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2.2.5 Netzlastprognosen für Strom<br />
2.2.5 Netzlastprognosen für Strom<br />
Um den Bedarf an Regelleistung bei der Stromversorgung möglichst gering zu halten, ist es für ein<br />
Versorgungsunternehmen wichtig, genaue Prognosen über den Strombedarf seiner Kunden zu machen,<br />
um zur richtigen Zeit die erforderliche elektrische Leistung bereitstellen und den Kraftwerkseinsatz<br />
planen zu können. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Verursachen von Regelbedarf<br />
vom Regelzonenbetreiber in Rechnung gestellt wird. Um möglichst treffende Vorhersagen machen<br />
zu können, muss das Versorgungsunternehmen das Verbrauchsverhalten seiner Stromkunden genau<br />
kennen. Es gibt allerdings auch einige Gesetzmäßigkeiten, die bei der Prognose hilfreich sind. Ein<br />
Punkt ist der jahreszeitliche Einfluss auf die Höhe und den Verlauf der Last. Gründe dafür sind, dass<br />
es im Winter weniger Stunden mit Tageslicht gibt und außerdem auch elektrisch geheizt wird. Die<br />
Jahreshöchstlast tritt im Winter auf, während die Last im Sommer niedrig genug ist, um Kraftwerke<br />
zwecks Revision vom Netz zu nehmen. Bei der Prognose ist außerdem hilfreich, dass sich die<br />
Werktage Montag bis Donnerstag, sowie jeweils die Freitage, Samstage und Sonntage vom Verlauf<br />
der Netzlast her ähneln. Außerdem kann man normalerweise zwischen Mitternacht und sechs Uhr<br />
mit einem Lastminimum und einem darauf folgenden steilen Lastanstieg, verursacht durch den Tagesanbruch<br />
rechnen. Erfahrungsgemäß ist es auch sinnvoll Lastgänge von anderen vorhergehenden<br />
Tagen einzubeziehen, die ähnliche Rahmenbedingungen hatten wie der zu prognostizierende. Damit<br />
sind Prognosen mit oft weniger <strong>als</strong> fünf Prozent Abweichung möglich. 68<br />
Bei den Stadtwerken Augsburg wird die Vorhersage für die Netzlast eines Tages jeweils am Werktag<br />
zuvor gemacht. Zunächst wird die gesamte Netzlast für das eigene Netz prognostiziert. Da für Kunden<br />
mit einem Jahresverbrauch unter 100.000 kWh nur einmal im Jahr bei der Abrechnung Daten<br />
über den verbrauchten Strom vorliegen, werden diesen sogenannte Standardlastprofile zugeteilt.<br />
Diese fiktiven Lastprofile stellen den durchschnittlichen Verlauf des Stromverbrauchs der jeweiligen<br />
Verbrauchergruppe dar und werden dem Versorgungsunternehmen vom Netzbetreiber zur Verfügung<br />
gestellt. Eine Diskothek hat zum Beispiel einen besonders hohen Strombedarf in den<br />
Abendstunden, während eine Bäckerei vor allem morgens viel verbraucht. Kunden mit geringem<br />
Verbrauch wird <strong>als</strong>o ein Lastprofil zugeteilt, das normalerweise einem Stromabnehmer ihrer Art<br />
entspricht. So gibt es Standardlastprofile für Haushalte, Gewerbe von 8-18 Uhr, Gewerbe mit überwiegendem<br />
Verbrauch in den Abendstunden, Gewerbe mit Wochenendbetrieb wie Ausflugslokale,<br />
69 70<br />
Bäckereien, Landwirtschaft etc.<br />
In den Abbildungen 10, 11, 12 und 13 ist jeweils das Standardlastprofil für eine Verbrauchergruppe<br />
dargestellt. Es wurden Daten für die von E.ON für das Jahr 2013 zur Verfügung gestellten Lastprofile<br />
verwendet. Abbildung 11 zeigt den angenommenen Verbrauch von Gewerbe, das von 8 bis 18<br />
Uhr in Betrieb ist. Das Bedarfsmaximum liegt dabei um etwa 11 Uhr vormittags und flacht gegen<br />
Tagesanfang und -ende merklich ab. In Abbildung 12 ist ein Lastprofil für Gewerbe, das überwie-<br />
68 Heuck, 2010, S. 72<br />
69 http://www.eonbayern.com/pages/eby_de/Netz/Stromnetz/Netzzugang/Lastprofilverfahren/Standard_Lastprofile/index.htm<br />
70 http://www.lew.de/CLP/downloads/Produktinfos/ERS_G_S_Lastprofil.<strong>pdf</strong><br />
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