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2.2.4 Regelzonen und Regelleistung (Regelenergie) des Stromnetzes Abbildung 9: Regelzonen der vier größten Stromversorger Deutschlands, die jeweiligen Zonen werden von den zum Versorgungsunternehmen zugehörigen Netzbetreibern betrieben Bei der Regelung teilt man die unterschiedlichen Regelungsarten danach ein, wie schnell sie bereitstehen. Die Primärregelung wird ständig benötigt und muss innerhalb von 30 Sekunden greifen. An dieser Regelungsart sind sehr viele regelfähige Kraftwerke beteiligt, die vom Regelzonenbetreiber automatisch gesteuert werden. Die Sekundärregelung muss erst nach fünf Minuten einsatzbereit sein. Hierfür sind Pumpspeicherkraftwerke und Gasturbinen besonders geeignet. Falls der Lastausgleich über längere Zeit benötigt wird, greift man auf die Minutenreserve zurück, um die Sekundärregelung für eventuell folgende Regelung freizuhalten. Die Minutenreserve wird telefonisch von Kraftwerksbetreibern, die diese bereitstellen, angefordert. Dazu melden Energieerzeuger freie Kapazitäten ihrer Kraftwerke täglich bei ihrem Regelzonenbetreiber an, der dann bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. 67 Von den Stadtwerken Augsburg wird je nach eigenen Plänen für die Nutzung die Gasturbine als Minutenreserve zur Verfügung gestellt, die dann je nachdem entweder herunter- oder hochgefahren werden kann. Außerdem gibt es noch zwei Dieselmotoren, die nur noch in Notfällen eingesetzt werden und deshalb als positive Regelenergie eingesetzt werden können. Der mögliche Einsatz wird immer jeweils am Vortag dem Regelzonenbetreiber Amprion gemeldet. Die tatsächliche Inanspruchnahme wie auch die Bereitstellung der Regelenergie wird den Stadtwerken von diesem vergütet. 67 http://www.amprion.de/primaerregelung-sekundaerregelung-minutenreserve 20

2.2.5 Netzlastprognosen für Strom 2.2.5 Netzlastprognosen für Strom Um den Bedarf an Regelleistung bei der Stromversorgung möglichst gering zu halten, ist es für ein Versorgungsunternehmen wichtig, genaue Prognosen über den Strombedarf seiner Kunden zu machen, um zur richtigen Zeit die erforderliche elektrische Leistung bereitstellen und den Kraftwerkseinsatz planen zu können. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Verursachen von Regelbedarf vom Regelzonenbetreiber in Rechnung gestellt wird. Um möglichst treffende Vorhersagen machen zu können, muss das Versorgungsunternehmen das Verbrauchsverhalten seiner Stromkunden genau kennen. Es gibt allerdings auch einige Gesetzmäßigkeiten, die bei der Prognose hilfreich sind. Ein Punkt ist der jahreszeitliche Einfluss auf die Höhe und den Verlauf der Last. Gründe dafür sind, dass es im Winter weniger Stunden mit Tageslicht gibt und außerdem auch elektrisch geheizt wird. Die Jahreshöchstlast tritt im Winter auf, während die Last im Sommer niedrig genug ist, um Kraftwerke zwecks Revision vom Netz zu nehmen. Bei der Prognose ist außerdem hilfreich, dass sich die Werktage Montag bis Donnerstag, sowie jeweils die Freitage, Samstage und Sonntage vom Verlauf der Netzlast her ähneln. Außerdem kann man normalerweise zwischen Mitternacht und sechs Uhr mit einem Lastminimum und einem darauf folgenden steilen Lastanstieg, verursacht durch den Tagesanbruch rechnen. Erfahrungsgemäß ist es auch sinnvoll Lastgänge von anderen vorhergehenden Tagen einzubeziehen, die ähnliche Rahmenbedingungen hatten wie der zu prognostizierende. Damit sind Prognosen mit oft weniger als fünf Prozent Abweichung möglich. 68 Bei den Stadtwerken Augsburg wird die Vorhersage für die Netzlast eines Tages jeweils am Werktag zuvor gemacht. Zunächst wird die gesamte Netzlast für das eigene Netz prognostiziert. Da für Kunden mit einem Jahresverbrauch unter 100.000 kWh nur einmal im Jahr bei der Abrechnung Daten über den verbrauchten Strom vorliegen, werden diesen sogenannte Standardlastprofile zugeteilt. Diese fiktiven Lastprofile stellen den durchschnittlichen Verlauf des Stromverbrauchs der jeweiligen Verbrauchergruppe dar und werden dem Versorgungsunternehmen vom Netzbetreiber zur Verfügung gestellt. Eine Diskothek hat zum Beispiel einen besonders hohen Strombedarf in den Abendstunden, während eine Bäckerei vor allem morgens viel verbraucht. Kunden mit geringem Verbrauch wird also ein Lastprofil zugeteilt, das normalerweise einem Stromabnehmer ihrer Art entspricht. So gibt es Standardlastprofile für Haushalte, Gewerbe von 8-18 Uhr, Gewerbe mit überwiegendem Verbrauch in den Abendstunden, Gewerbe mit Wochenendbetrieb wie Ausflugslokale, 69 70 Bäckereien, Landwirtschaft etc. In den Abbildungen 10, 11, 12 und 13 ist jeweils das Standardlastprofil für eine Verbrauchergruppe dargestellt. Es wurden Daten für die von E.ON für das Jahr 2013 zur Verfügung gestellten Lastprofile verwendet. Abbildung 11 zeigt den angenommenen Verbrauch von Gewerbe, das von 8 bis 18 Uhr in Betrieb ist. Das Bedarfsmaximum liegt dabei um etwa 11 Uhr vormittags und flacht gegen Tagesanfang und -ende merklich ab. In Abbildung 12 ist ein Lastprofil für Gewerbe, das überwie- 68 Heuck, 2010, S. 72 69 http://www.eonbayern.com/pages/eby_de/Netz/Stromnetz/Netzzugang/Lastprofilverfahren/Standard_Lastprofile/index.htm 70 http://www.lew.de/CLP/downloads/Produktinfos/ERS_G_S_Lastprofil.pdf 21

