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Templer 2 - Der Tempel der Menschheit

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D ER TEMPLER<br />

Ausgabe 2/2013<br />

<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> ............................................................ 2<br />

<strong>Der</strong> Redaktionelle Spiegel, von Eleanor Schumway .............................. 3<br />

Die Symbole <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Kirche, Forts. von Franz Hartmann .... 4<br />

Die Mystische Auslegung von Ostern, von Max Heindel ..................... 6<br />

Ich Denke, was ich bin, von F. Hartmann (Mysterien und Symbole) 11<br />

<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> – Aktivitäten ................................... 24<br />

DER TEMPEL DER MENSCHHEIT<br />

Deutsche Gemeinschaft e. V.


THE TEMPLE OF THE PEOPLE<br />

— <strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> —<br />

Kosmisch betrachtet entspricht <strong>der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> dem <strong>Tempel</strong> aller<br />

Menschen. Dieser <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> Menschen besteht aus allen Menschen, die,<br />

wenn bei ihnen das Wissen um ihre Göttlichkeit erwacht, es unternommen haben,<br />

den Pfad zu betreten, sowie aus denen, die ihr Leben dem selbstlosen Dienst<br />

an <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> gewidmet haben. Im Beson<strong>der</strong>en ist <strong>der</strong> TEMPEL DER<br />

MENSCHHEIT einer <strong>der</strong> Körper o<strong>der</strong> Werkzeuge für das Erscheinen des<br />

Avatars o<strong>der</strong> des Christus für die neue Ordnung, die Morgendämmerung einer<br />

neuen Kultur für die Rassen dieser Erde.<br />

Er wurde im Staate New York im zweiten Zyklus <strong>der</strong> Großen Weißen Loge<br />

im Jahre 1898 durch drei Meister gegründet, welche durch an<strong>der</strong>e unterstützt<br />

wurden, um physische, mentale und spirituelle Grundlagen <strong>der</strong> kommenden<br />

sechsten Rasse aufzubauen.<br />

Die Ziele des <strong>Tempel</strong>s sind:<br />

1. Die Wahrheiten <strong>der</strong> Religion als Hauptfaktor in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

menschlichen Rasse darzulegen. Dies bedeutet aber nicht die Formulierung<br />

eines Glaubensbekenntnisses.<br />

2. Eine Philosophie des Lebens zu verbreiten, die mit den Naturgesetzen und<br />

dem göttlichen Gesetz im Einklang ist.<br />

3. Das Studium <strong>der</strong> Wissenschaften und <strong>der</strong> grundlegenden Tatsachen und<br />

Gesetze, auf denen die Wissenschaften beruhen, zu för<strong>der</strong>n, was uns gestatten<br />

wird, unseren Glauben und unsere Erkenntnis von dem Bekannten auf<br />

das Unbekannte auszudehnen.<br />

4. Das Studium und die Ausübung <strong>der</strong> Kunst auf den grundlegenden Linien zu<br />

för<strong>der</strong>n, um zu zeigen, dass die Kunst in Wirklichkeit die Anwendung von<br />

Erkenntnis zum Wohle und zum Heile <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> ist, und dass <strong>der</strong><br />

Christos zu <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> sowohl durch die Kunst als auch durch eine an<strong>der</strong>e<br />

grundlegende Offenbarungsweise sprechen kann.<br />

5. Die För<strong>der</strong>ung einer Kenntnis <strong>der</strong> wahren Sozialwissenschaft, die auf einem<br />

unumstößlichen Gesetz beruht, das die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong><br />

und zwischen Mensch und Gott und <strong>der</strong> Natur darlegt. Sobald diese<br />

Beziehungen recht verstanden werden, werden wir instinktiv das Gesetz <strong>der</strong><br />

wahren Bru<strong>der</strong>schaft anerkennen und befolgen: Das <strong>der</strong> Einheit ALLEN Lebens.<br />

Religion, Wissenschaft und Volkswirtschaft: dieses sind die Grundsteine<br />

des <strong>Tempel</strong>s. Es kann keine wahre Religion ohne wissenschaftliche Basis geben,<br />

und es kann kein gerechtes Wirtschaftssystem geben, das nicht auf einer Wissenschaft<br />

beruht, die religiös ist und eine Religion, die wissenschaftlich ist.<br />

2


DER REDAKTIONELLE SPIEGEL<br />

Gandhi sagte, " Wenn ich verzweifele, erinnere ich mich daran,<br />

dass immer und zu allen Zeiten <strong>der</strong> Weg von Wahrheit und Liebe gewonnen<br />

hat. Es gab immer Tyrannen und Mör<strong>der</strong>, und für eine Zeit<br />

schienen sie unbesiegbar; aber am Schluss sind sie gefallen – immer“.<br />

Wenn wir in Situationen leben, wo Tyrannei und Gewalt verheerenden<br />

Schaden anrichten, ist es schwierig, die weiter voraus blickende<br />

Sicht zu haben, die die Zeiten des Friedens erblickt und wenn wir<br />

erkennen können, dass <strong>der</strong> Friedenswächter und <strong>der</strong> Tyrann beide in<br />

unserem eigenen Bewusstsein vorhanden sind, dann können wir an <strong>der</strong><br />

Umwandlung des Nie<strong>der</strong>en in das Höhere arbeiten. Ist es notwendig,<br />

bei diesem Umwandlungsprozess Stunden in Gebet und Meditation zu<br />

verbringen o<strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> Welt zurückzuziehen? Auf keinen Fall.<br />

Es bedeutet ganz einfach den Prozess anzufangen, alles in <strong>der</strong> Welt<br />

um uns herum als einen Teil von uns selbst zu sehen. Je<strong>der</strong> Tag, je<strong>der</strong><br />

Gedanke, jedes Wort und jede Tat können mit dem Licht Gottes gefüllt<br />

sein, die hinaus ins Universum geschickt werden, um dem Göttlichen<br />

Zweck zu diesen. Diese sind die kleinen Dinge des Lebens: Das<br />

Lächeln einem Fremden gegenüber, ein Wort des Trostes, ein höfliches<br />

Begegnen, Nachsicht und das Gefühl, das Leben zu führen an<br />

welches wir glauben. Die "kleinen Dinge", die unsere Leben füllen,<br />

werden unsere Seelen mit Harmonie und Frieden auffüllen, wenn wir<br />

daran denken, diese kleinen Dinge bewusst zu tun.<br />

So wie sich das Frühjahr in unserer nördlichen Hemisphäre dem<br />

Sommer öffnet, mögen wir alle unseren Teil dazu beitragen unser<br />

Bewusstsein dafür öffnen, wie wir für Frieden und Harmonie arbeiten<br />

können.<br />

ELEANOR L. SHUMWAY<br />

Guardian in Chief<br />

Ich will mich bemühen, die Gegenwart des Avatars<br />

als eine lebendige Kraft in meinem Leben zu erkennen<br />

und zu verwirklichen.<br />

3


Die Symbole <strong>der</strong> Bibel und <strong>der</strong> Kirche<br />

Von Franz Hartmann<br />

Fortsetzung aus <strong>Templer</strong> 1/2013<br />

Man hat sich viel um das Wesen <strong>der</strong> ,,heiligen Dreieinigkeit"<br />

gestritten, und dennoch braucht ein Mensch nur seine Augen aufzumachen,<br />

um ihr Sinnbild zu sehen. <strong>Der</strong> unendliche Raum entspricht<br />

dem „Vater“, er ist in uns allen und wir alle sind in ihm<br />

enthalten.<br />

Wir sind selber ,,verkörperter Raum“, und dennoch können wir<br />

das Wesen des Raumes nicht fassen; ja wir können uns von <strong>der</strong><br />

Ausdehnung des Raumes keine Vorstellung machen, wäre es nicht<br />

durch die Hilfe <strong>der</strong> Sonne und <strong>der</strong>en Licht. Die Sonne entspricht<br />

dem ,,Sohn“. Sie ist nicht vom Raume verschieden und nicht aus<br />

dem Raume entfernt. <strong>Der</strong> Sohn ist dem Wesen nach eins mit dem<br />

Vater, aber in seiner Offenbarung verschieden von ihm. Auch würde<br />

das Dasein <strong>der</strong> Sonne uns wenig nützen, wäre nicht das von ihr<br />

durch den Raum ausströmende Licht vorhanden, das Symbol des<br />

,,Heiligen Geistes“, durch welches die Welt <strong>der</strong> Formen offenbar<br />

wird. In ähnlicher Weise werden auch durch die Offenbarungen<br />

des Heiligen Geistes, welcher <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Erkenntnis ist, im Innern<br />

<strong>der</strong> Seele die göttlichen Geheimnisse, ohne wissenschaftliche<br />

