Templer 1 - Der Tempel der Menschheit
Templer 1 - Der Tempel der Menschheit Templer 1 - Der Tempel der Menschheit
D E R TEMPLER E Ausgabe 1/2013 Tempel der Menschheit Der Tempel der Menschheit ............................................................ 2 Der redaktionelle Spiegel, von Eleanor Schumway ............................... 3 Die Symbole der Bibel und der Kirche, von Franz Hartmann .............. 4 Die mystische Auslegung von Ostern, von Max Heindel ..................... 8 Frühlings-Tagundnachtgleiche, von Gottfried. v. Purucker .............. 15 Der Tempel der Menschheit – Aktivitäten ................................... 23 Spiegel, von Friedrich Beer ....................................................... 24 DER TEMPEL DER MENSCHHEIT Deutsche Gemeinschaft e. V.
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- Seite 22 und 23: Daher kann unser ganzes Sonnensyste
- Seite 24: Spiegel Du sagst zu mir, Du hast ke
D E R TEMPLER<br />
E Ausgabe 1/2013<br />
<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> ............................................................ 2<br />
<strong>Der</strong> redaktionelle Spiegel, von Eleanor Schumway ............................... 3<br />
Die Symbole <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Kirche, von Franz Hartmann .............. 4<br />
Die mystische Auslegung von Ostern, von Max Heindel ..................... 8<br />
Frühlings-Tagundnachtgleiche, von Gottfried. v. Purucker .............. 15<br />
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> – Aktivitäten ................................... 23<br />
Spiegel, von Friedrich Beer ....................................................... 24<br />
DER TEMPEL DER MENSCHHEIT<br />
Deutsche Gemeinschaft e. V.
THE TEMPLE OF THE PEOPLE<br />
— <strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> —<br />
Kosmisch betrachtet entspricht <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> dem <strong>Tempel</strong><br />
aller Menschen. Dieser <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> Menschen besteht aus allen Menschen, die,<br />
wenn bei ihnen das Wissen um ihre Göttlichkeit erwacht, es unternommen<br />
haben, den Pfad zu betreten, sowie aus denen, die ihr Leben dem selbstlosen<br />
Dienst an <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> gewidmet haben. Im Beson<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> TEMPEL<br />
DER MENSCHHEIT einer <strong>der</strong> Körper o<strong>der</strong> Werkzeuge für das Erscheinen des<br />
Avatars o<strong>der</strong> des Christus für die neue Ordnung, die Morgendämmerung einer<br />
neuen Kultur für die Rassen dieser Erde.<br />
Er wurde im Staate New York im zweiten Zyklus <strong>der</strong> Großen Weißen Loge<br />
im Jahre 1898 durch drei Meister gegründet, welche durch an<strong>der</strong>e unterstützt<br />
wurden, um physische, mentale und spirituelle Grundlagen <strong>der</strong> kommenden<br />
sechsten Rasse aufzubauen.<br />
Die Ziele des <strong>Tempel</strong>s sind:<br />
1. Die Wahrheiten <strong>der</strong> Religion als Hauptfaktor in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
menschlichen Rasse darzulegen. Dies bedeutet aber nicht die Formulierung<br />
eines Glaubensbekenntnisses.<br />
2. Eine Philosophie des Lebens zu verbreiten, die mit den Naturgesetzen und<br />
dem göttlichen Gesetz im Einklang ist.<br />
3. Das Studium <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> grundlegenden Tatsachen und<br />
Gesetze, auf denen die Wissenschaften beruhen, zu för<strong>der</strong>n, was uns<br />
gestatten wird, unseren Glauben und unsere Erkenntnis von dem Bekannten<br />
auf das Unbekannte auszudehnen.<br />
4. Das Studium und die Ausübung <strong>der</strong> Kunst auf den grundlegenden Linien zu<br />
för<strong>der</strong>n, um zu zeigen, dass die Kunst in Wirklichkeit die Anwendung von<br />
Erkenntnis zum Wohle und zum Heile <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> ist, und dass <strong>der</strong><br />
Christos zu <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> sowohl durch die Kunst als auch durch eine<br />
an<strong>der</strong>e grundlegende Offenbarungsweise sprechen kann.<br />
5. Die För<strong>der</strong>ung einer Kenntnis <strong>der</strong> wahren Sozialwissenschaft, die auf einem<br />
unumstößlichen Gesetz beruht, das die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen<br />
untereinan<strong>der</strong> und zwischen Mensch und Gott und <strong>der</strong> Natur darlegt. Sobald<br />
diese Beziehungen recht verstanden werden, werden wir instinktiv das<br />
Gesetz <strong>der</strong> wahren Bru<strong>der</strong>schaft anerkennen und befolgen: Das <strong>der</strong> Einheit<br />
ALLEN Lebens.<br />
Religion, Wissenschaft und Volkswirtschaft: dieses sind die Grundsteine<br />
des <strong>Tempel</strong>s. Es kann keine wahre Religion ohne wissenschaftliche Basis geben,<br />
und es kann kein gerechtes Wirtschaftssystem geben, das nicht auf einer<br />
Wissenschaft beruht, die religiös ist und eine Religion, die wissenschaftlich ist.<br />
2
DER REDAKTIONELLE SPIEGEL<br />
Ein spannendes neues Jahr liegt vor uns. Spannend in<br />
dem Sinne, dass erstaunlich schöne Dinge kommen<br />
werden. Aus dem gleichen Grunde wird, wenn wir<br />
fürchten, dass es kommen wird, genau das geschehen.<br />
"Die Dinge, die wir fürchten, werden auf uns zu<br />
kommen", ist heute so wahr, wie es immer gewesen ist.<br />
Jedoch ist die Vergangenheit gewesen, die Zukunft wird<br />
kommen, die einzige wirkliche Zeit ist das Jetzt, dieser<br />
Moment. Es ist ein neuer Tag mit 24 Stunden, 1400<br />
Minuten, 84.000 Sekunden. Je<strong>der</strong> Moment <strong>der</strong> Zeit ist mit<br />
dem Versprechen <strong>der</strong> Liebe, <strong>der</strong> Nachsicht, <strong>der</strong> Toleranz,<br />
<strong>der</strong> Freundlichkeit, <strong>der</strong> Geduld belebt… die Liste <strong>der</strong><br />
positiven Eigenschaften kann endlos sein. Jedoch nur wir<br />
können sie in solchen Momenten geschehen machen,<br />
jeden Tag, indem wir einfach jeden Tag, indem wir einfach<br />
tun.<br />
Das ist mein Wunsch für das kommende Jahr an euch:<br />
Einfach tun.<br />
Eleanor L. Shumway<br />
Guardian in Chief<br />
Ich will mich bemühen, die Gegenwart<br />
des Avatars als eine lebendige Kraft in<br />
meinem Leben zu erkennen und zu<br />
verwirklichen.<br />
3
4<br />
Die Symbole <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Kirche<br />
Von Franz Hartmann<br />
Fortsetzung aus <strong>Templer</strong> 4/2012<br />
Was aber die <strong>Menschheit</strong> im Ganzen wohl erst nach vielen<br />
Millionen Jahren erreichen wird, das ist dem Einzelnen schon jetzt,<br />
möglich, wenn er ein Nachfolger Christi wird. Damit ist aber nicht<br />
gemeint, daß er die äußerlichen Handlungen von Jesus von<br />
Nazareth, so wie sie im Neuen Testament beschrieben sind,<br />
nachmachen müsse; son<strong>der</strong>n dass er durch die Kraft Gottes in ihm<br />
das Irdische überwindet und durch die Aufopferung des<br />
Selbstwahnes in <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> erkennenden Liebe zur Erkenntnis<br />
seines göttlichen Daseins gelangt. Wie ein Bewohner <strong>der</strong> Unterwelt<br />
sich durch das Lesen von Büchern und Beschreibungen keine<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> Sonne verschaffen könnte, so kann auch durch alles<br />
Studium <strong>der</strong> Theologie keine Christuserkenntnis erlangt werden.<br />
Geht aber die Geistessonne in unserem eigenen Innern auf,<br />
dann haben wir, wenn auch ohne theologischen Unterricht, den<br />
wahren Sohn Gottes erkannt. Dann aber erst ist ein Mensch im<br />
wahren Sinne des Wortes ein „Christ“, und ein wahrer Christ zu<br />
werden ist deshalb kein leichtes Ding*).<br />
Tief im Heiligtum <strong>der</strong> Seele, im stillen Bethlehem (im<br />
Materiellen), schlummert <strong>der</strong> Funke <strong>der</strong> göttlichen Liebe und wird<br />
in dem reinen Gemüte zum Lichte <strong>der</strong> Erkenntnis geboren. <strong>Der</strong><br />
Nährvater des göttlichen Kindes ist <strong>der</strong> Verstand, welcher das Haus<br />
in Ordnung hält und dem Bösen den Zutritt verweigert.<br />
Die Wiege steht im Stalle, umgeben von tierischen Elementen,<br />
Begierden und Leidenschaften; da stehen <strong>der</strong> Eigensinn als ,,Esel“<br />
und die Nichterkenntnis als ,,Ochse“ symbolisiert; aber da ist auch<br />
die Mutter, die himmlische Natur, als ,,Jungfrau Maria“, welche<br />
*) im Grunde genommen ist ein „Christ“,, d. h. ein „Gesalbter“ ein<br />
,,Buddhist“, d. h. ein ,Erleuchteter“; ein „Lama“, d. h. ein ,,Verherrlichter'“ und<br />
ein „Brahmine“ d. h. ein „Guter", eins und dasselbe.
