungsmittel ohne bzw. mit Zusatz von Fe 3+<br />
und Al 3+ [7, 8] gegenüber Kaolin untersucht. In einem<br />
Standard-Test wurde nachgewiesen, dass Pektin in<br />
Kombination mit Kationen, z. B. Al 3+ eine Verringerung<br />
der Trübung von <strong>Abwasser</strong> um 99 % bewirkt [7]. Als<br />
natürliches Polyanion könnte es also als Flockungsmittel<br />
z. B. bei Dualflockungen in Kombination mit Salzen oder<br />
auch Polykationen eingesetzt werden. Allerdings sind<br />
<strong>die</strong> Molmassen mit maximal ca. 500 000 g/mol <strong>für</strong> einen<br />
singulären Einsatz als Flockungsmittel sehr gering. Deshalb<br />
ist eine Kombination mit langkettigen Polykationen<br />
in einem Dualsystem denkbar [9]. Dies wird auch von<br />
Untersuchungsergebnissen zu Alginaten als weiterer<br />
natürlicher Polycarboxylatquelle gestützt. Neben reinem<br />
Alginat, das beispielsweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Aufarbeitung von<br />
bauxithaltigen Schlämmen patentiert wurde [10], sind<br />
vorwiegend Polyacrylamid-gepfropfte Alginate und ihr<br />
Verhalten bei der Flockung von Kohle-Suspensionen<br />
[11], Kaolin und Eisenerz-Abwässern [12] untersucht<br />
worden.<br />
Zur Erweiterung des Anwendungsspektrums der<br />
Pektine ist es daher notwendig, <strong>die</strong> Eigenschaften von<br />
wässrigen Pektinlösungen detailliert zu untersuchen,<br />
insbesondere medium-abhängige Ladungsdichten,<br />
Strömungspotenziale und Oberflächenspannungen.<br />
Derartige systematische Untersuchungen zu Struktur-<br />
Eigenschaftsbeziehungen bei Pektinen sind bislang<br />
nicht bekannt. So geben Oberflächenspannungen von<br />
Polymerlösungen Hinweise zum hydrophilen bzw. hydrophoben<br />
Charakter und damit zu bevorzugten Wechselwirkungen<br />
mit weiteren Stoffen, was beispielsweise an<br />
modifizierten Stärken unterschiedlicher Substitutionsgrade<br />
nachgewiesen werden konnte [13–15].<br />
Diese Eigenschaften verschiedener Pektine sollen im<br />
Rahmen <strong>die</strong>ser Veröffentlichung charakterisiert werden.<br />
2. Durchführung<br />
2.1 Methoden<br />
Alle Untersuchungen wurden mit den in Tabelle 1 aufgeführten<br />
Pektinen durchgeführt.<br />
Herstellung der Polymerlösungen<br />
Der Feststoffgehalt aller Proben wurde mithilfe eines<br />
Feuchtigkeitsmessgerätes (Modell HR83 Halogen) der<br />
Fa. Mettler-Toledo GmbH (Gießen) ermittelt. Als Lösungsmittel<br />
wurde deionisiertes und mittels einer Milli-Q<br />
Advantage A10 Anlage der Fa. Fisher Scientific GmbH<br />
(Schwerte) gefiltertes <strong>Wasser</strong> (18,2 μS/cm mit pH 6 bei<br />
25 °C) verwendet. Außerdem wurden HCl und NaOH<br />
zugesetzt, um den pH-Wert einzustellen, Calciumchlorid<br />
in unterschiedlichen Konzentrationen und Leitungswasser<br />
<strong>die</strong>nten als Vergleich. Alle Polymerlösungen wurden<br />
in Maßkolben unter ständigem Rühren mithilfe einer<br />
Magnetrührplatte der Fa. Ika Labortechnik (Staufen) bei<br />
60 °C und einer Lösezeit von 30 Min. hergestellt. Die Pektinlösungen<br />
wurden stets frisch verwendet.<br />
Alle Proben haben eine Konzentration von 1g/L in<br />
Millipore-<strong>Wasser</strong>.<br />
Der pH-Wert wurde direkt im Probengefäß des<br />
PCD eingestellt und mittels Elektrode (SevenMulti,<br />
Fa. MettlerTOLEDO) vermessen. Mit Salzsäure und<br />
Natronlauge (0,1 M) wurde der pH-Wert eingestellt. Die<br />
Ladungstitration erfolgte mit dem kurzkettigen Polykation<br />
Polydiallyldimethylammoniumchlorid (PDADMAC)<br />
als Titer, weil alle Pektinlösungen negativ geladen sind.<br />
Polyelektrolyttitration<br />
Die Polyelektrolyttitration erfolgte mithilfe eines Mütek<br />
PCD-03 der Fa. BTG Instruments GmbH (Herrsching) und<br />
des 702 SM Titrino (Metrohm, Schweiz). Die Messungen<br />
erfolgten bei Raumtemperatur. Als entgegengesetzt<br />
geladener Titrant <strong>die</strong>nte das PDADMAC. Der Verbrauch<br />
des jeweiligen Titranten bis zum Erreichen des Ladungsneutralpunktes<br />
<strong>die</strong>nte anschließend zur Berechnung<br />
der Ladungsdichte.<br />
Strömungspotenzial-pH-Wert-Messung<br />
Die Strömungspotenzial-pH-Wert-Profile wurden mit<br />
einem Mütek PCD-03 der Fa. BTG Instruments GmbH<br />
(Herrsching) aufgenommen. Vor der Messung wurde<br />
Tabelle 1. Struktur und Zusammensetzung der verwendeten Pektine.<br />
HO<br />
O<br />
X<br />
O<br />
(X = O – , OMe, NH 2 )<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
O – OMe NH 2 Bez.<br />
95 5 0 PS95<br />
62 38 0 PS62<br />
49 51 0 PS49<br />
26 74 0 PS26<br />
59 33 8 PA59<br />
53 26 21 PA53<br />
Tabelle 2. Eigenschaften verschiedener Pektine.<br />
Name<br />
Feuchte<br />
[%]<br />
pH-Wert Ladungsdichte*<br />
[meq/g]<br />
PS26 13,19 3,65 –1,4<br />
PS49 11,49 3,54 –2,6<br />
PS62 12,52 3,65 –2,8<br />
PS95 15,83 5,58 –4,3<br />
PA59 15,64 4,73 –2,7<br />
PA53 12,98 4,63 –2,6<br />
* Ladungsdichte <strong>für</strong> Stammlösungen bei gegebenem pH-Wert<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 971
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
zunächst der pH-Wert der Probenlösung auf 3 eingestellt<br />
und gegen eine 0,1 M NaOH bis zum Erreichen des<br />
pH-Werts von 9 titriert. Die Messungen erfolgten bei<br />
Raumtemperatur. Ermittelt wird hier das Strömungspotenzial<br />
in Abhängigkeit vom pH-Wert.<br />
Dynamische Oberflächenspannung<br />
Zur Bestimmung der dynamischen Oberflächenspannung<br />
kam das Profil Analysis Tensiometer PAT-1 der Fa. SINTER-<br />
FACE Technologies Dr. R. Miller & Dr. A. Makievski GbR<br />
(Berlin) zur Anwendung. Die Messmethode war <strong>die</strong><br />
des hängenden Tropfens, welche sich sehr gut eignet,<br />
Oberflächenspannungen von Polymerlösungen zu bestimmen.<br />
Vor jeder Messung wurde überprüft, ob <strong>die</strong><br />
Oberflächenspannung des <strong>Wasser</strong>s (72,6 mN/m bei<br />
20 °C) gefunden werden konnte und Verunreinigungen<br />
auszuschließen sind. Die Messungen wurden jeweils über<br />
einen Zeitraum von drei Stunden bei Raumtemperatur<br />
durchgeführt. Bei allen Proben handelte es sich um<br />
Lösungen in <strong>Wasser</strong> (c = 1 g/L) und verschiedene Konzentrationen<br />
von CaCl 2 . Für alle Proben wurde eine<br />
konstante Tropfengröße von 42 mm 2 (entspricht einem<br />
Tropfenvolumen von ca. 35 mm 3 ) festgelegt. Mit einer<br />
zeitlichen Auflösung von 0,4 s pro Datenpunkt wurden<br />
<strong>die</strong> Daten mittels der Software PAT-1 SINTERFACE 2005<br />
gefittet und in <strong>die</strong>ser Form zur Datenauswertung weiter<br />
verwendet.<br />
2.2 Ergebnisse<br />
In Tabelle 1 sind sechs kommerzielle Pektine der Firma<br />
Herbstreith & Fox KG dargestellt. Die Proben wurden<br />
entsprechend ihres Anteils an Säuregruppen bezeichnet.<br />
Die höchste Säurezahl hat das Produkt PS95 mit<br />
95 % Säuregruppen. PS26 hat dagegen nur einen Säuregruppenanteil<br />
von 26 %.<br />
Besonderes Merkmal der Pektine ist, dass über den<br />
Anteil der Estergruppen (OMe) <strong>die</strong> Hydrophilie variabel<br />
eingestellt werden kann, wobei ein hoher Anteil an Estergruppen<br />
zu hydrophoberen Molekülen führen sollte.<br />
Eine weitere Regulierungsmöglichkeit des Anteils freier<br />
Carboxylgruppen besteht in deren Umsetzung mit<br />
Ammoniak zu hydrophilen aber ungeladenen Amiden<br />
Tabelle 3. Einfluss des Lösemittels auf <strong>die</strong> Ladungsdichte (c Pektine = 1 g/L).<br />
Name<br />
Millipore-<br />
<strong>Wasser</strong><br />
Ladungsdichte [meq/g]<br />
Leitungswasser<br />
0,01 M CaCl 2 0,05 M CaCl 2<br />
PS26 –1,42 –1,71 –3,46 –61,0<br />
PS49 –2,61 –2,89 –4,93 –5,8<br />
PS62 –3,22 –2,46 –1,99 –0,24<br />
PS95 –4,08 –0,39 –0,97 –0,21<br />
PA59 –2,76 –2,23 –1,40 –0,23<br />
PA53 –2,88 –1,92 –1,06 –0,14<br />
wie PA59 und PA53. Untersucht wurden vier Pektine mit<br />
verschiedenem Säure- und Veresterungsanteil (PS) und<br />
zwei ami<strong>die</strong>rte Pektine (PA). Beträgt der Anteil der<br />
Veresterung der Galakturonsäureeinheiten mit Methanol<br />
mehr als 50 %, spricht man von hochveresterten Pektinen.<br />
Der Säureanteil der Pektine ist dann < 50 %. Niedrigveresterte<br />
Pektine haben einen Veresterungsgrad von<br />
5–50 %. Der Veresterungsgrad hat entscheidenden Einfluss<br />
auf den Geliermechanismus. Niedrigveresterte Pektine<br />
bilden mit zweiwertigen Kationen relativ leicht Gele.<br />
Zunächst wurde von allen Pektinen <strong>die</strong> Lagerstabilität<br />
durch zeitabhängige Ladungsdichtemessungen<br />
untersucht. Bei Lagerung im Kühlschrank weisen alle<br />
Proben gelöst in Leitungswasser <strong>für</strong> mindestens 1 Woche<br />
eine konstante Ladungsdichte auf.<br />
Um <strong>die</strong> Konzentration von 1g/L exakt einstellen zu<br />
können, wurde zuvor der Feuchtegehalt (FG) bestimmt.<br />
Dann wurden das Ladungs-pH-Profil, <strong>die</strong> Ladungsdichte<br />
(LD) und <strong>die</strong> Oberflächenspannung gemessen. Die Pektine<br />
wurden in <strong>Wasser</strong> aus einer Millipore-Anlage, aber<br />
auch in Leitungswasser und in Gegenwart verschiedener<br />
Salze wie NaCl und CaCl 2 untersucht.<br />
In Tabelle 2 sind der Feuchtegehalt und der pH-<br />
Wert, der sich <strong>für</strong> eine Lösung der Konzentration 1 g/L<br />
einstellt, sowie <strong>die</strong> Ladungsdichte bei dem sich einstellenden<br />
pH-Wert zusammengefasst.<br />
Alle hergestellten Pektinlösungen waren leicht gelb<br />
gefärbt und wiesen eine Trübung auf. Diese lässt darauf<br />
schließen, dass ungelöste Pektinanteile vorliegen. Die<br />
ungelösten Anteile sedimentieren sehr schnell. Beim<br />
Vergleich der aufgeschüttelten Dispersion mit der<br />
klaren Lösung, <strong>die</strong> durch Filtration erhalten wurde,<br />
zeigten sich keine Unterschiede. Der ungelöste Anteil<br />
beeinflusst <strong>die</strong> Messergebnisse nicht.<br />
Mit abnehmendem Säuregehalt erhöht sich der pH-<br />
Wert der Pektinlösungen von 3,65 <strong>für</strong> PS26 auf 5,58 <strong>für</strong><br />
PS95. Die höchste Ladungsdichte wird wie zu erwarten<br />
<strong>für</strong> das Pektin mit der höchsten Säurezahl (PS95) mit<br />
-4,3 meq/g gemessen. Da sich <strong>die</strong> pH-Werte jedoch von<br />
Probe zu Probe unterscheiden, und damit auch <strong>die</strong><br />
Dissoziationsgrade der jeweiligen Pektine, sollte <strong>die</strong><br />
Ladung pH-abhängig untersucht werden.<br />
In Bild 1 ist <strong>die</strong> Ladungsdichte der Pektinlösungen<br />
(ermittelt mithilfe der PEL-Titration) bei verschiedenen<br />
pH- Werten dargestellt. In Analogie zu Bild 2 zeigt sich<br />
eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. So ist <strong>die</strong><br />
LD <strong>für</strong> alle Pektine im sauren Bereich am geringsten und<br />
ändert sich mit dem pH-Wert, wie es <strong>für</strong> Carbonsäuren<br />
als schwache Säuren typisch ist. Ab pH 7 ist <strong>die</strong> LD<br />
konstant. Das Verhalten aller niedrigveresterten Proben<br />
(hoher Säureanteil) ist sehr ähnlich während <strong>die</strong> Probe mit<br />
dem geringsten Säureanteil (PS26) etwas herausfällt.<br />
In Bild 2 ist das Strömungspotenzial in Abhängigkeit<br />
vom pH-Wert dargestellt. Alle Pektine zeigen einen ähnlichen<br />
Kurvenverlauf. Das Pektin PS26 mit der geringsten<br />
Anzahl von Säuregruppen zeigt ein deutlich geringeres<br />
September 2014<br />
972 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
Potenzial. Da es sich bei Pektinen um schwache Säuren<br />
handelt, ist <strong>die</strong> Ladung abhängig vom pH-Wert. In einem<br />
pH-Bereich von 3–6 zeigt sich eine nahezu lineare<br />
Zunahme des Strömungspotenzials. Ab etwa pH 6 wird<br />
ein Plateau erreicht.<br />
Das sich jeweils einstellende Plateau ist beitragsmäßig<br />
am höchsten <strong>für</strong> das Pektin mit dem höchsten<br />
Säureanteil COO – (PS95). Je geringer der Säureanteil,<br />
desto geringer sind <strong>die</strong> Absolutwerte der Beträge der<br />
Strömungspotenziale. Bei Säureanteilen kleiner 50 %<br />
scheint <strong>für</strong> geringveresterte Pektine eine andere Struktur<br />
in Lösung vorzuliegen. Der Kurvenverlauf ist ansonsten<br />
identisch, abgesehen von der Höhe der Potenzialwerte.<br />
Je größer <strong>die</strong> Ladung, desto stabiler sind <strong>die</strong> Pektine<br />
in Lösungen. Je geringer <strong>die</strong> Ladung, desto höher ist <strong>die</strong><br />
Neigung zur Aggregation. Das wird ausgenutzt, um im<br />
pH-Bereich um 3 und in Gegenwart von Calciumionen<br />
besonders thermoreversible Gele zu bilden. Ist <strong>die</strong> Stabilität<br />
gefragt, wie z. B. beim Einsatz als Leimungsmittel<br />
in der Papierbranche [5] oder in der <strong>Abwasser</strong>aufbereitung,<br />
sollte der Einsatz eher im basischen Bereich<br />
erfolgen.<br />
Aus Bild 3 wird ersichtlich: Trägt man den Anteil der<br />
Säuregruppen gegen <strong>die</strong> Ladungsdichte bei einem<br />
eingestellten pH-Wert von 7 auf, so zeigt sich ein weitgehend<br />
linearer Verlauf. Durch <strong>die</strong> Polyelektrolyttitration<br />
kann somit ein direkter Rückschluss auf den Anteil der<br />
Säuregruppen getroffen werden.<br />
Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass <strong>die</strong> Ionenstärke<br />
und <strong>die</strong> Art der Ionen einen großen Einfluss auf <strong>die</strong> zu<br />
ermittelnde Ladungsdichte haben. Es kommt zu deutlichen<br />
Unterschieden im Verhalten niedrig- und hochveresterter<br />
Pektine. Im ersten Fall kommt es zur bekannten<br />
Verbrückung der Carboxylgruppen mit Calciumionen<br />
und zunehmender Gelierung (Bild 4). Die Ladungsdichten<br />
werden kleiner. Unterhalb einer bestimmten<br />
Carboxylgruppendichte (Proben PS49 und insbesondere<br />
PS26) erhöhen sich <strong>die</strong> Ladungsdichten mit zunehmender<br />
Ca 2+ -Konzentration teils drastisch. Eine mögliche<br />
Erklärung <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen noch nicht verstandenen Effekt ist<br />
<strong>die</strong> Bildung von löslichen gemischten Calciumsalzen,<br />
bei denen <strong>die</strong> Chloridionen durch <strong>die</strong> Messung erfasst<br />
werden.<br />
Die Oberflächenspannung aller Pektine wurde in<br />
Abhängigkeit von der Zeit (dynamisch) in <strong>Wasser</strong> und<br />
in Calciumchloridlösungen (Einfluss von Leitungswasser)<br />
unterschiedlicher Konzentration vermessen, um Aussagen<br />
über den hydrophoben Charakter der Proben zu<br />
erhalten und dadurch Schlüsse auf mögliche Anwendungsgebiete<br />
abzuleiten. Generell ermöglicht<br />
<strong>die</strong> Messung der Oberflächenspannung Aussagen zur<br />
Adsorption der hydrophoben Moleküle an der Luft/<br />
<strong>Wasser</strong>-Grenzfläche (z. B. des hängenden Tropfens des<br />
Messgerätes) und liefert sowohl den Betrag der<br />
Oberflächenspannung als auch Hinweise zur Kinetik<br />
des Prozesses. So sinkt <strong>die</strong> Oberflächenspannung<br />
Ladungsdichte q [meq/g]<br />
Strömungspotenzial [mV]<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
-500<br />
-600<br />
-700<br />
-800<br />
-900<br />
-1000<br />
-1100<br />
-1200<br />
3 4 5 6 7 8 9 10<br />
pH<br />
Bild 2. Strömungspotenzial in Abhängigkeit vom pH-Wert.<br />
LD [meq/g]<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
PS26<br />
PS49<br />
PS62<br />
PS95<br />
PA59<br />
PA53<br />
Bild 3. Ermittelte Ladungsdichten bei einem eingestellten pH-Wert von 7<br />
in Abhängigkeit vom Anteil der Säuregruppen [%].<br />
PS26<br />
PS49<br />
PA53<br />
PS62<br />
PA59<br />
PS95<br />
0,0<br />
20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
-0,5<br />
[% - ]<br />
-1,0<br />
-1,5<br />
-2,0<br />
-2,5<br />
-3,0<br />
-3,5<br />
-4,0<br />
-4,5<br />
-5,0<br />
pH<br />
3 4 5 6 7 8<br />
PS26<br />
PS49<br />
PS62<br />
PS95<br />
Bild 1. Ladungsdichte bei verschiedenen pH-Werten.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 973
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 4. Homogalakturonanabschnitte<br />
mit Calciumionen<br />
als Haftpunkten.<br />
Oberflächenspannung [mN/m]<br />
Oberflächenspannung [mN/m]<br />
O<br />
HO<br />
O<br />
- OOC OH<br />
Ca 2+<br />
HO<br />
COO -<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
O<br />
COO -<br />
HO<br />
a) in 0,01 M CaCl 2<br />
78<br />
77<br />
76<br />
75<br />
74<br />
73<br />
72<br />
71<br />
70<br />
69<br />
68<br />
67<br />
66<br />
65<br />
100 1000 10000<br />
Zeit [s]<br />
b) in 0,1 M CaCl 2<br />
74<br />
73<br />
72<br />
71<br />
70<br />
69<br />
68<br />
67<br />
66<br />
65<br />
PS26<br />
PS62<br />
PS95<br />
<strong>Wasser</strong><br />
<strong>Wasser</strong><br />
PS95<br />
PS 62<br />
PS 26<br />
100 1000 10000<br />
Zeit [s]<br />
Bild 5. Dynamische Oberflächenspannung verschiedener Pektinlösungen<br />
in CaCl 2 im Vergleich zu <strong>Wasser</strong> (Legende vgl. Bild 5b).<br />
OH<br />
O<br />
O<br />
HO<br />
- OOC<br />
herkömmlicher Tenside (also kleiner Moleküle) sehr<br />
schnell auf einen sehr niedrigen Wert ab, während <strong>die</strong>ser<br />
Prozess bei Polymeren Stunden oder sogar Tage dauern<br />
kann. Bei der Messung der Pektinlösungen wurde<br />
auf Erfahrungen mit Stärke zurückgegriffen und eine<br />
Messzeit von drei Stunden gewählt [13–15]. Die Ergebnisse<br />
<strong>die</strong>ser Messungen sind in Bild 5 dargestellt.<br />
Während <strong>Wasser</strong> als Referenz eine konstante Oberflächenspannung<br />
von 72,5 mN/m aufweist, zeigen <strong>die</strong><br />
Pektinlösungen in <strong>Wasser</strong> bzw. in 0,01 M CaCl 2 -Lösung<br />
sogar leicht höhere Werte. Im Verlauf der Messung wird<br />
<strong>für</strong> einige Proben eine leichte Verringerung der Oberflächenspannung<br />
sichtbar, insbesondere <strong>für</strong> PS26 und<br />
PS62. Jedoch ist <strong>die</strong> Oberflächenaktivität sehr gering.<br />
Erhöht man <strong>die</strong> Salzkonzentration weiter (auf 0,05 M<br />
bzw. 0,1 M CaCl 2 ), so ist ersichtlich, dass es in Abhängigkeit<br />
von der Struktur der Proben zu einem Abfall der<br />
Oberflächenspannung bis zu 65 mN/m kommen kann.<br />
In Bild 5b sind <strong>die</strong> Unterschiede zwischen den verschiedenen<br />
Pektinen deutlich zu sehen. PS26 mit dem<br />
höchsten Anteil an Estergruppen (vgl. Tabelle 2) zeigt<br />
einen deutlichen Abfall der Oberflächenspannung, das<br />
Produkt hat <strong>die</strong> größte Amphiphilie während PS95<br />
(höchster Anteil an Säuregruppen) unverändert bleibt.<br />
In keinem Fall konnte ein Plateauwert ermittelt<br />
werden, d. h. auch nach drei Stunden Messzeit fällt <strong>die</strong><br />
Oberflächenspannung weiter. Dieser stetige Abfall der<br />
dynamischen Oberflächenspannung einiger Proben ist<br />
auf <strong>die</strong> Größe der Moleküle und eine molekulare Neuorientierung<br />
zurückzuführen [15]. Das zeigt, dass bei<br />
Calcium-Pektinaten aus hochveresterten Proben eine<br />
deutliche Oberflächenaktivität vorhanden ist, <strong>die</strong> <strong>für</strong><br />
hydrophobe Wechselwirkungen zur Verfügung steht.<br />
Beispielsweise konnte kürzlich nachgewiesen werden,<br />
dass der hydrophobe Charakter modifizierter Stärken<br />
zur Abtrennung hydrophober Substanzen aus Papierkreisläufen<br />
genutzt werden kann [13,14].<br />
3. Zusammenfassung<br />
Der Naturstoff Pektin, der auch aus Nebenprodukten,<br />
wie z. B. Nasstrester der Fruchtsaftindustrie gewonnen<br />
werden kann, ist ein Polyanion mit mittlerer und je nach<br />
pH-Wert variabler Ladungsdichte, vergleichbar mit<br />
kommerziellen synthetischen Polyanionen. Abhängig<br />
von Produkttyp, Temperatur und pH-Wert sind <strong>die</strong><br />
Lösungen über Tage oder sogar Wochen stabil, was ihre<br />
Eignung <strong>für</strong> technische Einsatzzwecke wie z. B. <strong>die</strong><br />
Flockung vergrößert. Es wurden bei entsprechend moderaten<br />
Lagerungsbedingungen <strong>für</strong> mindestens eine<br />
Woche konstante Ladungsdichten gemessen. Aufgrund<br />
der negativen Ladung der Pektine ist deren Anwendung<br />
in Form von Dualsystemen (in Kombination mit Polykation<br />
oder Salzen) oder vorgebildeten Polyelektrolytkomplexen<br />
Erfolg versprechend.<br />
Die Oberflächenaktivität von Pektinen in <strong>Wasser</strong> ist<br />
zunächst gering, wird jedoch durch Zusatz von CaCl 2<br />
September 2014<br />
974 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
verstärkt, sodass auch hydrophobe Wechselwirkungen<br />
der höherveresterten Pektine <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>reinigungsprozesse<br />
ausgenutzt werden können. Untersuchungen<br />
zum konkreten Design von derartigen pektinhaltigen<br />
Formulierungen werden gegenwärtig durchgeführt.<br />
Danksagung<br />
Das IGF-Vorhaben (16963 BR) der Forschungsvereinigung DECHEMA<br />
wurde über <strong>die</strong> AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der<br />
Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Der Fa. Herbstreith&Fox KG danken wir <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereitstellung der<br />
kommerziell verfügbaren Pektinproben.<br />
Wir bedanken uns <strong>für</strong> <strong>die</strong> experimentelle Unterstützung bei<br />
E. Romanova und C. Steinbach.<br />
Abkürzungen<br />
PA<br />
ami<strong>die</strong>rte Pektine<br />
PS<br />
LD<br />
FG<br />
PEL<br />
PCD<br />
PDADMAC<br />
Pektine<br />
Ladungsdichte<br />
Feuchtegehalt<br />
Polyelektrolyt<br />
Particle charge detektor<br />
Polydiallyldimethyammoniumchlorid<br />
[10] „Use of alginates to flocculate bauxite red mud“ US Pat. Appl.<br />
5478477.<br />
[11] Sen, G., Singh, R. P. and Pal, S.: Microwave-initiated synthesis<br />
of polyacrylamide grafted sodium alginate: Synthesis and<br />
characterization. J Appl Polym Sci 115 (2010) No.1, p. 63–71.<br />
[12] Biswal, D. R. and Singh, R. P.: The flocculation and rheological<br />
characteristics of hydrolyzed and unhydrolyzed grafted<br />
sodium alginate in aqueous solutions J Appl Polym Sci 94<br />
(2004) No. 4, p. 1480–1488.<br />
[13] Petzold, G., Schönberger, L., Genest, S. and Schwarz, S.: Interaction<br />
of cationic starch and dissolved colloidal substances<br />
from paper recycling, characterized by dynamic surface<br />
measurements Colloids and Surfaces A: Physicochemical<br />
and Engineering Aspects 413 (2012), p. 162–168.<br />
[14] Petzold, G., Petzold-Welcke, K., Qi, H., Stengel, K., Schwarz, S.<br />
and Heinze, T.: The removal of stickies with modified starch<br />
and chitosan – highly cationic and hydrophobic types compared<br />
with unmodified ones Carbohydrate. Polymers 90<br />
(2012), p. 1712–1718.<br />
[15] Genest, S., Schwarz, S., Petzold-Welcke, K., Heinze, T. and<br />
Voit, B.: Characterization of highly substituted, cationic<br />
amphiphilic starch derivatives: dynamic surface tension and<br />
intrinsic viscosity Starch/Stärke 65 (2013), p. 999–1010.<br />
Literatur<br />
[1] Schlubach, H. und Hoffmannwalbeck, H.: Das native Pektin.<br />
Macromol. Chem. and Phys. 4 (1949), S. 5–14.<br />
[2] Unternehmensbroschüre: http://www.herbstreith-fox.de/fileadmin<br />
/tmpl/pdf/broschueren/Naturprodukt_deutsch.pdf<br />
[3] Dickinson, E.: Hydrocolloids as emulsifiers and emulsion stabilizers.<br />
Food Hydrocolloids 23 (2009), p. 1473–1482.<br />
[4] Milkova, V. u. a.: Complexation of ferric oxide particles with<br />
pectins of different charge density. Langmuir 24 (2008),<br />
p. 9495–9499.<br />
[5] Fiedler, M., Erhard, K., Freese, M. und Fischer, S.: AiF-Bericht:<br />
Neue Faser-Pektin-Compounds als Additiv-Koppler und zur<br />
Festigkeitssteigerung von Papier 2011. PTS Heidenau, PTS-<br />
Forschungsbericht 16137.<br />
[6] Singh, R. P., Nayak, B. R., Biswal, D. R., Tripathy, T. and Banik, K.:<br />
Biobased polymeric flocculants for industrial effluent treatment.<br />
Mater. Res. Innov. 7 (2003), p. 331–340.<br />
[7] Ho, Y. C., Norli, I., Alkarkhi, A. and Morad, N.: Characterization<br />
of biopolymeric flocculant (pectin) and organic synthetic<br />
flocculant (PAM): A comparative study on treatment and<br />
optimization in kaolin suspension. Bioresource Technol. 101<br />
(2010), p. 1166–1174.<br />
[8] Yokoi, H., Obita, T., Hirose, J., Hayashi, S. and Takasaki, Y.:<br />
Flocculation properties of pectin in various suspensions.<br />
Bioresource Technol. 84 (2002), p. 287–290.<br />
[9] Petzold, G., Lunkwitz, K. und Schwarz, S.: Flockungsmittelkombinationen<br />
zur Steigerung der Effektivität von Flockungsprozessen.<br />
Chemie Ingenieur Technik 74 (2002) Nr. 4,<br />
S. 438–442.<br />
Autoren<br />
Eingereicht: 26.05.2014<br />
Korrektur: 05.08.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr. rer. nat. Simona Schwarz<br />
Korrespondenzautorin |<br />
E-Mail: simsch@ipfdd.de |<br />
Gudrun Petzold<br />
Leibniz-Institut <strong>für</strong><br />
Polymerforschung Dresden e. V. |<br />
Hohe Straße 6 |<br />
D-01069 Dresden<br />
Dr. rer. nat. Jörg Bohrisch<br />
Fraunhofer-Institut <strong>für</strong> Angewandte<br />
Polymerforschung IAP, FhG |<br />
Geiselbergstraße 69 |<br />
D-14476 Potsdam-Golm<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 975
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Systematik und Vorgehensweise bei der<br />
Erstellung von Spülplänen zur Reinigung<br />
von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen mittels<br />
„Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, <strong>Wasser</strong>verteilung, Instandhaltung, Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front, Spülplan,<br />
Ablagerung, Partikel<br />
Klaus Ripl, Irene Slavik und Wolfgang Uhl<br />
Basierend auf den theoretischen Grundlagen zur<br />
Entfernung von Ablagerungen aus <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen,<br />
wird ein besonders effektives und effizientes<br />
Verfahren zur Rohrnetzreinigung – das „Spülen<br />
mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ – vorgestellt und erläutert.<br />
Anhand eines Beispiels wird gezeigt, dass sich im<br />
Vergleich zu anderen Verfahren Spülzeiten deutlich<br />
verkürzen und <strong>Wasser</strong>verbräuche senken lassen. Dies<br />
ist darauf zurückzuführen, dass bei <strong>die</strong>sem Verfahren<br />
das Spülwasser den zu reinigenden Leitungsabschnitten,<br />
ausgehend vom <strong>Wasser</strong>werk, nur über bereits<br />
gereinigte Leitungen zugeführt wird. Dadurch können<br />
nicht nur Einträge mobilisierter Ablagerungen aus<br />
vorgelagerten Netzabschnitten vermieden, sondern<br />
auch höhere Strömungsgeschwindigkeiten und folglich<br />
eine bessere Reinigungsleistung erreicht werden.<br />
Da <strong>für</strong> einen optimalen Reinigungserfolg das „Spülen<br />
mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ systematisch nach einem<br />
Spülplan erfolgen muss, wird <strong>die</strong> Systematik zur<br />
Erstellung eines solchen Spülplans vorgestellt. Dabei<br />
wird gezeigt, wie <strong>die</strong> Abfolge der erforderlichen<br />
Spülschritte zu definieren und detailliert zu beschreiben<br />
ist. Darüber hinaus werden <strong>die</strong> Überwachung<br />
und <strong>die</strong> Protokollierung einer „Spülung mit klarer<br />
<strong>Wasser</strong>front“ erläutert.<br />
Methodology and Approach in Developing Flushing<br />
Routines for Efficient Water Distribution System<br />
Maintenance by Using Unidirectional Flushing<br />
Based on the theoretical principles on the removal of<br />
deposits from water distribution systems, an effective<br />
and efficient flushing mode – the unidirectional<br />
flushing – is presented and described. When compared<br />
with other flushing modes it is shown of an<br />
example that flushing time shortens, water demand<br />
decreases and a fast formation of new deposit layers<br />
is inhibited. This is due to the fact that flushing water<br />
is supplied from already cleaned pipe sections only<br />
when applying this mode of pipe clea ning. Consequently,<br />
there will be no additional contamination<br />
caused by flushing in mobilised material from upstream<br />
pipe sections. This mode also allows the<br />
flushing to be run with higher flow velocities resulting<br />
in a much better cleaning performance. To achieve<br />
optimum cleaning results, unidirectional flushing<br />
should be performed following a systematic routine.<br />
The approach to set-up such a systematic routine is<br />
presented including the requirements regarding<br />
definitions and detailed descriptions of the sequence<br />
of flushing steps as well as of all necessary measures,<br />
the data logging and monitoring.<br />
1. Problemstellung und Zielsetzung<br />
Durch verschiedene Prozesse werden partikuläre<br />
Substanzen in <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen gebildet und in<br />
Abhängigkeit von den hydraulischen Bedingungen<br />
transportiert und abgelagert. Zu <strong>die</strong>sen Prozessen<br />
zählen <strong>die</strong> Korrosion an ungeschützten metallischen<br />
Leitungen sowie mikrobiologische Prozesse (Biofilmablösung)<br />
und chemische Reaktionen (Ausfällungen,<br />
Ausflockungen). Darüber hinaus werden Partikel aus<br />
dem <strong>Wasser</strong>werk in das <strong>Wasser</strong>verteilungsnetz eingetragen,<br />
wenn auch in äußerst niedrigen Konzentrationen.<br />
Bei sich ändernden Strömungsverhältnissen kann es<br />
zu einer Mobilisierung der Ablagerungen und Korrosionsprodukte<br />
kommen, <strong>die</strong> im ungünstigsten Fall zu<br />
Braunwasserereignissen beim Verbraucher führen. Um<br />
Braunwasserereignisse vermeiden zu können, müssen<br />
<strong>Wasser</strong>verteilungsnetze in regelmäßigen Abständen<br />
gereinigt werden. In Ortslagen wird da<strong>für</strong> meist eine<br />
schonende Reinigung mit <strong>Wasser</strong> durchgeführt, bei der<br />
zwar partikuläre Ablagerungen aus dem Rohrnetz<br />
entfernt, feste Inkrustationen in korro<strong>die</strong>renden metallischen<br />
Leitungen jedoch nicht beschädigt werden.<br />
Mit <strong>die</strong>ser Art der Rohrnetzspülung soll vermieden<br />
September 2014<br />
976 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
werden, dass es zu verstärkter Korrosion an freigelegten<br />
Korrosionsoberflächen kommt. Darüber hinaus sollen<br />
Aufwand und Nutzen in einer wirtschaftlichen und sinnvollen<br />
Relation zueinander stehen.<br />
Die bei der Reinigung von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
häufig praktizierten Endstrangspülungen und Spülungen<br />
nach Bedarf bzw. nach einem auf einer zeitlichen<br />
Reihenfolge basierenden Turnus sind oftmals nicht sehr<br />
effektiv und effizient und häufig nicht geeignet, um<br />
Braunwasserereignisse beim Verbraucher weitestgehend<br />
zu verhindern. Dies liegt darin begründet, dass sich ein<br />
Großteil der partikulären Fracht nicht erst in Endsträngen,<br />
sondern bereits vorher ablagert. Darüber hinaus kann<br />
es bei derartigen Spülroutinen zu einem Eintrag mobilisierter<br />
Ablagerungen aus vorgelagerten Netzabschnitten<br />
in <strong>die</strong> zu reinigenden Rohrleitungen bzw. zu einer generellen<br />
Verfrachtung von Ablagerungen anstelle eines<br />
wirkungsvollen Austrags kommen. Daraus resultieren<br />
lange Spülzeiten, ein hoher <strong>Wasser</strong>verbrauch sowie ein<br />
hohes Potenzial <strong>für</strong> eine schnelle, erneute Ausbildung<br />
von Ablagerungen.<br />
Mit dem Verfahren „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
lassen sich Verteilungsnetze dagegen gezielter, wirksamer<br />
und effizienter reinigen, da Spülzeiten deutlich verkürzt,<br />
und der <strong>Wasser</strong>verbrauch gesenkt werden können. Dies<br />
ist darauf zurückzuführen, dass bei <strong>die</strong>sem Verfahren<br />
das Spülwasser den zu reinigenden Leitungsabschnitten,<br />
ausgehend vom <strong>Wasser</strong>werk, nur über bereits gereinigte<br />
Leitungen zugeführt wird. Dadurch können nicht nur<br />
Einträge mobilisierter Ablagerungen aus vorgelagerten<br />
Netzabschnitten vermieden, sondern auch höhere<br />
Strömungsgeschwindigkeiten und folglich eine bessere<br />
Reinigungsleistung erreicht werden.<br />
Das „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ setzt <strong>die</strong> Erstellung<br />
eines entsprechenden Spülplans voraus, in<br />
dem das Versorgungsgebiet in einzelne Spülabschnitte<br />
unterteilt, Spülhydranten und <strong>die</strong> einzelnen Spülschritte<br />