Beweisführung und Scheingründe, dem Erleuchteten offenbar.<br />

Und wie wir alle im Raume und alle in Gott sind, so sind wir<br />

auch alle in <strong>der</strong> Sonne; denn das Wesen <strong>der</strong> Sonne erstreckt sich<br />

ebenso weit als die Sphäre ihrer Wirksamkeit, wenn auch <strong>der</strong><br />

Strahlenkörper <strong>der</strong> Sonne nur als eine verhältnismäßig kleine<br />

Scheibe erscheint. Deswegen sind wir auch alle im Lichte, in Christus<br />

und in dem Heiligen Geiste. Alles ist in uns, wir brauchen nicht<br />

erst hineinzukommen, son<strong>der</strong>n bloß es zu erkennen. Wer den Sohn<br />

Gottes in seinem Innern erkennt, <strong>der</strong> ist selbst <strong>der</strong> Sohn Gottes und<br />

hat das Leben des Geistes. Deshalb heißt es in <strong>der</strong> Bibel: ,,Wer den<br />

Sohn Gottes hat, <strong>der</strong> hat das Leben, und wer ihn nicht hat, hat das<br />

Leben nicht. (1. Johannes V, 12) ,,Ich lebe, doch nicht ich, son<strong>der</strong>n<br />

Christus lebt in mir." (Galater II, 20)<br />

4


Fassen wir die Worte <strong>der</strong> Bibel buchstäblich in ihrer äußerlichen<br />

Bedeutung auf, so kommt allerdings oft Unsinn zutage; erfassen<br />

wir ihren geistigen Sinn, so finden wir darin die erhabenste<br />

Weisheit. Zum Schlusse ein paar Beispiele:<br />

,,Seid nicht ängstlich um euer Leben, was ihr essen werdet,<br />

o<strong>der</strong> um Kleidung für euern Leib. – Sehet die Vögel unter dem<br />

Himmel an, sie säen nicht, sammeln nicht in Vorratshäuser, und<br />

euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Sehet die Lilien auf dem<br />

Felde, sie arbeiten nicht, sie spinnen nicht, und doch sage ich euch:<br />

Nicht einmal Salomon in seiner ganzen Pracht war wie eine von<br />

diesen gekleidet." (Matthäus V 1,26-27) - Je<strong>der</strong>mann weiß, daß,<br />

wer sich körperlich ernähren will, auch dafür sorgen muss, und daß<br />

man mit blindem Gottvertrauen keine Schnei<strong>der</strong>rechnung bezahlen<br />

kann. Aber die Lehre bezieht sich auf den geistigen Leib und das<br />

Wachstum <strong>der</strong> Seele. <strong>Der</strong> Mensch kann seiner Größe mit allem<br />

seinem Jagen und Rennen keine Elle zusetzen. Das Wachstum des<br />

wie<strong>der</strong>geborenen Menschen geschieht nicht durch das Sammeln<br />

von Kenntnissen und die Aufspeicherung von Theorien in <strong>der</strong> Vorratskammer<br />

des Gedächtnisses, son<strong>der</strong>n durch die göttliche Nahrung<br />

<strong>der</strong> Seele, welche in <strong>der</strong> innerlichen Aufnahme des Geistes<br />

<strong>der</strong> Wahrheit besteht. Die Kleidung <strong>der</strong> Seele aber ist ihre Verklärung.<br />

„Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein, schließe die Türe<br />

zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen." (Matth. V I, 5-8)<br />

Würde dies äußerlich zu befolgen sein, so könnte man Millionen,<br />

die zu Kirchenbauten ausgegeben werden, ersparen. Aber das<br />

,,Kämmerlein", von dem hier die Rede ist, ist das Gemüt, und die<br />

zu verschließenden Tore sind die Sinne. <strong>Der</strong> ,,Vater im Verborgenen"<br />

aber ist das innerste göttliche Selbst, welches weiß, was ihr<br />

bedürfet, ehe ihr ihn bittet".<br />

,,Bildet euch nicht ein, daß ich gekommen sei, Frieden auf die<br />

Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, son<strong>der</strong>n<br />

das Schwert. Denn ich bin gekommen, zu trennen den Menschen<br />

von seinem Vater, die Tochter von ihrer Mutter, die Schwiegertochter<br />

von ihrer Schwiegermutter. Seine eigenen Hausgenossen<br />

werden des Menschen Feinde sein." (Matth. X, 34-37) So könnte<br />

5


vielleicht ein Alba, Nero o<strong>der</strong> Peter Arbuez sprechen; aber das<br />

„Schwert", von dem hier die Rede ist, ist <strong>der</strong> erleuchtete Wille; das<br />

,,Haus" ist das Gemüt, und die ,,Hausgenossen" sind die zu ,,Ichen"<br />

gewordenen Begierden, Leidenschaften und Irrtümer, welche die<br />

,,Verwandten" und Feinde des inneren Menschen sind*).<br />

Vorurteile, angenommene Meinungen und gedankenloser Autoritätsglaube<br />

machen den Menschen gefühllos und blind, sodass er<br />

mit den Ohren hört und doch nicht versteht, und mit den Augen<br />

sieht und doch nicht begreift (Matth. XIII, 14). Deshalb ist die Bibel<br />

für den frommen Schwärmer ein Fetisch und für die<br />

,,Kulturmenschen“ ein Gegenstand geworden, um den er sich nicht<br />

kümmert. Für die Verständigen aber ist sie ein Zauberspiegel, in<br />

dem je<strong>der</strong> sich selber sehen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

erblicken und lernen kann, aus <strong>der</strong> Quelle <strong>der</strong> Weisheit zu<br />

schöpfen.<br />

*) Siehe „die Bhagavad Gita". Das Lied von <strong>der</strong> Gottheit o<strong>der</strong> die Lehre<br />

vom göttlichen Sein und von <strong>der</strong> Unsterblichkeit.<br />

Die Mystische Auslegung von Ostern<br />

Von Max Heindel<br />

Die kosmische Bedeutung von Ostern<br />

(Teil II)<br />

Das Zeichen des Kreuzes wird am Himmel erscheinen, wenn <strong>der</strong><br />

Herr kommt zum Gericht; dann werden alle Diener des Kreuzes, die im<br />

Leben mit dem Gekreuzigten verbunden waren, in Christus eingehen mit<br />

großer Zuversicht,<br />

Von Thomas a Kempis<br />

Wie<strong>der</strong> haben wir den letzten Akt des kosmischen Dramas erreicht,<br />

umfassend den Abstieg des Sonnen-Christus-Strahles in die<br />

Materie unserer Erde, welcher vollendet ist bei <strong>der</strong> mystischen Geburt,<br />

welche wir zu Weihnachten feiern, und den mystischen Tod<br />

und die Befreiung, die wir kurz nach <strong>der</strong> Frühlings-Tag- und<br />

Nachtgleiche feiern, wenn die Sonne des neuen Jahres ihren Aufstieg<br />

in die höheren Sphären des nördlichen Himmels fortsetzt, ihr<br />

6


Leben ausschüttend, um die <strong>Menschheit</strong> zu erlösen und allem auf<br />

Erden neues Leben zu geben. Zu dieser Zeit des Jahres strömt neues<br />

Leben mit unwi<strong>der</strong>stehlicher Gewalt durch die Venen und Arterien<br />

aller lebenden Wesen, diese inspirierend, neue Hoffnung Ehrgeiz<br />

und Leben einflößend, sie zu neuer Tätigkeit antreibend, durch<br />

die sie neue Lektionen in <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Erfahrung lernen. Dem<br />

Empfänger bewusst o<strong>der</strong> unbewusst, belebt diese hervorquellende<br />

Energie alles, was Leben hat. Die Pflanze antworten durch einen<br />

vermehrten Saftumlauf, wodurch das Wachstum <strong>der</strong> Blätter, Blumen<br />

und Früchte entsteht, mit dem diese Klasse des Lebens sich<br />

zur Zeit ausdrückt und zu einer höheren Bewusstseinsstufe entwickelt.<br />

So wun<strong>der</strong>bar diese physischen Erscheinungsformen auch sein<br />

mögen, und wie herrlich man auch diese Umwandlung <strong>der</strong> Erde<br />

bezeichnen mag, die sie von einer Schnee- und Eiswüste in einen<br />

blühenden Garten verwandelt, so versinkt doch alles in die Unbedeutendheit<br />

gegenüber <strong>der</strong> geistigen Aktivität, die gleichzeitig damit<br />

Hand in Hand geht. Die vorspringenden Züge dieses kosmischen<br />

Dramas stimmen mit dem Wirken <strong>der</strong> Sonne in den vier kardinalen<br />