das Kind beschützt und ernährt. In seiner Kindheit wird die<br />
Stimme des Kindes, die Stimme <strong>der</strong> Stille, nur durch die<br />
Empfindung und das Gewissen vernommen; aber schon im<br />
zwölften Jahre tritt er als Intuition lehrend auf und verblüfft durch<br />
seine Weisheit die logischen Argumente und den Scharfsinn des<br />
Intellektes, <strong>der</strong> keine wahre Erkenntnis besitzt.<br />
Durch alle Regionen des Empfindens und Denkens nimmt <strong>der</strong><br />
Erlöser seinen Weg, Wun<strong>der</strong> wirkend. Ohne zu sinken, wandelt er<br />
auf dem sturmbewegten Meere des Lebens und gebietet den Wogen<br />
Ruhe. Durch die Kraft <strong>der</strong> Selbstbeherrschung heilt er die<br />
Krankheiten <strong>der</strong> Seele und des Körpers; er bringt die geistig<br />
Blinden zur Erkenntnis <strong>der</strong> Wahrheit, macht, dass die geistig<br />
Tauben die Stimme des Gewissens wie<strong>der</strong> vernehmen; ja er<br />
erweckt sogar die, welche schon geistig tot zu sein schienen,<br />
wie<strong>der</strong> zum geistigen Leben auf. Von den Theologen und Anbetern<br />
äußerlicher Götter verfolgt und verraten, wird er vor den<br />
Richterstuhl <strong>der</strong> Vernunft geführt; aber ,,Pilatus" kann, da er nicht<br />
selbst die Wahrheit ist, die Wahrheit nicht erkennen und fragt<br />
vergebens nach Beweisen, ohne zu begreifen, dass es für das<br />
Dasein <strong>der</strong> Wahrheit keinen besseren Beweis gibt als die<br />
Offenbarung ihrer selbst. Weil aber die Vernunft ohne Erleuchtung<br />
die Wahrheit nicht erkennt, so bleibt <strong>der</strong> Mensch an dieses irdische<br />
Dasein gefesselt, dessen Symbol das Kreuz ist, wobei <strong>der</strong><br />
senkrechte Balken das Herab- und Hinaufsteigen des Geistes, <strong>der</strong><br />
horizontale das Reich des Materiellen bedeutet.<br />
<strong>Der</strong> Mensch muss selbst sein Kreuz (Karma) tragen; aber<br />
,,Josef von Arimathia", d. h. das Vertrauen, die Hoffnung, hilft ihm<br />
dabei. Doch endet das Leiden des Menschen erst dann, wenn er das<br />
große Werk <strong>der</strong> Aufopferung des Selbstwahnes vollbracht hat.<br />
Dann stirbt <strong>der</strong> Mensch den mystischen Tod, und an die Stelle <strong>der</strong><br />
menschlichen Vernunft tritt die göttliche Weisheit. So erlöst sich<br />
Gott vom Menschentiere und erlöst damit auch den mit ihm<br />
vereinigten Menschen selbst. <strong>Der</strong> Tod <strong>der</strong> Nichterkenntnis ist die<br />
Auferstehung <strong>der</strong> Erkenntnis, so wie das Verschwinden <strong>der</strong><br />
Dunkelheit die Geburt des Tages ist.<br />
5
Viele Bände könnten mit Erklärungen <strong>der</strong> Symbole <strong>der</strong> Bibel<br />
gefüllt werden, um so mehr, als jedes dieser Symbole je nach dem<br />
Standpunkte, von dem es betrachtet wird, drei und sogar sieben<br />
verschiedene Erklärungen zulässt, von denen jede richtig ist, und es<br />
keiner willkürlichen Hineinlegung eines nicht darin enthaltenen<br />
Sinnes bedarf. Aber es ist nicht unsere Absicht, <strong>der</strong> Intuition des<br />
Lesers vorzugreifen und ihm die Mühe des eigenen Denkens zu<br />
ersparen; vielmehr sollen die obigen Andeutungen nur darauf<br />
hinweisen, daß in den Lehren <strong>der</strong> Bibel viele und kostbare, aber nur<br />
wenig bekannte Schätze enthalten sind.<br />
Wie in <strong>der</strong> Lebensgeschichte des Nazareners das Erwachen des<br />
göttlichen Geistes im Menschen sinnbildlich dargestellt ist, so ist<br />
auch das Schauspiel, welches uns die große Natur im Äußern vor<br />
Augen führt, ein Sinnbild <strong>der</strong> Geburt des göttlichen Logos, des<br />
wahren Erlösers <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong>, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> ewigen Jungfrau, <strong>der</strong><br />
Weisheit, geboren ist. An jedem Morgen wird die Sonne gleichsam<br />
von Neuem aus <strong>der</strong> Jungfrau (<strong>der</strong> Nacht) geboren, weshalb auch<br />
die Morgenröte (Aurora, Aditi) die Mutter <strong>der</strong> Götter genannt wird.<br />
Je<strong>der</strong> kleine Kreislauf von Tag, Abend, Nacht und Morgen ist ein<br />
Sinnbild von Leben und Sterben und Wie<strong>der</strong>geburt; den größeren<br />
Kreislauf bildet das Jahr.<br />
Schon die alten Ägypter feierten in <strong>der</strong> Wintersonnenwende die<br />
Geburt des Sohnes <strong>der</strong> Isis. Mithras, <strong>der</strong> persische Sonnengott, kam<br />
am 25. Dezember in <strong>der</strong> Mitternachtsstunde in einer ,,Höhle" (<strong>der</strong><br />
Nacht) zur Welt. Das Zeichen <strong>der</strong> „Jungfrau“ steigt am östlichen<br />
Himmel empor, und auch <strong>der</strong> ,,Stall“ ist nicht weit davon entfernt,<br />
denn die Sonne tritt in ein an<strong>der</strong>es Zeichen des Tierkreises ein.<br />
Während des Winters ruht das Leben in <strong>der</strong> Natur, gleichwie ein<br />
Mensch im Grabe; unter dem schneeigen Leichentuch und in<br />
Bächen und Flüssen ist die Bewegung erstarrt; die Bäume sind<br />
entlaubt, und <strong>der</strong> kalte Wind vom Norden weht über das kahle<br />
Gestein. Aber bald erwacht durch den Einfluss <strong>der</strong> Sonne das<br />
verborgene Leben; das Erstarrte löst sich auf und die Erde<br />
schmückt sich von Neuem mit frischem Grün. So herrscht auch im<br />
Menschenherzen, das ohne wahre Erkenntnis ist, Öde und Trübsal;<br />
aber durch die erwachende selbstlose Liebe löst sich die eisige<br />
6
Kruste, welche die Selbstsucht um das Herz gezogen hat, wie<strong>der</strong><br />
auf. Dann dämmert <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Erkenntnis, und am Ende steigt in<br />
<strong>der</strong> eigenen Seele die Sonne <strong>der</strong> göttlichen Weisheit am Himmel im<br />
Innern empor.<br />
Aber in <strong>der</strong> Tat ist die Annäherung <strong>der</strong> Sonne an die Erde nur<br />
eine scheinbare, und in Wirklichkeit ist es die Erde, die sich zu <strong>der</strong><br />
