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3.2 Irreführende, aber gebräuchliche Begriffe in der Energiewirtschaft<br />
genommen oder abgegeben wird. Ein weiteres Zitat aus diesem Artikel ist, dass „Strom und Wärme<br />
[von einer Gasturbine] gleichzeitig erzeugt“ werden 238 , was heißen soll, dass in elektrische und<br />
thermische Energie umgewandelt wird. Aber auch in Fachbüchern ist die Rede von „Erzeugung von<br />
elektrischer Energie und Wärme“ 239 . „Erzeugung von Fernwärme“ bedeutet <strong>als</strong>o korrekt: Das<br />
Fernwärmewasser nimmt Wärme auf bzw. es wird Wärme ans Wasser abgegeben. Oder: Das Wasser<br />
wird erhitzt bzw. seine innere Energie wird erhöht. Hier ist es relativ gut möglich, sich physikalisch<br />
richtig auszudrücken.<br />
Ganz ähnlich wie im letzten Beispiel, verhält es sich mit den gängigen Bezeichnungen Energieerzeugung<br />
oder Stromerzeugung bzw. Erzeugung elektrischer Energie. Nach dem Energieerhaltungssatz<br />
kann Energie innerhalb eines geschlossenen Systems weder erzeugt, noch vernichtet werden,<br />
sondern nur verschiedene Energieformen ineinander umgewandelt werden. Trotzdem wird der Begriff<br />
Energieerzeugung häufig verwendet. Man kann ihn <strong>als</strong> eine Art Abkürzung oder Überbegriff<br />
für Energieumwandlungsketten von zum Beispiel einer fossilen Energiequelle bis zur direkt nutzbaren<br />
Energie sehen. Vor allem wenn „Energieerzeugung“ in der 8. Jahrgangsstufe auftaucht, in der<br />
auch der Energieerhaltungssatz eingeführt wird, sollte diese Problematik thematisiert werden.<br />
3.3 Bemerkung zur Einheit Wattstunden (Wh)<br />
Beschäftigt man sich mit dem Thema Energieversorgung, so fällt auf, dass Energie fast ausschließlich<br />
in der Einheit Wattstunden (Wh) angegeben wird. Zum Beispiel wird die verbrauchte Energie<br />
von Strom- und Wärmezählern in Wh gemessen. Die Abrechnung von Gas, Wärme und Strom passiert<br />
ebenfalls zumeist in der Einheit Wh 240 241 242 . Ein Zahlenbeispiel dafür ist, dass ein Augsburger<br />
Haushalt im Durchschnitt 2400 kWh im Jahr Strom verbraucht 243 .<br />
In der Physik sind Wattstunden keine übliche Einheit und erscheinen auf den ersten Blick unnötigkompliziert,<br />
da man sie ja eigentlich noch in Joule (J) umrechnen und somit kürzen könnte. In der<br />
Energiewirtschaft hat sich die Einheit Wh dennoch durchgesetzt. Zum einen hat dies mit Sicherheit<br />
auch geschichtliche Gründe, ähnlich der Angabe der Leistung beim Auto in Pferdestärken, an Stelle<br />
von Watt. Andererseits ist die Angabe von Energie bzw. Arbeit bei näherem Hinsehen in Wh durchaus<br />
anschaulicher <strong>als</strong> in J. Zudem sind die Größenordnungen handlicher. So hat Erdgas unter Normbedingungen<br />
einen Heizwert von etwa 10 kWh pro Kubikmeter, d.h. bei vollständiger Verbrennung<br />
von einem Kubikmeter Erdgas wird eine Wärmeenergie von 10 kWh frei 244 . Interessanterweise liegt<br />
auch der Heizwert von Heizöl bei ungefähr 10 kWh pro Liter 245 . <strong>Dr</strong>ückt man <strong>als</strong>o die Arbeit in Wh<br />
aus, so kann man sich eine recht anschauliche Vorstellung von der verbrauchten Energie machen.<br />
238 Krog, 2012<br />
239 Heuck, 2010, S. 9<br />
240 http://www.sw-augsburg.de/geschaeftskunden/fernwaerme_musterrechnung.php<br />
241 http://www.sw-augsburg.de/geschaeftskunden/strom_musterrechnung.php<br />
242 http://www.sw-augsburg.de/geschaeftskunden/erdgas_musterrechnung.php<br />
243 http://www.wkw-hochablass.de/kraftwerk/daten-und-fakten/<br />
244 Zahoransky, 2010, S. 185<br />
245 http://www.iwo.de/fachwissen/brennstoff/<br />
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