Plastizität und Bruchmechanik - Technische Fakultät

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15.09.2014 Aufrufe

W. Brocks: Plastizität und Bruchmechanik WS 2011/12 enthält zwei zusätzliche „Formparameter“ σ 1 und δ 1 . In der „konkaven“ Form (z.B. σ1 = 0.2 σc, δ2 = 0.2δc) wird es für Beton verwendet (BAŽANT [1993, 2003], MAIER et al. [2006]), in der „konvexen“ Form (z.B. σ1 = σc, δ2 = 0.5δc) ist es für duktiles Risswachstum geeignet. Für duktile Werkstoffe hat NEEDLEMAN [1987] als Kohäsivgesetz für Modus I ein Polynom 3. Grades (c) eingeführt, das TVERGAARD [1990] auch für ein Modus-II-Problem, die Ablösung von Fasern in einem faserverstärkten Metall eingesetzt hat, 2 27 δ ⎛ δ ⎞ 9 σ = σc ⎜1− ⎟ , Γ c = 16 σδ c c. (4c) 4 δc ⎝ δc ⎠ Das exponentielle Kohäsivgesetz (d) von NEEDLEMAN [1990] 16 2 δ ⎛ 16 δ ⎞ 9 σ = σc e exp⎜− e ⎟ , Γ c = 16 σδ c c , (4d) 9 δc ⎝ 9 δc ⎠ mit e = exp() 1 wurde aus einer Energiefunktion für atomare Bindungskräfte von ROSE et al. [1981] hergeleitet. Die Besonderheit dieses Modells besteht darin, dass für δ = δc die Kohäsivspannung nicht Null wird, sondern den Wert σ ( δc) = 0.105σc hat. Die Separationsenergie bei δ = δc ist die gleiche wie für das Modell (c). Es wurde sowohl für spröde (XU & NEEDLEMAN [1994]) als auch für duktile Werkstoffe (SIEGMUND & BROCKS [1998]) eingesetzt. Ein trilineares Separationsgesetz (e) für duktiles Risswachstum unter Modus I und Modus II mit zwei zusätzlichen Formparametern δ 1 und δ 2 stammt von TVERGAARD & HUTCHINSON [1992, 1993] ⎧ ⎪ δ für δ ≤ δ 1 δ1 ⎪ ⎛ 1 1 2 c⎨ 1 für 1 2 , Γ c = 2 σcδc⎜1− δ + δ ⎪ δc −δ ⎝ δc δc ⎪ für δ2 ≤δ ≤δc δc −δ2 σ = σ δ ≤δ ≤δ ⎪⎩ ⎞ ⎟. (4e) ⎠ Die Formparameter erhöhen die Flexibilität seines Einsatzes für verschiedenartige Separationsprozesse. In der Darstellung (e) ist δ 1 = 0.1δ c und δ 2 = 0.7δ c bzw. δ 2 = 0.2δ c . Als Sonderfälle erhält man das Modell (a) von HILLERBORG für δ 2 = δ 1 → 0 und das sogen. „rechteckige“ Kohäsivgesetz (LIN et al. [1998]) für δ1 →0, δ2 → δc. Der trilinearen Funktion (4e) von TVERGAARD & HUTCHINSON ähnlich ist die von SCHEIDER [2001] vorgeschlagene Funktion 2 ⎧ ⎛ δ ⎞ ⎛ δ ⎞ ⎪ 2⎜ ⎟−⎜ ⎟ für δ ≤δ1 ⎪ ⎝δ1⎠ ⎝δ1⎠ ⎪ σ = σ ⎨ 1 für δ ≤δ ≤δ , c 1 2 ⎪ 3 2 ⎪ ⎛ δ − δ2 ⎞ ⎛ δ − δ2 ⎞ ⎪ 2⎜ ⎟ − 3⎜ ⎟ + 1 für δ2 ≤δ ≤δc δc −δ2 δc −δ2 ⎩ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ - Kohaesivmodell, WB, 07.01.2012 - 4 -