Sonne neigt und ihr dadurch nähertritt. So tritt auch die Sonne <strong>der</strong><br />
Weisheit dem Menschen nicht näher, son<strong>der</strong>n er nähert sich ihr<br />
durch den Gehorsam gegen ihr Gesetz.<br />
Das Reich <strong>der</strong> Erscheinungen besteht nur aus Gleichnissen, und<br />
wenn wir die Fähigkeit haben, den Sinn <strong>der</strong> Symbole zu erkennen,<br />
so brauchen wir nicht lange nach <strong>der</strong> Weisheit zu suchen. Die<br />
Sonne selbst, welche wir am Tage sehen, ist nur ein Sinnbild <strong>der</strong><br />
Geistessonne des Weltalls, aus <strong>der</strong> alles Geistesleben strömt und<br />
wie<strong>der</strong> zu ihr zurückkehrt. Die physische Sonne sendet ihre<br />
Lebensströme durch das Planetensystem. Sie ist das Herz unserer<br />
Welt, von dem <strong>der</strong> Kreislauf des Lebens durch den Organismus <strong>der</strong><br />
Natur während einer jedesmaligen Zeitperiode von elf Jahren<br />
pulsiert*). So kommt auch alles göttliche Leben von Gott und kehrt<br />
wie<strong>der</strong> zu Gott zurück.<br />
*) Die Zeit <strong>der</strong> vermehrten Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Sonnenflecken entspricht <strong>der</strong><br />
,,Systole", die <strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> „ Diastole“ des großen Herzens.<br />
7
8<br />
Bartolomé Esteban Pereu Murillo: Die Auferstehung Christi um 1650-60,<br />
Öl, 243 x 164 cm, Madrid, Academia de Bellas Artes de San Fernando.
Die mystische Auslegung von Ostern<br />
Von Max Heindel<br />
Die kosmische Bedeutung von Ostern<br />
(Teil I)<br />
Das ganze Leben des Christus war ein Kreuz und ein Martyrium, und du<br />
suchest für dich Ruhe und Freude? Je höher ein Mensch im Geiste steigt, umso<br />
schwerer wird er das Kreuz empfinden, weil die Trauer seiner Verbannung mit<br />
<strong>der</strong> Größe seiner Liebe wächst".<br />
Thomas von Kempis<br />
Es war am Karfreitag Morgen des Jahres 1857. Richard Wagner<br />
<strong>der</strong> Meisterkünstler des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, saß auf <strong>der</strong> Veranda einer<br />
Schweizer Villa am Züricher See. Um ihn herum lag die<br />
Landschaft im glorreichen Sonnenschein, Friede und Wohlwollen<br />
schien durch die ganze Natur zu dringen. Die ganze Natur pochte<br />
voller Leben; die Luft war mit dem würzigen Geruch <strong>der</strong><br />
sprossenden Fichtenwäl<strong>der</strong> beladen ein wun<strong>der</strong>voller Balsam für<br />
ein schweres Herz o<strong>der</strong> für den ruhelosen Geist.<br />
Da plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, tauchte in <strong>der</strong><br />
tiefmystischen Seele Wagners die Erinnerung an die traurige<br />
Bedeutung dieses Tages auf, des dunkelsten und traurigsten Tages<br />
im ganzen christlichen Jahre. Als er so über diesen Kontrast<br />
nachdachte, wurde er tief betrübt. Es schien so etwas<br />
Wi<strong>der</strong>sinniges darin zu liegen: Hier um ihn herum die lachende<br />
Natur, überall die emsige Tätigkeit des Wachstums, wie es nach<br />
dem langen Schlaf des Winters zu neuem Leben drängte und dort<br />
<strong>der</strong> Todeskampf des gequälten Heilandes am Kreuz. Hier <strong>der</strong><br />
volltönende Gesang des Lebens aus Tausenden kleinen Kehlen <strong>der</strong><br />
gefie<strong>der</strong>ten Sänger im Wald, Heide und Wiese und dort die<br />
drohenden Hassrufe einer wütenden Menge, die das höchste Ideal,<br />
das die Welt je kannte, verhöhnen und verspotten. Hier die<br />
wun<strong>der</strong>volle aufbauende Energie <strong>der</strong> Natur im Frühling, dort das<br />
nie<strong>der</strong>reißende Element im Menschen, das den feinsten Charakter<br />
tötete, <strong>der</strong> je auf unserer Erde gewandelt ist.<br />
Als Wagner so über den Wi<strong>der</strong>sinn des Lebens nachdachte,<br />
drängte sich ihm die Frage auf: Gibt es eine Verbindung zwischen<br />
dem Tod des Heilands am Kreuze zu Ostern und <strong>der</strong> Lebenskraft,<br />
9
die im Frühling, wenn für sie das neue Jahr beginnt, die ganze<br />
Natur durchdringt?<br />
Wagner wurde sich vielleicht <strong>der</strong> ganzen Bedeutung dieser<br />
Verbindung zwischen dem Tod des Heilands und <strong>der</strong> Erneuerung<br />
<strong>der</strong> Natur noch nicht voll bewusst. Trotzdem hatte er zufällig den<br />
Schlüssel zu einem <strong>der</strong> tiefsten Mysterien gefunden, dem <strong>der</strong><br />
Mensch auf seiner Pilgerreise vom Mineral bis hinauf zum Gott<br />
begegnet.<br />
In <strong>der</strong> dunkelsten Nacht des Jahres, wenn die Erde am tiefsten<br />
in den kalten Armen des Winters schläft, wenn die physischen<br />
Tätigkeiten am niedrigsten sind, sinkt eine Woge geistiger Energie,<br />
das göttliche Wort, vom Himmel zu seiner mystischen Geburt auf<br />
die Erde nie<strong>der</strong>. Wie eine leuchtende Wolke lagert <strong>der</strong> geistige<br />
Impuls über <strong>der</strong> Erde, die ,,ihn nicht erkannte" (Joh. 1.) denn ,,sie<br />
scheinet in <strong>der</strong> Dunkelheit" des Winters, wenn die Natur gelähmt<br />
und stille daliegt.<br />
Das göttliche, schöpferische ,,Wort" hat eine Botschaft und eine<br />
Mission für uns. Es wird geboren um ,,die Welt zu retten" und<br />
,,sein Leben für die Welt zu geben". Es muss natürlich sein Leben<br />
opfern, damit die Natur wie<strong>der</strong> erwachen kann. Langsam versenkt<br />
es sich in die Erde und fängt an, seine eigene Lebenskraft in die<br />
Millionen von Samenkörnern einzuflößen, die schlummernd im<br />
Erdboden liegen. Es flüstert das ,,Wort des Lebens" in die Ohren<br />
aller Lebewesen, bis jede lebende Kreatur die gute Nachricht<br />
vernommen hat.<br />
Wenn die Sonne bei <strong>der</strong> Frühlings-Tag- und Nachtgleiche den<br />
Ost(ern) Teil ihres Weges anfängt, ist das Opfer vollendet. Dann<br />
stirbt das göttliche Wort. Es endet am Kreuz zu Ostern (mystisch<br />
genommen), wenn es den triumphierenden Schrei ausstößt:<br />
Consumatum est (Es ist vollbracht)!<br />
