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Hautschutz - Die BG ETEM

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Arbeitsschutz<br />

konkret<br />

<strong>Hautschutz</strong>


<strong>Hautschutz</strong><br />

Susanne Bonnemann<br />

Peter E. Michels


Inhalt<br />

1 . Vorwort 5<br />

2 . Schutzaufgaben der Haut 6<br />

3 . Hauterkrankungen 8<br />

4 . Wie erkennt man hautschädigende Gefahrstoffe? 12<br />

5 . Beispiele hautschädigender Gefahrstoffe 15<br />

6. Gefährdungsbeurteilung 17<br />

7 . Schutzmaßnahmen 19<br />

7.1 Substitution 20<br />

7.2 Technische Schutzmaßnahmen 20<br />

7.3 Organisatorische Maßnahmen 21<br />

7.4 Persönliche Schutzausrüstung 21<br />

7.5 <strong>Hautschutz</strong> – Hautreinigung – Hautpflege 25<br />

7.6 <strong>Hautschutz</strong>organisation 27<br />

7.7 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen 29<br />

8 . Schutz vor optischer Strahlung 30<br />

9. <strong>Hautschutz</strong> „kurz und knapp“ 34<br />

Anhang 1 Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung für die dermale Exposition<br />

nach TRGS 401 35<br />

Anhang 2 Weitere Informationsquellen 39<br />

Anhang 3 Gefahrenpiktogramme 42<br />

3


1. Vorwort<br />

Hauterkrankungen gehören mit zu den häufigsten<br />

berufsbedingten Erkrankungen.<br />

ObwohI die Haut eines der größten Organe<br />

des menschIichen Körpers ist, sind wir uns<br />

häufig der Bedeutung und der wichtigen<br />

Schutzfunktion der Haut nur wenig bewusst.<br />

Fast selbstverständlich setzen wir voraus,<br />

dass die Haut die vielfältigen physikalischen,<br />

chemischen und biologischen Belastungen<br />

im Arbeits- und im Privatleben<br />

irgendwie verkraften wird.<br />

Hier etwas mehr Bewusstsein für die vielmals<br />

„vernachlässigte“ Haut zu wecken<br />

sowie Tipps und Hinweise für den betrieblichen<br />

<strong>Hautschutz</strong> zu geben, ist Ziel der vorliegenden<br />

Broschüre.<br />

5


2. Schutzaufgaben der Haut<br />

<strong>Die</strong> Haut in Zahlen<br />

Oberfläche: ca. 2 m 2<br />

Gewicht: ca. 15 % des Körpergewichtes<br />

Stärke: ca. 1 mm bis 4 mm<br />

<strong>Die</strong> Haut ist als „Grenzfläche“ zur äußeren<br />

Umgebung vielfältigen Belastungen ausgesetzt.<br />

Abb. 1: Belastungen der Haut<br />

6


2. Schutzaufgaben der Haut<br />

Um diesen Belastungen bzw. Einwirkungen<br />

optimal begegnen zu können, ist die Haut<br />

aus drei Schichten aufgebaut:<br />

<strong>Die</strong> oberste Hautschicht (Epidermis), die von<br />

einem Hydrolipidfilm, dem sogenannten<br />

Säureschutzmantel, überzogen ist, bildet die<br />

äußerste Kontaktschicht des Körpers gegenüber<br />

der Umwelt. <strong>Die</strong> Oberhaut besteht aus<br />

mehreren Schichten, deren Funktionen<br />

durch gezielten Einsatz von Cremes oder Salben<br />

wirkungsvoll unterstützt werden können.<br />

<strong>Die</strong> oberste Schicht der Epidermis besteht<br />

aus quasi abgestorbenen Hornzellen, die<br />

durch das Nachschieben neu gebildeter Zellen<br />

ständig abgeschilfert werden. In der<br />

darunter liegenden Schicht sind die Hornzellen<br />

fest verbunden. Zusammen mit dem Säureschutzmantel<br />

liegt hier die Barriere, welche<br />

die tiefer liegenden Gewebsschichten<br />

vor dem Eindringen von Fremdsubstanzen<br />

sowie vor dem Austrocknen schützt. <strong>Die</strong><br />

darunter liegenden Schichten der Epidermis<br />

beherbergen Zellen des Immunsystems<br />

sowie die Pigmentträger der Haut, die<br />

Melanozyten. Hier werden außerdem die<br />

neuen Hornzellen je nach Bedarf gebildet,<br />

deren Reifeprozess im Normalfall etwa vier<br />

Wochen benötigt, allerdings z. B. in „Stresssituationen“<br />

auch erheblich verkürzt sein<br />

kann.<br />

Abb. 2: Aufbau der Haut<br />

<strong>Die</strong> Lederhaut (Dermis) besteht aus Bindegewebe,<br />

das für die Festigkeit der Haut und für<br />

den Schutz vor Druck und Stoß verantwortlich<br />

ist. Außerdem finden sich hier Nervenfasern,<br />

Blut- und Lymphgefäße sowie Schweißund<br />

Talgdrüsen. <strong>Die</strong> Unterhaut (Subcutis)<br />

dient als Wärmeschutz, als mechanische<br />

Polsterung sowie als Speicher für Nährstoffe<br />

und Wasser.<br />

<strong>Die</strong> Haut hat also, wie kaum ein anderes<br />

Organ, vielfältige Aufgaben zu erfüllen:<br />

• Schutzfunktion<br />

• Sinnesfunktion<br />

• Speicher- und Ausscheidungsfunktion<br />

• Stoffwechselfunktion.<br />

Wird dieses komplizierte System zu sehr<br />

beansprucht, zum Beispiel durch arbeitsbedingte<br />

Hautbelastungen, aber auch durch<br />

Belastungen in der Freizeit, kann es leicht<br />

zu Hautveränderungen und Erkrankungen<br />

kommen.<br />

7


3. Hauterkrankungen<br />

Etwa 90% aller beruflichen Hauterkrankungen<br />

sind sogenannte Ekzeme, der Großteil<br />

von ihnen bildet sich an den Händen. Ekzeme<br />

sind unspezifische Entzündungen, die<br />

sich anfangs in Form von Rötungen und<br />

Schuppungen zeigen, im späteren Verlauf<br />

dann Vergröberungen der Hautfelder, Verdickung<br />

der Hornschicht sowie tiefe Hauteinrisse<br />

aufweisen.<br />

Eine grobe Unterteilung der Ekzeme unterscheidet<br />

exogene Ekzeme (durch äußere Einflüsse<br />

verursacht) sowie endogene Ekzeme<br />

(durch innere Einflüsse verursacht). Zu letzteren<br />

gehört zum Beispiel das atopische<br />

Ekzem. Als Atopie wird eine anlagebedingte<br />

erhöhte Bereitschaft zu allergischen Reaktionen<br />

bezeichnet. Außerdem gibt es Mischformen.<br />

Bei den arbeitsbedingten Hauterkrankungen<br />

handelt es sich in erster Linie<br />

um exogene Ekzeme, die man wiederum in<br />

toxische und allergische Kontaktekzeme<br />

unterteilen kann (Abb. 3).<br />

Berufsbedingte exogene Ekzeme<br />

toxisches Kontaktekzem<br />

allergisches Kontaktekzem<br />

akut<br />

chronisch =<br />

Abnutzungsdermatose<br />

akut<br />

chronisch<br />

+<br />

Mischformen<br />

Abb. 3: Übersicht zu berufsbedingten exogenen Ekzemen<br />

8


3. Hauterkrankungen<br />

Toxische Ekzeme<br />

Das akut-toxische Ekzem wird verursacht<br />

durch den Kontakt mit irritierenden Substanzen<br />

wie Laugen, Säuren oder Wasserstoffperoxid<br />

(Abb. 4). Im Unterschied zum allergischen<br />

Ekzem entwickeln alle Personen, die<br />

mit der schädigenden Substanz in Kontakt<br />

kommen, eine entsprechende Hautreaktion,<br />

die abhängig ist von den Eigenschaften der<br />

Substanz, aber auch vom Hautzustand des<br />

betroffenen Mitarbeiters. Das toxische<br />

Ekzem tritt Minuten bis Stunden direkt am<br />

Ort des Kontaktes auf.<br />

Das chronisch-toxische Ekzem, auch<br />

toxisch-degeneratives Kontaktekzem oder<br />

Abnutzungsdermatose genannt, ist die häufigste<br />

Hauterkrankung unter den beruflich<br />

bedingten Hauterkrankungen<br />

(Abb. 5). <strong>Die</strong> Abnutzungsdermatose wird verursacht<br />

durch ständigen Kontakt mit reizenden<br />

Stoffen wie Kühlschmierstoffen, Reinigungsmitteln,<br />

aber auch durch harmlose<br />

Substanzen wie Seifen oder Wasser, die<br />

zunächst den Säureschutzmantel der Haut<br />

und langfristig die Hornschichtbarriere der<br />

Haut schädigen. Fehlt die notwendige Regenerationszeit<br />

für die Haut, können sich irrita-<br />

Foto: Stoko Skin Care<br />

Abb. 4: Hautverätzung<br />

9


3. Hauterkrankungen<br />

Foto: Stoko Skin Care<br />

Abb. 5: Abnutzungsdermatose<br />

tive Ekzeme, aber längerfristig auch allergische<br />

Ekzeme entwickeln. <strong>Die</strong> Abnutzungsdermatose<br />

kann in den meisten Fällen durch<br />

Anwendung eines an die berufliche Belastung<br />

angepassten <strong>Hautschutz</strong>programmes<br />

verhindert werden.<br />

Allergische Ekzeme<br />

Bei einer allergischen Reaktion handelt es<br />

sich um eine überschießende Reaktion des<br />

Immunsystems gegenüber bestimmten<br />

körperfremden Substanzen. Für beruflich<br />

bedingte Erkrankungen sind zwei Arten von<br />

allergischen Reaktionen von besonderer<br />

Bedeutung:<br />

<strong>Die</strong> Typ I Allergie ist eine allergische Sofortreaktion,<br />

deren Symptome in der Regel<br />

innerhalb von 30 Minuten auftreten. Heuschnupfen,<br />

Urtikaria (Nesselsucht) oder<br />

allergisches Asthma sind Beispiele für diesen<br />

Allergietyp.<br />

Das allergische Kontaktekzem (Abb. 6) ist<br />

eine Allergie vom verzögerten Typ, eine Typ<br />

IV Allergie. Sie wird ausgelöst durch Substanzen,<br />

die sensibilisierend wirken können,<br />

10


3. Hauterkrankungen<br />

z. B. Konservierungsmittel, Duftstoffe, Kunstharze,<br />

Kleber, Metalle usw. Oft vergehen<br />

Jahre, bis beim Kontakt mit dem allergieauslösenden<br />

Stoff Hautreaktionen ausgelöst<br />

werden. Wegbereiter für diese Allergien sind<br />

oft Abnutzungsdermatosen, die das Allergen<br />

durch die geschädigte Hautoberfläche passieren<br />

lassen (2-Phasen-Ekzem). Ist der Körper<br />

einmal sensibilisiert, können schon<br />

kleinste Mengen des Allergens zu neuen<br />

Ekzemschüben führen. Ein allergisches<br />

Ekzem lässt sich dann nur noch durch Meiden<br />

der Substanz verhindern.<br />

Foto: Stoko Skin Care<br />

Abb. 6: Allergisches Kontaktekzem<br />

11


4. Wie erkennt man hautschädigende<br />

Gefahrstoffe?<br />

Kennzeichnung<br />

Nur ausreichende Kenntnisse über den<br />

Gefahrstoff (inkl. gefährliche Eigenschaften)<br />

führen zu einem sachgerechten und sicheren<br />

Arbeiten mit ihm!<br />

<strong>Die</strong> ordnungsgemäße Gebindekennzeichnung<br />

macht den Gefahrstoff am Arbeitsplatz<br />

unverwechselbar und informiert über Gefahren<br />

und Schutzmaßnahmen (Abb. 7).<br />

<strong>Die</strong> Kennzeichnung muss mindestens folgende<br />

