Heft 45 - Bosauer Sportverein von 1946

Die Einsamkeit der
Langstreckenläuferin
Der Tag ist da, die Nacht war mau
der Magen kneift, die Knie sind flau
im Startbereich da brummt der Bär,
von überall da kommen Läufer her.
Ich lauf mich warm – noch mal auf’s Klo
Wenn’s endlich losgeht , bin ich froh.
Es ist soweit jetzt Schritt für Schritt:
„Viel Glück, mach’s gut“, krieg ich noch mit.
Der Turbodiesel läuft schon rund,
das Laufen ist ja so gesund!
Ein Glücksgefühl steigt in mir auf,
heut geht es gut, ich bin gut drauf.
So schraub ich langsam peu à peu,
das Läufertempo in die Höh.
Die Profis zischen flott vorbei
Oh, toll! Schon „Kilometer drei“
Das Jungvolk kommt mit schnellem Schritt,
ich streng mich an und halte mit.
Im Geist seh ich den Trainerblick,
du bist zu schnell, schalt mal zurück.
Bald kommt Schloß Plön in Sicht.
Die Hälfte fast, ich glaub es nicht!
Jetzt geht’s bergab, das find ich schön.
Ruck, zuck kann ich die Tränke seh’n.
„Glas Wasser?“ „Danke, nein!“
Das kostet Zeit, das muss nicht sein.
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Der Rücken schmerzt und auch das Knie,
so platt war ich bisher noch nie.
Der Schweiß, er rinnt, es dröhnt der Schädel.
Du bist schön blöd, du Läufermädel !
Bei „Siebentausend“ ist’s gewiss,
die Kraft bei Null gelandet ist.
Bei „Acht“ der Feuerwagen steht
Und plötzlich alles leichter geht.
Nur noch der Radweg, dies treibt mich an,
so komm ich an die „Neun“ heran.
Jetzt wird es lebhaft – viel Gewühle.
Im Stadion, da stehen viele.
Ich heb’ den Kopf, den Bauch zieh ein,
ne gute Haltung, die muss sein.
Das Ziel in Sicht, jetzt geb ich Gas,
ach Leute, bringt das Laufen Spaß!!
Abgewandelt nach Elke Hohensee