Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net

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15.09.2014 Aufrufe

Die Entwicklung der Menschheit hat ihren Lauf genommen, und die Wanderung durch das trostlose Tal war dabei unumgänglich. Suchen wir jetzt den Ausgang, der in eine andere Welt führt. seiner ungeschickten Führung verarmt das Land, die Menschen hungern und müssen Frondienst leisten. Die Barden und Künstler werden von seinem Hof vertrieben, und auch seine Gastfreundschaft lässt sehr zu wünschen übrig. Erst als er zur Abdankung gezwungen wird, kann der rechtmäßige König Nuada, dessen Arm inzwischen nachgewachsen ist, die Herrschaft wieder übernehmen, und das Land gedeiht. Amfortas, der an der Lende verwundete Fischerkönig, kann sein Land nicht mehr regieren, er siecht dahin. Das Land um sein Schloss ist zur Wüste geworden, die Pflanzen sind verdorrt, die Quellen ausgetrocknet, die Tiere geflohen. Hunger und Angst beherrschen die Menschen, Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Erst als ein Ritter aus Artus' Tafelrunde (Perceval oder - in einer anderen Version - Galahad) dem König die richtige Frage stellt, heilt die Wunde, und das Land ist vom Fluch befreit. König Artus wird in der Schlacht von Camlan, wo er gegen seinen eigenen Sohn Mordred kämpfen muss, verwundet und kann nicht mehr geheilt werden. Morgan le Fay bringt ihn zur Insel Avalon, wo er genesen wird, um wiederzukehren, wenn das Reich ihn braucht. So lange ruht seine Herrschaft. Die Ödnis der Seele Die Geschichte vom öden Land ist ein altes keltisches Motiv, das sich lange in den Mythen um König Artus erhalten hat. Ein solches Motiv, das um Einsamkeit, Hunger und Verwundung kreist, hat eine tiefe menschliche Wurzel. Es beschreibt das Gefühl von Depression, Sinnlosigkeit und Fremdheit, das die Menschen überkommt, wenn sie den Kontakt zu sich selbst und zu den Wundern der Welt verloren haben. Wer im Netz des Lebens die Fäden nicht mehr wahrnimmt, die alles mit allem anderen verbinden, verbringt seine Zeit buchstäblich im öden Land. Die Kelten mögen dieses Thema sozusagen prophetisch behandelt haben. Denn ihrem Volk ist genau das widerfahren. Römer, Christentum und die eindringenden Völker haben ihre blühenden Gemeinwesen vernichtet. Das strenge Patriarchat hat jede Partnerschaft zwischen Männern und Frauen zunichte gemacht, und die Macht wurde von nun an durch Gesetze, Vorschriften und mit Waff engewalt ausgeübt. Mittelalterliche Feudalherrschaft und Inquisition engten die Freiheiten der Menschen ein, nicht nur durch materielle Beschränkungen, auch die Freiheit des Geistes wurde unterdrückt. 222

Das wüste Land der Neuzeit Mit der Aufklärung besserte sich einiges, und der Siegeszug der Naturwissenschaften brachte den von uns heute so geschätzten Fortschritt. Nichtsdestotrotz ist das Land noch immer öde, denn wenn auch die Wissenschaftler von dem Wunsch getrieben sind herauszufinden, »wie es denn nun wirklich funktioniert«, haben weder Teilchenbeschleuniger noch Teleskope letztgültige Ergebnisse gezeitigt. Die Mysterien allerdings, in denen man früher Trost und Hilfe gefunden hat, sind mit dem wissenschaftlichen Denken ihrer Geheimnisse beraubt und zu abergläubischen Märchen abgewertet worden. Wir haben uns eine Technik geschaffen, die uns das Leben erleichtert, erstklassige hygienische Bedingungen bietet und die Kommunikation rund um den Erdball ermöglicht. Fließendes Wasser gibt es in den Industrienationen in jedem Haushalt, aber die Quellen sind häufig verschmutzt. Elektrische Energie ist allerorten verfügbar, aber die Öl-, Kohle- und Atomfeuer brennen jedes Jahr größere Löcher in die schützende Atmosphäre. Nach richtensatelliten umkreisen die Erde, doch die Vereinsamung der Menschen nimmt zu. Das öde Land ist heute eine Müllkippe voller Abfälle aus der Zivilisation. Erinnerungen an die goldene Zeit Wie im Großen, so im Kleinen - die Entwicklung der Menschheit spiegelt die des einzelnen Menschen wider. Wir haben als Kinder, so wie die Kelten früher, noch einen direkten Bezug zur Anderwelt. Es gibt noch Helden und übernatürliche Wesen, die Schutz und Hilfe gewähren, wenn man sie anruft, die den Nahrung spendenden Kessel »Nimmerleer« für uns hüten. Eltern umsorgen uns, trösten uns, wenn wir verletzt sind, und füllen uns den Teller mit Essen, wenn wir hungrig sind. Wir lassen als Kinder unserer Kreativität freien Lauf, malen, spielen, singen, erfinden Geschichten oder hören ihnen hingerissen zu. Verlust der Geborgenheit Doch mit dem Älterwerden beginnt für die meisten eine Zeit der Ernüchterung. Früher hätten Priesterinnen oder Priester den jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenenalter durch Übergangsriten in die neuen Anforderungen eingeführt, doch auch das ist uns verloren gegangen. Wir müssen eine komplizierte Welt voll seltsamer Regeln und übermächtiger Technik In der Psychologie konstatiert man immer mehr Parallelen zwischen dem Bedeutungsgehalt der Mythen und den menschlichen Entwicklungsstufen. Es scheint, dass die Weisen der Vergangenheit ein sehr viel tieferes Verständnis für das Leben hatten, als wir heute ahnen können. 223

