STS-Zoobericht 2013 - Schweizer Tierschutz STS
STS-Zoobericht 2013 - Schweizer Tierschutz STS
STS-Zoobericht 2013 - Schweizer Tierschutz STS
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Inhaltsübersicht<br />
Einleitung Seite 4<br />
Zoos und Tierparks<br />
Genferseeregion<br />
Bois de la Bâtie, Genf Seite 6<br />
Marmottes Paradis, Rochers de Naye 9<br />
Murmeltierpark "Grimselblick" 11<br />
Parc d`accueil Pierre Challandes 13<br />
Tierpark Aletsch, Fiesch 17<br />
Zoo la Garenne, Le Vaud 19<br />
Zoo Les Marécottes 22<br />
Zoo de Servion 25<br />
Espace Mittelland<br />
Alpenvogelpark Grindelwald 28<br />
BärenPark Bern 30<br />
Freilichtsmuseum Ballenberg 31<br />
Juraparc, Vallorbe 34<br />
Johns kleine Farm, Kallnach 35<br />
Papiliorama / Nocturama, Kerzers 37<br />
Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds 40<br />
Raubtierpark Strickler, Subingen 43<br />
Tierpark Biel 46<br />
Tierpark Dählhölzli Bern 48<br />
Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem 51<br />
Tierpark Harder, Interlaken 53<br />
Tierpark Langenthal 55<br />
Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen 57<br />
Zoo Rothaus, Gampelen 60<br />
Zoo Siky Ranch, Crémines 63<br />
Nordwestschweiz<br />
Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg 66<br />
Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst 69<br />
Tierpark Bad Zurzach 71
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Lange Erlen, Basel 73<br />
Wildpark Roggenhausen, Aarau 76<br />
Zoo Basel 79<br />
Zoo Hasel, Remigen 84<br />
Zürich<br />
Wildnispark Zürich, Langenberg 86<br />
Wildpark Bruderhaus, Winterthur 89<br />
Zoo Zürich 91<br />
Ostschweiz<br />
Connyland, Lipperswil 95<br />
Greifvogelpark Buchs 98<br />
Knies Kinderzoo, Rapperswil 100<br />
Plättli-Zoo, Frauenfeld 104<br />
Schlangenzoo Eschlikon 106<br />
Tierpark Chur 109<br />
WalterZoo, Gossau 111<br />
Wildpark Peter und Paul, St. Gallen 114<br />
Zoo Bad Ragaz 116<br />
Zentralschweiz<br />
Tierpark Goldau 118<br />
Toni's Zoo, Rothenburg 121<br />
Tessin<br />
Falconeria Locarno 125<br />
Zoo al Maglio, Magliaso 127<br />
Impressum 129
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Einleitung<br />
Der <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> <strong>2013</strong>, ergänzt und<br />
aktualisiert durch die Zoologin Sara Wehrli<br />
von der Fachstelle Wildtiere des <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong>, stellt eine Momentaufnahme<br />
der Situation in 47 kleinen und grossen<br />
<strong>Schweizer</strong> Zoos und Tierparks dar. Anhand<br />
von rund 260 begutachteten Gehegen zeigt<br />
der Bericht exemplarisch positive und<br />
negative Haltungsformen für verschiedenste<br />
Zootierarten auf. In einer Kurz-Beurteilung<br />
fasst der Bericht das Gesehene zu jedem der<br />
besuchten Zoos zusammen. Bewertet und<br />
beurteilt wurden die Gehege bzw.<br />
Haltungsformen aus der Sicht eines kritischen<br />
Zoobesuchers mit Fachkenntnis. Insbesondere<br />
bei grösseren Zoos und Tierparks<br />
beschränkt sich die Recherche auf einzelne<br />
Gehege und Haltungsformen. Der Bericht<br />
erhebt deshalb keinen Anspruch auf<br />
Vollständigkeit. Auch konnten aus Zeitgründen<br />
nicht sämtliche Zootierhaltungen<br />
der Schweiz besucht werden, und es musste<br />
eine Auswahl der vorzustellenden Institutionen<br />
getroffen werden. Der vorliegende<br />
Bericht wurde aber im Vergleich zu 2012 um<br />
insgesamt sieben zumeist kleinere Tierparks<br />
erweitert.<br />
Es ist davon auszugehen, dass alle bewerteten<br />
Anlagen über die notwendigen<br />
Haltungsbewilligungen verfügen, d.h. legal<br />
sind und den Mindestanforderungen der<br />
aktuellen <strong>Tierschutz</strong>verordnung genügen.<br />
Dazu ist festzuhalten, dass die Vorschriften<br />
der eidgenössischen <strong>Tierschutz</strong>gesetzgebung<br />
keine optimalen Tierhaltungen definieren,<br />
sondern lediglich die Grenze zur Tierquälerei<br />
festlegen.<br />
Auffällig ist, dass in den letzten Jahren in<br />
praktisch allen Zoos und Tierparks rege<br />
gebaut und erneuert wurde. Dabei kann<br />
erfreulicherweise eine Tendenz zu grosszügigeren<br />
und tiergerechteren Anlagen<br />
festgestellt werden – nicht nur in den<br />
grossen, finanziell gut gestellten und<br />
wissenschaftlich geführten Zoos mit<br />
mehreren Millionen BesucherInnen jährlich,<br />
sondern auch bei den vielen kleineren Zoos<br />
und Tierparks in der Schweiz, die oft mit sehr<br />
viel bescheideneren finanziellen und<br />
personellen Mitteln, aber mit nicht weniger<br />
Herzblut betrieben werden. Sehr viele der<br />
neuen Gehege sind auch aus Sicht des <strong>STS</strong><br />
vertretbar und kommen den Vorstellungen<br />
einer artgerechten Tierhaltung nahe. Alles in<br />
Allem hat die Zootierhaltung in der Schweiz<br />
also einen recht hohen Standard erreicht.<br />
Die stetige Arbeit des <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong><br />
<strong>STS</strong> auf dem Gebiet der artgerechten Wildtierhaltung<br />
trägt offensichtlich Früchte. Sowohl<br />
die eigenen Publikationen («Informationen<br />
zur artgerechten Haltung von<br />
Wildtieren») als auch Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Aktivitäten im Rahmen der Revision der<br />
<strong>Tierschutz</strong>verordnung haben offenbar dazu<br />
beigetragen, dass sich die Verantwortlichen<br />
mit neuen Erkenntnissen in der Tierhaltung<br />
und der geänderten Einstellung des<br />
Publikums auseinandersetzen – auseinandersetzen<br />
müssen – und folglich grössere und<br />
bessere Gehege realisieren, welche den<br />
vielfältigen Ansprüchen der Tiere gerechter<br />
werden. Erfreulich ist auch, dass gerade die<br />
BetreiberInnen kleinerer Institutionen nicht<br />
selten von sich aus den <strong>Tierschutz</strong><br />
kontaktieren, wenn es gilt, grössere Umbauten<br />
oder Neuplatzierungen von Tieren<br />
4
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
vorzunehmen. So konnte der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> in den letzten Jahren auch bei<br />
der Erstellung verschiedener Gehege fachlich<br />
mitreden oder bei der Tiervermittlung<br />
zwischen den Zoos und Wildparks helfen. Ziel<br />
ist es dabei immer, den betroffenen Wildtieren<br />
die bestmögliche Haltung in einer<br />
möglichst artgerechten Umgebung zu ermöglichen.<br />
Basel, September <strong>2013</strong><br />
5
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Bois de la Bâtie, Genf<br />
Der städtische Tierpark von Genf wurde 1982 aus einer privaten Initiative zur Aufnahme und<br />
Pflege verletzter Wildtiere gegründet und dient heute als Naherholungsgebiet, Pro Specie Rara –<br />
Zuchtstätte und Tierpark mit Bildungsauftrag. Der Tierpark spezialisiert sich auf die<br />
Erhaltungszucht bedrohter Haustierrassen wie des Hinterwäldler und Rhätischen Grauviehs, des<br />
Spiegelschafes oder des Appenzeller Huhns. Zudem werden viele Vogelarten teils in Parkanlagen<br />
und Freilauf, teils in Volieren gezeigt. Ergänzt wird der Tierpark durch Hirsch- und<br />
Steinbockgehege. Die meisten Tiere werden gut gehalten; da und dort wären Verbesserungen<br />
möglich. Positiv fallen die räumliche Gestaltung (naturnahe Grünanlagen, viele Rückzugsmöglichkeiten<br />
für die Tiere) und die informative Beschilderung auf.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock, Gämsen, Murmeltiere<br />
Diese Tiere – zwei Böcke, ein Jungtier und eine<br />
weibliche Gämse und mehrere Murmeltiere<br />
(soweit ersichtlich) – teilen sich ein rund 1000 m 2<br />
grosses Gehege mit einem Stall und Unterstand,<br />
einer grossen Felshalde, mehreren Bäumen und<br />
fliessendem Wasser. Das Stalldach und die Mauer<br />
im hinteren Bereich des Geheges dienen den<br />
Steinböcken und der Gämse als komfortable,<br />
hochgelegene Liegeplätze. Gefüttert wird Heu in<br />
den Heuraufen, sowie Kraftfutter. Die steinige<br />
Landschaft mit den einzelnen Baumstämmen gibt<br />
den Paarhufern ausreichend Platz, herum zu<br />
klettern, einander aus dem Weg zu gehen, sich<br />
beim Wiederkäuen zu sonnen oder in den<br />
Schatten zurückzuziehen.<br />
Ein gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV) für<br />
Steinböcke vorgeschriebenes Abtrenn- bzw.<br />
Fluchtgehege für weibliche Tiere ist nicht ersichtlich.<br />
Zudem fehlt der für die Gämsenhaltung<br />
vorgeschriebene weichere Aussenbelag im<br />
Gehege. Allerdings werde die Gämse demnächst<br />
in einen anderen Tierpark verbracht, so die Parkleitung.<br />
Für die Murmeltiere ist offenbar genügend Platz<br />
zum Graben vorhanden, wie die vielen Eingänge<br />
zeigen. Zudem können sie auf den Felsen Ausschau<br />
halten. Die Tiere machen einen guten und<br />
ausgeglichenen Eindruck, so dass der Gesamteindruck<br />
des Geheges positiv ausfällt.<br />
Reh<br />
Die Haltung von Rehen in Tierparks ist schwierig.<br />
Die Tiere neigen zu Angst und Panik auch<br />
gegenüber „vertrautem“ Pflegepersonal; sie<br />
benötigen reichlich Deckung, ein vielfältiges,<br />
saisonal wechselndes Nahrungsangebot, und sie<br />
vermehren sich in Gefangenschaft sehr schlecht<br />
und haben eine natürliche Inzest-Sperre. (Böcke<br />
verpaaren sich nicht mit weiblichen Verwandten).<br />
Das bedeutet, dass oftmals immer wieder junge<br />
Böcke der freien Natur entnommen werden<br />
müssen, um einen Zoobestand zu erhalten. Bei<br />
einer guten Rehhaltung sind die Tiere zudem<br />
kaum häufiger oder besser sichtbar, als beim<br />
6
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Spaziergang im Wald. Sinn und Zweck einer<br />
Rehhaltung sind daher kritisch zu beurteilen.<br />
Wasserteil befindet sich ein naturnah gestalteter,<br />
sandiger Strand mit Futterhäuschen und<br />
Unterständen. Fliessendes Wasser und ein tiefes<br />
Tauchbecken ergänzen das Gehege. Die darin<br />
lebenden Vögel (Austernfischer, Zwergtaucher,<br />
Fasane) können kurze Flüge unternehmen, sich im<br />
Schilf unsichtbar machen, tauchen und im Sand<br />
baden. Eine rundweg gelungene Volierenhaltung!<br />
In Bezug auf die Haltungsansprüche des Rehs in<br />
Gefangenschaft handelt es sich beim Bois de la<br />
Bâtie aber um eine gute Tierhaltung. Das Gehege<br />
verfügt über einen mehrere hundert Quadratmeter<br />
grossen Waldbereich, der nur von einer<br />
Seite eingesehen werden kann und den Tieren<br />
gute Rückzugsmöglichkeiten unter den Bäumen<br />
bietet. Allerdings wäre eine dichtere Buschvegetation<br />
wünschenswert. Das anschliessende,<br />
nochmals rund 1000 m 2 grosse Wiesengelände mit<br />
altem Baumbestand dient tagsüber als Viehweide,<br />
hat aber einen Zugang vom Rehgehege her, so<br />
dass davon auszugehen ist, dass die Rehe<br />
manchmal abends zum Äsen auf diese Wiese<br />
gehen, wie es ihrem natürlichen Verhalten<br />
entspricht. Das relativ grosse Gehege ermöglicht<br />
den Tieren, einander bei Bedarf aus dem Weg zu<br />
gehen. Für den Besucher sind die Rehe kaum<br />
besser sichtbar, als in freier Wildbahn. Wald und<br />
Wiese sorgen für ein natürliches, saisonal<br />
wechselndes Nahrungsangebot, wie es dem<br />
wählerischen Fressverhalten der Rehe entspricht.<br />
Gemäss Parkleitung pflanzen sich die Tiere<br />
regelmässig fort, und eine Bestandesaufstockung<br />
durch Wildfänge sei nicht notwendig.<br />
Austernfischer und Zwergtaucher<br />
Eine hemisphärenförmige Voliere mit etwa 150 m 2<br />
Grundfläche und einer maximalen Höhe von 4 m.<br />
Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar, aber sehr<br />
dicht mit Schilf und sonstiger Ufervegetation<br />
bestanden, wo sich die Wasservögel sehr gut<br />
zurückziehen können. Angrenzend an den<br />
Limikolen, Turteltaube<br />
Zwei eindrücklich grosse Volieren in der Parkmitte<br />
präsentieren diverse Watvögel (Säbelschnäbler,<br />
Kiebitze, Rotschenkel) sowie Turteltauben,<br />
Schellenten und Säger. Diese Volieren haben<br />
jeweils eine Grundfläche von rund 100 m 2 und<br />
eine Höhe von gegen 10 m. Der Boden ist von<br />
feinem Sand und Kies bedeckt, es wächst<br />
natürliche Vegetation, und in beiden Volieren gibt<br />
es Bäume, Gebüsch und Wasserstellen. Die<br />
Säbelschnäbler-Voliere ist relativ offen und bietet<br />
wenige Rückzugsmöglichkeiten, während die<br />
7
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Voliere der Turteltauben gut eingewachsen ist.<br />
Aufgrund der grossen Höhe können sich die<br />
Tauben weit über das Publikum zurückziehen und<br />
die Umgebung im Auge behalten. Für die<br />
Watvögel ist vor allem das Vorhandensein von<br />
Wasserstellen und offener Sandflächen wichtig.<br />
Sie zeigen kaum Scheu vor den Menschen.<br />
Negative Beispiele<br />
Hängebauchschwein<br />
Ein unbefriedigendes Gehege, weil klein, beengt<br />
und wenig strukturiert. Es scheint, dass dieses<br />
Gehege vor allem als „Lückenfüller“ zwischen dem<br />
Weg und dem grösseren Wildschweingehege<br />
dient. Es fehlt an Vegetation, und eine richtige<br />
Suhle ist nicht vorhanden. Das Tier lebt alleine,<br />
was allerdings bei einem ausgewachsenen<br />
männlichen Tier kein Problem ist, da auch<br />
wildlebende Keiler Einzelgänger sind. Es fehlt auch<br />
an Beschäftigungsmaterial. Eine grössere Suhle,<br />
zusätzliche Liegeplätze neben der einzelnen<br />
Schweinebox, Vegetation und Beschäftigungsmaterial<br />
(z.B. Strohhaufen) wären ratsam.<br />
8
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Marmottes Paradis, Rochers de Naye<br />
www.goldenpass.ch<br />
Marmottes Paradis ist ein auf Murmeltiere spezialisierter, kleiner Tierpark auf der Rochers de<br />
Naye (2042 m.ü.M.). In insgesamt sieben grosszügig dimensionierten Gehegen werden zeitweilig<br />
verschiedene Arten dieser Tiere aus der Familie der Erdhörnchen gehalten, vom äusserst seltenen<br />
(und in einem Erhaltungszuchtprogramm integrierten), schwarzen Vancouver Island-Murmeltier<br />
über den kasachischen Bobak, das heimische Alpenmurmeltier und das zentralasiatische Graue<br />
(oder Baibacin-) Murmeltier bis hin zum Kamtschatka-Murmeltier, das von allen Arten mit neun<br />
Monaten den längsten Winterschlaf hält. Derzeit werden allerdings nur drei Arten gezeigt,<br />
nämlich das Alpenmurmeltier, das Vancouver-Murmeltier und das Baibacin-Murmeltier. Sechs<br />
Gehege befinden sich auf einem Hang mit alpinem Rasen, dem natürlichen Lebensraum dieser<br />
Gebirgs- und Steppentiere. Ein weiteres Gehege befindet sich bei der Bergstation und ist Teil der<br />
Murmeltier-Ausstellung. Hier kann man durch den begehbaren Nachbau eines Murmeltier-Baus<br />
Einblick in das Gehege und die Schlaf- und Kotkammern der Murmeltiere erhalten. Sämtliche<br />
Fenster sind verspiegelt und schallgeschützt, so dass die Besucher zwar die Murmeltiere aus der<br />
Nähe beobachten, diese aber nicht stören können.<br />
Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht in Ordnung. Positiv hervorzuheben ist die Haltung dieser<br />
z.T. sehr hitzeempfindlichen Tiere (Alpen-, Kamtschatka-, Vancouver Island Murmeltier) in einer<br />
auch klimatisch angepassten Umgebung, in der die Temperaturen nicht über 20º C steigen – eine<br />
Belastung, welcher Murmeltiere in tiefer gelegenen Tierparks zuweilen regelmässig ausgesetzt<br />
sind.<br />
Positive Beispiele<br />
Baibacin-Murmeltier<br />
Wie alle Gehege im Park misst das Gehege der<br />
Baibacin-Murmeltiere rund 25x25 m (> 600 m 2 ) in<br />
der Fläche und befindet sich an einem nach<br />
Südosten orientierten Steilhang. Das Gehege wird<br />
von hohen Eisenzäunen mit Elektrodraht gegen<br />
Füchse umfasst und ermöglicht den Tieren<br />
artgemässes Graben im hochalpinen Felsschuttboden.<br />
An der Oberfläche befinden sich einige<br />
Holzhäuschen als Unterstand, deren Dächer –<br />
zusammen mit einigen im Gehege verteilten<br />
Steinhaufen – auch als erhöhter Sitzplatz für die<br />
Wachposten der Kolonie dienen können. Die<br />
Gehege sind gegen den Himmel nicht abgesichert,<br />
so dass die Tiere – wie ihre wildlebenden<br />
Verwandten in der Umgebung auch – nach Adlern<br />
Ausschau halten können (und müssen).<br />
Die durch die naturräumlichen Verhältnisse<br />
gegebene Alpenvegetation ermöglicht den Tieren<br />
artgemässe Futtersuche und eine angepasste<br />
Kost. Einige Tiere sind allerdings sehr zahm und<br />
9
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
kommen ans Gitter; trotz Verbotsschildern<br />
scheinen sie regelmässig gefüttert zu werden.<br />
(Beobachtet wurde die Fütterung einzelner Tiere<br />
durch Kinder, die ihnen Pflanzen reichten, welche<br />
auch innerhalb des Geheges vorkommen).<br />
Die <strong>Tierschutz</strong>verordnung schreibt für die Haltung<br />
von Murmeltieren lediglich eine Mindestfläche<br />
von 150 m 2 vor. Zudem müssen Grabgelegenheiten,<br />
ein Aussengehege und geeignete Überwinterungsmöglichkeiten<br />
im Bau zur Verfügung<br />
stehen. Die Haltung auf den Rochers de Naye<br />
dürfte sämtliche Voraussetzungen weit übertreffen.<br />
10
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Murmeltierpark "Grimselblick"<br />
www.grimselpass.ch<br />
Das Hotel-Restaurant „Grimselblick“ kurz vor der Grimsel-Passhöhe (VS) auf rund 2200 m.ü.M.<br />
lockte seine Gäste bis vor Kurzem mit einem kleinen Tierpark, in welchem Murmeltiere,<br />
Waschbären, Uhus und Schneeeulen ausgestellt wurden – also teils einheimische, teils<br />
standortfremde Arten. Die Tierhaltung war höchst problematisch: Die Tiere wurden in viel zu<br />
kleinen Gehegen ohne Rückzugsmöglichkeiten und artgerechte Einrichtung gehalten und dienten<br />
lediglich als Besuchermagnet. Dank des steten Drucks durch den <strong>STS</strong> und seine Sektion<br />
Oberwalliser <strong>Tierschutz</strong> wurde die Tierhaltebewilligung Ende 2011 entzogen. Der <strong>STS</strong> und der<br />
Oberwalliser <strong>Tierschutz</strong> konnten den Tierhalter anschliessend bei der Realisierung eines<br />
artgerechten Murmeltierparks fachlich begleiten. Die vier Waschbären wurden durch den <strong>STS</strong> in<br />
den Tierpark Dählhölzli vermittelt, wo sie vorbildlich gehalten werden. Auch die neue Murmeltier-<br />
Anlage kann nun als artgerecht bezeichnet werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Murmeltiere<br />
Die Murmeltiere werden in einem etwa 700 m 2<br />
grossen, von einer überhängenden Mauer umgebenen<br />
Gehege gehalten.<br />
Der alte Teil des Geheges ist der Passstrasse<br />
zugewandt; der neue Teil befindet sich hinter<br />
einem kleinen Hügel und ist mit dem alten<br />
Gehegeteil über unterirdische Gänge und den<br />
Frühjahrskäfig dauernd verbunden. Der Untergrund<br />
ist felsig und nur vor einer dünnen<br />
Grasschicht und einigen Brennnesselbüschen<br />
bedeckt. An mehreren Stellen wurden mittels<br />
Aushubmaterial Grabmöglichkeiten geschaffen,<br />
welche die Murmeltiere bereits nutzen. Davon<br />
zeugen die vielen neu angelegten Fluchtstollen.<br />
Als Unterstände und gelegentliche Schlafplätze<br />
dienen im alten Gehegeteil zudem Miniatur-<br />
Walserhäuser, die im Gelände verteilt sind. Die<br />
Wasserversorgung wurde bisher lediglich durch<br />
einen kleinen Brunnen gewährleistet. Neu<br />
befindet sich im erweiterten Gehege ein richtiger<br />
„Bergsee“ mit einer kleinen Halbinsel.<br />
Den Winter verbringen die Murmeltiere in und<br />
unter einem angrenzenden Holzschuppen, in<br />
dessen Innerem ein weitläufiges Kunstbau-System<br />
mit verschiedenen Durchgängen und dickem<br />
Strohpolster angelegt ist. Über dieses Gangsystem<br />
sind zudem das neue und das alte Gehege<br />
miteinander verbunden.<br />
11
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zwischen den beiden Freigehegen – und ebenfalls<br />
an den Winterbau anschliessend – befindet sich<br />
ein ständig offener Käfig, in welchem den Tieren<br />
Heuvorräte zur Verfügung stehen. Dieser Käfig<br />
wird im Frühjahr zudem als Auslauf benutzt,<br />
solange die Aussen-gehege wegen des hohen<br />
Schnees noch nicht ausbruchsicher sind. In dieser<br />
Zeit (ca. 2 Monate) halten sich die Murmeltiere<br />
ohnehin meistens noch im Bau auf; können aber<br />
in dem geräumigen Käfig bereits an die frische<br />
Luft, ehe dann Anfang Juni die Aussenanlagen<br />
geöffnet werden.<br />
so dem einzelnen Tier derzeit nicht möglich, die<br />
ganze Anlage zu nutzen. Ein Bestandesmanagement,<br />
welches mittelfristig zum Zusammenwachsen<br />
der beiden Gruppen führt, wäre<br />
wünschenswert. Wichtig ist, dass allen Tieren das<br />
ganze Gehege ohne Absperrungen jederzeit zur<br />
Verfügung steht.<br />
Neu ist die gesamte Anlage mit zahlreichen Info-<br />
Tafeln versehen, die u.a. über das Leben der<br />
Murmeltiere wie auch die Haltungsbedingungen<br />
informieren. Tagsüber sind selten alle Murmeltiere<br />
zu sehen; sie kommen meist erst gegen Abend<br />
zum Fressen ins Freie. Die beiden Tiere, welche bei<br />
unserem Besuch beobachtet werden konnten (die<br />
„alte“ Gruppe), machten einen sehr gesunden und<br />
vitalen Eindruck.<br />
Anmerkung<br />
Derzeit befinden sich insgesamt sechs Tiere in<br />
dem Gehege – drei stammen aus dem alten<br />
Bestand, drei neue aus dem Tierpark Dählhölzli.<br />
Diese beiden Grüppchen bilden momentan zwei<br />
Familien, die das Gehege unter sich aufgeteilt<br />
haben. Die alteingesessenen Tiere besetzen das<br />
alte, vertraute Gelände, während die drei Neuen<br />
sich im neuen Gehegeteil aufhalten. Leider ist es<br />
Etwas weiter oben an der Passstrasse werden<br />
privat ebenfalls Murmeltiere gehalten. Das mittelgrosse,<br />
ziemlich offene Gehege macht einen eher<br />
verwilderten Eindruck. Grabspuren und Bauausgänge<br />
ausserhalb des Geheges zeigen, dass<br />
die dort gehaltenen Murmeltiere das Futter und<br />
den geschützten Stall bloss als Annehmlichkeit<br />
nutzen, aber eigentlich „wild“ leben.<br />
12
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Parc d'accueil Pierre Challandes<br />
www.parc-challandes.ch<br />
Dieser Tierpark ist vielmehr eine Auffangstation für verletzte einheimische Wildtiere und aus<br />
anderen Zootierhaltungen „abgeschobene“, überzählige Wildtiere, als ein eigentlicher Zoo oder<br />
Tierpark mit wissenschaftlichem Anspruch. Entstanden ist er aus einer privaten Tiersammlung und<br />
Fasanen-Voliere. Der Park ist grundsätzlich nur auf Voranmeldung zugänglich, und die gesamte,<br />
etwas unübersichtliche Tierhaltung ist von zumeist kleinen, veralteten Käfigen dominiert, die<br />
meist nur die Mindestvorschriften an die Tierhaltung gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV)<br />
erfüllen. Einerseits leben im Parc Challandes vorübergehend in Pflege genommene Wildtiere<br />
(Eichhörnchen, Füchse, Vögel), die nach erfolgreicher Genesung in der nahen Umgebung<br />
freigelassen werden. Andererseits finden sich hier sowohl einheimische Wildtiere, die ihren<br />
Lebensabend in Pflege verbringen, als auch exotische Wildtiere wie Grosskatzen oder<br />
Mähnenwölfe.<br />
Es finden sich in diesem Tierpark sowohl gute Haltungsbeispiele, als auch eher fragwürdige<br />
Tierhaltungen. Die meisten Tiere sind handzahm, und problematisch ist die Tatsache, dass die<br />
Besucher durch die Gitter entlang der schmalen Besucherwege direkten Körperkontakt mit den<br />
meisten Tieren aufnehmen können (Verletzungsgefahr, Gefahr der beidseitigen Übertragung von<br />
Krankheiten v.a. bei Affen). Positiv zu vermerken ist die Tatsache, dass mit den Tieren i.A. nicht<br />
„gezüchtet“ wird. Gemäss Aussage des kantonalen Veterinäramtes steht der Park unter<br />
regelmässiger behördlicher Kontrolle und es wurden auf Anordnung des Amtes schon etliche<br />
Verbesserungen in der Tierhaltung vorgenommen.<br />
Positive Beispiele<br />
Wildschwein<br />
und regt zum Suchen und Aufsammeln an. Ein gut<br />
eingestreuter Stall steht ebenfalls zur Verfügung.<br />
Zwergziegen<br />
Ein gut gestaltetes Gehege mit ausreichend<br />
Auslauf für die robusten, verspielten Zwergziegen,<br />
einem gut eingestreuten, trockenen Stall, Baumstämmen<br />
zum Klettern und Ästen und Zweigen<br />
zum Knabbern. Die Errichtung eines Kletterfelsens<br />
ist gemäss Parkleitung vorgesehen.<br />
Mähnenwolf<br />
Ein grosszügiges Gehege mit Rückzugsmöglichkeit<br />
und Bäumen, in dem die Tiere nach Lust und<br />
Laune wühlen und suhlen, sich bewegen oder<br />
ausruhen können. Futter ist im Gehege verteilt<br />
Ausreichend Platz für die lauffreudigen Wildhunde<br />
wird durch die weite Wiese gewährleistet, und<br />
verschiedene Rückzugsmöglichkeiten unter<br />
Bäumen entlang der rückwärtigen Gehegeseite,<br />
sowie in mit Stroh gepolsterten Boxen stehen zur<br />
13
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Verfügung. Wünschenswert wären allerdings<br />
erhöhte Geländestellen, um Ausschau zu halten<br />
und Verhaltensanreicherung durch entsprechend<br />
präsentiertes Futter (z.B. an Bäumen aufgehängt,<br />
unter Laub/Zweigen versteckt, an einer Schleppangel<br />
oder in erst durch das Tier zu öffnender<br />
„Verpackung“ präsentiert). Durch die Nachbarschaft<br />
zum Serval- und Kaninchengehege werden<br />
die Tiere vermutlich zusätzlich stimuliert. Es stellt<br />
sich allerdings die Frage, ob die sehr hellhörigen,<br />
scheuen Mähnenwölfe nicht durch den ständigen<br />
Vorbeiflug tieffliegender Passagierjets (Flugschneise<br />
des Flughafens Cointrin!) chronisch<br />
gestresst werden. Gemäss Parkleitung seien die<br />
Tiere den Lärm gewöhnt und reagierten nicht<br />
mehr darauf.<br />
Haustier-Gehege<br />
(Kaninchen, Kleinvogel-Voliere)<br />
Gute Gruppenhaltung von Kaninchen in einem<br />
geräumigen, gut eingestreuten Stall mit verschiedenen<br />
Unterschlüpfen und erhöhten Ausguckplätzen.<br />
Frisches Futter und Beschäftigungsmaterial<br />
zum Knabbern stehen ebenfalls zur<br />
Verfügung. Etwas fragwürdig ist die unmittelbare<br />
Nähe des Geheges zu den Mähnenwolf- und<br />
Servalgehegen. Die Kaninchen können die<br />
Raubtiere zwar nicht sehen, aber sicher riechen.<br />
Unklar ist, inwieweit sie sich daran gewöhnen<br />
können resp. durch die Nähe potentieller<br />
Fressfeinde chronischen Stress erleiden.<br />
Wünschenswert wäre zudem, wenn die Tiere<br />
Grabmöglichkeiten und Auslauf im Freien hätten.<br />
Gut ist die Haltung diverser Kleinvögel in einer<br />
geräumigen Voliere im Innern des Verwaltungsgebäudes.<br />
Unter der Dachschräge leben in dieser<br />
gut ausgestatteten, hellen (Dachluke) und<br />
sauberen Voliere u.a. Diamanttäubchen, Gimpel<br />
und exotische Wachtelvögel. Offene Wasserstellen<br />
sowie Nippeltränken stehen zur Verfügung; die<br />
Voliere ist gut eingestreut und verfügt über<br />
verschiedene, in diversen Höhen montierte Kästen<br />
und Unterschlupfmöglichkeiten (am Boden), sowie<br />
über Kletter- und Sitzmöglichkeiten (Äste, Seile,<br />
Plattformen).<br />
Negative Beispiele<br />
Javaner-Affen<br />
Eine nur gerade den Mindestanforderungen<br />
gemäss TSchV genügende Tierhaltung, die m.E.<br />
nicht tiergerecht ist! Ein winziges, enges<br />
Innengehege, bestehend aus drei getrennten<br />
Käfigen, ist mit einem kleinen, aber zumindest gut<br />
strukturierten und in zwei Teilbereiche gegliederten<br />
Aussengehege verbunden. Gemäss Parkleitung<br />
können die Tiere die Luken nach draussen<br />
jederzeit selber öffnen. Derzeit leben nur noch<br />
zwei Männchen hier, die nicht gemeinsam<br />
gehalten werden können, da sie sich sonst<br />
bekämpfen würden. Daher werden sie auch in den<br />
Innenräumen in zwei getrennten Käfigen<br />
gehalten. Diese sind sehr eng und bieten nebst<br />
einer erhöhten Sitzfläche keine weiteren<br />
Strukturen. Die Einzelhaltung dieser sehr sozialen<br />
Affen ist grundsätzlich nicht tiergerecht.<br />
Die Innenausstattung der kleinen Käfige lässt<br />
ebenfalls sehr zu wünschen übrig. Vorgeschrieben<br />
sind für die Haltung von Makaken Kletter- und<br />
Ausweichmöglichkeiten, Abtrenngehege, ein<br />
geheiztes Innengehege (ausser für Berberbaffen),<br />
sowie ausreichend Beschäftigung. Die Innenkäfige<br />
verfügen letztlich „dank“ der Käfigstangen und<br />
ein, zwei fest montierten Sitzflächen über<br />
minimale Klettermöglichkeiten; das Gesamtvolumen<br />
ermöglicht den Tieren aber nicht<br />
annähernd, ihr angeborenes Bewegungs- und<br />
Kletterbedürfnis auszuleben. Die einzige<br />
„Beschäftigung“ in diesen Käfigen stellen ein paar<br />
riesige, am Boden herumliegende Teddybären (!)<br />
und etwas Stroh dar. Es fehlt nebst Fläche, Raum,<br />
Licht, sozialem Gruppenleben und Kletter- und<br />
Rückzugsmöglichkeiten jegliche mentale Herausforderung<br />
wie z.B. ein „Fummelbrett“ oder anderweitig<br />
geschickt versteckte Nahrung.<br />
Das Aussengehege dürfte mit seinen ca. 40 m2<br />
die Mindestanforderungen der TSchV erfüllen und<br />
verfügt auch über einige Kletteräste und<br />
Versteckmöglichkeiten (Bambus), ist jedoch mit<br />
nur etwa 2.5 m Höhe eher niedrig, was die<br />
Klettermöglichkeiten unnötig einschränkt. Wichtig<br />
wäre, dass alle Tiere ein Aussengehege auch im<br />
Winter ständig nutzen können.<br />
14
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Rotfuchs<br />
Die Fläche des Zwingers dürfte gerade die<br />
gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen. In<br />
dem Gehege fehlen Versteck- und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
(z.B. Grabmöglichkeiten, Platz<br />
für kurze Trabrunden oder Klettermöglichkeiten).<br />
Eine Box an der Käfig-Rückseite ist für die<br />
Besucher frontal einsehbar; die Schlafbox des<br />
Tieres mit Plexiglas umschlossen und direkt an<br />
den Besucherweg anschliessend, so dass das Tier<br />
beim Schlafen beobachtet werden kann. In<br />
unmittelbarer Nachbarschaft und praktisch ohne<br />
Sichtschutz befinden sich Waschbären- und<br />
Bengalkatzengehege. Gemäss Auskunft des<br />
Veterinäramtes befindet sich unter dem Gehege<br />
ein Röhrensystem, in das sich der Fuchs<br />
zumindest unterirdisch zurückziehen kann. Eine<br />
Haltung im kleinen Familienverband und in einem<br />
deutlich grösseren, naturnahen Gehege wäre bei<br />
dieser durchaus sozialen Caniden-Art angebracht,<br />
zumal Sozialkontakte als zusätzliche Verhaltensbereicherung<br />
dienen könnten. Gemäss Parkleitung<br />
wird hier nur eine einzelne, schon sehr betagte<br />
Füchsin gehalten, die nicht mehr ausgewildert<br />
werden kann und im Park ihren Lebensabend<br />
verbringt.<br />
Diverse Wildkatzen (Schneeleopard,<br />
Panther, Luchs, Serval, Bengalkatze)<br />
Ebenfalls minimalistisch sind die „Gehege“, in<br />
denen verschiedene Gross- und Kleinkatzen<br />
gehalten werden, wobei die zahlreichen<br />
asiatischen Bengalkatzen offenbar auch der Zucht<br />
von Hauskatzen-Hybriden dienen. Ein gesundheitlich<br />
offenbar angeschlagener Panther (kahle<br />
Stellen im Fell, übergewichtig, Gleichgewichtsstörungen<br />
und stereotypes Verhalten) befindet<br />
sich in einem rudimentär ausgestatteten Gehege<br />
mit zwei erhöhten Liegeflächen und einem<br />
grossen Baumstamm als einziger Klettermöglichkeit.<br />
Das Gehege ist schlichtweg zu klein, um der<br />
Grosskatze auch nur annähernd artgerechte<br />
Haltungsbedingungen zu bieten. Dieselbe Feststellung<br />
trifft auch auf die Haltung des<br />
Schneeleoparden und der Luchse zu.<br />
In aneinander gereihten Gehegen von jeweils ca.<br />
50 m2 Fläche, mit nacktem Erdboden und mit<br />
einigen Kletter-Ästen versehen, werden je 1-2<br />
Bengalkatzen (drei verschiedene Gehege, davon<br />
ein noch kleineres im Erdgeschoss des<br />
Wirtschaftsgebäudes!) sowie 1-2 Servale gehalten.<br />
Die kleinen Holzschuppen, an welche die gut<br />
einsehbaren Plexiglas-Schlafboxen (zumindest gut<br />
eingestreut) angebaut sind, und die evtl. auch als<br />
Ausguckmöglichkeit dienen (Dach), dürften die<br />
vorgeschriebenen 20 m2 für den Innenraum<br />
knapp erfüllen und können, da seitlich offen,<br />
kaum als eigentlicher Innenraum für diese<br />
Katzenarten aus gemässigten bis (sub-)tropischen<br />
Breiten betrachtet werden. (Ein Innenraum ist<br />
jedoch nur bei den nicht winterharten Unterarten<br />
dieser Katzen erforderlich; Servale und<br />
Bengalkatzen kommen allerdings auch in<br />
grösseren Höhen (Serval) resp. nördlichen Breiten<br />
(Bengalkatze) vor und dürften auf einen geheizten<br />
Innenraum nicht angewiesen sein).<br />
Bei einer der Bengalkatzen konnte – zumindest<br />
während des Beobachtungszeitraumes – ein<br />
15
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
stereotyp anmutendes Verhalten beobachtet<br />
werden (ständiges Auf- und Ablaufen entlang<br />
dem hinteren Zaun). Ob dieses Verhalten<br />
allerdings von Dauer ist, kann aufgrund eines<br />
einzigen Besuchs nicht beurteilt werden.<br />
Es fehlen offenbar die gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Abtrenngehege, Ausweich- und Versteckmöglichkeiten,<br />
wirklich geeignete erhöhte<br />
Liegeplätze, sowie ein Futterangebot, durch<br />
welches das Tier „Arbeit“ verrichten muss, um an<br />
das Futter zu gelangen. (Das Futter wurde am<br />
Besuchstag auf dem Erdboden liegend präsentiert<br />
und bestand aus einzelnen Hühnerschenkeln und<br />
kleinen, mundgerecht zugeschnittenen Fleischhappen).<br />
Diverse Volieren (Nymphensittich,<br />
Türkentaube, Unzertrennliche)<br />
Unter dem Dach des Wirtschaftsgebäudes werden<br />
zahlreiche Vögel, aber auch Weissbüscheläffchen<br />
in kleinen Volieren gehalten. Einige der Vogelkäfige<br />
sind alles andere als tiergerecht, so finden<br />
sich hier Käfige mit winziger Grundfläche und<br />
knapp einem Meter Höhe, in welchen bis zu sechs<br />
Türkentauben gehalten werden. Ebenfalls waren<br />
veraltete (aber leider immer noch gesetzeskonforme)<br />
Vogelkäfige anzutreffen, in denen ein<br />
einzelner Nymphensittich resp. ein Paar<br />
„Unzertrennliche“ ihr beengtes Leben fristen. Da<br />
der Park dauernd Tiere aufnimmt, aber teilweise<br />
auch weiter vermitteln kann, dürften diese<br />
Haltungsbedingungen allerdings für die<br />
wenigsten der Vögel permanent sein.<br />
16
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Aletsch, Fiesch (VS)<br />
Bei diesem kleinen Tierpark handelt es sich um ein Ausflugsziel für Einheimische und Touristen<br />
der Region Fiesch. In den Gehegen werden vor allem kleinere Nutz- und Heimtiere gehalten (u.a.<br />
Meerschweinchen, Kaninchen, Zwergziegen, Minipigs und Hühner). Der Tierpark hat ausserdem<br />
eine grosse und gut strukturierte Anlage für Steinböcke und ein Murmeltier-Gehege. Die<br />
Zwergziegen und Schweine werden gut gehalten. Die Ziegen haben am steinigen Hang einige<br />
Klettermöglichkeiten und können sich vor Besuchern des Streichelzoos in ein Abtrenngehege<br />
zurückziehen. Die drei Minipigs können einen gut eingestreuten Stall und einen genügend<br />
grossen Auslauf mit Suhle und Grabmöglichkeiten nutzen. Die Meerschweinchen leben in einem<br />
grossen Stall, aber ohne Auslauf ins Freie, da das überwucherte Aussengehege wegen<br />
Marderangriffen nicht mehr genutzt werden kann. Es müsste gesichert werden, wozu aber<br />
momentan das Geld fehlt. Der Innenraum ist aber gut eingerichtet mit Einstreu, verschiedenen<br />
Rückzugsmöglichkeiten und Kletterstrukturen bzw. verschiedenen Ebenen. Auch die Kaninchen<br />
und Appenzeller Barthühner werden in Ställen gehalten. Die Kaninchen können im sandigen<br />
Boden graben und Bauten anlegen, womit ein wichtiges Bedürfnis der Tiere erfüllt wird. Die<br />
Voliere der Barthühner ist relativ klein, aber gut eingestreut und verfügt über Rückzugs- und<br />
Aufbaummöglichkeiten.<br />
Das Gehege der Murmeltiere ist etwa 150 m 2 gross und erfüllt damit die Mindestvorschriften der<br />
<strong>Tierschutz</strong>verordnung für sechs Murmeltiere (im Gehege werden sechs bis sieben erwachsene<br />
Tiere gehalten). Das von Mauern eingefasste Gehege ist mit relativ dichtem Gebüsch bestanden,<br />
welches den Tieren Schutz gibt vor den Blicken der Besucher, die von einer Aussichtplattform auf<br />
das Gehege hinunter schauen können. Ausserdem können die Tiere im Boden graben. Das<br />
Gehege ist offenbar nicht ausbruchsicher; davon zeugen die Grabspuren, welche die Murmeltiere<br />
im ganzen Parkgelände hinterlassen haben.<br />
Die Gehege verfügen über keine Beschriftung / Informationen zu den gehaltenen Tieren. Dies soll<br />
gemäss Parkleitung demnächst geändert werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock<br />
