Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net

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15.09.2014 Aufrufe

Die Themen der keltischen Mythologie Es ist das Verdienst der fahrenden Sänger, die von Hof zu Hof, von Dorf zu Dorf zogen und in den Versammlungen die alten Geschichten erzählten, dass die mythologischen Stoffe erhalten blieben. Mythen haben die Aufgabe, Ideen, Erkenntnisse und komplexe Zusammenhänge den Menschen nahe zu bringen, die mit einfa chen Worten und mit logischen Gedankenfolgen nicht beschreibbar sind. Dazu verwenden sie Bilder, Vergleiche und natürlich auch Analogien. Die Kelten waren Meister des analogen Denkens. Begibt man sich nicht auf diese Ebene, sind ihre Mythen und Gedichte kaum zu begreifen, denn durch die un terschiedlichen Bedeutungen von Worten und Bildern er schließen sich immer neue Bereiche. Die wortgewaltigen Liebhaber bunter Schilderungen haben uns eine wahre Schatztruhe an Themen hinterlassen, aus der noch heute Schriftsteller und Drehbuchautoren mit vollen Händen schöpfen. Rationale Deutungsversuche scheitern zumeist, vieles wird wohl für immer der intuitiven Erkenntnis vorbehalten bleiben. Gerade das macht die Geschichten so geheimnisvoll und reizvoll. Quellen Wir haben über die Mythen aus der Zeit der heidnischen Kelten keine Aufzeichnungen, denn die wenigen schriftlichen Zeugnisse in Ogam-Schrift auf Hasel- oder Espenruten wurden durch den missionarischen Eifer der christlichen Priester zu Feuerholz gemacht - ein sinnloser Akt der Zerstörung. Zum Glück aber hat die mündliche Erzähltradition die Mythen lebendig gehalten, auch nach der Bekehrung der Kelten zum Christentum. Außerdem ist das keltische Christentum eine besondere Spielart dieses Glaubens, denn die dogmatisch-engstirnige Kirche hat ihm ihre Vorstellungen nur bedingt aufzwingen können: Viele ursprünglich keltischen Themen sind eng verwoben mit den christlichen. Auch fanden sich unter den Mönchen druidisch ausgebildete Menschen, denen das alte Gedankengut nicht fremd war. Dies trifft vor allem für die abgelegenen und von den Römern nicht beeinflussten Gebiete Irland, Wales und die Bretagne zu. 130

Erste Niederschriften keltischer Mythen Etwa um das 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung begannen die irischen und walisischen Mönche, die Mythen und Sagen ihrer Vorfahren aufzuschreiben, und was davon erhalten ist, gibt uns einen guten Überblick über die geistige Welt der Kelten. Aus Irland stammen drei wichtige Textsammlungen. Die erste ist das »Leabhar Gabhala«, das »Buch der Invasionen«, das die Be siedlung Irlands beschreibt, und in diesem ist der Bericht über die Ankunft der Tuatha De Danann sicher der interessanteste. Zu diesem Mythenkreis gehört auch das »Dinnshenchas«, die »Geschichte der Orte«, in dem Ortsnamen mit mythischen Ereignissen oder Personen in Verbindung gebracht werden. Der zweite Komplex ist der Ulsterzyklus, die Geschichten um die Auseinandersetzungen zwischen den irischen Provinzen Ulster und Connacht. Der wichtigste Text handelt vom Rinderraub von Cooley (»Tain B6 Cuailnge«). In ihm spielen die Königin Medb und der viel besungene Held Cüchulainn die Hauptrolle. Die dritte Sammlung ist der Fionnzyklus, die Erzählungen über den Helden Fionn und seine Schar von Kriegern, die Fianna. Die Handschriften aus Wales beinhalten die Ursprünge der Artussagen in den vier Zweigen des »Mabinogion«, der Geschichte von Culwch und Olwen, dem Traum von Rhonabwy und der Beute von Annwn. Diese Erzählungen sind über Jahrhunderte entstanden und unterlagen dabei natürlich der Zensur des Klerus, so dass die Zurückführungen auf keltische Ursprünge mit viel Fingerspitzengefühl vorgenommen werden müssen. Geschichten als weitererzählte Märchen Neben den auf diesen alten Handschriften beruhenden Mythen gibt es noch viele mündlich oder schriftlich weitergegebene volkstümliche Geschichten und Märchen aus den ehemals keltischen Siedlungsgebieten. Sie wurden zwar im Laufe der Zeit zum Teil »christianisiert«, beinhalten jedoch viele alte Überlieferungen. Vor allem die Märchen aus Irland, Schottland und der Bretagne greifen auf die keltische Vergangenheit zurück. In diesem Buch möchte ich Ihnen die wesentlichen Gedanken und Ideen des keltischen Weltbildes nahe bringen, im Besonderen das Konzept der Anderwelt, die Bedeutung der heiligen Insignien und das Reich der Elfen und Feen. Wenn Sie Gefallen daran gefunden haben, sollten Sie auf jeden Fall einige der Mythen lesen. Im Anhang finden Sie einige Literaturhinweise dazu. Die selten geradlinige, vielmehr zyklische Erzählweise und das Ineinandergreifen von diesseitigen und jenseitigen Welten sind typische Merkmale keltischer Mythologie. 131

