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Bestandesaufnahme zum Thema Senken in der Schweiz

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6 PRO UND KONTRA EINES EINBEZUGS VON SENKEN<br />

Es gilt zu beachten, dass die Frage e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>bezugs von <strong>Senken</strong> im Rahmen des Kyotoprotokolls<br />

seit den Vere<strong>in</strong>barungen von Bonn und Marrakesch nur noch beschränkt offen ist. Wie<br />

bereits erwähnt, müssen unter Art. 3.3 des KPs <strong>Senken</strong> und Quellen auf alle Fälle bilanziert<br />

werden. Lediglich für Aktivitäten unter Art. 3.4 wird dies, <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest für den ersten Verpflichtungszeitraum,<br />

nicht <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>. Nur hier hat die <strong>Schweiz</strong> die Wahl, <strong>Senken</strong> und<br />

Quellen <strong>in</strong> den Bereichen Land- und Forstwirtschaft getrennt o<strong>der</strong> zusammen nach dem KP<br />

abzurechnen. Die <strong>in</strong> Tabelle 13 aufgeführten Szenarien geben e<strong>in</strong>en Überblick über die<br />

Wahlmöglichkeiten bezüglich <strong>der</strong> Anrechenbarkeit im ersten Verpflichtungszeitraum und die<br />

damit verbundenen möglichen Konsequenzen.<br />

6.1 Argumente für den E<strong>in</strong>bezug von <strong>Senken</strong><br />

Für e<strong>in</strong>en umfassenden E<strong>in</strong>bezug ("total account<strong>in</strong>g") <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> aus klimapolitischer Sicht<br />

spricht, dass damit auch ökosystemare Quellen erfasst werden. Es sei daran er<strong>in</strong>nert, dass<br />

<strong>der</strong>artige Quellen global e<strong>in</strong>en wichtigen Anteil (1.6 Gt C/a ~ 20%) <strong>der</strong> anthropogenen Belastung<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre durch CO 2 (7.9 Gt C/a) ausmachen (s.a. Abbildung 2). Durch die periodische<br />

Erfassung <strong>der</strong> Kohlenstoffbilanz grosser Landflächen ergibt sich längerfristig e<strong>in</strong><br />

Instrument, dank dem die menschlichen E<strong>in</strong>flüsse auf die Rolle <strong>der</strong> Ökosysteme im Klimasystem<br />

bewusst wahrgenommen werden. Die Steigerung o<strong>der</strong> <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest die Erhaltung <strong>der</strong><br />

Kohlenstoffspeicherung kann damit optimiert werden. Dabei geht es nicht nur um die anthropogenen<br />

Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n auch um Än<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

<strong>in</strong>nerhalb gleichbleiben<strong>der</strong> Landnutzung. Beispielsweise kann Ackerbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art betrieben<br />

werden, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> Kohlenstoff freisetzt (<strong>in</strong>tensives Pflügen organischer Böden) o<strong>der</strong><br />

aber b<strong>in</strong>det (pflugloser Ackerbau). Genau dies versucht das Kyotoprotokoll durch Schaffung<br />

e<strong>in</strong>er Anreizstruktur zu bewirken: Erstens werden Landnutzungsän<strong>der</strong>ungen wie Rodungen,<br />

die zu e<strong>in</strong>em Kohlenstoffverlust im Boden führen <strong>in</strong> Form von Abzügen "bestraft" (Art. 3.3),<br />

dagegen solche, die zu e<strong>in</strong>er Sequestrierung (Speicherung) führen, <strong>in</strong> Form handelbarer Zertifikate<br />

"belohnt" (Art. 3.3). Zweitens werden Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewirtschaftungsform bei<br />

gleichbleiben<strong>der</strong> Landnutzung, z. B. im Ackerbau (crop management), die zu e<strong>in</strong>er Quelle<br />

führen, gleichermassen "bestraft", <strong>Senken</strong> "belohnt" (Art. 3.4). Die Schaffung e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen<br />

Anreizstruktur ist zu begrüssen; sie steht zudem im E<strong>in</strong>klang mit den Zielen <strong>der</strong> Klimakonvention<br />

(z. B. UNFCCC Art. 4.1 (d)).<br />

Für den E<strong>in</strong>bezug <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> aus ökonomischer Sicht spricht weiter die angespannte Lage<br />

<strong>der</strong> Forstwirtschaft <strong>in</strong> Europa und <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> im beson<strong>der</strong>en. Gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

s<strong>in</strong>d die Holzpreise massiv gesunken. Gemäss schweizerischem Waldwirtschaftsverband<br />

(WVS) betrug <strong>der</strong> durchschnittliche Verlust 195.– CHF/ha bzw. 22.– CHF pro m 3 genutztem<br />

Holz. Für Nadelstammholz wurde nur noch e<strong>in</strong> Durchschnittserlös von 62.– CHF/m 3 erreicht.<br />

Im Vergleich dazu konnte 1981 noch e<strong>in</strong> stolzer Maximalpreis von 150.– CHF/m 3 erzielt<br />

werden. Es besteht die Hoffnung, dass die neue Aufgabe des Waldes als Kohlenstoffspeicher<br />

neue forstwirtschaftliche Impulse auslöst.<br />

<strong>Senken</strong>, vor allem im Waldbereich, gelten grundsätzlich als günstiger Weg zur Generierung<br />

von Emissionsrechten. Sie s<strong>in</strong>d deshalb bei vielen Län<strong>der</strong>n auf e<strong>in</strong> reges Interesse gestossen.<br />

Die Möglichkeit, v. a. wegen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen Kosten, umfassenden Gebrauch von <strong>Senken</strong> im Inwie<br />

im Ausland zu machen, ist von den meisten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Umbrellagruppe mit<br />

entsprechen<strong>der</strong> Vehemenz gefor<strong>der</strong>t worden. Unterschätzt o<strong>der</strong> sogar schlicht vergessen wird<br />

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