festgelegt und Schieberstellungen sowie Spülbedingungen<br />
definiert sind. Die Spülpläne sind dabei so<br />
angelegt, dass während der Spülung sowohl <strong>die</strong> korrekte<br />
Durchführung als auch der Reinigungserfolg überprüft<br />
werden können. Die Vorgehensweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erstellung<br />
eines Spülplans <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reinigung von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
mittels „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ wird in<br />
<strong>die</strong>sem Beitrag vorgestellt und anhand eines Beispiels<br />
erläutert. Darüber hinaus wird basierend auf den Grundlagen<br />
zur Reinigung von Verteilungsnetzen das Verfahren<br />
„Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ selbst erläutert und beschrieben.<br />
2. Reinigung von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
Für den Austrag von Ablagerungen werden hohe Volumenströme<br />
und damit hohe Strömungsgeschwindigkeiten<br />
in den zu reinigenden Leitungsabschnitten benötigt.<br />
Hohe Volumenströme bedeuten eine erhöhte hydraulische<br />
Belastung auf Ablagerungen durch <strong>die</strong> aus der<br />
Bild 1. Modelltheoretische Vorstellung der Mobilisierung von<br />
Ablagerungen in Rohrströmungen.<br />
Reibung des <strong>Wasser</strong>s an der Rohrwand resultierende<br />
Scherkraft (Wandschubspannung) bzw. hydraulisch induzierte<br />
Kräfte. Damit es zu einem Austrag abgelagerten<br />
partikulären Materials kommen kann, muss <strong>die</strong> hydraulische<br />
Belastung im Reinigungsprozess größer sein als<br />
<strong>die</strong> durch den <strong>Wasser</strong>bedarf bedingte tägliche hydraulische<br />
Belastung des Leitungsabschnittes. Ein häufig verwendetes<br />
Maß zur Beschreibung der Scherbeanspruchung<br />
auf Ablagerungen ist <strong>die</strong> stationäre Wandschubspannung<br />
τ 0,stat , <strong>die</strong> sich aus der Dichte des <strong>Wasser</strong>s ρ F in<br />
kg/m³, der Erdbeschleunigung g mit 9,81 m/s², dem<br />
hydraulischen Radius des Rohres r hy in m (= 0,25 · Rohrinnendurchmesser)<br />
und dem Energieliniengefälle I E<br />
(Verlusthöhe je Rohrleitungslänge) in m/m [1] berechnet:<br />
τ 0,stat = ρ F . g . r hy . I E (1)<br />
Der Zusammenhang zwischen den vorherrschenden<br />
hydraulischen Bedingungen und der Bildung von Ablagerungen<br />
bzw. deren Mobilisierung wird von Boxall und<br />
Saul [2] beschrieben. Demzufolge beeinflusst <strong>die</strong> maximale<br />
tägliche Scherbelastung in einer Leitung, d. h. der<br />
maximale tägliche Volumenstrom, <strong>die</strong> Scherstabilität τ s<br />
von Ablagerungen in <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen. Eine<br />
Mobilisierung von Ablagerungen ist nur dann möglich,<br />
wenn τ 0,stat > τ s .<br />
Demnach müsste jede Überschreitung der vom<br />
<strong>Wasser</strong>bedarf bedingten maximalen täglichen Volumenströme<br />
zu einer Mobilisierung aller sich in den jeweiligen<br />
Leitungsabschnitten befindlichen Ablagerungen führen.<br />
Untersuchungen von Ripl und Uhl [3] haben jedoch<br />
gezeigt, dass bei Erhöhnung der Volumenströme nur<br />
ein Teil der Ablagerungen mobilisiert wird. Dies wird<br />
darauf zurückgeführt, dass sich bei turbulenter Strömung<br />
eine Grenzschicht in der Nähe der Rohrwand ausbildet,<br />
in der laminare Strömungsbedingungen herrschen. In<br />
<strong>die</strong>ser sogenannten laminaren Grenzschicht können<br />
sich aufgrund der vorherrschenden sehr niedrigen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten Partikel ablagern bzw.<br />
im abgelagerten Zustand verbleiben. Da <strong>die</strong> Dicke<br />
der laminaren Grenzschicht mit steigender Strömungsgeschwindigkeit<br />
abnimmt, wird bei zunehmendem<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 977
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Dic ke der laminaren Grenzs c hic ht in mm<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
laminare<br />
Strömung<br />
Volumenstrom der Teil an Ablagerungen mobilisiert, der in<br />
<strong>die</strong> dann entstandene turbulente Kernzone ragt (Bild 1).<br />
Für <strong>die</strong> Berechnung der Dicke der laminaren Grenzschicht<br />
δ LBL listet Bohl [4] eine Auswahl empirischer<br />
Gleichungen <strong>für</strong> glatte Rohroberflächen auf, wobei <strong>die</strong> bekannteste<br />
<strong>die</strong>ser Gleichungen von Prandtl stammt (Gl. (2)).<br />
LBL<br />
= 62,7<br />
Re 7/8<br />
D Pipe<br />
Σ<br />
i=1<br />
turbulente<br />
Strömung<br />
·<br />
0 10 20 30 40<br />
V olumens trom in m³/h<br />
D = 0,08 m<br />
D = 0,10 m<br />
D = 0,15 m<br />
D = 0,20 m<br />
D = 0,30 m<br />
Bild 2. Zusammenhang zwischen Dicke der laminaren Grenzschicht und<br />
Volumenstrom <strong>für</strong> verschiedene Rohrdurchmesser, <strong>Wasser</strong>temperatur 15 °C.<br />
(2)<br />
In Gl. (2) sind D Pipe der Rohrinnendurchmesser in m und<br />
Re <strong>die</strong> dimensionslose Reynoldszahl. Demnach steigt mit<br />
zunehmendem Rohrinnendurchmesser und bei gleichbleibendem<br />
2<br />
n<br />
V Fl,min<br />
=<br />
π<br />
· Volumenstrom D Pipe,i<br />
L Pipe, i<br />
4<br />
( · ) <strong>die</strong> Dicke der laminaren<br />
i=1<br />
Grenzschicht, woraus eine Zunahme des potentiellen<br />
Volumens <strong>für</strong> Ablagerungen resultiert. Da <strong>die</strong> Reynoldszahl<br />
direkt proportional zur Strömungsgeschwindigkeit<br />
ist, resultiert ein Anstieg der Strömungsgeschwindigkeit<br />
infolge der<br />
t Fl ,min<br />
= V Erhöhung des Volumenstroms in einer Abnahme<br />
der<br />
Fl,min<br />
Dicke der laminaren Grenzschicht, wodurch<br />
weniger Volumen Q Fl <strong>für</strong> Ablagerungen zur Verfügung<br />
steht (Bild 2).<br />
Wie in Bild 2 zu erkennen ist, führt bereits eine<br />
geringfügige Erhöhung des Volumenstroms zu einer<br />
deutlichen Abnahme der laminaren Grenzschicht. Daraus<br />
s Fl kann (t Fl<br />
) = abgeleitet v Fl · t Fl werden, dass sich bei hohen täglich<br />
wiederkehrenden Strömungsgeschwindigkeiten kaum Ablagerungen<br />
ausbilden. Folglich lassen sich Verteilungsnetze<br />
in einer Art selbstreinigendem Modus betreiben,<br />
indem täglich n ausreichend hohe Strömungsgeschwindigkeiten<br />
gewährleistet · t Fl werden. In der Literatur werden<br />
s Fl<br />
(t Fl<br />
) = v Fl,i<br />
hier<strong>für</strong><br />
Strömungsgeschwindigkeiten von mindestens 0,2 bis<br />
0,25 m/s [5] bzw. sogar von mindestens 0,4 m/s [6] angegeben.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise können <strong>die</strong> Ablagerungsbildung<br />
und folglich der Spülaufwand <strong>für</strong> <strong>die</strong> Netzreinigung<br />
minimiert werden.<br />
Um <strong>die</strong>se Strömungsgeschwindigkeiten realisieren zu<br />
können, bedarf es einer Umstrukturierung vorhandener<br />
Netze. Diese sollte Maßnahmen zur Verringerung des<br />
Vermaschungsgrades, zur Trennung von Trink- und Löschwasserbereitstellung<br />
sowie zur Reduzierung von Rohrdurchmessern<br />
beinhalten. Derartige Umstrukturierungen<br />
sind allerdings mit extrem hohen Kosten verbunden,<br />
sodass sie in der Praxis kaum umgesetzt werden können.<br />
Bestehende Netze werden selten in einem selbstreinigenden<br />
Modus betrieben. Folglich kommt es zur Ausbildung<br />
von Ablagerungen und Rohrnetzspülungen <strong>für</strong><br />
einen kontrollierten Austrag der Ablagerungen sind<br />
erforderlich, um z. B. Braunwasserereignisse beim Verbraucher<br />
möglichst zu vermeiden. Die Reinigungswirkung<br />
der Spülung beruht dabei, wie bereits erläutert, auf der<br />
Erzeugung einer Scherbeanspruchung und dem Austrag<br />
abgescherter, d. h. mobilisierter, Partikel. Dabei<br />
kommen verschiedene Reinigungs- bzw. Spülverfahren<br />
zum Einsatz. Diese arbeiten mit <strong>Wasser</strong> oder Luft-<strong>Wasser</strong>-<br />
Gemischen oder beruhen auf der unterstützenden<br />
Wirkung von Zusätzen (z. B. Kohlendioxid oder Eis). Dabei<br />
wird der hydraulische Druck im Verteilungssystem<br />
genutzt oder zusätzlich Energie eingetragen. Alternativ<br />
kann das Spülverfahren aber auch auf einer Saugwirkung<br />
beruhen.<br />
Der durch Reinigungs- und Spülmaßnahmen erzielte<br />
Effekt ist in Zusammenhang mit der Ausbildung von Ablagerungen<br />
und dem daraus resultierenden Ablagerungsniveau<br />
zu betrachten, schematisch dargestellt in Bild 3.<br />
Bild 3 zeigt, dass <strong>die</strong> Ablagerungsmenge mit der<br />
Zeit, in der eine Leitung betrieben wird, zunimmt und in<br />
Abhängigkeit von den maximalen täglichen Durchflussmengen,<br />
dem Rohrdurchmesser und den Oberflächeneigenschaften<br />
(Inkrustationen) ein maximales Ablagerungsniveau<br />
erreicht. Dieses Niveau wird als kritisch<br />
bezeichnet, da darüber hinaus gehende Ablagerungen<br />
im täglichen Betrieb abgeschert werden und zu einer<br />
Beeinträchtigung der <strong>Wasser</strong>qualität führen können. Bei<br />
einer Spülung kommt es in Abhängigkeit von den Spülbedingungen<br />
durch Mobilisierung und Austrag zu einer<br />
Senkung der Ablagerungsmenge auf ein minimales Ablagerungsniveau.<br />
Mit der dabei ausgetragenen Menge<br />
an Ablagerungen kann der Spüleffekt beschrieben werden.<br />
Nach der Wiederinbetriebnahme findet, beginnend<br />
vom durch <strong>die</strong> Spülung erreichten Ablagerungsniveau,<br />
eine erneute Zunahme der sich ausbildenden Ablagerungsmenge<br />
statt. Die Dauer bis zum erneuten Erreichen<br />
des kritischen Ablagerungsniveaus ist dabei nicht<br />
nur von den Strömungsverhältnissen abhängig, sondern<br />
auch von der pro Zeiteinheit in den Leitungsabschnitt<br />
eingetragenen und im Leitungsabschnitt gebildeten<br />
September 2014<br />
978 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
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und abgelagerten Menge an partikulärem Material.<br />
Folglich lässt sich durch Maßnahmen an den Partikelquellen<br />
(z. B. verbesserte Aufbereitung im <strong>Wasser</strong>werk<br />
hinsichtlich Partikelentfernung) <strong>die</strong> Neubildung von<br />
Ablagerungen verzögern oder gar vermeiden. Die Effektivität<br />
einer Spülung wird demnach maßgeblich von<br />
zwei Faktoren bestimmt: der Bildungsgeschwindigkeit<br />
von Ablagerungen und dem durch eine Spülung minimal<br />
erreichbaren Ablagerungsniveau.<br />
3. Spülplanerstellung <strong>für</strong> das Reinigen<br />
von <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
Für einen optimalen Reinigungserfolg sollten Rohrnetzspülungen<br />
systematisch nach einem Spülplan erfolgen.<br />
In <strong>die</strong>sem ist <strong>die</strong> Abfolge der erforderlichen Spülschritte<br />
definiert und detailliert beschrieben. Für <strong>die</strong> Erstellung<br />
eines Spülplans zur systematischen Reinigung von<br />
<strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen wird <strong>die</strong> nachfolgend beschriebene<br />
Vorgehensweise empfohlen:<br />
1. Unterteilung des gesamten Verteilungsnetzes in<br />
einzelne Spülgebiete bzw. Spülabschnitte.<br />
2. Lokalisierung aller im zu spülenden Bereich<br />
vorhandenen Hydranten unter Verwendung von<br />
GIS-Plänen oder hydraulischen Rohrnetzmodellen.<br />
3. Bestimmung geeigneter Spülstränge im jeweiligen<br />
Spülgebiet, wobei zunächst vom <strong>Wasser</strong>werk<br />
ausgegangen werden sollte.<br />
−−<br />
Dabei sollte der Spülhydrant <strong>für</strong> Leitungen mit<br />
Nennweitern größer DN 50 mindestens <strong>die</strong><br />
Nennweite DN 80 aufweisen.<br />
−−<br />
Für DN 50-Leitungen sind Hydranten der<br />
Nennweite DN 50 geeignet.<br />
−−<br />
Hauptversorgungsleitungen (ab ca. DN 125)<br />
sind vor kleinen Versorgungsleitungen<br />
(DN 80, DN 100) zu spülen.<br />
−−<br />
Leitungsstrecken größer DN 100 werden, wenn<br />
möglich, über zwei gleichzeitig geöffnete<br />
Spülhydranten gereinigt, um den erforderlichen<br />
Mindestvolumenstrom zu erreichen. Dabei darf<br />
der Durchfluss in <strong>die</strong>sen Strängen nicht durch<br />
Abschnitte mit kleineren Rohrdurchmessern<br />
beeinträchtigt werden.<br />
4. Festlegung von Richtung und Menge <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Spülwasserzufuhr zum jeweiligen Spülstrang.<br />
5. Definition der Schieberstellungen <strong>für</strong> alle Spülschritte.<br />
Die <strong>Wasser</strong>versorgung zu den übrigen Systemabschnitten<br />
sollte während der Spülungen gewährleistet<br />
sein. Diesbezüglich werden im DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-1 [8] entsprechende Mindestdrücke empfohlen.<br />
Bild 3. Schematische Darstellung zur Auswirkung von Spülungen auf<br />
<strong>die</strong> Ablagerungsmenge in einer Rohrleitung (nach [7]).<br />
4. Systematik zur Erstellung eines Spülplans<br />
<strong>für</strong> das „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
Bei einer <strong>Wasser</strong>spülung werden das ins Verteilungsnetz<br />
eingespeiste Trinkwasser und <strong>die</strong> vorhandenen hydraulischen<br />
Kapazitäten genutzt. Um Verschleppungen mobilisierten<br />
Materials beim Spülen und daraus resultierende<br />
unkontrollierte Trübwasserereignisse möglichst vermeiden<br />
zu können, sollte das Verfahren „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
[9] zum Einsatz kommen. Bei <strong>die</strong>sem Verfahren<br />
wird das Spülwasser den zu reinigenden Leitungsabschnitten,<br />
ausgehend vom <strong>Wasser</strong>werk, nur über bereits<br />
gereinigte Leitungen zugeführt. Diese Vorgehensweise<br />
ist in Bild 4 anhand von vier Spülschritten veranschaulicht.<br />
Die Spülung beginnt mit Spülschritt 1 an einem Einspeisepunkt<br />
(blauer Punkt, z. B. <strong>Wasser</strong>werk), von wo aus<br />
Trinkwasser in ausreichender Menge und hoher Qualität<br />
(sehr geringe Partikelkonzentration) bereitgestellt werden<br />
kann. Der zu spülende, grün markierte Rohrstrang<br />
ist mittels rot markierter Schieber hydraulisch von anderen<br />
Leitungen entkoppelt. Das am Einspeisepunkt<br />
eingetragene Spülwasser durchströmt den zu reinigenden<br />
Leitungsstrang mit möglichst hoher Geschwindigkeit<br />
und wird am Hydranten (grüner Punkt mit Kreis)<br />
ausgetragen. Die Länge eines Spülstrangs wird demnach<br />
durch <strong>die</strong> Position der verfügbaren Hydranten und<br />
Schieber sowie <strong>die</strong> hydraulischen Bedingungen bestimmt.<br />
Folglich sind bei der Festlegung der einzelnen Spülstränge<br />
<strong>die</strong> Nennweiten der Leitungen und Hydranten<br />
aufeinander abzustimmen und eine ausreichende<br />
Anzahl an Hydranten vorzusehen. Darüber hinaus sind<br />
nicht nur höchstmögliche Scherkräfte zu erzeugen, es<br />
gilt auch, während der Spülung <strong>die</strong> Versorgung aufrecht<br />
zu erhalten. Eine Beeinträchtigung der Verbraucher<br />
durch Trübwasserereignisse und Druckschwankungen<br />
können während der Spülung jedoch nicht gänzlich<br />
ausgeschlossen werden, was rechtzeitige Informa tionen<br />
erforderlich macht [8, 10].<br />
Der im zweiten Spülschritt zu reinigende Abschnitt<br />
wird derart vom Verteilungsnetz entkoppelt, dass das<br />
Spülwasser nur aus bereits gereinigten Abschnitten<br />
bzw. vom Einspeisepunkt zuströmt und der Austrag so<br />
erfolgt, dass keine Verschleppung mobilisierter Partikel<br />
in bereits gereinigte Abschnitte stattfindet. Diese Vorgehensweise<br />
wird <strong>für</strong> alle weiteren Spülschritte konsequent<br />
beibehalten, damit <strong>die</strong> Spülung ausschließlich<br />
mit klarem (sauberem) <strong>Wasser</strong> erfolgt und es zu keinem<br />
Eintrag mobilisierter Partikel in bereits gereinigte Rohrleitungen<br />
kommt.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 979
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|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Bild 4. Schema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reinigung eines <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzes mittels<br />
„Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“. Blauer Punkt: Netzeinspeisung (z. B.<br />
<strong>Wasser</strong>werk). Grüne Linie: Spülstrecke. Orangefarbene Linien: Bereits<br />
gereinigte (saubere) Leitungen. Rote kurze Striche: Für Spülung<br />
geschlossene Schieber. Grüner Punkt mit Kreis: Spülhydrant.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise können mit <strong>die</strong>sem Verfahren im<br />
Gegensatz zu den häufig praktizierten Endstrangspülungen<br />
nicht nur Einträge mobilisierter Ablagerungen<br />
aus vorgelagerten Netzabschnitten vermieden, sondern<br />
auch höhere Strömungsgeschwindigkeiten erreicht<br />
werden. Die Erhöhung der Geschwindigkeit resultiert<br />
aus der Kanalisierung des am Hydranten entnommenen<br />
Spülwasserstroms in der Spülstrecke, der da<strong>für</strong> entsprechend<br />
ausgewählt worden ist. Folglich lassen sich Spülzeiten<br />
verkürzen und somit <strong>die</strong> benötigten Mengen an<br />
Trinkwasser vermindern, was eine Steigerung der Effizienz<br />
der Rohrnetzreinigung bedeutet. So wird <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Spülung einer 500 m langen DN 100-Leitung nach dem<br />
Verfahren des „Spülens mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ bei einem<br />
Volumenstrom von ca. 30 m³/h, einem Systemdruck von<br />
5 bar und einem Austrag über einen DN 80-Hydranten<br />
ein Mindestspülvolumen von 4 m³ <strong>für</strong> den einmaligen<br />
Austausch des Rohrvolumens benötigt. Die aus <strong>die</strong>sen<br />
Randbedingungen resultierende Spülgeschwindigkeit<br />
von 1,1 m/s und der einmalige Austausch des Rohrvolumens<br />
können als ausreichend <strong>für</strong> eine wirksame<br />
und effiziente Reinigung von Rohrleitungen in <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
angesehen werden.<br />
Im Vergleich dazu enthält das DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 291 [11] Vorgaben <strong>für</strong> das Reinigen von neu in Betrieb<br />
zu nehmenden Leitungen, nach denen Spülgeschwindigkeiten<br />
von 2 bis 3 m/s und Spülwassermengen, <strong>die</strong><br />
dem 3- bis 5-fachen des Rohrvolumens entsprechen,<br />
erforderlich sind. Die hohen Austauschraten sind darauf<br />
zurückzuführen, dass davon auszugehen ist, dass bei der<br />
Spülung zunächst mobilisiertes Material aus vorgelagerten<br />
Netzabschnitten eingetragen wird, welches während<br />
der Spülung durch den zu reinigenden Rohrabschnitt<br />
hindurchströmt und ausgetragen werden muss. Folglich<br />
werden im Vergleich zum „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
deutlich höhere Spülwassermengen benötigt.<br />
Allerdings können bei einer <strong>Wasser</strong>spülung <strong>die</strong> vorgegebenen<br />
Spülgeschwindigkeiten von 2 bis 3 m/s bei<br />
5 bar Netzdruck und mit den üblicherweise vorhandenen<br />
September 2014<br />
980 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong><br />
Hydranten der Nennweite DN 80 nur sehr selten erreicht<br />
werden. Die Umsetzung der Empfehlungen des DVGW ist<br />
folglich nur mit einem sehr hohen Einsatz an Ressourcen<br />
(große <strong>Wasser</strong>mengen, zusätzliche Energie) möglich.<br />
Generell ist davon auszugehen, dass mit dem Verfahren<br />
des Spülens mit klarer <strong>Wasser</strong>front Leitungen mit<br />
einem Durchmesser bis 100 mm wirkungsvoll mit nur<br />
einem Hydranten von Ablagerungen befreit werden<br />
können. Bereits mit Volumenströmen von 10 m³/h werden<br />
Strömungsgeschwindigkeiten von 0,55 m/s erreicht,<br />
was <strong>für</strong> <strong>die</strong> Mobilisierung großer Anteile der partikulären<br />
Ablagerungen in <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen ausreicht.<br />
Dies lässt sich aus Bild 2 ableiten, da <strong>die</strong> Dicke der laminaren<br />
Grenzschicht bei <strong>die</strong>sen Randbedingungen nur<br />
noch etwa 1 mm beträgt. Für Leitungen bis 150 mm<br />
Durchmesser sind dann je nach Hydrantenkapazität bis<br />
zu zwei Hydranten erforderlich, um eine ausreichende<br />
Reinigungswirkung zu erzielen. Dies erfordert einen<br />
Durchfluss von 30 bis 40 m³/h. In Leitungen größer<br />
DN 200 sind sehr große Durchflüsse von 70 bis 80 m³/h<br />
erforderlich, <strong>die</strong> oft nur mit mehreren Hydranten und<br />
aufgrund des zu erwartenden Druckverlustes nur in leistungsfähigen<br />
Verteilungsnetzen erzielt werden können.<br />
Inkrustationen in metallischen, ungeschützten<br />
Leitungen können <strong>die</strong> Bewegung der Klarwasserfront<br />
bzw. <strong>die</strong> Reinigungswirkung verzögern, da es im Gegensatz<br />
zu glatten Rohrleitungen zu Verschleppungseffekten<br />
und dem Ausspülen von Senken zwischen<br />
„Rostbuckeln“ kommt.<br />
5. Überwachung und Protokollierung<br />
einer Spülung<br />
Vor Beginn der praktischen Spülarbeiten sind Kriterien<br />
zu definieren, anhand derer der Spülerfolg und <strong>die</strong><br />
korrekte Durchführung der Arbeiten durch das ausführende<br />
Personal vor Ort nachvollzogen werden können.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grund sollten Spülpläne Angaben<br />
••<br />
zum Mindestspülvolumen bzw. zur erwarteten<br />
Mindestspüldauer <strong>für</strong> jeden Spülschritt,<br />
••<br />
dem minimal erforderlichen Spülvolumenstrom<br />
jedes Spülschrittes sowie<br />
••<br />
eventuell vorhersehbare Besonderheiten im<br />
Spülablauf bzw. Spülgeschehen<br />
enthalten.<br />
Die Ermittlung des Mindestspülvolumens erfordert<br />
Kenntnisse zu Länge und Durchmesser aller im Vertei-<br />
LBL<br />
= 62,7 · D Pipe<br />
lungsnetz Revorhandenen 7/8<br />
Leitungen, da das erforderliche<br />
Mindestspülvolumen dem Rohrvolumen der Spülstrecke<br />
entspricht, also der Summe der Volumina der einzelnen<br />
zu reinigenden Rohrabschnitte, wie in Gl. (3) formuliert.<br />
( )<br />
n<br />
V Fl,min<br />
=<br />
π<br />
2<br />
· D Pipe,i · L Pipe, i<br />
(3)<br />
4<br />
t Fl ,min<br />
= V Fl,min<br />
Q Fl<br />
i=1<br />
Für eine möglichst genaue Berechnung des Mindestspülvolumens<br />
eines Leitungsabschnitts i der Länge L Pipe<br />
ist zu beachten, dass der tatsächliche innere (lichte)
<strong>Wasser</strong>versorgung n<br />
| FACHBERICHTE |<br />
( L Pipe, i )<br />
i=1<br />
V Fl,min<br />
=<br />
π<br />
2<br />
· D Pipe,i ·<br />
4<br />
Rohrdurchmesser D Pipe angesetzt wird und nicht <strong>die</strong><br />
Nennweite (DN). Dies gilt vor allem <strong>für</strong> Rohre, deren<br />
Durchmesser aufgrund von Korrosionsvorgängen verkleinert<br />
sind, was hauptsächlich ungeschützte Stahlleitungen<br />
und Graugussleitungen betrifft.<br />
Daten zu Länge und Durchmesser aller in einem<br />
Verteilungsnetz vorhandenen Rohrleitungen können<br />
GIS-Plänen oder Rohrnetzmodellen entnommen werden.<br />
Mittels hydraulischer Kalibrierung des Rohrnetzmodells<br />
lassen sich <strong>die</strong> Durchmesser der einzelnen Rohrleitungen<br />
derart anpassen, dass sie annähernd den tatsächlichen<br />
inneren Durchmessern entsprechen. Mit kalibrierten<br />
LBL<br />
= 62,7 · D<br />
Durchmessern Re 7/8 ist Pipe<br />
im Vergleich zur Verwendung von<br />
originalen Rohrdurchmessern eine höhere Genauigkeit<br />
bei der Berechnung des erforderlichen Mindestspülvolumens<br />
bei Stahl- und Graugussleitungen möglich.<br />
Trotzdem<br />
n<br />
ist davon auszugehen, dass <strong>die</strong> so<br />
theo V Fl,min retisch =<br />
π<br />
2<br />
ermittelten ·<br />
Werte nicht ganz der Realität<br />
4<br />
( D Pipe,i · L Pipe, i )<br />
i=1<br />
entsprechen.<br />
Die Mindestspüldauer t Fl, min kann aus dem Mindestspülvolumen<br />
V Fl, min und dem Spülvolumenstrom Q Fl<br />
berechnet werden (Gl. (4)).<br />
t Fl ,min<br />
= V Fl,min<br />
Q Fl<br />
Da der Spülvolumenstrom vor der Spülung nicht bekannt<br />
ist, kann <strong>die</strong> zu erwartende Mindestspüldauer<br />
erst mit Beginn der Spülung mittels Durchflussmessung<br />
am Hydranten bestimmt werden.<br />
s Fl<br />
(t Fl<br />
) = v Fl · t<br />
Ist statt des kalibrierten Fl<br />
nur der ursprüngliche Innendurchmesser<br />
bekannt, ergibt <strong>die</strong> Ermittlung von Mindestspülvolumen,<br />
Mindestspüldauer und Mindestspülgeschwindigkeit<br />
größere Werte als <strong>die</strong> korrekten. Für<br />
n<br />
<strong>die</strong><br />
s<br />
Spülung<br />
Fl<br />
(t Fl<br />
) = Σv bedeutet<br />
Fl,i · t<br />
das zunächst einmal eine etwas<br />
Fl<br />
größere Sicherheit, i=1 da <strong>die</strong> tatsächliche Mindestspüldauer<br />
bzw. das Mindestspülvolumen je nach Stärke der<br />
In krustationen deutlich kürzer ist. Andererseits können<br />
sich jedoch durch <strong>die</strong> Inkrustationen höhere Druckverluste<br />
ergeben, sodass der gewünschte Spülvolumenstrom<br />
nicht erreicht werden kann. Darüber hinaus ist bei<br />
starken Inkrustationen mit einem zeitverzögerten Austrag<br />
von Ablagerungen zu rechnen, was eine Anpassung der<br />
Spüldauer bedingt. Folglich gelten Gl. (3) und (4) <strong>für</strong><br />
glatte und schwach inkrustierte Rohrleitungen.<br />
Die Bestimmung und Überwachung von Reinigungsleistung<br />
und Spülungserfolg erfordern eine kontinuierliche<br />
Messung der <strong>Wasser</strong>trübung am Ende einer<br />
Spülstrecke (Hydranten). Die Trübung ist proportional<br />
zur Menge mobilisierter Ablagerungen. Mit Beginn<br />
der Spülung ist eine Zunahme der Trübungswerte,<br />
nach Erreichen des Mindestspülvolumens bzw. der<br />
Mindestspüldauer eine rasche Abnahme der Spülwassertrübung<br />
zu erwarten. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt sollte<br />
sauberes <strong>Wasser</strong> aus den vorgelagerten, bereits gereinigten<br />
Netzbereichen den Spülhydranten erreichen.<br />
Die Spülung ist aber erst dann zu beenden, wenn <strong>die</strong><br />
(4)<br />
Trübung unter einen geforderten Zielwert von z. B.<br />
1 FNU (Grenzwert TrinkwV 2001 [12]) abgesunken ist.<br />
Unter LBL<br />
= 62,7 Annahme einer über <strong>die</strong> Spüldauer t Fl konstanten<br />
t Fl<br />
mittleren ,min<br />
= V · D<br />
Re 7/8 Pipe<br />
Fl,min<br />
Strömungsgeschwindigkeit v¯Fl kann anhand<br />
der kontinuierlichen<br />
Q Fl Trübungsmessungen bestimmt<br />
werden, welchen Weg S Fl das nach der Spül dauer t Fl am<br />
Hydranten analysierte Spülwasser in der Rohrleitung<br />
n<br />
zurückgelegt V hat (Gl. (5)).<br />
Fl,min<br />
=<br />
π<br />
2<br />
· D Pipe,i ·<br />
4<br />
s Fl<br />
(t Fl<br />
) = v Fl ·<br />
( L Pipe, i )<br />
i=1<br />
t Fl<br />
Das nach der Spülzeit t Fl ausgetragene Trübwasser resultiert<br />
folglich aus Ablagerungen, <strong>die</strong> im gereinigten<br />
Leitungsabschnitt t<br />
n in der Entfernung S Fl zum Hydranten<br />
s Fl ,min<br />
= V Fl,min<br />
Fl<br />
(t Fl<br />
) = Σv Fl,i<br />
mobilisiert Qworden Fl<br />
· t<br />
sind. Fl Besteht <strong>die</strong> Spülstrecke aus einer<br />
i=1<br />
Aneinanderreihung von Leitungen mit verschiedenen<br />
Rohrdurchmessern, muss <strong>für</strong> jeden einzelnen Leitungsabschnitt<br />
<strong>die</strong> Strömungsgeschwindigkeit berechnet<br />
werden. Die Entfernung S Fl zum Hydranten ergibt sich<br />
dann s Fl<br />
(tdurch Fl<br />
) = v Fl<strong>die</strong> · t Fl Ermittlung der nach der Spüldauer t Fl<br />
ausgehend vom Hydranten durchflossenen Leitungsabschnitten<br />
unter Berücksichtigung der individuellen<br />
Strömungsgeschwindigkeiten:<br />
n<br />
Σi=1<br />
s Fl<br />
(t Fl<br />
) = v Fl,i · t Fl<br />
Entspricht der tatsächliche Verlauf der Trübungswerte<br />
nicht dem theoretisch erwarteten, können folgende<br />
Gründe als Ursache vorliegen:<br />
••<br />
Durch Korrosion weichen Durchmesser in Leitungsabschnitte<br />
der Spülstrecke deutlich von dokumentierten<br />
oder berechneten Werten ab.<br />
••<br />
Verwendete Rohrnetzdaten sind nicht korrekt.<br />
••<br />
Die Spülstrecke wurde falsch geschiebert. Für<br />
<strong>die</strong>sen Fall wird eine Wiederholung der Spülung<br />
mit korrigierten Schieber-Stellungen empfohlen.<br />
••<br />
Schieber sind defekt, was eine Anpassung des<br />
Spülplans erfordert.<br />
Bild 5. Leitungsnetz<br />
eines Versorgungsgebietes<br />
(schwarz). Pfeile: Strömungsrichtung im täglichen<br />
Betrieb. Roter Punkt: <strong>Wasser</strong>werk. Orangefarbene Linie:<br />
aktuelle Spülstrecke mit Spülhydranten. Blaue Linien:<br />
bereits gereinigte Leitungen. Grüne Kreise: Position von zu öffnenden<br />
Schiebern. Rote Kreise mit Kreuz: zu schließende Schieber. Schwarze<br />
Kreise mit Kreuz: Schieber, <strong>die</strong> geschlossen werden.<br />
(5)<br />
(6)<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 981
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Spülwas s ertrübung in F NU<br />
Straße 1<br />
PVC 99<br />
Neben den Durchfluss- und Trübungsmessungen bedarf<br />
es während der Spülung einer zusätzlichen Überwachung<br />
der Druckverhältnisse, da Mindestdrücke gemäß DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 400-1 [8] einzuhalten sind.<br />
Die am Spülauslass (Hydranten) während einer<br />
Spülung messtechnisch erfassten Daten sollten nach<br />
Möglichkeit auf einem Computer aufgezeichnet und<br />
gespeichert werden. Auf <strong>die</strong>se Weise lässt sich eine Spülung<br />
detailliert protokollieren, was <strong>für</strong> spätere Analysen<br />
von großem Vorteil sein kann.<br />
Straße 2<br />
PVC 99<br />
Strömungsrichtung im täglichen Betrieb<br />
50<br />
45<br />
bereits<br />
40<br />
gereinigt<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Entfernung zum Spülhydranten in m<br />
Bild 6. Spülwassertrübung am Spülhydranten <strong>für</strong> den in Bild 5<br />
gekennzeichneten Spülschritt.<br />
Straße 3<br />
PE-HD 90<br />
6. Anwendungsbeispiel<br />
Für das in Bild 5 dargestellte Versorgungsgebiet wurde<br />
eine Reinigung mittels „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“<br />
durchgeführt. Das Ziel war eine effektive und effiziente<br />
Entfernung der im Leitungsnetz vorhandenen Ablagerungen,<br />
um gelegentlich auftretende Trübwasserereignisse<br />
bei Verbrauchern zu minimieren. Der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Spülung<br />
erstellte Spülplan beinhaltete eine Einteilung des<br />
Versorgungsnetzes in einzelne Spülgebiete. In Bild 5<br />
sind zwei Spülschritte des Spülplans dargestellt. Dabei<br />
ist der im nächsten Spülschritt zu reinigende Netzabschnitt<br />
orangefarben markiert, während <strong>die</strong> im vorangegangenen<br />
Spülschritt gereinigten Leitungen blau<br />
gekennzeichnet sind.<br />
Die Einspeisung in das Versorgungsgebiet erfolgte<br />
aus dem <strong>Wasser</strong>werk (roter Punkt) über eine Leitung mit<br />
DN 200. Mit zunehmender Entfernung zu <strong>die</strong>ser Hauptversorgungsleitung<br />
war eine abnehmende Strömungsgeschwindigkeit<br />
aufgrund sinkender Volumenströme<br />
durch Verzweigungen und Verbraucher zu verzeichnen.<br />
Für <strong>die</strong>se Leitungen ist folglich mit einem höheren Potenzial<br />
<strong>für</strong> Ablagerungen partikulärer <strong>Wasser</strong>inhaltsstoffe<br />
zu rechnen.<br />
Da im Beispielnetz Rohrdurchmesser bis 253 mm auftraten,<br />
war fraglich, ob eine ausreichende Reinigungswirkung<br />
durch das „Spülen mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ erzielt<br />
werden konnte. Die bei den Spülungen erreichten<br />
Volumenströme waren jedoch ausreichend hoch, um<br />
<strong>die</strong> in den Rohrleitungen vorhandenen Ablagerungen<br />
zu entfernen. Dies kann exemplarisch an dem in Bild 6<br />
dargestellten Verlauf der Spülwassertrübung mit Bezug<br />
zum Ort der Mobilisierung gezeigt werden.<br />
Mit Beginn der Spülung wurde <strong>die</strong> Durchflussrate im<br />
zu reinigenden Abschnitt erhöht und betrug 41 m³/h, was<br />
einer Strömungsgeschwindigkeit von 1,4 m/s entsprach.<br />
Daraus resultierte eine Mobilisierung der in den Straßen<br />
1 und 2 befindlichen Ablagerungen. Da Straße 3<br />
bereits im vorangegangenen Spülschritt gereinigt<br />
worden war, wurden in <strong>die</strong>sem Bereich kaum noch<br />
Ablagerungen mobilisiert und über den Spülhydranten<br />
ausgetragen. Folglich sank <strong>die</strong> Spülwassertrübung kurz<br />
nach Erreichen der erwarteten Mindestspüldauer auf<br />
einen nicht mehr wahrnehmbaren Wert von < 5 FNU.<br />