Zeichen - Wid<strong>der</strong>, Krebs, Waage und Steinbock - überein,<br />

denn die bedeutungsvollsten Begebenheiten ereignen sich an den<br />

Punkten <strong>der</strong> Tag- und Nachtgleichen und <strong>der</strong> Sonnenwenden. Es ist<br />

tatsächlich so, daß wir uns in Gott bewegen, in ihm leben und unser<br />

Sein haben. Außerhalb ihm können wir nicht sein, denn wir leben<br />

durch und in seinem Dasein. Wir bewegen uns und handeln durch<br />

seine Kraft. Es ist Seine Kraft, die unseren Wohnplatz, die Erde,<br />

erhält, und ohne Seine unermüdlichen ständigen Anstrengungen<br />

würde sich das Universum auflösen. Es wurde uns gelehrt, daß <strong>der</strong><br />

Mensch ,,Ihm zum Ebenbilde" geschaffen wurde, und es ward uns<br />

verständlich gemacht, daß, entsprechend dem Gesetz <strong>der</strong> Analogie,<br />

wir gewisse in uns schlummernde Kräfte besitzen, welche denen<br />

ähnlich sind, die wir so mächtig in <strong>der</strong> göttlichen Tätigkeit im Universum<br />

wahrnehmen. Dies gibt uns ein beson<strong>der</strong>es Interesse für das<br />

jährliche kosmische Drama, das den Tod und die Auferstehung <strong>der</strong><br />

Sonne umfasst. Das Leben des Gottmenschen Christus-Jesus war in<br />

Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Sonnenmythe gestaltet. Es zeigt vorausschauend,<br />

was mit dem Menschen-Gott, geschieht, von dem Jesus<br />

7


Christus prophezeite, als er sagte: ,,All diese Dinge, die ich tue,<br />

werdet ihr auch tun - und noch größere werdet ihr tun. Wo ich hingehe,<br />

könnt ihr mir jetzt noch nicht folgen, aber ihr werdet mir später<br />

folgen."<br />

Die Natur ist <strong>der</strong> symbolische Ausdruck Gottes. Sie tut nichts<br />

umsonst o<strong>der</strong> willkürlich, vielmehr ist hinter je<strong>der</strong> ihrer Handlung<br />

ein Sinn. Deshalb sollten wir wachsam sein und sorgfältig auf die<br />

Zeichen des Himmels achten, denn sie haben eine tiefe und wichtige<br />

Bedeutung, soweit sie unser eigenes Leben betreffen. Ein richtiges<br />

Verständnis von <strong>der</strong> Absicht <strong>der</strong>selben, ermöglicht es uns, viel<br />

wirksamer mit Gott zu arbeiten, in seinen wun<strong>der</strong>vollen Bemühungen<br />

um die Befreiung unserer Rasse von den Fesseln <strong>der</strong> Naturgesetze.<br />

Dadurch erreichen wir in vollem Maße die Befreiung <strong>der</strong><br />

Söhne Gottes, gekrönt mit <strong>der</strong> Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit,<br />

sowie frei von <strong>der</strong> Gewalt <strong>der</strong> Sünde, <strong>der</strong> Krankheit und des<br />

Leids, die uns unser jetziges Leben wegen unserer Unwissenheit<br />

und Abweichung von den göttlichen Gesetzen verkürzen. Die göttliche<br />

Absicht for<strong>der</strong>t eine solche Befreiung. Ob diese aber auf dem<br />

langsamen, beschwerlichen Weg <strong>der</strong> Evolution o<strong>der</strong> auf dem viel<br />

schnelleren Pfad <strong>der</strong> Einweihung erreicht wird, hängt von uns und<br />

unserem Willen zur Mitarbeit ab. Die Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />

geht blind und taub durch die Welt. Sie sind zu viel von ihren materiellen<br />

Angelegenheiten in Anspruch genommen. Sie kaufen verkaufen,<br />

arbeiten und spielen ohne ein entsprechendes Verständnis<br />

o<strong>der</strong> Würdigung des Daseinszweckes. Würde man ihnen dies erklären,<br />

so wäre eine Anpassung und Mitarbeit wegen <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Opfer auch kaum zu erwarten.<br />

Es ist nicht zu verwun<strong>der</strong>n, daß Christus hauptsächlich an die<br />

Armen appellierte, und <strong>der</strong> Schwierigkeit eines Reichen, in den<br />

Himmel zu kommen, beson<strong>der</strong>en Nachdruck verlieh. Bis zum heutigen<br />

Tage, wo die <strong>Menschheit</strong> doch zwei Jahrtausende seit Seinen<br />

Tagen in <strong>der</strong> Schule <strong>der</strong> Evolution vorgeschritten ist, finden wir<br />

immer noch, daß die Mehrzahl <strong>der</strong> Menschen ihre Häuser, Län<strong>der</strong>,<br />

ihre schönen Hüte und Klei<strong>der</strong>, die Unterhaltung <strong>der</strong> Gesellschaften,<br />

Tänze usw. mehr schätzen als die Reichtümer des Himmels,<br />

die durch Dienst am Nächsten und Selbstaufopferung gesammelt<br />

8


werden. Wenngleich sie auch intellektuell die Herrlichkeit des<br />

Himmels wahrzunehmen vermögen, so zergeht vor ihren Augen<br />

das Wünschenswerte in Nichtssagendes, verglichen mit den Opfern<br />

zur Erreichung des Zieles. Gleich dem reichen Jüngling würden sie<br />

bereitwillig Christus folgen, wären damit nicht solche Opfer verbunden.<br />

Lieber wenden sie sich ab, wenn sie erkennen, daß Opfer<br />

<strong>der</strong> einzige Weg ist, um Jüngerschaft zu erreichen. Ostern ist für sie<br />

lediglich eine Jahreszeit <strong>der</strong> Freude, weil es das Ende des Winters<br />

und <strong>der</strong> Beginn des Sommers ist mit seinem Ruf nach Unterhaltung<br />

und Sport im Freien.<br />

Aber für diejenigen, die endgültig den Pfad <strong>der</strong> Selbstaufopferung,<br />

<strong>der</strong> zur Befreiung führt, gewählt haben, ist Ostern das jährliche<br />

Zeichen, das ihnen als ein Beweis <strong>der</strong> kosmischen Grundlage<br />

für ihr Hoffen und Streben gilt.<br />

In <strong>der</strong> Ostersonne, die zur Frühlings-Tag- und Nachtgleiche in<br />

die nördliche Hemisphäre aufsteigt, nachdem sie ihr Leben für die<br />

Erde geopfert hat, haben wir das kosmische Symbol <strong>der</strong> Tatsache<br />

<strong>der</strong> Auferstehung. Nehmen wir dieses als kosmische Wahrheit an,<br />

so haben wir, in Verbindung mit dem Gesetz <strong>der</strong> Analogie, das den<br />

Mikro- mit dem Makrokosmos verbindet, die Tatsache, daß wir<br />

eines Tages kosmisches Bewusstsein erlangen werden, in dem wir<br />

aus eigener Erfahrung absolute Gewissheit haben, daß es keinen<br />

Tod gibt und daß das, was als solcher erscheint, nur eine Verwandlung<br />

in eine feinere Sphäre ist.<br />

Es ist ein jährliches Symbol, das zur Kräftigung unserer Seele<br />

dient bei ihrer Arbeit des guten Handelns, damit unser Goldenes<br />

Hochzeitskleid wachsen kann, das für uns notwendig ist, um Söhne<br />

Gottes im wahrsten und heiligsten Sinn werden zu können. Es ist<br />

tatsächlich so, dass, wenn wir nicht im Lichte wandeln, wie Gott im<br />

Licht ist, wir nicht in Gemeinschaft miteinan<strong>der</strong> sind. Bringen wir<br />

aber das Opfer und geben uns den von uns erwarteten Dienst <strong>der</strong><br />

Befreiung unserer Rasse hin, dann bilden wir den Seelenleib aus<br />

strahlendem Gold, welches die spezielle Substanz ist, die durch den<br />

Geist <strong>der</strong> Sonne, den kosmischen Christus ausgestrahlt wird. Hat<br />

diese goldene Substanz uns mit genügen<strong>der</strong> Dichtigkeit umkleidet,<br />

9


dann wird es uns möglich sein, es <strong>der</strong> Ostersonne gleichzutun: in<br />

die höheren Sphären aufzusteigen.<br />

Mit diesem fest in unseren Gedanken verankerten Ideal wird<br />

Ostern eine Jahreszeit, in <strong>der</strong> eine Rückschau auf unser Leben im<br />

vergangenen Jahr geeignet ist, neue Vorsätze für die kommende<br />

Jahreszeit zu machen, die das Seelenwachstum för<strong>der</strong>n. Es ist eine<br />