Aber wie ein Echo uns viele Male ein Wort wi<strong>der</strong>hallt, so tönt<br />
auch <strong>der</strong> himmlische Gesang des Lebens oftmals von <strong>der</strong> Erde<br />
wi<strong>der</strong>. Die ganze Schöpfung nimmt die Hymne auf. Von einem<br />
tausendköpfigen Chor erklingt sie wie<strong>der</strong> und wie<strong>der</strong>. Die kleinen<br />
Samen im Schoß <strong>der</strong> Mutter Erde fangen an zu keimen; sie<br />
10
zerbrechen ihre harte Schale und beginnen zu wachsen und bald<br />
zerbricht ein wun<strong>der</strong>volles Mosaik des Lebens, ein sammetartiger<br />
grüner Teppich, durchwebt von unzähligen buntfarbigen Blumen,<br />
die Hülle des unbefleckten winterlichen Weißes. Aus den Kehlen<br />
<strong>der</strong> Myriaden von Vögeln und an<strong>der</strong>en Lebewesen hallt das ,,Wort<br />
des Lebens", ein Gesang <strong>der</strong> Liebe wi<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sie antreibt, sich zu<br />
paaren. Alles drängt nach Fortpflanzung und Lebensvervielfältigung,<br />
überall auf <strong>der</strong> ganzen Erde. <strong>Der</strong> Geist ist emporgestiegen<br />
in einer größeren Fülle des Lebens.<br />
So können wir als Mystiker die alljährliche Geburt, den Tod<br />
und die Auferstehung des Heilands in <strong>der</strong> Ebbe und Flut eines<br />
geistigen Impulses erkennen, <strong>der</strong> seinen Höhepunkt zur<br />
Wintersonnenwende, <strong>der</strong> Nacht <strong>der</strong> Weihe, hat und die Erde wie<strong>der</strong><br />
kurz nach Ostern verläßt, wenn das Wort gen Himmel fährt, am<br />
H i m m e l f a h r t s t a g e.<br />
Darüber liest man in <strong>der</strong> Bibel: Von dannen er kommen wird,<br />
zu richten die Lebenden und die Toten. Wenn die Waage am<br />
Himmel steht, die Sonne die nördliche Halbkugel verläßt, wenn die<br />
Früchte des Jahres eingeerntet, gewogen und sortiert sind, dann<br />
fängt <strong>der</strong> geistige Impuls des neuen Jahres wie<strong>der</strong> an zu uns<br />
hernie<strong>der</strong>zusinken, und das neue Jahr wird empfangen - Maria<br />
Empfängnis!<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist eine Miniatur <strong>der</strong> Natur. Alles, was im Großen,<br />
im Leben eines Planeten, wie unsere Erde, passiert, kommt auch<br />
bei uns zu Ostern im kleineren Maßstab in unserem Leben vor. Ein<br />
Planet ist <strong>der</strong> Körper eines hocherhabenen Geistes, eines <strong>der</strong> Sieben<br />
Geister vor dem Thron (<strong>der</strong> Vater-Sonne).<br />
<strong>Der</strong> Mensch ist auch ein Geist, <strong>der</strong> ,,in Seinem Ebenbilde<br />
gemacht ist." Wie ein Planet sich in einem Kreis um die Sonne<br />
dreht, von <strong>der</strong> er ausgegangen ist, so bewegt sich auch <strong>der</strong><br />
menschliche Geist um seine Quelle: GOTT. Diese Planetenbahnen<br />
sind Ellipsen, so ist <strong>der</strong> Planet einmal näher und ein an<strong>der</strong>mal<br />
weiter von seinem eigenen Sonnenzentrum entfernt. Beim<br />
Menschen beschreibt <strong>der</strong> Lebenszyklus auch die Bahn einer<br />
Ellipse. Wenn unser Weg in die Himmelsweiten führt, dann sind<br />
11
wir Gott am nächsten, während unseres Erdenlebens sind wir am<br />
weitesten von ihm entfernt.<br />
Diese fortwährenden Än<strong>der</strong>ungen sind zu unserem Seelenwachstum<br />
nötig. Wie die Feste des Jahres wichtige Ereignisse im<br />
Leben unseres großen Planetengeistes sind, so sind auch bei uns<br />
Geburt und Tod immer wie<strong>der</strong>kehrende Ereignisse. Es ist genau so<br />
unmöglich, dass <strong>der</strong> menschliche Geist stille stehen und immer im<br />
Himmel o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Erde weilen kann, als es für einen Planeten<br />
unmöglich ist, mit seiner Umdrehung aufzuhören. Dasselbe<br />
unverän<strong>der</strong>liche Gesetz <strong>der</strong> Perioden, das wir in <strong>der</strong> ununterbrochenen<br />
Folge <strong>der</strong> Jahreszeiten, im Wechsel von Tag und Nacht<br />
o<strong>der</strong> in Ebbe und Flut sehen (und die nach <strong>der</strong> Noah gegebenen<br />
Verheißung bestehen bleiben sollen bis ans Ende dieser Zeit d. H.),<br />
leitet auch den Fortschritt des Menschengeistes im Himmel und auf<br />
Erden.<br />
Aus den Regionen des himmlischen Lichts, in denen wir in<br />
Freiheit leben, ungehin<strong>der</strong>t durch die Beschränkungen von Zeit und<br />
Raum, wo wir in Harmonie mit den unaussprechlich harmonischen<br />
Schwingungen unsere Existenz haben, steigen wir wie<strong>der</strong> nie<strong>der</strong><br />
und werden in <strong>der</strong> physischen Welt geboren, wo unser geistiges<br />
Sehen durch die sterbliche Hülle gehemmt wird, die uns an diese<br />
begrenzte Phase unserer Existenz kettet. Hier leben wir eine Zeit<br />
lang. Dann sterben wir und steigen zum Himmel hinan, wo wir bis<br />
zur nächsten Geburt bleiben - und wie<strong>der</strong> müssen wir sterben.<br />
Jedes Erdenleben ist ein Kapitel in unserer fortgesetzten<br />
Lebensgeschichte. Am Anfang ist sie weniger interessant, doch sie<br />
wird immer interessanter und wichtiger, je weiter wir zu höheren<br />
und immer höheren Punkten im Menschenleben hinansteigen. An<br />
ein Ende ist nicht zu denken, denn im Grunde sind wir göttlich und<br />
müssen daher auch alle die Möglichkeiten eines Gottes in uns<br />
haben, wenn sie auch jetzt noch schlummern. Wenn wir alles<br />
gelernt haben, was diese Welt uns lehren kann, dann wird ein<br />
größerer Kreis von übermenschlicher Nützlichkeit, uns neue<br />
Möglichkeiten geben, unsere Fähigkeiten weiter zu entwickeln.<br />
12
„Die Nie<strong>der</strong>rungen <strong>der</strong> Vergangenheit verlass<br />
im Laufe dieser flücht'gen Zeit, verlass o Seele mein.<br />
Lass jeden <strong>Tempel</strong> edler, größer sein,<br />
durch immer weit're Bogen schau des Himmel Schein.<br />
Den Weg <strong>der</strong> Freiheit geh' in jedem Augenblick<br />
und lass' die engen Hüllen frei zurück".<br />
