Mößbauereffekt an 57 Fe - Tao Tai Chi Schule Giessen

Mößbauereffekt an 57 Fe - Tao Tai Chi Schule Giessen Mößbauereffekt an 57 Fe - Tao Tai Chi Schule Giessen

tai.chi.giessen.de
von tai.chi.giessen.de Mehr von diesem Publisher
09.09.2014 Aufrufe

2.4: Mößbauereffekt an 57 Fe Andreas Kleiner Anton Konrad Cyrol Matr-Nr.: 1574166 Matr-Nr.: 1639629 E-Mail: akleiner@online.de E-Mail: anton.cyrol@stud.tu-darmstadt.de Betreuer: Jacob Beller Versuch durchgeführt am: 30.04.2012 Abgabedatum: 02.05.2012 PHYSIKALISCHES PRAKTIKUM FÜR FORTGESCHRITTENE Hiermit versichern wir das vorliegende fortgeschrittenen Praktikumsprotokoll ohne Hilfe Dritter nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Darmstadt, den 02.05.2012 Andreas Kleiner Anton Konrad Cyrol

2.4: Mößbauereffekt <strong>an</strong> <strong>57</strong> <strong>Fe</strong><br />

Andreas Kleiner<br />

Anton Konrad Cyrol<br />

Matr-Nr.: 1<strong>57</strong>4166 Matr-Nr.: 1639629<br />

E-Mail: akleiner@online.de E-Mail: <strong>an</strong>ton.cyrol@stud.tu-darmstadt.de<br />

Betreuer: Jacob Beller<br />

Versuch durchgeführt am: 30.04.2012<br />

Abgabedatum: 02.05.2012<br />

PHYSIKALISCHES PRAKTIKUM<br />

FÜR FORTGESCHRITTENE<br />

Hiermit versichern wir das vorliegende fortgeschrittenen Praktikumsprotokoll ohne Hilfe Dritter nur mit den<br />

<strong>an</strong>gegebenen Quellen und Hilfsmitteln <strong>an</strong>gefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus Quellen entnommen wurden,<br />

sind als solche kenntlich gemacht. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde<br />

vorgelegen.<br />

Darmstadt, den 02.05.2012<br />

Andreas Kleiner<br />

Anton Konrad Cyrol


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung 2<br />

2 Theoretische Grundlagen 2<br />

2.1 Bevölkerung des Mößbauerzust<strong>an</strong>des . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.1 Zerfallschema von <strong>57</strong> Co . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.2 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

2.1.3 Elektromagnetische Übergänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2 Kernstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2.1 Magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2.2 Quadrupolmoment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.3 Mößbauer-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.4 Isomerieverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.5 Elektrische Hyperfeinaufspaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.6 Magnetische Hyperfeinaufspaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.7 Aufspaltung des 14.4 keV- und des Grundzust<strong>an</strong>ds von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

3 Versuchsaufbau 5<br />

4 Versuchsdurchführung & Auswertung 5<br />

4.1 Spektrum & Energiekalibrierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

4.2 Geschwindigkeitskalibrierung & Energieberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

4.3 Reson<strong>an</strong>zlinien der Mößbauerspektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

4.4 Verhältnis der Linienfläche zur Gesamtfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

4.5 Bestimmen des Debye-Waller-Faktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

4.6 Untere Grenze für die Lebensdauer des 14.4 keV-Niveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4.7 Isomerieverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4.8 Quadrupolaufspaltung im Borazitspektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

5 Fazit 13<br />

1


1 Einführung<br />

In dem Versuch soll die rückstoßfreie Emission und Absorption von γ-Qu<strong>an</strong>ten untersucht werden. Diese Emission bzw.<br />

Absorption wird Mößbauer-Effekt gen<strong>an</strong>nt. Damit ein rückstoßfrei emittiertes γ-Qu<strong>an</strong>t wieder absorbiert werden k<strong>an</strong>n,<br />

müssen die Energielinien von Emission und Absorption überlappen. Da die natürliche Linienbreite klein ist (für den<br />

14.4 keV-Überg<strong>an</strong>g in Eisen gilt: Γ = 4.55 neV), lässt sich die Energieänderung der Qu<strong>an</strong>ten sehr präzise messen. Im<br />

Versuch wird die Energie der Qu<strong>an</strong>ten durch den Dopplereffekt beeinflusst. Dadurch k<strong>an</strong>n die Isomerieverschiebung, die<br />

Quadrupolaufspaltung sowie der Debye-Waller-Faktor bestimmt werden.<br />

2 Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Bevölkerung des Mößbauerzust<strong>an</strong>des<br />

2.1.1 Zerfallschema von <strong>57</strong> Co<br />

<strong>57</strong> Co zerfällt zu 99.8 % in einem <strong>an</strong>geregten Zust<strong>an</strong>d von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> über Elektroneneinf<strong>an</strong>g. Die Halbwertszeit für diesen<br />

Zerfall liegt bei 270 Tagen. Der <strong>an</strong>geregte Zust<strong>an</strong>d zerfällt innerhalb von 8.7 ns entweder direkt, oder über einen niedriger<br />

