Plastizität und Bruchmechanik - Technische Fakultät
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W. Brocks: <strong>Plastizität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bruchmechanik</strong> WS 2011/12<br />
Tatsächlich wechselt der Risspfad in Abhängigkeit der Spantdicke. Während bei Spantdicken<br />
unterhalb von 1,8 mm der Riss axial im Ligament der Schale weiterläuft <strong>und</strong> dabei auch den<br />
Spant durchtrennt, Bild (a), weicht er bei Dicken ab 1,8 mm in Umfangsrichtung aus, ohne<br />
den Spant zu durchtrennen, Bild (b). Die Änderung des Rissmechanismus wirkt sich auch auf<br />
die Restfestigkeit der Schale, also den maximal ertragbaren Innendruck aus.<br />
(a) t = 1.3 mm<br />
(b) t = 1.8 mm<br />
Rissverzweigung, die hier als Effekt der Spantendicke aufgetreten ist, kann auch durch<br />
Variation der Bindungsfestigkeit (Schweißnaht) der Spanten an die Haut auftreten. Entsprechende<br />
Effekte des Abschälens von Spanten von der Zylinderhaut wurden in Experimenten<br />
beobachtet. Das Kohäsivmodell ist geeignet, Phänomene dieser Art zu beschreiben<br />
<strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die Restfestigkeit vorherzusagen.<br />
6. Schlussfolgerungen<br />
Das auf BARENBLATT zurück gehende phänomenologische Modell einer Kohäsivzone vor der<br />
Rissspitze hat im Zusammenhang mit der FE-Methode eine weite Verbreitung <strong>und</strong> vielseitige<br />
Anwendungen gef<strong>und</strong>en. Sein Vorteil gegenüber mikromechanischen Schädigungsmodellen<br />
liegt vor allem in seiner geringen Zahl von Modellparametern <strong>und</strong> seiner numerischen<br />
Stabilität auch für langes Risswachstum. Die zwei Parameter Kohäsivfestigkeit <strong>und</strong><br />
Separationsenergie erlauben eine physikalisch plausible Interpretation von Risszähigkeit mit<br />
Bezug zu den mikromechanischen Mechanismen duktiler Schädigung. Das Modell lässt<br />
vielfältige Erweiterungen zu <strong>und</strong> hat ein großes Potential für Anwendungen in der Praxis.<br />
- Kohaesivmodell, WB, 07.01.2012 - 9 -