Exkursionsbericht
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Exkursion zu den Hotspots der<br />
Biodiversität im südlichen Afrika<br />
Prof. Dr. Günther Heubl<br />
Welwitschia mirabilis einmal am natürlichen Standort zu sehen, ist der Traum eines jeden Botanikers.<br />
38<br />
Durch die großzügige Förderung<br />
seitens der Münchener Universitätsgesellschaft<br />
konnte ein Team von<br />
Wissenschaftlern der Fakultät für<br />
Biologie im Herbst 2005 eine interdisziplinäre<br />
Studenten-Exkursion<br />
ins südliche Afrika durchführen. Ziel<br />
dieser Exkursion war, die Vielfalt und<br />
Interaktionen der Organismen in verschiedenen<br />
Lebensräumen (Trockenwälder,<br />
Savannen, Halbwüsten, Wüsten<br />
und Fybos) zu studieren.<br />
Obwohl noch etwas ermüdet vom<br />
Langstreckenflug nach Windhoek<br />
brachte uns „Rotel Tours“ nach einer<br />
kurzen Stadtbesichtigung auf direktem<br />
Weg zum Etosha Nationalpark.<br />
Der Besuch dieses Wildreservats war<br />
unser erstes Highlight auf der Exkursion.<br />
Nachdem wir uns im staatlichen<br />
Restcamp Namutoni in der Nähe
Brillenpinguin bei Simon's<br />
Town auf der Kap Halbinsel<br />
einiger schlanker Makalani Palmen<br />
eingerichtet hatten, ging es auf den<br />
gut erschlossenen Staubstraßen<br />
unverzüglich zu den Wasserlöchern.<br />
Dort konnten wir fast die gesamte<br />
Palette an afrikanischem Großwild<br />
beobachten. Giraffen, Nashörner<br />
und Elefanten wechselten sich mit<br />
Spießböcken, Pferdeantilopen,<br />
Impalas und Hyänen ab. Auf den<br />
Pirschfahrten begegneten uns immer<br />
wieder Herden von Gnus, Springböcken<br />
und Steppenzebras. Bei der<br />
Durchquerung des Nationalparks bot<br />
sich auch die Gelegenheit, die verschiedenen<br />
Vegetationstypen (Gras-,<br />
Dornbusch- und Baumsavanne) näher<br />
kennen zu lernen.<br />
Nach den ausgiebigen Wildbeobachtungen<br />
führte uns die weitere Exkursionsroute<br />
über das Damaraland<br />
mit seinen markanten Inselbergen<br />
in Richtung Atlantik, wo unser Interesse<br />
in erster Linie den einzigartigen<br />
Flechtenfeldern galt. Von unserem<br />
Standquartier in der Nähe von<br />
Swakopmund unternahmen wir am<br />
nächsten Tag eine abenteuerliche<br />
Jeep-Safari in die Namib. Im Flussbett<br />
des Swakop Rivers sowie an<br />
den Felshängen konnten wir zahlreiche<br />
endemische (nur hier vorkommende)<br />
Pflanzenarten wie die lebenden<br />
Steine, Bleistift- und Talerpflanze,<br />
Balsamstrauch und Südwester<br />
Edelweiß kennen lernen. Die ökologischen<br />
Messungen an den Standorten<br />
vermittelten uns einen Eindruck,<br />
unter welchen Extrembedingungen<br />
die wenigen Spezialisten hier leben.<br />
Besonders beeindruckt waren wir vor<br />
allem von Welwitschia mirabilis, einer<br />
botanischen Rarität, die schon zu<br />
Zeiten der Dinosaurier existierte und<br />
sich als „lebendes Fossil“ bis heute in<br />
der Namib erhalten konnte. Ein besonderes<br />
Highlight war neben Welwitschia<br />
vor allem der Besuch des<br />
Sossusvlei, einer von hohen Sanddünen<br />
umschlossene Lehmsenke, die<br />
sich nur nach ausgeprägten Regenfällen<br />
mit Wasser füllt. Obwohl die<br />
Besteigung der bis zu 300m hohen<br />
Sicheldünen recht anstrengend war,<br />
wurde die Mühe mit einem überwältigenden<br />
Blick auf das Dünenmeer<br />
belohnt.<br />
Die Vegetation<br />
dieser<br />
Oase<br />
ist sehr spärlich.<br />
Neben einigen alten<br />
Kameldornbäumen<br />
findet man vereinzelt<br />
Büsche<br />
der „Nara“<br />
oder Stachelgurke<br />
sowie Horste<br />
von nahrhaften Federgräsern.<br />
Auf unserer weiteren Route durch<br />
den Namib Naukluft Park machten<br />
wir noch einen kurzen Abstecher<br />
zum Sesriem Canyon, bevor wir auf<br />
direktem Weg nach Süden zum Fish-<br />
Proteen machen einen Großteil der<br />
strauchartigen Gewächse des<br />
Fynbos aus.<br />
Blühende Mittagsblumen im<br />
Namaqualand<br />
Der Köcherbaum ist eine riesige Aloe-Art und<br />
ein typisches Element Südnamibias.
