Grundpraktikum
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<strong>Grundpraktikum</strong><br />
Versuchsreihe:<br />
Materialwissenschaft<br />
Spannung und Dehnung<br />
B302<br />
Inhalt<br />
Stand: 24.10.2011<br />
Ziel des Versuchs:<br />
Ermittlung von Werkstoffkennwerten an einachsig auf Zug belasteten Proben<br />
unterschiedlicher Werkstoffe / Behandlungszustände (Zugversuch nach DIN<br />
50145)<br />
1 Einleitung<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Verfahrensprinzip<br />
2.2 Das Spannungs-Dehnungs-Diagramm / Kenngrößen<br />
2.3 Verlauf der Spannungs-Dehnungs-Kurve<br />
3 Versuchsdurchführung<br />
3.1 Verwendete Geräte<br />
3.2 Versuchsablauf<br />
4 Versuchsauswertung<br />
4.1 E-Modul<br />
4.2 Spezifische Kennwerte<br />
5 Literatur<br />
6 Anlagen<br />
7 Copyright-Hinweis<br />
8 Anlagen<br />
8.1 Anlage 1<br />
8.2 Anlage 2<br />
8.3 Anlage 3<br />
S:\lehre\praktika\anleitungen_und_musterprotokolle\03 gp i\b\quellen\b302_spannung_und_dehnung_24102011.docxStand 24.10.2011
M303: Spannung und Dehnung<br />
1 Einleitung<br />
Der Zugversuch besteht darin, eine Probe durch Zugbeanspruchung zu dehnen, im<br />
Allgemeinen bis zum Bruch, um eine oder mehrere mechanische Kenngrößen zu bestimmen.<br />
Mit dem Zugversuch wird das Werkstoffverhalten bei stetig wachsender, einachsiger<br />
Beanspruchung ermittelt. (1) Durch genormte Prüfbedingungen sind die erhaltenen<br />
Festigkeits- und Verformungskennwerte vergleichbar.<br />
Für verschiedene Werkstoffe gelten z. B.<br />
DIN 50145<br />
DIN 51914<br />
DIN 53571<br />
Metallische Werkstoffe<br />
Kunststoffe<br />
Weichelastische Schaumstoffe<br />
zur Prüfung von Verbindungen u.a.<br />
DIN 50120 T1<br />
DIN 50120 T2<br />
DIN 50123<br />
Schmelzgeschweißte Stumpfnähte (Stahl)<br />
Pressgeschweißte Stumpfnähte (Stahl)<br />
Schmelzgeschweißte Stumpfnähte (NE)<br />
Die im Zugversuch ermittelten Kennwerte gelten nur für statische Belastungen, sie gestatten<br />
eine Beurteilung der angebotenen Werkstoffe und sie sind Grundlage für die konstruktive<br />
Bauteilauslegung.<br />
Abbildung 1: Prinzipieller Aufbau des Zugversuches<br />
1
B302 - Spannung und Dehnung<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Verfahrensprinzip<br />
Ein standardisierter Probestab wird vermessen und rutschfrei in die an den Traversen der<br />
Zugmaschine angebrachten Halterungen eingespannt. Die Belastung der Probe erfolgt stoßfrei<br />
N<br />
in Richtung der Stabachse mit einer maximalen Geschwindigkeit von 20 2 bis zum<br />
mm s<br />
Bruch. Die stetig ansteigende Kraft bewirkt eine Verlängerung der Probe.<br />
Von der Zerreißmaschine wird ein Kraft-Weg-Diagramm aufgezeichnet, wobei der<br />
Verfahrweg der beweglichen Traverse der Probenverlängerung entspricht. (Abbildung 1)<br />
Abbildung 2: Prüfprinzip Zugversuch, a) Probestab unbelastet,<br />
L 0 Anfangsmesslänge; b) Probestab belastet, ΔL Probenverlängerung, c)<br />
Zugkraft-Verlängerungs-Kurve mit Streckgrenze, d) Zugkraft-<br />