Jahreszeit, wo das Symbol <strong>der</strong> aufsteigenden Sonne uns zur Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Tatsache führen sollte, daß wir Pilger und Fremdlinge<br />

auf dieser Erde sind, und für uns, als Geister, die wahre Heimat im<br />

Himmel ist und dass wir uns bemühen sollten, die Lektionen dieser<br />

Lebensschule so schnell als es mit richtigem Dienen vereinbar ist,<br />

zu lernen.<br />

Ostern bezeichnet die Auferstehung und Befreiung des Christusgeistes<br />

von den nie<strong>der</strong>en Regionen. Diese Befreiung sollte uns<br />

erinnern, ununterbrochen nach <strong>der</strong> Dämmerung jenes Tages Ausschau<br />

zu halten, <strong>der</strong> uns für immer von <strong>der</strong> materiellen<br />

Umstrickung befreien wird, von dem Körper <strong>der</strong> Sünde und Todes,<br />

zusammen mit all unseren gleicherweise gefangenen Brü<strong>der</strong>n. Kein<br />

wahrer Aspirant könnte sich eine Befreiung vorstellen, die nicht<br />

auch alle an<strong>der</strong>en, die in einer ähnlichen Situation sind, mit einschließt.<br />

Dies ist eine ungeheure Aufgabe. Die Betrachtung <strong>der</strong>selben<br />

mag leicht ein braves Herz einschüchtern, und wären wir alleine,<br />

würden wir es nicht zustande bringen. Aber die heiligen Hierarchien,<br />

welche die <strong>Menschheit</strong> von Anbeginn ihrer Entwicklung auf<br />

dem Pfade <strong>der</strong> Evolution geführt haben, sind noch immer aktiv und<br />

arbeiten mit uns von ihren Sternenwelten aus. Mit ihrer Hilfe wird<br />

es uns allmählich möglich sein, diese Erhebung <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> als<br />

Ganzes zu ermöglichen und hierbei eine individuelle Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit zu erlangen. Mit dieser<br />

großen Hoffnung, <strong>der</strong> großen Mission in <strong>der</strong> Welt, lasst uns härter<br />

arbeiten als je zuvor, damit wir bessere Männer und Frauen werden,<br />

so dass wir mit unserem Vorbild auch in an<strong>der</strong>en das Verlangen<br />

nach einem besseren Leben erwecken, welches Befreiung<br />

bringt.<br />

10


I C H<br />

i<br />

ICH DENKE, WAS ICH BIN,<br />

UND BIN DAS, WAS ICH DENKE.<br />

11<br />

Von F. Rückert.<br />

Wenn heute etwa durch die Presse eine Rundfrage an die Menschen<br />

ergehen würde, was o<strong>der</strong> wer ein je<strong>der</strong> eigentlich sei, woher<br />

er käme, wohin er gehe und wozu er auf <strong>der</strong> Welt sei, so würden<br />

wohl die meisten in Verlegenheit kommen, sie zu beantworten. Wir<br />

sehen wohl, dass sich die Menschen in ihrem Charakter und auch in<br />

ihrem Äußeren voneinan<strong>der</strong> unterscheiden; aber wenn wir die Sache<br />

genau untersuchen, so finden wir, dass dieser Unterschied nicht<br />

in ihrem innersten Wesen, son<strong>der</strong>n nur in ihren äußeren Eigenschaften<br />

besteht. Je<strong>der</strong> stellt eine Summe von Eigenschaften vor,<br />

unter denen ein uns unbekanntes Wesen je nach Umständen als<br />

Mann, Weib o<strong>der</strong> Kind, dumm o<strong>der</strong> klug, reich o<strong>der</strong> arm erscheint.<br />

<strong>Der</strong> eine ist ein Fürst, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ein Bettler, <strong>der</strong> eine schön, <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e hässlich, <strong>der</strong> eine von edler Geburt, ein an<strong>der</strong>er nie<strong>der</strong>er<br />

Herkunft; aber alle die Bezeichnungen beziehen sich nur auf die<br />

Eigenschaften, die wir einem "Etwas", das wir nicht sehen und<br />

auch nicht begreifen können, zuschreiben, und das wir das "Ich"<br />

o<strong>der</strong> die Individualität nennen.<br />

Wir können dieses Ich nicht intellektuell begreifen und es deshalb<br />

auch nicht von seinen Eigenschaften trennen. Wir können es<br />

uns, da wir es ja selbst sind, auch nicht objektiv vorstellen o<strong>der</strong><br />

denken; aber wir fühlen, dass es nicht in einer Summe von zusammengewürfelten<br />

Eigenschaften besteht; denn sonst wäre ja auch<br />

unser innerliches Selbstbewusstsein jedesmal ein ganz an<strong>der</strong>es, so<br />

oft sich diese Eigenschaften än<strong>der</strong>n, und mit dem Verschwinden<br />

dieser Eigenschaften wäre nichts mehr da. Das ist auch bei seelenlosen<br />

Wesen denkbar; ein Bündel Stroh o<strong>der</strong> ein Sandhaufen hat<br />

keine Seele, d. h. keine Individualität; er stellt nur eine solche<br />

scheinbar dar, so lange, bis er auseinan<strong>der</strong>fällt. Auch die Individua-


lität einer Gesellschaft, einer Kirche o<strong>der</strong> Nation und überhaupt<br />

eines jeden Organismus existiert nur so lange, als <strong>der</strong> Geist sie zusammenhält.<br />

Das, was jede solche Summe von Eigenschaften zusammenhält,<br />

ist das Bewusstsein, <strong>der</strong> Geist. Geist ohne Bewusstsein<br />

ist nichts. <strong>Der</strong> im Menschen zum Bewusstsein gekommene<br />

Geist bildet sein I c h, sein Selbstbewusstsein, seine Individualität.<br />

Es gibt viele Menschen, die noch niemals zu ihrem wahren<br />

Selbstbewusstsein gekommen sind und nur eine Art von Traumleben<br />

führen; aber je<strong>der</strong>, in dessen Inneren das richtige Selbstbewusstsein<br />

erwacht ist, fühlt, dass sein "Ich" etwas von seinen Eigenschaften<br />

Verschiedenes ist, obgleich es, wenn wir es uns von<br />

allen seinen Eigenschaften entkleidet denken wollen, überhaupt<br />

nicht mehr denkbar ist.<br />

Wir können es nicht beschreiben, da es keine positiven Eigenschaften<br />

hat; wir können nur sagen, was es nicht ist, nicht aber was<br />

es ist. Wir erkennen in ihm die Ursache aller Dinge, und es ist deshalb<br />

in jedem Dinge dessen ureigenes unbegreifliches Selbst; in<br />

allen Dingen dasselbe und, deshalb nur Eines. Dieses Eine, das<br />

alles enthält, wird in <strong>der</strong> theosophischen Philosophie „A t m a“<br />

(Selbst), im Deutschen „<strong>der</strong> Geist“ o<strong>der</strong> die “Gottheit“ genannt.<br />

Damit, dass <strong>der</strong> Geist Gottes das wahre Selbst aller Dinge ist,<br />

damit stimmen die Lehren aller großen Religionssysteme überein.<br />

In <strong>der</strong> Bhagavad Gita heißt es: „Durch MICH ist dieses große All<br />

entfaltet, doch bin ICH nicht für jeden offenbar. – „ER ist das Licht<br />

<strong>der</strong> Lichter, das die Nacht erleuchtet; <strong>der</strong> Erkenner, das Erkannte<br />

und die Erkenntnis selbst, die in den Herzen von allen Wesen<br />

wohnt.“ – In <strong>der</strong> Bibel wird gelehrt: „Alles ist durch das Wort gemacht,<br />

und ohne dasselbe ist nichts, was wir sehen, erschaffen.<br />

Somit ist <strong>der</strong> Geist o<strong>der</strong> das Wort (Logos) unser wahres eigenes<br />

Selbst, und wenn wir es kennenlernen wollen, so können wir es<br />

nirgends näher finden, als in unserem eigenen Innern, als den<br />

Grund unseres Seins. Deshalb lehrt auch <strong>der</strong> Apostel Paulus, dass<br />

wir <strong>Tempel</strong> Gottes sind, und dass <strong>der</strong> Geist Gottes in uns wohnt.“<br />

Auch sagt er, dass dieser Geist unser Selbst ist, und dass wir das<br />

wissen; vorausgesetzt, dass wir nicht untauglich (zum wahren Leben)<br />

sind.<br />

12


Nicht in den toten Formen, son<strong>der</strong>n in dem diese belebenden<br />

Geiste sind Wahrheit, Schönheit, Stärke und alle Herrlichkeiten<br />

enthalten, die aber erst dann für uns ins Dasein kommen, wenn sie<br />

in unser Bewusstsein gelangen; denn wäre auch die ganze Welt voll<br />

Licht und Herrlichkeit, so würde sie dennoch für uns nicht existieren,<br />

wenn wir sie we<strong>der</strong> fühlen noch sonst wie wahrnehmen könnten.<br />