<strong>an</strong>geregten Zust<strong>an</strong>d, in den Grundzust<strong>an</strong>d.<br />

Abbildung 1: Zerfallschema von <strong>57</strong> Co.<br />

2.1.2 Begriffe<br />

Lebensdauer<br />

Die Lebensdauer gibt <strong>an</strong>, wie l<strong>an</strong>ge ein Zust<strong>an</strong>d im Mittel existiert, bevor er zerfällt. Sie ist unmittelbar verknüpft mit<br />

der Zerfallskonst<strong>an</strong>te λ über<br />

τ = 1 λ<br />

(1)<br />

Linienbreite<br />

Spektrallinien sind nicht beliebig dünn, d.h. auf exakt eine Wellenlänge begrenzt, sondern über ein endliches Wellenlängenintervall<br />

ausgedehnt. Die Linienbreite kommt durch mehrere Effekte zust<strong>an</strong>de. Einerseits durch die Energie-Zeit-<br />

Unschärferelation<br />

∆E · ∆t ≥ ħh 2 , (2)<br />

nach der die Energie nicht beliebig genau messbar ist, wenn nicht über einen unendlichen l<strong>an</strong>gen Zeitraum gemessen<br />

wird. Bei der Emission von Licht h<strong>an</strong>delt es sich um einen zeitlichen Prozess, bei dem ebendies zutrifft. Die Verbreiterung<br />

der Linien durch diesen Effekt heißt natürliche Linienbreite.<br />

2


Eine weitere Verbreiterung der Spektrallinien kommt durch die Dopplerverbreiterung zust<strong>an</strong>de. Diese tritt auf, wenn<br />

sich in einem System mehrere emittierende Teilchen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen. Hier greift der<br />

relativistische Doppler-Effekt, wodurch sich die Frequenzen und damit die Wellenlängen des emittierten Lichts für den<br />

Beobachter leicht verschieben.<br />

Konversionskoeffizient<br />

Ein Kern k<strong>an</strong>n u.a. durch interne Elektronenkonversion zerfallen. Dabei wird vom Kern Energie auf ein Hüllenelektron<br />

übertragen, das in Folge dessen aus dem Atom herausgeschlagen wird. Der Konversionskoeffizient α ist definiert durch<br />

das Verhältnis<br />

α = N e<br />

N γ<br />

= λ e<br />

λ γ<br />

(3)<br />

Wirkungsquerschnitt<br />

Der Wirkungsquerschnitt σ ist ein Maß dafür, wie groß die Wahrscheinlichkeit für einen physikalischen Prozess ist<br />

und bestimmt damit die Zählrate von Reaktionsprodukten. Er hat die Einheit einer Fläche und wird jedem Teilchen<br />

im Target zugeordnet. Durchquert ein Projektil diese Fläche, tritt die Reaktion sicher ein. Gewöhnlich wird für den<br />

Wirkungsquerschnitt die Einheit „barn“ verwendet.<br />

Die Wahrscheinlichkeit für eine Reaktion liegt bei<br />

1b = 10 −24 cm 2<br />

P = ρx<br />

A N Aσ (4)<br />

Sind bei einem Experiment mehrere unterschiedliche Reaktionen möglich, k<strong>an</strong>n ein partieller Wirkungsquerschnitt definiert<br />

werden. Dieser ist nichts weiter als der Wirkungsquerschnitt für eine der möglichen Reaktionen. Der totale Wirkungsquerschnitt<br />

ergibt sich als Summe der partiellen Wirkungsquerschnitte. Der differentielle Wirkungsquerschnitt dσ(θ)<br />

dΩ<br />

wird her<strong>an</strong>gezogen, wenn die Winkelverteilung der Reaktionsprodukte von Interesse ist.<br />

2.1.3 Elektromagnetische Übergänge<br />

Elektromagnetische Übergänge im Kern führen zu Emission von γ-Strahlung. Möglich ist sowohl elektrische als auch<br />

magnetische Multipolstrahlung. Für die Übergänge gelten Auswahlregeln, da das Überg<strong>an</strong>gsmatrixelement ungleich 0<br />

sein muss. Um welche Form der Strahlung es sich h<strong>an</strong>delt ist aus der Veränderung des Bahndrehimpulses L ersichtlich.<br />

Die Differenz von L ergibt die Ordnung der Multipolstrahlung und es gilt:<br />

Ji − J f<br />

≤ L ≤ Ji + J f (5)<br />

Zudem muss die Bedingung<br />

|∆M| ≤ |∆L| (6)<br />

erfüllt sein. Ob es sich um elektrische oder magnetische Strahlung h<strong>an</strong>delt, ist aus der Paritätsauswahlregel ersichtlich:<br />

π f = π i · (−1) L für elektrische Multipolstrahlung (7)<br />

π f = π i · (−1) L+1 für magnetische Multipolstrahlung (8)<br />

Zustände mit hoher Multipolordnung können sehr l<strong>an</strong>glebig sein. Diese werden Isomere gen<strong>an</strong>nt.<br />

