Download als pdf, 2,4 MB - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
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2.2.2 Die Netzfrequenz des Stromnetzes<br />
der Generatoren in den Kraftwerken. Die Turbinen haben ein von Lastschwankungen im Netz unbeeinflusstes<br />
Antriebsdrehmoment, das je nach Turbine nur von dem zugeführten Heißdampf, Wasser,<br />
Gas etc. bestimmt wird. Die Generatoren haben hingegen ein von der Netzlast abhängiges Bremsmoment,<br />
das dem Antriebsdrehmoment entgegen gerichtet ist. Da sich Turbine und Generator auf<br />
der gleichen Welle befinden, stellt sich abhängig von ihren Momenten eine gewisse <strong>Dr</strong>ehzahl ein,<br />
die direkt proportional zur ins Netz eingespeisten Frequenz ist. 61<br />
Durch diesen ständig minimal schwankenden Frequenzwert ergibt sich für jeden Tag ein ganz individueller<br />
zeitlicher Verlauf der Netzfrequenz. Dies macht sich sogar die Polizei bei der Verbrechensaufklärung<br />
zu Nutze. Beispielsweise wenn ein Verdächtiger <strong>als</strong> Alibi eine Videoaufnahme vorweist,<br />
die ihn zum Tatzeitpunkt nicht am Tatort zeigt. Um herauszufinden, ob der Film auch wirklich<br />
zur angegebenen Zeit aufgenommen wurde, genügt es, von der Netzfrequenz verursachte Störgeräusche<br />
auf der Tonspur mit dem Verlauf der Netzfrequenz zu dem Zeitpunkt zu vergleichen. Dieses<br />
durch die Frequenz verursachte Hintergrundrauschen entsteht nahezu überall, wo Elektrogeräte<br />
vorhanden sind. 62<br />
2.2.3 Grund-, Mittel- und Spitzenlast<br />
Im Zusammenhang mit Bedarfsprognosen ist des Öfteren von Grund-, Mittel- und Spitzenlasten die<br />
Rede, weswegen hier kurz darauf eingegangen werden soll. Die Leistung, die über einen ganzen<br />
Tag konstant benötigt wird, bezeichnet man <strong>als</strong> Grundlast. Sie ist im Winter höher <strong>als</strong> im Sommer<br />
und wird von Grundlastkraftwerken gedeckt, für die sich Anlagen mit niedrigen Brennstoffkosten<br />
eignen, die über 5.000 Stunden im Jahr in Betrieb sind. Darunter fallen beispielsweise Laufwasseroder<br />
Kernkraftwerke. Als Mittellast bezeichnet man die Leistung, die durch den tagsüber erhöhten<br />
Verbrauch benötigt wird. Sie wird von Kraftwerken gedeckt, die oft nur am Tag ihre maximal mögliche<br />
Leistung erzeugen und zum Teil sogar nachts ganz ausgeschaltet werden. Bei außerordentlich<br />
hohem Stromverbrauch, der meist nur von kurzer Dauer ist, spricht man von Spitzenlast. Diese hohen<br />
Lasten kommen vor allem Mittags und Abends vor. Die Kraftwerke, die diesen Bedarf decken,<br />
laufen etwa 500 bis 1.000 Stunden pro Jahr. Dafür geeignet sind Gasturbinen und Pumpspeicherkraftwerke.<br />
63 64 65<br />
In Abbildung 8 sind die drei Lastarten nochmal anschaulich dargestellt. Insbesondere die im Vergleich<br />
zum Sommer im Winter höhere Grundlast ist deutlich ablesbar. Außerdem kann man erkennen,<br />
dass die elektrische Energie bei zu hoher Grundlast vor allem nachts in Pumpspeicherkraftwerken<br />
gespeichert werden kann. Auf den tageszeitlichen Verlauf der Last wird im Abschnitt 2.2.5<br />
noch genauer eingegangen.<br />
61 Heuck, 2010, S. 62f<br />
62 http://www.sueddeutsche.de/muenchen/landeskriminalamt-dem-verbrechen-auf-der-spur-1.1061222<br />
63 Zahoransky, 2010, S. 2 und S. 20<br />
64 Heuck, 2010, S. 73<br />
65 http://www.amprion.de/grundlast-mittellast-spitzenlast<br />
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