Ein Beispiel guter Tierhaltung ist in diesem<br />
Tierpark das Steinbockgehege, welches einen<br />
Grossteil der Parkfläche am Hang einnimmt. Das<br />
ungefähr 2000 m 2 umfassende Gelände ist<br />
unterteilt in drei Teilgehege, welche miteinander<br />
verbunden sind. In zwei Teilgehegen befinden sich<br />
Bäume, und der Hang ist mit zahlreichen natürlich<br />
vorhandenen Felsen durchsetzt und bietet dem<br />
Steinbockrudel somit ausgiebig Platz und<br />
Möglichkeit zum Klettern.<br />
17
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Im dritten Teilgehege machen die Felsbrocken<br />
Platz für eine Wiese, welche die Tiere zum Weiden<br />
nutzen können. In dem Gehege leben sechs Tiere;<br />
wovon eines ein ausgewachsener und eines ein<br />
halbwüchsiger Bock ist. Die Böcke werden auch<br />
während des Sommers mit den Geissen gehalten,<br />
was eigentlich nicht dem natürlichen Verhalten<br />
entspricht, aber gemäss Parkleitung unproblematisch<br />
sei. So könnten alle Tiere das gesamte<br />
Gehege während des ganzen Jahres nutzen.<br />
Anmerkungen<br />
Auch das Gehege der Steinböcke ist offenbar<br />
nicht völlig ausbruchsicher. Eine der Steingeissen<br />
verlässt das Gehege regelmässig und<br />
verbringt den Sommer teilweise in Freiheit,<br />
kehrt aber gelegentlich zu der Herde zurück.<br />
Überschüssiger Nachwuchs der Murmeltiere<br />
und Steinböcke wird bisweilen ausgewildert. Bei<br />
den Murmeltieren dürfte dies nicht ganz unproblematisch<br />
sein, da die Überlebenschancen<br />
von Einzeltieren ohne Familiengruppe und<br />
eigene Bauten gering sind und Fremde von bestehenden<br />
Kolonien selten geduldet, geschweige<br />
denn integriert werden! Anders sieht<br />
die Situation bei den Steinböcken aus. Die Tiere<br />
gehören genetisch zur Gründerpopulation der<br />
Alpenkolonien und dürfen – Zustimmung der<br />
Jagdverwaltung vorausgesetzt – zur Aufstockung<br />
und genetischen Bereicherung von<br />
Lokal-populationen eingesetzt werden. Ihre<br />
Überlebenschancen sind offenbar gut, wie das<br />
Beispiel der in Halbfreiheit lebenden Steingeiss<br />
des Parks zeigt, die auch gegenüber Menschen<br />
natürliche Scheu zeigt.<br />
18
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo la Garenne, Le Vaud<br />
www.lagarenne.ch<br />
Von grosser Wichtigkeit und sehr erfreulich sind die Informationen, welche beim Eingang auf<br />
die zukünftige Ausrichtung des Zoos hinweisen: Vergrösserung der Gehege; Fortpflanzung nur<br />
mit Arten, die in Aussiedlungsprogramme integriert sind; keine Haltung von Tieren, denen<br />
keine adäquaten Bedingungen geboten werden können. Zusätzlich befindet sich in diesem Zoo<br />
eine Auffangstation für verletzte und verwaiste Wildtiere, die nach erfolgreicher Pflege wieder<br />
in die Freiheit entlassen werden .<br />
Die aktuellen Gehege sind hingegen grösstenteils mangelhaft. Man erkennt, dass die Gehege<br />
aus einer Zeit stammen, als Tiere in Zoos noch „ausgestellt“ wurden. Auffallend ist, dass<br />
vielerorts geeignete Rückzugsgebiete fehlen, in die sich die Tiere vor den Blicken der Menschen<br />
und Artgenossen zurückziehen können. Oft sind sogar die Unterschlüpfe, Häuschen oder Boxen<br />
von vorne direkt einsehbar .<br />
Positive Beispiele<br />
Igel<br />
Ein grosszügiges und gut strukturiertes Gehege,<br />
für welches zwei ehemalige Gehege zusammengelegt<br />
wurden. Reichliche Unterschlüpfe und<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten sind vorhanden.<br />
Die Igel können sich auch vor Menschen zurückziehen.<br />
Grosse Geiervoliere<br />
Anlage. Eine wirklich artgerechte Volierenhaltung<br />
so grosser Greifvögel ist grundsätzlich nicht<br />
möglich, da artgemässes Segelfliegen unmöglich<br />
ist. Im Übrigen ermöglicht die langgestreckte<br />
Anlage mit zwei Ebenen und mehreren Hochsitzen<br />
(Äste, Felsen, Nischen) aber zumindest<br />
kurze Flüge und bietet den Tieren viel Raum für<br />
Bewegung zu Fuss und zum Herumklettern – was<br />
vom jungen Bartgeier auch ausgiebig genutzt<br />
wurde. Die Anlage ist zudem ausreichend tief,<br />
um genug Distanz zum Besucher einzunehmen.<br />
Etwas mehr versteckte Nischen wären aber<br />
wünschenswert.<br />
Vogelvoliere (Kleinvögel)<br />
Während die alte Bartgeier-Voliere von der<br />
Grösse her sehr zu wünschen übrig lässt, ist die<br />
Gemeinschaftsvoliere für Gänsegeier, Mönchsgeier<br />
und Bartgeier gut gelungen. 3 Gänse-, 1<br />
Mönchs- und 1 junger Bartgeier teilen sich die<br />
etwa 20 m lange, 8 m breite und 3-4 m hohe<br />
19
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Verschiedene kleine Vögel (exotische Arten wie<br />
Wellensittiche, andere Sittiche etc.) werden in<br />
einer grosszügigen, unterteilten Voliere gehalten.<br />
Es sind zahlreiche Sitzmöglichkeiten, geeignetes<br />
Bodensubstrat, Futter- und Wasserstellen vorhanden.<br />
Die Vögel können zudem eine grosse<br />
Aussenvoliere nutzen.<br />
Negative Beispiele<br />
Steinmarder<br />
Auch dieses Gehege von knapper Grösse ist viel<br />
zu „offen“ gestaltet und bietet dem Fuchs zu<br />
wenig Strukturen. Asthaufen, Steinhaufen,<br />
Höhlen, Holzbeigen etc. würden den Lebensraum<br />
gestalten und die Tiere durch Erkunden,<br />
Futtersuche etc. beschäftigen. Der Fuchs hat in<br />
dieser Anlage zudem überhaupt keine Rückzugsmöglichkeit,<br />
sogar seine Schlafbox ist durch<br />
eine Scheibe für die Besucher einsehbar.<br />
Waschbär<br />
Ungenügende, veraltete und zu kleine Anlage, die<br />
vollständig betoniert ist. Es fehlen natürlicher<br />
Untergrund, genügend Klettermöglichkeiten,<br />
Ruhemöglichkeiten auf Bäumen (Waschbären<br />
ruhen oft und gerne auf Bäumen) sowie<br />
Rückzugsorte.<br />
Das Gehege ist mit rund 24m 2 Fläche und nur 2m<br />
Höhe schlichtweg zu klein für diesen sehr<br />
bewegungsaktiven Marder. Es wirkt ausserdem<br />
sehr öde und ist einbetoniert. Die wenigen,<br />
dürren Kletteräste fordern den Marder überhaupt<br />
nicht. Es fehlen Versteck- und Klettermöglichkeiten,<br />
und die Anlage dürfte höher und mit<br />
mehr Vegetation naturnäher ausgestattet sein.<br />
Rotfuchs<br />
Diverse Eulen (bei Zoo-Eingang)<br />
Kleine Volieren mit meist guten Strukturen, alle<br />
aber zu klein. In solchen Anlagen können die<br />
Vögel nur ungenügend fliegen. Diese alten<br />
Volieren müssten dringend zusammengelegt und<br />
weniger Tiere gehalten werden.<br />
20
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Luchs<br />
Das Luchsgehege ist zwar mit Versteck- und<br />
Klettermöglichkeiten reich strukturiert, doch es ist<br />
für die Katze viel zu klein. Das Tier kann sich hier<br />
nicht artgemäss über Distanz fortbewegen und<br />
verschiedene topographische Geländeeinheiten<br />
je nach Bedarf als Versteck, Ausguck oder Freilauf<br />
nutzen. Sein Bewegungsradius ist eingeschränkt<br />
auf einen schattigen Käfig und Stall von etwa<br />
80 m 2 Grundfläche, was für einen Luchs einfach<br />
zu wenig ist.<br />
21
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Les Marécottes (VS)<br />
www.zoo-alpin.ch<br />
Der Alpenzoo von Les Marécottes liegt auf rund 1100 m.ü.M. in einer wilden Landschaft aus<br />
Felsen, Wasser, Tannen- und Lärchenwäldern. Das Urteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich<br />
positiv aus. Der Zoo zeigt grösstenteils einheimische Arten der Alpen. Die meisten Gehege<br />
fallen durch ihre Grösse und naturnahe Gestaltung positiv auf. Die Bärenhaltung sucht<br />
Ihresgleichen; auch das Wolfs- und die meisten Rotwildgehege haben Modellcharakter.<br />
Erwähnenswert ist auch das Informationskonzept des Zoos: Zu sämtlichen Tierarten werden<br />
ausführliche Informationen zu Lebensweise, Verbreitung und Gefährdung vermittelt.<br />
Einzelne veraltete Gehege fallen negativ auf. So ist die Eulenhaltung in viel zu kleinen Volieren<br />
nicht mehr zeitgemäss, und bei einzelnen Arten – Biber, Wildkatze, Rotfuchs, Waschbär – fehlt<br />
es an Platz und/oder Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Positive Beispiele<br />
Baribal (Amerikanischer Schwarzbär)<br />
grosszügig dimensionierte und daher vorbildliche<br />
Bärenhaltung.<br />
Wolf<br />
In dem riesigen Gehege leben vier Schwarzbären<br />
in einer natürlichen Fels- und Waldlandschaft.<br />
Über zehn Meter hohe Granitfelsen und<br />
umgestürzte Baumstämme sowie zusätzlich<br />
künstlich angelegte Gerüste ermöglichen den<br />
geschickten Tieren ausgiebiges Klettern. Natürliche<br />
und künstlich angelegte Steinhöhlen bieten<br />
Witterungsschutz und Ruhemöglichkeiten. Ein<br />
Weiher ermöglicht es den Bären, ausgiebig zu<br />
baden und zu schwimmen. Die Bären können<br />
dank der natürlichen Topographie mehrere<br />
Ebenen, Winkel und Flächen im Gehege nutzen<br />
und sich bei Bedarf in die Felsen oder den Wald<br />
zurückziehen. Aufgrund der Grösse und Muldenlage<br />
des Geheges ist für ausreichend Abstand<br />
zum Publikum gesorgt. Eine sehr naturnahe,<br />
In einem weitläufigen, aus mehreren Ebenen<br />
bestehenden Waldgehege steht den Wölfen ein<br />
natürlicher Lebensraum zur Verfügung. Hohe<br />
Bäume, Felskuppen, Gebüsch, Bauten und Höhlen<br />
strukturieren die Anlage, so dass die Tiere sich<br />
sowohl verstecken wie auch beschäftigen können.<br />
Die Felsen werden gerne als Aussichtspunkte<br />
genutzt, und die Tiere bewegen sich offenbar<br />
gerne (und nicht stereotyp!) in der Anlage,<br />
klettern und springen in den Felsen oder dösen<br />
im Wald oder hohen Gras. Das Gehege ist von<br />
zwei Seiten einsehbar; die Tiere können sich bei<br />
Bedarf gut zurückziehen.<br />
22
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Steinbock<br />
Ein riesiges, vorbildliches Steinbockgehege mit<br />
hohen, steilen Naturfelsen, Steilhängen, Bäumen<br />
und zusätzlichen Totholzstrukturen zum Klettern<br />
und Balancieren. Es sind zwar naturgemäss – wie<br />
in den alpinen Hochlagen – wenige Rückzugsmöglichkeiten<br />
vorhanden, doch können sich die<br />
Tiere aufgrund der Gehegegrösse aussuchen, ob<br />
sie die Nähe des Publikums oder lieber die Ruhe<br />
der Felsen bevorzugen. Da die Tiere leider mit<br />
(zooeigenem) Futter gefüttert werden, sind sie<br />
sehr zahm und halten sich meistens wie Ziegen in<br />
einem Streichelzoo beim Gitter und dem Publikum<br />
auf.<br />
Ähnlich gut, wenn auch deutlich kleiner, sind die<br />
Gehege der Gämsen, Bezoarziegen und Mufflons.<br />
Luchs<br />
Ein grosses Gehege mit steilen Felsen, Bäumen<br />
und einem „Hochsitz“ mit Liegeplattform, auf den<br />
die beiden grossen europäischen Luchse nur<br />
durch einen Sprung von der Felswand gelangen.<br />
Die erhöhte Liegeplattform wird offensichtlich<br />
gerne genutzt und ermöglicht es den Tieren, in<br />
die benachbarten Gehege zum Rotwild zu<br />
spähen. Etwas mehr Rückzugsmöglichkeiten<br />
(Asthaufen, Baumstämme) am Boden zwischen<br />
den moosigen Felsen wären wünschenswert, und<br />
es wäre gut, wenn die Tiere die Bäume im<br />
zentralen Bereich des Geheges zum Klettern<br />
nutzen könnten. Dies wird ihnen zurzeit mittels<br />
Plastikfolien um die Stämme verwehrt – was aus<br />
Sicherheitsgründen entlang des Gitters nachvollziehbar,<br />
aber im Innern des Geheges kaum<br />
notwendig ist.<br />
Negative Beispiele<br />
Eulen-Volieren<br />
Die kleinen, dunklen und frontal einsehbaren<br />
Volieren der Schneeeulen und Uhus sind<br />
schlichtweg nicht mehr zeitgemäss. Die Volieren<br />
sind viel zu beengt (max. 1.8 m hoch), dunkel,<br />
und es fehlen geeignete Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Selbst die Schlafboxen sind von vorne direkt<br />
einsehbar. Die Vögel können in diesen Käfigen<br />
weder richtig fliegen, noch sich Wind und Wetter<br />
aussetzen, was eigentlich Sinn und Zweck eines<br />
Aussengeheges wäre. Zudem fehlen dringend<br />
notwendige Sandbäder und Wasserstellen. Diese<br />
Anlagen sollten unbedingt aufgehoben oder<br />
deutlich erweitert werden. Evtl. wäre auf der<br />
Gesamtfläche der drei Volieren (eine davon leer<br />
stehend!) und bei Verzicht auf die Haltung der<br />
(nicht einheimischen!) Schneeeule eine artgerechte<br />
Uhu-Haltung möglich. Dazu müssten die<br />
Volieren aber höher, tiefer, natürlicher strukturiert<br />
und u.a. mit geeigneten Rückzugsmöglichkeiten<br />
ausgestattet werden.<br />
Diverse Rotwildgehege<br />
Die Gehege von Sikahirsch, Rothirsch und Reh<br />
sind grossflächig, verwinkelt, mit Felsen, Wald,<br />
Dickicht und natürlichen Suhlen reich strukturiert<br />
und ermöglichen es den Tieren, sich vor dem<br />
Publikum oder widrigem Wetter in den Schutz<br />
des Waldes oder der Felsen zurückzuziehen. Die<br />
Anlagen bilden alle den auch natürlich vorhandenen<br />
Lebensraum des Rotwildes ab.<br />
23
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Biber<br />
Wildkatze<br />
Das Gehege der Wildkatzen ist von der Grösse<br />
her eher bescheiden. Zwar können die Katzen<br />
einen Stall sowie ein neues Klettergerüst mit<br />
erhöhter Aussichts- und Ruheplattform nutzen,<br />
doch ist das Gehege von allen Seiten einsehbar<br />
und offen. Es fehlen Bäume und Büsche zum<br />
Klettern, Ruhen und Verstecken oder auch nur<br />
hohes Gras als Sichtschutz. Die scheuen Tiere sind<br />
momentan viel zu ausgestellt.<br />
Das Hochgebirge ist für Biber grundsätzlich ein<br />
ungeeigneter Lebensraum, daher ist auch die<br />
Präsentation der Tiere in einem Alpenzoo eher<br />
fragwürdig. Das Gehege für die grossen Biber ist<br />
viel zu klein; zu 2/3 nimmt ein eher seichtes<br />
Wasserbecken die Gesamtfläche ein, der Rest ist<br />
steiler, nackter Felsen. Als „Biberburg“ dient ein<br />
Betonverschlag; frische Vegetation zum Nagen<br />
und als Versteck fehlt fast vollständig, von einem<br />
einzelnen, kümmerlichen Strauch abgesehen. Für<br />
eine artgerechte Haltung wäre mehr Platz<br />
vonnöten, tieferes Wasser, Gebüsch, eine<br />
Uferlandschaft mit Totholzhaufen und Bäumen.<br />
Auf die steilen Felsen könnte dagegen gänzlich<br />
verzichtet werden.<br />
24
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo de Servion<br />
www.zoo-servion.ch<br />
Das Gesamturteil zu diesem Zoo fällt grundsätzlich positiv aus. Der Zoo fällt durch ein grosses<br />
Engagement der Besitzer auf, zeigt aber auch die Grenzen, die einem relativ kleinen Zoo wie<br />
Servion gesetzt sind (Finanzen, Platz). Die Besitzer sind bemüht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
die Gehege Schritt für Schritt zu erneuern und zu verbessern. Es ist Ihnen bewusst, dass in Servion<br />
bei einigen Gehegen Handlungsbedarf besteht. Unterdessen wurden mehrere Gehege deutlich<br />
verbessert und tiergerechter strukturiert. Die neuen Gehege sind grosszügig dimensioniert, und<br />
zwischen den Gehegen und Besucherwegen befinden sich teilweise grössere Grünzonen, die den<br />
Tieren zusätzliche Ruhe geben und auch Platz für die Entwicklung der einheimischen Fauna<br />
(Vögel, Reptilien, Amphibien) und von Waldbiotopen ermöglichen. Die Schautafeln an den<br />
meisten Gehegen geben ausführlich Auskunft über die Tierart und ökologische Zusammenhänge,<br />
sowie zu Artenschutz-Themen. Verschiedene Tierarten (u.a. Schneeleopard, Luchs, Bär, Tiger)<br />
werden mit verhaltensbereichernden Massnahmen gefordert.<br />
Erfreulich ist insbesondere die Erweiterung des Bärengrabens durch eine (nochmals vergrösserte)<br />
Aussenanlage und die Errichtung eines neuen Luchsgeheges. Weitere Gehegeneubauten sind<br />
u.a. geplant für Rentiere, Tiger, Löwen, Waschbären, Wildschweine, Mufflons und Fasane. Die<br />
Verhandlungen mit der Gemeinde (Nutzung von Wald) sind im Gang.<br />
In direkter Nachbarschaft zum Zoo befindet sich das „Tropiquarium de Servion“. Dieses entstand<br />
ursprünglich aus dem Zoo Servion heraus, wird heute aber als eigene Institution geführt. Das<br />
Tropiquarium wird im kommenden Jahr im <strong>Zoobericht</strong> vorgestellt werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Polarwolf<br />
Bison<br />
Eine grosszügige, einfache Haltung, wie sie für<br />
diese sehr robusten Tiere ausreicht. An die Weide<br />
sind befestigte Ausläufe, Unterstände und<br />
Futterstellen angegliedert.<br />
Diverse kleine Affen<br />
Der Zoo hält neun verschiedene, kleine Affenarten,<br />
alle mit strukturierten und geräumigen<br />
Innengehegen und frei zugänglichen Aussenvolieren.<br />
Die Aussenvolieren sind grosszügig<br />
gestaltet und die dritte Dimension ist mit<br />
zahlreichen Klettermöglichkeiten gut genutzt. Die<br />
Bodensubstrate sind den Bedürfnissen der Tiere<br />
angepasst, Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten<br />
gibt es zahlreiche.<br />
Die drei Polarwölfe leben in einer 1400 m2<br />
grossen Aussenanlage, die sich zum Teil im Wald<br />
befindet, mit offenen Flächen und durchflossen<br />
von einem kleinen Bach. Die von Natur aus<br />
scheuen Tiere haben gute Möglichkeiten, zu den<br />
25
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Menschen genügend Distanz einzunehmen. Als<br />
Rückzugsort und Schlafplatz stehen ein<br />
Unterstand und eine Höhle zur Verfügung.<br />
Schneeleopard<br />
Im Oktober 2010 wurde das neue Gehege für die<br />
Schneeleoparden eingeweiht. Die Tiere können<br />
sich nun auf einem waldigen, von einem Bächlein<br />
durchflossenen Gebiet von rund 1800 m2 Fläche<br />
bewegen. Zudem steht ihnen in der Mitte des<br />
Geheges ein grosser Kletterfelsen zur Verfügung,<br />
wo sie sowohl erhöhte Liegeplätze nutzen als<br />
auch sich in schattige, windgeschützte Nischen<br />
zurückziehen können. Eine artgerechte Haltung<br />
dieser bedrohten Katzenart.<br />
Der alte Bärengraben wurde in zwei Etappen<br />
deutlich erweitert, so dass die jetzige Bärenhaltung<br />
als tiergerecht bezeichnet werden kann.<br />
Im ältesten Gehegeteil (Bärengraben, Untergrund<br />
Stein) befinden sich Klettergerüste und<br />
Stallungen. Dieser Bereich wird von den Tieren<br />
weiterhin gerne genutzt. Zusätzlich haben sie aber<br />
nun die Möglichkeit, in einem grösseren<br />
Wasserbecken zu baden und auf einer grosszügigen<br />
Wiesenfläche mit Kletterfelsen zu grasen,<br />
zu klettern oder zu ruhen.<br />
Der neue Gehegeteil enthält zusätzlich ein kleines<br />
Fliessgewässer und ist räumlich so vom alten<br />
Gehege abgetrennt, dass sich die Tiere bei Bedarf<br />
sowohl voreinander, als auch vor dem Publikum<br />
zurückziehen können.<br />
Luchs<br />
Die beiden jungen Luchse können ein relativ<br />
grossflächiges, waldiges Gehege nutzen. Zwar<br />
können sie aus Sicherheitsgründen nicht auf die<br />
Bäume klettern, aber dafür stehen am mitten im<br />
Gehege gelegenen Stall ein Klettergerüst und<br />
hochgelegene, sichtgeschützte Liegeplätze zur<br />
Verfügung. Zusätzlich ermöglicht ein kleiner<br />
Hügel das Ausschau-Halten und Sonnenbaden<br />
und gibt zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten. Der<br />
Waldlebensraum mit ausreichend Unterwuchs<br />
entspricht dem natürlichen Lebensraum dieser<br />
unserer grössten einheimischen Wildkatze.<br />
Syrischer Braunbär<br />
Kaninchen und Meerschweinchen,<br />
Zwergziegen<br />
Diese Haustiere werden vorbildlich gehalten. Den<br />
Zwergziegen steht eine grössere Weide mit<br />
Kletterfelsen, Stall und erhöhten Liegeplätzen zur<br />
Verfügung. Die Kaninchen und Meerschweinchen<br />
26
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
können grosszügige, dick eingestreute Ausläufe<br />
mit Unterschlüpfen, Kletter- und Ausguckmöglichkeiten,<br />
sowie verschiedenstem Beschäftigungsmaterial<br />
(Rüben, Zweige, hartes Brot, Holz,<br />
Stroh) nutzen. Wünschenswert wäre höchstens<br />
noch eine Auslauf-Möglichkeit im Freien, sowie<br />
Grabmöglichkeiten für die Kaninchen.<br />
Negative Beispiele<br />
Handlungsbedarf besteht in diesem Zoo in erster<br />
Linie bei den alten, z.T. 30-jährigen Gehegen:<br />
Fasanen-Volieren, Waschbär, Marderhund, Eisfuchs.<br />
Dieser Zooteil ist überaltert, die Gehege<br />
zum Teil zu klein.<br />
kleinen Wasserbassin bei den Tigern – leer und<br />
wenig attraktiv für das Bewegungs- und<br />
Erkundungsbedürfnis der Tiere. Auch hier ist<br />
mittelfristig eine Verbesserung geplant – mit der<br />
Erweiterung des Zoogeländes sollen die Gehege<br />
dieser Raubkatzen in der Fläche mehr als<br />
verdoppelt werden und künftig Waldanteile und<br />
eine interessantere Topographie aufweisen. Wann<br />
genau diese Planung realisiert werden kann, ist<br />
aber noch unklar.<br />
Anmerkungen<br />
Dies ist den Verantwortlichen des Zoos voll und<br />
ganz bewusst und sie werden diese Gehege<br />
verbessern, sobald sie die Möglichkeiten dazu<br />
haben. Wichtig wäre dabei die Überlegung, ob<br />
nicht auf die eine oder andere Tierart verzichtet<br />
werden soll, damit mehr Platz für die anderen<br />
Tierarten zur Verfügung steht.<br />
Tiger und Löwen<br />
Die Haltung der Tiger und der Löwen dürfte in<br />
Bezug auf Grösse und Gehegestrukturierung<br />
grösser und reicher gestaltet sein. Die derzeitigen<br />
Aussenanlagen wirken – abgesehen von ein paar<br />
Baumstämmen, einem kleinen Felsen und einem<br />
Die verschiedenen, im Zoo Servion geplanten<br />
Bauprojekte werden – sofern sie realisiert werden<br />
können – die Fläche des Zoos um fast 30% um<br />
weitläufige Waldflächen vergrössern und diverse<br />
Vergrösserungen und Verbesserungen an verschiedenen<br />
Tiergehegen (u,a, Grosskatzen, Rentiere,<br />
Fasanen, Marderhund, Polarfuchs, Wildschwein)<br />
ermöglichen. Die Zielsetzung dieses<br />
ehrgeizigen Projekts ist ganz klar, die Lebensqualität<br />
der Tiere zu verbessern, sowie auch ein<br />
verstärktes Engagement in Umweltbildung<br />
(Lehrpfad) und Arterhaltung. Dieser Zoo befindet<br />
sich in Sachen artgerechter Tierhaltung auf gutem<br />
Weg.<br />
27
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Alpenvogelpark Grindelwald (BE)<br />
www.alpenvogelpark.ch<br />
Der Alpenvogelpark auf dem Ischboden bei Grindelwald ist in erster Linie eine Auffangstation für<br />
kranke und verletzte einheimische Wildvögel, die nicht mehr in die Freiheit entlassen werden<br />
können. Es stehen 15 Volieren bereit, in denen unterschiedlich viele Tiere gehalten werden. Zum<br />
Zeitpunkt des Besuchs waren mehrere Uhus, Schneeeulen, Waldkäuze, Kolkraben, ein Habicht und<br />
ein Rotmilan zu sehen. Gemäss Beschreibung auf der Homepage werden hin und wieder aber<br />
auch Rauhfusshühner (Auerhuhn, Birkhuhn) gehalten, jedoch werden derzeit keine neuen Tiere<br />
aufgenommen. Der Alpenvogelpark wird vom Ornithologischen Verein Grindelwald unterhalten,<br />
und die Gehege und Vögel machen einen gepflegten Eindruck. Jedoch sind die meisten Volieren<br />
sehr klein und können den Vögeln nicht annähernd das natürliche Bewegungsbedürfnis im Flug<br />
erfüllen. Dies ist jedoch ein grundlegendes Problem jeglicher Volierenhaltung von Greifvögeln<br />
und Eulen. Die Gehege können grundsätzlich nur die Ansprüche ruhender Vögel erfüllen. Bei<br />
Vögeln, die aus der freien Wildbahn kommen, dürfte dies problematisch sein. So zeigte denn<br />
auch einer der Uhus eine stereotype Verhaltensweise und setzte auf einem Ast immer wieder zum<br />
Flug gegen das Volierendach an, ohne jedoch abheben zu können.<br />
Positiv zu erwähnen sind die guten und informativen Informationstafeln an den Volieren und die<br />
Tatsache, dass mit Ausnahme der Schneeeulen alles einheimische und an die natürliche<br />
Umgebung angepasste Arten gehalten werden. Zudem verfügen sämtliche Volieren über<br />
genügend Rückzugs- und Aufbaummöglichkeiten, sowie über Sand- und Wasserbäder.<br />
Positive Beispiele<br />
Uhu, Rotmilan<br />
Für die Uhus stehen zwei grössere Volieren zur<br />
Verfügung, in denen jeweils 3-4 Tiere gehalten<br />
werden. Die Volieren sind mit verschiedenen<br />
Baumstämmen, Sitzästen, Boxen und kleinen<br />
Tannenbäumen als Sichtschutz ausgestattet und<br />
verfügen über sandigen Boden, der ein Sandbad<br />
ermöglicht, sowie über Wasserbecken. Die<br />
Volieren sind relativ hoch und ermöglichen es den<br />
Vögeln, höher gelegene Aussichtsposten<br />
einzunehmen. Da die Volieren nur von einer Seite<br />
einsehbar und am Dach teilweise überdeckt sind,<br />
haben die Vögel auch genügend Rückzugsmöglichkeiten.<br />
28
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Die Voliere des Rotmilans ist mit rund 6 m Höhe<br />
und einer Grundfläche von ca. 30 m 2 die grösste<br />
Voliere im Alpenvogelzoo. Die darin befindlichen<br />
Baumstämme und Bäumchen reichen bis zum<br />
Dach, so dass der Greifvogel hoch über den<br />
Köpfen der Besucher sitzen und das Gebiet im<br />
Auge behalten kann. Sandbäder, Boxen, Sitzbretter<br />
und ein Wasserbad vervollständigen die<br />
Einrichtung des Geheges, womit den Ansprüchen<br />
des Vogels – bis auf richtige Flugmöglichkeiten –<br />
Genüge getan wird.<br />
29
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
BärenPark Bern<br />
www.baerenpark-bern.ch<br />
Mit dem neuen Bärenpark in Bern gehört die unwürdige Haltung der Berner Bären im<br />
Bärengraben seit 2009 der Vergangenheit an. Den Syrischen Braunbären steht eine<br />
grosszügige Anlage am Hang der Aare zur Verfügung, die mit dem alten Bärengraben mittels<br />
eines unterirdischen Durchgangs verbunden ist. Der kleinere Graben wurde als Tiergehege<br />
aufgehoben und kann von den Besuchern besichtigt werden.<br />
Erfreulich ist, dass das aktive Füttern der Bären<br />
aufgegeben wurde. Ein wichtiger Schritt weg von<br />
„abhängigen Bettelbären“ hin zu „wilden Bären“,<br />
die ihr Futter selber suchen und dafür etwas<br />
leisten müssen. Aus Sicht der artgemässen<br />
Tierhaltung ein zentrales Anliegen, um den Tieren<br />
genügend Beschäftigung zu bieten. Positiv zu<br />
erwähnen ist auch der Umstand, dass das<br />
Bärenmännchen „Finn“ sterilisiert wurde und im<br />
Bärenpark künftig auf Nachwuchs verzichtet wird.<br />
Denn es gibt längst viel zu viele Braunbären in<br />
Zoos und Tierparks, so dass Jungtiere kaum mehr<br />
vermittelt werden können.<br />
Das Bärenmännchen „Finn“, seine Partnerin<br />
„Björk“ und deren Tochter, „Ursina“ können die<br />
ganze Anlage ganzjährig während 24 Stunden am<br />
Tag nutzen. Ihnen stehen ein grosses<br />
Schwimmbecken, Winterhöhlen, Kratzbäume,<br />
Kletterbäume, Sträucher und verschiedenste<br />
Bereiche und Ebenen zur Verfügung. Die Anlage<br />
ist aktuell noch etwas leer, weitere Strukturen wie<br />
Wurzelstöcke, Asthaufen etc. sind geplant und<br />
werden noch eingebracht. Dank der Grösse der<br />
Anlage können die Bären bei Bedarf genügend<br />
Abstand zu den Besuchern einnehmen und sich<br />
so zurückziehen.<br />
Mit dem Bärenpark Bern wurde an diesem<br />
schwierigen Ort, welcher als gegeben vorausgesetzt<br />
war, das Beste erreicht. Auch die<br />
Hauptstadt der Schweiz mit zahlreichen Gästen<br />
aus dem In- und Ausland kann nun mit gutem<br />
Gewissen behaupten, dass sie anstelle des<br />
Bärengrabens über eine tiergerechte Anlage verfügt.<br />
30
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Freilichtmuseum Ballenberg<br />
www.ballenberg.ch<br />
Im Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienzwiler (BE) werden nebst über 100 jahrhundertealten<br />
Gebäuden aus allen Landesteilen der Schweiz 250 verschiedene Bauernhoftiere vor allem<br />
bedrohter einheimischer Rassen gezeigt. Dazu gehören bspw. die Pfauenziege, das<br />
Schwarznasenschaf, Rhätisches Grauvieh und Evolène-Rinder, Diepholzer Gänse und Appenzeller<br />
Barthühner, sowie das <strong>Schweizer</strong> Warmblut (das als Kutschpferd eingesetzt wird). Mit Ausnahme<br />
einer Voliere, in der Sittiche und Kanarienvögel gehalten werden, handelt es sich bei allen auf<br />
dem Ballenberg gezeigten Tieren um domestizierte Nutztiere. Die meisten Tiere werden gut bis<br />
sehr gut gehalten: Es stehen grosszügige Weiden, zertifizierte Stallsysteme und angeschlossene<br />
Koppeln zur Verfügung. Die Stallhaltung ist ebenfalls grösstenteils in Ordnung, wobei sie<br />
teilweise wohl einen Kompromiss zwischen den Anforderungen der <strong>Tierschutz</strong>verordnung und<br />
der historischen Detailtreue darstellt. Beim Freilichtmuseum handelt es sich um einen<br />
Sömmerungsbetrieb; die Tiere verbringen den Winter bei ihren Besitzern in Ställen ausserhalb des<br />
Ballenberg.<br />
Positive Beispiele<br />
Diverse Nutztiere<br />
Die Haltung der meisten Tiere ist gut bis<br />
vorbildlich. So verfügen die verschiedenen Hühner<br />
über mehrere, ständig zugängliche Stallungen, die<br />
allesamt vom Verband „Kleintiere Schweiz“<br />
zertifiziert sind und die Mindestanforderungen<br />
der <strong>Tierschutz</strong>verordnung übertreffen. An die<br />
Hühnerställe schliessen Aussengehege mit Sandbädern,<br />
Nippeltränken und erhöhten Sitzstangen<br />
sowie Versteckmöglichkeiten an. Die Aussengehege<br />
wiederum sind geöffnet, so dass die<br />
Hühner freien Auslauf auf dem gesamten Gelände<br />
des Freilichtmuseums (inkl. mancher historischer<br />
Ställe und Scheunen als Unterschlupf) geniessen<br />
können. Lediglich Hennen mit Küken werden zu<br />
ihrer eigenen Sicherheit (Füchse, Hunde) offenbar<br />
vorübergehend eingesperrt. Auch Gänse (mit<br />
eigenem Stall und Schwimmteich), Truten und<br />
Tauben (mit eigenem Schlag) geniessen grösstenteils<br />
Freilauf und –flug, und ihre Stallungen und<br />
Volieren sind ihren Bedürfnissen entsprechend<br />
eingerichtet.<br />
Rinder, Pferde, Maultiere, Esel, Ziegen und Schafe<br />
geniessen Weidegang, teilweise direkt an ihre<br />
Stallungen anschliessend, teilweise auch ohne<br />
direkten Stallzugang.<br />
Die Kühe und Kälber leben in Mutterkuhhaltung in<br />
der Herde. Die Ziegen und Schafe wechseln<br />
regelmässig die Weide.. Bei der während des<br />
Besuchs angetroffenen Ziegen-haltung auf einer<br />
Wiese fehlten Unterstände für sämtliche Tiere,<br />
sowie Klettermöglichkeiten. Dafür standen<br />
reichlich Auslauf in der Herde, eine Weide, sowie<br />
Tränken und Salzlecken zur Verfügung. Gemäss<br />
Parkleitung können die Ziegen an anderen Stellen<br />
31
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
auch klettern. Die Ziegen beim Kinderspielplatz<br />
können zusätzlich erhöhte Liegeplätze beim Stall<br />
sowie grosse „Holzrugel“ als Klettermöglichkeit<br />
nutzen.<br />
Vorbildlich ist der Innenbereich eines der<br />
Taubenschläge. Der grosszügige, saubere und<br />
trockene Innenraum mit Sandboden für die<br />
Gefiederpflege verfügt über verschiedene Sitzstangen<br />
in unterschiedlichen Höhen und über<br />
grosszügige Zellen für mehrere Zuchtpaare. In der<br />
anschliessenden Aussenvoliere gibt es weitere<br />
Sitzstangen, sowie eine Badegelegenheit. Einziger<br />
Wermutstropfen: Die Vögel sind in der Voliere<br />
eingesperrt. Die Tauben aus einem anderen<br />
Taubenschlag im Freilichtmuseum geniessen dagegen<br />
Freiflug…<br />
Die Koppeln für die Haus- und Wollschweine<br />
verfügen allesamt über Boxen, trockene Liegeplätze<br />
(Holzplanken) und Suhlen und haben<br />
Zugang zu den Koben im Inneren der angrenzenden<br />
Ställe. Die Koppel der Wollschweine<br />
ist auch topographisch etwas strukturiert<br />
(mehrere Terrassen, durch eingegrabene Baumstämme<br />
als Schwellen getrennt), und es steht<br />
Stroh als Beschäftigungsmaterial zur Verfügung.<br />
Gemäss Parkleitung werden die Schweine<br />
zusätzlich täglich mit frischem Gras versorgt.<br />
Allerdings haben sie keine Möglichkeit zu<br />
Weidegang, wo sie ihr natürliches Wühlbedürfnis<br />
ausleben könnten.<br />
Es macht den Anschein, als seien die meisten Tiere<br />
während der ganzen Saison auf den Weiden oder<br />
Koppeln. Eingestallt würden sie je nach Witterung,<br />
so die Tierparkleitung – im Sommer hauptsächlich<br />
bei zu grosser Hitze, im Frühjahr und Herbst<br />
nachts, wenn es kalt wird.<br />
Negative Beispiele<br />
Kaninchen<br />
An mehreren Orten werden – wohl der Geschichtstreue<br />
wegen – Kaninchen in klassischen,<br />
aber veralteten Käfigen gehalten, wie es auf<br />
Bauernhöfen leider lange Tradition war. Immerhin<br />
entsprechen die Stallungen den Vorgaben des<br />
Züchterverbands „Kleintiere Schweiz“: Es gibt<br />
keine (artwidrige) Einzelhaltung, jeweils zwei<br />
Boxen sind miteinander zu einer Doppelbox<br />
verbunden, und die Käfige sind mit minimalen<br />
separaten Rückzugsnischen, erhöhten Liegeflächen,<br />
Heuraufen und Tränken ausgestattet und<br />
gut eingestreut. Jedoch stellen solche Käfighaltungen<br />
eine massive Einschränkung der<br />
Bewegungsfreiheit der Tiere dar: Es fehlen Grabmöglichkeiten<br />
und der notwendige Platz zum<br />
Hoppeln, Rennen und Hakenschlagen, womit die<br />
Tiere ihre Muskulatur ausreichend gebrauchen<br />
könnten. Die Käfige sind ausserdem frontal und<br />
teilweise seitlich einsehbar, so dass die Tiere kaum<br />
Rückzugsmöglichkeiten vor den Besuchern haben.<br />
Die Vorgaben von „Kleintiere Schweiz“ für ihre<br />
zertifizierten Stallsysteme sind hier eindeutig<br />
ungenügend und entsprechen nicht einer artgerechten<br />
Kaninchenhaltung. Die Tiere benötigten<br />
insbesondere viel mehr Bewegungsspielraum, der<br />
ein richtiges Gruppenleben ermöglicht, sowie<br />
Grabmöglichkeiten, um Stollen und Bauten<br />
32
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
anzulegen. Die angetroffene Haltung widerspricht<br />
auch den Informationen des Zürcher <strong>Tierschutz</strong>,<br />
der auf im ganzen Park verteilten Informationstafeln<br />
Auskunft zu den verschiedenen<br />
Tierarten, ihrer Lebensweise und ihren Haltungsansprüchen<br />
gibt. Gemäss Auskunft der Tierparkleitung<br />
werden die Kaninchen manchmal mit so<br />
genannten Kaninchenmobilen auf die Weide<br />
gelassen; es ist allerdings fraglich, wie oft die<br />
einzelnen Tiere davon profitieren, und ob dies<br />
ausreicht, um die beengte Haltung in den Boxen<br />
zu kompensieren!<br />
Fraglich ist ausserdem, ob auf die eher triste,<br />
wenig strukturierte und schattige Ziervogel-<br />
Voliere mit Sittichen und Kanarienvögeln nicht<br />
verzichtet werden könnte.<br />
33
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Juraparc, Vallorbe<br />
www.juraparc.ch<br />
Der Juraparc liegt im Jura in einem engen, wasserarmen Tal auf ca. 1000 m.ü.M.. Gehalten<br />
werden dort Braunbären, Wölfe, Bisons und Przewalskipferde. Die Gehege sind allesamt sehr<br />
grosszügig angelegt. Die Besucher können den Park über erhöhte Stege besuchen und die<br />
Tiere von dort aus beobachten.<br />
Aktuell wird der Park vergrössert, neue Besucherstege werden erstellt. Negative Beispiele von<br />
Tierhaltungen finden sich hier nicht.<br />
Positive Beispiele<br />
Bisons<br />
Die grossen Tiere aus den flachen Prärien<br />
Nordamerikas können ausgedehnte Weiden<br />
nutzen, die mit Wasserstellen versehen sind. Sie<br />
können bei Bedarf genügend Distanz zu den<br />
Besuchern einnehmen.<br />
Grösse her eher minimal (Wasserknappheit und<br />
wasserdurchlässiger Untergrund).<br />
Braunbären / Wölfe<br />
Die Braunbären leben gemeinsam mit Wölfen in<br />
mehreren Gehege. Diese können bei Bedarf für<br />
die Wölfe oder für beide Tierarten verbunden<br />
oder getrennt werden. Die Flächen sind gross<br />
genug, damit die Tiere sich ausweichen, das<br />
Gehege erforschen und herumwandern können.<br />
Ein Teil der Gehege besteht aus Weide,<br />
durchsetzt mit grossen Felsblöcken, der andere<br />
Teil aus einem steilen, felsigen Waldstück. Zur<br />
Futtersuche bietet das Gehege viele Strukturen<br />
wie Asthaufen, Totholz, Gebüsche etc. Die<br />
Wasserstelle wurde vergrössert, ist von der<br />
Dank der Gemeinschaftshaltung sind die Tiere<br />
dauernd gefordert und beschäftigt, indem sie<br />
immer wieder mit der Artgenossen oder Tieren<br />
der anderen Tierart zusammentreffen, sich<br />
orientieren müssen, wer da vorbei geht. Ein gutes<br />
Beispiel einer für Besucher interessanten und für<br />
Tiere artgemässen Haltung.<br />
Przewalskipferde<br />
Auch diese Tiere leben in einer artgemässen<br />
Gruppe in grosszügigen Gehegen, welche ihren<br />
Bedürfnissen gerecht wird. Sie können eine<br />
ausgedehnte Weide nutzen, die ihnen rennen,<br />
galoppieren und weiden ermöglicht. Ein<br />
Witterungsschutz (Regen, Sonne) ist vorhanden.<br />
34
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Johns kleine Farm, Kallnach<br />