Spektakuläre Blütenteppiche von Gänseblumenund<br />
Mittagsblumenarten im Namaqualand<br />
Atemberaubender Blick in den Fish River Canyon<br />
River Canyon aufbrachen. Dieses<br />
Naturdenkmal im Süden Namibias<br />
zählt ohne Zweifel zu den eindrucksvollsten<br />
Landschaften Afrikas und<br />
wird in seiner Dimension nur noch<br />
vom Grand Canyon übertroffen. Ein<br />
atemberaubender Ausblick auf die<br />
Canyonlandschaft eröffnete sich uns<br />
vom Rand eines Felsplateaus, das<br />
inmitten einer steinigen Halbwüste<br />
liegt. Um uns den zeitraubenden<br />
Abstieg zu ersparen, hat die Exkursionsgruppe<br />
den Canyongrund von<br />
Ai-Ais aus erkundet, wo wir auf einer<br />
reizvollen Wanderung zahlreiche<br />
Tier- und Pflanzenarten beobachten<br />
konnten.<br />
Nach dem beeindruckenden Canyonbesuch<br />
ging es auf direktem Weg<br />
durch die steinige Halbwüste des<br />
Namaqualandes über<br />
den Grenzort<br />
Noordoewer<br />
nach Springbok.<br />
Entlang<br />
der Straße<br />
tauchten mehr<br />
und mehr bunte<br />
Blütenteppiche<br />
auf, die sich nur<br />
nach ausgiebigen<br />
Winterregen<br />
entfalten. In dieser<br />
Region findet<br />
man die weltweit größte Konzentration<br />
an Sukkulenten (wasserspeichernde<br />
Pflanzen). Besonders<br />
faszinierten uns in der weiten Felslandschaft<br />
die bizarren Köcherbäume.<br />
Der Name leitet sich von der Gewohnheit<br />
der Buschmänner ab, die<br />
aus den federleichten Ästen Köcher<br />
für ihre Pfeile herstellen. Bei einem<br />
Ausflug in den Goegap Naturpark<br />
konnten wir die flächendeckenden<br />
Blumenteppiche genauer unter die<br />
Lupe nehmen. Unser besonderes<br />
Augenmerk zog die Halbmensch-<br />
Pflanze auf sich, deren mannshoher,<br />
fleischiger Stamm oben einen kopfartigen<br />
Blattschopf trägt. Die Khoisan<br />
glaubten, dass es sich bei den<br />
Pflanzen um verwandelte Menschen<br />
handeln würde. Durch die weiten<br />
Ebenen der Karroo ging es dann in<br />
südliche Richtung nach Clamwilliam<br />
und nach einem kurzen Abstecher<br />
in die Cedarberge weiter zum West<br />
Coast Nationalpark. Auf dem Weg<br />
dorthin galt unser Interesse den ausgedehnten<br />
Rooibos Plantagen. Der<br />
von den Südafrikanern geschätzte<br />
wohlschmeckende Rooibos- oder<br />
Rotbusch-Tee gedeiht nur in dieser<br />
Region. Er ist reich an Mineralstoffen<br />
und enthält nur wenig Gerb- und Bitterstoffe<br />
sowie kein Coffein.<br />
Unser Besuch im West Coast National<br />
Park legte den Fokus vor allem<br />
auf die Vogelbeobachtung. Das<br />
einmalige Feuchtgebiet an der Langebaan<br />
Lagune bietet ca. 250 Vogelarten,<br />
darunter vielen Zugvögeln aus<br />
Europa, einen Lebensraum und ist<br />
ein Eldorado für Ornithologen. Mit<br />
dem Erreichen der Kapregion hatten<br />
wir unser Endziel erreicht und es galt<br />
nochmals alle Kraft zu bündeln, um<br />
diesen Hotspot pflanzlicher Biodiversität<br />
zu erkunden. Diese Region zählt<br />
mit ca. 8600 Spezies zu den artenreichsten<br />
Gebieten der Erde und<br />
bildet ein eigenes Florenreich. Die<br />
dominierende Vegetation am Kap<br />
ist der Fynbos, für den immergrüne<br />
Hartlaubgewächse mit meist nadelförmigen<br />
Blättern charakteristisch<br />
sind. Er ist besonders reich an<br />
prachtvollen Erika-Sträuchern und<br />
herrlichen Proteen. Vom Cape Point<br />
aus wanderten wir durch diesen<br />
„Feinbusch“ zum windumbrausten<br />
Aussichtspunkt, um die Vereinigung<br />
von Indischem Ozean und Atlantik<br />
zu bestaunen. Auf dem Rückweg<br />
machten wir noch einen kurzen<br />
Abstecher zu den Brillenpinguinen,<br />
die in der Nähe von Simon´s Town in<br />
einer kleinen Kolonie leben. Unseren<br />
letzten Tag verbrachten wir im Two<br />
Oceans Aquarium in Kapstadt sowie<br />
im weltberühmten Kirstenbosch Bo-<br />
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Die Gattung Protea gehört zu den Silberbaumgewächsen<br />
und ist Nationalblume Südafrikas.
Jeep Safari in die Dünenlandschaft der Namib<br />
Rooibos (Rotbusch-Tee) Plantage bei Clanwilliam<br />
tanical Garden. Bei einem Rundgang<br />
durch die Gewächshäuser und das<br />
Freiland konnten wir noch einmal die<br />
enorme Artenvielfalt bestaunen. Mit<br />
einer Seilbahnfahrt auf den Tafelberg<br />
und einem unvergesslichen Blick auf<br />
Kapstadt ging unsere Exkursion zu<br />
Ende. Ausgestattet mit Aufsammlungen<br />
von Herbar- und Lebendmaterial,<br />
Samen und in Alkohol fixierten<br />
Objekten sowie einer lückenlosen<br />
Bild-Dokumentation für Lehrveranstaltungen<br />
zur Pflanzen- und Tiergeographie,<br />
Systematik und Ökologie<br />
traten wir nach über 4000 km Wegstrecke<br />
und vielen unvergesslichen<br />
Eindrücken den Heimflug an. ■<br />
Department Biologie I<br />
Menzinger Str. 67<br />
80638 München<br />
Tel: 089/17861<br />
Fax: 089/172638<br />
E-Mail: heubl@botanik.biologie.unimuenchen.de<br />
Elefantenherde an einem Wasserloch im Etosha Park mit Impala im Vordergrund<br />
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