Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net
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Sie. Anne gilt als die<br />
Mutter Marias und<br />
damit als<br />
Großmutter<br />
Jesu. Sie wird in <strong>der</strong><br />
Kunst gerne als<br />
»Anna<br />
selbdritt« dargestellt,<br />
zusammen mit<br />
Tochter<br />
und Enkelsohn.<br />
schweren Wolken. Wir wurden vorangetrieben von mutwilligen<br />
Böen (o<strong>der</strong> von Feen?). Hinter schmutzigen Lkws und<br />
Baumaterial stand weit draußen auf <strong>der</strong> Mole eine kleine<br />
Feldsteinkapelle -Wind und Regen scheuchten uns hinein.<br />
Plötzlich herrschte Stille! Ganz leise noch hörten wir das<br />
Klingeln <strong>der</strong> Masten. Es war dunkel wie in einer Höhle, nur<br />
durch die Fenster im Altarraum sickerte ein wenig graue<br />
Helligkeit. Doch an beiden Seiten des Altars verbreitete ein<br />
Meer aus Kerzenflammen goldenes Licht. Hier hütet Ste.<br />
Anne das Feuer.<br />
Zuflucht bei Ste. Anne<br />
»Notre Dame de Roc'h Amadour« (»die Dame auf dem<br />
Felsen mitten im Meer«) hieß das Kirchlein. Es war eine alte<br />
Seefahrerkapelle, weshalb statt mürrischer Märtyrer<br />
Rettungsringe und Ru<strong>der</strong> die Wände zierten. Und natürlich ist<br />
die Dame wichtiger als ihr Enkel, denn die Heilige hat die<br />
Macht über die Stürme. Es war ein friedlicher Ort, <strong>der</strong> Schutz<br />
und Stille gewährte und mir eine interessante Zwiesprache mit<br />
Großmutter Anne erlaubte, bei <strong>der</strong> auch das Thema »Wetter«<br />
zur Sprache kam. Etwas später kämpften wir uns zum Cap de<br />
Chevre vor, wo uns beinahe <strong>der</strong> Flug über den Atlantik<br />
gelungen wäre. Der Sturm hatte noch ein paar<br />
Geschwindigkeiten zugelegt. Doch <strong>der</strong> Blick über das graue<br />
Meer mit seinen weiß schäumenden Wellen wurde von Minute<br />
zu Minute phantastischer, denn <strong>der</strong> Himmel riss auf. Aus<br />
einem Wolkenloch fiel ein einsamer Sonnenstrahl auf das<br />
Wasser und malte eine glitzernde Insel darauf. In Fetzen flogen<br />
die grauen Wolken auseinan<strong>der</strong>, und immer größere<br />
blaue Flecken jagten Lichtkegel über das Meer. Auch uns<br />
erreichte schließlich einer, und prompt wurde es warm.<br />
Ste. Anne greift ein<br />
Und dann begeg<strong>net</strong>e sie uns wie<strong>der</strong>, die Ste. Anne, diesmal<br />
in <strong>der</strong> Kirche von Palud. Sie erfreut sich in <strong>der</strong> Bretagne<br />
wirklich außerordentlich großer Beliebtheit. Dutzende von<br />
Blumensträußen und -topfen stehen als Gaben um ihren<br />
Altar. Unzählige Täfelchen liegen zu ihren Füßen. »Bonne<br />
Mere, Merci« -»Danke, gütige Mutter« — steht auf ihnen.<br />
Der Strand von Ste. Anne de Palud ist kilometerlang, breit<br />
und von feinstem Sand. Als wir aus <strong>der</strong> Kirche kamen, hatte<br />
sich <strong>der</strong> Himmel völlig aufgeklärt, die Sonne schien. Sollte die<br />
<strong>net</strong>te Heilige meine Bitte etwa erhört haben?<br />
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