www.johnskleinefarm.ch<br />
Dieser kleine Tierpark hält - trotz der beschränkten Möglichkeiten - seine Tiere gut. Die<br />
Verantwortlichen sind stets bemüht, die Gehege zu optimieren und Verbesserungen werden<br />
laufend realisiert. Aktuell wird die Vergrösserung und Verbesserung der Luchs- und Uhuhaltung<br />
geplant. Negative Beispiele von Tierhaltungen finden sich keine in Kallnach. Johns kleine Farm<br />
hat sich spezialisiert auf Erfahrungen für Sehbehinderte (Blindenschrift, Touch-Boxen). Ein sehr<br />
erfreuliches Engagement.<br />
Positive Beispiele<br />
Dachs / Fuchs<br />
Waschbären, Iltisse<br />
Eine grosszügige Gemeinschaftsanlage, mit<br />
Verstecken, Klettermöglichkeiten und vielfältigen<br />
Strukturen. Die Bedürfnisse der Tiere werden<br />
berücksichtigt, sie könne Futter suchen, sich<br />
verstecken, klettern etc. Die alte, kleine Wasserstelle<br />
wurde durch einen sprudelnden Bach, der<br />
in einen Teich fliesst ersetzt. Diese neue Struktur<br />
im Gehege bietet den Waschbären und Iltissen<br />
eine zusätzliche, artgemässe Beschäftigungsmöglichkeit.<br />
Ein reich strukturiertes Gehege, das erweitert<br />
wurde und manchmal ein Suchen der Dachse und<br />
der Füchse nötig macht. Oft sind sie nicht zu<br />
sehen, da sie sich in ihrer Box, im Stall oder in<br />
einem Versteck aufhalten. Im gemeinsamen<br />
Gehege von Fuchs und Dachs stehen den Tieren<br />
Höhlen, erhöhte Liegeflächen und Rückzugsboxen<br />
zur Verfügung. Der neue Teil kann bei<br />
Bedarf abgetrennt werden. Die erhöhten<br />
Rückzugsboxen sind so konstruiert, dass sie nur<br />
von den Füchsen genutzt werden können, was<br />
ihnen einen sicheren Rückzugsort gibt. Das<br />
Gehege ist mit viel Astmaterial, Büschen und<br />
Altholz sehr gut strukturiert. Die Tiere können<br />
sich bei Bedarf gut vor Artgenossen oder der<br />
anderen Tierart zurückziehen oder ihnen<br />
ausweichen. Geplant ist eine zusätzliche<br />
Erweiterung, sobald das Nachbarsgehege frei<br />
wird (Zebu-Rinder werden abgegeben).<br />
35
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Stachelschwein<br />
Das Gehege der Stachelschweine wurde neu<br />
gebaut und an einen sonnigeren Standort<br />
gezügelt. Neu steht den Tieren ein ca. 80 m 2<br />
grosses Gehege zur Verfügung mit einer Höhle<br />
als Rückzugsort, in welcher die Tiere richtig<br />
graben können. Die Anlage ist abwechslungsreich<br />
gestaltet mit unterschiedlichen Ebenen und<br />
verschiedenem Untergrundmaterial (grober<br />
Beton zur „Krallenpflege“, Holzschnitzel, Sand,<br />
Erde). Reichlich Astmaterial bietet Sichtschutz und<br />
Beschäftigung.<br />
36
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Papiliorama / Nocturama, Kerzers<br />
www.papiliorama.ch<br />
Das Zentrum dieses speziellen Zoos in der Schweiz bilden das Papiliorama und das Nocturama,<br />
zwei riesige runde Gebäude, in denen zahlreiche Tiere gehalten werden, sowie der „Jungle Trail“,<br />
ein auf mehreren Ebenen begehbarer Regenwald. Das Engagement für den Schutz des Tropenwald-Schutzgebiets<br />
„Shipstern“ in Belize, sowie die Bildung (Führungen, Schulklassen etc.) werden<br />
in Kerzers gross geschrieben.<br />
Positive Beispiele<br />
Papiliorama<br />
(Schmetterlinge, Vögel, Fische)<br />
konstruiert, dass es nur sehr wenig Licht einlässt<br />
und eine „Vollmond-Beleuchtung“ imitiert. Die<br />
richtige Nacht wird mittels Kunstlicht für die Tiere<br />
zum „Tag“. Hierdurch lassen sich die vorwiegend<br />
nachtaktiven Tiere wie Baumstachler, Brillenkaiman,<br />
Wickelbär, Faultier und Fledermäuse bei<br />
sehr wenig Dämmerlicht beobachten.<br />
Im Nocturama gibt es verschiedene Gehege, die<br />
meisten einigermassen grosszügig erbaut mit den<br />
nötigen Strukturen (verschiedene Bodensubstrate,<br />
Kletterstrukturen, Verstecke, etc.), welche die verschiedenen<br />
Tierarten für ein artgemässes Leben<br />
benötigen. Manche Gehege (z.B. der Baumstachler)<br />
sind aber doch etwas kahl und von<br />
Kunstbeton beherrscht. Fledermäuse fliegen frei<br />
im ganzen Gebäude herum.<br />
Hier leben unzählige, exotische Schmetterlinge,<br />
einige Vogelarten (z.B. Enten und Zwergwachteln)<br />
und verschiedene Fische, u.a. auch Süsswasser-<br />
Rochen, in den Weihern. Die Tiere können sich<br />
alle frei bewegen, auch den Vögeln ist ein<br />
artgemässes Fliegen möglich. Mit seinen Teichen,<br />
seiner Tropenwaldvegetation, den vielen Blüten<br />
und dem schwül-warmen Klima kommt das<br />
Papiliorama dem natürlichen Lebensraum in Belize<br />
sehr nahe.<br />
Nocturama<br />
(Ozelot, Anakonda, Greifstachler,<br />
Faultier, Gürteltier, Nachtaffen)<br />
Das Pendant zum Papiliorama mit Tageslicht<br />
bildet das Nocturama, bei dem der Tages- und<br />
Nachtrhythmus künstlich umgekehrt wird. Das<br />
Dach ist im Gegensatz zum Papiliorama so<br />
Das Gehege des Ozelot verfügt über ein Aussengehege,<br />
das in den Dämmerstunden geöffnet<br />
wird. Trotzdem ist die Haltung dieser relativ<br />
grossen Katzen eher minimal vom Platzangebot<br />
her, da die Tiere den Grossteil des Tages ausschliesslich<br />
im Innengehege verbringen.<br />
37
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Beim Besuch zeigte ein Ozelot lange anhaltendes,<br />
stereotypes Hin- und Hergehen an der Gehegegrenze<br />
(Glasscheibe). Diese Verhaltensstörung<br />
kann als Hinweis auf eine ungenügende Haltung<br />
gedeutet werden.<br />
Begegnungszone „Tier und Kind“<br />
(Esel, Hängebauchschwein, Hühner, Zwergziegen,<br />
Hauskaninchen, Pfauen, Enten)<br />
Einheimische Schmetterlinge<br />
Diese Aussenanlage ist sehr gut konzipiert und<br />
erlaubt Kindern und Erwachsenen mit den Tieren<br />
auf Tuchfühlung zu gehen. In dieser Zone sind<br />
ausschliesslich domestizierte Tiere gehalten, die<br />
sich in der ganzen Anlage frei bewegen können.<br />
Für die verschiedenen Tiere stehen diverse Ställe<br />
zur Verfügung. Die Besucher sind auf einem Weg<br />
geleitet, welcher mit einer roten Linie begrenzt ist.<br />
Die Regel gilt, dass sich die Menschen auf der<br />
einen Seite der roten Linie aufhalten müssen und<br />
somit die Tiere den Grossteil des Geheges für sich<br />
nutzen können und den Kontakt mit Menschen<br />
selber wählen. Es gilt zudem richtigerweise ein<br />
Fütterungsverbot.<br />
Wollschweine<br />
Die robusten Schweine leben in einem grosszügigen<br />
Aussengehege, in welchem sie nach Lust<br />
und Laune wühlen können. Eine grosse Schlammsuhle<br />
in der Mitte ermöglicht ihnen auch eine<br />
artgemässe Körperpflege (Abkühlung im Sommer,<br />
Schutz gegen Parasiten), genügend Scheuermöglichkeiten<br />
sind vorhanden.<br />
Eine tolle, einmalige Anlage stellt die Voliere mit<br />
den einheimischen Schmetterlingen dar, welche<br />
für die Besucher begehbar ist.<br />
Das mit einem feinen Maschendraht überspannte<br />
Areal beherbergt viele Tagfalter aus unserer<br />
Natur, die aus nächster Nähe beobachtet werden<br />
können und den ganzen Raum frei nutzen<br />
können. Auch Reptilien wie Mauereidechsen sind<br />
in diesem schön gestalteten Lebensraum zu<br />
beobachten.<br />
Jungle Trail<br />
In dieser Regenwald-Halle wird ein Ausschnitt aus<br />
dem tropischen Regenwald von Belize nachgestellt.<br />
Verschiedenste Vogelarten, Fische und<br />
Reptilien leben in diesem grosszügigen Freigehege.<br />
Die Besucher können das Gelände auf<br />
geführten Wegen begehen und von einem Baum-<br />
38
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
weg aus auf das Kronendach hinab blicken. In<br />
angrenzenden, grösstenteils tiergerecht strukturierten<br />
Gehegen leben u.a. Halsband-Pekaris<br />
(südamerikanische Nabelschweine), Nasenbären,<br />
sowie eine Tayra (südamerikanische Marder-Art).<br />
39
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo du Bois du Petit Château,<br />
La Chaux-de-Fonds<br />
www.mhnc.ch<br />
Beim Zoo in La Chaux-de-Fonds handelt es sich um eine mittelgrosse Institution. Es werden<br />
relativ viele Tierarten gehalten in unterschiedlich tierfreundlichen Gehegen. Insbesondere die<br />
Wildgehege sind grosszügig und naturnah angelegt. Dagegen stammen etliche kleinere<br />
Haltungseinheiten, bspw. der Steinmarder oder der Reptilien im Vivarium aus früheren<br />
Jahrzehnten, sind für die darin lebenden Tiere eher zu klein und wirken mit viel Beton oder<br />
Kunstpflanzen auf den Besucher wenig tierfreundlich. Die neue Leitung des Zoos ist jedoch<br />
bestrebt die teilweise veraltete Tierhaltung gemäss dem Konzept „mehr Platz, weniger Tiere“ zu<br />
verbessern. Das Informations-Konzept des Zoos ist gut: Neue Schilder verraten viel<br />
Wissenswertes über die Tiere und den Artenschutz, und der Zoo arbeitet im pädagogischen<br />
Bereich eng mit dem Naturhistorischen Museum der Stadt zusammen, das künftig auf dem<br />
Zoogelände untergebracht werden soll. Der Tierpark betreibt ausserdem eine der grössten<br />
Wildtier-Auffangstationen der Romandie und ist u.a. ein Kompetenzzentrum für die Pflege<br />
kranker und verletzter Greif- und Singvögel, sowie Fledermäuse.<br />
Positive Beispiele<br />
Fuchs<br />
Damhirsche<br />
Die Hirsche leben in einem relativ grossen Gehege,<br />
welches aus einer Wiese mit einigen<br />
Bäumen besteht. Ein Chalet-änliches Gebäude<br />
dient als Stall, der frei zugänglich ist.<br />
Das Gehege ist grosszügig gebaut. Die Tiere<br />
können herumstreifen und sich artgemäss verhalten.<br />
Grosse Bäume liefern im Sommer den<br />
nötigen Schatten, der Waldboden mit zahlreichen<br />
Felsbrocken den richtigen Untergrund und genügend<br />
Unterschlüpfe. Eine gelungene Haltungseinheit.<br />
Streichelzoo (Zwergziegen, Esel)<br />
Die Begegnungszone für Kinder und Tiere ist sehr<br />
grosszügig gestaltet mit einem grossen, abgetrennten<br />
Bereich, welcher nur den Tieren zugänglich<br />
ist. Im Gehege leben Zwergziegen und<br />
Esel.<br />
40
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Steinbock<br />
Dem kleinen Steinbockrudel steht ein relativ<br />
grosses Gehege mit einem steilen, grossen<br />
Kletterfelsen und einem grosszügigen Unterstand<br />
mit Heuraufen und erhöhten Liegeflächen zur<br />
Verfügung. Der steinige Untergrund ermöglicht<br />
eine artgemässe Abnutzung der Hufschalen;<br />
spärliche Grasflächen entsprechen den alpinen<br />
Rasen des natürlichen Verbreitungsgebiets.<br />
Anmerkungen<br />
Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen<br />
sind bezüglich ihrer Tiergerechtigkeit, aber auch<br />
bezüglich der pädagogischen Wirkung in Bezug<br />
auf die Tierhaltung, verbesserungswürdig. Die<br />
neue Tierparkleitung ist sich der Problematik aber<br />
durchaus bewusst und bestrebt, Verbesserungen<br />
herbeizuführen.<br />
Vivarium<br />
Im Vivarium sind verschiedenste Tierarten – u.a.<br />
eine grosse Sammlung giftiger Schlangen –<br />
aneinandergereiht. Die verschiedenen Terrarien<br />
sind zum Teil für die grösseren Tierarten<br />
(Anakonda, Netzpython) eher zu klein. Die<br />
Haltung von Krokodilen wurde sinnvollerweise<br />
aufgegeben; in dieser Anlage leben nun<br />
Schmuckschildkröten. Die Terrarien an sich sind<br />
gut, allerdings aus Hygienegründen gänzlich mit<br />
künstlichen Materialien und Pflanzen strukturiert,<br />
verfügen über Rückzugsbereiche, wo die Tiere vor<br />
den Besuchern ungestört sind, und eine<br />
„rotierende“ Heizung, welche die wandernde<br />
Sonneneinstrahlung imitiert und die Tiere veranlasst,<br />
sich wie in freier Natur regelmässig zu<br />
deplatzieren. Eine Beschränkung auf weniger<br />
Tierarten in grösseren Gehegen wäre allerdings<br />
angebracht. Mit dem geplanten Neubau des<br />
Naturhistorischen Museums auf dem Areal des<br />
Zoos soll auch das Vivarium rundum erneuert<br />
werden.<br />
Europäischer Fischotter und Zwergotter<br />
Die beiden Fischottergehege grenzen aneinander,<br />
die Innengehege sind im gleichen Gebäude<br />
untergebracht. Das Aussengehege der Zwergotter<br />
besteht aus einem Betonteich mit einer Insel und<br />
einem anschliessenden, ebenfalls betonlastigen<br />
Gehegeteil. Die beiden Gehegeteile werden aber<br />
alternierend von den Zwergottern (beschlagnahmte<br />
Tiere aus einem Schmuggelfall) sowie<br />
einem einzelnen, weiblichen Europäischen Fischotter,<br />
der für das Erhaltungszuchtprogramm vorgesehen<br />
ist, genutzt. Daher können zurzeit nicht<br />
alle Tiere ganzzeitig das gesamte Gehege nutzen.<br />
Auf der Insel befinden sich ein paar Steine, der<br />
Boden ist mit Holzschnitzeln eingestreut. Das<br />
Gehege wurde vor zwei Jahren um rund 170 m2<br />
erweitert und enthält nun auch Büsche und einige<br />
natürliche Versteckmöglichkeiten im Freien. Somit<br />
wurde der Hauptkritikpunkt des alten Fischottergeheges<br />
beseitigt und könnte die Tierhaltung<br />
als genügend bezeichnet werden, wenn allen<br />
Tieren das ganze Gehege zur Verfügung stünde.<br />
Bereits geplant und teilweise in Realisierung ist<br />
der Neubau eines eigenen Zwergotter-Geheges,<br />
so dass die Fischotter künftig das ganze<br />
erweiterte Gehege nutzen können (vorgesehen ist<br />
41
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
die Aufnahme eines Männchens und die Zucht im<br />
Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms EEP).<br />
Braunbären<br />
Die Bärenhaltung ist schlicht nicht mehr<br />
zeitgemäss. Einer der in dem Gehege gehaltenen<br />
Bären zeigt zeitweise ein stark stereotypes<br />
Verhalten (Auf- und Ablaufen). Allerdings wurden<br />
in den letzten Jahren einige Verbesserungen<br />
vorgenommen und soll die Bärenhaltung nach<br />
dem Ableben der jetzt noch hier lebenden, alten<br />
Tiere gänzlich aufgegeben werden. Neu befindet<br />
sich eine rund 3.6 m hohe hölzerne Kletterstruktur<br />
im Gehege, welche den Tieren artgemässes<br />
Klettern ermöglicht. Zudem können sie von dort<br />
oben die vom Wind herbeigetragenen Gerüche<br />
aus der Umgebung besser wahrnehmen, was<br />
ebenfalls zur Bereicherung beiträgt.<br />
Der Grossteil des Bodens ist betoniert, ein Teil mit<br />
Holz-schnitzeln eingestreut, um den Bären ein<br />
wenig Grabmöglichkeiten zu bieten. Demnächst<br />
zu realisierende Umbauten sehen vor, dass künftig<br />
der ganze Gehegeboden aus Holzspänen statt<br />
Beton bestehen soll. Als Beschäftigungsobjekte<br />
dienten bis vor Kurzem noch Autoreifen und<br />
orange Markierungshüte im Gehege. Unterdessen<br />
werden aber spezielle Bärenspielzeuge verwendet,<br />
u.a. eine Hängematte, hohle Kugeln zum Verstecken<br />
von Futter, sowie elastische Seile, um<br />
Futter in den Kletterstrukturen aufzuhängen.<br />
Zusätzlich werden den Tieren regelmässig „Bären-<br />
Glacés“ aus Eis mit darin eingefrorenen Fischen<br />
und Früchten angeboten. Zwei liegende Baumstämme<br />
schliessen die Möblierung ab, zwei kleine<br />
Wasserbecken ermöglichen aber leider kein<br />
richtiges Schwimmen. Das eine Wasserbecken soll<br />
demnächst deutlich vergrössert und vertieft<br />
werden.<br />
Der Zoo hat 2012 eine kanadische Bären-<br />
Spezialistin, Else Poulsen, für eine Beratung beigezogen.<br />
Gemäss ihren Ratschlägen sollen bis<br />
Ende <strong>2013</strong> insgesamt folgende weitere Verbesserungen<br />
im Gehege vorgenommen werden:<br />
- Anpassung des Ernährungsplanes, um die natürlichen<br />
Variationen im Lauf der Jahreszeiten besser<br />
wiederzugeben (erfüllt);<br />
- Schaffung eines natürlichen Bodenbelags mit<br />
Rindenmull (teilweise erfüllt);<br />
- Neue, besser geeignete Winterhöhlen (teilweise<br />
erfüllt);<br />
- Vergrösserung des Wasserbeckens (geplant).<br />
Wünschenswert aus Sicht des <strong>STS</strong> wäre zudem<br />
eine bessere Strukturierung des Geheges mittels<br />
Büschen, Flächen mit hohem Gras oder alten<br />
Wurzelballen. Sollten diese Anpassungen bis <strong>2013</strong><br />
vorgenommen und die Bärenhaltung mittelfristig<br />
aufgegeben werden, kann man davon ausgehen,<br />
dass die ungenügende Bärenhaltung in La Chauxde-Fonds<br />
bald definitiv der Vergangenheit angehört.<br />
42
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Raubtierpark Strickler, Subingen (SO)<br />
www.raubtierpark.ch<br />
Der Raubtierpark in Subingen (SO) stellt rund 30 Grossraubtiere zur Schau – Tiger, Leoparden,<br />
Löwen, Pumas, sowie einen Kragenbären. Der Park stellt den Anspruch, dem Besucher nahen<br />
Kontakt zu Grossraubtieren zu ermöglichen und seine Tiere zu beschäftigen, indem sie<br />
regelmässig in der Manege vorgeführt werden. Auf einer Fläche von 12`000 m 2 werden rund 30<br />
Grosskatzen gehalten, was – Wege und Wirtschaftsgebäude nicht eingerechnet – eine Fläche von<br />
etwa 300 m 2 pro Tier ergibt. Das ist zwar deutlich mehr, als die minimalistische<br />
<strong>Tierschutz</strong>verordnung erfordert, jedoch sind die einzelnen Gehege eher klein, und es leben darin<br />
oft ganze Raubtiergruppen. Sämtliche Tiere werden in sogenannter „hands on“-Haltung gehalten,<br />
d.h. sie sind handzahm gegenüber ihrem Tierlehrer, Herrn René Strickler. Dies ermöglicht gemäss<br />
Herrn Strickler eine intensive Beschäftigung, stressarmes Handling (z.B. bei Gesundheitschecks<br />
und Routineeingriffen), emotionale Motivation und genaue gesundheitliche Überwachung. Im<br />
Gegensatz dazu steht die „hands-off“-Haltung der grossen Zoos, wo die Grosskatzen nicht<br />
gezähmt werden und sich weiterhin wie Wildtiere verhalten. Vorteil dieser Haltung ist, dass sie<br />
dem Publikum eher vermittelt, dass es sich um Wildtiere handelt und man nicht Gefahr läuft, die<br />
Tiere zu vermenschlichen. Nachzuchten aus „hands-off“-Haltung sind auch viel eher für ein<br />
Erhaltungszuchtprogramm geeignet.<br />
Der <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> vertritt die Ansicht, dass die Tierhaltung den Ansprüchen des<br />
Wildtieres Genüge tun muss und Wildtiere wie Grosskatzen nicht gezähmt werden sollten. Denn<br />
eine „hands-on“-Haltung läuft Gefahr, nicht<br />
domestizierte und nicht domestizierbare Tierarten<br />
wie Haustiere zu präsentieren und damit<br />
weder die artspezifischen Haltungsansprüche zu<br />
gewährleisten, noch einen realistischen Beitrag<br />
zum öffentlichen Bewusstsein für die Lebensweise<br />
und Bedrohung dieser Tierarten zu leisten.<br />
Die Auftritte in der Manege mögen eine wichtige<br />
Bereicherung des Alltags in den relativ kleinen<br />
Gehegen sein, doch können sie weder das<br />
natürliche Verhaltensrepertoire ersetzen, noch<br />
ungenügende Haltungsbedingungen verbessern.<br />
Positive Beispiele<br />
Leoparden<br />
Den beiden Leoparden stehen rund 400 m 2<br />
Aussenfläche zur Verfügung. Ein Steinhaufen und<br />
darauf montiertes Astwerk geben den Tieren<br />
Möglichkeiten zum Klettern, wie auch zum<br />
Rückzug vor Sonne, Witterung oder Publikum. Das<br />
hohe Gras gibt den Tieren zusätzliche Deckung,<br />
und bei Regenwetter füllt sich ein natürlicher<br />
Tümpel im Gehege. Bisweilen werden die<br />
Leoparden über ein mobiles Tunnelsystem in das<br />
43
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
ebenfalls rund 400 m 2 grosse Aussengehege der<br />
Löwen gelassen, wenn diese nicht draussen sind.<br />
So können sie neues Terrain erkundigen, die<br />
Duftmarken der Löwen inspizieren und ihre<br />
eigenen Markierungen hinterlassen. Grundsätzlich<br />
wären in dem Gehege aber zusätzliche<br />
Klettermöglichkeiten und mehrere – auch für Besucher<br />
nicht einsehbare – Ebenen wünschenswert.<br />
Löwen<br />
In insgesamt drei Gehegen werden Löwen<br />
gehalten. Jeweils zwei Löwenpaare verfügen über<br />
Gehege mit rund 400 m 2 Grundfläche; eine weitere<br />
Löwin lebt alleine in einem benachbarten,<br />
kleineren Gehege. Die Einzelhaltung dieser Löwin<br />
ist nicht artgerecht, doch versteht sich das Tier<br />
offenbar nicht mit dem Rest des Rudels, so dass<br />
nur indirekter Kontakt (Sicht, Geruch, Laute) durch<br />
Gitterstäbe möglich ist. Eine Integration in eine<br />
andere Löwengruppe ist grundsätzlich schwierig,<br />
da Löwen i.A. keine neuen Rudelmitglieder von<br />
aussen akzeptieren.<br />
Auch die Löwen verfügen in ihren Gehegen über<br />
hohes Gras, Rückzugs- und einige wenige<br />
Klettermöglichkeiten. Gut sind die grosszügigen,<br />
erhöhten Liegeplätze, welche den Tieren den<br />
Ausblick über das gesamte Gelände und weit<br />
darüber hinaus ermöglichen. Auch natürliche<br />
Wasserstellen (die jedoch nur bei Regenwetter<br />
vorhanden sind) und Innenräume stehen zur<br />
Verfügung. Durch unregelmässige „Besuche“ der<br />
zwei Leoparden in ihrem Gehege werden die<br />
Löwen zu Territorialverhalten angeregt.<br />
Anmerkungen<br />
Bengal- und Sibirische Tiger<br />
In mehrere Gehege verteilt befinden sich gemäss<br />
Information des Raubtierparks insgesamt zehn<br />
Bengal- und zwei Sibirische Tiger. Drei Tiger teilen<br />
sich ein Gehege von 400 m 2 ; einzelne Bengaltiger<br />
werden auf einer Fläche von jeweils etwa 300 m 2<br />
gehalten Die Gehege unterscheiden sich in ihrer<br />
Ausgestaltung – das grösste Gehege verfügt über<br />
eine Wasserstelle, Naturboden, Wiese und<br />
rudimentäre Kletter- und Versteckmöglichkeiten,<br />
während das kleinste Gehege ohne Rückzugsund<br />
Klettermöglichkeiten oder Wasserstellen ist<br />
und deutliche Spuren von häufigem Auf- und<br />
Ablaufen der Tiger aufweist. Eine eindeutige<br />
Stereotypie konnte aber zum Zeitpunkt des<br />
Besuchs nicht beobachtet werden.<br />
Negative Beispiele<br />
Kragenbär<br />
Für eine gute Bärenhaltung ist dieses Gehege zu<br />
klein und zu wenig strukturiert. Zwar handelt es<br />
sich bereits um ein sehr altes Tier (> 30 Jahre),<br />
jedoch sollte das Gehege künftig nicht mehr für<br />
die Bärenhaltung verwendet werden. Dazu ist es<br />
schlichtweg zu klein und zu wenig strukturiert. Es<br />
wären nebst mehr Platz Kletter-, Versteck- und<br />
Bademöglichkeiten sowie regelmässige Beschäftigung<br />
z.B. durch die Futtersuche notwendig.<br />
Eine sinnvolle Bereicherung des Alltags stellen für<br />
die verschiedenen Katzen mobile Käfigtunnels dar,<br />
die in wechselnden Kombinationen und unregel-<br />
44
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
mässig aufgestellt werden, so dass die Tiere<br />
andere Gehege betreten können. Durch die<br />
Unregelmässigkeit dieser Massnahme wird<br />
Gewöhnung vermieden. Jedoch sind auf der<br />
geringen Gesamtfläche des Parks zu viele<br />
Grosskatzen untergebracht, um den einzelnen<br />
Tieren wirklich artgerechte Bedingungen zu bieten<br />
(vgl. eingehende Feststellung zur „hands-on“-<br />
Haltung)!<br />
Pumas<br />
Die insgesamt 9 Pumas sind in fünf Teilgehegen<br />
untergebracht, von denen eines ein Innengehege<br />
ist. Drei Gehege sind durch Klapptüren und<br />
Tunnels miteinander verbunden, die aber zum<br />
Zeitpunkt der Besichtigung geschlossen waren, so<br />
dass jeweils zwei Pumas sich ca. 150 m 2 teilen<br />
mussten. Ein weiterer (blinder) Puma ist einzeln in<br />
einem gesonderten Käfig untergebracht, da er<br />
von seinen Artgenossen attackiert würde.<br />
Sämtliche Gehege sind klein, aber zumindest gut<br />
mit Klettermöglichkeiten und natürlichen<br />
Verstecken (Büschen, Felsen) ausgestattet. Da acht<br />
der neun Tiere untereinander gut verträglich sind,<br />
können deren Gehege durch Tunnels miteinander<br />
verbunden werden, so dass den Tieren zeitweise<br />
alle drei Gehege zur Verfügung stehen.<br />
Dem Auge des Parkbesuchers verborgen sind die<br />
Schlafräume der Grosskatzen, die sich in<br />
angebauten Schuppen oder ehemaligen<br />
Zirkuswagen befinden. Dort gibt es erhöhte<br />
Liegeplätze, weitere Rückzugsmöglichkeiten und<br />
Naturboden (Holzschnipsel), sowie teilweise auch<br />
Holzstücke zum Krallenwetzen.<br />
gearbeitet; die Alpakas werden regelmässig<br />
ausgeführt. Grosskatzen und Kleintiere scheinen<br />
sich aneinander gewöhnt zu haben und beachten<br />
sich kaum. Den Ziegen stehen Klettermöglichkeiten<br />
und Ställe, den Schweinen (offenbar nur bei<br />
Regenwetter) Suhlen zur Verfügung. Gerade bei<br />
grosser Sommerhitze wäre es aber wichtig, den<br />
Schweinen Suhlen anzubieten! Die Hunde leben in<br />
zwei Rudeln (erwachsene und junge Tiere) in<br />
Zwingern, haben aber Menschenkontakt, Auslauf<br />
und Beschäftigung und sind nicht aggressiv.<br />
Die Grosskatzenhaltung zu reinen Showzwecken<br />
entspricht überhaupt nicht den Vorstellungen des<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> von einer sinnvollen und<br />
artgerechten Tierhaltung. Jedoch handelt es sich<br />
bei Herrn Stricklers Tieren grösstenteils um<br />
überzählige Zootiere, die ohne dieses „Asyl“<br />
eingeschläfert worden wären. Der wenige,<br />
vorhandene Platz wird mit einem durchdachten<br />
Raumkonzept optimal genutzt. Das Herzblut für<br />
seine Tiere und die Fachkenntnisse in der „handson“-Haltung<br />
sind bei Herrn Strickler eindeutig<br />
vorhanden.<br />
Allerdings steht die Zukunft des Raubtierparks<br />
derzeit in der Schwebe. Der Pachtvertrag in<br />
Subingen läuft <strong>2013</strong> aus. Es bestehen Pläne für<br />
einen neuen Standort mit sehr grosszügigen<br />
Grosskatzen-Anlagen, doch ist deren Realisierung<br />
derzeit noch offen. Der <strong>STS</strong> erwartet, dass mit<br />
dem Standortwechsel auch eine klare Verbesserung<br />
der Tiergehege verbunden wird<br />
(Flächen, verhaltensgerechte Strukturen).<br />
Im Raubtierpark werden auch Zwergziegen, Minipigs,<br />
Alpakas, Hühner und Hunde gehalten. Auch<br />
mit den Ziegen, Schweinen und Hunden wird<br />
45
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Biel<br />
www.tierpark-biel.ch<br />
Der Tierpark Biel auf dem Bözingerberg oberhalb der Stadt Biel ist frei zugänglich. Es werden fast<br />
ausschliesslich einheimische Wildtiere gehalten. Ein kleiner Park mitten im felsigen Wald, der gute<br />
Möglichkeiten hat, seine Tiere artgemäss zu halten und diese grösstenteils auch nutzt.<br />
Positive Beispiele<br />
Wildschweine<br />
Diese einheimischen Paarhufer der Alpen werden<br />
in vorbildlichen Gehegen mit ausreichend Rückzugs-<br />
und Klettermöglichkeiten gehalten. Waldstücke,<br />
offene Wiese und felsige Steilhänge<br />
wechseln sich in beiden Gehegen ab und<br />
ermöglichen den Tieren sowohl das arttypische<br />
Klettern, als auch das ungestörte Äsen. Die<br />
Steinböcke teilen sich das Gehege mit einer<br />
Kolonie Murmeltiere.<br />
Negative Beispiele<br />
Luchs<br />
Die tiergerechte, sehr abwechslungsreiche Wildschweine-Anlage<br />
überzeugt. Sie ist grosszügig<br />
dimensioniert, in mehreren Gelände-Ebenen gut<br />
strukturiert und bietet den aktiven Tieren reichlich<br />
Wühlmöglichkeiten. Eine grosse Schlammsuhle,<br />
welche die Wildschweine ausgiebig nutzen, steht<br />
ebenfalls zur Verfügung.<br />
Das Luchsgehege ist deutlich zu klein und bietet<br />
der grossen Katze zu wenig interessante Bewegungs-,<br />
Versteck-, Beschäftigungs- und Erkundungsmöglichkeiten.<br />
Wirklich gute Rückzugsgebiete<br />
fehlen dem von Natur aus scheuen Tier.<br />
Auch die Platzierung direkt neben Parkeingang,<br />
Kinderspielplatz und Zwergziegenhaltung scheint<br />
ungünstig.<br />
Steinböcke, Gemsen<br />
Es gibt kaum eine Möglichkeit, sich im<br />
Aussengehege den Blicken der Besucher oder<br />
dem Lärm spielender Kinder zu entziehen. Der in<br />
dem Gehege lebende Luchs ist mit seinen etwa 14<br />
46
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Jahren bereits ein „Senior“. Nach seinem Ableben<br />
soll das Gehege gemäss Parkleitung für eine<br />
andere Tierhaltung verwendet werden, z.B. für<br />
Wildkatzen. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht empfehlenswert<br />
wäre jedoch eher die Verwendung als Eulen- oder<br />
Rabenvoliere.<br />
Waschbär<br />
Die relativ neue Waschbäranlage ist zwar gut<br />
strukturiert und bietet den Tieren Klettermöglichkeiten,<br />
erhöhte Ruheflächen und auch ein<br />
paar Versteckmöglichkeiten. Die Grösse ist aber<br />
enttäuschend klein, das Gehege haben die Tiere in<br />
Kürze erkundet und abgeschritten. Schade, dass<br />
der vorhandene Platz nicht besser genutzt wurde<br />
und ein grösseres Gehege gebaut wurde.<br />
Anmerkungen<br />
Rot- und Sikahirsche, Reh<br />
Die Gehege der Hirschartigen sind zwar recht<br />
grosszügig im Wald angelegt, es fehlt ihnen aber<br />
eine Weide. Hirsche nutzen Weiden für<br />
stundenlanges Grasen ausgiebig, wenn sie zur<br />
Verfügung stehen. Die Hirsche sowie auch die<br />
sensiblen Rehe haben aber Rückzugsmöglichkeiten<br />
und können bei Bedarf auch genügend<br />
Distanz zu den Besuchern einnehmen.<br />
Rotfuchs<br />
Das Fuchsgehege befindet sich direkt neben dem<br />
Waschbärengehege. Eine bessere Trennung<br />
(Sichtschutz) zwischen den Gehegen wäre<br />
wünschenswert. Auch das Fuchsgehege ist von<br />
den Dimensionen her eher klein, aber recht gut<br />
strukturiert. Unter dem Fussgängerweg hindurch<br />
ist es mittels eines Kunstbaus mit dem alten,<br />
winzigen ehemaligen Fuchsgehege direkt neben<br />
dem Mehrzweckgebäude verbunden. Die Füchse<br />
haben so gute Möglichkeiten, sich auch „unter<br />
Tage“ aufzuhalten und zurückzuziehen, und<br />
kommen meist erst in der Dämmerung an die<br />
Oberfläche.<br />
Positiv ist die Gehegestrukturierung mit Felsblöcken,<br />
einem Unterstand, sowie einer grossen,<br />
gut genutzten Suhle für die Rothirsche. Auch<br />
Beschäftigungsmaterial (Äste zum Knabbern, Heu)<br />
steht ausreichend zur Verfügung.<br />
47
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Dählhölzli Bern<br />
www.tierpark-bern.ch<br />
Der Tierpark Dählhölzli in Bern ist einer der Vorzeige-Tierparks der Schweiz. Seit Jahren wird<br />
dem Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» voll und ganz nachgelebt. Die neuen Anlagen<br />
bestechen durch ihre Grosszügigkeit und durch tiergerechte Strukturierungen und<br />
Einrichtungen. Die Zukunftsplanung des Tierparks sieht erfreulicherweise weitere Verbesserungen<br />
von Anlagen vor, welche in die Jahre gekommen sind.<br />
Positive Beispiele<br />
Wisent<br />
Papageientaucher<br />
Die im 2009 erbaute Anlage verfügt über ein<br />
grosses und tiefes Wasserbecken mit<br />
Wellenfunktion, das den Papageientauchern<br />
auch ein artgemässes Tauchen nach Futter<br />
erlaubt. Auch Fliegen ist in der Anlage möglich –<br />
wobei sich die Küstenseeschwalben als Langstreckenflieger<br />
mit einem beschränkten Raum<br />
begnügen müssen.<br />
Die Besucher können die Tiere von einem<br />
erhöhten Steg aus beobachten, was eine gute<br />
Sicht für die Menschen und genügend Distanz<br />
für die Tiere bedeutet. Die Wisente leben seit<br />
2008in einem weitläufigen Teil des Dählhölzli-<br />
Waldes – eine massive Verbesserung zur alten<br />
Anlage. Sie finden in dieser Anlage nicht nur<br />
genügend Bewegungsraum, sondern auch<br />
vielfältige Strukturen wie Kratzbäume,<br />
Wurzelstöcke ebenso wie Rückzugsorte, wo sie<br />
ungestört ruhen können. Das Gehege teilen sie<br />
sich mit einem Rudel Rothirsche.<br />
Waschbär / Marderhund<br />
Die Gemeinschaftsanlage ist sehr weitläufig an<br />
einem Abhang gelegen, verfügt über einen Bach<br />
und verschiedene Bodensubstrate. Die<br />
Waschbären dösen oft artgemäss hoch oben auf<br />
Bäumen, sind aber auch häufig bei der aktiven<br />
Futtersuche im Wald oder im Bachlauf zu<br />
beobachten. Gerade der natürliche Bach erlaubt<br />
48
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
den Waschbären artgemässes Futtersuchen nach<br />
Wasserinsekten und deren Larven. Zahlreiche<br />
Unterschlüpfe, Verstecke und Aussichtsorte<br />
bieten den Tieren abwechslungsreiche Strukturen,<br />
die sie ausgiebig nutzen. Vier der<br />
insgesamt sechs Waschbären wurden durch den<br />
<strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> aus einer nicht<br />
artgerechten Haltung im Grimsel-Tierpark ins<br />
Dählhölzli vermittelt. Sämtliche Tiere sind<br />
kastriert, denn es soll nicht gezüchtet werden.<br />
Auch die Marderhunde können ihr natürliches<br />
Verhalten zur Futtersuche, Revier abschreiten,<br />
umherstreifen und so weiter ausleben.<br />
Sozialkontakte mit Artgenossen oder Tieren der<br />
anderen Art sind häufig zu beobachten.<br />
Insgesamt eine vorbildliche Waschbären- und<br />
Marderhundanlage.<br />
Seehunde<br />
Die Anlage ist grosszügig und stellt den Tieren<br />
ein Bassin zur Verfügung, dass schnelles<br />
Schwimmen und ausgiebiges Tauchen zulässt.<br />
Dank der Verbindung verschiedener Becken<br />
werden verschiedene, optisch getrennte<br />
Bereiche geschaffen. Liegeplätze an Land stehen<br />
den Tieren genügend und gut platziert zur<br />
Verfügung.<br />
Vivarium<br />
Im Vivarium leben verschiedenste, exotische<br />
Tierarten. Einige Vögel und Reptilien können<br />
sich im ganzen Vivarium frei bewegen, die<br />
übrigen (Klein)Affen-, Vogel- Fisch-, Reptilienund<br />
Amphibienarten sind in grosszügigen,<br />
artgemäss eingerichteten Terrarien und<br />
Aquarien untergebracht. In allen Anlagen stehen<br />
den Tieren genügend Platz, die richtigen<br />
Strukturen (Klettermöglichkeiten, Verstecke,<br />
Höhlen, Bassins – je nach Art) und das richtige<br />
Klima zur Verfügung. In einem Bereich sind<br />
Besucher und verschiedene Tierarten im selben<br />
Raum – die Tiere können den ganzen Raum<br />
«frei» nutzen, die Besucher stehen mitten in<br />
deren Lebensraum. Alles in allem bietet das<br />
Vivarium einen faszinierenden Einblick in<br />
tropische Naturräume.<br />
Braunbären<br />
Die beiden Ussurischen Braunbären „Masha“<br />
und „Misha“ (ein Staatsgeschenk aus Russland<br />
an die Stadt Bern) wurden als Waisen im<br />
russisch-chinesischen Grenzgebiet Primorje<br />
aufgefunden. Ihre Mutter fiel wahrscheinlich<br />
Wilderern zum Opfer.<br />
Seit Kurzem ist die neue Bärenanlage im<br />
Dählhölzli fertig gestellt. Ein modernes<br />
Besucherzentrum im Holzhaus-Stil empfängt die<br />
Besucher und bietet nebst vielen interaktiven<br />
Lernmöglichkeiten die Gelegenheit, durch<br />
grosse Glasscheiben direkt ins Bärengehege und<br />
das recht tiefe Wasserbecken zu schauen, wo die<br />
Bären zuweilen sogar Bachforellen jagen.<br />
Mit rund 6000 m 2 ist das neue Bärengehege<br />
doppelt so gross, wie früher. Das Gehege ist<br />
unterteilt in zwei grosse Teilgehege, die beide<br />
nur ein einzelnen Stellen einsehbar sind. Beide<br />
Gehege sind für die Bären ständig offen. Sie<br />
können darin einen sehr naturnahen<br />
Waldlebensraum mit hohen Kletterbäumen,<br />
Felsen, Unterschlüpfen, Gewässern und Asthau-<br />
49
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
fen nutzen und haben viel Platz, um sich auch<br />
aus dem Weg zu gehen. Die Tiere werden zudem<br />
regelmässig dazu animiert, ihr Futter zu<br />
suchen bzw. zu „erarbeiten“. Im nächsten Jahr ist<br />
angrenzend an die Bärenanlage der Bau einer<br />
neuen Wolfsanlage geplant. Sie wird so erstellt,<br />
dass die Wölfe auch die Bärenanlage werden<br />
nutzen können.<br />
Fischotter<br />
Eine sehr naturnahe Haltungsanlage, die praktisch<br />
Freiland-Beobachtungen der ehemals auch<br />
in der Schweiz heimischen Marderartigen ermöglicht.<br />
Das Gehege besteht aus einem abgesperrten<br />
Uferbereich der Aare inkl. gestautem<br />
Flussanteil. Das steile Ufer ist bewaldet; Schilfund<br />
Gebüschgürtel ermöglichen den Ottern,<br />
weiträumig herumzustreifen und selber Nahrung<br />
zu suchen. Durch einfliegende Enten und<br />
Graureiher sowie Fische aus dem Fluss ist<br />
ständig für Sinnes- und Verhaltensreize im Gehege<br />
gesorgt. Die Fischotter leben am Ufer in<br />
selbst gegrabenen Höhlen und sind wie in freier<br />
Natur längst nicht immer sichtbar.<br />
Anmerkung<br />
Pinguine<br />
Die im <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> 2011 noch beanstandete<br />
Haltung der Pinguine wurde aufgelöst und die<br />
Anlage zu einem grosszügigen Biotop für<br />
Europäische Sumpfschildkröten umgebaut.<br />
50
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem<br />
Bei diesem winzigen Tierpark im Westen Berns, unterhalb der Wohnblöcke am Gäbelbach<br />
gelegen, handelt es sich um eine ziemlich in die Jahre gekommene Tierhaltung. Bis vor einem<br />
Jahr wurden noch Sikahirsche und Waschbären unter erbärmlichen Umständen gehalten – diese<br />
Haltungen wurden unterdessen aufgehoben. Nun werden im Tierpark Gäbelbach einzig noch ein<br />