Verlängerungs-Kurve ohne erkennbarer Streckgrenze<br />
Unter Berücksichtigung des Gesetzes von der Volumenkonstanz bewirkt die Zugspannung in<br />
Richtung der Stabachse (Normalspannung) einen einachsigen Spannungszustand, die<br />
Querkontraktion wird nicht behindert.<br />
Die Zugkraft-Verlängerungskurven sind für die Werkstoffe und ihre Behandlungszustände<br />
charakteristisch. Um die erhaltenen Kennwerte vergleichen zu können, werden<br />
Proportionalitätsstäbe eingesetzt:<br />
− kurzer Proportionalitätsstab<br />
− langer Proportionalitätsstab<br />
L<br />
L<br />
= 5⋅d<br />
0 0<br />
= 565 ,<br />
= 10⋅d<br />
0 0<br />
= 11,<br />
3<br />
S<br />
S<br />
0<br />
0<br />
(5)<br />
(6)<br />
2
M303: Spannung und Dehnung<br />
d 0 = Probendurchmesser, L 0 = Anfangsmesslänge, S 0 = Anfangsquerschnitt<br />
2.2 Das Spannungs-Dehnungs-Diagramm / Kenngrößen<br />
Alle mit dem Zugversuch ermittelbaren Kenngrößen sind im Kraft-Weg-Diagramm enthalten.<br />
Auch bei Verwendung von Proportionalitätsstäben sind die Werte nur direkt vergleichbar,<br />
wenn spezifische Kenngrößen benutzt werden:<br />
− Spannung σ:<br />
Zugkraft bezogen auf den Anfangsquerschnitt<br />
σ= F S 0<br />
in<br />
N<br />
mm 2 oder in MPa (7)<br />
− Dehnung ε:<br />
Verlängerung bezogen auf die Anfangsmesslänge<br />
ε=<br />
L−<br />
L<br />
L<br />
0<br />
0<br />
⋅100 in % (8)<br />
ΔL<br />
ε= ⋅100 in % (9)<br />
L 0<br />
Die graphische Darstellung von Spannung und Dehnung ergeben zum Beispiel die in<br />
Abbildung 3 dargestellten Spannungs-Dehnungs-Diagramme (vgl. auch Kapitel 7.1.1 im<br />
Matwiss. I Skript.)<br />
Abbildung 3: Spannungs-Dehnungs-Diagramm: a) R P0,01 = 0,01 %<br />
Dehngrenze, technische Elastizitätsgrenze, R m = Zugfestigkeit (z.B.<br />
Graugusseisen); b) R eL = untere Streckgrenze, R eH = obere Streckgrenze.<br />
(z.B. kohlenstoffarmer Stahl)<br />
Bei Betrachtung der Diagramme ist unterschiedliches Dehnverhalten mit steigender Spannung<br />
3
B302 - Spannung und Dehnung<br />
festzustellen:<br />
2.2.1 Elastische Dehnung<br />
Die Dehnung steigt linear mit der Spannung, bei Entlastung geht sie auf Null zurück; sie tritt<br />
nur auf, solange eine Spannung wirkt. Die Steigung der Geraden - der Hookeschen Geraden -<br />
ist für jeden Werkstoff spezifisch. Spannung und Dehnung verhalten sich proportional. In<br />
diesem Bereich gilt das Hookesche Gesetz<br />
Der Proportionalitätsfaktor E lässt sich mit<br />
σ<br />
= E ⋅ε<br />
E = Proportionalitätsfaktor (10)<br />
E = σ ε<br />
(11)<br />
E = tan β (12)<br />
berechnen und wird als Elastizitätsmodul E bezeichnet.<br />
(Für „unseren“ Stahl gilt zum Beispiel: E = 2,1⋅10 5 N<br />
.)<br />
mm 2<br />
Die in diesem Bereich auftretende elastische Verformung wird durch die interatomaren<br />
Bindungskräfte aufgenommen, d.h. es verlängern (oder verkürzen) sich die Bindungsabstände<br />
(beachte aber die Ausnahme Gummi oder genauer Elastomere). Insbesondere finden keine<br />
Platzwechselvorgänge von Atomen statt durch Versetzungswanderung statt (siehe Anlage<br />
