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Fotos: zefa Wetterfühligkeit – von der Medizin Menschen im normalen Alltag. Wer unter Wetterempfindlichkeit leidet, trägt ein noch schwereres Los. Immerhin jeder zehnte Bundesbürger ist betroffen. Medizin-Meteorologen sprechen von einer solchen Empfindlichkeit, wenn das Wetter die Symptome einer bestehenden Krankheit auslöst oder verstärkt. Der Medizin-Meteorologe bringt es auf eine griffige Formel: „Wetter macht nicht krank. Aber es kann kranker machen.“ Er erforscht zusammen mit seinen Kollegen, welche Fak- 8 . 2004
Energie der Natur . Biowetter Lufttemperatur und gefühlte Temperatur stimmen selten überein – deshalb entwickelte der Deutsche Wetterdienst den Klima- Michel zur besseren Orientierung für Wetterfühlige gen, um den vom Wetterstress geplagten Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Längst gibt es bei Servicetelefonen, in Zeitungen, im Fernsehen oder auf Videotext-Tafeln Biowetter-Prognosen und Warnungen: „Norddeutschland. Vorhersage für Dienstag: Für Personen mit hohem Blutdruck besteht eine schwache Neigung zu Herz- und Kreislaufbeschwerden ...“. Für das Vorhersagen des Biowetters reicht die bloße Außentemperatur nicht aus. Wichtiger ist die so genannte gefühlte Temperatur. Der Deutsche Wetterdienst hat dafür das „Klima-Michel-Modell“ entworfen. „Wir wollen damit mehr erfassen als das, was man als Windchill kennt.“ toren das Schwanken der menschlichen Energie und der Gesundheit beeinflussen. Schon der Ur-Arzt Hippokrates wusste vom Zusammenhang zwischen Wetter und bestimmten Krankheitsbildern: „Wer die Heilkunst in der rechten Weise ausüben will, der muss zunächst die Jahreszeiten in ihrer Wirkung betrachten, dann die warmen und die kalten Winde, vor allem die, welche für alle Menschen gemeinsam sind, aber auch die, welche in jedem einzelnen Lande zu Hause sind.“ ❚ Klima-Michel fühlt sich wohl Beim Klima-Michel handelt es sich um einen virtuellen Durchschnittsdeutschen, der 1,75 Meter groß ist, männlich und 75 Kilo schwer. Er geht mit einer Geschwindigkeit von vier Kilometern pro Stunde in der Ebene spazieren. Für diese Vorgaben wird die gefühlte Temperatur ermittelt und vorhergesagt. Dieser Mustermann des Wetters verspürt dann je nach Wetterlage Behaglichkeit, Wärmebelastung oder Kältestress – und alle können daran grob erkennen, wie sie sich in den nächsten Tagen kleiden sollten. Denn die gefühlte Temperatur weicht häufig erheblich von der reinen Lufttemperatur ab. Die Wettergestressten können sich mit der Biowetter- Vorhersage besser auf die tatsächlichen Verhältnisse einstellen. Weitere gesundheitsbezogene Vorhersagen klären über den Pollenflug und die UV-Strahlung auf. Die Mannschaft um Gerd Jendritzky hat mit den Messwerten der letzten 30 Jahre auch eine Bioklimakarte erarbeitet, die über das aktuelle Wettergeschehen hinaus Deutschland in Bioklimazonen unterteilt. Solche Informationen lassen sich zum Beispiel für die Urlaubsgestaltung oder die Wohnortwahl nutzen. Ein Reizklima wie etwa auf den ostfriesischen Inseln ist gut für die Stärkung des Immunsystems. Ein Schonklima ohne Wetterextreme verringert Kreislaufprobleme und Kolikgefahr. Der südliche Taunus oder die Hanglagen unweit großer Flüsse wie Rhein und Donau zählen dazu. Um bei jedem Wetter fit zu sein, rät Gerd Jendritzky: „Viel Bewegung in frischer Luft, ausgewogen essen, viel trinken, Wechselduschen und regelmäßige Saunabesuche.“ ❚ Atmosphärische Störungen Die moderne Medizin-Meteorologie unterscheidet drei Gruppen von Faktoren im Zusammenhang mit Biowetter. Die thermischen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Bewölkung wirken als Wärme- oder Kältebelastung auf den Organismus ein. Unter aktinischen Faktoren verstehen die Fachleute alle biologisch wirksamen Einflüsse der Son- bewiesen und keine Einbildung nenstrahlung. Licht, UV-Strahlung und Infrarot-Strahlung beeinflussen Psyche und Hormonhaushalt. Und dann sind da noch die lufthygienischen Faktoren, also alle natürlichen Luftbeimengungen wie Staub und Pollen sowie die vom Menschen verursachten Schadstoffemissionen, die dem Immunsystem zusetzen. Gerd Jendritzky: „Alles zusammen ergibt einen recht komplexen Wetter-Cocktail, dem wir ständig ausgesetzt sind.“ ❚ Die Biowetterkarte Doch ausgesetzt heißt nicht ausgeliefert. Wissenschaftler wie Gerd Jendritzky erforschen das Biowetter und seine Auswirkun- Mehr Informationen Viele Bücher und Internetseiten informieren rund um Biowetter und Bioklima – eine Auswahl: Broschüre: Das Bioklima in der Bundesrepublik Deutschland. Herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Mit Bioklimakarte im DIN-A3-Format. Flöttmann Verlag Gütersloh, ISBN 3-87231-045-3, 14,80 Euro. Internet: www.dwd.de/de/wir/Geschaeftsfelder/Medizin/ Medizin.htm – umfangreiche Informationen des Deutschen Wetterdienstes über Biowetter und Bioklima INFO www.wetter.com Biowetter-Vorhersagen 9 . 2004
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