paar Zwergziegen, Kaninchen und verschiedene Vögel (Haushühner, Sittiche, Tauben) gehalten.<br />
Einige der im letzten Jahr bemängelten Haltungen wurden etwas verbessert. Die meisten Gehege<br />
liegen direkt am Spazierweg und sind für freilaufende Hunde von allen Seiten her zugänglich.<br />
Den Ziegen stehen zwei unterschiedliche Gehege abwechselnd zur Verfügung. Im Hauptgehege<br />
(Wald) fehlen erhöhte Liege- und geeignete Klettermöglichkeiten. Die Unterstände und Liegebereiche<br />
wurden gegenüber dem Vorjahr offenbar etwas vergrössert. Zeitweise können die<br />
Ziegen eine Weide am gegenüberliegenden Hang nutzen, wo ihnen einige wenige Unterstände,<br />
Salzlecken und Tränken, sowie einige trockene Äste zum Schälen zur Verfügung stehen. Alles in<br />
Allem eine akzeptable Haltung dieser Tierart; allerdings fehlen Klettermöglichkeiten und höher<br />
gelegene Ruheplätze.<br />
Bei den Kaninchengehegen und Volieren wurden einige zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten<br />
installiert; bei den Kaninchen zusätzlich zwei Teilgehege miteinander verbunden und für einige<br />
Schattenplätze und Sichtschutzwände nach oben und zur Seite hin gesorgt. Grabgelegenheiten<br />
fehlen, jedoch haben die Tiere einige Zweige und etwas Heu zum Knabbern. Die Fasanenvoliere<br />
wurde aufgehoben und ist nun Teil des erweiterten Kaninchengeheges. Nebenan werden in zwei<br />
weiteren Volieren einige Haushühner, sowie nochmals ein paar Kaninchen gesondert gehalten.<br />
Eines der Kaninchen in der zweiten, kleineren Gruppe (ein grosser, schildpattfarbener Rammler)<br />
hat massive Ohrenprobleme – beide Ohren sind inwendig völlig verkrustet. Das Tier gehörte in<br />
fachgerechte Behandlung!<br />
51
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Der ehemalige Waschbär-Zwinger wurde zu einer Voliere für Sittiche umfunktioniert und erfüllt<br />
diesen Zweck durchaus. Die verschiedenen Gestaltungselemente wie Baumstämme, Sitzäste,<br />
Klettermöglichkeiten, Sand und kleiner Brunnen ermöglichen eine tiergerechte Haltung einiger<br />
weniger, kleiner Vögel, und ermöglichen ihnen auch kurze Flüge.<br />
Die Informationsschilder wurden aktualisiert, enthalten aber ausser der Tierart und allgemeinen<br />
Fütterungsverboten keine weiteren Informationen. Am Eingang des Tierparks weist ein Schild<br />
darauf hin, dass man die Tiere wegen Tollwutgefahr nicht berühren solle – obschon die Tollwut<br />
seit den frühen Neunzigerjahren in der Schweiz nicht mehr auftritt. Dagegen fehlt ein Hinweis an<br />
die Hundehalter, ihre Tiere beim Passieren des Parks an die Leine zu nehmen.<br />
Bilder: Tierpark Gäbelbach / Berner Bär<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Harder, Interlaken (BE)<br />
Der Tierpark Harder liegt in Interlaken-Ost an der Talstation der Seilbahn Harder-Kulm. Er besteht<br />
aus lediglich zwei Gehegen, in denen Murmeltiere und Steinböcke gehalten werden. Die<br />
Steinbockhaltung im Harder blickt auf eine lange Tradition zurück. Tiere aus dem Tierpark Harder<br />
waren am Zuchtprogramm im Rahmen der Wiederansiedlung des Alpensteinbocks in der Schweiz<br />
beteiligt. Die Tiere werden grundsätzlich gut gehalten, wobei bei den Murmeltieren eine etwas<br />
interessantere Oberflächengestaltung des Geheges wünschenswert wäre. Sinnvoll wären zudem<br />
übersichtliche, an den jeweiligen Gehegen angebrachte Infotafeln zu den darin gehaltenen Tieren.<br />
Infotafeln entlang des Gehwegs von der Talstation Harder-Kulm, sowie neue Tafeln an den<br />
Tiergehegen sind geplant.<br />
Positive Beispiele<br />
Steinbock<br />
Stellen im Gehege. Das Gehege ist gross genug,<br />
dass sich die Steinböcke bei Bedarf weit vor den<br />
Besuchern zurückziehen und zudem ausgelassen<br />
herumspringen und laufen können – wovon sie<br />
auch reichlich Gebrauch machen, wie die<br />
übermütigen Horngefechte und Verfolgungsjagden<br />
der jungen Böcke zeigen! Die Tiere<br />
machen einen gesunden, zutraulichen und<br />
ausgeglichenen Eindruck.<br />
Das Steinbockgehege ist in drei miteinander<br />
verbundene Teilgehege unterteilt und umfasst<br />
eine Fläche von rund 2000 m 2 . Es liegt am Hang,<br />
und der gesamte Untergrund ist mit Steinplatten<br />
und –stufen ausgelegt. Zudem gibt es zwei<br />
mehrere Meter hohe Klettertürme aus Stein (wo<br />
sich die Tiere eindeutig bevorzugt aufhalten) und<br />
mehrere Ställe mit Heuraufen, Stroh und erhöhten<br />
Liegemöglichkeiten. Was fehlt, sind naturnahe<br />
Strukturen (z.B. Felswände, Felsbrocken), in und<br />
unter denen die Tiere auch Schatten und Rückzug<br />
finden könnten – dies ist derzeit nur in den Ställen<br />
möglich. Auf eine Weide wurde verzichtet, da der<br />
weiche Untergrund Klauenprobleme fördert. Die<br />
Steinböcke erhalten Heu in den Ställen und<br />
spezielles Steinwild-Kraftfutter an mehreren<br />
Anmerkungen<br />
Das Murmeltiergehege wirkt etwas leer, doch<br />
spielt sich ein grosser Teil des Murmeltier-Lebens<br />
unter dem Boden ab. Dort stehen den Tieren<br />
Kunstbauten zur Verfügung, und sie haben zudem<br />
die Möglichkeit, den Bau nach eigenem Belieben<br />
zu erweitern.<br />
53
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Auf einer von einem ca. 0.5 m tiefen Steingraben<br />
umgebenen Grasinsel von ca. 250 m 2 Fläche<br />
befinden sich ein kleiner Steinhaufen als Kletter-<br />
und Ausguckmöglichkeit sowie zwei hölzerne<br />
Unterstände von jeweils etwa 1 m 2 Fläche mit<br />
Futternäpfen. Ansonsten fehlen in dem Gehege<br />
aber Strukturen: weitere Kletter-, Ausguck-,<br />
Rückzugsmöglichkeiten, verschiedene Sonnenund<br />
Schattenplätze, Büsche, verschiedene Kräuter,<br />
Sträucher und Gräser zum Weiden und Knabbern<br />
wären grundsätzlich wünschenswert Allerdings<br />
zeigen die vielen Höhleneingänge, dass die<br />
Murmeltiere offenbar reichliche Möglichkeiten<br />
zum Graben haben und diese auch nutzen. Der<br />
Tierbestand soll <strong>2013</strong> durch Wildfänge aus dem<br />
Berner Oberland erneuert werden.<br />
54
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Langenthal<br />
www.vvl-langenthal.ch<br />
Beim Tierpark Langenthal handelt es sich in erster Linie um einen städtischen Hirschpark, am<br />
Ortsrand von Langenthal gelegen. In grosszügig angelegten Gehegen werden Sika-, Dam- und<br />
Rothirsche gehalten, ausserdem Wildschweine, Ponys und Zwergziegen. Die Tiere sind gut<br />
gehalten. Sie können jedoch von den BesucherInnen mit speziellem Futter von Hand gefüttert<br />
werden, welches der Tierpark gratis zur Verfügung stellt. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht sind solche<br />
Fütterungen als fragwürdig einzuschätzen: Zwar kann die angebotene Futtermenge dosiert<br />
werden, um Überfütterung zu vermeiden, jedoch können unterlegene Tiere am Zaun regelmässig<br />
weggedrängt werden. Obschon Schilder darauf hinweisen, dass nur mit parkeigenem Futter<br />
gefüttert werden darf, verleitet die Zahmheit der Tiere wahrscheinlich Spaziergänger dazu, den<br />
Hirschen auch anderes, ungeeignetes Futter – evtl. sogar in Plastiksäcken (Verschluckungsgefahr!)<br />
– anzubieten. Die Hirsche werden durch die Fütterung ausserordentlich zahm und zudringlich<br />
und betteln am Gitter richtiggehend um Futter. Es wird damit ein falsches und pädagogisch<br />
fragwürdiges Bild vom Wildtier Hirsch vermittelt.<br />
Positive Beispiele<br />
Hirschgehege<br />
verfügen über mehrere, ständig feuchte Suhlen,<br />
was vor allem bei grosser Sommerhitze für<br />
Abkühlung gerne genutzt wird. Insbesondere die<br />
Sika- und Damhirsche sind sehr zahm, laufen den<br />
Spaziergängern hinterher und betteln am Zaun<br />
um Futter.<br />
Zwergziegen<br />
Alle drei Hirschgehege sind grosszügig dimensioniert<br />
mit einzelnen Baumgruppen und<br />
schatten- und futterspendenden Eichen und<br />
Kastanien. Zahlreiche Baumstämme und Asthaufen<br />
geben Sichtschutz und ermöglichen den<br />
Tieren, sich mit dem Abschälen der Rinde zu<br />
beschäftigen. Als Rückzugsort und Unterstand<br />
dienen grosse Ställe mit Heuraufen. Weitläufige<br />
Wiesen stehen den Tieren zum Äsen zur<br />
Verfügung, sind aber aufgrund der eher hohen<br />
Hirschdichte sämtlich überweidet. Die Rothirsche<br />
Ein vorbildliches Gehege für die verspielten und<br />
bewegungsfreudigen Ziegen: Es stehen Steinhaufen,<br />
frische Zweige zum Knabbern und<br />
Klettergerüste zur Verfügung, ausserdem ein<br />
grosszügiger Stall mit höher gelegenen Liegeplattformen,<br />
ein gedeckter Unterstand, der tief mit<br />
Stroh eingestreut ist, Tränken, Salzlecken und<br />
Kratzbürsten. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren<br />
viele Kitze vorhanden, die das ganze Areal zum<br />
ausgiebigen Spielen nutzten und von einzelnen<br />
„Ammen“ in eigentlichen „Kindergärten“ gehütet<br />
wurden, wie es auch bei den wilden Verwandten<br />
die Regel ist.<br />
55
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Anmerkungen<br />
Wildschweine / Keiler<br />
Auch das Wildschwein-Gehege ist grosszügig<br />
dimensioniert und interessant strukturiert<br />
(mehrere Teilgehege mit unterschiedlichem<br />
Untergrund, Suhlen, Beschäftigungsmaterial,<br />
Schatten- und Sonnenplätze, grosszügiger Stall).<br />
Der Keiler wird – naturgemäss – von der Rotte<br />
abgesondert gehalten. Das ihm zur Verfügung<br />
stehende Teilgehege ist allerdings sehr klein und<br />
wenig interessant, der Boden besteht aus<br />
Kieselsteinen; ein kleines Beton-Wasserbecken<br />
steht leer, und die Nische im Stallgebäude ist<br />
nicht eingestreut. Beschäftigungsmaterial wie<br />
Zweige, Äste, Suhlen oder Stroh fehlen. Hier wäre<br />
dringend ein grösseres Gehege notwendig, oder<br />
das Tier muss regelmässigen Auslauf in weitere<br />
der Teilgehege geniessen, wenn die Bachen und<br />
Frischlinge gerade nicht dort sind.<br />
56
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen<br />
www.seeteufel.chx<br />
Beim Seeteufel in Studen, am Rand eines Naturschutzgebiets mitten im Grünen gelegen,<br />
handelt es sich um eine Mischung aus kleinem Freizeitpark und mittelgrossem Zoo. Die<br />
Kinderspielplätze und Spielzeuge sind räumlich gut von den Tierhaltungen getrennt. Der Zoo<br />
überzeugt mit seinen vielen neuen, gut strukturierten Gehegen. Sämtliche Gehege sind<br />
zwischen 2.5-10 Mal so gross, wie die <strong>Tierschutz</strong>verordnung vorschreiben würde. Das im letzten<br />
<strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> kritisierte Luchsgehege wurde erfreulicherweise aufgehoben, heute leben dort<br />
Kapuzineraffen.<br />
Positive Beispiele<br />
Katta (Halbaffen)<br />
Das gut 120`000 Liter fassende Wasserbecken ist<br />
für die kleinen Tiere genügend gross und tief,<br />
damit sie ausgiebig darin schwimmen und<br />
tauchen können. Der Landteil ist gut strukturiert<br />
mit Verstecken, Klettermöglichkeiten, Ruheplätzen<br />
und verfügt über einen natürlichen<br />
Untergrund.<br />
Im Winter leben die Kattas zusammen mit<br />
Aldrabra- und Griechischen Landschildkröten im<br />
ehemaligen Orang-Utan-Gehege und verfügen<br />
somit als relativ kleine Tiere über genügend Platz.<br />
Kletterstrukturen und erhöhte Liegeplätze sind<br />
vorhanden. Seit 2011 haben die Kattas zudem die<br />
Möglichkeit, eine rund 600 m 2 grosse<br />
Aussenanlage mit hohen Bäumen, Kletterseilen<br />
und Unterstand zu benutzen.<br />
Weissbüschelaffen<br />
Eine gute, zweckmässige Haltung mit Nutzung<br />
der dritten Dimension für diese kletterfreudigen,<br />
kleinen Affen.<br />
Indische Krallenotter<br />
57
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Positiv zu bewerten ist die Erneuerung gegenüber<br />
dem <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> 2008: Das Gehege war von<br />
drei Seiten zugänglich, heute nur noch von zwei<br />
Seiten. Mit dieser Änderung wurde nicht nur das<br />
Gehege deutlich vergrössert, sondern den Tieren<br />
auch mehr Rückzugsmöglichkeiten gegeben,<br />
indem sie nicht dauernd mit Menschen<br />
konfrontiert sind, welche nahe an den Scheiben<br />
stehen. Seit 2011 steht den Affen nun auch ein<br />
rund 40 m 2 grosses Aussengehege mit<br />
Klettermöglichkeiten zur Verfügung, so dass sie<br />
die Wahl haben, ob sie sich Sonne oder Regen<br />
aussetzen oder lieber im Haus bleiben wollen.<br />
Kapuzineraffen<br />
Im ehemaligen Luchsgehege geniessen die sechs<br />
Kapuzineraffen seit Mai 2012 eine grosse<br />
„Sommerresidenz“, wo sie ausgiebig auf<br />
Sträuchern. Seilen und Ästen herumklettern<br />
können. Im Gehege gibt es ausreichend Ruheund<br />
Sonnenplätze, Rückzugsmöglichkeiten,<br />
erhöhte Sitzflächen und Wasserstellen (Bächlein).<br />
Die Tiere werden zusätzlich mit Futterspielen<br />
beschäftigt, indem sie z.B, Obst aus einem<br />
Bambusrohr erlangen müssen. Dabei setzen die<br />
cleveren Tiere auch Werkzeuge (Zweige) ein! Mit<br />
rund 220 m 2 Fläche und 5 m Höhe bietet die<br />
Anlage den Tieren viel mehr Platz, als das Gesetz<br />
vorschreibt.<br />
Fuchsmangusten<br />
Unterschlüpfe, Verstecken und Ausgucke zur<br />
Verfügung, welche sie fleissig nutzen. Nachts<br />
ziehen sie sich in Ställe oder Höhlen zurück.<br />
Afrikanische Zwergziegen<br />
Auf zwei sehr grosszügigen und gut<br />
strukturierten Anlagen werden reinrassige<br />
Afrikanische Zwergziegen gehalten. Im<br />
Schaugehege befinden sich rund 70 Tiere auf<br />
einer Fläche von gut 1500 m 2 . Die ganze Anlage<br />
bietet nebst einem grosszügigen Stall und<br />
Unterstand verschiedenste Äste und Baumstämme<br />
als Klettermöglichkeiten; ausserdem<br />
haben die Tiere Zugang zu einer Weide und<br />
einem grossen Gewässer.<br />
Im Streichelzoo werden ebenfalls Zwergziegen<br />
gehalten. Dieses Gehege ist unterteilt in einen mit<br />
Klettermöglichkeiten und Unterständen strukturierten<br />
Bereich, wo die Besucher sich den Tieren<br />
nähern dürfen, und eine grosse Weide, zu der nur<br />
die Tiere Zutritt haben. Die Ziegengruppe im<br />
Streichelzoo wird regelmässig ausgetauscht. Eine<br />
vorbildliche Haltung dieser kleinen Nutztiere!<br />
Ein geräumiges Gehege können diese flinken<br />
Tiere nutzen. Den Fuchsmangusten stehen viele<br />
58
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Humboldt-Pinguine<br />
Seit 2011 gibt es im „Seeteufel“ eine neue<br />
Pinguin-Anlage. Die insgesamt neun Humboldt-<br />
Pinguine können einen relativ grosszügigen<br />
Landteil mit naturnahen Bruthöhlen nutzen. Ein<br />
Sonnensegel bietet Schutz vor der Hitze oder<br />
auch Regen. Im 1.5m tiefen, über 150`000 Liter<br />
Wasser fassenden und 36 m langen Wasserbecken<br />
können die Pinguine ausgiebig<br />
schwimmen. Es ist die einzige Pinguinanlage in<br />
der Schweiz, wo man das arttypische „Tümmeln“<br />
der Schwimmvögel an der Wasseroberfläche<br />
beobachten kann.<br />
59
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Rothaus, Gampelen (BE)<br />
http://zoo-rothaus.ch/Mozilo/<br />
Beim Zoo Rothaus handelt es sich um einen kleinen, gepflegten Privatzoo nahe des Thielle-<br />
Kanals. Es werden zahlreiche Haus- und Wildtierarten auf relativ kleiner Gesamtfläche gehalten,<br />
jedoch sind die Gehege meist gut strukturiert, und der vorhandene Platz wird ausgenutzt und nur<br />
Tierarten nebeneinander gehalten, die verträglich sind (keine direkten Räuber-Beute-<br />
Nachbarschaften). Mit Ausnahme eines Ententeichs und der Gehege für Zwergziegen und<br />
Hausschweine sind die meisten Gehege in Form von Volieren inmitten einer Garten-Landschaft<br />
errichtet und beherbergen u.a. verschiedenes Hausgeflügel, Pfauen, Uhus und Nandus, aber auch<br />
Waschbären, Kattas, Landschildkröten, einen Serval, einen Luchs sowie eine Kolonie Hauskatzen.<br />
Die Durchlässigkeit der Volieren für Sperlinge oder Mäuse dürfte wohl insbesondere bei den<br />
Katzenartigen für natürliches „Enrichment“ sorgen! Sämtliche Gehege sind mit Info-Schildern zu<br />
den Tierarten versehen, verfügen über natürliche Vegetation und ebensolchen Untergrund,<br />
Strukturen, Rückzugsmöglichkeiten und Wasserbecken. Insbesondere die Wildtiergehege halten<br />
gegen die Besucherwege hin ausreichend Abstand, damit sich die Tiere zurückziehen können.<br />
Beispiele schlechter Tierhaltung gibt es in diesem Zoo nicht, und auch offensichtliche<br />
Verhaltensstörungen wurden bei keinem Tier beobachtet; einige Gehege könnten aber durchaus<br />
noch verbessert werden (siehe Anmerkungen).<br />
Positive Beispiele<br />
Kattas<br />
Verfügung stehenden Fläche nicht möglich. Die<br />
Voliere ist aber sehr gut strukturiert: der Boden<br />
mit hohem Gras bedeckt, in dem die Lemuren<br />
Kräuter und Knospen pflücken können. Das ganze<br />
Gehege ist gut mit Büschen, Kletterstangen, Ästen,<br />
Schaukeln, Reifen, Hängematten und Schlafboxen<br />
und höher gelegenen Etagen und Ausguckplätzen<br />
ausgestattet, so dass die Kattas nebst der<br />
Grundfläche auch die dritte Dimension gut nutzen<br />
und sich am Morgen artgemäss sonnen können.<br />
Hauskatzen-Kolonie<br />
In dem Gehege leben auf einer Grundfläche von<br />
ca. 120 m2 Aussengehege und einem angeschlossenen,<br />
etwa nochmals ein Drittel davon<br />
messenden Innengehege nur drei Kattas. Eine<br />
(artgemässere) Haltung im „Clan“ (mehrere<br />
Mutterfamilien und diesen angeschlossene<br />
Männchen zusammen) ist auf der geringen, zur<br />
In einem grosszügig dimensionierten und interessant<br />
strukturierten „Raubtiergehege“ wird eine<br />
Kolonie Hauskatzen gehalten. Das Gehege ist<br />
rund zwei Meter hoch und von einer Voliere<br />
überspannt, die an einen Gebäudeteil aus Holz<br />
anschliesst. Darin befinden sich Innenräume mit<br />
geschützten Schlafplätzen, daran anschliessend<br />
eine Art gedeckte Veranda mit einem alten<br />
Teppich und Sofa und verschiedenen Sitz- und<br />
60
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Rückzugsplätzen. Auch mehrere Katzenkistchen<br />
stehen zur Verfügung. An den „Innenbereich“<br />
grenzt ein grosses Freilaufgehege von ca. 150 m2<br />
Fläche an, in dem sich verschiedene Baumstämme,<br />
Klettergerüste, Treppen, Katzenbäume und<br />
hochgelegene Rückzugs-, Schlaf- und Aussichtsplätze<br />
befinden. Zudem verfügt das Gehege über<br />
einen kleinen Weiher, Büsche und hohes Gras. Das<br />
Futter wird teilweise in Schüsseln, teilweise im<br />
Gelände verteilt angeboten und besteht offenbar<br />
sowohl aus Fertigfutter, wie auch rohem Fleisch.<br />
Durch die Maschen der Voliere können sich<br />
Spatzen oder Mäuse verirren, so dass die Katzen<br />
durchaus auch hin und wieder Gelegenheit zum<br />
Jagen und Lauern haben dürften…<br />
In dem Gehege befinden sich zum Zeitpunkt des<br />
Besuchs mindestens 13 Tiere. Die Katzen und<br />
Kater machen einen gesunden, ausgeglichenen<br />
Eindruck. Manche schlafen, andere halten<br />
Ausschau, einige streifen durch ihr Revier oder<br />
suchen am Zaun den Kontakt zu den Besuchern.<br />
Die Tiere leben hier – wie verwilderte Hauskatzen<br />
– in einer „Kolonie“ aus Katzen und Katern verschiedenen<br />
Alters, die untereinander eine<br />
situations- und gebietsabhängige Rangordnung,<br />
aber auch Freundschaften ausbilden (befreundete<br />
Tiere liegen eng beieinander) und durchaus<br />
friedlich zusammen leben. Manche Tiere verhalten<br />
sich Besuchern gegenüber zurückhaltend bis<br />
scheu; andere suchend dagegen auch den Kontakt<br />
zum Menschen.<br />
Anmerkungen<br />
Waschbär<br />
Dieses Gehege ist für die neugierigen, kletterfreudigen<br />
Kleinbären eher zu klein und zu wenig<br />
interessant strukturiert. Das kleine Planschbecken<br />
steht zum Besuchszeitpunkt leer; die erhöhten<br />
Liegeflächen sind grösstenteils frontal einsehbar,<br />
so dass die Tiere beim Schlafen exponiert liegen.<br />
Auch eine grössere Wasserfläche oder ein kleines<br />
Fliessgewässer, Dickicht und hohes Gras fehlen.<br />
Das Klettergerüst und die im Gehege stehende<br />
Tanne sind als Klettermöglichkeit zwar begrüssenswert,<br />
höhere und herausfordernde<br />
Kletterstrukturen wären aber sinnvoll.<br />
Einige der Gehege könnten nämlich mit relativ<br />
wenig Aufwand verbessert werden. Der Serval,<br />
eine von Natur aus äusserst athletische,<br />
sprunggewaltige afrikanische Kleinkatze, ist in<br />
ihrem eher kleinen Gehege wohl unterfordert,<br />
denn auch wenn dieses gut mit hochgelegenen<br />
Liegeplätzen und Versteckmöglichkeiten strukturiert<br />
ist, so fehlt es doch an Platz respektive<br />
entsprechend mehr Beschäftigung. Das Gehege ist<br />
zu „aufgeräumt“; Dickicht, hohes Gras, eine<br />
grössere Wasserstelle, oder Beschäftigung durch<br />
eine spannend gestaltete Futtersuche<br />
(Fleischangel, Futterboxen…) könnten Sinne und<br />
Muskeln des Tieres fordern – denn der Serval ist<br />
derzeit deutlich übergewichtig.<br />
Ähnlich verhält es sich beim Luchsgehege: Dieses<br />
ist zwar ruhig, etwas abseits der Besucherwege<br />
gelegen, mit Büschen, Aussichtspunkten und<br />
61
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Klettermöglichkeiten strukturiert, von der Grösse<br />
her aber bescheiden. Auch die Uhu-Voliere könnte<br />
interessanter gestaltet werden, z.B. mit (künstlichen)<br />
Felsen, niedrigen Nadelbäumen, hohem<br />
Gras, einer naturnahen Wasserstelle und etwas<br />
mehr Topographie (Felsen, Erdhügel). Es stellt sich<br />
grundsätzlich die Frage, ob auf der Fläche des<br />
Kleinzoos nicht auf die Haltung einiger Tierarten<br />
verzichtet werden könnte, damit den übrigen<br />
Tieren mehr Platz zur Verfügung gestellt werden<br />
kann.<br />
62
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Siky Ranch, Crémines<br />
www.sikyranch.ch<br />
Die Siky Ranch ist vor allem bekannt durch die aus <strong>Tierschutz</strong>sicht fragwürdige Zucht von<br />
weissen Tigern. Der Besitzer ist ein ehemaliger Dompteur und bietet Vorstellungen mit den<br />
Raubkatzen an. Die Gehege der Grosskatzen sind eher klein und verfügen über zu wenige<br />
Strukturen. Die meisten übrigen Tiere sind – bis auf wenige Ausnahmen – akzeptabel bis gut<br />
gehalten. Fragwürdig ist die regelmässige Veranstaltung von lauten Musik- und Tanz-Events auf<br />
der Siky Ranch, durch welche empfindliche Wildtiere massiv gestresst werden können. Die noch<br />
2010 kritisierte Wildschweinhaltung wurde aufgegeben – doch das ungenügende Gehege wird<br />
nun von domestizierten Schweinen genutzt.<br />
Positive Beispiele<br />
Damhirsch, Rothirsch<br />
Voliere mit domestiziertem Geflügel<br />
Die Hirscharten werden im Hanggelände in<br />
guten, grossen Anlagen gehalten. Die Gehege<br />
sind grosszügig, die Tiere können sich<br />
zurückziehen, Schatten spendende Bäume,<br />
Unterstände sind vorhanden.<br />
Wellensittiche<br />
Sie leben in einer Grossvoliere und können sich in<br />
der Gruppe ausleben. Gutes Beispiel einer<br />
Wellensittichhaltung.<br />
Eine gelungene, geräumige Haltungsanlage in<br />
der zahlreiche verschiedene, domestizierte<br />
Geflügelarten leben.<br />
Affen und Zwergziegen<br />
Die Haltung der Javaneraffen zusammen mit den<br />
Zwergziegen ist eine gelungene Mischung zweier<br />
Tierarten. Das Gehege ist gross und würde eine<br />
reichhaltigere, dem Verhalten der Tiere besser<br />
angepasste Strukturierung zulassen. So könnten<br />
mit einfachen Mitteln die Klettermöglichkeiten<br />
(bislang lediglich zwei Totholzbäume und ein<br />
Seil) für die Affen und die Ziegen (z.B. mit<br />
Felsbrocken, Baumstämmen) verbessert werden.<br />
63
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Die Anlage ist zu klein und hat keinerlei<br />
Rückzugsgebiete und Beschäftigungsobjekte. Es<br />
fehlen Strukturen, welche die Tiere zum Beispiel<br />
zur Futtersuche, zum Graben oder zum Erkunden<br />
anregen.<br />
Mit grossen Ast- und Laubhaufen oder mit<br />
Baumstämmen könnte das Gehege interessanter<br />
gestaltet und Rückzugsorte realisiert werden, die<br />
den Tieren den nötigen Schutz bieten. Aktuell<br />
dient nur der Stall als geschützter Ort im Gehege,<br />
und dieser ist für die Besucher leicht einsehbar.<br />
Ausserhalb des Stalles sind die Tiere vollkommen<br />
ungeschützt und „ausgestellt“.<br />
Negative Beispiele<br />
Hausschweine<br />
Das Gehege, welches derzeit von drei<br />
Hausschweinen verschiedener Rassen genutzt<br />
wird, ist wegen des Fehlens einer Suhle und<br />
seines einbetonierten Charakters mangelhaft. Die<br />
eingebrachten Steine stellen zwar eine gewisse<br />
Beschäftigungsmöglichkeit für die Tiere dar, die<br />
sie auch nutzen, in dem sie darin wühlen. Die<br />
Steine sind aber etwas gross und lassen ein<br />
richtiges Graben und Futtersuchen mit dem<br />
Rüssel nur bedingt zu. Auf der befestigen Fläche<br />
wird zusätzlich etwas Wühlmaterial geboten. Für<br />
ein gutes Gehege fehlt hingegen eine richtige<br />
Suhle, in der die Schweine artgemäss suhlen und<br />
wühlen könnten, ausreichend Beschäftigungsmaterial<br />
(z.B. Stroh), sowie Büsche oder<br />
Baumstämme als Sichtschutz.<br />
Wölfe<br />
Das Wolfsgehege befindet sich an einem<br />
Steilhang. Die Tiere haben im Sommer dank dem<br />
hohen Gras und vielen Brennnesseln Schutz und<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Wenn diese Pflanzen<br />
gemäht sind oder im Winterhalbjahr nicht hoch<br />
stehen, fehlen diese Bereiche, welche für die<br />
scheuen Tiere aber sehr wichtig wären. Das<br />
Integrieren eines Waldteiles oder einer<br />
ausgedehnten Gebüschregion würden dies<br />
ermöglichen. Wünschenswert wäre es zudem,<br />
den Wölfen auch eine ebene Fläche zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Schleiereule und Schneeeule<br />
Stachelschwein<br />
Diese beiden Gehege sind ungenügend für die<br />
beiden Vogelarten. Eigentlich handelt es sich um<br />
reine Innenhaltungen, da sie in ein Gebäude<br />
integriert und vollkommen überdacht sind. Die<br />
Tiere können sich niemals der Witterung (Sonne,<br />
64
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Regen) aussetzen, was unbedingt zu einer artgemässen<br />
Haltung gehört.<br />
Der Schleiereule fehlen zudem gute Rückzugsmöglichkeiten<br />
(Höhle, Kasten). Um etwas<br />
geschützt zu sitzen, muss sie eine Abdeckung<br />
oberhalb der Beleuchtung nutzen, was suboptimal<br />
ist.<br />
Tiger<br />
Die Tiger sind das grosse Geschäft der Siky<br />
Ranch, sie werden überall beworben. Mit der<br />
Zucht von weissen Tigern hat sich der Zoo einen<br />
Namen gemacht. Sie werden aber regelmässig<br />
von Hand aufgezogen, weil die Mutter sie<br />
offenbar stets verstösst. Wenn eine Mutter ihre<br />
Jungen regelmässig verstösst, dann muss die<br />
Haltung hinterfragt werden oder mit einem<br />
solchen Tier dürfte nicht gezüchtet werden.<br />
Möglicherweise kommt diese Problematik aber<br />
den Betreibern zugute, können künstlich<br />
aufgezogene Tiger doch für Auftritte in der<br />
Zirkus-Manege genutzt werden, was mit<br />
artgerecht aufgewachsenen Tigerjungen nicht<br />
geht. Die Haltung ist in verschiedene Gehege<br />
aufgeteilt, die in keiner Weise den Bedürfnissen<br />
von Tigern genügen. Eines der Gehege ist<br />
praktisch vollständig betoniert (kein natürlicher<br />
Untergrund) und alle sind zu klein. Es fehlen<br />
zudem grosse Wasserbecken, denn Tigern nutzen<br />
Wasser oft und gerne. Wenn alle Tigergehege zu<br />
einem zusammengelegt und sich der Zoo auf das<br />
Halten lediglich zweier Tiere beschränken würde,<br />
dann wäre eine tierfreundliche Haltung möglich.<br />
65
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg<br />
www.infra.ch/jenny/<br />
Jürg Jenny war viele Jahre als Raubtier-Dompteur u.a. mit den Zirkussen Krone, Nock und Royal<br />
auf Tournee. Seit mehr als einem Jahrzehnt beschreitet er mit seiner Grosskatzenhaltung aber<br />
einen neuen Weg, indem er seine Löwen, Tiger und Leoparden unter Zoo-ähnlichen Bedingungen<br />
im Aargauer Jura hält und sie zugleich mit Dressurstunden vor Publikum beschäftigt und fordert.<br />
Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vertretbar. Die Gehege sind zwar vergleichsweise klein,<br />
übertreffen aber die Mindestanforderungen gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung und sind gut<br />
strukturiert. Eine (wünschenswerte) Vergrösserung der Gehege ist aus raumplanerischen Gründen<br />
nicht möglich.<br />
Die Vorführung der Tiere in der Manege (einem alten Stallgebäude, das über Gittertunnels direkt<br />
mit den Gehegen verbunden ist und auch geschützte, erhöhte Ruheplätze für die Nacht bietet)<br />
beruht auf modernen Dressurkonzepten (positive Verstärkung, keine Strafen). Sie zeigt Respekt<br />
vor dem Tier und setzt die Katzen nicht unter Stress. Zudem werden gemeinsam mit einer<br />
Verhaltensforscherin Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt, die natürliche Verhaltensweisen<br />
auslösen und Verhaltensstörungen minimieren sollen. So werden die Tiere durch regelmässige<br />
Veränderung der Gehegestrukturen und ein Rotationsprinzip, in dem die Tiere abwechselnd<br />
unterschiedliche Gehege nutzen können, beschäftigt.<br />
Tierhaltung<br />
Löwen, Sibirische Tiger, Leoparden<br />
Es stehen insgesamt sechs Teilgehege mit einer<br />
Gesamtfläche von rund 1600 m 2 zur Verfügung.<br />
Die beiden grössten Gehege weisen Grundflächen<br />
von gut 400 m 2 aus. Zum Zeitpunkt der<br />
Besichtigung wurde eines der grossen Gehege<br />
vom Löwenrudel (ein Löwe und zwei Löwinnen)<br />
genutzt, das andere grosse Gehege von den vier<br />
halbwüchsigen Sibirischen Tigerinnen. Die<br />
anderen Teilgehege standen den zwei alten<br />
Sibirischen Tigern, respektive den beiden<br />
Leoparden zur Verfügung. Alle Gehege sind relativ<br />
dicht mit Vegetation (Bäume, Büsche, Wiese)<br />
bestanden und bieten genug Rückzugsmöglichkeiten.<br />
In jedem Gehege können die Tiere<br />
einen gedeckten, wettergeschützten Ruheplatz,<br />
Baumstämme zum Kratzen und erhöhte<br />
Liegeplätze auf Erdhügeln nutzen. In den<br />
grösseren Gehegen befinden sich zudem rund 50<br />
cm tiefe, naturnah gestaltete und recht grosszügig<br />
dimensionierte Weiher, so dass v.a. die Tiger auch<br />
ihr natürliches Badebedürfnis ausleben können.<br />
Die Tiere werden an zwei Tagen in der Woche<br />
nicht gefüttert und erhalten als Spielzeug und<br />
Beschäftigung immer wieder Rinderschädel oder<br />
Tierhäute. Die Nacht verbringen die Katzen in den<br />
gut eingestreuten, erhöhten Liegewagen im Stall<br />
neben der Manege, so dass sie auch über<br />
geschützte Innenräume verfügen. Alle paar Tage<br />
können die Raubkatzen ein anderes Gehege<br />
nutzen, so dass bspw. die Löwen in das Gehege<br />
kommen, wo zuvor die Tigerinnen waren und<br />
66
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
umgekehrt. Die Tiere kennen sich durch die<br />
direkte Nachbarschaft am Gitter natürlich<br />
persönlich, haben so aber zusätzlich die<br />
Möglichkeit, Duftmarkierungen zu kontrollieren<br />
und mit dem eigenen Duft zu überdecken, so dass<br />
ein natürliches Territorialverhalten gelebt werden<br />
kann.<br />
Nicht ganz unproblematisch ist die<br />
Gruppenhaltung der Tigerinnen resp. die Paarhaltung<br />
der Leoparden. Tiger und Leoparden sind<br />
im Erwachsenenalter grundsätzlich Einzelgänger<br />
und verteidigen eine grosse Individualdistanz<br />
selbst gegen nahe Verwandte. Die Gruppenhaltung<br />
beugt aber der in einer Einzelhaltung<br />
unweigerlichen Verarmung des Sozialverhaltens<br />
vor und kann eine Verhaltensbereicherung<br />
darstellen, ist aber zugleich ein Stressfaktor, wenn<br />
die Tiere sich nicht aus dem Weg gehen können.<br />
Die Tigerinnen sind aber Geschwister und<br />
harmonieren gut miteinander; jedoch ist fraglich,<br />
ob die Gehege bei länger andauernden Rivalitäten<br />
genügend Ausweichmöglichkeiten bieten. Eine<br />
dauernde Separation der Tiere in einzelne<br />
Teilgehege ist kaum möglich, da sonst der<br />
Bewegungsspielraum aller Tiere stark eingeengt<br />
würde.<br />
Die beiden Löwinnen sind trotz der Fastentage<br />
stark übergewichtig, was zum einen an der<br />
Kastration liegt aber auch daran, dass sie sich<br />
offenbar beim gemeinsamen Fressen gegen ihren<br />
Bruder durchsetzen, dieser aber gar nichts fressen<br />
würde, wenn er alleine fressen müsste!<br />
Tiervorführung<br />
Die Grosskatzen werden mehrmals in der Woche<br />
während 15-30 Minuten, meist vor einem kleinen<br />
Publikum, trainiert. Das Training beruht auf<br />
positiver Verstärkung; es werden also Verhaltensweisen,<br />
welche die Tiere von sich aus zeigen,<br />
zuerst mit Futter und Stimme, später nur noch mit<br />
der Stimme belohnt. Die jungen Tigerinnen<br />
befinden sich am Anfang ihrer Ausbildung, lernen<br />
erste Kommandos und werden mit Fleischstücken<br />
belohnt. Die Löwen sind im Training schon weiter<br />
fortgeschritten, beherrschen einzelne Sprünge<br />
und verschiedene Kommandos und werden<br />
teilweise noch mit Futter, teilweise nur mit<br />
Worten belohnt. Die Leoparden sind fertig<br />
ausgebildet, beherrschen Sprünge durch den<br />
Reifen und Rollen am Boden und werden allein<br />
mit Worten belohnt. Die Körpersprache und<br />
Kommandos von Herrn Jenny sind ruhig und<br />
souverän; eine Peitsche wird nicht eingesetzt. Die<br />
Tiere werden nur mit Worten und Gesten geleitet.<br />
Ein kurzer Stock dient zum Überreichen von<br />
Fleischstücken, eine kurze Reitgerte zum<br />
Dirigieren und gelegentlich streichelnden<br />
Touchieren der Tiere (Herstellung von Vertrauen<br />
auch bei leichten Berührungen).<br />
Die Löwen (Tinus, Swazi und Kenia) stammen aus<br />
einer Nachzucht des Zoos al Maglio, die jungen<br />
Tigerinnen (Saphira, Chiara, Shira und Rani) aus<br />
Braunschweig, und bei der einen, alten Tigerin<br />
(Saiga) handelt es sich um die letzte Nachzucht<br />
des Zoos Basel. Die beiden Leoparden (Ranja,<br />
Daya) stammen aus dem Zoo Rothenburg.<br />
Ganz stressfrei ist eine Raubtierdressur allerdings<br />
nie, da grundsätzlich immer die Individualdistanz<br />
der Katzen mehr oder weniger stark – wenn auch<br />
nur kurzfristig – eingeschränkt wird. Ein leichtes<br />
Knurren und Drohen in der Körpersprache und<br />
gelegentlich angelegte Ohren sind daher auch bei<br />
67
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
diesen sehr sorgsam ausgebildeten Grosskatzen in<br />
der Manege zu beobachten. Es handelt sich<br />
allerdings eher um einen kurzfristigen Reiz, durch<br />
den die Tiere zu Aufmerksamkeit, Kommunikation<br />
und Behauptung ihrer Individualdistanz<br />
aufgefordert werden. Anzeichen eines negativen<br />
Stresses (Vermeidungsverhalten, Kopfabwenden,<br />
Stressgähnen, Abwenden – sog. Stress relief-<br />
Verhalten) konnte jedenfalls nicht beobachtet<br />
werden.<br />
Anmerkung<br />
Die Dressur vermag die Bedingungen in freier<br />
Natur nicht zu simulieren, jedoch kann sie sie<br />
zumindest ein Stück weit durch die<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration, die sie den<br />
Tieren abverlangt, ersetzen. Statt dass Jürg Jenny<br />
weiterhin mit seinen Tieren dem Publikum<br />
nachreist, kommt dieses nun zu ihm. Im Rahmen<br />
der öffentlichen Proben erzählt der Dompteur viel<br />
Wissenswertes über die Tierhaltung und –dressur.<br />
Jedoch wäre es wünschenswert, wenn an den<br />
Gehegen auch Informationen zu den Tieren, der<br />
Tierhaltung und evtl. der Bedrohung der Arten in<br />
freier Wildbahn angebracht wären.<br />
Für eine private Grosskatzenhaltung und einen<br />
Dressurbetrieb hält und trainiert Jürg Jenny seine<br />
Tiere vorbildlich und verfügt über wissenschaftlich<br />
fundierte Kenntnisse in der Tierhaltung. Jedoch<br />
bestehen auch hier die grundsätzlichen Probleme,<br />
die sich in der Haltung von Grosskatzen generell<br />
stellen, nämlich mangelnder Platz und die grosse<br />
Schwierigkeit, diese intelligenten und scharfsinnigen<br />
Tiere langfristig ausreichend zu beschäftigen.<br />
68
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Römischer Tierpark Augusta Raurica,<br />
Augst<br />
www.augustaraurica.ch<br />
Im Tierpark der römischen Ausgrabungs- und Museumsstätte Augusta Raurica bei Augst (BL)<br />
werden ausschliesslich Nutztiere sowie Rassen der Pro Specie Rara gehalten. Es handelt sich dabei<br />
um relativ ursprüngliche Rassen, die in ihrem Erscheinungsbild und ihrer Vielseitigkeit den von<br />
den alten Römern gehaltenen Nutztieren nahe kommen sollen. Deren Aussehen und Verwendung<br />