Angaben enthalten:<br />

• Bezeichnung des Stoffes oder der Zubereitung<br />

• Gefahrensymbole und Gefahrenbezeichnung<br />

(z. B. reizend)<br />

• Hinweise auf besondere Gefahren<br />

R-Sätze (= Hinweise auf besondere<br />

Gefahren), z. B. R 38 „Reizt die Haut“ und<br />

R 43 „Sensibilisierung durch Hautkontakt<br />

möglich“<br />

• Sicherheitsratschläge, S-Sätze (= Sicherheitsratschläge),<br />

z. B. S 28 „Bei Berührung<br />

mit der Haut sofort abwaschen mit viel<br />

Wasser und Seife“ und S 37/39 „Bei der<br />

Arbeit geeignete Schutzhandschuhe und<br />

Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen“<br />

• Name und Anschrift dessen, der den Stoff<br />

herstellt, einführt oder vertreibt<br />

• EG-Nr. mit Vermerk<br />

Seit Dezember 2010 ist ein neues „Global<br />

Harmonisiertes System (GHS)“ zur Einstu-<br />

Abb. 7: Kennzeichnung eines Behälters nach GHS<br />

12


4. Wie erkennt man hautschädigende Gefahrstoffe?<br />

fung und Kennzeichnung verbindlich<br />

(s. Anhang 3). Für Stoffe sind diese neuen<br />

Einstufungsregeln bereits seit 01.12.2010<br />

zwingend, für Gemische einschließlich<br />

Inhaltsstoffe gilt eine Übergangsfrist bis<br />

01.06.2015.<br />

Nach der neuen Verordnung wird es auch<br />

zukünftig, ähnlich wie bisher, Gefahren- und<br />

Sicherheitshinweise geben.<br />

<strong>Die</strong>se werden allerdings als H-Sätze (Hazard<br />

Statement = Gefahrenhinweis) bzw. als<br />

P-Sätze (Precautionary Statement = Sicherheitshinweis)<br />

ausgewiesen.<br />

Gefahrstoffe in nicht gekennzeichneten Behältnissen<br />

sind (da unbekannt) zunächst als<br />

besonders gefährlich einzustufen.<br />

Das Aufbewahren von Gefahrstoffen in<br />

Lebensmittelbehältnissen ist unverantwortlich<br />

und lebensbedrohlich.<br />

Sicherheitsdatenblatt<br />

Weitere Informationen erhält der Anwender<br />

durch das Sicherheitsdatenblatt. <strong>Die</strong> Anforderungen<br />

an ein Sicherheitsdatenblatt ergeben<br />

sich aus der REACH-Verordnung.<br />

Das Sicherheitsdatenblatt enthält folgende<br />

Angaben:<br />

1. Bezeichnung des Stoffes bzw. der Zubereitung<br />

und des Unternehmens<br />

2. Mögliche Gefahren<br />

3. Zusammensetzung/Angaben zu Bestandteilen<br />

4. Erste-Hilfe-Maßnahmen<br />

5. Maßnahmen zur Brandbekämpfung<br />

6. Maßnahmen bei unbeabsichtigter Freisetzung<br />

7. Handhabung und Lagerung<br />

8. Begrenzung und Überwachung der Exposition<br />

und Persönliche Schutzausrüstung<br />

9. Physikalische und chemische Eigenschaften<br />

10. Stabilität und Reaktivität<br />

11. Toxikologische Angaben<br />

12. Umweltbezogene Angaben<br />

13. Hinweise zur Entsorgung<br />

14. Angaben zum Transport<br />

15. Rechtsvorschriften<br />

16. Sonstige Angaben<br />

(siehe auch Bekanntmachung 220 zu Gefahrstoffen<br />

„Sicherheitsdatenblatt“ unter<br />

www.baua.de).<br />

Damit stehen dem Verwender bereits recht<br />

umfassende Informationen über den Gefahrstoff<br />

zur Verfügung, nach denen er unter<br />

Berücksichtigung der speziellen betrieblichen<br />

Verhältnisse die wichtigsten Schutzmaßnahmen<br />

am Arbeitsplatz konzipieren<br />

kann.<br />

Der Kennzeichnung und dem Sicherheitsdatenblatt<br />

kann der Unternehmer grundsätzlich<br />

vertrauen. Leider weisen auch heute noch<br />

etliche Sicherheitsdatenblätter inhaltliche<br />

Mängel auf oder liefern unzureichende Informationen.<br />

Von daher verpflichtet die Gefahr-<br />

13


4. Wie erkennt man hautschädigende Gefahrstoffe?<br />

stoffverordnung den Inverkehrbringer ausdrücklich,<br />

dass das Sicherheitsdatenblatt<br />

von einer fachkundigen Person erstellt wird<br />

und fachlich richtig und vollständig ausgefüllt<br />

ist.<br />

Verharmlosende Angaben, wie z. B. nicht giftig,<br />

nicht gesundheitsschädlich, nicht kennzeichnungspflichtig,<br />

dürfen Verpackung,<br />

Kennzeichnung und Sicherheitsdatenblatt<br />

nicht enthalten. Sicherheitsdatenblätter, die<br />

derartige Hinweise enthalten oder unvollständig<br />

ausgefüllt sind, sollten grundsätzlich<br />

nicht akzeptiert und an den Hersteller<br />

zurückgeschickt werden.<br />

Auch Produktinformationen, technische<br />

Merkblätter oder Verarbeitungshinweise des<br />

Herstellers enthalten mehr oder weniger<br />

deutliche Hinweise zum Arbeitsschutz, da<br />

dort in der Regel angegeben wird, wie mit<br />

dem Produkt bestimmungsgemäß umzugehen<br />

ist.<br />

Auf Stoffe, die sensibilisierend wirken können,<br />

muss der Hersteller bzw. Lieferant des<br />

Produktes in dem mitgelieferten Sicherheitsdatenblatt<br />

besonders hinweisen. <strong>Die</strong>s erfolgt<br />

durch die „Hinweise auf besondere Gefahren“,<br />

z. B. R 43 „Sensibilisierung durch Hautkontakt<br />

möglich“ bzw. H 315 „verursacht<br />

Hautreizungen“.<br />

<strong>Die</strong> Technische Regel für Gefahrstoffe „Verzeichnis<br />

sensibilisierender Stoffe“ (TRGS<br />

907) enthält eine Übersicht über die sensibilisierenden<br />

Stoffe, die bisher noch nicht mit<br />

den entsprechenden R-Sätzen eingestuft<br />

sind (siehe auch www.baua.de/prax/).<br />

In der Liste der Arbeitsplatzgrenzwerte<br />

(TRGS 900) werden hautsensibilisierende<br />

Stoffe mit „Sh“ gekennzeichnet.<br />

Da allergische Reaktionen wesentlich auch<br />

von der persönlichen Empfindlichkeit des<br />

Betroffenen abhängen, ist ihr Auftreten in<br />

der Regel nicht vorherzusehen. Allergiefördernde<br />

Einflussgrößen sind neben der persönlichen<br />

Veranlagung:<br />

• Allergisierungspotential eines Stoffes<br />

• Beanspruchung der Haut durch ständigen<br />

Kontakt mit aggressiven Stoffen, Durchfeuchtung,<br />

Entfettung etc.<br />

• Mechanische Beanspruchung<br />

• Hautzustand (trocken, rissig)<br />

Hautresorption<br />

Einige Gefahrstoffe können sogar durch die<br />

Haut in den menschlichen Körper eindringen<br />

und dort zu akuten oder chronischen<br />

Gesundheitsschäden oder sogar Vergiftungen<br />

führen.<br />

Solche Stoffe sind in der Liste der Arbeitsplatzgrenzwerte,<br />

der TRGS 900, durch ein<br />

„H“ gekennzeichnet, z. B. Anilin, Phenol und<br />

Xylol. Auch Nikotin sowie bestimmte<br />

Pflanzenschutzmittel sind hautresorptiv.<br />

14


5. Beispiele hautschädigender Gefahrstoffe<br />

Eine Auswahl der häufigsten Hautgefährdungen<br />

gibt folgende Aufzählung wieder:<br />

• starke Verschmutzungen, z. B. durch Altöle,<br />

Maschinenöle, Metallabrieb, Späne<br />

und Ruß<br />

• nichtwassermischbare und wassergemischte<br />

Kühlschmierstoffe<br />

• organische (entfettende) Lösungsmittel,<br />

z. B. Trichlorethylen (Chlorkohlenwasserstoffe<br />

– CKW –), Benzine, Kaltreiniger<br />

• Farbstoffe, z. B. Siebdruckfarben<br />

• reizende und ätzende Stoffe, z. B. Gießharze,<br />

Säuren, Laugen<br />

• Beizen, Chromate, galvanische Elektrolyte<br />

• Mehrkomponentenharze, monomere<br />

Kunststoffkomponenten, z. B. Epoxidharze,<br />

Methylmethacrylat<br />

• stark haftende Arbeitsstoffe, z. B. Lacke,<br />

Klebstoffe (Sekundenkleber), Metallstaub<br />

• teerartige Arbeitsstoffe, z. B. Bitumen,<br />

Pech, Teer<br />

• mechanisch reizende Stoffe und Arbeitsverfahren,<br />

z. B. Glasfasern, Schleifen<br />

• UV-Belastung, z. B. beim Elektroschweißen<br />

• Feuchtarbeiten, z. B. mit Reinigungs-,<br />

Putz- und Desinfektionsmitteln<br />

• Tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen<br />

(führt zum Aufquellen der Haut)<br />

Beispiel 1: Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen<br />

Kühlschmierstoffe (KSS) werden in der spangebenden<br />

Metallbearbeitung zum Kühlen,<br />

Schmieren und Spülen der Bearbeitungsstelle<br />

benötigt. Bei unsachgemäßem Arbeiten<br />

mit ihnen können sie auf vielfältige<br />

Weise zu Hautschäden führen.<br />

• KSS trocknet auf der Haut, Wasser verdunstet,<br />

die Konzentration des KSS wird<br />

höher und führt zur Hautschädigung.<br />

• Öle entfetten die Haut, sie wird rau und<br />

rissig, bei mechanischer Belastung kann<br />

die Ölakne ausgelöst werden.<br />

• Bestimmte Additive wirken hautreizend<br />

und allergisierend.<br />

• Späne im gebrauchten KSS führen zu<br />

Mikroverletzungen der Haut.<br />

• Bakterien und Keime können über Mikroverletzungen<br />

der Haut eindringen und zu<br />

Entzündungen führen.<br />

Abb. 8: Hautkontakt zu Kühlschmierstoffen<br />

15


5. Beispiele hautschädigender Gefahrstoffe<br />

Abb. 10: Vergießen von Elektromotoren<br />

Abb. 9: Maschinenbediener<br />

Kühlschmierstoffe können auch auf indirektem<br />

Wege – bei mangelnder Hygiene – zu<br />

Hauterkrankungen führen. Ursachen hierfür<br />

sind u. a.:<br />

• Maschinenputzlappen werden in die<br />

Hosentaschen gesteckt<br />

• durchnässte Arbeitskleidung oder Schutzschuhe<br />

werden nicht gewechselt<br />

• Gehörschutzstöpsel in Lärmbereichen<br />

werden mit verschmutzten Händen angefasst<br />

und in den Gehörgang eingeführt<br />

Beispiel 2: Tätigkeiten mit Gießharzen<br />

Gießharze, z. B. Polyester- und Epoxidharze,<br />

kommen als 2 Komponentensysteme (Harz<br />

und Härter) zur Anwendung.<br />

Bei Hautkontakt mit den flüssigen sogenannten<br />

Monomeren (Harz) und auch den<br />

Abb. 10a: Einsatz von Methylmethacrylat in der<br />

Dentaltechnik<br />

Härtern besteht die Gefahr von Hautreizungen<br />

oder allergischen Hautreaktionen.<br />

Bestimmte Härter oder Zusatzstoffe sind<br />

zudem stark ätzend (z. B. organische Peroxide)<br />

bzw. gelangen durch Hautresorption<br />

in den Körper (z. B. tertiäre Amine).<br />

16


6. Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>Die</strong> TRGS 401 „Gefährdung durch Hautkontakt<br />

– Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen“<br />

konkretisiert die Forderungen der<br />

Gefahrstoffverordnung nach Beurteilung der<br />

Hautgefährdung sowie den notwendigen<br />

Schutzmaßnahmen bei Kontakt mit Gefahrstoffen.<br />

<strong>Die</strong>se können hautresorptiv (Stoffe<br />

werden durch die Haut in den Körper aufgenommen),<br />

hautgefährdend oder hautsensibilisierend<br />

sein.<br />

Informationsermittlung<br />

Für die Beurteilung der Gefährdung werden<br />

sowohl stoffbezogene als auch tätigkeitsbezogene<br />

Informationen benötigt. Erste Hinweise<br />

liefern die Kennzeichnung auf dem<br />

Gebinde, das Sicherheitsdatenblatt sowie<br />

das technische Merkblatt. Auch Technische<br />

Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) können Hinweise<br />

zur Hautgefährdung enthalten. Bei<br />

den gesundheitsgefährlichen Eigenschaften<br />

eines Stoffes ergibt sich eine grundsätzliche<br />

Unterscheidung in lokal schädigende Stoffe,<br />

in systemische Wirkungen durch die Aufnahme<br />

über die Haut und die sensibilisierende<br />

Wirkung. Hierzu erhält der Anwender Hilfestellung<br />

über die Zuordnung bestimmter<br />

R-Sätze bzw. H-Sätze.<br />

Ein pH-Wert von 2 oder 11,5 führt zur<br />

Einstufung als ätzend und somit wird der<br />

Gefahrstoff als hautgefährdend eingestuft,<br />

falls keine gegenteiligen Erkenntnisse vorliegen.<br />

Hautresorptive Stoffe sind u. a. mit „H“ in<br />

der TRGS 900 gekennzeichnet. Darüber<br />

hinaus ist eine beispielhafte Auflistung in<br />

der Anlage 2 der TRGS aufgeführt. Bei<br />

Gefahrstoffen, die u. a. als kanzerogen,<br />

mutagen, reproduktionstoxisch gekennzeichnet<br />

sind, ist immer zu ermitteln, ob sie<br />

über die Haut aufgenommen werden können.<br />

Tätigkeitsbezogene Hinweise ergeben<br />

sich aus Art, Ausmaß und Dauer des Hautkontaktes<br />

sowie aus Arbeitsplatzbedingungen,<br />

die zu einer höheren Gefährdung<br />

führen können wie zum Beispiel saures<br />

oder basisches Milieu, starke Verschmutzung<br />

oder Exposition zu Arbeitsstoffen, die<br />

nicht eingestuft sind, aber trotzdem hautschädigende<br />

Wirkung haben können (wie<br />

Lösemittel oder Desinfektionsmittel). Explizit<br />

wird bei den tätigkeitsbezogenen Informationen<br />

die Feuchtarbeit genannt, die sowohl<br />

regelmäßiges Arbeiten im feuchten Milieu<br />

von mehr als zwei Stunden täglich sowie das<br />

Tragen von feuchtigkeitsdichten Schutzhandschuhen<br />

oder häufiges oder intensives<br />

Reinigen meint.<br />

Gefährdungsbeurteilung/Gefährdungskategorie<br />

Anhand der Gefährlichkeitsmerkmale, Ausmaß<br />

des Hautkontaktes (großflächig oder<br />

kleinflächig), der Dauer (kurzfristige Einwirkung<br />

< 15 min/Schicht, längerfristige Einwirkung<br />

> 15 Minuten/Schicht) sowie der speziellen<br />

Arbeitsbedingungen ergibt sich aus<br />

der TRGS 401 die Einstufung in eine Gefährdungskategorie:<br />

17


6. Gefährdungsbeurteilung<br />

• Geringe Gefährdung durch Hautkontakt<br />

• Mittlere Gefährdung durch Hautkontakt<br />

• Hohe Gefährdung durch Hautkontakt<br />

So wird ein kurzfristiger, kleinflächiger Hautkontakt<br />

mit Methylmethacrylat (Kennzeichnung:<br />

R 38: reizt die Haut sowie R 43: sensibilisierend)<br />

im Dentallabor zu einer Einstufung<br />

in die geringe Gefährdungskategorie<br />

führen (siehe auch Anhang 1).<br />

Nachdem die Gefährdungsbeurteilung<br />

durchgeführt ist, sind die erforderlichen<br />

Maßnahmen zu treffen.<br />

<strong>Die</strong> TRGS 401 gibt auch hier wertvolle Hilfestellung,<br />

indem den Gefährdungskategorien<br />

entsprechende Schutzmaßnahmen zugeordnet<br />

werden. Anhang 1 dieser Broschüre enthält<br />

einen Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung<br />

für die praktische Anwendung im<br />

Betrieb.<br />

18


7. Schutzmaßnahmen<br />

Entsprechend dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung<br />

sind die Schutzmaßnahmen<br />

auszuwählen. Immer sind hierbei die<br />

sogenannten Grundpflichten zu berücksichtigen<br />

(siehe GefStoffV § 7). Hierzu gehören,<br />

neben der Organisation und Durchführung<br />

der Gefährdungsbeurteilung selbst:<br />

• Substitutionsprüfung<br />

• Minimierungsgebot<br />

• Beachtung der Rangfolge der Schutzmaßnahmen<br />

(T-O-P)<br />

• Aufbewahrung, Prüfung und Reinigung der<br />

persönlichen Schutzausrüstung<br />

• Überprüfung der Funktion und Wirksamkeit<br />

der technischen Schutzmaßnahmen<br />

mit Dokumentation<br />

• Überprüfung der Einhaltung von Arbeitsplatzgrenzwerten,<br />

z. B. durch Arbeitsplatzmessungen<br />

<strong>Die</strong> weiteren im Betrieb umzusetzenden<br />

Schutzmaßnahmen ergeben sich dann aus<br />

einem abgestuften Maßnahmenkonzept.<br />

Allgemeine Schutzmaßnahmen<br />

Generell, für alle Tätigkeiten mit Gefahrstoffen<br />

sind u. a. zu beachten:<br />

• Begrenzung der Anzahl der Beschäftigten<br />

• Begrenzung der Exposition nach Dauer<br />

und Höhe<br />

• Mengenbegrenzung der Gefahrstoffe am<br />

Arbeitsplatz<br />

• Hygienemaßnahmen, regelmäßige Reinigung<br />

des Arbeitsplatzes<br />

• Verbot von Rauchen, Essen und Trinken<br />

• Minimierung der Gefährdung durch geeignete<br />

Arbeitsmethoden und Verfahren<br />

• Unter Verschluss halten von T, T+ und KMR-<br />

Stoffen<br />

• Kennzeichnung innerbetrieblicher Gebinde<br />

Zusätzliche Schutzmaßnahmen wenn:<br />

• mehr als nur eine geringe Gefährdung<br />

nach § 6 Abs. 11 vorliegt<br />

• Arbeitsplatzgrenzwerte oder biologische<br />

Grenzwerte überschritten werden<br />

• bei Gefährdungen durch hautresorptive,<br />

haut- oder augenschädigenden Gefahrstoffen<br />

• bei Gefahrstoffen ohne Arbeitsplatzgrenzwert<br />

und biologischen Grenzwert, wenn<br />

eine Gefährdung anzunehmen ist<br />

durch u. a:<br />

• Anwendung in geschlossenen Systemen<br />

• Einhaltung des Stand der Technik<br />

• Bereitstellung von persönlicher Schutzausrüstung<br />

(PSA)<br />

• Getrennte Aufbewahrung von Arbeits- oder<br />

Schutzkleidung einerseits und Straßenkleidung<br />

• Verbot der Alleinarbeit<br />

19


7. Schutzmaßnahmen<br />

Besondere Schutzmaßnahmen für<br />

KMR F -Stoffe<br />

Bei Tätigkeiten mit Krebs erzeugenden, Erbgut<br />

verändernden und fruchtbarkeitsgefährdenden<br />

Gefahrstoffen der Kategorie 1 oder 2,<br />

u. a. durch:<br />

• Abgrenzung und Kennzeichnung der<br />

Arbeitsbereiche<br />

• Bestimmung der Exposition durch Arbeitsplatzmessungen<br />

oder anderer geeigneter<br />

Methoden<br />

• Begrenzung der Expositionsdauer nach<br />

Beratung mit den Beschäftigten<br />

• Verbot der Reinluftrückführung abgesaugter<br />

Luft<br />

• Verzeichnis über die Beschäftigten, inkl.<br />

Dokumentation von Dauer und Höhe der<br />

Exposition<br />

Auf die besonderen Schutzmaßnahmen gegen<br />

physikalisch-chemische Einwirkungen, insbesondere<br />

Brand- und Explosionsgefährdungen<br />

sowie Tätigkeiten mit explosionsgefährlichen<br />

Stoffen und organischen Peroxiden soll<br />

hier nicht eingegangen werden.<br />

Maßnahmen entsprechend TRGS 401<br />

Konkretisiert werden die im Rahmen der<br />

Gefährdungsbeurteilung zu beachtenden<br />

Maßnahmen wie in Kapitel 6 bereits<br />

beschrieben, durch Maßnahmen entsprechend<br />

der TRGS 401, u. a. sind zu beachten:<br />

• Schutzmaßnahmen bei Feuchtarbeit<br />

• Allgemeine Hygienemaßnahmen<br />

• Technische Schutzmaßnahmen<br />

• Organisatorische Schutzmaßnahmen<br />

• Personenbezogene Schutzmaßnahmen<br />

• Überwachung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen<br />

• Information der Beschäftigten<br />

• Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

7.1 Substitution<br />

Immer ist zunächst zu prüfen und zu dokumentieren,<br />

ob der Einsatz ungefährlicherer<br />

Produkte, d. h. z. B. nicht als Haut gefährdend<br />

eingestufte Stoffe, keine hautresorptiven<br />

Stoffe eingesetzt werden können. Auch<br />

ist der Einsatz von Verfahren zu prüfen, die<br />

einen Hautkontakt ausschließen oder minimieren<br />