W. Brocks: Plastizität und Bruchmechanik WS 2011/12 ⎛ 1 2 δ1 δ ⎞ 2 Γ c = 2 σcδc⎜1− + ⎟ (4f) ⎝ 3 δc δc ⎠ die an den Übergängen zwischen den drei Bereichen stetig differenzierbar ist. Auch sie hat den Vorteil der Flexibilität für verschiedenartige Separationsprozesse. In der Darstellung (f) ist δ1 = 0.1δ c und δ 2 = 0.7δ c bzw. δ 2 = 0.2δ c . Für δ 1 = δ 2 = 0.33δ c ist sie der kubischen Funktion (4c) von NEEDLEMAN sehr ähnlich und ihr Entfestigungsteil identisch. SCHEIDER & BROCKS [2003a] haben damit ein Mixed-Mode-Problem, die Simulation des Teller-Tassen- Bruches in einer Rundzugprobe behandelt. Die Wahl des Separationsgesetzes liegt in der Entscheidung des Anwenders und entscheidet sich an seiner Eignung, einen bestimmten Separationsprozess anhand gemessener makroskopischer Daten wie z.B. Risswiderstandskurven mit hinreichender Genauigkeit vorherzusagen. Da die Form des Separationsgesetzes das Simulationsergebnis beeinflusst (SCHEIDER & BROCKS [2003b]), sind die für ein Material identifizierten Modellparameter an die einmal gewählte Funktion gebunden, und die Übertragbarkeit ist nur unter Beibehaltung dieser Kurve gewährleistet. Während der Formparameter δ 2 in den Gln. (4e) und (4f) spezifisch für einen bestimmten Separationsprozess ist, hat δ 1 eine vorwiegend numerische Funktion. Da die Kohäsivelemente lediglich die Schädigung, also die Entfestigung des Werkstoffs beschreiben sollen, während die Verformung durch die Kontinuumselemente modelliert wird, sollte die „elastische“ Anfangssteigung Ecoh = σ c δ1 der σ(δ)-Kurve möglichst groß werden, E coh Δ E 1, 7 also δ1 Δ 1 mit Δ als Elementgröße im Ligament. Der Idealfall δ 1 = 0 wie in den Gesetzen (a) und (b) ist allerdings praktisch meist nicht zu realisieren, da er zu Konvergenzproblemen führt. Zu große Anfangssteigungen der σ(δ)-Kurve können in den Simulationen zu numerischen Artefakten führen (siehe z.B. ELICES et al. [2002]). Hierin ist ein Nachteil der Kohäsivgesetze (c) und (d) von NEEDLEMAN zu sehen, da die Anfangssteigungen nicht unabhängig gewählt werden können, sondern von den Materialparametern σ c und δ c abhängen. Weitere Modellannahmen müssen für Ent- und Wiederbelastungsprozesse sowie für Druckspannungen gemacht werden. Dabei sind zwei Grenzfälle möglich: • Eine Entlastung δ < 0 vom Punkt A aus erfolgt in Analogie zur Plastizität auf einer Geraden parallel zur Anfangssteigung der σ ( δ ) -Kurve und bei Wiederbelastung zurück auf der gleichen Geraden bis zum Erreichen des ursprünglichen Wertes (A) der σ ( δ )- Kurve vor der Entlastung. Für σ = 0 hat man eine bleibende Separation. Für Drucknormalspannungen σ n < 0 ist die Separation Null, jedoch muss aus numerischen Gründen eine Gerade mit großer Steigung für σ n( δn) eingeführt werden. Eine Umkehr des Vorzeichens der Schubspannungen erfolgt zunächst entlang der Entlastungsgeraden (B) (A) bis im Punkt B die betragsmäßig gleiche Kohäsivspannung σ t =− σ t erreicht wird, wie im Punkt A. Für weiteres δ t < 0 nehmen die Scherkohäsivspannungen bis auf Null ab. Dieses Modell beschreibt duktile Schädigungsprozesse. 7 E bezeichnet den Elastizitätsmodul (YOUNG’s modulus) - Kohaesivmodell, WB, 07.01.2012 - 5 -

W. Brocks: <strong>Plastizität</strong> <strong>und</strong> <strong>Bruchmechanik</strong> WS 2011/12<br />

⎛<br />

1<br />

2 δ1 δ ⎞<br />

2<br />

Γ<br />

c<br />

=<br />

2<br />

σcδc⎜1− + ⎟ (4f)<br />

⎝ 3 δc<br />

δc<br />

⎠<br />

die an den Übergängen zwischen den drei Bereichen stetig differenzierbar ist. Auch sie hat<br />

den Vorteil der Flexibilität für verschiedenartige Separationsprozesse. In der Darstellung (f)<br />

ist δ1 = 0.1δ<br />

c<br />

<strong>und</strong> δ 2<br />

= 0.7δ<br />

c<br />

bzw. δ 2<br />

= 0.2δ<br />

c<br />

. Für δ 1<br />

= δ 2<br />

= 0.33δ<br />

c<br />

ist sie der kubischen<br />

Funktion (4c) von NEEDLEMAN sehr ähnlich <strong>und</strong> ihr Entfestigungsteil identisch. SCHEIDER &<br />

