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2.2.6 Bedarfsprognosen für Wärme und Gas<br />
2.2.6 Bedarfsprognosen für Wärme und Gas<br />
Die Prognose des Wärmebedarfs ist etwas weniger komplex <strong>als</strong> die der Netzlast beim Strom, da die<br />
Stadtwerke Augsburg ein von anderen Versorgern unabhängiges, geschlossenes Fernwärmenetz betreiben.<br />
Zudem erfolgt die Abrechnung der gelieferten Wärme monatlich, so dass für eine Vorhersage<br />
mehr Daten vorliegen. Des Weiteren ist das heiße Wasser im Gegensatz zum Strom zum Teil<br />
speicherbar. Wie der Strombedarf hängt auch der Wärmebedarf stark vom Wetter und der Jahreszeit<br />
ab, wobei sich die Lastprofile vom Verlauf her ähneln. Bei einer Stromproduktion im Kraft-Wärme-<br />
Kopplungsverfahren, wie es in Augsburg ausschließlich der Fall ist, nimmt der Wärmebedarf unmittelbar<br />
Einfluss auf die Strommenge, die erzeugt werden kann. Der Grund dafür ist, dass der Betrieb<br />
von KWK-Anlagen unter Wegkühlung der Wärme unwirtschaftlich wäre. Vor allem im Sommer,<br />
wenn wenig Fernwärme benötigt wird, kann <strong>als</strong>o nur in geringem Umfang eigener Strom produziert<br />
werden.<br />
Der tageszeitliche Verlauf des Erdgasbedarfs ähnelt stark dem des heißen Fernwärmewasser, was<br />
nicht verwunderlich ist, da beide Energieträger vor allem zum Heizen und für die Erwärmung von<br />
Trinkwasser verwendet werden. Im Prinzip gelten die gleichen Prognoseregeln wie bei der Last im<br />
Stromnetz: Der Verlauf gleicher Tagestypen ähnelt sich und das Wetter, vor allem Niederschlag und<br />
die Außentemperatur, nimmt Einfluss. Die Gasbedarfsprognose wird mit einem Computerprogramm,<br />
einem sogenannten neuronalen Netz, erstellt, das ständig mit aktuellen Daten zum Verbrauch<br />
und zu Daten, die auf diesen Einfluss nehmen, gespeist wird und daraus eine mutmaßliche<br />
Lastkurve für den nächsten Tag errechnet. 71<br />
2.2.7 Fernwärme und Fernwärmenetz<br />
Bei einer Versorgung mit Fernwärme werden die Abnehmer mit einem Trägermedium beliefert, an<br />
das in Kraftwerken im Kraft-Wärme-Kopplungsverfahren oder in Heizwerken Wärme abgegeben<br />
wurde. Wird von Nahwärme gesprochen, so bedeutet dies meist lediglich, dass der Transportweg<br />
zum Abnehmer kürzer ist 72 .<br />
In der Regel dient Wasser <strong>als</strong> Trägermittel für die Wärme, da es eine sehr große spezifische Wärmekapazität<br />
hat und noch dazu recht günstig ist. Das Wasser wird dabei üblicherweise noch aufbereitet.<br />
In Augsburg wird beispielsweise noch Hydrazin beigesetzt, um die Korrosion in den Leitungen<br />
zu unterbinden.<br />
Die Fernwärmeversorgung funktioniert folgendermaßen: In einem Heiz(kraft)werk wird Wasser erhitzt<br />
und über eine Vorlaufleitung unter <strong>Dr</strong>uck und mit einer Temperatur von 110 bis 180°C zum<br />
Verbraucher transportiert. Dieser ist mit einer Übergabestation, meistens einem Wärmetauscher, mit<br />
dem Netz verbunden. Im Wärmetauscher gibt das heiße Wasser Wärme an das Warmwasser oder<br />
Heizwasser des Verbrauchers ab. Danach fließt das Fernwärmewasser mit einer nun niedrigeren<br />
71 Reiner, 2005, S. 387ff<br />
72 http://www.sw-augsburg.de/privatkunden/faq_fernwaerme.php<br />
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