2.2 Kernstruktur<br />

2.2.1 Magnetisches Moment<br />

Das magnetische Moment wechselwirkt mit Magnetfeldern. Es besitzt Anteile aus Bahndrehimpuls und Spin. Der Operator<br />

für das magnetische Moment ist:<br />

ˆ⃗µ = g lˆ⃗l + g sˆ⃗s (9)<br />

Kerne mit ungerader Massezahl A, wie <strong>57</strong> <strong>Fe</strong>, haben immer einen nicht-verschwindenden Drehimpuls und damit auch ein<br />

magnetisches Moment.<br />

3


2.2.2 Quadrupolmoment<br />

In Kernen gibt es aufgrund der punktsymmetrischen Ladungsdichteverteilung keine statischen Dipolmomente, jedoch<br />

Quadrupolmomente. Das spektroskopische Quadrupolmoment Q ist definiert über<br />

Q = Q z<br />

m=J<br />

(10)<br />

mit dem Operator<br />

Q z = 1 e<br />

∫<br />

d 3 r r 2 3 cos 2 ϑ − 1 ρ(⃗r) (11)<br />

Für punktsymmetrische Kerne verschwindet auch das Quadrupolmoment. Für prolate Kerne ist Q > 0, für Oblate gilt<br />

Q < 0<br />

2.3 Mößbauer-Effekt<br />

Geht ein <strong>an</strong>geregter Kern in den Grundzust<strong>an</strong>d über, so emittiert er ein γ-Qu<strong>an</strong>t der Energie E γ . Dieses γ-Qu<strong>an</strong>t hat den<br />

Impuls p γ = E γ /c. Da Energie- und Impulserhaltung immer gilt, hat im Allgemeinen auch der Kern nach der Emission<br />

einen Impuls. Folglich muss die Energie des γ-Qu<strong>an</strong>ts E γ kleiner sein als die gesamte Überg<strong>an</strong>gsenergie<br />

E 0 = E e − E g . (12)<br />

Hier bezeichnet E e die Energie des <strong>an</strong>geregten Niveaus und E g die Energie des Grundzust<strong>an</strong>ds. Eine kurze, nichtrelativistische<br />

Rechnung ergibt mit der Masse M des Atoms für die Energie des γ-Qu<strong>an</strong>ts<br />

E γ = E 0 − E2 0<br />

}<br />

2M<br />

{{<br />

c 2<br />

}<br />

. (13)<br />

=:E R<br />

Wobei hier die Rückstoßenergie E R definiert wurde. Ist der Kern fest in einem Kristallgitter gebunden, so muss in Gl.<br />

(13) für M die Masse des gesamten Kristalls eingesetzt werden. Damit wird die Rückstoßenergie E R vernachlässigbar<br />

gering, falls keine Energie in Gitterschwingungen übergeht. In diesem Fall wird von rückstoßfreier Absorption/Emission<br />

gesprochen. Dieses Verhalten wurde zuerst von Rudolf L. Mößbauer entdeckt und wird daher Mößbauereffekt gen<strong>an</strong>nt.<br />

Der Bruchteil der Qu<strong>an</strong>ten, die rückstoßfrei absorbiert/emittiert werden, ergibt sich im Debye-Modell mit der Debye-<br />

Temperatur θ zu<br />

f A = e − 6E R<br />

k B θ ·I , (14)<br />

wobei I gegeben ist durch<br />

I = 1 4 + T<br />

θ<br />

2<br />

∫ T/θ<br />

0<br />

x<br />

e x d x. (15)<br />

− 1<br />

2.4 Isomerieverschiebung<br />

Liegt ein Element in einer chemischen Verbindung vor, d<strong>an</strong>n verändert sich die Elektronenhülle, was wiederum das<br />

Coulombpotential am Kern verändert. Dadurch werden auch die Energieniveaus verschoben. Diese Verschiebung wird als<br />

Isomerieverschiebung bezeichnet. Die Verschiebung ergibt sich mit der Kernladungszahl Z, dem mittleren quadratischen<br />

Radius des Kerns 〈r 2 〉 und der Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons am Kern ψ(0)<br />

<br />

2<br />

zu<br />

E I = 2 3 πZe2 ψ(0)<br />

<br />

2<br />

〈r 2 〉. (16)<br />

4


2.5 Elektrische Hyperfeinaufspaltung<br />

Kerne mit Kernspin I > 1 können ein elektrisches Quadrupolmoment aufweisen. Ein Quadrupolmoment wechselwirkt<br />

2<br />

mit einem elektrischen <strong>Fe</strong>ldgradienten. Existiert am Ort des Kerns ein elektrischer <strong>Fe</strong>ldgradient, so führt dies im Falle<br />

eines nicht verschwindenden Quadrupolmoments zu einer zweifach entarteten Niveauaufspaltung. Bei axialer Symmetrie<br />

ergibt sich für die Energieaufspaltung durch das elektrische Quadrupolmoment<br />

E Q (I, m I ) =<br />

eQ ∂ E z<br />

<br />

∂ z 3m<br />

2<br />

I<br />

4I(2I − 1)<br />

− I(I + 1) . (17)<br />

Damit ergibt sich für den <strong>an</strong>geregten 14.4 keV-Zust<strong>an</strong>d von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> mit I = 3 2<br />