So können wir auch von dem Geiste Gottes, <strong>der</strong> unser Selbst<br />

ist, nichts wissen, solange wir uns seiner Gegenwart nicht bewusst<br />

werden; wenn aber dieses geistige Bewusstsein in uns erwacht, so<br />

erkennen wir seine Allgegenwart überall. Das ist die erste Bedingung<br />

zur wahren Selbsterkenntnis. Michaelis de Molinos sagt: „Du<br />

sollst, wissen, dass deine Seele (dein Ich) ist das Zentrum. die<br />

Wohnung und das Königreich Gottes; dass deshalb, damit <strong>der</strong><br />

höchste Herrscher auf diesem Throne deiner Seele ruhen möge, du<br />

dich bemühen sollst, denselben rein von Schuld und Fehlern, frei<br />

von Furcht, frei von Leidenschaften, persönlichen Begierden und<br />

Vorstellungen und friedvoll in Versuchungen und Trübsal zu erhalten.<br />

Du sollst somit stets den Frieden in deinem Herzen bewahren,<br />

damit dieser <strong>Tempel</strong> Gottes rein bleibe, und im rechten und<br />

reinen Geiste sollst du wirken, beten, gehorchen und leiden, ohne<br />

im geringsten durch das, was dir Gott sendet, dich beunruhigen zu<br />

lassen. Geh in diesen <strong>Tempel</strong> ein, damit du es überwindest; denn<br />

dort ist die feste, göttliche Burg, die dich beschützt.“<br />

Da nun GOTT das wahre Selbst aller Dinge ist, so ist auch die<br />

Selbsterkenntnis Gottes im Menschen gleichbedeutend mit <strong>der</strong> Gotteserkenntnis,<br />

und wer, ich selber in Wahrheit erkennt, <strong>der</strong> erkennt<br />

GOTT; aber solange wir nicht zum wahren Selbstbewusstsein gekommen<br />

sind, erscheint uns auch dieses Selbst, das wir GOTT<br />

nennen, als etwas Fremdes und Fernstehendes, und da auf unserer<br />

jetzigen Stufe <strong>der</strong> Evolution es nur wenige Menschen gibt, in denen<br />

dieses Gottesbewusstsein erwacht ist, so gibt es viele, die gar nicht<br />

an die Möglichkeit eines höheren, göttlichen Daseins glauben, während<br />

die an<strong>der</strong>en GOTT in äußeren Dingen suchen, sich in ihren<br />

Vorstellungen irgendein Bild von GOTT erzeugen und dabei ihr<br />

Herz dem wahren Geiste Gottes verschließen. Viele schaffen sich<br />

auf diese Weise einen Gott in ihrer Phantasie, rüsten ihn mit<br />

menschlichen Schwächen aus, tragen ihm ihre selbstsüchtigen<br />

13


Wünsche vor und denken ihn entwe<strong>der</strong> durch ihre eigenen Argumente,<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen und Versprechungen, o<strong>der</strong> durch<br />

Vermittlung des Klerus zur Erfüllung ihrer Bitten bewegen zu können.<br />

Sie vergessen, dass auch die Bibel lehrt: „Du sollst dir von<br />

Gott kein Bild (d. h. keine Vorstellung) machen“ und dass man zu<br />

ihm nicht an<strong>der</strong>s beten kann, als im Geiste und in <strong>der</strong> Wahrheit.<br />

Niemand kann Selbsterkenntnis von irgendetwas erlangen, ohne<br />

eins mit dem Gegenstande seines Erkennens zu sein, und dann<br />

ist das Erkannte kein Gegenstand mehr, son<strong>der</strong>n das eigene Selbst.<br />

Nur GOTT kann sich selber als Gott erkennen; ein Mensch ohne<br />

Gott müsste, um Gott zu erkennen, gleich Gott o<strong>der</strong> noch größer<br />

sein. Ein Gott, den ein Mensch intellektuell begreifen könnte, wäre<br />

weniger als ein Mensch und nicht wert, begriffen zu werden.<br />

GOTT ist die Quelle des Daseins, des Lebens, <strong>der</strong> Kraft und Stärke;<br />

aber ein Dasein, von dem wir nichts wissen und nichts empfinden,<br />

ist für uns nichts; nur das Leben in uns ist unser Leben, unsere<br />

Kraft. In GOTT ist alles enthalten, aber es existiert für uns erst<br />

dann, wenn es uns offenbar wird. Die „Wissenschaft“ weiß nichts<br />

von GOTT, nichts von Schönheit, Gerechtigkeit, Erhabenheit, Tugend;<br />

weil diese Zustände nicht den Formen, son<strong>der</strong>n dem Geiste<br />

angehören, und sie den Geist nicht kennt. Geistige Kräfte sind nicht<br />

die Produkte <strong>der</strong> Formen; wohl aber werden sie in diesen offenbar.<br />

<strong>Der</strong> Geist spiegelt sich wi<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Form und teilt ihr dadurch seine<br />

Eigenschaften mit; so wie <strong>der</strong> Geist eines Künstlers seinem<br />

Werke eingeprägt ist. Je weniger ein Mensch teil an dem Geiste<br />

Gottes hat, um so weniger hat er Sinn für das Wahre, Gute und<br />

Schöne; ein gottloser Mensch o<strong>der</strong> eine menschliche Larve in <strong>der</strong><br />

Unterwelt hat kein Gefühl für die Gerechtigkeit, selbstlose Liebe;<br />

geistige Tugenden existieren für ihn ebenso wenig, als Intelligenz<br />

für einen Idioten o<strong>der</strong> Bewusstsein für ein Stück Holz. Er fühlt nur<br />

seinen tierischen Egoismus, mit allem, was daraus entspringt; er<br />

wird von seinen Instinkten getrieben und handelt deshalb nicht<br />

selbst. Er hat kein wahres Selbstbewusstsein und nur eine scheinbare<br />

Individualität. Er stellt eine Summe von Instinkten, Begierden,<br />

Leidenschaften, Phantasien und Vorstellungen dar, die nicht dem<br />

wahren Selbst, son<strong>der</strong>n den „Geistern“ (Bewusstseinsformen) <strong>der</strong><br />

Natur angehören, und nur ein verkehrtes Spiegelbild göttlich-<br />

14


geistiger Kräfte sind. Auch unser persönliches Selbstbewusstsein<br />

ist nur ein Abglanz, gleichsam ein Glimmen des Dochtes, nachdem<br />

die Flamme ausgelöscht ist.<br />

Die Art unseres Bewusstseins hängt von den Eindrücken ab, die<br />

wir empfangen, das wahre Selbstbewusstsein beruht auf sich selbst.<br />

Ein Mensch, <strong>der</strong> vom Zorne besessen ist, fühlt und denkt an<strong>der</strong>s als<br />

wenn ihn Freude erfüllt; ein Mensch im Traume, in <strong>der</strong> Betrunkenheit,<br />

in <strong>der</strong> Ekstase, im Delirium o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en außergewöhnlichen<br />

Zuständen, ist gleichsam ein ganz an<strong>der</strong>er Mensch; aber GOTT in<br />

ihm bleibt immer <strong>der</strong>selbe; das Ich än<strong>der</strong>t sich nicht; es tritt nur<br />

stärker o<strong>der</strong> schwächer im Menschen hervor; es kann dem Menschen<br />

während des Schlafes entschwinden, aber es wird beim Erwachen<br />

wie<strong>der</strong> offenbar. Ich weiß, wenn ich des Morgens aufwache,<br />

dass ich heute <strong>der</strong>selbe Mensch bin, <strong>der</strong> ich gestern vor dem<br />

Einschlafen war, und dieses Wissen hängt nicht von <strong>der</strong> Beobachtung<br />

meines Äußeren und auch nicht von meiner Erinnerung ab,<br />

son<strong>der</strong>n es liegt in meinem „Gewissen“, dass sich von dem äußeren<br />

