5/13 PDF - Fromyprint
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Gesellschaft<br />
FELDMUSIK UNTERAEGERI<br />
Findet hier etwa eine Demo statt? Als<br />
sich an einem ruhigen Samstagmorgen<br />
am 14. September eine bunt gemischte<br />
Gruppe vor der AEGERIHALLE versammelte<br />
und von einem aufgekratzten<br />
jungen Herrn per Megaphon begrüsst<br />
wurde, hätte dies einem Passanten<br />
durch den Kopf gehen können – wenn<br />
es dort um 8 Uhr schon Passanten gegeben<br />
hätte.<br />
Auf Reisen<br />
Aber weit gefehlt. Hier traf sich die Reisegruppe<br />
nach Fulenbach SO, initiiert,<br />
organisiert und geleitet von Remo Hegglin.<br />
Freunden der Ägeritaler Blasmusik dürfte<br />
dieser als Moderator des letzten Jahreskonzerts<br />
sowohl der Harmoniemusik Oberägeri<br />
als auch der Feldmusik Unterägeri bekannt<br />
sein. Rückblende zum Konzert der FMU<br />
– Thema Helden. Bei der Anmoderation<br />
eines Marsches von Stephan Jaeggi, der<br />
aus Fulenbach SO stammte, wurde als Held<br />
des Alltags auch der Gemeindepräsident<br />
Fulenbachs, Hugo Kissling, ausgiebig zitiert<br />
mit seiner Beschreibung der Gemeinde. Nur<br />
halb im Ernst bot Remo einen Ausflug dorthin<br />
an und musste überrascht feststellen,<br />
dass sich am Ende des Abends fast 40 Interessenten<br />
fanden. Was Remo damals noch<br />
nicht wusste, war dass sich die Schwägerin<br />
von Hugo Kissling unerkannt unter den<br />
Zuschauern befand . . .<br />
Nun ging es also los. Viele Aktivmitglieder<br />
der Feldmusik und eine grosse Schar<br />
Freunde waren dabei, einschliesslich einer<br />
Gruppe aus Steinen, deren Tambouren das<br />
Konzert mitgestaltet hatten. Im Bus war mit<br />
Gipfeli und Bier eine breite Bedürfnispalette<br />
abgedeckt und so wurde schon die Anreise<br />
kurzweilig. Die Ankündigung einer Tombola<br />
während der Fahrt heizte natürlich die<br />
Erwartungen noch weiter an.<br />
Programmgemäss begann der Besuch mit<br />
der Besichtigung des Heimatmuseums von<br />
Fulenbach, liebevoll gestaltet und betreut<br />
vom Ehepaar Jaeggi (nicht verwandt mit<br />
dem Komponisten) und direkt vom Friedhof<br />
aus zugänglich. Hier bekam die Unterägerer<br />
Delegation viele Gegenstände aus der jüngeren<br />
und älteren Vergangenheit zu sehen,<br />
von Werkzeugen aus dem 19. Jahrhundert,<br />
über einen Schaukasten mit jassenden Eichhörnchen,<br />
bis zum ersten Fernsehgerät des<br />
Dorfes. Auch ein Satz uralter Zahnarztinstrumente<br />
ist dabei. Jedem Schwärmer für<br />
die gute alte Zeit sei ein Blick auf solche<br />
Folterwerkzeuge empfohlen – die Nostalgie<br />
ist garantiert geheilt! Hingegen können<br />
wir uns vielleicht von dem Motto aus<br />
einem alten Arbeitsbüchlein inspirieren lassen:<br />
«Ordnung und Arbeitsamkeit bringen<br />
Wohlstand». Einen Ehrenplatz im Museum<br />
nimmt natürlich die Dokumentation der<br />
reichen musikalischen Vergangenheit von<br />
Fulenbach ein, mit alten Instrumenten,<br />
Uniformen und Dokumenten aus der bald<br />
