tag und nacht - Stadtwerke Passau
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Energie der Natur . Biowetter<br />
Lufttemperatur <strong>und</strong><br />
gefühlte Temperatur<br />
stimmen selten überein –<br />
deshalb entwickelte<br />
der Deutsche Wetterdienst<br />
den Klima-<br />
Michel zur besseren<br />
Orientierung für<br />
Wetterfühlige<br />
gen, um den vom Wetterstress geplagten Menschen mit Rat <strong>und</strong> Tat zur<br />
Seite zu stehen. Längst gibt es bei Servicetelefonen, in Zeitungen, im<br />
Fernsehen oder auf Videotext-Tafeln Biowetter-Prognosen <strong>und</strong> Warnungen:<br />
„Norddeutschland. Vorhersage für Diens<strong>tag</strong>: Für Personen mit hohem<br />
Blutdruck besteht eine schwache Neigung zu Herz- <strong>und</strong> Kreislaufbeschwerden<br />
...“. Für das Vorhersagen des Biowetters reicht die bloße<br />
Außentemperatur nicht aus. Wichtiger ist die so genannte gefühlte Temperatur.<br />
Der Deutsche Wetterdienst hat dafür das „Klima-Michel-Modell“<br />
entworfen. „Wir wollen damit mehr erfassen als das, was man als Windchill<br />
kennt.“<br />
toren das Schwanken der menschlichen Energie<br />
<strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heit beeinflussen. Schon<br />
der Ur-Arzt Hippokrates wusste vom Zusammenhang<br />
zwischen Wetter <strong>und</strong> bestimmten<br />
Krankheitsbildern: „Wer die Heilkunst in der<br />
rechten Weise ausüben will, der muss zunächst<br />
die Jahreszeiten in ihrer Wirkung betrachten,<br />
dann die warmen <strong>und</strong> die kalten Winde,<br />
vor allem die, welche für alle Menschen gemeinsam<br />
sind, aber auch die, welche in jedem<br />
einzelnen Lande zu Hause sind.“<br />
❚ Klima-Michel fühlt sich wohl<br />
Beim Klima-Michel handelt es sich um einen virtuellen Durchschnittsdeutschen,<br />
der 1,75 Meter groß ist, männlich <strong>und</strong> 75 Kilo schwer. Er<br />
geht mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern pro St<strong>und</strong>e in der<br />
Ebene spazieren. Für diese Vorgaben wird die gefühlte Temperatur ermittelt<br />
<strong>und</strong> vorhergesagt. Dieser Mustermann des Wetters verspürt<br />
dann je nach Wetterlage Behaglichkeit, Wärmebelastung oder Kältestress<br />
– <strong>und</strong> alle können daran grob erkennen, wie sie sich in den<br />
nächsten Tagen kleiden sollten.<br />
Denn die gefühlte Temperatur weicht häufig erheblich von der reinen<br />
Lufttemperatur ab. Die Wettergestressten können sich mit der Biowetter-<br />
Vorhersage besser auf die tatsächlichen Verhältnisse einstellen. Weitere<br />
ges<strong>und</strong>heitsbezogene Vorhersagen klären über den Pollenflug <strong>und</strong> die<br />
UV-Strahlung auf. Die Mannschaft um Gerd Jendritzky hat mit den Messwerten<br />
der letzten 30 Jahre auch eine Bioklimakarte erarbeitet, die über<br />
das aktuelle Wettergeschehen hinaus Deutschland in Bioklimazonen unterteilt.<br />
Solche Informationen lassen sich zum Beispiel für die Urlaubsgestaltung<br />
oder die Wohnortwahl nutzen. Ein Reizklima wie etwa auf den<br />
ostfriesischen Inseln ist gut für die Stärkung des Immunsystems. Ein<br />
Schonklima ohne Wetterextreme verringert Kreislaufprobleme <strong>und</strong> Kolikgefahr.<br />
Der südliche Taunus oder die Hanglagen unweit großer Flüsse<br />
wie Rhein <strong>und</strong> Donau zählen dazu.<br />
Um bei jedem Wetter fit zu sein, rät Gerd Jendritzky: „Viel Bewegung in<br />
frischer Luft, ausgewogen essen, viel trinken, Wechselduschen <strong>und</strong> regelmäßige<br />
Saunabesuche.“<br />
❚ Atmosphärische Störungen<br />
Die moderne Medizin-Meteorologie unterscheidet<br />
drei Gruppen von Faktoren im Zusammenhang<br />
mit Biowetter. Die thermischen<br />
Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit,<br />
Wind <strong>und</strong> Bewölkung wirken als Wärme- oder<br />
Kältebelastung auf den Organismus ein. Unter<br />
aktinischen Faktoren verstehen die Fachleute<br />
alle biologisch wirksamen Einflüsse der Son-<br />
bewiesen <strong>und</strong> keine Einbildung<br />
nenstrahlung. Licht, UV-Strahlung <strong>und</strong> Infrarot-Strahlung<br />
beeinflussen Psyche <strong>und</strong> Hormonhaushalt.<br />
Und dann sind da noch die lufthygienischen<br />
Faktoren, also alle natürlichen<br />
Luftbeimengungen wie Staub <strong>und</strong> Pollen sowie<br />
die vom Menschen verursachten Schadstoffemissionen,<br />
die dem Immunsystem zusetzen.<br />
Gerd Jendritzky: „Alles zusammen ergibt<br />
einen recht komplexen Wetter-Cocktail, dem<br />
wir ständig ausgesetzt sind.“<br />
❚ Die Biowetterkarte<br />
Doch ausgesetzt heißt nicht ausgeliefert.<br />
Wissenschaftler wie Gerd Jendritzky erforschen<br />
das Biowetter <strong>und</strong> seine Auswirkun-<br />
Mehr Informationen<br />
Viele Bücher <strong>und</strong> Internetseiten informieren r<strong>und</strong> um Biowetter<br />
<strong>und</strong> Bioklima – eine Auswahl:<br />
Broschüre: Das Bioklima in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />
Herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Mit Bioklimakarte<br />
im DIN-A3-Format. Flöttmann Verlag Gütersloh,<br />
ISBN 3-87231-045-3, 14,80 Euro.<br />
Internet: www.dwd.de/de/wir/Geschaeftsfelder/Medizin/<br />
Medizin.htm – umfangreiche Informationen des Deutschen<br />
Wetterdienstes über Biowetter <strong>und</strong> Bioklima<br />
INFO<br />
www.wetter.com Biowetter-Vorhersagen<br />
9 . 2004