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Kulturentwicklungsplan der Stadt Chemnitz

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B-80/2004, Anlage 2, Seite 8<br />

beständige Arbeitskollektive – erodieren lassen, wirken die lokale Verortung und die<br />

sinngebende Kraft von Kultur entgegen: Ob eigene künstlerische Tätigkeit in Soziokultureinrichtungen<br />

o<strong>der</strong> die Rezeption von Kunst in „klassischen Kunsttempeln“ –<br />

beides kann infolge <strong>der</strong> Anregung zum Austausch miteinan<strong>der</strong> generationen- und<br />

schichtenübergreifend integrativ wirken und vor Ort immer wie<strong>der</strong> von neuem Identität<br />

stiften. Auf Basis <strong>der</strong> dadurch fundierten Selbstgewissheit ist es dann möglich,<br />

von außen neu hinzukommende Anregungen aufzunehmen. Nicht zuletzt diese Fähigkeit<br />

war seit <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine <strong>der</strong> Erfolgsrezepte, die<br />

<strong>Chemnitz</strong> zu einer mo<strong>der</strong>nen Großstadt machten. Dazu trug die Kreativität <strong>der</strong> vielen<br />

von außen Kommenden ebenso bei wie die <strong>der</strong> seit langem in <strong>Chemnitz</strong> Beheimateten.<br />

Kunst und Kultur vermögen in <strong>Chemnitz</strong> seit den 1990er Jahre wie<strong>der</strong> die Unverwechselbarkeit<br />

<strong>der</strong> eigenen <strong>Stadt</strong> ebenso zu vermitteln wie die Teilhabe an überregionalen<br />

und globalen Prozessen. V Dadurch erhalten die <strong>Chemnitz</strong>er wichtige Orientierungshilfen.<br />

Einen erheblichen Beitrag dazu leistet die Vielzahl von Vereinen, Stiftungen<br />

etc., die dem Non-Profit-Sektor zuzurechnen sind. Obwohl nicht selten Vorläuferformen<br />

unter <strong>der</strong> Obhut von Betrieben, Gewerkschaften und unter dem Dach von<br />

Organisationen wie dem Kulturbund <strong>der</strong> DDR existierten, entstanden sie zum überwiegenden<br />

Teil nach den Umbrüchen von 1989/90. Die privatrechtlich agierenden<br />

Träger von Kulturangeboten können als Ausdruck einer lebendigen Bürgerschaft angesehen<br />

werden, die die Ausgestaltung des Gemeinwesens in die eigenen Hände<br />

genommen hat. Deshalb wird Kultur vom Deutschen Städtetag „als eine Werkstatt für<br />

eine neue Zivilgesellschaft“ angesehen. In jüngster Zeit tritt im Osten Deutschlands<br />

immer klarer zu Tage, dass die – teils baulich hervorragend sanierten – Städte nur<br />

gemeinsam von den Kommunen, gemeinnützigen freien Trägern und <strong>der</strong> privaten<br />

Kulturwirtschaft zu vitalen – von den Bürgern angenommenen – Zentren gestaltet<br />

werden können. Kultur vermag damit einen grundlegenden, sinnstiftenden Beitrag<br />

dazu zu leisten, dass die Städte eine neue Mitte erhalten. Da Handel und Gewerbe<br />

diese Aufgaben nicht bewältigen können, droht an<strong>der</strong>enfalls eine Verödung <strong>der</strong> Innenstädte.<br />

Allerdings haben sich Kunst und Kultur nun in einem Umfeld zu bewegen, das von<br />

Schrumpfungsprozessen gekennzeichnet ist. Zwar bereits vor 1989/90 einsetzend,<br />

nun aber in aller Deutlichkeit erkennbar, nimmt die Bevölkerungszahl von Jahr zu<br />

Jahr ab und wächst das Durchschnittsalter <strong>der</strong> Wohnbevölkerung.<br />

___________________<br />

sich 1805. Auf seine Initiative hin wurde in „Schützes Hof“ ein erster Theatersaal in <strong>Chemnitz</strong> eingerichtet.<br />

1834 gründete sich dann <strong>der</strong> „Opernverein“, um ein angemessenes Theatergebäude zu errichten.<br />

Der erste, von Bürgern initiierte Theaterneubau sollte dann 1838 eingeweiht werden. Vgl.:<br />

Hauptmann, Günter; Krüger, Jochen; Barth, Karl-Heinz (1992): Ein Opernhaus für <strong>Chemnitz</strong>. In.<br />

<strong>Stadt</strong>verwaltung <strong>Chemnitz</strong>; Städtische Theater (Hg.): Festschrift zur Wie<strong>der</strong>eröffnung des <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Opernhauses, S. 8.<br />

V Zu diesem und dem vorhergehenden Abschnitt vgl. insbeson<strong>der</strong>e das Positionspapier des Deutschen<br />

Städtetages: „Kulturpolitik in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>der</strong> Zukunft“ vom 18.02.03.

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