STS-Zoobericht 2013 - Schweizer Tierschutz STS
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Bois de la Bâtie, Genf<br />
Der städtische Tierpark von Genf wurde 1982 aus einer privaten Initiative zur Aufnahme und<br />
Pflege verletzter Wildtiere gegründet und dient heute als Naherholungsgebiet, Pro Specie Rara –<br />
Zuchtstätte und Tierpark mit Bildungsauftrag. Der Tierpark spezialisiert sich auf die<br />
Erhaltungszucht bedrohter Haustierrassen wie des Hinterwäldler und Rhätischen Grauviehs, des<br />
Spiegelschafes oder des Appenzeller Huhns. Zudem werden viele Vogelarten teils in Parkanlagen<br />
und Freilauf, teils in Volieren gezeigt. Ergänzt wird der Tierpark durch Hirsch- und<br />
Steinbockgehege. Die meisten Tiere werden gut gehalten; da und dort wären Verbesserungen<br />
möglich. Positiv fallen die räumliche Gestaltung (naturnahe Grünanlagen, viele Rückzugsmöglichkeiten<br />
für die Tiere) und die informative Beschilderung auf.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock, Gämsen, Murmeltiere<br />
Diese Tiere – zwei Böcke, ein Jungtier und eine<br />
weibliche Gämse und mehrere Murmeltiere<br />
(soweit ersichtlich) – teilen sich ein rund 1000 m 2<br />
grosses Gehege mit einem Stall und Unterstand,<br />
einer grossen Felshalde, mehreren Bäumen und<br />
fliessendem Wasser. Das Stalldach und die Mauer<br />
im hinteren Bereich des Geheges dienen den<br />
Steinböcken und der Gämse als komfortable,<br />
hochgelegene Liegeplätze. Gefüttert wird Heu in<br />
den Heuraufen, sowie Kraftfutter. Die steinige<br />
Landschaft mit den einzelnen Baumstämmen gibt<br />
den Paarhufern ausreichend Platz, herum zu<br />
klettern, einander aus dem Weg zu gehen, sich<br />
beim Wiederkäuen zu sonnen oder in den<br />
Schatten zurückzuziehen.<br />
Ein gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV) für<br />
Steinböcke vorgeschriebenes Abtrenn- bzw.<br />
Fluchtgehege für weibliche Tiere ist nicht ersichtlich.<br />
Zudem fehlt der für die Gämsenhaltung<br />
vorgeschriebene weichere Aussenbelag im<br />
Gehege. Allerdings werde die Gämse demnächst<br />
in einen anderen Tierpark verbracht, so die Parkleitung.<br />
Für die Murmeltiere ist offenbar genügend Platz<br />
zum Graben vorhanden, wie die vielen Eingänge<br />
zeigen. Zudem können sie auf den Felsen Ausschau<br />
halten. Die Tiere machen einen guten und<br />
ausgeglichenen Eindruck, so dass der Gesamteindruck<br />
des Geheges positiv ausfällt.<br />
Reh<br />
Die Haltung von Rehen in Tierparks ist schwierig.<br />
Die Tiere neigen zu Angst und Panik auch<br />
gegenüber „vertrautem“ Pflegepersonal; sie<br />
benötigen reichlich Deckung, ein vielfältiges,<br />
saisonal wechselndes Nahrungsangebot, und sie<br />
vermehren sich in Gefangenschaft sehr schlecht<br />
und haben eine natürliche Inzest-Sperre. (Böcke<br />
verpaaren sich nicht mit weiblichen Verwandten).<br />
Das bedeutet, dass oftmals immer wieder junge<br />
Böcke der freien Natur entnommen werden<br />
müssen, um einen Zoobestand zu erhalten. Bei<br />
einer guten Rehhaltung sind die Tiere zudem<br />
kaum häufiger oder besser sichtbar, als beim<br />
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