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2.3.8 Turbinen beitsmediums durch die Turbine. Dabei kommt es aber auch zu einer enormen Volumenzunahme, so dass der Platzbedarf und der Volumenstrom des Dampfes in Strömungsrichtung steigen. Dem begegnet man mit bei Druckabnahme entsprechend größer werdenden Laufraddurchmessern und Hintereinanderschalten von Hoch-, Mittel- und Niederdruckturbinen zu einem sogenannten Turbosatz. Dampfturbinen drehen üblicherweise mit 3.000 Umdrehungen pro Minute bzw. 50 Umdrehungen pro Sekunde, woraus bei Kopplung mit einem Generator, dessen Rotor nur ein Polpaar hat, eine Frequenz von 50 Hz resultiert. Die Turbine eines Kraftwerks, das in ein 60 Hz-Stromnetz einspeist, hat entsprechend eine Drehzahl von 3.600. 133 Die von der Turbine abgegebene Leistung P T hängt vom Dampfstrom ṁ , vom Turbinenwirkungsgrad η T und von der Differenz der Enthalpie des Dampfes zwischen Ein- und Austritt Δ h ab: P T = ṁ ⋅ η T ⋅ Δh . Durch eine Änderung der zugeführten Dampfmenge kann also die von der Turbine abgegebene Leistung beeinflusst werden. 134 Die Turbine einer Gasturbinenanlage gleicht von der Funktionsweise einer Dampfturbine. Statt Dampf dienen Verbrennungsgase, die sich hauptsächlich aus Kohlendioxid, Wasserdampf und Stickstoff zusammensetzten, als Arbeitsmittel. Da Temperaturen von bis zu 1.500°C erreicht werden, stellen sich auch andere Anforderungen an das verwendete Material. Die Turbinenschaufeln 135 136 werden beispielsweise aus Einkristallen gefertigt und mit Luft gekühlt. Der Aufbau von Wasserturbinen ist relativ einfach, da sie in der Regel nur eine Stufe, also nur jeweils ein Leit- und Laufrad haben. Im Prinzip ist ihre Funktionsweise vergleichbar mit der von Dampf- und Gasturbinen, allerdings ist das Arbeitsmittel Wasser inkompressibel und weist eine höhere Dichte auf. Wasserturbinen haben eine vergleichsweise höhere Leistungsdichte, d.h. pro Kilogramm Wasser kann mehr Leistung erzeugt werden, als mit der gleichen Masse der Arbeitsmittel von Dampf- und Gasturbine. Die Wasserturbinen haben nur wenige Schaufeln und eine niedrige Drehzahl im Bereich von 100 Umdrehungen pro Minute 137 . Die feststehenden Leitschaufeln sorgen dafür, dass das Wasser optimal auf die Laufradschaufeln trifft und möglichst viel seiner kinetischen Energie an diese abgeben kann. Die Leistung wird geregelt, indem die zugeführte Wassermenge entweder gedrosselt oder erhöht wird. Je nach Fallhöhe kommen drei unterschiedliche Turbinentypen zum Einsatz, die in Abbildung 19 dargestellt sind. Für Fallhöhen zwischen 300 und 2.000 Metern wird die Peltonturbine verwendet, die als einzige tangential vom Wasser angeströmt wird und vom Aussehen her am ehesten einem Schaufelrad nahe kommt. Die Francisturbine ist bei Fallhöhen von 40 bis 700 Meter in Gebrauch. Bei niedrigen Fallhöhen wird die Kaplanturbine eingesetzt, deren Laufrad einem Propeller 138 139 ähnelt. 133 Zahoransky, 2010, S. 65 134 Strauß, 2009, S. 261 135 Heuck, 2010, S. 19 136 Strauß, 2009, S. 339 137 Zahoransky, 2010, S. 260 138 Heuck, 2010, S. 24f 139 Strauß, 2009, S. 447 40

2.3.8 Turbinen Abbildung 19: Wasserturbinentypen: a) Peltonturbine, b) Francisturbine, c) Kaplanturbine Turbinen erreichen Wirkungsgrade bis zu 94%. Verluste entstehen durch Reibung an den Schaufeln und in der Lagerung der drehbaren Teile, durch Spaltverluste zwischen fixen und beweglichen Komponenten, sowie durch Undichtigkeiten. 140 2.3.9 Erzeugung elektrischer Energie und Frequenz durch Generatoren In Kraftwerken wird die mechanische Energie der Turbinen durch einen Generator in elektrische Energie umgewandelt. Dabei sind Wirkungsgrade bis 99 % möglich 141 . Das Stromnetz hat eine Frequenz von 50 Hz. Gas- und Dampfturbinen haben deswegen zumeist eine Drehzahl von 3.000 Umdrehungen pro Minute bzw. 50 pro Sekunde und ihr zugehöriger Generator ein Polpaar, also einen Magneten mit Nord- und Südpol. Wasserturbinen drehen üblicherweise deutlich langsamer. Damit der Generator trotzdem eine Frequenz von 50 Hz erzeugt und direkt mit dem Stromnetz gekoppelt werden kann, wird die Anzahl von Polpaaren, also Magneten erhöht 142 . Angenommen, eine Wasserturbine dreht mit 120 Umdrehungen pro Minute bzw. 2 pro Sekunde, dann benötigt der Generator 25 Polpaare, um eine Frequenz von 50 Hz zu erzeugen. In einer Formel ausgedrückt, würde dieser Zusammenhang wie folgt aussehen: f = 50 Hz = p ⋅ n 143 . f ist dabei die Frequenz von 50 Hz, p die Polpaarzahl und n die Anzahl Umdrehungen pro Sekunde. Da die Generatordrehzahl, vor allem bei einer Gas- oder Dampfturbine sehr hoch ist, wird der Läufer massiv gebaut, um die wirkenden Fliehkräfte besser auszuhalten. Man bezeichnet den Generator dann auch als Vollpolmaschine. Die Erregerwicklungen werden in Aussparungen in der Oberfläche des Läufers gelegt. Auch der Ständer hat auf seiner Innenseite Vertiefungen, in die, jeweils um 120° versetzt, drei Wicklungsstränge eingelegt werden, um Drehstrom zu erzeugen. 144 Die Generatordrehzahl wird aufgrund der Kopplung mit dem Stromnetz von Leistungsschwankungen der Turbine nur unmerklich beeinflusst. Da das Stromnetz europaweit verbunden ist und sehr viele Kraftwerke daran angeschlossen sind, gleichen sich Leistungsschwankungen oftmals sehr gut 140 Strauß, 2009, S. 260f 141 Heuck, 2010, S. 178 142 Zahoransky, 2010, S. 260f 143 Heuck, 2010, S. 180 144 Heuck, 2010, S. 178 41