können, etwa durch Verwenden von<br />

speziellen Werkzeugen oder Arbeitshilfen.<br />

Hierzu ist im Betrieb ein entsprechendes Verfahren<br />

festzulegen, gerade in kleineren<br />

Betrieben ist man hier auf aussagefähige<br />

Angaben im Sicherheitsdatenblatt angewiesen.<br />

<strong>Die</strong> TRGS 600 „Substitution“ gibt wertvolle<br />

Hinweise zur betrieblichen Umsetzung<br />

dieser Forderungen.<br />

7.2 Technische Schutzmaßnahmen<br />

Technische Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz<br />

sollen den Kontakt zu hautschädigenden<br />

Gefahrstoffen möglichst zwangsläufig<br />

20


7. Schutzmaßnahmen<br />

verhindern. <strong>Die</strong>s funktioniert im Prinzip nur<br />

bei geschlossenen Anlagensystemen (z. B.<br />

geschlossene Reinigungsanlage, Abb. 11)<br />

oder automatisierten Fertigungsabläufen.<br />

Abb. 11: Geschlossene Reinigungsanlage<br />

Soweit ein manueller Eingriff in den Fertigungsablauf<br />

notwendig ist, sollen Hilfswerkzeuge<br />

den direkten Kontakt zu hautgefährdenden<br />

Stoffen verhindern bzw. einschränken.<br />

Hilfswerkzeuge können z. B. Zangen, Pinzetten<br />

oder auch Eintauchkörbe (Abb. 12) sein.<br />

7.3 Organisatorische Maßnahmen<br />

<strong>Die</strong>se sind immer erforderlich, damit alle<br />

getroffenen Maßnahmen auf Dauer wirksam<br />

sind. Insbesondere sind zu beachten:<br />

• Organisation der Bereitstellung und Reinigung<br />

von Arbeits- und Schutzkleidung<br />

• Regelmäßige Reinigung kontaminierter<br />

Arbeitsgeräte und Arbeitsflächen<br />

• Vermeidung der Verschleppung von Verunreinigungen<br />

durch sensibilisierende<br />

Stoffe, z. B. durch Verwenden von Einwegarbeitsmitteln<br />

(Pappbecher, Holzspatel,<br />

Einweghandschuhe)<br />

• Räumliche Trennung von Arbeitsplätzen,<br />

an denen mit sensibilisierenden Stoffen<br />

umgegangen wird.<br />

7.4 Persönliche Schutzausrüstung<br />

Ergibt die Gefährdungsbeurteilung, dass<br />

Hautgefährdungen durch vorgenannte Maßnahmen<br />

nicht auszuschließen sind und wird<br />

der Stand der Technik eingehalten, sind personenbezogene<br />

Maßnahmen zu organisieren.<br />

<strong>Die</strong>se umfassen:<br />

• Schutzkleidung<br />

• Augen- und Gesichtsschutz<br />

• Schutzhandschuhe<br />

• <strong>Hautschutz</strong>mittel (Kapitel 7.5)<br />

Abb. 12: Verwenden von Eintauchhilfen an einem<br />

Reinigungsbehälter<br />

<strong>Die</strong> persönliche Schutzausrüstung (PSA)<br />

muss vom Unternehmer kostenlos zur Verfügung<br />

gestellt und in ordnungsgemäßem<br />

21


7. Schutzmaßnahmen<br />

Abb. 13: Schutzkleidung bei Tätigkeiten mit<br />

Gießharzen<br />

Abb. 14: Schutzhandschuhe bei Arbeiten mit<br />

ätzenden Flüssigkeiten<br />

Zustand gehalten werden. Zur Schutzkleidung<br />

gehören z. B. Laborkittel, Chemikalienschutzanzüge<br />

oder Schutzschürzen (Abb. 13).<br />

Während der täglichen Arbeit sind die Hände<br />

naturgemäß am meisten gefährdet. Schutzhandschuhe<br />

müssen gegen die Stoffe, vor<br />

denen man sich schützen möchte, beständig<br />

und undurchlässig sein (Abb. 14). Sie dürfen<br />

nicht getragen werden, wenn die Gefahr des<br />

Erfasstwerdens an Maschinen mit rotierenden<br />

Werkstücken oder Werkzeugen besteht<br />

(z. B. beim Bohren, Drehen, Fräsen).<br />

Beim längeren Tragen von Schutzhandschuhen<br />

werden deren Nachteile offenbar. Durch<br />

Schweißbildung quillt die Haut auf und kann<br />

dadurch ihre natürliche Schutzfunktion verlieren.<br />

Müssen flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe<br />

länger als zwei Stunden pro Tag<br />

getragen werden, sind daher den betreffenden<br />

Mitarbeitern arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

durch den Betriebsarzt<br />

anzubieten (siehe auch Kapitel 7.7).<br />

Des Weiteren kann eine Verschmutzung der<br />

Handschuh-Innenseite z. B. durch mehrmaliges<br />

Aus- und Anziehen der Handschuhe<br />

intensiv hautschädigend wirken.<br />

Zur Schweißbindung hat sich das Tragen von<br />

leichten Baumwoll-Unterziehhandschuhen<br />

oder das Tragen von innen gefütterten Handschuhen<br />

bewährt. Damit die Handschuh-<br />

Innenseite sauber bleibt, sind nach Beendigung<br />

der Arbeit und vor dem Ausziehen die<br />

Handschuhe (nach Möglichkeit) gründlich<br />

unter fließendem Wasser zu reinigen<br />

(Abb. 15). Schutzhandschuhe sind immer vor<br />

Verschmutzungen geschützt abzulegen. Vor<br />

dem erneuten Tragen sollten sie gut „gelüftet“<br />

sein (Abb. 16).<br />

22


7. Schutzmaßnahmen<br />

Abb. 15: Abspülen der Schutzhandschuhe vor<br />

dem Ausziehen<br />

Abb. 16: Ablegen der Schutzhandschuhe zum<br />

Trocknen<br />

Vor Arbeitsbeginn ist stets eine Dichtigkeitskontrolle<br />

des Handschuhs vorzunehmen<br />

(Abb. 17).<br />

Auswahl der persönlichen Schutzausrüstung<br />

<strong>Die</strong> Schutzausrüstung ist entsprechend der<br />

Art der Gefährdung, d. h. dem Arbeitsprozess,<br />

sowie dem Wirkungscharakter des<br />

eingesetzten Gefahrstoffes auszuwählen.<br />

Grundlage hierfür ist die Gefährdungsbeurteilung.<br />

Abb. 17: Kontrolle der Handschuhe vor Arbeitsbeginn<br />

23


7. Schutzmaßnahmen<br />

Erste Erkenntnisse darüber, für welchen Einsatz<br />

der Schutzhandschuh geeignet ist,<br />

gewinnt man aus der Handschuhkennzeichnung.<br />

Beispielsweise sind Leder-Arbeitshandschuhe<br />

völlig ungeeignet, wenn mit Lösemitteln<br />

umgegangen wird.<br />

Informationen und Details zum entsprechenden<br />

Handschuh können in einem betrieblichen<br />

Handschuhplan dargestellt sein.<br />

Chemikalienschutzhandschuhe<br />

Einen universell einsetzbaren Chemikalienschutzhandschuh<br />

gibt es nicht. Es sind verschiedenste<br />

Materialien (Latex, Nitril-Kautschuk,<br />

PVC, Butylkautschuk u. a.) erhältlich,<br />

die unterschiedliche Eigenschaften und<br />

Fähigkeiten aufweisen. Grundsätzlich gibt es<br />

zwei unterschiedliche Kennzeichnungen für<br />

Chemikalienschutzhandschuhe:<br />

• Der Schutzhandschuh mit der Kennzeichnung<br />

„Becherglas“ ist luft- und<br />

wasserdicht und kann ggf. gegen<br />

spezielle Chemikalien für begrenzte Zeit,<br />

z. B. als Spritzschutz, eingesetzt werden.<br />

• Der Schutzhandschuh mit dem Symbol<br />

„Erlenmeyerkolben“ kann bei Tätigkeiten<br />

mit den in der<br />

Herstellerinformation benannten Chemikalien<br />

für eine begrenzte Zeit, der sog. Tragedauer,<br />

eingesetzt werden.<br />

Welche persönliche Schutzausrüstung zu<br />

benutzen ist, muss vom Betrieb im Einzelfall<br />

festgelegt werden (Abb. 18).<br />

Wertvolle Hinweise und Auswahlkriterien<br />

geben u. a. die <strong>BG</strong>-Regeln:<br />

• <strong>BG</strong>R 189 „Benutzung von Schutzkleidung“<br />

• <strong>BG</strong>R 192 „Benutzung von Augen- und<br />

Gesichtsschutz“<br />

• <strong>BG</strong>R 195 „Benutzung von Schutzhandschuhen“<br />

• <strong>BG</strong>I 868 „Chemikalienschutzhandschuhe“<br />

Abb. 18: Schutzkleidung bei Tätigkeiten an einer<br />

„Gelbbrenne“ (Beize mit Salpetersäure)<br />

sowie das Modul „Hand- und <strong>Hautschutz</strong>“<br />

der Onlinehilfe BASIS<br />

http://www.basis-bgetem.de<br />

24


7. Schutzmaßnahmen<br />

7.5 <strong>Hautschutz</strong> – Hautreinigung<br />

– Hautpflege<br />

Ergänzend zur persönlichen Schutzausrüstung<br />

oder wenn z. B. das Tragen von Schutzhandschuhen<br />

nicht möglich ist, müssen auf<br />

den schädigenden Stoff abgestimmte <strong>Hautschutz</strong>-,<br />

Hautreinigungs- und Hautpflegemittel<br />

zur Verfügung gestellt und benutzt<br />

werden (Abb. 19). Nun sollte man sich nicht<br />

der Illusion hingeben, es gäbe einen universellen<br />

<strong>Hautschutz</strong>. <strong>Die</strong>s ist leider nicht der<br />

Fall. Zum einen muss der <strong>Hautschutz</strong> auf die<br />

spezielle Hautgefährdung abgestimmt sein,<br />

zum anderen vollzieht sich ein wirksamer<br />

<strong>Hautschutz</strong> in den schon erwähnten drei<br />

Stufen:<br />

Abb. 19: Bereitstellen von <strong>Hautschutz</strong> – Hautreinigung<br />

– Hautpflege am Händewaschplatz<br />