Schreibt Oliver Wendell Holmes, als er den Spiralen-Fortschritt<br />
eines Nautilus mit <strong>der</strong> Ausdehnung verglich, welche die Seele<br />
bekommt, wie sie sich in einem Menschen entfaltet, je weiter er auf<br />
dem Wege <strong>der</strong> Evolution fortschreitet.<br />
Aber wir haben ja nichts über Christus gehört, mag man uns<br />
nun fragen. „Glaubt ihr nicht an ihn? Ihr schreibt über Ostern, das<br />
Fest, das eine Gedächtnisfeier an den grausamen Tod ist und an die<br />
wun<strong>der</strong>bare, triumphierende Auferstehung des Heilandes. . . ihr<br />
aber scheint ihn mehr als eine Allegorie zu betrachten denn als eine<br />
Tatsache".<br />
Selbstverständlich glauben wir an Christus. Wir lieben ihn mit<br />
unserem ganzen Herzen und aus voller Seele, aber wir wollten hier<br />
zum Ausdruck bringen, dass JESUS die Erstlingsfrucht unserer<br />
Rasse ist. Er teilte uns mit, dass auch wir die Dinge könnten, die er<br />
getan hat und sogar ,,noch größere", somit sind wir zukünftige<br />
Christusse.<br />
„Wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren<br />
Und nicht in Dir, Du bliebest doch ewiglich verloren.<br />
Das Kreuz von Golgatha kann dich nicht von dem Bösen<br />
Wo es nicht auch in dir wird aufgericht', erlösen".<br />
So ruft Angelus Silesius aus, als er mit wahrem mystischem<br />
Verständnis auf die Grundnotwendigkeit hinweist, wie man<br />
Fortschritte machen kann. Auch wir suchen nur zu oft nach einem<br />
äußeren Retter und Heiland, während wir zur gleichen Zeit einen<br />
Teufel in unserem Herzen haben. Solange aber Christus nicht in<br />
uns geboren ist, wie St. Paulus sagt, werden wir umsonst suchen.<br />
Denn wie wir unmöglich Licht und Farbe sehen können, wenn<br />
unser Sehnerv die uns umgebenden Eindrücke nicht erfassen kann,<br />
13
und wie wir auch keinen Ton hören können, wenn das Tympanum,<br />
<strong>der</strong> Gehörgang unseres Ohres nicht feinfühlend ist, so können wir<br />
auch Christus nicht fühlen und seine Stimme nicht vernehmen, bis<br />
wir unsere schlummernden Fähigkeiten in unserem Innern zum<br />
Leben erweckt haben. Wenn aber dieser Teil unserer Natur<br />
geweckt ist, dann werden wir den Herrn <strong>der</strong> Liebe persönlich<br />
kennenlernen. Das Prinzip dabei ist wie bei einer Stimmgabel:<br />
Wenn die eine angeschlagen ist, dann wird eine an<strong>der</strong>e mit<br />
ähnlichen Schwingungen auch anfangen zu erklingen. Stimmgabeln<br />
mit unharmonischen Schwingungen werden stumm bleiben.<br />
Christus wies darauf hin, als er sagte, dass seine Schafe den<br />
Ton seiner Stimme kennen und ihm folgen würden, aber auf die<br />
Stimme des Fremden würden sie nicht hören (Joh. 10,5). Ganz<br />
gleich, welches unser Glaube ist, wir sind trotzdem alle Brü<strong>der</strong> von<br />
Christus. Deshalb lasset uns jubilieren, dass <strong>der</strong> Herr auferstanden<br />
ist. Lasset uns ihn aufsuchen und unsere Glaubensansichten und<br />
an<strong>der</strong>en kleinen Verschiedenheiten vergessen.<br />
14<br />
Alexan<strong>der</strong> Andrejewitsch Iwanow: Christus erscheint Magdalena<br />
nach <strong>der</strong> Auferstehung, 1835 Öl auf Leinwand 242 x 321 cm,<br />
St. Petersburg staatliches russisches Museum.
Frühlings-Tagundnachtgleiche<br />
Gottfried v. Purucker<br />
(Aus: Die vier heiligen Jahreszeiten)<br />
Wir wollen uns nunmehr dem Initiationszyklus <strong>der</strong> Frühlings-<br />
Tagundnachtgleiche zuwenden. Für diesen Zyklus gibt es eine<br />
wun<strong>der</strong>bare Lehre, zugleich wun<strong>der</strong>voll und seltsam, <strong>der</strong> das<br />
Wirken <strong>der</strong> Mutter Natur zugrunde liegt. Wir dürfen nicht<br />
vergessen, dass <strong>der</strong> Ausdruck Mutter Natur, wenn er in seinem<br />
esoterischen Sinn gebraucht wird, nicht nur die physische Fülle des<br />
Universums um uns bezeichnet, <strong>der</strong>en Existenz wir mit den<br />
unvollkommenen, äußeren Sinnen wahrnehmen, son<strong>der</strong>n ganz<br />
beson<strong>der</strong>s auch die gewaltigen und in <strong>der</strong> Tat grenzenlosen<br />
Bereiche <strong>der</strong> Räume des Raumes.<br />
Diese außergewöhnliche und wun<strong>der</strong>bare Lehre legt dar, daß<br />
das große Initiationsabenteuer, in das <strong>der</strong> erhabene Initiand zur Zeit<br />
<strong>der</strong> Frühlings-Tagundnachtgleiche eintritt, die Kopie, die<br />
Nachahmung o<strong>der</strong> die Wie<strong>der</strong>holung eines Geschehens in unserer<br />
eigenen kleinen menschlichen Sphäre ist, das sich in kosmischen<br />
Zeitintervallen bei den Göttern abspielt.<br />
Die Einweihungen, die selbst heute noch mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
regelmäßig zur Zeit <strong>der</strong> Frühlings-Tagundnachtgleiche stattfinden,<br />
setzen sich nicht nur aus Prüfungen zusammen, die bestanden<br />
werden müssen und schließlich zur Auferstehung des inneren<br />
Gottes aus dem persönlichen Menschen führen, und aus einem<br />
zumindest zeitweiligen Aufstieg in die spirituellen Reiche, sie<br />
beinhalten vielmehr auch einen Vorgang, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> westlichen<br />
Literatur über dieses Thema gewöhnlich als Abstieg des Neophyt-<br />
Initianden - wie hoch dieser auch spirituell stehen mag – in die<br />
Unterwelt bezeichnet wird, in jene sehr realen, aber für uns<br />
gänzlich unsichtbaren Reiche des Raumes, die ihre Existenz in<br />
kosmischen Bereichen haben, die noch viel materieller sind als<br />
unsere grobe Sphäre aus physischer Mayavi-Substanz.<br />
Es wäre falsch, diese Unterwelt ausschließlich als die Ebene<br />
anzusehen, die in <strong>der</strong> theosophischen Literatur auch als >Achte<br />
15
Sphäre< o<strong>der</strong> als >Planet des Todes< bezeichnet wurde, obwohl die<br />
Achte Sphäre von dem wahrnehmenden Bewusstsein, das in dieser<br />
Zeit seine Wan<strong>der</strong>ung zurücklegt, tatsächlich besucht werden muss.<br />
Wir haben damit nun eine Vorstellung von <strong>der</strong> Initiation zur<br />