und Kapitel 4.1.3 im Matwiss I Skript).<br />
2.2.2 Plastische Dehnung<br />
Steigt die Spannung weiter, beginnt die Spannungs-Dehnungs-Kurve von der Hookeschen<br />
Geraden abzuweichen. Bei R eH (auch obere Streckgrenze genannt) beginnt das plastische<br />
Fließen des Werkstoffes. Ganz allgemein beginnen jetzt die im (kristallinen) Werkstoff<br />
vorhandenen Versetzungen zu wandern; gleichzeitig vermehren sie sich auch. Ihre Bewegung<br />
wird aber durch viele Mechanismen behindert, dies spiegelt sich wieder im Anstieg der<br />
notwendigen Spannung um immer größere Dehnungen zu erreichen (Details im Kapitel 8,<br />
insbesondere 8.3.1 des Matwiss I Skripts). Die Ausbildung von oberen (R eH ) und unteren<br />
(R eL ) Streckgrenzen mit einer Art Zickzackverlauf (vgl. Abb. 3b)für kleine Verformungen ist<br />
ein Ausdruck eines besonderen Mechanismus der Behinderung der Versetzungsbewegung; bei<br />
den meisten Materialen wird ein solcher, für viele Stähle typischer Effekt jedoch nicht<br />
beobachtet.<br />
Bei Entlastung verbleibt eine irreversible, oder bleibende, oder plastische Formänderung. Bei<br />
Werkstoffen, die keine ausgeprägte Streckgrenze aufweisen, wird die Dehngrenze R p ermittelt<br />
(vgl. Abb. 3a), d.h. die Spannung, bei welcher ein definierter Betrag an bleibender Dehnung<br />
in % erreicht ist, z. B.<br />
R P0,2 = 0,2 % Dehngrenze,<br />
R P0,01 = 0,01 % Dehngrenze, technische Elastizitätsgrenze.<br />
Die Dehngrenze kann graphisch aus dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm durch<br />
Parallelverschiebung der Hookeschen Geraden bestimmt werden.<br />
Durch die plastische Formänderung selbst erfolgt eine Kaltverfestigung, die Spannungs-<br />
Dehnungs-Kurve steigt deutlich an, da die zunehmende Zahl an Versetzungen sich<br />
4
M303: Spannung und Dehnung<br />
gegenseitig behindert. Für eine weitere Streckung wird eine höhere Spannung bis zum<br />
Erreichen des Maximalwertes R m benötigt. Die Zugfestigkeit R m ist die auf den<br />
Anfangsquerschnitt S 0 bezogene Höchstspannung<br />
R<br />
m<br />
=<br />
F<br />
S<br />
max<br />
0<br />
in<br />
N<br />
mm 2 (13)<br />
Nach Überschreiten des Maximums fällt die Spannung in den Diagrammen bei gleichzeitiger<br />
Zunahme der Dehnung bis zum Bruch der Probe ab. Die erreichte Dehnung besteht aus dem<br />
elastischen und dem plastischen Anteil. Für die Ermittlung der Bruchdehnung A (Dehnung<br />
nach dem Bruch) ist nur der plastische Anteil anzugeben.<br />
Da kurzer und langer Proportionalitätsstab unterschiedliches Dehnverhalten aufweisen, ist die<br />
Bruchdehnung mit der Art des verwendeten Probenstabes zu kennzeichnen, z.B.<br />
A 5 (L 0 = 5⋅d 0 ), A 10 (L 0 = 10⋅d 0 ).<br />
Beim bisherigen Spannungs-Dehnungs-Diagramm wurde die Spannung durch Division der<br />
angelegten Kraft durch den Ausgangsquerschnitt der Probe vermittelt. Dies ist eine<br />
Vereinfachung, da mit der Verlängerung ΔL immer eine Querschnittsänderung ΔS verbunden<br />
ist. Wird die wirkende Kraft auf den sich jeweils einstellenden Querschnitt bezogen, so erhält<br />