Wissen dadurch unterscheidet, dass ich das, was es mich lehrt, gewiss<br />

und mit Bestimmtheit weiß, ohne dass ich dafür irgend welcher<br />

Beweise bedarf. Die Eindrücke und <strong>der</strong>en Erinnerungen wechseln,<br />

aber das Bewusstsein des Seins ist in allen Menschen dasselbe.<br />

Niemand zweifelt, dass er in Wirklichkeit i s t. Wäre er nicht,<br />

so könnte er auch nicht zweifeln.<br />

Im allgemeinen Sein, <strong>der</strong> Universalgottheit, kann es keine Verschiedenheit<br />

geben. ATMA, „das Selbst“, ist in allen seinen Geschöpfen<br />

dasselbe. Wenn wir tief genug in unser Innerstes eingehen<br />

o<strong>der</strong>, was das gleiche ist, uns zum Höchsten erheben, so schwinden<br />

alle Begriffe von „ich“ und „du“, „mein“ und „dein“; da verlassen<br />

wir innerlich Vater und Mutter, Kind und Freund und allen Besitz;<br />

da fühlen wir nur mehr die <strong>Menschheit</strong> in uns, ohne jeglichen Unterschied,<br />

und in dieser die Größe <strong>der</strong> Gottheit, die alles erfüllt. Je<br />

mehr sich dieses Gottesbewusstsein im Menschen offenbart, je<br />

mehr es in ihm erwacht und erstarkt, um so mehr eröffnen sich ihm<br />

neue Reiche <strong>der</strong> Wahrnehmung und Erkenntnis; bis er zuletzt,<br />

wenn auch nach vielen weiteren Reinkarnationen an <strong>der</strong> Schwelle<br />

des <strong>Tempel</strong>s <strong>der</strong> Allwissenheit steht, wo die Idee <strong>der</strong> Ichheit auf<br />

15


immer verschwindet und er in Gottes Größe sich selber als den<br />

Schöpfer aller Dinge erkennt.<br />

Wie entsteht die Idee <strong>der</strong> Ichheit? – Darüber lehrt uns die<br />

Selbstbetrachtung Folgendes: In <strong>der</strong> Einheit ist alles Eins. – In <strong>der</strong><br />

stillen klaren Ewigkeit, wo keine Trennung vom Erkenner, Erkanntem<br />

und Erkenntnis und folglich keine Selbstanschauung stattfindet,<br />

kann kein Gegensatz und folglich auch von keinem „Ich“ das<br />

ein „Du“ bedingt, die Rede sein; es ist da nichts an<strong>der</strong>es als Gott,<br />

Ewigkeit, absolutes Bewusstsein. Wenn <strong>der</strong> Geist sich völlig in<br />

sich selbst zurückzieht, so hört auch alle objektive Wahrnehmung<br />

und Selbstanschauung auf und tritt erst beim Erwachen wie<strong>der</strong> ein.<br />

Die indische Philosophie lehrt, dass B r a h m a Perioden des Wachens<br />

und Schlafens habe, und dass mit seinem Erwachen die<br />

Schöpfung <strong>der</strong> Welten beginne; wie ja auch <strong>der</strong> Mensch bei seinem<br />

Erwachen nach dem Schlafe wie<strong>der</strong> Gedanken aus seinem Inneren<br />

zu schöpfen beginnt und aus diesen die kleine Welt seiner Vorstellungen<br />

wird. Wir können uns von dem Zustande Brahmas während<br />

seines „Schlafes“ keine Vorstellung machen: „Da aber <strong>der</strong> Geist<br />

nie schläft, son<strong>der</strong>n nur <strong>der</strong> Körper in Ruhe versinkt, so ist obiges<br />

wohl dahin aufzufassen, dass <strong>der</strong> Geist Gottes im Weltall in sich<br />

selbst zurückgezogen in einem Zustande <strong>der</strong> höchsten und unbeschreiblichen<br />

Vollkommenheit ist, während die ganze Natur im<br />

Schlafe (Pralaya) liegt und dass das Erwachen Brahmas vielmehr<br />

einem Traume gleicht, aus dessen Bil<strong>der</strong>n die Welten entstehen.<br />

In <strong>der</strong> Gottheit ist alles, und folglich auch die Fähigkeit <strong>der</strong><br />

Sichselbstbeherrschung enthalten, und indem in ihr diese Selbstanschauung<br />

eintritt, findet gleichsam eine Trennung von dem Seher<br />

und dem Gesehenen statt. B r a h m a besieht sich in seiner göttlichen<br />

Natur, die ja er selber ist, wie in einem Spiegel und erkennt<br />

sich selbst darin als sein eigenes, lebendes Ebenbild, o<strong>der</strong> wie man<br />

sagt, als seinen Sohn. Er selbst wird durch diese Geburt seines<br />

Sohnes zum "Vater“, und die Kraft, worin <strong>der</strong> Vater den Sohn und<br />

<strong>der</strong> Sohn den Vater erkennt, ist Gottes Selbsterkenntnis, die Weisheit,<br />

„<strong>der</strong> Heilige Geist“. Somit erblicken wir nun die nicht offenbare<br />

Einheit in ihrer Offenbarung als Dreieinigkeit, und dieses ist<br />

das erste und höchste "I c h„ , das die ganze Schöpfung umfasst,<br />

16


dass wohl an sich als ein von <strong>der</strong> Universalgottheit verschiedenes<br />

Wesen erscheint, aber dennoch wesentlich nur Eins mit ihr ist. Es<br />

wird je nach dem Standpunkt, von dem wir es betrachten, als<br />

„Iswara“, „das Wort“ (Logos) o<strong>der</strong> personifiziert als „Krischna“,<br />

„Jesus Christus“, „Imanuel“ o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Namen bezeichnet;<br />

es ist <strong>der</strong> alleinige Herr und Erlöser <strong>der</strong> Welt. Niemand kann auf<br />

eine an<strong>der</strong>e Weise als durch den Sohn zum Vater, d. h. durch das<br />

Erwachen des Gottesbewusstseins Erkenntnis des höchsten Daseins<br />

gelangen.<br />

Es erscheint überflüssig zu erwähnen, dass dieses Bewusstsein<br />

nicht darin besteht, dass ein Narr sich einbildet, ein Übermensch<br />

o<strong>der</strong> Gott selber zu sein. Dieses Bewusstsein wird nur durch die<br />

geistige Wie<strong>der</strong>geburt erlangt. Je<strong>der</strong> Mensch, in dem sich diese<br />

Geburt des Sohnes Gottes vollzogen hat, ist in seinem Innern ein<br />

Abbild des Sohnes Gottes und kann, wenn er ganz vom Geiste Gottes<br />

durchdrungen und erleuchtet ist, sogar äußerlich als ein höher<br />

stehendes Wesen erkannt werden. Materiell gesinnte Menschen<br />

werden das schwerlich begreifen; sie, verwechseln das tierische mit<br />

dem göttlichen Selbst. Deshalb wurden auch in <strong>der</strong> Regel alle, die<br />

diese Lehre von <strong>der</strong> Gottheit in <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> verkündeten, verspottet,<br />

gekreuzigt o<strong>der</strong> verbrannt. Als Jesus sagte, dass er <strong>der</strong> Sohn<br />

Gottes sei, da meinte <strong>der</strong> Klerus, er bezöge das auf sein persönliches,<br />

menschliches Ich. Sie klagten ihn an: „Er hat sich selber zu<br />

Gottes Sohn gemacht“, und töteten ihn. Dagegen geht aus vielen<br />

an<strong>der</strong>en Stellen <strong>der</strong> Bibel hervor, dass sich diese Lehre nicht auf<br />

seine sterbliche Persönlichkeit, son<strong>der</strong>n auf sein innerliches Leben<br />

bezog.<br />

Es ist anzunehmen, dass in Jesus von Nazareth das Persönlichkeitsbewusstsein<br />

vom Bewusstsein des L o g o s durchdrungen und<br />

darin, aufgegangen war; aber im alltäglichen Menschen ist zwischen<br />

diesen beiden Bewusstseinsformen noch eine weite Kluft.<br />

Jesus wird deshalb „Christos“ (<strong>der</strong> Gesalbte o<strong>der</strong> Gekrönte) genannt,<br />

weil in ihm das „Wort" (L o g o s) Gestalt angenommen<br />

hatte und „Fleisch geworden“ d. h. verkörpert war. Christos als <strong>der</strong><br />

Logos im Makrokosmos betrachtet, ist die geistige Sonne des<br />

Weltalls; Christus als Offenbarung des Wortes in uns ist das Ge<br />

17


heimnis <strong>der</strong> Erlösung, die Hoffnung <strong>der</strong> Herrlichkeit. <strong>Der</strong> Vater ist<br />

das Nichtoffenbare; <strong>der</strong> Sohn ist die geoffenbarte Wahrheit. Niemand<br />

kann zur Wahrheit auf eine an<strong>der</strong>e Weise kommen, als dadurch,<br />

dass sie in seinem Bewusstsein offenbar wird. Christus ist<br />

das Licht <strong>der</strong> Welt; aber in uns selbst muss dieses Licht aufgehen,<br />

wenn für uns <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Erkenntnis anbrechen soll. Dieses Licht<br />

war in Jesus von Nazareth und ist in uns allen, aber er ist kein Licht<br />

für uns, solange wir es nicht fassen. Erst, wenn in unserem Innern<br />

sich das Feuer <strong>der</strong> Liebe zur Wahrheit entzündet, dann wird <strong>der</strong><br />

verborgene Funke zur Flamme, die das Licht <strong>der</strong> Selbsterkenntnis<br />

verbreitet, das uns erleuchtet. Alles ist GOTT und auch wir sind<br />

GOTT in unserem Wesen; aber wie könnte in Bezug auf unsere<br />

Person auch nur von einer Gottähnlichkeit die Rede sein, solange<br />

wir die Gottheit nicht in uns erkennen? Das verborgene Licht in<br />

uns ist kein Licht für uns, solange wir blind sind; <strong>der</strong> hellste Sonnenschein<br />

nützt uns nichts, solange wir uns im Finstern bewegen.<br />

In <strong>der</strong> Kabbala ist dieses Aufgehen des Lichtes <strong>der</strong> Selbsterkenntnis<br />

symbolisch dargestellt. „Jehovah“ bedeutet das All, die<br />

Finsternis, und <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> hebräischen Buchstaben dieses Wortes,<br />

kabalistisch berechnet, gibt das Verhältnis des Durchmessers<br />

zum Kreise an. Jehovah (Jupiter) ist <strong>der</strong> Vater <strong>der</strong> Götter, <strong>der</strong> Ursprung,<br />