Dass mit der erreichten Durchflussrate ein guter<br />
Reinigungserfolg erzielt werden konnte, ist nicht nur<br />
anhand des in Bild 6 dargestellten Verlaufs der Trübungswerte<br />
belegt, sondern lässt sich auch durch eine<br />
Betrachtung von Wandschubspannung und Dicke der<br />
laminaren Grenzschicht erkennen. So beträgt <strong>die</strong> Wandschubspannung<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> DN 100-Leitungen bei der täglichen<br />
maximalen hydraulischen Belastung von 1,0 m 3 /h<br />
unter der Annahme einer Oberflächenrauheit von 0,1 mm<br />
und einer <strong>Wasser</strong>temperatur von 10 °C nur 0,007 N/m 2 .<br />
An der Rohrwand beträgt <strong>die</strong> Dicke der laminaren<br />
Grenzschicht ca. 7 mm (vgl. Bild 2). Die während der<br />
Spülung erreichte Durchflussrate von etwa 40 m 3 /h<br />
resultiert dagegen in einer Wandschubspannung von<br />
5,5 N/m 2 . Bei <strong>die</strong>sen Strömungsbedingungen beträgt<br />
<strong>die</strong> Dicke der laminaren Grenzschicht lediglich 0,2 mm.<br />
D. h., dass partikuläre Ablagerungen mit einer Mächtigkeit<br />
von mehr als 0,2 mm während der Spülung mobilisiert<br />
werden und dass das minimale Ablagerungsniveau<br />
nur 0,2 mm beträgt. Wie anhand von Bild 2 zu erkennen,<br />
würde eine weitere Erhöhung der Durchflussrate<br />
zu keiner verbesserten Reinigungsleistung führen, da <strong>die</strong><br />
Dicke der laminaren Grenzschicht bei <strong>die</strong>sen Strömungsbedingungen<br />
kaum mehr mit zunehmendem Volumenstrom<br />
abnimmt. Durch <strong>die</strong> höhere Strömungsgeschwindigkeit<br />
käme es lediglich zu einer Verkürzung der Spüldauer.<br />
Die Spülwassermenge würde sich nicht ändern.<br />
In stärker inkrustierten Leitungen sind <strong>die</strong> hydraulischen<br />
Bedingungen durch <strong>die</strong> unregelmäßig geformte<br />
Oberfläche komplexer, als in <strong>die</strong>ser Modellvorstellung.<br />
Dennoch gilt, dass das potenziell <strong>für</strong> Ablagerungen zur<br />
Verfügung stehende Volumen an der Rohrwand, welches<br />
durch laminare oder stagnierende Bedingungen<br />
charakterisiert wird, mit Zunahme der Strömungsgeschwindigkeit<br />
im Rohr deutlich abnimmt.<br />
Die Spülvolumenströme waren auch <strong>für</strong> alle anderen<br />
Leitungsabschnitte ausreichend hoch, um Ablagerungen<br />
zu mobilisieren und auszutragen. Die aus der Trübungs-<br />
September 2014<br />
982 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
<strong>Wasser</strong>versorgung | FACHBERICHTE |<br />
messung resultierende Spüldauer entsprach stets in etwa<br />
der erwarteten Mindestspüldauer, was als Nachweis <strong>für</strong><br />
eine korrekte Durchführung (Schieber stellungen) der Spülungen<br />
mit klarer <strong>Wasser</strong>front angesehen werden konnte.<br />
Für den Austrag der mobilisierten Ablagerungen war demzufolge<br />
das Mindestspülvolumen ausreichend, wodurch<br />
sich <strong>die</strong> Effizienz <strong>die</strong>ses Spül verfahrens bestätigen ließ.<br />
7. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Für <strong>die</strong> Entfernung von Ablagerungen aus <strong>Wasser</strong>verteilungsnetzen<br />
wurde ein besonders effektives und<br />
effi zientes Verfahren zur Rohrnetzreinigung – das „Spülen<br />
mit klarer <strong>Wasser</strong>front“ – vorgestellt und erläutert. Es<br />
wurde gezeigt, wie Spülzeiten deutlich verkürzt, <strong>Wasser</strong>verbräuche<br />
gesenkt, Einträge mobilisierter Ablagerungen<br />
aus vorgelagerten Netzabschnitten vermieden, höhere<br />
Strömungsgeschwindigkeiten erzielt und folglich eine<br />
bessere Reinigungsleistung erreicht werden kann.<br />
Bedingt durch <strong>die</strong> hydraulischen Verhältnisse im<br />
Verteilungsnetz und durch <strong>die</strong> verschiedenen Pfade und<br />
Prozesse des Partikeleintrags bilden sich Ablagerungen<br />
jedoch räumlich verteilt unterschiedlich schnell und mit<br />
unterschiedlicher Mächtigkeit aus. Für Rohrnetzspülungen<br />
ist folglich zusätzlich zu berücksichtigen, dass ablagerungsanfällige<br />
Netzabschnitte häufiger gespült werden<br />
müssen als sich langsamer verschmutzende, um Mobilisierungen<br />
von Ablagerungen und daraus resultierende<br />
Braunwasserereignisse beim Verbraucher zu vermeiden.<br />
Jedoch basiert <strong>die</strong> Reinigung von Verteilungsnetzen<br />
in den meisten Versorgungsgebieten bislang hauptsächlich<br />
auf regelmäßigen Endstrangspülungen, da in<br />
<strong>die</strong>sen Leitungsabschnitten aufgrund niedriger Strömungsgeschwindigkeiten<br />
ein hohes Ablagerungspotenzial<br />
besteht. Bei <strong>die</strong>ser Vorgehensweise bleiben jedoch <strong>die</strong><br />
transportierten Frachten unberücksichtigt. Um Ort und<br />
Menge von Ablagerungen in Verteilungsnetzen genauer<br />
bestimmen und Aussagen darüber treffen zu können,<br />
welche Leitungsabschnitte häufiger (bei inten siver<br />
Ausbildung von Ablagerungen) und welche seltener (geringere<br />
Ausbildung von Ablagerungen) gespült werden<br />
müssen, bedarf es Kenntnissen zum Partikel transport<br />
und zur Ablagerungsbildung.<br />
In einer zweiten Veröffentlichung wird daher eine<br />
Stu<strong>die</strong> zur modellgestützten Untersuchung und Beschreibung<br />
von Partikeltransport und Ablagerungsbildung<br />
vorgestellt werden. Deren Ziel war, auf Grundlage der<br />
Erkenntnisse zu Partikeleintrag und transport sowie zur<br />
Ablagerungsbildung einen optimierten Spülplan zu erstellen,<br />
um <strong>die</strong> Ablagerungen durch gezielte Spülungen<br />
effektiv beseitigen und deren Mobilisierung vermeiden<br />
zu können und somit zur Verringerung potenzieller Risiken<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserqualität beizutragen.<br />
Literatur<br />
[1] Bollrich, G.: Technische Hydromechanik 1, 5. Auflage. Verlag<br />
Bauwesen, Berlin, 2000.<br />
[2] Boxall, J. B. and Saul, A. J.: Modeling Discoloration in Potable<br />
Water Distribution Systems. J. Environ. Eng. 131 (2005) No. 5,<br />
p. 716–725.<br />
[3] Ripl, K. und Uhl, W.: Minimierung sedimentbürtiger Gütebeeinträchtigungen<br />
durch modellgestützten Rohrnetzbetrieb.<br />
Entwicklung eines Transportmodells <strong>für</strong> amorphe Verbindungen.<br />
Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben 02WT0619<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong> Bildung und Forschung, 2010.<br />
[4] Bohl, W.: Technische Strömungslehre. 12. Ausgabe. Vogel<br />
Buchverlag, Würzburg, 2001.<br />
[5] Blokker, E. J. M., Vreeburg, J. H. G., Schaap, P. G. and van Dijk,<br />
J. C.: The self-cleaning velocity in practice. Proc. of conf. “<br />
Water Distribution System Analysis 2010”, Tucson, Arizona,<br />
Ver einigte Staaten, 12.–15. Sept., 2010.<br />
[6] Slaats, P. G. G., Rosenthal, L. P. M., Siegers, W. G., van den<br />
Boomen, M., Beuken, R. H. S. and Vreeburg, J. H. G.: Processes<br />
Involved in the Generation of Discolored Water. Am. Water<br />
Works Ass. Res. Found, 2003. Res. Rep. #90966F.<br />
[7] Vreeburg, J. H. G. and Boxall, J. B.: Discolouration in potable<br />
water distribution systems: A review. Wat. Res. 41 (2007) No. 3,<br />
p. 519–529.<br />
[8] W 400-1: Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV). Teil 1: Planung. Deutscher Verein des Gas- und<br />
<strong>Wasser</strong>faches, Bonn, 2004.<br />
[9] EPA: Water Distribution System Analysis: Field Stu<strong>die</strong>s,<br />
Modeling and Management. United States Environmental<br />
Protection Agency, 2005. http://nepis.epa.gov/Adobe/<br />
PDF/2000D2C2.pdf (getestet am 24.02.2013).<br />
[10] W 400-3: Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV). Teil 3: Betrieb und Instandhaltung. Deutscher Verein<br />
des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches, Bonn, 2006.<br />
[11] W 291: Reinigung und Desinfektion von <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen.<br />
Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches, Bonn,<br />
2000.<br />
[12] TrinkwV 2001: Verordnung über <strong>die</strong> Qualität von <strong>Wasser</strong> <strong>für</strong> den<br />
menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung – TrinkwV<br />
2001). Bundesgesetzblatt 61 (2011) Nr. 1, S. 2370–2396.<br />
Autoren<br />
Dr.-Ing. Irene Slavik |<br />
Korrespondenzautorin |<br />
E-Mail: irene.slavik@tu-dresden.de |<br />
Dipl.-Ing. Klaus Ripl<br />
E-Mail: klaus.ripl@web.de |<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl<br />
E-Mail: wolfgang.uhl@tu-dresden.de |<br />
Professur <strong>Wasser</strong>versorgung |<br />
Institut <strong>für</strong> Siedlungs- und<br />
Industriewasserwirtschaft |<br />
Technische Universität Dresden |<br />
D-01062 Dresden<br />
Eingereicht: 23.04.2014<br />
Korrektur: 14.07.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 983
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Bewertung von Trinkwasserversorgungsnetzen<br />
– neue Kennzahlen:<br />
Systemindex Trinkwassernetz (SIT)<br />
und Nachhaltigkeitsindex (I N )<br />
Trinkwasserversorgung, Trinkwasserversorgungsnetz, Kennzahl, Bewertung, Nachhaltigkeit<br />
Lars Tennhardt<br />
Die nachhaltige Bewirtschaftung von Versorgungsnetzen<br />
spielt unter dem zunehmenden Kostendruck auf<br />
<strong>die</strong> Versorgungswirtschaft eine essenzielle Rolle. Eine<br />
fehlerhafte Einschätzung des Netzzustandes und unzureichende<br />
Investitionen werden durch <strong>die</strong> Langlebigkeit<br />
der Netze erst in der Zukunft sichtbar. Ein<br />
aufgelaufener Investitionsstau bei einem schlechteren<br />
Netzzustand führt zu erhöhten Betriebskosten,<br />
Qualitätsbeeinträchtigungen bis hin zur Gefährdung<br />
der Versorgungssicherheit und ist nur mittelfristig<br />
mit hohem finanziellen Aufwand zu beheben. Die<br />
hier vorgestellte, neue Methode ermöglicht es,<br />
1. den Netzzustand anhand etablierter Kennzahlen<br />
zu beschreiben, um<br />
2. mit den aktuellen Rehabilitationsraten <strong>die</strong> Nachhaltigkeit<br />
bzw. mittelfristige Entwicklung des<br />
Netzzustandes beurteilen zu können, damit<br />
3. in Abhängigkeit von der zukünftigen, gewünschten<br />
Entwicklung des Netzzustandes das benötigte<br />
Investitionsbudget abgeschätzt werden kann.<br />
Assessment of Drinking Water Distribution Networks<br />
– new Performance Indicators: System Index “Drinking<br />
Water Distribution Network” (SIT) and “Sustain ability<br />
Index” (I N )<br />
The sustainable management of Drinking Water Distribution<br />
Networks (DN) is of utmost importance especially<br />
due to today’s increasing cost pressure. Since<br />
the DN have a long life cycle, mistakes in estimation<br />
of the networks’ state and under investment will only<br />
be recognized in the future. Insufficient investment<br />
in a deficient network will cause increased costs of<br />
operation, deterioration of water quality and increased<br />
risks for the water supply. Such a situation is only<br />
remediable in the long or medium-term and through<br />
large expenditures. The new procedure proposed in<br />
this paper makes it possible<br />
1. to describe the current state of the DN using established<br />
performance indicators<br />
2. in order to use the current condition and rehabilitation<br />
rates to forecast the medium-term sustainability<br />
3. to then be able estimating the investment budget<br />
required to meet the target development of the<br />
state of the network.<br />
1. Beschreibung des Netzzustandes –<br />
Systemindex Trinkwassernetz (SIT)<br />
Der Systemindex Trinkwassernetz (SIT) als eine neue,<br />
aggregierte Kennzahl beschreibt den Zustand eines<br />
Trinkwassernetzes mittels einiger bereits etablierter<br />
Kennzahlen (hier: Teilkennzahlen) und kann bei einer<br />
netzübergreifenden Festlegung der Gewichtungsfaktoren<br />
und bei Anerkennung einheitlicher Definitionen <strong>für</strong><br />
einen Vergleich des Anlagegutes „Trinkwassernetz“ zwischen<br />
unterschiedlichen Versorgern genutzt werden. Er<br />
bietet ebenso <strong>die</strong> Möglichkeit, ein auf das spezielle<br />
Versorgungsgebiet samt gegebenen Randbedingungen<br />
angepasstes Monitoring aufzubauen, gegebenenfalls<br />
unter Nutzung von unternehmensindividuellen Gewichtungsfaktoren.<br />
Innerhalb des Monitorings kann ein<br />
Trend zur Netzzustandsveränderung schnell erkannt<br />
und darauf reagiert werden. Für eine Ursachenermittlung<br />
sind jedoch stets <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Trend verantwortlichen<br />
Teilkennzahlen zu untersuchen, da <strong>die</strong> Ursachen<br />
unter Umständen auch außerhalb des eigentlichen<br />
Netzzustandes liegen können.<br />
1.1 Teilkennzahlen des Systemindexes<br />
Trinkwassernetz<br />
Der Systemindex Trinkwassernetz setzt sich aus<br />
folgenden, <strong>für</strong> den Zustand bzw. <strong>die</strong> Qualität<br />
September 2014<br />
984 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserversorgung | FACHBERICHTE |<br />
eines Trinkwassernetzes relevanten Teilkennzahlen<br />
zusammen:<br />
a. <strong>Wasser</strong>verluste (beschrieben durch den<br />
Infra structure Leakage Index (ILI))<br />
b. Schadensrate an Transport-, Haupt- und<br />
Versorgungsleitungen (THuVL)<br />
c. Schadensrate an Anschlussleitungen (AL)<br />
d. Schadensrate an Armaturen (AR)<br />
e. Braunwasserrate (Braunwassermeldungen<br />
je 100 km Gesamtnetz)<br />
f. Grenzwertüberschreitungen nach Trinkwasserverordnung<br />
Auf <strong>die</strong> Implementierung von Druckmangel als Teilkennzahl<br />
zur Beschreibung des Netzzustandes wurde<br />
verzichtet, da <strong>die</strong>s lediglich den Komfort der Benutzung<br />
einschränkt. Bei der Bereitstellung von Löschwasser<br />
über das Trinkwassernetz wäre Druckmangel relevant,<br />
wird aber hier wegen der sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen<br />
bei den einzelnen Versorgern nicht<br />
betrachtet.<br />
Die Datenerhebung und Berechnung der Kennzahlen<br />
erfolgt bezogen auf ein Jahr – i. d. R. das Kalenderjahr.<br />
Tabelle 1. Bewertung des ILI-Äquivalenzwertes nach<br />
neuem DVGW-Arbeitsblatt W 392 ([1], Tabelle 2).<br />
ILI äq<br />
Bewertung<br />
< 1,0 gering (Daten prüfen)<br />
< 1,5 gering<br />
1,5 bis < 2,5 mittel<br />
2,5 bis < 3,5 hoch<br />
≥ 3,5<br />
sehr hoch<br />
1.1.1 <strong>Wasser</strong>verluste<br />
Die realen <strong>Wasser</strong>verluste werden nach dem neuen<br />
DVGW-Arbeitsblatt W 392 (Gelbdruck, vgl. [1]) über eine<br />
<strong>Wasser</strong>verlustbilanzierung ermittelt und anhand der relevanten<br />
Netzparameter (Anzahl und Länge der Anschlussleitungen,<br />
mittlerer Netzdruck) als Infrastructure<br />
Leakage Index (ILI) beschrieben. Um <strong>die</strong> Vergleichbarkeit<br />
von Versorgern auch mit unterschiedlich hohen<br />
Netzeinspeisemengen herzustellen, wird <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ermittlung<br />
des SIT der normierte ILI als ILI-Äquivalenzwert<br />
(ILI äq ) in <strong>die</strong> Berechnung eingebracht [1]. Hierbei ist von<br />
jedem Anwender je nach den im Versorgungsgebiet<br />
gegebenen Verhältnissen entweder der ILI oder bei<br />
schnell sichtbar werdenden Schäden (schnelles „Hochkommen“<br />
des <strong>Wasser</strong>s bei z. B. Sandboden) der spezielle<br />
ILI (ILI spez ) anzuwenden.<br />
Eine Bewertung mit dem Äquivalenzwert des spe zifischen<br />
realen <strong>Wasser</strong>verlustes (q VR,äq ) wäre ebenfalls<br />
möglich. Aufgrund der Berücksichtigung von mehr<br />
netzspezifischen Strukturparametern und der damit<br />
besseren Eignung des ILI als Kennzahl <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>verluste,<br />
wird <strong>die</strong>se Variante aber nicht weiter verfolgt.<br />
Die Bewertung des ILI-Äquivalenzwertes erfolgt<br />
nach Tabelle 2 des neuen DVGW-Arbeitsblattes W 392<br />
(Gelbdruck, [1]) und ist in Tabelle 1 dargestellt.<br />
1.1.2 Schadensrate an Transport-, Haupt- und<br />
Versorgungsleitungen (SR THuVL )<br />
Die Schadensrate an Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
(SR THuVL ) ist definiert als Anzahl der Schäden an<br />
Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen geteilt durch<br />
<strong>die</strong> Gesamtlänge <strong>die</strong>ser Leitungen. Da Transportleitungen<br />
i. d. R. außerhalb des Versorgungsgebietes liegen, wird<br />
empfohlen, sie nur dann zu berücksichtigen, wenn <strong>die</strong>se<br />
in Analogie zum neuen DVGW-Arbeitsblatt W 392 [1]<br />
zum Bilanzierungsgebiet des Trinkwassernetzes gehören.<br />
Die Bewertung der Schadensrate ist aus Tabelle 2 ersichtlich<br />
und erfolgt nach DVGW-Arbeitsblatt W 400-3 [2].<br />
Ungenauigkeiten bei der Zustandsbewertung über<br />
<strong>die</strong> Schadensrate ergeben sich einerseits durch <strong>die</strong> typische<br />
Badewannenkurve der Schadensentwicklung an<br />
jungen Leitungen bedingt durch Einbau- oder Materialfehler<br />
und andererseits durch <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Schadensraten an Transport- und Hauptleitungen<br />
(TuHL), <strong>die</strong> gewöhnlich deutlich weniger Schäden<br />
aufweisen als <strong>die</strong> Versorgungsleitungen (VL). Für eine<br />
Fortentwicklung des SIT wäre eine Differenzierung<br />
zwischen TuHL und VL sinnvoll, wenn zukünftig auch im<br />
DVGW-Regelwerk bei Schadensraten zwischen TuHL<br />
und VL differenziert werden würde. Da einige Versorger<br />
bisher nicht zwischen Schäden an TuHL und VL unterscheiden,<br />
wird vorerst nur <strong>die</strong> Gesamtschadensrate an<br />
THuVL in den SIT implementiert.<br />
Tabelle 2. Bewertung von Schadensraten an Haupt- und Versorgungsleitungen in Rohrnetzen nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-3 [2].<br />
Bereiche<br />
Schadensraten (Schäden mit <strong>Wasser</strong>austritt; ohne Armaturen)<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen (Schäden<br />
je km und Jahr)<br />
Niedrige Schadensrate ≤ 0,1 ≤ 5<br />
Mittlere Schadensrate > 0,1 bis ≤ 0,5 > 5 bis ≤ 10<br />
Hohe Schadensrate > 0,5 > 10<br />
Anschlussleitungen (Schäden je<br />
1000 Anschlüsse und Jahr)<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 985
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
1.1.3 Schadensrate an Anschlussleitungen (SR AL )<br />
Die Schadensrate an (Haus-) Anschlussleitungen (SR AL )<br />
ist definiert als Anzahl der Schäden an Anschlussleitungen<br />
je 1000 Anschlussleitungen.<br />
Die Bewertung der Schadensrate an Anschlussleitungen<br />
erfolgt ebenfalls nach DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-3 [2] (vgl. Tabelle 2).<br />
Ungenauigkeiten beim Vergleich verschiedener Versorger<br />
können sich durch unterschiedliche Eigentumsverhältnisse<br />
und Entscheidungsbefugnisse ergeben.<br />
Liegt <strong>die</strong> gesamte Anschlussleitung im Eigentum bzw.<br />
der Entscheidungsbefugnis zur Rehabilitation beim Versorger,<br />
ergibt sich nur eine Schadens- und Rehabilitationsrate.<br />
Ist der Versorger nur im öffentlichen Straßenland<br />
Eigentümer bzw. zur Rehabilitation entscheidungsbefugt<br />
und liegt der Anteil der Anschlussleitung auf<br />
Privatgrund in der Verantwortung des Kunden, ergeben<br />
sich i. d. R. unterschiedliche Schadens- und Rehabilitationsraten.<br />
Der Versorger hat hierbei nur <strong>für</strong> den Anteil<br />
im öffentlichen Straßenland <strong>die</strong> Möglichkeit, den Netzzustand<br />
durch Rehabilitation entscheidend zu verbessern.<br />
Für den Anteil auf Privatgrund wird der Kunde eher<br />
eine Reparatur als eine kostspieligere Rehabilitation<br />
bevorzugen. Deutlich wird <strong>die</strong>ses Verhalten z. B. beim<br />
Austausch von alten Bleihausanschlüssen.<br />
Da beim SIT der Fokus auf den Netzzustand gelegt<br />
wird (unabhängig der Entscheidungsbefugnis des Versorgers),<br />
sollte <strong>die</strong> Schadensrate der gesamten Anschlussleitung<br />
bei der Berechnung verwendet werden.<br />
1.1.4 Schadensrate an Armaturen (SR AR )<br />
Die Schadensrate an Armaturen (SR AR ) ist definiert als<br />
Anzahl der Schäden an Absperrarmaturen und Hydranten<br />
je 1000 Stück und wird nach neuem Beiblatt<br />
W 400-3-B1 (Gelbdruck, vgl. [3]) zum DVGW-Arbeitsblatt<br />
W 400-3 [2] bewertet (siehe Tabelle 3).<br />
Tabelle 3. Bewertung von Schadensraten an Absperrarmaturen<br />
nach Beiblatt W 400-3-B1 [3] zum DVGW-<br />
Arbeitsblatt W 400-3 [2].<br />
Bereiche<br />
niedrig ≤ 5<br />
mittel > 5 bis ≤ 15<br />
hoch/<br />
unbekannt<br />
Schadensrate an Absperrarmaturen und<br />
Hydranten (Schäden je 1000 Stück und Jahr)<br />
> 15<br />
Tabelle 4. Bewertung der Braunwasserrate.<br />
Bereiche<br />
niedrig ≤ 5<br />
Braunwasserrate<br />
(Meldungen Braunwasser je 100 km Gesamtnetz<br />
ohne Ursachen beim Endverbraucher)<br />
mittel > 5 bis ≤ 15<br />
hoch > 15<br />
Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wären<br />
sowohl eine identische Definition des Begriffes Schaden<br />
(z. B. Undichtigkeit, Funktionseinschränkung etc.) als<br />
auch eine Einführung einer einheitlichen Prüfmethodik<br />
sinnvoll.<br />
Weitere Armaturen und Sonderbauten, wie Be- und<br />
Entlüftungsarmaturen und Druckminderer, sind in <strong>die</strong>ser<br />
Kennzahl nicht erfasst. Die Kennzahl bildet somit<br />
den Netzzustand in Bezug auf Armaturen nur unvollständig<br />
ab. Dies erscheint vor dem Hintergrund der<br />
geringeren Anzahl an weiteren Armaturen jedoch als<br />
tolerabel.<br />
1.1.5 Braunwasserrate (BWR)<br />
Eine gesetzliche Vorgabe oder DVGW-Empfehlungen<br />
zur Erfassung und Bewertung der Braunwasserrate existiert<br />
aktuell nicht.<br />
Die Braunwasserrate (BWR) wird deshalb hier definiert<br />
als Anzahl der Braunwasser-Meldungen je 100 km<br />
Gesamtlänge Netz (THuVL + AL). Gemessen wird <strong>die</strong><br />
Anzahl der telefonischen und schriftlichen Meldungen<br />
von Kunden über braunes <strong>Wasser</strong>. Die Gesamtzahl an<br />
Meldungen wird um Meldungen, deren Ursachen beim<br />
Endverbraucher lagen (Filter, Hausinstallation), bereinigt.<br />
Braunes <strong>Wasser</strong> wird durch Ablagerungen von Eisenund<br />
Manganverbindungen im Trinkwassernetz hervorgerufen.<br />
Langfristig oder auch kurzfristig bei Änderung<br />
der Strömungsverhältnisse oder Trinkwasserhärte können<br />
<strong>die</strong>se Ablagerungen mobilisiert werden. Dies führt<br />
zu einer Trübung des Trinkwassers.<br />
Die Bewertung der Braunwasserrate erfolgt nach<br />
eigener Einschätzung, analog zu der Bewertung der<br />
Schadensraten, in drei Stufen (Tabelle 4).<br />
1.1.6 Grenzwertüberschreitungen (GWÜ)<br />
Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Grenzwertüberschreitungen existieren<br />
aktuell keine gesetzliche Vorgaben oder DVGW-Empfehlungen.<br />
Die Grenzwertüberschreitungen (GWÜ) werden deshalb<br />
hier definiert als überschrittene meldepflichtige<br />
Parameter bei vorgeschriebenen Rohrnetzroutineproben<br />
(ohne Nachbeprobungen) gemäß Trinkwasserverordnung<br />
(TrinkwV) geteilt durch <strong>die</strong> Gesamtanzahl<br />
der Proben und in Prozent angegeben. Eine Unschärfe<br />
bei <strong>die</strong>ser Teilkennzahl zur Beschreibung des Netzzustandes<br />
besteht in den Grenzwertüberschreitungen,<br />
<strong>die</strong> ihre Ursache rohwasser- bzw. wasserwerksseitig haben,<br />
also mit dem Trinkwasser schon ins Netz eingespeist<br />
wurden.<br />
Sollte bei der Betrachtung der Fokus auf <strong>die</strong><br />
Mikro biologie gelegt werden, könnten <strong>die</strong> Grenzwertüberschreitungen<br />
auch als mikrobiologische<br />
Grenzwertüberschreitungen (GWÜ Mb ) definiert und<br />
nur Überschreitungen bei coliformen Keimen und<br />
koloniebildenden Einheiten gezählt werden [4]. Die<br />
chemisch-physikalischen Parameter würden dann nicht<br />
September 2014<br />
986 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserversorgung | FACHBERICHTE |<br />
Tabelle 5. Bewertung der Grenzwertüberschreitungen.<br />
Bereiche Grenzwertüberschreitungen<br />
(Summe überschrittene Parameter / Summe<br />
Proben) in Prozent<br />
niedrig ≤ 1<br />
mittel > 1 bis ≤ 3<br />
hoch > 3<br />
betrachtet werden. Dies würde allerdings eine andere<br />
Bewertung als <strong>die</strong> hier vorgestellte erfordern.<br />
Die Bewertung der Grenzwertüberschreitungen erfolgt<br />
auch hier nach eigener Einschätzung untergliedert<br />
in drei Bereiche (vgl. Tabelle 5).<br />
1.2 Bewertung der Teilkennzahlen nach<br />
Notensystematik<br />
Die durch das DVGW-Regelwerk vorgegebenen und<br />
zum Teil selbst gewählten Bereichsgrenzen müssen auf<br />
eine Basis normiert werden, um gleichgewichtet in <strong>die</strong><br />
Formel des SIT eingehen zu können. Hier<strong>für</strong> wurde eine<br />
Systematik nach Noten gewählt [4].<br />
Die Klassifikation des Systemindex Trinkwassernetz<br />
wird wie folgt vorgeschlagen:<br />
0 bis ≤ 1 sehr gut<br />
> 1 bis ≤ 2 gut<br />
> 2 bis ≤ 3 befriedigend<br />
> 3 bis ≤ 4 ausreichend<br />
> 4 bis ≤ 5 mangelhaft<br />
> 5 bis 6 ungenügend<br />
Daraus folgt, dass <strong>die</strong> bereits vorhandenen Bewertungsklassen<br />
der Teilkennzahlen auf das Notenklassifikationsschema<br />
übertragen werden müssen. Eine Übersicht zu<br />
den bereits bestehenden und gewählten Bereichsgrenzen<br />
gibt Tabelle 6.<br />
Die Übertragung der Teilkennzahlen in Noten erfolgt<br />
durch lineare Umrechnung. Die Grenze „gering bzw.<br />
niedrig“ zu „mittel“ wird hierbei als Note 2 und <strong>die</strong><br />
Grenze „mittel“ zu „hoch“ als Note 4 definiert. Das<br />
Noten system entspricht somit von „0“ bis „2“ der Bewertungsklasse<br />
„gering bzw. niedrig“, von „2“ bis „4“<br />
der Bewertungsklasse „mittel“ und von „4“ bis „6“ der<br />
Bewertungsklasse „hoch bzw. sehr hoch“.<br />
Bild 1. Zusammenhang zwischen ILI-Äquivalenzwert und der<br />
entsprechenden Note.<br />
Bild 2. Zusammenhang zwischen Schadensrate an Transport-,<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen und der entsprechenden Note.<br />
Bild 3. Zusammenhang zwischen Schadensrate an Anschlussleitungen<br />
und der entsprechenden Note.<br />
Tabelle 6. Bewertungsklassen und Bereichsgrenzen der Teilkennzahlen.<br />
Bewertungsklassen ILI äq SR THuVL SR AL SR AR BWR GWÜ<br />
gering < 1,0<br />
gering bzw. niedrig < 1,5 ≤ 0,1 ≤ 5 ≤ 5 ≤ 5 ≤ 1<br />
mittel 1,5 bis < 2,5 > 0,1 bis ≤ 0,5 > 5 bis ≤ 10 > 5 bis ≤ 15 > 5 bis ≤ 15 > 1 bis ≤ 3<br />
hoch 2,5 bis < 3,5 > 0,5 > 10 > 15 > 15 > 3<br />
sehr hoch ≥ 3,5<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 987
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Bild 4. Zusammenhang zwischen Schadensrate an Armaturen und<br />
der entsprechenden Note.<br />
Bild 5. Zusammenhang zwischen Braunwasserrate und der entsprechenden<br />
Note.<br />
Bild 6. Zusammenhang zwischen Grenzwertüberschreitung und der<br />
entsprechenden Note.<br />
Für den ILI-Äquivalenzwert ergibt sich der folgende<br />
Zusammenhang <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestimmung der Note (Bild 1).<br />
Die schwarzen Markierungen entsprechen den Bereichsgrenzen<br />
nach DVGW-Regelwerk. Es ergeben sich<br />
durch <strong>die</strong> vorgegebenen Bereichsgrenzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewertungsklassen<br />
„gering“ (Note 0 bis 2), „mittel“ (Note 2<br />
bis 4) und „hoch“ (Note 4 bis 5) bzw. „sehr hoch“ (Note 5<br />
bis 6) jeweils andere Steigungen. Ab einem ILI-Äquivalenzwert<br />
von größer / gleich 4,5 beträgt <strong>die</strong> Note konstant<br />
„6“. Der hier abgebildete Zusammenhang kann<br />
über <strong>die</strong> Standardfunktionen eines Tabellenkalkulationsprogramms<br />
realisiert werden.<br />
Analog wird <strong>für</strong> alle weiteren Teilkennzahlen der Zusammenhang<br />
durch lineare Umrechnung ausgewiesen.<br />
Für <strong>die</strong> Bewertungsklasse „hoch“ wird jeweils <strong>die</strong> gleiche<br />
Steigung wie in der Bewertungsklasse „mittel“ zu<br />
Grunde gelegt. Ab Erreichen der Note „6“ bleibt <strong>die</strong>se<br />
konstant, auch wenn sich der Wert der Teilkennzahl weiter<br />
erhöht.<br />
Für <strong>die</strong> Schadensraten an Transport-, Haupt- und<br />
Versorgungsleitungen ist der Zusammenhang Bild 2 zu<br />
entnehmen.<br />
Die schwarzen Markierungen entsprechen den<br />
Vorgaben aus dem DVGW-Regelwerk. Damit ergibt<br />
sich in der Bewertungsklasse „gering“ eine andere<br />
Steigung als in den Bewertungsklassen „mittel“ und<br />
„hoch“. Ab dem Erreichen der Note „6“ bleibt <strong>die</strong>se<br />
konstant, auch wenn sich der Wert der Teilkennzahl<br />
weiter erhöht.<br />
Die Steigung der linearen Umrechnung der Schadensrate<br />
an Anschlussleitungen ist dagegen über alle<br />
Bewertungsklassen konstant (Bild 3).<br />
Erreicht <strong>die</strong> Schadensrate an Anschlussleitungen<br />
den Wert „15“ oder wird größer, bleibt <strong>die</strong> Note auf dem<br />
Wert „6“ bestehen.<br />
Der Zusammenhang <strong>für</strong> <strong>die</strong> Noten der Schadensrate<br />
an Armaturen und <strong>für</strong> <strong>die</strong> Braunwasserrate (gleiche Werte<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Noten „2“ und „4“) sind in den Bildern 4 und 5<br />
dargestellt.<br />
Auch hier bleibt <strong>die</strong> Note bei einem Überschreiten<br />
der Werte der Teilkennzahlen von „25“ bei einer „6“<br />
bestehen.<br />
Der Zusammenhang zwischen der Teilkennzahl<br />
Grenzwertüberschreitung zu ihrer Note ist in Bild 6<br />
dargestellt.<br />
Wie auch bei den meisten anderen Teilkennzahlen<br />
ergeben sich unterschiedliche Anstiege in den Bewertungsklassen.<br />
Ab einer Überschreitung des Wertes von<br />
„5“ bleibt <strong>die</strong> Note der Grenzwertüberschreitung konstant<br />
bei „6“.<br />
Über <strong>die</strong> Zusammenhänge lassen sich aus den einzelnen<br />
Teilkennzahlen <strong>die</strong> zugehörigen Noten aus den<br />
Teilkennzahlen berechnen. Tabelle 7 zeigt <strong>die</strong> sich ergebenden<br />
Werte entsprechend der gewählten Notensystematik.<br />
Die sich daraus ergebenden Wertebereiche <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Bewertungsklassen sind in Tabelle 8 dargestellt.<br />
Mit der Ermittlung der Noten aus den jeweiligen<br />
Teilkennzahlen können <strong>die</strong> Bewertungen der Teilkennzahlen<br />
gleichgewichtet in den Systemindex Trinkwassernetz<br />
eingehen.<br />
September 2014<br />
988 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserversorgung | FACHBERICHTE |<br />
Tabelle 7. Gegenüberstellung der Noten mit den Werten der Teilkennzahlen.<br />
Note ILI äq SR THuVL SR AL SR AR BWR GWÜ<br />
1 0,75 0,05 2,5 2,5 2,5 0,5<br />
2 1,50 0,10 5,0 5,0 5,0 1,0<br />
3 2,00 0,30 7,5 10,0 10,0 2,0<br />
4 2,50 0,50 10,0 15,0 15,0 3,0<br />
5 3,50 0,70 12,5 20,0 20,0 4,0<br />
6 4,50 0,90 15 25,0 25,0 5,0<br />
Tabelle 8. Darstellung der Bewertungsklassen und der Wertebereiche der Teilkennzahlen.<br />
Bewertungsklassen<br />
gering<br />
(sehr gering)<br />
Note ILI äq SR THuVL SR AL SR AR BWR GWÜ<br />
0 bis 1 0 bis 0,75 0 bis 0,05 0 bis 2,5 0 bis 2,5 0 bis 2,5 0 bis 0,5<br />
gering 1 bis 2 0,75 bis 1,50 0,05 bis 0,10 2,5 bis 5,0 2,5 bis 5,0 2,5 bis 5,0 0,5 bis 1,0<br />
mittel<br />
(Tendenz<br />
gering)<br />
mittel<br />
(Tendenz hoch)<br />
2 bis 3 1,50 bis 2,00 0,10 bis 0,30 5,0 bis 7,5 5,0 bis 10,0 5,0 bis 10,0 1,0 bis 2,0<br />
3 bis 4 2,00 bis 2,50 0,30 bis 0,50 7,5 bis 10,0 10,0 bis 15,0 10,0 bis 15,0 2,0 bis 3,0<br />
hoch 4 bis 5 2,50 bis 3,50 0,50 bis 0,70 10,0 bis 12,5 15,0 bis 20,0 15,0 bis 20,0 3,0 bis 4,0<br />
hoch<br />
(sehr hoch)<br />
5 bis 6 3,50 bis 4,50 0,70 bis 0,90 12,5 bis 15 20,0 bis 25,0 20,0 bis 25,0 4,0 bis 5,0<br />
Tabelle 9. Schema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung von Gewichtungsfaktoren.<br />
Leserichtung von<br />
links nach rechts<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
(ILI)<br />
Schadensrate<br />
THuVL<br />
Schadensrate<br />
AL<br />
Schadensrate<br />
Armaturen<br />
Braunwasserrate<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
∑ %<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
(ILI)<br />
x<br />
Schadensrate<br />
THuVL<br />
x<br />
Schadensrate AL<br />
x<br />
Schadensrate<br />
Armaturen<br />
x<br />
Braunwasserrate<br />
x<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
x<br />
Summe<br />
1.3 Einführung von Gewichtungsfaktoren<br />