man den tatsächlichen oder „wahren“ (es heißt so!) Spannungsverlauf. In Abbildung 4 ist die<br />
wahre Spannung der im Maschinendiagramm ausgewiesenen nominellen Spannung<br />
gegenübergestellt (Mehr Details dazu im Modul „Maximum der Spannungs-Dehnungskurve,<br />
"wahre" Spannungen und Dehnungen und Instabilität durch Einschnürung“ im „advanced“<br />
Teil, Kap. 7, des Matwiss I Skripts).<br />
Abbildung 4: Spannungs-Dehnungs-Diagramm (schematisch)<br />
F auf Ausgangsquerschnitt S 0 bezogen (a)<br />
F auf tatsächlichen Querschnitt bezogen (wahre Spannung) (b)<br />
Da das Bestimmen der tatsächlichen Querschnittsfläche der Probe sehr aufwendig ist, wird in<br />
der Praxis nur die auf die Ausgangsfläche bezogene Spannung genutzt; außerdem erhält man<br />
5
B302 - Spannung und Dehnung<br />
nur dann das leicht bestimmbare Maximum für R m . Zur Beurteilung der Umformbarkeit eines<br />
Werkstoffes kann die Brucheinschnürung Z durch Ausmessen der Probe nach dem Bruch<br />
bestimmt werden. Die beim Bruch erreichte Querschnittsminderung wird auf den<br />
Ausgangsquerschnitt bezogen<br />
Z S S 0<br />
−<br />
=<br />
S<br />
0<br />
U<br />
⋅100 in % (14)<br />
ΔS<br />
Z = ⋅100 in % (15)<br />
S<br />
0<br />
2.3 Verlauf der Spannungs-Dehnungs-Kurve<br />
Das Spannungs-Dehnungs-Diagramm charakterisiert typische Werkstoffeigenschaften bei<br />
statischer Beanspruchung. Jede Veränderung durch chemische Zusammensetzung,<br />
Verformung oder Wärmebehandlung äußert sich im Kurvenverlauf<br />
2.3.1 Einfluss der chemischen Zusammensetzung<br />
Aus den Gleichungen zur Berechnung von<br />
– Spannung σ:<br />
σ= F S 0<br />
(16)<br />
– Dehnung ε:<br />
– Elastizitätsmodul E:<br />
folgt<br />
– elastische Verlängerung ΔL:<br />
ε= ΔL<br />
L 0<br />
(17)<br />
E = σ ε<br />
ΔL = F⋅ L<br />
E⋅S<br />
0<br />
0<br />
(18)<br />
(19)<br />
Daraus ist abzuleiten, dass die elastische Verlängerung ΔL<br />
− mit steigender Zugkraft F und steigender Ausgangslänge L 0 linear steigt.<br />
− mit steigender Querschnittsfläche und steigendem E-Modul sinkt.<br />
Das Produkt E⋅S 0 wird als Dehnsteifigkeit bezeichnet.<br />
Bei vorgegebenen Abmessungen wird der mögliche Federweg des Bauteiles durch den E-<br />
Modul bestimmt. In Tabelle 1 sind die E-Moduln für einige Werkstoffe aufgeführt<br />
6
M303: Spannung und Dehnung<br />
Werkstoff E in 10 3 N/mm 2<br />
Diamant 1200<br />
Wolframcarbid 720<br />
Stahl 210<br />
GGG 170<br />
GG 60-120 belastungsabhängig<br />
Al-Legierungen 70<br />
Glas 60-75<br />
PVC 3-3,5 zeitabhängig<br />
Tabelle 1: Elastizitätsmoduln<br />
Der E-Modul wird bestimmt über die Steigung der Hookschen Geraden:<br />
σ<br />
= E ⋅ε<br />
(20)<br />
E = tan β (21)<br />
Abbildung 5: Spannungs-Dehnungs-Diagramme verschiedener Werkstoffe<br />
Durch Variation der Legierungselemente können die Eigenschaften innerhalb einer<br />
Werkstoffgruppe deutlich verändert werden, der E-Modul wird allerdings nicht beeinflusst.<br />
