Die magische Welt der Kelten - thule-italia.net
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drückende Schwüle zu beklagen, kommt es darauf an, sein<br />
Verhalten dem Vorgegebenen anzupassen und sich in den<br />
natürlichen Rhythmus <strong>der</strong> Jahreszeiten wie<strong>der</strong><br />
einzuschwingen (siehe auch das Unterkapitel »Zeiten im<br />
Jahreskreis« Seite 46ff.). Damit Sie aber nicht meinen,<br />
Wetterzauber gebe es nicht, möchte ich Ihnen von einem<br />
Urlaub berichten, <strong>der</strong> mich in unmittelbaren Kontakt mit dem<br />
Wetter und seinen Verantwortlichen gebracht hat. Es ist also<br />
keine erfundene Geschichte, son<strong>der</strong>n hat sich 1998 wirklich<br />
so zugetragen.<br />
Exkursion an das Ende <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />
Das Wetter ist nicht höflich im Finisterre, dem<br />
nordwestlichsten Zipfel <strong>der</strong> Bretagne (finis terra = Ende <strong>der</strong><br />
<strong>Welt</strong>), auch im Juni nicht, wenn offiziell <strong>der</strong> Sommer<br />
beginnt. <strong>Die</strong> Winde aus dem Westen haben eine freie<br />
Strecke über dem Meer zurückgelegt, auf <strong>der</strong> sie kein<br />
Hin<strong>der</strong>nis bremsen kann.<br />
Sturmböen jagten vom Atlantik her über die zerklüfteten<br />
Küsten <strong>der</strong> Bretagne, als wir eintrafen. Dass die <strong>Kelten</strong> Angst<br />
davor hatten, <strong>der</strong> Himmel könnte ihnen auf den Kopf fallen,<br />
schien uns eine völlig berechtigte Befürchtung zu sein. Aber<br />
wenn es schon so weit kommen würde, dann sollte uns<br />
dieses Schicksal lieber im Freien treffen als im Haus. Wir<br />
beschlossen also, einen ausgedehnten Spaziergang zu<br />
machen. Überall entlang <strong>der</strong> Küste gibt es den Sentier<br />
Cotier, einen schmalen, ausgetretenen Weg, oft mehr zu<br />
ahnen als zu sehen, und wenn man auf ihm wan<strong>der</strong>t, dann<br />
ist es, als ob man den Pfaden <strong>der</strong> Seele auf ihrem Weg zu<br />
ihrem Ursprung folgt.<br />
Von den Sturmfeen gejagt<br />
Unser Ausflug führte uns bei einer Windgeschwindigkeit<br />
von knapp 80 Stundenkilometern Richtung Camaret; wir<br />
wollten erkunden, was es mit dem angeblichen Künstlerdorf<br />
auf sich hatte - nichts, wie es schien.<br />
Enttäuscht von einem höchst durchschnittlichen Kleinstädtchen<br />
gingen wir ein Stück am Hafen entlang bis zur Mole.<br />
Ein stürmisches Unterfangen, bei dem sich unsere Jacken<br />
wie Bai-Ions aufblähten. <strong>Die</strong> Segelboote an ihren<br />
Liegeplätzen veranstalteten einen ohrenbetäubenden Lärm,<br />
es klapperte, klingelte, krachte und knirschte, und durch die<br />
Masten heulte <strong>der</strong> Sturm wie eine Meute depressiver Feen.<br />
Salzige Gischt stäubte über den Kai, und erste dicke<br />
Tropfen fielen aus den regen-<br />
<strong>Die</strong> bretonischen Feen<br />
nennen sich »Korriganen«<br />
und sind von<br />
recht heftigem<br />
Temperament. Man<br />
sollte sie tunlichst nicht<br />
verärgern!<br />
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