15.09.2014 Aufrufe

Ratten in der Stadt - Schweizer Tierschutz STS

Ratten in der Stadt - Schweizer Tierschutz STS

Ratten in der Stadt - Schweizer Tierschutz STS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schweizer tierschutz sts<br />

ratten <strong>in</strong> <strong>der</strong> stadt<br />

Die Me<strong>in</strong>ungen zur tatsächlichen Schädlichkeit von <strong>Ratten</strong> gehen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Ihre Schädlichkeit<br />

im Landwirtschaftsgebiet o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Häfen ist unbestritten. Schäden an Vorräten entstehen durch den<br />

Frass, aber auch durch Verschmutzung mit Kot und Ur<strong>in</strong>, sowie – als Nebeneffekt – durch «Unordnung»<br />

<strong>in</strong> Kellern o<strong>der</strong> auf öffentlichen Plätzen. Weitere mögliche Schäden s<strong>in</strong>d zernagte Wände,<br />

Möbel, Leitungen und Isolierungen. Bei <strong>der</strong> Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsstelle <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Zürich s<strong>in</strong>d<br />

aber bspw. nur <strong>in</strong> 7 % aller gemeldeten Schädl<strong>in</strong>gsfälle <strong>Ratten</strong> o<strong>der</strong> Mäuse die Schadenverursacher!<br />

Im städtischen Gebiet muss also eher von «Störung» durch <strong>Ratten</strong> geredet werden, als von e<strong>in</strong>er<br />

tatsächlichen Schädl<strong>in</strong>gsproblematik.<br />

Durch die Übertragung von Paratyphus-Keimen können <strong>Ratten</strong> bei mangeln<strong>der</strong> Hygiene Lebensmittelvergiftungen<br />

verbreiten. Auch die sehr seltene (Häufigkeit 1 : 1 000 000) Leptospirose, e<strong>in</strong>e<br />

schwere, grippeähnlich verlaufende Erkrankung, kann durch <strong>Ratten</strong>ur<strong>in</strong> o<strong>der</strong> -bisse auf Menschen<br />

übertragen werden. Wenn man <strong>in</strong> normalen hygienischen Verhältnissen lebt und direkten <strong>Ratten</strong>kontakt<br />

meidet, ist e<strong>in</strong>e Übertragung von Krankheiten auf den Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz ausgeschlossen.<br />

Generell gilt: <strong>Ratten</strong> nicht füttern und anfassen! Bisse durch wildlebende <strong>Ratten</strong> dem Arzt zeigen!<br />

Grundsätzlich lässt sich also sagen, dass die «Bedrohung» durch <strong>Ratten</strong> – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> unserem<br />

städtischen Umfeld – meist übertrieben dargestellt wird. Unter E<strong>in</strong>haltung selbstverständlicher<br />

Hygieneregeln geht von wildlebenden <strong>Ratten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz ke<strong>in</strong>e Gefahr aus. Von «<strong>Ratten</strong>plagen»<br />

spricht man, wenn sich die Tiere lokal stark vermehrt haben (meist aufgrund mil<strong>der</strong> W<strong>in</strong>ter und<br />

e<strong>in</strong>es guten Nahrungsangebots) und «störend» auffallen (zerrissene Abfallsäcke, Kotspuren, evtl.<br />

tote Tiere).<br />

Und die Pest?!<br />

Über den <strong>Ratten</strong>floh können <strong>Ratten</strong> <strong>in</strong>direkt Überträger des Pest-Bakteriums (Yers<strong>in</strong>ia pestis)<br />

se<strong>in</strong>, welches die gefürchtete, akut lebensbedrohliche Beulen- und Lungenpest sowie die Pest-<br />

Sepsis hervorruft. Die Krankheit reduzierte <strong>in</strong> mehreren Seuchenzügen im Mittelalter und <strong>der</strong><br />

frühen Neuzeit die europäische Bevölkerung um fast die Hälfte («Schwarzer Tod») und dürfte<br />

damit e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> prägendsten historischen Ereignisse <strong>der</strong> Menschheitsgeschichte gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Heute noch kommt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Entwicklungslän<strong>der</strong>n (Madagaskar, Kongo, Indien) und im<br />

ländlichen Ch<strong>in</strong>a regelmässig zu lokal begrenzten Ausbrüchen. Untersuchungen lassen vermuten,<br />

dass die Evolution des Pestbazillus diesen <strong>in</strong> den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten auf den Befall von<br />

Nagetieren spezialisiert hat und er beim Menschen offenbar nicht mehr ganz so aggressiv ist,<br />

wie früher. Auch die besseren hygienischen Verhältnisse und die Möglichkeit, die Krankheit<br />

zum<strong>in</strong>dest im Frühstadium mit Antibiotika zu bekämpfen, hat <strong>der</strong> Pest etwas von ihrem Schrecken<br />

genommen. Endemische Pestherde unter Nagetierpopulationen (Hörnchen, Murmeltieren,<br />

Mäusen) f<strong>in</strong>den sich heute noch <strong>in</strong> Zentralasien, Afrika und den westlichen USA. Alljährlich<br />

kommt es dort zu vere<strong>in</strong>zelten Übertragungen auf den Menschen.<br />

Das Bakterium wird vom <strong>Ratten</strong>floh (Xenopsylla cheopis) von Ratte zu Ratte übertragen. Hausratten,<br />

Flöhe und Infizierte verbreiteten die Krankheit im Gefolge von Kriegszügen und über<br />

Handelswege <strong>in</strong> Europa. Den Pestepidemien beim Menschen g<strong>in</strong>g zumeist e<strong>in</strong> <strong>Ratten</strong>sterben<br />

voraus. Erst, wenn die Flöhe kaum mehr <strong>Ratten</strong> f<strong>in</strong>den, befallen sie auch den Menschen.<br />

In Europa kommt die Pest unter Nagetieren nicht mehr vor – es besteht also ke<strong>in</strong>erlei Ansteckungsgefahr!<br />

Vorsicht ist geboten bei Nagetierkontakten <strong>in</strong> den USA, Asien und Afrika.<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!