Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net
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Viereckschanzen<br />
Trotz dieser Funde<br />
wissen wir nichts<br />
darüber, welcher Art<br />
die Rituale in diesen<br />
Tempelbezirken<br />
waren, und es ist<br />
müßig, darüber<br />
Vermutungen<br />
anzustellen.<br />
Einige wenige Tempelanlagen o<strong>der</strong> befestigte Ritualbezirke<br />
gab es jedoch auch schon in vorrömischer Zeit. Sie befinden<br />
sich etwa in dem Dreieck Zürich - Salzburg - Frankfurt. Ein<br />
irreführen<strong>der</strong>, ungemein deutscher Begriff, <strong>der</strong> sich sogar in<br />
die internationale Fachsprache eingeschlichen hat, ist die<br />
Bezeichnung »Viereckschanzen«. Man ging zunächst davon<br />
aus, dass man hier auf Befestigungsanlagen gestoßen sei; in<br />
Wirklichkeit handelt es sich aber um ummauerte Kultbezirke,<br />
<strong>der</strong>en auffälligste Eigenart die tiefen Opferschächte sind, die<br />
in einigen von ihnen entdeckt wurden. Es ist zu vermuten,<br />
dass die <strong>Kelten</strong> über diese bis zu 40 Meter tiefen Schächte<br />
Kontakt zur Erde aufnehmen wollten. <strong>Die</strong> Archäologen, die<br />
Ritualschächte dieser Art gefunden haben, können sich<br />
glücklich schätzen, denn sie bargen zahlreiche Figuren,<br />
Keramiken, Knochenfunde und Metallarbeiten. Auch ganze<br />
Bäume sind darin gefunden worden.<br />
<strong>Die</strong> Stimmung eines Heiligtums aufnehmen<br />
Der Besuch einer solchen Stätte kann Sie durchaus dem<br />
keltischen Denken näher bringen, indem Sie die Stimmung<br />
aufnehmen, die dort herrscht, die Umgebung auf sich<br />
wirken lassen und versuchen, sich gefühlsmäßig mit dem<br />
Geist des Ortes zu verbinden. Wenn es denn wirklich so ist,<br />
dass die <strong>Kelten</strong> die Orte kannten, an denen sich die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong><br />
Götter den Menschen öff<strong>net</strong>, dann werden Sie auch heute<br />
noch davon berührt werden. Unterstützend können Sie sich<br />
bildlich vorstellen, wie ein Kelte früher in Erwartung einer<br />
heiligen Handlung diese Stätte aufsuchte. Er betrat eine<br />
solche »Viereckschanze« von einem rechteckigen Wall aus<br />
durch ein hölzernes Torhaus. Dort erblickte er die von<br />
einigen alten, hoch gewachsenen Bäumen umsäumte<br />
Fläche für Versammlungen und fand ein kleines hölzernes<br />
Kultgebäude vor. Unter ihm verbarg sich <strong>der</strong> geheimnisvolle<br />
Ritualschacht, <strong>der</strong> die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Lebenden mit den Mächten<br />
<strong>der</strong> Unterwelt verband.<br />
Nähern Sie sich einer solchen alten Stätte mit offenen<br />
Sinnen, und lassen Sie sie eine Weile einfach auf sich<br />
wirken, ohne alles gleich zu analysieren, was Sie sehen und<br />
fühlen. Rituale und Feste hinterlassen zwar keine<br />
materiellen Spuren, doch im Gewebe <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> geht nichts<br />
verloren, und vielleicht erhaschen Sie ein Zipfelchen <strong>der</strong><br />
Erinnerung aus alter Zeit.<br />
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