193-jährigen (!) Geschichte der Harmonie-<br />
Musikgesellschaft und aus dem Wirken<br />
von Musikdirektor und Komponist Stephan<br />
Jaeggi. Leider war ein Grossteil der Instrumente<br />
zum Zeitpunkt des Besuchs zu Restaurationszwecken<br />
ausgelagert.<br />
Der formale Höhepunkt der Reise war die<br />
herzliche Begrüssung durch Gemeindepräsident<br />
Hugo Kissling. Durch seine Schwägerin<br />
war er ja früh genug gewarnt worden,<br />
dass eine ganze Reisegruppe das Dorf überfallen<br />
würde und so hat er eine Ansprache<br />
eingefädelt, welche er zwischen zwei weiteren<br />
Auftritten am gleichen Tag souverän<br />
meisterte. Während vom Inhalt der Rede<br />
unterschiedlich viel hängen geblieben ist,<br />
blieb das gesponserte Kaffee mit Digestif<br />
nachhaltiger in dankbarer Erinnerung.<br />
Danach blieb Zeit für einen Spaziergang<br />
im Dorf, zum Wildgehege oder zur nahen<br />
Aare, bevor zum Apero durch die Harmonie-Musikgesellschaft<br />
Fulenbach ins Rössli<br />
geladen wurde. Deren Präsident, frisch von<br />
einer Feuerwehrübung, hiess die Gruppe<br />
auch herzlich in Fulenbach willkommen und<br />
gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass dieser<br />
Austausch nicht eine einmalige Sache<br />
bleibt – die FMU erwartet gerne an ihrem<br />
Jahreskonzert 2014 einen Gegenbesuch!<br />
Ob sich Josef Ribary auch für eine persönliche<br />
Begrüssung gewinnen lässt wird noch<br />
geklärt.<br />
Als letzten Punkt des eigentlichen Besuchs<br />
führte Max Aerni durch die lange und<br />
wechselvolle Geschichte der Harmonie-<br />
Musikgesellschaft und das Schaffen des<br />
Komponisten Stephan Jaeggi. Interessanter<br />
Ursprung der HMF war 1820 der Wunsch<br />
des Pfarrers, die zu Raufhandel neigenden<br />
Burschen des Dorfes in eine sozial verträglichere<br />
Richtung zu steuern, was zwar mit<br />
der einen oder anderen Krise verbunden<br />
war, aber offensichtlich nachhaltig gelungen<br />
ist.<br />
Auf dem Rückweg über Thunersee und<br />
Brünigpass gab es eine Pause im Schloss<br />
Schadau in Thun, wo die Reisegruppe Kaffee<br />
und Kuchen genoss und Zaungast einer<br />
Hochzeit wurde, so dass den modisch interessierten<br />
Teilnehmern viel Gelegenheit zu<br />
Kommentaren geboten wurde.<br />
Die mit Spannung verfolgte Tombola ging<br />
auf der Rückfahrt ihrem Höhepunkt entgegen:<br />
der Verlosung des Früchtekorbs. Der<br />
durch den Gewinner vom Inhalt befreite<br />
Korb wurde schon in den Fundus der Jahreskonzert-Tombola<br />
überführt und wird mit<br />
neuem Inhalt die FMU und ihre Konzertbesucher<br />
auch 2014 an diese legendäre Reise<br />
erinnern. Keine Demo – aber sehr wohl eine<br />
Demonstration von Spontaneität, Interesse<br />
an Neuem und der menschenverbindenden<br />
Natur der Musik.<br />
Alle Teilnehmer danken Remo Hegglin für<br />
die originelle Idee, die perfekte Planung<br />
und Durchführung sowie die geistreiche<br />
Begleitung während der Reise.<br />
Bericht: Max Arnold / Jürg Vogel<br />
Fotos: Karsten Müller<br />
Ägeritaler V / 20<strong>13</strong> 33