Persistierender rechter Aortenbogen - Tierklinik Dr. Staudacher

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Persistierender rechter Aortenbogen - Megaoesophagus Persistierender rechter Aortenbogen: Der Megaösophagus war 5 Monate nach der Operation beseitigt. Tierärztliche Klinik Dr. Staudacher – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de VET AA A A CC HH EE NN Im Alter von 9 Wochen wurde ein Australian Shepherd-Welpe wegen Entwicklungsverzögerung, häufigen Erbrechens und hochgradiger Atembeschwerden vorgestellt. Der Haustierarzt 1 hatte in einer Röntgenkontrastuntersuchung einen präkardial hochgradig dilatierten Ösophagus festgestellt. Es lag eine Gefäßringanomalie mit Einschnürung des Ösophagus vor, durch die es zu einem Megaösophagus und einer Aspirationspneumonie gekommen war. Das Tier wurde unter Beatmung thorakotomiert, der Ductus arteriosus Botalli dexter persistens wurde isoliert und unterminiert, sorgfältig ligiert und anschließend mit weiteren bindegewebigen Anteilen der Gefäßumgebung durchschnitten. Der Ösophagus konnte dann ohne weiteren Widerstand geleert werden. Röntgenkontrastaufnahmen 5 Monate postoperativ zeigen, dass die Ösophagusfunktion wiederhergestellt und die Entwicklungsverzögerung beseitigt werden konnte. Bei den primitiven, kiemenatmenden Wirbeltieren strömt das Blut vom Herzen in der Aorta ventralis kopfwärts. Von ihr gehen jederseits zwischen den Kiemenspalten 6 Kiemenbogenarterien ab. In der Embryonalentwicklung des Hundes werden diese Strukturen ebenfalls angelegt, es kommt danach aber zur weitgehenden Rückbildung. Der vierte linke Arterienbogen wird zum großen Aortenbogen, während sein Partner auf der rechten Seite einen Teil der A. subclavia bildet. Aus dem 6. Arterienbogen (Pulmonalisbogen) entwickelt sich auch der Ductus arteriosus Botalli, der nach der Geburt obliteriert. Gefäßringanomalien sind seltene Fehlbildungen des Arterienbogensystems, die zur Konstriktion des Ösophagus führen. An der Einengung sind die Trachea, das Ligament oder der Ductus arteriosus Botalli, die Aorta und die herznahen großen Gefäße beteiligt. Am häufigsten liegt eine Ausbildung eines rechten 4. Aortenbogens vor statt des physiologischen linken Bogens. Demzufolge wird der Ductus arteriosus Botalli vom rechten 6. Arterienbogen gebildet. Damit ist der Ösophagus vom Ductus, ventral von Herzbasis und Pulmonalarterie und vom Aortenbogen eingeschlossen. Sehr selten können auch Missbildungen der A. subclavia oder eine Verdopplung des Aortenbogens diese Störung hervorrufen. Klinisch wird die Störung erst sichtbar, wenn der Welpe von Flüssig- auf Festnahrung umgestellt wird. Mit dem weniger schlüpfrigen festen Futter kommt es zur Ösophagusdilatation cranial der Herzbasis. Der dilatierte Ösophagus verfügt schon nach kurzer Zeit nicht mehr dab Abb. 1: Physiologische Rückbildung der Arterienbögen beim Säuger. 3 - 6: Kiemenarterien, Arterienbögen ra, rv: rechtes Atrium, Ventrikel la, lv: linkes Atrium, Ventrikel p: Pulmonalarterie pv: Pulmonalvene lab: linker Aortenbogen dab: Ductus arteriosus Botalli (rot) Im Alter von 9 Wochen wurde das Tier zur Operation in der Klinik vorgestellt. Der Zugang erfolgte durch den linken vierten Interkostalraum. Unter Beatmung wurden die Lungenlappen zur Seite gelegt und das Mediastinum bei Schonung der Nn. vagus und phrenicus eröffnet. Der Situs wurde überprüft. Es lag ein rechter Aortenbogen mit einem aus dem rechten 6. Arterienbogen entstandenen Ductus arteriosus Botalli persistens vor, der spürbar pulsierüber die physiologische Peristaltik. Es kommt zur Degeneration der regionären Ganglien. Infolge der Weitstellung kann es zum Reflux oder zur Regurgitation und zu teils schweren Aspirationspneumonien kommen. Schluckbeschwerden, Rückfluss von Nahrungsbrei oder lang anhaltende Atemwegserkrankungen sollten an diesen Krankheitskomplex denken lassen. Häufig tritt der Nahrungsbrei noch während des Schluckaktes wieder aus Nase oder Fang aus. Infolge der Schluckstörung ergibt sich ein Nährstoffmangel, der zur Entwicklungsverzögerung führt. Das Ausmaß der Störung ist vom Grad der Einschnürung abhängig. Die Diagnose kann durch einen Bariumkontrastschluck abgesichert werden. Bei den meisten Tieren beschränkt sich die Ösophaguserweiterung auf den präkardialen Abschnitt, gelegentlich kann aber auch das ganze Organ betroffen sein. Vereinzelt kann der Ductus noch recht gut durchblutet sein, während er physiologischerweise innerhalb weniger Tage zum Ligamentum obliteriert. Im vorliegenden Fall war der Züchterin bereits seit einiger Zeit neben dem Husten eine deutliche Entwicklungsverzögerung aufgefallen. Die Wurfgeschwister hatten teilweise bereits das doppelte Gewicht! Nach der beim Haustierarzt durchgeführten Kontraststudie wurde der Verdacht einer Gefäßringmissbildung erhoben. 1 Herrn Kollegen H. Geks und Frau Kollegin Dr. S. Domagk-Geks, Hückelhoven, danken wir für die frühzeitige Diagnose sowie die Überlassung der Aufnahmen der präoperativen Röntgenkontraststudie.