• spezieller <strong>Hautschutz</strong><br />

• schonende Hautreinigung<br />

• Hautpflege<br />

1. Stufe „Spezieller <strong>Hautschutz</strong>“<br />

Der <strong>Hautschutz</strong> ist vor Beginn der Tätigkeiten<br />

auf die gereinigte Haut aufzutragen<br />

(Abb. 20).<br />

<strong>Hautschutz</strong>präparate finden ihren Einsatz<br />

insbesondere bei Tätigkeiten,<br />

• bei denen die Hände über einen längeren<br />

Zeitraum Feuchtigkeit ausgesetzt sind,<br />

• flüssigkeitsdichte Handschuhe länger als<br />

zwei Stunden getragen werden müssen,<br />

Abb. 20: Auftragen von <strong>Hautschutz</strong> vor Arbeitsbeginn<br />

25


7. Schutzmaßnahmen<br />

• physikalische Reize auf die Haut einwirken,<br />

z. B. Schmutz, Staub, mineralische<br />

Fasern, Kälte, Nässe,<br />

• die Hände häufig bzw. intensiv gereinigt<br />

werden müssen,<br />

• Kontakt mit hautschädigenden Stoffen<br />

besteht, z. B. mit Kühlschmierstoffen oder<br />

Reinigungsmitteln.<br />

Grundsätzlich können gegen wasserlösliche<br />

Arbeitsstoffe, wie zum Beispiel wassergemischte<br />

Kühlschmierstoffe, <strong>Hautschutz</strong>präparate<br />

eingesetzt werden, die durch einen<br />

wasserabweisenden Fettfilm auf der Haut ein<br />

Austrocknen verhindern, was ohne <strong>Hautschutz</strong>präparat<br />

erfolgen würde. Bei manchen<br />

Tätigkeiten wird dieser Fettfilm als störend<br />

empfunden, vor allem wenn Abdruckfreiheit<br />

gefordert wird (z. B. Lackierung). Deshalb<br />

gibt es neuere Produkte, die vom traditionellen<br />

Löslichkeitsprinzip abweichen und durch<br />

Verwendung neuerer Inhaltsstoffe die Akzeptanz<br />

verbessern. Zu diesen neuen Stoffen<br />

gehören z. B. Gerbstoffe, die das Aufweichen<br />

der Haut durch Feuchtigkeit verhindern<br />

sowie die obere Hautschicht festigen sollen.<br />

Neuere Produkte bieten für wechselnde<br />

Hautbelastungen <strong>Hautschutz</strong> an, so dass<br />

auch bei Mischtätigkeiten der <strong>Hautschutz</strong><br />

eine Vereinfachung erfährt. Es muss jedoch<br />

betont werden, dass <strong>Hautschutz</strong>mittel keine<br />

sogen. „flüssigen Handschuhe“ sind. <strong>Hautschutz</strong>mittel<br />

können Schutzhandschuhe<br />

nicht ersetzen zum Beispiel bei Tätigkeiten<br />

mit Säuren, Laugen oder organischen Lösemitteln.<br />

2. Stufe „Hautreinigung“<br />

<strong>Die</strong> schonende Hautreinigung vor Pausen<br />

und zu Arbeitsschluss muss ebenfalls auf<br />

die Art und den Grad der Verschmutzung<br />

abgestimmt sein (Abb. 21).<br />

Je milder das Reinigungsmittel ist, desto<br />

weniger wird die Haut insbesondere bei<br />

häufig notwendiger Reinigung beansprucht.<br />

Hier kann es notwendig sein, mehrere verschiedene<br />

Reinigungsmittel auszuprobieren,<br />

um das Optimum – ausreichende Reinigungskraft<br />

bei maximaler Hautschonung –<br />

herauszufinden. Mit Reibe- oder Lösemittel<br />

versetzte Hautreiniger sollten nur bei hartnäckigen<br />

Verunreinigungen eingesetzt werden.<br />

Scharfkantige Reibemittel (Sand o. ä.)<br />

sind keinesfalls zu verwenden, da sie zu<br />

Mikroverletzungen der Haut führen. Ebenso<br />

verboten ist die Reinigung mit Verdünnungen,<br />

Waschbenzin, Entfettungsmitteln, Kühlschmierstoffen,<br />

o. ä.<br />

Abb. 21: Hautreinigung<br />

26


7. Schutzmaßnahmen<br />

3. Stufe „Hautpflege“<br />

Hautpflegemittel sollen nach Arbeitsende<br />

und Hautreinigung die Regeneration der<br />

Haut unterstützen, indem ihr wieder ausreichend<br />

Fett und Feuchtigkeit zugeführt werden<br />

(Abb. 22). Vor allem bei häufiger Reinigung<br />

und Anwendung starker Reinigungsmittel<br />

ist die Hautpflege unerlässlich. Das<br />

Benutzen von Schutzhandschuhen entbindet<br />

nicht von der Durchführung begleitender<br />

Hautreinigungs- und Hautpflegemaßnahmen.<br />

Besonders bei längerem Tragen nicht<br />

atmungsaktiver Gummi- oder Kunststoffhandschuhe<br />

werden solche Maßnahmen<br />

notwendig.<br />

Auswahl der richtigen <strong>Hautschutz</strong>mittel<br />

<strong>Die</strong> Auswahl der geeigneten, auf den Gefahrstoff<br />

abgestimmten <strong>Hautschutz</strong>-, Hautreinigungs-<br />

und Hautpflegemittel muss durch<br />

den zuständigen Vorgesetzten organisiert<br />

sein. Hier wird man sich in der Regel von<br />

dem Betriebsarzt beraten lassen. Auch<br />

renommierte <strong>Hautschutz</strong>mittelhersteller werden<br />

bereitwillig Auskunft erteilen.<br />

Weitere Hinweise geben die <strong>BG</strong>-Informationen<br />

• <strong>BG</strong>I/GUV-I 8620 „Allg. Präventionsleitlinie<br />

<strong>Hautschutz</strong>“.<br />

• <strong>BG</strong>I 540 „Hand- u. <strong>Hautschutz</strong>“.<br />

sowie das Modul „Hand- und <strong>Hautschutz</strong>“<br />

der Onlinehilfe BASIS<br />

http://www.basis-bgetem.de<br />

7.6 <strong>Hautschutz</strong>organisation<br />

<strong>Die</strong> Durchführung der notwendigen hygienischen<br />

Maßnahmen liegt im Interesse jedes<br />

Einzelnen. Es müssen ausreichend Händewaschplätze<br />

bzw. Waschgelegenheiten eingerichtet<br />

sein (Abb. 23). Das Abtrocknen der<br />

Hände sollte mit Handtüchern aus Spendern<br />

geschehen.<br />

<strong>Hautschutz</strong>plan<br />

Abb. 22: Hautpflege nach Arbeitsende<br />

Der betriebliche <strong>Hautschutz</strong>plan gehört zur<br />

<strong>Hautschutz</strong>organisation und soll die vorgenannten<br />

Schutzmaßnahmen jeweils bezogen<br />

auf den speziellen Arbeitsplatz aufeinander<br />

abstimmen.<br />

Der <strong>Hautschutz</strong>plan ergänzt die arbeitsplatzund<br />

tätigkeitsbezogene Betriebsanweisung<br />

zu Tätigkeiten mit Gefahrstoffen<br />

(§ 14 GefstoffV).<br />

27


Bestell-Nr. S 003<br />

12 · 3(25) · 10 · 11 · 4<br />

Alle Rechte beim Herausgeber – Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)<br />

(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)<br />

(Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube nennen!)<br />

7. Schutzmaßnahmen<br />

• Verhalten bei auffälligen Hauterscheinungen<br />

• Ansprechpartner in Sachen <strong>Hautschutz</strong><br />

(Name, Tel.-Nr.)<br />

Hilfsmittel<br />

für die Praxis<br />

<strong>Hautschutz</strong>plan<br />

Bitte ergänzen Sie diesen <strong>Hautschutz</strong>plan durch die notwendigen Angaben aus der Gefährdungsbeurteilung.<br />

Verantwortlich für den <strong>Hautschutz</strong>plan:<br />

Stand:<br />

Betriebsbereich:<br />

Arbeitsplatz:<br />

Hautgefährdende Tätigkeit/Arbeitsvorgang:<br />

Hautschädigender Arbeitsstoff/Material:<br />

Besondere Gefährdungen durch Arbeitsstoff/Arbeitsvorgang:<br />

Allergie auslösend (sensibilisierend)<br />

Feuchtarbeit<br />

reizend/ätzend<br />

mechanische Abnutzung (abrasiv)<br />

Gefahrstoffaufnahme durch die Haut (hautresorptiv)<br />

UV-Strahlen<br />

Sonstiges:<br />

Schutzmaßnahmen<br />

WANN WIE WOMIT<br />

VOR Arbeitsbeginn<br />

(nach Pausen)<br />

<strong>Hautschutz</strong>präparat<br />

auftragen<br />

<strong>Hautschutz</strong> benutzen<br />

Schutzhandschuhe<br />

tragen<br />

Möglichst keine gepuderten Handschuhe oder Latexhandschuhe verwenden.<br />

Handschuhe nur während der hautgefährdenden Tätigkeit tragen. Durchdringungszeiten<br />

beachten. Vorher auf Dichtigkeit und Sauberkeit des Handschuhinneren prüfen.<br />

WÄHREND der Arbeit<br />

(vor Pausen und<br />

zum Arbeitsschluss)<br />

Hände waschen<br />

Hautreinigungsmittel<br />

verwenden<br />

Hände nie mit Lösungsmitteln, Kaltreinigern o.ä. reinigen. Nach Möglichkeit<br />

keine Reinigungsmittel mit Reibmitteln, Duft- oder Konservierungsstoffen verwenden!<br />

NACH der Arbeit<br />

(nach dem<br />

Hände waschen!)<br />

Hautpflegepräparat<br />

Menge und Einwirkzeit nach Herstellerangaben beachten.<br />

auftragen<br />

Hautpflege benutzen<br />

Abb. 23: Händewaschplatz<br />

Information/Einweisung<br />

zum <strong>Hautschutz</strong>/<br />

praktische Übungen<br />

Unterweisung durch Frau/Herrn<br />

Einsatz von Medien der <strong>BG</strong> <strong>ETEM</strong> (www.bgetem.de/medien)<br />