3<br />

E Q<br />

2 , ± 3 <br />

= + 1 2 4 eQ ∂ E z<br />

∂ z<br />

3<br />

E Q<br />

2 , ± 1 <br />

= − 1 2 4 eQ ∂ E (18)<br />

z<br />

∂ z .<br />

und somit für die Aufspaltung<br />

∆E Q = E Q<br />

3<br />

2 , ± 3 2<br />

<br />

− E Q<br />

3<br />

2 , ± 1 2<br />

<br />

= 1 2 eQ ∂ E z<br />

∂ z . (19)<br />

2.6 Magnetische Hyperfeinaufspaltung<br />

Hat ein Kern einen von Null verschiedenen Kernspin I, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n ihm ein magnetisches Dipolmoment zugewiesen<br />

werden, welches mit einem Magnetfeld wechselwirkt. Dies führt zu einer Aufspaltung, die von der Projektion m I des<br />

Kernspins auf das Magnetfeld abhängt. Es gilt<br />

mit dem Magnetfeld B und dem nuklearen Magneton<br />

E M (m I ) = −g N µ N B · m I (20)<br />

µ N = eħh<br />

2M c . (21)<br />

2.7 Aufspaltung des 14.4 keV- und des Grundzust<strong>an</strong>ds von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong><br />

Da in diesem Versuch der Mößbauereffekt <strong>an</strong> dem Überg<strong>an</strong>g von dem <strong>an</strong>geregten 14.4 keV-Zust<strong>an</strong>d von Eisen in den<br />

Grundzust<strong>an</strong>d untersucht werden soll, ist es wichtig die Aufspaltung der beiden Niveaulinien zu kennen. Die magnetische<br />

und die elektrische Aufspaltung sowie die Isomerieverschiebung sind in Abb. 2 gezeigt.<br />

3 Versuchsaufbau<br />

Der Versuchsaufbau besteht aus einer einer <strong>57</strong> Co-Quelle, verschiedenen Absorbern, einem Proportionalzählrohr und der<br />

entsprechenden Messelektronik. Die <strong>57</strong> Co-Quelle war auf einem Lautsprecher befestigt, damit sie mit einer variablen<br />

Geschwindigkeit bewegt werden konnte. Im Abst<strong>an</strong>d von einigen Zentimetern war der Absorber <strong>an</strong>gebracht und dahinter<br />

das Proportionalzählrohr. Somit wurden nur die tr<strong>an</strong>smitierten γ-Qu<strong>an</strong>ten gemessen. Wie die Auswerteelektronik<br />

geschaltet war, ist in den einzelnen Teilen beschrieben. Der Aufbau ist in Abb. 3 zu sehen.<br />

4 Versuchsdurchführung & Auswertung<br />

Vorbemerkung<br />

Wegen eines Defekts am Versuchsaufbau konnten wir nur die Messung über das gesamte Energiespektrums (Abb. 4)<br />

selbst vornehmen. Alle <strong>an</strong>deren Messdaten stammen von einer <strong>an</strong>deren Gruppe, die den Versuch am 2. Mai 2011 durchgeführt<br />

hat.<br />

Zunächst wurde das Signal des Proportionalzählrohrs, welches durch einen Vor- und einen Hauptverstärker verstärkt<br />

wurde, auf dem Oszilloskop betrachtet. Es konnte ein Rechtecksignal mit Ober- und Unterschwinger mit einer Höhe von<br />

ca. 5 V beobachtet werden. Nach der Versuchs<strong>an</strong>leitung k<strong>an</strong>n ein Signal zwischen 0 und 8 V von dem ADC konvertiert<br />

werden. Folglich wurde die Verstärkereinstellung nicht verändert.<br />

5


Abbildung 2: Aufspaltung des 14.4 keV- und des Grundzust<strong>an</strong>ds von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong>.<br />

A: ohne Verschiebung/Aufspaltung<br />

B: Isomerieverschiebung<br />

C: Isomerieverschiebung und elektrische Quadrupolaufspaltung<br />

D: Isomerieverschiebung, elektrische und magnetische Aufspaltung<br />

In D sind nur 6 Übergänge erlaubt. Der Überg<strong>an</strong>g von +3/2 → −1/2 bzw. −3/2 → +1/2 ist verboten, da<br />

für magnetische Dipolstrahlung gelten muss ∆M = 0, ±1.<br />

Quelle: Versuchs<strong>an</strong>leitung zu diesem Versuch, heruntergeladen am 30.04.2012 um 17:00 Uhr von:<br />

http://www.ikp.tu-darmstadt.de/media/ikp/lehre_ikp/fpraktikum_<strong>an</strong>leitungen/vers24.pdf<br />