<strong>Persistierender</strong> <strong>rechter</strong> <strong>Aortenbogen</strong> - Megaoesophagus<br />

<strong>Persistierender</strong> <strong>rechter</strong> <strong>Aortenbogen</strong>:<br />

Der Megaösophagus war 5 Monate nach der Operation beseitigt.<br />

Tierärztliche Klinik <strong>Dr</strong>. <strong>Staudacher</strong> – Trierer Str. 652-658 – D-52078 Aachen<br />

Tel. 0241/092866-0 Fax 0241-92866-47 eMail info@tgz-aachen.de<br />

VET<br />

AA A A CC HH EE NN<br />

Im Alter von 9 Wochen wurde ein Australian Shepherd-Welpe wegen Entwicklungsverzögerung,<br />

häufigen Erbrechens und hochgradiger Atembeschwerden vorgestellt. Der Haustierarzt 1 hatte in einer<br />

Röntgenkontrastuntersuchung einen präkardial hochgradig dilatierten Ösophagus festgestellt. Es lag<br />

eine Gefäßringanomalie mit Einschnürung des Ösophagus vor, durch die es zu einem Megaösophagus<br />

und einer Aspirationspneumonie gekommen war. Das Tier wurde unter Beatmung thorakotomiert, der<br />

Ductus arteriosus Botalli dexter persistens wurde isoliert und unterminiert, sorgfältig ligiert und<br />

anschließend mit weiteren bindegewebigen Anteilen der Gefäßumgebung durchschnitten. Der<br />

Ösophagus konnte dann ohne weiteren Widerstand geleert werden. Röntgenkontrastaufnahmen 5<br />

Monate postoperativ zeigen, dass die Ösophagusfunktion wiederhergestellt und die Entwicklungsverzögerung<br />