erschliesst sich allerdings lediglich noch aus Mosaiken, Zeichnungen und schriftlichen Berichten.<br />
Die Tiere im römischen Tierpark werden gut gehalten. Es stehen ihnen ganzjährig grosszügige<br />
Aussengehege und eingestreute Ställe als Witterungsschutz zur Verfügung. Auf dem<br />
umliegenden Grünland geniessen sie im Sommerhalbjahr Weidegang. Die Tiere werden als<br />
Nutztiere gehalten und folglich auch für die Fleischproduktion genutzt (Schweine, Rinder).<br />
Folgende Rassen werden gezeigt: Nera-Verzasca-Ziege, Walliser Alpschaf, Eringerkuh,<br />
Wollschwein, Toulouser Gans (ohne Kehlwamme), Rebhuhnfarbiger Italiener, sowie Perlhühner<br />
und seltene Taubenrassen.<br />
Weil die Tiere (unerlaubterweise!) des Öfteren durch Besucher mit Brot gefüttert werden, ist die<br />
Zufütterung durch die Parkverantwortlichen zurückhaltend, wird aber bspw. bei den Ziegen an<br />
mehreren Stellen gleichzeitig vorgenommen, so dass alle Tiere ans Futter gelangen können. In<br />
den Gehegen finden sich zudem Beschäftigungsstrukturen wie montierte Fellbürsten, Stroh,<br />
Kletterfelsen (Ziegen), Suhlen (Schweine) und einzelne Äste und Zweige zum Kauen (Ziegen,<br />
Schafe, Schweine).<br />
Positive Beispiele<br />
Nera-Verzasca-Ziegen<br />
Ein vorbildliches Ziegengehege! Den kletterfreudigen<br />
Tieren stehen ein Kletterfelsen und ein<br />
Holzgerüst zur Verfügung; in den geräumigen<br />
Ställen werden erhöhte Liegeplätze eingerichtet.<br />
Die Ziegen haben reichlich Auslauf und erhalten<br />
Raufutter an mehreren Raufen, so dass Futterkonkurrenz<br />
vermieden wird.<br />
Hügel sowie zusätzlich eine Wiese mit Suhle<br />
ausserhalb des Tierparks nutzen.<br />
Wollschweine<br />
Das Wintergehege für die Wollschweine bietet<br />
Platz für eine grosse Suhle und enthält einen<br />
geräumigen, gut eingestreuten Stall als<br />
Witterungsschutz. Im Sommer wird das Gehege<br />
erweitert, und die Tiere können den benachbarten<br />
69
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wasservögel<br />
Die Gänse und Enten leben an einem mit Büschen<br />
umstandenen Teich, der ausreichend Platz zum<br />
Schwimmen und zur natürlichen Nahrungssuche<br />
bietet. Verschiedene Holzboxen dienen als<br />
Rückzugsort und Wetterschutz. Im Sommer<br />
geniessen die Gänse Auslauf auf den benachbarten<br />
Viehweiden.<br />
70
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Bad Zurzach<br />
www.tierpark-badzurzach.ch<br />
Der Tierpark auf dem Zurziberg ist ein Naherholungsziel des Kurorts Bad Zurzach und liegt<br />
idyllisch im Aargauer Tafeljura. Der Eintritt ist kostenlos, und es gibt einen Streichelzoo mit<br />
Zwergziegen. Nebst den Wildtieren Damhirsch und Emu sowie Pfauen und diversen Sittichen und<br />
Agaponiden werden kleinere Haus- und Nutztiere gehalten. Etliche Gehege wurden vor zwei<br />
Jahren renoviert. Die Tierhaltung ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht in Ordnung; einzig bei den Volieren ist<br />
Verbesserungsbedarf vorhanden. Die Tiersammlung erscheint etwas willkürlich – exotische Vögel<br />
wie Emu, Pfau und Graupapagei neben Nutztieren wie Zwergziegen und Gänsen – jedoch ist<br />
mittelfristig nur noch die Haltung einheimischer Arten geplant. Bei den Wildtieren finden sich<br />
Informationsschilder an den Gehegen. Solche wären durchaus auch bei den Haus- und Nutztieren<br />
(z.B. Zwergziegen, Karpfenteich, Geflügel) wünschenswert.<br />
Positive Beispiele<br />
Damhirsche<br />
werden regelmässig zur Verfügung gestellt. Es<br />
fehlen jedoch Klettermöglichkeiten und erhöhte<br />
Liegeplätze für die Schwarzhalsziegen. Die Hirsche<br />
sorgen alljährlich für Nachwuchs, der jedoch im<br />
Herbst zwecks Bestandeskontrolle durch einen<br />
Jäger entnommen werden muss – wie es in den<br />
meisten Hirschgehegen der Fall ist.<br />
Wasservögel<br />
Die vier Hirschkühe mit Zuchtstier und jährlichem<br />
Nachwuchs können zwei miteinander verbundene<br />
Gehege mit einer Gesamtfläche von rund 5000 m 2<br />
nutzen. Sie teilen sich den Auslauf mit einigen<br />
Walliser Schwarzhalsziegen. Im vorderen Gehege<br />
befindet sich ein Stall mit einem vorgelagerten<br />
Unterstand von ca. 30 m 2 Fläche und einer<br />
Heuraufe. Die Hirsche haben sowohl freien<br />
Auslauf im ebenen Gelände, als auch am Hang.<br />
Bei Bedarf können sie sich an den Waldrand<br />
zurückziehen oder den Schatten unter dem<br />
ausladenden Kastanienbaum nutzen. Wasser steht<br />
zur Verfügung. Die Tiere werden mit Gemüse und<br />
Raufutter zugefüttert. Frische Äste zum Knabbern<br />
Den Enten und Gänsen stehen ein Teich von fast<br />
400 m 2 Fläche und angrenzend ein Baumgarten<br />
von über 1500 m 2 zur Verfügung. Gehalten<br />
werden u.a. Mandarinenten, Stockenten und<br />
Reiherenten. Im Teich (Löschweiher mit Quellwasser<br />
und Lehmboden) schwimmen Karpfen und<br />
Schleien. Die Wasservögel können ein<br />
schwimmendes Entenhaus und mehrere Unterstände,<br />
Brutplätze und Futterhäuschen an Land<br />
nutzen. Diese Strukturen geben ihnen auch Schutz<br />
vor dem Habicht oder vor der Sonne. Der<br />
natürliche Weiher eignet sich gut zum natürlichen<br />
Gründeln, und auf der Wiese können die Gänse<br />
weiden, wobei auch hier Bäume und Büsche als<br />
Schutz- und Ruheplätze dienen. Die meisten<br />
Vögel leben in Halbfreiheit, d.h. sie sind flugfähig,<br />
kehren aber in den Park zurück. Lediglich die<br />
älteren Vögel sind noch coupiert (heute verboten),<br />
71
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
und exotische Arten wie die Schwarzkopf-<br />
Ruderente haben gestutzte Flügel und können<br />
nicht entfliegen.<br />
Negative Beispiele<br />
Volieren<br />
Anmerkungen<br />
Ein Ausbau der Innen- und Aussenvolieren ist<br />
geplant. Die Innengehege sollen um rund einen<br />
Meter tiefer, die Aussenvolieren um einen Meter<br />
erhöht werden. Mobile Trennwände sollen eine<br />
Variation der Grösse des Flugbereichs der<br />
einzelnen Aussenvolieren ermöglichen. Ein Teil<br />
der Aussenvolieren soll künftig mit Holzspänen<br />
eingestreut werden.<br />
Wünschenswert wäre eine bessere Strukturierung<br />
der Volieren für die intelligenten und neugierigen<br />
Vögel mit Sitz- und Rückzugsmöglichkeiten,<br />
Balancier- und Kletterästen und –seilen, Vegetation,<br />
Sand- und Wasserbädern, sowie Beschäftigungsmaterialien.<br />
In den alten Volieren werden diverse exotische<br />
Vögel wie Alexandersittiche, Zebrafinken, Graupapagei,<br />
Kaiserfasan und Diamanttauben<br />
gehalten. Die Aussenvolieren sind mit einem<br />
Flugbereich von nur 26 m 2 relativ klein; der Boden<br />
nackter Beton und die Einrichtung spärlich (einige<br />
wenige Sitz- und Klettermöglichkeiten; kaum<br />
Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten). Ein<br />
Graupapagei wird einzeln gehalten, wenn auch in<br />
Gesellschaft anderer Papageienarten. Eine<br />
Vergesellschaftung mit einem Artgenossen wäre<br />
ratsam, sofern machbar.<br />
Die ständig zugänglichen Innenräume sind eng,<br />
mit dem Notwendigsten ausgestattet, aber sehr<br />
sauber und trocken.<br />
Der ständig zugängliche Streichelzoo mit den<br />
Zwergziegen auf rund 450 m 2 verfügt über ein<br />
Teilgehege, welches nur für die Ziegen zugänglich<br />
ist (Rückzugsmöglichkeit). Die Tiere dürfen nur mit<br />
Haferflocken gefüttert werden, welche am<br />
Eingang durch einen Automaten ausgegeben<br />
werden. Die Futtermenge wird allerdings nicht<br />
kontrolliert. Jedoch dürfte sich dies aufgrund des<br />
geringen Besucheraufkommens, getrennter<br />
Fütterung der Jungtiere und der Bewegungsmöglichkeiten<br />
(Kletterfelsen, Baumstämme,<br />
Auslauf) kaum negativ auf den Ernährungszustand<br />
der einzelnen Tiere auswirken.<br />
Positiv zu erwähnen ist die Förderung der einheimischen<br />
Biodiversität im Tierpark. So wurden<br />
Lebensräume u.a. für Wildbienen, Schmetterlinge,<br />
Eidechsen, Laubfrösche, Salamander und Karpfen<br />
geschaffen.<br />
72
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Lange Erlen, Basel<br />
www.erlen-verein.ch<br />
Der Tierpark Lange Erlen steht den Besuchern täglich gratis offen. Ziel dieses Wildparks ist es, den<br />
BesucherInnen die einheimische, wilde und domestizierte Tierwelt und deren Ökosysteme näher<br />
zu bringen. Somit positioniert sich der Wildpark als Ergänzung zum Zoo Basel mit seiner<br />
Präsentation von Wildtieren aus aller Welt.<br />
Der Wildpark fällt grundsätzlich durch grosszügige und naturnah gestaltete Gehege auf, die<br />
wenigen, ausgesuchten Tierarten einen Lebensraum bieten. Die längerfristige Planung sieht eine<br />
deutliche Erweiterung des Parkgeländes und die Präsentation weiterer, einst einheimischer<br />
Tierarten wie des Wisents, Elchs und Fischotters vor. Beispiele schlechter Tierhaltung finden sich<br />
in diesem Tierpark nicht.<br />
Positive Beispiele<br />
Rotfuchs<br />
Das Fuchsgehege ist durch einen natürlichen<br />
Wassergraben vom Publikum getrennt und mit<br />
Dickicht und Steinblöcken als Rückzugsmöglichkeit<br />
durchsetzt. Ebenfalls gibt es Büsche,<br />
Wurzeln, Totholz-Haufen und einen Bau als<br />
Verstecke sowie natürlichen Untergrund zum<br />
Graben. Die Tiere sind oft nur abends zu sehen. Im<br />
Park leben auch viele wilde Füchse - so kann es<br />
durchaus sein, dass man auch ausserhalb des<br />
Geheges Füchse beobachten kann.<br />
Diverse Hirschgehege<br />
Luchs<br />
Das Luchsgehege fällt durch seine grosszügige<br />
Fläche, die vielfältigen Strukturen und die<br />
zahlreichen Versteckmöglichkeiten positiv auf. Ein<br />
grosser Weiher trennt das nur von zwei Seiten<br />
einsehbare Gelände vom Publikum. Felsen, dichtes<br />
Buschwerk, Baumstämme und hohes Gras bieten<br />
den derzeit drei Luchsen (ein Paar mit Nachwuchs)<br />
Versteck- und Klettermöglichkeiten. Hinter einem<br />
hohen Felsen mit künstlichem Wasserfall befindet<br />
sich ein Rückzugsgebiet, das für die Besucher<br />
ausser Sicht liegt.<br />
Im Tierpark Lange Erlen werden Rothirsche,<br />
Wapitis, Mesopotamische und Europäische<br />
Damhirsche gehalten. Die Gehege der Wapitis und<br />
Mesopotamischen Damhirsche sind 1500-2000<br />
m 2 eher klein im Vergleich zu den Gehegen der<br />
Rothirsche und Europäischen Damhirsche, sind<br />
aber mit Unterständen, Sichtblenden, Wasserläufen<br />
und Beschäftigungsmaterial ausgestattet.<br />
Der Boden – ohnehin schon karg – ist leider<br />
überweidet. Mittelfristig ist ein grösserer Umbau<br />
im Gebiet der jetzigen Hirschgehege geplant. Neu<br />
sollen in zwei zentralen, riesigen Waldgehegen<br />
künftig Elche, Rehe und Wisente leben. Die<br />
Wapitis sollen weggegeben werden, da sie nicht<br />
der Philosophie des Tierparks, nur einheimische<br />
73
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Arten zu zeigen, entsprechen. Zudem wird man<br />
sich künftig wahrscheinlich auf die Haltung einer<br />
einzigen Damhirschart – wahrscheinlich des stark<br />
bedrohten Mesopotamischen Damhirsches –<br />
beschränken. Für diesen existiert ein Erhaltungszuchtprogramm,<br />
und der Tierpark Lange Erlen<br />
hätte die Möglichkeit, mit einer grösseren Herde<br />
einen bedeutenden Genpool aufzubauen.<br />
In zwei sehr grossen Gehegen hält der Tierpark<br />
Rot- und Damhirsche. Das Gehege der<br />
Europäischen Damhirsche befindet sich ausserhalb<br />
des Tierparks auf Stadtgebiet (Schwarzpark). Diese<br />
Gehege sind mit über 9000 (Rothirsche) resp.<br />
deutlich über 10`000 m 2 (Damhirsche, Schwarzpark)<br />
sehr grosszügig dimensioniert und bieten<br />
den Hirschen einen natürlichen Lebensraum<br />
(Wald, gestufte Waldränder, mit Büschen durchsetztes<br />
Wiesenland, Sichtblenden aus Totholz,<br />
natürliche Gewässer, unterschiedliche Topographie,<br />
Unterstände). Die Bestandeskontrolle<br />
findet hier durch normale Bejagung statt.<br />
Uhu<br />
Holzstämmen, Felsen und einem Wasserlauf<br />
strukturiert, dass sie praktisch nahtlos in die<br />
Umgebung überzugehen scheint.<br />
Die Vögel haben hier genügend Beobachtungsund<br />
Ruheplätze, Aufbaum- und Rückzuggelegenheiten,<br />
und sie können ein Bad im Wasser<br />
oder Sand nehmen. Eine sehr gut gelungene<br />
Vogelhaltung!<br />
Anmerkungen<br />
Der Tierpark Lange Erlen setzt sein Konzept, die<br />
Tierwelt und Ökosysteme der Region sowie alte<br />
Nutztierrassen zu präsentieren, sehr überzeugend<br />
um. Die Gehege fallen fast alle durch ihre<br />
naturnahe Gestaltung und Grösse auf. Sehr positiv<br />
fällt auch die Beschilderung auf: Neben<br />
ausführlichen Informationen zu den Tieren wird<br />
jeweils auch deren Lebensraum beschrieben, der<br />
im Tierpark nachgestellt wird, und es werden<br />
immer regionale Bezüge gemacht. Der Park ist<br />
auch ein Lebensraum für viele Wildtiere, u.a.<br />
Füchse, Marder, Reiher, Störche, aber auch die von<br />
selbst in die Parkgewässer eingewanderten Fische<br />
(Alet). Im Wildkatzengehege besteht so bspw. für<br />
die Katzen die Möglichkeit, Fische, Mäuse oder<br />
gelegentlich ein Eichhörnchen zu erlegen.<br />
Im Herbst 2011 wurde die neue Uhu-Voliere<br />
eröffnet. In der alten Voliere leben nun Fasane;<br />
künftig sollen dort auch Rebhühner und<br />
Feldhasen präsentiert werden. Die neue Uhu-<br />
Voliere ist grosszügig dimensioniert und<br />
ermöglicht den Vögeln kurze Flüge. Sie ist hoch,<br />
so dass die Uhus weit über den Besuchern in den<br />
Ästen der Bäume sitzen und Ausschau halten<br />
können. Durch die schmalen Gitterdrähte entsteht<br />
ein sehr offener Eindruck – die Voliere fällt optisch<br />
kaum auf und ist so gut mit Gebüsch, Steinen,<br />
Auch die Nutztiere (u.a. Esel, Strahlenziegen,<br />
Hühner und Bienen) werden in grosszügigen und<br />
neuen Anlagen präsentiert. Die Ziegen werden<br />
mehrmals wöchentlich ausserhalb des Parks bei<br />
Spaziergängen mit Kindern ausgeführt.<br />
74
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Mittelfristig ist die Vergrösserung des Tierparks<br />
von derzeit 8 auf rund 11 ha geplant. Nebst dem<br />
Umbau der alten Hirschgehege zugunsten neuer<br />
Elch-, Wisent und Kranichanlagen sollen am<br />
Wiese-Ufer Anlagen für Biber, Fischotter, Waldund<br />
Feuchtbiotope sowie Aquarien für einheimische<br />
Fischarten entstehen.<br />
Einige wenige gehaltene Arten – nämlich die<br />
australischen Schwarzen Schwäne und die<br />
südamerikanischen Kapuzineraffen, passen nicht<br />
ins neue Konzept des Tierparks. Ihre Haltung wird<br />
aber aus Tradititonsgründen beibehalten, da diese<br />
Tierarten zu den ersten, bei der Gründung des<br />
Parks im 19. Jhdt. gezeigten Tieren gehörten.<br />
gegenüber früher vergrössert, sind aber doch eher<br />
klein. Sie bieten den darin gehaltenen, einheimischen<br />
Wasser- und Singvögeln aber genügend<br />
Versteckmöglichkeiten.<br />
Verbesserungswürdig erscheint die Haltung der<br />
Wildkaninchen in einer weiteren Voliere. Zwar<br />
verbringen die Tiere einen beträchtlichen Teil ihres<br />
Lebens unter der Erde (und sind so scheu, dass<br />
man sie kaum je zu Gesicht bekommt), aber hier<br />
wäre ein grosszügigeres Aussengehege mit<br />
Weidemöglichkeit und Gebüsch wünschenswert.<br />
Ein Relikt aus früheren Zeiten sind zudem die<br />
Volieren beim Kiosk. Zwar wurden diese bereits<br />
75
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wildpark Roggenhausen, Aarau<br />
www.roggenhausen.ch<br />
Der Wildpark Roggenhausen, im gleichnamigen, idyllischen Tal westlich von Aarau gelegen, zeigt<br />
auf einer Fläche von 15 Hektaren eine ausgewählte Anzahl grösstenteils einheimischer Wild- und<br />
Nutztiere in meist sehr weitläufigen, artgerecht strukturierten Gehegen. Die Hirschgehege dürften<br />
zu den besten ihrer Art in der ganzen Schweiz zählen. Negative Haltungsbeispiele gibt es in<br />
diesem Tierpark nicht.<br />
Positive Beispiele<br />
Rot- und Axishirsche<br />
Die beiden Hirsch-Arten befinden sich jeweils in<br />
weit über 10`000 m2 grossen Gehegen, die ganze<br />
Talausschnitte an beiden Talhängen, mit<br />
Offenflächen zum Weiden, riesigen Einzelbäumen<br />
als Unterstand und Nahrungsquelle (Kastanien!)<br />
sowie Wald und Dickicht als Rückzugsgebiet<br />
umfassen. Befinden sich die Tiere auf der jeweils<br />
dem Besucherweg gegenüber liegenden Talseite,<br />
sind beinahe Ferngläser notwendig, um sie zu<br />
beobachten. Angrenzend an die Hirschgehege<br />
sind mehrere hölzerne Aussichtsplattformen<br />
angebaut. Dort kann von einem Futterautomaten<br />
auch Futter bezogen werden, das den Tieren<br />
verfüttert werden darf, sollten sie sich denn in der<br />
Nähe des Gitters aufhalten. Aufgrund der üppigen<br />
Weiden und des vielen Totholz und herumliegender<br />
Kastanien dürfte dies eher selten der<br />
Fall sein! Über das Gelände verteilt sind mehrere,<br />
grosszügige Unterstände mit Sichtschutzwänden,<br />
sowie kleinere, gedeckte Heuraufen. Im Talgrund<br />
werden die Gehege von einem kleinen Bach<br />
durchflossen. Auch Suhlen sind vorhanden.<br />
In diesen Gehegen, die v.a. beim Rothirsch einen<br />
Ausschnitt aus dem natürlichen Lebensraum<br />
darstellen, sind alle natürlichen Bedürfnisse der<br />
Tiere in annähernd artgerechter Weise erfüllt. Die<br />
Hirsche können sich zum Äsen auf die Weiden<br />
begeben, und in der Brunftzeit können die<br />
Hirschstiere einen Haremsplatz beanspruchen.<br />
Genügend Stroh und Totholz steht als Raufutter<br />
zur Verfügung und wird ergänzt durch das<br />
saisonal unterschiedliche Futterangebot auf den<br />
Wiesen und unter den Kastanienbäumen, sowie<br />
im Wald. Wald und Dickichte dienen als<br />
Rückzugsgebiete, die von Besucherwegen nicht<br />
oder kaum einsehbar sind, und Wasserstellen und<br />
Suhlen bereichern den Lebensraum. Eine<br />
vorbildliche Hirschhaltung!<br />
Steinbock und Murmeltier<br />
Das mehrere 1000 m2 grosse, am Steilhang<br />
gelegene Gehege der Steinböcke und<br />
Murmeltiere bildet mit teilweise natürlich<br />
vorhanden Strukturen (Abhang) sowie künstlich<br />
angelegten Kletterfelsen (Kunstbeton, Blockfeld)<br />
den Lebensraum des Hochgebirges nach. Enorme<br />
Kletterfelsen, Felswände, Nischen und<br />
Schutthalden fordern das Klettergeschick der<br />
Steinböcke heraus und geben an heissen<br />
Sommertagen Schatten. In den Gängen und<br />
Bauten unter den Felsbrocken fühlen sich die<br />
76
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Murmeltiere wohl. Stellenweise wächst karges<br />
Gras, ähnlich einem alpinen Rasen. herumliegendes<br />
Totholz und Stroh dient zur Beschäftigung.<br />
Die Unterstände sind zudem mit Kratzbürsten<br />
und Salzlecken ausgestattet.<br />
Sowohl die Steinböcke mit ihren wenige Tage<br />
alten Kitzen, als auch die Murmeltiere sind im<br />
Gehege sichtbar (trotz vieler Rückzugsmöglichkeiten<br />
unter, hinter und auf den Felsen!),<br />
machen einen gesunden Eindruck und verhalten<br />
sich teilweise sehr verspielt (Kitze, Murmeltiere).<br />
Wildschwein<br />
und ermöglicht das Suhlen, teilweise aus Pflaster<br />
(befestigte Uferböschung). Ein seichter Bach fliesst<br />
durch das ganze Gehege. Die Wildschweine<br />
beschäftigen sich offenbar sehr gerne mit der<br />
Nahrungssuche unter den im Wasser liegenden,<br />
groben, abgerundeten Kieselsteinen. Emsig<br />
durchwühlen sie mit ihren Rüsseln den Bachgrund,<br />
vermutlich auf der Suche nach Insektenlarven.<br />
Auch die Frischlinge beteiligen sich bereits an<br />
dieser Art der Futtersuche. Zudem wühlen sie in<br />
Spalten und Vertiefungen im befestigten Ufer, die<br />
sich offenbar als Futterverstecke eignen. Zur<br />
weiteren Beschäftigung der Schweine dienen<br />
herumliegende Äste und Strohhaufen (im Stall). Es<br />
fehlt zwar an natürlicher Vegetation (ausser Wald<br />
angrenzend an das Gehege), jedoch sind die<br />
wichtigsten Bedürfnisse der Wildschweine<br />
(vielfältige Futtersuche, Suhlen, geschützte Liegebereiche)<br />
erfüllt. Gemäss Wildparkleitung soll das<br />
Gehege in den kommenden Jahren erweitert<br />
werden und auch Teile des angrenzenden Waldes<br />
umfassen.<br />
Steinmarder<br />
Eine spezielle, durchaus gut gelöste Haltungsweise<br />
dieses kleinen Raubtieres. Das Gehege des<br />
Steinmarders befindet sich in einem alten Holzspeicher,<br />
der als Dachboden eingerichtet ist und<br />
diverse Leitern, Querbalken, Kletterseile, ein<br />
Wasserbecken, Strohballen, Schlafhöhlen, erhöhte<br />
Aussichtspunkte und Schlupflöcher in Scheiterbeigen<br />
enthält.<br />
Eine gut strukturierte Tierhaltung trotz relativ<br />
beschränktem Platzangebot. Ein grosses Stallgebäude,<br />
mit Stroh dick eingestreut, dient als<br />
Ruhe- und Rückzugsraum. Kleine Durchschlüpfe<br />
geben den Frischlingen zusätzlichen Bewegungsspielraum.<br />
Frisches Schnittgras bereicherte am<br />
Tag des Besuches das Futterangebot der Tiere.<br />
Der Untergrund besteht teilweise aus Naturboden<br />
An den Seiten des Holzhauses befinden sich je<br />
zwei überdachte, nur an einer Seite offene<br />
77
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
„Volieren“, die mit Gittern gesichert sind, und die<br />
im ersten Stock über eine Art Dachboden<br />
miteinander verbunden sind, so dass die Besucher<br />
den herumrennenden und –kletternden Marder<br />
auch über ihren Köpfen „poltern“ hören. Das Tier<br />
wird – artgemäss! – einzeln gehalten (es handelt<br />
sich um einen ausgewachsenen Rüden) und ist<br />
eine Hand-aufzucht, daher sehr zahm. Erfreulich<br />
hervor-zuheben ist der Umstand, dass im<br />
Besucher-bereich das Marder-Merkblatt der <strong>STS</strong><br />
aufliegt!<br />
Der Marder verhält sich zum Besuchszeitpunkt<br />
sehr aktiv, läuft und springt ständig im ganzen<br />
Gebäude umher. Manche Bewegungsabläufe<br />
machen einen leicht stereotypen Eindruck, werden<br />
aber – im Unterschied zu krankhaften Verhaltensstörungen<br />
– immer wieder von anderen Aktivitäten<br />
unterbrochen und sind evtl. auch auf die<br />
kurz bevorstehende Fütterungszeit zurückzuführen.<br />
Trotz der hervorragenden Strukturierung<br />
des Geheges wäre aus <strong>Tierschutz</strong>sicht der<br />
Anbau eines Aussengeheges wünschenswert, in<br />
welchem das Tier auch die Möglichkeit hätte,<br />
Naturboden zu spüren und auf richtigen Bäumen<br />
oder Büschen zu klettern und sich der Witterung<br />
auszusetzen und Ausschau nach der Ursache<br />
interessanter Geräusche oder Düfte zu halten.<br />
Anmerkungen<br />
Schneehase<br />
Die Schneehasen werden zusammen mit Ziegen<br />
und wilden Truthühnern in einem grösstenteils am<br />
Hang gegenüber dem Haustierbereich gelegenen<br />
Gehege gehalten. Für die Hasen sind Teilbereiche<br />
abgesperrt, die nur sie erreichen können und wo<br />
sie Schlafboxen und Futterstellen nutzen können.<br />
Im Gehege verteilt befinden sich Totholzhaufen,<br />
unter denen die scheuen Hasen Zuflucht finden<br />
können. Zum Zeitpunkt des Besuchs waren sie<br />
nicht zu sehen. Gemäss einem Tierpfleger ist die<br />
Haltung dieser Tiere sehr schwierig, da insbesondere<br />
die Nachzucht kaum gelingt (wegen<br />
Fressfeinden wie Krähen und Greifvögeln und<br />
wegen Parasiten, v.a. Kokzidien). Die Haltung<br />
dieser Tierart wird daher von der Parkleitung<br />
gerade grundsätzlich überdacht.<br />
78
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Basel<br />
www.zoobasel.ch<br />
Im Zoo Basel wurden – und werden - zahlreiche Anlagen neu gebaut oder erweitert. 2012 wurde<br />
die neue Menschenaffen-Anlage fertiggestellt, womit der Zoo Basel in der Primatenhaltung<br />
wieder eine wegweisende Rolle spielt. Der Wille, den Tieren bessere Gehege zur Verfügung zu<br />
stellen, ist ersichtlich, obwohl einige der neueren Gehege von Löwen, Wildhunden, Panzernashorn<br />
und Geparden bei Verzicht auf einzelne Arten vom Platzangebot her noch grosszügiger hätten<br />
dimensioniert werden können.<br />
Die besondere Situation des Zoos Basel mit seiner Lage mitten in der Stadt und wenig<br />
Vergrösserungspotential bewirkt, dass für die Gehege nur beschränkt Platz zur Verfügung steht.<br />
In letzter Zeit wurden jedoch die Haltungen von einzelnen Tierarten (Thar, Brillenbären,<br />
Kanadischer Otter, Grüne Meerkatze) aufgegeben, um den frei werdenden Raum für den Bau von<br />
neuen, grösseren Anlagen zu nutzen. Schlechte Beispiele von Tierhaltungen findet man im Zoo<br />
Basel kaum Zu den letzten nicht ganz tiergerechten Anlagen sind kurz- bis mittelfristig<br />
Verbesserungen geplant (siehe Abschnitt „Anmerkungen“).<br />
Die nächsten Grossprojekte im Zoo Basel dürften die geplante Erweiterung der Elefantenanlage<br />
sowie die erste grosse Erweiterung in der Geschichte des „Zolli“ – das Ozeanium – sein. Aus<br />
<strong>Tierschutz</strong>sicht steht der <strong>STS</strong> dem Projekt Ozeanium kritisch gegenüber. Zuwenig ist über die<br />
artgerechte Haltung von marinen Grossfischen bekannt – ganz zu schweigen von der Tatsache,<br />
dass für das Ozeanium teilweise bedrohte Tierarten wie Haie aus freier Wildbahn werden<br />
importiert werden müssen.<br />
Positive Beispiele<br />
Kattas<br />
Die Kattas leben neu in der Etoscha-Anlage auf<br />
einer natürlich gestalteten Halbinsel neben dem<br />
Gepardengehege. Die Anlage bietet zahlreiche<br />
Kletter- und Versteckmöglichkeiten, Aussichtspunkte<br />
und einen geschützten Stall. Die Affeninsel<br />
ist umgeben von einem breiten Wassergraben,<br />
der für ausreichend Distanz sowohl zu den<br />
Besuchern, als auch zu den Geparden sorgt.<br />
und abwechslungsreichen Untergrund und<br />
zwischen all den Steinen und Totholz bietet sich<br />
den Tieren gute Möglichkeiten, Fressbares zu<br />
suchen und zu finden, sowie Höhlen, Gänge und<br />
schattige Kuhlen zu graben.<br />
Erdmännchen und Stachelschweine<br />
Eine gelungene, für die kleinen Erdmännchen und<br />
eher behäbigen Stachelschweine grosse Anlage<br />
mit vielfältigen Strukturen wie Höhlen, Baumstrünken,<br />
Felsen etc., welche die Tiere ausgiebig<br />
nutzen – als Ausguck, Sonnen- und Schattenplätze,<br />
Rückzugs- und Fluchtorte. Im natürlichen<br />
79
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Gemeinschaftsanlage im Etoscha-Haus<br />
entsprechend grossen Anlage. Die Vögel müssen<br />
in den Häusern von den Besuchern manchmal<br />
aktiv gesucht werden: Zu sehen sind aber immer<br />
einige Tiere – zum Teil in unmittelbarer Nähe.<br />
Brillenpinguine<br />
Die Anlage ist ein sehr gutes Beispiel der neuen<br />
Generation von Tierhaltungen in Zoos: Klippschliefer,<br />
Siedelweber (Vögel) und Borstenhörnchen<br />
nutzen gemeinsam eine lichtdurchflutete<br />
Innenanlage. Da es sich um tropische Arten<br />
handelt, ist kein Aussengehege vorhanden. Die<br />
Vögel können im ganzen Raum frei fliegen – auch<br />
im Bereich der Besucher – und die kleinen<br />
Klippschliefer und Borstenhörnchen haben eine<br />
genügend grosse Fläche für ihre Aktivitäten zur<br />
Verfügung. Die Siedelweber haben ein riesiges<br />
Gemeinschaftsnest gebaut, die Borstenhörnchen<br />
unterirdische Gänge, und für die Klippschliefer<br />
stehen Felsen mit vielen Nischen zur Verfügung.<br />
Die Anlage ist dem natürlichen Lebensraum der<br />
Tiere gut nachempfunden und bietet den Tieren<br />
die nötigen Strukturen für Nestbau, Ruhe- und<br />
Rückzugsorte, Ausgucke usw.<br />
Vogelhaus (diverse Arten) und Lorihaus<br />
Zwei sehenswerte Anlagen, in denen die Vögel im<br />
ganzen Haus frei herum fliegen können und die<br />
Besucher mitten im Lebensraum der Tiere stehen.<br />
An der Längsseite beim Vogelhaus sind grosse<br />
Volieren angebracht, die über ebenso grosse<br />
Aussenbereiche verfügen. Auch das Lorihaus<br />
verfügt über eine grosse, artgemäss strukturierte<br />
Aussenvoliere. Zwei gelungene Beispiele, wie<br />
Vögel auch gehalten werden können und ihnen<br />
ihre natürliche Fortbewegung, das Fliegen, auch<br />
wirklich ermöglicht wird. Bedingung hierfür ist die<br />
Wahl von nicht zu grossen Vogelarten und einer<br />
Die Anlage der Pinguine wurde vor einiger Zeit<br />
deutlich vergrössert. Den Tieren steht ein<br />
zusätzlicher Bereich mit natürlichem Untergrund<br />
und einem kleinen Wasserbecken zur Verfügung.<br />
Diesen Bereich nutzen sie fleissig. Zum Zeitpunkt<br />
des Besuches befanden sich alle Tiere im neuen,<br />
schattigeren Teil der Anlage. Mit der neuen<br />
Gestaltung der Anlage haben die Tiere auch gute<br />
Möglichkeiten, sich bei Bedarf vor Besuchern in<br />
die entfernten, wenig einsehbaren Bereiche oder<br />
auch in geschützte Nisthöhlen zurückzuziehen.<br />
Die Grösse der Wasserbecken ist für die schnellen<br />
Schwimmer und guten Taucher jedoch suboptimal.<br />
Affenhaus (Menschenaffen und kleinere<br />
Affenarten)<br />
Das alte Affenhaus aus den Sechzigerjahren wurde<br />
2011/12 erneuert und um grosse Aussengehege<br />
erweitert. Die neuen Innenanlagen wurden im<br />
Sommer 2011 eröffnet; die Aussenanlagen im<br />
September 2012. Die Innenräume wurden auf<br />
rund die doppelte Fläche vergrössert, mit<br />
mehreren Etagen ausgestattet und auch in die<br />
Höhe erweitert. Dank der grösseren Dachfenster<br />
sind die Räume deutlich heller. Eine Vielzahl von<br />
Seilen, Baumstämmen, Reifen, Hängematten<br />
sowie Badewannen regen zum Klettern und<br />
Herumtollen an, ebenso das reichlich ausgebrachte<br />
Stroh, mit welchem die Tiere sich auch<br />
Schlafnester bauen können. Die Tiere können nun<br />
mehr Ausguckplätze und Rückzugsorte nutzen als<br />
im alten Gehege, und sich dank der deutlich<br />
tieferen Gehege auch besser vor den Besuchern<br />
zurückziehen. An den Wänden montierte<br />
Futterkästen fordern die intelligenten Tiere zur<br />
Erprobung ihrer Geschicklichkeit, Geduld und zum<br />
Werkzeuggebrauch auf.<br />
Sämtlichen Affen stehen nun permanent<br />
zugängliche Freigehege zur Verfügung. Zu diesem<br />
Zweck wurden für die kleineren Affenarten (u.a.<br />
80
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Klammeraffen, Löwenäffchen) auf dem Dach des<br />
bestehenden Hauses grosszügige, sonnige<br />
Volieren erbaut, welche sie kletternd aus den<br />
Innenanlagen erreichen. Die Volieren sind für<br />
Besucher einsehbar, aber nicht direkt zugänglich.<br />
Javaneraffen<br />
Für die Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans<br />
stehen insgesamt fünf, miteinander verbundene<br />
aber einzeln abtrennbare, grosszügige Aussenanlagen<br />
zur Verfügung. Diese sind mit künstlichen<br />
und natürlichen Kletterbäumen, natürlicher<br />
Vegetation, Wiesen und Felsen sehr interessant<br />
und vielfältig ausgestattet und ermöglichen den<br />
Tieren Nahrungssuche (bspw. im Gehege<br />
wachsende Gräser, Kräuter), Komfortverhalten<br />
(Hängematten, Sand, Sonne und Schatten,<br />
Wasser), Klettermöglichkeiten (Seile, Hängematten,<br />
Gitter, Baumstämme, Betonpfeiler)und<br />
Ausschau-Halten von Ausguckplätzen. Die Affen<br />
können sowohl am Gitter wie auch den<br />
Glassscheiben die Nähe der Besucher suchen, als<br />
auch sich bei Bedarf tief in die Gehegelandschaft<br />
oder in die Höhe zurückziehen. Die fünf Anlagen<br />
können den drei Arten in unterschiedlichen<br />
Kombinationen zur Verfügung gestellt werden, so<br />
dass die gleiche Anlage zu unterschiedlichen<br />
Zeiten nicht immer von der gleichen Art genutzt<br />
wird. Dadurch kann den Tieren mehr Abwechslung<br />
geboten werden. Die Anlage wird derzeit vor<br />
allem von den kletterfreudigen Orang Utans sehr<br />
gerne genutzt.<br />
Die Javaneraffen wurden vom alten „Affenfelsen“<br />
(eigentlich einem Graben, in den man auf die<br />
Tiere herunterschauen konnte) in ein neues<br />
Gehege mit riesigem Kletterfelsen umgesiedelt,<br />
wo sie sich nun vor den Besuchern in die<br />
Felsnischen in der Höhe zurückziehen und die<br />
Umgebung im Auge behalten können. Im neuen<br />
Gehege bieten der Kletterfelsen (mit beheizbaren<br />
Innenräumen) und zahlreiche Baumstämme<br />
vielfältige Kletter-, Versteck- und Ausguckmöglichkeiten.<br />
Ein Teich bereichert die Anlage<br />
zusätzlich, sind Javaneraffen doch sehr<br />
wasserliebend! Dicht bewachsene Sichtblenden<br />
bieten rangniederen Tieren zusätzliche Ausweichmöglichkeiten<br />
bei Auseinandersetzungen. Eine<br />
besonders spannende Bereicherung der Haltung<br />
ist die unmittelbare Nachbarschaft zu den<br />
Schneeleoparden, mit welchen sich die Rhesusaffen<br />
den Kletterfelsen - nur durch ein Gitter<br />
getrennt - teilen. Die Affen überwachen die<br />
Bewegungen der Grosskatzen und wissen<br />
unterdessen genau, dass ihnen keine Gefahr<br />
droht. Dennoch kommt es bisweilen zu<br />
spannungsgeladenen Begegnungen, bei welchen<br />
die Affen die Katzen „provozieren“ oder sich<br />
letztere anzuschleichen versuchen.<br />
Panzernashorn<br />
Die beiden Panzernashorn-Kühe, ein Jungtier<br />
sowie ein Bulle leben in zwei getrennten Anlagen<br />
in einem gelungenen Nachbau des natürlichen<br />
Herkunftsgebiets (Schwemmgebiete Nepals) mit<br />
81
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
üppigster Vegetation aus meterhohen Gräsern,<br />
abgestorbenen Bäumen und sandigen Ufern.<br />
Malaienbär<br />
Sie teilen sich das Gehege mit Muntjak-Hirschen<br />
und Zwergottern. Für die Muntjaks bietet die<br />
hohe Vegetation ideale Verstecke. Die Anlage ist<br />
nur von einzelnen Stellen gut einsehbar, die Tiere<br />
haben ausreichend Rückzugmöglichkeiten. Wasser<br />
lädt zum Baden, Totholz zum Scheuern der Haut<br />
und die offene Fläche zum Traben und Spielen<br />
(Otter, Nashornkälber) ein.<br />
Anmerkungen<br />
Afrikanische Elefanten<br />
Die Haltung ist vergleichbar mit der aktuellen<br />
Anlage in Zürich. Auch die Anlage in Basel ist zu<br />
klein und bietet den anspruchsvollen Tieren nicht<br />
die nötige Beschäftigung und die nötigen<br />
Bewegungsmöglichkeiten. Der Untergrund ist<br />
zwar abwechslungsreich gestaltet, und die Tiere<br />
können ausgiebig sandbaden. Es steht ihnen auch<br />
Wasser zur Verfügung, das sie durch Löcher in der<br />
Stallwand von aussen mit dem Rüssel einsaugen<br />
und sich damit duschen können. Eine kleine<br />
Wasserstelle befindet sich zwar im Aussengehege,<br />
ein grosses, stets zugängliches Bad gibt es aber<br />
nicht. Die Innenanlage ist minimal, das Bad nur<br />
zeitlich beschränkt und für die Tiere einzeln unter<br />
Aufsicht zugänglich. Insgesamt eine unbefriedigende<br />
Haltung für die riesigen Dickhäuter.<br />
Diese nicht mehr zeitgemässe Haltungsanlage<br />
wird gemäss Auskunft der Zooleitung in nächster<br />
Zeit nicht mehr für die Haltung von Malaienbären<br />
verwendet. Im Moment lebt dort noch ein sehr<br />
betagtes Tier aus einem anderen Zoo in Pension.<br />
Grundsätzlich soll die Anlage nicht mehr für eine<br />
Haltung dieser Bärenart verwendet werden.<br />
Königspinguin und Eselspinguin<br />
Im Gegensatz zu den Brillenpinguinen leben die<br />
Königs- und Eselspinguine in kalten Klimazonen<br />
und müssen daher bei uns im Sommer in<br />
gekühlten Räumen gehalten werden. Eine<br />
Aussenhaltung ist nur im Winter bei entsprechend<br />
tiefen Temperaturen möglich. Es ist daher fraglich,<br />
ob es Sinn macht, solche Tierarten in unseren<br />
Breitengraden überhaupt zu halten. Der<br />
klimatisierte Raum, der den Tieren in der warmen<br />
Jahreszeit zur Verfügung steht, ist grundsätzlich<br />
für eine tiergerechte Pinguinhaltung zu klein. Im<br />
minimalen Becken können die Pinguine nicht mit<br />
Tempo schwimmen . Von Vorteil ist, dass sich die<br />
Besucher in einem relativ dunklen Raum befinden<br />
und deshalb von den Tieren im hellen Gehege<br />
wohl kaum richtig wahrgenommen werden. Bei<br />
einer längerfristigen Realisierung des geplanten<br />
Ozeaniums würden die antarktischen Pinguinarten<br />
dorthin in eine der Art eher entsprechende, neue<br />
Haltung umgezogen.<br />
Gemäss bereits begonnener Planung des Zoo<br />
Basel soll die Elefanten-Anlage in den kommenden<br />
Jahren erneuert und erweitert werden.<br />
82
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wolf<br />
Diese Anlage ist von den Strukturen und von den<br />
Einrichtungen her mit Sträuchern, Wasserstelle,<br />
Liegeplätzen, Höhlen etc. gut gelöst, aber schlicht<br />
zu klein. Den Tieren steht ein Gehege zur<br />
Verfügung, das sie in wenigen Augenblicken<br />
erkundet haben. Platz für Herumrennen, simuliertes<br />
Jagen, Spiel (Jungtiere) etc. steht nicht zur<br />