Die <strong>für</strong> den SIT maßgeblichen Teilkennzahlen können<br />
den Netzzustand je nach Versorgungsgebiet und -netz<br />
unterschiedlich gut beschreiben. Deswegen werden<br />
nach der Normierung der Teilkennzahlen Gewichtungsfaktoren<br />
(GF) eingeführt. Die Kernfrage lautet: Wie wichtig<br />
ist jede Teilkennzahl bei der Beschreibung des Netzzustandes?<br />
Die Gewichtungsfaktoren müssen in Summe<br />
immer 1,0 (100 %) ergeben.<br />
Die Gewichtungsfaktoren lassen sich einfach nach<br />
dem in Tabelle 9 dargestellten Schema entwickeln.<br />
Dabei wird <strong>die</strong> Wichtigkeit der Teilaspekte im Vergleich<br />
zueinander bewertet mit:<br />
1 viel weniger wichtig als<br />
2 weniger wichtig als<br />
3 gleich wichtig wie<br />
4 stärker wichtig als<br />
5 viel stärker wichtig als<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 989
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Tabelle 10. Beispielhaft ausgefülltes Schema <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung von Gewichtungsfaktoren.<br />
Leserichtung<br />
von links nach<br />
rechts<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
(ILI)<br />
Schadensrate<br />
THuVL<br />
<strong>Wasser</strong>verluste<br />
(ILI)<br />
Schadensrate<br />
THuVL<br />
Schadensrate<br />
AL<br />
Schadensrate<br />
Armaturen<br />
∑ %<br />
x 2 2 3 4 2 13 14<br />
4 x 4 4 4 3 19 21<br />
Braunwasserrate<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
Schadensrate AL 4 2 x 4 3 2 15 17<br />
Schadensrate<br />
Armaturen<br />
3 2 2 x 3 2 12 13<br />
Braunwasserrate 2 2 3 3 x 2 12 13<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
4 3 4 4 4 x 19 21<br />
Summe 90 100<br />
SIT = Σ Gewichtsfaktor i • Note i<br />
Ausgefüllt könnte <strong>die</strong> Matrix wie in Tabelle 10 dargestellt<br />
aussehen.<br />
Nachdem <strong>die</strong> Gewichtungsfaktoren ermittelt sind,<br />
können <strong>die</strong>se mit den normierten Teilkennzahlen zum<br />
SIT zusammengefügt werden.<br />
1.4 Formel des Systemindex Trinkwassernetz<br />
Der SIT ergibt sich aus der Summe der gewichteten<br />
Noten der Teilkennzahlen:<br />
i<br />
ILI äq<br />
SR THuVL<br />
SR AL<br />
SR AR<br />
BWR<br />
GWÜ<br />
bzw. ausgeschrieben:<br />
Infrastructure Leakage Index<br />
Schadensrate THuVL<br />
Schadensrate Anschlussleitungen<br />
Schadensrate Armaturen<br />
Braunwasserrate<br />
Grenzwertüberschreitungen<br />
SIT = GF ILI * Note ILIäq + GF SRTHuVL * Note SRTHuVL + GF SRAL *<br />
Note SRAL * + GF SRAR * Note SRAR + GF BWR * Note BWR + GF GWÜ *<br />
Note GWÜ (Gl. 1)<br />
Für <strong>die</strong> Veranschaulichung und Berechnung werden folgende,<br />
selbst entwickelte und gerundete Gewichtungsfaktoren<br />
nach Tabelle 11 gewählt.<br />
In Summe gehen alle Schadensraten zu 50 % Gewichtung<br />
in den SIT ein. Dies ist plausibel, da <strong>die</strong>se<br />
hohen Einfluss auf den Zustand und damit auch auf <strong>die</strong><br />
Qualität haben.<br />
1.5 Berechnung des Systemindex Trinkwassernetz<br />
Zur Berechnung des SIT sind alle Teilkennzahlen möglichst<br />
mehrerer Jahre nach den Definitionen zu ermitteln<br />
und in Noten umzurechnen. Dabei empfiehlt es<br />
sich, <strong>die</strong> Teilkennzahlen in einem Tabellenkalkulationsprogramm<br />
zu erfassen. Die in Tabelle 12 abgebildeten<br />
Tabelle 11. Für <strong>die</strong> weiteren Berechnungen gewählte<br />
Gewichtungsfaktoren.<br />
Gewichtungsfaktor gewählt in %<br />
GF ILIäq 0,15 15 %<br />
GF SRTHuVL 0,20 20 %<br />
GF SRAL 0,15 15 %<br />
GF SRAR 0,15 15 %<br />
GF BWR 0,15 15 %<br />
GF GWÜ 0,20 20 %<br />
Tabelle 12. Beispielhafte Werte <strong>für</strong> Teilkennzahlen <strong>für</strong> ein<br />
Berechnungsbeispiel.<br />
Jahr ILI äq SR THuVL SR AL SR AR BWR GWÜ<br />
2007 1,55 0,118 6,73 14,2 5,17 3,11<br />
2008 1,37 0,123 6,72 13,0 4,78 2,55<br />
2009 1,50 0,148 6,41 8,2 3,87 2,85<br />
2010 1,35 0,151 6,72 7,5 3,42 3,74<br />
2011 1,21 0,108 6,51 8,8 3,59 5,26<br />
2012 1,31 0,144 6,60 9,3 3,40 3,92<br />
Werte sind als fiktive Beispielzahlen <strong>für</strong> <strong>die</strong> zu ermittelnden<br />
Teilkennzahlen zu verstehen, orientieren sich aber<br />
nach Schwankungsbreite und Höhe an Werten eines<br />
realen Netzes.<br />
Über <strong>die</strong> dargestellten Beziehungen zwischen Teilkennzahl<br />
und Note ergeben sich <strong>die</strong> in Tabelle 13 aufgezeigten<br />
Teilkennzahlnoten.<br />
Mittels der Gleichung 1 werden <strong>die</strong> Noten der einzelnen<br />
Teilkennzahlen mit den Gewichtungsfaktoren<br />
(Tabelle 11) multipliziert und der SIT berechnet.<br />
Für das Jahr 2012 ist der SIT folgendermaßen zu<br />
berechnen:<br />
September 2014<br />
990 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserversorgung | FACHBERICHTE |<br />
Tabelle 13. Darstellung der aus den fiktiven Teilkennzahlen ermittelten Noten <strong>für</strong> das Berechnungsbeispiel.<br />
Jahr Note ILIäq Note SRTHuVL Note SRAL Note SRAR Note BWR Note GWÜ<br />
2007 2,10 2,09 2,69 3,84 2,03 4,11<br />
2008 1,83 2,12 2,69 3,60 1,91 3,55<br />
2009 2,00 2,24 2,56 2,64 1,55 3,85<br />
2010 1,80 2,26 2,69 2,50 1,37 4,74<br />
2011 1,61 2,04 2,60 2,76 1,44 6,00<br />
2012 1,75 2,22 2,64 2,86 1,36 4,92<br />
SIT 2012 =0,15*1,75+0,2*2,22+0,15*2,64+0,15*2,86+0,15*<br />
1,36+0,2*4,92=2,72<br />
Tabelle 14 zeigt <strong>die</strong> Eingangsdaten der Teilkennzahlen<br />
und <strong>die</strong> berechneten Werte des SIT auf.<br />
Der hier über mehrere Jahre berechnete Systemindex<br />
Trinkwassernetz liegt somit mit einer Bandbreite<br />
von 2,53 bis 2,87 im befriedigenden Bereich (vgl.<br />
Tabelle 7 bzw. Kapitel 1.2). Der Zustand des fiktiven<br />
Trinkwassernetzes ist bewertet. Darauf aufbauend sollte<br />
ermittelt werden, wie sich der Netzzustand perspektivisch<br />
entwickeln wird.<br />
2. Nachhaltigkeitsindex (I N )<br />
Der Nachhaltigkeitsindex (I N ) soll in Abhängigkeit von<br />
der durchgeführten Rehabilitation an Transport-, Hauptund<br />
Versorgungsleitungen, Anschlussleitungen und<br />
Absperrarmaturen / Hydranten <strong>die</strong> Abschätzung der<br />
zukünftigen Entwicklung des Netzzustandes ermöglichen.<br />
Dabei bedeutet ein Nachhaltigkeitsindex von 1,0,<br />
dass <strong>die</strong> Rehabilitation nachhaltig ist und der Netzzustand<br />
beibehalten werden kann. Sinkt der Nachhaltigkeitsindex<br />
unter 1,0, tritt perspektivisch eine Netzverschlechterung<br />
ein, da <strong>die</strong> durchgeführte Rehabilitation<br />
nicht ausreichend ist, um den Netzzustand beizubehalten.<br />
Ein Nachhaltigkeitsindex von größer 1,0 deutet auf<br />
eine perspektivische Netzverbesserung hin. Je größer<br />
<strong>die</strong> Abweichung von 1,0 ist, desto schneller werden sich<br />
<strong>die</strong> Zustandsänderungen des Netzes einstellen.<br />
Bedeutung: ist I N > 1,0, wird Netzzustand verbessert<br />
ist I N = 1,0, sichert Rehabilitation Erhaltung<br />
Netzzustand auf derzeitigem<br />
Status Quo<br />
ist I N < 1,0, wird Netzzustand verschlechtert<br />
In Verbindung mit dem SIT ergibt sich über <strong>die</strong> fortgeschriebenen<br />
Jahre eine Art Tandemsystem, weil jede<br />
Kennzahl auf <strong>die</strong> andere einwirkt.<br />
2.1 Historie<br />
Bereits 2010 schlugen Schlicht und Heyen einen Nachhaltigkeitsindex<br />
auf Basis eines Verlust- und Schadensindexes<br />
vor [5]. Der Nachhaltigkeitsfaktor ergab sich aus der<br />
mittleren Rehabilitationsrate in Prozent pro Jahr geteilt<br />
durch das Produkt aus Verlustindex und Schadensindex.<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
Nachhaltigkeit =<br />
(Gl. 2)<br />
Verlustindex * Schadensindex<br />
tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste<br />
Verlustindex =<br />
geringe spezifische reale Verluste<br />
Der Verlustindex wurde aus dem Quotienten von tatsächlichen<br />
mittleren spezifischen<br />
tatsächliche mittlere<br />
realen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
Schadensrate<br />
Schadensindex =<br />
zur Grenze von geringen niedrige spezifischen Schadensrate realen <strong>Wasser</strong>verlusten<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt W 392:05.2003 [6]<br />
I mittlere Rehabilitationsrate<br />
gebildet:<br />
N<br />
= NF * ( GF N ,THuVL<br />
* A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL<br />
Nachhaltigkeit =<br />
SIT<br />
Verlustindex * Schadensindex<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
SIT * I<br />
Nachhaltigkeit LRR=<br />
tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste<br />
THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
Verlustindex NF * (A= betr<br />
* Schadensindex<br />
* F V ,betr geringe + A fremd spezifische * F V ,fremd<br />
) reale Verluste<br />
tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste (Gl. 3)<br />
Verlustindex =<br />
LRR<br />
tatsächliche mittlere Schadensrate<br />
Schadensindex A L<br />
= SIT geringe * I N ,g<br />
spezifische = reale Verluste<br />
NF<br />
niedrige Schadensrate<br />
tatsächliche mittlere Schadensrate<br />
Schadensindex =<br />
A RR = SIT I N NF * niedrige (<br />
I N GF ,g<br />
N ,THuVL Schadensrate<br />
* A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL<br />
NF<br />
Tabelle 14. Berechneter SIT anhand der Noten der beispielhaften SIT<br />
I N<br />
= NF * ( GF Teilkennzahlen und der Gewichtungsfaktoren.<br />
! N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL ) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
SIT * I<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
Noten Note SIT<br />
ILIäq Note SRTHuVL Note SRAL Note SRAR Note NF BWR * (A betr<br />
* FNote V ,betr GWÜ + A fremd<br />
* FSIT<br />
V ,fremd<br />
)<br />
SIT * I<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
LRR A L<br />
= SIT * N I ,g<br />
2007 2,10 2,09 2,69 3,84 NF * (A N ,g<br />
betr<br />
* F2,03 V ,betr<br />
+ A fremd<br />
* F 4,11<br />
V ,fremd<br />
) 2,84<br />
NF<br />
2008 1,83 2,12 2,69<br />
LRR<br />
A RR = SIT * I A L<br />
= SIT 3,60 * I N ,g 1,91 3,55 2,64<br />
N ,g<br />
NF<br />
2009 2,00 2,24 2,56 NF<br />
A RR = SIT 2,64 * I 1,55 3,85 2,53<br />
N ,g<br />
!<br />
2010 1,80 2,26 2,69 2,50 NF<br />
1,37 4,74 2,65<br />
2011 1,61 2,04 2,60<br />
!<br />
2,76 1,44 6,00 2,87<br />
2012 1,75 2,22 2,64 2,86 1,36 4,92 2,72<br />
( ) +GF N , A L * A RR<br />
( ) +GF N , A L<br />
* A<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 991
| FACHBERICHTE<br />
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Trinkwasserversorgung<br />
Der Schadensindex wurde mittlere analog Rehabilitationsrate<br />
aus dem Quotienten von F V,fremd mit 0,5 (50 %) angenommen. 1 Je nach tatsächlichen<br />
Verhältnissen bzw. näheren Erkenntnissen kann<br />
tatsächlicher<br />
Nachhaltigkeit<br />
mittlerer<br />
=<br />
Verlustindex Schadensrate * zur Schadensindex<br />
Grenze von geringer<br />
mittlere Schadensrate Rehabilitationsrate<br />
tatsächliche nach DVGW-Arbeitsblatt mittlere spezifische W 400-3 reale [2] Verluste bzw. sollte der Faktor F<br />
Nachhaltigkeit =<br />
V,fremd entsprechend angepasst<br />
Verlustindex =<br />
gebildet: Verlustindex * Schadensindex geringe spezifische reale Verluste werden. 2<br />
tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste<br />
Verlustindex = tatsächliche mittlere Schadensrate Der Term <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rehabilitation von Transport-,<br />
Schadensindex geringe spezifische = reale Verluste<br />
niedrige Schadensrate Haupt- und Versorgungsleitungen ist lediglich ein Teil<br />
tatsächliche<br />
I N<br />
= NF * ( GF mittlere Schadensrate<br />
(Gl. 4) der Formel des Nachhaltigkeitsindexes und ergibt sich<br />
Schadensindex =<br />
N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL ) +GF N , A L<br />
* A RR<br />
niedrige Schadensrate<br />
somit zu:<br />
)<br />
SIT<br />
I SIT * I<br />
N<br />
= NF * ( GF N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
2.2 Definition des Nachhaltigkeitsindexes<br />
NF * (A betr<br />
* F<br />
SIT<br />
(I N ) A betr * F V,betr * LRR THuVL + A fremd * F V,fremd * LRR THuVL<br />
Der nun vorgeschlagene V ,betr<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
SIT *<br />
LRR<br />
LRR A L<br />
= SIT I Nachhaltigkeitsindex (I N ) setzt<br />
* I THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
N ,g<br />
NF<br />
<strong>die</strong><br />
* (A<br />
jeweiligen<br />
betr<br />
* F V ,betr<br />
+ A<br />
Rehabilitationsraten<br />
NF<br />
fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
von Transport-, A betr Anteil der Leitungsrehabilitation THuVL,<br />
LRR<br />
A RR = SIT * I A L<br />
= SIT * Haupt- I und Versorgungsleitungen, Anschlussleitungen<br />
betriebliche Maßnahmen<br />
N ,g<br />
sowie Absperrarmaturen N ,g und Hydranten ins Verhältnis A fremd Anteil der Leitungsrehabilitation THuVL,<br />
NF<br />
NF<br />
A RR = SIT * I zum Systemindex Trinkwassernetz.<br />
Maßnahmen durch Dritte<br />
N ,g<br />
Analog ! zum SIT ist der Nachhaltigkeitsindex mit F V,betr Faktor Netzverbesserung, betriebliche<br />
NF<br />
Gewichtungsfaktoren entwickelt worden, um unternehmensindividuelle<br />
Anpassungen vornehmen zu F V,fremd Faktor Netzverbesserung, Maßnahmen<br />
Maßnahmen (1,0 entspricht 100 %)<br />
!<br />
können.<br />
durch Dritte (Bsp.: 0,5 entspricht 50 %)<br />
2.3 Ermittlung der Rehabilitationsraten<br />
2.3.1 Leitungsrehabilitationsrate von Transport-,<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen (LRR THuVL )<br />
Die Rehabilitationsrate von Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
(LRR THuVL ) wird in einen betrieblich<br />
veranlassten Anteil (Versagenswahrscheinlichkeit) und<br />
einen durch Dritte veranlassten Anteil (koordinierter<br />
Leitungs- und Straßenbau, Leitungsumverlegung usw.)<br />
unterteilt. Die Faktoren A betr und A fremd stellen dabei<br />
den jeweiligen Anteil dar. Der durch <strong>die</strong> betriebliche<br />
Rehabilitationsstrategie veranlasste Anteil wird vollumfänglich<br />
zur Netzverbesserung wirksam (<strong>die</strong> Anwendung<br />
eines Rehabilitationstools wie OptNet, Kanew<br />
oder PIREM wird vorausgesetzt), der durch Dritte veranlasste<br />
Anteil nur anteilig. Deswegen werden <strong>die</strong><br />
Faktoren Netzverbesserung, Verbesserung betriebliche<br />
Maßnahmen (F V,betr ) und Verbesserung fremdveranlasste<br />
Maßnahmen (F V,fremd ) eingeführt. Der Faktor F V,betr beträgt<br />
1,0 (100 %), da eine Rehabilitation beim Erreichen<br />
der technischen Nutzungsdauer eine vollständige Verbesserung<br />
des Leitungsabschnitts bedeutet. Für den<br />
Faktor F V,fremd wurden folgende Annahmen beispielhaft<br />
getroffen, um <strong>die</strong> Verbesserung <strong>für</strong> das Leitungsnetz<br />
abzuschätzen: Die jüngste fremdveranlasst ausgewechselte<br />
Leitung wäre 30, <strong>die</strong> älteste 70 Jahre alt. Bei einer<br />
angenommenen Normalverteilung des Alters aller<br />
fremdveranlasst erneuerten Leitungen, da auch <strong>die</strong><br />
fremdveranlasste Rehabilitation im Mittel in etwa konstant<br />
sein sollte, ergibt sich ein mittleres rehabilitiertes<br />
Leitungsalter von 50 Jahren. Bei einer angenommenen<br />
mittleren technischen Nutzungsdauer von 90 Jahren<br />
würden nur 50/90 verbessert (technisch bereits verbraucht)<br />
und eine technische Restnutzungsdauer von<br />
40 Jahren würde „verschenkt“ werden. Die Netzverbesserung<br />
beträgt somit 50/90, was rund 56 % entspricht.<br />
In den weiteren Berechnungen wird der Faktor<br />
LRR THuVL Leitungsrehabilitationsrate von Transport-,<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen (in %)<br />
2.3.2 Leitungsrehabilitationsrate von Anschlussleitungen<br />
(LRR AL )<br />
Die Rehabilitationsrate von Anschlussleitungen geht<br />
längenbezogen in Prozent in <strong>die</strong> Berechnung ein.<br />
Sollten <strong>die</strong> Längen nicht bekannt sein, kann hilfsweise<br />
über <strong>die</strong> Anzahl der Anschlussleitungen gerechnet<br />
werden.<br />
2.3.3 Armaturenrehabilitationsrate (ARR)<br />
Die Rehabilitationsrate von Absperrarmaturen und<br />
Hy dranten wird ebenfalls in Prozent angegeben. Da sich<br />
auch der Systemindex Trinkwassernetz nur auf <strong>die</strong><br />
Absperrarmaturen und Hydranten stützt, werden <strong>die</strong><br />
weiteren Armaturen hier ebenfalls vernachlässigt.<br />
2.4 Einführung von Gewichtungsfaktoren (GF N )<br />
Analog zum Systemindex Trinkwassernetz werden auch<br />
beim Nachhaltigkeitsindex Gewichtungsfaktoren (GF N )<br />
zur unternehmensindividuellen Anpassung eingeführt.<br />
Diese unterscheiden sich aber von den Gewichtungsfaktoren<br />
bei der Berechnung des SIT und dürfen nicht<br />
verwechselt werden. Die Kernfrage lautet hierbei: Wie<br />
stark trägt <strong>die</strong> jeweilige Rehabilitationsart zur Zustands-<br />
1 Bei einer angenommenen Normalverteilung aller fremdveranlasst<br />
ausgewechselten Leitungen je Materialklasse und über alle<br />
Baujahre (nicht längengewichtet) würde unabhängig von der<br />
technischen Nutzungsdauer je Materialklasse und damit auch<br />
als Summe über alle Materialklassen der Verbesserungsfaktor<br />
F V,fremd 0,5 (50 %) betragen.<br />
2 Idealerweise würden alle fremdveranlasst ausgewechselten Leitungen<br />
bezüglich ihrer jeweiligen Netzzustandsverbesserung<br />
bewertet (verbrauchte technische Nutzungsdauer im Verhältnis<br />
zu gesamter technischer Nutzungsdauer) und längengewichtet<br />
zum Jahreswert aufsummiert.<br />
September 2014<br />
992 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
, 2 * (1% ))<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
Nachhaltigkeit =<br />
Verlustindex * Schadensindex<br />
mittlere Rehabilitationsrate tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste<br />
Nachhaltigkeit =<br />
Verlustindex Trinkwasserversorgung = | FACHBERICHTE |<br />
Verlustindex * Schadensindex<br />
geringe spezifische reale Verluste<br />
tatsächliche mittlere spezifische reale Verluste tatsächliche mittlere Schadensrate<br />
Verlustindex = Schadensindex =<br />
geringe spezifische reale Verluste niedrige Schadensrate<br />
verbesserung des Netzes bei? Die Summe tatsächliche muss auch mittlere Schadensrate<br />
hier immer 1,0 (100 %)<br />
Schaden<br />
betragen.<br />
sindex<br />
Die einmal<br />
=<br />
gewählten I N<br />
= NF * GF N ,THuVL<br />
* A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL<br />
niedrige Schadensrate<br />
(Gl. 5)<br />
SIT<br />
Faktoren sollten über einen längeren Zeitraum bestehen<br />
bleiben, um <strong>die</strong>ses Randkriterium im Rahmen des LRR THuVL<br />
SIT * I<br />
=<br />
N ,g<br />
I N<br />
= NF * ( GF N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
*LRR THuVL ) + GF N,AL<br />
* LRR AL N , A R<br />
* ARR)<br />
Monitorings konstant zu halten.<br />
SIT NF * (A betr<br />
* F V ,betr<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
SIT * I<br />
Im Weiteren wurden folgende Gewichtungsfaktoren LRR A L<br />
= SIT * I N ,g<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
nach eigener Abschätzung gewählt:<br />
NF * (A betr<br />
* F V ,betr<br />
+ A fremd<br />
* F V A ,fremd<br />
)<br />
betr Anteil NF der Leitungsrehabilitation THuVL,<br />
A RR = SIT betriebliche N ,g<br />
Maßnahmen (Bsp.: 0,4 [40 %])<br />
LRR A L<br />
= SIT * I N ,g<br />
GF N,THuVL (Gewichtungsfaktor, Nachhaltigkeit, NF THuVL) A fremd Anteil NF der Leitungsrehabilitation THuVL,<br />
= 0,5 (50 %)<br />
Maßnahmen durch Dritte (Bsp.: 0,6 [60 %])<br />
A RR = SIT * I N ,g<br />
GF N,AL (Gewichtungsfaktor, Nachhaltigkeit, NF AL)<br />
ARR Armaturenrehabilitationsrate im Betrachtungsjahr<br />
= 0,3 (30 %) !<br />
(%)<br />
GF N,AR (Gewichtungsfaktor, Nachhaltigkeit, AR)<br />
= 0,2 (20 %)<br />
F V,betr<br />
F V,fremd<br />
Faktor Netzverbesserung, betriebliche Maßnahmen<br />
(1,0 [100 %])<br />
Faktor Netzverbesserung, Maßnahmen<br />
2.5 Einführung eines Normierungsfaktors<br />
Für den Nachhaltigkeitsindex muss der Einfluss der<br />
netzverbessernden Rehabilitation auf <strong>die</strong> Änderung des<br />
Netzzustandes beurteilt werden. Hier<strong>für</strong> wird ein Normierungsfaktor<br />
(NF) eingeführt, mit dem abgeschätzt<br />
wird, bei welcher netzverbessernden, mittleren Rehabilitationsrate<br />
unter den gewählten Gewichtungsfaktoren<br />
es weder zu einer Netzverbesserung noch zu einer<br />
Netzverschlechterung, d. h. zu einem gleichbleibenden<br />
Netzzustand (SIT = konstant) kommt. Aus der Erfahrung<br />
wurde hier beispielhaft <strong>die</strong> Annahme getroffen, dass bei<br />
einer netzverbesserungswirksamen Rehabilitation von<br />
im Mittel 1 % pro Jahr ein gerade noch befriedigender<br />
Netzzustand (SIT = 3) beibehalten werden kann. Werden<br />
<strong>die</strong> Annahmen in <strong>die</strong> Gleichung 5 eingesetzt und<br />
I N = 1,0 = konstant angesetzt, ergibt sich der Normierungsfaktor<br />
GF N,AL<br />
GF N,AR<br />
GF N,THuVL<br />
LRR AL<br />
LRR THuVL<br />
NF<br />
SIT<br />
durch Dritte (Bsp.: 0,5 [50 %])<br />
Gewichtungsfaktor Nachhaltigkeit<br />
Anschlussleitungen (Bsp.: 0,3 [30 %])<br />
Gewichtungsfaktor Nachhaltigkeit<br />
Armaturen (Bsp.: 0,2 [20 %])<br />
Gewichtungsfaktor Nachhaltigkeit, Transport-,<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
(Bsp.: 0,5 [50 %])<br />
Leitungsrehabilitationsrate von Anschlussleitungen<br />
im Betrachtungsjahr (%)<br />
Leitungsrehabilitationsrate von Transport-,<br />
Haupt- und Versorgungsleitungen<br />
im Betrachtungsjahr (%)<br />
Normierungsfaktor (Bsp.: 3)<br />
Systemindex Trinkwassernetz<br />
ebenfalls zu 3 3 .<br />
Sollte sich im Zuge der Anwendung des Nachhaltigkeitsindexes<br />
ein anderer Bezug ergeben, kann der gewählte<br />
Normierungsfaktor (NF = 3) angepasst werden.<br />
Allerdings ist es nicht notwendig, den Normierungsfaktor<br />
Bei der Berechnung des Nachhaltigkeitsindexes ist zu<br />
beachten, dass <strong>die</strong> Werte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewichtungs-, Anteilund<br />
Verbesserungsfaktoren in Dezimalzahlen (z. B. 0,4 <strong>für</strong><br />
40 %) angegeben werden, <strong>die</strong> Rehabilitationsraten jedoch<br />
in Prozent (z. B. 1,2 <strong>für</strong> 1,2 %).<br />
zwingend zu bestimmen und anzupassen, da<br />
bei einer angenommenen Netzverbesserung (trotz berechnetem<br />
Nachhaltigkeitsindex von I N = 1,0) der SIT<br />
perspektivisch sinkt und der Nachhaltigkeitsindex deswegen<br />
größer als 1,0 wird. Die Entwicklung bzw. Tendenz<br />
ist somit stets korrekt, lediglich das Delta zu 1,0 als<br />
Geschwindigkeitsanzeiger kann leicht variieren. Für ein<br />
Monitoring ist hier ebenfalls <strong>die</strong> Beibehaltung eines<br />
einmal gewählten Normierungsfaktors über einen längeren<br />
Zeitraum wichtig.<br />
2.6 Die Formel des Nachhaltigkeitsindexes (I N )<br />
Die Formel zur Berechnung des Nachhaltigkeitsindexes<br />
lautet:<br />
3<br />
!<br />
NF(0,5 * (1% ) + 0,3 * (1% ) + 0,2 * (1% ))<br />
I N<br />
= konst. = 1, 0 =<br />
SIT = 3,0<br />
SIT = 3,0<br />
NF ! =<br />
I N<br />
= 1, 0 * (1) =3<br />
( ( ) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
2.7 Beispielrechnung Nachhaltigkeitsindex<br />
Zur Berechnung des Nachhaltigkeitsindexes sind <strong>die</strong> jeweiligen<br />
jährlichen Rehabilitationsraten und der Systemindex<br />
Trinkwassernetz zu erheben. Tabelle 15 gibt ein<br />
Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eingangsdaten und <strong>die</strong> daraus berechneten<br />
Nachhaltigkeitsindices (fiktive, jedoch an reale<br />
Verhältnisse angelehnte Werte).<br />
Der Nachhaltigkeitsindex bewegt sich in einer Bandbreite<br />
von 0,85 bis 1,09 und deutet in den Jahren 2010<br />
bis 2012 auf eine perspektivische Netzzustandsverschlechterung<br />
hin. Eine grafische Auswertung ist Bild 7<br />
zu entnehmen.<br />
Bei langlebigen Versorgungsnetzen führt eine verstärkte<br />
oder verringerte Rehabilitation nur langsam und<br />
damit verzögert zu einer Änderung des Netzzustandes.<br />
Weiterhin überlagern Auswirkungen von z. B. Wetter-<br />
SIT ereignissen = 3,0<br />
NF =<br />
den SIT (starker, langanhaltender Frost, Austrocknen<br />
von bindigen Böden, Druckerhöhung in das<br />
I N<br />
= 1, 0 * (1) =3<br />
Netz wegen verstärkter Abnahme in langen Trocken-<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 993
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Tabelle 15. Beispielhafte Eingangswerte und errechnete Werte des Nachhaltigkeitsindexes.<br />
Eingangsparameter Abkürzung 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Leitungsrehabilitationsrate THuVL (%) LRR THuVL 1,06 1,14 1,02 0,86 0,93 0,94<br />
Leitungsrehabilitationsrate AL (%) LRR AL 1,08 1,05 1,03 0,96 0,92 0,89<br />
Armaturenrehabilitationsrate (%) ARR 1,17 1,21 1,11 1,15 1,08 1,13<br />
Systemindex Trinkwassernetz (-) SIT 2,84 2,64 2,53 2,65 2,87 2,72<br />
Nachhaltigkeitsindex (-) I N 0,98 1,09 1,05 0,93 0,85 0,91<br />
Bild 7. Beispielhafte Verlaufsdarstellung des Systemindexes Trinkwassernetz<br />
und des Nachhaltigkeitsindexes.<br />
perioden usw.). Eine treffende Interpretation des SIT in<br />
Verbindung mit dem Nachhaltigkeitsindex ist somit nur<br />
unter Kenntnis <strong>die</strong>ser Einflussfaktoren und nach einem<br />
längeren Monitoring möglich. Trotzdem können hiermit<br />
Tendenzen schnell erkannt und entsprechende Maßnahmen<br />
abgeleitet werden.<br />
Der Nachhaltigkeitsindex kann zusätzlich zur Argumentation<br />
gegenüber Politik bzw. Bauämtern eingesetzt<br />
werden, <strong>die</strong> eine Verstärkung von koordinierten Leitungs-<br />
und Straßenbaumaßnahmen forcieren wollen.<br />
Unter der Annahme einer konstanten Rehabilitationsrate<br />
(d. h. konstante finanzielle Mittel) würde sich der<br />
Anteil an koordinierten Maßnahmen erhöhen und somit<br />
den Nachhaltigkeitsindex senken und den Netzzustand<br />
perspektivisch im Vergleich zum Status Quo<br />
verschlechtern. Der Einfluss kann somit anschaulich dargestellt<br />
werden.<br />
Nachdem nun der Netzzustand und <strong>die</strong> derzeitigen<br />
Rehabilitationsaktivitäten auf Nachhaltigkeit bewertet<br />
wurden, sollte das Versorgungsunternehmen <strong>die</strong> strategische,<br />
zukünftige Netzentwicklung festlegen.<br />
Aus <strong>die</strong>ser Entwicklung ist nachfolgend ein mittleres<br />
benötigtes Budget zur Zielerreichung abzuleiten.<br />
3. Ermittlung / Plausibilisierung eines<br />
benötigten mittleren Budgets<br />
Mit den bereits vorgestellten Kennzahlen Systemindex<br />
Trinkwassernetz und Nachhaltigkeitsindex kann ein Versorgungsunternehmen<br />
überschlägig ein mittleres, benötigtes<br />
Budget <strong>für</strong> <strong>die</strong> Netzrehabilitation abschätzen<br />
bzw. den geplanten Budgetrahmen plausibilisieren. Das<br />
Verfahren soll deshalb im Folgenden modellhaft vorgestellt<br />
werden.<br />
Je nach aktuellem Netzzustand und zukünftigem<br />
Soll-Netzzustand kann ein Nachhaltigkeitsindex vorgegeben<br />
werden. Werte größer 1,0 werden zu einer perspektivischen<br />
Netzverbesserung, Werte unter 1,0 zu einer<br />
Netzverschlechterung führen. Je größer der Abstand<br />
zu 1,0 ist, desto schneller wird der jeweilige Effekt<br />
eintreten.<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechnung ist <strong>die</strong> Kenntnis<br />
der Netzstrukturdaten (Leitungslängen und Anzahl der<br />
Absperrarmaturen und Hydranten) sowie <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
bisherigen Berechnungen des SIT und Nachhaltigkeitsindexes<br />
ermittelten Verteilungs- und Gewichtungsfaktoren.<br />
Zudem sind <strong>die</strong> aktuellen, <strong>für</strong> das betrachtete<br />
Netz durchschnittlichen spezifischen Baukosten (Baumeterpreise<br />
bzw. Baustückkosten) zu ermitteln. Unter<br />
der Annahme, dass sich in den Folgejahren <strong>die</strong> Verteilung<br />
der Durchmesser nicht ändern wird, werden <strong>die</strong><br />
jeweiligen aufgewendeten Investitionen des letzten<br />
Jahres durch <strong>die</strong> verlegten Meter Rohrleitung bzw. <strong>die</strong><br />
Anzahl der rehabilitierten Armaturen geteilt. Sind Besonderheiten<br />
wie z. B. Hauptleitungsrehabilitationsprogramm<br />
aufgetreten, sollten ggf. andere Jahre zur Betrachtung<br />
herangezogen oder ein Mittelwert verschiedener Jahre<br />
gebildet werden. Die so ermittelten spezifischen Baukosten<br />
sind eine gute Näherung <strong>für</strong> <strong>die</strong> weitere Betrachtung.<br />
Für eine höhere Genauigkeit könnten perspektivisch<br />
auch einzelne DN-Klassen gebildet werden.<br />
Eine angenommene Baupreissteigerung, <strong>die</strong> sich z. B.<br />
durch Interpolation der langjährigen Indexreihen der<br />
WIBERA Wirtschaftsberatung AG ergibt, berücksichtigt<br />
<strong>die</strong> allgemeine Preissteigerung. Tabelle 16 listet <strong>die</strong><br />
benötigten Eingabewerte beispielhaft auf.<br />
In <strong>die</strong>sem Beispiel wird ein Nachhaltigkeitsindex von<br />
1,2 gewählt, um den Netzzustand mittelfristig zu verbessern.<br />
Durch Umstellen der Gleichung 5 kann errechnet<br />
werden, wie hoch <strong>die</strong> Rehabilitationsraten zur<br />
Erreichung des Nachhaltigkeitsindexes sein müssen:<br />
September 2014<br />
994 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Trinkwasserversorgung | FACHBERICHTE |<br />
Tabelle 16. Beispielhafte Eingabewerte zur Berechnung des mittleren benötigten Budgets.<br />
Eingabewerte (Bsp.) 2012<br />
Systemindex Trinkwassernetz SIT 2012 2,72<br />
gewählter Nachhaltigkeitsindex I N,g 1,2<br />
Anteil Leitungsrehabilbitation THuVL,betr. A betr 0,4 (40 %)<br />
Anteil Leitungsrehabilitation THuVL,fremd A fremd 0,6 (60 %)<br />
Faktor Netzverbesserung betr. F V,betr 1,0 (100 %)<br />
Faktor Netzverbesserung fremd F V,fremd 0,5 (50 %)<br />
Gewichtung Leitungsrehabilitation THuVL GF THuVL 0,5 (50 %)<br />
Gewichtung Leitungsrehabilitation AL GF AL 0,3 (30 %)<br />
Gewichtung Armaturenrehabilitation GF AR 0,2 (20 %)<br />
Normierungsfaktor NF 3<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
spez. Nachhaltigkeit Baumeterpreis = THuVL<br />
Verlustindex<br />
IST<br />
* Schadensindex<br />
390 €/m<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
spez. Nachhaltigkeit Baumeterpreis tatsächliche<br />
= AL<br />
Verlustindex = Verlustindex<br />
IST mittlere * Schadensindex<br />
spezifische reale Verluste<br />
70 €/m<br />
mittlere Rehabilitationsrate<br />
spez.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Baustückpreis<br />
=<br />
tatsächliche AR geringe spezifische reale Verluste<br />
Verlustindex = Verlustindex IST mittlere * Schadensindex<br />
spezifische reale Verluste<br />
3 000 €/Stk.<br />
angenommene Schadensindex Baupreissteigerung<br />
tatsächliche tatsächliche<br />
=<br />
geringe mittlere spezifische mittlere spezifische Schadensrate<br />
reale Verluste reale Verluste<br />
2,0 %/a<br />
Verlustindex =<br />
tatsächliche niedrige Schadensrate<br />
Schadensindex<br />
I N<br />
= NF * GF =<br />
geringe spezifische mittlere Schadensrate<br />
reale Verluste<br />
( N ,THuVL tatsächliche * ( A betr<br />
niedrige * F V ,betr mittlere * Schadensrate<br />
LRR THuVL Schadensrate<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL ) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
Schadensindex<br />
SIT<br />
I N<br />
= NF * GF =<br />
( N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
niedrige * F V ,betr<br />
* Schadensrate<br />
LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL ) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
SIT * I Unter der Annahme einer vergleichbaren DN-Verteilung<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
SIT<br />
I (Gl. 6)<br />
N<br />
= NF * ( GF N ,THuVL<br />
* ( A betr<br />
* F V ,betr<br />
* LRR THuVL<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
* LRR THuVL ) +GF N , A L<br />
* A RR)<br />
NF * (A betr<br />
* FSIT V ,betr * + I A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
der zu rehabilitierenden Leitungen und Armaturen kann<br />
LRR THuVL<br />
so ein Nachhaltigkeitsindex von 1,2 erreicht und der<br />
A L<br />
= SIT =<br />
N ,g<br />
SIT<br />
NF * I * N ,g (A betr<br />
* FSIT V ,betr * + I A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
LRR THuVL<br />
=<br />
N ,g<br />
Netzzustand perspektivisch verbessert werden. Das<br />
<br />
NF<br />
LRR (Gl. 7)<br />
A L<br />