beseitigt werden konnte.<br />

Bei den primitiven, kiemenatmenden<br />

Wirbeltieren strömt das Blut vom<br />

Herzen in der Aorta ventralis kopfwärts.<br />

Von ihr gehen jederseits<br />

zwischen den Kiemenspalten 6<br />

Kiemenbogenarterien ab. In der<br />

Embryonalentwicklung des Hundes<br />

werden diese Strukturen ebenfalls<br />

angelegt, es kommt danach aber zur<br />

weitgehenden Rückbildung. Der<br />

vierte linke Arterienbogen wird zum<br />

großen <strong>Aortenbogen</strong>, während sein<br />

Partner auf der rechten Seite einen<br />

Teil der A. subclavia bildet. Aus dem<br />

6. Arterienbogen (Pulmonalisbogen)<br />

entwickelt sich auch der Ductus<br />

arteriosus Botalli, der nach der<br />

Geburt obliteriert.<br />

Gefäßringanomalien sind seltene<br />

Fehlbildungen des Arterienbogensystems,<br />

die zur Konstriktion des<br />

Ösophagus führen. An der Einengung<br />

sind die Trachea, das Ligament<br />

oder der Ductus arteriosus Botalli,<br />

die Aorta und die herznahen großen<br />

Gefäße beteiligt. Am häufigsten liegt<br />

eine Ausbildung eines rechten 4.<br />

<strong>Aortenbogen</strong>s vor statt des<br />

physiologischen linken Bogens.<br />

Demzufolge wird der Ductus arteriosus<br />

Botalli vom rechten 6. Arterienbogen<br />

gebildet. Damit ist der<br />

Ösophagus vom Ductus, ventral von<br />

Herzbasis und Pulmonalarterie und<br />

vom <strong>Aortenbogen</strong> eingeschlossen.<br />

Sehr selten können auch Missbildungen<br />

der A. subclavia oder eine<br />

Verdopplung des <strong>Aortenbogen</strong>s<br />

diese Störung hervorrufen.<br />

Klinisch wird die Störung erst<br />

sichtbar, wenn der Welpe von<br />

Flüssig- auf Festnahrung umgestellt<br />

wird. Mit dem weniger schlüpfrigen<br />

festen Futter kommt es zur Ösophagusdilatation<br />

cranial der Herzbasis.<br />

Der dilatierte Ösophagus verfügt<br />

schon nach kurzer Zeit nicht mehr<br />

dab<br />

Abb. 1: Physiologische Rückbildung<br />

der Arterienbögen beim Säuger.<br />

3 - 6: Kiemenarterien, Arterienbögen<br />

ra, rv: rechtes Atrium, Ventrikel<br />

la, lv: linkes Atrium, Ventrikel<br />

p: Pulmonalarterie<br />

pv: Pulmonalvene<br />

lab: linker <strong>Aortenbogen</strong><br />

dab: Ductus arteriosus Botalli (rot)<br />

Im Alter von 9 Wochen wurde das<br />

Tier zur Operation in der Klinik<br />

vorgestellt. Der Zugang erfolgte<br />

durch den linken vierten Interkostalraum.<br />

Unter Beatmung<br />

wurden die Lungenlappen zur<br />

Seite gelegt und das Mediastinum<br />

bei Schonung der Nn. vagus und<br />

phrenicus eröffnet. Der Situs wurde<br />

überprüft. Es lag ein <strong>rechter</strong><br />

<strong>Aortenbogen</strong> mit einem aus dem<br />

rechten 6. Arterienbogen entstandenen<br />

Ductus arteriosus Botalli<br />

persistens vor, der spürbar pulsierüber<br />

die physiologische Peristaltik.<br />

Es kommt zur Degeneration der<br />

regionären Ganglien. Infolge der<br />

Weitstellung kann es zum Reflux<br />

oder zur Regurgitation und zu teils<br />

schweren Aspirationspneumonien<br />

kommen. Schluckbeschwerden,<br />

Rückfluss von Nahrungsbrei oder<br />

lang anhaltende Atemwegserkrankungen<br />

sollten an diesen<br />

Krankheitskomplex denken lassen.<br />

Häufig tritt der Nahrungsbrei noch<br />

während des Schluckaktes wieder<br />

aus Nase oder Fang aus. Infolge<br />

der Schluckstörung ergibt sich ein<br />

Nährstoffmangel, der zur Entwicklungsverzögerung<br />

führt. Das<br />

Ausmaß der Störung ist vom Grad<br />