Abbildung 3: Foto des Versuchaufbaus.<br />

6


15 000<br />

Ereignisse N<br />

10 000<br />

5000<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

K<strong>an</strong>al K<br />

Abbildung 4: Spektrum von <strong>57</strong> Co.<br />

4.1 Spektrum & Energiekalibrierung<br />

Um den 14.4 keV-Überg<strong>an</strong>g zu identifizieren wurde der ADC <strong>an</strong> den Computer <strong>an</strong>geschlossen. Der ADC hatte 512 K<strong>an</strong>äle.<br />

Mit Hilfe des Programms winTMCA wurde das Spektrum über eine Zeit von 549.3 s ohne Absorber aufgenommen. In Abb.<br />

4 ist dieses Spektrum dargestellt. Nach dem Zerfallsschema von <strong>57</strong> Co (Abb. 1) k<strong>an</strong>n der linke Peak mit dem 14.41 keV-<br />

Überg<strong>an</strong>g und der Rechte mit dem 136.48 keV-Überg<strong>an</strong>g identifiziert werden. Neben dem linken Peak ist ein verstärkter<br />

Untergrund sichtbar. Dieser kommt durch die Röntgenstrahlung, welche beim Elektroneneinf<strong>an</strong>g entsteht, zu St<strong>an</strong>de. Der<br />

14.41 keV Peak liegt bei K<strong>an</strong>al 11, der 136.48 keV Peak bei K<strong>an</strong>al 27. Damit ergibt sich für die Energie E in Abhängigkeit<br />

vom K<strong>an</strong>al K:<br />

E(K) = (7.6K − 69.2) keV. (22)<br />

Für die folgenden Versuchsteile wurde ein Eink<strong>an</strong>aldiskriminator und der Trigger des ADCs verwendet. Der Eink<strong>an</strong>aldiskriminator<br />

wurde so eingestellt, dass er nur Signale, die zu dem 14.41 keV Peak gehören, zulässt. Der Ausg<strong>an</strong>g des<br />

Diskrimiators wurde <strong>an</strong> den Triggereing<strong>an</strong>g des ADCs <strong>an</strong>geschlossen. An den Eing<strong>an</strong>g des ADCs wurde das Geschwindigeitssignal<br />

<strong>an</strong>geschlossen. Folglich wurde so bei jedem 14.41 keV-Signal die Geschwindigkeit der <strong>57</strong> Co-Quelle gemessen.<br />

Da die Geschwindigkeit auf diese Weise nur bis auf einen konst<strong>an</strong>ten Faktor gemessen werden konnte, muss sie kalibriert<br />

werden.<br />

4.2 Geschwindigkeitskalibrierung & Energieberechnung<br />

Geschwindigkeitskalibrierung<br />

Aus der Versuchs<strong>an</strong>leitung ist bek<strong>an</strong>nt, dass die magnetische Grundzust<strong>an</strong>dsaufspaltung von Eisen bei Raumtemperatur<br />

∆v M = 3.924 mm beträgt. Daher wurde Eisen <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> als Absorber eingesetzt und über einen Zeitraum von 3600 s<br />

s<br />

das Geschwindigkeitsspektrum aufgenommen. Dieses ist in Abb. 5 dargestellt. Um eine genauere Eichung zu bekommen,<br />

k<strong>an</strong>n eine Lorentzkurve <strong>an</strong> die Tr<strong>an</strong>smissionspeaks gefittet werden:<br />

N(k) = N 0 − N max<br />

Γ/2<br />

(k − k 0 ) 2 + (Γ/2) 2 (23)<br />

Wobei N max , K 0 und Γ Fitparameter sind. N 0 wurde grafisch zu N 0 = 1803 bestimmt. An jeden der sechs in Abb. 5<br />

sichtbaren Tr<strong>an</strong>smissionspeaks wurde diese Kurve gefittet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 <strong>an</strong>gegeben.<br />

Nach dem Aufspaltungsschema (Abschnitt 2.7) muss der Abst<strong>an</strong>d zwischen Peak 2&4 sowie 3&5 gleich ∆v M entsprechen.<br />

Da die Aufspaltung symmetrisch ist, ist der Nullpunkt der Geschwindigkeit durch die Mitte von Peak 1&6,<br />

7


2000<br />

1500<br />

Ereignisse N<br />

1000<br />

500<br />

<strong>Fe</strong> 1<br />

<strong>Fe</strong> 2<br />

<strong>Fe</strong> 3<br />

<strong>Fe</strong> 4<br />

<strong>Fe</strong> 5<br />

<strong>Fe</strong> 6<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

K<strong>an</strong>al K<br />

Abbildung 5: Auftragung der Anzahl der Ereignisse über der K<strong>an</strong>alnummer, welche zu der Geschwindigkeit in einem<br />

linearen Verhaltnis steht.<br />

Peak <strong>Fe</strong> 1 <strong>Fe</strong> 2 <strong>Fe</strong> 3 <strong>Fe</strong> 4 <strong>Fe</strong> 5 <strong>Fe</strong> 6<br />