Erste Nie<strong>der</strong>schriften keltischer Mythen<br />

Etwa um das 6. Jahrhun<strong>der</strong>t unserer Zeitrechnung<br />

begannen die irischen und walisischen Mönche, die Mythen<br />

und Sagen ihrer Vorfahren aufzuschreiben, und was davon<br />

erhalten ist, gibt uns einen guten Überblick über die geistige<br />

<strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>Kelten</strong>. Aus Irland stammen drei wichtige<br />

Textsammlungen. <strong>Die</strong> erste ist das »Leabhar Gabhala«, das<br />

»Buch <strong>der</strong> Invasionen«, das die Be siedlung Irlands<br />

beschreibt, und in diesem ist <strong>der</strong> Bericht über die Ankunft<br />

<strong>der</strong> Tuatha De Danann sicher <strong>der</strong> interessanteste. Zu<br />

diesem Mythenkreis gehört auch das »Dinnshenchas«, die<br />

»Geschichte <strong>der</strong> Orte«, in dem Ortsnamen mit mythischen<br />

Ereignissen o<strong>der</strong> Personen in Verbindung gebracht werden.<br />

Der zweite Komplex ist <strong>der</strong> Ulsterzyklus, die Geschichten um<br />

die Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen den irischen Provinzen<br />

Ulster und Connacht. Der wichtigste Text handelt vom<br />

Rin<strong>der</strong>raub von Cooley (»Tain B6 Cuailnge«). In ihm spielen<br />

die Königin Medb und <strong>der</strong> viel besungene Held Cüchulainn<br />

die Hauptrolle. <strong>Die</strong> dritte Sammlung ist <strong>der</strong> Fionnzyklus, die<br />

Erzählungen über den Helden Fionn und seine Schar von<br />

Kriegern, die Fianna. <strong>Die</strong> Handschriften aus Wales<br />

beinhalten die Ursprünge <strong>der</strong> Artussagen in den vier Zweigen<br />

des »Mabinogion«, <strong>der</strong> Geschichte von Culwch und Olwen,<br />

dem Traum von Rhonabwy und <strong>der</strong> Beute von Annwn.<br />

<strong>Die</strong>se Erzählungen sind über Jahrhun<strong>der</strong>te entstanden und<br />

unterlagen dabei natürlich <strong>der</strong> Zensur des Klerus, so dass<br />

die Zurückführungen auf keltische Ursprünge mit viel<br />

Fingerspitzengefühl vorgenommen werden müssen.<br />

Geschichten als weitererzählte Märchen<br />

Neben den auf diesen alten Handschriften beruhenden<br />

Mythen gibt es noch viele mündlich o<strong>der</strong> schriftlich<br />

weitergegebene volkstümliche Geschichten und Märchen aus<br />

den ehemals keltischen Siedlungsgebieten. Sie wurden zwar<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit zum Teil »christianisiert«, beinhalten<br />

jedoch viele alte Überlieferungen. Vor allem die Märchen<br />

aus Irland, Schottland und <strong>der</strong> Bretagne greifen auf die<br />

keltische Vergangenheit zurück. In diesem Buch möchte ich<br />

Ihnen die wesentlichen Gedanken und Ideen des keltischen<br />

<strong>Welt</strong>bildes nahe bringen, im Beson<strong>der</strong>en das Konzept <strong>der</strong><br />

An<strong>der</strong>welt, die Bedeutung <strong>der</strong> heiligen Insignien und das<br />

Reich <strong>der</strong> Elfen und Feen. Wenn Sie Gefallen daran<br />

gefunden haben, sollten Sie auf jeden Fall einige <strong>der</strong> Mythen<br />

lesen. Im Anhang finden Sie einige Literaturhinweise dazu.<br />

<strong>Die</strong> selten<br />

geradlinige,<br />

vielmehr zyklische<br />

Erzählweise und<br />

das<br />

Ineinan<strong>der</strong>greifen<br />

von diesseitigen und<br />

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sind typische<br />

Merkmale keltischer<br />

Mythologie.<br />

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