Verfügung. Ein Rückzug vor Artgenossen oder vor<br />
den Besuchern ist den naturgemäss scheuen<br />
Tieren beschränkt möglich, indem sie sich in Ställe<br />
oder hinter Büsche zurückziehen – eine genügend<br />
grosse Distanz zu Besuchern einnehmen können<br />
die Tiere hingegen nicht.<br />
Geplant ist ein neues, grösseres Wolfsgehege als<br />
Teil des thematischen Gebiets „Nordamerika“.<br />
Lobenswert sind die fachlichen Informationen<br />
beim Wolfsgehege zu den freilebenden Wölfen<br />
der Schweiz.<br />
Kalifornischer Seelöwe<br />
Obschon das Wasserbecken und der Kletterfelsen<br />
für die Kalifornischen Seelöwen die Mindestanforderungen<br />
gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />
übertreffen, kann hier kaum von einer tiergerechten<br />
Haltung gesprochen werden. Zuwenig<br />
Platz zum ausgiebigen Schwimmen oder (von<br />
Besuchern ungestörten) Sonnenbaden an Land<br />
steht den Tieren zur Verfügung. Es stellt sich<br />
grundsätzlich die Frage, ob eine artgerechte<br />
Haltung von Meeressäugern möglich und in<br />
einem Binnenland wie der Schweiz überhaupt<br />
sinnvoll ist.<br />
83
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Hasel, Remigen (AG)<br />
www.zoo-hasel.ch<br />
Der Zoo Hasel ist ein Kleinzoo, der eine Mischung einheimischer (Nutz-) Tiere und exotischer<br />
Wildtiere hält. Die meisten Tiere werden gut gehalten, doch gibt es auch noch etliche veraltete<br />
Anlagen, die nicht mehr einer zeitgemässen, artgerechten Tierhaltung entsprechen. Die<br />
Zooleitung zeigt allerdings begrüssenswertes Engagement, die Tierhaltung zu verbessern und hat<br />
in den letzten Jahren zwei moderne Anlagen für die Haltung von Waschbären sowie Rhesusaffen<br />
realisiert.<br />
Positive Beispiele<br />
Waschbären<br />
Den drei Waschbären steht eine rund 300m 2<br />
grosse Anlage zur Verfügung, deren Mittelpunkt<br />
ein grosser Naturfelsen und ein kleiner Teich<br />
bilden. Hohe Bäume sowie Baumstämme<br />
ermöglichen den Tieren, ihre angeborene<br />
Kletterfähigkeit auszuleben und sich zum<br />
Schlafen in die Höhe zurückzuziehen. Gepolsterte<br />
Felsnischen und in den Bäumen montierte<br />
Schlafboxen bieten reichlich Rückzugsmöglichkeiten.<br />
Das Gehege ist nur von vorne<br />
einsehbar, so dass die Tiere bei Bedarf auch<br />
Distanz zum Publikum einnehmen können. Eine<br />
kleine, frei zugängliche Holzhütte mit weiteren<br />
Schlafboxen bietet zusätzlichen Witterungsschutz.<br />
Eine aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vorbildliche Waschbären-<br />
Haltung!<br />
Grünflügelaras<br />
Die beiden Grosspapageien befinden sich in einer<br />
grosszügig angelegten Voliere, die Raum für<br />
kurze Flüge und viele Klettermöglichkeiten bietet.<br />
Dichte Vegetation und den Besucher nicht<br />
zugängliche Innenräume ermöglichen den Tieren,<br />
sich bei Bedarf zurückzuziehen.<br />
Rhesusaffen<br />
Den vier Rhesusaffen steht ein geräumiges,<br />
volierenartiges Gehege mit Kletterbäumen,<br />
Seilen, Reifen und Felsen sowie einem kleinen<br />
Wasserbecken zur Verfügung. Bei Bedarf können<br />
sie sich zudem in einen für die Besucher<br />
unzugänglichen Innenraum zurückziehen. Das<br />
Gehege bietet genügend Platz, Kletter- und<br />
erhöhte Ausguckmöglichkeiten für die Affen. Für<br />
das Gehege ist ein Informationskonzept geplant,<br />
welches mit Schautafeln zum Beobachten des<br />
Sozialverhaltens der Tiere und ihrer Körpersprache<br />
anregt.<br />
84
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Leopard (Panther)<br />
Der alte Panther (zum Zeitpunkt der Besichtigung<br />
2011 rund 18-jährig) verbringt sein Leben in<br />
einem Käfig von der Grösse eines<br />
Hundezwingers. Das Gehege ist nicht nur viel zu<br />
klein für die sehr sprungkräftige und<br />
bewegungsfreudige Grosskatzenart, sondern<br />
auch absolut reizarm. Es fehlen grösstenteils<br />
Klettermöglichkeiten, Aussichtspunkte sowie<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Das Tier ist ausgestellt,<br />
und es ist ihm nicht annähernd möglich, sein<br />
natürliches Verhalten zu zeigen. Da es sich um ein<br />
sehr altes Tier handelt, verbringt es seine Zeit<br />
meist schlafend. Ein jüngeres Tier würde unter<br />
solchen Haltungsbedingungen stark stereotypes<br />
(gestörtes) Verhalten entwickeln.<br />
Gemäss Zooleitung soll die alte Katze einen<br />
ruhigen Lebensabend in vertrauter Umgebung verbringen<br />
dürfen. Man ist sich der ungenügenden<br />
Haltungsbedingungen bewusst und will künftig<br />
auf die Haltung von Grosskatzen verzichten. Eine<br />
Umsiedlung des Panthers in einen Zoo mit grösserem<br />
Gehege schlug fehl – das Tier ist nicht mehr<br />
in der Lage, sich einer veränderten Umgebung<br />
anzupassen.<br />
Mantelpaviane<br />
Die kleine Gruppe Mantelpaviane verbringt ihren<br />
Lebensabend in einem für die Tierart viel zu<br />
kleinen, nicht mehr zeitgemässen Käfig. Die<br />
räumlichen Verhältnisse darin sind sehr beengt,<br />
die Tiere sind ausgestellt und können sich vor<br />
den Besuchern nur in den dunklen Innenraum<br />
zurückziehen. Die Tiere haben einige wenige<br />
Klettermöglichkeiten (Seile, Reifen) und höher<br />
gelegene Sitzplätze, doch das Gehege ist von der<br />
Grundfläche viel zu klein, und es fehlen natürliche<br />
Strukturen wie Felsen und Felsnischen,<br />
Vegetation, Baumstämme oder ein natürliches<br />
Gewässer.<br />
Gemäss Zooleitung handelt es sich bei den<br />
Pavianen allesamt um sehr alte Tiere, die wohl nur<br />
noch wenige Jahre im Zoo verbringen werden.<br />
Nach dem Ableben der Tiere soll auf die<br />
Pavianhaltung verzichtet werden.<br />
85
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wildnispark Zürich, Langenberg<br />
www.wildpark.ch<br />
Wer den Wildnispark Zürich besucht, sollte unbedingt ein Fernglas mitnehmen. Die Gehege<br />
sind allesamt sehr grosszügig dimensioniert und die Distanzen zu den Tieren deshalb oftmals<br />
beträchtlich. Der Besucher erhält so einen guten Einblick in das natürliche Verhalten und in den<br />
angestammten Lebensraum der gehaltenen Tiere. In allen Gehegen können sich die Tiere dank<br />
grossen Flächen und Strukturen (Asthaufen, Gebüsche, Waldstücke etc.) von Artgenossen und<br />
Besuchern zurückziehen.Negativ aufgefallen ist der Wildnispark durch die erneute Euthanasie<br />
eines „überzähligen“ Jungbären im Februar <strong>2013</strong>.<br />
Positive Beispiele<br />
Braunbär<br />
Ein Vorzeigegehege für Braunbären: mit seinen<br />
ca. 10 000 m 2 plus nochmals ein paar 1000 m 2<br />
(Trenngehege) bietet die Anlage den Bären<br />
genügend Platz, um sich artgemäss zu verhalten.<br />
Vielerlei Grab-, Fress- und Kratzspuren sind<br />
Zeugen der Aktivitäten der Bären. Das Gehege<br />
besteht grösstenteils aus Wald, verfügt aber auch<br />
über einen offenen Teil mit grossem<br />
Schwimmteich. Dieses abwechslungsreiche<br />
Gelände durchstreifen die Bären auf der Suche<br />
nach Nahrung, wie sie es in der Natur auch tun.<br />
Der natürliche Untergrund erlaubt es den Tieren,<br />
selbständig Schlafhöhlen für die Winterruhe zu<br />
graben, was sie auch ausgiebig tun.<br />
Anmerkung<br />
Problematisch bei dieser Bärenhaltung ist der<br />
Umstand, dass die artgerechte Fortpflanzung der<br />
Tiere – und damit die Produktion von „Überschusstieren“,<br />
die dann eingeschläfert werden<br />
müssen – in das Bestandesmanagement beim<br />
Braunbären (und vermutlich auch anderen<br />
Tierarten) fest einkalkuliert ist. So musste im<br />
Februar <strong>2013</strong> ein vierjähriger, gesunder Braunbär<br />
eingeschläfert werden, weil die Bärin erneut<br />
Nachwuchs erwartete und für den Jungbären kein<br />
geeigneter Platz in einem anderen Zoo gefunden<br />
werden konnte. Störend an diesem Sachverhalt<br />
ist, dass die Kastration und damit Verzicht auf<br />
Fortpflanzung überhaupt nicht in Betracht<br />
gezogen wird, obschon es weltweit zu viele<br />
Braunbären in Gefangenschaft gibt und die<br />
Haltung kastrierter Tiere in einem artgerechten<br />
Gehege wie Langenberg ohne Einbussen beim<br />
Tierwohl möglich wäre. Den Jungtieren dieses<br />
Jahres droht nun in zwei, drei Jahren ebenfalls die<br />
Euthanasie, weil der Tierpark offenbar nur beim<br />
„Recht auf Fortpflanzung“ absolute „Naturtreue“<br />
verlangt – obschon auch in freier Wildbahn nie<br />
alle Tiere einer Art zur Fortpflanzung kommen!<br />
Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht ist dieses Primat einer<br />
Pseudo-Biologie über den <strong>Tierschutz</strong>gedanken<br />
bedenklich: Die Produktion überzähliger<br />
Jungtiere allein mit der (ohnehin nie zu 100%<br />
erreichbaren) „Artgerechtigkeit“ der Haltung in<br />
Gefangenschaft zu verteidigen, ist verwerflich.<br />
86
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Denn so vorbildlich die Haltung auch sein mag –<br />
es handelt sich um Wildtiere in Gefangenschaft,<br />
für deren individuelles Wohlergehen und Lebensrecht<br />
(tiergerechte Haltung) der Mensch Verantwortung<br />
trägt.<br />
Luchs<br />
Wie das Bärengehege ebenfalls ein eingezäunter<br />
Teil des Waldes von mehreren tausend Quadratmetern;<br />
einsehbar via Plattformen. Die sehr<br />
hohen Ansprüche dieser scheuen Katzen werden<br />
mit diesem Gehege optimal erfüllt.<br />
Wölfe<br />
Den Wölfen steht ein grosses Stück Wald zur<br />
Verfügung, einsehbar ist auch hier nur ein Teil<br />
über verschiedene Plattformen. Die von Natur aus<br />
scheuen Tiere haben damit bestens Gelegenheit,<br />
sich vor Besuchern oder Artgenossen zurück zu<br />
ziehen. Das Rudeltier Wolf braucht eine<br />
grosszügige Anlage, damit es sein Gruppenleben<br />
und sein Bewegungsbedürfnis ausleben kann. Mit<br />
etwas Geduld sieht man bald umherstreifende<br />
Tiere, wenn sie sich nicht gerade auf einem<br />
sonnigen Plätzchen zur Ruhe gelegt haben.<br />
klare Verhaltensregeln wie striktes Fütterungsund<br />
Streichelverbot. Eine hervorragende Möglichkeit,<br />
diesen interessanten Tieren direkt zu<br />
begegnen.<br />
Wildkatzen<br />
Die Anlage der Wildkatzen stellt eine Vorzeighaltung<br />
für diese scheuen Tiere dar. Eine<br />
optimale Grösse und Strukturierung erlaubt den<br />
Tieren ein artgemässes Leben und sie können gut<br />
beobachtet werden – sei es beim sonnenbaden,<br />
beim umherstreifen oder beim jagen, welches mit<br />
computergesteuerten Futterboxen animiert wird.<br />
Begehbares Wildschweinegehege<br />
Rotfuchs<br />
Eine Besonderheit stellt das begehbare Wildschweinegehege<br />
dar. Ein eingezäuntes Stück<br />
Wald kann von den Besuchern auf einem Weg<br />
durchschritten werden und die Chancen sind<br />
gross, Wildschweinen zu begegnen. Es gelten<br />
Das neuste Gehege in Langenberg steht den<br />
Rotfüchsen zur Verfügung. In dieser grosszügigen<br />
Anlage wurde der Lebensraum des Fuchses sehr<br />
gut nachempfunden und die Tiere finden dort<br />
87
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
alles, was sie auch in der Natur draussen nutzen:<br />
Futter, Unterschlüpfe, Schlafplätze, Höhlen,<br />
offene Felder. Von einem Beobachtungshaus aus<br />
hat man einen perfekten Einblick in das Leben<br />
der Füchse. Die Informationen rund um den<br />
Fuchs, welcher mittlerweile zum Kulturfolger<br />
geworden ist und heute mitten in Siedlungsgebieten<br />
lebt, runden diese neue Anlage ab.<br />
88
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wildpark Bruderhaus, Winterthur<br />
www.bruderhaus.ch<br />
Der Wildpark Bruderhaus in Winterthur ist in einem grösseren Wald gelegen. Er beherbergt<br />
neun verschiedene Tierarten: Wolf, Luchs, Wisent, Sikahirsch, Damhirsch, Rothirsch, Mufflon,<br />
Przewalskipferd und Wildschwein.<br />
Alle Tiere sind in grosszügigen, naturnahen Anlagen gehalten. Für die Zukunft des Wildparks<br />
sind umfassende Umbauten und Neugestaltungen geplant. Mehrere Gehege sollen zu<br />
Gemeinschaftsanlagen von zwei Tierarten umgebaut werden. Die Wisente zum Beispiel, die<br />
heute in einer Anlage leben, welche der Wildpark selber als zu klein deklariert, sollen in Zukunft<br />
eine Anlage zusammen mit den Sikahirschen nutzen. Die Sikahirsche verfügen über ein grosses<br />
Gehege, das gemäss Wildpark aber zu wenig offene Wasserflächen bietet. Das neue<br />
Gemeinschaftsgehege soll dies alles bieten. Die zusätzlich benötigte Fläche steht dank der<br />
Aufgabe der Damwildhaltung zur Verfügung.<br />
Diese Erneuerungen sind sehr begrüssenswert und werden die Qualität der Tiergehege massiv<br />
verbessern.<br />
Positive Beispiele<br />
Wildschweine<br />
Die Wildschweine können eine grosse Fläche mit<br />
vielen artgemässen Strukturen nutzen. Der<br />
Naturboden lässt überall ausgiebiges Wühlen zu,<br />
Rückzugsmöglichkeiten haben die Tiere mehrere,<br />
Baumstämme erlauben Kratzen und Scheuern,<br />
grosse Asthaufen ermöglichen eine<br />
Beschäftigung (Futtersuche). Einzig eine<br />
grosszügige Suhle mit genügend Wasser fehlt –<br />
das betonierte Wasserbecken ist etwas klein<br />
geraten.<br />
Wolf<br />
Die neue, 12'000 m 2 grosse Anlage ist in einem<br />
Waldstück gebaut. Sie bietet den Wölfen einen<br />
attraktiven Lebensraum mit wichtigen Strukturen<br />
wie dichtes Unterholz als Rückzugsmöglichkeit,<br />
Aussichtsplätze, Höhlen etc. Einblick ins Gehege<br />
haben die Besucher aus einem unterirdischen<br />
Unterstand und durch Fenster, die in die<br />
abschirmenden Holzwände eingelassen sind.<br />
89
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Somit werden die scheuen Wölfe von den<br />
Besuchern kaum gestört und können trotzdem<br />
beobachtet werden.<br />
Rothirsche<br />
Die grossen Hirsche können eine<br />
abwechslungsreiche, grosszügige Anlage nutzen.<br />
Ein Bachtobel liegt mitten im Gehege. Die Ufer<br />
des Tobels erodieren relativ stark, eine Sanierung<br />
ist geplant: Den Sika- und Rothirschen wird ein<br />
Gehege geboten, dass sie abwechslungsweise<br />
oder zeitweise auch gemeinsam werden nutzen<br />
können. Ein Teil, in welchem nur Hirschkühe<br />
eintreten können, soll auch für Besucher<br />
begehbar gestaltet werden.<br />
90
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Zürich<br />
www.zoo.ch<br />
Der Zoo Zürich ist der grösste Zoo der Schweiz und mit seinen rund 340 gehaltenen Tierarten<br />
auch einer der artenreichsten. Seit einigen Jahren wandelt sich der Zoo stark. Unterdessen<br />
entsprechen die meisten Gehege den neuesten Erkenntnissen über eine artgerechte Tierhaltung<br />
und haben somit Vorbildcharakter. Kürzlich fertig gestellt wurde etwa die Anlage „Pantanal“.<br />
Weitere Neu- und Umbauten sind im Bau oder geplant. So soll in den nächsten Jahren ein<br />
neuer ca. 10'000 m 2 grosser Elefantenpark entstehen. Wegweisend ist nach wie vor die<br />
Masoala-Halle, die ein Stück Regenwald simuliert. Der Zoo nimmt seine Aufgabe im Bereich<br />
Naturschutz und Öffentlichkeitsarbeit sehr ernst und engagiert sich hier im In- und Ausland.<br />
Bei besonders weitläufigen Gehegen stehen Fernrohre oder Ferngläser zur Verfügung, um die<br />
Tiere besser beobachten zu können.<br />
Positive Beispiele<br />
Brillenbären und Nasenbären<br />
Diese grosszügige und reich strukturierte Anlage<br />
stellt eine Vorzeigehaltung von Bären und<br />
Kleinbären dar. Den Tieren stehen unter anderem<br />
hohe und vielfältige Klettermöglichkeiten, Rückzugsgebiete,<br />
ein Teich, Fliessgewässer, verschiedenste<br />
Bodensubstrate, buschreiches<br />
Unterholz und erhöhte Stellen zur Verfügung.<br />
Öfters braucht es einen geschulten Blick oder<br />
Geduld, bis man die Tiere in dem sehr weitläufigen<br />
Gehege entdeckt. Hier ist es gelungen,<br />
ein grosszügiges Gehege sowohl für die<br />
Brillenbären als auch für eine Grossfamilie<br />
Nasenbären zu schaffen, welches dem natürlichen<br />
Lebensraum der Tiere (Bergnebelwälder<br />
der Anden) nachempfunden ist und ihnen ein<br />
artgemässes Verhalten und annähernd natürliches<br />
Leben ermöglicht.<br />
Schneeleoparden<br />
Das Gehege gibt den natürlichen Lebensraum<br />
dieser seltenen Grosskatzen gut wieder. Eine<br />
gebirgige Landschaft wurde an einem Hang<br />
realisiert, welche dank grosszügiger Dimension<br />
den Tieren einen angepassten Lebensraum<br />
bietet. Die Tiere verfügen über Aussichtsplätze,<br />
ungestörte Ruheorte und Möglichkeiten, sich<br />
zurückzuziehen. Trotzdem können die eleganten<br />
Katzen von den Besuchern gut aus Distanz<br />
beobachtet werden – eine Distanz, die dank<br />
Besucherlenkung jederzeit eingehalten wird:<br />
Einblicke ins Gehege gibt es nur durch Fenster<br />
und Gucklöcher. Ein bewusstes „Draussen lassen“<br />
der Besucher wird hier umgesetzt.<br />
Tiger<br />
Auch diese Haltung darf als zeitgemäss und gut<br />
beurteilt werden. Die Anlage mit total ca. 1’400<br />
m 2 dürfte für diese riesigen Katzen zwar noch<br />
grösser sein. Das Gehege ist indessen artgemäss<br />
eingerichtet, mit einem grossen Bad, Rückzugsorten<br />
und erhöhten Flächen, Kratzbäumen,<br />
etc. Speziell zu erwähnen sind die vom Computer<br />
gesteuerten Futterkisten, welche einen Teil des<br />
Jagd- und Lauerverhaltens der Tiger simulieren<br />
91
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
sollen. Damit konnte das frühere Gitterlaufen<br />
(eine stereotype Verhaltensstörung) des Tigers<br />
«geheilt» werden.<br />
Löwen<br />
Die neue Löwen-Anlage wurde 2006 eröffnet. Die<br />
Tiere verfügen über eine Totalfläche von ca.<br />
1'700 m 2 . Die reich strukturierte Anlage bietet<br />
unter anderem Rückzugsorte, Aussichtspunkte,<br />
verschiedene Bodensubstrate und eine<br />
Innenanlage. Die Innenanlage ist relativ klein<br />
geraten, es ist aber davon auszugehen, dass die<br />
Löwen den Grossteil des Jahres freien Zugang<br />
zum Aussengehege haben.<br />
Fernglas sollte zur Grundausrüstung gehören,<br />
wenn man die Masoala-Halle besucht. Viele der<br />
zahlreichen Dschungeltiere können sich frei in<br />
der ganzen Halle bewegen und es kann durchaus<br />
sein, dass dem Besucher ein roter Vari plötzlich<br />
knapp über den Kopf von Ast zu Ast springt.<br />
Auch die Aufgabe eines Zoos, seine Besucher zu<br />
bilden und für Tier- und Umweltthemen zu<br />
sensibilisieren wird hier gross geschrieben und<br />
sehr gut umgesetzt.<br />
Dscheladas, Nubische Steinböcke und<br />
Klippschliefer<br />
Wölfe<br />
Die Anlage der Wölfe liegt an einem Abhang,<br />
verfügt über Wald und über offenes Gelände. Sie<br />
ist für Besucher nur an wenigen Stellen<br />
einsehbar, womit den von Natur aus scheuen<br />
Tieren genügend Rückzugsmöglichkeiten vor<br />
den Menschen gewährt werden. Alles in allem<br />
ein gelungenes Gehege, welches dank den<br />
vielfältigen Strukturen den Wölfen einen<br />
artgemässen Lebensraum bietet.<br />
Masoala-Halle<br />
Ein Stück Regenwald mitten in Zürich in einer<br />
riesigen Halle: Eine neue Dimension der<br />
Zootierhaltung, in welcher die Besucher die Tiere<br />
zum Teil suchen müssen. Zoo-Freiwillige sind oft<br />
anwesend und zeigen den Besuchern Tiere, die<br />
auf den ersten Blick nicht entdeckt werden. Ein<br />
Im „Semien-Gebirge“, einer Gemeinschaftsanlage<br />
für Dschelada-Paviane, Nubische Steinböcke und<br />
Klippschliefer, wird das äthiopische Hochland mit<br />
seinen steilen Wiesen, kargen Vegetation und<br />
schroffen Felsen nachgebildet. Die Tiere können<br />
ein Gelände von rund 2`000 m 2 nutzen und sich<br />
bei Bedarf auch weit vom Publikum zurückziehen.<br />
Felsnischen ermöglichen den Dscheladas, sich<br />
nachts und bei Regen in den Schutz der Felsen<br />
zurückzuziehen, wie sie es auch in freier Wildbahn<br />
tun. Grosse Felsblöcke regen zum Klettern an, und<br />
auf den von Steinschutt durchzogenen Wiesen<br />
können Affen und Steinböcke sich der<br />
Nahrungssuche und dem sozialen Gruppenleben<br />
widmen. Die Klippschliefer nutzen die Felsen als<br />
Ausgucke, Verstecke und Sonnenplätze. Eine<br />
tiergerechte Anlage, die für die bedrohte Tierwelt<br />
des äthiopischen Hochlandes eine wichtige<br />
Botschafter-Funktion erfüllt.<br />
92
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Pantanal<br />
2012 wurde das Gemeinschaftsgehege „Pantanal“<br />
für die Tierwelt der südamerikanischen<br />
Feuchtsavannen eröffnet. Eine weitere Tierhaltung<br />
mit Vorbildcharakter! Auf einer Fläche von<br />
mehreren 1000 m 2 , die einer Feuchtsavanne mit<br />
lockerem Baumbestand, Schilfgürteln und<br />
Schwemmholz nachempfunden ist, leben<br />
Capybaras, Tapire, Ameisenbären, Gelbbrust-<br />
Kapuziner, Totenkopfäffchen, Hyazintharas,<br />
Wehrvögel (Tschajas) und Chile-Flamingos. Den<br />
Capybaras und Tapiren stehen grossflächige<br />
Weiden, mit Stroh eingestreute Unterstände und<br />
Totholzhaufen zum Verstecken oder Nagen<br />
(Capybaras) zur Verfügung. In mehreren,<br />
miteinander verbundenen Teichen können sie<br />
ausgiebig schwimmen. Für die Aras und Affen<br />
stehen auf mehreren Inseln hohe Kletterbäume,<br />
Ausguckmöglichkeiten und Kletterseile zur<br />
Verfügung. Die Flamingos können einen<br />
ungestörten Teich hinter Schilfgürteln als<br />
Brutplatz nutzen. Das gesamte Gebiet grenzt<br />
direkt an die riesige Brillenbärenanlage und die<br />
„Auenlandschaft“ des Zoos an mit ihren<br />
verschiedenen einheimischen Wasservögeln, So<br />
bildet der Eingangsbereich des Zoos eine<br />
weitläufige Wasser- und Buschlandschaft, die auch<br />
einheimischen Vogelarten als Lebensraum dient.<br />
Im „Pantanal“ wird auf spannende Art<br />
Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Wege und<br />
Holzbrücken führen den Besucher zu<br />
verschiedenen Aussichtspunkten und ermöglichen<br />
zugleich den Tieren, sich bei Bedarf weit vor den<br />
Besuchern zurückzuziehen. Ein nachgebauter<br />
Posten der brasilianischen Parkaufseher, ein<br />
echtes Polizeiauto der Umweltbehörde,<br />
nachgebaute Fallen von Wilderern und diverse<br />
Informationstafeln machen nicht nur auf die<br />
Tierarten und ihren Lebensraum, sondern auch auf<br />
ihre Bedrohung durch Rodung und Wilderei<br />
aufmerksam.<br />
Negative Beispiele<br />
Königspinguine<br />
Tiere aus extremen Klimazonen bekunden mit<br />
unserem Klima unter Umständen Mühe, und es ist<br />
grundsätzlich zu hinterfragen, ob es Sinn macht,<br />
solche Tiere hier zu halten. Königspinguine leben<br />
natürlicherweise auf antarktischen Inseln, wo ganz<br />
andere Temperaturen herrschen, als in unseren<br />
Sommern. Somit ist eine Aussenhaltung dieser<br />
Tiere nur im Winter möglich, im Sommer muss<br />
ihnen ein klimatisierter Raum zur Verfügung<br />
gestellt werden. Aus rein finanziellen Gründen<br />
stösst man hier schnell an Grenzen und somit<br />
steht den Pinguinen in der warmen Jahreszeit nur<br />
ein kleines Gehege, mit einem minimalen Becken<br />
zur Verfügung. Richtig mit Tempo schwimmen<br />
können diese Schnellschwimmer im max. 10<br />
Meter langen Becken aber nicht.<br />
Von Vorteil ist, dass die Besucher sich in einem<br />
unterirdischen, dunklen Raum befinden und<br />
deshalb von den Tieren im hellen Gehege wohl<br />
kaum richtig wahrgenommen werden.<br />
93
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Anmerkungen<br />
Menschenaffen (Gorillas, Orang Utans)<br />
Die Haltungsanlagen dieser Tiere sind in die Jahre<br />
gekommen und nicht mehr zeitgemäss. Die Gehegegrössen<br />
der beiden grossen Menschenaffenarten<br />
Orang-Utan und Gorillas sind<br />
gemessen an den Bedürfnissen dieser Tiere und<br />
an modernen Haltungsbeispielen im Ausland<br />
dürftig. Bei einer Spannweite der Arme von über<br />
3 m bei adulten Orang-Utan Männchen ist wegen<br />
der sehr beschränkten Fläche zum Beispiel ein<br />
ausgeprägtes Hangeln kaum möglich.<br />
Auch die Aussengehege sind nur klein. In der<br />
Planung des Zoo Zürich ist der Ausbau der<br />
Menschenaffen-Anlage bis ins Jahr 2030<br />
aufgeführt. Hier sollte der Zoo-Zürich im Interesse<br />
der Tiere nach Meinung des <strong>STS</strong> unbedingt<br />
rascher eine zeitgemässe Anlage realisieren.<br />
Asiatische Elefanten<br />
Die aktuelle Haltung der asiatischen Elefanten ist<br />
ungenügend. Das Gehege ist zu klein, die<br />
Strukturierung unzureichend. So fehlt zum<br />
Beispiel ein grosses Bad, welches die Tiere nach<br />
eigenem Belieben aufsuchen können. Auch<br />
Rückzugsgebiete oder Flächen, auf denen die<br />
Tiere sich ausgiebig bewegen, z.B. längere<br />
Strecken wandern könnten, fehlen. Ein artgemässes<br />
Gehege, welches den riesigen Tieren<br />
mit ihrem grossen Bedürfnis nach Bewegung und<br />
Beschäftigung (Schlammbad, Staubbad, Futtersuche,<br />
etc.) sowie ihrem komplexen Sozialverhalten<br />
gerecht werden will, stellt für jeden Zoo<br />
eine extreme Herausforderung dar.<br />
Zurzeit ist eine neue Elefantenanlage, der „Kaeng<br />
Krachan-Park“, im Bau. Auf ca. 10'000 m 2 (und<br />
damit rund 6x der heutigen Fläche) soll ein<br />
Elefantenpark entstehen, der den Ansprüchen der<br />
Tiere besser gerecht werden soll. U.a. ist ein<br />
grosses, permanent zugängliches Elefanten-<br />
Freibad mit Unterwasser-Perspektive für das<br />
Publikum geplant. Die Elefantenkühe und Kälber<br />
werden eine grosse, gedeckte Innen- und eine<br />
weitläufige Aussenanlage nutzen können. Eine<br />
separate, grosse Bullenanlage wird erstmals die<br />
Haltung mehrerer Bullen ermöglichen. Die<br />
Eröffnung ist auf das Frühjahr 2014 vorgesehen.<br />
94
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Connyland, Lipperswil<br />
www.connyland.ch<br />
Das Connyland in Lipperswil betreibt das letzte Delfinarium in der Schweiz. Der <strong>Schweizer</strong><br />
<strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> ist der Meinung, dass Delfine zu denjenigen Tierarten gehören, welchen in<br />
Gefangenschaft nie auch nur annähernd die nötigen Bedingungen für ein artgemässes Leben<br />
geboten werden können. Da auch die neue <strong>Tierschutz</strong>verordnung völlig ungenügende<br />
Mindestmasse festlegt, ist unter <strong>Schweizer</strong> Bedingungen keine vertretbare Delfinhaltung möglich.<br />
Das 2012 vom Parlament erlassene Importverbot für Cetaceen in die Schweiz ist daher<br />
grundsätzlich nur zu begrüssen. Allerdings stellt es das Connyland nun vor das Problem, was mit<br />
den noch vorhandenen Tieren geschehen soll, da eine Haltung eines Weibchens mit ihren zwei<br />
Söhnen auf die Dauer nicht mehr möglich sein wird. <strong>2013</strong> dürfte die letzte Saison sein, in welcher<br />
die Delphin-Shows noch gezeigt werden.<br />
Im Connyland sind Delfine und Robben die Hauptattraktionen, neben viel Rummelplatzstimmung<br />
und einigen anderen Tierarten.<br />
Positive Beispiele<br />
Papageien<br />
Die Haltungsanlagen der verschiedenen Papageien-Arten<br />
sind geräumig und erlauben den<br />
Tieren zumindest kurze Flüge und ausgiebiges<br />
Klettern. Die Tiere werden in Gruppen gehalten.<br />
fahren etc.) wenig mit einer artgemässen Beschäftigung<br />
und einem würdevollen Umgang mit<br />
diesen Tieren zu tun.<br />
Negative Beispiele<br />
Seelöwen<br />
Eher negativ zu bewerten ist hingegen die Show,<br />
für welche die Tiere verwendet werden. Zwar<br />
werden hier auch die phänomenalen Denkleistungen<br />
der Vögel demonstriert (u.a. Zählen,<br />
Puzzles zusammensetzen), doch haben die<br />
meisten Übungen (Fahnen hissen, Modellauto<br />
Zwar preist das Connyland die Seelöwen-Anlage<br />
als „riesiges Bassin“ an. Tatsächlich jedoch handelt<br />
es sich um drei winzige, miteinander verbundene<br />
Schwimmbecken, deren Gesamtfläche im Vergleich<br />
zu anderen <strong>Schweizer</strong> Zoos höchstens<br />
durchschnittlich ausfällt. Dieses Gehege kann den<br />
Tieren niemals ein artgemässes Leben bieten,<br />
95
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
denn es fehlt nicht nur die notwendige Tiefe für<br />
richtiges Tauchen, sondern auch ein Kletterfelsen,<br />
mit welchem die Felsküsten – der natürliche<br />
Lebensraum dieser Tiere – imitiert würden. Die<br />
Seelöwen können zwar schwimmen und tauchen,<br />
aber für diese Schnellschwimmer (bis 40 km/h)<br />
und Tieftaucher (über 100 Meter!) sind die Masse<br />
des Beckens entschieden zu klein und das<br />
gesamte Gehege binnen Sekunden durchquert.<br />
Die Seelöwen-Show mit den klassischen Kunststücken<br />
wie Handstand, Klatschen, Sprünge<br />
vollführen etc. wird mit pädagogisch sinnvollen<br />
Informationen vorgetragen. Die Zuschauer erfahren<br />
viel über die Besonderheiten, die Lebensweise<br />
und die Fähigkeiten dieser eleganten Tiere –<br />
Auskünfte, die jedoch in eklatantem Widerspruch<br />
zu den minimalistischen Haltungsbedingungen<br />
stehen!<br />
Fang und Handel mit Delfinen, da es die<br />
Nachfrage nach Zurschaustellung dieser<br />
Meerestiere aufrecht erhält und ein völlig falsches<br />
Bild vom Wesen der Delfine vermittelt. Zudem<br />
gehören Delfine zu den wenigen Tierarten, die in<br />
Zoos nicht ihre natürliche Lebenserwartung<br />
erreichen, sondern meist einen vorzeitigen Tod<br />
aufgrund mangelnder Haltungsbedingungen<br />
sterben. Auch gibt es bis dato kein sinnvolles<br />
Erhaltungszuchtprogramm für Delfine, so dass<br />
diese Tierhaltung auch aus Artenschutzgründen<br />
nicht gerechtfertigt werden kann.<br />
Auch die drei im Connyland gehaltenen Delfine<br />
sind z.T. noch Wildfänge oder haben ein solches<br />
Elterntier. In den letzten drei Jahren sind im<br />
Connyland drei neugeborene Delfine kurz nach<br />
der Geburt eingegangen und drei weitere Delfine<br />
entweder gestorben bzw. eingeschläfert worden.<br />
Delfine (Grosse Tümmler)<br />
Auch die Delfinanlage rühmt das Connyland als<br />
vorbildliche Haltungsanlage. Tatsache ist jedoch,<br />
dass trotz Überschreitung der (absolut ungenügenden!)<br />
Mindestvorschriften der <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />
auch diese Haltung den anspruchsvollen<br />
Meeressäugern nicht annähernd gerecht<br />
werden kann.<br />
Es fehlt an Platz für die derzeit noch drei Tiere<br />
und an Wassertiefe (Delphine wie die im<br />
Connyland gehaltenen Grossen Tümmler wandern<br />
täglich 50-100 Kilometer und tauchen bis zu 100<br />
m tief); zudem sind Delphine sehr empfindlich,<br />
was die Wasser- und Futterqualität betrifft. Es<br />
fehlen die natürlichen Strömungsbedingungen<br />
des Meeres (Wellen!), und die Tiere müssen zum<br />
Futtererwerb Sprünge nach toten Fischen<br />
vollführen, was ihrem artgemässen Verhalten<br />
überhaupt nicht entspricht. Delfine werden auch<br />
heute noch in freier Wildbahn gefangen und ihren<br />
Familienverbänden entrissen, was für die sensiblen<br />
Gruppentiere ein lebenslänglich traumatisches<br />
Erlebnis ist. Delfine können in Gefangenschaft<br />
auch nicht in ausreichender Zahl nachgezüchtet<br />
werden, um den weltweiten Bedarf der Delfinarien<br />
zu decken. Daher sind Wildfänge weiterhin an der<br />
Tagesordnung. Jedes noch existierende<br />
Delfinarium unterstützt zumindest indirekt den<br />
In der Delfin-Show wird versucht, die geistigen<br />
und körperlichen Fähigkeiten der Tiere zu<br />
demonstrieren. Die lernfähigen Delfine vollbringen<br />
denn auch vielfältige und erstaunliche<br />
Kunststücke, indem sie Saltos vorführen, sich aus<br />
dem Wasser an Land begeben, Ringe auffangen,<br />
winken etc. Wie bei allen Delfin-Shows geht es<br />
oftmals in erster Linie darum, die Fähigkeiten der<br />
Trainer ins Zentrum zu stellen anstatt den<br />
Besuchern das natürliche Verhalten der Tiere<br />
näher zu bringen. Um über das Wesen und Leben<br />
der Delfine mehr zu erfahren, braucht es keine<br />
Shows mit Musik und manipulierten Tieren.<br />
Hingegen ist das Beobachten des natürlichen<br />
Verhaltens wie schnelles Schwimmen, Tauchen<br />
und Jagen sowie die freiwilligen Sprünge der<br />
96
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Meeressäuger in der Anlage kaum möglich, da sie<br />
als Showarena gebaut ist.<br />
Derzeit leben im „Connyland“ noch ein erwachsenes<br />
Delphinweibchen mit ihrem adoleszenten<br />
Sohn und einem Kalb. Um Inzucht zu<br />
vermeiden, muss vorrangig der junge Bulle<br />
demnächst in eine andere Gruppe umgesiedelt<br />
werden.<br />
Da die Haltung von nur zwei Delphinen nicht<br />
artgerecht ist, wird auch für das verbleibende<br />
Mutter-Kind-Paar bald eine Lösung gefunden<br />
werden müssen. Eine Auswilderung ins Meer ist<br />
unrealitisch; es verbleiben als Alternativen nur<br />
andere Delphinarien, oder eine Delphin-<br />
Auffangstation. Eine solche wird derzeit mit<br />
Unterstützung der <strong>Schweizer</strong> Walschutzorganisation<br />
FIRMM an der Küste Marokkos<br />
realisiert (Bucht von Tanger). Auf einer Fläche von<br />
rund 30`000 m2 sollen Tiere aus Delphinarien ein<br />
Asyl in möglichst naturnaher Umgebung und in<br />
Gemeinschaft von Artgenossen finden. Auf<br />
Delphinshows wird selbstverständlich verzichtet,<br />
und die Tiere werden professionell – und mit<br />
wissenschaftlicher Unterstützung – betreut.<br />
Leider zieht das Connyland – angeblich aufgrund<br />
des „schwachen Immunsystems“ seiner Tiere –<br />
eine Aussiedlung ins Meerwasser nicht in Betracht<br />
und sucht derzeit nach Plätzen in anderen<br />
Delphinarien, die aber kaum bessere Bedingungen<br />
für die Tiere bieten. Mit dieser Begründung<br />
bestätigen die Tierhalter nur die Tatsache, dass<br />
Delphine in Delphinarien an einem geschwächten<br />
Immunsystems leiden.<br />
97
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Greifvogelpark Buchs (SG)<br />
www.greifvogelpark.ch<br />
Der Greifvogelpark Buchs präsentiert auf rund 10`000 m 2 einen in der Schweiz einmaligen<br />
Bestand von rund 60 einheimischen und exotischen Greifvogel- und Eulenarten. Die Volieren<br />
sind gepflegt, wirken aber alle etwas „aufgeräumt“ mit wenigen Rückzugsmöglichkeiten für die<br />
Tiere. Auch die Schlaf- und Nistkästen sind zumeist frontal einsehbar, und in den meisten<br />
Käfigen sind nur sehr eingeschränkt Flüge möglich. Einige Tiere – hauptsächlich die grossen<br />
Adler-, Geier- und Eulenarten – werden zwar im Rahmen von regelmässigen Flugshows trainiert<br />
und haben so wahrscheinlich ausreichend Gelegenheit, zu fliegen. Die Gehege der meisten<br />
Eulen und Falken sind aber für eine artgerechte Haltung zu klein. Eine Reduktion des<br />
Tierbestandes und eine Vergrösserung der Gehege wären hier wünschenswert. In dem Zoo gibt<br />
es keine hervorragenden Haltungsbeispiele, aber auch keine eigentlichen Missstände.<br />
Beispiele<br />
Weisskopf-Seeadler<br />
Die zwei grossen Adler teilen sich eine Voliere<br />
von ca. 60 m 2 Grundfläche (Mindestfläche gemäss<br />
<strong>Tierschutz</strong>verordnung) und einer Höhe von 3 m.<br />
In dieser Voliere ist es den Vögeln nicht möglich,<br />
zu fliegen – ein grundsätzliches Problem aller<br />
Zoos bei der Haltung grosser Greifvögel. Die<br />
Tiere in Buchs werden aber regelmässig trainiert,<br />
daher ist die Voliere eher als Ruhe-, denn als<br />
Aktionsraum zu betrachten. Ein Drittel der Voliere<br />
inklusive des erhöhten Unterstandes ist<br />
überdacht, so dass sich die Vögel vor heisser<br />
Witterung in den Schatten und bei Regen ins<br />
Trockene zurückziehen können. Ein paar<br />
Holzstrukturen bieten zusätzliche Aufbaummöglichkeiten;<br />
eine buschige Arve gibt etwas<br />
Sichtschutz. Das kleine Wasserbecken ist als<br />
(vorgeschriebene) Badegelegenheit etwas dürftig.<br />
Die Voliere ist von drei Seiten einsehbar und wirkt<br />
sauber und gepflegt. Alles in Allem eine<br />
akzeptable Adlerhaltung – aber nur vor dem<br />
Hintergrund des regelmässigen Trainings<br />
ausserhalb der Voliere.<br />
Weitere Greifvogelvolieren<br />
Auch die Gehege der Steppen-, Stein-, See- und<br />
Riesenseeadler, der Gaukler, Schopfadler, des<br />
Carancho und des Falkland-Karakara sowie der<br />
Milane und Bussarde sind zum Fliegen eher zu<br />
klein (vom Aufbaumen und Landen abgesehen),<br />
aber als Ruhe-Volieren ausreichend gross.<br />
Grundsätzlich wären bei allen Gehegen nebst<br />
einem grösseren Gesamtvolumen mehr<br />
Sichtblenden, Bäume und Büsche und natürliche<br />
Strukturen (Felsen, Totholz, Sandbad) sowie<br />
grössere Wasserbecken oder natürliche<br />
Wasserstellen wünschenswert. Die Tiere sind<br />
derzeit alle ziemlich ausgestellt. Davon<br />
ausgehend, dass diese Arten aber alle auch<br />
