Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net

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15.09.2014 Aufrufe

und stellt eine Reihe mythologischer Szenen dar. Ein einfaches Kochgeschirr war er sicher nicht. Wie andere auch hatte er einen religiösen Stellenwert. Der Kessel der Anderwelt beinhaltete auch eine nie versiegende Speise, von der jeder-man essen durfte. Nur Feiglinge und Wortbrecher waren davon ausgenommen. Magische Kessel Die Muttergöttin Ceridwen braut in ihrem Kessel einen Trank der Weisheit, mit dem sie ihrem unansehnlichen Sohn zu Anerkennung verhelfen will. Der walisische Gott Bran besitzt einen Kessel, der sich in Schlachten als sehr nützlich erwies. Die gefallenen Kämpfer wurden abends nach der Schlacht eingesammelt und in den Kessel geworfen. Am nächsten Morgen waren sie wieder lebendig und zu neuen Taten bereit, jedoch blieben sie fürderhin stumm. Auch die Anderwelt hat ihre Kessel. Neun Priesterinnen sind für den »Kessel von Annwn« verantwortlich, sie wärmen ihn mit dem Hauch ihres Atems. Aus ihm schöpfen die Dichter ihre Inspiration, die Seher die Gabe der Prophetie und die Künstler ihre Ideen. In einer Artusgeschichte wird erzählt, dass sich der noch junge Führer entschloss, diesen Kessel zu rauben. Er bringt ihn nach unsäglichen Mühen tatsächlich nach Hause, aber von seinen vielen Begleitern sind nur noch sieben übrig geblieben. Kessel im Wandel der Zeit Die Kessel haben ihre mystische Bedeutung lange beibehalten, auch wenn manche zum Hexenkessel verkamen. Alchimisten brauten darin ihre geheimnisvollen Rezepturen, Kräuterfrauen Tees, Tinkturen und Salben, Mönche Bier und stärkere Alkoholika. Die kleineren Varianten, die Gefäße, mit denen man aus dem großen Kessel schöpft, die Kelche, Pokale, Becken und Schalen, dienten den gleichen Zwecken. Außerdem wurden sie bei sakralen Handlungen verwendet: Man trank heilige Getränke daraus, brachte in ihnen Trankopfer dar, bewahrte geweihtes Wasser auf. Auch die christliche Kirche hat diese symbolträchtigen Gerätschaften übernommen: als Abendmahlskelch, Weihwasser- und Taufbecken. Ansonsten sind Kessel, Kelche und Schalen profan geworden, einzig - und hier musste ich über ein Bild in der Zeitung schmunzeln, auf dem eine bekannte Tennisspielerin andächtig einen silbernen Pokal küsst - im Sport wird dieses Gefäß noch, quasireligiös, heftig begehrt: als irdischer Lohn für eine übermenschliche Tat. 160

Die Bedeutung der heiligen Insignien »Wir werden das Lichtschwert mitnehmen«, sagte Brigid, »und den Kessel der Fülle und den Speer des Sieges und den Stein des Schicksals, denn wir wollen in die Erde hineingestalten Macht und Weisheit und Schönheit und die verschwenderische Kraft des Herzens.« So heißt es in dem Mythos um die Besiedlung Irlands. An dieser Stelle müssen Sie sich wieder im Analogiedenken üben, schließlich leben wir nicht in Zeiten, in denen man sich, mit Langschwertern, Speeren und Dolchen bewaffnet, durch den Großstadtdschungel bewegt. Wir benutzen diese Waffen heute im übertragenen Sinn. In beiden Fällen gilt jedoch: Das Schwert und die Lanze sind aktive Waffen; wer sie einsetzt, greift an. Das Schwert des Verstandes Das Schwert schneidet, zerteilt, trennt, die Lanze sticht und durchdringt. Beide sind probate Mittel, sich ein Problem vom Hals zu schaffen oder sich den Weg freizumachen. Beide waren nicht nur den Kelten von großem Nutzen, auch wir sind gelegentlich auf sie angewiesen. Ein verzwicktes Problem hat zuletzt Alexander der Große ganz handgreiflich mit dem Schwert gelöst: Er durchschlug den berühmten Gordischen Knoten. Wir lösen verknotete Probleme anders, nämlich indem wir den analytischen Verstand einsetzen. Analyse, das heißt auflösen, zergliedern, in seine kleinsten Bestandteile zerlegen. Diese Form des Denkens hat uns in den letzten Jahrhunderten sehr weit gebracht, bis auf die Ebene der subatomaren Teilchen, in die feinsten Verästelungen der Neuronen und in globale Netzwerke. Das schneidende Schwert sind unser Verstand und die Logik. Es sind die Formeln und Ableitungen, die klaren Beschreibungen, die Fähigkeit zur Kommunikation über all diese Dinge. Und Sie tun gut daran, dieses Schwert scharf zu halten und kunstgerecht zu führen. Aber Sie müssen es auch mit Bedacht handhaben und einsetzen, denn an der geschliffenen Klinge kann man sich selbst verletzen und vor allem anderen Schaden zufügen. Schneidende Bemerkungen, scharfe Worte trennen genauso wie ein Schwert. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Methode, alles in seine kleinsten Teile zu zerlegen, um hinter die Wirkungsweise zu Insignien sind Kennzeichen des Standes, und so tragen gekrönte Häupter noch heute derartige Gegenstände wie Zepter oder den Reichsapfel. 161