N max 1654 1666 796.1 926.0 1688 1713<br />

K 0 125.2 155.6 186.2 212.7 242.6 272.7<br />

Γ 7.01 7.32 5.45 6.02 7.01 7.19<br />

Tabelle 1: Fitparameter zur Kalibrierung der Geschwindigkeit.<br />

8


2000<br />

1500<br />

Ereignisse N<br />

1000<br />

500<br />

<strong>Fe</strong> 1<br />

<strong>Fe</strong> 2<br />

<strong>Fe</strong> 3<br />

<strong>Fe</strong> 4<br />

<strong>Fe</strong> 5<br />

<strong>Fe</strong> 6<br />

0<br />

10 5 0 5 10<br />

v in mms<br />

Abbildung 6: Spektrum von Eisen. Aufgenommen über einen Zeitraum von 3600 s.<br />

2&5 und 3&4 gegeben. Um die Genauigkeit zu erhöhen, wurde über die drei Werte gemittelt. Damit ergibt sich für die<br />

Geschwindigkeit in Abhängigkeit der K<strong>an</strong>alnummer<br />

Mit dieser Kalibrierung wurde im Folgenden gerechnet.<br />

v (K) = (0.0691 ± 0.0005) [K − (199.2 ± 0.3)] mm s . (24)<br />

Energieberechnung<br />

Die Energieaufspaltung lässt sich aus der Geschwindigkeitsaufspaltung leicht berechnen. Für die Energie, die die γ-<br />

Qu<strong>an</strong>ten durch den Dopplereffekt aufnehmen, gilt:<br />

E D = E 0<br />

v<br />

c . (25)<br />

Wobei in diesem Versuch E 0 durch E 0 = 14.41 keV gegeben ist, da nur dieser Überg<strong>an</strong>g untersucht wurde.<br />

4.3 Reson<strong>an</strong>zlinien der Mößbauerspektren<br />

Im Versuch wurden die Mößbauerspektren von<br />

• Eisenmetall (zu 92.8% <strong>an</strong>gereichert mit <strong>57</strong> <strong>Fe</strong>),<br />

• Edelstahl (55% <strong>Fe</strong>, 25% Cr, 20% Ni)<br />

• und Borazit (<strong>Fe</strong> 3 B 7 O 13 Cl)<br />

aufgenommen. Die Spektren sind in Abb. 6, 7 und 8 dargestellt. Durch fitten nach der Lorentzformel (Gl. (23)), k<strong>an</strong>n<br />

die Geschwindigkeit, die Tiefe und die Breite der Reson<strong>an</strong>zlinien bestimmt werden. Wobei in Gl. (23) noch der K<strong>an</strong>al K<br />

durch die Geschwindigkeit v (und K 0 durch v 0 ) ersetzt werden muss. Die Tiefe N peak = N 0 − N(v 0 ) der Reson<strong>an</strong>zlinien<br />

berechnet sich mit Gl. (23) zu<br />

N peak = N 0<br />

2<br />

Γ . (26) 9


2000<br />

1500<br />

Edelstahl 1<br />

Ereignisse N<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

10 5 0 5 10<br />

v in mms<br />

Abbildung 7: Spektrum von Edelstahl. Aufgenommen über einen Zeitraum von 4000 s.<br />

5000<br />

4000<br />

Borazit 1<br />

Borazit 2<br />

Ereignisse N<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

10 5 0 5 10<br />

v in mms<br />

Abbildung 8: Spektrum von Borazit. Aufgenommen über einen Zeitraum von 14290 s.<br />

10


Reson<strong>an</strong>zinie Lage in mm/s Breite in mm/s Tiefe in Ereignissen Tiefe in Prozent τ min = ħh/Γ in ns<br />

<strong>Fe</strong> 1 −5.11 ± 0.05 0.49 ± 0.15 472 27.1 28.3 ± 9.0<br />

<strong>Fe</strong> 2 −3.01 ± 0.06 0.51 ± 0.16 455 26.1 27.1 ± 8.4<br />

<strong>Fe</strong> 3 −0.90 ± 0.08 0.38 ± 0.26 292 16.8 36.4 ± 25.5<br />

<strong>Fe</strong> 4 0.93 ± 0.08 0.42 ± 0.22 308 17.7 33.0 ± 17.4<br />

<strong>Fe</strong> 5 3.00 ± 0.05 0.48 ± 0.15 482 27.7 28.3 ± 8.6<br />

<strong>Fe</strong> 6 5.08 ± 0.05 0.50 ± 0.15 476 27.3 27.6 ± 8.5<br />

Edelstahl 1 −0.16 ± 0.06 0.50 ± 0.17 476 21.5 27.2 ± 9.0<br />

Borazit 1 −0.20 ± 0.09 0.37 ± 0.26 609 11.6 37.3 ± 25.6<br />

Borazit 2 2.40 ± 0.06 0.24 ± 0.18 706 13.5 56.2 ± 41.2<br />

Tabelle 2: Ergebnisse der Vermessung der Reson<strong>an</strong>zlinien.<br />

In Tabelle 2 sind die Ergebnisse für die Geschwindigkeit v , die Tiefe N peak und die Breite Γ <strong>an</strong>gegeben. Für die Tiefe sind<br />

keine <strong>Fe</strong>hler <strong>an</strong>gegeben, da die sich aus den Fits ergebenden relativen <strong>Fe</strong>hler bei etwa 35% liegen. Dies ist deutlich höher<br />

als aus den Grafiken zu erwarteten ist.<br />

4.4 Verhältnis der Linienfläche zur Gesamtfläche<br />

Die Linienfläche berechnet sich wie die Gesamtfläche einfach durch summieren über die entsprechenden K<strong>an</strong>äle. Für die<br />