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beitsmediums durch die Turbine. Dabei kommt es aber auch zu einer enormen Volumenzunahme, so<br />

dass der Platzbedarf und der Volumenstrom des Dampfes in Strömungsrichtung steigen. Dem begegnet<br />

man mit bei <strong>Dr</strong>uckabnahme entsprechend größer werdenden Laufraddurchmessern und Hintereinanderschalten<br />

von Hoch-, Mittel- und Niederdruckturbinen zu einem sogenannten Turbosatz.<br />

Dampfturbinen drehen üblicherweise mit 3.000 Umdrehungen pro Minute bzw. 50 Umdrehungen<br />

pro Sekunde, woraus bei Kopplung mit einem Generator, dessen Rotor nur ein Polpaar hat, eine<br />

Frequenz von 50 Hz resultiert. Die Turbine eines Kraftwerks, das in ein 60 Hz-Stromnetz einspeist,<br />

hat entsprechend eine <strong>Dr</strong>ehzahl von 3.600. 133<br />

Die von der Turbine abgegebene Leistung P T hängt vom Dampfstrom ṁ , vom Turbinenwirkungsgrad<br />

η T und von der Differenz der Enthalpie des Dampfes zwischen Ein- und Austritt<br />

Δ h ab: P T<br />

= ṁ ⋅ η T<br />

⋅ Δh . Durch eine Änderung der zugeführten Dampfmenge kann <strong>als</strong>o<br />

die von der Turbine abgegebene Leistung beeinflusst werden. 134<br />

Die Turbine einer Gasturbinenanlage gleicht von der Funktionsweise einer Dampfturbine. Statt<br />

Dampf dienen Verbrennungsgase, die sich hauptsächlich aus Kohlendioxid, Wasserdampf und<br />

Stickstoff zusammensetzten, <strong>als</strong> Arbeitsmittel. Da Temperaturen von bis zu 1.500°C erreicht werden,<br />

stellen sich auch andere Anforderungen an das verwendete Material. Die Turbinenschaufeln<br />

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werden beispielsweise aus Einkristallen gefertigt und mit Luft gekühlt.<br />

Der Aufbau von Wasserturbinen ist relativ einfach, da sie in der Regel nur eine Stufe, <strong>als</strong>o nur jeweils<br />

ein Leit- und Laufrad haben. Im Prinzip ist ihre Funktionsweise vergleichbar mit der von<br />

Dampf- und Gasturbinen, allerdings ist das Arbeitsmittel Wasser inkompressibel und weist eine höhere<br />

Dichte auf. Wasserturbinen haben eine vergleichsweise höhere Leistungsdichte, d.h. pro Kilogramm<br />

Wasser kann mehr Leistung erzeugt werden, <strong>als</strong> mit der gleichen Masse der Arbeitsmittel<br />

von Dampf- und Gasturbine. Die Wasserturbinen haben nur wenige Schaufeln und eine niedrige<br />

<strong>Dr</strong>ehzahl im Bereich von 100 Umdrehungen pro Minute 137 . Die feststehenden Leitschaufeln sorgen<br />

dafür, dass das Wasser optimal auf die Laufradschaufeln trifft und möglichst viel seiner kinetischen<br />

Energie an diese abgeben kann. Die Leistung wird geregelt, indem die zugeführte Wassermenge<br />

entweder gedrosselt oder erhöht wird. Je nach Fallhöhe kommen drei unterschiedliche Turbinentypen<br />

zum Einsatz, die in Abbildung 19 dargestellt sind. Für Fallhöhen zwischen 300 und 2.000 Metern<br />

wird die Peltonturbine verwendet, die <strong>als</strong> einzige tangential vom Wasser angeströmt wird und<br />

vom Aussehen her am ehesten einem Schaufelrad nahe kommt. Die Francisturbine ist bei Fallhöhen<br />

von 40 bis 700 Meter in Gebrauch. Bei niedrigen Fallhöhen wird die Kaplanturbine eingesetzt, deren<br />

Laufrad einem Propeller<br />

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ähnelt.<br />

133 Zahoransky, 2010, S. 65<br />

134 Strauß, 2009, S. 261<br />

135 Heuck, 2010, S. 19<br />

136 Strauß, 2009, S. 339<br />

137 Zahoransky, 2010, S. 260<br />

138 Heuck, 2010, S. 24f<br />

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