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Bestandesaufnahme zum Thema Senken in der Schweiz

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nicht ohne Folgen für den Stoffhaushalt von Ökosystemen (Ökophysiologie) bleiben (z. B.<br />

Körner, 1999; Körner, 2000).<br />

Alle möglichen Auswirkungen e<strong>in</strong>er höheren CO 2 -Konzentration <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft und e<strong>in</strong>es Temperaturanstieges<br />

können heute nur ungefähr abgeschätzt werden: In den sich erwärmenden<br />

Ozeanen könnte sich die CO 2 -Aufnahmefähigkeit verr<strong>in</strong>gern, so dass weniger atmosphärisches<br />

CO 2 <strong>in</strong>s Meerwasser e<strong>in</strong>gebunden würde. In den Böden könnte e<strong>in</strong>e Temperaturzunahme<br />

die Zersetzung organischen Materials durch Bodenorganismen beschleunigen (Bodenatmung)<br />

(Lloyd & Taylor, 1994). Dadurch würde vermehrt CO 2 freigesetzt. Umgekehrt ist bekannt,<br />

dass erhöhte CO 2 -Konzentrationen dazu führen, dass unter gewissen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

vermehrt C <strong>in</strong> Ökosysteme e<strong>in</strong>gebunden werden kann (CO 2 -Düngungseffekt) (Schimel,<br />

1995). Die Vegetation reagiert, <strong>zum</strong> Teil stark vom Bodentyp abhängig, sehr unterschiedlich<br />

(von e<strong>in</strong>er Zunahme <strong>der</strong> Biomassenproduktion bis h<strong>in</strong> zu sehr schwachen Reaktionen) auf die<br />

Zunahme von CO 2 und Stickstoff <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre (Egli et al., 2001). Die beschleunigte<br />

Bestandesentwicklung kann mit kürzeren Lebenszeiten <strong>der</strong> Pflanzen und verkürzter Umtriebszeit<br />

verknüpft se<strong>in</strong>, so dass die Kohlenstoffb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ökosphäre nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

nachhaltig gesteigert wird (Körner, 1995). Aufgrund <strong>der</strong> unterschiedlichen Reaktionen <strong>der</strong><br />

Pflanzen auf das erhöhte Kohlendioxid- o<strong>der</strong> Stickstoffangebot kann sich langfristig die genetische<br />

Zusammensetzung von Pflanzenbeständen und damit ihre Funktion verän<strong>der</strong>n. Für<br />

die <strong>Schweiz</strong> könnte dies u. a. bedeuten, dass sich die potentielle Waldgrenze <strong>in</strong> höhere Lagen<br />

verschiebt. Das würde e<strong>in</strong>e Vergrösserung <strong>der</strong> potentiell waldfähigen Fläche bedeuten, wobei<br />

<strong>der</strong> Bewaldungsprozess u. U. Jahrhun<strong>der</strong>te <strong>in</strong> Anspruch nehmen würde (Bugmann, 1997;<br />

Fischl<strong>in</strong> & Gyalistras, 1997; Bugmann & Pfister, 2000).<br />

Sollte sich e<strong>in</strong> neues Gleichgewicht im Klimasystem e<strong>in</strong>stellen, wird es sich aufgrund <strong>der</strong><br />

verzögerten Reaktionen <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> (Jahrhun<strong>der</strong>te), <strong>der</strong> Ozeane (Jahrtausende) bis h<strong>in</strong> zu den<br />

Böden (Jahrtausende) erst nach sehr langen Zeiträumen bei ansonsten ungestörter Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Atmosphäre wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>stellen.<br />

Für die Rolle <strong>der</strong> <strong>Senken</strong> ist entscheidend, dass <strong>zum</strong> heutigen Zeitpunkt netto e<strong>in</strong>e <strong>Senken</strong>leistung<br />

resultiert (Watson et al., 2000). Dadurch kommt e<strong>in</strong>e die Klimaän<strong>der</strong>ung abschwächende<br />

Wirkung zustande (negative Rückkopplung).<br />

Diese <strong>Senken</strong>leistung setzt sich allerd<strong>in</strong>gs aus zwei gegenläufigen Flüssen zusammen. E<strong>in</strong>erseits<br />

gibt es e<strong>in</strong>e zunehmende Entwaldung vorwiegend <strong>in</strong> Regionen auf <strong>der</strong> südlichen Hemisphäre,<br />

die weltweit 1.6 Gt C/a Verlust an C aus <strong>der</strong> Biosphäre bedeuten (s. Abbildung 2,<br />

Tabelle 1). An<strong>der</strong>erseits nimmt die nördliche Hemisphäre die grosse Menge von 2.3 Gt C/a<br />

wie<strong>der</strong> auf. Netto resultiert immer noch e<strong>in</strong>e <strong>Senken</strong>wirkung von 0.7 Gt C/a. Politisch ist<br />

nicht unerheblich, dass trotz dieser Nettosenkenwirkung <strong>der</strong> Biosphäre die atmosphärischen<br />

CO 2 -Konzentrationen <strong>in</strong> dem beobachteten Masse angestiegen s<strong>in</strong>d und auch noch weiter<br />

ansteigen werden. Die <strong>Senken</strong>wirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> nördlichen Hemisphäre kommt h<strong>in</strong>gegen nur<br />

teilweise dank "echter Verdienste" zustande, d.h. durch menschliche Bemühungen, die im<br />

Rahmen des Kyotoprotokolls zu berücksichtigen wären.<br />

Des Weiteren sche<strong>in</strong>t diese Nettosenkenwirkung zurzeit leicht anzusteigen, da sich <strong>in</strong> den 90-<br />

er Jahren die biosphärische <strong>Senken</strong>leistung (residual terrestrial uptake, 2.3 Gt C/a) gegenüber<br />

den 80-er Jahren (1.9 Gt C/a) nochmals leicht erhöhte und sich parallel die Quellenleistung<br />

leicht verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te (Tabelle 1). Vergleicht man mit noch früheren Perioden (z. B. Garrels et<br />

al., 1975) so ergibt sich e<strong>in</strong> deutlicher Trend <strong>der</strong> Zunahme. Allerd<strong>in</strong>gs muss darauf h<strong>in</strong>gewiesen<br />

werden, dass diese Werte mit e<strong>in</strong>er erheblichen Unsicherheit behaftet s<strong>in</strong>d (± 1.3 Gt C/a).<br />

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