Linienfläche wurde von K<strong>an</strong>al 10 bis einschließlich 16 summiert. Damit berechnet sich das Verhältnis zu<br />

ε LG = 0.423. (27)<br />

4.5 Bestimmen des Debye-Waller-Faktors<br />

Der Debye-Waller-Faktor wird unter Verwendung des gemessenen Reson<strong>an</strong>zeffekts von Edelstahlt bestimmt. Die Wahrscheinlichkeit<br />

ε für gleichzeitige reson<strong>an</strong>te Absorption und Emission ergibt sich mit der relativen Tiefe (siehe Tabelle 2)<br />

ε T = 0.215 (28)<br />

zu<br />

ε = ε T<br />

ε LG<br />

= 0.508 (29)<br />

Der Debye-Waller-Faktor ist d<strong>an</strong>n durch<br />

f Q =<br />

ε<br />

F(t)<br />

(30)<br />

mit<br />

F(t) = 1 − e −t/2 · J 0 (it/2) (31)<br />

gegeben. Hier bezeichnet J 0 die nullte Besselfunktion und t die effektive Absorberdicke, welche durch<br />

t = f Aσβρ<br />

M<br />

(32)<br />

berechnet werden k<strong>an</strong>n. Wobei f A durch Gl. (14) gegeben ist. In Gl. (15) taucht der Faktor I im Exponenten auf. Dieser<br />

ist nach Gl. (15) von der Temperatur T ≈ 295 K und der Debye-Temperatur θ = 510 K abhängig. Mit der Grafik aus der<br />

Versuchs<strong>an</strong>leitung wurde I zu I = 0.61 abgelesen. Damit ergibt sich für f A :<br />

f A = 0.8499. (33)<br />

Weiterhin gilt für den Wirkungsquerschnitt σ = 2.56 · 10 −22 m 2 , den Faktor β = 0.0214 · 0.55 = 0.01177 (Isotopenhäufigkeit<br />

multipliziert mit dem Bruchteil der Eisenatome in Edelstahl), die atomare Masse von <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> M = 94.65 · 10 −27 kg<br />

und für die Flächenbelegung ρ = 10.2 mg<br />

cm 2 . Einsetzen in Gl. (32) liefert die relative Absorberdicke:<br />

t = 2.7606 (34)<br />

11


Damit konnte F(t) wiederum aus einer Grafik aus der Versuchs<strong>an</strong>leitung abgelesen werden zu<br />

F(2.7606) = 0.615 ± 0.05. (35)<br />

Einsetzen des Werts für F(2.7606) (Gl. (35)) und ε (Gl. (29)) in Gl. (30) liefert den Debye-Waller-Faktor:<br />

Der bestimmte Debye-Waller-Faktor liegt, verglichen mit dem Literaturwert von f Lit<br />

Q<br />

f Q = 0.825 ± 0.07. (36)<br />

= 0.91, in einem noch akzeptablen<br />

Bereich.<br />

Zum weiteren Vergleich soll die Absorption durch nichtreson<strong>an</strong>te Prozesse A nr , d.h. Compton und Photoeffekt, berechnet<br />

werden. Diese ist mit dem Massenabschwächungskoeffizient µ = 42 cm2<br />

g<br />

und der Flächenbelegung ρ durch<br />

A nr = 1 − e −µρ<br />

= 0.348<br />

(37)<br />

gegeben. Die reson<strong>an</strong>te Absorption ist folglich deutlich höher als die nichtreson<strong>an</strong>te Absorption.<br />

4.6 Untere Grenze für die Lebensdauer des 14.4 keV-Niveaus<br />

Mit der Energie-Zeit-Unschärferelation (Gl. (2)) k<strong>an</strong>n eine untere Grenze für die Lebensdauer <strong>an</strong>geregter Zustände berechnet<br />

werden. Es gilt ∆t = τ und ∆E = Γ/2. Einsetzen in Gl. (2) ergibt<br />

τ ≥ ħh Γ . (38)<br />

Für jeden Reson<strong>an</strong>zpeak ist diese untere Grenze für die Lebensdauer in der Tabelle 2 berechnet. Die <strong>Fe</strong>hler wurden<br />

durch Gaußsche <strong>Fe</strong>hlerfortpfl<strong>an</strong>zung berechnet und sind mit mehr als 20% sehr groß. Das ist eine Folge der hohen<br />

Unsicherheit der Linienbreite, die bei Edelstahl und Borazit noch größer ist als bei Eisen. Der Literaturwert für die<br />

mittlere Lebensdauer des ersten <strong>an</strong>geregten Zust<strong>an</strong>ds von Eisen liegt bei τ Lit = 141.1(2) ns. Offensichtlich liegt die<br />

untere Grenze für die mittlere Lebensdauer deutlich unter dem Literaturwert. Folglich ist die gemessene Linienbreite<br />

breiter als die natürliche. Dies hat unter <strong>an</strong>derem folgende Ursachen:<br />