ausserhalb der Volieren bewegt werden, kann die<br />
Haltung als akzeptabel bis gut beurteilt werden.<br />
Sollten einzelne Tiere die Voliere nie verlassen<br />
können, wäre eine Haltung auf so kleinem, wenig<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
natürlich strukturiertem Raum aber fragwürdig.<br />
Einige der Tiere tragen Lederbänder an den<br />
Füssen, die zum Festhalten bzw. Anbinden im<br />
Rahmen des Trainings dienen. Diese Fussbändel<br />
scheinen die Tiere aber nicht zu stören und<br />
beeinträchtigen ihre Beweglichkeit nicht.<br />
Eulen-Volieren<br />
Die meisten Eulenvolieren sind sehr klein und<br />
verfügen über zu wenig Versteckmöglichkeiten<br />
und Sichtschutz vor dem Publikum und den<br />
benachbarten Vogelarten. Die störungsempfindlichen,<br />
nachtaktiven Tiere sind während<br />
des Tages – also bei Publikumsandrang – auf<br />
Ruhe und Verstecke angewiesen. Leider sind aber<br />
sogar ihre Schlafhöhlen nach vorne offen, und<br />
auch der Witterungsschutz ist rudimentär. Die<br />
Volieren sind zum Herumfliegen zu klein und von<br />
der Struktur her generell wenig geeignet, das<br />
Verhalten der Tiere zu bereichern. Mehr Felsen,<br />
Bäume, Aufbaummöglichkeiten, Sand- und<br />
Wasserbäder – sowie bei den Kanincheneulen die<br />
Möglichkeit, Bodenhöhlen zu nutzen – wären<br />
empfehlenswert. Da man davon ausgehen muss,<br />
dass nur mit wenigen Arten (Uhu, Bartkauz)<br />
trainiert wird, die meisten Arten (z.B.<br />
Kanincheneule, exotische Kleineulen) aber ihr<br />
ganzes Leben in diesen Volieren verbringen<br />
müssen, ist eine Aufwertung der Haltungsbedingungen<br />
(eher grössere Volieren, mehr<br />
Strukturen) wünschenswert.<br />
Falken-Volieren<br />
Falken sind schnelle, gewandte Vielflieger, die<br />
erstaunliche Manöver in der Luft vollführen<br />
können. Die klassischen, in der jagdlichen<br />
Falknerei verwendeten Grossfalkenarten wie<br />
Wander- und Sakerfalke, sowie einzelne kleinere<br />
Arten (z.B. Baumfalke) dürften auch im<br />
Greifvogelpark Buchs regelmässig trainiert<br />
werden. Ihre Haltung in nur mittelgrossen<br />
Volieren ist daher vertretbar, auch wenn auch hier<br />
eine naturnähere Strukturierung empfehlenswert<br />
wäre. Fraglich ist aber, ob die winzigen Volieren,<br />
in denen bspw. Rötel- oder Turmfalken gehalten<br />
werden, den Tieren (derzeit 4-5 Individuen pro<br />
Voliere) ausreichend Bewegung und<br />
Beschäftigung bieten können, wenn sie darin ihr<br />
ganzes Leben verbringen sollen.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Knies Kinderzoo, Rapperswil<br />
www.knieskinderzoo.ch<br />
Knies Kinderzoo in Rapperswil hat sich auf Kinder und Familien spezialisiert. Die neu erstellten<br />
Anlagen für Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und Kamele sowie die vielen laufenden oder<br />
kürzlich durchgeführten Aufwertungen bestehender Gehege (u.a. Flamingos, Alpakas, Wallabys<br />
und Maras, Streichelzoo, Kattas) sind Beweis für die grossen Anstrengungen, die unternommen<br />
werden, um den Tieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Pädagogisch sehr<br />
wertvoll sind die vorbildlichen Haltungen für Heimtiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und<br />
Schildkröten. Kinder und Eltern sehen konkret, wie eine tiergerechte Haltung dieser beliebten<br />
Heimtiere aussieht.<br />
Positive Beispiele<br />
Erdmännchen und Fuchsmanguste<br />
Grosszügiges Gehege, in dem die zwei Tierarten<br />
gemeinsam leben. Die zahlreichen gegrabenen<br />
Löcher, «Sonnenplätze» (Wärmelampen) sowie<br />
eine Innenanlage erlauben den Tieren ein<br />
artgemässes Leben, viel Beschäftigung und tolle<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Eine schöne, gute Anlage<br />
für die kleinen, flinken Tiere.<br />
Giraffen, Zebras, Watussi-Rinder und<br />
Perlhühner<br />
Steppenartige Gemeinschafts-Anlage mit unterschiedlichen<br />
Bodensubstraten und einem Sandbad.<br />
In grossen Teilen kein direkter Kontakt<br />
Besucher / Tiere möglich (Rückzugsmöglichkeiten<br />
für die Tiere). Von einer erhöhten Plattform aus<br />
kommen die Besucher den fressenden Giraffen<br />
aber sehr nahe, wenn diesen frische Zweige und<br />
Laub gereicht werden. Grosse Innenanlage im<br />
hinteren Bereich. Mit 2500 m 2 eine grosszügige<br />
Anlage. Rückzugsmöglichkeiten, Schatten, Beschäftigungsobjekte<br />
etc. sind vorhanden. Das<br />
neue Giraffenhaus bietet den Tieren auf rund<br />
300 m² mit flexiblen Boxenwänden ein grosses<br />
Nachtquartier. Hier können die Tiere je nach<br />
Situation wahlweise in Boxen oder Laufställen<br />
eingestallt werden.<br />
Totenkopfaffen und Goldaguti<br />
Ein grosszügiges Gemeinschaftsgehege, gebaut<br />
als riesige Voliere, mit ausgiebigen Kletter-möglichkeiten<br />
für die kleinen Affen. Unterschiedlicher,<br />
natürlicher Untergrund (Schnitzel, Kleewiese,<br />
etc.) und eine vielfältige Topographie<br />
bringen die nötige Abwechslung. Fazit: Eine<br />
vorbildliche Gemeinschaftshaltung.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zum Laufstall gehört ein permanent begehbarer<br />
Auslauf von ca. 180 m². Dieser Auslaufboden ist<br />
frostsicher gestaltet. Das Giraffenhaus bietet<br />
verschiedene Strukturen, wie etwa höhenverstellbare<br />
Futterkästen. Diese werden täglich in<br />
unterschiedlicher Höhe arretiert. An fest installierten<br />
Baumstämmen werden abends frische<br />
Futteräste zur nächtlichen Beschäftigung der<br />
Tiere befestigt. Eine flexible Veterinärbox<br />
ermöglicht Untersuchungen und Behandlungen<br />
der Tiere ohne Sedation.<br />
Den Watussi-Rindern und Zebras stehen Bürsten<br />
zum Schrubbern und ein Wälzplatz (für die<br />
Zebras) zur Verfügung. Ausserdem werden<br />
gelegentlich die Elefanten auf die Anlage<br />
gelassen, was für alle Beteiligten Abwechslung<br />
und einen gewissen „Nervenkitzel“ bedeutet.<br />
Unterdessen haben sich die Giraffen, Rinder und<br />
Zebras an die Besuche der Dickhäuter etwas<br />
gewöhnt, so dass sie keine Angst mehr zeigen.<br />
Aber auch die Elefantenkühe bewahren bei<br />
diesen Ausflügen durchaus einen gesunden<br />
Respekt vor den anderen Grosstieren und bleiben<br />
als Herde jeweils dicht beisammen. Ein<br />
gelungener Fall von „Verhaltensbereicherung“ für<br />
alle beteiligten Tierarten!<br />
Kindbox zur Verfügung, so dass die Mutter und<br />
ihr Neugeborenes erst einmal ein paar Tage Ruhe<br />
haben. Das Gehege ist reich strukturiert, neben<br />
verschiedenen Bodensubstraten wie Sand und<br />
Gras gibt es frische Bäume zum Schälen und alte<br />
Baumstämme zum Kratzen. Täglich findet das<br />
Karawanenreiten mit 5-6 Kamelen statt. Die<br />
Kinder dürfen die Kamele auch unter Anleitung<br />
füttern, wobei es den Kamelen frei steht, sich<br />
füttern zu lassen oder sich zurückzuziehen.<br />
Negative Beispiele<br />
Seelöwen<br />
Wenig tiergerecht und dringend zu verbessern ist<br />
aus <strong>STS</strong>- Sicht die Haltung der Seelöwen. Die<br />
Becken sind viel zu klein, zu wenig tief und –<br />
abgesehen von den Verbindungskanälen<br />
zwischen den Becken – kaum strukturiert. Die<br />
Tiere verfügen über ein kleines Becken im<br />
Innenraum (total 106’000 Liter) das über einen<br />
Schwimmkanal mit dem Vorführbecken von<br />
750’000 Liter (ca. 180 m²) verbunden werden<br />
kann. Zusätzlich können die Tiere ein winziges,<br />
von der Seite frontal einsehbares Aussenbecken<br />
von 50’000 Litern nutzen.<br />
Kamele<br />
Auf der neuen Anlage stehen den Kamelen über<br />
4000 m² zur Verfügung. Der Kamelhengst kann<br />
neu in einem Laufstall mit permanentem Auslauf<br />
gehalten werden. Er bleibt dabei in ständigem<br />
direktem Kontakt zu den weiblichen Tieren. Für<br />
abkalbende Kamelkühe steht eine Mutter-<br />
Für Seelöwen als Schnellschwimmer und Tieftaucher<br />
sind solche Verhältnisse, auch wenn die<br />
Mindestvorschriften der <strong>Tierschutz</strong>verordnung<br />
übertroffen sind, viel zu eng.<br />
Auch die drei Trockenplätze von 50 m² am<br />
Vorführbecken, 15 m² und 10 m², sind klein und<br />
grösstenteils nur im Innenraum vorhanden.<br />
Zusätzlich zu den Trockenplätzen stehen den<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tieren ein Floss von 4 m² und ein Rost von 10 m²<br />
im Innenbereich zur Verfügung. Für die Besucher<br />
ist nur ein Teil der Anlage einsehbar. Positiv aus<br />
<strong>Tierschutz</strong>sicht: Der Zooleitung sind diese Mängel<br />
bewusst, und die ganze Anlage soll mittelfristig<br />
neu konzipiert und vergrössert werden.<br />
Eine wirklich tiergerechte Haltung von Seelöwen<br />
als bewegungsfreudige, intelligente und soziale<br />
Meeressäuger ist äusserst anspruchsvoll und<br />
aufwendig. Die Tiere sollten zur Vorbeugung von<br />
Gesundheitsproblemen in Salzwasser (statt<br />
chloriertem Süsswasser) gehalten werden (derzeit<br />
nur im kleinen Aussenbecken der Fall) und<br />
benötigen Strukturen wie Licht und Schatten,<br />
Ruheplätze auf Sand oder Kieselsteinen zum<br />
Sonnenbaden, unterschiedlich tiefe Wasserstellen,<br />
Vorsprünge, Überhänge unter Wasser und<br />
Inseln oder Kletterfelsen. Auch eine künstliche<br />
Brandung ist denkbar und Verhaltensanreicherung<br />
in Form erschwerter Futtersuche<br />
und/oder „Arbeit“ notwendig, um die Tiere<br />
ausreichend zu beschäftigen. Derzeit ist aus<br />
<strong>Tierschutz</strong>sicht keine der Seelöwenhaltungen in<br />
der Schweiz genügend.<br />
unter Anleitung gefüttert werden. Total erneuert<br />
wurde der 800 m² grosse Elefantenstall. Dort<br />
leben die sechs Elefanten nachts. Im Winter<br />
gesellen sich auch die Elefanten des Circus Knie<br />
hinzu. Der Stall ist mit viel Tageslicht<br />
ausgeleuchtet und mit einem neu entwickelten<br />
Bodenbelag versehen. Ein flexibles Boxensystem<br />
ermöglicht eine unterschiedliche Strukturierung<br />
des Stalles: Die ganze Stallfläche kann der Gruppe<br />
zur Verfügung gestellt und bei Bedarf in einzelne<br />
Teile unterteilt werden. Positiv ist auch, dass die<br />
Tiere nie angebunden werden und sich in ihrem<br />
Abteil auch nachts frei bewegen können.<br />
Zu verbessern<br />
Elefanten<br />
Erfreulicherweise wurde die Anlage mit der frei<br />
gewordenen Nashornanlage um 450 m 2 erweitert,<br />
sodass den Elefanten jetzt mehr Fläche zur Verfügung<br />
steht. Wie in allen <strong>Schweizer</strong> Zoos, die<br />
Elefanten halten, ist jedoch die Anlage mit jetzt<br />
2010 m 2 immer noch klein geraten. Ein Expertenbericht<br />
des <strong>STS</strong> geht von 5'000 bis 10'000<br />
m² für eine tiergerechte Elefantenanlage aus. Die<br />
Anlage im Kinderzoo ist hingegen gut strukturiert<br />
mit verschiedenen Bodensubstraten und<br />
Scheuermöglichkeiten.<br />
Weiter positiv ist die Unterteilung in zwei<br />
Bereiche, die für die Tiere frei zugänglich sind;<br />
nur während des Elefantenreitens ist ein Teil<br />
abgetrennt.<br />
Das Gehege verfügt über ein permanent zugängliches<br />
Bad, das nur zur Reinigung abgetrennt<br />
wird. Die Elefanten können von Besuchern<br />
Die Elefantenhaltung ist die „Paradedisziplin“ des<br />
Kinderzoos Rapperswil, und es wird ein grosser<br />
Aufwand betrieben, um die Tiere geistig und<br />
körperlich zu beschäftigen und tiergerecht<br />
unterzubringen. Die Innenstallungen sind vom<br />
Auslauf durch die Strasse getrennt. Daher werden<br />
die Elefanten täglich von ihren Pflegern über die<br />
Strasse und auf ihre Anlage im Zoo geführt. Auch<br />
sonst unternehmen die Tiere (auch die während<br />
der Zirkustournee daheim gebliebenen) regelmässig<br />
geführte Spaziergänge oder gehen im<br />
Sommer im See baden (die Stadt Rapperswil baut<br />
eine eigens für die Elefanten gedachte Badestelle<br />
mit Ein-und Ausstiegsrampe in den Zürichsee).<br />
Die Innenstallungen sind die Besten ihrer Art in<br />
der ganzen Schweiz. Die insgesamt neun<br />
Elefantenkühe bewegen sich frei in einer riesigen<br />
Halle, die durch Betonpfeiler und verschiedene<br />
massive Trennzäune in miteinander verbundene<br />
und ständig zugängliche Teilbereiche aufgeteilt<br />
ist. So können sich die Tiere sowohl gemeinsam<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
auf grossen, gut eingestreuten Offenflächen<br />
aufhalten, als auch sich bei Bedarf aus dem Weg<br />
gehen. Die weichen Kunststoffböden in den<br />
Gängen und Pflegebereichen sind so gebaut,<br />
dass Urin und Wasser von alleine abfliessen. Die<br />
Ruhe- und Futterplätze sind dick mit Stroh und<br />
Sand (mehrere, unterschiedliche Substrate bieten<br />
Wahlfreiheit) eingestreut. In einem eigens<br />
eingerichteten Sandbad können die Elefanten<br />
nach Lust und Laune Sand anhäufen, darin<br />
wühlen, sich wälzen oder im Sand ruhen – ein<br />
Angebot, von dem offenbar rege Gebrauch<br />
gemacht wird! An den Wänden befinden sich<br />
zum Scheuern geeignete Materialien, und an den<br />
Decken wie auch am Boden befinden sich diverse<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten (zB. mit Heu oder<br />
Gemüse gefüllte Plastiktonnen oder eiserne<br />
Gitterquader), welche das Erlangen von Futter<br />
erschweren und die Elefanten zum geschickten<br />
Einsatz ihres Rüssels animieren.<br />
auf und konnten vor Ort auch nicht beobachtet<br />
werden.<br />
Die Aussenanlage ist derzeit allerdings nur<br />
durchschnittlich und mit den anderen <strong>Schweizer</strong><br />
Elefantenhaltungen in Zürich und Basel vergleichbar:<br />
Ein betonierter Graben, ein Unterstand<br />
sowie ein Wasserbecken. Für alle neun Tiere ist<br />
die Anlage eher klein, wird aber im Sommer nur<br />
von sechs Tieren regelmässig genutzt (drei auf<br />
Tournee), und im Winter nur, wenn die<br />
Witterungs- und Schneeverhältnisse es ermöglichen.<br />
Bei schlechten Wetterverhältnissen steht<br />
den Tieren die Reithalle täglich für ein paar<br />
Stunden zur Verfügung.<br />
Dieses Jahr soll mit dem Bau des grossen<br />
„Elefantenparks“ begonnen werden, der bis 2015<br />
fertiggestellt sein sollte. Das alte Elefantengehege<br />
wird abgerissen und soll später Platz bieten für<br />
ein grosses, neues Geparden- und ein<br />
Pinguingehege. Auf rund 7000 m 2 (und damit der<br />
grössten Elefanten-Anlage der Schweiz) werden<br />
den neun Elefantenkühen und ihrem künftigen<br />
Zuchtbullen grosszügige Ausläufe mit naturnahen<br />
Strukturen (Felsen, Asthaufen, Bäumen und<br />
Büschen), ein zusätzlicher Bullenstall mit Kral,<br />
sowie ein bis zu 3.5 m tiefes, rund um einen<br />
Felsen angelegtes Bad zur Verfügung stehen. Die<br />
Besucher erhalten über Holzbrücken Einblick in<br />
die neue Anlage.<br />
Verhaltensstörungen, wie das bei Elefanten in<br />
Menschenhand häufige und typische „Weben“<br />
auf den Vorderläufen, treten praktisch gar nicht<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Plättli-Zoo, Frauenfeld<br />
www.plaettli-zoo.ch<br />
Der Plättli-Zoo in Frauenfeld ist bemüht, alte Anlagen zu verbessern und neue Gehege zu<br />
bauen. Die Möglichkeiten für einen kleinen Zoo sind jedoch beschränkt. Die Tiere sind<br />
akzeptabel bis gut gehalten.<br />
Positive Beispiele<br />
Waschbären<br />
Diese relativ neue Anlage ist sehr gut gelungen,<br />
einzig schade, dass das Wasser nicht als Bach<br />
durchs Gehege fliesst. Den Tieren steht ein<br />
grosszügig strukturiertes Gehege zur Verfügung<br />
und sie können sich hoch auf die Bäume<br />
zurückziehen, was sie artgemäss auch tun. Die<br />
Tiere können zudem im Gehege herumstreifen<br />
und es ausgiebig erkunden, Futter suchen und<br />
sich mit Artgenossen beschäftigen.<br />
Lama und Wallaby<br />
Diese beiden Arten leben je in einem Gehege<br />
(Weide) mit dazugehörigem Unterstand / Stall.<br />
Alles in allem eine gute Anlage, die den Bedürfnissen<br />
der Tiere gerecht wird.<br />
Berberaffen<br />
Papageien<br />
Die nach dem letzten <strong>STS</strong>-<strong>Zoobericht</strong> total neu<br />
erstellte Anlage für die Papageien ermöglicht den<br />
grossen Vögeln ein deutlich besseres Leben und<br />
auch beschränktes Fliegen. Grosszügige Aussenvolieren<br />
gehören zu einer artgemässen Papageienhaltung,<br />
genau wie die Innenräume für die<br />
kalte Jahreszeit.<br />
Die neue Anlage für Berberaffen ist ein Beispiel<br />
vorbildlicher Tierhaltung. Den Tieren steht in der<br />
weitläufigen Anlage ein grosser Kletterfelsen (mit<br />
Innenraum) zur Verfügung, ausserdem mehrere<br />
hohe Kletterbäume, die auch bei widrigstem<br />
Wetter gerne als Aussichtspunkt genutzt werden,<br />
sowie ein Wasserbecken zum Planschen. Den<br />
Tieren ist es offensichtlich wohl in der Anlage.<br />
Dank der Grösse des Geheges und der Tatsache,<br />
dass nur eine Seite für die Besucher direkt<br />
zugänglich ist, können sich die Tiere bei Bedarf<br />
auch vor dem Publikum zurückziehen.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Schimpansen<br />
Die Menschenaffen können eine rundum<br />
vergitterte Aussenanlage sowie eine Innenanlage<br />
nutzen. Im Gehege befinden sich einige<br />
Kletterstrukturen, ein paar kleine Felsblöcke und<br />
andere erhöhte Orte. Ansonsten ist das Gehege<br />
wenig strukturiert. Es fehlt an Platz, Kletterfelsen<br />
und einer naturnahen Umgebung, welche die<br />
hochintelligenten Tiere im Klettern, Fortbewegen,<br />
Futtersuchen etc. beschäftigen würde. Auch<br />
Methoden zur Verhaltensanreicherung wären hier<br />
wünschenswert, bspw. Futterkästen, an denen die<br />
Tiere den Werkzeuggebrauch üben könnten.<br />
Anmerkungen<br />
Löwen<br />
Diese Anlage wurde 2004 neu erstellt und zwar<br />
für Löwen und Tiger. Kürzlich wurde die Tigerhaltung<br />
aufgegeben und das frei werdende<br />
Gehege zusätzlich den Löwen zur Verfügung<br />
gestellt, denen nun eine Fläche von rund 500 m 2<br />
zur Verfügung steht. Diese Platzvergrösserung für<br />
die Löwen ist positiv zu vermelden. Das Gehege<br />
ist aber vom Grundriss her immer noch beengt,<br />
die Tiere haben kaum Rückzugsmöglichkeiten<br />
und sind ziemlich ausgestellt. Eine Aufwertung<br />
des Geheges durch Vegetation, Topographie,<br />
erhöhte Liegeplätze und eine Vergrösserung<br />
wären wünschenswert, zumal die Löwenhaltung<br />
offenbar auch langfristig beibehalten werden soll.<br />
Pumas<br />
Seit Neuestem hält der Plättli-Zoo Pumas (ein<br />
junges Geschwisterpaar). Den Tieren steht derzeit<br />
ein Gehege von rund 120 m 2 zur Verfügung.<br />
Dieses enthält einige wenige Kletterstrukturen<br />
(Baumstämme, einen Felsblock) und hochgelegene<br />
Ruheplätze sowie gedeckte<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Das Gehege ist für die<br />
äusserst bewegungsaktiven, jungen Katzen aber<br />
zu klein und reizarm. Eine Erweiterung um rund<br />
80 m 2 ist geplant, ebenso ein Beschäftigungsprogramm<br />
– was sehr begrüssenswert ist. Bei<br />
einer Erweiterung der Anlage sollte insbesondere<br />
darauf geachtet werden, den Tieren zusätzliche<br />
Klettermöglichkeiten, Verstecke und erhöhte<br />
Aussichtspunkte zur Verfügung zu stellen.<br />
Wünschenswert wären insbesondere natürliche<br />
Strukturen wie Kletterfelsen oder naturnahe<br />
Wasserstellen.<br />
Grundsätzlich wäre aus <strong>Tierschutz</strong>sicht ein<br />
Verzicht auf die Haltung einer der beiden<br />
Katzenarten empfehlenswert (z.B. nach Ableben<br />
der Löwen), so dass auf dem zur Verfügung<br />
stehenden Platz eine einzige, dafür wirklich gute<br />
Haltung für die andere Art (Pumas) realisiert<br />
werden könnte.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Schlangenzoo Eschlikon<br />
www.schlangenzoo.ch<br />
Der Schlangenzoo in Eschlikon ist die grösste (Gift-)Schlangensammlung ihrer Art in der Schweiz.<br />
Der Zoo ist aus einer privaten Hobbyhaltung entstanden. Heute ist der Schlangenzoo an drei<br />
Tagen die Woche öffentlich zugänglich. Zudem werden vor Ort Terrarien hergestellt und Zubehör<br />
sowie Tiere verkauft. Tiere werden grundsätzlich nur in gute Hände und mit Kaufvertrag abgeben<br />
und bewilligungspflichtige Arten selbstverständlich nur gegen Vorzeigen der Haltebewilligung<br />
abgegeben. Man ist im Schlangenzoo bemüht, nur Tiere aus eigener Nachzucht zu verkaufen und<br />
damit dem Import von Wildfängen entgegen zu wirken. Der Schlangenzoo dient zudem als<br />
Auffangstation für an der Grenze beschlagnahmte Tiere.<br />
Die Tierhaltung im Schlangenzoo ist aus <strong>Tierschutz</strong>sicht unproblematisch. Es gilt<br />
vorauszuschicken, dass für die wechselwarmen, hauptsächlich instinktgesteuerten Schlangen<br />
grundsätzlich andere Voraussetzungen in Bezug auf eine artgerechte Haltung erfüllt sein müssen,<br />
als bei Vögeln oder Wirbeltieren. Diese Tiere verbringen einen Grossteil ihrer Zeit regungslos am<br />
Ort. Die Grösse des Terrariums muss der jeweiligen Körpergrösse des Tieres entsprechend seinem<br />
Alter und Entwicklungsstadium angepasst sein. Wichtig ist daher, dass potentielle Käufer immer<br />
auf die mögliche Endgrösse des Tieres und das dafür notwendige Terrarium hingewiesen werden!<br />
Grundbedürfnisse wie Wärme, Licht, Wasser, Rückzugsmöglichkeiten oder Häutungshilfen sowie<br />
Kletterstrukturen bei baumlebenden Arten und tiergerechtes Futter müssen selbstverständlich<br />
erfüllt sein. Jedoch spielen „Auslauf“ oder „Beschäftigung“ eine untergeordnete Rolle. Daher<br />
können auch relativ kleine Terrarien durchaus als artgerecht bezeichnet werden, sofern sie der<br />
darin lebenden Schlange die für ihr gesundes Gedeihen notwendigen Voraussetzungen bieten.<br />
<strong>Tierschutz</strong>widrig sind unter diesem Gesichtspunkt weniger kleine Terrarien, als vielmehr falsches<br />
Temperaturregime, falsche Luftfeuchtigkeit oder Einrichtung, fehlende Verstecke, Häutungshilfen<br />
oder Hygiene, nicht artgemässe Fütterung oder Haltung in überbelegten Terrarien, sowie<br />
Vernachlässigung der Gesundheitskontrolle.<br />
Grundsätzlich sind Schlangen Einzelgänger. Sofern sie sich aus dem Weg gehen können, ist aber<br />
gegen die Haltung von zwei Tieren nichts einzuwenden, da Schlangen keine Reviere verteidigen<br />
und sich nur als Fressfeinde oder Rivalen um ein Weibchen bekämpfen. Bei guten<br />
Haltungsbedingungen, ausreichend Nahrung und Abwesenheit von konkurrierenden<br />
Geschlechtsgenossen sind Schlangen durch die Nähe von Artgenossen nicht beeinträchtigt.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Positive Beispiele<br />
Europäische Hornviper / Hornotter<br />
Gabunviper<br />
Die kräftig gebaute Gabunviper ist die grösste<br />
Viper und die schwerste Giftschlange der Welt<br />
und verfügt zudem über die grössten Giftzähne.<br />
Diese Schlangenart verbringt die meiste Zeit<br />
regungslos lauernd auf dem Waldboden des<br />
tropischen Zentralafrikas. Im Terrarium wird<br />
diesem Umstand Rechnung getragen, indem der<br />
Boden mit einer dicken Laubschicht eingestreut ist<br />
und dicke Äste den Tieren Versteckmöglichkeiten<br />
bieten. Die hohe Luftfeuchtigkeit wird durch eine<br />
Nebelanlage gewährleistet, die bei Bedarf einen<br />
warmen Sprühnebel im Terrarium verteilt.<br />
Diese Schlangenart kommt in trockenem,<br />
steinigem Buschland vor und erreicht eine Länge<br />
von 40-80 cm. Die im Schlangenzoo gehaltenen<br />
Exemplare sind noch vergleichsweise klein (ca. 30<br />
cm), daher genügt noch ein kleineres Terrarium.<br />
Für diese Art wichtig ist das Vorhandensein<br />
„sonniger“ Steinflächen sowie Ruhe- und<br />
Rückzugsmöglichkeiten unter Steinen oder<br />
Hölzern. Das Terrarium ist entsprechend<br />
eingerichtet und bietet den Tieren mittels<br />
Spotstrahlern mehrere Plätze für ein Licht- und<br />
Wärmebad, aber auch kühlere Stellen zum<br />
notwendigen Ausgleich der physiologischen<br />
Temperaturfunktion.<br />
Grüne Mamba<br />
Die Grüne Mamba, eine der giftigsten Schlangen<br />
der Welt, wird bis zu 2 m lang und lebt im<br />
Gegensatz zur Schwarzen Mamba ausschliesslich<br />
auf Bäumen und Sträuchern. Im Schlangenzoo<br />
lebt ein Tier in einem relativ grossen, hohen<br />
Terrarium, das mit echten Büschen, Ästen und<br />
Ranken ausgestattet ist, wo die Schlange die<br />
meiste Zeit regungslos verharrt. Auf das Terrarium<br />
aufgebaut ist eine verdunkelte, abgeschirmte Box,<br />
in welche sich die scheue Schlange zurückziehen<br />
kann.<br />
Gelbe Anakonda<br />
Entscheidend für die artgerechte Haltung dieser<br />
kleineren Anakonda-Art (sie erreicht maximal 3.5<br />
m Länge) ist ein feuchtes Biotop mit einem<br />
grösseren Wasseranteil. Das Terrarium im<br />
Schlangenzoo entspricht der aktuellen Grösse der<br />
Schlange (rund 3 m) und bietet nebst trockenen<br />
und geschützten Liegeplätzen ein ausreichend<br />
tiefes Wasserbecken, in dem die Schlange<br />
schwimmen oder ruhen kann.<br />
107
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Anmerkungen<br />
Haltung von Giftschlangen<br />
Die Haltung von Giftschlangen (sowie der grossen Würgeschlangen) ist bewilligungspflichtig. Wer eine<br />
Giftschlange halten will, sollte über mehrjährige Erfahrung in der Haltung ungiftiger Schlangen<br />
verfügen und muss einen Sachkundenachweis erbringen. Dieser besteht aus einem 5-stündigen,<br />
obligatorischen Theoriekurs. Ein praktischer Kurs im sog. „Handling“ der Schlangen kann aus<br />
versicherungstechnischen Gründen nicht gefordert werden, doch sollte es für jeden angehenden<br />
Giftschlangenhalter selbstverständlich sein (auch und besonders im Interesse der eigenen Sicherheit!),<br />
sich im praktischen Umgang mit den Tieren schulen zu lassen (bspw. durch einen erfahrenen<br />
Tierhalter).<br />
Das kantonale Veterinäramt beurteilt im Rahmen der Haltebewilligung die geplante Haltung aufgrund<br />
der Vorkenntnisse des Schlangenhalters, der vorgesehenen Art, den Bestimmungen zur Tierhaltung<br />
gemäss <strong>Tierschutz</strong>verordnung (TSchV), Vorhandensein eines ausbruchsicheren Terrariums und des<br />
Sachkundenachweises. Als Giftschlangen für Anfänger sind bspw. Zwergklapperschlangen, Hornvipern<br />
oder der nordamerikanische Kupferkopf geeignet.<br />
Wichtig ist, dass die Tiere aus Nachzucht stammen und nicht als Wildfänge der freien Wildbahn<br />
entstammen. Leider werden Reptilien nämlich immer noch in beträchtlichem Ausmass zwecks<br />
Terrarienhaltung der freien Wildbahn entnommen! Ebenfalls zu beachten ist beim Kauf einer Schlange,<br />
dass sie futterfest, also Totfutter gewohnt ist.<br />
Mit jeder Schlangenhaltung verbunden ist die Problematik der Futtertiere. Die Lebendfütterung von<br />
Wirbeltieren (z.B. Ratten, Küken, Fischen, anderen Schlangen) ist in der Schweiz grundsätzlich<br />
verboten. Die tiefgekühlten Futtertiere stammen aus Massenproduktion, oder es handelt sich um<br />
Eintagesküken. Eine artgerechte Haltung der Futtertiere aus dem Versand- und Tierbedarfshandel ist<br />
daher nicht gewährleistet. Schlangenhalter brauchen für die Zucht und Tötung von Futtertieren für<br />
den Eigenbedarf jedoch eine Ausbildung und Bewilligung, so dass dies für die wenigsten<br />
Schlangenhalter eine Alternative sein dürfte.<br />
108
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tier- und Freizeitpark Chur<br />
www.tierpark-chur.ch<br />
Den Tier- und Freizeitpark Chur gibt es seit erst rund zehn Jahren. Es handelt sich um eine<br />
kleinere Parkanlage am Ortsrand der Bündner Hauptstadt. Es werden verschiedene Nutztiere (u.a.<br />
Ziegen, Hängebauchschweine, Schafe, Ponys und Esel) und einige Vögel gezeigt. Die<br />
Tierhaltungen sind unterschiedlich gut: Während die Weiden grosszügig und tiergerecht sind und<br />
verschiedene Tiere zeitweise auch ausserhalb des Parks Weidegang haben, sind die Volieren<br />
veraltet und wenig tiergerecht strukturiert. Der Park soll Stadtkindern die Natur näher bringen<br />
und verfügt über verschiedene Spielmöglichkeiten. Die Weiden und etliche Stallgebäude<br />
ermöglichen den Tieren, sich vor den Kindern zurückzuziehen. Nur einige wenige Gehege sind<br />
mit Informationen zu den Tieren versehen (Pro Specie Rara-Arten). Mit den meisten Tieren wird<br />
gemäss Information der Parkbetreiber nicht gezüchtet; einzig die Ponys und Zwergziegen<br />
pflanzen sich regelmässig fort. Ein Rudel Shar-Pei-Hunde wird als zum Tierbestand gehörig<br />
aufgeführt und verfügt über ein eigenes Gehege mit Stall; die Tiere sind allerdings selten<br />
tatsächlich im Park „ausgestellt“ und dürften bei ihren Besitzern wohnen.<br />
Positive Beispiele<br />
Diverse Nutztiere<br />
Auf mehreren grosszügigen Weiden werden<br />
Alpakas, ein Lama, Shetland-Ponys, Esel und<br />
Schafe gehalten. Die Weiden verfügen über<br />
mehrere Stallungen, Heuraufen und Unterstände,<br />
Tränken, Hartplätze und Wiesen. Bäume bieten<br />
Schatten oder zusätzlichen Schutz vor der<br />
Witterung. Die Tiere scheinen sich wohl zu fühlen;<br />
einzelne Ponys zeigen Komfortverhalten (gegenseitiges<br />
Kraulen, Wälzen).<br />
Einige weitere Weiden und Ausläufe stehen leer:<br />
Gemäss Parkleitung (Homepage) sind nicht alle<br />
Tiere ständig im Park anzutreffen. Gerade die<br />
Nutztiere dürften auch von Weidegang und<br />
Auslauf ausserhalb des Park profitieren. Die Tiere<br />
sind zahm und lassen sich am Zaun streicheln.<br />
Eine gute Tierhaltung, die Kindern den nahen<br />
Kontakt zum Tier ermöglicht und gleichzeitig dem<br />
Tier Rückzugsmöglichkeiten und einen artgemässen<br />
Sozialverband bietet.<br />
Negative Beispiele<br />
Negativ fällt die Tierhaltung in den alten Volieren<br />
auf. Die Volieren sind ohne Trennwände aneinander<br />
gereiht und gegen den Besucherweg<br />
völlig ungeschützt und offen. Die Grundfläche ist<br />
mit 6 m2 sehr bescheiden, die Strukturierung<br />
ungenügend. Ein Wildtier (Pennant-Sittich) wird<br />
einzeln gehalten; Informationen zum Tier sind<br />
nicht vorhanden. Die Innenräume grenzen direkt<br />
an einen Kinderspielplatz (Trampolin) an, so dass<br />
die Tiere bei höherem Besucheraufkommen an<br />
schönen Tagen wohl nur über ungenügende<br />
Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten verfügen.<br />
109
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Kaninchen<br />
Es fehlen Grabmöglichkeiten, sauberes Trinkwasser<br />
und Beschäftigungsmaterialien (Rinde,<br />
Heu, frische Zweige, Karotten, Maiskolben,<br />
Äpfel…) sowie genügend Platz zum Hoppeln,<br />
Rennen und Hakenschlagen, womit die Tiere ihre<br />
Muskulatur ausreichend gebrauchen könnten.<br />
Auch höher gelegene Etagen fehlen, wo die Tiere<br />
bspw. andere Temperatur- oder Lichtzonen aufsuchen<br />
könnten. Der frei einsehbare, winzige Stall<br />
im Aussengehege ist als Rückzugs- und Ruheplatz<br />
ungenügend; der Innenraum grenzt direkt an<br />
einen Spielplatz an. Zumindest werden die Tiere in<br />
der Gruppe gehalten und machen einen gesunden<br />
Eindruck.<br />
Diverse Enten<br />
In einer weiteren Voliere werden ein paar<br />
Hausenten gehalten; daneben auf einem kleinen<br />
Stück Wiese noch zwei Vertreter einer weissen<br />
Rasse. Die Enten in der Voliere verfügen über<br />
keinerlei Schwimmmöglichkeit – die beiden<br />
herumstehenden Wasserschalen mit völlig<br />
verschmutztem Wasser erfüllen diesen Zweck<br />
(Schwimmen, Gefiederpflege, Nahrungssuche)<br />
nicht. Auch das Häuschen, das Unterschlupf<br />
bieten soll, ist winzig und frontal einsehbar.<br />
Zudem fehlt ein Zugang zu Wiesen, wo die Tiere<br />
nach Würmern und Schnecken suchen könnten.<br />
Geringfügig besser ist die Haltung zweier weisser<br />
Hausenten in einem kleinen Stück umzäunter<br />
Wiese. Das Wasser in dem kleinen Teich ist<br />
allerdings völlig mit Algen bedeckt und scheint<br />
kaum mehr genutzt zu werden; das Gehege ist<br />
monoton und dürfte auch für Enten rasch<br />
jeglichen Reiz verloren haben. Umso störender ist<br />
diese Haltung der Wasservögel, da in dem<br />
gesamten Parkgelände grosse Wiesen- und<br />
Wasserflächen für die Haltung zahlreicher<br />
Wasservögel zur Verfügung stünden; aber nur<br />
einige wenige Schwanengänse und (wilde)<br />
Stockenten diese auch tatsächlich nutzen können!<br />
Pennantsittich<br />
Dieser soziale Papageienvogel wird offenbar<br />
einzeln gehalten, was nicht tiergerecht ist und<br />
m.E. gegen die <strong>Tierschutz</strong>vorschriften verstösst!<br />
(Diese Tiere müssten mindestens zu zweit<br />
gehalten werden). Jedenfalls konnte in der<br />
Voliere nur ein einzelnes Tier beobachtet werden,<br />
das andauernd vergebliche Kontaktrufe ausstiess,<br />
die unbeantwortet blieben. Zudem zeigte der<br />
Vogel ein deutlich stereotypes Verhalten, indem<br />
er ständig auf demselben dünnen Ast hin- und<br />
herlief. Die Voliere an sich ist nicht schlecht<br />
strukturiert (diverse Klettermöglichkeiten,<br />
Häuschen), doch die Verhaltensstörung lässt auf<br />
eine ungenügende Haltung schliessen.<br />
[ Bilder: (c) Tier- und Freizeitpark Chur ]<br />
110
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
WalterZoo, Gossau<br />
www.walterzoo.ch<br />
Der mittelgrosse Zoo wandelt sich stetig und schenkt der artgemässen Haltung viel Beachtung.<br />
Seit 2007 wurde die neue Tigeranlage realisiert, die Leoparden-Anlage erweitert und eine neue<br />
Voliere für Totenkopfäffchen erstellt.<br />
Als nächstes ist ein neues Löwengehege geplant, die Tiere weilen zurzeit in Holland. Weiter in<br />
Planung ist die Vergrösserung des Areals um bis zu 3 ha, ohne dabei den Tierbestand zu<br />
vergrössern.<br />
Positive Beispiele<br />
Lamas und Rinderarten<br />
Eine tiergerechte Haltung. Die Lamas und Rinder<br />
leben auf einer Weide und haben einen<br />
Unterstand zur Verfügung.<br />
Waschbären<br />
Diese Anlage ist geräumig, in der dritten<br />
Dimension gut strukturiert und bietet den<br />
Waschbären viele Beschäftigungsmöglichkeiten.<br />
Ein Bach mit fliessendem Wasser würde das<br />
Gehege anreichern und die Tiere in der<br />
artgemässen Futtersuche beschäftigen.<br />
Tiger<br />
Diese Anlage wurde total neu erbaut und im 2009<br />
eröffnet.<br />
Schimpansen<br />
Zweckmässige, gut strukturierte Anlage mit zwei<br />
recht grossen Aussengehegen. Die Innenanlagen<br />
sind mit einem relativ langen Tunnel mit den<br />
Aussenanlagen verbunden.<br />
Die Platzverhältnisse mitten im Zoo wurden<br />
optimal und durchdacht ausgenützt und eine<br />
1450 m 2 grosse Anlage gebaut. Positiv zu<br />
111
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
bewerten ist die Grundstruktur der Anlage mit<br />
vielen Nischen und Ebenen. Dies erlaubt den<br />
Tieren sich zurückzuziehen und verlangt von<br />
ihnen mehr „Arbeit“ wenn sie ihren Lebensraum<br />
kontrollieren, überblicken oder durchschreiten<br />
wollen. Den Tieren stehen zudem mehrere Ställe<br />
als Rückzug und Wurfbox zur Verfügung. Die<br />
Tiger können in den verschiedenen Teilen der<br />
Anlage je nach Gruppengrösse oder Bedarf<br />
getrennt oder zusammen gehalten werden. Ein<br />
Teil der Anlage wird in der Nacht von den Amur-<br />
Leoparden genutzt, was zusätzliche Reize<br />
(Markierungen, fremde Tiere im Lebensraum)<br />
ergibt und die Tiger beschäftigt.<br />
Einmal pro Tag werden die Tiger in einer Art<br />
Arena dem Publikum vorgeführt. In der Arena<br />
werden die Eigenheiten der Grosskatzen<br />
vorgestellt, über ihr Leben und ihre Gefährdung<br />
in der Freiheit berichtet. Hierzu begibt sich eine<br />
Person in der Rolle eines Dompteurs in die Arena.<br />
Leopard und Schwarzer Panther<br />
wie vor an der untersten Grenze für diese<br />
grossen, bewegungsfreudigen Katzen.<br />
Stumpfkrokodile und Quittenwarane<br />
Im Herbst 2011 wurde der Wintergarten am<br />
Reptilienhaus für die Stumpfkrokodile und die<br />
Quittenwarane eröffnet. Für beide Tierarten hat<br />
sich die Fläche um ein Vielfaches vergrössert. Die<br />
Stumpfkrokodile verfügen neu über insgesamt<br />
43.4 m 2 . Die Anlage ist unterteilt in ein grosses,<br />
beheiztes Wasserbecken (ca. 30.1m 2 ) mit<br />
Unterschlüpfen und verschiedenen Wassertiefen.<br />
An Land (13.3m 2 ) finden die Tiere sowohl<br />
bestrahlte Liegeflächen, um sich aufzuwärmen,<br />
als auch erdigen Untergrund, der sich für<br />
Nistplätze eignet. Bei warmen Aussentemperaturen<br />
können die Dachfenster des<br />
Wintergartens geöffnet werden, was den Tieren<br />
echte Sonnenbäder ermöglicht. Die Quittenwarane<br />
verfügen neu über insgesamt 25m 2 mit<br />
einem beheizten Wasserbecken, welches auch<br />
diesen Tieren Rückzugsmöglichkeiten bietet und<br />