= SIT NF * * I fortgeführte Monitoring wird dann <strong>die</strong> perspektivische<br />
A RR SIT * I N (A ,g betr<br />
* F V ,betr<br />
+ A fremd<br />
* F V ,fremd<br />
)<br />
NFN ,g<br />
LRR A L<br />
= SIT NF<br />
* I Verbesserung des Systemindex Trinkwassernetz aufzeigen.<br />
A RR =<br />
!<br />
SIT * I N ,g<br />
NFN ,g<br />
NF<br />
(Gl. 8)<br />
A RR =<br />
!<br />
SIT * I N ,g<br />
NF<br />
!<br />
Tabelle 17. Beispielhafte Ergebnisse der Berechnung des<br />
benötigten Budgets.<br />
Aus den so ermittelten, benötigten Rehabilitationsprozenten<br />
lassen sich über <strong>die</strong> Gesamtnetzlänge (THuVL,<br />
AL) und -stückzahl an Armaturen <strong>die</strong> zu rehabilitierenden<br />
Längen an Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen,<br />
Anschlussleitungen sowie <strong>die</strong> zu rehabilitierende<br />
Stückzahl an Absperrarmaturen und Hydranten errechnen.<br />
Multipliziert mit den jeweiligen spezifischen Baukosten<br />
und der angenommenen Baupreissteigerung<br />
errechnet sich der mittlere Bedarf <strong>für</strong> das Folgejahr.<br />
Im folgenden Beispiel wurde ein reales Netz zur Anonymisierung<br />
in den Netzlängen und Stückzahlen geändert.<br />
Die Verhältnisse jedoch wurden in der Größenordnung<br />
beibehalten. Auf ein Netz von 2500 km Länge an<br />
Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen, 600 km<br />
Anschlussleitungen und 18 000 Absperrarmaturen /<br />
Hydranten bezogen, ergeben sich folgende, benötigte<br />
Rehabilitationsprozente, <strong>die</strong> daraus resultierenden<br />
Rehabilitationslängen bzw. <strong>die</strong> Anzahl der zu rehabilitierenden<br />
Armaturen sowie der dazu gehörige Budgetbedarf,<br />
um einen Nachhaltigkeitsindex von 1,2 zu erreichen<br />
(vgl. Tabelle 17).<br />
Das Unternehmen benötigt im Folgejahr also rund<br />
16,5 Mio. Euro an Investitionsmitteln, um <strong>die</strong> entsprechenden<br />
Längen und Stückzahlen zu rehabilitieren.<br />
berechnete Werte (Bsp.) <strong>für</strong> 2013:<br />
zu rehabilitierende THuVL gesamt 1,55 %<br />
zu rehabilitierende THuVL gesamt<br />
38,8 km<br />
zu rehabilitierende AL 1,09 %<br />
zu rehabilitierende AL<br />
6,5 km<br />
zu rehabilitierende AR 1,09 %<br />
zu rehabilitierende AR<br />
196 Stk.<br />
benötigtes Budget Leitungsreha THuVL 15 452 T€<br />
benötigtes Budget Leitungsreha AL 466 T€<br />
benötigtes Budget Armaturenreha 600 T€<br />
Summe 16 517 T€<br />
4. Zusammenfassung<br />
Mit den hier vorgestellten Kennzahlen Systemindex<br />
Trinkwassernetz und Nachhaltigkeitsindex kann in einem<br />
ersten Schritt der Zustand eines Trinkwassernetzes bewertet<br />
werden. In einem zweiten Schritt ist <strong>die</strong> Bewertung<br />
der Nachhaltigkeit der Rehabilitationsmaßnahmen<br />
an Transport-, Haupt- und Versorgungsleitungen, Anschlussleitungen<br />
und Armaturen in Abhängigkeit vom<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 995
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Trinkwasserversorgung<br />
Systemzustand des Netzes möglich. Die Tendenz und<br />
<strong>die</strong> Stärke der Tendenz zu Netzzustandsverbesserung,<br />
-beibehaltung oder -verschlechterung sind deutlich an<br />
den jährlichen Nachhaltigkeitsindices abzulesen. Jedem<br />
Versorger steht durch den modularen Aufbau der Kennzahlen<br />
eine individuelle Anpassung frei. Sollten mehrere<br />
Versorger sich auf gleiche Gewichtungsfaktoren<br />
einigen, könnten <strong>die</strong> Zustände und Entwicklungen <strong>die</strong>ser<br />
Trinkwassernetze miteinander verglichen werden.<br />
Schließlich lassen sich aus aktuellen Struktur- und<br />
Finanzdaten des anwendenden Versorgers unter Vorgabe<br />
eines anzustrebenden Nachhaltigkeitsindexes und<br />
unter Beachtung der Preissteigerung benötigte Rehabilitationsprozente,<br />
-längen und -budgets ableiten. Auch<br />
eine mittelfristige Unternehmensteuerung in Bezug auf<br />
Tarif, Budget und Personal könnte <strong>die</strong>se Kennzahlen<br />
indiziell zu Planungszwecken verwenden.<br />
Bei breiter Anwendung in der Branche würden Trinkwassernetze<br />
unter Wahrung der individuellen Anpassungsmöglichkeit<br />
durch Versorger in ihrer technischen<br />
Bewertung vergleichbar und der Systemindex Trinkwassernetz<br />
sowie der Nachhaltigkeitsindex könnten in<br />
Benchmarkingprojekte implementiert werden.<br />
Literatur<br />
[1] DVGW Arbeitsblatt W 392 (Gelbdruck): <strong>Wasser</strong>verlust in<br />
Rohrnetzen – Ermittlung, Überwachung, Bewertung, <strong>Wasser</strong>bilanz,<br />
Kennzahlen. Gelbdruck, DVGW, Bonn, 2013.<br />
[2] DVGW Arbeitsblatt W 400-3: Technische Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen<br />
(TRWV); Teil 3: Betrieb und Instandhaltung.<br />
DVGW, Bonn, 2006.<br />
[3] DVGW Arbeitsblatt W 400-3-B1 (Gelbdruck): Technische<br />
Regeln <strong>Wasser</strong>verteilungsanlagen (TRWV); Teil 3: Betrieb<br />
und Instandhaltung – Beiblatt 1: Inspektion und Wartung<br />
von Ortsnetzen. Gelbdruck, DVGW, Bonn, 2013.<br />
[4] Fachlicher Austausch mit Herrn Stürtz, enercity Netzgesellschaft<br />
mbH, Hannover.<br />
[5] Schlicht, H. und Heyen, B.: Kennzahl zur Bewertung der Nachhaltigkeit<br />
der Rehabilitation von Trinkwasserrohrnetzen.<br />
energie l wasser-praxis, ewp (2010) Nr. 10, S. 62–67.<br />
[6] DVGW Arbeitsblatt W 392: Rohrnetzinspektion und <strong>Wasser</strong>verluste<br />
– Maßnahmen, Verfahren und Bewertungen.<br />
DVGW, Bonn, 2003.<br />
Autor<br />
Eingereicht: 12.06.2014<br />
Korrektur: 10.08.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Dr.-Ing. Lars Tennhardt<br />
E-Mail: lars.tennhardt@tilia.info |<br />
bis 2013 Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe:<br />
Referent des Leiters der<br />
Organisationseinheit <strong>Wasser</strong>versorgung |<br />
Leiter des Controlling der<br />
Organisationseinheit <strong>Wasser</strong>versorgung |<br />
ab 2013:<br />
Senior Manager |<br />
Tilia GmbH |<br />
Inselstraße 31 |<br />
D-04103 Leipzig<br />
Parallelheft <strong>gwf</strong>-Gas/Erdgas 9/2014 (gat 2014)<br />
Sie lesen u.a. folgende Beiträge<br />
Nuhn<br />
Kleemiß<br />
Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber<br />
Gas e. V. |<br />
Eckstein<br />
Antoni / Birkner / Fiedler /<br />
Walther / Wanke<br />
Kukuk<br />
Sibirisches Erdgas ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> Versorgung Nord-West-Europas wesentlich<br />
Status Quo der L-Gas-Versorgung in Deutschland und den Niederlanden<br />
Der Netzentwicklungsplan Gas der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber<br />
Zukunft der dezentralen Energieversorgung: gasbetriebene Blockheizkraftwerke<br />
und passende Adsorptionskältemaschinen<br />
Power-to-Gas-Anlage der Thüga-Gruppe – Praxiserfahrungen<br />
Hemmnisse und Lösungswege zum BHKW-Ausbau<br />
September 2014<br />
996 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Kosteneffizienz in der <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
Edition<br />
Kosten der <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
Finanzierung, Kostenstrukturen und Kostenkenn daten der Bereiche Kanal,<br />
Sonderbauwerke und Kläranlagen<br />
In <strong>die</strong>sem Buch werden aktuelle spezifische Kostendaten der Bereiche Kanal, Sonderbauwerke<br />
und Kläranlagen dargestellt. Die Angaben basieren auf eigenständig erhobenen<br />
Daten. Insgesamt wurden bayernweit 608 Kanalbaumaßnahmen erfasst. Im Bereich Sonderbauwerke<br />
waren es 151 Maßnahmen, bei den Kläranlagen wurden 38 Gesamtkläranlagenmaßnahmen<br />
sowie 138 Kläranlagenbauteilmaßnahmen erhoben. Als Bezugsgröße <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Auswertung wurden hauptsächlich der Meter Kanal und <strong>die</strong> Ausbaugröße gewählt, <strong>die</strong><br />
unter Anwendung von Boxplots, Medianen, Regressionsformeln und Balkendiagrammen<br />
anschaulich dargestellt werden. Zusätzlich wurden <strong>die</strong> Einflüsse auf <strong>die</strong> Kosten genauer<br />
untersucht. So wurden im Kanalbereich u.a. der Ausschreibungszeitpunkt, <strong>die</strong> Art der<br />
<strong>Wasser</strong>haltung und <strong>die</strong> Bodenklasse als kostenverursachende Parameter identifiziert. Des<br />
Weiteren werden <strong>die</strong> Finanzierung, der Investitionskostenbedarf, <strong>die</strong> Kostenstrukturen und<br />
<strong>die</strong> Organisationsformen in der <strong>Abwasser</strong>behandlung betrachtet.<br />
Nils Horstmeyer, Stephanie Rapp-Fiegle, Brigitte Helmreich und Jörg E. Drewes<br />
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Tagungsbericht<br />
100 Jahre Belebungsverfahren –<br />
Jubiläumskonferenz in Essen<br />
Norbert Jardin<br />
Vom 12. bis zum 14. Juni 2014 fand auf der Zeche Zollverein in Essen <strong>die</strong> Jubiläumskonferenz zu 100 Jahren<br />
Belebungsverfahren statt. Organisiert wurde <strong>die</strong>se Veranstaltung der International Water Association (IWA)<br />
gemeinsam von Emschergenossenschaft/Lippeverband und Ruhrverband, <strong>die</strong> in der Vorbereitung wesentliche<br />
Unterstützung durch <strong>die</strong> DWA, <strong>die</strong> Universität Duisburg-Essen (Zentrum <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>- und Umweltforschung),<br />
<strong>die</strong> Ruhruniversität Bochum (Lehrstuhl <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik) und <strong>die</strong> deutschen<br />
IWA Young Water Professionals erhalten haben. Finanziell wurde <strong>die</strong> Veranstaltung unter anderem durch den<br />
Hauptsponsor Gelsenwasser unterstützt.<br />
Das Belebungsverfahren selbst geht zurück auf Experimente,<br />
<strong>die</strong> Edward Ardern und William Lockett im Jahr<br />
1913 auf der Kläranlage Davyhulme in Manchester<br />
durchgeführt haben. Dabei wurden sie in starkem Maße<br />
von Gilbert Fowler (University of Manchester) inspiriert,<br />
der seit Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedene Experimente<br />
zur biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung mit<br />
Algen durchgeführt hat. Ardern und Lockett nutzten <strong>für</strong><br />
ihre Experimente vor Sonnenlicht geschützte Glasflaschen<br />
zur Vermeidung eines Algenwachstums, in <strong>die</strong><br />
sie <strong>Abwasser</strong> füllten und anschließend mehrere Wochen<br />
belüfteten. Nach <strong>die</strong>ser Zeit schalteten sie <strong>die</strong> Belüftung<br />
aus, ließen das <strong>Abwasser</strong> absetzen, dekantierten den<br />
inzwischen klaren Überstand und füllten <strong>die</strong> Glasflaschen<br />
erneut mit <strong>Abwasser</strong> auf. Das dekantierte<br />
<strong>Abwasser</strong> war bereits weitestgehend gereinigt einschließlich<br />
einer nahezu vollständigen Nitrifikation. In<br />
ihren weiteren Versuchen bemerkten sie nun, dass <strong>die</strong><br />
Intervalle bis zur vollständigen Reinigung des zugegebenen<br />
<strong>Abwasser</strong>s immer kürzer wurden und am Ende<br />
ihrer Versuche erfolgte eine vollständige <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
und gleichzeitige Nitrifikation in weniger als 24 h.<br />
Gleichzeitig stellten sie fest, dass sich <strong>die</strong> Masse der in<br />
den Glasflaschen zurückbleibenden Sedimente immer<br />
weiter vergrößert hatte. In Ermangelung eines besseren<br />
Begriffes zur Beschreibung <strong>die</strong>ses Prozesses nannten sie<br />
<strong>die</strong>se offensichtlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reinigung verantwortliche<br />
Substanz „activated sludge“. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen<br />
stellten Ardern und Lockett am 3. April 1914<br />
anlässlich der Jahreskonferenz der Gesellschaft der chemischen<br />
Industrie in Manchester vor. Bereits zwei Jahre<br />
später wurde in Worcester, England, <strong>die</strong> erste großtechnische<br />
Belebungsanlage in Betrieb genommen. Inspiriert<br />
durch <strong>die</strong> ersten Erfolge <strong>die</strong>ses Reinigungsprozesses<br />
in England und wenig später in den USA nahm Dr. Karl<br />
Imhoff 1925 <strong>die</strong> erste Belebungsanlage auf dem europäischen<br />
Kontinent in Essen-Rellinghausen in Betrieb.<br />
Die Idee, im Jahr 2014 eine Jubiläumskonferenz<br />
der IWA zu 100 Jahren Belebungsverfahren durchzuführen,<br />
entstand in einer gemeinsamen Initiative der<br />
IWA Specialist Groups „Design, Operation and Costs of<br />
Large Wastewater Treatment Plants“, „Nutrient Removal<br />
and Recovery“ und „Microbial Ecology and Water Engineering“.<br />
Prof. Jiri Wanner und Prof. David Jenkins waren<br />
von Anfang an <strong>die</strong> treibenden Kräfte hinter <strong>die</strong>ser Initiative,<br />
<strong>die</strong> schließlich in Essen, dem Standort der ersten<br />
Bild 1. Prof. Jiri Wanner (links) und Prof. David Jenkins (rechts).<br />
September 2014<br />
998 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />
Bild 2. Posterausstellung.<br />
Belebungsanlage auf dem europäischen Kontinent, ihre<br />
Realisierung fand (Bild 1).<br />
Insgesamt mehr als 200 <strong>Wasser</strong>fachleute aus 35 Ländern<br />
fanden den Weg nach Essen und äußerten sich<br />
nach drei Konferenz- und Exkursionstagen absolut<br />
überschwänglich über <strong>die</strong> Qualität der Vorträge; war<br />
es doch gelungen, zahlreiche Protagonisten der Entwicklung<br />
des Belebungsverfahrens als Vortragende zu<br />
gewinnen. Auch das Konferenzambiente auf der Zeche<br />
Zollverein war <strong>für</strong> eine Veranstaltung <strong>die</strong>ser Art kaum<br />
besser auszuwählen.<br />
Neben dem in einer durchgehenden Session zusammengestellten<br />
mündlichen Vortragsprogramm mit<br />
insgesamt 20 Präsentationen wurde auch noch eine<br />
Posterausstellung mit insgesamt 70 qualitativ außergewöhnlich<br />
guten Postern zusammengestellt, <strong>die</strong> am<br />
ersten Konferenzabend im Rahmen einer Poster-Reception<br />
besonders gewürdigt wurden (Bild 2).<br />
Die drei besten Posterbeiträge wurden im Rahmen<br />
der „Closing Ceremony“ ausgezeichnet und <strong>die</strong> Autoren<br />
erhielten <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> wesentlichen Ergebnisse<br />
ihrer Arbeit den Konferenzteilnehmern mündlich vorzutragen<br />
(Bild 3). Die insgesamt sieben Sessionen des<br />
mündlichen Vortragsprogramms wurden jeweils von<br />
langjährig mit dem Belebungsverfahren verbundenen,<br />
international hochgeschätzten Fachleuten geleitet, <strong>die</strong><br />
jeweils unterstützt wurden von Repräsentanten der<br />
deutschen IWA Young Water Professionals. Ergänzt wurde<br />
das fachliche Programm der Konferenz noch durch eine<br />
kleine, aber hochkarätig besetzte Ausstellung.<br />
Die Organisatoren waren schließlich erleichtert, dass<br />
<strong>die</strong> Veranstaltung trotz des wenige Tage vorher über<br />
das Ruhrgebiet hinweggefegten Jahrhundertsturms,<br />
der unter anderem sämtliche Bahnverbindungen zu<br />
den Flughäfen der Region lahmgelegt hatte, problemlos<br />
über <strong>die</strong> Bühne ging. Insbesondere <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> praktische<br />
Abwicklung verantwortlichen Personen Frank<br />
Mertel von Emschergenossenschaft/Lippeverband und<br />
Annika Schönfeld vom Ruhrverband erhielten von allen<br />
Bild 3. Chair Prof. Krishna Pagilla (USA) und Co-Chair Anna Abels<br />
(IWA Young Water Professionals, Deutschland).<br />
Bild 4. Organisatoren und Vortragende der Jubiläumskonferenz in Essen.<br />
Konferenzteilnehmern ein großes Lob <strong>für</strong> <strong>die</strong> perfekte<br />
Organisation (Bild 4).<br />
Die mündlichen Beiträge sind in einem parallel zur<br />
Konferenz entstandenen Buch mit dem Titel: „Activated<br />
Sludge – 100 Years and Counting“ erschienen, das im<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 999
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Tagungsbericht<br />
Bild 5. Galadinner im Erich-Brost-Pavillon.<br />
Bild 6. Blick in den Konferenzraum.<br />
Verlag IWA Publishing erschienen ist und auf 464 Seiten<br />
nicht nur <strong>die</strong> Entwicklung des Belebungsverfahrens in<br />
allen Details nachzeichnet, sondern auch zu allen<br />
Aspekten einen Ausblick auf <strong>die</strong> nächsten Jahrzehnte<br />
<strong>die</strong>ses Verfahrens gibt.<br />
Natürlich war auch das Rahmenprogramm der Konferenz<br />
dem Anlass angemessen. Das Galadinner der<br />
Veranstaltung fand an einem milden Junifreitagabend<br />
im Erich-Brost-Pavillon (Bild 5) auf dem Dach der Kohlenwäsche<br />
der Zeche Zollverein statt, von dem alle Gäste<br />
einen atemberaubenden Blick über das Ruhrgebiet genossen,<br />
bevor sie sich anschließend im Festraum des<br />
Erich-Brost-Pavillons dem Dinner und Gesprächen mit<br />
Kollegen und Kolleginnen widmeten.<br />
Zuvor hatten <strong>die</strong> Veranstalter noch eine Führung<br />
über <strong>die</strong> Zeche Zollverein organisiert, bei der <strong>die</strong> Konferenzteilnehmer<br />
auch in ansonsten kaum zugängliche<br />
Bereich der Zeche geführt wurden und aufmerksam<br />
den höchstinteressanten Geschichten der Führer aus<br />
der Vergangenheit der Zeche lauschten. Am darauffolgenden<br />
Tag hatten Interessierte dann <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />
an einer Exkursion zu Anlagen von Emschergenossenschaft/Lippeverband<br />
und Ruhrverband teilzunehmen.<br />
Auch <strong>die</strong>se Exkursion erfreute sich großer<br />
Beliebtheit.<br />
Nach einer warmherzigen Begrüßung durch Prof. Jiri<br />
Wanner und zwei Willkommensadressen der Organisatoren<br />
durch Dr. Emanuel Grün (Emschergenossenschaft/<br />
Lippeverband) und Prof. Harro Bode (Ruhrverband) gab<br />
Dr. Glen Daigger (USA), der derzeitige Präsident der IWA,<br />
einen eindrucksvollen Rückblick auf <strong>die</strong> Entwicklung<br />
des Belebungsverfahrens, ausgehend von den frühen<br />
Versuchen von Fowler bis hin zur Adaptierung des Prozesses<br />
an <strong>die</strong> Anforderungen zur Nährstoffelimination<br />
und jüngst <strong>die</strong> Anwendung zur zumindest partiellen<br />
Elimination von einzelnen Mikroschadstoffen. Er betonte<br />
in besonderem Maße <strong>die</strong> Flexibilität des Verfahrensansatzes<br />
und sieht auch in der Zukunft noch zahlreiche<br />
Optionen zur Weiterentwicklung (Bild 6).<br />
Mit Blick auf Deutschland zeichnete Prof. Hermann<br />
Hahn (Deutschland) <strong>die</strong> Entwicklung der Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>entsorgung nach und erläuterte, dass<br />
<strong>die</strong> Ziele der biologischen <strong>Abwasser</strong>reinigung zunächst<br />
in der weitgehenden Elimination der organischen Inhaltsstoffe<br />
bestanden, bevor in den folgenden Jahrzehnten<br />
zunehmend <strong>die</strong> Verminderung der in <strong>die</strong><br />
Gewässer eingetragenen Nährstofffracht hinzukam.<br />
Einen besonders wichtigen Fokus lenkte er auf <strong>die</strong> zunehmend<br />
bedeutsamer werdende Betrachtung der<br />
Auswirkungen von Einleitungen aus Kläranlagen auf <strong>die</strong><br />
Immissionssituation der Gewässer und <strong>die</strong> daraus möglicherweise<br />
erwachsenden weitergehenden Anforderungen<br />
an <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>reinigungsleistung der Kläranlagen.<br />
Eine besondere Ehre erfuhren <strong>die</strong> Veranstalter der<br />
Konferenz durch <strong>die</strong> Anwesenheit von Prof. Klaus Imhoff<br />
(Deutschland), der in ein vom Ruhrverband produziertes<br />
filmisches Dokument einführte, in dem Prof. Imhoff<br />
anhand von Skizzen und persönlichen Überlieferungen<br />
lehrreich und unterhaltsam erläuterte, wie sein Vater<br />
Dr. Karl Imhoff seinerzeit <strong>die</strong> konkreten Planungen zum<br />
Bau der damals ersten Belebungsanlage auf dem europäischen<br />
Kontinent in Essen-Rellinghausen aufstellte<br />
und welche Besonderheiten <strong>die</strong> Anlage 1925 im Vergleich<br />
zu anderen Belebungsanlagen in England und<br />
den USA aufwies. So lernten <strong>die</strong> Konferenzteilnehmer<br />
unter anderem, dass Dr. Karl Imhoff bereits Anfang der<br />
zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Abluftmessungen<br />
zur Optimierung der Eintragseffizienz der<br />
Belüftung und Durchmischung durchführte (Bild 7).<br />
Prof. David Stensel (USA) führte in <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der Prozesstechnologien des Belebungsverfahrens ein,<br />
<strong>die</strong> anfänglich vor allem <strong>die</strong> möglichst weitgehende Elimination<br />
der organischen Verbindungen zum Ziel hatte,<br />
obwohl bereits in den dreißiger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts <strong>die</strong> verfahrenstechnischen Weiterent-<br />
September 2014<br />
1000 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />
Bild 7. Prof. Imhoff im Interview mit Detlef Albrecht<br />
der KA Essen-Rellinghausen.<br />
wicklungen auch auf eine möglichst energieeffiziente<br />
<strong>Abwasser</strong>einigung durch Optimierung der Belüftung<br />
und Durchmischung sowie der Reaktoranordnung und<br />
der <strong>Abwasser</strong>zuführung (z. B. step feed) gerichtet waren.<br />
Mit Beginn der sechziger Jahre führten dann <strong>die</strong><br />
Anforderungen an eine weitergehende Stickstoff- und<br />
Phosphorelimination zur Entwicklung von Verfahrensvarianten,<br />
mit denen unter Verwendung des Belebungsverfahrens<br />
<strong>die</strong>se Nährstoffe auf alleine biologischem<br />
Wege aus dem <strong>Abwasser</strong> entfernt werden können.<br />
Wenig später kamen Selektorkonfigurationen hinzu, mit<br />
denen <strong>die</strong> Eigenschaften des belebten Schlammes gezielt<br />
verbessert werden können. Durch <strong>die</strong> Kombination<br />
des Belebungsverfahrens mit Biofilmverfahren, beispielsweise<br />
durch Zugabe von Auswuchskörpern ins<br />
Belebungsbecken, kann <strong>die</strong> Leistungsfähigkeit ebenso<br />
gesteigert werden wie durch <strong>die</strong> Abtrennung des belebten<br />
Schlammes vom gereinigten <strong>Abwasser</strong> durch<br />
Membrane. Schließlich stellt <strong>die</strong> Entwicklung des aerob<br />
granulierten Schlammes eine der letzten Evolutionsstufen<br />
des Belebungsverfahrens in jüngster Zeit dar.<br />
Prof. Per Halkjær Nielsen (Dänemark) nahm <strong>die</strong> Konferenzteilnehmer<br />
mit auf eine Reise zur Aufklärung der<br />
Mikrobiologie des belebten Schlammes und schilderte<br />
eindrucksvoll, wie <strong>die</strong> frühen Pioniere mithilfe mikroskopischer<br />
Techniken insbesondere <strong>die</strong> fadenförmigen<br />
Bakterien im belebten Schlamm identifizierten und<br />
gleichzeitig auch Maßnahmen zur Bekämpfung <strong>die</strong>ser<br />
meist unerwünschten Gruppe entwickelten. Die erstmalige<br />
Anwendung der Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung<br />
(FISH) brachte Anfang der neunziger Jahre schließlich<br />
eine Zeitenwende in der Charakterisierung des belebten<br />
Schlammes, war es nun doch möglich, einzelne<br />
Organismenarten eindeutig zu identifizieren. So konnte<br />
mit <strong>die</strong>ser Methode nachgewiesen werden, dass entgegen<br />
den bisherigen Vorstellungen nicht Nitrobacter,<br />
sondern Nitrospira <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nitritoxidation verantwortlich<br />
ist. Den nächsten Entwicklungsschritt in der molekularbiologischen<br />
Identifizierung der im belebten Schlamm<br />
funktional wichtigen Organismen stellt das sogenannte<br />
Next Generation Sequencing (NGS) dar, bei dem aus dem<br />
belebten Schlamm extrahierte ribosomale RNA (16S rRNA)<br />
sequenziert wird. Durch Vergleich mit den Informationen<br />
in einer Datenbank mit derzeit etwa 50 000 Bakterien<br />
kann <strong>die</strong> mikrobiologische Zusammensetzung des<br />
belebten Schlammes in bislang nicht bekannter Detailtreue<br />
charakterisiert werden. Diese Methode ermöglicht<br />
nicht nur eine vergleichende Beurteilung verschiedener<br />
belebter Schlämme, sondern auch <strong>die</strong> Identifikation von<br />
funktionalen Gruppen und ihrer Milieu- und Substratansprüche,<br />
sodass damit auch <strong>die</strong> Voraussetzungen zur<br />
Aufklärung der mikrobiologischen Prozesse, beispielsweise<br />
bei der vermehrten biologischen Phosphorelimination<br />
oder der Deammonifikation oder zur gezielten<br />
Manipulation des Belebungsverfahrens, geschaffen<br />
werden.<br />
Prof. Kartik Chandran (USA) machte in seinem Vortrag<br />
zur Stickstoffelimination deutlich, dass nach erfolgreicher<br />
Etablierung der klassischen Nitrifikation und Denitrifikation<br />
im Belebungsverfahren und der Anwendung<br />
der Deammonifikation, also der Kombination aus<br />
Ammoniumoxidation und Anammox-Reaktion zur<br />
Schlammwasserbehandlung im Nebenstrom, nun auch<br />
<strong>die</strong> Nutzung der Fähigkeiten der Anammox-Organismen<br />
zur Umwandlung von Ammonium und Nitrit zu<br />
molekularem Stickstoff im Hauptstrom der <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
zur Anwendung kommen. In Ergänzung zum<br />
Vortrag von Prof. Nielsen zeigte er auch, wie <strong>die</strong> neuartigen<br />
Methoden der mikrobiellen Ökologie genutzt<br />
werden können, um Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit<br />
der biologischen Stickstoffelimination zu<br />
erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.<br />
Kaum jemand wäre besser geeignet, <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der vermehrten biologischen Phosphorelimination<br />
beim Belebungsverfahren und den gegenwärtigen<br />
Stand der Forschung zu erläutern, als Dr. James Barnard<br />
(USA) und Prof. Yves Comeau (Kanada). James Barnard<br />
berichtete über seine ersten Versuche zur Etablierung<br />
der vermehrten biologischen Phosphorelimination in<br />
Südafrika in den 1970er Jahren und <strong>die</strong> erste großtechnische<br />
Anwendung des Verfahrens auf der Kläranlage<br />
Goudkoppies in Johannesburg. Er wies insbesondere<br />
auf <strong>die</strong> Verfügbarkeit von leicht abbaubarem Substrat<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Prozess hin und verdeutlichte, dass durch<br />
Einfügung eines Fermenters zur Erzeugung organischer<br />
Säuren, beispielsweise aus dem Primärschlamm, <strong>die</strong><br />
Prozessstabilität und Leistung der Phosphorelimination<br />
wesentlich gesteigert werden kann. Yves Comeau erläuterte<br />
anschließend aufbauend auf molekularbiologischen<br />
Analysen und Beobachtungen in großtechnischen<br />
Anlagen <strong>die</strong> Faktoren, <strong>die</strong> den Wettbewerb<br />
zwischen PAOs (polyphosphatakkumulierende Organismen)<br />
und GAOs (glykogenakkumulierende Organismen)<br />
steuern. Demnach fördern vor allem sehr hohe Konzentrationen<br />
an leicht abbaubarem Substrat, höhere<br />
Temperaturen, niedrige pH-Werte und hohe Sauerstoffkonzentrationen<br />
das Wachstum von GAOs.<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1001
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Tagungsbericht<br />
Nachdem <strong>die</strong> Schweiz mit der Verabschiedung des<br />
Gewässerschutzgesetzes im März 2014 und der in 2015<br />
anstehenden Novellierung der Gewässerschutzverordnung<br />
nun konkrete rechtliche Anforderungen an <strong>die</strong><br />
Elimination von Mikroschadstoffen (Arzneistoffe, Industriechemikalien,<br />
Hormone, Pestizide usw.) auf den Weg<br />
gebracht hat, lag es nahe, Prof. Hansruedi Siegrist von<br />
der EAWAG (Schweiz) zu bitten, über den derzeitigen<br />
Stand bei der Elimination <strong>die</strong>ser Stoffe in Kläranlagen zu<br />
berichten. Er zeigte auf, dass auch in konventionellen<br />
Belebungsanlagen in Abhängigkeit des Schlammalters<br />
eine durchaus erhebliche Elimination <strong>die</strong>ser Stoffe stattfindet<br />
aber auch, dass einzelne Substanzen einem biologischen<br />
Abbau nicht oder nur in einem vernachlässigbaren<br />
Umfang zugänglich sind (z. B. Carbamazepin). Bei<br />
weitergehenden Anforderungen an den Eintrag von<br />
Mikroschadstoffen in Gewässer sind nach seiner Einschätzung<br />
nur ganzheitliche Betrachtungen von der<br />
Produktion der Stoffe, über <strong>die</strong> Eintragspfade in <strong>die</strong><br />
Siedlungsentwässerung bis schließlich hin zu Maßnahmen<br />
auf Kläranlagen zielführend. Mit der Ozonung und<br />
der Aktivkohleadsorption stehen aber heute großtechnisch<br />
erprobte Verfahren zur Verfügung, mit denen bei<br />
weitergehenden Anforderungen an <strong>die</strong> Reinigungsleistung<br />
von Kläranlagen <strong>die</strong>se Mikroschadstoffe eliminiert<br />
werden können. Die Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Verfahren bezifferte<br />
Siegrist auf 0,05 bis 0,3 €/m 3 <strong>Abwasser</strong>. In der<br />
Schweiz ist nun vorgesehen, so Siegrist, dass <strong>die</strong> etwa<br />
100 größten Anlagen (50 bis 60 % der gesamten<br />
<strong>Abwasser</strong> menge) in den nächsten 20 Jahren mit einer<br />
vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden, was einen<br />
Investitionsumfang von ca. 1,2 Mrd. SFr bedeutet. 75 %<br />
<strong>die</strong>ser Kosten sollen über eine Schweiz-weit zu erhebende<br />
<strong>Abwasser</strong>abgabe finanziert werden.<br />
Prof. Martin Wagner (Deutschland) und Prof. Michael<br />
Stenstrom (USA) stellten <strong>die</strong> Entwicklung der Belüftungs-<br />
und Durchmischungstechnik bei Belebungsanlagen<br />
dar und zeigten zukünftige Entwicklungspotenziale<br />
auf. Angesichts eines Anteils der Belüftung und der<br />
Durchmischung von 50 bis 80 % an den Gesamtenergiekosten<br />
wiesen beide auf <strong>die</strong> Bedeutung einer möglichst<br />
effizienten Auslegung der Belüftung und einer sorgfältigen<br />
Überwachung und Wartung der Systeme hin. Mit<br />
dem M 229-1 der DWA steht in Deutschland nun eine<br />
detaillierte Vorgabe zur Planung von Belüftungs- und<br />
Durchmischungseinrichtungen zur Verfügung, <strong>die</strong> eine<br />
solche energieeffiziente Auslegung ermöglichen sollte.<br />
Auch <strong>die</strong> laufende Überwachung im Betrieb und <strong>die</strong><br />
rechtzeitige Reinigung bzw. im Einzelfall auch der Ersatz<br />
von Belüftern seien eine wesentliche Bedingung zur<br />
Sicherstellung eines energieeffizienten Betriebs, so<br />
Wagner und Stenstrom.<br />
Dr. Jay Witherspoon (Australien) beschäftigte sich<br />
in seinem Vortrag mit den gasförmigen Emissionen<br />
von Belebungsanlagen und zeigte dabei auf, dass es<br />
zur Beurteilung möglicher Beeinträchtigungen durch<br />
Geruchs emissionen in ihren Kostenauswirkungen <strong>für</strong><br />
den Kläranlagenbetreiber sehr unterschiedliche Ansätze<br />
gibt. Von einfachen Massenbilanzen zur Bilanzierung<br />
der Geruchsemissionsströme bis hin zur Immissionsmessung<br />
unter Verwendung von Probanden sind vielfältige<br />
Methoden praktisch erprobt. Neben der Frage<br />
nach den Geruchsemissionen von Kläranlagen werden<br />
bei Planungen heute vielfach auch Bilanzrechnungen<br />
zu den Klimagasemissionen gefordert. Hierbei verweist<br />
er insbesondere auf <strong>die</strong> Notwendigkeit, gerade <strong>die</strong><br />
Lachgasemissionen (N 2 O) unter Berücksichtigung der<br />
tatsächlichen Verhältnisse auf der jeweiligen Anlage,<br />
gegebenenfalls unter Nutzung von entsprechenden<br />
Modellrechnungen, zu ermitteln, und weniger, auf pauschale<br />
Emissionsansätze über Faustzahlen zurückzugreifen.<br />
Viele moderne Belebungsanlagen, <strong>die</strong> auf das Verfahrensziel<br />
einer weitergehenden Nährstoffelimination<br />
ausgelegt sind, weisen heute – oftmals saisonal schwankend<br />
– ein starkes Wachstum von fadenförmigen Mikroorganismen<br />
auf, <strong>die</strong> sowohl Schaum und Schwimmschlamm<br />
auf der <strong>Wasser</strong>oberfläche produzieren wie<br />
auch das Absetzen in der Nachklärung wesentlich beeinträchtigen<br />
können. Prof. Jiri Wanner (Tschechische<br />
Republik) und Prof. Andrea Jobbágy (Ungarn) erläuterten<br />
in ihrem Vortrag <strong>die</strong> heute bekannten Mechanismen,<br />
<strong>die</strong> zu einer massenhaften Vermehrung von fadenförmigen<br />
Organismen führen, und welche Methoden<br />
sich zu ihrer Bekämpfung praktisch bewährt haben. Als<br />
besonders wichtige Selektionskriterien haben sich nach<br />
ihrer Einschätzung der Sauerstoffgehalt, <strong>die</strong> Substratkonzentration<br />