Tel.<br />

Verhalten im Gefahrfall und bei besonderen Hautveränderungen<br />

Denn: Nur ausreichende Information bringt<br />

auch Sicherheit am Arbeitsplatz!<br />

Bei Benetzung mit dem hautschädigenden Produkt:<br />

• durchtränkte Kleidung sofort ausziehen<br />

• benetzte Körperpartien ausgiebig mit<br />

reinigen/abspülen.<br />

Bei besonderen Hautveränderungen sofort die/den Betriebsärztin/-arzt<br />

oder die/den D-Ärztin/D-Arzt / Fachärztin/-arzt Tel. aufsuchen.<br />

Immer die/den Vorgesetze/n<br />

informieren.<br />

<strong>BG</strong> Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse · 50968 Köln · Gustav-Heinemann-Ufer 130 · Telefon 0221 3778-0 · Fax 0221 3778-1199 · www.bgetem.de<br />

Ein <strong>Hautschutz</strong>plan sollte mindestens enthalten:<br />

• Betriebsbereich, Arbeitsplatz, Arbeitsverfahren,<br />

Tätigkeit oder Arbeitsstoff<br />

• Benutzen von persönlicher Schutzausrüstung<br />

mit eindeutiger und allgemeinverständlicher<br />

Bezeichnung des geeigneten<br />

Schutzmittels<br />

• Verwendung der präzise zu bezeichnenden<br />

<strong>Hautschutz</strong>-, Hautreinigungs- und<br />

Hautpflegemittel<br />

• Zeitliche Abfolge (Zeitpunkt) der Benutzung<br />

der vorgenannten <strong>Hautschutz</strong>mittel<br />

Abb. 24: Musterhautschutzplan der <strong>BG</strong> <strong>ETEM</strong><br />

(Bestell-Nr. S 003)<br />

Unterweisung<br />

<strong>Die</strong> Unterweisungen sollen den Beschäftigten<br />

über Gefährdungen und die notwendigen<br />

Schutzmaßnahmen am jeweiligen Arbeitsplatz<br />

aufklären (Abb. 25). Sie müssen durch<br />

den verantwortlichen Vorgesetzten vor der<br />

Beschäftigung und danach mindestens einmal<br />

jährlich wiederholt erfolgen. <strong>Die</strong> Unterweisungen<br />

sind zu dokumentieren und von<br />

28


7. Schutzmaßnahmen<br />

den unterwiesenen Personen durch Unterschrift<br />

zu bestätigen.<br />

<strong>Die</strong> Unterweisungen sollten anhand der<br />

Betriebsanweisung und des <strong>Hautschutz</strong>plans<br />

erfolgen. Teil der Unterweisung ist eine<br />

allgemeine arbeitsmedizinisch-toxikologische<br />

Beratung, bei der Beschäfttigte auch<br />

über arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

informiert werden. <strong>Die</strong>se Beratung<br />

sollte durch den Betriebsarzt erfolgen<br />

(s. auch Kapitel 7.7).<br />

7.7 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

sind bei Feuchtarbeit von mehr als vier<br />

Stunden pro Tag Pflichtuntersuchungen<br />

(d. h. die Durchführung ist Voraussetzung für<br />

die weitere Tätigkeit), für Feuchtarbeit zwischen<br />

zwei und vier Stunden sind den<br />

Beschäftigten Untersuchungen anzubieten.<br />

Unter Feuchtarbeit versteht man Tätigkeiten,<br />

bei denen Beschäftigte einen erheblichen<br />

Teil ihrer Arbeitszeit Arbeiten in feuchtem<br />

Milieu ausführen. Auch das Tragen flüssigkeitsdichter<br />

Handschuhe (siehe Kapitel 7.4)<br />

sowie häufige oder intensive Händereinigung<br />

gehören zur Feuchtarbeit.<br />

Vorsorgeuntersuchungen sind weiterhin bei<br />

Tätigkeiten mit hautgefährdenden, sensibilisierenden<br />

sowie hautresorptiven Stoffen je<br />

nach Ausmaß und Dauer der Einwirkung<br />

anzubieten oder zu veranlassen.<br />

Beschäftigte mit besonders empfindlicher<br />

Haut sollten vor Beginn einer Tätigkeit mit<br />

hautgefährdenden Stoffen immer den<br />

Betriebsarzt oder einen Facharzt zu Rate ziehen.<br />

Bei Hautveränderungen, die im Zusammenhang<br />

mit der Arbeit auftreten, ist in<br />

jedem Fall der Betriebsarzt aufzusuchen.<br />

Abb. 25: Unterweisung der Mitarbeiter am Arbeitsplatz<br />

29


8. Schutz vor optischer Strahlung<br />

Künstliche und natürliche optische<br />

Strahlung<br />

<strong>Die</strong> Sonne ist die Quelle natürlicher optischer<br />

Strahlung. <strong>Die</strong> zur Erde gelangende<br />

UVA- und UVB-Strahlung kann zu Schäden an<br />

Augen und Haut führen. Künstliche optische<br />

Strahlung unterschiedlicher Wellenlängen<br />

wird in verschiedenen Branchen verwendet,<br />

z. B. in der Druckindustrie (UV-Trocknung), in<br />

der Materialprüfung, beim Schweißen oder<br />

Schmelzen u. v. m. Laser werden aufgrund<br />

unterschiedlicher Strahlenfrequenz und<br />

Energieintensität in verschiedene Klassen<br />

eingeteilt. Schädigungen an Augen oder<br />

Haut sind abhängig von der Strahlungsintensität<br />

und der Strahlungsdauer.<br />

<strong>Die</strong> Haut vergisst nichts<br />

Zuviel UV-Strahlung kann die Haut schädigen:<br />

Sonnebrand, Hautalterung, Hautkrebs,<br />

phototoxische-, photoallergischer Reaktionen.<br />

<strong>Die</strong> Ausbildung der natürlichen Schutzmechanismen<br />

der Haut (Bräunung, Lichtschwiele)<br />

braucht Zeit und ist nur begrenzt<br />

wirksam, daher ist es wichtig, die Haut bei<br />

Sonnenstrahlung im Frühjahr besonders gut<br />

zu schützen.<br />

Je nach Hauttyp lassen sich in Europa 4<br />

Bräunungstypen unterscheiden:<br />

Hauttyp und Eigenschutzzeit<br />

Hauttyp I<br />

helle Haut, Sommersprossen, blonde oder hellrote Haare, blaue oder<br />

grüne Augen, Eigenschutzzeit maximal 10 Minuten<br />

Hauttyp II<br />

helle Haut, blonde Haare, blaue oder grüne Augen, Eigenschutzzeit<br />

maximal 20 Minuten<br />

Hauttyp III<br />

leicht getönte Haut, dunkelblonde bis braune Haare, braune Augen,<br />

Eigenschutzzeit maximal 30 Minuten<br />

Hauttyp IV<br />

dunkle Haut, dunkle oder schwarze Haare, braune Augen, Eigenschutzzeit<br />

maximal 45 Minuten<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

30


8. Schutz vor künstlicher und optischer Strahlung<br />

<strong>Die</strong> Augen lassen sich nur bedingt und meist<br />

unzureichend auf natürliche Art durch „Blinzeln“<br />

oder durch Abwendbewegungen z. B.<br />

bei Laserlicht schützen. Eine akute Schädigung<br />

der Augen kann eine Bindehaut-, Hornhautentzündung<br />

z. B. durch Verblitzen beim<br />

Schweißen sein, chronische Augenschäden<br />

können der graue Star (Katarakt) oder Netzhautschäden<br />

sein.<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

Für natürliche optische Strahlung (Sonnenstrahlung)<br />

gibt es keine verbindlichen Expositionsgrenzwerte.<br />

Anhand des Hauttyps (Eigenschutzzeit) und<br />

des UV-Index (www.uv-index.de) sowie der<br />

Expositionszeit (z. B. Mittagssonne, Dauer<br />

des Aufenthalts im Freien) kann die Gefährdung<br />

jeweils abgeschätzt und Schutzmaßnahmen<br />

abgeleitet werden (siehe Tabelle 1<br />

UV-Index).<br />

Bei künstlicher optischer Strahlung lassen<br />

sich Expositionsgrenzwerte ermitteln<br />

• <strong>BG</strong>I 5006 „Expositionsgrenzwerte für<br />

künstliche optische Strahlung“<br />

• OStrV „Arbeitsschutzverordnung zu<br />

künstlicher optischer Strahlung“<br />

UVI Belastung Schutzmaßnahmen<br />

0-2 gering Keine<br />

Schutzmaßnahmen erforderlich:<br />

3-5 mittel • Kleidung, Hut, Sonnenbrille<br />

• Sonnenschutzcreme mit LSF 20<br />

6-7 hoch<br />

Schutzmaßnahmen erforderlich:<br />

• Mittags Schatten aufsuchen<br />

• Kleidung, Hut, Sonnenbrille<br />

• Sonnenschutzcreme mit LSF 20<br />

Besondere Schutzmaßnahmen erforderlich:<br />

8 und sehr • von 10:00 bis 14:00 Uhr möglichst Tätigkeiten im Schatten;<br />

höher hoch • direkte Sonne meiden<br />

• Kleidung, Hut, Sonnenbrille<br />

• Sonnenschutzcreme mit LSF 20<br />

Tabelle 1: UV-Index (UVI) und anzuwendende Schutzmaßnahmen bei natürlicher optischer Strahlung<br />