verschiedene Wassertiefen aufweist. Der gesamte<br />
Wintergarten ist üppig begrünt und bietet somit<br />
zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten sowie<br />
Schattenplätze für beide Tierarten.<br />
Neu wird den Leoparden in der neuen<br />
Tigeranlage ein Teil des Auslaufs zur Verfügung<br />
gestellt. Ca. 250 m 2 können die auch nachtaktiven<br />
Tiere während den Nachtstunden nutzen und<br />
dort neuen Gerüchen und Markierungen (Tiger)<br />
begegnen. Diese Bereicherung ist durchaus<br />
positiv zu bewerten. Positiv zu bewerten ist auch<br />
die reiche Strukturierung mit Verstecken,<br />
erhöhten Ebenen, Wasserstellen und<br />
unterschiedlichen Bodensubstraten. Bezüglich<br />
ihrer Grösse bewegt sich diese Anlage aber nach<br />
112
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Negative Beispiele<br />
Anakonda<br />
Gemäss Auskunft der Zooleitung soll die<br />
mangelhafte, zu kleine Anlage der Anakondas<br />
nächstens innen vergrössert und mit einem<br />
grossen Wasserbecken ergänzt werden. Zudem<br />
ist für die Riesenschlangen eine Aussenanlage<br />
geplant, damit sie direktes Sonnenlicht nutzen<br />
können.<br />
113
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Wildpark Peter und Paul, St. Gallen<br />
www.wildpark-peterundpaul.ch<br />
Der Wildpark Peter und Paul ist ein Vorzeigebeispiel von artgemässer Tierhaltung. In diesem<br />
schönen Tierpark leben neun Tierarten: Rot-, Sika- und Damwild, Gämse, Steinwild,<br />
Wildschwein, Luchs, Wildkatze und Murmeltier. Die Gehege sind alle sehr grosszügig vom<br />
Platzangebot her und verfügen über die tierartspezifischen Strukturen, die den Bedürfnissen<br />
der verschiedenen Tiere entsprechen. 2011 wurden die Felsanlagen für Steinböcke und Gämsen<br />
saniert und erweitert. Die Qualität der Haltung wurde so nochmal deutlich verbessert.<br />
Negative Beispiele der Tierhaltung sind keine vorhanden, einzig das Luchsgehege ist etwas in<br />
die Jahre gekommen. Nach dem Ableben der noch vorhandenen, alten Tiere wird<br />
voraussichtlich auch das Luchsgehege erneuert und erweitert.<br />
Positive Beispiele<br />
Wildschweine<br />
Die Wildschweine verfügen über ein ausgedehntes<br />
Gehege auf verschiedenen Ebenen. Reich<br />
strukturiert mit Schlammsuhle, Wühlareal,<br />
Wurzelstöcke als Kratzgelegenheiten, Schattenund<br />
Sonnenplätze etc. stellt es eine vorbildliche<br />
Wildschweinehaltung dar.<br />
Rot-, Dam- und Sikahirsche<br />
Allen drei Hirscharten stehen grosse Gehege zur<br />
Verfügung, die ausgedehnte Weiden und auch<br />
Waldpartien enthalten. Mit diversen Wechselgehegen<br />
kann die Belastung des Bodens und der<br />
Weide gut gesteuert werden. Die Gehege<br />
verfügen über störungsarme Zonen, in denen die<br />
Hirschkühe ihre Kälber setzen können.<br />
Witterungsschutz (Schatten, Regen, Schnee) ist<br />
genügend vorhanden – in Form von grossen<br />
Bäumen oder Wald.<br />
Luchs<br />
Die scheuen Katzen können ein Gehege im Wald<br />
nutzen, das zum Herumstreifen und Futtersuchen<br />
114
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
gut geeignet ist. Durchs Gehege fliesst ein kleiner<br />
Bach, es wächst reichlich Unterholz, Totholz und<br />
weitere Strukturen wie umgestürzte Bäume,<br />
Wurzelstöcke etc. vervollständigen den Lebensraum<br />
der Luchse. Am steilen Abhang befinden<br />
sich mehrere Höhlen unter den Wurzeln grosser<br />
Bäume, welche die Tiere als Rückzugs- und<br />
Schlafort nutzen.<br />
Steinböcke<br />
Wünschenswert wären etwas mehr sonnige,<br />
warme Stellen – bei einer allfälligen Sanierung<br />
sollte dies berücksichtigt werden.<br />
Wildkatze<br />
Auch das Gehege der zweiten Katzenart, die wild<br />
in der Schweiz lebt, ist ein gutes Beispiel von<br />
artgemässer Katzenhaltung: Genügend Platz –<br />
auch in der dritten Dimension, Klettermöglichkeiten,<br />
Aussichtsplätze, Sonnen- und Schlafplätze,<br />
Verstecke, reichlich Unterwuchs, Kratzbäume etc.<br />
Die kürzlich total sanierte und erweiterte Anlage<br />
bietet dem Steinwild in zwei miteinander<br />
verbundenen Teilgehegen grosse und sehr hohe<br />
Felsen, welche es ausgiebig nutzt. Neben einem<br />
Futterunterstand verfügt das Gehege über<br />
weitere Strukturen (Terrassen, Felsblöcke), welche<br />
die perfekt an das Leben im Fels angepassten<br />
Tiere ebenfalls gut nutzen.<br />
Gämsen<br />
Der grosse Kletterfelsen wurde stabilisiert und<br />
mit Spritzbeton neu gestaltet. Der Waldteil, den<br />
die Gämsen schon bisher nutzen konnten, wird<br />
durch einen grossen Felsen ergänzt. Den Gämsen<br />
steht nun ein grosses, artgemässes Gehege zur<br />
Verfügung. Im Sommer wird der Gämsbock in<br />
einem grossen Teilgehege separiert, wie es auch<br />
dem Verhalten in freier Natur entspricht.<br />
115
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo Bad Ragaz<br />
www.zoobadragaz.ch<br />
Dieser Zoo verfügt noch immer über grösstenteils wenig tierfreundliche Gehege. Kein Wunder,<br />
gehen deshalb immer wieder Reklamationen beim <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong> zum Zoo Bad<br />
Ragaz ein. Es fehlen offensichtlich die finanziellen Möglichkeiten und der nötige Platz, um den<br />
Tieren die benötigten artgemässen Gehege zur Verfügung zu stellen.<br />
Positive Beispiele<br />
Lamas<br />
Die Haltung ist akzeptabel. Die robusten Lamas<br />
steht eine kleine Weide und ein Unterstand /<br />
Stall zur Verfügung.<br />
Zwergziegen<br />
Diese Tiere werden korrekt gehalten. Sie leben<br />
in einer Gruppe. Im Gehege stehen ein Stall und<br />
reichlich Klettermöglichkeiten zur Verfügung.<br />
Schatten- und Sonnebereiche sind vorhanden.<br />
Ein kleines Planschbecken dient als Bassin, eine<br />
erhöhte Liegefläche wird fälschlicherweise als<br />
Futterstelle verwendet, was sie als Liege- und<br />
Ruhefläche für die Tiger unattraktiv macht.<br />
Zusätzliche kleine Aussenräume sind an den drei<br />
Ställen angebaut – sind aber nicht immer<br />
zugänglich für die Tiere. In dieser Haltung<br />
können die Tiger nicht einmal ansatzweise ein<br />
artgemässes Leben führen.<br />
Negative Beispiele<br />
Tiger<br />
Skandalös! Dunkle Innenställe (Zugang geschlossen)<br />
und ein verbetoniertes Aussengehege.<br />
Das Aussengehege bietet absolut keine<br />
Rückzugsmöglichkeiten, die Tiere sind wie einer<br />
Zirkus-Manege ständig ausgestellt.<br />
ANMERKUNG:<br />
Die beiden Tiger sind im März <strong>2013</strong> unter<br />
dubiosen Umständen verstorben. Über die<br />
Todesursache der Tiere hat der Zoo bisher nicht<br />
informiert. Der <strong>STS</strong> ist der Meinung, dass das nun<br />
leer stehende Gehege auf keinen Fall mehr für<br />
die Haltung von Grosskatzen oder anderen,<br />
grossen Raubtieren verwendet werden sollte.<br />
116
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Berberaffen<br />
Zu kleine Aussenanlage, ohne Rückzugsmöglichkeit<br />
- die Tiere sind ständig ausgestellt,<br />
Schatten gibt es nur in der Innenanlage. Fazit:<br />
ungenügend.<br />
Waschbären<br />
Kleines Gehege, Wasserbecken, erhöhte Flächen,<br />
Häuschen. Es fehlen grosse Bäume, auf welche<br />
die Waschbären artgemäss gerne klettern und<br />
dort schlafen.<br />
Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass die Besucher<br />
fast ringsum direkt ans Gitter treten können und<br />
die Tiere somit immer direkt mit ihnen<br />
konfrontiert werden. Die Waschbären können so<br />
bei Bedarf nicht genügend Distanz zu den<br />
Besuchern einnehmen.<br />
117
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Tierpark Goldau<br />
www.tierpark.ch<br />
Der Tierpark Goldau gehört zu den grossen Zoos der Schweiz. Er liegt in einem Felssturzgebiet.<br />
Die Gehege des Tierparks Goldau sind grosszügig dimensioniert und reich strukturiert. Man ist<br />
sichtlich bestrebt, den Wildtieren tiergerechte Anlagen zur Verfügung zu stellen. Speziell zu<br />
beurteilen ist die sehr grosse, so genannte «Freilaufzone», in der sich einige Tierarten frei<br />
bewegen können und von Besuchern gefüttert und gestreichelt werden können.<br />
Positive Beispiele<br />
Bär / Wolf<br />
Die neue, zwei Hektaren grosse Gemeinschaftsanlage<br />
von Bären und Wölfen stellt eine<br />
wegweisende, zukunftsorientierte Tierhaltung dar,<br />
bei der die Bedürfnisse der Tiere im Zentrum<br />
stehen. Ein Teil der einmaligen Naturlandschaft<br />
im Bergsturzgebiet ermöglicht den Tieren ein<br />
artgemässes Leben. Grosse Streifgebiete, Teiche,<br />
Bäche, Felsen, Bäume und Sträucher – ein Stück<br />
Natur, welches als unterteilbares Gehege<br />
eingezäunt wurde- können Bär und Wolf ausgiebig<br />
nutzen. Für die Bären wurden Futterboxen<br />
installiert, welche zu unterschiedlichen, wechselnden<br />
Zeiten automatisch kleine Futterrationen<br />
liefern. Dadurch werden das Nahrungssuchverhalten<br />
der Tiere, ihre Aufmerksamkeit und<br />
regelmässige Bewegung gefördert. Die Wölfe<br />
können zudem ein Teilgehege nutzen, welches<br />
für die Bären nicht zugänglich ist.<br />
Wildschweine<br />
Den Wildschweinen steht eine grosszügige<br />
Anlage zur Verfügung. Der Untergrund besteht<br />
aus Naturboden, der artgemässes Wühlen<br />
ausgiebig zulässt. Das Gehege erlaubt den Tieren,<br />
sich bei Bedarf zurückzuziehen, enthält eine<br />
grosse Schlammsuhle, Asthaufen als Schutz; Fazit:<br />
Eine vorbildliche, sehr tierfreundliche Anlage.<br />
Baummarder<br />
118
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Die Besucher befinden sich in einem Gebäude<br />
und haben nur durch Guckfenster Einblick in die<br />
artgemässe Haltungsanlage. Der Marder muss oft<br />
gesucht werden, da es sich in den Büschen,<br />
Bäumen, Asthaufen etc. gut verstecken kann –<br />
oder, wie beim aktuellen Besuch, auf einer<br />
Holzbeige döst.<br />
Das relativ scheue Tier ist so sehr gut gegen<br />
Besucher abgeschirmt, die Anlage gibt einen<br />
guten Einblick in den natürlichen Lebensraum des<br />
Marders.<br />
Eulen<br />
In einer grossen, zeltartigen Voliere, in welcher<br />
die Vögel richtig fliegen können, werden<br />
verschiedene Eulenarten gehalten. Die Eulen<br />
können sich tagsüber ihrer Art gemäss<br />
zurückziehen und ruhen. Eine sehr gelungene<br />
Tierhaltung, die den Besuchern offen steht und<br />
zum aktiven Suchen der gut getarnten Vögel<br />
einlädt.<br />
Anmerkungen<br />
Freilaufanlage (Sikahirsch, Mufflon)<br />
In diesem Bereich können sich Mufflons<br />
(Wildschafe) und Sikahirsche frei bewegen; ein<br />
Teil des Gebietes ist für Besucher zugänglich. Die<br />
Freilaufzone ist mit zahlreichen Felsblöcken und<br />
vielen Bäumen gut strukturiert und stellt einen<br />
sehr grosszügigen Lebensraum für die Tiere dar.<br />
Die jungen Bäume müssen vor Schälschäden<br />
geschützt werden. Besucher können an<br />
Automaten Futter kaufen. Ob ein „Streichelzoo“<br />
mit Wildtieren und das Füttern von Zootieren<br />
durch den Besucher pädagogisch sinnvoll sind, ist<br />
in Zookreisen umstritten. Aus <strong>Tierschutz</strong>sicht sind<br />
solche Anlagen eher problematisch, da eine<br />
Belästigung der Tiere durch rücksichtslose<br />
Besucher und Fehlfütterungen durch selbst<br />
mitgebrachtes Futter nicht ausgeschlossen<br />
werden können.<br />
Europäische Wildkatze<br />
Grosszügiges Gehege mit genügend Rückzug<br />
und vielfältigen Strukturen, welche auch die dritte<br />
Dimension gut nutzen. Klettermöglichkeiten,<br />
Kratzbäume, Liegeplätze, Sonne und Schatten<br />
sowie Verstecke sind reichlich vorhanden. Das<br />
Gehege ist nicht ringsum zugänglich, was den<br />
scheuen Tieren zusätzlich Sicherheit bietet.<br />
119
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Die Futtermenge ist im Tierpark Goldau allerdings<br />
kontingentiert. An besucherstarken Tagen<br />
werden die Futterautomaten gesperrt, sobald die<br />
vorgesehene Gesamtfuttermenge erreicht ist. Der<br />
Tierpfleger füttert die Hirsche entsprechend dem<br />
täglichen Besucheraufkommen zu. Die Futterwürfel<br />
wurden vom Tierpark selber entwickelt<br />
und weisen einen hohen Anteil an Rohfasern auf.<br />
Aus Sicherheitsgründen werden den Hirsch-<br />
Stieren die Geweihe auf die Kürze eines Spiessers<br />
reduziert, was fragwürdig ist.<br />
120
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Toni's Zoo, Rothenburg<br />
www.toniszoo.ch<br />
In Toni's Zoo (Zoo Röösli) in Rothenburg leben eine grosse Anzahl verschiedenster exotischer<br />
Tierarten. Der Zoo wirkt sehr gepflegt, die Gehege sind sauber geputzt. Der allzu „aufgeräumte“ –<br />
und im <strong>Zoobericht</strong> bisher kritisierte – Eindruck vieler Tiergehege (mangelnde Beschäftigungsund<br />
Rückzugsmöglichkeiten) hat sich unterdessen stark gebessert; die meisten Gehege sind jetzt<br />
durchaus interessant und verhaltensbereichernd strukturiert.<br />
In den seit dem letzten Bericht vergangenen, gut zwei Jahren wurden umfassende Bau- und<br />
Erneuerungsarbeiten vorgenommen, die allesamt grössere, besser gestaltete Tiergehege zum Ziel<br />
hatten. Auch sämtliche, im letzten <strong>Zoobericht</strong> noch kritisierten Gehege wurden aufgehoben<br />
(Serval, Waschbär) oder verbessert (Zwergotter, Nasenbär, Stumpfkrokodil). Die Tierhaltung<br />
präsentiert sich jetzt mit einem durchgehend akzeptablen bis sehr guten Standard. Eine sehr<br />
erfreuliche Entwicklung!<br />
Bekannt ist der Zoo u.a. auch wegen der handzahmen Geparde, die auch im Gehege ein Halsband<br />
tragen und für Hochzeitfotos etc. posieren. Aus Sicht des <strong>STS</strong> sind Zootiere – erst recht<br />
Wildkatzen – nicht „zum Anfassen“ da. Es wäre besser, den BesucherInnen würde anstelle der<br />
Fototermine vermittelt, wie gefährdet die Geparden in ihrem natürlichen Lebensraum sind, u.a.<br />
durch Viehzucht, Trophäenjagd, Inzucht und Seuchen, und dass es sich nicht um Streicheltiere,<br />
sondern um Wildtiere handelt, die unseren Schutz benötigen. Wenn die Tiere schon zu<br />
Fotozwecken verwendet werden, wäre es sinnvoll, dies an eine Spende zugunsten eines<br />
Artenschutzprojektes in Afrika zu binden!<br />
Nicht unproblematisch ist auch der teilweise enge Kontakt, der zwischen Besuchern und Tieren<br />
möglich ist. So sind bspw. die Kattas, Kapuzineraffen, die Papageien und die Leoparden<br />
stellenweise nur durch ein direkt an die Besucherwege grenzendes Drahtgeflecht von diesen<br />
abgeschirmt. Dies kann eine Gefahr der Krankheitsübertragung (Mensch-Affe) sowie<br />
Verletzungsgefahr (Leopard, Affen!) darstellen, ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass<br />
gewisse Zoobesucher die Tiere verbotenerweise füttern oder drangsalieren können. Gemäss<br />
Zooleitung sei dies allerdings noch nie ein Problem gewesen.<br />
Positive Beispiele<br />
Afrika-Anlage<br />
Diese neue Anlage ist sehr gut gestaltet: Auf rund<br />
1840 m2 tummeln sich nun Kattas, Rosapelikane,<br />
Störche, Perlhühner, Kronenkraniche, Straussen<br />
und Zebras. Für die Pelikane wurde ein<br />
grosszügiger, rund 1.2m tiefer Schwimmteich mit<br />
seichten Uferstellen eingerichtet; die Straussen<br />
und Zebras können weite Sandflächen als Auslauf<br />
und für Sandbäder nutzen. Den Störchen stehen<br />
hohe Baumstämme mit Nistgelegenheiten zur<br />
121
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Verfügung; die Kattas können sich künftig auf<br />
Bäumen tummeln und eine kleine „Insel“ als Rückzugsort<br />
nutzen.<br />
Die Innenanlage der Kattas ist über einen<br />
Gittertunnel, der über den Besucherweg führt, mit<br />
der Aussenanlage verbunden. Dank genügend<br />
Raum, vielfältigen Kletterstrukturen, unterschiedlichen,<br />
natürlichen Bodensubstraten, Verstecken<br />
etc. kann diese Anlage als sehr positiv beurteilt<br />
werden.<br />
Nicht beurteilt werden konnte während des<br />
Besuchs vor Ort, in wie fern alle Tierarten die<br />
Möglichkeit haben, die gesamte Anlage zu nutzen.<br />
Für eine Gemeinschaftsanlage mit sieben verschiedenen<br />
Tierarten (davon fünf Vogelarten) ist<br />
das Platzangebot in der Afrika-Anlage doch eher<br />
knapp, so dass zwischenartliche Konflikte dazu<br />
führen könnten, dass gewisse Tiere nur einen<br />
Bruchteil der Anlage tatsächlich nutzen können.<br />
Um die tatsächliche Raumnutzung festzustellen,<br />
wäre allerdings eine längerfristige Beobachtung<br />
der Tiere notwendig gewesen. Gemäss Zooleitung<br />
ist die Raumnutzung der Tiere in der neuen<br />
Anlage nicht eingeschränkt.r<br />
Berberaffen und Stachelschweine<br />
Die Affenanlage ist auf einem grossen Hügel<br />
angelegt, der den Tieren Verstecke, Ausgucke und<br />
Klettermöglichkeiten. bietet. Die sozialen Tiere<br />
leben in einer gemischten Gruppe. Bei Bedarf<br />
können sie auch genügend Distanz zu den<br />
Besuchern einnehmen. Für die Stachelschweine<br />
bestehen in ihrem neuen Gehege nun auch<br />
ausreichend Grab- und Rückzugsmöglichkeiten.<br />
und Laune die gesamte, für sie riesige Anlage<br />
nutzen. Mit in der Anlage leben auch ein paar<br />
Haushühner.<br />
Gemeinschaftsvoliere verschiedener<br />
Vogelarten: Kronentaube, Grauer Pfaufasan,<br />
Schwarzschnabelturako, Glanzstarl<br />
Zwar werden hier afrikanische und asiatische<br />
Vogelarten gemischt gehalten, die Anlage kann<br />
jedoch positiv beurteilt werden. Die Vögel<br />
verfügen über relativ viel Raum und können<br />
richtig fliegen. Die üppige Vegetation bietet<br />
zahlreiche Verstecke, Nist- und Futterplätze. Mit in<br />
der Anlage leben Grüne Leguane, schwarze<br />
Tamarine und Löwenäffchen. Auch diese haben<br />
hier genügend Raum, um sich bei Bedarf aus dem<br />
Weg zu gehen, sowie jede Menge geeigneter<br />
Kletter- und Versteckmöglichkeiten sowie<br />
Ruheplätze. Auch bei dieser Gemeinschaftsanlage<br />
mit relativ vielen, verschiedenen Tierarten (aus<br />
unterschiedlichen biogeographischen Regionen)<br />
kann aufgrund eines einzelnen Besuchs nicht<br />
eruiert werden, inwiefern sämtliche Tiere<br />
tatsächlich den ganzen, zur Verfügung stehenden,<br />
beschränkten Raum nutzen können. Gemäss<br />
Zooleitung ist die Raumnutzung der einzelnen<br />
Tiere nicht eingeschränkt.<br />
Kaninchen und Meerschweinchen<br />
Gemeinschaftsanlage von Alpaka,<br />
Nandu, Pampahase und Präriehunden<br />
Diese grosszügige Anlage bietet den Tieren den<br />
nötigen Raum, einen natürlichen Untergrund,<br />
Scheuermöglichkeiten, Verstecke etc. Ein gelungenes<br />
Beispiel einer Gemeinschaftshaltung.<br />
Für die Präriehunde wurde in einer Ecke der<br />
Anlage eine kleine Fläche Wiese abgezäunt, die so<br />
vor den anderen Tieren und damit vor<br />
Überweidung geschützt ist. Hier können die<br />
Präriehunde graben und der Nahrungssuche<br />
nachgehen. Dennoch können sie auch nach Lust<br />
Diese beiden Tierarten können ein tolles Gehege<br />
nutzen, das den Besuchern bestens als Vorbild für<br />
eine tiergerechte Haltung dieser Heimtiere dienen<br />
kann. Die Tiere haben genügend Platz, zahlreiche<br />
Artgenossen, Versteck- und Grabmöglichkeiten,<br />
122
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
ein Aussengehege, genügend Stroh und auch ein<br />
paar Äste zum Benagen.<br />
Bartagamen und Blauzungen-Skink<br />
Diese beiden Reptilienarten kommen in Zentralaustralien<br />
im selben Lebensraum vor und werden<br />
hier in einer ausreichend grossen Anlage<br />
gemeinsam gehalten. Das Terrarium bildet mit<br />
seinem Sandboden, den Steinen, Sukkulenten und<br />
trockenen Ästen den natürlichen Lebensraum ab.<br />
Spotstrahler, Versteckmöglichkeiten, Wasser und<br />
Häutungshilfen sind vorhanden. Ein vorbildliches<br />
Terrarium auch für Hobbyhalter!<br />
Das alte Gehege der Nasenbären wurde<br />
aufgehoben und durch eine neue Anlage ersetzt.<br />
Die Tiere verfügen nun über zwei immer noch<br />
relativ kleine, aber im „Dachgeschoss“ mittels<br />
eines Käfigtunnels verbundene Teilkäfige und so<br />
insgesamt über akzeptablen Bewegungsspielraum<br />
– erst recht, wenn man noch das Innengehege<br />
hinzuzählt. In den Aussengehegen, deren<br />
Boden mit Holzschnipelsen eingestreut ist,<br />
befinden sich naturnah wirkende Klettergerüste,<br />
hochgelegene Plattformen, ein Wasserbecken und<br />
Schlafboxen. Zweien Tieren fehlt die Schwanzspitze,<br />
was ein Hinweis auf eine frühere, schlechte<br />
Haltung (Selbstverletzung) – aber auch ein Geburtsfehler<br />
– sein kann.<br />
Anmerkungen<br />
Die im Folgenden beschriebenen Tierhaltungen<br />
wurden im vorhergehenden <strong>Zoobericht</strong> noch als<br />
ungenügend kritisiert, nun aber durch verschiedene<br />
bauliche Massnahmen deutlich<br />
aufgewertet oder gänzlich neu gebaut. Sie sind<br />
etwas (Nasenbären, Zwergotter) bis bedeutend<br />
(Leoparden) besser, als die bisherigen Haltungen,<br />
aber noch nicht in jedem Falle tiergerecht.<br />
Zwergotter<br />
Das alte, völlig ungenügende Zwergotter-Gehege<br />
wurde aufgehoben und durch eine neue Anlage<br />
an einem neuen Standort ersetzt. Das neue<br />
Gehege ist leider nur unwesentlich grösser als das<br />
alte, verfügt jetzt aber zumindest über stehendes,<br />
wie auch fliessendes Wasser (welches die Tiere<br />
gerne nutzen), ein tieferes Becken, sowie<br />
interessantere Topographie.<br />
Nasenbären<br />
Stumpfkrokodil<br />
Das Gehege der Stumpfkrokodile wurde um etwa<br />
einen Drittel vergrössert und umfasst nun eine<br />
grössere, sandige Liegefläche zusätzlich zum<br />
Bassin, sowie auch über mehr Vegetation und<br />
Rückzugsmöglichkeiten. Der Bewegungsspielraum<br />
der Tiere v.a. im Wasser ist aber immer noch<br />
eingeschränkt. Die beim letzten Besuch beobachtete<br />
Zahnfleischwunde bei dem einen Tier<br />
konnte nicht mehr festgestellt werden.<br />
Neue Raubkatzengehege für Leopard<br />
und Gepard<br />
Im Bau befindlich ist derzeit das neue<br />
Raubkatzen-Haus mit angrenzenden Aussengehegen<br />
für die Leoparden und Geparden. Das<br />
bisherige Leopardengehe wird um ein weiteres,<br />
anschliessendes Aussengehege erweitert. Im alten<br />
Gehegeteil wird ein grosser, innen hohler<br />
Kunstfelsen mit Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten<br />
gebaut, über welchen die Leoparden<br />
das im ersten Stock des Gebäudes liegende<br />
Innengehege erreichen können. Dort stehen den<br />
Tieren eigentliche „Zimmer“ mit hochliegenden<br />
Plattformen und mit Stroh gepolsterte Liegen zur<br />
Verfügung. Der neue Gehegeteil enthält weitere<br />
Ausguck- und Rückzugsmöglichkeiten und soll<br />
teilweise mit Bäumen bepflanzt werden, die den<br />
Grosskatzen voraussichtlich auch zum Klettern<br />
dienen werden. Auch ein kleines Wasserbecken<br />
123
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
steht zur Verfügung. Die Geparden-Anlage wird<br />
ebenfalls im rückwärtigen Teil der neuen<br />
Raubkatzen-Anlage um ein weiteres Gehege<br />
erweitert. Der alte Gehegeteil bleibt dabei offen<br />
mit Sonnenplätzen und Freiflächen, während der<br />
hintere Gehegeteil ebenfalls Bäume enthalten und<br />
eher als Rückzugsgebiet dienen soll.<br />
Schwarzköpfiges Totenkopfäffchen<br />
Für die Totenkopfäffchen ist ein neues, grosszügiges<br />
Gehege demnächst bezugsbereit. Die<br />
gesamte dritte Dimension wird von einem<br />
grossen, verzweigten, naturnah wirkenden<br />
Klettergerüst eingenommen. Die „Stämme“ sind<br />
beheizt und werden den Tieren als wohlige<br />
Liegeplätze dienen. Der Boden ist mit Sand und<br />
Holzschnipseln bedeckt; bald werden auch diverse<br />
Sträucher und Pflanzen für Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten<br />
sorgen.<br />
Mit der im Bau befindlichen Anlage scheint<br />
künftig eine tiergerechte, relativ naturnahe<br />
Haltung der Leoparden und Geparden gewährleistet.<br />
124
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Falconeria Locarno<br />
www.falconeria.ch<br />
Die Falconeria ist ein Greifvogelpark mit rund 30 Greifvögeln aus 18 verschiedenen Arten, die zu<br />
Schauzwecken im Freiflug vorgeführt werden. Gehalten werden u.a. Wander-, Ger- und Sakerfalke<br />
(Arten der klassischen mittelalterlichen resp. arabischen Falknerei), Steinadler (Vertreter der<br />
zentralasiatischen falknerischen Jagdtradition), sowie Weisskopf- und Riesenseeadler, Sekretär,<br />
Wollkopf-, Weissrücken-, Sperber- und Gänsegeier, Kondor, Karakara, Kolkrabe, Uhu, Bartkauz,<br />
Virginia-Uhu, Fleckenuhu und Schneeeule. Während der Saison (März-November) finden täglich<br />
zwei Shows von rund 45 min Dauer statt; ausserdem werden die Tiere täglich trainiert. Diese Art<br />
der Haltung ermöglicht es den Greifvögeln, Eulen und Geiern im Unterschied zu einer reinen<br />
Volieren-Haltung, ihr natürliches Flugbedürfnis auszuleben. Die Volieren sind zudem grosszügig<br />
dimensioniert und mit allen notwendigen Strukturen ausgestattet. Die Beschränkung auf<br />
vergleichsweise wenige Tiere und Arten erlaubt es, den einzelnen Vögeln nicht nur grosse<br />
Volieren zur Verfügung zu stellen, sondern ihnen auch täglichen Freiflug zu ermöglichen. Unter<br />
diesen Gesichtspunkten kann die Tierhaltung in der Falconeria als vorbildlich bezeichnet werden.<br />
Positive Beispiele<br />
Greifvogel-Volieren<br />
Die Volieren sind in einer Reihe angeordnet und<br />
durch eine hohe Bambushecke von der<br />
angrenzenden Strasse abgeschirmt. Bei heissem<br />
Sommerwetter verschaffen Sprinkleranlagen<br />
Kühlung. Die Grundfläche sämtlicher Volieren beträgt<br />
um die 50 m 2 , die Höhe 5m (rund 250 m3).<br />
Sämtliche Volieren werden von einem langsam<br />
fliessenden Bächlein durchquert und verfügen<br />
über verschieden hohe Sitzgelegenheiten wie<br />
Bäume, Äste, Holzbretter oder Baumstrünke. Als<br />
Rückzugsmöglichkeiten und Sichtschutz dienen<br />
Bäume, Bambushecken, Nischen und Boxen in den<br />
hinteren Volierenbereichen, die durch die<br />
Besucher nicht einsehbar sind. Bei einigen<br />
Gehegen übertragen Kameras das Geschehen in<br />
den Brutboxen. So können die Besucher den<br />
Jungvögeln im Nest zuschauen, ohne dass diese<br />
gestört werden. Ausführliche und übersichtliche<br />
Info-Schilder geben zu jeder Tierart die<br />
wichtigsten Informationen.<br />
Sämtliche Volieren verfügen sowohl über sonnige,<br />
wie auch schattige Bereiche. So können bspw. die<br />
Geier sowohl ihre typischen Sonnenbäder mit<br />
gespreizten Flügeln nehmen, als auch sich in den<br />
Schatten oder Witterungsschutz unter der<br />
geschlossenen Decke zurückziehen. Der sandige<br />
Boden erlaubt zudem auch die Gefiederpflege im<br />
Sandbad. Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen<br />
die Volieren künftig noch naturnäher gestaltet<br />
werden und dem jeweiligen Lebensraum der<br />
Vögel besser entsprechen. So soll bspw. die<br />
Voliere der Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus<br />
mit Fichtenbäumen bepflanzt werden. Da es sich<br />
bei sämtlichen gehaltenen Arten um winterharte<br />
Tiere aus nördlichen Breiten oder Hochgebirgen<br />
handelt, werden keine Innenräume benötigt. Der<br />
Futterverbrauch ist im Winter aber deutlich höher.<br />
Sämtliche Vögel machen einen gesunden, gepflegten<br />
und ausgeglichenen Eindruck.<br />
125
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Freiflug-Anlage und Vorführung<br />
Gemäss Auskunft der Tierhalter sollen die Volieren<br />
künftig noch naturnäher gestaltet werden und<br />
dem jeweiligen Lebensraum der Vögel besser<br />
entsprechen. So soll bspw. die Voliere der<br />
Weisskopf-Seeadler statt mit Bambus mit<br />
Fichtenbäumen bepflanzt werden. Die Vögel<br />
können direkt oberhalb der Tribünen durch Luken<br />
die Volieren verlassen und anschliessend an die<br />
Vorführung auch direkt wieder in ihre Volieren<br />
zurückkehren. So müssen sie während der<br />
Vorführung anderer Vögel nicht angebunden auf<br />
ihren Einsatz warten. Während der Flugvorführungen<br />
tragen die Tiere Leder-bändel, die dem<br />
Falkner zum Handling der Tiere dienen, aber nicht<br />
miteinander verbunden sind (die Vögel tragen<br />
also keine „Fussfesseln“).<br />
Das Schaugelände ist eine weitläufige Parkanlage<br />
mit zwei grossen Weihern, Wiesen und Baum- und<br />
Buschvegetation am Rande Locarnos. Die<br />
Vorführungen gliedern sich in drei Elemente: Die<br />
schnellfliegenden, beweglichen Ger- und Sakerfalken<br />
werden beim Fang des Federspiels<br />
vorgeführt. Die Greifvögel, Geier und Eulen sowie<br />
Kolkraben fliegen einerseits längere Strecken über<br />
den ganzen Park zwischen den Tribünen und<br />
hölzernen Türmen, wo sie jeweils von den<br />
Assistentinnen empfangen werden. Andererseits<br />
werden sie in Kurzflügen über die Köpfe des<br />
Publikums geschickt. Die Tiere sind dabei<br />
grundsätzlich frei, an der Show mitzumachen oder<br />
sich auch mal auf ein nahes Hausdach oder einen<br />
Baum zu setzen. Die Falken tragen Sender, die bei<br />
der Ortung helfen, sollten sie einmal entfliegen. Es<br />
kommt hin und wieder vor, dass ein Vogel einen<br />
„Ausflug“ in die nahen Wälder oder Berge<br />
unternimmt. Allerdings kehren die Tiere i.A.<br />
freiwillig zurück, da sie an die Fütterung gewöhnt<br />
sind.<br />
Geschichte und Kunst der Falknerei vermittelt (in<br />
Italienisch und Deutsch). Verschiedene Schaukästen<br />
im Eingangsbereich ergänzen das<br />
pädagogische Angebot. Der Umgang mit den<br />
Tieren ist jederzeit ruhig und respektvoll. Die<br />
Vögel müssen keinerlei andressierte „Übungen“<br />
oder „Figuren“ vorführen, sondern zeigen nur ihr<br />
natürliches Flug- und Jagdverhalten. Dabei<br />
werden die arttypischen Verhaltensweisen in die<br />
Show eingebunden. So holt der hauptsächlich<br />
fischfressende Weisskopfseeadler bspw. Futterstücke<br />
aus dem Teich oder badet darin, und die<br />
südamerikanische Karakara führt beim<br />
Einsammeln von am Boden unter Strohhütchen<br />
versteckten Futterstücken ihr phänomenales<br />
Laufvermögen und ihre Geschicklichkeit beim<br />
Erlangen der Beute vor. Derzeit noch in<br />
Ausbildung befinden sich der Kondor, der Sekretär<br />
und die Steinadler. Auch diese Tiere werden<br />
täglich trainiert; treten aber noch nicht in der<br />
Show auf.<br />
Sämtliche Vögel landen auch freiwillig in der Nähe<br />
des Publikums (bei den Luken oberhalb der<br />
Tribünen) und zeigen dabei weder Stress noch<br />
Scheu. Die Tiervorführungen der Falconeria sind<br />
aus <strong>Tierschutz</strong>sicht vorbildlich.<br />
Während den Vorführungen wird viel Wissenswertes<br />
sowohl über die Tiere, ihre Herkunft,<br />
Lebensweise und Haltung, als auch über die<br />
126
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Zoo al Maglio, Magliaso (TI)<br />
www.zooalmaglio.ch<br />
Der Zoo al Maglio bei Lugano ist der einzige Zoo im Tessin. Präsentiert werden hauptsächlich<br />
exotische Tierarten in einem ebensolchen, grünen Ambiente. Der Zoo hat in den letzten Jahren<br />
viele Gehege verbessert. Die Tiere sind akzeptabel bis gut gehalten.<br />
Positive Beispiele<br />
Rotgesichtmakaken<br />
Den japanischen Affen steht eine grosszügige und<br />
reich strukturierte Anlage von rund 400 m 2 zur<br />
Verfügung. Diverse Felsblöcke, Baumstämme,<br />
Seile und Reifen ermöglichen den Tieren<br />
vielfältige Kletteraktivitäten. Den wasserliebenden<br />
Affen steht auch ein kleiner Brunnen mit<br />
Kletterfelsen zur Verfügung (wünschenswert wäre<br />
eine grössere Wasserfläche). Die Tiere können<br />
auch das Dach des (öffentlich nicht zugänglichen)<br />
Innengeheges als zweite Ebene nutzen und sich<br />
aufgrund der Tiefe der Anlage gut vor dem<br />
Publikum zurückziehen. Die grosse Anlage bietet<br />
der Gruppe genügend Platz für Nahrungssuche,<br />
Spiel und Ruheverhalten. Eine aus <strong>Tierschutz</strong>sicht<br />
vorbildliche Affenhaltung.<br />
Uhu<br />
Die Uhus (ein Paar mit Nachwuchs) bewohnen<br />
eine grosse, naturnah strukturierte Voliere. Die<br />
gesamte Voliere ist hoch (gut 6 m) und gegen 15<br />
m tief, so dass die grossen Vögel sowohl Raum für<br />
kurze Flüge haben als auch genügend Abstand zu<br />
den Zoobesuchern einnehmen können. Die Topographie<br />
der Anlage (Steilhang mit einzelnen<br />
Bäumen, Büschen) kommt dem von Uhus<br />
bevorzugten Lebensraum (waldige Felslandschaften)<br />
nahe. Die Brutnische und Ruheplätze<br />
befinden sich in einem gedeckten Unterstand<br />
oben am Hang, im hinteren Bereich der Voliere.<br />
Wünschenswert wären höchstens noch zusätzliche<br />
Felsen und eine grössere Wasserfläche.<br />
Bennett-Wallabies<br />
Links vom Zooeingang befindet sich neu eine<br />
grosszügige Anlage für die Bennett-Wallabies. Die<br />
Tiere können sich frei auf einer Weide bewegen,<br />
ein Sandbad nutzen oder sich in den Schatten der<br />
Büsche zurückziehen. Auch ein kleiner Teich steht<br />
zum Trinken zur Verfügung, und es werden<br />
regelmässig frische Zweige zum Knabbern<br />
geboten. Der geräumige Stall ist gut eingestreut,<br />
verfügt über mehrere Heuraufen und ein weiteres<br />
Sandbad. Eine gute Haltung für die vergleichsweise<br />
einfach zu haltenden Wildtiere.<br />
Anmerkungen<br />
Waschbär<br />
In einem relativ grossen, über eine Brücke<br />
verbundenen Doppelgehege mit artgerechten<br />
Kletter- und Versteckmöglichkeiten leben<br />
Waschbären (die Tiere sind kastriert; man will<br />
nicht züchten) in einer grösseren Gruppe. Das<br />
Gehege ist zwar nicht gross, bietet aber mit seiner<br />
dichten Vegetation gute Kletter- und Versteckmöglichkeiten<br />
und mit der Brücke zwischen den<br />
Teilgehegen eine zusätzliche Struktur.<br />
Wünschenswert wären hier mittelfristig eine<br />
Vergrösserung des Geheges mit höheren<br />
Kletterstrukturen und ein grösseres Gewässer. Das<br />
127
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
im letzten Bericht noch kritisierte Einzelgehege, in<br />
dem sich drei weitere Waschbären aufhielten, die<br />
starke Stereotypien zeigten, wurde in der<br />
Zwischenzeit aufgehoben.<br />
Löwen<br />
Die Löwen (eine alte Löwin und ihr erwachsener<br />
Sohn) leben in einem etwa 500 m 2 umfassenden<br />
Gehege, in dem sie drei verschiedene Ebenen,<br />
erhöhte Liegeplätze und einen Stall als Rückzug<br />
nutzen können. Zusätzliche Strukturen wie Felsen<br />
und Baumstämme wären wünschenswert, um den<br />
Tieren noch vermehrt Abwechslung und das<br />
Ausleben verschiedener Verhaltensweisen wie<br />
Klettern, Erkunden, Verstecken und Lauern zu<br />
ermöglichen. Gemäss Zooleitung sollen so bald<br />
als möglich weitere Baumstämme im Gehege<br />
integriert werden. Nach Ableben der alten Löwin<br />
ist die Integration einer neuen Löwin und die<br />
Zucht mit den Tieren geplant.<br />
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<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
<strong>STS</strong>-ZOOBERICHT <strong>2013</strong><br />
Neu <strong>2013</strong>: Marmottes Paradis, Rochers de Naye; Parc d`accueil Pierre Challandes;<br />
Freilichtsmuseum Ballenberg; Tierpark Langenthal; Zoo Rothaus, Gampelen;<br />
Wildpark Roggenhausen, Aarau; Tierpark Chur<br />
Updated <strong>2013</strong>: Zoo de Servion; BärenPark Bern; Papiliorama / Nocturama, Kerzers;<br />
Parc Zoologique La Chaux-de-Fonds; Tierpark Biel; Tierpark Gäbelbach, Bern-Bethlehem; Zoo Basel;<br />
Wildnispark Zürich, Langenberg; Connyland, Lipperswil; Knies Kinderzoo, Rapperswil; Zoo Bad Ragaz;<br />
Toni's Zoo, Rothenburg; Falconeria Locarno<br />
Updated 2012: Bois de la Bâtie, Genf; Murmeltierpark "Grimselblick"; Tierpark Aletsch, Fiesch;<br />
Alpenvogelpark Grindelwald; Raubtierpark Strickler, Subingen; Tierpark Dählhölzli Bern;<br />
Tierpark Harder, Interlaken; Tier- und Erlebnispark Seeteufel, Studen; Jürg Jennys Raubtiere, Olsberg;<br />
Römischer Tierpark Augusta Raurica, Augst; Tierpark Bad Zurzach; Tierpark Lange Erlen, Basel;<br />
Zoo Zürich; Schlangenzoo Eschlikon; WalterZoo, Gossau; Wildpark Peter und Paul, St. Gallen;<br />
Tierpark Goldau; Zoo al Maglio, Magliaso<br />
Updated 2011: Zoo la Garenne, Le Vaud; Zoo Les Marécottes; Zoo Siky Ranch, Crémines; Zoo Hasel,<br />
Remigen; Greifvogelpark Buchs; Plättli-Zoo, Frauenfeld<br />
Updated 2010: Juraparc, Vallorbe; Johns kleine Farm, Kallnach; Wildpark Bruderhaus, Winterthur<br />
Autorin: Sara Wehrli<br />
Fachstelle Wildtiere, <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong><br />
Bilder: © <strong>Schweizer</strong> <strong>Tierschutz</strong> <strong>STS</strong><br />
(falls nicht anders vermerkt)<br />
www.tierschutz.com/zoobericht