und <strong>die</strong> Substratqualität sowie <strong>die</strong> Reaktorkonfiguration<br />
der Belebungsanlage herausgestellt.<br />
Viele praktisch bewährte Maßnahmen zielen auf <strong>die</strong><br />
Kontrolle <strong>die</strong>ser Selektionskriterien ab. Besonders bewährt<br />
haben sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> Anordnung<br />
von Sektoren, <strong>die</strong> Vermeidung eines Sauerstoffeintrags<br />
in anaerobe bzw. anoxische Milieuzonen und<br />
<strong>die</strong> gezielte Kontrolle der Substratkonzentration in der<br />
Belebungsanlage. Bei Microthrix parvicella-dominierten<br />
Schaum- bzw. Schwimmschlammproblemen erweist sich<br />
auch <strong>die</strong> temporäre Zugabe von Al-haltigen Salzen als<br />
sehr effektiv. Unabhängig von der Wirksamkeit solcher<br />
Maßnahmen gegen <strong>die</strong> Entwicklung von faden förmigen<br />
Organismen sollte bei der Planung von Belebungsanlagen<br />
immer sichergestellt sein, dass sich möglicherweise<br />
bildender Schaum bzw. Schwimmschlamm schnell und<br />
effektiv aus dem Becken entfernt und sicher entsorgt<br />
werden kann.<br />
Dr. Denny Parker (USA) gab einen Überblick über <strong>die</strong><br />
Entwicklung der Nachklärbecken von Belebungsanlagen<br />
in den letzten 100 Jahren und zeichnete hierbei <strong>die</strong><br />
wesentlichen Entwicklungen, beginnend mit den theoretischen<br />
Beschreibungen des behinderten Absetzens<br />
durch Camp in den 1930er Jahren, über <strong>die</strong> weitere<br />
Vertiefung <strong>die</strong>ser Erkenntnisse durch Untersuchungen<br />
September 2014<br />
1002 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />
in den folgenden Jahrzehnten, das Erkennen der Bedeutung<br />
der Flockung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Effizienz des Trennvorgangs<br />
im Nachklärbecken bis hin zu den strömungsmechanischen<br />
Modellansätzen der Neuzeit, <strong>die</strong> er in seinem<br />
Ausblick als eine inzwischen ausgereifte Möglichkeit<br />
sieht, <strong>die</strong> konstruktive Gestaltung von Nachklärbecken<br />
zu verbessern oder bestehende Defizite und Limitationen<br />
im Betrieb zu erkennen und eine entsprechende<br />
Verbesserung zu identifizieren.<br />
Prof. Helmut Kroiss (Österreich), der zukünftige Präsident<br />
der IWA, zeigte bereits einführend zu seinem<br />
Vortrag, dass bei einem mittleren Energiedargebot im<br />
<strong>Abwasser</strong> in Höhe von 18 W/(E · d) und einem Energieverbrauch<br />
in einer Belebungsanlage mit Nährstoffelimination<br />
in Höhe von 5 - 20 W/(E · d) grundsätzlich eine<br />
neutrale Energiebilanz möglich ist. Dies bedeutet natürlich<br />
nicht, dass kommunale Kläranlagen damit energieautark,<br />
also ständig ohne externen Energiebezug,<br />
sind, da der tatsächliche augenblickliche Energieverbrauch<br />
einer Belebungsanlage natürlich ausgeprägten<br />
Schwankungen im Tages- und Jahresverlauf unterworfen<br />
sein kann. Er machte weiterhin deutlich, dass in vielen<br />
Ländern noch ein erhebliches Steigerungspotenzial<br />
zur Verbesserung der Energieeffizienz auf Kläranlagen<br />
besteht. Neben einer Erhöhung des Wirkungsgrades bei<br />
den maschinentechnischen Einrichtungen (z. B. Gebläse,<br />
Pumpen, BHKW), liegt ein Schlüssel auch in verfahrenstechnischen<br />
Modifikationen mit dem Ziel, mehr organischen<br />
Kohlenstoff einer anaeroben Stabilisierung mit<br />
anschließender Faulgasverwertung zuzuführen wie <strong>die</strong>s<br />
beispielsweise in zweistufigen Verfahrensweisen des<br />
Belebungsverfahrens möglich ist. Bei Ausnutzung aller<br />
<strong>die</strong>ser Möglichkeiten kann es durchaus gelingen, Kläranlagen<br />
in der Jahresbilanz energieneutral zu betreiben.<br />
Aber Prof. Kroiss ermahnte alle Zuhörer zum Ende<br />
seines Vortrags, dass das primäre Ziel einer Kläranlage<br />
natürlich nach wie vor eine möglichst weitgehende <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
mit dem Ziel eines kosteneffizienten<br />
Gewässerschutzes sei und dabei Maßnahmen zur Energieeinsparung<br />
natürlich zu beachten sind, aber niemals<br />
alleine im Vordergrund stehen sollten.<br />
Zur sicheren Betriebsführung der Maschinentechnik<br />
einer Belebungsanlage mit dem Ziel einer prozessstabilen<br />
Reinigungsleistung bei möglichst geringen<br />
Kosten trägt heute <strong>die</strong> Automatisierungstechnik einen<br />
wesentlichen Beitrag bei. Hierzu beschrieb Prof. Gustaf<br />
Olsson (Schweden) <strong>die</strong> Entwicklung der Automatisierungstechnik<br />
auf Kläranlagen, beginnend in den 1970er<br />
Jahren mit der erstmaligen Verfügbarkeit von großtechnisch<br />
einsetzbaren Sauerstoffsonden zur Steuerung und<br />
Regelung der Luftzufuhr. Nach einer eindrucksvollen<br />
Reise durch <strong>die</strong> Vergangenheit und seiner bildhaften<br />
Schilderung der Entwicklung der Computertechnologie<br />
warb Prof. Olsson <strong>für</strong> eine ganzheitlichere Betrachtung<br />
der notwendigen Automatisierungstechnik im gesamten<br />
<strong>Abwasser</strong>system und schloss dabei ausdrücklich<br />
auch den gesamten Bereich der Siedlungsentwässerung<br />
mit ein. Allerdings machte er auch auf <strong>die</strong> damit<br />
einhergehende Komplexität aufmerksam und forderte<br />
eine strukturierte Herangehensweise, um <strong>die</strong> heute bestehenden<br />
Möglichkeiten einer nahezu unbegrenzten<br />
Speicher- und Rechenkapazität, <strong>die</strong> Verfügbarkeit von<br />
dynamischen Modellen und <strong>die</strong> neu entwickelten<br />
Sensoren optimal in benutzerfreundliche Automatisierungssysteme<br />
einzubinden.<br />
Mit seinem Ausblick auf <strong>die</strong> heute bestehenden<br />
Möglichkeiten zur weitergehenden Automatisierung<br />
gab Prof. Olsson eine ideale Einführung zum Vortrag von<br />
Prof. George Ekama (Südafrika), der <strong>die</strong> Entwicklung der<br />
grundlegenden Überlegungen zur modelltechnischen<br />
Abbildung des Belebungsverfahrens beschrieb. Dr. Imre<br />
Takacs (Frankreich) baute anschließend auf <strong>die</strong>sen<br />
grundlegenden Darlegungen auf und beschrieb den<br />
Stand der mathematischen Umsetzung in den heute<br />
angewendeten mathematischen Modellen. Trotz der in<br />
der Wissenschaft insbesondere nach Publikation des<br />
„Activated Sludge Model (ASM 1,2,3)“ bestehenden<br />
Skepsis, ob <strong>die</strong>ses Forschungsfeld noch genügend Anreize<br />
<strong>für</strong> weitere Entwicklungen bieten würde, haben<br />
<strong>die</strong> letzten Jahre gezeigt, dass nicht nur <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der Modelle zur Beschreibung des komplexen Zusammenwirkens<br />
einzelner Teilsysteme der Kläranlage (z. B.<br />
Belebungsbecken, Nachklärbecken, Schlammbehandlung)<br />
wissenschaftlich bearbeitet wird, sondern weltweit<br />
inzwischen ein regelmäßiger Einsatz von mathematischen<br />
Modellen bei der Planung und Optimierung<br />
von Belebungsanlagen beobachtet wird.<br />
Unter der Überschrift „Hybrid Systems“ widmete sich<br />
Prof. Hallvard Ødegaard (Norwegen) anschließend der<br />
Weiterentwicklung des Belebungsverfahrens durch Integration<br />
von Biofilmprozessen. Wegen der zunehmenden<br />
Popularität, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Hybridverfahren vor allem bei<br />
der Erweiterung bestehender Belebungsanlagen inzwischen<br />
genießen, konzentrierte sich Prof. Ødegaard in<br />
seinem Vortrag insbesondere auf <strong>die</strong> Verknüpfung von<br />
suspen<strong>die</strong>rter Biomasse mit einem Schwebebettverfahren,<br />
bei dem in der klassischen Anwendungsweise Aufwuchskörper<br />
im Belebungsbecken zugegeben werden.<br />
Der Füllungsgrad des Belebungsbeckens mit Aufwuchskörpern<br />
liegt dabei häufig zwischen 50 und 60 %. Damit<br />
kann das erforderliche Mindestschlammalter zur Sicherstellung<br />
einer Nitrifikation auch im Winter teilweise um<br />
mehr als <strong>die</strong> Hälfte im Vergleich einer Belebungsanlage<br />
mit ausschließlich suspen<strong>die</strong>rter Biomasse gesenkt werden.<br />
Untersuchungen an solchen Anlagen zeigen, dass<br />
<strong>die</strong> Nitrifikation bei niedrigen Temperaturen vornehmlich<br />
im Biofilm der Aufwuchskörper und weniger in der<br />
suspen<strong>die</strong>rten Biomasse stattfindet. Darüber hinaus<br />
scheinen <strong>die</strong> bisherigen Betriebserfahrungen auch darauf<br />
hinzudeuten, dass sich <strong>die</strong> Absetzeigenschaften des<br />
belebten Schlammes verbessern. Allerdings bedingen<br />
hohe Nitrifikationsraten bei niedrigen Temperaturen<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1003
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
Tagungsbericht<br />
auch höhere Sauerstoffgehalte von 4 bis 6 mg/L O 2 bei<br />
Spitzenbelastung als bei ausschließlich suspen<strong>die</strong>rter<br />
Biomasse. Neben einer Anwendung im Hauptstrom der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung kommen kombinierte Verfahren<br />
von suspen<strong>die</strong>rter Biomasse und Aufwuchskörpern mit<br />
Biofilm inzwischen auch bei der Deammonifikation von<br />
Schlammwasser mit Erfolg zum Einsatz und weisen in<br />
<strong>die</strong>ser Anwendung außergewöhnlich hohe Ammoniumoxidationsraten<br />
von bis zu 3 kg NH 4 -N/(m 3 · d) auf.<br />
Eine andere Form der Steigerung der volumetrischen<br />
Reinigungsleistung kann durch Erhöhung der<br />
Biomassenkonzentration im Belebungsbecken durch<br />
den Einsatz von Membranen als Ersatz <strong>für</strong> eine Schwerkraftsedimentation<br />
im Nachklärbecken erreicht werden.<br />
Glen Daigger (USA) erläuterte in Vertretung von Simon<br />
Judd (UK), Tamas Zsirai (UK) und George Crawford (Kanada)<br />
<strong>die</strong> Entwicklung beim Einsatz von Membranen beim<br />
Belebungsverfahren. Nach seiner Einschätzung ist <strong>die</strong><br />
Entwicklung der Membranen inzwischen in der vierten<br />
Generation angekommen. Die Auslegung des Belebungsverfahrens<br />
basiert heute meist auf einem<br />
Schlamm alter von 10 bis 15 d und einer Feststoffkonzentration<br />
im Belebungsbecken von etwa 10 g/L <strong>für</strong><br />
moderate Klimate. Durch den zunehmenden Wettbewerb<br />
und <strong>die</strong> immer größer werdenden Anlagen sind<br />
<strong>die</strong> Membranpreise in den letzten Jahren stark gesunken.<br />
Gleiches gilt auch <strong>für</strong> den spezifischen Energiebedarf<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Belüftung, der in Einzelfällen heute bei nur<br />
noch 10 % des Bedarfs der ersten Membrangeneration<br />
liegt.<br />
Eine große Bedeutung hat nach wie vor trotz der inzwischen<br />
erfolgten Weiterentwicklung der Membranen<br />
<strong>die</strong> Vermeidung eines Rückganges des Membranflusses<br />
durch Fouling mithilfe von physikalischen und chemischen<br />
Reinigungsverfahren. Neben einer physikalischen<br />
Rückspülung werden wöchentliche bzw. monatliche<br />
Reinigungen mit niedrigen Chemikaliendosierungen<br />
<strong>für</strong> wenige Minuten und vierteljährlich bis jährlich Chemikalienreinigungen<br />
mit hohen Dosierungen und Einwirkzeiten<br />
von mehreren Stunden durchgeführt.<br />
Prof. Karl-Heinz Rosenwinkel (Deutschland) gab in<br />
seinem Vortrag einen Überblick über <strong>die</strong> Entwicklung<br />
des Belebungsverfahrens bei der Anwendung in der<br />
Reinigung von Industrieabwasser. Er verwies hierbei<br />
insbesondere auf <strong>die</strong> im Vergleich zur Anwendung im<br />
kommunalen Bereich deutlich anderen Randbedingungen,<br />
wie hohe Temperaturen, hemmende Substanzen<br />
im <strong>Abwasser</strong> und oftmals sehr hohe CSB-Konzentrationen,<br />
<strong>die</strong> in nicht wenigen Fällen <strong>die</strong> Kombination des<br />
Belebungsverfahrens mit chemisch-physikalischen oder<br />
anaeroben Vorbehandlungsverfahren erforderlich machen.<br />
In seinem Ausblick betonte er aber auch <strong>die</strong> Potenziale<br />
bei der Industrieabwasserreinigung durch hohe<br />
Stoffkonzentrationen im <strong>Abwasser</strong>, <strong>die</strong> zielgerichtet zur<br />
Wertstoffrückgewinnung genutzt werden können, beispielsweise<br />
zur Erzeugung von Kunststoffen zur Phosphorrückgewinnung<br />
oder zur Rückgewinnung von seltenen<br />
Erden durch Biosorption.<br />
Zur Sicherstellung einer weitergehenden Stickstoffelimination<br />
durch Nitrifikation/Denitrifikation wird<br />
weltweit dem Konzept einer Sicherstellung eines ausreichend<br />
hohen Schlammalters bei der Planung von Belebungsanlagen<br />
gefolgt, wie Prof. Burkhard Teichgräber<br />
(Deutschland) in seinem Vortrag erläuterte. Er nutzte<br />
seinen Vortrag nach Vorstellung der verschiedenen Verfahrensvarianten<br />
zur Integration der weitergehenden<br />
Stickstoff- und Phosphorelimination auch dazu, <strong>die</strong><br />
Grundzüge der neuen deutschen A 131 vorzustellen. In<br />
<strong>die</strong>ser weltweit genutzten Dimensionierungsvorschrift<br />
wird in der unmittelbar bevorstehenden Veröffentlichung<br />
der derzeit in Arbeit befindlichen Novellierung<br />
nun auch der Parameter CSB als der wesentliche Bemessungsparameter<br />
eingeführt, womit nun in der A 131<br />
erstmals auch eine geschlossene Bilanzierung der organischen<br />
<strong>Abwasser</strong>fracht, des Sauerstoffverbrauchs und<br />
der Überschussschlammproduktion möglich wird. Diese<br />
CSB-Bilanzierung in der neuen A 131 wird auch dazu<br />
genutzt, <strong>die</strong> erreichbare Denitrifikationsleistung in Abhängigkeit<br />
des gewählten Verfahrens (z. B. simultane,<br />
vorgeschaltete oder intermittierende Denitrifikation)<br />
direkt zu berechnen. Auch verwies Prof. Teichgräber<br />
auf <strong>die</strong> zunehmend wichtiger werdende Berücksichtigung<br />
einer Bilanzierung der Treibhausgasemissionen<br />
(CO 2 , CH 4 , N 2 O) bei der Planung von <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlagen<br />
hin.<br />
Prof. Norbert Jardin (Deutschland) und Dr. Julian Sandino<br />
(USA) ergänzten <strong>die</strong> praktischen Ausführungen zur<br />
Planung von Belebungsanlagen mit einem Diskurs zu<br />
den Kosten des Verfahrens, wobei der Fokus aller Einsparbemühungen<br />
bei bestehenden Anlagen angesichts<br />
des hohen Anteils <strong>die</strong>ses Verfahrens an den Gesamtenergiekosten<br />
einer Kläranlage auf der Optimierung der<br />
Energieeffizienz liegt, zumal <strong>die</strong> Stromkosten in zahlreichen<br />
Ländern in den letzten Jahren signifikant angestiegen<br />
sind. An verschiedenen Beispielen von Anlagen des<br />
Ruhrverbands zeigte Prof. Jardin, dass neben der Belüftung<br />
auch <strong>die</strong> Pumpkosten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rezirkulation bei<br />
vorgeschalteter Denitrifikation oder <strong>die</strong> betrieblichen<br />
Aufwendungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Durchmischung einen wesentlichen<br />
Beitrag zu den gesamten Energiekosten einer<br />
Belebungsanlage leisten können. Aber auch bei den<br />
Investitionskosten, deren Anteil <strong>für</strong> <strong>die</strong> biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
nach dem Belebungsverfahren in Europa<br />
nach ihren Auswertungen bei etwa 41 % liegt, sind<br />
substanzielle Einsparungen bei sorgfältiger Erhebung<br />
der abwassertechnischen Grundlagen und umfassender<br />
Untersuchung der am besten geeignetsten Verfahrenstechnik<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweils zu erreichenden Prozessziele<br />
möglich. Am Beispiel von verschiedenen großtechnischen<br />
Anlagen zeigte Dr. Sandino schließlich, wie nach<br />
Modifikation des Belebungsverfahrens substanziell Investions-<br />
und Betriebskosten eingespart werden können.<br />
September 2014<br />
1004 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Tagungsbericht | FACHBERICHTE |<br />
Hierbei stellte er unter anderem das zweistufige vornehmlich<br />
in Österreich eingesetzte Hybrid-Verfahren,<br />
<strong>die</strong> Anwendung von Lamellen im Belebungsbecken zur<br />
Erhöhung des Feststoffgehalts, <strong>die</strong> Kombination aus<br />
suspen<strong>die</strong>rter Biomasse und Biofilm auf Aufwuchskörpern,<br />
Verfahren mit aerob granuliertem Schlamm und<br />
<strong>die</strong> verbesserte Entnahme von Kohlenstoff in der Vorklärung<br />
durch Zugabe von Fällungs- und Flockungsmitteln<br />
vor.<br />
In seinem Ausblick auf <strong>die</strong> nächsten 100 Jahre Belebungsverfahren<br />
kam Mark van Loosdrecht (Niederlande)<br />
zu der Einschätzung, dass zukünftig <strong>die</strong> biologische <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
unter dem Druck einer weiteren Verbesserung<br />
der Reinigungsleistung, der Erhöhung der<br />
Energieeffizienz und der notwendigen Rückgewinnung<br />
von Wertstoffen aus dem <strong>Abwasser</strong> stehen wird. Gleichzeitig<br />
müssen Weiterentwicklungen des Verfahrens kosteneffizient<br />
und betrieblich beherrschbar sein. Als eine<br />
Möglichkeit, das Belebungsverfahren genau in <strong>die</strong>se<br />
Richtung zu befördern, sieht er <strong>die</strong> Entwicklung und<br />
Anwendung des Verfahrens von aerobem granuliertem<br />
Schlamm, das inzwischen großtechnisch etabliert ist<br />
und nach seiner Aussage wesentliche Einsparungen<br />
bei den Investitionskosten (–25 %), den Energiekosten<br />
(–30 bis –40 %) und dem Platzbedarf (–70 %) im Vergleich<br />
zu einer konventionellen Belebungsanlage<br />
bringt. Daneben sieht er auch <strong>die</strong> Anwendung der<br />
Anammox-Technologie im Hauptstrom der <strong>Abwasser</strong>reinigung,<br />
beispielsweise in Kombination mit einer kohlenstoffeliminierenden<br />
Hochlaststufe, als eine zukünftige<br />
Option zur weitergehenden Nährstoffelimination. Erste<br />
Versuche in Rotterdam und an anderer Stelle zeigen <strong>die</strong><br />
prinzipielle Anwendbarkeit <strong>die</strong>ses Ansatzes. Daneben<br />
wird in Zukunft seiner Einschätzung nach <strong>die</strong> Gewinnung<br />
von Wertstoffen aus dem <strong>Abwasser</strong> weiter an Bedeutung<br />
gewinnen. Neben dem gereinigten <strong>Abwasser</strong><br />
selber gehören dazu natürlich Phosphor, aber auch beispielsweise<br />
Biokunststoffe (Polyhydroxyalkanoate) oder<br />
Alginate, <strong>die</strong> insbesondere bei granuliertem Schlamm<br />
(15 bis 20 % Alginat) ein Potenzial zur Rückgewinnung<br />
bieten.<br />
Autor<br />
Eingereicht: 25.07.2014<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin<br />
E-Mail: nja@ruhrverband.de |<br />
Ruhrverband |<br />
Kronprinzenstraße 37 |<br />
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September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1005
| PRAXIS<br />
|<br />
Neues Recht zur Grundstücksentwässerung in NRW<br />
Lünen sieht <strong>für</strong> sich eine Riesenchance <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzung<br />
Nach der Novelle des nordrhein-westfälischen Landeswassergesetzes zur Überwachung von Grundstücksentwässerungen<br />
sind <strong>die</strong> Reaktionen der Kommunen landesweit sehr unterschiedlich. Beim Stadtbetrieb<br />
<strong>Abwasser</strong>beseitigung Lünen (SAL) denkt man gar nicht daran, <strong>die</strong> intakte Grundstücksentwässerung als<br />
Thema von der Agenda zu streichen, wie es derzeit vielerorts geschieht. Im Gegenteil nutzt man das Potenzial,<br />
das <strong>die</strong> novellierte Rechtslage bietet, zu einem Update des Lüner Modells, das <strong>die</strong> Prüfung der Anschlusskanäle<br />
nun mit der Inspektion der öffentlichen Kanalisation verbindet. Kombiniert mit aktuellen technischen<br />
Innovationen und gemanagt durch <strong>die</strong> Grundstücksentwässerungs-Datenbank GEIS und <strong>die</strong> GIS-Software<br />
„Kanal++“, eröffnet <strong>die</strong> neue Vorgehensweise ein erhebliches Einsparpotenzial <strong>für</strong> alle Beteiligten und stößt<br />
sogar bei der landespolitischen Prüf-Opposition auf Anerkennung.<br />
Die aktuelle Rechtslage in NRW<br />
in Sachen Grundstücksentwässerung<br />
stellt sich nach der letzten<br />
Novelle des Landeswassergesetzes<br />
bzw. der SüwVOAbw so dar: In<br />
Die „sehende Nordseedüse“ spielt eine strategische<br />
Rolle im Lünener Modell. Sie ermöglicht es, das gesamte<br />
System samt Anschlusskanälen gründlich zu reinigen,<br />
bevor anschließend <strong>die</strong> Inspektion eines ganzen<br />
Straßenzuges ebenfalls in einem Durchgang erfolgt.<br />
Das Kamerasystem LISY wird auf den Einsatz vorbereitet.<br />
LISY kann vom Hauptkanal aus in <strong>die</strong><br />
Anschlüsse und von dort aus auch in <strong>die</strong> Verzweigungen<br />
der Grundstücksentwässerung abbiegen.<br />
<strong>Wasser</strong>schutzgebieten liegende Anlagen<br />
zur Ableitung von häuslichem<br />
<strong>Abwasser</strong>, <strong>die</strong> vor 1965 gebaut<br />
wurden, sind bis zum 31.12.2015 zu<br />
prüfen und Anlagen zur Ableitung<br />
von gewerblichem <strong>Abwasser</strong>, <strong>die</strong><br />
vor 1990 gebaut wurden, sind ebenfalls<br />
bis zum 31.12.2015 zu prüfen.<br />
Alle anderen Leitungen sind bis<br />
zum 31.12.2020 zu prüfen. Außerhalb<br />
von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten unterliegen<br />
<strong>die</strong> Anschlusskanäle und<br />
Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
einer landesrechtlichen Prüffrist zur<br />
Funktionsprüfung nicht mehr. Ausgenommen<br />
sind Gewerbebetriebe<br />
<strong>die</strong> der <strong>Abwasser</strong>verordnung unterliegen,<br />
<strong>die</strong>se habe ihre Anlagen bis<br />
2020 zu prüfen. Das Land überlässt<br />
es den Gemeinden, durch Satzung<br />
Fristen zu erlassen, falls sie es <strong>für</strong><br />
erforderlich hält. Dass <strong>die</strong> privaten<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen nach dem –<br />
rechtssystematisch vorrangigen –<br />
WHG des Bundes auch außerhalb<br />
von <strong>Wasser</strong>schutz-Zonen weiterhin<br />
generell prüfpflichtig sind, bleibt<br />
allerdings unberührt.<br />
Zum Vollzug sieht <strong>die</strong> Rechtslage<br />
nunmehr vor, dass <strong>die</strong> Prüfung der<br />
Anschlusskanäle und Grundstücksentwässerungsleitungen<br />
organisatorisch<br />
an <strong>die</strong> turnusmäßige Funktionsprüfung<br />
der öffentlichen Hauptkanäle<br />
angebunden werden soll bzw.<br />
kann. Der SAL hat zur Umsetzung<br />
<strong>die</strong>ser Aufgabenstellung ein praxisnahes,<br />
bürgerfreundliches Modell entwickelt,<br />
das sich im Rahmen eines<br />
Pilotprojektes in der Waltroper Straße<br />
bewährt und dabei als hoch wirtschaftlich<br />
erwiesen hat. Der Erfolg<br />
des neuen Lünener Modells basiert<br />
auf der Kombination aktueller Reinigungs-<br />
und Inspektionstechnologie<br />
mit einem gut durchdachten<br />
Organisationskonzept auf Basis der<br />
in Lünen entwickelten Grundstücksentwässerungs-Datenbank<br />
GEIS.<br />
Grundsätzlich werden in Lünen bei<br />
bestehenden Entwässerungsanlagen<br />
zeitgleich oder in einem zeitlichen<br />
Zusammenhang mit der Zustandsund<br />
Funktionsprüfung bei den öffentlichen<br />
<strong>Abwasser</strong>kanälen eine Zustands-<br />
und Funktionsprüfung der<br />
privaten Grundstücksanschlussleitungen<br />
durchgeführt. Die Prüfung<br />
der privaten Grundstücksanschlussleitungen<br />
gehört zu den ansatzfähigen<br />
Kosten der <strong>Abwasser</strong>gebühren;<br />
<strong>für</strong> eine nach der Inspektion evtl.<br />
notwendige Sanierung bleibt allerdings<br />
nach wie vor der Grundstückseigentümer<br />
zuständig.<br />
Eine technische Grundsatzentscheidung,<br />
durch <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Lünener<br />
Vorgehensweise von der anderen Orts<br />
deutlich unterscheidet, ist der Ansatz,<br />
<strong>die</strong> Anschlussleitungen vor der<br />
TV-Inspektion grundsätzlich zu reinigen.<br />
Statt der sonst favorisierten<br />
Kanalkameras mit Spülantrieb kam<br />
im Pilotprojekt Waltroper Straße bei<br />
der Funktionsprüfung von 1508 m<br />
Hauptkanal und 107 Grundstücksanschlüssen<br />
erstmals eine quasi umgekehrte<br />
Technologie zum Einsatz:<br />
Die „sehende Nordseedüse“ ist eine<br />
Neuentwicklung der Fa. P & W<br />
Umwelttechnik, Hage. Das Gerät<br />
ist eine Hochdruck-Spüldüse mit<br />
September 2014<br />
1006 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Frontkamera, deren Düsengeometrie<br />
da<strong>für</strong> sorgt, dass <strong>die</strong> Düse im Spülbetrieb<br />
bei ständigem Kontakt zur<br />
Rohrwand in Scheitel und Kämpfern<br />
des Kanals pendelt. Dabei „ertastet“<br />
<strong>die</strong> sehende Düse durch <strong>die</strong> Pendelbewegung<br />
gewissermaßen <strong>die</strong> Anschlussstutzen<br />
und kann dann durch<br />
einen kurzen Spülstoß in den Anschluss<br />
eingefahren werden. Das lässt<br />
sich mehrfach infolge wiederholen,<br />
sodass <strong>die</strong> „sehende Nordseedüse“<br />
sich auch in komplexere Abzweig-<br />
Strukturen auf dem Grundstück tief<br />
hineinarbeiten könnte.<br />
Für <strong>die</strong> Reihenfolge „erst spülen,<br />
dann inspizieren“ sprechen nach<br />
Auffassung und Erfahrung von<br />
SAL-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Claus<br />
Externbrink praktische und wirtschaftliche<br />
Gründe. Einerseits ist es<br />
vorteilhaft, wenn im Zuge der Gesamtinspektion<br />
von Hauptkanal und<br />
Anschlussleitungen das Gesamtsystem<br />
komplett gereinigt ist, wenn<br />
<strong>die</strong> Inspektion beginnt. Sonst, so<br />
Externbrink, „spülen wir uns aus den<br />
Anschlüssen nicht unerhebliche<br />
Mengen an Schmutz in <strong>die</strong> Hauptkanäle,<br />
was dann dort den reibungslosen<br />
Inspektionsablauf stört.“ Also<br />
wird in Lünen erst einmal das gesamte<br />
System eines Hauptkanals<br />
einschließlich der Anschlüsse grundgereinigt<br />
und dann in einem Durchgang<br />
untersucht. Diese Vorgehensweise,<br />
so zeigte sich in der Waltroper<br />
Straße, führt zu „wirklich dramatischen<br />
Reduzierungen“ der Gesamtkosten<br />
gegenüber der klassischen<br />
Vorgehensweise, bei der eine hydraulisch<br />
angetriebene Kamera <strong>die</strong><br />
Anschlüsse im Hineinfahren reinigt<br />
und beim Zurückziehen untersucht.<br />
Wobei laut Externbrink, ein Gutteil<br />
<strong>die</strong>ser Einsparungen sicherlich auch<br />
auf <strong>die</strong> Erfahrung und professionelle<br />
Arbeitsweise der Canal Control +<br />
Clean Umweltservice GmbH zurückzuführen<br />
ist. Das Dienstleistungs-<br />
Unternehmen aus Barsbüttel, das sich<br />
bei der Vergabe und in einem gründlichen<br />
Leistungsnachweis gegen <strong>die</strong><br />
Konkurrenz durchsetzen konnte,<br />
verfügt nicht nur in der Reinigung<br />
über <strong>die</strong> gefragte Technik und <strong>die</strong><br />
notwendige Praxiserfahrung im Umgang<br />
damit. Auch <strong>die</strong> Vorgaben des<br />
SAL-Pflichtenheftes <strong>für</strong> <strong>die</strong> Inspektion<br />
und Dokumentation erfüllte Canal<br />
Control + Clean optimal.<br />
Folgende Vorgaben machte <strong>die</strong><br />
SAL <strong>für</strong> Workflow bzw. Ergebnis der<br />
Inspektion der Anschlussleitungen:<br />
Die Untersuchung soll eine automatische<br />
3D-Einmessung der Anlage,<br />
also eine Aufnahme der Lage- und<br />
Höhenkoordinaten (XYZ-Koordinaten),<br />
beinhalten. Die Inspektion soll <strong>die</strong><br />
Daten in einem Format bereitstellen,<br />
das eine Übernahme in <strong>die</strong> in Lünen<br />
entwickelte und eingesetzte Gundstücksentwässerungs-Datenbank<br />
GEIS und das GIS-System Kanal++<br />
der Firma Tandler zulässt. Diese Anforderungen<br />
erfüllt Canal Control +<br />
Clean durch Einsatz eines abbiegefähigen<br />
Kamerasystems (LISY mit<br />
Kamerakopf ORION L von IBAK, Kiel),<br />
das nicht nur über 3D-GeoSense-<br />
Bewegungssensoren zur Erfassung<br />
von Lageveränderungen in der<br />
Ebene verfügt, sondern zudem zur<br />
hydrostatischen Höheneinmessung<br />
ausgerüstet ist. Diese Technologie<br />
bestimmt <strong>die</strong> Höhenlage des Kamerakopfes<br />
durch Messung der minimalen<br />
Luftdruckveränderung, <strong>die</strong> eine automatische<br />
Konsequenz jeder Höhenveränderung<br />
ist.<br />
In der Praxis sieht das so aus,<br />
dass <strong>die</strong> Kamera auf dem Weg ins<br />
System hinein parallel zur optischen<br />
Untersuchung ein kontinuierlich hydrostatisch<br />
generiertes Höhenprofil<br />
aufnimmt, dem auf dem Rückweg<br />
ein Gitter von XYZ-Koordinaten<br />
überlagert wird, das der Neigungs-<br />
Sensor der Kamera in punktuellen<br />
Messungen erzeugt. Sinn und Zweck<br />
der dreidimensionalen Präzision ist<br />
nicht nur <strong>die</strong> genaue Einbindung der<br />
Anschlüsse in den Datenbestand<br />
des geografischen Informationssystems<br />
Kanal ++, sondern auch und<br />
nicht zuletzt eine bis auf einen<br />
Zentimeter genaue Dokumentation<br />
der realen Höhenverhältnisse in<br />
der <strong>Abwasser</strong>-Infrastruktur. Dahinter<br />
steht <strong>die</strong> strategische Frage, ob sich<br />
durch ein umfassendes Update der<br />
Höhendaten im Netz im Fall einer<br />
Erneuerung Kosten einsparen lassen<br />
– jeder Dezimeter, um den eine<br />
Leitung flacher verlegt werden<br />
kann, spart im Bau bares Geld. Im<br />
Extremfall lassen sich sogar Abflussrichtungen<br />
im Netz neu organisieren.<br />
Generell lässt der SAL alle Anschlussleitungen<br />
bis zur Grundstücksgrenze<br />
inspizieren. Die Befunde, <strong>die</strong><br />
dabei erkennbar werden, geben in<br />
allen Fällen einen Anlass zum Gespräch<br />
mit dem Grundstücksbesitzer:<br />
So mancher Eigentümer hat sich<br />
durch <strong>die</strong> Bilder von „jenseits der<br />
Grenze“ schon dazu bewegen lassen,<br />
<strong>die</strong> Untersuchung auch auf dem eigenen<br />
Grund und Boden fortzusetzen.<br />
Dipl.-Ing. Matthias Kroells, Berater<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Grundstücksentwässerung<br />
beim SAL, erläutert, warum: „Dass<br />
eine Leitung, <strong>die</strong> bis zur Grundstücksgrenze<br />
sichtbar baufällig ist,<br />
dahinter plötzlich schadenfrei sein<br />
soll, ist bei allem Optimismus nicht<br />
wirklich einleuchtend. Manchmal<br />
kann man über <strong>die</strong> Grenze hinaus<br />
auch ins Rohr sehen und bereits<br />
Schäden erkennen. Die Bürger sehen<br />
dann an der eigenen Leitung, dass<br />
das ganze Thema keine politische<br />
Erfindung ist, sondern eine reale<br />
technische Problematik, bei der<br />
sie persönlich Verantwortung mittragen.“<br />
Katasterplan- und Schadensbilddaten auf einen<br />
Blick und in enger Verknüpfung: Dieses Prinzip gilt<br />
nicht nur im TV-Kontrollraum, sondern zieht sich als<br />
Grundidee durch das gesamte Management der<br />
bei der Funktionsprüfung anfallenden Daten. ▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1007
| PRAXIS<br />
|<br />
Diese Anschaulichkeit trägt nicht<br />
nur zur Überzeugungsarbeit bei,<br />
sondern hat auch eine rechtliche<br />
Komponente. Nach neuer Rechtslage<br />
soll eine Funktionsprüfung außerhalb<br />
von <strong>Wasser</strong>schutzgebieten<br />
nur dann erforderlich sein, wenn<br />
konkrete Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine<br />
Undichtheit gegeben sind. Einen<br />
solchen juristisch „begründeten<br />
Anfangsverdacht“ liefern sowohl<br />
Schadensbilder im Übergangsbereich,<br />
erst recht aber <strong>die</strong> Beobachtung<br />
von Fremdwasser im Anschluss.<br />
Den Anschlusskanal unter <strong>die</strong> Lupe<br />
zu nehmen, trägt letztlich also unmittelbar<br />
zur Einbindung auch der<br />
privaten Infrastruktur in <strong>die</strong> Instandhaltung<br />
der öffentlichen Anlagen<br />
bei. Und auf <strong>die</strong> kommt es dem SAL<br />
an, wie Claus Externbrink betont:<br />
„Eine Instandhaltung des öffentlichen<br />
Netzes ohne Berücksichtigung der<br />
Anschlüsse und Grundstücksentwässerung<br />
ist sinnlos.“ Die Fakten<br />
geben ihm recht: Auf der Basis von<br />
bislang rund 4000 in Lünen untersuchten<br />
Anschlüssen lässt sich bilanzieren,<br />
dass einerseits rund 20 %<br />
der Anschlussleitungen schadenfrei<br />
sind. Was im Umkehrschluss allerdings<br />
auch heißt, dass 80 % der<br />