31


8. Schutz vor künstlicher und optischer Strahlung<br />

Können Expositionsgrenzwerte überschritten<br />

werden, so muss der Unternehmer oder der<br />

Fachkundige Schutzmaßnahmen treffen:<br />

Grundsätzlich gilt auch hier das „S“-T-O-P-<br />

Prinzip:<br />

„Substitution“:<br />

Meiden direkter Sonnenstrahlung oder<br />

künstlicher optischer Strahlung<br />

Technische Schutzmaßnahmen:<br />

z. B. Abdeckung, Abschirmung (Sonnensegel),<br />

Abstand von der Strahlenquelle<br />

Organisatorische Schutzmaßnahmen:<br />

Verringerung der Expositionszeit (z. B. nicht<br />

zwischen 10:00 und 14:00 Uhr in der Mittagssonne<br />

arbeiten, Aufgabenrotation)<br />

Persönliche Schutzmaßnahmen:<br />

Schutzkleidung (evtl. mit UPF = UV-protection-factor),<br />

Kopfschutz (breite Krempe,<br />

Nackenschutz), Gesichtsschutz (Visier),<br />

Augenschutz (Sonnenbrille, Schutzbrille),<br />

UV-Schutzcreme (wasserfest, parfümfrei,<br />

hoher LSF)<br />

UV-Schutzcreme<br />

Um Hautschädigungen durch UV-Strahlung<br />

während der Arbeit möglichst zu vermeiden,<br />

ist Sonnenschutzcreme zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

• Sonnenschutzcreme dem individuellen<br />

Hauttyp anpassen, möglichst hoher LSF<br />

• Frühzeitig auftragen, ca. 30 Minuten vor<br />

Aufenthalt in der Sonne, damit sich die<br />

Wirksamkeit voll entfaltet<br />

• Reichlich und sorgfältig auftragen (erfahrungsgemäß<br />

wird zu wenig Creme aufgetragen.<br />

Ohren, Nacken, Stirn nicht vergessen!)<br />

• 1-mal Nachcremen nach ca. 2 Stunden,<br />

UV-Schutz lässt in der Wirkung nach<br />

• Auf Wasserfestigkeit achten (besserer<br />

Schutz beim Schwitzen)<br />

• Schutz gegen UVA- und UVB-Strahlung<br />

• Möglichst parfümfrei (Parfümzusätze<br />

können die Haut reizen und Allergien<br />

auslösen)<br />

• Bei Einnahme von Kosmetika oder Medikamenten<br />

auf mögliche Nebenwirkungen<br />

bei Lichteinwirkung achten<br />

Abb. 26: Kopfschutz gegen Sonnenstrahlung<br />

32


8. Schutz vor künstlicher und optischer Strahlung<br />

Hautkrebs<br />

Auffällige Hautveränderungen sollten unbedingt<br />

von einem Hautarzt beurteilt werden<br />

um Hautkrebs bereits im Vorstadium zu<br />

erkennen und zu behandeln!<br />

Sonnenbrillen – Schutzbrillen<br />

Gute Sonnen- und Schutzbrillen zeichnen<br />

sich durch Kennzeichnung und Kundeninformation<br />

aus und sollten grundsätzlich das<br />

CE-Kennzeichen tragen.<br />

Sonnenbrillen für den Privatgebrauch sollten<br />

die DIN EN 1836 erfüllen (s. auch Tabelle 2),<br />

Schutzbrillen nach DIN EN 172 sollten entsprechend<br />

gekennzeichnet sein<br />

• <strong>BG</strong>R 192 „Benutzung von Augen- und<br />

Gesichtsschutz“<br />

• <strong>BG</strong>I 5092 „Auswahl und Benutzung von<br />

Laser-Schutz- und Justierbrillen“<br />

Daneben sind Angaben zu:<br />

• Filterkategorie,<br />

• Anwendungsbereich,<br />

• Art des Filters,<br />

• Lichtdurchlässigkeit<br />

wichtig.<br />

Filter- Transmission Empfehlung<br />

Kategorie in Prozent %<br />

0 80 % – 100 % Nur für fototrope Gläser<br />

1 43 % – 80 % –<br />

2 18 % – 43 % Standard<br />

3 8 % – 18 % Gebirge/Strand<br />

4 3 % – 8% Extremsituation<br />

Tabelle 2: Sonnenschutzglaskategorien für Brillen nach DIN EN 1836<br />

33


9. <strong>Hautschutz</strong> „kurz und knapp“<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten <strong>Hautschutz</strong>regeln zusammengefasst:<br />

1. Hautkontakt mit gefährdenden Stoffen vermeiden;<br />

Hilfswerkzeuge benutzen.<br />

2. Gefährdete Hautpartien durch geeignete,<br />

d. h. gefahrstoffresistente Schutzkleidung<br />

(Schürze, Handschuhe, etc.) schützen.<br />

3. Ergänzend zur Schutzkleidung oder wenn<br />

das Tragen von Schutzkleidung (z. B.<br />

Handschuhe) nicht möglich ist, auf den<br />

jeweiligen Arbeitsplatz abgestimmte <strong>Hautschutz</strong>mittel<br />

verwenden und den vom<br />

Betrieb aufzustellenden <strong>Hautschutz</strong>plan<br />

beachten.<br />

4. <strong>Die</strong> Auswahl von <strong>Hautschutz</strong>- und Hautreinigungspräparaten<br />

richtet sich nach der<br />

Art des schädigenden Stoffes. Es sind auf<br />

den Arbeitsstoff abgestimmte Mittel für<br />

<strong>Hautschutz</strong>, Hautreinigung und Hautpflege<br />

notwendig.<br />

5. <strong>Die</strong> Anwendung von <strong>Hautschutz</strong>mitteln<br />

muss regelmäßig und unter fachlicher Beratung<br />

(z. B. Betriebsarzt) erfolgen. Schon<br />

beim ersten Verdacht auf eine Hauterkrankung<br />

ist unverzüglich der Betriebsarzt oder<br />

ein Hautarzt in Anspruch zu nehmen.<br />

6.Auch bei natürlicher oder künstlicher optischer<br />

Strahlung müssen entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen beachtet werden.<br />

7. <strong>Hautschutz</strong> ist eine vorbeugende Maßnahme<br />

und muss daher erfolgen, solange die<br />

Haut noch gesund ist.<br />

34


Anhang 1<br />

Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung für<br />

die dermale Exposition nach TRGS 401<br />

Hilfestellung bei der systematischen Ermittlung<br />

der Gefährdungen und daraus abzuleitender<br />

Schutzmaßnahmen bei Einwirkung<br />

durch hautschädigende Gefahrstoffe und bei<br />

Feuchtarbeit.<br />

Konkretisierung der Gefährdungsbeurteilung<br />

nach § 6 GefStoffV bei dermalen Gefährdungen.<br />

Ersteller:<br />

Datum:<br />

Arbeitsbereich:<br />

Tätigkeit:<br />

Verantwortlicher:<br />

Beschreibung der Tätigkeiten<br />

Tätigkeit am Arbeitsplatz, ggf. Hinweis auf bestehende Gefährdungsbeurteilung nach GefStoffV<br />

Informationsermittlung<br />

Dermale Gefährdungen<br />

durch Feuchtarbeit oder Tätigkeiten mit hautgefährdenden, hautresorptiven oder hautsensibilisierenden<br />

Gefahrstoffen<br />

Feuchtarbeit<br />

wenn regelmäßig mehr als 2 Stunden mit den Händen Arbeiten im feuchten Milieu ausgeführt oder<br />

einen entsprechenden Zeitraum feuchtigkeitsdichte Schutzhandschuhe getragen oder häufig bzw.<br />

intensiv die Hände gereinigt bzw. desinfiziert werden müssen<br />

Ja, durch<br />

Zeitdauer (pro Schicht):<br />

Nein<br />

Bezeichnung Kennzeichnung Arbeitsplatz/<br />

R-Sätze/H-Sätze Arbeitsbereich<br />

Hautgefährdende Stoffe?<br />

Stoffe mit ätzender oder irritativer Wirkung<br />

R-Sätze: 34, 35, 38 oder 66<br />

H-Sätze: H314, H315, EUH066<br />

pH-Wert ≤ 2 oder ≥ 11,5<br />

mechanische Einwirkungen<br />

35


Anhang 1<br />

Bezeichnung Kennzeichnung Arbeitsplatz/<br />

R-Sätze/H-Sätze Arbeitsbereich<br />

Hautresorptive Stoffe?<br />

Stoffe, die aufgrund ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften<br />

über die Haut aufgenommen werden können<br />

R-Sätze: 21, 24, 27<br />

H-Sätze: H312, H311, H310<br />

Kennzeichnung mit dem Buchstaben »H« in der<br />

TRGS 900 »Arbeitsplatzgrenzwerte«<br />

Hautsensibilisierende Stoffe?<br />

Stoffe und Zubereitungen, die bei Hautkontakt Überempfindlichkeitsreaktionen<br />

hervorrufen können<br />

R-Satz 43<br />

H-Satz H317<br />

KMR-Stoffe, Kat. 1 bis 3?<br />

R-Sätze: 40, 45, 46, 60, 61, 62, 63 und 68<br />

H-Sätze: H351, H350, H340,<br />

H360F, H360D, H361f, H361d, H341 (s. auch TRGS 905)<br />

Sonstige Eigenschaften<br />

R-Sätze: R 68/21, 39/24, 39/27, 48/21, 48/24<br />

H-Sätze: H371, H370, H373, H372<br />

Können diese über die Haut aufgenommen werden?<br />

Liegen aktuelle Sicherheitsdatenblätter vor, kann auf diese Angaben verwiesen werden.<br />

Es kann auch auf Angaben im betrieblichen Gefahrstofffverzeichnis verwiesen werden.<br />

Sind einschlägige TRGS, <strong>BG</strong>R, <strong>BG</strong>I zu Tätigkeiten mit dem Arbeitsstoff vorhanden?<br />

Substitution möglich (Spaltenmodell nach TRGS 600)?<br />

Beschreibung des Hautkontaktes<br />

Art des Hautkontaktes (z. B. Spritzer, Aerosole, Benetzung):<br />

Ausmaß des Hautkontaktes<br />

(betroffene Hautflächen, Häufigkeit, Intensität des Hautkontaktes):<br />

Dauer des Hautkontaktes<br />

kurzzeitig ( 15 Minuten/Schicht):<br />

langzeitig ( 15 Minuten/Schicht):<br />

Sind bisherige <strong>Hautschutz</strong>maßnahmen getroffen und ausreichend wirksam?<br />

Liegen Erkenntnisse aus arbeitsmedizinischen Untersuchungen vor (z. B. G 24)?<br />

36


Anhang 1<br />

Beurteilung<br />

<strong>Die</strong> Beurteilung der Gefährdung durch Hautkontakt erfolgt nach drei Kategorien (s. TRGS 401):<br />

g geringe Gefährdung durch Hautkontakt<br />

m mittlere Gefährdung durch Hautkontakt<br />

h hohe Gefährdung durch Hautkontakt<br />

Gefährdungsmatrix<br />

Bei Datenlücken sind die unterstellten Gefährlichkeitsmerkmale nach Nummer 3.2 Abs. 3 und 4,<br />

TRGS 401 zu berücksichtigen.<br />

Dauer/Ausmaß des Hautkontaktes<br />

Eigenschaft Kennzeichnung kurzfristig ( < 15 Minuten) längerfristig ( > 15 Minuten)<br />

der Stoffe/<br />

kleinflächig großflächig kleinflächig großflächig<br />

Zubereitungen mit * (Spritzer)<br />

(Spritzer)<br />

R 66 / EUH 066 g g g m<br />

hautreizend R 38 / H315 g m m m<br />

ätzend pH ≤ 2 bzw. pH ≥ 11,5 m m m h<br />

R 34 / H314 m m m h<br />

R 35 / H314 m h h h<br />

hautresorptiv R 21 / H312/H311 g m m h<br />

R 24 / H310/H311 m m m h<br />

R 24 (in Kombination<br />

mit R 34 bzw. R 35)/ h h h h<br />

H310/H311 und H314<br />

R 27 / H310 h h h h<br />

hautresorptiv R 40 **, R 68 ** /<br />

und sonstige H351, H341 m m m h<br />

Eigenschaften R 62 **, R 63 ** / H361 m m m m<br />

R 45 **, R 46 **,<br />

R 60 **, R 61 ** / h h h h<br />

H340, H350, H360<br />

sensibili- R 43, (R 42/43), sensisierend<br />

bilisierende Gefahrstoffe<br />

nach Anlage 3 g m m h<br />

sowie nach Nummer<br />

3.2.1 Abs. 2 oder 3)*** /<br />

H317,(H317 und H334)<br />

*** <strong>Die</strong> schwach gedruckten H-Sätze sind nicht Bestandteil der TRGS 401 und damit nicht rechtsverbindlich. Sie wurden aus der Umwandlungstabelle im Anhang VII der CLP-Verordnung<br />