<strong>Die</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Menschheit hat<br />

ihren Lauf<br />

genommen, und die<br />

Wan<strong>der</strong>ung durch<br />

das trostlose Tal<br />

war dabei<br />

unumgänglich.<br />

Suchen wir jetzt<br />

den Ausgang, <strong>der</strong><br />

in eine an<strong>der</strong>e<br />

<strong>Welt</strong> führt.<br />

seiner ungeschickten Führung verarmt das Land, die<br />

Menschen hungern und müssen Frondienst leisten. <strong>Die</strong><br />

Barden und Künstler werden von seinem Hof vertrieben, und<br />

auch seine Gastfreundschaft lässt sehr zu wünschen übrig.<br />

Erst als er zur Abdankung gezwungen wird, kann <strong>der</strong><br />

rechtmäßige König Nuada, dessen Arm inzwischen<br />

nachgewachsen ist, die Herrschaft wie<strong>der</strong> übernehmen, und<br />

das Land gedeiht.<br />

Amfortas, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Lende verwundete Fischerkönig, kann<br />

sein Land nicht mehr regieren, er siecht dahin. Das Land<br />

um sein Schloss ist zur Wüste geworden, die Pflanzen sind<br />

verdorrt, die Quellen ausgetrock<strong>net</strong>, die Tiere geflohen.<br />

Hunger und Angst beherrschen die Menschen,<br />

Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Erst als ein Ritter aus<br />

Artus' Tafelrunde (Perceval o<strong>der</strong> - in einer an<strong>der</strong>en Version -<br />

Galahad) dem König die richtige Frage stellt, heilt die Wunde,<br />

und das Land ist vom Fluch befreit. König Artus wird in <strong>der</strong><br />

Schlacht von Camlan, wo er gegen seinen eigenen Sohn<br />

Mordred kämpfen muss, verwundet und kann nicht mehr<br />

geheilt werden. Morgan le Fay bringt ihn zur Insel Avalon, wo<br />

er genesen wird, um wie<strong>der</strong>zukehren, wenn das Reich ihn<br />

braucht. So lange ruht seine Herrschaft.<br />

<strong>Die</strong> Ödnis <strong>der</strong> Seele<br />

<strong>Die</strong> Geschichte vom öden Land ist ein altes keltisches Motiv,<br />

das sich lange in den Mythen um König Artus erhalten hat. Ein<br />

solches Motiv, das um Einsamkeit, Hunger und Verwundung<br />

kreist, hat eine tiefe menschliche Wurzel. Es beschreibt das<br />

Gefühl von Depression, Sinnlosigkeit und Fremdheit, das die<br />

Menschen überkommt, wenn sie den Kontakt zu sich selbst<br />

und zu den Wun<strong>der</strong>n <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> verloren haben. Wer im Netz<br />

des Lebens die Fäden nicht mehr wahrnimmt, die alles mit<br />

allem an<strong>der</strong>en verbinden, verbringt seine Zeit buchstäblich im<br />

öden Land. <strong>Die</strong> <strong>Kelten</strong> mögen dieses Thema sozusagen<br />

prophetisch behandelt haben. Denn ihrem Volk ist genau das<br />

wi<strong>der</strong>fahren. Römer, Christentum und die eindringenden<br />

Völker haben ihre blühenden Gemeinwesen vernichtet. Das<br />

strenge Patriarchat hat jede Partnerschaft zwischen Männern<br />

und Frauen zunichte gemacht, und die Macht wurde von nun<br />

an durch Gesetze, Vorschriften und mit Waff engewalt<br />

ausgeübt. Mittelalterliche Feudalherrschaft und Inquisition<br />

engten die Freiheiten <strong>der</strong> Menschen ein, nicht nur durch<br />

materielle Beschränkungen, auch die Freiheit des Geistes<br />

wurde unterdrückt.<br />

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