Rohre defekt sind, wovon wiederum<br />
4 % schwer beschädigt und kurzfristig<br />
zu sanieren sind – eine Erkenntnis,<br />
<strong>die</strong> man nicht einfach ignorieren kann.<br />
Diese Daten finden Eingang in <strong>die</strong><br />
Grundstückentwässerungs-Datenbank<br />
GEIS, <strong>die</strong> in Lünen entwickelt<br />
wurde, seit 2007 im Einsatz und seitdem<br />
zu einem kraftvollen Instrument<br />
des Infrastruktur-Managements ausgebaut<br />
worden ist. Die Software<br />
unterstützt <strong>die</strong> Arbeit in der Grundstücksentwässerung<br />
vor allem bei<br />
der Umsetzung der gesetzlichen Beratungspflicht<br />
dem Eigentümer gegenüber.<br />
So setzt das System <strong>die</strong><br />
Untersuchungsdaten bzw. <strong>die</strong> identifizierten<br />
Schäden automatisch in<br />
Handlungsprioritäten um – bis hin<br />
zur Aufforderung zu „ordnungsbehördlicher<br />
Überwachung“ besonders<br />
schwerwiegender Defekte.<br />
Hier wird dann eine zeitnahe Sanierung<br />
durch den SAL kontrolliert. Die<br />
Schnittstelle zwischen der Inspektionseinheit<br />
und GEIS funktioniert<br />
über<strong>die</strong>s extrem schnell. Heute<br />
erhobene Inspektionsdaten sind<br />
morgen einschließlich Zugriff auf<br />
<strong>die</strong> Schadenfotos ebenso in der<br />
Datenbank wie im GIS verfügbar.<br />
Eine GEIS-Besonderheit mit großem<br />
Nutzwert <strong>für</strong> den Eigentümer<br />
ist <strong>die</strong> automatisierte Ausgabe einer<br />
groben Sanierungs-Kostenschätzung<br />
aufgrund der im System gespeicherten<br />
Schadensinformationen. Diese<br />
Schätzung ersetzt zwar kein rechtsverbindliches<br />
Angebot, liefert aber<br />
eine wichtige Orientierung: der Eigentümer<br />
kann einschätzen, ob ein von<br />
ihm eingeholtes Angebot sich in einem<br />
realistischen Rahmen bewegt<br />
oder nicht. Dazu Rosi Evers vom SAL:<br />
„Das ist eine wichtige, Vertrauen<br />
aufbauende Maßnahme, <strong>die</strong> zeigt,<br />
dass wir <strong>die</strong> Bürger mit der Aufgabe<br />
einer <strong>für</strong> sie nicht wirklich durchschaubaren<br />
Investition nicht allein<br />
lassen. Dass Grundstückseigentümer<br />
von den häufig beschworenen „Kanal-Haien“<br />
über den Tisch gezogen<br />
werden, ist damit in Lünen praktisch<br />
ausgeschlossen – abgesehen davon,<br />
dass hier unseriöse Unternehmer<br />
aufgrund des rechtlichen Anforderungsprofils<br />
an <strong>die</strong> Dienstleister erst<br />
gar nicht zum Zuge kommen.“<br />
Das Lünener Modell der Funktionsprüfung<br />
von privaten <strong>Abwasser</strong>anlagen<br />
überzeugt auch politische<br />
Kritiker der Prüfpflicht in privaten<br />
Anlagen: Im Frühjahr 2014 war<br />
<strong>die</strong> nordrhein-westfälische Landtagsfraktion<br />
der FDP in Lünen zu Gast<br />
und zeigte sich sichtlich beeindruckt<br />
davon, wie effektiv und bürgernah<br />
der SAL <strong>die</strong> neue Rechtslage in Sachen<br />
Grundstücksentwässerung umsetzt.<br />
Claus Externbrink: „Wir haben <strong>die</strong><br />
Herausforderung der neuen Rechtslage<br />
angenommen und das Beste<br />
daraus gemacht. Auf der Grundlage<br />
<strong>die</strong>ser Vorgehensweise gibt es nicht<br />
<strong>die</strong> geringste Veranlassung, vom<br />
Ziel einer ganzheitlichen Instandhaltung<br />
öffentlicher und privater<br />
<strong>Abwasser</strong>netze zurückzurudern.“<br />
Kontakt:<br />
Stadtbetrieb <strong>Abwasser</strong>beseitigung<br />
Lünen (SAL),<br />
Dipl.-Ing. Claus Externbrink,<br />
Borker Straße 56/58, D-44534 Lünen,<br />
Tel. (02306) 9104-200,<br />
Fax (02306) 9104-300,<br />
E-Mail: claus.externbrink@sal-abwasser.de,<br />
www.abwasser-luenen.de<br />
Automatische<br />
Einspielung<br />
der Vermessungsdaten<br />
einer Funktionsprüfung<br />
in das GIS<br />
„Kanal++“.<br />
September 2014<br />
1008 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Biologische <strong>Wasser</strong>aufbereitung in Aquakulturen<br />
mit „Mutag BioChip RAS Process“<br />
Unter Aquakulturen versteht man <strong>die</strong> künstliche Aufzucht von <strong>Wasser</strong>lebewesen. Zu ihnen zählen Fische<br />
sowie Krusten- und Schalentiere, welche unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und gehalten werden,<br />
wobei Techniken zuhilfe genommen werden, welche eine Produktionssteigerung ermöglichen, <strong>die</strong><br />
unter natürlichen Bedingungen so nicht möglich wäre. Aquakulturen kommt heutzutage aufgrund gestiegener<br />
Nachfrage nach fangfrischem Fisch angesichts der drohenden Überfischung der Weltmeere eine<br />
immer größer werdende Bedeutung zu, wobei zwischen verschiedenen Typen von Aquakulturanlagen<br />
unterschieden werden kann. So findet man Aquakulturen beispielsweise in fließenden sowie stehenden<br />
Gewässern (Teichwirtschaft) unter freiem Himmel, in Netzgehegen im Meer (Marikultur), aber auch in<br />
sogenannten Indoor-Fishfarming-Anlagen. Eines haben alle Aquakulturanlagen mit geschlossenen <strong>Wasser</strong>kreisläufen<br />
gemeinsam: Sie stellen sehr hohe Anforderungen an <strong>die</strong> <strong>Wasser</strong>aufbereitungstechnologie –<br />
da<strong>für</strong> wurde von dem Unternehmen Multi Umwelttechnologie AG das Verfahren „Mutag BioChip RAS<br />
Process“ entwickelt.<br />
Prinzip des RAS – Recirculation<br />
Aquaculture System<br />
(rezirkulierendes Aquakultur-System)<br />
Über <strong>die</strong> Fütterung wird das <strong>Wasser</strong><br />
durch <strong>die</strong> natürlichen Ausscheidungen<br />
der Besatzfische permanent<br />
mit organischen Bestandteilen<br />
und stickstoffhaltigen Verbindungen<br />
belastet. Anders als bei offenen<br />
Systemen, wo das belastete <strong>Wasser</strong><br />
aus dem System herausgeführt und<br />
durch Frischwasser ersetzt wird,<br />
findet bei geschlossenen Systemen<br />
nur eine geringe Zufuhr von Frischwasser<br />
statt, während das im System<br />
vorhandene <strong>Wasser</strong> aufbereitet<br />
und anschließend wieder in den<br />
Besatzbehälter zurückgeführt wird.<br />
Aufgrund des permanenten Wechsels<br />
des <strong>Wasser</strong>s zwischen Aufzuchtbecken<br />
und Aufbereitungsbehälter<br />
spricht man in <strong>die</strong>sem Fall von<br />
sog. rezirkulierenden Aquakultur-<br />
Systemen, kurz RAS. Berücksichtigt<br />
man <strong>die</strong> zunehmende <strong>Wasser</strong>knappheit<br />
in vielen Teilen der Erde<br />
und <strong>die</strong> zunehmend strikter werdenden<br />
behördlichen Regularien<br />
sowie <strong>die</strong> heutigen Qualitätsanforderungen<br />
an Speisefische, so stellen<br />
<strong>die</strong>se geschlossenen Systeme eine<br />
ökologisch und ökonomisch sinnvolle<br />
Alternative zu offenen Aquakulturanlagen<br />
dar, müssen aber<br />
gleichzeitig ebenfalls höchsten<br />
Ansprüchen an <strong>die</strong> verwendeten<br />
Technologien und vor allen Dingen<br />
hinsichtlich der <strong>Wasser</strong>qualität genügen.<br />
Mutag BioChip RAS Process<br />
Um <strong>die</strong> zur Aufzucht von Fischen<br />
oder anderen <strong>Wasser</strong>lebewesen erforderliche<br />
<strong>Wasser</strong>qualität zu gewährleisten,<br />
müssen <strong>die</strong> organischen<br />
Belastungen und <strong>die</strong> Stickstoffverbindungen,<br />
welche im <strong>Wasser</strong> vorwiegend<br />
als Ammonium vorliegen,<br />
abgebaut werden. Somit ist <strong>die</strong><br />
Reduzierung von Stickstoff auf ein<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Zuchtfische gesundheitlich<br />
unbedenkliches Maß eine der Hauptaufgaben<br />
des Reinigungssystems<br />
von rezirkulierenden Aquakultur-<br />
Systemen. Das Verfahren „Mutag<br />
BioChip RAS Process“ ist dazu<br />
perfekt geeignet. Basierend auf dem<br />
Aufwuchsträgermedium Mutag Bio-<br />
Chip, mit 3000 m²/m³ das derzeit<br />
oberflächengrößte Trägermaterial auf<br />
dem globalen Markt, bietet Mutag<br />
BioChip RAS Process auch bei<br />
niedrigen Temperaturen Abbauraten,<br />
welche <strong>die</strong> von ähnlich aufgebauten<br />
Systemen um das bis zu<br />
Fünffache übersteigen. Bei <strong>die</strong>sem<br />
Verfahren wird der zu behandelnde<br />
<strong>Wasser</strong>strom aus dem Aufzuchtbecken<br />
in einen Behandlungsbehälter<br />
mit Mutag BioChip eingeleitet.<br />
Dieser Behälter basiert auf dem<br />
Wirbelbettverfahren (auch Schwebebettverfahren<br />
oder MBBR = Moving<br />
Bed Biofilm Reactor), bei welchem sich<br />
sessile Mikroorganismen auf einem<br />
Trägermaterial ansiedeln und somit<br />
darauf einen dünnen Biofilm bilden,<br />
während <strong>die</strong> Trägerelemente sich frei<br />
im <strong>Wasser</strong> bewegen und durch von<br />
unten eingetragene Prozessluft bzw.<br />
durch Rührwerke verwirbelt werden.<br />
Die auf dem Trägermaterial immobilisierten<br />
Nitrifikanten entfernen in<br />
<strong>die</strong>sem belüfteteten MBBR-Behälter<br />
den Ammoniumstickstoff (NH 4 -N) in<br />
mehreren Schritten über <strong>die</strong> Oxidation<br />
desselben zu Nitrit (NO 2 ) und<br />
anschließend zu Nitrat (NO 3 ). Dieser<br />
Vorgang wird als Nitrifikation bezeichnet.<br />
Im Normalfall wird das auf <strong>die</strong>se<br />
Weise biologisch behandelte <strong>Wasser</strong><br />
wieder dem Besatzbecken zugeführt.<br />
Optional kann bei zu hohen<br />
Nitratkonzentrationen ein Teilstrom<br />
des <strong>Wasser</strong>s nach der Nitrifikationsstufe<br />
über einen zweiten, unbelüfteten<br />
MBBR mit Rührwerken gefahren<br />
Schema Mutag BioChip RAS Process.<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1009
| PRAXIS<br />
|<br />
Trägermedium Mutag BioChip (3000 m²/m³).<br />
Nitrifikation mittels Mutag BioChip RAS Process<br />
in einer Fischzuchtanlage.<br />
werden. Aufgrund der eingestellten<br />
Milieubedingungen findet in <strong>die</strong>sem<br />
Behälter, welcher ebenfalls mit<br />
„Mutag BioChip“-Träger material<br />
bestückt ist, der anoxische Denitrifikationsprozess<br />
statt, bei welchem<br />
das Nitrat (NO 3 ) durch denitrifizierende<br />
Mikroorganismen in elementaren<br />
Stickstoff (N 2 ) umgewandelt wird,<br />
welcher schließlich als unschädliches<br />
Gas in <strong>die</strong> Atmosphärenluft abgegeben<br />
wird. Anschließend kann<br />
der denitrifizierte Teilvolumenstrom<br />
aus dem Denitrifikationsbehälter<br />
wieder in <strong>die</strong> Nitrifikationsstufe<br />
zurückgeführt werden.<br />
Komparative Stu<strong>die</strong>: Mutag<br />
BioChip RAS Process<br />
In der Fischzucht Langwald wird seit<br />
dem Frühjahr 2010 der Mutag Bio-<br />
Chip zur Nitrifikation in einer Störzucht-Anlage<br />
(RAS) eingesetzt. Im<br />
Rahmen eines Versuches wurde ein<br />
„konventionelles“ Trägermedium mit<br />
einer rechnerisch definierten Oberfläche<br />
von 900 m²/m³ mit dem Mutag<br />
BioChip (3000 m²/m³) unter<br />
identischen Bedingungen verglichen,<br />
d. h. es wurden gleiche Behältervolumina,<br />
das gleiche <strong>Wasser</strong> und<br />
<strong>die</strong> gleichen Volumenströme verwendet.<br />
Das Volumen der beiden<br />
Aufzuchtbehälter betrug jeweils<br />
6 m³, während <strong>die</strong> beiden MBBR-<br />
Behälter zur <strong>Wasser</strong>behandlung jeweils<br />
600 Liter aktives Volumen besaßen.<br />
Beide Trägerme<strong>die</strong>n wurden<br />
mit der gleichen Gesamtoberfläche<br />
eingesetzt, wobei der Füllgrad aufgrund<br />
der unterschiedlich hohen<br />
spezifischen Oberflächen beider Trägermaterialien<br />
bei dem herkömmlichen<br />
Medium 25 % (150 Liter)<br />
und bei dem Mutag BioChip 7,3 %<br />
(44 Liter) betrug. Die anfänglich<br />
geringe Futtermenge war zu Beginn<br />
der Versuche Anfang Februar 2010<br />
an <strong>die</strong> sehr niedrige <strong>Wasser</strong>temperatur<br />
von 10 °C angepasst, wobei<br />
das temperaturabhängige Wachstum<br />
der Nitrifikanten auf den<br />
Trägermaterialien einige Wochen in<br />
Anspruch nahm. Die Aktivität der<br />
Biofilme nahm mit steigenden <strong>Wasser</strong>temperaturen<br />
und entsprechend<br />
erhöhter Futtermenge zu. Im MBBR<br />
des Mutag BioChip RAS Process<br />
lagen <strong>die</strong> Ammoniumkonzentrationen<br />
auch bei maximalen <strong>Wasser</strong>temperaturen<br />
von 21 °C Durchschnitt<br />
bis 25 °C Spitze und 500 g Futter<br />
pro Tag permanent unter 0,1 bis<br />
0,2 mg NH 4 /L. Da bei <strong>die</strong>sen Versuchen<br />
lediglich <strong>die</strong> Nitrifikationsleistungen<br />
betrachtet und somit<br />
keine Denitrifikation in einem zweiten<br />
MBBR-Behälter durchgeführt<br />
werden sollte, wurde zur Einhaltung<br />
der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Besatzfische ungefährlichen<br />
Nitratkonzentration 5 bis<br />
15 % Frischwasser pro Tag in das<br />
System eingeleitet. Die spezifischen<br />
Ammonium-Umsatzraten auf dem<br />
Mutag BioChip wurden mit bis zu<br />
0,24 kg NH 4 -N/m³ am Tag ge messen,<br />
wobei <strong>die</strong> auf den Trägerme<strong>die</strong>n<br />
immobilisierte Biomasse in beiden<br />
MBBR-Behältern trotz des geringeren<br />
Füllgrades bei dem Mutag Bio-<br />
Chip gleich war.<br />
Der Anteil der Biomasse auf dem<br />
Vergleichsträgermedium schwankte<br />
aus bis jetzt noch nicht eindeutig<br />
erklärbaren Gründen; mit <strong>die</strong>sen<br />
Schwankungen einhergehend konnten<br />
zeitgleich Erhöhungen des<br />
Ammoniumgehalts im <strong>Wasser</strong> beobachtet<br />
werden. Im Gegensatz dazu<br />
konnten solche Schwankungen<br />
bei dem Mutag BioChip nicht<br />
beobachtet werden. Die Auswertung<br />
der Ergebnisse zeigte, dass der<br />
Mutag BioChip RAS Process in der<br />
Aquakultur nicht nur hocheffizient<br />
bei geringerem eingesetztem Trägervolumen<br />
arbeitet, sondern dass<br />
<strong>die</strong>ses Verfahren zugleich sehr prozessstabil<br />
und somit ebenfalls höchst<br />
zuverlässig ist.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.mutag-biochip.de oder<br />
E-Mail: sales@mutag.de<br />
September 2014<br />
1010 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRAXIS |<br />
Systemcharakter der Funke-Produkte überzeugt<br />
in Hünfeld<br />
In der Schillerstraße im hessischen<br />
Hünfeld erneuerte <strong>die</strong> August Bock<br />
& Sohn GmbH & Co. KG bis August<br />
2014 sowohl <strong>die</strong> unter irdische<br />
Leitungsinfrastruktur als auch <strong>die</strong><br />
Straßen mit neuen Bürgersteigen<br />
und beidseitigem Radweg. Um den<br />
Verkehr auf der Schiller straße nicht<br />
länger als notwendig zu beeinträchtigen,<br />
war <strong>die</strong> Maß nahme in zwei<br />
Bauabschnitte aufgeteilt. Insgesamt<br />
410 m Kanal und <strong>die</strong> Hausanschlussleitungen<br />
wurden neu verlegt. Der<br />
Eigenbetrieb <strong>Abwasser</strong>anlagen der<br />
Stadt Hünfeld hat sich dabei <strong>für</strong> das<br />
HS®-Kanal rohrsystem und CONNEX-<br />
Kanalrohre der Funke Kunststoffe<br />
GmbH entschieden. Vor allem das<br />
leichte Handling auf der Baustelle,<br />
das schnelles Arbeiten ermöglicht,<br />
aber auch <strong>die</strong> Stabilität mit einer<br />
erhöhten Ringsteifigkeit der HS®-<br />
Kanal rohre von SN 16 und <strong>die</strong><br />
Wirtschaftlichkeit der Kunststoffrohre<br />
waren <strong>für</strong> den Auftraggeber ausschlaggebende<br />
Argumente. Zusätzlich<br />
punkteten <strong>die</strong> Produkte auf der<br />
Baustelle in der Schillerstraße durch<br />
ihren Systemcharakter: Dank CON-<br />
NEX-Anschluss, VPC®-Rohrkupplung<br />
und dem innenliegenden Absturz<br />
Funke-ILA kamen <strong>die</strong> Arbeiten gut<br />
voran.<br />
Hohes Arbeitstempo<br />
Die Schillerstraße ist eine wichtige<br />
Verkehrsader in der Kernstadt von<br />
Hünfeld. Hier befindet sich <strong>die</strong> Zufahrt<br />
zur HELIOS St. Elisabeth-Klinik.<br />
Darüber hinaus ist <strong>die</strong> Schillerstraße<br />
auch Zufahrt zum sogenannten<br />
Schulviertel mit Gymnasium, Real-,<br />
Haupt-, Grund- und Berufsschule,<br />
weshalb hier täglich zahlreiche Schulbusse<br />
durchfahren. Umso wichtiger<br />
war allen Beteiligten ein schnelles<br />
und reibungsloses Vorankommen<br />
auf der Baustelle. Neben zwei<br />
Schachtbauwerken aus Betonfertigteilen<br />
wurden in der Schillerstraße<br />
410 m Kanal sowie <strong>die</strong> Hausanschlussleitungen<br />
neu verlegt. Polier<br />
Martin Hensen von der bauausführenden<br />
August Bock & Sohn GmbH<br />
& Co. KG beschreibt, mit wie viel<br />
Hochdruck gearbeitet wurde: „Drei<br />
Bagger waren im Einsatz. Einer arbeitete<br />
vorne und hub <strong>die</strong> Baugrube<br />
aus. Eine Kolonne verlegte <strong>die</strong> Rohre,<br />
während hinten der zweite Bagger<br />
schon wieder <strong>die</strong> Baugrube verfüllt.“<br />
Eine weitere Kolonne erneuert alle<br />
Hausanschlüsse und traf <strong>die</strong> vorbereitenden<br />
Maßnahmen <strong>für</strong> den<br />
Straßenbau. Neben ihren hervorragenden<br />
Eigenschaften in puncto<br />
Stabilität, Sicherheit und Langlebigkeit<br />
sowie dem Systemcharakter<br />
war vor allem das leichte Handling<br />
der Produkte auf der Baustelle ein<br />
wichtiges Kriterium, weshalb sich<br />
der Auftraggeber, der Eigenbetrieb<br />
<strong>Abwasser</strong>anlagen der Stadt Hünfeld,<br />
<strong>für</strong> das Kanalrohrprogramm von<br />
Funke entschieden hat. Betriebsleiter<br />
Dipl.-Bauing. Dirk Stoldt ist<br />
von den Produkten überzeugt: „Wir<br />
setzen <strong>für</strong> den Sammler HS ® -Kanalrohre<br />
der Nennweiten DN/OD 400<br />
bis DN/OD 800 bzw. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nennweite<br />
DN/OD 700 CONNEX-Kanalrohre<br />
ein. Wegen ihres geringen Eigengewichts<br />
sind <strong>die</strong> Kunststoffprodukte<br />
von Funke schnell zu<br />
verlegen, ganz anders als etwa Beton.<br />
Zwei Arbeiter reichten aus, um<br />
<strong>die</strong> 3 m langen Rohre im Graben<br />
einzubauen. Dabei kann ein Radlader<br />
vier bis fünf Rohrstangen auf<br />
einmal zur Einbaustelle transportieren.<br />
Außerdem ist <strong>die</strong> Grabenbreite<br />
geringer, das bedeutet weniger<br />
Aushub. Alles in allem also perfekte<br />
Bedingungen, um ordentlich Meter<br />
zu machen.“<br />
Für alle Situationen<br />
eine Lösung<br />
Von seinen positiven Erfahrungen<br />
mit den Funke-Produkten kann auch<br />
Bauleiter Michael Keil von der August<br />
Bock & Sohn GmbH & Co. KG<br />
erzählen: „Der Werkstoff ist sehr<br />
flexibel. Funke bietet ein umfangreiches<br />
Zubehörprogramm, mit<br />
dem man alle Situationen während<br />
der Tiefbaumaßnahme gut meistern<br />
konnte.“ Zum Einsatz gekommen ist<br />
bei der Maßnahme auf der Schillerstraße<br />
unter anderem der CONNEX-<br />
Anschluss, mit dem <strong>die</strong> neuen HS ® -<br />
Hausanschlussleitungen der Nennweite<br />
DN/OD 160 schnell und<br />
wirtschaftlich in den Sammler eingebunden<br />
werden konnten. Möglich<br />
macht das das integrierte<br />
Kugelgelenk des Bauteils. Es sorgt<br />
da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> Rohrverbindungen<br />
in einem Bereich von 0 ° bis 11 °<br />
schwenkbar sind – und durch <strong>die</strong>se<br />
Flexibilität und Gelenkigkeit auch<br />
langlebiger.<br />
Wegen des Systemcharakters der Funke-Produkte<br />
kein Problem: Im Nennweitenbereich DN 700<br />
kommen ergänzend zu den HS ® -Kanalrohren<br />
CONNEX-Kanalrohre zum Einsatz.<br />
Alle Abbildungen: © Nüchter-Baumanagement<br />
▶ ▶<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1011
| PRAXIS<br />
|<br />
Das HS ® -Kanalrohr wird<br />
mittels Schachteinbindemuffe<br />
von Funke Kunststoffe<br />
in das Schachtbauwerk<br />
eingebunden.<br />
Die VPC ® -<br />
Rohrkupplung<br />
vereinfacht das<br />
Anbinden an bestehende<br />
Leitungen aus<br />
anderen Werkstoffen<br />
deutlich, ohne dass<br />
zusätzliche<br />
Ausgleichsringe<br />
erforderlich sind.<br />
Bauartbedingte Unterschiede<br />
überbrücken<br />
Auch <strong>die</strong> Anbindung neuer Hausanschlussleitungen<br />
in bereits vorhandene<br />
Rohre stellt Tiefbauer häufig<br />
vor eine Herausforderung: „Wenn<br />
<strong>die</strong> bestehenden Leitungen aus<br />
einem anderen Werkstoff gefertigt<br />
sind, unterscheiden sich <strong>die</strong> Außenstrukturen<br />
häufig von den neuen<br />
Rohren. Das geht meistens mit verschiedenen<br />
Durchmessern einher.<br />
Um <strong>die</strong>se Unterschiede zu überbrücken,<br />
hat man früher trotz gleicher<br />
Nennweite zusätzliche Ausgleichsringe<br />
nehmen müssen. Doch das<br />
gehört der Vergangenheit an“,<br />
erzählt Funke-Fachberater Martin<br />
Ritting. Für <strong>die</strong>se Fälle hat Funke <strong>die</strong><br />
VPC ® -Rohrkupplung auf den Markt<br />
gebracht. Auch in Hünfeld erleichterte<br />
sie den Praktikern <strong>die</strong> Arbeit,<br />
wie Polier Hensen berichtet: „Das<br />
Prinzip ist genauso einfach wie<br />
überzeugend: Es handelt sich um<br />
eine Dichtmanschette und einen<br />
Fixierkorb, <strong>die</strong> zusammen mit zwei<br />
Spannbändern eine kompakte Einheit<br />
bilden. Sie wird in den Nennweiten<br />
DN 100 bis 1070 angeboten.<br />
In Hünfeld trafen wir meistens<br />
auf Gussrohre. Dank Rohr kupplung<br />
klappte <strong>die</strong> Einbindung sicher und<br />
zeitsparend.“<br />
Künftig auch bei Starkregen<br />
gewappnet<br />
Die Sanierung der Schillerstraße ist<br />
Teil eines Gesamtprojektes zur Kanalsanierung,<br />
welches mit Landesmitteln<br />
gefördert wird. In den letzten<br />
acht Jahren wurden dabei in etwa<br />
60 Straßen schadhafte <strong>Abwasser</strong>kanäle<br />
erneuert bzw. ausgetauscht.<br />
Nebenbei sollen in der Schillerstraße<br />
auch hydraulische Probleme<br />
gelöst werden, <strong>die</strong> in der Vergangenheit<br />
zu Rückstauereignissen geführt<br />
haben. Pascal Nüchter vom zuständigen<br />
Planungs- und Bauleitungsbüro<br />
Nüchter-Baumanagement:<br />
„Entsprechend den Vorgaben des<br />
Eigenbetriebs <strong>Abwasser</strong>anlagen der<br />
Stadt Hünfeld haben wir <strong>die</strong> neuen<br />
Leitungen und den Sammler grundsätzlich<br />
um eine Nennweite aufdimensioniert<br />
und zusätzlich zum Teil<br />
ein stärkeres Gefälle eingeplant.<br />
Die Kanalisation wird dadurch hydraulisch<br />
leistungsfähiger. Auch<br />
große Niederschlagsmengen können<br />
künftig besser bewältigt werden.“<br />
Hier<strong>für</strong> sorgt ein 40 t schweres<br />
Schachtbauwerk aus Betonfertigteilen,<br />
das zum Regenüberlaufbauwerk<br />
gehört und das abfließende<br />
<strong>Wasser</strong> drosselt. Von hier erfolgt<br />
dann der Abschlag von Regenwasser<br />
direkt in den Vorfluter. Auch<br />
im Inneren des Bauwerks kommt<br />
das Know-how des Kunststoffrohrherstellers<br />
zum Zuge. Der innenliegende<br />
Absturz Funke-ILA sorgt <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Überbrückung des Höhenversatzes<br />
in der Kanalisation. Er ist geeignet<br />
<strong>für</strong> Betonschächte DN 1000,<br />
ist auf Anfrage aber auch <strong>für</strong> größere<br />
Schächte lieferbar. Martin Ritting<br />
hebt <strong>die</strong> Vorteile hervor: „Er bietet<br />
optimalen Schutz vor Korrosion.<br />
Dank der Öffnung ist eine unkomplizierte<br />
Revision und Reinigung<br />
möglich. Der Platzbedarf ist so<br />
gering, dass der Schacht weiterhin<br />
begehbar ist. Im Gegensatz zu den<br />
außenliegenden Abstürzen muss<br />
auch nur wenig Erde ausgehoben<br />
werden – was Zeit und Geld spart.<br />
Außerdem ist <strong>die</strong> Montage sicher<br />
und einfach herzustellen.“ Der innenliegende<br />
Absturz ist momentan in<br />
den Nennweiten DN/OD 160, DN/<br />
OD 200 und DN/OD 250 erhältlich,<br />
größere Nennweiten sind in Vorbereitung.<br />
Für jede Baustellensituation eine<br />
Lösung – das Ziel, das sich Funke<br />
Kunststoffe mit seinem umfangreichen<br />
Produktprogramm gesetzt<br />
hat, konnte der Kunststoffrohrhersteller<br />
in der Hünfelder Schillerstraße<br />
in der Praxis unter Beweis<br />
stellen. Dass <strong>die</strong> Entscheidung <strong>für</strong><br />
Funke Kunststoffe richtig war, darin<br />
sind sich alle Beteiligten einig.<br />
Kontakt:<br />
Funke Kunststoffe GmbH,<br />
Siegenbeckstraße 15,<br />
Industriegebiet Uentrop Ost,<br />
D-59071 Hamm-Uentrop,<br />
Tel. (02388) 3071-0, Fax (02388) 3071-7550,<br />
E-Mail: info@funkegruppe.de,<br />
www.funkegruppe.de<br />
September 2014<br />
1012 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
| PRODUKTE UND VERFAHREN |<br />
Zukunftssichere Rohrleitungssysteme<br />
Auf der gat/wat vom 29. September<br />
bis 1. Oktober 2014, Karlsruhe,<br />
präsentiert egeplast (Stand-Nr. C8.2)<br />
zukunftssichere Rohrsysteme. Das<br />
3L Sicherheitsrohrsystem <strong>für</strong> den<br />
Boden- und Gewässerschutz kann<br />
permanent elektronisch leckageüberwacht<br />
werden. Meldungen erfolgen<br />
direkt auf <strong>die</strong> Leitstelle oder<br />
aufs Smartphone.<br />
Das SLA ® Barrier Pipe ist ein<br />
diffusionsdichtes Rohrsystem <strong>für</strong><br />
den Trinkwasserschutz. Aufgrund<br />
seiner metallischen Permeationsbarriere<br />
kann es in kontaminierten<br />
Böden verlegt werden.<br />
Beim SLM ® DCT kann nach Black-<br />
Box-Verlegung sofort eine Integritätsprüfung<br />
durchgeführt werden. Auch<br />
<strong>die</strong> genaue Ortung der Leitung ist<br />
durch <strong>die</strong> integrierten Leiterbänder<br />
möglich.<br />
Das HexelOne ® Hochdruckrohrsystem<br />
nur aus PE ist <strong>für</strong> einen Druck<br />
von 30 bar <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>- und 16 bar<br />
<strong>für</strong> Gasrohrleitungen einsetzbar und<br />
bietet alle bekannten Verlegevorteile<br />
von PE-Rohren. Als HexelOne ® SLM mit<br />
Schutzmantel ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> grabenlose<br />
Verlegung geeignet, es ist auch<br />
mit Permeationsbarriere oder als leckageüberwachtes<br />
System erhältlich.<br />
Kontakt:<br />
egeplast international GmbH,<br />
Robert-Bosch-Straße 7,<br />
D-48268 Greven, Tel. (02575) 9710-0,<br />
E-Mail: info@egeplast.de, www.egeplast.de<br />
Zukunftssichere Rohrsysteme von egeplast.<br />
© egeplast inter national GmbH<br />
The Water and Wastewater Fair<br />
Pre-register and print out your admission ticket!<br />
Enter code A100791<br />
It’s getting closer…<br />
The Water and Wastewater Fair has long been the most important meeting-place<br />
for everyone in the water industry. Pick up and feel products, attend seminars, join<br />
a themed tour, develop new and existing contacts and meet 350 exciting exhibitors.<br />
Make an important decision.<br />
Come to Jönköping, Sweden, on 30 September – 2 October!<br />
Further information online www.vamassan.se<br />
THE WATER & WASTEWATER FAIR<br />
THE WATER & WASTEWATER FAIR<br />
The meeting-place for the sustainable society. Elmia, Jönköping 30 Sep – 2 Oct 2014<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1013
| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Messtechnik geht online mit Esders LIVE<br />
Die Esders GmbH präsentiert<br />
auf der Fachtagung gat/wat<br />
(DM-Arena, Stand D3) vom 30. September<br />
bis 1. Oktober 2014 in Karlsruhe<br />
erstmals <strong>die</strong> Cloud- Lösung<br />
Esders LIVE. Durch automatisierte<br />
Speicherung und Auswertung auf<br />
einem zentralen Server macht<br />
Esders LIVE Messdaten nahezu in<br />
Echtzeit verfügbar. Bei Druckprüfungen<br />
und Leckmengenmessungen<br />
beschleunigt <strong>die</strong>s den gesamten<br />
Workflow von der Abnahme<br />
bis hin zur Rechnungsstellung.<br />
Gleichzeitig eliminiert der automatisierte<br />
Da tenfluss Fehlerquellen,<br />
<strong>die</strong> bei der Messung, Protokollierung,<br />
Übermittlung und Auswertung<br />
der Daten auftreten können.<br />
„Esders LIVE bedeutet <strong>für</strong> unsere<br />
Kunden maximale Unabhängigkeit<br />
Esders LIVE Prüfprotokoll<br />
anzeigen.<br />
und Flexibilität beim Speichern und<br />
Abrufen von Messdaten“, sagt Bernd<br />
Esders, Geschäftsführer der Esders<br />
GmbH. Vielerorts werden Ergebnisse<br />
von Messungen an Rohrleitungen im<br />
Messgerät gespeichert und am Ende<br />
einer Arbeitswoche im Büro ausgelesen<br />
oder per USB-Stick übertragen.<br />
Hier fällt ein hoher Arbeits- und<br />
Verwaltungsaufwand an, um <strong>die</strong><br />
Ergebnisse einzeln auszuwerten<br />
und <strong>die</strong> Protokolle zu erstellen.<br />
Mit dem Auslesen der Messtechnik<br />
sowie dem direkten Versand von<br />
der Baustelle mittels Esders Bluetooth<br />
Modul EBTM hat <strong>die</strong> Esders<br />
GmbH <strong>die</strong>sen Weg bereits deutlich<br />
abgekürzt. Mit der Cloud-Lösung<br />
geht das Unternehmen nun einen<br />
Schritt weiter. Esders LIVE macht <strong>die</strong><br />
Messdaten simultan <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />
verfügbar: auf der Baustelle,<br />
<strong>für</strong> jeden internetfähigen Rechner<br />
im Büro und über mobile Android-<br />
Endgeräte. „Damit realisieren Dienstleister,<br />
Versorger und Rohrleitungsbauer<br />
signifikante Zeit- und Kostenvorteile“,<br />
sagt Bernd Esders.<br />
LIVE verbindet Esders-Messtechnik<br />
mit der Esders LIVE-App<br />
und entweder einem Gerät mit<br />
in tegriertem Bluetooth oder dem<br />
Esders Bluetooth Modul EBTM. Die<br />
Installation lokaler Software entfällt,<br />
da über jedes beliebige Endgerät<br />
mit browserbasiertem Webzugriff<br />
auf <strong>die</strong> Daten in Esders LIVE zugegriffen<br />
werden kann. Der Nutzer<br />
sendet <strong>die</strong> Messdaten über das<br />
EBTM und ein Android-Gerät an den<br />
Server. Ebenfalls über ein Android-<br />
Endgerät können <strong>die</strong> Messdaten<br />
ausgelesen und eine benutzerdefinierte<br />
Dokumentation vom Server<br />
abgerufen werden. Der fertige Prüfbericht<br />
wird als PDF-Datei direkt<br />
auf dem Endgerät angezeigt. Dieser<br />
genügt i. d. R. <strong>für</strong> <strong>die</strong> Abnahme auf<br />
der Baustelle, sodass ein Ausdruck<br />
vor Ort nicht erforderlich ist. Parallel<br />
hierzu sind <strong>die</strong> Messdaten im Büro<br />
verfügbar. Automatische Updates<br />
sorgen da<strong>für</strong>, dass alle Nutzer stets<br />
auf <strong>die</strong> aktuelle Version von Esders<br />
LIVE zugreifen. Gleichzeitig geht<br />
Esders LIVE mit hohen Sicherheitsstandards<br />
einher: Die Messdaten<br />
werden verschlüsselt übertragen<br />
und ausschließlich in deutschen<br />
vom TÜV-zertifizierten Rechenzentren<br />
verarbeitet und gespeichert.<br />
Firmengründer und Geschäftsführer<br />
Bernd Esders referiert am<br />
1. Oktober 2014 einem Vortrag im<br />
Ausstellerforum zum Thema „Messtechnik<br />
geht online“.<br />
Kontakt:<br />
Esders GmbH,<br />
Hammer-Tannen-Straße 26–28,<br />
D-49740 Haselünne,<br />
Tel. (05961) 9565-0, Fax (05961) 9565-15,<br />
E-Mail: info@esders.de,<br />
www.esders.de<br />
Wirtschaftliche Lösung zur Schachtsanierung<br />
Der Polymerspezialist REHAU<br />
stellt eine wirtschaftliche,<br />
schnelle und nachhaltige Lösung<br />
zur Sanierung von korro<strong>die</strong>rten<br />
oder undichten Betonschächten<br />
vor. Die Schacht-in-Schacht-Sanierung<br />
ist eine dauerhafte und<br />
effektive Alternative zu den bekannten<br />
Sanierungsmethoden und<br />
nahezu unabhängig von Witterungseinflüssen.<br />
Fachleute gehen davon<br />
aus, dass 10 bis 20 % der 13,5 Mio.<br />
<strong>Abwasser</strong>schächte in Deutschland<br />
sanierungsbedürftig sind. Die Folge:<br />
Infiltrierendes Grundwasser belastet<br />
<strong>die</strong> Kläranlagen, austretendes<br />
Schmutzwasser verunreinigt wiederum<br />
kostbares Grundwasser. Von<br />
biogener Schwefelsäurekorrosion<br />
belastete Betonschächte können<br />
ihre Stand festigkeit verlieren.<br />
Sanierungs methoden mittels Beschichtungsverfahren<br />
sind häufig<br />
nicht er folgreich. Sie setzen einen<br />
optimal vorbereiteten Materialuntergrund<br />
und entsprechende Witterungsbe<br />
dingungen voraus, <strong>die</strong> bei korro<strong>die</strong>rten<br />
und undichten Schäch ten<br />
nur selten gegeben sind. REHAU<br />
als Systemhersteller bietet mit der<br />
Schacht-in-Schacht-Sanierung hingegen<br />
eine wirtschaftliche und<br />
dauerhafte Lösung <strong>die</strong>ses Problems.<br />
September 2014<br />
