Templer 2 - Der Tempel der Menschheit
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I C H<br />
i<br />
ICH DENKE, WAS ICH BIN,<br />
UND BIN DAS, WAS ICH DENKE.<br />
11<br />
Von F. Rückert.<br />
Wenn heute etwa durch die Presse eine Rundfrage an die Menschen<br />
ergehen würde, was o<strong>der</strong> wer ein je<strong>der</strong> eigentlich sei, woher<br />
er käme, wohin er gehe und wozu er auf <strong>der</strong> Welt sei, so würden<br />
wohl die meisten in Verlegenheit kommen, sie zu beantworten. Wir<br />
sehen wohl, dass sich die Menschen in ihrem Charakter und auch in<br />
ihrem Äußeren voneinan<strong>der</strong> unterscheiden; aber wenn wir die Sache<br />
genau untersuchen, so finden wir, dass dieser Unterschied nicht<br />
in ihrem innersten Wesen, son<strong>der</strong>n nur in ihren äußeren Eigenschaften<br />
besteht. Je<strong>der</strong> stellt eine Summe von Eigenschaften vor,<br />
unter denen ein uns unbekanntes Wesen je nach Umständen als<br />
Mann, Weib o<strong>der</strong> Kind, dumm o<strong>der</strong> klug, reich o<strong>der</strong> arm erscheint.<br />
<strong>Der</strong> eine ist ein Fürst, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ein Bettler, <strong>der</strong> eine schön, <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e hässlich, <strong>der</strong> eine von edler Geburt, ein an<strong>der</strong>er nie<strong>der</strong>er<br />
Herkunft; aber alle die Bezeichnungen beziehen sich nur auf die<br />
Eigenschaften, die wir einem "Etwas", das wir nicht sehen und<br />
auch nicht begreifen können, zuschreiben, und das wir das "Ich"<br />
o<strong>der</strong> die Individualität nennen.<br />
Wir können dieses Ich nicht intellektuell begreifen und es deshalb<br />
auch nicht von seinen Eigenschaften trennen. Wir können es<br />
uns, da wir es ja selbst sind, auch nicht objektiv vorstellen o<strong>der</strong><br />
denken; aber wir fühlen, dass es nicht in einer Summe von zusammengewürfelten<br />
Eigenschaften besteht; denn sonst wäre ja auch<br />
unser innerliches Selbstbewusstsein jedesmal ein ganz an<strong>der</strong>es, so<br />
oft sich diese Eigenschaften än<strong>der</strong>n, und mit dem Verschwinden<br />
dieser Eigenschaften wäre nichts mehr da. Das ist auch bei seelenlosen<br />
Wesen denkbar; ein Bündel Stroh o<strong>der</strong> ein Sandhaufen hat<br />
keine Seele, d. h. keine Individualität; er stellt nur eine solche<br />
scheinbar dar, so lange, bis er auseinan<strong>der</strong>fällt. Auch die Individua-