2.2.4 Regelzonen und Regelleistung (Regelenergie) des Stromnetzes<br />

Abbildung 9: Regelzonen der vier größten<br />

Stromversorger Deutschlands, die<br />

jeweiligen Zonen werden von den zum<br />

Versorgungsunternehmen zugehörigen<br />

Netzbetreibern betrieben<br />

Bei der Regelung teilt man die unterschiedlichen Regelungsarten danach ein, wie schnell sie bereitstehen.<br />

Die Primärregelung wird ständig benötigt und muss innerhalb von 30 Sekunden greifen. An<br />

dieser Regelungsart sind sehr viele regelfähige Kraftwerke beteiligt, die vom Regelzonenbetreiber<br />

automatisch gesteuert werden. Die Sekundärregelung muss erst nach fünf Minuten einsatzbereit<br />

sein. Hierfür sind Pumpspeicherkraftwerke und Gasturbinen besonders geeignet. Falls der Lastausgleich<br />

über längere Zeit benötigt wird, greift man auf die Minutenreserve zurück, um die Sekundärregelung<br />

für eventuell folgende Regelung freizuhalten. Die Minutenreserve wird telefonisch von<br />

Kraftwerksbetreibern, die diese bereitstellen, angefordert. Dazu melden Energieerzeuger freie Kapazitäten<br />

ihrer Kraftwerke täglich bei ihrem Regelzonenbetreiber an, der dann bei Bedarf darauf zurückgreifen<br />

kann. 67<br />

Von den Stadtwerken Augsburg wird je nach eigenen Plänen für die Nutzung die Gasturbine <strong>als</strong> Minutenreserve<br />

zur Verfügung gestellt, die dann je nachdem entweder herunter- oder hochgefahren<br />

werden kann. Außerdem gibt es noch zwei Dieselmotoren, die nur noch in Notfällen eingesetzt werden<br />

und deshalb <strong>als</strong> positive Regelenergie eingesetzt werden können. Der mögliche Einsatz wird<br />

immer jeweils am Vortag dem Regelzonenbetreiber Amprion gemeldet. Die tatsächliche Inanspruchnahme<br />

wie auch die Bereitstellung der Regelenergie wird den Stadtwerken von diesem vergütet.<br />

67 http://www.amprion.de/primaerregelung-sekundaerregelung-minutenreserve<br />

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