• Geometrie des Aufbaus: Da sowohl Absorber als auch die Quelle eine endliche Ausdehnung haben und die Quelle<br />

die γ-Qu<strong>an</strong>ten isotrop abstrahlt, treffen die γ-Qu<strong>an</strong>ten nicht g<strong>an</strong>z senkrecht auf den Absorber. Somit ist die<br />

effektive Geschwindigkeit der Quelle, welche den Dopplereffekt bewirkt, vermindert.<br />

• Abschwächung: In der Quelle selbst sowie im Absorber können die Γ-Qu<strong>an</strong>ten über den Compton-Effekt Energie<br />

verlieren. Dies verbreitert die Linien.<br />

• Nichtaufgelöste Hyperfeinaufspaltung: Eine nichtaufgelöste Hyperfeinaufspaltung bewirkt eine Verbreiterung der<br />

Linien. Bei Borazit und Edelstahl ist die magnetische Hyperfeinstruktur nicht aufgelöst, da nur zwei bzw. eine Linie<br />

sichtbar ist. Wäre die magnetische Hyperfeinstruktur aufgelöst, d<strong>an</strong>n müssten sechs Linien sichtbar sein.<br />

4.7 Isomerieverschiebung<br />

Isomerieverschiebung tritt auf, wenn <strong>57</strong> <strong>Fe</strong> in Legierungen vorliegt. Da die Geschwindigkeitskalibrierung <strong>an</strong> näherungsweise<br />

reinem Eisen vorgenommen wurde, lässt sich die Isomerieverschiebung bei Borazit und Edelstahl ermitteln. Bei<br />

Edelstahl ergibt sich die Verschiebung durch die Abweichung der Reson<strong>an</strong>zlinie vom Nullpunkt der Geschwindigkeit<br />

(siehe Abb. 7). Da die 14.41 keV-Linie bei Borazit durch elektrische Quadrupolaufspaltung symmetrisch in zwei Linien<br />

aufspaltet, k<strong>an</strong>n die Isomerieverschiebung durch den Abst<strong>an</strong>d des Mittelwerts der beiden Linien vom Nullpunkt bestimmt<br />

werden. Mit der Lage der Linien aus Tabelle 2 ergibt sich für die Isomerieverschiebung:<br />

Isomeriverschiebung in mm/s in neV<br />

Edelstahl −0.16 ± 0.06 −7.6 ± 2.7<br />

Borazit 1.09 ± 0.05 52.2 ± 2.6<br />

12


4.8 Quadrupolaufspaltung im Borazitspektrum<br />

Im Spektrum von Borazit (Abb. 8) ist eine Aufspaltung in zwei Reson<strong>an</strong>zlinien zu erkennen, demnach muss dies nach<br />

Abschnitt 2.7 eine Quadrupolaufspaltung sein. Der Abst<strong>an</strong>d der beiden Linien beträgt<br />

was nach Gleichung (25) einer Energieaufspaltung von<br />

∆v = (2.61 ± 0.1) mm<br />

s , (39)<br />

∆E Q = (125.2 ± 5)neV (40)<br />

entspricht. Für den elektrischen <strong>Fe</strong>ldgradienten ∂ E z<br />

∂ z<br />

ergibt sich durch Umformen von Gl. (19)<br />

∂ E z<br />

∂ z = 2<br />

eQ · ∆E Q. (41)<br />

Einsetzen von ∆E Q und des Literaturwerts Q Lit = (0.21±0.01)b für das Quadrupolmoment Q ergibt für den <strong>Fe</strong>ldgradient<br />

∂ E z<br />

∂ z = (1.19 ± 0.08)1022 V m 2 . (42)<br />

5 Fazit<br />

Im Versuch wird deutlich, wie Mößbauerspektroskopie funktioniert. Eindrucksvoll ist die Energieauflösung im N<strong>an</strong>o-<br />

Elektronenvolt-Bereich. Mit Mößbauerspektroskopie lassen sich viele chemische und physikalische Eigenschaften von<br />

Materialien untersuchen. So ist es gelungen, den Debye-Waller-Faktor, den elektrischen <strong>Fe</strong>ldgradienten bei Borazit und<br />

die Isomerieverschiebung zu vermessen. Diese Größen sind durch Mößbauerspektroskopie mit verhältnismäßig geringem<br />

Aufw<strong>an</strong>d zugänglich.<br />

Literatur<br />

[1] Ph. Gütlich, R. Link, A. Trautwein: Mössbauer Spektroskopie <strong>an</strong>d Tr<strong>an</strong>sition Metal Chemistry 1978, chapter 1-4.<br />

[2] S. Hunklinger: <strong>Fe</strong>stkörperphysik. Heidelberg 2 2009.<br />

[3] J. Enders: Skript Nuclear <strong>an</strong>d Particle Physics - Fundamentals <strong>an</strong>d Applications, Darmstadt 1.2 2011<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!