<strong>der</strong> finstere Gott <strong>der</strong> Gerechtigkeit. Setzen wir aber den<br />

hebräischen Buchstaben S c h ‏,(ש)‏ <strong>der</strong> das Feuer bedeutet, in die<br />

Mitte des Wortes, so wird aus Jehovah „J e h o s c h u a“;<br />

(J e s u s), das Licht <strong>der</strong> Seele, dessen Leuchte Jesus von Nazareth<br />

war.<br />

Eine solche Leuchte ist je<strong>der</strong> Mensch, in dem dieses Licht <strong>der</strong><br />

Gotteserkenntnis leuchtet. Wir alle sind Eins in Christus, wenn die<br />

wahre Selbsterkenntnis in unserem Herzen erwacht. Sie ist „<strong>der</strong><br />

Weg“ aber dieser Weg ist nicht u n s e r Weg, solange wir ihn nicht<br />

wandeln. Christus ist unser geistiges Leben; aber er ist es erst dann,<br />

wenn er in unserem „Jerusalem“ seinen Einzug gehalten hat. Es<br />

steht geschrieben: „Mein Vater ist auch euer Vater.“ Wir werden<br />

alle Eins mit dem Erlöser, wenn <strong>der</strong> Sohn Gottes durch die Macht<br />

des Wortes in uns geboren wird. So wie die eine Sonne unzähligen<br />

Pflanzen Leben und Form und Farbe verleiht und sich in Millionen<br />

18


von Tautropfen wi<strong>der</strong>spiegelt, ohne dass die Sonne sich selber zerteilt,<br />

so leuchtet am geistigen Himmel die Gnadensonne <strong>der</strong> Weisheit<br />

und schafft ihr heiliges Ebenbild in den Herzen <strong>der</strong> Menschen.<br />

Von den Buddhisten wird diese Zentralsonne des geistigen Daseins<br />

als „A t m a“ und ihr Licht (<strong>der</strong> Heilige Geist) als „A t m a-<br />

B o d h“, das Licht <strong>der</strong> Weisheit bezeichnet. Deshalb wird ein<br />

wahrhaft Erleuchteter, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Selbsterkenntnis <strong>der</strong> Wahrheit<br />

durchdrungen ist. Ein "Buddha« genannt, und ein „Buddhist“ ist<br />

<strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> nach dieser Erleuchtung strebt, während die Anhänger<br />

<strong>der</strong> Lehre Gautama Buddhas als "Buddhisten“ bezeichnet<br />

werden. Desgleichen besteht die wahre G n o s i s in <strong>der</strong> Selbsterkenntnis<br />

<strong>der</strong> Wahrheit, und die wahren „Gnostiker“ sind die, die sie<br />

besitzen. Da aber die Welt die Gotteserkenntnis nicht kennt, so<br />

werden auch alle diese Bezeichnungen oft missbraucht und missverstanden.<br />

Christus in uns ist unser Wahres, Unsterbliches ICH. Sein<br />

Licht, das Licht des L o g o s in uns ist es, das die Seele erleuchtet.<br />

Einen an<strong>der</strong>en Erlöser kann es nicht geben, weil nur ein höheres<br />

Bewusstsein den Menschen zum Höheren erhebt. In <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

des göttlichen Selbstes werden alle unsere Leiden und Freuden des<br />

irdischen Lebens gleich einem Nebelbilde im Lichte <strong>der</strong> Sonne<br />

verschwinden.<br />

Aber ehe das Licht des L o g o s zum klaren Bewusstsein <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit gelangt, stellen sich ihm verschiedene Hin<strong>der</strong>nisse<br />

entgegen; denn <strong>der</strong> Mensch ist von einer dreifachen Hülle wie mit<br />

Schleiern umgeben, von denen die ihm Zunächstliegende die dichteste<br />

ist, so dass das göttliche Licht nur wie ein schwacher Dämmerschein<br />

zum Menschen <strong>der</strong> Erde gelangt. Diese drei Schleier<br />

entsprechen den drei Plänen im Makrokosmos, nämlich:<br />

I. <strong>Der</strong> geistige Plan o<strong>der</strong> die „Himmelswelt“<br />

II. <strong>Der</strong> psychische Plan; auch die „Astralwelt“ genannt<br />

III. <strong>Der</strong> physische Plan; die sichtbare Natur<br />

Diesen drei Plänen entsprechen <strong>der</strong> physische Körper, <strong>der</strong> psychische<br />

Körper und <strong>der</strong> Gedankenkörper des Menschen. Jede dieser<br />

Bewusstseinsformen ist gleichsam ein Licht, gebildet durch den<br />

Wi<strong>der</strong>schein des Lichtes, das, dem nächsthöheren Plane angehört,<br />

19


und über allem steht <strong>der</strong> L o g o s, von dem die drei Reiche ihr<br />

Licht erhalten. Die indische Philosophie stellt dies durch folgendes<br />

Beispiel dar:<br />

Stellen uns den Logos als eine Sonne dar, <strong>der</strong>en Licht auf einen<br />

klaren Spiegel fällt, so bildet sich auf diesem ein klares Bild <strong>der</strong><br />

Sonne. Das stellt das geistige Bewusstsein des Menschen dar. Von<br />

diesem strahlt das Licht auf eine Metallplatte und bildet dort wie<strong>der</strong><br />

einen, wenn auch schwächer leuchtenden Lichtkreis, <strong>der</strong> das innere,<br />

psychische Bewusstsein des Menschen versinnbildlicht. Von<br />

diesem fällt <strong>der</strong> zurückgeworfene Schein gleichsam wie<strong>der</strong> auf eine<br />

graue Mauer und wird von dort wie ein schwacher Schimmer gesehen.<br />

Das stellt das Bewusstsein <strong>der</strong> persönlichen Menschen dar.<br />

Wir haben somit vier Bewusstseinsformen, von denen eine in<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en enthalten, aber nur die höchste das wahre und ewige<br />

Ich ist. Wenn es nun schon kein Leichtes ist, zum inneren Seelenleben<br />

zu gelangen, so ist es wohl noch schwerer, sich ganz mit dem<br />

Vater im Himmel zu vereinigen, und dann ist noch ein weiterer<br />

20


Schritt zur Vereinigung mit dem Logos. <strong>Der</strong> Logos (Atma) ist die<br />

geistige Sonne <strong>der</strong> Welt: Unser himmlischer Vater <strong>der</strong> Mond, und<br />

wir sind gleichsam die Erde. Da es noch um uns Nacht ist, und wir<br />

die Sonne nicht sehen, so erhalten wir den Wi<strong>der</strong>schein ihres Lichtes<br />

durch diesen unseren Planeten und seine Trabanten, die Intuition,<br />

durch diesen unseren Planeten und seinen Trabanten, die Intuition,<br />

die unser geistiger Führer ist, und uns durchs Leben begleitet.<br />

Durch seine Vermittlung erhalten wir das höhere Licht, ähnlich wie<br />

die Erde des Nachts das Licht <strong>der</strong> Sonne durch die Vermittlung des<br />

Mondes erlangt.<br />

Man kann über <strong>der</strong>gleichen Dinge nicht an<strong>der</strong>s als in Symbolen<br />

sprechen, aber alle Symbole, die wir anwenden können, sind unzureichend<br />

und mangelhaft. Was sie als etwas Getrenntes darstellen,<br />

ist wesentlich Eines. In uns selbst ist alles Enthalten, und je höher<br />

wir in unserem Bewusstsein emporsteigen, umso mehr kommen<br />

wir <strong>der</strong> Wahrheit näher. Die geistige Sonne ist in uns und überall.<br />

Nicht in einem fernen Lande, son<strong>der</strong>n in uns selbst wird durch die<br />

