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Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net

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kalten Kammer untergebracht, musste lange auf das Essen<br />

warten und erhielt dann nur ein paar trockene Kuchen; zu<br />

trinken bekam er gar nichts. Wütend dichtete Corpry<br />

daraufhin:<br />

Ohne Mahlzeit, die schnell gereicht wäre,<br />

ohne Kuhmilch, mit <strong>der</strong> das Kalb wachsen kann,<br />

ohne bequeme Wohnstatt für einen Mann,<br />

<strong>der</strong> unter düsterem Licht weilen muss,<br />

ohne Mittel, um sich die Gesellschaft eines Barden zu leisten,<br />

so soll Bres fortan leben.<br />

Das Spottgedicht (glam dictin) verbreitete sich in Windeseile<br />

und führte letztlich zur Entthr onung des geizigen Königs.<br />

Dass die Macht des Wortes durchaus Schaden anrichten<br />

kann, ist erwiesen: Üble Nachrede, Rufmord, Mobbing,<br />

Demütigungen und Beleidigungen sind nur einige<br />

Spielarten. <strong>Die</strong> weit gereisten und gelehrten Barden hatten<br />

deshalb einen nicht zu unter schätzenden Einfluss auf die<br />

Stimmung des Volkes. Aber genauso wie Schaden konnten<br />

sie mit ihren Worten auch Gutes bewirken: Ruhmestaten<br />

wurden verbreitet, Gesänge über Tapferkeit, Loyalität und<br />

Mut konnten einen Menschen zum Helden küren - und in<br />

späteren Zeiten sogar zu einem Gott erheben.<br />

»Du bist Herr deiner<br />

Worte, aber einmal<br />

ausgesprochen,<br />

beherrschen sie<br />

dich«, heißt es in<br />

einem schottischen<br />

Sprichwort.<br />

Ein Verstoß gegen die Ehre<br />

Eine zweite Form, mit <strong>der</strong> die <strong>Kelten</strong> - offenbar nicht nur die<br />

Druiden, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e Personen - Wort-Macht<br />

ausübten, war <strong>der</strong> geis, eine <strong>magische</strong> Formel. Sie scheint<br />

eine Art Tabu gewesen zu sein, gegen das zu verstoßen die<br />

unterschiedlichsten Strafen nach sich zog.<br />

Einen hübschen geis verwendete Deidre, die eigentlich den<br />

König Conchobar heiraten sollte, sich aber in den jüngeren<br />

und besser aussehenden Naoise verliebte. Als dieser sie<br />

jedoch wegen gesellschaftlicher Bedenken zurückwies,<br />

packte sie ihn vor den versammelten Leuten an den Ohren<br />

und fauchte: »<strong>Die</strong>s sind zwei Ohren <strong>der</strong> Schande und des<br />

Spotts, wenn du mich nicht zu dir nimmst!« Alle<br />

Anwesenden nickten und bestätigten dem jungen Mann,<br />

dass er jetzt wirklich nicht an<strong>der</strong>s könne, als mit Deidre zu<br />

fliehen. <strong>Die</strong> Ehre, bei <strong>der</strong> Deidre Naoise buchstäblich<br />

gepackt hatte, bedeutete den <strong>Kelten</strong> so viel, dass Naoise es<br />

vorzog, Heimat und Familie aufzugeben, um nicht dem Spott<br />

und <strong>der</strong> Schande ausgeliefert zu sein.<br />

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