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3.2 Irreführende, aber gebräuchliche Begriffe in der Energiewirtschaft<br />

3.2 Irreführende, aber gebräuchliche Begriffe in der Energiewirtschaft<br />

Grundsätzlich sollte im Unterricht darauf geachtet werden, richtige, das heißt der physikalischen<br />

Definition entsprechende Bezeichnungen zu verwenden. Außerdem sollte der Unterricht der behandelten<br />

Sache gerecht werden, was auch das Verwenden und Beherrschen der Fachsprache mit einschließt<br />

234 . In manchen Fällen widersprechen sich allerdings diese beiden Grundsätze. Nämlich<br />

dann, wenn in der Wissenschaft oder Technik Begriffe verwendet werden, die physikalisch gesehen<br />

irreführend, ungenau oder sogar f<strong>als</strong>ch sind. Hier sollte man <strong>als</strong> Lehrer zwischen dem Einhalten<br />

physikalischer Korrektheit und dem Verwenden von eventuell problematischen Bezeichnungen, die<br />

aber in eine allgemein anerkannten Fachsprache integriert sind, abwägen. Entschließt man sich zu<br />

letzterem, was dann sinnvoll ist, wenn man den Begriff nur durch einen künstlichen anderen ersetzen<br />

könnte, sollte man die Problematik mit den Schülern auf jeden Fall thematisieren, um einer Entwicklung<br />

von Fehlvorstellungen vorzubeugen. Auf die Korrektheit muss insbesondere dann genau<br />

geachtet werden, wenn eine Größe erst neu eingeführt wurde und die Schüler damit noch nicht sicher<br />

umgehen können. Im Folgenden sollen einige irreführende Bezeichnungen der Energietechnik<br />

vorgestellt werden.<br />

Ein erstes Beispiel ist die „Kraft“, die ganz selbstverständlich in Ausdrücken wie etwa Wasserkraft,<br />

Kraft-Wärme-Kopplung, Kraftwerk etc. vorkommt. Mit der physikalischen Definition der Kraft,<br />

nämlich dass diese eine gerichtete Größe ist, die einen Körper verformen oder beschleunigen<br />

kann 235 , haben die genannten Begriffe eher wenig zu tun. Die Verwendung des Wortes „Kraft“ in<br />

den genannten Ausdrücken hat sich im 19. Jahrhundert, <strong>als</strong>o in der Anfangszeit der Energietechnik,<br />

etabliert. Dam<strong>als</strong> wurde Energie, Leistung, Impuls, Kraft, Moment etc. noch nicht exakt voneinander<br />

abgegrenzt 236 . Ein Ersetzen durch andere Bezeichnungen scheint hier aber weder möglich, noch<br />

sinnvoll.<br />

Ein nächster Fall, ist die häufige Verwendung des Begriffs „Energie“ an Stelle von „Leistung“, wie<br />

beispielsweise bei Regelenergie und -leistung. Meist ist dies nicht wirklich f<strong>als</strong>ch, aber von Leistung<br />

zu sprechen, trifft den Sachverhalt oft genauer. In der Energietechnik ist die geforderte Leistung,<br />

<strong>als</strong>o die Energie, die pro Zeit bereitgestellt werden muss, maßgebend. Bei der Dimensionierung<br />

von Kraftwerken bzw. von Transportleitungen beispielsweise, ist die maximal benötigte bzw.<br />

zu transportierende Leistung ausschlaggebend.<br />

Ein weiteres Problem gibt es mit einer klaren Unterscheidung von Wärme Q und innerer Energie U<br />

bzw. thermischer Energie. Wärmeerzeugung ist ein gängiger, aber f<strong>als</strong>cher Begriff, da Wärme nur<br />

abgegeben oder aufgenommen werden kann. Dennoch werden diese Ausdrücke vor allem umgangssprachlich<br />

oft f<strong>als</strong>ch verwendet. Beispielsweise ist in einem Zeitungsartikel von „dabei entstehende[r]<br />

Wärme“ 237 die Rede, womit korrekt nur gemeint sein kann, dass bei einem Prozess Wärme auf-<br />

234 Wiater, 2011, S. 132f<br />

235 Lüders, 2009, S. 21<br />

236 Zahoransky, 2010, S. 252<br />

237 Krog, 2012<br />

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