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Bestandesaufnahme zum Thema Senken in der Schweiz

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Es ist auch fraglich, <strong>in</strong>wiefern durch die Anrechnung von <strong>Senken</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre<br />

nicht ohneh<strong>in</strong> schon bestehende, "natürliche" <strong>Senken</strong>leistungen als menschlicher Verdienst<br />

betrachtet werden. Diese "Geschenke <strong>der</strong> Natur" haben uns schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

geholfen, die Belastung <strong>der</strong> Atmosphäre mit Treibhausgasen zu bremsen. Das <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest legt<br />

die Diskussion um den "miss<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>k" nahe, <strong>der</strong> die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten beschäftigt<br />

(z. B. Sch<strong>in</strong>dler, 1999).<br />

Im Falle <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> spricht gegen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> auch die Tatsache, dass das<br />

CO 2 -Gesetz, als wichtigstes Instrument zur E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Reduktionsverpflichtungen nach<br />

KP, ke<strong>in</strong>e Anrechnung <strong>in</strong>ländischer <strong>Senken</strong> vorsieht. Lediglich im Rahmen von CDM- o<strong>der</strong><br />

JI-Projekten könnten sich schweizerische Akteure im Rahmen des CO 2 -Gesetzes <strong>Senken</strong>kredite<br />

anrechnen lassen. Nähme man die Anrechnung <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> <strong>in</strong>s CO 2 -Gesetz auf, bestünde<br />

die Gefahr, dass dieses klimapolitisch wichtige Instrument, um das <strong>in</strong>nenpolitisch so zäh gerungen<br />

worden ist, verwässert würde.<br />

Die Speicherung grösserer Mengen an Kohlenstoff <strong>in</strong> Ökosystemen stellt auch e<strong>in</strong> nicht unerhebliches<br />

Risiko dar. Sollte z. B. <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es verän<strong>der</strong>ten Klimas die Speicherkapazität <strong>der</strong><br />

Ökosysteme s<strong>in</strong>ken, so ist damit zu rechnen, dass früher o<strong>der</strong> später aller zusätzlich gespeicherte<br />

Kohlenstoff wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Atmosphäre gelangt und so e<strong>in</strong>e Klimaän<strong>der</strong>ung zusätzlich<br />

beschleunigt (Cox et al., 2000). Im Falle <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> ist beson<strong>der</strong>s zu beachten, dass <strong>der</strong> stehende<br />

Holzvorrat pro Fläche (362 m 3 /ha) im europäischen Vergleich ausserordentlich hoch<br />

ist, wie auch die dar<strong>in</strong> gespeicherte Kohlenstoffmenge.<br />

Gegen e<strong>in</strong>en Mite<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> spricht ebenfalls, dass e<strong>in</strong> beträchtlicher Aufwand geleistet<br />

werden muss, um die <strong>Senken</strong>wirkung zu erfassen und quantitativ abzuschätzen. Dieser<br />

Aufwand fällt beson<strong>der</strong>s stark <strong>in</strong>s Gewicht wenn man sich hier v. a. auf die herkömmlichen<br />

terrestrischen Verfahren, wie z. B. das Landesforst<strong>in</strong>ventar, abstützen muss. Alternativen wie<br />

Verfahren, die vollständig o<strong>der</strong> teilweise auf Fernerkundung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Satellitendaten,<br />

aufbauen, s<strong>in</strong>d noch nicht praxisreif und bedürfen noch grösserer Forschungsanstrengungen.<br />

Ferner gilt es auch zu bedenken, dass die Kohlenstoffspeicherung <strong>in</strong> Wäl<strong>der</strong>n, Wiesen,<br />

Weiden und Äckern nur e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vielen Funktionen darstellt, welche die Gesellschaft von<br />

diesen Ökosystemen erwartet. Zielkonflikte zwischen verschiedenen Funktionen s<strong>in</strong>d daher<br />

zu erwarten, so z. B. mit dem Biodiversiätsschutz und dem Schutzwald, aber auch <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> C-haushaltrelevanten Funktionen Senke und Holzproduktion (Fischl<strong>in</strong>, 1996):<br />

• Die Verwendung von Holz als Baustoff und Werkmaterial hat e<strong>in</strong>en signifikanten<br />

und günstigen E<strong>in</strong>fluss auf die Treibhausgasemissionen. Zudem ist <strong>in</strong>teressant<br />

festzuhalten, dass dieser Substitutionseffekt, z. B. Holz vs. Beton, aus<br />

Klimaschutzsicht weit stärker <strong>in</strong>s Gewicht fällt als die hiermit verknüpfte Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Kohlenstoffvorräte <strong>in</strong> langlebigen Holzprodukten (Watson &<br />

Core Writ<strong>in</strong>g Team, 2001). Entscheidend ist die Vermeidung <strong>der</strong> Emissionen, die<br />

bei den herkömmlichen Herstellungs- und Verwertungsverfahren ohne Holz anfallen<br />

würden.<br />

• Die Verwendung von Energieholz ist auch e<strong>in</strong>e nachhaltig nutzbare Energieform,<br />

die den Verbrauch an fossilen Brennstoffen zeitlich unbegrenzt reduzieren kann.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Energieholzproduktion lässt sich <strong>in</strong>nerhalb des gleichen Waldes kaum<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Kohlenstoffvorrat vere<strong>in</strong>baren. Im Unterschied zur bloss<br />

vorübergehenden <strong>Senken</strong>leistung ist <strong>der</strong> Substitutionseffekt auf die<br />

Treibhausgasbilanz durch Energieholz jedoch nachhaltig positiv (s. Abbildung 9).<br />

Mittelfristig wäre denkbar, dass <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>er Wald <strong>in</strong> Zukunft durch vermehrte<br />

Entflechtung <strong>der</strong> Funktionen stärker geglie<strong>der</strong>t wird. Es könnte e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

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