Frühlings-Tagundnachtgleiche als einer Phase des allgemeinen<br />
Initiations-Zyklus. Diese Phase besteht einerseits aus schweren und<br />
gründlichen Prüfungen - aus spirituellen, intellektuellen,<br />
psychischen und auch astralen Prüfungen - und an<strong>der</strong>erseits<br />
umfasst sie einen Abstieg in Sphären, die von den wan<strong>der</strong>nden<br />
Monaden <strong>der</strong> Durchschnittsmenschen seit Beginn ihrer<br />
Manifestation auf <strong>der</strong> menschlichen Stufe im gewöhnlichen<br />
Verlauf ihrer Entwicklung nie durchlaufen wurden. Diese<br />
außergewöhnliche und geheimnisvolle und hier nur kurz umrissene<br />
Lehre legt dar, daß auf dieser, unserer Erde bei dieser heiligen<br />
feierlichen Gelegenheit ein Geschehen wie<strong>der</strong>holt o<strong>der</strong><br />
nachvollzogen wird, das sich in gewissen Intervallen unter den<br />
Göttern ereignet. Ebenso wie im Verlauf des kosmischen<br />
Schicksals zu gewissen Zeiten eine bestimmte Gottheit ihre eigenen<br />
strahlenden Bereiche verläßt, um in die Menschenwelt<br />
>hinabzusteigen< - o<strong>der</strong> richtiger ausgedrückt, um einen Teil ihrer<br />
eigenen göttlichen Essenz in diese Welt zu übertragen, um <strong>der</strong><br />
irrenden <strong>Menschheit</strong> beizustehen und zu helfen - genauso steigt <strong>der</strong><br />
Neophyt-Initiand in die Unterwelt hinab o<strong>der</strong> überträgt sein<br />
wahrnehmendes Bewusst- sein in sie, um dort zu lernen und den<br />
Bewohnern dieser dunklen Sphäre zu helfen. Was die Götter von<br />
ihren erhabenen Höhen aus in diesem Zusammenhang tun, um uns<br />
zu helfen, das tun gleichfalls diese großen Menschen in Sphären,<br />
die unterhalb unserer eigenen Sphäre liegen.<br />
Wenn man intensiv über diese geheimnisvolle und tiefgründige<br />
Lehre nachdenkt und ihre außergewöhnlichen und rätselhaften<br />
Paradoxa, das heißt, ihre vermeintlichen Wi<strong>der</strong>sprüche wahrzunehmen<br />
beginnt, mag man sich wohl fragen, warum eine Gottheit<br />
überhaupt >herabsteigen< o<strong>der</strong> einen Teil ihrer Essenz in unsere<br />
Sphäre, die sie vor langen Äonen während ihres evolutionären<br />
Aufstiegs hinter sich gelassen hat, projizieren muss. Die Erklärung<br />
dafür liegt in an<strong>der</strong>en Lehren, die die Natur unseres kosmischen<br />
Sonnensystems, vom spirituellen Standpunkt aus betrachtet,<br />
16
etreffen. Wir ersehen daraus, dass selbst die Götter unter <strong>der</strong><br />
Herrschaft des allmächtigen Schicksals stehen; daß selbst sie in<br />
ihren eigenen, erhabenen Sphären Karma schaffen und abtragen<br />
und Werke beginnen und vollenden, die auf die kosmischen Räume<br />
einen weitreichenden Einfluss haben. Ein bestimmter Teil dieser<br />
göttlichen Tätigkeiten muss notwendigerweise bis in die Sphären<br />
<strong>der</strong> Menschen hineinreichen und sie auf das Tiefste beeinflussen.<br />
Wenn <strong>der</strong> Schüler <strong>der</strong> Esoterik die Lehren über die Dreiheit <strong>der</strong><br />
Hindu-Gottheiten Brahma, Vishnu und Siva - voll erfasst, ihre tiefe<br />
Bedeutung und ihren wirklichen Sinn, dann wird er verstehen,<br />
warum diese eben erwähnten wun<strong>der</strong>baren Ereignisse stattfinden.<br />
Wie Brahma <strong>der</strong> Entwickler und Erzeuger und Vishnu <strong>der</strong><br />
Unterstützer und Erhalter ist, so ist Siva <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Schirmherr<br />
des Esoterikers - <strong>der</strong> Erneuerer, weil er <strong>der</strong> Auflöser ist.<br />
Die wirkliche Bedeutung und Tiefe <strong>der</strong> esoterischen Lehre über<br />
diese Dreiheit von Gottheiten im Sonnensystem kann überhaupt<br />
nicht erfasst werden, wenn man sie nur so versteht, wie sie in den<br />
exoterischen Werken <strong>der</strong> Hinduliteratur dargestellt wird. Diese drei<br />
sind in <strong>der</strong> Tat drei Individuen und doch sind sie eins, genau wie<br />
die Evolution und Involution zwei Vorgänge und doch dem Wesen<br />
nach ein Vorgang sind, denn nichts kann etwas aus seinem Inneren<br />
heraus entwickeln, bevor dieses Etwas nicht hinein evolviert war.<br />
Es kann somit keinen Brahma o<strong>der</strong> Entwickler und Erzeuger geben,<br />
wenn <strong>der</strong> Erneuerer und Auflöser nicht bereits in einer vorangegangenen<br />
kosmischen Periode die Samen des Universums<br />
involviert hat, das dann später entwickelt o<strong>der</strong> hervorgebracht wird.<br />
Auch könnte es kein Manvantara o<strong>der</strong> keinen geordneten Lauf<br />
kosmischen Lebens und keine Evolution geben, ohne den unaufhörlichen<br />
und beständigen Einfluss des Ernährers, Erhalters und<br />
Bewahrers.<br />
Diese drei spirituell-göttlichen Energien im Sonnensystem, die<br />
unverwechselbar drei und dem Wesen nach dennoch eins sind, sind<br />
in Wirklichkeit die höhere Triade <strong>der</strong> Siebenheit, die zu den zehn<br />
Prinzipien unseres Sonnenkosmos gehören. In ihrer Erhabenheit,<br />
weil sie die höhere Triade <strong>der</strong> Siebenheit <strong>der</strong> Welten aus Leben-<br />
17
Energie-Bewusstsein des Sonnensystems sind, existieren und<br />
wirken sie in Sphären, die für uns völlig still und dunkel sind.<br />
Von Zeit zu Zeit, streng durch das Karma des Sonnensystems<br />
geregelt, erhebt sich im Herzen des Maha-Vishnu <strong>der</strong> Impuls, einen<br />
Teil seiner selbst zu manifestieren. Dieser Teil ist eine Gottheit,<br />
und dieser Impuls o<strong>der</strong> spirituelle Drang kann nie verweigert o<strong>der</strong><br />
unterdrückt werden. Dieser Impuls hat in unserer esoterischen<br />
Lehre eine technische Bezeichnung. Er wird bija, „Same“ genannt,<br />
o<strong>der</strong> vielleicht richtiger avatara-bija - kosmischer Avatara-Same.<br />
Die Avataras erscheinen in bestimmten Intervallen auf <strong>der</strong><br />
Erde, und zwar, wenn die spirituellen Energien bei uns zur Neige<br />
gehen und die materiellen Kräfte in heftigen Wogen immer höher<br />