<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> heiligen Insignien<br />

»Wir werden das Lichtschwert mitnehmen«, sagte Brigid, »und<br />

den Kessel <strong>der</strong> Fülle und den Speer des Sieges und den Stein des<br />

Schicksals, denn wir wollen in die Erde hineingestalten Macht und<br />

Weisheit und Schönheit und die verschwen<strong>der</strong>ische Kraft des<br />

Herzens.«<br />

So heißt es in dem Mythos um die Besiedlung Irlands. An<br />

dieser Stelle müssen Sie sich wie<strong>der</strong> im Analogiedenken<br />

üben, schließlich leben wir nicht in Zeiten, in denen man<br />

sich, mit Langschwertern, Speeren und Dolchen bewaff<strong>net</strong>,<br />

durch den Großstadtdschungel bewegt. Wir benutzen diese<br />

Waffen heute im übertragenen Sinn. In beiden Fällen gilt<br />

jedoch: Das Schwert und die Lanze sind aktive Waffen; wer<br />

sie einsetzt, greift an.<br />

Das Schwert des Verstandes<br />

Das Schwert schneidet, zerteilt, trennt, die Lanze sticht und<br />

durchdringt. Beide sind probate Mittel, sich ein Problem<br />

vom Hals zu schaffen o<strong>der</strong> sich den Weg freizumachen.<br />

Beide waren nicht nur den <strong>Kelten</strong> von großem Nutzen, auch<br />

wir sind gelegentlich auf sie angewiesen.<br />

Ein verzwicktes Problem hat zuletzt Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Große<br />

ganz handgreiflich mit dem Schwert gelöst: Er durchschlug<br />

den berühmten Gordischen Knoten. Wir lösen verknotete<br />

Probleme an<strong>der</strong>s, nämlich indem wir den analytischen<br />

Verstand einsetzen. Analyse, das heißt auflösen,<br />

zerglie<strong>der</strong>n, in seine kleinsten Bestandteile zerlegen. <strong>Die</strong>se<br />

Form des Denkens hat uns in den letzten Jahrhun<strong>der</strong>ten sehr<br />

weit gebracht, bis auf die Ebene <strong>der</strong> subatomaren Teilchen,<br />

in die feinsten Verästelungen <strong>der</strong> Neuronen und in globale<br />

Netzwerke. Das schneidende Schwert sind unser Verstand<br />

und die Logik. Es sind die Formeln und Ableitungen, die<br />

klaren Beschreibungen, die Fähigkeit zur Kommunikation<br />

über all diese Dinge. Und Sie tun gut daran, dieses<br />

Schwert scharf zu halten und kunstgerecht zu führen. Aber<br />

Sie müssen es auch mit Bedacht handhaben und einsetzen,<br />

denn an <strong>der</strong> geschliffenen Klinge kann man sich selbst<br />

verletzen und vor allem an<strong>der</strong>en Schaden zufügen.<br />

Schneidende Bemerkungen, scharfe Worte trennen genauso<br />

wie ein Schwert.<br />

Außerdem hat sich gezeigt, dass die Methode, alles in<br />

seine kleinsten Teile zu zerlegen, um hinter die<br />

Wirkungsweise zu<br />

Insignien sind Kennzeichen<br />

des<br />

Standes, und so<br />

tragen gekrönte<br />

Häupter noch heute<br />

<strong>der</strong>artige Gegenstände<br />

wie Zepter o<strong>der</strong><br />

den Reichsapfel.<br />

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