Damit bleibt die Steigung der Hookeschen Geraden erhalten, Streckgrenze R eH und<br />
Zugfestigkeit R m verändern sich. In Abbildung 5 ist der Einfluss des Kohlenstoffgehaltes in<br />
unlegierten Stählen dargestellt.<br />
7
B302 - Spannung und Dehnung<br />
Abbildung 6: Spannungs-Dehnungs-Diagramm von unlegiertem Stahl<br />
Einfluss des C-Gehaltes<br />
2.3.2 Einfluss innerer Spannungen<br />
Innere Spannungen entstehen durch Gefügeveränderungen z. B. beim Kaltumformen durch<br />
Bildung und Wanderung von Versetzungen (Kaltverfestigung) oder durch Behinderung der<br />
Diffusion bei Abkühlung mit Geschwindigkeiten größer als die kritische<br />
Abkühlgeschwindigkeit des Werkstoffes. Sie spiegeln letztlich die Defektstruktur des<br />
Materials wieder, die sich in Parametern wie mittlere Korngröße, Versetzungsdichten oder<br />
Ausscheidungsgrößen und –dichten äußert, und immer die Versetzungsbewegung beeinflusst.<br />
Innere Spannungen sind damit ein Sammelbegriff aus „alter Zeit“, der aber immer noch<br />
gebräuchlich ist. Sie führen zu einer „Fließbehinderung“, d.h. die Mindestspannung, die<br />
benötigt wird, damit eine Versetzung sich bewegt, steigt an. Dadurch werden die<br />
Festigkeitswerte erhöht, und die Verformungskennwerte verringert. Der E-Modul wird<br />
wiederum nicht beeinflusst (Abbildung 6, Kurve 1 und 3).<br />
Abbildung 7: Spannungs-Dehnungs-Diagramm von unlegiertem Stahl für<br />
verschiedene Behandlungszustände<br />
1) normalisiert, 2) und 3) mit zunehmenden inneren Spannungen durch<br />
vorgehende geeignete Behandlung. „Chemisch“ ist das immer exakt<br />
derselbe Stahl.<br />
8
M303: Spannung und Dehnung<br />
Werden die inneren Spannungen durch Diffusionsprozesse abgebaut („Rekristallisation“ oder<br />
„Normalisieren“; erreichbar durch Glühen oder „Anlassen“ bei Temperaturen mindesten bei<br />
ca. 2/3 des Schmelzpunkts), so ist damit eine Rückbildung der Eigenschaften verbunden<br />
(Abbildung 6). Da durch innere Spannungen die Streckgrenze R eH stärker als die<br />
Zugfestigkeit R m erhöht wird, ihr Abbau annähernd gleich auf beide Kenngrößen wirkt, kann<br />
durch gesteuerte Diffusionsprozesse die Dehnung und gleichzeitig das<br />
Streckgrenzenverhältnis R eH /R m erhöht werden (Abbildung 7).<br />
Abbildung 8: Streckgrenzenverhältnis<br />
3 Versuchsdurchführung<br />
Mit dem Zugversuch werden die wichtigsten Werkstoffkennwerte bei einachsiger, statischer<br />
Zugbeanspruchung ermittelt.<br />
3.1 Verwendete Geräte<br />
• Universalprüfmaschine F max = 100 kN oder F max = 200 kN<br />
• Axial-Extensiometer<br />
• Drucker<br />
• Walzwerk<br />
• Probenstanze<br />
• Glühöfen<br />
•<br />
3.2 Versuchsablauf<br />
3.2.1 Probenherstellung<br />
• Es stehen Blechabschnitte in den Abmessungen b = 50mm, s = 1 / 2mm zur<br />
Verfügung<br />
• Die Kaltverformung erfolgt durch Walzen in mehreren Stichen mit geringer<br />
Walzenzustellung und abschließendem Richtdurchlauf.<br />
• Die Probestäbe werden gestanzt, entgratet und entfettet<br />
9
B302 - Spannung und Dehnung<br />
3.2.2 Proben<br />