schlagen. Es ist, als ob eine spirituelle, psycho-magnetische<br />
Spannung in <strong>der</strong> Konstitution des Sonnensystems vorhanden wäre,<br />
die eine spirituell-elektrische Entladung einer spirituellen Energie<br />
zur Folge hat, dem Blitz auf <strong>der</strong> Erde ähnlich. Diese Entladung<br />
wird gewöhnlich als >Abstieg< des Avataras bezeichnet, durch den<br />
die Stabilität und das Gleichgewicht <strong>der</strong> Dinge erhalten bleibt.<br />
Ebenso verhält es sich auf unserer Erde mit jenen großen<br />
Menschen, mit jenen erhabenen Neophyten-Initianden, die im<br />
Laufe ihrer Initiation in die Unterwelt >hinabsteigen
Die Initiationsperioden finden nicht zufällig o<strong>der</strong> willkürlich<br />
statt, noch werden sie vom Wunsch o<strong>der</strong> Willen menschlicher<br />
Wesen geleitet, wie edel und groß diese auch sein mögen. Sie<br />
finden vielmehr in genauer Übereinstimmung mit dem Wirken <strong>der</strong><br />
spirituellen, kosmischen Anziehungskräfte des Universums statt.<br />
Die erhabenen Neophyten-Initianden unterziehen sich ihren<br />
Prüfungen und machen ihre Wan<strong>der</strong>ung in die Unterwelt, weil sie<br />
für die entsprechende Zeit völlig gehorsame Diener des universalen<br />
Gesetzes geworden sind und daher kaum an<strong>der</strong>s handeln können.<br />
Aus dem Gesagten wird somit augenblicklich klar, mit<br />
welchem mächtigen, mitleidsvollen Puls das Herz <strong>der</strong> Natur überall<br />
schlägt; denn was die Menschen in ihren armseligen Worten als<br />
»Wie<strong>der</strong>herstellung des gestörten Gleichgewichts« o<strong>der</strong> »Aufrechterhaltung<br />
<strong>der</strong> kosmischen Stabilität« bezeichnen, ist nur eine<br />
dürftige Beschreibung des automatischen Wirkens des kosmischen<br />
Lebens bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> kosmischen Harmonien,<br />
beim Wie<strong>der</strong>ausgleich <strong>der</strong> kosmischen Energien, die alle unter <strong>der</strong><br />
Leitung und Herrschaft des unbeschreiblich mächtigen Herzens des<br />
Lebens-Bewusstseins stehen, das bis zum Ende des Sonnenmanvantaras<br />
unaufhörlich und ohne Unterbrechung o<strong>der</strong> Pause<br />
schlägt.<br />
Im menschlichen Denken, wie auch in <strong>der</strong> kosmischen<br />
Wirklichkeit, hängt daher speziell die Frühlings-Tagundnachtgleiche<br />
eng mit den Avataras zusammen. Behaltet im Gedächtnis,<br />
daß es drei allgemeine Fälle o<strong>der</strong> Beispiele für <strong>der</strong>artige<br />
>Abstiege< o<strong>der</strong> avatarische Manifestationen spiritueller Energien<br />
in die menschliche Daseinssphäre als außerordentlich starke<br />
Impulse gibt. Einer dieser Fälle betrifft die Avataras, die durch den<br />
Einfluss des bjia im Maha-Vishnu erzeugt werden. <strong>Der</strong> zweite Fall<br />
betrifft die Buddhas. <strong>Der</strong> Dritte bezieht sich auf Fälle, die in<br />
seltenen Intervallen unter Menschen vorkommen, solche, die we<strong>der</strong><br />
Avataras noch Buddhas sind. Beachtet wohl, dass <strong>der</strong> Avatar <strong>der</strong><br />
Abstieg des Einflusses o<strong>der</strong> eines Teils einer Gottheit durch ein<br />
geliehenes, vermittelndes, bodhisattvisches, psychologisches<br />
Instrument ist, um sich in einem reinen Menschenkörper im<br />
menschlichen Dasein zu offenbaren. Die Buddhas inkarnieren ihre<br />
19
eigenen spirituell-göttlichen Einflüsse, die in jedem Fall von dem<br />
eigenen inneren Gott des Buddhas ausstrahlen. Dies geschieht<br />
während <strong>der</strong> ganzen Dauer ihres Wirkens in <strong>der</strong> Menschenwelt.<br />
Diese spirituellen Kräfte offenbaren sie für Ziele und Werke, <strong>der</strong>en<br />
Güte unbeschreiblich erhaben und <strong>der</strong>en Wohltätigkeit weitreichend<br />
ist.<br />
Bei den selten vorkommenden Menschen, die we<strong>der</strong> Avataras<br />
noch Buddhas sind, die jedoch zeitweilig spirituell-göttliche<br />
Strahlen verkörpern o<strong>der</strong> beherbergen, handelt es sich um jene<br />
außergewöhnlichen Männer und Frauen, die infolge eines<br />
karmischen Lebensabschnitts beson<strong>der</strong>s frei von den lähmenden<br />
und hin<strong>der</strong>nden Fesseln <strong>der</strong> Persönlichkeit sind und infolgedessen<br />
einen Strahl ihrer eigenen höheren Dreiheit empfangen können.<br />
Dieser Strahl dringt in ihre Seele ein und entfacht das Denken und<br />
Fühlen solcher Männer und Frauen mit seiner heiligen Flamme.<br />
Beispiele für solche ungewöhnlichen Menschen sind Männer<br />
und Frauen, <strong>der</strong>en ganzes Leben von einer spirituellen und<br />
intellektuellen Kraft erfüllt ist, die die Fähigkeit <strong>der</strong> Durchschnittsmenschen<br />
bei Weitem übertrifft. Dennoch sind sie nur menschliche<br />
Wesen. Es können dies zum Beispiel große und hochherzige<br />
Dichter mit einer seherischen Vision sein - o<strong>der</strong> es kann sich um<br />
große und edelgesinnte Künstler, um hervorragende und<br />
hochgemute Philosophen, Menschenfreunde o<strong>der</strong> Staatsmänner<br />
handeln. Es sind aber Menschen und nur Menschen. Sie sind also<br />
we<strong>der</strong> Avataras noch Buddhas. Ihre Existenz ist in den<br />
verschiedenen Weltreligionen so gut bekannt, dass sie mit<br />
verschiedenen Namen bezeichnet wurden. In <strong>der</strong> christlichen<br />
Religion zum Beispiel nennt man sie >Heiligeheilige Männer<<br />
und Ähnliches.<br />
Obwohl diese drei Klassen, die spirituell-göttliche Strahlen<br />
manifestieren - die drei Fälle, in denen sich das Göttlich-Spirituelle<br />
in <strong>der</strong> menschlichen Lebensebene manifestiert - untereinan<strong>der</strong> ganz<br />
verschieden sind, muss doch beson<strong>der</strong>s beachtet werden, daß <strong>der</strong><br />
ursächliche Impuls o<strong>der</strong> Drang in allen drei Klassen seinen<br />
Ursprung in dem geheimnisvollen bjia hat, <strong>der</strong> vom Anfang bis<br />
20
zum Ende eines kosmischen Manvantaras im Herzen des Maha-<br />
