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Kulturentwicklungsplan der Stadt Chemnitz

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B-80/2004, Anlage 2, Seite 18<br />

Zur Situation von <strong>Stadt</strong>entwicklung und Kultur<br />

Im Ergebnis des Weltkrieges lag die <strong>Chemnitz</strong>er City 1945 in Trümmern. Während<br />

<strong>der</strong> DDR-Zeit stand dann bald nicht mehr <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau, son<strong>der</strong>n eine Gestaltung<br />

gemäß den damals gültigen städtebaulichen Prinzipien im Vor<strong>der</strong>grund. Sie sahen<br />

entlang weitflächiger Magistralen und Plätze in Blockbauweise errichtete großvolumige<br />

Häuser vor. Damit wurde eine grundlegende Abkehr von zuvor geltenden<br />

städtebaulichen Regeln vollzogen, die von einer kleinräumigen, facettenreichen Bebauung<br />

durch eine Vielzahl von Bürgerhäusern geprägt war. Wohl vor allem infolge<br />

seines Rufes als „Sächsisches Manchester“ sollte <strong>Chemnitz</strong> gewissermaßen zur sozialistischen<br />

Musterstadt entwickelt werden. Auch deshalb erfolgte 1953 die Umbenennung<br />

in Karl-Marx-<strong>Stadt</strong>. Allerdings wurde <strong>der</strong> begonnene <strong>Stadt</strong>umbau nicht vollendet<br />

XIX Die Straße <strong>der</strong> Nationen – als städtebauliche Hauptachse – mündete am<br />

Ende <strong>der</strong> DDR-Zeit auf einem unvollendet gebliebenen Baufeld. Das eigentliche Herz<br />

<strong>der</strong> City war somit von einer fragmentarischen, maßstabslosen Bebauung geprägt.<br />

Ihr fehlte eine klare Struktur. Neben einzelnen Häusern, die den Krieg überstanden<br />

hatten – wie dem historischen (Doppel-) Rathaus, <strong>der</strong> Jakobi-Kirche und einigen<br />

Bürgerhäusern –, prägten nun ausgedehnte Freiflächen und große Baublöcke das<br />

Antlitz. Hinzu kamen Einzelgebäude und Ensembles – wie Postamt und Rosenhof –<br />

die den international üblichen Standards <strong>der</strong> Zeit durchaus entsprachen.<br />

Infolge von Kriegszerstörungen und nicht vollendetem <strong>Stadt</strong>umbau einerseits und <strong>der</strong><br />

Vernachlässigung <strong>der</strong> vom Krieg weitgehend verschont gebliebenen – meist vor dem<br />

ersten Weltkrieg entstandenen – Wohnquartiere und ausgedehnten Industriegebiete<br />

an<strong>der</strong>erseits, präsentierte sich die <strong>Stadt</strong> nun als bruchstückhaftes Gebilde, dem ein<br />

gestaltetes Zentrum fehlte. 20<br />

Im Jahr 1990 setzte die Mehrheit <strong>der</strong> Karl-Marx-Städter Bürger mittels einer Volksabstimmung<br />

die Rückbenennung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> in <strong>Chemnitz</strong> durch. Damit sollte offenkundig<br />

nicht nur an Zeiten angeknüpft werden, in denen <strong>der</strong> Namen für wirtschaftliche Prosperität<br />

und Innovationskraft stand, son<strong>der</strong>n auch ein Bruch mit <strong>der</strong> DDR-<br />

Vergangenheit vollzogen wird. Allerdings entstand durch die Umbenennung insbeson<strong>der</strong>e<br />

für viele bis 40jährige, die die <strong>Stadt</strong> nur als Karl-Marx-<strong>Stadt</strong> kennen gelernt<br />

hatten, durchaus auch ein Identifikationsproblem.<br />

Ein grundlegen<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>umbau ließ in den ersten Jahren nach 1990 auf sich warten<br />

bzw. begann zuerst an den Rän<strong>der</strong>n. Dort entstanden mehrere großflächige Einkaufsparks,<br />

die dem <strong>Stadt</strong>zentrum mit dem Handel eine seiner wichtigsten Funktionen<br />

streitig zu machen begannen. In dieser ersten Phase nach den gesellschaftlichen<br />

Umbrüchen von 1989/90 war es nun vor allem <strong>der</strong> Kulturbereich, <strong>der</strong> den<br />

<strong>Chemnitz</strong>ern und ihren Gästen augenfällig demonstrierte, dass in ihrer <strong>Stadt</strong> die Zeiten<br />

von Verfall und Lethargie beendet sind. Nun konnte die grundhafte Sanierung<br />

des Opernhauses (1992) abgeschlossen werden und entwickelte sich <strong>der</strong> Theaterplatz<br />

mit dem teilsanierten König-Albert-Museum zur „guten Stube <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“. Ebenso<br />

konnten die baulichen Erneuerungsarbeiten am Schloss, von dem Teile als einsturzgefährdet<br />

galten, beendet werden und das Schloßbergmuseum nach 15jähriger<br />

Schließung 1995 wie<strong>der</strong> eröffnen. Darüber hinaus wurde es möglich, den zum<br />

Schloßbergmuseum gehörigen Roten Turm umfassend zu sanieren.<br />

X I X Ursache dafür war, dass die begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen – nicht nur für den<br />

Städtebau, son<strong>der</strong>n auch für den Ausbau <strong>der</strong> Industrie – eher nach Berlin und den Norden <strong>der</strong> DDR<br />

gelenkt wurden und <strong>Chemnitz</strong> diesbezüglich keine Priorität genoss.

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