1014 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Die nachhaltige Lösung von REHAU ist <strong>die</strong> Sanierung mit<br />
hochwertigen PP-Schächten DN 1000 und DN 800. Bei der<br />
Schacht-in-Schacht-Sanierung wird in den bestehenden, zu<br />
sanierenden Betonschacht ein AWASCHACHT der nächst kleineren<br />
Nennweite eingesetzt. Der alte Schacht verbleibt als<br />
so genannte „verlorene Schalung“ im Boden. Das vorhandene<br />
und meist beschädigte Gerinne wird ausgestemmt und<br />
durch ein präzise vorgefertigtes PP-Gerinne ersetzt. Mittels<br />
Absperrblasen wird das AWASCHACHT-Unterteil schließlich<br />
sohlgleich zum Kanalrohr ausgerichtet. Der noch verbleibende<br />
Ringspalt zwischen neuem und altem Schacht<br />
wird mit hydraulisch ab bindendem Spezialvergussmörtel<br />
ausgegossen. Es entsteht ein neuer, wasserdichter Schacht,<br />
der nicht nur statisch selbsttragend, sondern auch chemisch<br />
und thermisch belastbar ist.<br />
Die Schacht-in-Schacht-Sanierung ist eine schnelle,<br />
kostenoptimierte und nachhaltige Methode, undichte und<br />
korro<strong>die</strong>rte Betonschächte nicht nur zu sanieren, sondern<br />
gegen neuwertige, chemisch resistente Kunststoffschächte<br />
zu tauschen – und das unabhängig von Witterung und Zustand<br />
des sanierungsbe dürftigen Schachtes. Der geringe<br />
Platzbedarf <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Sanierungs alternative bietet vor allem<br />
in bebauten Gebieten oder im Straßenbereich enorme Vorteile<br />
gegenüber der Erneuerung in offener Bau weise. Die<br />
Wiederinbetriebnahme der Ka nalhaltung ist schon nach<br />
wenigen Stunden möglich. Die bei Beschichtungsverfahren<br />
äußerst wichtige Untergrundvorbehandlung und Spezialausrüstung<br />
sind bei der Schacht-in-Schacht-Sanierung<br />
nicht erforderlich. Nicht zuletzt sprechen <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong>se Sanierung: Die Methode ist nachhaltig und wirtschaftlich.<br />
Das Ergebnis ist ein dauerhaft dichter und standsicherer<br />
AWASCHACHT PP DN 1000/800, bei der keine<br />
erneute Sanierung nach wenigen Jahren erforderlich wird.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.rehau.de/schacht-in-schacht-sanierung<br />
Kontakt: REHAU AG + Co,<br />
Eltersdorf, Ytterbium 4, D-91058 Erlangen,<br />
Tel. (09131) 92-50, Fax (09131) 771430,<br />
E-Mail: erlangen@rehau.com, www.rehau.com<br />
Effektivität zu<br />
<strong>Wasser</strong> und zu Land<br />
Controlling in der<br />
kommu nalen Umweltwirtschaft<br />
Anforderungen – Aufgabenfelder –<br />
Instrumente<br />
Herausgegeben von<br />
Professor Dr. Karl H. Wöbbeking<br />
2014, XXIV, 285 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen,<br />
€ (D) 39,95, ISBN 978-3-503-15681-8<br />
Dieser Band behandelt aktuelle Herausforderungen<br />
der Abfall- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft und zeigt Übertragungsmöglichkeiten<br />
des Controlling-Gedankens<br />
auf <strong>die</strong> kommunale Ebene.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.ESV.info/978-3-503-15681-8<br />
Auch als eBook erhältlich: Profitieren Sie von<br />
schneller Navigation durch komplett verlinkte<br />
Inhalts- und Stichwortverzeichnisse.<br />
www.ESV.info/978-3-503-15682-5<br />
Dank der Schacht- in-Schacht- Sanierung entsteht ein neuer,<br />
wasserdichter Schacht, der nicht nur statisch selbsttragend,<br />
sondern auch chemisch und thermisch belastbar ist.<br />
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG · Genthiner Str. 30 G · 10785 Berlin<br />
Tel. (030) 25 00 85-265 · Fax (030) 25 00 85-275 · ESV@ESVme<strong>die</strong>n.de · www.ESV.info
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Investitions- und Planungssicherheit<br />
Lange wurde über den Ausgang<br />
der Debatte gestritten. Einige<br />
Bundesländer waren Vorreiter, andere<br />
gehörten zu den Nachzüglern.<br />
Doch seit dem 27. November 2013<br />
ist mit dem Statement aus dem Koalitionsvertrag<br />
der Bundesregierung<br />
eine Entwicklung angestrebt, <strong>die</strong> sich<br />
schon seit Längerem abzeichnete:<br />
„Wir werden <strong>die</strong> Klärschlammausbringung<br />
zu Düngezwecken beenden<br />
und Phosphor und andere<br />
Nährstoffe zurückgewinnen.“<br />
Solch ein Beschluss fordert Konsequenzen<br />
von den Verantwortlichen<br />
im Rathaus – im Sinne des<br />
Budgets und der Bürger. Denn <strong>die</strong><br />
Wirtschaftlichkeit der Klärschlammbehandlung<br />
beeinflusst <strong>die</strong> <strong>Abwasser</strong>gebühren<br />
und hält sie stabil. Die<br />
Kosten des neuen politischen Kurses<br />
sind aber noch nicht abzusehen.<br />
Eine Steigerung scheint unumgänglich:<br />
Neue Verbrennungsanlagen<br />
müssen gebaut und Verfahren des<br />
Phosphorrecyclings zur Praxisreife<br />
gebracht werden.<br />
Mit der Hochleistungsvererdung<br />
von EKO-PLANT gibt es schon jetzt<br />
eine zukunftsfähige Lösung <strong>für</strong> effektives<br />
kommunales Klärschlammmanagement.<br />
Durch eine neue Beschickungstechnik,<br />
<strong>die</strong> onlinebasierte Steuerung<br />
und kontinuierliche Zwischentrockenphasen<br />
gelingt eine sehr effiziente<br />
Entwässerung, unabhängig<br />
von Schlammart und -stabilisierung.<br />
Dabei reduziert sich das Volumen<br />
um mehr als 90 %, was <strong>die</strong> nachfolgenden<br />
Transport- und Verwertungskosten<br />
erheblich reduziert.<br />
Der Schlamm wird hygienisiert,<br />
organische Inhaltsstoffe werden in<br />
humusartige Verbindungen umgewandelt<br />
und schädliche organische<br />
Seit 2013 entwässert <strong>die</strong> Stadt Neuruppin ihren Klärschlamm erfolgreich<br />
in einer Hochleistungsvererdungsanlage von EKO-PLANT – und schont<br />
dabei Budget und Umwelt.<br />
Schadstoffe abgebaut. In den<br />
Ver erdungsbeeten sorgen Sonne,<br />
Schilf und Mikroorganismen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong>se Umstrukturierung des Klärschlamms<br />
und <strong>die</strong> zuverlässige Entwässerung<br />
– in einem künstlich<br />
angelegten Ökosystem, das nachweislich<br />
zahlreichen Tierarten wie<br />
Vögeln und Insekten ein Zuhause<br />
bietet.<br />
Durch den minimalen Einsatz an<br />
Energie und Arbeitszeit im laufenden<br />
Betrieb reduzieren sich <strong>die</strong> Kosten<br />
nochmals erheblich. Außerdem<br />
entsteht durch <strong>die</strong> Auslegung des<br />
Entwässerungs- und Trocknungsvorgangs<br />
über mehrere Jahre hinweg<br />
ein Zeitpuffer, der dem Betreiber<br />
langfristig Planungssicherheit<br />
bietet, ihn <strong>die</strong> beste Verwertungsmöglichkeit<br />
finden lässt und auf<br />
politische Entscheidungen strategisch<br />
reagieren lassen kann. Auch<br />
wertvolle Nährstoffe wie Phosphor<br />
gehen nicht verloren, sondern werden<br />
langfristig gespeichert – und<br />
ein integriertes Rückgewinnungskonzept<br />
kann gleich mitgeliefert<br />
werden.<br />
Kontakt:<br />
EKO-PLANT GmbH,<br />
Karlsbrunnenstraße 11,<br />
D-37249 Neu-Eichenberg,<br />
Tel. (05542) 9361-0,<br />
Fax (05542) 9361-68,<br />
E-Mail: info@eko-plant.de,<br />
www.eko-plant.de<br />
September 2014<br />
1016 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Realtime-Datenaustausch<br />
mit neuem Interface<br />
Das neue Interface, das jetzt in einem gemeinsamen<br />
Kundenprojekt von der Mannheimer Unternehmensberatung<br />
PTA erstmals mit der Programmiersprache<br />
ABAP-OO entwickelt wurde, ist in allen SAP-Umgebungen<br />
einsatzfähig. In der Praxis bedeutet das, dass<br />
gebuchte Zeiten <strong>für</strong> SAP CO zeitnah und vollautomatisch<br />
mit Verrechnungssätzen bewertet und auf Projekte,<br />
Innenaufträge oder Kostenstellen verteilt werden.<br />
Die virtic-Zeitwirtschaftslösung ermöglicht Außenmitarbeitern,<br />
z. B. auf der Baustelle oder im technischen<br />
Service, <strong>die</strong> Erfassung ihrer Arbeitszeiten mithilfe von<br />
mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tablets oder<br />
Handys. Die exakt auf <strong>die</strong> Kontierungsobjekte gebuchten<br />
und da<strong>für</strong> ggf. gesplitteten Zeiten, Auslösen etc.<br />
werden anschließend an SAP HCM und SAP ERP übergeben.<br />
Die virtic-Webservices werden durch den Server des<br />
Zeiterfassungssystems als „Software-as-a-Service“ bereitgestellt.<br />
So können <strong>die</strong>se von SAP ERP als Consumer<br />
genutzt werden, um <strong>die</strong> zugelassenen Kontierungsobjekte<br />
in Echtzeit zu übertragen und zu aktualisieren.<br />
Dass der Datenaustausch zwischen virtic und SAP nun<br />
mit Webservices gelöst werden kann, beschleunigt <strong>die</strong><br />
Weiterverarbeitung von Zeitdaten zusätzlich. Das<br />
Resultat besteht <strong>für</strong> Nutzer neben einem Wegfall<br />
von Lizenzverpflich tungen also auch in verbesserten<br />
Controlling- und Reporting-Fähigkeiten dank der<br />
schnelleren Verfügbarkeit von projekt relevanten Informationen.<br />
„Die Nutzung von Webservices gewinnt <strong>für</strong> SAP-<br />
Anwender immer mehr an Bedeutung. Insbesondere<br />
deutsche Unternehmen wollen zudem auf einen Java-<br />
Stack verzichten und ihre Erweiterungen mit ABAP realisieren“,<br />
sagt Dr. Harald W. Busch, Geschäftsführer der<br />
Unternehmensberatung PTA. „Die neue Schnittstelle<br />
zwischen virtic und SAP stellt <strong>die</strong>sbezüglich einen sehr<br />
guten Lösungsweg dar, der zudem den Vorteil bietet,<br />
auf lizenzpflichtige Konverter verzichten zu können.“<br />
PTA ist spezialisiert auf <strong>die</strong> Beratung zu den wichtigsten<br />
Standardsystemen (z. B. SAP, Microsoft oder<br />
OpenLink). Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Individualentwicklungen<br />
in <strong>die</strong>sen Umgebungen. Dadurch greift<br />
PTA auf ein breites fachspezi fisches und technologisches<br />
Erfahrungsspektrum zurück, das gerade bei der<br />
Konzeption und Realisierung von Interfaces genutzt<br />
werden kann. „Für virtic bietet <strong>die</strong> neue Referenz lösung<br />
eine große Chance, sich mit ihrem innovativen<br />
Zeiterfassungs system auch bei SAP-Kunden weiter zu<br />
etablieren“, so Busch.<br />
Weitere Informationen: www.virtic.com<br />
ENERGIE<br />
MÄRKTE<br />
ZUKUNFT<br />
Der<br />
Geothermie<br />
Kongress<br />
2014<br />
STARKE MESSEPARTNER –<br />
GEBALLTE KOMPETENZ<br />
KONTAKT<br />
MESSE ESSEN<br />
Anna Pietler<br />
Project Manager<br />
Norbertstraße, 45131 Essen<br />
Telefon: +49 (0)201 7244-742<br />
anna.pietler@messe-essen.de<br />
11.-13. NOVEMBER 2014<br />
save the date<br />
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| PRODUKTE UND VERFAHREN<br />
|<br />
Eine eigene, neue <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Murrhardter Pelzveredelung<br />
Die Murrhardter Pelzveredelung<br />
Franke KG mit weiteren Standorten<br />
in der Ukraine und in Malaysia<br />
ist eine weltweit agierende Firma<br />
<strong>für</strong> Pelzveredelung der Spitzenklasse<br />
zur Herstellung von luxuriöser Pelzbekleidung.<br />
Gegründet wurde <strong>die</strong><br />
MPV im Jahre 1948. Sie hat ihren<br />
Stammsitz auf dem Grundstück der<br />
ehemaligen Gerberei Louis Schweizer<br />
in Murrhardt (Rems-Murr-Kreis),<br />
ca. 40 km nordöstlich von Stuttgart.<br />
Die Gerberei behandelte ihr <strong>Abwasser</strong><br />
mittels einer eigenen Reinigungsanlage<br />
neben dem Gelände der<br />
ca. 2 km entfernten kommunalen<br />
Kläranlage von Murrhardt. Nachdem<br />
<strong>die</strong> Gerberei ihre Produktion<br />
2002 eingestellt hatte, nutzte <strong>die</strong><br />
Murrhardter Pelzveredelung weiterhin<br />
<strong>die</strong> vorhandene Infrastruktur zur<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung.<br />
Aufgrund der vergleichsweise<br />
geringen <strong>Abwasser</strong>menge erwies<br />
sich <strong>die</strong>se Lösung jedoch als unwirtschaftlich,<br />
sodass eine Anpassung<br />
an <strong>die</strong> aktuellen Erfordernisse notwendig<br />
wurde. Hierbei kamen zwei<br />
Möglichkeiten in Frage: der Umbau<br />
der Kläranlage oder ein Neubau in<br />
unmittelbarer Nähe zum Betrieb.<br />
HUBER Druckentspannungsflotation BG1 mit<br />
Schlammstapeltank <strong>für</strong> das Flotat.<br />
Für <strong>die</strong> Anpassung der Kläranlage<br />
sprachen <strong>die</strong> bereits bestehende<br />
Infrastruktur sowie <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
<strong>die</strong> vorhandene Anlagentechnik weiter<br />
zu verwenden. Ein Neubau der<br />
<strong>Abwasser</strong>reinigung auf dem Betriebsgelände<br />
hätte hingegen den Vorteil,<br />
dass <strong>die</strong> gesamte Ausstattung auf<br />
<strong>die</strong> vorhandene <strong>Abwasser</strong>menge<br />
ausgerichtet werden kann. Zudem<br />
könnte <strong>die</strong> separate, <strong>für</strong> <strong>die</strong> aktuellen<br />
Verhältnisse stark überdimensionierte<br />
<strong>Abwasser</strong>leitung, <strong>die</strong> vom Betrieb zur<br />
Kläranlage führt, stillgelegt werden.<br />
Aufgrund einer Neunutzung des<br />
ehemaligen Gerbereigeländes, fasste<br />
man den Plan, einen Großteil der<br />
Gebäude abzureißen. Hierbei erschien<br />
es vorteilhaft, eine autarke <strong>Abwasser</strong>reinigung<br />
auf dem Betriebsgelände<br />
zu errichten und das <strong>Abwasser</strong> auf<br />
Indirekteinleiterqualität zu reinigen.<br />
Die entscheidenden Kriterien waren<br />
<strong>die</strong> Einhaltung des Grenzwerts <strong>für</strong><br />
Chrom ( 1 mm abgetrennt<br />
werden, gelangt das <strong>Abwasser</strong> in<br />
ein Misch- und Ausgleichsbecken.<br />
Dort kann eine Tagesfracht von ca.<br />
70 m³ gepuffert und homogenisiert<br />
werden. In der nachfolgenden chemisch-physikalischen<br />
Behandlung des<br />
leicht sauren <strong>Abwasser</strong>s wird durch<br />
Zugabe von Natronlauge, Fällmittel<br />
und Flockungshilfsmittel der pH-Wert<br />
modifiziert und das Cr 3+ in eine unlösliche<br />
Flockenform überführt. Die<br />
nachgeschaltete HUBER Druckentspannungsflotation<br />
BG1 trennt <strong>die</strong><br />
Flocken anschließend aus dem <strong>Abwasser</strong><br />
ab und stellt so <strong>die</strong> geforderte<br />
Ablaufqualität sicher.<br />
Die Flotationsanlage, einschließlich<br />
der chemischen Vorbehandlung,<br />
ist <strong>für</strong> eine Durchsatzleistung von<br />
5 bis 8 m³/h ausgelegt. Neben<br />
der stetigen Einhaltung der Cr 3+-<br />
Grenzwerte erreicht sie, abhängig<br />
von den Zulaufbedingungen, eine<br />
Reduktion des CSB-Werts um > 75 %.<br />
Der anfallende Flotatschlamm mit 5<br />
bis 7 % TR wird in einem weiteren<br />
Puffertank gestapelt, homogenisiert<br />
und anschließend mit der ROTAMAT®<br />
Schneckenpresse RoS 3Q auf 22 bis<br />
25 % TR entwässert. Das Filtrat wird<br />
wieder in das M+A-Becken zurückgeführt.<br />
Dank der guten Zusammenarbeit<br />
zwischen der MPV und der<br />
HUBER SE konnte <strong>die</strong> gesamte Anlage<br />
nach einer Bauphase von nur<br />
zwei Monaten in Betrieb genommen<br />
werden. Die neue <strong>Abwasser</strong>reinigungsanlage<br />
funktioniert seit August 2013<br />
zur vollsten Zufriedenheit der Murrhardter<br />
Pelzveredelung.<br />
Kontakt:<br />
HUBER SE,<br />
Industriepark Erasbach A1,<br />
D-92334 Berching,<br />
Tel. (08462) 201-0, Fax (08462) 201-810,<br />
E-Mail: info@huber.de,<br />
www.huber.de<br />
September 2014<br />
1018 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Impressum<br />
INFORMATION<br />
Das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong> | <strong>Abwasser</strong><br />
Die technisch-wissenschaftliche Zeitschrift <strong>für</strong><br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung und <strong>Wasser</strong>versorgung, Gewässerschutz,<br />
<strong>Wasser</strong>reinigung und <strong>Abwasser</strong>technik.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und <strong>Wasser</strong>wirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach e. V.<br />
(figawa),<br />
der DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und<br />
Abfall e. V.<br />
der Österreichischen Vereinigung <strong>für</strong> das Gas- und <strong>Wasser</strong>fach (ÖVGW),<br />
des Fachverbandes der Gas- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich,<br />
der Arbeitsgemeinschaft <strong>Wasser</strong>werke Bodensee-Rhein (AWBR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Rhein-<strong>Wasser</strong>werke e. V. (ARW),<br />
der Arbeitsgemeinschaft der <strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr (AWWR),<br />
der Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, Gaswärme Institut e.V., Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, Engler-Bunte-Institut, Universität (TH) Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschafts-Ing. Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr. -Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend Gas|Erdgas),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Prof. Dr. Thomas Kolb, EBI, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim MüllerKirchenbauer, TU Clausthal,<br />
Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe GmbH, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR<br />
BauAss. Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-Gastechnik GmbH, Kassel<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW e. V., Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW e. V., Berlin<br />
Redaktion:<br />
Redaktionsbüro im Verlag:<br />
Sieglinde Balzereit, Tel. +49 89 203 53 66-25,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: balzereit@di-verlag.de<br />
Katja Ewers, E-Mail: ewers@di-verlag.de<br />
Stephanie Fiedler, M.A., E-Mail: fiedler@di-verlag.de<br />
Ingrid Wagner, E-Mail: wagner@di-verlag.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. JanUlrich Arnold, Technische Unternehmens -<br />
beratungs GmbH, Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr.-Ing. Mathias Ernst, TU Hamburg-Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr<br />
München, Institut <strong>für</strong> Siedlungswasserwirtschaft und<br />
Abfall technik, Neubiberg<br />
Dr. rer. nat. Klaus Hagen, Krüger WABAG GmbH, Bayreuth<br />
Dipl.-Volksw. Andreas Hein, IWW GmbH, Mülheim/Ruhr<br />
Dr. Bernd Heinzmann, Berliner <strong>Wasser</strong>betriebe, Berlin<br />
Prof. Dr.-Ing. Norbert Jardin, Ruhrverband, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel, TU Berlin, Berlin<br />
Dr. Josef Klinger, DVGW-Technologiezentrum <strong>Wasser</strong> (TZW), Karlsruhe<br />
RA Beate Kramer, Becker Büttner Held, Rechtsanwälte<br />
Wirtschaftsprüfer Steuerberater, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Reinhold Krumnack, DVGW, Bonn<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel, Wiesbaden<br />
Dipl.-Ing. Karl Morschhäuser, figawa, Köln<br />
Dr. Matthias Schmitt, RheinEnergie AG, Köln<br />
Dipl.-Geol. Ulrich Peterwitz, AWWR e.V. (Arbeitsgemeinschaft der<br />
<strong>Wasser</strong>werke an der Ruhr), Schwerte<br />
Prof. Dr.-Ing. Heiko Sieker, Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH,<br />
Dahlwitz-Hoppegarten<br />
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz, Institut <strong>für</strong> Siedlungswasserbau,<br />
<strong>Wasser</strong>güte- und Abfallwirtschaft, Universität Stuttgart, Stuttgart<br />
Prof. Dr. habil. Christoph Treskatis, Bieske und Partner<br />
Beratende Ingenieure GmbH, Lohmar<br />
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Uhl, Techn. Universität Dresden, Dresden<br />
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Institut <strong>für</strong> Rohrleitungsbau an<br />
der Fachhochschule Oldenburg e. V., Oldenburg<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124,<br />
80636 München, Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer: Carsten Augsburger,<br />
Jürgen Franke (V. i. S. d. P.)<br />
Verlagsleitung: Kirstin Sommer<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Inge Spoerel, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-22,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawzcyk, im Verlag, Tel. +49 89 203 53 66-12,<br />
Fax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Satz und Layout:<br />
Jenny Kolbe, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Herstellung:<br />
Dipl.-Ing. Annika Seiler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong>“ erscheint monatlich<br />
(Doppelausgabe Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im Gas- und <strong>Wasser</strong>fach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50 €<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 468,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten <strong>die</strong> Mehrwertsteuer,<br />
<strong>für</strong> das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
ePaper <strong>für</strong> € 70,–, Heft <strong>für</strong> € 175,– zzgl. Versand<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Wasser</strong>|<strong>Abwasser</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 492, leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen<br />
Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt<br />
der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
September 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong> 1019
INFORMATION<br />
Termine<br />
##<br />
Kurs „Membrantechnik II“ Nanofiltration und Umkehrosmose zur <strong>Trinkwasseraufbereitung</strong><br />
16.–17.09.2014, Karlsruhe<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Postfach 14 03 62, 53058 Bonn, Petra Salz,<br />
Tel. (0228) 9188-604, Fax (0228) 9188-92-604, E-Mail: salz@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
##<br />
Kanalwärteraufbaukurs – Inspektion, Schadensanalyse und Sanierung von Kanalnetzen nach DWA e. V.<br />
22.–24.09.2014, Magdeburg<br />
Technologie- und Berufsbildungszentrum Magdeburg gGmbH, Elbstraße 2, 39104 Magdeburg,<br />
Tel. (0391) 4063-0, Fax (0391) 4063-151, E-Mail: info@md.tbz.de.de, www.tbzmagdeburg.de<br />
##<br />
Fachkraft <strong>für</strong> <strong>die</strong> Instandsetzung von Trinkwasserbehältern – DVGW-Arbeitsblätter W 316-2<br />
22.–26.09.2014, Frankfurt (Main)<br />
Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH, rbv GmbH, Marienburger Straße 15, 50968 Köln,<br />
Tel. (0221) 376 68-20, Fax (0221) 376 68-60, E-Mail: koeln@brbv.de, www.brbv.de<br />
##<br />
Grundwasserabsenkung im Bauwesen<br />
25.09.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
Gesunde Lebensräume – erhalten und gestalten – DWA-Bundestagung mit 67. Mitgliederversammlung<br />
29.–30.09.2014, Baden-Baden<br />
DWA Deutsche Vereinigung <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft, <strong>Abwasser</strong> und Abfall e. V., Barbara Sundermeyer-Kirstein,<br />
Theodor-Heuss-Alle 17, 53773 Hennef, Tel. (02242) 872-181, E-Mail: sundermeyer-kirstein@dwa.de, www.dwa.de<br />
##<br />
wat – <strong>Wasser</strong>fachliche Aussprachetagung<br />
29.–30.09.2014, Karlsruhe<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Ludmilla Asarow, Josef-Wirmer-Straße 1–3, 53123 Bonn,<br />
Tel. (0228) 9188-601, Fax (0228) 9188-997, www.wat-dvgw.de<br />
##<br />
Hochwasser-Krisenmanagement in der <strong>Wasser</strong>ver- und <strong>Abwasser</strong>entsorgung<br />
02.10.2014, Erfurt<br />
EW Me<strong>die</strong>n und Kongresse GmbH, Kleyerstraße 88, 60326 Frankfurt am Main, Tel. (069) 7104687-552,<br />
Fax (069) 7104687-9552, E-Mail: nicole.von-saldern@ew-online.de, www.ew-online.de<br />
##<br />
Öffentliche Fördermittel sind kein Hexenwerk<br />
08.–10.2014, Augsburg<br />
Trägerverein Umwelttechnologie-Cluster Bayern e. V., Am Mittleren Moos 48, 86167 Augsburg,<br />
E-Mail: info@umweltcluster.net, www.umweltcluster.net<br />
##<br />
12. Münchner Runde 2014 – Expertenforum zur Kanalsanierung<br />
16.10.2014, Garching<br />
Ingenieurbüro Dörschel, Herrschinger Straße 2a, 82266 Inning am Ammersee, Tel. (08143) 447501,<br />
Fax (08143) 447502, E-Mail: info@muenchner-runde.de, www.muenchner-runde.de<br />
##<br />
Messtechnik in Grund- und Oberflächenwasser<br />
16.10.2014, Dresden<br />
Dresdner Grundwasserforschungszentrum e. V., Frau Dr. Helling, Tel. (0351) 4050-676, Fax (0351) 4050-679,<br />
E-Mail: chelling@dgfz.de, www.gwz-dresden.de/aktuell<br />
##<br />
<strong>Wasser</strong>messung 2014<br />
22.10.2014, Bonn<br />
DVGW Deutscher Verein des Gas- und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Postfach 14 03 62, 53058 Bonn, Silke Splittgerber,<br />
Tel. (0228) 9188-607, Fax (0228) 9188-92-607, E-Mail: splittgerber@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
September 2014<br />
1020 <strong>gwf</strong>-<strong>Wasser</strong> <strong>Abwasser</strong>
Einkaufsberater<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser.de/einkaufsberater<br />
Ansprechpartnerin <strong>für</strong> den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon: 0 89/203 53 66-22<br />
Telefax: 0 89/203 53 66-99<br />
E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />
spoerel@di-verlag.de<br />
Die technisch-wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung
2014<br />
Einkaufsberater<br />
Armaturen<br />
Absperrarmaturen<br />
Be- und Entlüftungsrohre<br />
Brunnenbau, Quellfassungen, <strong>Wasser</strong>gewinnung
2014<br />
Brunnenservice<br />
Einkaufsberater<br />
Korrosionsschutz<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Regenwasser-Behandlung, -Versickerung, -Rückhaltung
2014<br />
Einkaufsberater<br />
Rohrleitungen<br />
Kunststoffschweißtechnik<br />
Schachtabdeckungen<br />
Smart Metering<br />
Trinkwasserbehälter<br />
<strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitung<br />
Chemische <strong>Wasser</strong>- und <strong>Abwasser</strong>aufbereitungsanlagen
2014<br />
Rohrdurchführungen<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung und <strong>Abwasser</strong>ableitung<br />
Sonderbauwerke<br />
Einkaufsberater<br />
Öffentliche Ausschreibungen<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Ihr Kontakt zur Mediaberatung<br />
Inge Spoerel, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-22, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: spoerel@di-verlag.de
Beratende Ingenieure (<strong>für</strong> das <strong>Wasser</strong>-/<strong>Abwasser</strong>fach)<br />
Darmstadt l Freiburg l Homberg l Mainz<br />
Offenburg l Waldesch b. Koblenz<br />
• Beratung<br />
• Planung<br />
• Bauüberwachung<br />
• Betreuung<br />
• Projektmanagement<br />
Ing. Büro CJD Ihr Partner <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong>wirtschaft und<br />
Denecken Heide 9 Prozesstechnik<br />
30900 Wedemark Beratung / Planung / Bauüberwachung /<br />
www.ibcjd.de Projektleitung<br />
+49 5130 6078 0 Prozessleitsysteme<br />
<strong>Wasser</strong> Abfall Energie Infrastruktur<br />
UNGER ingenieure l Julius-Reiber-Str. 19 l 64293 Darmstadt<br />
www.unger-ingenieure.de<br />
Beratende Ingenieure <strong>für</strong>:<br />
<strong>Wasser</strong>gewinnung<br />
Aufbereitung<br />
<strong>Wasser</strong>verteilung<br />
Telefon<br />
05 11/284690<br />
Telefax<br />
05 11/813786<br />
30159 Hannover<br />
Kurt-Schumacher-Str. 32<br />
• Beratung<br />
• Gutachten<br />
• Planung<br />
• Bauleitung<br />
info@scheffel-planung.d<br />
e<br />
www.scheffel-planung.d<br />
e<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Die Zertifizierungen der STREICHER Gruppe umfassen:<br />
ISO 9001<br />
ISO 14001<br />
SCC p<br />
BS OHSAS 18001<br />
FPAL<br />
GW 11<br />
GW 301<br />
• G1: st, ge, pe<br />
• W1: st, ge, gfk, pe, az, ku<br />
GW 302<br />
• GN2: B<br />
FW 601<br />
• FW 1: st, ku<br />
G 468-1<br />
G 493-1<br />
G 493-2<br />
W 120<br />
WHG<br />
AD 2000 HP 0<br />
ISO 3834-2<br />
DIN 18800-7 Klasse E<br />
DIN EN 1090<br />
DIN EN ISO 17660-1<br />
Ö Norm M 7812-1<br />
TRG 765<br />
MAX STREICHER GmbH & Co. KG aA, Rohrleitungs- und Anlagenbau<br />
Schwaigerbreite 17 · 94469 Deggendorf · T +49 (0) 991 330 - 231 · E rlb@streicher.de · www streicher.de<br />
Das derzeit gültige Verzeichnis der Rohrleitungs-Bauunternehmen<br />
mit DVGW-Zertifikat kann im Internet unter<br />
www.dvgw.de in der Rubrik „Zertifizierung/Verzeichnisse“<br />
heruntergeladen werden.
| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />
Firma<br />
Seite<br />
13. <strong>Wasser</strong>wirtschaftliche Jahrestagung EW Me<strong>die</strong>n und Kongresse 965<br />
Acqua Alta 2014, Messe Essen GmbH, Essen 961<br />
Aquadosil <strong>Wasser</strong>aufbereitung GmbH, Essen 938<br />
Beverage-World 2014/2015, Birkner GmbH & Co. KG, Hamburg<br />
2. Umschlagseite<br />
Bürkert GmbH & Co. KG, Ingelfingen 927<br />
BLÜCHER GmbH, Erkrath 1005<br />
Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH& Co. KG, Mannheim 938<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 919<br />
Geo-T Expo Lorenz Kommunikation, Grevenbroich 1017<br />
Heleon Construction/Verschoore Constructie, Ingelmunster Belgium 950<br />
Hochschule Karlsruhe Technik u. Wirtschaft, Karlsruhe 956<br />
Huber SE, Berching 911<br />
Hydro Elektrik GmbH, Ravensburg<br />
Titelseite<br />
InfraBau 2014, Evenementenhal Hardenberg B.V., MesseHAL, Hardenberg, Niederlande<br />
4. Umschlagseite<br />
Klinger GmbH, Idstein 937<br />
KRYSCHI <strong>Wasser</strong>hygiene, Kaarst 967<br />
PLASSON GmbH, Wesel 917, 919<br />
P&P Dosiertechnik GmbH, Alpen 953<br />
REHAU AG + Co., Erlangen 943<br />
Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 1015<br />
SPS/IPC/DRIVES 2014 MESAGO Messe Frankfurt GmbH, Stuttgart 945<br />
VA-Mässan Water and Wastewater, Elmia, Jöngköping, Schweden 1013<br />
VTA Deutschland GmbH, Passau 941<br />
wat 2014, DVGW, Deutscher Verein des Gas-und <strong>Wasser</strong>faches e. V., Bonn 939<br />
WDT Werner Dosiertechnik GmbH & Co. KG, Wertingen 935<br />
XYLEM Water Solutions Deutschland GmbH, Herford 913<br />
Einkaufsberater / Fachmarkt 1021 bis 1026<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-wasser-abwasser.de<br />
Ausgabe Oktober 2014 November 2014 Dezember 2014<br />
Erscheinungstermin:<br />
Anzeigenschluss:<br />
15.10.2014<br />
24.09.2014<br />
17.11.2014<br />
28.10.2014<br />
12.12.2014<br />
24.11.2014<br />
Themenschwerpunkt<br />
Filtration, Membrantechnik<br />
Neue Verfahren und Materialien<br />
• Ultrafiltration<br />
• Nanofiltration<br />
• Umkehrosmose<br />
• Entfernung von Krankheitserregern und<br />
Spurenstoffen<br />
Messen – Steuern – Regeln<br />
Automatisierung in <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
und <strong>Abwasser</strong>behandlung<br />
• Messtechnik<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Regeltechnik<br />
• Fernwirktechnik<br />
• Leitsysteme<br />
• Sicherheitstechnik<br />
• Störfall-Management<br />
• IT in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft<br />
Pumpen, fördern, heben und sparen<br />
Energie-Effizienz bei Pumpen und<br />
Aggregaten steigern<br />
• Energieeffiziente Pumpen und<br />
intelligente Regelsysteme<br />
• Berechnungs-Tools zur Pumpen-<br />
Optimierung<br />
• Turbineneinsatz im <strong>Wasser</strong>werk<br />
• Innovatives Energie-Management<br />
• Verbrauchsarme Geräte und Maschinen<br />
• Nachhaltige Betriebsführung<br />
• Professionelle Inbetriebnahme<br />
und Wartung<br />
Fachmesse/<br />
Fachtagung/<br />
Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage<br />
und zusätzlicher<br />
Verbreitung)<br />
IFAT INDIA – Mumbai (In<strong>die</strong>n) –<br />
09.10.–11.10.2014<br />
AQUA Ukraine – Intern. <strong>Wasser</strong> Forum –<br />
Kiew (Ukraine) – 04.11.–07.11.2014<br />
IWRM 2014 – Integrated Water Ressource<br />
Management – Karlsruhe – 19.11.–20.11.2014<br />
SPS/IPS/DRIVES –<br />
Nürnberg – 25.11.–27.11.2014<br />
Valve World Expo – Intern. Fachmesse<br />
mit Kongress <strong>für</strong> Industrie-Armaturen<br />
Düsseldorf – 02.12.-04.12.2014<br />
Pollutec – Intern. Fachmesse <strong>für</strong> <strong>Wasser</strong> –<br />
Lyon (Frankreich) – 25.11.–28.11.2014<br />
Änderungen vorbehalten
www.messe-hal.de<br />
InfraBAU<br />
InfraBAU<br />
Infra<br />
BAU<br />
Messezentrum Bad Salzuflen, NRW<br />
18., 19. und 20. November 2014<br />
F achmesse<br />
2014<br />
Die Businessplattform <strong>für</strong> den Hoch-, Tief-, Straßen- und <strong>Wasser</strong>BAU<br />
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Veranstalter<br />
MesseHal<br />
T +49 (0) 2151 963 90 13<br />
F +49 (0) 2151 963 90 20<br />
I www.messe-hal.de<br />
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