(EG) Nr. 1272/2008 entnommen und können eine Orientierungshilfe sein, wenn die R-Sätze nicht zu ermitteln sind. R- und H-Sätze lassen sich allerdings nicht immer<br />

1:1 ineinander überleiten, so dass Hersteller in Abhängigkeit von den vorliegenden Daten zu einer abweichenden Einstufung gemäß CLP-Verordnung kommen können.<br />

*** wenn hautresorptiv<br />

*** Abweichend liegt bei allen Tätigkeiten mit dermaler Gefährdung durch Stoffe, bei denen praktische Erfahrungen zeigen, dass diese Stoffe oder Zubereitungen eine Sensibilisierung<br />

bei einer erheblichen Anzahl von Beschäftigten durch Hautkontakt hervorrufen können (z. B. unausgehärtete Epoxidharzsysteme), eine hohe Gefährdung vor.<br />

37


Anhang 1<br />

Schutzmaßnahmen/Wirksamkeit<br />

Maßnahmen Gefährdungsgrad »g« Betriebliche Wirksamkeit/<br />

Umsetzung<br />

Prüfung<br />

Allgemeine Hygienemaßnahmen nach TRGS 500<br />

Waschgelegenheiten schaffen<br />

Wechseln verschmutzter Kleidung<br />

Reinigung der Schutzkleidung über<br />

das Unternehmen<br />

Maschinenputzlappen nicht zur Händereinigung<br />

benutzen<br />

Gehörschutzstöpsel nicht mit verschmutzten<br />

Händen anfassen<br />

keine Löse- und Reinigungsmittel<br />

zur Händereinigung<br />

Maßnahmen Gefährdungsgrad »m«<br />

Maßnahmen entsprechend »g« und zusätzlich:<br />

Substitutionsgebot<br />

Verwenden von technischen Hilfsmitteln,<br />

die einen Hautkontakt ausschließen<br />

Schutzhandschuhe<br />

Hautmittel – Schutz, Reinigung, Pflege<br />

<strong>Hautschutz</strong>plan<br />

ggf. arbeitsmedizinische Angebotsuntersuchungen<br />

bei Feuchtarbeit > 4 Stunden Pflichtuntersuchungen<br />

Maßnahmen Gefährdungsgrad »h«<br />

Maßnahmen entsprechend »m« und zusätzlich:<br />

geschlossene Anlage<br />

Arbeitsverfahren<br />

ggf. arbeitsmedizinische Pflichtuntersuchungen<br />

(Auszug aus Broschüre S 017, Kapitel 3)<br />

38


Anhang 2<br />

Weitere Informationsquellen<br />

Berufsgenossenschaftliche Vorschriften für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit –<br />

Unfallverhütungsvorschriften<br />

Bezug über www. bgetem.de/praevention ✟ Gesetze/Vorschriften<br />

E-Mail: versand@bgetem.de<br />

<strong>BG</strong>V A1 Grundsätze der Prävention<br />

Berufsgenossenschaftliche Regeln (<strong>BG</strong>-Regeln), berufsgenossenschaftliche Informationen<br />

(<strong>BG</strong>-Informationen)<br />

Bezug über www.bgetem.de bzw. www.dguv.de/publikationen<br />

<strong>BG</strong>I 509 Erste Hilfe im Betrieb<br />

<strong>BG</strong>I 540 Haut- und Handschutz (<strong>BG</strong> RCI)<br />

<strong>BG</strong>I 564 Tätigkeiten mit Gefahrstoffen – Für die Beschäftigten<br />

<strong>BG</strong>I 868 Chemikalien-Schutzhandschuhe<br />

<strong>BG</strong>I 5006 Expositionsgrenzwerte für künstliche optische Strahlung<br />

<strong>BG</strong>I 5092 Auswahl und Benutzung von Laser-Schutz- und Justierbrillen<br />

<strong>BG</strong>I/GUV-I 8620 Allgemeine Präventionsleitlinie <strong>Hautschutz</strong><br />

<strong>BG</strong>R 143 Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen<br />

<strong>BG</strong>R 189 Einsatz von Schutzkleidung<br />

<strong>BG</strong>R 190 Benutzung von Atemschutzgeräten<br />

<strong>BG</strong>R 192 Benutzung von Augen- und Gesichtsschutz<br />

<strong>BG</strong>R 195 Benutzung von Schutzhandschuhen<br />

Gesetze, Verordnungen und andere staatliche Arbeitsschutzvorschriften<br />

<strong>Die</strong>se Schriften finden Sie im Internet unter: www.gesetze-im-internet.de bzw. www.baua.de<br />

• Gesetz zum Schutz vor gefährlichen Stoffen Chemikaliengesetz (ChemG)<br />

• Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)<br />

• Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung (OStrV)<br />

• Verordnung Arbeitsmedizinische Vorsorge (ArbMed VV)<br />

• Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG) und Verordnungen zum GPSG<br />

39


Anhang 2<br />

Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)<br />

TRGS 400 Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen<br />

TRGS 401 Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen<br />

TRGS 500 Schutzmaßnahmen<br />

TRGS 551 Teer und andere Pyrolyseprodukte aus organischem Material<br />

TRGS 555 Betriebsanweisung und Information der Beschäftigten<br />

TRGS 600 Substitution<br />

TRGS 610 Ersatzstoffe und Ersatzverfahren für stark lösemittelhaltige Vorstriche und Klebstoffe<br />

für den Bodenbereich<br />

TRGS 611 Verwendungsbeschränkungen für Wasser mischbare bzw. Wasser gemischte<br />

Kühlschmierstoffe, bei deren Einsatz N-Nitrosamine auftreten können<br />

TRGS 710 Biomonitoring<br />

TRGS 900 Arbeitsplatzgrenzwerte<br />

TRGS 903 Biologische Grenzwerte<br />

TRGS 905 Verzeichnis Krebs erzeugender, Erbgut verändernder oder fortpflanzungsgefährdender<br />

Stoffe<br />

TRGS 906 Verzeichnis Krebs erzeugender Tätigkeiten oder Verfahren nach §3 Abs. 2<br />

Nr. 3 GefStoffV<br />

TRGS 907 Verzeichnis sensibilisierender Stoffe<br />

Bekanntmachungen zu Gefahrstoffen (BekGS)<br />

220 Sicherheitsdatenblatt<br />

408 Anwendung der GefStoffV und TRGS mit dem Inkrafttreten der CLP-Verordnung<br />

901 Kriterien zur Ableitung von Arbeitsplatzgrenzwerten<br />

Online-Hilfen<br />

BASIS – Branchen- und Arbeitsplatz-Informationssystem der <strong>BG</strong> <strong>ETEM</strong>: Modul „Hand- und<br />

<strong>Hautschutz</strong>“ (http://www.basis-bgetem.de)<br />

40


Anhang 2<br />

Informationsmaterial<br />

Bestellung: www. bgetem.de/medien, Printmedien: E-Mail: versand@bgetem.de,<br />

Elektronische Medien: E-Mail: medien@bgetem.de<br />

• Aufgepasst – Informationen für Auszubildende<br />

AB 005 Gefahrstoffe<br />

AB 011 <strong>Hautschutz</strong><br />

• Arbeitsschutz konkret – Informationen für Fachkräfte<br />

MB 011 Sicher Arbeiten mit Gefahrstoffen<br />

MB 024 Sicherheit durch Brand- und Explosionsschutz<br />

MB 027 Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen<br />

MB 029 Betriebsanweisungen für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen<br />

MB 031 Hauterkrankungen der Zahntechniker<br />

• Tipps – Informationen für Fachkräfte<br />

T 006 <strong>Hautschutz</strong><br />

T 021 Umgang mit Kühlschmierstoffen<br />

T 029 Arbeiten in zahntechnischen Laboratorien<br />

T 020 <strong>Hautschutz</strong> bei Tätigkeit im Freien<br />

• Hilfsmittel/Kontrolle der Arbeitssicherheit/Gefährdungsbeurteilung<br />

S 003 <strong>Hautschutz</strong>plan<br />

S 015 Gefahrstoffe in der Galvanotechnik und der Oberflächenveredelung<br />

S 017 Leitfaden zur Gefährdungsbeurteilung nach Gefahrstoffverordnung<br />

S 020 Haut- und Handschutz – Tipps konkret<br />

S 022 Haut- und Handschutz – Rundum geschützt<br />

• Muster-Betriebsanweisungen (B 001 bis B 116) zum Download unter:<br />

www.bgetem.de/medien ✟ Betriebsanweisungen<br />

• Multimedia-Unterweisungen für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen<br />

PU 013 SF 6 -Anlagen<br />

PU 014 Kühlschmierstoffe<br />

PU 015 Galvanotechnik<br />

PU 016 Spritzlackieren<br />

PU 017 Reinigen und Entfetten<br />

PU 018 Kleben und Vergießen<br />

• Multimedia (DVD-/CD-ROM)<br />

CD 003 Praxisgerechte Lösungen (CD-ROM)<br />

41


Anhang 3<br />

Gefahrenpiktogramme (für Gemische noch gültig bis 01. 06. 2015)<br />

T+<br />

Sehr giftig<br />

E<br />

Explosionsgefährlich<br />

T<br />

Giftig<br />

F+<br />

Hochentzündlich<br />

Xn<br />

Gesundheitsschädlich<br />

F<br />

Leichtentzündlich<br />

C<br />

Ätzend<br />

O<br />

Brandfördernd<br />

Xi<br />

Reizend<br />

N<br />

Umweltgefährlich<br />

42


Anhang 3<br />

Gefahrenpiktogramme nach GHS<br />

Totenkopf mit<br />

gekreuzten Knochen<br />

Ausrufezeichen<br />

Gesundheitsgefahr<br />

Ätzwirkung Umwelt Gasflasche<br />

Flamme Flamme über einem Kreis Explodierende Bombe<br />

43


Berufsgenossenschaft<br />

Energie Textil Elektro<br />

Medienerzeugnisse<br />

Gustav-Heinemann-Ufer 130<br />

50968 Köln<br />

Telefon 0221 3778-0<br />

Telefax 0221 3778-1199<br />

E-Mail info@bgetem.de<br />

www.bgetem.de<br />

Bestell-Nr. MB 003<br />

4 · 8 (9) · 11 · 11 · 5 – Alle Rechte beim Herausgeber<br />

Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

Bilder: <strong>BG</strong> <strong>ETEM</strong>, Stocko Skin Care, BAuA, Fotolia

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