Kraft des Heiligen Geistes <strong>der</strong> Selbsterkenntnis <strong>der</strong> Erlöser geboren.<br />

Diese Geburt kann aber nur in einer reinen Substanz stattfinden,<br />

d. h. in <strong>der</strong> höheren Region <strong>der</strong> Seele, die frei von allen nie<strong>der</strong>en<br />

Anziehungen und frei von allen Vorstellungen ist. Diese Region<br />

wird von den Christen und dem Namen <strong>der</strong> Jungfrau Maria, von<br />

den Buddhisten als „Maya“, die Mutter Buddhas (die Mutter <strong>der</strong><br />

Weisheit) symbolisiert. Sie ist die Kraft <strong>der</strong> Weisheit und die Königin<br />

<strong>der</strong> himmlischen Region unserer Seele, die <strong>der</strong> Schlange <strong>der</strong><br />

bösen Begierde den Kopf zertritt. Sie ist auch Venus, die Göttin <strong>der</strong><br />

Liebe, <strong>der</strong> Gottesgedanke, <strong>der</strong> in nackter Reinheit dem Gedankenmeere<br />

entsteigt.<br />

In allen Religionssystemen ist die geistige Wie<strong>der</strong>geburt durch<br />

die Fleischwerdung des Heiligen Geistes im Menschen sinnbildlich<br />

dargestellt. Die Fabel von Narzissmus z. B., <strong>der</strong> beim Anblicken<br />

seines Spiegelbildes im Wasser so von dessen Herrlichkeit entzückt<br />

war, dass er darüber verging, bezieht sich ebenfalls auf die Selbstaufopferung<br />

des göttlichen Menschen und dessen Fleischwerdung.<br />

Aus Liebe zur <strong>Menschheit</strong> und um sie zu erlösen, senkt sich die<br />

21


Gottheit, ihrer selbst vergessend, zur reinen Seele hernie<strong>der</strong> und<br />

schafft sich im Menschen ihr Ebenbild.<br />

<strong>Der</strong> Gottesgedanke baut sich in uns selbst seine Form. „Christus<br />

stirbt für uns“; d. h. <strong>der</strong> Gottesfunke <strong>der</strong> Liebe wird in den Herzen<br />

<strong>der</strong> Menschen begraben, damit er in ihnen sich entwickeln,<br />

Gestalt annehmen und die Liebe ihre Auferstehung im Menschen<br />

feiern kann.<br />

So wie jedes an<strong>der</strong>e Ding stellt auch unser Sonnensystem ein<br />

Ganzes, eine Individualität, eine unteilbare Wesenheit dar, und wie<br />

die sichtbare Sonne <strong>der</strong> Mittelpunkt und die Quelle des Lebens des<br />

Ganzen ist, so ist das WORT <strong>der</strong> Mittelpunkt und die Quelle des<br />

geistigen Lebens <strong>der</strong> Seele unserer Welt, aus <strong>der</strong> sich alle Kräfte<br />

ergießen. Es ist das „Ich“ und <strong>der</strong> HERR unseres Sonnensystems,<br />

und es ist auch <strong>der</strong> Herr und Gott in uns, wenn es in uns zur Kraft<br />

und offenbar wird. Dann wird das Wort „Christus“ in uns und „Jesus“<br />

das Licht unserer Seele; dann wird das Kleine, das große Ich;<br />

„das“ Gott wird „<strong>der</strong>“ Gottmensch; ein Gott in GOTT und Eins mit<br />

Atma, dem Selbst.<br />

Was ist dieses Selbst? – Sankaracharya antwortet: „Es ist Satchit-ananda<br />

Swa-rupa“; die Form <strong>der</strong> Daseins-Erkenntnis-Seligkeit;<br />

<strong>der</strong> Zustand, in dem <strong>der</strong> Geist sich selbst als den Schöpfer und die<br />

Herrlichkeit alles Daseins erkennt. Es ist das Ewige, Unerschaffene,<br />

das für sich und in sich selbst Bestehende; <strong>der</strong> ewige Zuschauer<br />

von allem was in <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft existiert. – Wirf ab Name und Farbe und Form! <strong>Der</strong> Erkenner<br />

des Höchsten wohnt in dem Wesen des vollkommenen Bewusstseins,<br />

<strong>der</strong> unübertrefflichen Seligkeit, da gibt es keine Verschiedenheit<br />

mehr zwischen dem Erkenner und dem Erkannten;<br />

denn durch sein eigenes Wesen, seine Weisheit und Seligkeit<br />

leuchtet dieses strahlende Selbst aus sich selbst. – Befestige die<br />

Fackel des Gedankens im Sockel des Selbstes, und lasse die entzündete<br />

Flamme <strong>der</strong> emporsteigenden Weisheit das zerstören, was<br />

die Nichterkenntnis ernährt. Wie beim Anbruche des Tages die<br />

Nacht, so wird durch die Erkenntnis des Selbstes das Dunkel zerstört,<br />

und das Selbst offenbar, leuchtend, wie eine strahlende Sonne.<br />

22


In dem Zeichen des Kreuzes, „in dem Du siegen wirst“, werden<br />

die Eingeweihten leicht das i, nämlich das Ich, erkennen. <strong>Der</strong> Geist<br />

durchdringt die Materie und bildet so das Kreuz, an das <strong>der</strong> irdische,<br />

sterbliche Mensch mit seinen fünf Sinnen (dargestellt durch<br />

das Pentagramm) gebunden ist. Er ist das kleine Ich, das mit seinen<br />

fünf Sinnen mit <strong>der</strong> Sinneswelt verbunden ist; aber sein Haupt ragt<br />

über das Reich des Materiellen empor in das Licht des Geistes und<br />

macht ihn fähig, das große Ich zu erkennen. Das große Ich aber<br />

erhält seine Bedeutung durch das „Tüpfchen“ über dem I, von dem<br />

uns Goethe sagt, dass man es ja nicht vergessen soll, denn es zeigt<br />

an das Göttliche (das „Unbewusste“ <strong>der</strong> Philosophen), das für uns<br />

Finsternis, aber in Wahrheit die Quelle alles Lichtes ist, wenn es im<br />

Menschen offenbar wird.<br />

Wie können wir dieses Große ICH finden? – F. Rückert zeigt<br />

uns den Weg dazu:<br />

„Sag: Ich bin Ich! Und wie du sagest, fühl es auch in deinem<br />

kleinen Ich des großes Iches Hauch“<br />

<strong>Der</strong> Hauch des großen ICH aber ist <strong>der</strong> Atem Gottes, <strong>der</strong> Heilige<br />

Geist, von dem die Bibel sagt: „Wisset ihr nicht, dass ihr <strong>Tempel</strong><br />

Gottes seid, und dass <strong>der</strong> Geist Gottes in euch wohnt? <strong>Der</strong> seid<br />

ihr“ - was das Bewusstsein des Menschen erfüllt, das ist er selbst.<br />

F.Hartmann (Mysterien und Symbole)<br />

23


<strong>Der</strong> <strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong><br />

Deutsche Gemeinschaft e. V.<br />

DER TEMPLER ist die Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift des "<strong>Tempel</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong>,<br />

Deutsche Gemeinschaft e. V." Er erscheint 2 bis 4 Mal im Jahr.<br />

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Hemdingen bei Hamburg, Reutlingen und München statt.<br />

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Literatur:<br />

10 Bände: <strong>Tempel</strong>lehren, mit einem Band <strong>Tempel</strong>lehren von A bis Z,<br />

1 Band: Theogenesis, 3 Bände: Aus Lichter Höhe, 2 Bände: Okkultismus,<br />

1 Band: <strong>Tempel</strong>-Botschaften (Rote und Gelbe Blätter).<br />

1 Band: <strong>Der</strong> Kommende Avatar, 1 Band: Botschaften des Meisters Hilarion.<br />

1 Band: Inhaltsverzeichnisse von <strong>Tempel</strong>lehren, Aus lichter Höhe,<br />

<strong>Tempel</strong>-Botschaften und Vorträge von <strong>Tempel</strong>tagungen.<br />

Diese <strong>Tempel</strong>literatur ist vom TEMPLE OF THE PEOPLE, Halcyon,<br />

California, herausgegeben worden. Sie wurde dem <strong>Tempel</strong> zur Verbreitung<br />

an ernsthaft Studierende von jenen großen Lehrern, insbeson<strong>der</strong>e vom<br />

Meister Hilarion, gegeben, <strong>der</strong> wie jene Meister zur große Weißen Loge<br />

gehört, die H. P. Blavatsky instruierten, und <strong>der</strong>en Werk für die <strong>Menschheit</strong><br />

fortzusetzen diese <strong>Tempel</strong>lehren berufen sind.<br />

DOGMEN VERGEHEN, HERZEN BESTEHEN<br />

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