BROCKS [2003a] haben damit ein Mixed-Mode-Problem, die Simulation des Teller-Tassen-<br />

Bruches in einer R<strong>und</strong>zugprobe behandelt.<br />

Die Wahl des Separationsgesetzes liegt in der Entscheidung des Anwenders <strong>und</strong> entscheidet<br />

sich an seiner Eignung, einen bestimmten Separationsprozess anhand gemessener makroskopischer<br />

Daten wie z.B. Risswiderstandskurven mit hinreichender Genauigkeit vorherzusagen.<br />

Da die Form des Separationsgesetzes das Simulationsergebnis beeinflusst (SCHEIDER<br />

& BROCKS [2003b]), sind die für ein Material identifizierten Modellparameter an die einmal<br />

gewählte Funktion geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> die Übertragbarkeit ist nur unter Beibehaltung dieser Kurve<br />

gewährleistet.<br />

Während der Formparameter δ 2 in den Gln. (4e) <strong>und</strong> (4f) spezifisch für einen bestimmten<br />

Separationsprozess ist, hat δ 1 eine vorwiegend numerische Funktion. Da die Kohäsivelemente<br />

lediglich die Schädigung, also die Entfestigung des Werkstoffs beschreiben sollen, während<br />

die Verformung durch die Kontinuumselemente modelliert wird, sollte die „elastische“<br />

Anfangssteigung Ecoh = σ<br />

c<br />

δ1<br />

der σ(δ)-Kurve möglichst groß werden, E coh<br />

Δ E 1, 7 also<br />

δ1 Δ 1 mit Δ als Elementgröße im Ligament. Der Idealfall δ 1<br />

= 0 wie in den Gesetzen (a)<br />

<strong>und</strong> (b) ist allerdings praktisch meist nicht zu realisieren, da er zu Konvergenzproblemen<br />

führt. Zu große Anfangssteigungen der σ(δ)-Kurve können in den Simulationen zu<br />

numerischen Artefakten führen (siehe z.B. ELICES et al. [2002]). Hierin ist ein Nachteil der<br />

Kohäsivgesetze (c) <strong>und</strong> (d) von NEEDLEMAN zu sehen, da die Anfangssteigungen nicht<br />

unabhängig gewählt werden können, sondern von den Materialparametern σ c <strong>und</strong> δ c<br />

abhängen.<br />

Weitere Modellannahmen müssen für Ent- <strong>und</strong> Wiederbelastungsprozesse sowie für<br />

Druckspannungen gemacht werden. Dabei sind zwei Grenzfälle möglich:<br />

• Eine Entlastung δ < 0 vom Punkt A aus erfolgt in Analogie zur <strong>Plastizität</strong> auf einer<br />

Geraden parallel zur Anfangssteigung der σ ( δ ) -Kurve <strong>und</strong> bei Wiederbelastung zurück<br />

auf der gleichen Geraden bis zum Erreichen des ursprünglichen Wertes (A) der σ ( δ )-<br />

Kurve vor der Entlastung. Für σ = 0 hat man eine bleibende Separation. Für<br />

Drucknormalspannungen σ<br />

n<br />

< 0 ist die Separation Null, jedoch muss aus numerischen<br />

Gründen eine Gerade mit großer Steigung für σ<br />

n( δn)<br />

eingeführt werden. Eine Umkehr<br />

des Vorzeichens der Schubspannungen erfolgt zunächst entlang der Entlastungsgeraden<br />

(B) (A)<br />

bis im Punkt B die betragsmäßig gleiche Kohäsivspannung σ<br />

t<br />

=− σ<br />

t<br />

erreicht wird,<br />

wie im Punkt A. Für weiteres δ<br />

t<br />

< 0 nehmen die Scherkohäsivspannungen bis auf Null<br />

ab. Dieses Modell beschreibt duktile Schädigungsprozesse.<br />

7<br />

E bezeichnet den Elastizitätsmodul (YOUNG’s modulus)<br />

- Kohaesivmodell, WB, 07.01.2012 - 5 -

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