der Einschnürung abhängig.<br />

Die Diagnose kann durch einen<br />

Bariumkontrastschluck abgesichert<br />

werden. Bei den meisten Tieren<br />

beschränkt sich die Ösophaguserweiterung<br />

auf den präkardialen<br />

Abschnitt, gelegentlich kann aber<br />

auch das ganze Organ betroffen<br />

sein.<br />

Vereinzelt kann der Ductus noch<br />

recht gut durchblutet sein, während<br />

er physiologischerweise innerhalb<br />

weniger Tage zum Ligamentum<br />

obliteriert.<br />

Im vorliegenden Fall war der<br />

Züchterin bereits seit einiger Zeit<br />

neben dem Husten eine deutliche<br />

Entwicklungsverzögerung aufgefallen.<br />

Die Wurfgeschwister hatten<br />

teilweise bereits das doppelte Gewicht!<br />

Nach der beim Haustierarzt<br />

durchgeführten Kontraststudie<br />

wurde der Verdacht einer Gefäßringmissbildung<br />

erhoben.<br />

1 Herrn Kollegen H. Geks und Frau<br />

Kollegin <strong>Dr</strong>. S. Domagk-Geks,<br />

Hückelhoven, danken wir für die<br />

frühzeitige Diagnose sowie die<br />

Überlassung der Aufnahmen der<br />

präoperativen Röntgenkontraststudie.


<strong>Persistierender</strong> <strong>rechter</strong> <strong>Aortenbogen</strong> - Megaoesophagus<br />

VET<br />

AA A A CC HH EE NN<br />

Abb. 2: Thoraxaufnahme mit Barium-Sulfat-<br />

Kontrastbrei im seitlichen Strahlengang: Deutliche<br />

Aufweitung des cervicalen und präkardialen<br />

Ösophagus. Der Magen enthält kein Kontrastmittel.<br />

Abb. 3: Dasselbe Tier in dorso-ventralem Strahlengang.<br />

te. Vor der Einschnürung bestand<br />

eine erhebliche, mit eingedicktem<br />

Futter gefüllte Dilatation des Ösophagus.<br />

Es hatte sich eine weit<br />

über das rechte Herzohr nach<br />

ventral reichende Aussackung<br />

gebildet.<br />

nicht dilatierter<br />

Ösophagus<br />

dilatierter<br />

Ösophagus<br />

rechtes Herz<br />

linker, mittlerer<br />

Lungenlappen<br />

der pulsierende Ductus freigelegt<br />

und angeschlungen. Nach<br />

Dissektion des Gefäßes wurde es<br />

sorgfältig mehrfach verschlossen.<br />

Nachdem auch das gemeinsam<br />

mit der Gefäßringanomalie einschnürende<br />

übrige Bindegewebe<br />

vorsichtig durchtrennt worden war,<br />

konnte der Ösophagus zum Magen<br />

hin ausmassiert werden. Mediastinum<br />

und Thorakotomiewunde<br />

wurden routinemäßig verschlossen.<br />

Schon am zweiten Tage nach<br />

dem Eingriff spielte der kleine<br />

Patient mit den Mitarbeitern der<br />

Klinik und nahm die von erhöhter<br />

Position angebotene halbfeste<br />

Nahrung ungestört auf. Zwei<br />

Wochen postoperativ erhielt er<br />

Abb. 6: Zwei Tage nach dem Eingriff<br />

gewöhnliches Dosenfutter. Die<br />

Regurgitation legte sich schnell.Die<br />

Kontraststudie nach 5 Monaten<br />

(Abb. 7) wies nur noch kleine<br />

Reste eines Kontrastschluckes von<br />

100 ml im Ösophagus nach, während<br />

der Magen gut gefüllt war.<br />

Abb. 4: OP-Situs<br />

Der Ösophagus distal der Striktur<br />

wies im Vergleich dazu einen<br />

physiologischen Durchmesser auf.<br />

Die durch das Operationsfeld<br />

verlaufenden Nn. vagus und<br />

phrenicus wurden identifiziert und<br />

angeschlungen. Schließlich wurde<br />

Abb. 5: Ductus arteriosus<br />

freigelegt und angeschlungen.<br />

Abb. 7: Röntgenkontraststudie 5 Monate post-operativ. Im Ösophagus sind<br />

nur noch Spuren des Kontrastbreies feststellbar, während sich der Magen<br />

gut gefüllt hat.<br />

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