Vishnu existiert und wirksam ist.<br />
Beachtet als einen letzten Gedanken in diesem Zusammenhang,<br />
daß es auch Avataras des Maha-Siva gibt, wie auch Avataras des<br />
Vishnu des solaren Erneuerers, die vielleicht die einflussreichsten<br />
und welterschütterndsten Wirkungen in <strong>der</strong> Sphäre <strong>der</strong> Menschen<br />
hervorbringen.<br />
Die Pflicht einiger Avataras' ihr Charakteristikum o<strong>der</strong><br />
Swabhava ist es, alles Spirituelle, Edle, Gute, Erhabene und Heilige<br />
zu bewahren und zu erhalten, während die Arbeit an<strong>der</strong>er Avataras<br />
in Erneuerung und Umarbeitung besteht. Sie müssen aus dem<br />
Schoß des Schicksals hervorbringen, was auf Geburt wartet. Aus<br />
diesem Grunde ist die Tätigkeit des Siva-Einflusses oft und<br />
einfältigerweise als >zerstörend< bezeichnet worden. Die tiefe<br />
Philosophie in diesem Vorgang ist we<strong>der</strong> von den abendländischen<br />
noch von den orientalischen Gelehrten verstanden worden. Aber es<br />
ist klar, dass das wirbelnde Rad des Lebens Zeiten hervorbringt, in<br />
denen das Schlechte, das sich im Laufe des Schicksals bildete,<br />
beseitigt werden muss, wo überalterte Strukturen und Werke von<br />
Grund auf zerstört werden müssen, damit -spirituell wie materiell -<br />
neuere Strukturen und mächtigere und erhabenere Bauten errichtet<br />
werden können.<br />
Das Gedankenthema, auf das ich mich hier eingelassen habe, ist<br />
in <strong>der</strong> Tat sehr schwierig. Ich fühle mich daher genötigt, ein<br />
warnendes Wort zu äußern, damit man nicht voreilige Schlüsse<br />
zieht, in <strong>der</strong> Annahme, man habe die volle Bedeutung und<br />
Tragweite <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren Lehre, die ich so kurz darlegte,<br />
verstanden. Denkt daran, dass das ganze Sonnenuniversum ein<br />
einziger gewaltiger Organismus ist, <strong>der</strong> in all seinen Bereichen von<br />
Leben durchströmt und durchpulst ist, und dass das, was die<br />
Menschen >Geist< und was sie >Materie< nennen, nur zwei<br />
Phasen o<strong>der</strong> zwei Aspekte o<strong>der</strong> zwei Ergebnisse des<br />
Vorwärtsdrängens o<strong>der</strong> des Dahineilens <strong>der</strong> kosmischen Leben-<br />
Bewusstsein-Substanz sind, die ihre unfassbar erhabene<br />
Bestimmung ausarbeitet.<br />
21
Daher kann unser ganzes Sonnensystem von zwei<br />
Standpunkten aus betrachtet werden: Einmal als ein kosmischer<br />
Körper aus Sphären, die aus dem Gewebe des kosmischen<br />
Bewusstseins gebildet sind. Von einem an<strong>der</strong>en Standpunkt aus<br />
kann es als ein wun<strong>der</strong>bares und höchst kompliziertes Flechtwerk<br />
von Sphären angesehen werden, die auf vielen Ebenen existieren,<br />
die aber alle unter <strong>der</strong> Herrschaft unserer kosmischen Gottheit und<br />
innerhalb <strong>der</strong>en Grenzen stehen. Daher vibriert jedes Atom voll<br />
Leben; jedes ist ein verkörpertes Bewusstseinszentrum, eine<br />
Monade, wie wir sagen. <strong>Der</strong> einzige Unterschied zwischen Atom<br />
und Gott, zwischen den Scharen <strong>der</strong> Finsternis und den Scharen des<br />
Lichts besteht im Unterschied ihrer evolutionären Entwicklung.<br />
Abschließend: Lasst uns den Versuch machen, etwas von <strong>der</strong><br />
Bedeutung <strong>der</strong> so geheimnisvollen und gefährlichen Erfahrungen<br />
zu verstehen, denen sich einige, die weiter evolviert sind als wir,<br />
jetzt unterziehen.<br />
Gottfried v. Purucker<br />
(Aus: Die vier heiligen Jahreszeiten)<br />
Gemälde von Nicholas Roerich, russischer Meister (1874 - 1947).<br />
22
<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />
Deutsche Gemeinschaft e. V.<br />
DER TEMPLER ist die Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des "<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong>,<br />
Deutsche Gemeinschaft e. V." Er erscheint 2 bis 4 Mal im Jahr.<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong>, Deutsche Gemeinschaft e.V.<br />
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Email: manfred.gronau@freenet.de und<br />
manfred.gronau@t-online.de<br />
Studiengespräche über die <strong>Tempel</strong>lehren finden regelmäßig in Berlin,<br />
Hemdingen bei Hamburg, Reutlingen und München statt.<br />
Information auf Anfrage.<br />
Literatur:<br />
10 Bände: <strong>Tempel</strong>lehren, mit einem Band <strong>Tempel</strong>lehren von A bis Z,<br />
1 Band: Theogenesis, 3 Bände: Aus Lichter Höhe, 2 Bände: Okkultismus,<br />
1 Band: <strong>Tempel</strong>-Botschaften (Rote und Gelbe Blätter).<br />
1 Band: <strong>Der</strong> Kommende Avatar, 1 Band: Botschaften des Meisters Hilarion.<br />
1 Band: Inhaltsverzeichnisse von <strong>Tempel</strong>lehren, Aus lichter Höhe,<br />
<strong>Tempel</strong>-Botschaften und Vorträge von <strong>Tempel</strong>tagungen.<br />
Diese <strong>Tempel</strong>literatur ist vom TEMPLE OF THE PEOPLE, Halcyon,<br />
California, herausgegeben worden. Sie wurde dem <strong>Tempel</strong> zur Verbreitung<br />
an ernsthaft Studierende von jenen großen Lehrern, insbeson<strong>der</strong>e vom<br />
Meister Hilarion, gegeben, <strong>der</strong> wie jene Meister zur große Weißen Loge<br />
gehört, die H. P. Blavatsky instruierten, und <strong>der</strong>en Werk für die <strong>Menschheit</strong><br />
fortzusetzen diese <strong>Tempel</strong>lehren berufen sind.<br />
DOGMEN VERGEHEN, HERZEN BESTEHEN<br />
23
Spiegel<br />
Du sagst zu mir, Du hast kein Vertrauen,<br />
Du weißt nicht, worauf Du sollst, bauen;<br />
Wie viel in mir kannst Du erkennen –<br />
was alles mit Namen benennen?<br />
Ich sage Dir – sei klug<br />
und erkenne beizeiten<br />
uns trennen nicht riesige Weiten.<br />
Was immer Du in mir erkennst,<br />
nur bei Dir Du es nicht mit Namen benennst.<br />
Hab Mut und blick´ ins eigne Gesicht.<br />
Du wirst erkennen – es gibt keinen Grund<br />
mit mir zu gehen ins Gericht.<br />
F. B.<br />
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