Werkstoff: StW22 (S235JRG2), Wst. Nr.: 1.0067 oder was der Betreuer<br />
Ihnen gibt<br />
Form: Flachprobe 120⋅20mm<br />
Zustand: 1. Lieferzustand<br />
2. Lieferzustand, normalgeglüht 860°C, 15 min<br />
3. kaltverformt, 60%<br />
4. kaltverformt, 60%, rekristallisiert 650°C, 60 min<br />
Alle Proben sind auszumessen, die Messlänge ist zu markieren.<br />
Anmerkung: Die Gruppen der Materialwissenschaft kennzeichnen ihre Proben und bewahren<br />
diese für den Versuch B405 Metallographie auf.<br />
3.2.3 Bestimmung der Kennwerte<br />
E-Modul: An allen Proben wird der E-Modul durch Feindehnungsmessung ermittelt.<br />
Nach Erreichen der Vorlast wird der Feindehnungsmesser angesetzt und mit Erreichen des<br />
eingestellten Spannungswertes im elastischen Bereich (Belastungsunterbrechung)<br />
abgenommen<br />
Spezifische Kennwerte: Sie werden durch Kraft - Weg - Messung bestimmt.<br />
Die von der Universalprüfmaschine ausgewiesenen Kennwerte sind um die aus den<br />
Probenabmessungen berechneten Werte<br />
• Bruchdehnung<br />
• Brucheinschnürung<br />
zu ergänzen.<br />
4 Versuchsauswertung<br />
4.1 E-Modul<br />
• Die ermittelten Werte sind kritisch zu werten und mit Literaturangaben zu<br />
vergleichen.<br />
• Die Messunsicherheit ist anzugeben.<br />
4.2 Spezifische Kennwerte<br />
Die Veränderung von<br />
• Dehngrenze / Streckgrenze<br />
• Zugfestigkeit<br />
• Bruchdehnung<br />
durch die technologischen Maßnahmen sind mit den im Werkstoff ablaufenden Prozessen zu<br />
begründen.<br />
• Die Ergebnisse sind mit den theoretischen Erwartungswerten zu vergleichen.<br />
• Der Lieferzustand ist mit Hilfe der Versuchsergebnisse zu definieren.<br />
10
M303: Spannung und Dehnung<br />
5 Literatur<br />
[1] Seidel: Werkstofftechnik; Carl Hanser Verlag München; Wien 1990<br />
[2] Blumenauer: Werkstoffprüfung; VEB Verlag für Grundstoffindustrie; Leipzig 1986<br />
[3] Guy: Metallkunde für Ingenieure; Akad. Verlagsgesellschaft; Frankfurt 1983<br />
[4] Ilschner: Werkstoffwissenschaften; Springer Verlag; Berlin 1982<br />
[5] Schatt: Einführung in die Werkstoffwissenschaft; VEB Verlag für Grundstoffindustrie;<br />
Leipzig 1984<br />
[6] Macherauch: Praktikum in Werkstoffkunde; Vieweg Verlag; Braunschweig 1991<br />
6 Anlagen<br />
Nr.1 Charakteristische Kenngrößen einiger reiner Metalle<br />
Nr.2 Auszug aus dem Stahlschlüssel<br />
7 Copyright-Hinweis<br />
In dieser Anleitung wurden zum Teil Material und Texte von Dieter Bangert und Lothar<br />
Klehr, die der GNU General Public License unterliegen, verwendet. Es ist daher frei zur<br />
nicht-kommerziellen Nutzung und darf zur nicht-kommerziellen Nutzung als Ganzes oder in<br />
Auszügen kopiert werden, vorausgesetzt, dass sich dieser Copyright-Vermerk auf jeder Kopie<br />
befindet.<br />
11
B302 - Spannung und Dehnung<br />
8 Anlagen<br />
8.1 Anlage 1<br />
12
M303: Spannung und Dehnung<br />
8.2 Anlage 2<br />
Abbildung 9: Charakteristische Kenngrößen einiger reiner Metalle<br />
13
B302 - Spannung und Dehnung<br />
8.3 Anlage 3<br />
14